Wer braucht schon Psychologie?! von Niemue (Andrew und Nuka) ================================================================================ Kapitel 11: Abendessen Nummer 2 ------------------------------- Abendessen Nummer 2 Sonnenschein weckte Andrew auf. Er seufzte auf und lächelte leicht. Es war so schön warm um ihn herum. Und es roch so gut. Würzig, nach Tabak und nach... Er gab es auf herauszufinden, was da noch war. Jedenfalls war es irgendwie...süßlich. Etwas Warmes kitzelte sein Gesicht. Ein Lufthauch. Blinzelnd öffnete er die Augen. Der Schock. Nukas Gesicht war direkt vor seinem. /Gott! Habe ich mich erschreckt! Warum...?/ Ihm fiel es wie Schuppen von den Augen. Alles fiel ihm wieder ein. Sein Fieber. Der Streit. Sein Nervenzusammenbruch. Wie er zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart nicht mehr unterscheiden konnte. /Es ist noch früh...Ich sollte Nuka nicht aufwecken.../ Andrew blieb liegen. Er dachte nach. Nuka hatte einen großen Einfluss auf ihn. Das merkte er jeden Tag. Ob dieser Einfluss positiv oder negativ war; das konnte er nicht feststellen. Fest stand, dass Nuka ihn aufwühlte und durcheinander brachte, mit seiner Art, seinem Handeln und seiner bloßen Anwesenheit. /Vielleicht ist es ganz gut, dass er da ist und die Vergangenheit wieder ausgräbt...Wie war das mit dem schlafenden Hund, der aufwachen und leben sollte?!/ Andrew schüttelte den Kopf. /Am Besten schlafe ich noch etwas...Dann wecke ich Nuka auch nicht auf.../ Doch Andrew konnte nicht mehr schlafen. Er hatte 2 Tage durchgeschlafen. Sein Fieber war ganz verschwunden und er fühlte sich ausgeruht und einigermaßen gesund. /Dann stehe ich eben auf und mache mir einen Kaffee...Ich kann jetzt eh nicht frühstücken.../ Vorsichtig löste er sich aus Nukas Umarmung und wand sich aus der Decke, in die er eingehüllt war. Nuka hatte mit freiem Oberkörper geschlafen und vollkommen ohne Decke. Er hatte sich bestimmt einen Zug geholt. /Das gibt Verspannungen.../ Die Decke breitete er fürsorglich über den selig Schlafenden aus. Er schlich leise auf den Flur. Robs Zimmertür war nur angelehnt. Ein blasser Lichtschein fiel durch den Spalt auf den Teppich. /Ist er noch wach?! Wir müssten ungefähr schon 7 Uhr morgens haben!/ Mit einer strengen Miene schob er die Tür auf. Er wollte gerade etwas Belehrendes sagen, als er sah, dass Rob doch schlief. Er war über einem Buch eingeschlafen. Natürlich hatte er das Licht angelassen. /Er ist so lieb...Ich habe ihn gar nicht verdient.../ Andrews Blick verdunkelte sich. /Vielleicht war es nicht gut, dass ich ihn von Vater, aus seiner gewohnten Umgebung, seinem Zuhause, weggerissen habe...Da hätte er wenigstens eine gute, abgesicherte Schulausbildung. Es ist fraglich, ob ich später das Geld zusammenkriegen werde, damit er studieren gehen kann.../ Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Andrew zuckte zusammen und fuhr ein wenig zur Seite. /Gott! Hab ich mich erschreckt!/ Nuka sah ihn besorgt und verdammt verschlafen mit unordentlichen, verwuschelten Haaren an. "Warum bist du aufgewacht? Ich war doch ganz leise..." "Ich habe deine Wärme nicht mehr gespürt...Hattest du wieder einen Albtraum?" Andrew schüttelte den Kopf. Er war dankbar für seine Sorge. Es tat gut, wenn man wusste, dass sich jemand um einen sorgte. "Ich bin nur nicht mehr müde..." Sie schwiegen sich an. Andrew betrachtete weiter Rob, versuchte seinen Patienten zu ignorieren. Dies gelang ihm nur schwer, da Nuka nämlich beruhigend über seinen Rücken strich. "Was ist los, Andrew? Du siehst so bedrückt aus..." Der Psychologe schüttelte nur den Kopf. "Es ist nichts...nur..." Andrew seufzte auf und lehnte sich gegen Nuka, der ihn verwundert von der Seite anblickte. Andrew schloss seine Augen. Sollte er es sagen? Nukas Worte bei ihrem Streit drängten sich in seinen Kopf. "Ich..." /Ich will nicht mehr scheu sein! Mach schon!/ "Ich denke, ich bin ein schlechter Vaterersatz und Rob wäre in einer Pflegefamilie oder beim Jugendamt besser aufgehoben." "Du spinnst! Das stimmt nicht. Du bist ein guter Vaterersatz!" Andrew schüttelte den Kopf. "Nein. Ich...Du hattest Recht damit, dass ich nicht nur uns beiden vieles erleichtern würde, wenn ich nicht so gefühllos wäre...Ich habe langsam das Gefühl, dass ich meinem Vater immer ähnlicher werde...Er war auch immer kalt und ohne Emotionen..." "Quatsch!" Nuka winkte ab und schob ihn weiter in die Küche auf einen der Stühle. "Komm, jetzt frühstücken wir erst einmal ganz in Ruhe!" Andrew seufzte auf und ließ zu, dass Nuka ihm eine Tasse Kaffee vor die Nase stellte. "Du solltest nicht so hart zu dir sein! Das, was ich dir gesagt habe...Das war alles nicht so gemeint..." Andrew schüttelte den Kopf und unterbrach Nuka. "Nein, du hattest Recht. Ich bin wirklich ein Selbstanlüger und scheu und all das..." Nuka wollte etwas sagen, doch Andrew schüttelte den Kopf. Wieder herrschte Stille zwischen ihnen. "Ich mache das Frühstück, Andrew..." Nuka sah sich lächelnd in seiner Wohnung um. Vor zwei Tagen war er wieder aus Colorado von dem Gerichtstermin zurückgekommen. Und nun, wo er wusste, dass er von jetzt an, so lange er wollte, in dieser Wohnung bleiben konnte, ohne irgendwann wieder im Gefängnis zu landen, hatte er es endlich geschafft etwas Farbe in die Wohnung zu bringen. An die Wand, an der normalerweise sein altes Sofa stand, hatte er einen Hai mit einem weit aufgerissenen Maul gemalt. Das gleich Motiv wie seine Tätowierung, die er sich mit 17 hatte machen lassen. Jetzt musste nur noch die Farbe trocknen, dann konnte das Sofa wieder an seinen alten Platz geschoben werden. Das Schrillen der Klingel ließ ihn entnervt aufseufzen. /Wer ist das denn jetzt schon wieder?!/ Er trat an die Tür und blickte durch den Spion. Ein erfreutes Lächeln legte sich auf seine Züge. /Andrew!/ Der Russe riss regelrecht die Tür auf. "Hi, Darling! Was machst du denn hier?!" Andrew lächelte leicht und hob eine Einkaufstüte hoch. "Weil du mir ja voriges Mal so etwas Leckeres gekocht hast, dachte ich, ich könnte dir auch etwas kochen." Nuka durchschaute ihn. Er grinste breit. "Rob ist nicht da oder?!" Andrew entgleisten die Gesichtszüge. Für einen Moment sah er vollkommen ertappt aus. Doch er fing sich wieder und rettete sich mit einem verlegenen Lächeln. "Ich...Nun es stimmt, Rob ist nicht da. Und deshalb habe ich ja Zeit zu kommen. Normalerweise..." Nuka seufzte, drehte sich einfach um und ging ins Wohnzimmer. Andrew verstummte augenblicklich. Er hörte wie die Wohnungstür ins Schloss fiel und Andrews Schritte, die zu erst in die Küche gingen -vermutlich um die Einkäufe wegzustellen- und ihm dann folgten. "Du immer mit deinen Ausreden. Warum sagst du nicht einfach direkt, dass du unten in deiner großen Wohnung einsam warst?! Ich reiße dir deshalb schon nicht den Kopf ab." Andrew zuckte die Schultern und betrachtete seine Schuhe. "Ich weiß nicht. Das ist so eine Angewohnheit. Bei meinem Vater wurde ich nie gefragt, warum ich mich gerade so verhalte oder, ob es mir gut geht. Ich bin das einfach nicht gewohnt, das zu sagen, was ich denke." "Schon ok...Ich ärgere mich da nur oft drüber. Ich bin es auch nicht gewohnt. Ich kann da nicht so richtig mit umgehen." Andrew nickte und blieb mitten im Wohnzimmer stehen. Er sah ein wenig verloren aus. "Bleib mal genau so stehen, bitte." Andrew runzelte die Stirn und sah Nuka verwirrt an. "Wieso?" Der Russe drehte sich um und bückte sich. Ein Fotoapparat lag auf dem Boden. So dass Andrew nichts erkennen konnte, erhob sich Nuka. Im nächsten Moment fuhr er herum, visierte Andrew an und betätigte den Auslöser. "Boah, Nuka! Was soll das?! Darauf war ich gar nicht vorbereitet! Das nächste Mal warnst du mich vor!" "Ok! Jetzt!" Nuka drückte wieder auf den Knopf. Andrew blickte überrascht. Nuka beobachtete mit einem breiten, mit sich zufriedenen Grinsen wie Andrews Gesichtsfarbe von einem normalen zu einem fleckigen und dann zu einem durchgehend roten Ton wechselte. "Verdammt, Nuka! Was habe ich denn gerade gesagt?!" Nuka ließ sich prustend aufs Sofa fallen. Er brauchte lange, bis er sich wieder beruhigt hatte. Andrew jedoch sah ihn immer noch wütend an. Nuka kicherte leise und schüttelte seinen Kopf. "Diese Flecken! Du hast schon wieder diese Flecken! Du solltest dich nicht so aufregen! Ich habe dich doch vorgewarnt!" Andrew verzog ein wenig genervt den Mund. "Das war gar nicht richtig! Du meinst doch nicht, dass mich das in irgendeiner Weise vorbereitet hat! Ich habe bestimmt geblinzelt!" Nuka grinste. Ihm fiel natürlich sofort eine freche Antwort ein. "Keine Angst, Darling, das nächste Mal bereitete ich dich ganz gründlich und zärtlich vor!" Er hatte erreicht, was er erreichen wollte. Andrew wurde rot wie eine Tomate. Natürlich brach der Russe in Gelächter aus. Andrew blieb stumm und setzte sich neben den kichernden Kerl. "Du bist albern." Das war sein einziger Kommentar. Nuka grinste daraufhin nur als Antwort. Sie saßen mal wieder stumm nebeneinander. "Warum hast du eigentlich einen Fotoapparat hier?" Andrew hatte sich wieder gefangen. Nuka zeigte hinter sich auf das Bild auf der Wand. "Ich hatte vor, das zu fotografieren und zu einer Firma zu schicken, vielleicht stellen sie mich ja ein." "Das habe ich ja noch gar nicht gesehen! Das hast du gemalt?!" Nuka begann wieder zu lachen. "Tja, du hattest nur Augen für mich, stimmt's?!" Andrew lief abermals rot an. "Da! Schon wieder!" Nuka hielt sich den Bauch vor Lachen. "Diese Flecken sind einfach zu knuffig!" "Ach, halt den Mund!" Nukas Grinsen wurde zu einem Strahlen. Andrew lächelte ihn verlegen an. Vielleicht fand er Nukas Witze ja doch gut?! Im nächsten Moment schien Andrew etwas einzufallen. Er nahm Nuka die Kamera aus der Hand und besah sie sich. "Was suchst du?" "Den Selbstauslöser. Mir ist gerade aufgefallen, dass wir noch gar kein Bild von uns haben...Ähm..." Auf Nukas Gesicht breitete sich ein Grinsen aus, als sich wieder eine ziemliche Röte auf Andrews Gesicht schlich. Der Russe sah genau, wie sein Psychologe verzweifelt nach einer Ausrede suchte, die seinen *Versprecher* hätte erklären können. "Also ich habe ein Photoalbum für meine Patienten...und..." Nuka grinste ihn an. Ihm war schon wieder eine neue *Gemeinheit* in den Sinn gekommen. Wahrscheinlich konnte man ihm das auch ansehen. "Na gut! Warte einen Moment!" Er stellte den Photoapparat so auf den gegenüberliegenden Sessel, dass sie beide auf dem Sofa sitzend gut zu sehen waren. Er drückte den Selbstauslöser, den Andrew nicht gefunden hatte. "Der macht 3 Bilder im Abstand von einer Minute." Nuka ließ sich unverzüglich neben Andrew aufs Sofa fallen und legte ihm noch nur den Arm um die Schultern. Noch nur den Arm. Es blitzte. Das 1. Photo. Nuka grinste plötzlich breit. Jetzt würde er seine Idee *verwirklichen*. Er nahm Andrews Gesicht in seine Hände und presste seine Lippen auf die des anderen. Der Russe spürte sofort wie Andrew sich verspannte und seine Hände zur Abwehr gegen seine Brust stemmte. Doch das ließ ihn nur gegen die anderen Lippen grinsen. /Wart's ab, Darling! Dich krieg ich noch!/ Nukas Hände fuhren zum Nacken, damit Andrew so verharrte. Seine Linke strich über den schlanken, -durch den Stoff fühlbar- vernarbten Rücken und schoben Nukas *Opfer* noch näher an ihn heran. Dann ein Gedanke, der ihn wieder grinsen ließ. Er beließ es nicht bei dem einfachen Kuss. Diesmal nicht. Vorsichtig stupste er mit seiner Zungenspitze gegen Andrews Lippen und bat um Einlass. Zu seiner großen Verwunderung bekam er ihn sogar. Er konnte sich ein Seufzen nicht verkneifen, als er in die Mundhöhle eindrang und Andrew endlich richtig schmecken konnte. Er schmeckte leicht nach Kaffee. /Endlich.../ Nuka zuckte verwundert zusammen, als er feststellte, dass sich der Psychologe in seinen Armen entspannte. Die schmalen Hände krallten sich in sein T-Shirt. Nuka lockerte den Griff um Andrews Nacken und fuhr mit seiner Hand zu dessen Taille um ihn noch etwas näher zu ziehen. Ihre Oberkörper berührten sich. Nuka war wie überfahren, als sich Andrews Zunge regte und sanft über seine strich. Eine Einladung! Das war eine Einladung! /Gott...Ich glaube, ich habe Halluzinationen! Und dabei habe ich heute noch keinen Tropfen Alkohol angerührt! Scheiße! Woher kommt das auf einmal?!/ Jedoch konnte Nuka die Einladung nicht annehmen. Ihm ging die Luft aus. Lächelnd löste Nuka sich von Andrew, hauchte einen kleinen Kuss auf die Lippen des anderen. /So weich.../ Andrew war rot angelaufen. Doch er lächelte dabei sogar leicht. Wieder blitzte die Kamera. "Woher kommt denn dieser Gedankenumschwung?" Andrew seufzte und schlug die Augen nieder. "Ich hab auch keine Ahnung...Ich..." Im nächsten Moment sprang er auf. Er sah verdammt verwirrt und erschrocken aus. "Ich sollte gehen!" Andrew war schon halb aus der Tür. Er wusste selbst nicht, warum er das nun tat, warum er das eben getan hatte...Eigentlich hatte er doch nur vorgehabt mit Nuka einen angenehmen, ruhigen Abend zu verbringen! Er sollte nicht hier sein. Es war ihm nicht vergönnt sich in Nukas Anwesenheit gut zu fühlen. Irgendwie fühlte er sich schuldig, weil er Nukas Kuss erwidert hatte. Wem genau er etwas schuldete, wusste er selbst nicht. Vielleicht Ron...? Nuka erreichte ihn und zog ihn an seine Brust. So wie er es immer tat. Irgendwie beschlich Andrew das Gefühl, dass Nuka nicht gerne, während sie redeten, in sein Gesicht sah. /Vielleicht verunsichert ihn das...?/ "Du kannst nicht einfach gehen! Wer kocht mir denn dann mein wohlverdientes Abendessen?!" Andrew konnte sein Lächeln nicht unterdrücken. Typisch Nuka. Er gab auf. Es würde schon nicht so schlimm werden. Er würde seine Angst und das Unwohlsein unter Kontrolle halten können. "Ok..." Nuka drehte ihn in seinen Armen um und lehnte seine Stirn an Andrews. Sanft wurde der Psychologe aus grünen, schönen Augen angeblickt. "Du bist ein süßer, kleiner Fratz, weißt du das?!" Andrew musste grinsen. Es war das erste Mal, dass er richtig grinste. Doch dann erinnerte er sich an den eigentlichen Grund für sein Kommen. "Ich sollte Essen machen." Nuka schüttelte seinen Kopf. "Essen machen wir gleich zusammen. Wir setzen uns noch etwas aufs Sofa." Nuka ging rückwärts, zog Andrew dabei mit sich und setzte sich hin. Der Psychologe blieb einen Moment unschlüssig vor Nuka stehen. /Was soll's.../ Mit einem sachten Lächeln ließ er sich nah neben Nuka nieder und ließ sogar zu, dass der Russe ihn an seine Schulter zog. Er konnte sogar seinen Kopf an Nukas Schulter lehnen, ohne dass ihn die Angst überkam. "Du bist so zutraulich heute...Woran liegt das?" Andrew schloss seine Augen und genoss das vorsichtige Streicheln von Nukas Hand, die sich auf seine Schulter gelegt hatte. Ein angenehmes Gefühl. Ein Gefühl, nach dem er sich schon lange gesehnt hatte. Ein Gefühl der Geborgenheit. Andrew seufzte auf und öffnete seine Augen wieder. Das Gefühl vermittelte ihm Vertrauen. Vertrauen, das er gut gebrauchen konnte. Andrew wollte Klarheit. Er musste sich mit Nuka unterhalten. "Ich habe über deine Worte nachgedacht..." "Dass du scheu und verklemmt bist?! Vergiss das...Ich denke, ich war nur sauer, dass ich dich nicht rumkriegen konnte oder so etwas..." Andrew schüttelte den Kopf. "Nein...das mit dem Selbstanlüger. Du hattest Recht und...ich will nicht mehr lügen..." Andrew starrte den schwarzen, toten Fernseher an. Er wusste genau, dass Nuka ihn beobachtete. Es machte ihn nervös. Er fühlte sich regelrecht durchlöchert, nackt und bloß gestellt. "Du hast dich also die ganze Zeit lang, in der du etwas mit mir zu tun hattest, angelogen?" Andrew seufzte und blickte den Russen an. Ein warmer, leicht besorgter Blick antwortete ihm, gab ihm Sicherheit. Solche Blicke hatte er schon lange vermisst. "So könnte man das sagen...ja..." "Dann hast du dir jetzt endlich eingestanden, dass du...?" Andrew schüttelte leicht lächelnd den Kopf. /Ich habe mir noch gar nichts eingestanden...Ich bin immer noch total verwirrt.../ Er war verwirrt. Er kannte Nuka erst seit ein paar Monaten. Langsam aber sicher wusste sie nicht mehr, was sie denken sollte. Nukas ständige Annäherungen und Bedrängungen machten sie nervös und verstörten sie. Niemand hatte ihr bis jetzt so ,den Hof gemacht'. Sie wusste doch überhaupt nicht, worauf es in einer Beziehung ankam und es stand fest, dass Nuka eine Beziehung wollte. Wenn er nur das eine von ihr wollte, könnte er sich auch jemand anderen nehmen. Andrew war sich sicher, dass er keine Probleme bei seiner Suche hätte. /Aber die Sache mit meinem Bruder...das war doch eine Beziehung oder nicht...? Aber er hat mich mit Vater alleingelassen...Dabei wusste er, was mit mir geschehen würde.../ Andrew schüttelte den Gedanken ab. Sie hatte jetzt keinen Nerv über Rons Verrat nachzudenken. /Nuka...Was empfinde ich für ihn?/ Andrew seufzte und schüttelte den Kopf. Darauf hatte er noch keine Antwort. Aber er würde nach einer suchen. "Ich weiß noch nicht, was ich mir eingestehen soll..." Nukas Streicheln auf seiner Schulter hielt inne. "Ist schon ok...Wahrscheinlich ist das noch ein wenig viel verlangt...Ich sollte geduldig sein..." Andrew nickte und lächelte leicht. Nuka war so verständnisvoll. /Er ist jetzt vielleicht enttäuscht...meint er es etwa wirklich ernst? Was war eigentlich mit Jonas? Sie haben sich geküsst.../ "Nuka...Ich muss etwas wissen..." "Was denn?" "Die Sache mit Jonas..." Nukas Lachen unterbrach ihn. "Das war nicht ernst gemeint. Das habe ich nur gemacht, um..." Der Russe stockte. "Um was?" Andrew sah seinen Patienten mit gerunzelter Stirn an. Ein Lächeln breitete sich auf Nukas Gesicht aus. "Na ja...Um dich eifersüchtig zu machen...Und das ist mir ja gelungen oder, Darling?! Es tut mir Leid, dass ich diesen miesen Trick angewendet habe, aber...mir fiel nichts anderes mehr ein..." Andrew wurde wieder leicht rot. Er konnte sich noch daran erinnern, wie er sich aufgeführt hatte, als er Jonas und Nuka das zweite Mal beim Küssen erwischt hatte. Kein angenehmes Gefühl. Er hatte das Bild noch lange vor Augen gehabt. Doch das hatte er sich damals nicht eingestehen können. Jetzt schon. Jedoch gab es da noch etwas. "Ich...Was findest du an mir?" "Was findet wohl ein manipulierender, böser Bastard wie ich an so einem süßen, unschuldigen Engel, wie du einer bist?!" Andrew presste seine Lippen zu einer dünnen Linie zusammen und erhob sich. Irgendwie reizte ihn Nukas Art. Seine unbekümmerte Art. Er war immer so ungezwungen. Andrew im Gegenteil war verkrampft und ernst in allem, was er tat. Das brachte ihn unglaublich auf. "Ich merke schon, dass man mit dir nicht darüber reden kann. Am Besten mache ich jetzt wirklich das Abendessen." Nuka sagte nichts. Er stand nur auch auf und folgte ihm, blieb im Türrahmen zur Küche stehen. Andrew fühlte sich mehr als nur ein bisschen beobachtet. /Egal...Was brauche ich...?/ Er stellte die Einkaufstüte auf den Küchentisch und packte das aus, was er eingekauft hatte. Er wollte Steak mir Kartoffeln, Gemüse und Salat machen. Andrews heimliches Leibgericht. Er überprüfte gerade, ob der Salat frisch war, da trat Nuka ganz nah hinter ihn und legt die Arme um seine Taille. Andrew spürte seinen warmen Atem in seinem Nacken. "Ich mag es, dass du so widersprüchlich bist...Freundlich und böse, ruhig und temperamentvoll, fürsorglich und gedankenlos, ziellos und strikt... einfach...du halt...einfach Andrew...Das Einzige, das mich an dir stört ist das Ängstliche..." Andrew hatte seine Augen geschlossen. Er hatte ihm aufmerksam zugehört. Und war jetzt wirklich sprachlos. /Ich bin...widersprüchlich?!/ Nuka drehte ihn in seinen Armen um. Andrew behielt die Augen geschlossen. Deshalb überraschte es ihn auch ein wenig, als er warme, samtweiche Lippen auf seinen spürte, die sich sanft auf ihn drückten. Nukas Hände strichen von seiner Hüfte bis zu seinen Schultern hinauf und streichelten dann seinen Nacken. Andrew seufzte auf und erwiderte den zarten Kuss, bewegte seine Lippen gegen Nukas. Seine Arme legten sich um den Hals seines Patienten und zogen ihn näher. Nuka vertiefte den Kuss und tauchte mit seiner Zunge in seinen Mund ein. Irgendwo im Wohnhaus fiel eine Tür mit einem durchdringenden, lauten Knallen zu. Es hörte sich an, als wäre es in ihrer Etage. Das brachte Andrew wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Verschreckt vergrub er seinen Kopf in Nukas Halsbeuge und presste seine geschlossenen Augen gegen die weiche Haut an Nukas Hals. /Was habe ich gemacht?! Ich habe ihn geküsst und...es war schön...?/ Ein angenehmer, fast betörender Duft stieg ihm in die Nase. Ein Duft, den er schon kannte. Er ging eindeutig von Nuka aus. Tabak, ein leichter Geruch von würzigen Kräutern und...dieses andere...Andrew erkannte es mit einem Mal. Es war Zimt. Ganz eindeutig Zimt. "Andrew...?" Andrew löste sich leicht von der warmen Brust des anderen. /Es ist alles.../ "...so kompliziert..." "Ich weiß..." Andrew seufzte schwer auf. Er hatte keine Kraft mehr. Keine Kraft mehr, um sich um alles zu kümmern. Keine Kraft mehr, um über diese ganze dumme Liebesgeschichte nachzudenken. Keine Kraft mehr, um auf Nukas Anwesenheit misstrauisch oder ablehnend zu reagieren. /...nachdenken.../ Andrew wand sich völlig aus Nukas sanftem Griff. "Ich mache das Essen. Du könntest ja vielleicht schon den Tisch decken...vielleicht...Ich muss einfach ein bisschen arbeiten und...alleine sein...Ok?" Nuka lächelte ihn zärtlich und warm an. "Tu, was immer uns weiterbringt. Ich will nicht, dass du dich jetzt für irgendetwas entscheidest oder dass du dich festlegst...aber ich...ich will endlich Gewissheit...und...ach, vergiss das...bis gleich..." Nuka gab ihm einen kurzen, aber sanften Kuss auf den Mund, versorgte sich mit Geschirr und trag alles ins Wohnzimmer, in dem etwas abseits der Esstisch stand, den er decken wollte. Jetzt war Andrew allein. Allein und ziemlich einsam. Nur seine von Nukas Kuss angenehm brennenden und prickelnden Lippen, die ihm fremdartig und doch vertraut erschienen, lenkten ihn ein wenig davon ab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)