Grausame Gefühle von Chiko-chan (Seth x Atemu) ================================================================================ Kapitel 1: ein Schicksalsweg ---------------------------- Titel: grausame Gefühle Serie: Yu-Gi-Oh Genre: Shônen Ai / Yaoi, Lemon / Lime, Romantik, Drama Teil: 1/? Pairing: Atemu x Seth Warnings: Shônen Ai/Yaoi, das schließt auch Lemon und Lime ein, Pain, Angst, wahrscheinlich auch Death Email: corrie-hanne@t-online.de Disclaimer: Wenn sie doch nur mir gehören würden. *in träumen versink* Aber, ach, leider sind sie es nicht. Die Welt ist grausam. T_T Kommentar: Ich glaub ich habe zu viele Atemu x Seth FFs gelesen. Denn jetzt will ich doch tatsächlich eine Yu-Gi-Oh FF schreiben. Ob das gut geht? Und das erste mal habe ich zwei FFs parallel laufen. Dabei sollte ich doch lieber erste meine Wish Story zuende schreiben. Das kann jetzt also noch etwas dauern. Oder auch etwas mehr. Ich hab eigentlich noch gar keinen Plan, wie die Handlung aussehen soll. Hab nur einen groben Leidfaden. Wer Ideen hat, der kann sie mir gerne vorschlagen. ^-^ Wenn ihr 'ne richtige Stimmung haben wollte, das solltet ihr beim Lesen den 2. Soundtrack von "Herr der Ringe" (die zweit Türme) laufen lassen. Ich hab diesen Teil nämlich beim Hören dieser CD geschrieben. Derpasst wirklich super. Aber genug der schönen Worte. Viel Spaß beim Lesen. Chiko Legende: "....." - sprechen '.....'- denken Teil 1 - ein Schicksalsweg "NEIN! MAMA! PAPA!" Mit aller Mühe wehrte sich die junge Gestalt gegen die starken Arme der Soldaten. Gepackt an seinen Oberarmen zogen sie den schwachen Körper hinter sich her. Dabei gingen sie nicht gerade zimperlich mit den Jungen um und die festen Handgriffe zeigten schon jetzt ihre Spuren. Verzweifelt versuchte sich der braunhaarige Junge zu befreien. Seine Arme loszureisen und von ihnen zurück zu seinen Eltern zu laufen. Doch die Soldaten hinderten in mühelos daran. "BITTE, ICH WILL NICHT!" Mit einem flehendem Ausdruck in seinen Augen drehte er den Kopf nach hinten. Zurück zu seinen Eltern, die dort von Wachen umschlossen standen, und nur zusehen konnten, wie ihr Kind von den Soldaten des Priesters mitgenommen wurde. "ICH WILL BEI EUCH BLEIBEN!" Die Tränen hatten sich schon längst einen Weg hinaus in die Kälte gesucht. Obwohl es Nacht war konnte man die salzige Flüssigkeit deutlich erkennen. Die Fackeln der restlichen Wachen und Soldaten schimmerten das Gesicht des Jungen in tiefes orange. Dadurch wirkte es noch mehr gepeinigt und zerrissen. Deutlich konnte man in den Augen den Schmerz der Trennung erkennen. Dieses tiefe Gefühl von jenen weggerissen zu werden, die einem das Leben gaben, es hegten und pflegten und nun doch nur zu sehen konnten, wie ihnen das Liebste entwendet wurde. Durch Zufall und viel Glück gelang es seiner Mutter durch die Barriere von Wachen zu gelangen. Mit Tränen in ihren Augen lief sie auf ihren verschleppten Sohn zu. Ein kleiner Hoffungsschimmer erglühte in den Augen des Braunhaarigen. Sie würde ihn Retten kommen. Sie würde ihn zurück holen. Ihn davor bewahren diese grausame Weihe zu empfangen. Doch mit einem Wahl war jedwede Hoffnung mit einem Sperr zerstoßen. Einer der Wachleute folgte seinem Befehl den Jungen unter allen Umständen in den Tempel zu bringen, und stach ohne Barmherzigkeit auf die verzweifelte Mutter ein. Der Stab bohrte sich tief in ihr Herz, und wäre es nicht schon so von Schmerz getränkt, wäre es ihr größtes Leid gewesen. Hilflos musste ihr Sohn zusehen, wie sie vor seinen Augen starb. Nein. Wie sie vor seinen Augen ermordet wurde. "MUTTER! NEIN!" Die Tränen in seinen Augen nahmen Überhang. Wie abertausend Flüsse aus salzigem Wasser flossen sie über sein Gesicht. Der tiefe Schmerz über den Verlust jenen geliebten Menschen, verzerrten sein Gesicht schmerzlich. Er konnte sehen, wie sein Vater auf seine Knie zusammenbrach und in den sandigen Boden fiel. Ohne auf die Gefühle des Jungen Rücksicht zu nehmen, fuhren die Soldaten mit ihrem Befehl fort. Kaltblütig ließen sie seine Eltern zurück. Seine Kraft ließ nach. Er konnte sich nicht mehr wehren. Zu viel Schmerz und Trauer mischte sich zwischen seine Kraft und ließen sie den Tränen weichen. Warum tat man ihm das an? Was hatte er verbrochen, dass man ihm so etwas antat? Welches Verbrechen hatte er sich schuldig gemacht? Er verstand es nicht. Nie würde er diese grausamen Menschen verstehen, die einem so etwas im Namen Gottes antaten. Unter Tränen wurde er in den Tempel gebracht. Mühelos konnten die Männer, die ihn immer noch wie ein Stück Vieh hinter sich herschleiften, dorthin geleiten. Der Tempel war einer der größten im Lande. Seine Einrichtung war edel und der Bau hatte unzählige Gelder und Leben gekostet. Meist gaben Sklaven hier Leben für dieses Bauwerk hin. Versklavte Bauern und Bürger aus Kriegsländern, aber auch jene die in den Ruin geraten waren. Hier hatte der Hohepriester seinen Wohnsitz. Er unterstand Gott und leitete seinen Willen an die Menschen und das Volk weiter. Aber er unterstand auch dem Pharao. Dem von Gotte gesegnetem Kind, das Land zu regieren und zu leiten. Grob wurde der braunhaarige Junge auf den kalten Boden geworfen. Unachtsam ließen die Männer ihn liegen. Noch immer krümmte sich der junge Körper unter dem erlittenen Schmerz. Noch immer quollen die Tränen aus seinen Augen. Nur verschwommen konnte er seine Umgebung wahrnehmen, da ihm ein Schleier vor Augen die Sicht nahm. Doch vor sich konnte er eine Treppe erkennen. Mühevoll richtete er sich auf und blickte nach oben. Dort oben stand jener Mann, der für sein Erscheinen hier verantwortlich war. Der dafür gesorgt hatte, dass er seiner Familie entrissen wurde. Der Mann, der den Tod seiner Mutter zu verantworten hatte. Jener Mensch, der Gott diente und so schreckliche Dinge tat. Der Hohepriester. Auch wenn er ihn nicht vollends erkennen konnte, auch wenn ihn der innere Schmerz noch peinigte, so mischte sich doch der unbändige Hass gegen diese Person in seine Augen. Diesem Mann würde er niemals vergeben. Weder vor dem Pharao, noch vor Gott selbst. "Ich sehe schon." Die dunkle und zugleich bedrohliche Stimme bohrte sich in den Kopf des Braunhaarigen. Sein Blick festige sich jetzt noch intensiver an die Person, die vor ihm auf der obersten Stufe der Treppe stand. "Mit dir werden wir noch einige Probleme haben." Ein leises Knurren stieß der Junge von sich. Jedoch so leise, dass niemand es im Raum mitbekam. Er fühlte in seinem Innersten regelrecht die Stimme, die ihm zurief, er solle diesen Mann aus ganzem Herzen hassen. Ihn sein Leben lang nicht vergessen. Und diese Stimme sehnte sich nach Rache, nach Vergeltung. Für alles was ihm angetan wurde. "In deinen Augen erkennt man den Stolz. Du wirst dich wehren." Der Hohepriester trat von der obersten Stufe herab und stiegt die Treppe hinunter. Er sah in diese tiefen einsblauen Augen, die von Kampfesgeist nur so durchzogen waren. Ja. Es waren diese Augen, die ihm seine Vorahnung bestätigten. "Aber du wirst dein Erbe trotzdem antreten." Mit einem leicht verwunderten Blick sah der braunhaarige Junge, den Mann, der nun vor ihm stand an. Den Sinn seiner Worte verstand er nicht. Er hatte kein Erbe, dass er anzutreten hatte. "Du wirst mein Nachfolger. Der Hohepriester der zukünftigen Generation. Hier in diesem Tempel wirst du erzogen und gelehrt." Ein zorniger Blick traf die große Gestalt. "Nein. Nie im Leben. Ich werde mich nicht unterwerfen." Ein Grinsen seines Gegenübers war die Antwort. Wie konnte es dieser Mann wagen, ihn als seinen Nachfolger zu bezeichnen? Er hatte doch nichts gemein mit diesem Menschen. "Oh doch. Das wirst du." Die Augen des Jungen weiteten sich, als er die tief dunklen Augen des Hohepriesters vernahm. Sie waren furcheinflössend und von Grausamkeit durchtränkt. "Denn es liegt dir im Blut. Seth." Der Junge riss seine Augen geschockt auf. Woher kannte dieser Mann seinen Namen? Und wie er ihn aussprach. Mit so viel Betonung, mit so viel Wagemut. Ja. Dieser Mann barg die Dunkelheit in sich, und er würde sie zeigen. Sein grausames dunkles Wesen, dass in ihm schlummerte. Seth spürte, wie die Angst in ihm aufkam, als er an die Zukunft dachte. Er würde unter diesem Menschen leiden, das wusste er. Er würde ihn demütigen, ihm seiner Würde und seinem Stolzes berauben. Das stand deutlich in seinen Augen geschrieben. Der Hohepriester hob seine rechte Hand und sogleich kamen 2 Soldaten auf sie zu. "Bringt in weg." Die beiden Männer packten den Jungen unsanft an den Oberarmen und führten ihn aus den Raum. Ein letztes Mal bevor sich die Tür zu jenem Zimmer schloss, in dem er sich soeben befunden hatte, drehte Seth sich noch einmal um. Mit entgeisterten Augen vernahm er, wie sich die starren Lippen zu einem fiesen Grinsen formten und die Augen ihm wissend hinterher blickten. Ja. Dieser Mann war von Grund auf böse. Ein harter Schlag mit der Peitsche und Seth fiel zu Boden. Schmerzlich kam er auf seiner rechten Schulter auf und lag gelähmt auf dem Boden. "Du widerspenstiger Bengel. Dir werde ich noch gehorsam beibringen." Der Hohepriester hob seine rechte Hand, in der er immer noch die Peitsche hielt und schlug erbarmungslos auf den wehrlosen Körper, der vor ihm lag, ein. Mit jedem Schlag zeichnete sich eine neue rotmarkierte Wunde auf dem Jungen ab. Seths Körper krümmte sich vor Schmerzen und mit jedem Hieb wuchsen sie an. Langsam zeigten sich die ersten blutigen Wunden. Tiefrote blutige Linien zogen sich nun über seinen Körper. Sie lagen dich neben den schon verschlossenen Narben, die die vergangenen Wunder zurück gelassen hatten. "Niemand lehnt sich gegen mit auf, ohne die Konsequenzen davon zu tragen." Die Stimme seines Peinigers vibrierte im Raum. Sie war tief und bedrohlich und sie hatte genug Wut in sich, um in blinder Rage zu toten. Erst als das Blut des Jungen auch an der Peitsche klebte, unterließ er die Schläge. Innerlich atmete Seth auf. Die Tränen hatten sich schon längst wieder einen Weg nach draußen gebahnt und ihre salzigen Spuren auf seinem Gesicht hinterlassen. Er wünschte die Qualen würden jetzt ein Ende finden. Jedes mal war es das selbe. Jeden Tag das gleiche. Er musste nur eine Frage falsch beantworten, ein Wort falsch betonen, oder nur kurz das Feuer ins einen Augen aufflammen lassen und schon wurde er mit der Peitsche gezüchtigt. Warum wurde ihm das angetan? Er war doch auch nur ein Mensch. "Ich werde dir noch einbrennen, wem du zu gehorchen hast." Das wutverzerrte Gesicht des Hohepriesters ließ die Zornesfalten verschwinden und Seth glaubte sich schon gerettet, als er plötzlich das hinterhältige Grinsen erblickte. Genüsslich strich sich der mächtige Mann mit seiner Zunge über die Lippen. Seths Augen weiteten sich geschockt. In ihnen stand die Furcht geschrieben. Ein Anfall von Ekel und eisigem Schauer überkam ihn. Der Hohepriester kniete sich nieder und zog Seth mit seiner linken Hand am Oberarm hoch. Dann druckte er gewalttätig seinen Lippen auf den Mund des Jungen. Ohne auf eine Reaktion zu warten, gewährte er sich selber Einlass in den Mund des anderen und für mit seiner Zunge die gesamte Umgebung ab. Seth überkam die Übelkeit, als er die Zunge des anderen in seinem Mund spürte. Es war widerlich. So schrecklich und abstoßend eklig. Nun fuhr der Hohepriester mit seiner Hand unter Seths Lendenschurz. Seth versteifte sich, als er die Hand seines Gegenübers spürte. Seine Zunge hatte sich mittlerweile vom Mund des Braunhaarigen gelöst und zog jetzt mit ihrem Speichel eine feuchte Spur über dessen Körper. Noch bevor Seth sich wehren könnte, drang der Priester mit Gewalt in ihn ein. Bewegungsunfähig und wie versteinert lag Seth auf dem kargen Boden. Arme und Beine hatte er dich an sich gezogen. Sein Körper zitterte immer noch von jenem schrecklichen Ereignis, was sich noch vor kurzem im Raum abgespielt hatte. Seine Augen waren nur leicht mit Tränen gefüllt, denn die Wut auf den Mann, der ihm das angetan hatte, überstiegen den inneren Schmerz. Jedes mal, egal wie oft er es auch schon durchlebte hatte, immer wieder war es für ihn die reinste Tortur. Die offenen Wunden, die er immer noch von der Peitsche mit sich trug, hatte er schon längst vergessen. Ja. Erst kamen die Schläge, und dann ... Er mochte gar nicht dran denken. Nur stark konnte er verhindern, sich gleich hier und jetzt zu übergeben. Dabei war er so vorsichtig gewesen. Er hatte extra vermieden das falsche zu sagen. Er wusste, wenn er auch nur einen Fehler begehen würde, würde es so enden. Er war dem Blick des Hohepriester aus dem Weg gegangen, da er wusste, dass seine blauen Augen ihm viel Ärger machen. Er verfluchte sie deswegen. Und doch hatte es alles nichts gebracht. Wie oft er auch seine Worte, denen des Priester anpasste, so schien dieser doch immer wieder etwas zu finden, um ihn zu bestrafen. Mühvoll erhob sich der schlaffe Körper und richtete seine Sachen wieder zurecht. Jedoch nicht ohne dabei daran zu denken, wer sie ihm verschoben hatte. Er hatte schon so oft mit sich zu kämpfen gehabt. Diese Qualen und diese Schmerzen, sein ganzes Leben, seit er hier war. Das alles wollte er nicht mehr. Wollte dem ein Ende setzen und seinem Peiniger eins auswischen, in dem er ihm zuvor kam. Wie oft hatte er schon versucht sicht das Leben zu nehmen. Doch jedes mal, erinnerte er sich daran, was ihm alles angetan wurde. Ihm wurde sein ganze Leben genommen und die anderen freuten sich ihres weiter. Dieser Gedanke, dass die anderen sich an seinem Tode nicht stören würden, dass es alles umsonst sein würde, brachte ihn jedes Mal wieder aus seiner Traumwelt zurück und hinterließ einen bitteren Nachgeschmack. Nein. Er wollte es nicht so enden lassen. All die endlosen Tage, Wochen, Monate hatte er seine Wut mehr und mehr genährt. Hatte sie zum Hass erzogen und sie würde erst in Rache enden. Seth öffnetet die hölzerne Tür und verließ das im jetzt zuwidere Zimmer. Ja, in Rache würde er diesen Tempel verlassen. Das schwor er sich, Tag um Tag, Stunde um Stunde. Das war es, wofür er jetzt lebte. Viele Monate vergingen und bald waren einige Jahre ins Land gezogen. Seth lernte zwar, den Hohepriester milde zu stimmen, doch entkam er seinen Anfällen trotzdem nicht. Zu Beginn nahm er sich den jungen Körper fast täglich mit Gewalt und ließ erst von ihm ab, wenn ihm die Lust verging. Mit der Zeit nahm seine Gewalt ab, doch nur soweit, dass er Seth immer noch peinigte, wenn er sich seiner bemächtigte. Dieser ließ es über sich ergehen, immer wieder. Einmal hatte er sich dem Hohepriester wiedersetzt und musste die harten Folgen ertragen. Die Peitsche hatte seinen ganzen Rücken zerkratzt und die Wunden öffneten sich selbst die nächsten 10 Tage immer noch. Der Priester hatte im eine Woche lange das Essen verwehrt und er bekam nur das nötigste Wasser zu geteilt. Wenn er zurück dachte, so war dies die schlimmste Zeit, die er bis jetzt in seinem Leben hatte. Und jetzt? Seine Gefühle in seinem Inneren waren schwächer geworden. Oft schien sein Körper nur noch einer leeren Hülle zu gleichen, ohne Willen und ohne Seele. Als wäre er nur eine Puppe, ein Spielzeug, dass man benutze, da es vollkommen hol war. Wenn man ihn sah, wie er durch die Gänge des Tempels schritt, so sah man in seinem Gesicht nur Gleichgültigkeit. Selbst das Funkeln in seinen eisblauen Augen hatte sich mit der Zeit immer weiter fortgestohlen. Nur schwach könnte man noch das Feuer in ihnen brennen sehen. Es war einer dieser Tage, in denen Seth dem Hohepriester so gut es ihm möglich war aus dem Weg ging und damit Erfolg hatte. Heute musste er weder Schläge, noch Gewalt über sich ergehen lassen. Ein ruhiger Tag, so hoffte er. Einmal nicht an seine Schmerzen denken und den Tag dahin siechen lassen. Doch bevor er seinen Gedanken, an ein halbwegs normales und lebenswertes Leben, nachgehen konnte, wurde seine Bahn durchkreuzt. Einer der Soldaten des Hohepriester versperrte ihm den Weg, auf den sich Seth gerade gemacht hatte. "Der Hohepriester will dich sehen!". Seine Stimme klang barsch und befehlerisch. Sie duldete keine Wiederrede. Wie ein Blitz zuckte es in Seth, als er den Befehl seines Gegenübers vernahm. Wollte der Hohepriester etwa ... ? Aber hatte nichts gemacht. Er hatte sich den ganzen Tag still verhalten, hatte sich nicht zu schaden kommen lassen. Und doch bestellte er ihn zu sich. Wollte er ihm noch mehr zeigen, wie viel Macht er über ihn hatte? Nachdem er sich nach seinem anfänglichen Schock erholt hatte, machte er sich dennoch schwermütig auf den Weg zum Hohepriester. Er wusste, selbst wenn er es jetzt wieder tun würde, ihn mit Gewalt nehmen würde, so wäre das immer noch besser, als sich seinem Befehl zu wiedersetzen und die Strafe folgen zu lassen. Der Soldat ließ Seth wissen, wo sich der Hohepriester befand und Seths Schritte trugen ihn nun schwerfällig in den großen Hauptsaal des Tempels. Langsam öffneten die Wachen die große Eingangstür und ließen Seth hindurch. Nachdem er eingetreten waren, wurden die Türen sogleich wieder hinter ihm geschlossen. Mit gesenktem Blick schritte Seth bis zum Anfang der Treppe, die sich am mittleren ende des Saals befand. Er wusste, wie er sich zu verhalten hatte, um nicht allzu sehr zu leiden. Er hatte aus den vergangenen 5 Jahren gelernt. Gerade als er sich innerlich auf das Bevorstehende bereitmachte, ergriff die Stimme des Priester die Stille des Raumes. "Du wirst morgen mit mir in den Palast kommen! Der Pharao wünscht meine Anwesenheit und die meiner Männer. Ebenso die, meines Nachfolgers." Seth war deutlich überrascht. Schon seit Jahren, war er nicht über die Mauern des Tempels hinausgekommen. Er saß hier drinnen gefangen, ohne die Möglichkeit einer Flucht. Sonst hätte er sie längst genutzt. Und nun sollte er in den Palast. Zum Pharao. Innerlich keimten in Seth Hoffnungen auf. Der Pharao, war der einzige, der über dem Hohepriester stand. Vielleicht könnte er durch ihn wieder frei werden. Sein Leben zurück erlangen. Seine Augen leuchteten wieder. Jetzt war es wieder deutlich zu erkennen. Diese Tiefe in seinen blauen Augen, die so verblasst war, das niemand sie mehr finden konnte. Sogleich bemerkte der Priester das aufkommende Feuer. "Mach dir keine Hoffnungen. Selbst der Pharao kann dich nicht vor deinem Schicksal bewahren." Schicksal? Innerlich lachte Seth sarkastisch auf. War es etwa sein Schicksal auf Ewigkeiten erniedrigt zu werden und unter Schmerzen sein Leben zu fristen. Nein, ganz sicher nicht. Der Priester stieg vom oberen Absatz der Treppe, wo er bis jetzt verweilt hatte, herab und stand nun seitlich neben Seth. "Solltest du vorhaben Schwierigkeiten zu machen, vergiss es schnell wieder. Wenn du etwas unüberlegtest tust, weißt du ja, was dir blüht." Ein hinterhältiges Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht und Seth verstand genau. Sollte er sich erlauben, auch nur das geringste Wort zu erheben, so würde er teuer dafür bezahlen. "Dir würde eh keiner glauben. Schon gar nicht der Pharao." Er senkte seinen Kopf, währen der Hohepriester weiter ging und den Raum verließ. Der andere hatte so Recht. Nicht einmal der Pharao konnte ihm helfen. Wenn nicht mal er es konnte, wer dann? Konnte ihm denn niemand helfen. Langsam stiegen die Tränen in ihm auf und er sackte auf den Boden zusammen. Er konnte nicht an Gott glauben und nicht auf den Pharao hoffen. Was könnte er denn dann tun? Still sein Leben dahin laufen lassen? Sollte es wirklich das sein? Scherzen über sich ergehen lassen, an denen sich andere freuten? Er schlug mit seiner Faust auf den Boden auf. Ein zweites, dann ein drittes mal. "Verdammt!" Niemand konnte seinem Leiden ein Ende machen. Niemand. Die letzte Hoffnung verstört. Die Gewissheit der Schmerzen und Qualen vor sich. In diesem Moment hatte er aufgehört zu leben. to be Continued ... Kommentar: Ja, der erste Teil also. Mmh ... macht es Neugierde auf mehr? Ich hab keine Ahnung. Meine Bethaleserin freut sich auf jeden Fall Teil 2 zu lesen. Und zur Zeit sprühe ich nur so vor Engerie. Da wird sie wohl also nicht mehr lange warten müssen. Obwohl ich viele andere Dinge zu tun habe. T_T Aber egal. Ja, also, wenn ihr was zu diesem Teil zu sagen habt, einfach einen Kommentar schreiben. Ok? Chiko Kapitel 2: Begegnung mit blauen Augen ------------------------------------- Titel: grausame Gefühle Serie: Yu-Gi-Oh Genre: Shônen Ai / Yaoi, Lemon / Lime, Romantik, Drama Teil: 2/? Pairing: Atemu x Seth Warnings: Shônen Ai/Yaoi, das schließt auch Lemon und Lime ein, Pain, Angst, wahrscheinlich auch Death Email: corrie-hanne@t-online.de Disclaimer: Wenn sie doch nur mir gehören würden. *in träumen versink* Aber, ach, leider sind sie es nicht. Die Welt ist grausam. T_T Kommentar: Hier nun also Teil 2. Und dann ist endlich die Einleitung geschafft und es kann mit der richtigen Story begonnen werden. Welche Story? Gute Frage. Welche denn? Na, das wird sich zeigen in Teil 3 und im weiteren Verlauf. Nun aber erst mal zu Teil 2. Der Anfang ist total verkitscht. Wuah. Mich schüttelt es gleich. Und dann kommt ein richtig schöner Absatz Pain. Muahaha!!! Verzeih mir Seth, dass ich dich so leiden lasse. *dabei schon die nächsten grausamkeiten geplant hat* An zwei Stellen müsst ihr euch unbedingt die unten genannten Lieder beim Lesen anhören. Ich sage euch, bessere Begleitmusik gibt's nicht. Chiko Legende: "....." - sprechen '.....'- denken Teil 2 - Begegnung mit blauen Augen Mit leicht genervtem Blick sah er den vielen Menschen zu, wie sie hin und her eilten. Die Hofdamen hatten immer wieder neue Stoffe in ihrem Armen und die Männer räumten immer wieder die Bauten um. Alles hetzte im Palast hin und her, als würde es um ihr Überleben gehen. An keinen Ort an den man kam, regte sich nichts. Alles war hellauf beschäftigt und langsam aber sicher war es dem Pharao zu viel. Immer wieder wurde um seine Meinung gebeten. Man wollte alles genau so haben, dass es dem Pharao gefiel und es seinen Gedanken entsprach. Er hatte nicht eine Minute, wo er seine Ruhe bekam. Die lästigen Untergebenen waren überall. "Wozu der ganze Aufwand?" fragte er sich selber. Es war doch nur eine formelle allgemeine Feierlichkeit. Er würde die Priester vom Tempel treffen, um sich mit Amun friedlich zu stimmen. Nebenbei würde er noch dessen Nachfolger kennen lernen und als diesen befürworten. Aber wegen diesem Alltäglichen gab es solch eine Hetz. Mit einem leichten Seufzer lehnte er sich an die kühlende Wand. Der Ausstatter des Hauptsaales hatte ihn gerade regelrecht mit Fragen zur Dekoration gelöchert. Doch jetzt hatte er endlich einen ruhigen Platz gefunden. Hier war er wenigstens für einige Zeit allein. "Was für ein anstrengendes Leben." Er schloss die Augen und dachte ein Stück zurück. Es war noch gar nicht so lange her, dass er Pharao wurde. Sein Vater starb plötzlich und unerwartet. Und mit seinen 16 Jahren musste er nun schon den Thron besteigen. Dabei hätte er darauf auch gut verzichten können. Die Pflichten und Aufgaben, waren ihm viel zu viel. Ein ständiges Einhergehen von Höflichkeit und Etikette. Allem wurde eine Maske aufgesetzt. Nichts war mehr real und wirklich. Er war froh, dass zumindest in seinem Land zur Zeit Ruhe und Frieden herrschten und weder Aufstände noch Probleme gegeben waren. Noch mehr Probleme waren das Letzte was er jetzt noch brauchte. Wann hatte er das letzte Mal eigentlich Zeit für sich selber? Es schien ihm Ewigkeiten her. Einmal wieder einen ganz normalen Tag leben. Ohne seine Verpflichtungen, ohne seine Stellung. Einfach alles vergessen. Vielleicht durch die Straßen gehen oder sich mit seinen Mitmenschen amüsieren. Bei diesem Gedanken musste er leicht schmunzeln. Er überlegte gerade, mit welchen Mitmenschen. Mit Freunden natürlich, aber hatte er die überhaupt? Früher hatte er sie. Doch mit der Zeit gingen sie und nachdem er Pharao wurde, waren sie ganz verschwunden. Außer seinen wichtigsten Angestellten und den hohen Persönlichkeiten, wie den Hohepriester oder die Herrscher anderen Länder, kannte er fast niemanden. Er vermisste die Gesellschaft von freundlichen Stimmen, die ihn als einen Gleichgesinnten ansahen um sich herum. Er stieß sich von der Wand ab, als er sah, wie sich wieder einige Personen seinem Aufenthaltsort nährten. Als sie an ihm vorbei gingen, verbeugten sie sich demütig vor ihm. Mit geradeaus gerichtetem Blick legte der Pharao den Weg in sein Gemach ein. Er wollte jetzt wirklich seine Ruhe. Morgen würde er genug Stress mit der Feierlichkeit haben, da wollte er wenigstens ausgeschlafen sein. Der Pharao legte sich erschöpft in sein Bett und schloss genüsslich die Augen. Hatten diese Leute es doch nochmal gewagt ihn zu belästigen. Aber nun hatte er ein Machtwort gesprochen. Er hatte sie ermahnt ihn heute nicht mehr zu stören, und wenn sein Reich untergehen würde. Mit Strafen hatte er ihnen gedroht und sogleich waren sie alle still um ihn. Innerlich musste er ein wenig kichern, als er daran dachte. Hätte er das mal früher getan, dann wäre ihm viel erspart geblieben. Aber nun hatte er sie ja endlich, seine wohlverdiente Ruhe. Er öffnete noch einmal die Augen und sah hinaus durchs Fenster. Er sah nach oben in den Nachthimmel und musste feststellen, dass der Mond schon sehr hoch stand. Es war also schon spät in der Nacht. So lange hatten sie ihn also alle aufgehalten. Als Pharao hatte man wirklich nie seinen Frieden. Er sah sich den vollen strahlenden Mond noch einmal an, bevor ihm die Augenlieder schwer wurden und er ins Reich der Träume glitt. Morgen früh würden sie ihn zeitig wecken kommen, um ihn einzukleiden. Er würde sich vorbreiten müssen. Doch jetzt wollte er nur schlafen, und nicht an seine Aufgaben denken. [1] Von seinem Zimmer innerhalb des unteren Bereiches des Tempels blickte Seth hinauf zum Mond. Sein Blick war vollkommen leer. Er stand einfach nur da und schaute in den Nachthimmel. Seine Arme hingen schlaff an seinem Körper hinunter. Seine Kleidung war verrückt und an einigen Stellen traten die dunklen Flecken an die Oberfläche. Er war gerade vom Hohepriester zurückgekommen und war sich seiner jetzigen Situation deutlicher Bewusst denn je. Die ganze Zeit, während er bei ihm gewesen war, wurde ihm immer wieder gesagt, dass er dem nicht entkommen könne. Nicht einmal der Pharao war mächtig genug, dem Treiben des Priesters Einhalt zu gebieten. Seth richtete seinen Blick vom leuchtenden Mond ab. Er senkte seinen Kopf und sah betreten zu Boden. Nur langsam vermag man ein leises Schlurzen zu vernehmen. Kleine Tropfen fielen zu Boden und bildeten dunkle Flecken auf ihm. Die Hände krallten sich in seinen Lendenschurz fest und immer mehr Tränen vielen zu Boden. In ihrem Fall glitzerten sie leicht, wenn sie vom Mondlicht angestrahlt wurden. "Warum?" Seine Stimme war heißer und klang gedämpft. So als quälte sie sich, etwas zu sagen. "Warum kann er ihn nicht stoppen? Er ist doch der Pharao." Jetzt weinte Seth aus ganzer Kraft. Er konnte nicht mehr stark sein und alles hinunter schlucken. Der Druck war einfach zu groß. Seine Augen waren wässrig und die salzige Flüssigkeit floss in Strömen über sein Gesicht. "Was ist ein Pharao wert, wenn er so etwas nicht verhindern kann?" Seine Hände verkrampften sich noch mehr in den weißen Stoff. Innerlich stiegen in ihm die zugeführten Schmerzen wieder auf. Vollkommen am Ende sackte er kraftlos auf den Boden nieder. Er legte sein Gesicht in seine Hände und weinte aus tiefstem Herzen. Schließlich weinte er sich in den unruhigen Schlaf vor dem Tag, an dem ihm die letzte Hoffnung vor seinen Augen genommen werden sollte. Die Sonne erhob sich langsam und schien mit ihren Strahlen sachte und warm durch die Fenster des Palastes. Es war noch früh am morgen und eigentlich war es die Zeit, in der die Bewohner hier anfingen aus ihren Betten zu steigen um sich dem neuen begonnenen Tag zu widmen. Aber heute war es anders. Schon jetzt war rege Aufruhr in allen Gängen. Die letzten Vorbereitungen liefen schon auf Hochtouren. Es war noch schlimmer als an dem Tag zuvor. Schnell wurden noch letzte Änderungen vorgenommen, die nur kurze Zeit später schon wieder verändert wurden, weil sich die Anwesenden nicht einig waren. Erst nach Langem konnte man sich auf dieses oder jenes einigen. Auch der Pharao war schon auf. Ihm wurden bereits die Sachen zur Feier gebracht und er war gerade dabei sich sein Gewand anzuziehen. Er hatte nicht mehr viel Zeit sich vorzubereiten. Nicht mehr lange, und die Gäste würden kommen. Es reichte gerade so, um sich fertig vorzubereiten und noch eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen. So schnell würde er nämlich nicht wieder etwas bekommen. Die Dienerinnen zupften noch die letzten Stoffteile zurecht, bevor sie sich verbeugten und das Gemach verließen. Der Pharao seufzte erleichtert auf, als er endlich alleine im Zimmer war. Gleich müsste er hinaus und den großen Herrscher spielen. Ihnen seinen Stolz beweisen und seine Macht demonstrieren. "Lästige Konversation." fluchte er. Doch es half alles nichts. Träge erhob er sich und atmete noch einmal tief durch. Dann öffnete er die Tür und verließ sein Zimmer. Seth sah regungslos zu Boden, als er zusammen mit dem Hohepriester und einigen anderen Priestern auf dem Weg zum Palast war. Ihr Wagen fuhr mit einem zügigen Tempo und es schaukelte jedes Mal, wenn sie durch ein Schlagloch oder über einen größeren Stein mussten. Doch das kümmerte ihn reichlich wenig. Er war viel zu sehr in seinen Problemen versunken. Es war schon unerträglich für ihn, dem Hohepriester immer wieder als Zeitvertreib zu dienen, doch wenn ihn der Pharao erst als würdig gesprochen hatte, dann musste er die Nachfolge seines Peinigers antreten, und das war etwas, weswegen er lieber sterben würde. Statt ihm zu helfen und zu befreien, würde der Pharao ihn in die Hölle schicken. Unbewusst sicherlich, und doch würde er es tun. Er verstand immer noch nicht, wie ein so mächtiger Herrscher solch einem Treiben kein Einhalt gebieten konnte. Führte er doch mit seinem Heer große Schlachten gegen Feinde und könnte alles tun, was er wollte und doch vermag er es nicht, so eine Krankheit, die sich mitten im Reich befand, auszumerzen. Bei all seinem Grübeln überkam ihn ein neuer Gedanke. Der Pharao, er hatte ihn vorher noch nie gesehen. Seit er damals von seinen Eltern entrissen wurde, hatte er so gut wie keine neuen Menschen kennen gelernt. Nur jene, die im Tempel des Amun ein und aus gingen. Wenn der Hohepriester zum Palast fuhr, durfte er selbstverständlich nicht mit. Er hatte auch nie darum gebeten. Er war an solchen Tagen immer froh, wenn der Priester außerhalb des Tempels war. Aber der Pharao war selber noch ein halbes Kind mit seinen 16 Jahren. Der Hohepriester hatte sich wegen seiner Krönung aufgeregt. Scheinbar mochte er den neuen Pharao nicht. Damals hatte er seine Wut an Seth ausgelassen und schimpfte auf diesen vermaledeiten Bengel, der sich jetzt neuer Herrscher von Ägypten nannte. Seth überlegte, wie er wohl aussehen würde. Ob er freundlich war oder doch schon die Härte eines großen Pharaos hatte? Mit diesen Gedanken lenkte er sich ab, von seinem harten Schicksal, dass ihm bevorstand, an das er aber nicht denken wollte. So verstrich die Zeit der Fahrt und ehe er sich versah, befand er sich auch schon vor dem großen Palast, in dem der Pharao hauste. Der Hohepriester ließ sich beim Einlass vermerken, ebenso seine Anhänger inklusive Seth, die bei ihm waren. Nachdem die Wachen sie hatten passieren lassen gingen sie einen langen Gang entlang. Seth war erstaunt über die Größe des Palastes. Der Tempel von Amun war schon riesig, aber dieses Gebäude übertraf ihn bei weitem. Als er interessiert und neugierig immer wieder zur Seite blickte, herrschte ihn eine Stimme an. "Lass das gefälligst!" Mit einer Ohrfeige auf seine linke Wange wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Der Hohepriester blickte in finster entgegen und Seth wandte sein Gesicht demütig zur Seite. "Es tut mir Leid." sagte er eingeschüchtert und versuchte sich gefasst zu halten. "Wenn wir beim Pharao sind, wirst du keinen Laut von dir geben. Verstanden? Du wirst dich auf Abstand halten und erst wenn er dich als mein Nachfolger sprechen will, wirst du dich ihm nähren!" "Ja.", war eine trostlose Antwort. Was sollte er auch anderes antworten? Er würde das tun, was ihm gesagt wurde. Er musste sich einfach nur bedeckt halten und nicht auffallen, dann war alles kein Problem. Nun betraten sie endlich den reichgeschmückten Hauptsaal. Er war schon recht voll und die Menge an Menschen hatte sich überall verteilt. Seth folgte dem Hohepriester unaufhörlich und wich nicht zu sehr von seiner Seite, aus Angst, er könnte etwas falsch machen. Plötzlich hielt der Priester inne. Sie waren ein ganzes Stück im Saal gegangen, denn er war wirklich extrem groß. Sie befanden sich jetzt etwa in der Mitte des Raumes, weiter rechts als links, von sich aus gesehen. "Du wirst hier bleiben." befahl die tiefe Stimme. "Du wirst nichts ohne meine Erlaubnis machen. Der Pharao wird dich nachher sehen wollen. Du wirst dich ihm gegenüber demütig erweisen." Seth setzte sich auf de Boden. Es lagen überall Stoffe und Kissen auf der Erde, sodass man nicht gezwungen war, sich auf dem kalten Boden zu platzieren. Leicht, auch wenn er wusste, dass es ihm nicht gestattet war, hob er seinen Blick und sah sich um. Seitdem sie Saal betreten hatten, hatte er seinen Kopf gesenkt gehalten. Doch jetzt sah sich sein Blick suchend um. Seine Augen suchten eine ganz bestimmte Person. Und sie fanden sie auch. Weit vorne, auf einer Treppe, abgeschnitten vom Rest der Menge und auffallend durch seine Kleidung, wie auch durch seinen Schmuck, sah er ihn zum ersten Mal. Wie von je her nichts anderes gemacht, saß er dort oben auf seinem Thron und blickte hinab auf seine Gäste. Der Pharao saß aufrecht und erhaben auf seinem Thron. Voller Anstrengung versuchte er sich seine Überdrüssigkeit nicht anmerken zu lassen. Doch es war schwer, sich eines Pharaos würdig zu verhalten. Schon die ganze Zeit über musste er in seiner steifen Haltung verharren. Als Pharao musste er seine äußere Fassade von Macht aufrecht erhalten. Aber es war ihm einfach zu viel. Diese Feiern, die Menschen, die ihm schmeichelten, nur um sich mit dem Herrscher von Ägypten gut zustellen. Diese Menschen, die nur schöne Worte von sich gaben und doch nie die Wahrheit sprachen. Diese Würde und diesen Stolz, welche er immer nach außen tragen musste. Es war ein regelrechter Fluch der auf ihm lastete. Mit seinem Blick fuhr er immer wieder über die Menschmenge hinweg. Sah sich um, wer anwesend war und was sie taten. Sein Blick war dabei keineswegs interessiert. Er wollte sich nur ablenken. Plötzlich fiel sein Augenmerk auf einen braunhaarigen Jungen, der am Boden saß. Sein Blick war nach unten gerichtet. Der Pharao fragte sich, wer es war, der dort saß. Er kannte ihn nicht und hatte ihn auch nie zuvor im Palast oder bei anderen Feierlichkeiten gesehen. Sein Blick wurde interessierter und plötzlich schien die Feier ihn doch zu interessieren. Gebannt und aufmerksam hafteten sich seine Augen auf jene Gestalt in der Mitte des Raums. Zwar regte sich diese nicht so sehr, wie der Rest der Anwesenden, doch war seine Aufmerksamkeit viel wichtiger, als der Rest des Geschehens. Doch dann bemerkte er, wie sich der Kopf des Braunhaarigen plötzlich bewegte und durch den ganzen Saal fuhr. Scheinbar suchte er jemanden. Einen Bekannten? Immer noch beobachtete er jede Bewegung des anderen und konnte sein Interesse einfach nicht verleugnen. Plötzlich traf sein Blick den des anderen. Der Pharao stockte, als er das ganze Gesicht des Jungen sah. Und was er dort erblickte war ... wunderschön. Eisblaue Augen sahen ihn an. So wunderschöne blaue Augen. Sie waren tief und so viel Seele lag in ihnen. Sein Blick konnte sich von diesen Augen einfach nicht losreißen. So sehr er es auch versuchte. Sie nahmen ihn regelrecht gefangen, als würde sie ihn heranziehen. Seth konnte sich nicht bewegen, als er den Pharao erblickte. Und ... er sah ihn an. Er sah direkt in seine Augen. Seth war von dieser Situation leicht geschockt. So stark, dass er es nicht vermochte, seinen Blick abzuwenden. Dort saß er, der Pharao. Seine gebräunte Haut fügte sich mit den goldenen Armreifen und Ohrringen, sowie dem großen Diadem auf seiner Stirn perfekt zusammen. Das war er also. Der Pharao. Pharao Atemu. Dem Hohepriester war nicht entgangen, dass sich Seth suchend umgeschaut hatte. Doch erst jetzt fiel ihm auf, dass sich sein Blick an einen Punkt gefestigt hatte. Er folgte diesem und er führte ihn direkt zum Pharao. Er zog die Augenbrauen zusammen. "Seth!" schrie er den Jungen an, der am Boden kniete. Dieser erschrak sogleich und wandte seinen Blick hastig vom Pharao ab. "Bist du des Wahnsinns, den Pharao anzustarren?" Seth richtete seinen Blick starr nach unten. Der Hohepriester beugte sich zu ihm hinunter und richtete seinen Kopf neben den von Seth. "Du willst doch nicht, dass ich mich über dich ärgern muss, oder?" ein hinterhältiges Lachen zeichnete sich auf seinen Lippen ab. Seth zuckte innerlich regelrecht zusammen, als er diesen Satz hörte. Die Aussage war eindeutig. Sollte er sich noch mal dem Pharao zuwenden und es sogar wagen sich irgendwelche Hoffnungen zu machen oder Pläne zu schmieden, würde das nicht gut für ihn sein. Der Pharao sah jetzt noch interessierter zu dem Jungen, nachdem dieser sich mit seinem Blick von ihm abgewandt hatte. Doch etwas verwunderte ihn noch viel mehr. Bei ihm stand der Hohepriester. Diese Tatsache erfreute ihn ganz und gar nicht. Der Priester mochte ihn nicht und umgekehrt war dies nicht anders. In seiner Nähe fühlte sich der Pharao stark unwohl. Zunächst jedoch glaubte er, dass das Beieinandersein beider nur Zufall sei. Doch dann sah er, wie sich der Hohepriester zum Braunhaarigen hinunter beugte und ihm etwas ins Ohr sagte. Verstehen konnte er es selbstverständlich nicht, doch viel ihm sofort am Blick des Jungen auf, dass es nichts gutes war, was ihm der Priester berichtete. 'Ob er ein Schüler von ihm ist?' Seine ganze Aufmerksamkeit haftete immer noch auf ihm. Warum hatte er seinen Blick plötzlich abgewandt? Er sah wie sich der Priester wieder erhob und den Platz des Jungen verließ. Missmutig schaute der Pharao ihm hinterher. Nein, diesen Mann konnte er wirklich nicht leiden. Doch nichtsdestotrotz wandte er seinen Blick wieder in die Richtung, in die er schon die ganze Zeit gesehen hatte. Der braunhaarige Junge saß ruhig auf seinem Platz und rührte sich nicht großartig. Der Pharao hoffte, dass er noch einmal aufschauen würde, damit er noch einmal diese bezaubernden Augen sehen konnte. Doch er wurde enttäuscht. Der Blick des Jungen blieb gesenkt. Innerlich war er darüber betrübt und Neugierde mischte sich in sein Interesse. Was war bloß geschehen? Hatte ihm der Hohepriester verboten aufzusehen? War er also doch ein Schüler von ihm? Doch viel Zeit darüber nachzudenken, hatte er nicht. Denn als wenn man seine gedankliche Abwesenheit bemerkte, wurde er zurück in die Realität gerufen. Er musste einige neue Gäste begrüßen. Widerwillig musste er sich diesem fügen, auch wenn er besseres zu tun hatte. Doch er versuchte sich seine Abneigung nicht anmerken zu lassen. Und er tat es gut. Seine Gegenüber merkten nichts von Allem. Obwohl sie es auch nicht merken würden, würde er nicht versuchen sich zu verstellen. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt sich vor dem Pharao gut zustellen. Vorsichtig schielte der Pharao aber immer wieder zur Seite und riskierte einen Blick zu dem braunhaarigen Jungen. Doch so oft er auch zu ihm sah, immer war sein Kopf gesenkt. Erneut seufzte der Pharao leise auf. Am liebsten wäre er jetzt zu ihm gegangen. Wenn er als Pharao vor ihm gestanden hätte, dann hätte er den Blick heben und ihn ansehen müssen. Aber so verlockend dieser Gedanke auch war, genauso fern lag er. Er konnte hier einfach nicht weg. So musste er dem Ganzen hier nun weiter widmen ohne sich zu wehren. Die neuen Gäste begrüßen, mit großen Mächten Gedanken austauschen und sich immer von seiner besten Seite zeigen. Doch nachdem sich der Großteil seiner Belästiger zurückgezogen hatte, schöpfte er endlich wieder Hoffnung, er würde in Ruhe gelassen werden. Doch dem war bei weitem nicht so. Einer seiner Bediensteten trat von der Seite her in gebeugter Haltung, wie es für Diener üblich war, auf ihn zu. "Mein Pharao Atemu. Es ist soweit. Der Hohepriester möchte euch seinen Nachfolger vorstellen." Der Pharao machte eine leichte Handbewegung und zeigte seinem Diener damit, dass er verstanden hatte und sie beginnen konnten. "Seth!" Seth blickte vom Boden auf, als er die kräftige Stimme des Hohepriesters vernahm. Etwas überrascht, dass er ihn ansprach sah er sein Gegenüber an. Dieser fuhr zu gleich mit seinem Anliegen fort. "Es ist soweit. Der Pharao will dich sehen." Seth erhob sich von seinem Platz und trat direkt neben den Hohepriester. "Du wirst keinen Mucks von dir geben! Du wirst dich vor ihm verbeugen und sein Einverständnis zu meiner Nachfolge annehmen!" Seth nickte nur beiläufig. Es war klar, dass er den Mund zu halten hatte. Der Hohepriester ging voraus und Seth folgte ihm stillschweigend. Auf diesem kurzen Weg zum Pharao ließ er noch mal sein Leben Revue passieren. Die Bilder seines grausamen Lebens schlichen sich in seine Gedanken ein. Die Ermordung seiner Mutter, die Vergewaltigungen durch den Hohepriesters, seine Gefangenschaft im Tempel. Und jetzt das Einverständnis des Pharaos zu seiner Nachfolge zum Hohepriester. Hohepriester. Er überlegte. Wenn der Pharao ihn erst einmal würdig gesprochen hatte, dann konnte er schon in einem Jahr den Platz seines Vorgängers einnehmen. Dann war er 18 Jahre und damit dieses Amtes vollends würdig. Ihm graulte davor. Er wollte dieses grauenvolle Amt nicht antreten, aber ... was hatte er für eine Wahl? Welchen Weg hätte er nehmen sollen? Er war gefangen. Konnte nicht vor und nicht zurück. Langsam, aber immer häufiger, hatte er sich mit seinem Schicksal abgefunden. Immer mehr wurde ihm bewusst, dass er nichts tun konnte. Ja, er hatte es schon beinahe akzeptiert. Seth wurde aus seinen Gedanken geholt, als der Hohepriester vor ihm stehen blieb. Mit einer Handbewegung signalisierte er Seth, dass er hier stehen bleiben sollte. Dieser tat, wie ihm geheißen und ließ den Priester alleine weiter gehen. Er würde jetzt erst noch eine kleine Ansprache vor dem Pharao halten und ihn dann rufen, um vorzutreten. Der Pharao hatte seine Augen kurz geschlossen, um sich auf das Bevorstehende vorzubereiten. Als er sie öffnete, stand der Hohepriester bereites am Ende der Stufen unter ihm und kniete nieder. So gefiel er ihm am besten. Wenn er vor ihm kniete. Doch er wusste, dass dieser es nur den Normen entsprechend tat. "Erhebt euch, Hohepriester!" Seinem Befehl folgend erhob sich der Priester und blickte den Pharao nun durchdringen an. Der Pharao seinerseits tat es ihm gleich. Seine Augen waren starr und ausdruckslos auf den Hohepriester gerichtet. Die gegenseitige Abneigung war deutlich zu spüren und in der Luft lag der offene Kampf beider. Im Inneren hegte der Pharao jetzt schon eine geringe Abneigung gegenüber dem Nachfolger, der ihm gleich vorgestellt werden würde. Welch ein Mensch würde schon freiwillig, der Nachfolger eines solchen widerlichen Menschen werden wollen? 'Aber vielleicht, ist es auch gar nicht sein Wunsch.' Der Pharao verspürte auch Mitleid für jene Person. Das war eines seiner Merkmale. Er setzte dem Unbekannten immer ein helles und ein dunkles Licht auf. Es war, als würde er keine von beiden Möglichkeiten bevorzugen. Beiläufig hörte er dem Priester zu, wie er über die Stimmung der Götter sprach. Beiläufig hörte er etwas von "großer Herrscher". Ein typischer Versuch seines Gegenparts, sich die Ablehnung gegenüber dem Pharao vom Rest der Anwesenden nicht anmerken zu lassen. Doch nun kam auch er endlich zum Ende seiner Rede. "Und so möchte ich Euch, mein Pharao, meinen Nachfolger vorstellen. Jener junger Mann, der mein Amt in der zukünftigen Generation weiter leiten und euch treu dienen wird." [2] Er streckte die Hand zur Seite aus. Seth wusste, dass dies nun der verheißende Moment war. Langsam schritt er vorwärst. Bedenklich setzte er einen Fuß vor denn anderen. Nährte sich so immer mehr dem Pharao. Der Hohepriester ging einige Schritte zur Seite. Der Pharao hob nun langsam seinen Blick, um jenen Menschen in Augenschein zu nehmen, der als zukünftiger Hohepriester sein Leben fristen sollte. In Gedanken fragte er sich, was ihn erwartete. Konnte er überhaupt Erwartungen haben? Seths Gedanken festigten sich mit jedem seiner Schritte. Dieser Moment würde sein Leben lang in seinen Erinnerungen bleiben. Das wusste er. Nur noch weniger Schritte, dann stand er direkt vor dem Pharao. Und in diesem Moment fasste er einen sicheren Entschluss. Er schwor sich, selbst wenn er noch unendlich viel leiden müsste, er würde sich dem Pharao nicht in diesem jämmerlichen Zustand zeigen. Nein, er würde ihm zeigen, dass er immer noch lebte, nach all diesen Qualen. Und dass er bereit war sein Schicksal anzunehmen. Er würde ihn respektvoll, aber dennoch als eigenständiger Mensch ansehen. Seth kniete sich nieder, den Kopf noch gesenkt und schweigend. Der Pharao hob nun seinen Kopf uns blickte nach vorne. Im selben Augenblick erhob auch Seth seinen Blick und die Augen beider trafen sich in dieser großen Stunde. Der Pharao zuckte kurz zusammen, als er erkannte, wer dort vor ihm kniete. Seine Augen weiteten sich ein Stück, als er den Jungen vor sich musterte. Und sein Herz klopfte wild gegen seine Brust. Seine Stimme war verstummt und alles in seinem Inneren war von diesem einen Menschen eingenommen. Dort waren sie wieder. Sie, die ihn schon einmal gefangen nahmen. Diese wunderschönen eisblauen Augen. Und doch, war es umso vieles anders, als beim letzten mal. Sie waren jetzt viel stolzer, viel tiefer und schöner als zuvor. Noch nie war solch seelenreichen Augen begegnet. Noch nie einem Träger, der ihn so faszinierte. Seth rührte sich keinen Millimeter. Er verharrte in seiner gebeugten Haltung und sah weiterhin zum Pharao auf. Und dieser sah in seine Augen. So standen sie sich nun von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Pharao und Hohepriester einer Generation. Schweigend und fern sich zu bewegen, als wäre die Zeit stehen geblieben, um diesem Moment für die Ewigkeit festzuhalten. to be Continued ... [1] Bei dieser Szene müsst ihr euch "Get Over" von "Dream" aus dem Anime "Hikaru no Go" anhören. Dadurch kommt die Stimmung noch viel besser rüber. [2] Die ganze Zeit, während diese Szenen geschrieben habe, habe ich mir "Futatsu no negai" von der "D.N.Angel Vocal Collection" angehört. Ich konnte mir dabei alles so realistisch vorstellen. Unglaublich welche Macht dieses Lied hat. Kommentar: So. Teil 2 ist zu Ende und Teil 3 kann jetzt sehr lange dauern. Ich hab nämlich momentan überhaupt keine Zeit weiter zu schreiben. Muss meinen DJ Beitrag für die Connichi noch fertig stellen und fleißig für die Fahrschule büffeln. Die muss ich in ca. 1 ½ Monaten vollkommen durch und den Wisch in der Hand haben. Sonst hab ich einige Organisationsschwierigkeiten. Aber da ich bald Sommerferien habe (ab 26.6.) werde ich das schon irgendwie schaffen. Vielleicht brauch der 3. Teil dann doch nicht so lange, wie gedacht. Also ich würde mich natürlich über jegliches Feedback freuen. War überrascht, dass ich so viele (für meine Verhältnisse auf jeden Fall viele) Kommentare zum ersten Teil bekommen habe. Und ich dachte schon, dass das Pairing nur wenige Leute mögen. Das dem nicht so ist, macht mich echt glücklich. Chiko Kapitel 3: erflehende Worte --------------------------- Titel: grausame Gefühle Serie: Yu-Gi-Oh Genre: Shônen Ai / Yaoi, Lemon / Lime, Romantik, Drama Teil: 3/? Pairing: Atemu x Seth Warnings: Shônen Ai/Yaoi, das schließt auch Lemon und Lime ein, Pain, Angst, wahrscheinlich auch Death Email: corrie-hanne@t-online.de Disclaimer: Wenn sie doch nur mir gehören würden. *in träumen versink* Aber, ach, leider sind sie es nicht. Die Welt ist grausam. T_T Kommentar: Endlich Teil 3. Hat etwas länger gedauert. Meien Betha-Leserin hatte kein Internet und in den Ferien konnt ich sie anders nicht erreichen. Entschuldigung an alle, die so lange gewartet haben. Es gibt etwas, dass ich schon die ganze Zeit komisch finde. Seth ist der Ältere, aber trotzdem verhält sich Atemu viel reifer. Woran liegt das? Und das ist in den meisten Atemu x Seth FFs so. Es gibt ziemlich viele Leute, die den Hohepriester nicht leiden können. Kein wunder. Aber es wird wohl mit diesem Kapitel noch schlimmer, für diese Leser. Aber ich will nich so viel verraten. Müsst also schon selber lesen. ^-^ Chiko Legende: "....." - sprechen '.....'- denken Teil 3 - erflehende Worte Es war still im Saal. Keiner der Anwesenden wagte es einen Ton von sich zu geben oder sich zu rühren. Man hätte wohl die geringste Bewegung vernommen. Ungewohnt. Diese Stille, sie war so ungewohnt. Der Pharao schwieg. Er war stumm und Seth tat es ihm gleich. Die anwesende Gesellschaft war nicht wenig verwundert, dass sich jene zwei Personen nur stumm ansahen. Doch wagten sie es nicht ihren Gedanken in Getuschel Ausdruck zu verleihen. 'Warum sagt er nichts?' Seth war verwundert, auch wenn man es seinem Äußeren nicht ansah. Seine Züge blieben starr und sein Blick weiter hin streng auf den Pharao gerichtet. Dem Hohepriester blieb nicht verborgen, wie sich beide betrachten und es gefiel ihm überhaupt nicht was er sah. So war es nicht geplant gewesen. Ein leises Knurren entwich ihm und als wenn es die restlichen Gäste vernommen hätten, regte sich langsam der Tumult im Saal und ein Raunen ging um. Erst jetzt schreckte der Pharao wieder aus seiner Starre auf. Schnell musste er seine Gedanken wieder ordnen und die gegebene Situation realisieren. Für eine Sekunde hatte er sich sogar fragen müssen, wo er gerade war. Doch gleich nachdem er die Menschmassen um sich herum vernahm, fiel es ihm wieder ein. Ja, er war bei einer Feierlichkeit. Einer Feierlichkeit, bei der er den zukünftigen Hohepriester kennen lernen sollte. Und das war auch so eben geschehen. Er räusperte sich kurz, denn die Unruhe im Raum war gestiegen und ebenso die Lautstärke. Doch sogleich waren alle wieder still, als man eine Regung des Pharaos vernommen hatte. Dieser sah jetzt wieder hinunter zum Treppenansatz. Sein Gegenüber hatte sich in all der Zeit nicht gerührt. 'Unbeschreiblich.' Das war das einzige, was dem Pharao durch den Kopf ging. 'Diese Haltung, dieser Stolz. Diese Augen.' Beinahe hätte er sich wieder vergessen. Innerlich schüttelte er heftig mit dem Kopf. Nachdem er sich wieder vollends gefangen hatte, erhob er sich von seinem Thron. Mit langsamen Schritten stieg er die Treppen hinunter. Geradewegs auf den vor ihm knienden Seth zu. 'Er wird also der nächste Hohepriester sein.' Irgendwie wusste er nicht, was er davon halten sollte. Er fragte sich, wie der amtierende Hohepriester zu so einem Nachfolger kam. Er war nicht mit ihm verwand, das erkannte er sofort an den Augen. Diese Augen konnten nie mit so einem Ekel von Hohepriester verwand sein. Doch seine Stimmung drückte sich mit jedem Schritt, den er auf ihn zutat. Aber warum? Seths angespannte Haltung entspannte sich langsam, als er bemerkte, wie ihm der Pharao immer näher kam. Als er vor ihm stand, schloss er seine Augen und senkte den Kopf. Von der Seite aus betrachtete der Hohepriester die Szene mit Freude und Zufriedenheit. Kurze Zeit hatte er befürchtete, der Pharao würde seinen Nachfolger ablehnen. Doch seine Befürchtungen wurden wiederlegt. Denn nachdem sich der Pharao erhoben hatte, stand fest, dass er ihn als würdig ansehen würde. Somit war Seths Schicksal besiegelt. Der Pharao hob seine rechte Hand und führte sie über Seths Kopf. Doch legte er diese nicht auf seinen. Zwischen seiner Handfläche und seinen braunen Haaren lag noch ein Abstand von 20 Zentimetern. 'Armer Mensch.' Der Pharao schloss die Augen und ließ sein Mitleid durch seinen Körper ziehen. 'Du wirst nun auch eine große Bürde auf dir tragen müssen. Ein Leben in Einsamkeit und ohne wirkliche Freiheit.' Er öffnete seine Augen wieder und sah nieder auf Seth. 'Genau wie ich.' "Ich, Pharao Atemu, derzeitiger Herrscher Ägyptens, durch die Götter erwählt und von meinem Vater betitelt, lege hiermit mein Wort über dich. Als zukünftiger Hohepriester wirst du mir zur Seite stehen, dich deinen Pflichten als Vertreter der Götter hingeben und dich deines Amtes bewahren. So sehe ich dich als Nachfolger zum Hohepriester an." Wieder war es still. Seths Stimme schwieg. Die Hand des Pharaos verschwand von ihrem Platz und kehrte zurück zu ihrem Besitzer. 'Jetzt ist mein Weg vorgeschrieben. Meine Zukunft als Hohepriester ist unumgänglich.' Am liebsten hätte Seth seinen Gefühlen in diesem Moment freien Lauf gelassen. Zu gerne hätte er seiner Trauer durch Tränen Ausdruck verleiht. Aber er wusste, dass dies bei weitem nicht ging. Nicht vor den anwesenden Leuten, nicht vor dem Pharao und vor allem nicht vor dem Hohepriester. Ihm wollte er es am wenigsten gönnen ihn so gedemütigt zu sehen. "Steht auf!" Seth zuckte ein wenig zusammen, als er die Stimme des Pharaos vernahm. Ungläubig, ob er mit dieser Aufforderung gemeint war, öffnete er die Augen und blickte ein wenig überrascht und auch verlegen nach oben. Ein freudiges Gesicht mit einem Lächeln darauf sah ihm entgegen. Eine hilfreiche Hand streckte sich ihm entgegen. Die gleiche Hand, die ihm eben seiner Freiheit beraubt hatte, bat ihm jetzt ihre Hilfe an. Er versuchte seine Überraschtheit wieder zu verstecken und richtete sich ohne Hilfe des Pharaos wieder auf die Beine. "Habt vielen Dank für Eure Hilfe, aber es geht schon." Mit leicht gesenktem Blick, weil er wusste, sich respektvoll gegenüber dem Pharao zu verhalten, stand Seth nun vor ihm. Doch obwohl seine Augen ihn nicht direkt ansahen, spürte er das sanfte Lächeln auf den Lippen seines Gegenübers. Er selber versuchte jegliche Regung von Gefühlen in seinem Gesicht zu ersticken. "Nachdem diese Formalität geklärt ist, ... " Wieder setzte der Pharao zum sprechen an und Seth lauschte aufmerksam seinen Worten. " ...würde ich mich freuen, wenn du mir beim Essen Gesellschaft leisten würdest." Etwas überrascht war der Braunhaarige schon, als er diese Einladung des Pharaos vernahm. Doch er unterdrückte diese und blickt kurz zur Seite. Ein kurzer Blick auf den Hohepriester zur seiner Linken, ließen seine Antwort eindeutig ausfallen. "Mit Freuden würde ich der Einladung meines Pharaos folgen. Aber ... "Weiter brauchte er nicht fortzufahren, denn der Hohepriester mischte sich unauffällig und gekonnt ins Geschehen ein. "Verzeiht mein Pharao." Mit diesen Worten trat er auf die beiden Gestalten zu. "Aber leider müssen wir uns schon verabschieden. Die Pflichten rufen." Etwas missmutig blickte der Pharao zur Seite. Er vertraute diesem Mann nicht. Doch als Herrscher durfte er sich hier und jetzt nichts anmerken lassen. Er richtete seinen Blick wieder auf die Person vor sich. "Ist das war? Müsst ihr schon gehen?" "Ja." Das war die kurze und knappe Antwort, die er auch von Seth erhielt. Sein Blick wurde etwas wehmütig und bei genauerer Betrachtung traurig. "Das ist schade. Aber wohl leider nicht zu ändern." "Nein, wohl nicht." Damit drehte sich der braunhaarige Junge um. Der Hohepriester war schon voraus gegangen und Seth begann ihm jetzt zu folgen. Während seines Weges hinaus aus dem großen Saal versuchte er sich seinen inneren Schmerz nicht anmerken zulassen. Er blickte weder nach links noch nach rechts, sondern schritt geradewegs in Richtung Ausgang. Der Pharao blickte ihm mit einiger Sehnsucht nach. Dort ging sie also. Die einzige Person, die den heutigen Tag noch hätte erträglich machen können. Ein kleiner Seufzer entwich ihm, als Seth den Saal verlassen hatte und die Tür geschlossen wurde. Nachdem sich die Tür hinter Seth verschloss, senkte sich dessen Blick. Ein wenig vor Erleichterung, da es wohl nicht mehr lange darin ausgehalten hätte. Aber zum Teil auch, wegen der Realität, der er sich jetzt stellen müsste. Immerhin war es jetzt offiziell, dass er der nächste Hohepriester sein würde. Er wurde je aus seinen Gedanken gerüttelt, als der Hohepriester ihn rief. Er hatte hier draußen gewartet, auf das Seth ihm endlich auch hinaus folgen würde. Ein kurzes Wort und dem Braunhaarigen war klar, dass sie sich jetzt auf den Weg zurück in den Tempel machen müssten. Ein letztes Mal drehte Seth sich um und sah zur verschlossenen Tür. Dem Pharao war seine Enttäuschung anzumerken gewesen, auch wenn er sie gut zu verstecken wusste. Aber da er selber direkt vor ihm stand, spürte er, welche Traurigkeit ihn einholte, als sie seine Einladung abwiesen. Sicherlich, Seth wäre gerne geblieben, nichts hätte ihm ferner gelegen als seine Bitte um Gesellschaft abzulehnen, doch bestimmte der Hohepriester über sein Leben, nicht er selber. Seth beschloss diese Gedanken zu versiegeln. Sie würden ihm eh nur Kummer und Leid bringen, nicht aber Glück und Freude. Schwermütig setzte er seinen Gang fort, den er schon versucht hatte anzutreten. Seine Füße trugen in immer hinter den Schritten des Hohepriesters hinterher. Der Pharao hatte seinen Gästen wieder zugeraten weiter zu feiern, aber ihm selber war jegliche Lust nach diesem Fest vergangen. Mit durchhangener Stimmung saß er wieder auf seinem Thron und blickte gelangweilt in die Menge. Er hatte sich jede einzelne Person mindestens schon zweimal betrachtet, und doch war keine so interessant, wie zuvor eine, die ihm unter allen so unauffällig auffällig erschien. Wieder gab er einen leichten Seufzer von sich. Für heute war es ihm genug. Er erhob sich etwas träge und sogleich war es wieder still im Saal. Einer seiner Diener trat beunruhigt an in heran. "Stimmt etwas nicht, Pharao Atemu?" "Nein, nein." Der Pharao winkte leicht ab. "Ich bin nur müde und der Feier etwas überdrüssig." Er wandte sich seiner Gäste zu, die ihn alle voller Spannung auf seine Worte ansahen. "Ich werde mich zurückziehen, jedoch lasst euch durch meine Abwesenheit nicht die gute Stimmung nehmen. Esst, trinkt und feiert weiter." Damit stieg er die Treppe vor seinem Thron hinunter und während er den Saal passierte, verbeugten sich alle vor ihm. Dann verließ er den großen Raum und wie er es befahl, setzte die Feier ihren Gang fort. Seth trottete noch immer hinter dem Hohepriester her. Er war sichtlich niedergeschlagen und schien nicht den Eindruck zu machen, je wieder lachen zu wollen. Der Hohepriester sah nur flüchtig nach hinten und schenkte dem Braunhaarigen einen kurzen Blick. Zufrieden und voller Genugtuung bildete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht. Seine Mundwinkel stiegen leicht nach oben und Seth vernahm ein leises aber bestimmtes Lachen. "Warum so niedergeschlagen, Seth?" Seth zuckte abrupt zusammen. Der Hohepriester hatte seinen Namen besonders beton, als wolle er sichergehen, dass er auch wusste, dass er angesprochen wurde. "Du standest eben vor dem Pharao und außerdem wirst du der zukünftige Hohepriester sein und ihm dienen." Seths Blick festigte sich. Als wenn er das nicht wüsste. Genau deswegen war er doch zu deprimiert. Er wusste genau, was dies alles als Resultat hatte. Und dieser Mann freute sich darüber wohl auch noch. "Diesem verruchten Pharao." Der Hohepriester knurrte leicht. Der braunhaarige Junge stockte ein wenig, als er das mitbekam. "Ein Kind und schon Pharao. Pah! Als wenn der ein Land regieren könnte. Ich hätte an seiner Stelle Pharao sein müssen. Unter meiner Führung wäre das Reich auf der ganzen Welt bekannt." Der Hohepriester steigerte sich regelrecht in seine Wut auf den Pharao hinein. Seth fiel es wieder ein. Der Hohepriester hasste den amtierenden Pharao ja. Das war ihm auch aufgefallen, während sie sich beim Pharao befanden. Die Spannung zwischen den beiden war zwar gut versteckt, aber er hatte es trotzdem gespürt. "Ein lausiger Pharao. Viel zu weich für dieses Amt. Der liegt noch halb in den Windeln und soll schon über so ein großes Gebiet herrschen. Lächerlich!" "Das stimmt nicht." Überrumpelt von der plötzlich auftauchenden Stimme Seths drehte sich der Hohepriester überrascht um. Der Braunhaarige war stehen geblieben und stand entschlossen hinter ihm. "Was?!" Der Hohepriester musste sich erst wieder fangen, bevor er angemessen auf diese Situation reagieren konnte. Da wagte es dieser Bengel von Nachfolgepriester ihm doch zu wiedersprechen. "Er ist kein schlechter Pharao." Seth hob seinen Blick und traf direkt in die Augen seines Gegenübers. Und dieser erschrak noch ein weiteres mal. Da war es. Dieses Leuchten, dieser Wiederstand in diesen Augen. Jener den er versucht hatte auszumerzen. Er dachte er hätte diesen Schimmer schon längst vernichtet. Und doch. Da war er wieder. "Wie bitte?" Seine Stimme klang verärgert und er baute sich demonstrativ vor dem Jungen auf, um ihn wieder in seine Schranken zu weisen. Doch Seth ging nicht auf sein Spiel ein. "Ich habe es in seinen Augen gesehen, an seiner Stimme gehört. Er regiert mit Güte und Gerechtigkeit. Sein Begehr ist nicht Macht und Reichtum, wie bei Euch. Ihr würdet nie Pharao werden, nicht in einer Million Jahren! Er strahlt die Wärme aus, die Euch nie umgeben wird. Das Volk verehrt ihn, weil er genau der Pharao ist, den man sich wünschen kann. ER IST NICHT SO EIN MONSTER UND SCHLECHTER VERTRETER SEINES AMTES, WIE IHR ES SEIT!" Ohne es zu vollen, hatte er seine letzten Worte seinem Gegenüber entgegen gebrüllt. Mit jedem Wort wurde seine Stimme lauter und sein Blick auflehnende. "IHR SEIT ES NICHT WERT HOHEPRIESTER ZU SEIN, GESCHWEIGE DENN PHARAO!" Klatsch. Etwas knallte gegen Seths linke Wange und schleuderte ihn zu Boden. Kurz musste er seine Gedanken sammeln, um zu realisieren, was soeben geschehen war. Seine linke Hand legte sich auf seine jetzt gerötete Wange. Dann blickte er verwundert auf. Der Hohepriester stand vor ihm und sah hasserfühlt auf in hinab. "Du wagst es mich zu belehren? Dich gegen mich zu stellen? Hast du vergessen, dass ich über dein Leben entscheide?" Seth überlegte kurz. Hatte er es vergessen? Hatte er sich vergessen? Nein! Er stemmte sich wieder hoch und stand nun wieder von Angesicht zu Angesicht dem Hohepriester gegenüber. "Nein, mein Leben gehört Euch nicht." Mit diesen Worten drehte er sich um und rannte zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Den Hohepriester ließ er unverrichteter Dinge stehen. Dieser kochte bereits vor Wut und hatte seine Hände zu Fäusten geballt. "WACHEN!!!" Sogleich kamen drei Solden angerannt. "Ihr wünscht?" "Fang mir diesen Bengel und bring ihn wieder zu mir." Er deutete mit dem Finger in Richtung Palastgang, an dessen Ende man noch die groben Umrissen Seths sehen konnten. Wie ihnen befohlen war, nahmen die Soldaten die Verfolgung auf. Schon bald hatten sich 20 Mann auf die Suche begeben. "Warte nur Seth. Wenn ich dich in die Finger kriege, wirst du dir wünschen, ich hätte dich schon längst getötet." 'Verdammt. Was hab ich nur gemacht?' Seth lief ununterbrochen den Gang entlang. Er lief jetzt sicherlich schon seit 5 Minuten und wusste nicht einmal wohin. 'Was hab ich mir nur dabei gedacht? Jetzt ist alles aus.' Wieso hatte er den Worten des Hohepriesters eigentlich widersprochen? Seine Lage war doch schon schlimm genug. Wenn er ihn finden wird, würde er ihn misshandeln, verprügeln, ihn alle erdenklichen Schmerzen zufügen. Seth wurde langsamer und kurz darauf blieb er stehen. "Aber ..." Er dachte nach. Genau in dem Moment, in dem er den Pharao als schlechten Herrscher bezeichnet hatte, schaltete sich bei ihm etwas ein. Und eher aus. Er konnte es sich nicht erklären, aber er hatte plötzlich den Wunsch diesem Mann zu wiedersprechen und ihm die Wahrheit zu sagen. "Da ist er!". Seth drehte sich überrascht um. 100 m weiter den Flur entlang bog eine Wache um die Ecke. Man hatte ihn entdeckt. Sofort machte er kehrt und lief davon. Doch so leicht hatte er es nicht. Der Soldat war ihm auf den Fersen und er war nicht gerade langsam, was sein Tempo anging. 'Mist. Ich muss hier weg.' Er bog in den nächsten Gang nach rechts ein. 'Mist. Da hinten ist eine Sackgasse. Verdammt.' Innerlich wollte er schon fast, mit der Situation abschließen, als er bemerkte das am Ende des Ganges eine große Tür lag. Das war seine Chance. Vielleicht würde diese Tür sein Tor in die Freiheit sein. "Aaaaah~!" Genüsslich und sich nach Erholung sehnend, ließ sich der Pharao in das warme Wasser gleiten. [1] "Tut das gut." Das brauchte er jetzt. Ein erholsames und gemütliches Bad. Sich mit den Armen am Rand aufstützend, lehnte er sich an den Beckenrand. Dieses ganze Getue heute hatte ihn total verspannt und er war froh darüber endlich seine Ruhe zu haben. Und dieses Bad tat sein Übriges dazu. Der Raum war leicht in Nebel gehüllt und der Badebereich war von weiß durchsichtigen Vorhängen umgeben. Erschöpft schloss er die Augen und atmete den intensiven Geruch von Lavendel ein, der überall im Badezimmer lag. Er wirkte beruhigend und der Pharao hätte hier und jetzt einschlafen können. Doch etwas unterbrach seine wohlverdiente Ruhe. Abrupt öffnete er die Augen, als er die Tür vernahm. Sie wurde schnell aufgerissen und ebenso hastig wieder geschlossen. Was war denn nun los? Man wagte es den Pharao zu stören? Und dann auch noch bei so etwas intimen wie einem Bad? Leise vernahm er hinter sich ein leichtes Keuchen. Als wäre jemand außer Atem. Er wusste überhaupt nicht was los war. Vorsichtig drehte es sich um und nahm einen der Vorhänge ein Stück zur Seite, um den Störenfried zu sehen und ihm mal den Kopf zu waschen. Doch plötzlich stockte er, als er die Gestalt an der Tür sah. "Du?" Seth drehte sich erschrocken um. Seine Augen weiteten sich, als er erkannte, wem er sich dort gerade gegenüber befand. Er brauchte nicht lange um die Lage klar zu stellen. Er befand sich hier im Badezimmer des Pharaos und zu allem Überfluss war dieser auch in jenem Moment anwesend. Unfähig sich zu rühren, stand er einfach nur da und starrte den Pharao an. Diesem erging es ähnlich. Er wusste nicht was er sagen, geschweige denn tun soll. Er verharrte weiterhin im warmen Wasser und blickte den braunhaarigen Jungen nur ratlos und verwundert an. "Los! Er muss hier irgendwo sein." Kurz nachdem die lauten Stimmen der Männer draußen in den Raum hineindrangen, drehte sich Seth panisch um. Verdammt. Wenn man ihn hier finden würde, wäre das sein Todesurteil. Es war doch schon alles schlimm genug, aber jetzt war er auch noch direkt beim Pharao gelandet. "Verdammt!" Er schlug mit seiner Faust einmal gegen die Tür. Laut genug um zu verstehen zu geben, dass er in Schwierigkeiten saß, aber leise genug, dass die Wachen draußen es nicht sofort vernehmen konnten. "Er muss hier drinnen sein." Seths Kopf schrak nach oben, als er hörte, wie Schritte auf die Tür zugemacht wurden. Leicht taumelnd tat er ein paar Schritte zurück. "Nein." In seinem Kopf drehte sich alle. "Ich will nicht." Er war schon fast den Tränen nahe, als er plötzlich eine warme Hand um sein Handgelenk spürte. Sofort durchzog ihn ein beruhigender Schauer. "Du musst dich verstecken, sonst finden sie dich." Noch bevor Seth reagieren konnte, wurde er nach hinten gezogen. Schon kurz danach fand er sich im warmen Badewasser wieder und wurde mit zwei sanften Händen bestimmend, aber vorsichtig nach untern gedrückt. Vollkommen überwältigt und hilflos, musste er sich dem Befehl des anderen unterordnen. Es klopfte stark an der Tür und der Pharao faste sich schnell. Dann ließ er die Wachen eintreten. Diese verbeugten sich sogleich und sahen sich schon mal flüchtig im Raum um. "Was wollte ihr? Ist es etwas Wichtiges?" Der Pharao versuchte einen genervten Gesichtsausdruck zu machen. Er wusste, dass nicht viel Zeit war, denn der Junge würde es nicht ewig ohne Luft unter Wasser aushalten. "Verzeiht uns, mein Pharao. Aber wir sind auf der Suche nach jemanden." "Auf der Suche? Und dann sucht ihr hier?" Seth bekam nicht viel von dem Tun außerhalb des Wassers mit. Er hörte Stimmen, aber ihre Worte konnte er nicht entwirren. Er versuchte sich zu konzentrieren und sich seine restlichen Sauerstoffreserven gut einzuteilen. Wenn er keine Luft mehr hätte, müsste er an die Oberfläche, und dann wäre alles hinüber. "Hab Ihr niemanden gesehen, mein Pharao?" "Zum zehnten Mal: Nein! Ich würde doch wohl mitkriegen, wenn sich jemand hierher begibt." Der Pharao war schon merklich langsam genervt. Diese Männer verstanden nicht, wann man seine Ruhe haben wollte. Und besonders nicht, wenn es wirklich notwendig war. Plötzlich spürte er, wie sich unter ihm etwas regte. Beine und Arme zappelten langsam. 'Nein. Er kriegt keine Luft mehr. Was mach ich nur?' "Wie haben gesehen, wie er in diesen Gang einbog. Er muss hier irgendwo sein." "Ich hab euch doch gesagt, hier ist niemand!" Mit diesem Satz atmete der Pharao einmal kräftig ein und tauchte unter. Er hatte sich nicht geirrt. Verkrampft und sich mit aller Kraft den Mund zuhaltend, bewegte sich der Körper des Braunhaarigen. Ohne lange zu überlegen und mit entschlossenem Blick legte er sanft seine Lippen auf die von Seth. Vorsichtig hauchte er seine Luft in den Mund seines Gegenübers. Dieser wusste gar nicht wie ihm Geschah und eher es sich versehen konnte, hatten sich die weichen Lippen schon wieder von ihm gelöst und waren zurück auf dem Weg zur Oberfläche. Seth schlug sofort seine Hände vor seinen Mund und seine Augen waren aufgerissen. Nach Luft schnappend schoss der Kopf des Pharaos wieder aus dem Wasser nach oben. Er rang nach Luft und versuchte schnell wieder seine alte Fassung zu erlangen. "Ihr seid ja immer noch da." Sein Blick wandte sich wieder den Soldaten zu, die immer noch vor der Tür standen. "Ich will endlich meine Ruhe haben." Die Soldaten zuckten beim scharfen Ton des Pharaos zusammen. Er hatte diese Worte betont gefährlich ausgesprochen und seine Rechnung ging auf. "Hier ist er nicht. Suchen wir woanders weiter, Männer." Sie verneigten sich vor dem Pharao und verschwanden dann aus dem Badezimmer. Erleichtert atmete der Pharao aus. Endlich geschafft. Sie waren weg. Wieder tauchte er unter, diesmal aber besonnen und ruhig. Seth regte sich fast gar nicht. Sein Körper war still und ruhig. Sanft legte der Pharao seine Hände um die des Braunhaarigen und deutete ihm an, mit ihm nach oben zu kommen. Seth blickte ihn zunächst verwundert an. Aber er vertraute seinem Gegenüber und kam seiner Bitte nach. Stark nach Luft ringend, tauchte Seth auf. Seine Lungen versuchten so viel wie möglich vom frischen Sauerstoff aufzusaugen. Er hustete, als sie zu gierig waren und seine Wangen waren mit einem leichten Rosaschimmer versehen, aufgrund des Luftmangels unter Wasser. Sofort schwamm er an den Beckenrand und hielt sich daran fest. Der Pharao tauchte gleich nach ihm auf. Allerdings weniger hektisch. Er schwamm zu Beckenrand, wo sich Seth abstützte und sah in besorgt an. "Ist alles Ok?" "Ja, es geht schon." Der Pharao atmete erleichtert aus und legte sich gemütlich gegen den Rand. Seth starrte währenddessen weiter vor sich hin. Eine unangenehme Stille legte sich über den Raum und sie erdrückte die Atmosphäre. "Warum ... " "Mhm?" Der Pharao blickte überrascht zur Seite, als er Seths Stimme vernahm. "Warum habt Ihr mir geholfen?" Seth sah den Pharao bei dieser Frage nicht an, sondern drehte sein Gesicht noch ein Stück zur Seite. Der Pharao kicherte leiste, so dass man es nicht wirklich hörte. Seine Augen blickten ruhig zur Seite, bevor seine Stimme zur Erklärung ansetzte. "Weil ich nicht glaube, dass du etwas schlechtes getan hast." "Was?" Seth drehte sich überraschend um. Wie konnte sich der Pharao so sicher sein, dass er unschuldig war? "Aber woher wollt Ihr das wissen?" "Weil ich es in deinen Augen gesehen habe." Diese Worte klangen so leicht und sanft, dass sie den ganzen Raum einhüllten. Er drehte sich im Wasser um und mit einem kräftigen Satz stemmte er sich am Beckenrand hoch und stieg aus dem Wasser. "Aber was ...?" Seth sah dem Pharao verwundert hinterher, als sich dieser auf einen Stapel Handtücher zu bewegte. "Als ich dich auf der Feier sah, ist es mir sofort aufgefallen." Er griff sich ein Handtuch und versuchte damit seine Haare trocken zu rubbeln. "Deine Augen. Sie strahlen etwas Warmes und doch so Unbändiges aus. Sie sind rein und vollkommen klar." Seth wusste nicht was er darauf antworten sollte. Immer hatten ihn seine Augen in Schwierigkeiten mit dem Hohepriester gebracht, ja hatten sie letztendlich dazu geführt, dass man ihn verfolgte. Und nur verhalfen sie ihm zum Glück. Welche Wendung. Der Pharao legte sich ein großes Tuch um und schritt dann auf eine Tür im hinteren Bereich zu. Wahrscheinlich ein weiterer Eingang zum Badezimmer. "Die Wachen haben mir erzählt, wer dich suchen lässt. Ich kenne den Hohepriester. Sicherlich steckt nichts Gutes hinter seinem Befehl dich zu suchen." Kurz bevor er die Tür öffnete drehte er sich noch einmal zu Seth um, der ihn immer noch ansah. "Du solltest lieber gehen, bevor man dich findet." Er öffnete nun die Tür und tat zwei Schritte hinaus. "Du solltest hier lang gehen." Er hob seine Hand und deutete auf einen Gang, der noch einige Schritte weiter lag. "Dieser Weg führt in den Hinterhof, wo die Gärten der Palastbewohner liegen. Von dort aus, kannst du über verschiedene Tore nach draußen gelangen. Die Wachen werden dort nicht suchen, da er für viele Leute zugänglich ist. Ich hoffe du schaffst es." Mit diesen Worten ging der Pharao seinen Weg und ließ Seth allein zurück. Dieser konnte nur sprachlos der anderen Gestalt hinterher blicken. Nicht nur das er ihm geholfen hatte vor den Wachen zu fliehen, nein, er zeigte ihm auch noch einen Fluchtweg. Wieso hatte er plötzlich so viel Glück? Ausgerechnet jetzt? Wieso nicht schon viel früher? Ein Gedanke schoss durch seinen Kopf, wie ein Blitz. War dies nicht eine perfekte Gelegenheit? Konnte dies nicht seine Chance sein? Der Pharao war allein. Er sprang aus dem Wasser und ohne auf weitere Wachen und Soldaten zu achten, lief er dem Pharao hinterher. "Mein Pharao!" Der Pharao drehte sich überrascht um, als er hörte, wie ihn jemand rief. "Was machst du hier? Das ist der falsche Weg. Man wird dich hier finden." Doch bevor der Pharao Seth ermahnen konnte, fiel dieser schon vor ihm auf die Knie und sah in mit einem flehenden Blick an. "Bitte, mein Pharao. Ich bitte Euch." Der Pharao konnte mit der Situation, die sich gerade aufbaute schlecht umgehen. Er verstand nicht ganz, was der Braunhaarige von ihm wollte. Doch plötzlich wurde nach seinem Handtuch gegriffen und Seths Hände krallten sich in den weichen Stoff. "Ich bitte Euch. Bitte rettet mich vor ihm." Langsam stiegen Tränen in das panische Gesicht des Jungen. "Wieso retten? Wovon redest du?" "Rettet mich vor dem Hohepriester." Die Tränen liefen ihm nun über sein Gesicht und der leuchtende Glanz, von dem der Pharao gerade noch geschwärmt hatte, verblasste nun direkt vor ihm. "Bitte, er ... " Doch gerade als Seth dem Pharao alles sagen wollte, ihm von dem wahren Ausmaß der Macht des Hohepriesters berichten wollte, wurde er entdeckt. "Ich hab ihn. Hier ist er!" Sofort hatte sich eine geraume Anzahl von Wachen um ihn positioniert. Mit einem gewaltigen Schlag wurde er niedergestreckt und landete einige Schritte vom Pharao entfernt auf dem harten Boden. Sogleich stellten sich zwei Männer zwischen ihm und den Pharao. "Wie kannst du es wagen, den Pharao zu bedrängen? Bist du dir deiner Tat bewusst?" Einer der Soldaten herrschte ihn mit lauter Stimme an. Seth wandte sich schmerzlich auf dem Boden. Er hatte den Aufprall mit seiner Schulter abgefangen und diese schmerzte jetzt erheblich. "WAS TUT IHR DA?!" Der Pharao schrie die Soldaten an, als sie sich provokativ dem Jungen nährten. "Nur keine Angst, mein Pharao." Aus einer Scharr von Soldaten trat der Hohepriester hervor. "Ihr?" Mehr vor Entsetzen als Verwunderung, dass er plötzlich hier war, sah der Pharao den Hohepriester an. "Wir werden diesen Verräter entsprechend bestrafen." Er drehte sich vom Pharao weg und schritte auf Seth zu, der immer noch am Boden lag. "Nein wartet. Er hat ... " "Du bist ein Verräter." Seth richtete sich mühvoll etwas auf und sah nach oben. Sofort erstarrte er, als er das dunkle Gesicht über ihm sah. Pure Angst stieg in ihm auf. 'Nein.' "Du hast dich gegen Amun aufgelehnt und du hast dich am Pharao vergriffen." "Was redet ihr da?" Der Pharao versuchte durch die Soldaten zu gelangen und dem Hohepriester Einhalt zu gewähren. "Mein Pharao, er hat uns alle getäuscht, mit seinem niederen Verhalten. Plötzlich lief er zurück in den Palast nachdem er mit undurchsichtigen Worten um sich geschmissen hatte. Sicherlich wollte er euch töten." Ein grinsen bildete sich auf dem Gesicht des Hohepriesters. "Werft ihn in den Kerker." Mit einer eisigen Kälte warf er Seth diese Worte zu. Sein Blick durchbohrte ihn und Seth erstarrte bei jenem Anblick von Bosheit. Die Soldaten griffen ihn unsanft an seinen Oberarmen und zerrten ihn nach oben. "Auf Verrat und Mordversucht liegt die Höchststrafe." "DAS KÖNNT IHR NICHT MACHEN!" Immer noch versuchte der Pharao ihn aufzuhalten. "Tod durch Kopfschlag." Plötzlich zerbrach alles. Der Pharao hielt in seinen Bewegungen inne. Einen kurzen Blick warf er auf Seth. Die strahlenden blauen Augen waren tot. Die Soldaten führten den Braunhaarigen ab und allmählich verschwand seine Siluette im Dunkeln des Ganges. [1] Wir müssen hier jetzt festhalten, dass er NICHT nackt ist. Er trägt noch ein Handtuch um seine Hüften gebunden. Kommentar: So, das war Teil 3. Der Hohepriester muss jetzt ja noch unbeliebter werden. Und ich hab eine schlechte Nachricht. Es ist nicht geplant, dass ihm irgednwas passiert oder er gar stirbt. (Wie kann ich nur?) Ich finds sowieso komisch. Normalerweise sterben viele Leute in meinen FFs, aber in dieser gerade mal eine und das war Seths Mutter. Kijami dachte ich schon ich bin krank. o.O Ich überleg schon, ob ich vielleicht noch andere YGO Charaktere auftauchen lassen soll, als Nebenfiguren. Jonouchi, wird ja oft als Jonou in andere Storys dazu geholt. Oder auch Anzu als Teala. Ich finde es an sich nicht so toll, wenn andere Charaktere aus YGO ins alte Ägypten transformiert werden. Ok, bei einigen geht das. Bakura z.B. oder auch Kisara (alias BEWD). Aber der rest? Was meint ihr? Sollten noch weitere Charaktere auftauchen? Gut, dann möchte ich mal Schluss machen. Eins noch. Mit Teil 4 könnte es jetzt etwas länger dauern. Hab sehr viel für die Schule zu tun, da werd ich nicht viel Zeit zum schreiben haben. Ich werde mich trotzdem bemühen, schnell weiter zu machen. Chiko Kapitel 4: mein Herz tut weh Teil 1 ----------------------------------- Titel: grausame Gefühle Serie: Yu-Gi-Oh Genre: Shônen Ai / Yaoi, Lemon / Lime, Romantik, Drama Teil: 4/? Pairing: Atemu x Seth Warnings: Shônen Ai/Yaoi, das schließt auch Lemon und Lime ein, Pain, Angst, wahrscheinlich auch Death Email: corrie-hanne@t-online.de Disclaimer: Wenn sie doch nur mir gehören würden. *in träumen versink* Aber, ach, leider sind sie es nicht. Die Welt ist grausam. T_T Kommentar: Wow. Ich starte einen zweiteiler. Ja, ich nehms vorweg. "Nur" ein Zweiteiler. Der Titel ist sehr einfallsreich, was? Aber darum gehts hier jetzt ja nicht. Dieses Kapitel ist ganz anders geworden, als ich es mir eigentlich gedacht hatte. Gefallen tuts mir nicht wirklich. Obwohl ich den Großteil meiner Idee für diesen Teil miteingebracht habe. Langsam aber sicher kommen mir immer mehr Ideeen für den weiteren Verlauf der Handlung. Ich freu mich schon einige davon umzusetzen. Auch wenn das noch einige Zeit dauern kann. Chiko Legende: "....." - sprechen '.....'- denken Teil 4 - Mein Herz tut weh (Teil 1) Es war dunkel. Alles war so unglaublich dunkel. Leise drangen die umliegenden Geräusche an sein Ohr. Da waren Wassertropfen, die von der Decke aus auf den Boden fielen und leises Plätschern mit sich brachten. Der leichte Ton halte in den kalten und vermoderten Steinwänden wieder. Und dann ein klirrendes Geräusch. Das Geräusch, das Ketten von sich gaben, wenn sie aneinander trafen. Seth starte auf seine Handgelenke. Sie waren umgeben von eisernen Fesseln. Er hob sie ein wenig an und betrachtete sie genauer. Dabei gaben sie wieder diesen erdrückenden Ton von sich. So weit. So weit war es nun also schon mit ihm gekommen. Eingesperrt im Kerker des Palastes und zum Tode verurteilt. Wie konnte das alles nur passieren? Der Raum in dem er saß war spärlich beleuchtet. Außer den Strahlen vom Mond, die durch die dicken Gitterstäbe eines kleinen Fensters drangen, gab es nichts lichtartiges. Aber diese spärliche Helle war genug um die stillen Tränen in Seths Augen sichtbar zu machen. Sein Blick war kalt und ohne Regung und doch war da diese salzige Flüssigkeit, die langsam seine Wangen entlang lief. Seth war noch nicht lange hier unten. Seit ihn die Wachen in diese Zellen geworfen hatten, waren wohl nur Stunden vergangen. Vielleicht ein halber Tag. Aber auch nach dieser kurzen Zeit wusste er, dass er hier kurz vor dem Ende stand. Wer einmal hier landete, der würde das Tageslicht nur noch einmal sehen. Bei seinem Tod. Seth senkte seine Hände wieder und sah sich im Raum um. Schon ganz zu beginn, hatte er seinen Blick hier überall entlangschweifen lassen. Viel gab es hier nicht. Der Raum war eng und die feuchte und stickige Luft machte das Atmen schwer. Außer ihm waren hier noch drei weitere Leute gefangen. Sie waren wohl schon einige Zeit länger hier. Ihre Sachen waren vollkommen zerfleddert und ihre Haut war schmutzig. Einer von ihnen war nur noch Haut und Knochen. Er lag nur in einer der Ecken und lebte fast nicht mehr. Er würde wohl der erste sein, der von allen in diesem Raum Anwesenden sterben würde. Und wenn er seinen letzten Atemzug gemacht hat, dann werden sie ihn wegschaffen und verbrennen oder sie lassen ihn einfach hier unten liegen. Seht hatte zunächst einen gewaltigen Schock bekommen, als er die Leiche in einer der dunklen Ecken erkannt hatte. Oder viel mehr ihre Knochen. Die Ratten und die anderen Gefangenen hatte sein Fleisch gegessen, bis nur noch die Knochen übrig blieben. Der Braunhaarige lehnte sich zurück und ließ seinen Hinterkopf auf die kahle Wand fallen. Auch wenn man Qualen gewohnt war, diese Hölle hier unten, war mehr als man ertragen konnte. Der Tod war hier die Erlösung nach der man sich sehnte um endlich frei zu sein. Mitleid dem, dem sie nicht vergönnt war. Langsam schlossen sich seine Augen. Viel musste er in den letzten Stunden durchmachen und nun war er erschöpft von all dem. Er wollte jetzt nur eins. Schlafen. Nicht die verzweifelten Schreie aus den anderen Zellen hören, nicht die klirrenden Geräusche der Ketten vernehmen, nicht die Peitschenschläge der Wachen. Er wollte nur Schlafen. So schlossen sich seine Lieder langsam und auch wenn es hier ein Totenbett war, so fiel er in tiefen Schlaf. Die Diener zuckten stark zusammen, als sie die erboste Stimme ihres Pharaos hörten. Dabei waren es nicht einmal sie, die er so anherrschte. Aber seine Stimme war bitter und strotzte nur so vor Zorn. Schnell verließen sie den Raum und die Wachen schlossen den großen Versammlungssaal, in dem sich nun der Pharao und der Hohepriester alleine befanden. "Ihr hattet kein Recht in ihn den Kerker zu bringen. Geschweige denn, das Todesurteil über ihn zu legen." Die Stimme des Pharaos war laut. Sehr laut und sie wurde mit jedem Wort lauter. Er war sichtlich verstimmt, denn das sonst so ruhige und gerechte Wesen in seinem Gesicht war verschwunden. Er stand vor einem großen Stuhl, der seinen Platz auf wichtigen Ratsversammlungen ausmachte. Einige Schritte von ihm entfernt, befand sich der Hohepriester. Dieser sah nur stumm zu ihm und regte sich nicht. "Antwortet!" Die befehlende Stimme des Pharaos herrschte ihn an. "Ich habe es euch verboten. Wie könntet Ihr es wagen, Euch über mein Wort zu stellen?" "Ihr irrt Euch." Endlich begann der Hohepriester sein Schweigen zu brechen. "Mein Pharao!". "Was?" Ungläubig blickte er die Person vor sich an. Wollte er ihm etwa unterstellen, der Pharao würde sich im Unrecht winden? "Ich habe durchaus im Recht gehandelt." Ein sehr leichtes, kaum zu erkennendes Lächeln, legte sich auf seine Lippen. "Ich habe nur zu Eurem Wohl gehandelt." Dem Pharao entwich ein leises Knurren, als er die Aussage vernahm. Der Hohepriester war der letzte, dem er es zutraute, etwas für sein Wohl zu tun. Viel mehr hätte er das Gegenteilige noch geschürt. "Er war ein Verräter. Das Gesetz schreibt eindeutig vor, was mit Verrätern zu geschehen hat. Insbesondere, wenn sie es auf den Pharao abgesehen haben." "Ich habe Euch doch schon gesagt, dass es nie in seiner Absicht stand, mit etwas Schlechtes zu tun." "Ihr seit geblendet mein Pharao. Deshalb habe ich in Eurem Interesse gehandelt." "ICH SAGTE DOCH EBEND IHR SEIR IM UNRECHT!" Die Wachen draußen vor der Tür versuchten sich ihre Anspannung und ihre Furcht nicht anmerken zu lassen. Der Pharao war in der Tat ein gütiger Mensch und regelte Konflikte lieber mit Worten, statt mit Taten. Aber auch seine Worte konnten furchteinflößend sein. Seine machtvolle Stimme brachte die stärksten Wände zum brechen. Doch trotz des ernormen Tonanstiegs blieb der Hohepriester still. Er wusste, dass der Pharao nichts tun konnte, auch wenn er es wollte. Seine vorgelegten Fakten, konnte er nicht verleugnen. Sicher. Seth hatte sicherlich nicht vor den Pharao anzufallen, dessen war sich der Hohepriester bewusst. War er sich doch im Klaren darüber, dass er den Pharao um Hilfe anflehen wollte. Aber seine Worte waren geschickt gewählt. Das Ereignis eindeutig von ihm ausgelegt. Seth galt als Verräter. Keiner würde das Gegenteil behaupten. Selbst der Pharao konnte ihn aus dieser Lage nicht befreien. Die Todesstrafe stand über den Worten dieses. Er konnte ihn nicht freisprechen, auch wenn er der mächtigste Mann in ganz Ägypten war. Und das machte die Sache noch viel amüsanter. Egal was für eine Macht der Pharao hatte, welche Gewalt er auch besaß. Er konnte nichts ausrichten. Der Hohepriester hatte ihn in die Enge getrieben, hatte sich des Macht der Worte und des Rechts begnügt und so den Pharao schachmatt gesetzt. Welch ein wohltuendes Gefühl durchlief ihn, als er den Pharao so geschlagen vor sich sah. Zwar hatte er nie vorgehabt Seth dem Tode zu weihen, aber er hatte es nicht nur gewagt, ihm die Stirn zu bieten. Nein, er hatte es auch gewagt, dem Pharao alles zu berichten. Das konnte er nicht billigen. Somal davon ausgegangen werden musste, dass er es wieder tun würde. Es war ein schwerer Verlust für ihn, denn immerhin sollte er sein Nachfolger werden. Es würde bestimmt nicht leicht werden, einen geeigneten neuen zu finden. Immerhin konnte dies nicht jeder sein. "Ich kenne Euren Groll, den Ihr gegen mich hegt. Doch seit Euch eines gewiss. Ich werde nicht zulassen, dass er hingerichtet wird." "Selbst Ihr könnt nichts tun. Das Gesetz liegt fest." Ein erneutes Knurren kam von Seiten des Pharaos. Auch wenn er es ungern zugab, dieser grausame Mensch hatte Recht. Und trotzdem. Er würde es versuchen. Er würde es versuchen und auch schaffen. Alles würde er tun, um jenen Menschen zu retten, der sich unschuldig in Gefangenschaft befand. "Ich wünsche Euch nicht mehr zu sehen!" Mit diesen Worten drehte sich der Pharao um und verließ den Saal. Der Hohepriester blieb zurück und freute sich seines Triumphes. "Tut was immer Ihr wollt, doch helfen wird es nichts. Ihr seid geschlagen. Ob ihr wollt oder nicht. Sein Tod ist Beschluss." Ein Lachen trat in den Saal und wurde mit jeder Sekunde lauter. Bald hatte es eine beachtliche Lautstärke erreicht und man konnte deutlich die bitter nachhallende Bosheit hören, welche aus ihr drang. Mit langsamen Schritten stieg der Pharao den dunklen Treppengang hinab. An der Wand hingen, in unregelmäßigen Abständen, Fackeln, die ihm den Weg wiesen. Der Gang war nicht groß, doch hatte er genug Platz um ungehindert hinab in die finsteren Mauern der Kerkerräume zu steigen. Er war noch nie hier unten gewesen. Es schauderte ihn, als er die Eiseskälte spürte, die mit jedem seiner Schritte zunahm. Ihm war es unheimlich hier unten. Aber es nütze nichts. Er musste, nein er wollte, hinunter. Es war für ihn mehr als wichtig. Der Wachmann hörte leise Schritte die Treppe hinab steigen. Sofort stand er von seinem Sitz auf um den Eindringling zu empfangen. Es war selten, dass jemand hier hinunter kam, sofern es keine Wache war. Aber für eine solche waren die Schritte nicht stark genug. Fast rechnete er mit einem Diener, der im Auftrag des Pharaos etwas zu erledigen hatte. Doch wie überrascht war er, als er eben jenen diesen direkt vor sich sah. Sofort fiel er auf die Knie und senkte seinen Kopf zu Boden. "Mein Pharao." Nachdem sich der Pharao ein grobes Bild seiner Umgebung verschaffen hatte, befahl er der Wache sich wieder zu erheben. Diese Tat wie befohlen, wagte es aber dennoch nicht seinen Pharao anzusehen, sondern behielt seinen Blick demütig gesenkt. "Was wünscht Ihr hier, mein Pharao?" Der Pharao überlegt eine Weile, wie er nun genau auf diese Frage antworten sollte. Seine Wortwahl sollte wohl bedacht sein. "Ich möchte einen der Gefangen sprechen. Er würde erst vor kurzem eingeliefert." Er machte eine kleine Pause und blickte auf die Wache, die immer noch vor ihm stand. "Sein Name ist Seth." "Ja, ich erinnere mich. Der Hohepriester ..." Der Pharao horchte auf, als er den Namen seines Gegenspielers hörte. "... war auch bereits wegen ihm hier. Er berichtete, er sei ein Verräter und sei zum Tode durch Kopfschlag berufen." Der Pharao biss sich auf die Unterlippe, als er diesen Satz vernahm. Dieser Hohepriester, wie konnte er nur? Aber er würde es nicht zulassen. Bei Amun, er würde es verhindern. "Ich möchte zu ihm." Etwas verdutzt und überrascht hob die Wache ihren Kopf. "Sofort!" Der Befehl ihn endlich zu besagter Person zu führen, war unmissverständlich. Sogleich nahm die Wache ihr Schlüsselbund und schloss das große Eisengitter auf, welches den Kerkerbereich vom Wachposten trennte. Nachdem er eingetreten war, folgte er der Person vor sich. Mit mäßigem Gang bewegten sie sich vorwärts, den langen Gang entlang. Rechts und links lagen Zellen, in denen man nur schwer die Gefangenen erkennen konnte. Das Licht war spärlich, sodass man meist nur dunkle Schatten vernehmen konnte. Bei dieser Finsternis wurde dem Pharao kalt. Es war hier mehr als unheimlich. Aber noch viel schlimmer war dieser Geruch. Diese Luft. Es war stickig. Das Atmen viel ihm schwer. Die sauerstoffarme Luft drückte auf seine Lungen. Und dieser Geruch. Ein ekelhafter Gestank. Es roch nach Fäule. Ihm wurde etwas mulmig im Bauch. Diese Atmosphäre vertrug er ganz und gar nicht. Sie machte ihn krank. Er verzog angewidert sein Gesicht und hielt sich etwas schützend seinen Handrücken vor seine Nase, mit dem Versuch die schreckliche Luft nicht einzuatmen. Die Wache vor ihm drehte sich überrascht um. "Ist Euch nicht wohl, mein Pharao?" Sie blieb jedoch nicht stehen, sonders setzte ihren weg fort. "Nein, es geht schon. Aber dieser Gestank. Waschen die Leute sich nicht?" Er blickte verächtlich, wie es für ihn eigentlich nicht üblich war, zur Seite und betrachtete einige der Zelleninsassen. "Das können sie nicht ..." "Bitte?" Der Pharao sah etwas verwirrt nach vorne. Hatten sie hier etwas kein Wasser? Doch dann wurde der Satz vorgeführt. "... wenn sie tot sind." Die Augen des Pharaos weiteten sich und er blieb stehen. Tot? Sollte das heißen sie sterben hier unten? [1] Bevor jedoch die Peson vor ihm etwas von seinem leichten Schock mitbekam, setzten sich seine Füße schon wieder in Bewegung. Das mulmige Gefühl in ihm stieg allerdings an. Er musste sich arg zusammen reißen, um nicht plötzlich umzudrehen und davon zu rennen. Und vor allem musste er Acht geben, dass er sich nicht urplötzlich übergab. Die Übelkeit machte ihm arg zu schaffen. Aber er konnte jetzt nicht umdrehen. Nach etwa zehn Minuten blieben sie stehen. Scheinbar waren sie an der Zelle von Seth angekommen. Eine Wach saß nur wenige Schritte entfernt. Hier schien wohl auch ein Wachposten zu liegen. Gleich als er seinen Herrscher entdeckte ging er in die Knie und verneigte sich. Die Wache vom Eingangsbereich dreht sich zu seinem Pharao um. "Einen Moment noch, mein Pharao, und ich werde sofort die Schlüssel holen." Mit diesen Worten drehte er sich um und ging zu seines Gleichen. "Der Pharao wünscht mit einem der Gefangenen zu sprechen. Es ist der Junge, der heute hergebracht wurde, auf dem die Todesstrafe wegen Verrat steht. Sein Name ist Seth." Die Wach wusste gleich wer gemeint war. Immerhin würde sich jeder an so einen Menschen erinnern. Es war seltsam. Als man ihn herbrachte, wehrte er sich kein Stück. Er war vollkommen ruhig und ließ sich ohne Widersprüche in die Zelle bringen. Besonders aufgefallen waren einem seine Augen in diesem Moment. Sie waren so glasig und doch vollkommen trocken. Den Tränen so nahe und ihnen doch so fern. Als wollte er weinen und konnte es doch nicht. Ja, jeder der anwesenden Soldaten, die ihn brachten, würden diesen Ausdruck nie vergessen. Der zuständige Wachposten gab seinem Gegenüber den Schlüssel für die Tür. Doch bevor dieser sich wieder umdrehen und zurück zum Pharao gehen konnte, hielt der andere ihn noch kurz auf. "Eine Sache noch. Einer der anderen da drinnen ..." Er deute mit seinem Finger leicht auf die Zelletür. "... ist schon tot. Sollen wir ihn rausschaffen?" Der andere überlegte kurz. Dann erhob er seine jetzt kalte Stimme. "Nein, lass ihn liegen. Die Ratten wollen immerhin auch etwas zu Essen haben." Damit ging er wieder zurück zum Pharao. Er steckte den Schlüssen ins Schloss und drehte ihn zwei Mal herum. Ein Knacken war zu hören und die Wache öffnete langsam die knirschende Tür. Der Pharao zog scharf die Luft an und kniff angewidert die Augen kurz zu. Ein gewaltiger Gestank kam ihnen entgegen. Die Wache trat unberührt davon in die Zelle und der Pharao folge ihm. Kurz blickte er sich innerhalb der kalten Mauern um, dann fand er, wen er suchte. In einer hinteren dunklen Ecke lag eine zierliche Gestalt. Die Knie dich an den Körper gewinkelt. Die Hände zu einem Kissenersatz gelegt, obwohl sie neben dem schlafenden Gesicht ruhten. Erst nach einigen Sekunden erkannte der Pharao die dortige Gestalt am Boden. Es war Seth. Sein Inneres atmete ruhig aus, als er ihn dort so ruhig und schlafend fand. Dumpfe Schritte kamen auf Seth zu. Er hatte nur teilweise mitbekommen, dass sich etwas an der Tür zu schaffen gemacht hatte. Ein leises Klicken hatte er vernommen. Aber er war so müde. Er konnte sich nicht aufrichten, um zu sehen, ob dort wirklich etwas war. Noch bevor er angestrengt die Augen öffnen konnte, spürte er auch schon einen starken Druck in seinem Magen. Er riss seine Augen schlagartig auf, nur um sie kurz darauf schmerzvoll wieder zusammen zukneifen. Es schmerzte. Es tat weh. Und gleich kam dieser Schmerz erneut auf. "Steh endlich auf, du Ratte!" Wieder ein erneuter Tritt in Seths Magen. Der Pharao zuckte stark zusammen, als den quälenden Laut Seth hörte. Die Wache hatte ihren Fuß direkt in seinen Magen gerammt. Beschämt sah er zur Seite. Wollte er dem anderen doch keine Schmerzen zufügen. Aber was sollte er tun? Wie konnte er etwas dagegen unternehmen, wo er doch als Pharao eine gewisse Ansicht nach Außen tragen musste. Ein weiterer erstickender Laut folgte. Der Pharao kniff die Augen stark zusammen. Es war schrecklich für ihn Seth so leiden zu sehen. Wie grausam waren diese Leute, die sich Wachen schimpften. Er wagte es nur langsam wieder nach vorne zu blicken. Seth lag leidend am Boden und versuchte den Schmerz so gut es ging zu unterdrücken, aber die Tritte waren hart und stark. Für einen kurzen Augeblick konnte sich der Pharao nicht rühren. Der Schock, diesen Menschen, nein Seth, dort liegen zu sehen, wie er durch die Qualen unfähig war sich zu wehren, wie er litt. Es war furchtbar. Die Wache holte schon für den nächsten Treffer aus, aber er konnte es nicht mehr ertragen. "Sofort aufhören!" Sogleich hielten die Tritte inne. Seth hatte sich schon auf einen erneuten Treffer gefasst gemacht. Er hätte es herunter geschluckt. Alles über sich ergehen lassen. Bis sie seiner überdrüssig waren. Aber jetzt? Es kam nichts mehr. Niemand der ihn mehr trat, keiner der ihn anschrie. Da war nichts. Jetzt lag sein Körper zusammengezogen und bemitleidenswert auf dem kalten Stein. Wer hatte ihn vor weiteren Qualen gerettet? Diese Stimme, sie kam ihm bekannt vor. Vertraut. Und doch, konnte er das Gesicht der Person vor sich nicht sehen. Aber sein Peiniger musste Respekt vor ihr haben, hätte er sein Tun doch sonst nicht abgebrochen. Mühevoll öffnete er die Augen, versuchte die Gestalten zu erkennen. Er sah das kalte und starre Gesicht der Wache. Sie stand vor ihm und sah sie herablassend an. Aber da war noch jemand. Etwas weiter weg. Wer war das? Er versuchte ein klares Bild vor Augen zu kriegen. Alles war verschwommen und er konnte nur schwer seine Umgebung wahrnehmen. Aber allmählich vermochte es zu funktionierten. Er konnte sie sehen. Die Person, die ihn erlöst hatte für diesen Augenblick. Seine Augen weiteten sich ein Stück. Ja, er war sich sicher. Er war es wirklich. Der Pharao. "Ich wollte mit ihm reden, nicht ihn totprügeln lassen." Der Pharao blickte den Wachmann vor sich zornig an. Dieser wich sogleich einen Schritt von dem noch immer am Boden liegenden Seth zurück. Demütig senkte er sein Haupt und versuchte den drohenden Blicken seines Herrschers auszuweichen. "Vergebt mit, mein Pharao." Er verbeugte sich demütig um seiner Entschuldigung Nachdruck zu verleihen. "Ich will alleine mit ihm reden. Nehmt die anderen mit raus und geht." Der Pharao warf einen kurzen Blick zu den zwei anderen Zelleninsassen. Sie hatten dem Geschehen nur stumm und ohne jegliche Regung beigewohnt. Es kümmerte sie nicht, was mit anderen geschah, nur ihr eigenes Leben war ihnen wichtig. "Sehr wohl, mein Pharao." Die Wache nahm zwei Stricke hervor und band sie den anderen beiden um ihre Handgelenkte. Zur Sicherheit, obwohl sie eh nicht hätten fliehen können. Ihre Muskeln waren verkümmert und ihre Kraft war dem Ende nahe. Sie hätten sich nirgends alleine hinfort bewegen können, ohne alle drei Schritte eine Pause einzulegen. Schließlich fiel die schwere Tür ins Schloss und löste ein dumpfes Geräusch aus. Jetzt waren sie alleine. Innerhalb der steinigen Mauern blieb es still und die Dunkelheit tat ihr Übriges, um die herrschende Atmosphäre bedrückend wirken zu lassen. Seth lag immer noch auf dem kalten Boden. Doch er wusste, er müsse aufstehen. Nicht nur wegen dem Pharao, um ihm den gebührenden Respekt zu erweisen. Nein, auch wegen seiner Willen. Er wollte keinem zeigen, wie schmerzlich das eben Geschehene war. Auch nicht dem Pharao. Mühevoll versuchte er sich aufzurichten, jedoch versagten seine Kräfte schon zu Beginn. Dann hörte er wie sich Schritte auf ihn zu bewegten. Sie waren anders als die vorigen. Leichter und ruhiger. Noch bevor er seinen Kopf heben konnte, vernahm er eine kniende Gestalt neben sich. "Ich helfe dir." Als er seinen Blick ein wenig zur Seite legte, sah er in das lächelnde Gesicht des Pharaos. Mit großem Kraftaufwand richtete er sich ein wenig auf, sodass er seinem Herrscher gegenüber kniete. Plötzlich streckte sich eine Hand im entgegen und bot ihm Hilfe an. Er blickte sie etwas überrascht an. Wusste er doch, dass es die Hand des Pharaos war und doch vermochte er nicht, sie zu berühren und ihre freundliche Geste anzunehmen. Er blickte erneut zur Seite und sah direkt in das Gesicht des Pharaos. Er lächelte noch immer. Ein warmes Lächeln, in dem so viel Güte und Wärme lag. Seine Augen strahlten Güte und Vertrauen aus. Aber es lag noch mehr in ihnen. Da war etwas. Seth erkannte es. War es ... Mitleid? Sah ihn der Pharao mitleidig an? "Willst du nicht aufstehen, Seth?" Seth schreckte ein wenig aus seinen Gedanken auf, als er die mitfühlende Stimme des Pharaos hörte. Er sah ihn immer noch mit diesem Lächeln an. Der Braunhaarige richtete seinen Blick wieder auf die helfende Hand, die immer noch zu ihm gerichtet war. Er wollte aufstehen und alleine schaffte er es nicht mehr. Aber wieso nahm er die Hilfe seines Gegenübers nicht an? Was hinderte ihn daran diese Hand zu ergreifen und sich von ihr nach oben ziehen zu lassen? Warum ergriff er sie nicht einfach? Sie befand sich doch genau vor ihm. So nah, dass er ihre Wärme spüren konnte. Er schloss die Augen und atmete tief aus. Verstand es nicht. Diese Hand, er konnte sie nicht fassen, nicht berühren. "Du willst sie nicht nehmen, weil es meine ist. Hab ich Recht?" Traurig und etwas enttäuscht sah der Pharao zu Seth. Dieser wandte beschämt den Blick zur Seite. "Es schickt sich nicht, den Pharao zu berühren." Der Pharao nahm seine Hand wieder zurück und sah, wie sich Seths Blick wieder verkühlt hatte. Seine Augen waren stumm auf den Boden gerichtet und weigerten sich ihn anzusehen. "Ich hab sie dir freiwillig angeboten, du hättest sie ruhig nehmen dürfen." Es stimmte den Pharao deutlich trübe, dass Seth seine Hilfe abgelehnt hatte. War er doch nur wegen ihm hier. Auch Seth blieb dieser Zustand nicht verborgen, auch wenn der Pharao versuchte, seine Gefühle zu unterdrücken. "Verzeiht mir, mein Pharao. Ich wollte Euch nicht beleidigen oder dergleichen." In Bezug auf diese aufrichtige Entschuldigung hatte sich Seths Blick wieder erwärmt. Nicht viel, aber er wurde sanfter, das konnte der Pharao deutlich erkennen. "Nein. Ich muss mich bei dir entschuldigen." Überrascht und auch stark verwirrt, blickte Seth auf und in Richtung des Pharaos. Dieser hatte seinen Blick nun ebenfalls stark konzentriert nach vorne gerichtet. Jene Augen, die zuvor so viel Güte ausstrahlten, suchten jetzt nach Vergebung. "Ich bin Schuld, dass du jetzt hier unten sitzt. Es ist meine Schuld, dass dir das alles angetan wird." Nun wandte er seinen Blick wieder Richtung Seth. "Ich muss dich um Verzeihung bitten." Seth war vollkommen sprachlos, als er diese um Verzeihung flehenden Augen sah. Wie konnte ein einziger Mensch so viele verschiedene Formen von Gefühlen allein mit seinen Augen ausdrücken? Schuldbewusst, ja fast selbstzerrstörerisch sahen sie ihn an. Diese dunklen purpurnen Augen. Was verbarg sich nur hinter ihnen? Sie schienen so undurchsichtig und doch so klar. Und sie baten im um Verzeihung. Nein, vielmehr der Pharao selbst tat es. Das konnte nicht sein. "NEIN!" Mit einem Satz setzte Seth zum Aufstehen an. Und schon im nächsten Moment stand er wieder auf seinen Beinen. Dieser immense Schock hatte ihm die nötige Kraft verliehen, wieder Herr über sich zu werden. Mit irritiertem Blick, sah der Pharao in an und stand ebenfalls wieder auf. Sofort aber realisierte Seth, was er so eben getan hatte. "Ähm ... ich meinte ... es war nicht Eure Schuld. Ich selber habe mich in diese Situation gebracht. Bitte gebt Euch keine Schuld." Verlegen schaute er zur Seite. Und wenn der Pharao es nicht besser gewusste hätte, so hätte er schwören können, dass sich auf Seths Wangen ein leichter Rotschimmer gebildet hatte. "Das mag in deiner Ansicht so sein, aber dennoch habe ich nichts unternommen, um dir zu helfen." Wieder herrschte Stille. Immer diese beklemmende Stille, wenn keiner von beiden wusste, was er sagen sollte, ohne auf etwas Falsches zu stoßen. Doch auch dieses Mal wurde sie durchbrochen. Nicht vom Pharao, aber auch nicht von Seth, sondern durch ein piepsendes Geräusch, das aus einer der dunklen Ecken zu hören war. Der Pharao erschrak und sprang plötzlich einen Schritt zu Seite, als eine Ratte an ihm vorbei lief und ihm am Bein streifte. "Ratten!" Das war das Einzige, was er sagen konnte. Sogleich hielt er seinen Arm vor sein Gesicht. Erst jetzt wurde ihm klar, wo er sich doch gleich befand und das dieser ekelhafte Geruch immer noch in seine Nase drang. Und diese Erscheinung eben tat ihr übriges. 'Igitt. Was sind das hier für Zustände?' Eigentlich wünschte er sich nichts sehnlicher, als von diesem Ort zu verschwinden. "Ist alles in Ordnung, mein Pharao?" Die zum Teil besorgte Stimme Seths ließ ihn wieder zurück in die aktuelle Situation kehren. "Nein. Ich vertrage bloß die Luft hier unten nicht." Etwas entschuldigend sah er zu Seth, der immer noch vor ihm stand. Dessen in der Tat besorgter Blick normalisierte sich wieder. "Ja. Die Luft hier unten nimmt den Geruch der Toten auf. Die Verwesung der Leichen." Seths Augen wurden trübe und sie spiegelten in diesem Augenblick vollkommende Gleichgültigkeit wieder. "Man gewöhnt sich daran, wenn man neben einer Leiche sitzt." "Was?" Geschockt weiteten sich die Augen es Pharaos. Seine Augen sahen über Seths Schulter hinweg und fanden eine der dunklen Ecken hinter ihm. Gebannt blickte der Pharao hinüber und versuchte zwingend etwas zu erkennen. Er hörte ein leises Piepsen von dort an sein Ohr dringen. Aber was war das? Langsam wurde das Bild deutlich und allmählich kam zu Vorschein, was im Verborgenen hätte bleiben sollen. Panisch weiteten sich die Augen des Pharaos. Und er wich augenblicklich ein paar Schritte zurück. Dort tief in der Ecke lag eine Leiche. Schräg an die Wand gelehnt und mit Ratten übersät. Sie nagten an dem toten Fleisch und tranken das kalte Blut. An einigen Stellen waren schon die Knochen zu sehen und das blutige Fleisch hing an einigen dieser nur lose herab. 'Mir wird schlecht.' Der Pharao hielt sich sofort die Hand vor den Mund. 'Mein Gott.' Seth stand weiterhin regungslos vor ihm. Sein Blick und seine Augen waren starr auf den Pharao gerichtet. "Er liegt erst sein kurzem dort. Die Ratten haben lange auf was zu Essen gewartet, deshalb fallen sie jetzt über seine Leiche her. Den letzten haben die Wachen abgeholt, nachdem nur noch Knochen da waren." Der Pharao blickte auf. Auch wenn er das Bild dort in der Ecke nicht ertragen konnte, so wollte er Seth doch ansehen. Seine Worte, sie klangen so kalt und unnahbar, als würde ihm dieser Zustand nichts ausmachen. Er sah in seine Augen und sie waren kalt. So kalt wie ihre eisblaue Farbe. "Ich habe es gesehen. Wie die anderen sich auf ihn stürzten, als er seinen letzten Atemzug machte. Sofort fingen sie an, sein Fleisch von den Knochen abzureißen. Wer hier eingesperrt ist, lebt als Ratte. Er versucht zu überleben, ohne Rücksicht auf Verluste." Nun sah er auf und direkt in die Augen des Pharaos. "Hab Ihr das etwa nicht gewusst? Mein Pharao?" Dieser konnte sich nicht bewegen. Was war das? Wenn er jetzt in die Augen Seths sah, dann sah er da einen vollkommen anderen Menschen als eben zuvor. Das konnte doch nicht sein? Was war das für ein Junge, der solch eine gespaltene Persönlichkeit besaß, dass es ihm eiskalt den Rücken runterlief? Nur sehr langsam erholte er sich von der ganzen Situation. Von der Leiche, von den Worten Seths und auch von Seths eiskaltem Blick. "Unmöglich." Er sagte es mehr zu sich selbst, als zu seinem Gegenüber. "Was meint Ihr?" "Deine Augen sind klar und doch so undurchsichtig. Dein Herz ist stolz und doch höre ich es um Hilfe rufen. Du schweigst und doch kann ich dich deutlich hören." Er machte eine kleine Pause und Seth sah ihn irritiert an. "Ich habe hier unten vieles gesehen. Dinge vor denen ich mich fürchtete und Dinge, die ich nie wieder sehen will. Und etwas, dass mir mehr zu schaffen macht, als alles andere. Es waren nicht die verhungerten Körper der Menschen, die verzweifelten Schreie zwischen den Kettengeräuschen, auch nicht die zerfressene Leiche. Das, wovor ich meisten Angst habe, ist, dass dich das gleiche Schicksal ereilt. Das der Teil aus deiner Seele verschwindet, den ich durch deine Augen bei unserem ersten Zusammentreffen sehen konnte." Nun drehte er sich um und schritt auf die Tür zu. Vorsichtig legte er seine Hand auf den Griff ohne ihn dabei hinunter zu drücken. "Ich verspreche dir. Egal was ich dafür tun muss. Ich werde dich hier rausholen. Bevor du dich verlierst und selber zu einer dieser Ratten wirst." Mit diesen Worten öffnete er die Tür und trat hinaus. "Dies ist ein königliches Versprechen." Langsam schloss sich die Tür wieder und mit jeder Sekunde, die die Tür zum Zufallen in Anspruch nahm, verschwand die Gestalt des Pharaos. Seth stand nur still und stumm da. Kein Muskel rührte sich in seinem Körper. Diese Worte. Die Worte des Pharaos. Sie trafen ihn. Im ganzen Körper breiteten sie sich aus. Warum? Was war das? Geschockt und regungslos stand er da. Blickte einfach auf die verschlossene Tür ihm gegenüber. Plötzlich spürte er etwas Feuchtes auf seiner Wange. Er konnte es nicht fassen. "Warum ... weine ich?" [1] Das ist jetzt irgendwie doof geworden. Ich glaub nicht mal er ist so naiv, dass er denkt, im Kerker würde keiner sterben. Kommentar: Das Ende ist wirklich schlecht. -_- Dabei hab ich so lange dafür gebraucht. Irgendwie musste ich eine dieser berühmten Kurven kriegen. Ich finde es erschreckend, dass die Kapitel immer länger werden. o.O Ist das schlimm? Nehm ich euch vielleicht zu sehr in Anspruch? Ich mag es eigentlich nicht so, wenn die Menge mit jedem Kapitel zunimmt. Die Antwort auf die Frage, ob noch weitere Charas aus YGO auftauchen sollen, würde überwiegend mit "nein" kommentiert. Hatte ich mir auch schon irgendwo gedacht. Aber ich mache eine Bekanntmachung. Kisara wird definitiv auftauchen. Nicht nur weil ich sie mag, sondern auch weil man mit ihr der Story den ein oder anderen Wendepunkt geben kann. Chiko Kapitel 5: mein Herz tut weh Teil 2 ----------------------------------- ein Schicksalsweg Titel: grausame Gefühle Serie: Yu-Gi-Oh Genre: Shônen Ai / Yaoi, Lemon / Lime, Romantik, Drama Teil: 5/? Pairing: Atemu x Seth Warnings: Shônen Ai/Yaoi, das schließt auch Lemon und Lime ein, Pain, Angst, wahrscheinlich auch Death Email: corrie-hanne@t-online.de Disclaimer: Wenn sie doch nur mir gehören würden. *in träumen versink* Aber, ach, leider sind sie es nicht. Die Welt ist grausam. T_T Kommentar: Lange mussten einige Leute warten und es tut mir auch unendlich Leid, dass ich so lange für den 5. Teil gebraucht habe. Aber weder die Lust, noch die benötige Zeit dafür, konnte ich finden bzw. aufbringen. Mir ist so aufgefallen, dass ich den Hohepriester nie bei seinem Namen genannte habe, also Akunadin. Ebenso habe ich den Pharao, außer in der wördlichen Rede, nie Atemu genannt. Das ändert sich ab diesem Teil. Ich hab mir das quasi für das Jahr 2005 vorgenommen, wenn man so will. ^^ Zur Zeit ist die FF ja noch mit dem Pairing Atemu x Seth angesiedelt. Aber eigentlich soll es mal eine Seth x Atemu FF werden. Ich hoffe sie bald in diese Richtung verändern zu können, aber so wie es scheint, wird das nicht so schnell gehen. Chiko Legende: "....." - sprechen '.....'- denken Teil 5 - Mein Herz tut weh (Teil 2) Die Wachen sahen Atemu nicht minder verwirrt und überrascht an, als ihr Pharao ohne Regung an ihnen vorbei schritt, nachdem er die Zelle Seths verlassen hatte. Ihm war jetzt bei weitem nicht nach Reden zu mute. Auch wenn ihn die Verhältnisse hier unten erschütterten und er durchaus den Drang danach verspürte, den ein oder anderen zur Verantwortung zu ziehen, so lagen seine Gedanken in diesem Moment doch bei einer anderen Sache. Er hatte Seth sein königliches Wort gegeben, und im Namen Ras, so wollte er es unter allen Umständen auch einhalten. Seine Gedanken flogen umher, als er sich wieder über die Stufen im engen Gang hinauf zum Palast begab. Keiner der im Kerker befindlichen Wachleute hatte es gewagt ihn anzusprechen. Stumm waren sie geblieben, wie es ihr Gebieter war. Der Gedanke daran Seth in dieser Art von Welt dort unten zurück zu lassen, behagte Atemu gar nicht. Doch konnte er in seiner momentanen Lage nichts für sein Wohl tun. Als er endlich wieder im oberen Teil des Gebäudes ankam, atmete er gierig die frische und kühle Luft in seine Lungen. Der beschwerende Druck verflog, der unmenschliche Gestank der Kerker verschwand allmählich. Wieder bohrte sich ein Schmerz in seine Brust, als er diesen Gedanken faste. Seth musste weiterhin diesem Geruch trotzen, obgleich es schien, dass er ihn schon gewohnt war. Mit eiligen Schritten suchte er sein eigenes Gemach auf. Überraschender Weise ließen ihn Berater, Dienerschaft und andere im Palast befindlichen Leute auf seinem Weg mit ihren Worten in Frieden. Recht ungewöhnlich, wenn man bedachte, dass er doch einige Zeit nicht anwesend im oberen Teil dieses Gebietes war. Jedoch auch nicht verwunderlich, in Anbetrachte der späten Zeit. Doch ließ der Pharao sich dadurch nicht stören, segnete den ruhigen Weg viel mehr. In seinem Gemach angekommen, befahl er den Wachen sogleich ihren Posten vor seinen Türen aufzugeben. Er wollte Ruhe und ungestört sein. Selbst wenn sie nur draußen wachten, die schweren Steintüren zwischen ihnen lagen, so behagte es dem Pharao doch nicht recht zu wissen, dass er nicht vollkommen alleine sei. Wie ihnen befohlen, beugten sich die Wachposten seinem Befehl und verließen ihre Stellung vor des Pharaos Gemach. Betrübt ließ sich Atemu auf einen Stuhl nieder, der an seinem Tisch stand, auf dem Papyrusrollen und andere für die Verwaltung Ägyptens wichtige Schriftstücke lagen. Er senkte den Kopf und stütze ihn letztendlich auf seine Hände auf. Seine goldgelben Haarstränen fielen ihm seitlich zu seinen Handgelenken herüber, und erweckten den Eindruck, dem Pharao zerrte es an seinen Kräften. Vielleicht war dies auch der Wahrheit nicht ganz fern. Zwar hatte er Seth versprochen ihn aus diesem mehr als menschenverachtenden Gefängnis zu befreien, und er war auch gewillt dies unter allen Umständen zu tun, doch bot sich die Frage nach dem eigentlich wie denn auf. Jemandem, der zum Tode verurteilt war, konnte man nicht leicht in die Freiheit zurück führen. Vor allem nicht, wenn sein Urteil in Verbindung mit dem Pharao stand. Der Pharao schloss seine Augen, als er angestrengt über eine Möglichkeit der Rettung nachdachte. "Ich finde einfach keine Möglichkeit." Seine Stimme klang zittrig und verloren. Sie war der Verzweiflung nahe und wollte die aufkeimende Hoffnungslosigkeit unterdrücken. Minuten des angespannten Nachdenkens brachten weder einen Weg vor noch zurück. Ein zielloses Tappen auf der Stelle schlich sich ein, dass nicht zu bändigen war. Erschöpft ließ Atemu seinen Kopf auf das hellbraune Holz seines Tisches nieder. Es kühlte seine Wange ein wenig, die durch das angestrengte Nachdenken ein wenig an Wärme dazu gewonnnen hatte. Er schloss genüsslich die Augen, doch so ruhig und besonnen sein Gesicht auch aussah, so verzweifelt und deprimiert war es auch. Er fand keine erhoffte Lösung auf sein Problem. Missmutig und betrüb erhob er sich von seinem Platz. Mit leisen Schritten nährte er sich seinem Bett und ließ ermüdend darauf nieder fallen. Die Sonne hatte ihre Herrschaft schon längst an ihren Begleiter Mond abgetreten. Bereits unten im Gemäuer hatte er durch das kleine Fenster in Seths Zelle den hellen weißen Kreis erkennen können. Wie er auf sein Bett gefallen war, so verharrte er darin. Dass er nicht richtig darin lag und auch sonst keinen Anblick eines Pharaos mit sich trug, interessierte ihn in diesem Augenblick nicht. Ein betrückendes Gefühl hatte von ihm Besitz ergriffen und er fühlte sich hilflos. Hilflos, wie in dem Moment als Seth verurteilt wurde und er handlungsunfähig daneben stand. Er fühlte sich hilflos mit ansehen zu müssen, wie Seth dort unten in den dunklen Hallen allein und in schrecklichster Weise vor sich hinvegetieren musste. Nicht wirklich wissend, was eigentlich in ihm vorging, weswegen seine Aufopferung für eben diesen einen jungen Mann so groß war, begann er langsam aber doch beständig in das Reich der Träume zu wandern. Nachdem der Pharao seine Zelle wieder verlassen hatte, stand Seth noch eine halbe Ewigkeit gebannt und unfähig sich auch nur einen Millimeter zu rühren, alleine in mitten der tiefen Dunkelheit. Kurz nachdem der andere ihn verlassen hatte, wurden seine Zimmergenossen, wenn man sie so nennen konnte, wieder zu ihm geschickt. Kurz spürte er, wie ihre Blickte auf ihm ruhten, ihn mit Argwohn betrachten, da sie meinten der Pharao hätte ein Gnadeurteil ausgesprochen. Doch als sie Seth erblickten, wie er regungslos weiterhin mitten im Raum verweilte, wanden sie sich ab, wieder ihren eigenen, verkommenen Problemen zu. Die Tränen in Seths Augen hatte keiner von ihnen bemerkt. Zu dunkel war es hier unten und da Seth dem einfallenden Mondlicht mit seinem Rücken entgegenstand, konnte die salzigen Gewässer nicht erleuchtet werden. Doch war dem Jungen das durchaus recht. Zwar kümmerte es ihn wenig, wenn diese Leute hier unten seine Tränen sahen, würde er ohnehin bald nie wieder einen von ihnen sehen, doch war sein Stolz selbst in dieser schweren Stunde so stark, dass er keinem seine Schwäche zeigen wollte. Erst nach einer halben Unendlichkeit wie es ihm selber schien, fand er die nötige Kraft, sich aus seiner andauernden Starre zu befreien. Doch so wie die Kraft in ihn zurückkehrte, so schnell verließ sie ihn auch wieder. Schwach sank er in sich zusammen und fand sich alsbald auf dem kalten und dreckigen Boden wieder. Sich mit seinen Händen am kargen Niedergrund abstützend, musste er sich beherrschen nicht vollends in Tränen auszubrechen. Seine Selbstbeherrschung und sein eigener stolzer Wille verboten es ihm. Auch wenn es zu gelingen schien, kam er nicht drum herum einige bittere Tränen aus seinen Augen den Freigang zu gewähren. "Warum? Ich versteh das einfach nicht. Was passiert mit mir?" Warum er seine so bitteren Gedanken laut aussprach, wusste er selber nicht. Weder an seine Mitbewohner, noch an sich selbst waren seine Fragen gerichtet. Vielmehr gegen die stille Dunkelheit wanden sie sich. Sie sollte Zeuge seiner ungewissen Gedanken werden, ihn leiten und Antwort schenken. Doch blieb sie wieder, wie eh und je, stillschweigend zu ihm. Ein tief brennender Schmerz zog sich durch sein Herz. Ein feuriges Brandmal schmolz sich hinein. Mit unsichtbaren Stichen, eines goldenen Messers, wurde es malträtiert und zu höchsten Schmerzen getragen. Lautes und schmerzliches Aufschreien sollte dem Gepeinigten Erlösung verschaffen. Doch schwieg Seth in diesem Augenblick. Er wollte nichts hinausschreien, dessen er sich so verzweifelte, wie in diesem Augenblick. Dessen Gesicht er nicht kannte und nicht zu deuten wusste. So blieb er stumm, mit leisem Schlurzen dieser Nacht verfallen. Harrte durchgehend seiner gebeugten Haltung in seinem dunklen Reich, beobachtet doch nicht wirklich gesehen, von dem Rest der Eingeschlossenen. Vernommen, aber nicht gehört. Von ihnen allen nicht als Mensch, sondern nur als Todgeweihter angesehen. Nicht sie vermochten ihn zu sehen, wie er tief in seiner Seele war. Ein kindheitsloses Kind, ein zukunftsloser Mann. Und zwischen diesen beiden Zeiten, die ihm so fremd und unerreichbar schienen, schlief die gegenwärtige Gestalt des Jungen, den nur einer in diesem Palast, als jenes Wesen sah, das er in diesem Augenblick war. Nächte voller Schlaflosigkeit und Wehmut plagten den jungen Pharao. Nicht selten schreckte er des Nachts auf, um sich in seinem der Einsamkeit eisigem Gemach wieder zu finden. Sein Körper getränkt durch starkes Zittern und Schweißausbrüche. Alpträume waren es, die ihm in seiner verdienen Ruhe des Nachts, belästigten. Träume, in denen er den Tod Seths sah. Hingerichtet in seiner Anwesenheit. Unfähig stand er daneben und musste dem schrecklichen Schauspiel beiwohnen. Das herrische Lachen des Hohepriesters schallte noch in seinem Kopf wieder, als er schon längst der schweren Last der Traumwelt entflohen war, breitete sich in seinem Körper aus, wie ein unerträgliches Geschwür. Die Tage zogen sich hin. Tag und Nach wechselten sich in ihrem ständigen Lauf der Macht der Finsternis und des Lichts stets ab. Eine gedrückte Atmsphäre hatte sich über die Stadt Theben gelegt, dem Hauptsitz des Palastes des Pharaos. Sie glich einer schwarzen Wolke, die unaufhaltsam ihr dunkles Gewand über die Stadt ausbreitete, sie bedeckt mit ihrem seidigen Schwarm und so ins Verderben lockte. Auch wenn nichts dergleichen am Himmel zu sehen war, so spürte es doch zumindest der Pharao in diversen Stunden, in denen er von seinem Balkon seiner Gemächer hinaus blickte in die Ferne. Der Tag war nahe gekommen, an dem sich der Vorhang des Lebens für Seth schließen sollte. Verzweifelt hatte der Pharao seine Schutzgötter um Hilfe angefleht. Allen voran Ra und Amun. Sprach Gebete, in denen er um das Leben des Jungen betete. Doch bis zum Schluss blieben sie unerhört. Und trotzdem wollte der Pharao seine Hoffnung nicht vollends aufgeben, verharrte weiterhin in der bitteren Zuversicht, sein Wort halten zu können. Es war jener Abend vor Seths Hinrichtung. Die Sonne stand an ihrer Scheide hinüber zu gehen in ihren Schlaf. Sie tauchte den Himmel in ein blutendes Rot, als würde sie vor Abschied so sehr weinen, dass es ihr Innerstes zerriss. Atemu stand wie oft in letzter Zeit auf seinem Balkon und sah dem traurigen Farbenspiel am Himmel nach. Es schien ihm, als würde Rah selber mit ihm weinen. Gefürchtet hatte er sich oft vor diesem Augenblick, in dem er hilfloser war, als jemals zuvor. Gekleidet in sein königliches Gewand, geschmückt mit der königlichen Krone, die auf seiner Stirn ein Zeichen seiner Herrschaft war. Sein roter Umhang wehend im abendlichen Wüstenwind, umspielt durch seine hinfort getragenen Haare. Er erweckte auf den ersten Augenblick nur die Gestalt eines Pharaos, der stolz und würdevoll seines Amtes walte. Doch sah man dahinter, hinter seine Verkleidung, dem äußeren Schein, so konnte man die brechende Seele sehen, die von diesem Nichts aus Stoff, Haut und Knochen verborgen lag. Sein Herz schmerzte an diesem Tag stärker als an allen zuvor. Seine linke Hand hatte er bereits zu seiner Brust geführt und sie dort in den sanften Stoff gekrallt. Die geschlossenen und zusammen gepressten Augen zeugten von seinem Schmerz. Es war ein Schmerz, der in seiner Art dem Leidenden die Qualen gab, sich zu entsinnen, weswegen er doch vorhanden war. Er saß tief und ließ sich mit jeglicher erdenklicher Kraft nicht zurück weisen. Tiefer, wie nur wenige Gefühle es vermochten, drang er in sein Herz vor. Zerfleischte ihn von innen heraus. Der Pharao blickte auf, als er ein leises Klopfen an seiner Tür vermerkte. Gekonnt wendete er auf seinen Füßen und setzte an, zurück hinein zu gehen, um seinen doch so unerwünschten Gast zu begrüßen. Als er mitten in seinem Gemach stand, ließ er seine Stimme verlauten und einer der niederen Berater trat herein. Sein Haupt war gesenkt, der Blick tief auf den Boden gerichtet, um dem Sohn der Götter, den gebührenden Respekt zu erweisen. "Was gibt es so dringliches, dass man es wagt, mich noch zu solch Stunde zu belästigen?" Vielleicht war es bei Weitem noch nicht allzu spät in der Zeit, denn wie beobachtet, lag die Sonne noch nicht in Vergessenheit. Doch war es Atemu zu Leid, sich jetzt noch um Dinge zu kümmern, die seiner Regierung gehörig waren. Alles was er in diesem Augenblick wollte, war die Einsamkeit genießen, die er in all den Jahren als seinen Feind angesehen hatte, jetzt aber zu seinem engsten Vertrauen in dieser Stunde machte. Der Berater schwieg, als er die Stimme seines Herrschers vernahm. Sie war nicht herrisch oder missgelaunt. Vielmehr ließ sie einen leichten Schauer über ihren Hörer legen. Trotzdem erlange die zu den Füßen des Pharaos kniende Person ihre Stimme wieder. "Verzeiht, mein Pharao, dass ich Euch stören mag, doch bringt mich eine wichtige Angelegenheit zu Euch." Er machte eine kleine Pause. Ihm war durchaus bewusst, dass der Pharao um jenes Thema, dass er nun anzusprechen gedachte, lieber einen großen Bogen machte. Nur schon zu oft hatte er bei diesem Thema abgeblockt. "Es mag Euch nicht entfallen sein, dass für den morgigen Tag, die Hinrichtung eines Verräters zu Tage steht." Unmerklich für den anderen zuckte der Pharao leicht zusammen. Am liebsten hätte er nun seine Arme um seinen Körper geschlungen und das zittrige Aufblühen seiner Abneigung deutlich gemacht. Doch gab er sich als Herrscher Ägyptens keine Blöße. "Man schickte mich Euch mitzuteilen, dass die Vollstreckung des Urteils zur Zeit des höchsten Stands der Sonne sein soll. Man wünscht zudem Eure Anwesenheit." Atemu nahm die Worte langsam in sich auf. So bald also, sollte man dem Unschuldigen das Leben nehmen, während sich der Schuldige vergnügte. "Ich habe die Nachricht vernommen. Zieht Euch zurück." Der Pharao hob seine rechte Hand, um dem anderen zu symbolisieren, dass er es wünschte alleine zu weilen. "Sehr wohl, mein Pharao." Untertänig, wie es ihm gelehrt wurde, zog er sich aus dem Gemach des Pharaos zurück. Die schweren Türen schlossen sich wieder und zurück blieb einzig und allein Atemu. Dieser hatte seine Hände zu Fäusten geballt. Grade wollte er sich in seinem Schmerz ertränken, da wurde ihm die Tür aufgerissen, in der er der Realität auf noch viel grausamere Art und Weise gegenüberstand. Mir raschen Schritten drehte er sich von der Tür weg und ließ sich unsanft auf sein Bett fallen. Sein Gesicht vergrub er in den feinen dunklen Stoffen, wünschte sich, sie würden ihm die Luft zum Atmen nehmen und ersticken. Wann hatte er eigentlich angefangen sich so beengt zu fühlen? Dieser Schmerz, der in ihm wütete, war größer als jeder andere in seinem bisherigen Leben. Nicht viele Dinge vermochten ihm so großen Schmerz zuzufügen, unter denen er litt, wie niemand sonst. Sachte öffnete er seine amethystfarbenen Augen. Er dachte zurück, an jenen Tag, an dem sein Blick das erste Mal, den des anderen traf. Seine eisblauen Augen, die so tief sie auch waren, vollkommen klar erschienen. Er schloss seine Augen wieder und wollte die Begegnungen mit Seth Revue passieren lassen. Mit jeder aufkeimenden Erinnerung schlug sein Herz schneller im Takt, drohe aus seiner Brust zu springen, um in die Welt hinauszueilen, um nur einem einzigen Menschen in die Arme zu fallen. Die sachten Erinnerungen, die der Pharao an den anderen hatte, linderten den Schmerz. Doch sie konnten ihn nicht aufheben. Er blieb weiterhin bestehen in seiner Brust. Auch fehlte etwas in seiner Erinnerung, dass er gerne noch gesehen hätte. So viele Erinnerungen er doch auch an den anderen hatte, so waren es stets betrübte und traurige Bilder. Die Umstände erschienen weder erfreut noch günstig. Ein Lächeln war es, was fehlte. Ein warmes Lächeln, dass sich der Pharao bei Seth schöner vorstellte, als bei irgendeinem Menschen sonst. Es musste ein wundervolles Bild zu seinen so strahlenden Augen geben. Aber vergebens suchte er in seinen Gedanken nach eben diesem Bild, denn es existierte nicht. Und sicherlich würde er es ihnen nie hinzufügen können. Mit Tränen in den Augen griff Atemu mit seinen Händen in das, unter ihm befindliche, Tuch. Dieser braunhaarige Junge hatte schon so einen immens großen Platz in seinem Herzen eingenommen. Ohne es eigentlich mitzubekommen, schlich er sich in jeden kleinen Winkel seiner Seelenkammer, füllte jeden Bereich mit sich selbst und hinterließ eine bleibende Erinnerung im Pharao. Ein undefinierbares Gefühl hatte sich in Atemus Herzen großgezogen. Es war so frisch, wie es etwas Neugeborenes nur sein konnte, doch ebenso alt, wie nur Weniges die Zeit überdauerte. Ob man es erkannte oder nicht, so machte das keinen Unterschied beim Fühlen, denn es war immer gleich. Die Tränen stiegen höher und pressten sich hinaus, doch tapfer wie er war, unterdrückte der Pharao sie bis zum bitteren Ende. Aber schon bald war es für ihn nahe, das die Kraft versiegte und die Tränen ihren Weg bahnend, ihren Schutz der Augen verließen. Ein Schluchzen, wenn auch nur leise, erfüllte den Raum. Bis die Sonne unterging dauerte es an, bis es dann im Stummen verschwand. Schlafend lag die Gestalt des Pharaos auf seinem Bett, dahin gemetzelt von seinen Gefühlen. Die Tränen hatten ihre salzigen Spuren auf der dunklen Haut hinterlassen und glitzerten nun im fahlen Licht des Mondes. Die Furcht vor dem morgigen Tag bescherte dem Pharao eine traumlose Nacht, in der er weder schlief noch wachte, sondern zwischen den Welten wandelte, als würde es für ihn kein Morgen geben. Denn starb der andere, so starb er mit ihm. Von lautem Gegröle wurde Seth aus seinem wohlverdienten Schlaf gerissen. Er hatte sich einen Schlafplatz auf dem dreckigen und kalten Boden, mit Hilfe einer alten, mit Löchern und Blut getränkten, Decke gemacht. Verwirrt blickte er sich um, als er seinen Namen fallen hörte. Es war schon fast tiefe Nacht und seine Augen waren träge von dem wenigen Schlaf, den er bis jetzt erhalten hatte. Ein paar Sekunden nahm er sich zur Orientierung, bevor er den Laut der Stimmen ausmachen konnte, die ihn geweckt hatten. Sie kamen von draußen, außerhalb der Zelle. Ihm war klar, dass dies nur die Wachleute sein konnten, die sich grade in ihrer Schicht dem Wechsel verschrieben. Sachte legte er den Kopf wieder zurück auf den Boden. Seine Augen ließ er geöffnet und lauschte aufmerksam den Worten draußen vor der Tür. "Weißt du schon?" Eine Wache mit kurzen schwarzen Haaren wandte sich an den Posten, der vor der Tür Wache stand. "Was denn?" Die Ablösung erhielt einen fragenden Blick als Gegenfrage, doch sogleich berichtete sie, was sie so interessantes auf der Zunge trug. "Morgen ist es einer weniger. Dieser ehemalige Anwärter auf das Amt des Hohepriesters verliert Morgen seinen Kopf." Ein breites und fieses Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Sein Gegenüber tat es ihm gleich. "Tja, so kommts halt, wenn man Verrat an Pharao und Reich begeht." "Ich habe gehört, der Pharao selbst soll anwesend sein, weil er sich das Schauspiel nicht nehmen lassen will." Unbeeidruck von dem Thema, dass Gegenstand ihrer Unterhaltung war, setzte sich die Wache zu ihrem Partner. "Wer will das nicht? Man sieht nicht alle Tage jemanden, der hingerichtet wird." Seths Augen weiteten sich, als er das Gespräch der beiden Männer verfolgte. Er war sich gar nicht bewusst, wie lange er nun schon hier unten verharrte. Die Zeit maß sich hier doch ganz anders, wie er meinte. Aber der augenblickliche Schock verflog schnell. Er hörte noch wie die beiden Wachen in ein Gelächter einstimmten. Er schloss seine Augen und kehrte der Tür den Rücken zu. Er wollte nicht noch mehr hören. Es kam zwar überraschend für ihn, schon so bald dem Herren des Totenreiches zu begegnen, doch ließ es ihn innerlich auch frohlocken. In Gedanken versunken stellte er sich die ersehnte Erlösung vor, mit der er dem Grauen dieser Welt entkommen und endlich Frieden finden konnte. Er spürte schon das freiheitliche Gefühl, das ihn schwerelos hinfort trug in die weichen Arme des Todes. Grade wollte er sich dem Gedanken zuwenden, dass er nichts mehr hatte, was ihn an dem Hier und Jetzt band, doch in diesem Augenblick strahlte es vor seinem inneren Auge auf. Ehrlich leuchtende Augen und ein Antlitz von solcher Schönheit und Reinheit, dass es einem den Atem verschlug. Nicht lange musste Seth der Ungewissheit ausgesetzt sein, wen er dort vor sich erblickte, denn sogleich wurde ihm das herrliche Bild jener Person gezeigt, weswegen sich nichts und doch alles geändert hatte. Der amtierende Pharao Atemu, Sohn Ras und Herrscher Ägyptens. Jener Pharao, der ihn aus seinem alten Gefängnis in ein neues steckte, als er ihn zum Hohepriester an seiner Seite ernannte. Der Pharao, der ihm hier unten zur Gesellschaft gekommen war. Ihn bestach durch seine lieblichen Worte und Seths Herz in einer gewissen Art und Weise erhellte. Sachte öffnete er seine tiefblauen Augen wieder ein Stück, ließen einen trüben Schleier deutlich werden. Er hatte wahrlich nichts mehr gehabt, was ihn hier auf Erden hielt, doch sehnte er sich langsam wieder danach noch länger hier zu verweilen und die Früchte des Lebens zu kosten. Lag es vielleicht an IHM, dass er plötzlich den aufkeimenden Drang verspürte sein Leben fortzuführen? Ja, wohlmöglich war dort wirklich etwas, tief in ihm, dass danach schrie noch hier zubleiben, nicht zu gehen, sondern weiterhin zu verweilen, weiterhin die Schmerzen ertragend und das zerborstene Herz weiter zerschlagend. Aber da war noch mehr. Eine Person, welche es wert sein sollte dies alles zu ertragen. Aber war sie es wirklich? Seth schloss seine Augen. Verwirrt. Er war so unendlich verwirrt. Nur wenige Male hatte er ihn gesehen. Ihre ausgetauschten Worte waren nicht mehr als ein kurzes Gespräch unter Fremden. Und trotzdem sehnte sich etwas in ihm danach ihm noch einmal zu begegnen. Was sagten doch die Wachleute dort draußen sogleich? Er würde auch anwesend sein bei seinem letzten Tag. Wenn Seth nun vor der Pforte ins andere Reich stand, so sollte der Pharao es sein, dem sein letztes Bild galt. Er erwartete gar nicht erst, dass dieser sein Versprechen einhielt. War es nicht nur unmöglich, sondern auch vollkommen unrealistisch. Doch konnte Seth nicht verleugnen, dass seine Worte ihm durchaus Hoffnung geschenkt hatten und ihn diese, wenn auch auf eine seltsame Art und Weise, ergriffen hatte. Plötzlich spürte Seth wieder etwas Feuchtes an seinen Wangen. Mit seiner Hand fuhr er die nassen Spuren lang und kam zu der bitteren Erkenntnis, dass es erneut Tränen waren, die sein Gesicht zierten. Langsam verstand er sich selbst nicht mehr. Selbst in seinen Jahren im Tempel, in denen Akunadin seinen Spaß mit ihm hatte, vergoss er nie so viele Tränen, wie in diesem Palast. So sehr verschloss er sein Herz, verbannte es in den tiefsten und dunkelsten Winkel seiner selbst. Aber jetzt, in diesen doch so schweren Tagen, war es ihm, als würden sie diejenigen sein, in denen er seit langem wieder einen Wert für sich gefunden hatte. Weinend schloss er seine Augen, legte sich hin um seinen letzten Schlaf zu kosten. Es schien als würde er weinen, weil er Abschied nehmen musste von dieser Welt. Doch sah man genauer hin, so wusste man, dass es etwas anderes war, wessen er die Tränen vergoss. Langsam und mit vorsichtigen hellen Strahlen bracht der Tag an. Ein Tag, wie er hätte leidtragender und schmerzenaufschreiender nicht sein können. Im Hofplatz vor dem Palast, der obwohl er nicht direkt zu ihm gehörte, dem einfach Volk verwehrt war, wart eine große hölzerne Tribüne aufgestellt worden. Lediglich von weit außen konnte man einen Blick darauf erhaschen, so blieb ein starkes Treiben an jenem Morgen doch aus. Einige Sklaven des Pharaos zogen ihre Bahnen, andere dagegen hetzen von einer zur anderen Stelle. Obwohl es noch nicht den Anschein danach machte, so war dieser Tag doch deutlich anders als seine Vorgänger. Mit einem harten Tritt in seinen Magen wurde Seth unsanft aus seinem Schlaf gerissen. Es kam ihm vor, als wären ihm seine Augen grade erst zugefallen, als drei Männer um ihn herum standen und mit verachtendem Blick auf ihn nieder sahen. "Los aufstehen. Deine Galgenfrist ist vornüber." Erneut folgte ein harter Schlag, als Seth, noch benommen vom ersten, weiterhin auf dem Boden weilte. Nur mit Mühe konnte er sich aufrichten um einem dritten Zusammenstoß seines Magens mit etwas anderen auszuweichen. Sofort nachdem er einigermaßen auf seinen Beinen stehen konnte, wurde er schon schroff am Arm gepackt und aus seiner Zelle geschleift. Dass er so plötzlich aus dem Schlaf gerissen und noch ein wenig desorientiert, nicht sofort mit den Männern Schritt halten konnte, störte diese reichlich wenig. Das grelle Sonnenlicht stach ihm ins Auge, als er das erste Mal seit Langem wieder die Sonne und ihre volle Stärke sehen konnte. Er kniff geblendet von ihrer Helligkeit seine Augen zusammen. Auf den Weg musste er eh nicht achten, da ihn zwei der Männer links und rechts an seinen Armen mit sich zogen. Vorsichtig versuchte er langsam wieder an Sicht zu gewinnen, versuchte ihren Weg zu deuten und auch die Umgebung zu sondieren. Einen großen Platz konnte er erkennen, in dessen Mitte eine Erhebung stand. Fackeln standen in vier Richtungen zu jenem Aufbau in der Mitte. Sie schienen fast einem Gang zu gleichen, der sich in vier Wege teilte. Einer von ihnen war größer als andere. Er führte zu einer hohen Treppe, an dessen Ende sich ein steinender Sitz befand. Er war mit kostbaren Stoffen verkleidet. Es war der Sitz des Pharaos, obgleich von eben jenem keine Spur zu sehen war. Seine Augen gewöhnten sich wieder an die enorme Helligkeit. Er blickte sich weiter um. Es waren nicht Tausende von Leuten zu sehen, dennoch aber eine beträchtliche Zahl. Wie Seth es annahm, waren es vorwiegend Menschen aus den höheren Stufen. Ihre Gewänder waren edel und ihr Goldschmuck zeugte von angemessenem Reichtum. Der Weg seiner Geleiter führte zu dem hölzernen Aufbau, wie er es jetzt erkannte. Unsanft wurde er die Stufen hinaufgezogen. Als er oben stand blickte er sich das erste Mal richtig um. Die umstehenden Leute begannen sich um ihn zu scharren, die Menge sammelte sich in der Mitte des Platzes. Die Lautstärke stieg in kürzester Zeit rapide an und schon bald wurde klar, weswegen sie zusammen traten und ihren Gesprächen freien Lauf ließen. Seth schloss die Augen. Das war er nun also. Sein letzter Augenblick in diesem Reich. So würde nun alles enden. In einen Gedanken schon fort an seinem nächsten Ziel, schrak er auf, als er eine ihm wohl bekannte und stark verhasste Stimme hörte. "Leute Ägyptens!" Wieder öffnete er seine erneut trübe gewordenen Augen und sah auf in jene Richtung, aus der er die Stimme vernommen hatte. Sie führte ihn hoch zum eigentlichen Sitz des Pharaos. Neben dem leeren Königsthron stand er. Jener Mensch der ihn sein Leben lang nichts als Leid und Pein verschafft hatte und nun mitverantwortlich für seinen Tod sein würde. Es war der Hohepriester Akunadin, der sich, gebrüstet in seinem Priestergewand, der Menge zuwandte. "Die Zeit ist gekommen, dass wir einen Verräter an die Götter ausliefern." Die Menschen stimmten ihm mit Raunen zu, als er die Hinrichtung Seths ankündigte. Dieser blickte sich währenddessen um. 'Er ist nicht gekommen.' Sein Blick flog suchend durch die Reihen, versuchten eine Person ausfindig zu machen, dessen Anblick er nur noch einmal sehen wollte. Aber er fand sie nicht. Seine Augen begannen zu brennen, seine Sicht wurde verschleiert und er erkannte, dass er wieder im Begriff war zu weinen. 'Nicht einmal das ist mir vergönnt.' Was hatte er verbrochen, dass er so gestraft wurde? Nicht einmal sein letzter Wunsch wurde ihm gewehrt, obwohl er doch so klein und unbedeutend war. Seth sah nicht, wie sich der Hohepriester ebenfalls noch einmal umsah. Scheinbar suchte auch er nach jemandem, den er nicht fand. Ein leises aber doch merkliches Raunen ging durch die Menge. Sie alle vermissten jemanden, der doch eigentlich hätte hier sein müssen. Aber auch als nach einem Augenblick des Wartens, jene Person unerschienen blieb, setzte der Hohepriester sein Reden fort. "Du wirst des Verrates und des Mordanschlages am Pharao angeklagt. Man hat dich gesehen, wie du es wagtest den Pharao zu berühren, ihn zu bedrängen. Unwürdig hast du dich als Hohepriester erwiesen, der du dem Pharao ewige Treue geschworen hast. Dein Schicksal ist es Buße dafür zu tun und dein Leben als Reue zu geben." 'Ob mit oder ohne Pharao, das ist gleich.' "Zum Tode bist du verdammt und mit diesem Tag soll das Urteil verrichtet werden." Der Hohepriester ragte seine rechte Hand in die Hohe. Sofort wurde Seths Kopf unsanft auf einen großen Stein aufgeschlagen. "Deine Strafe lautet: Tod durch Kopfschlag!" Atemu stand stumm in seinem Gemach. Die für das Ereignis heute vorhandenen Kleidungsstücke, hatte er bereits angelegt. Wie immer war auch sein Diadem aus reinstem Gold auf seinem Haupt zu sehen. Gezeichnet durch das Auge des Horus zeichnete es ihn als Herrscher und mächtigsten Mann Ägyptens aus. Mit bei trug er einen weinroten Umhang, der farblich zu seiner Robe ausgewählt wurde. Es war feinster Stoff, der leicht zu tragen war und dadurch im sanften Wind in seinem Zimmer wehte. Er verachtete seine Gestalt. Mit solchem Aufgebot an Reichtum sollte er zu einer Hinrichtung gehen. Wie abscheulich es doch war. Man ging in seinen besten Gewändern zu Hochzeiten, großen Feiern, wichtigen Zeremonien. Und hier ging er mit seinem vollen Antlitz zum Tod. Ja, er verachtete sich selbst dafür, dass er so widerlich war. Doch viel mehr nagte ein anderer Gedanke an ihm. Er hatte die Nacht über in seinen Träumen nach einer Errettung Seths gesucht. Er irrte durch alle Gänge seines Wissens, auf der Suche nach dem Einen, was ihn retten konnte. Und tatsächlich hatte er ihn gefunden. Den einen Weg der Befreiung. Doch er war alles andere, als das, was er sich gewünscht hatte. Eine Lösung ja, aber zu welchem Preis? Es wiederstrebte ihm den anderen auf diese Art und Weise zu retten, aber was hatte er für eine Wahl? Sicherlich würde der andere ihn dafür verachten und abstoßen, vielleicht sogar hassen. Aber das war ihm im Grunde gleich, solange er lebte. Sollte er seinen Hass und seine Wut zu spüren bekommen, er würde sie ertragen, da er es war, der ihn dazu getrieben hat. Schon lange stand er hier und hasste sich selber, bis er aus seiner Trance aufgeweckt wurde, denn ein Klopfen war an seiner Tür zu hören. Er schreckte leicht auf, als die Stille durchbrochen wurde. Schnell jedoch fing er sich wieder und bat den Störenfried dennoch freundlich herein. "Was gibt es?" Seine Augen schienen klar bei der Sache, doch ihr Innerstes war weit fort. "Verzeiht die Störung, aber die Hinrichtung hat bereits begonnen. Es ist schon spät und man vermisst Euch." Er zuckte erschrocken zusammen. "WAS?! Es ist zu früh. Sie wurde doch auf wenige Momente vor dem höchsten Stand der Sonne aufgetragen." "Sie wurde auf den frühen Morgen vorgelegt. Der Hohepriester befahlt es." Atemu lief ohne weitere Beachtung an dem Überbringer der Nachricht vorbei, nachdem dieser geendet hatte. Nur noch einen wehenden weinroten Umhang konnte man vom Pharao erkennen. Ein Grollen und Jubeln entbrannte, als der Hohepriester das Urteil laut verkündete. Seth kannte es schon. Selbst die umherstehenden Leute kannten es, doch es erfüllte ihr Herz mit Belustigung, es nun so offen kundgebend zu vernehmen. Seths Magen drehte sich. Wie er diese Menschen doch verachtete. Sie erfreuten sich an dem elenden Tod eines anderen. Es kümmerte sie nicht, ob der Verurteile nun schuldig war oder nicht. Sie erfreuten sich einfach daran zu sehen, wie ein Leben des Tages zu einem Tod der Nacht wurde. Wie sie sich doch ergötzten an dem Leid anderer, da sie es selbst nie erfuhren und es wahrscheinlich auch nie würden. Mit einer starken Hand wurde sein Kopf fester auf den harten Stein gepresst. Seine Augen zugekniffen, versuchte er den Schmerz zu unterdrücken. Nur leicht konnte man etwas glitzern in ihnen sehen. Ohne dass es einer bemerkte, floss eine Träne aus seinen Augen. Er sehnte sich so sehr nach dem Tod, das stimmte. Er wollte Erlösung und Befreiung verspüren, sich dem hiesigen qualvollem Schicksal entsagen. Aber ... da gab es etwas. Etwas Neues in seinem Leben, dass er nicht verlieren wollte. Dass er nicht verlassen wollte. Jemanden. So schnell wie ihn seine Füße zu tragen vermochten, rannte er. Wenn es stimmte was man ihm eben berichtet hatte, dann würde er zu spät kommen. Dann wäre er schon verloren. Er wollte es sich nicht ausmalen, was ihn erwartete, wenn er beim großen Platz ankam. Doch er konnte sich der Bilder nicht entwenden. Sie waren schrecklich. Er sah das Blut. Überall dieses tiefrote Blut. Und einen Körper, regungslos auf dem Boden. Und neben ihm ... Atemu kniff die Augen zusammen. Nein, das wollte er nicht sehen, auf keinen Fall. So sehr es vielleicht auch der Wahrheit entsprach, er wollte es nicht sehen. Mit letzter Kraft versuchte er noch mehr aus seinen Beinen herauszuholen. 'Bitte. Lass mich nicht zu spät kommen.' Nie würde er es sich verzeihen, sollte er der Zeit verfallen. Dort vorne, er hoffte auf, dort war schon der Gang hinaus zusehen. Gleich würde er an seinem Pharaonensitz angelangen, dann würde er dem schrecklichen Schauspiel ein Ende bereiten. Er hörte wie die Menge jubelte, sie ihr Zustimmen rief und den Tod Seths wollte. 'Seth.' Langsam senkte Akunadin seine Hand. Wenn sie unten sein würde, so würde auch das Schwert des Richters fallen. 'Ich will noch nicht.' Seth wollte es nicht. Er wollte nicht mehr sterben. Er wollte es nicht mehr. So sehr er es sich auch gewünscht hatte, so sehr verabscheute er jetzt diesen Gedanken. Er wollte weiterleben. Für sich. Für ihn. Die Schreie der Leute wurde lauter, das Schwert begann sich in Bewegung zu setzten. "Hört auf!" Seth dachte einer akustischen Illusion zu erliegen, doch dennoch öffnete er seine verweinten Augen und blickte hinauf zum Thron. Nur leicht konnte er jemanden erkennen. Eine Gestalt, von der er glaube sie nie wieder zu sehen. Trotz der vielen Tränen die jetzt unaufhaltsam seine Augen verließen, konnte er ihn doch deutlich erkennen. 'Wie schön.' Er schloss seine Augen wieder langsam und ein zufriedene Lächeln bildete sich plötzlich auf seinen Lippen. Das blitzende Schwert fuhr herab. Hinterließ einen kalten Zug an seiner Klinge und schnitt die Luft entzwei, auf seinem Weg hinab zu Seth. 'Mein letzter Wunsch wurde also doch erhört.' "AUFHÖREN!!!" to be Continued ... Kommentar: Was für ein toller Schluss für diesen Teil, nicht war. *fies grins* Meine Betah-Leserin war auch der Meinung er ist wirklich gemein und es hat ihr gefallen. Ach ja, ich bin gern gemein. ^^ Wann der nächste Teil kommt, kann ich noch nicht sagen. Es wird sich zeigen, wie ich Zeit habe. Aber wer vielleicht Lust auf mehr hat, der kann sich ja mal meinen YGO DJ ansehen, den ich Ende diesen Jahres hochladen werde. Das Pairing wird sein: Seto/Seth x Yami/Atemu. (eventuell kann ich mich sogar zu einem Yami/Atemu x Seto/Seth Teil hinreißen lassen. Also wer vielleicht Lust hat, der schaut mal vorbei. Chiko Kapitel 6: gerettet zum Leiden ------------------------------ Titel: grausame Gefühle Serie: Yu-Gi-Oh Genre: Shônen Ai / Yaoi, Lemon / Lime, Romantik, Drama Teil: 6/? Pairing: Atemu x Seth Warnings: Shônen Ai/Yaoi, das schließt auch Lemon und Lime ein, Pain, Angst, wahrscheinlich auch Death Email: corrie-hanne@t-online.de Disclaimer: Wenn sie doch nur mir gehören würden. *in träumen versink* Aber, ach, leider sind sie es nicht. Die Welt ist grausam. T_T Kommentar: Beim Ende des 5. Teils war ich ja sehr gemein. Ich geb es zu, es war eine Stelle, dafür hätte man mich eigentlich steinigen müssen. XD Nun aber geht es ja weiter. Irgendwie ist es schwer einen passenden Anfang für einen Teil zu finden, dessen Vorgänger an einer kritischen (wenn nicht sogar schon dramatischen) Stelle geendet hat. Man will ja dieses Gefühl, was man in dem Moment hat, nicht zerstören, sondern fortführen. Ich hoffe das ist mir einigermaßen geglückt. Chiko Legende: "....." - sprechen '.....'- denken Teil 6 - gerettet zum Leiden Alles in Seth hatte sich schon auf einen stechenden, aber dennoch kurzen Schmerz eingestellt. Seiner Sinne hatte er sich entledigt. Nahm weder Gefühl noch Laut war. Und doch, vernahm er aus all den umherfliegenden Stimmen, nur die eine. Sein Körper zuckte zusammen, jeden Moment den Schlag des Todes zu erfahren. Er kniff seine Augen zusammen, nicht erwartend, dass es ihn so treffen würde. Er spürte schon die kalte Schärfe an seinem Genick, aber es geschah weiter nichts. Die unzähligen Stimmen waren verstummt. Ihre Besitzer drehten ihre Köpfe und blickten empor zur steinernen Treppe. Keiner scherte sich mehr um das, wessen sie eigentlich hier waren. Vollkommen außer Atem stand er dort. Seine rechte Hand ruhte auf seinem Thron, obgleich er selber nur daneben stand. Schwer arbeiteten seine Lungen, um ausreichend Sauerstoff in den erschöpften Körper zu befördern. Seine Augen waren, trotz seiner leicht gebückten Haltung, nach vorne gerichtet. Lagen auf der Menge und auf Seth. Sie spiegelten Entschlossenheit und Stärke in diesem Moment wieder und befahlen seinen Worten nachzukommen. Und man tat es auch. Der Richter hatte sein Beil geschwungen, doch bis zu seinem Ende kam es nicht. Es hielt inne vor dem entscheidenden Punkt und legte sich mit seiner scharfen Klinge an Seths Haut. Nicht minder Überrascht, wenn nicht sogar mehr, als die zuvor noch berauschende Menge, war Akunadin, der nun nicht unweit vom Pharao entfernt stand. Leicht hatte er sich vom Schauspiel abgewandt. Seine Augen lagen jetzt auf Atemu, der ihn seinerseits keines Blickes würdigte. Doch störte sich besagter Hohepriester nicht viel daran. "Pharao..." Unter Aufbringen einiges an Kraft presste er die Anrede gedämpft heraus. Doch Atemu ignorierte ihn weiterhin. Das, was er hier wollte, war etwas anderes. "Ich befehlte euch, das Urteil aufzuheben. Sofort!" Er stellte sich wieder aufrecht hin und gewann somit seine Stärke und Macht mit einem Mal in voller Manie zurück. Akunadin derweilen verfinsterte seinen Blick, richtete ihn wieder nach vorne und sah dem Richter entgegen. Dieser war verwirrt, stand zwischen den Fronten. Hilfe suchend blickte er sich um, fand den Blick des Hohepriesters und hoffte auf eine Reaktion von ihm. Doch sie blieb aus. Die Stimme des Pharaos holte ihn wieder zurück, aus seiner Trance. "Ich sagte, ihr sollt die Hinrichtung abbrechen." Obwohl er nicht schrie und seine Stimme in einer normalen Tonlage klang, so erschien sie doch kräftig und herrisch. Er duldete weder Wiederworte noch Wiederstand, so wusste es auch der zu Richtende. Er hob sein Schwert an und ließ es schließendlich auf dem hölzernen Gebaut zu Boden gehen. Seth verstand zunächst nicht, weswegen er nichts Heftiges spürte. Nur ein unangenehmes Gefühl in Nacken, als wäre er dem Tode näher, als er es je wieder sein würde. War er letztendlich schon tot? War er schon längst in Anubis Reich, ohne das er Kenntnis davon trug? Aber wieso hörte er dann noch seine Stimme? Er wagte es kaum die Augen zu öffnen. Wusste nicht mit was er rechnen sollte, wenn er vor sich blickte. Nur zögernd hoben sich die Augenlieder, gaben den Blick auf das vor ihm Gelegene frei. Hatte er dort vernommen, dass seine Hinrichtung abgebrochen werden sollte? Vielleicht war er wirklich schon tot. Doch diese Stimme klang zu rein und stark. Er wagte es mehr zu riskieren, seinen Blick weiter fort zu heben. Er wanderte mehr unbewusst, als wissend, hinauf zu den Stufen. Hin zu dem aus Stein gefertigtem Stuhl und dann hinüber. Nur einen Schritt neben ihn. Und da sah er ihn. Ja, das war sein letzter Wunsch gewesen, er konnte sich erinnern. Nur noch einmal seinen Anblick sehen, mehr ersehnte er sich nicht. Und tatsächlich war er ihm gewährt worden. Aber jetzt, sah er ihn immer noch. In seiner stolzen Haltung, die Macht symbolisierend, die ihm von Geburt an zugeteilt war. Er sah ihn grade in einem Zeitpunkt, in dem er selbst hätte doch eigentlich schon tot sein müssen. Wie war dies möglich? Während Seth noch mit der Ungewissheit, ob er nun lebte und bereits tot war, zu kämpfen hatte, war es Akunadin der alsbald das Wort ergriff. "Mein Pharao, das Gesetz hat gesprochen. Es ist Euch unmöglich die Hinrichtung aufzuheben, Ihr ..." Mit einer raschen Bewegung drehte sich Atemu dem Hohepriester entgegen. Sein Blick war verfinstert und spiegelte Wut gegenüber dem anderen wieder. Sein Umhang wehte im aufkommenden Wind um ihn herum, gab dem Pharao eine maiestatische Atmosphäre, die nicht nur die, wegen der Hinrichtung anwesenden, Leute in ihren Bann zog. Auch Seth war vollends eingenommen von dem Bild, welches sich ihm dort bot. Ohne es eigentlich so genau zu wollen, starrte er den Pharao an. Wären sie in einer anderen Position gewesen, so hätte man ihn dafür hart bestraft. Aber im Moment war dies ein unbedeutender Faktor. "Ohne mein Wort spracht Ihr das Urteil." Auch wenn der Pharao aufgebracht war, so hielt er seinen Zorn unter Kontrolle. Ebenso auch der Hohepriester, der diesen Moment innerlich mehr belächelte. "Ich habe nur in Eurem Wohl gehandelt." "Eigenmächtig habt Ihr gehandelt." Der Pharao viel Akunadin ins Wort. Wiederrede war das Letzte was er wollte, obgleich er wusste, dass sie unumgänglich war. So war es wieder am Hohepriester sein Wort zu ergreifen. "Das sehe ich anders. Er wurde gesehen, wie er Euch angefallen hat." "Er hat mich lediglich berührt. Keine böse Absicht steckte hinter seiner Handlung." "Selbst Euch zu berühren, wird als Akt des Mordversuches gesehen. Jedem ist dies bekannt." Damit schaute der Hohepriester von der hohen Treppe hinab. Sein Blick durchbrach die Menge und haftete sich auf der immer noch mit dem Kopf auf dem harten Stein befindlichen Gestalt. Seth zuckte in diesem Moment unmerklich kurz zusammen. "Und ebenso ist es jedem verboten." Seine Augen waren kalt, sie trieben Seth einen kalten Schauer über den Rücken. Diese Augen. Sie waren so unsagbar furchteinflößend. Voller Hass, Verachtung und Bosheit. Wie er diese Augen doch verabscheute. Ab liebsten hätte er sie nie gesehen. Er wandte sich von diesen so für ihn unausstehbaren Augen ab, hinüber zu einem anderen paar, das ihm um einiges besser gefiel. Sie lagen in einem tiefen Lila verborgen mit einem deutlich erkennbaren Rotstich. Sie waren es, dessen er sich so sicher war noch am Leben zu sein. Zwar sahen sie nicht ihn, sondern den Hohepriester an, aber das störte ihn nicht. Einzig und allein, sie überhaupt zu sehen, war ihm genug. "Nein, nicht jedem." Akunadin blickte überrascht auf, die Worte noch nicht ganz begreifend. "Ihr redet wirr, mein Pharao. Wem sollte es gestattet sein Euch ..." Aber Akunadin unterbrach sich selbst. Seinen Gedanken schon längst zu Ende geführt, wusste er die Antwort. Mit einem zum Teil fassungslosen Ausdruck in seinen Augen sah er den Pharao an. Dieser wandte sich derweil von ihm ab und sah nun wieder nach vorne. Sein Blick schien auf der Menge zu liegen, doch in Wahrheit ruhte er doch unmissverständlich auf Seth. Akunadin konnte seinem Blick nur stumm folgen. Zu unglaubwürdig schien ihm, dass der Pharao grade diese rettende Lösung gefunden hatte. Atemu richtete seine Aufmerksamkeit nach kurzem Schweigen der vorhandenen Menge zu. "Es ist für Wahr ein Gesetz, welches verbietet mir Nahe zu treten. Auch ich als Pharao habe dem nichts mehr als Worte entgegen zusetzten. Aber selbst diese reichen schon. Hiermit verpflichte ich Seth als Sklaven im Palast." Der Pharao hatte seine Worte extra laut und deutlich gesprochen, damit man sie weit genug hören konnte. Ein Raunen breitete sich darauf hin unter den Leuten aus. Ein Tuscheln wurde wach. Auch Seth hörte seine Worte. Ließ sich jedes Wort abermals durch den Kopf gehen. Weniger die Tatsache, dass er nun Sklave im Palast war, als viel mehr der die scheinbare Nachricht, er sei vom Tode bewart worden, hallte ständig in seinem Kopf nieder. Doch seine aufkommende innerliche Freude, wurde sogleich gedämpft. "Nicht einmal als Sklave bleibt ihm das Schicksal durch den Tod erspart." Atemu konnte diese Reaktion nur kurz belächelt. "Ihr habt Recht." Seine Stimme war mehr ein Flüstern, als ein ausgesprochenes Wort. Doch sein Lächeln verschwand, seine Stimme gewann wieder an Kraft und sein leicht gesenkter Kopf hob sich wieder empor. "Zu meinem persönlichen Sklaven berufe ich ihn." Er wandte sich mit dem Kopf zur Seite an Akunadin, dem man nun merklich ansehen konnte, dass er dieser veränderten Situation nicht wohlgesonnen gegenüber stand. "Und als solcher ist ihm jeglicher Kontakt mir mit gewährt." Akunadin wusste, was er damit meinte, der Pharao selber wusste es um jeden Preis und ebenso die Menge. Die Lautstärke unter ihr stieg um einiges an, keiner richtete seine Aufmerksamkeit länger auf den Pharao oder den Hohepriester. Persönlicher Sklave hieß nicht einfach nur Sklave, vor allem, wenn es sich dabei um den Herrscher selbst als Herren handelte. Es hieß mehr, vielmehr. Nicht nur sie, der Pharao, Akunadin und die Menge, waren sich der ausgesprochenen Worte deutlich bewusst. Auch Seth tat es und sogleich waren der neu geweckte Lebensfunke und die Freude auf ein fortlaufendes Leben erloschen. Persönlicher Sklave hieß nicht nur, einem einzigen Herrn untertänig zu sein. Es war viel mehr ein Leben, das viele gegen den Tod eingetauscht hätten. Die Unterdrückung und die Schmach, die man als solcher erlitt, verankerten sich tief in der jeweiligen Seele. Ja, persönlicher Sklave hieß eigentlich nichts weiter als Lustobjekt der Begierde. Zu dienen als Befriedigung und Spielzeug. Ein Ding, das weder Gefühle haben, noch sie empfangen durfte. Einzig und allein dazu da, dem hohen Geschlecht zu gefallen. Seth senkte seinen Kopf. Das hatte er sich nicht gewünscht. Die Rettung vielleicht, aber nicht so. Nicht auf diesen Weg. Da wählte er doch lieber den Tod, als all dies Leid noch einmal zu durchleben. Sein Blick senkte sich wieder und entwich so den Augen des Pharaos. Doch sogleich wurde er am Arm gepackt und hoch gezogen. Sein eigentlicher Todesbote richtete ihn wieder auf seine Beine, denn der Pharao trat auf sie zu. Atemu schritt herab von den Stufen, bahnte sich seinen Weg durch die, die unter ihm standen und ging gradewegs auf das hölzerne Podest zu. Die Umherstehenden senkten ihren Kopf, wie es sich gehörte. Atemu beachtete sie nicht. Ihnen galt in diesem Moment ebenso wenig Aufmerksamkeit, wie dem Hohepriester. Nur auf eines hatten sich seine Augen fixiert. Er schritt die wenigen Stufen des Aufbaus empor, fand sich alsbald schon vor Seth stehend wieder. Seine innere Freude über die Errettung des anderen wurde überschattet von der Wirklichkeit. Der Preis den er zu zahlen hatte, war höher als man es einem Menschen anrechnen konnte und es gab keinen Umtausch. Sein Wort hatte er laut ausgesprochen, es war beschlossen und obgleich es ein bitterer Schmerz war, der in seinem Herzen Einzug hielt, so war es auch die Erleichterung darüber, die ihn diesen ertragen ließ. In diesem Moment, wo er so vor Seth stand, war er stumm. Sein Gegenüber tat es ihm gleich. Hatten weder er noch der Pharao etwas zu sagen, obwohl beide am liebsten so vieles heraus geschrieen hätten. "Du bist jetzt frei vom Tod." Der Pharao war es, der die Stille durchbrach. Vergebens wartete er auf eine Reaktion seitens von Seth. Sie blieb aus, und ließ in Atemu ein Gefühl der Leere ansteigen. Seth hatte seinen Blick weiterhin zu Boden gerichtet. Seine braunen Haarsträhnen vielen in sein Gesicht, überdeckten seine sonst so wunderschönen blauen Augen. Atemu wusste, was er heute hier und jetzt getan hatte, wozu er Seth ab diesem Moment verbannt hatte, konnte er in 1000 Jahren nicht wieder gut machen. Atemu senke seinen Blick ebenfalls ein Stück. Wandte sich jedoch gleich darauf um. "Folge mir Seth!" Auch wenn es ein Befehl war, so erwies sich der Ton doch mehr hinzu einer Bitte. Er ging voraus und tatsächlich, Seth folgte ihm. Was blieb ihm auch anderes übrig? Sich widersetzen? Für ihn eigentlich ein doch verlockender Gedanke, denn dann wäre er wieder dort, wo er eben vor kurzem gestanden hatte. Und das war doch eigentlich besser. Alles war besser, als ein persönliches Eigentum zu dienen. Und dennoch setzten sich seine Beine wie von selbst in Bewegung, dem anderen hinterher. Selbst wenn er es wollte, so hätte er sie nicht stoppen können. Ganz alleine suchten sie sich ihren Weg immer im Rücken des Pharaos. Sie gingen zurück, woher der Pharao gekommen war. Vor dem Treppenansatz hielt Seth inne. Er zögerte, ob er es nun wirklich tun sollte. Wenn er diese Stufen betrat, dann war dies gleich mit dem Eintritt in ein neues Leben. Ein Leben, das er schon durchlebt hatte. Es würde sich alles wiederholen. Die Schmerzen, die Qualen, das Leid, diese vollkommende Hilflosigkeit, in die er fallen würde. "Komm! Als mein Sklave ist es dir erlaubt, zu gehen, wohin auch ich gehe." Atemu blickte kurz zurück, hinab zu Seth. Er selber war schon einige Stufen höher. Ein kurzes Nicken von Seiten des Braunhaarigen kam als Bestätigung, dass er verstanden hatte. Und so setzte er seinen Fuß auf die erste Stufe. Sie war die Schwerste die er nehmen musste, denn nun trugen ihn seine Füße wieder selber. Atemu war derweilen oben angelangt, stand nun zur Seite dem Hohepriester entgegen. Dieser hatte sich nun wieder gefangen und ein, für den Pharao nicht nachvollziehbares, Lächeln zierte seine Lippen. Ohne sich dem Pharao zuzuwenden, sprach er zu ihm. "Ihr habt ihn vielleicht vor dem Tode bewahrt, aber denkt Ihr wirklich, dass er es so wollte?" Er betonte den Schluss gekonnt mir seiner unheimlichen Redensart. Gleichzeitig wandte er den Kopf in Richtung Seth, der darauf hin unmerklich zusammen zuckte. "Vom Nachfolger des Hohepriesters hinab gefallen zum Lustsklaven des Pharaos. Welch demütigende Schmach." Schweigen setzte ein. Wortlos schritt Atemu an Akunadin vorbei, gefolgt von Seth. Beide den Hohepriester keines Blickes würdigend. Nur leise konnte dieser noch ein Flüstern des Pharaos vernehmen. "Ich weiß." Das Murmeln hintern ihnen nahm keiner mehr war. Aufgebracht tuschelten die Leute, denn das was sie soeben miterleben durften, war ihr Gerede allemal wert. Auch Akunadin wandte sich nun zum gehen. Nichts hielt ihn mehr hier, denn zu einer Hinrichtung war es nun letztendlich nicht gekommen. Und doch war er über die veränderte Situation alles andere als verärgert. Das Schicksal, welches der Pharao für Seth ernannt hatte, war für diesen Schlimmer als der zu befürchtende Tod. Akunadin wusste das und er war sich sicher, dass es auch der Pharao wusste. Mit diesem zufrieden stimmenden Gedanken ging er zurück in den Palast. Den ganzen Weg zu den privaten Gemächern des Pharaos hatte Atemu und Seth geschwiegen. Kein Wort kam über ihre Lippen und dumpf konnte man deutlich ihre Schritte vernehmen. Zwei Wachleute folgten ihnen. Vielleicht waren sie der Grund, weswegen keiner einen Laut von sich gab. Aber Atemu war sich sicher, auch ohne ihre Anwesenheit hätten sie sich angeschwiegen. Von seinem Gemach blieb er stehen und deutete den Wachen, dass ihre Eskortierung nicht länger nötig war. "Ich will mit Seth alleine sprechen." Mit einer einfachen Handbewegung signalisierte er den Wachen, dass sie draußen vor der Tür verharren sollten. Zuvor jedoch öffneten sie ihrem Pharao das schwere Tor und ließen ihn eintreten. Seth dagegen zögerte wieder. Ein leichtes Zittern breitete sich in seinem Körper aus. Sollte er seinen Dienst, wenn man ihn so nennen konnte, etwa jetzt schon antreten? Atemu bemerkte sein Zögern, obgleich er seine zitternde Gestalt übersah. "Komm Seth!" Seine Worte sprach er ruhig und besonnen, ohne großen Nachdruck aus. Er wollte den anderen nicht unnötig ängstigen oder verunsichern. Jedoch dauerte es einen Augenblick, bevor sich Seth schwermütig in das Gemach begab. Hinter ihm vielen die schweren Türen wieder zu. Jetzt waren sie ungestört. Die Wachen bildeten sich ihr eigenes Urteil, was der Pharao mit Seth alleine unter vier Augen besprechen wollte. Für sie lag die Situation klar und deutlich auf ihren Händen. Ein hämisches Grinsen zeichnete sich auf dem Gesicht der einen Wache ab. "Grade erst bekommen und gleich testen." Ein einfaches, aber doch eindeutiges Nicken erhielt er von seinem Partner. Was, wenn nicht das, würde der Pharao mit seinem persönlichen Sklaven in seinen Privatgemacht tun? Er konnte nur mit seinem neuen Spielzeug spielen wollen. Wieder schwiegen sie. Atemu überlegte, was er denn nun zu Seth sagen sollte. Er hatte ihn zwar gerettet, aber Herr dieser Lage war er dennoch nicht. Welch grausames Schicksal hatte er dem andern auferlegt? Damals als es ihm in den Sinn kam, welche Nische man nutzen konnte, da hatte er sich dagegen gewährt, auch nur daran zu denken. Aber er konnte ihn nicht aufgeben. Immer wieder kam ihm nur diese eine Lösung in den Sinn. Wie er sich zu Beginn doch selbst gehasst hatte. Aus Hass wurde Verachtung. Er verachtete sich selbst dafür, dem anderen solch eine Demütigung anzutun. Entschuldigen wollte er sich. Er wollte nicht um Verzeihung bitten, denn nie würde er sie erfahren können, aber er wollte dem anderen aussprechen, wie leid es ihm tat, so gehandelt zu haben. Er wandte sich um, sah Seth nun an, wie er in seiner gebrochenen Gestalt vor ihm stand. "Seht, hör mir zu. Ich ..." Weiter konnte er seine aufrichtige Entschuldigung und seine so betrübten Worte nicht führen, denn Seth fiel ihm ins Wort. "Seit Ihr nun zufrieden? Habt Ihr mir deswegen Hoffnung gemacht, um sie nun gleich wieder zu zerstören?" Mit einmal erhob Seth seinen Blick, sah starr in die Augen des Pharaos. Sie waren stark, spiegelten den sicheren Stolz der Bitterkeit in sich. Und sie zeigten die Verachtung, die er dem Pharao entgegenbrachte. Auch wenn man es ihm nicht ansah, so zitterte Seth immer noch. Wie hatte er sich im Pharao nur so täuschen können? Als er dort unten eingesperrt war, als ihn der Pharao besuchen kam, ihn mit diesen ehrlichen Augen seine Worte zu ihm sprach, ja da hatte er ihm wahrlich vertraut. Er hatte ihm geglaubt. Und so kurz vor seinem angesetzten Tod, da hatte er es tief in sich gespürt, wie sehr er doch bleiben wollte. Aber alles, all sein Vertrauen, sein Glauben, vielleicht auch seine Gefühle, sie waren nur eine Illusion. Eine Intrige der Wirklichkeit. Denn nun stand er hier. Im Gemach des Pharaos, war mit ihm allein, sollte ihm als Lustobjekt dienen. Und dennoch, sprühten seine Augen seinen ungebrochenen Stolz wieder. Sahen den Pharao ohne ein Fünkchen Gefühl an. "Seth, ich glaube du missverstehst mein Handeln." "Was gibt es dort zu missverstehen, mein Pharao?" Die beschwichtigenden Worte Atemus verfehlten ihr Ziel, wenn sie es denn je sehen konnten. Seth Stimme lag voll Kälte und Gegenwehr. "Denkt Ihr, ich bin mir der Aufgaben eines persönlichen Sklaven nicht bewusst? Denkt Ihr ich wusste nicht, welch lusterfüllte Gedanke sich hinter ihnen verbirgt?" Seine Hände ballten sich zu Fäusten. "Habt Ihr mir deswegen mit Euren falschen Worten Hoffnung gegeben? Damit Ihr sie auf so demütigende Weise wieder zerbrechen könnt? Seit Gewiss, mein Pharao. Euch mag jetzt mein Körper gehören, aber meine Seele werdet Ihr nie erhalten. Lieber steche ich mir das Herz selbst heraus, bevor Ihr meinen Stolz brecht." Seths Worte verletzten Atemu tief. In der Tat, er hatte allen Grund wütend auf den Pharao zu sein, aber nicht so. Nicht unter solch falschen Eindrücken. Denn so war es bei weitem nicht gemeint. Einzig und allein seines Lebens Willen wollte er den anderen retten. Jedwede Hintergedanken blieben dabei aus. Atemu mochte dieses Gespräch überhaupt nicht. Die Bahnen, in denen es lag, waren vollkommen falsch. Betrübt wandte er seinen Blick von Seth, während dieser eisern seinem treu blieb und den Pharao ansah. Bereit ihm jederzeit Konter zu geben. "Seth, ich habe diese Entscheidung nicht getroffen, um mich deines Körpers zu bemächtigen." Nichts lag ihm ferner, als dieser Gedanke, weswegen er sich anfänglich selbst schämte. "Ich tat es, weil ich nur so dein Leben retten konnte." "Mein Leben retten? Pah." Seth schlug den Kopf kurz zur Seite, als sei er von den Worten Atemus angewidert. "Ihr habt keine Ahnung. Lieber wäre ich dort draußen gestorben, anstatt so zu enden." Nun senkte auch Seth leicht seinen Blick. Seine Stimme wurde leiser, erstickte fast in seinem Flüstern. "Kurz zuvor hatte ich mir noch gewünscht, ich würde weiter leben. Euretwegen." Atemu merkte auf. Hatte er doch nicht alles genau verstanden, vernahm aber dennoch Wortfetzen, die ihn zum selben Sinn trieben. Sogleich aber festigte sich Seth wieder. "Aber so wollte ich nicht weiter leben." Er hob seinen Blick wieder. Er durfte nicht schwächeln. Er musste sein bisheriges Leben vergessen. Er musste seine einstigen Gefühle auslöschen. Stark musste er werden, damit er der Zukunft ohne Furcht entgegen treten konnte. Denn sie würde hart werden, sehr hart. Vielleicht würde er sich eines Tages selber das Leben nehmen, unter dieser Bedingung, die er jetzt zu erdulden hatte. Aber er würde versuchen sich seinem Schicksal so lange zu wiedersetzen, wie es seine Seele und vor allem sein Stolz es ihm ermöglichten. Immer hatte er an seinem Stolz festgehalten. Hatte sich in den schwierigsten Situationen von der Außenwelt abgekoppelt und zurückgezogen. Aber er hatte überlebt. Die schweren Stunden durchstanden. Er würde auch nun mit eisernem Willen allem entgegen treten. "Ich weiß." Nach langem brach der Pharao die Stille. "Ich wusste du würdest mich verachten, mich meiner Tat wegen hassen. Ich kannte den Preis, aber ich war gewillt ihn auch zu zahlen. Dafür ..." 'Dafür bedeutest du mir zu viel.' Nur stumm in Gedanken hatte er seinen Satz zu Ende gesprochen. Er wollte den anderen mit diesen Worten nicht bedrücken, deren Sinn ihm selbst so unbekannt wie uneigen waren. Atemu drehte sich um. Verbarg so sein Gesicht, welches in diesem Moment von Trauer und Verzweiflung, aber auch von Glück und Erleichterung gezeichnet war. "Neben diesem Gemach gibt es ein weiteres Zimmer. Ich werde es dir einrichten lassen. Du kannst tun und lassen was du willst. Du bist an keine Verpflichtungen gebunden." Seth blickte nur stumm zur Seite. Der Pharao nahm dies als eine Kenntnisnahme an. "Wenn es dir an etwas fehlt, zögere nicht Wort zu erheben." Damit schritt er auf seinen Tisch zu, den er für seine Arbeiten und Verträge im geschäftlichen Sinne verwendete. Neben ihm stand eine kleine, aber dennoch reich verzierte Schatulle. Mit einem leisen Geräusch öffnete er sie und griff mit seiner rechten Hand hinein. Als er sie wieder heraus zog, befand sich in seiner Hand ein zu drei Riemen gebundener goldener Armreif. Fest umschloss er ihn, als er die Schatulle wieder schloss. Kräftig drückte er zu. Was er jetzt tun musste, bereitete ihm ebenfalls großen Schmerz. Er wandte sich wieder Seth zu und schritt, langsam und vorsichtigen Schrittes, auf ihn zu. Darauf bedacht den anderen nicht zurück zu drängen, doch dieser wich nicht von seinem Platz, wartete darauf, was kommen würde. Auch wenn es für ihn nicht danach aussah, stellte er sich darauf ein dem Pharao das erste Mal in diesem neuen Leben Freude zu bereiten. Aber Atemu blieb auf einem Meter abstand zwischen ihnen stehen. Er streckte seine rechte Handfläche aus und reichte Seth so den eben geholten Armreif. "Du ... musst ihn tragen." Seth betrachtete das goldene Schmuckstück schweigend. Auf den ersten Blick ein einfacher goldener Armreif. Auf den zweiten Blick ein Zeichen des Pharaos. An seinen äußersten Rändern entlang zierten sich ägyptische Schriftzeichen. Sie waren klein, von ein wenig Ferne nicht zu erkennen. Von innen war der Name des Pharaos eingemeißelt worden. Wiederwillig griff Seth nach dem Reif. Atemu ließ darauf seine Hand wieder sinken, als er spürte, wie sich das Gewicht darauf verringerte. Seth betrachtete sich den Armreif. Jetzt bekam er also auch noch ein Erkennungsmerkmal, damit jeder sofort sah, für welche Dienste er zu sorgen hatte. Er fühlte sich zu tiefst gedemütigt. Atemu schritt an Seth vorbei hinüber zu der verschlossenen Tür. Ohne sich noch einmal umzudrehen öffnete er sie. Er ließ einen Bediensteten herbei rufen, der auch sogleich zu seinem Pharao eilte. Leise, aber dennoch auffordernd, rief er auch Seth zu sich, der seinen Worten ohne Regung nachkam. Zusammen traten sie aus dem Gemach heraus. Nur wenige Schritte taten sie, bis sie vor einer zwar kleineren als der des Pharaos, aber dennoch großen Tür standen. Der Pharao ließ sie öffnen und trat vor seinem Diener und Seth hinein. "Ich möchte, dass alles hergerichtet wird." Er wandte sich an den Diener, der noch ein Stück vor Seth stand, da dieser es vorzog lieber im Rückhalt zu stehen. "Gute Kleidung soll gebracht, die Räume gesäubert und geräumt werden. Alles wie Seth es will. Wie er sagt, wird gerichtet. Geh und hol dir das nötige Handwerk!" Er schickte den Diener los sich Hilfe zu holen, um dann wieder zu kehren, wenn er seine erhaltenen Befehle erfüllte. Nun wandte sich Atemu wieder an Seth. "Du darfst dir alles richten lassen, wie es dein Begehr ist." Er ging zurück zur Tür, die auf Grund des zurück geeilten Dieners noch offen stand. "Wie gesagt, zögere nicht um etwas zu bitten, wenn es dein Wunsch ist." Damit verließ er das Gemach und schloss sachte die Tür hinter sich. Alleine, und wie verlassen, stand Seth allein in seinem neuen Heim. Der Armreif befand sich noch immer in derselben Hand, mit der er ihn von der des Pharaos genommen hatte. "Ich hatte einst einen Wunsch." Seine Stimme erhob er, um sie nur an sich selbst und die seichte Dunkelheit um ihn herum zu richten. Seine Augen waren, auch wenn es nicht tiefe Nacht war, von einem Schatten bedeckt. Sie zerstörten das strahlende Blau seiner Augen und schlossen sie in ihrem Innersten ein. "Aber nun wünschte ich mir, ich hätte ihn nie gehabt." Damit umschloss er fest den Armreif in seiner Hand. Presste ihn mit aller Kraft in seine Handfläche. Wenn er sie wieder öffnen und den Ring heraus nehmen würde, dann würde er seine Spüren sehen und immer noch spüren können. Schweigend blieb er so stehen, spürte nicht den Schmerz, den er sich selber zufügte. Fühlte nicht sein, in abertausende von Splittern, zerbrochenes Herz. Nicht seine so hochverratene und tiefverletzte Seele. Das einzige was er spürte, war Hass. to be Continued ... Kommentar: Irgendwie will mir dieses Kapitel überhaupt nicht gefallen. >_< Das vorrige mochte ich wirklich sehr, aber dieses wirklich nicht. Hoffentlich wird der 7. Teil besser. Der kann jetzt übrigens 'ne ganze Zeit lang dauern. Ich weiß nicht, wann ich wieder richtig Zeit zum schreiben habe. T_T Aber vielleicht mögen sich ja einige die Zeit mit meinem Seto/Seth x Yami/Atemu DJ vertreiben wollen. *schleichwerbung* Chiko Kapitel 7: Entfernte Nähe ------------------------- Titel: grausame Gefühle Serie: Yu-Gi-Oh Genre: Shônen Ai / Yaoi, Lemon / Lime, Romantik, Drama Teil: 7/? Pairing: Atemu x Seth Warnings: Shônen Ai/Yaoi, das schließt auch Lemon und Lime ein, Pain, Angst, wahrscheinlich auch Death Email: corrie-hanne@t-online.de Disclaimer: Wenn sie doch nur mir gehören würden. *in träumen versink* Aber, ach, leider sind sie es nicht. Die Welt ist grausam. T_T Kommentar: Es hat mal wieder ziemlich lange gedauert, bis der nächsten Teil nun endlich on ist. *drop* Ich hab einfach nicht wirklich so viel Zeit zum schreiben, auch wenn ich sie gern hätte. u_u Hier nun also der 7. Teil. Nya, und gleich vorne weg. Bitte nicht wundern, wegen der starken Zeitraffung, die in diesem Kapitel stattfindet. Das ist einfach notwendig, damit es mal bissel in der Story vorran kommt. XD Chiko Legende: "....." - sprechen '.....'- denken Teil 7 - entfernte Nähe Atemu war dankbar dafür, dass sein Gemacht von Seths eigenem nicht allzu weit entfernt war. Nur wenige Schritte den Gang entlang und schon war er wieder bei seinem angelangt. Seine Haltung war grade, als er vor die beiden Wachen vor seinen Türen trat. Sein Blick jedoch, auch wenn er nach vorne gerichtet war, fiel in Schatten. Eine rasche Handbewegung und die schwere Tür wurde von den beiden Männern geöffnet und gaben dem Pharao den Einlass frei. Mit festen und doch schnellen Schritten trat er ein und ließ das Tor so gleich wieder von Außen schließen. Eine Zeit lang stand er einfach nur so da. Immer noch dich an der Tür, als würde er auf etwas warten. Vielleicht auf einen Hilfeschrei, der ihn aufschrecken ließ, ein Klopfen, das die Stille durchbrach, jemanden, der sich vor seinen Blick schob. Alles blieb aus, weil es absurde Hoffnungen waren, auf die es sich nicht lohnte zu warten, da sie eh nie kommen würden. Er senkte seinen Blick deutlich und ging müden Schrittes zu seinem Bett. Mit zugekniffenen Augen ließ er sich darauf fallen. Seine Augen füllten sich mit Tränen und ein leises Schlurzen entglitt ihm, als er in die weichen Kissen seines großen Bettes fiel. Seine Arme schlangen sich um eines der größten Kissen, die ihr zu finden waren und pressten seinen Oberkörper fest daran. Sein Herz tat weh. Es schmerzte tief in seiner Brust, drohte das umherstehende Fleisch mitzuzerreißen. Nie hätte er gedacht, dass es ihm solch unerträgliche Schmerzen bereiten würde. Er hatte sich immer gesagt, er würde es ertragen, als Preis dafür, dass Seth lebte und ihm weiterhin Gesellschaft leisten konnte. Aber jetzt, wo die Zeit für diesen Preis gekommen war, so war es ein unerträglicher. Seth stand immer noch bewegungsunfähig in seinem Zimmer. Er hob langsam die Hand, in der das goldenen Schmuckstück lag, das er vom Pharao erhalten hatte. Nur wiederwillig legte er es an seinem linken Handgelenk an. Gab dabei keinen Laut von sich, obwohl in ihm so viel Gefühle Sturm schlugen. Er ertrug es stillschweigend von jetzt an der persönliche Besitz eines anderen zu sein. Es klopfte an der Tür und nur langsam drehte Seth seinen Kopf in Richtung dieser. Es war ihm eigentlich egal, wer es war, der dort draußen stand. Eigentlich hätte es auch ruhig der Pharao selber sein können, er hätte ihn stehen gelassen. Dennoch entfloh seiner Kehle ein leises "Herein!" und sogleich ging die Tür bei diesem Wort auf. Herein trat der Sklave von vorhin, hinter ihm noch einige mehr. Sie trugen allerhand Dinge auf ihren Armen, die sie nun fleißig in den Raum trugen. Vor Seth blieb der ihm bekannte stehen, senkte seinen Kopf ein Stück. "Wir sind gekommen, um Euer Gemach einzurichten. Sagt mir, wie möchtet Ihr, dass wir es herrichten?" Der Sklave hielt seinen Blick weiterhin gesenkt, wartete auf Antwort Seiten Seths. Dieser blickte währenddessen leer in den Raum begutachtete nur kurz den Sklaven vor ihm. Wie höflich er ihn angesprochen hatte. Dabei war er doch jetzt viel weniger wert als sie. Aber scheinbar wollten sie ihm das Leben so angenehm wie möglich machen, weil er dem Pharao gehörte. Seth biss sich leicht auf die Unterlippe. Wie sie ihn so ansprachen, mit jeglicher Höflichkeit, die ihnen vertraut war, kam er sich vor, als wenn er freiwillig seinen Körper hergab. Es widerte ihn an. Der Sklave lauschte immer noch offen, eine Antworte erwartend. Wahrlich, Seth ließ sich Zeit, doch würde er nicht den Fehler begehen, irgendein Wort zu erheben und ihn zu drängen. "Es ist mir gleich. Richtet wir ihr denkt." kam es dann doch, nach einer halben Ewigkeit vom Braunhaarigen. Sein Blick war zur Seite gerichtet. "Sehr wohl!" Der Sklave nickte kurz, wandte sich dann wieder den anderen zu. Sogleich begannen sie, den Raum einzurichten. Dabei gingen sie ihren Vorstellungen nach, wie es Seth wohl am meisten gefallen würde, auch wenn dieser sich nicht äußerte. Sie waren streng darauf bedacht, alles so ordentlich wie nur möglich herzurichten. Seth war es egal, wie sie das Zimmer schmückten und richteten. Es war doch eh nur ein Raum, ein Käfig für ihn, in den er immer wieder zurück kehren würde, selbst wenn er draußen in der Freiheit fliegen konnte. Wie dabei der Käfig aussah, war doch vollkommen egal. Sollten die anderen es reinrichten, wie sie dachten, es wäre das beste. Sicherlich wüssten sie, wie man es am gescheitesten machte, was sollte er sich also darum scheren. Es dauerte einige Zeit, bis die Sklaven mit ihrer Arbeit fertig waren. Auch wenn sie selber mit dem Ergebnis zufrieden waren, so hofften sie innerlich, dass es auch Seth gefiel, denn gesagt hatte dieser nichts, was man als Meinung dazu ansehen konnte. "Wir sind nun fertig." Wieder trat einer von ihnen vor Seth, den Blick leicht gesenkt. Seth schwieg darauf. Was erwartet der andere, dass er ihm darauf antwortete? Lobesreden, eine Danksagung, Dinge in die Richtung? Nur Stille kam über seine Lippen und die Sklaven sahen dies als Aufforderung zu gehen. Schnell sammelten sie sich zusammen und verließen den Raum. Schlossen die Tür hinter sich und ließen Seth alleine, wie er es zuvor schon war, bevor sie gekommen sind. Es war wieder still um ihn herum. Eine ganze Weile stand er noch so da, vollkommen in sich selbst versunken. Was machte er hier eigentlich noch? Er wollte doch eigentlich gar nicht mehr hier sein, nicht so, und doch zeigte das Schicksal kein Erbarmen. Ihm erschien dies alles so unfair. Er hatte nie etwas getan, kein einziges mal durch sein eigenes Handeln die Götter erzürnt und doch richteten sie so hart über ihn. Was tat er anderes als mit dem Willen dort zu stehen, frei leben zu wollen? Ihm war zum weinen zu mute. Vor überschäumender Verzweiflung und Selbstbemitleidung. Und doch durfte er es nicht zulassen. Nein, er musste jetzt stark werden, sehr stark. Er musste Gefühle, ob sie aus diesem und anderem Grund waren, aus seinem Herzen verbannen, um dem allen gewachsen zu sein. Auch wenn seine Augen in diesem Moment laut vor Verzweiflung nach Befreiung schrieen, so blieben sie doch regungslos in Anbetracht ihrer Tränen, die wie Seth selber schwiegen. Die Zeit verging. Tage strichen ins Land. Die Strahlen Ras gingen auf, sanken wieder hinab und ließen einen Tag nach dem anderen in das Leben eines jeden Einwohners gehen. Seit Seth in sein neues Leben getragen wurde, härtete seine Seele. Wie Atemu ihm gesagt hatte, war er frei von jeglichen Pflichten, er sollte sich nicht fühlen, wie ein Sklave, sondern wie jemand der die Freiheit und Gutmütigkeit der Götter besaß. Es war Ironie. Angeblich war er frei, doch gleichzeitig war er immer noch ein Gefangener in diesen Mauern, die niemand zu sprengen wagte. Seth mochte die Atomsphäre, die innerhalb des Palastes herrschte nicht. Sie erdrückte ihn. Die ganze Höflichkeit, die Nettigkeiten und Etiketten, sie alle waren geheuchelt und gelogen. Wurden gespielt um einander zu gefallen und keine Blöße zu geben. Doch hinter einem jeden Lächeln verbarg sich eine Grimasse aus Intrigen und Neid. Wohl auch Begierde und Gier. Seth gehörte dem Pharao, das wussten sie alle im Palast. Wenn sie es nicht taten, so erkannten sie es spätestens an seinem Armreif. Und obwohl sie es doch alles wusste, spürte er ihre lüsternen Blick auf sich ruhen. Selbst wenn sich nie einer an ihn heran wagte, konnte er ihre gierigen Augen funkeln sehen, wenn sie ihn ansahen, doch zu feige waren, da sie den Zorn des Pharaos spürten. Wie primitive Tiere stellten sie ihm hinter seinem Rücken nach. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn sie beim befriedigen ihrer eigenen Lust an ihn dachten. Jede freie Minute, die sich bot, zog Seth sich zurück. Wollte alleine sein, fernab von all den Blicken der anderen. Er mied den Kontakt zu jedweden Menschen, wollte nichts mit ihnen zu tun haben, da sie doch alle gleich falsch waren. Keiner war wirklich wahr, alle verbargen ihr wahres ich. Die Sklaven unterwarfen sich, schrieen innerlich nach Freiheit und doch fielen sie immer wieder erneut auf die Knie. Sie warfen ihren Stolz in den Dreck für ein lausiges Leben als unterster Diener. Die hohen Herren und Priester, wie sie jeden Tag aus und ein im Palast gingen, vor den Pharao traten und ihm huldigten, ihn umschmeichelten mit süß klingenden Worten, war auch keinen Dolch besser. Seth erkannte ihr falsches Lächeln jedes mal aufs Neue sofort. Es war so verzerrt, so unwirklich. Sie wollten nur das Wohlwollen des Pharaos auf ihrer Seite haben, ein Stück vom Kuchen der Macht. Aber ebenso falsch wie das ihrige Lächeln war, so war es auch jenes vom Pharao. Wenn Seth ihm begegnete, auf den Gängen, draußen im Palastgarten, im Versammlungsraum, wo er darum gebeten wurde, anwesend zu sein, überall wo er ihn traf, schenkte der Pharao ihm ein Lächeln. Kein einziges Mal hatte Seth es erwidert, war jedes mal nur stumm an ihm vorbei gegangen. Nicht einmal eine Geste der Unterwürfigkeit ließ er zu. Es wunderte ihn, wie sich der Pharao ein so derartiges Verhalten gefallen ließ. Nie hatte er eine Strafe empfangen. Seth wollte die gespielte Freundlichkeit des Pharaos nicht. Wusste er doch, dass dieser sowieso nur eines im Sinn hatte. Sicherlich wollte er ihn nur gefügig machen, auf das er mit ihm leichter seinen Spaß haben würde. Aber diesen Wunsch würde er ihm nie erfüllen. Nie würde er sich ihm beugen. Nie ihm gehören, ohne sich zu wehren. Es war eine harte Welt, ein schweres Leben, das er zu ertragen hatte, aber er kämpfte mit aller Kraft, die ihm gegeben war. Atemu saß auf seinem Thron, lauschte der monotonen Stimme einer seiner Berater. Seine Gedanken waren zwar bei diesem Gespräch, doch nicht alle. Sie waren schon lange nicht mehr vollkommen bei irgendwelchen Gesprächen gewesen. Auch wenn es nach Außen immer so schien, als würde der Pharao den Geschehnissen um sich herum Beachtung schenken, so war es doch nicht so. Immer wieder schweiften seine Gedanken ab zu Seth. Es viel ihm schwer, dem anderen zwar so nah zu sein, ihm aber dennoch immer ferner zu werden. Zu Beginn hatte er gedacht, Seths distanzierte Art würde sich mit der Zeit legen, dass er Vertrauen zu Atemu fassen würde. Aber alles war ein Irrtum. Immer mehr mied er den Pharao, kapselte sich immer weiter von diesem ab. Jedes mal, wenn er Seth auf einem der Gänge begegnete und dieser dann stumm an ihm vorbei schritt, ihn nicht einmal wahrnehmend, dann brach jedes mal ein Stück seiner Seele heraus. Es verletzte ihn so unsagbar tief, das der Abgrund größer und größer wurde. Und dennoch wollte er nicht aufgeben. Er lud Seth zu jedem Fest ein, dass sich im Palast bot. Er ließ ihn einen Platz zuweisen, der stets neben ihm oder in seiner Nähe war. Doch alles was er an solchen Tagen erntete, waren leere Blicke des anderen. Er konnte nicht ahnen, wie sehr er Seth mit diesem Handeln verletzte, dass dieser sich vorkam wie eine Trophäe, die man herumzeigen musste. Atemu wollte dem anderen dadurch zeigen, wie wichtig er ihm war, dass er ihn über alles stellt. Doch Seth sah es als Erniedrigung. Er würde präsentiert, als eine Eroberung, die doch eigentlich noch nicht wirklich eine wahr. Wie eine Puppe, die als Spielzeug jeden gezeigt werden musst. Atemu erhob seine Hand. Der Sprecher hielt inne, stutzte einen Augenblick, als der Pharao ihn so plötzlich unterbrach, blieb jedoch still. Die Köpfe und Blicke der Anwesenden schweiften hinüber zu ihrem Herrscher. Dieser erhob sich träge und sah zu ihnen. "Ich breche die Besprechung ab." Ein leises Raunen ging durch den Raum. "Verlegen wir es auf den nächsten Tag. Ich bin dieserlei Dinge für heute müde." Damit trat er die Stufen zu seinem Sitz hinunter. Respektvoll wurde ihm Platz gemacht, als er Richtung Ausgang schritt. "Die Versammlung ist hiermit beendet." Damit wurden ihm die Türen geöffnet und er verließ ohne einen weiten Laut den Raum. Unbeirrt und ohne sich der wahrscheinlich jetzt herrschenden Diskussion zuzuwenden, schlug er den Weg zu seinem Gemach ein. Ohne Widerworte wurden ihm auch hier die Türen geöffnet und gleich darauf hinter ihm wieder geschlossen. Es war gut, dass er die Versammlung beendet hatte. Er hätte doch kein weiteres Wort registriert. Zu weit ab waren seine Gedanken heute schon. Normalerweise schaffte er es, sich nach gewissen Zeit wieder zu fangen, seinen abschweifenden Gedanken Einhalt zu gebieten. Aber es wurde mit jedem Tag schwerer. Immer länger, immer mehr, immer intensiver, lagen sie bei einer ganz anderen Sache, einer anderen Person, als sie es eigentlich hätten tun dürfen. Langsam aber sicher musste er sich eingestehen, das dort etwas tief in ihm lag, das eigentlich nicht hätte existieren dürfen. In ihm drinnen, tief verborgen, aber dennoch bereits am keimen. Wie ein Pflanzensamen, der vorhanden und bereit war aufzubrechen, aber immer noch von der dunklen schweren Erde unterdrückt wurde. Aber irgendwann wurde der Samen die Fesseln sprenge und an die Oberfläche gelangen. Diese ... Gefühle, sie waren kurz davor vollends ans Tageslicht zu treten. Ja, er war sich sicher. Je mehr er darüber nachdachte, desto bewusster wurde es ihm. Es waren Gefühle. Nicht freundschaflichte, schon eher zuneigende. Wohlmöglic,h würde er noch länger darüber nachdenken, sogar noch tiefere. Atemu ging hinüber zu seinem Balkon und blickte hinaus. Es war noch nicht Abend, aber das Rot Rahs war schon am Himmel zu sehen, und langsam verging seine Schönheit für den heutigen Tag. Er hatte es immer häufiger, immer intensiver gespürt, wenn er dicht bei Seth war. Wenn er neben ihm saß auf den Feierlichkeiten, sie sich begegneten, ihrer beider Nähe nur kurz aber dennoch vorhanden war. Sein Herz hatte unweigerlich ein wenig schneller geschlagen, wenn er ihn sah. Allein schon aus der Ferne. Er musste nur seine Umrisse erkennen, schon konnte er es heftig gegen seine Brust schlagen hören. War das noch normal? Wohlan, er fühle sich zu ihm hingezogen, zu diesen tiefen und dennoch strahlenden Augen, der angenehm lauschenden Stimme, auch wenn er sie nur selten zu hören bekam, dem schlanken und dennoch muskulösen Körper. Atemu sah hinab in der Garten. Ein leichter Wind wehte und wenn die Haare vom Umspielen seines Gesichtes abließen, so konnte man eine leichte Röte auf seinem Gesicht erkennen. Es war so offensichtlich. "Bei Rah!" Es war nur ein flüstern, dass er in die Ferne sprach. "Wie kann man es nur übersehen." Er machte Kehrt und ging zurück in sein Gemach. Es war wirklich nicht sein Tag. So viele Probleme, Gedanken, Gefühle, alles zusammengepfercht in seinem Kopf, der gleich zu zerspringen drohte. Warum tat Seth ihm das nur an? Wollte er ihn so bestrafen für das, was er getan hatte? Eine der grausamsten, die er sich vorstellen konnte. Erschöpft von seiner Grübelei, die letztendlich nur zu einer Erkenntnis geführt hatte, die er doch schon geahnt hatte, ließ er sich auf sein Bett fallen. Er wollte schlafen, einfach schlafen, alles um sich herum für eine Nacht vergessen. Er schloss seine Augen und versuchte alle seine Gedanken zu verdrängen. Aber in diesem Augenblick, hatte der Samen grade den kräftigen Boden durchstoßen und war frei. Der nächste Morgen weckte den Pharao sanft und leicht aus seinem Schlaf. Er hatte schon lange nicht mehr so gut geschlafen. Er sollte öfters seine Pflichten vernachlässigen und stehende Versammlungen verschieden. Es tat ihm wahrlich gut. Aber etwas anderes war jetzt viel wichtiger. Gleich nachdem er seine Augen vollends geöffnet hatte, richtete er sich schnell auf. Umziehen brauchte er sich nicht groß, hatte er doch schon am Abend zu vor seine Kleidung nicht gewechselt, so brauchte er es jetzt auch nicht. Atemu seufzte leicht, als er kurz hinaus sah und bemerkte, wie die ersten Strahlen des hellen Sonnengottes die Erde erwärmten. Er war nicht einmal einen Augenschlag lang wach und schon kreisten seine Gedanken nur um ihn. Schweren Herzens, dass er doch noch länger so friedlich und nachdenklich in seinem Gemach verbringen wollte, verließ er eben dieses auf dem Weg zum Thronsaal. Seth kam nur schwer dazu, sich aus seinem Bett zu begeben. Es wurde mit jedem neuen Morgen schlimmer. Zunächst hatte er es auf die neuen Lebensumstände geschoben. Den schlechten Schlaf, das ständige Wachliegen und die ab und an auftauchende depressive Seite in ihm. Diese überkam ihn aber hauptsächlich immer dann, wenn er zuvor dem Pharao begegnet war. Nach und nach schlich sich der Gedanke bei ihm ein, das er es war, der sein Leben hier so unbehaglich machte. Kein Wunder also, dass er die einfachste und schnellste Lösung darin sah, sich vom Pharao fernzuhalten. Aber weder schien das eine noch das andere wirklich gut für ihn zu sein. Er konnte nicht sagen, wann er das letzte mal richtig ausgeschlafen hatte. Das Leben im Palast bekam ihm ganz und gar nicht. Nicht, dass es im Kerker oder gar bei Akunadin besser gewesen wäre, dass war es ganz und gar nicht, aber hier war es auch nicht gut. Er ertrug die Leute nicht, die Atmosphäre. Er wäre schon längst ausgebrochen aus diesem Gefängnis, das es doch eigentlich war, wenn die Mauern und Tore nicht so gut bewacht gewesen wären. Und dennoch quälte er sich jeden Tag erneut aus seinem Bett, zog die Kleidung an, die man ihm jedes mal zurecht gelegt hatte. Den Armreif, den er stets zu tragen hatte, behielt er selbst in der Nacht um. Er wusste nicht genau warum, wahrscheinlich, da er sonst wohlmöglich vergessen würde, ihn wieder anzulegen und in Folge dessen Ärger vorprogrammiert war. Aber was scherte ihn das überhaupt? Es war doch gleich. Dennoch vermochte er nicht es zu tun. Alsbald er sich schweren Herzens erhoben und zurecht gekleidet hatte, verließ er sein Zimmer. Das Morgenmahl sollte rechtzeitig und schnell gehalten werden, da der Pharao am vorigen Tag eine Versammlung abgebrochen hatte. Sie müsste so schnell wie möglich nachgeholt werden. Auch wenn Seth nicht die Lust hatte dort anwesend zu sein, hatte er es doch zu tun. Zum einen, weil es sonst gegen die Etikette verstieße, zum anderen, weil der Pharao seine Anwesenheit erwünschte. Einer der wenigen Aufforderungen, denen er Folge leistete, ohne etwas anderes einher zu tun oder Wort zu erheben. Wie, als wenn man sie zur selben Zeit, zum selben Ort, zum selben Unterfangen bestellt hatte, fanden sich Seth und Atemu beide vor der Tür zum Thronsaal wieder. Atemu war der erste, der überrascht inne hielt. Nach gestern Abend war es doch anders Seth nun gegenüber zu stehen. Ein wenig unfähig sich normal zu verhalten, stand er dort. Seth dagegen nahm die Situation schnell in die Hand, reagierte wie immer mit Schweigen und Ignorieren. Es war im nicht erlaubt, vor den Pharao in den Thronsaal zu treten, weswegen er unbeweglich stehen blieb und wartete. "Guten Morgen, Seth!" durchbrach der Pharao die aufkommende Stille. Doch so schnell, wie er sie überwunden hatte, kehrte sie auch schon zurück. Seth hielt es scheinbar nicht für nötig die freundliche Morgengeste zu erwidern. Einen Seufzer jedoch unterdrückte Atemu und betrat ohne ein weiteres Wort den Saal. Die Häupter der bereits Anwesenden senkte sich. Ruhe kehrte ein und der Pharao ging zu seinem Platz. Seth wollte sich schon vorher an den reich gedeckten Tisch niederlassen, doch Atemu berührte ihn nur kurz an der Hand und wies ihn, sich neben ihn zu setzten. Stillschweigend, wie immer, kam Seth dieser Bitte nach. Denn nichts anderes war es gewesen. Es war kein Befehl oder dergleichen, nur eine Bitte, und Seth hatte sie tatsächlich angenommen. Seth und Atemu ließen sich auf die weichen Kissen nieder, die von höchster Qualität waren und es sich dementsprechend gut darauf sitzen ließ. Zwischen ihnen und dem nächsten am Tische Sitzenden gab es einen kleinen Abstand. Niemanden war es gestattet dich beim Pharao zu sitzen, es sei denn dieser wünschte es, weshalb Seth es erlaubt war. Der Pharao war insgeheim dankbar dafür. So konnte er sich, wenn auch oft nur einseitig, mit Seth unterhalten, ohne das große Ohren viel davon mitbekamen. "Seth, sag, wie geht es dir?" Atemu hatte die Frage als einen guten Start in eine Konservation gehalten. Sie war simpel, aber dennoch mit viel Interesse verbunden. Es dauerte zunächst einen Augenblick eher er eine Antwort bekam. "Wie sollte es mir gehen, Pharao?" Während seiner Antwort sah Seth regungslos zu den anderen Speissenden. Atemu dagegen ließ ein wenig seinen Kopf hängen. "Ich sehe dich kaum in letzter Zeit. Du gehst mir aus dem Weg und meidest meine Nähe. Ich sehe immer deutlicher, wie wiederwillig du erscheinst, wenn ich dich zu einer Sammlung oder Malzeit rufen lasse." "Mir ist nicht danach unter Menschen zu sein. Vor allem nicht unter solchen." Atemu blickte auf und etwas fragend zu Seth. Seine letzten Worte hatten ihn ein wenig irritiert. "Wisst Ihr eigentlich, wie es ist, gefangen zu sein? Eingesperrt hinter hohen Mauern. Verbannt von der Freiheit?" Ohne eine weitere Aufforderung hatte Seth weiter gesprochen. Sein Blick war immer noch starr nach vorne gerichtet. Atemu blickte ihn mit interessierten Augen an, dann senkte er seinen Blick leicht und wandte ihn ebenfalls so von Seth ab. Sachte schloss er seine Augen ein kleines Stückchen. "Ja, ich weiß es. Ich kenne das Gefühl von Bedrängnis. Ich weiß, wie es ist, wenn man sich unbeweglich fühlt, als wenn tausend kleine Fäden deinen Körper lähmen." Er hob seinen Blick wieder und richtete ihn erneut auf Seth. Seine Augen hatten einen leicht bedrückend angehauchten Ton mitgenommen und sahen sein Gegenüber nun teils fragend, aber auch teils um verständnisbittend an. "Aber sag du mir, fühlst du dich wirklich so?" Seine Stimme war brüchig. Er konnte Seths Gefühle nur zu gut verstehen, denn er fühlte sich oft genauso wie dieser. So frei und doch so gefangen. Aber er wollte Seth so etwas nicht leben lassen. Er wollte ihm alles geben, was er besaß, ihn glücklich machen. An Komfort sollte es ihm hier im Palast nicht fehlen. Und dennoch schien er nicht glücklich zu sein. Diese Tatsache stimmte Atemu traurig. Er bemühte sich wirklich, würde alles aufopfern und doch gelang es ihm nicht Seth wirklich ein glückliches Leben zu schenken. Ihm war durchaus bewusst, weswegen dies so war. Nie hätte er auch nur für eine Minute vergessen können, welche Stellung Seth hier im Palast eigentlich hatte. Und gleichsam, wie es den anderen belastete, so erdrückte es ihn ebenfalls. Die Schuldgefühle prangten an seiner Seele und wollten sie zerreißen. Doch er hielt Stand, so fern es ihm nur möglich war. Er wollte keine Schwäche zeigen, nicht vor ihm, vor allem nicht jetzt, wo er sich so vieles bewusster war, als wohl am Abend zuvor. Seth blickte etwas überrascht auf, als er den leicht schmerzlich klingenden Ton des Pharaos vernahm. Sein Blick erhob sich sofort und sah Atemu direkt an. Er schrak ein klein wenig zusammen, als er die mit Leid erfüllten Augen sah. "Ich ..." Er war schon gewillt zu antworten, als der Pharao seine Augen schloss und leicht mit dem Kopf schüttelte. Er kannte die Antwort schon längst, er musste sie nicht extra von Seth bestätigt bekommen. Das würde nur noch mehr schmerzen und sein Herz blutete schon genug. "Seth, sag, hast du Lust mich nachher auf mein Gemach zu begleiten?" Atemu sah erneut hinüber und erblickte zwei leicht aufgerissene Augen. Sofort peitschte er sich innerlich selber für diese ungünstige Formulierung. Alsgleich senkte er etwas beschämt den Kopf und bemühte sich um Korrektur. "Verzeih, ich meinte ... ich würde mich nur gern mit dir unterhalten ohne so viele Augen, die auf uns liegen." Ein ehrliches Lächeln folgte seinen Sätzen und er hoffte innerlich, dass Seth ihm auch diese Bitte ebenso wenig abschlagen würde, wie die zum Setzen. Atemus Herz machte einen kleinen Freudensprung und seine Augen glänzten auf, als er das zögerlichen Nicken Seths erkannte. Am liebsten hätte er jetzt, in diesem Augenblick, gejubelt und sich seines Lebens in allen Zügen erfreut, aber es bliebt bei der überglücklichen Freude in seinen Augen. "Aber ..." Sogleich zuckte Atemu zusammen, als er den angefangen Einwurf von Seth hörte. `Doch nicht.´ Sogleich wich die Freude der Enttäuschung. Er hatte doch wirklich geglaubt Seth würde so plötzlich so vertraulich zu ihm sein. "... Ihr habt eine Versammlung." Atemu sah überrascht auf. Er hätte eigentlich mit vielem gerechnet, aber damit bei weitem nicht. Seine Miene erhellte sich schlagartig wieder und ein leichtes Lachen flog über seine Lippen. "Mach dir deswegen keine großen Gedanken. Ich bin der Pharao. Ich kann bestimmten, wann ich gedenke, meine Männer zusammen zu rufen. Es gibt Dinge, die liegen mir mehr am Herzen, als plumpe Versammlungen und Räte." Mit seinem letzten Satz ließ er ein sanftes Lächeln in Seths Richtung fliegen. Ja, es gab für ihn wirklich Dinge, die ihm tausendmal wichtiger waren, als alles andere. Dass es in diesem Moment nur eine Person gab, an die er dabei dachte, bliebt bis lang noch sein Geheimnis. Aber er versprach es sich selbst, dass wenn die Zeit dafür gekommen war, er es ihm sagen würde. Egal wie dieser dann über ihn denken mochte. Das morgendliche Mahl ging zu Ende. Nach und nach wurden die Griffe nach dem Essen ruhiger. Aufstehen und Gehen wagte sich jedoch keiner. Niemand hatte die Erlaubnis eher zu gehen, als dass der Pharao es befahl oder selbst tat. Eine Regel, der Atemu nicht wirklich zustimmte. So hatte er immer den Zwang mit allen zusammen zu Essen. Nie konnte er es in Ruhe, vielleicht nur mit Seth, tun. Aber auch ihn holte das Völlegefühle ein und als er Aufstand und eine Handbewegung zum Abdecken folgte, taten es ihm auch die anderen Angehörigen gleich. Sie erhoben sich, senkten noch einmal ihr Haupt vor ihrem Pharao und verließen dann teilweise den Saal. Atemu drehte sich, während die Gaben vom Tisch genommen wurden, zu Seth um, der immer noch neben ihm auf dem Boden kniete. Er reichte ihm seine Hand, als Geste, dass er sich erheben sollte. Seht blickte der ihm zugereichten Hand entgegen. Ein Lächeln wurde ihm entgegen gebrachte und er rankte mit sich, ob die er die helfende Hand nun annehmen oder ablehnen sollte. Schließlich siegte doch sein Stolz und er stand von alleine auf. Atemu nahm seine Hand zurück und deutete Seth an ihm zu folgen. Dieser tat auch, wie ihm schweigend gesagt wurde und zusammen mit dem Pharao verließ er den Saal. Sie waren nur wenige Schritte vom verlassenden Raum entfernt, als bereits einer der vorhin anwesenden Männer auf sie beide zulief. "Mein Pharao!" Atemu dreht sich um und sogleich ging der junge Mann in die Knie. "Warum verlasst ihr den Saal? Die Konferenz beginnt in wenigen Momenten." Der junge Mann hatte seinen Blick gesenkt, bemühte sich dennoch sicher zu klingen und keine Scheu zu zeigen. "Ich weiß." antwortete ihm Atemu. "Aber wir verschieben sie. Ich möchte jetzt nicht wichtige Reden schwingen. Ich bin in meinem Gemach. Lass keinen uns stören." Damit drehte er sich wieder um und ging weiter. Der junge Mann wollte schon zu einer Erwiderung ansetzen, doch besinnte sich schnell wieder. Immerhin war es der Pharao, der ihn so dermaßen hatte abblitzen lassen. Seth stand noch einen kurzen Augenblick da und betrachtet den anderen, wie er sich leicht schwermütig wieder erhob und zurück ging. Es war schon beachtlich, welche Macht der Pharao doch hatte. Niemand wagt es wirklich sich ihm zu wiedersetzen. Man hatte Respekt vor ihm. Und er schien auch wirklich seinen eigenen Weg gehen zu wollen. Der andere war aus seinem Blickfeld verschwunden und der Pharao schon einige Schritte weiter. Er wandte sich um und ging wieder Atemu hinterher. `Eigenartig.´ Er hatte Atemu eingeholt und lief nun etwa einen Meter hinter ihm. `Wieso verhält er sich so?´ Seine Augen war mit nachdenklichem Blick auf den Rücken des Pharaos gerichtet. `Zu mir ist er ganz anders, als zu all den anderen Leuten im Palast. Seine Haltung, sein Blick, sein Verhalten. Alles ist so verschieden gegenüber mir und ihnen.´ Seth hätte gern noch länger darüber nachgedacht, doch sie hatten bereits die Türen zum Gemacht des Pharaos erreicht und er wurde von Atemu mit dem Stoppen seiner Schritte aus seinen Gedanken gerissen. Mit einer Handbewegung öffneten die Wachen auch schon die schwere Tür und Atemu und Seth traten ein. Hinter ihnen wurde sie sofort wieder geschlossen. Seth lief es augenblicklich kalt den Rücken runter. Diese Situation erinnerte ihn daran, wie er damals, grade dem Tod entrannen, ebenfalls hier stand. Irgendwie machte ihn dieser Gedanken Unbehagen. Es war ein unangenehmes Gefühl, vor dem er nur zu gern geflohen wäre. Doch er konnte nicht. Er hatte es dem Pharao versprochen mit ihm zu gehen und selbst, wenn es ihm bei weitem nicht gefiel, er war jemand, der sein Wort hielt. "Willst du nicht zu mir kommen?" Die sanft klingende Stimme des Pharaos, ließ ihn etwas aufschrecken. Atemu saß auf seinem Bett und deutete Seth sich neben ihn zu setzen. Dieser zögerte. Warum tat er das eigentlich? Der Pharao hatte ihm doch gesagt, er wolle nur reden. Und selbst wenn er nicht ein allzu großes Vertrauen in den Pharao legte, so hatte er doch das Gefühl, dass der dieser es meinte, wie er gesagt hatte. Atemu ließ Seth Zeit für seine Entscheidung. Er konnte sich gut vorstellen, dass es nicht leicht für ihn sein würde, diese paar Meter zwischen ihnen zu überbrücken. Doch nach einigen Momenten des Schweigens setzten sich Seths Füße in Bewegung. Sie gingen langsam und bedacht zum Bett und schließlich setzte sich Seth auf das weiche Lacken. Allerdings doch etwas abstandeinhaltend zu Atemu. Doch das war für diesen nicht von großer Bedeutung. Allein schon, dass Seth sich überhaupt zu ihm gesellte, erfüllte sein Herz mit Freude. "Über was wolltet Ihr mit mir reden, Pharao?!" Seth wandte seinen Blick Richtung Atemu. Der Pharao hatte seinen Blick nach vorne auf den Boden gerichtet. Ein leichtes Lächeln umspielte immer noch seine Lippen über die Freude, dass Seth nicht nur mit ihm gekommen war, sondern sich auch noch zu ihm gesetzt hatte. "Na ja. Einfach nur so ... über uns." Den letzten Teil hatte er etwas leiser ausgesprochen. Seth schwieg darauf. Er hätte sowieso nichts gehabt, das er darauf hätte erwidern können. Außerdem wollte der Pharao mit ihm sprechen und nicht umgekehrt. Sollte er auch anfangen. Solange der Pharao nicht etwas anderes wollte, war er auch gewillt, die ganze Zeit still hier zu sitzen. Atemu spürte, dass Seth es nicht sein würde, der als erstes ein erneutes Wort von sich geben würde. "Seth?!" Atemu drehte seinen Blick richtig Seth. Seine ganze Körperhaltung richtete er auf und beugte sich zu ihm vor. Dadurch überwand er den Abstand zwischen ihnen und kam Seth gleichzeitig auf eine nicht ganz natürliche Art und Weise näher. Dem Braunhaarigen behagte dies nicht wirklich und er versuchte ein Stück weiter zu rücken. Allerdings erwies sich das als Fehlschlag, da er schon recht weit Außen saß. Seine Augen wahren auf den Pharao vor ihm gerichtet, der ihm zu nahe gekommen war. "Sag Seth, hast du deine Unschuld schon an jemanden verloren?!" Atemus Stimme klang so fest, als würde diese Frage das Normalste der Welt sein. Doch Seth schrak zusammen. Bilder von seiner Ausbildung im Tempel blitzten vor seinen Augen auf und gleichsam kamen die Gedanken zurück, was er jetzt eigentlich war. Sein Körper bekann unweigerlich leicht zu zittern. Hatte der Pharao ihn schon wieder belogen, ihn schon wieder reingelegt? Er wollte doch nur reden, dass er hatte er eben noch mal gesagt. Nur reden ... to be Continued ... Kommentar: Ende. ... *drop* ... natürlich nicht ganz. Wird noch lange weitergehen. XDD (mal sehen in viel Montan dann endlich Kapitel 8 kommt -_-) Ich hatte vor kurzem grade wieder auf meine Kommentare geschaut, die ich zu "Grausame Gefühle habe". Da habe ich festgestellt, dass ich bei Kaptiel 6 schon über 40 Kommentare habe. oo Ich war total platt. Vielen Dank an meine ganzen Leser und vor allem die Kommentarschreiber. Ich bin total glücklich. Aber leider hat sowas auch einen kleinen negativen Effekt. Nämlich: Ich hab mittlerweile so viele Kommentare bekommen und so viele Leser wollen ganz schnell die immer neuen Kapitel lesen. Das ist zwar alles echt schön und so, bedeute aber leider auch, dass ich niemandem mehr Bescheid geben kann, wenne in neues Kapitel on ist. Ich hab da einfach keine Übersicht mehr zu. Tut mir Leid. u_u Wenn ich über das Neuste auf dem Laufenen sein wollt, dann nehmt doch die FF einfach in eure Favorieten-Liste. Da habt ihr schnell zugriff zu und seht sofort, wenn ein neues Kapitel da ist. ^^ Trotz dieses kleinen negativen Aspekts hoffe ich, dass ihr mir weiterhin treu bleibt. ^^ Chiko Kapitel 8: ein Lächeln von dir ------------------------------ Titel: grausame Gefühle Serie: Yu-Gi-Oh Genre: Shônen Ai / Yaoi, Lemon / Lime, Romantik, Drama Teil: 8/? Pairing: Atemu x Seth, Seth x Kisara Warnings: Shônen Ai/Yaoi, das schließt auch Lemon und Lime ein, Pain, Angst, wahrscheinlich auch Death Email: corrie-hanne@t-online.de Disclaimer: Wenn sie doch nur mir gehören würden. *in träumen versink* Aber, ach, leider sind sie es nicht. Die Welt ist grausam. T_T Kommentar: Mich haben in letzter Zeit viele Leute nach dem nächsten Teil von "Grausame Gefühle" gefragt und es waren auch Anfragen bei, ob ich nicht schon verraten könnte, wie es weitergeht mit Seth und Atemu. Sorry Leute. Aber so was wird generell nicht verraten. >__< Es wäre doch absolut nicht fair, wenn ich irgendwem etwas erzählen würde und der Rest muss noch warten, bis ich den nächsten Teil fertig geschrieben habe. Deswegen braucht ihr mich deswegen nicht anschreiben. Ich glaube in diesem Teil ist Atemu etwas in den Hintergrund gerückt. Aber das ist Absicht. Mein Hauptaugenmerk galt dieses mal Seth. Es ist sowieso alles ein wenig kompliziert. Ich möchte die Handlung schon voran bringen und nicht auf einer Stelle tappen. Aber gleichzeitig möchte ich auch, dass man ihr folgen kann. Ich bemühe mich aber euch nicht zu sehr zu langweilen. ^^' Chiko Legende: "....." - sprechen '.....'- denken Teil 8 - ein Lächeln von dir Atemu rückte noch ein kleines Stück näher an Seth heran. Er sah ihn erwartungsvoll aus seinen Augen an. Seth dagegen versuchte erneut einen Fluchtversuch, stieß dabei aber an den Bettpfosten und wusste, dass er nicht weiter kam. Zwei leuchtende, neugierige Augen sahen ihn an, denen er zu entkommen versuchte. Doch plötzlich entfernte Atemu sich wieder von Seth und nahm Abstand zu ihm. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Erst war es nur leise zu hören, doch dann folgte ein Kichern. Seth verstand nicht, was plötzlich so lustig war. "Du antwortest nicht." gab Atemu lächelnd von sich. Er hob einen Zeigefinger und legte ihn an seine Lippen, sah Seth leicht verspielt und auch herausfordernd an. "Das heißt du hast sie noch." Und wieder folgte ein Kichern. Atemus Verhalten erschien in Seths Augen vollkommen kindisch und zeugte in keinster Weise von einem Pharao. Was aber viel wichtiger war, war die Tatsache, dass er falsch lag. Seine Unschuld ... er hatte sie schon vor Jahren verloren. Zusammen mit seiner Seele und allem, was ihm lieb und teuer war. Atemu schien sich jedoch mächtig darüber zu freuen, dass er davon ausgehen konnte, das Seth noch unberührt war. Auch kein Wunder. Sicherlich freute er sich selber darauf sie ihm zu nehmen, um sich schließlich daran zu ergötzen. "Sag Seth, wie stellst du es dir vor?" Atemu hatte sein Lachen unterbrochen und sah nun wieder neugierig zu Seth. "Ich meine, wenn du dich das erste Mal jemanden hingibst?" Seth sah sein Gegenüber überrascht an. Der Pharao hatte wirklich eine eigenartige Art und Weise eine Konservation zu halten. Als Atemu jedoch merkte, dass Seth nicht antworten wollte, fuhr er selber vor. "Ich glaube es ist ein schönes Gefühl, das man dabei spürt." Atemu hatten einen guten Grund, weswegen er solch ein Thema angesprochen hatte. Er erhoffte sich damit Seth näher zu kommen. In vielerlei Hinsicht. Und er hoffte, dass er seine Gefühle damit zum Ausdruck bringen konnte. Vielleicht würde der andere nicht sehen, wie er vollkommen für ihn empfand, aber sicherlich konnte er ihm zeigen, dass er nur das Beste für ihn wollte und nie etwas Schlechtes oder Unbehagliches. "Und wenn es das nicht ist? ... Wenn das Gefühl, was Ihr spürt, ein abstoßendes ist?" Seth hatte einfach drauf los gesprochen, obgleich Atemu keine Frage gestellt hatte. Dieser sah ihn leicht überrascht an und blickte in zwei kalte Augen, die ihn anstarrten. Er bekam einen leichten Schreck und ihn durchfuhr ein unangenehmer Schauer. Doch er gab nicht auf. Seth dachte sicherlich, er würde ihn jetzt haben wollen, um dieses angeblich schöne Gefühl zu kosten. Aber da lag er falsch. Erneut begann er zu Lächeln. "Nein, es ist bestimmt ein Schönes. Da bin ich mir sicher. Wenn es das erste Mal dazu kommt, dann wird es mit der Person sein, die man aus ganzem Herzen liebt, der man sich hingeben kann ohne Angst zu haben, dass sie einem Schlechtes will oder weh tut." Er war felsenfest davon überzeugt. Sollte er sich jemals jemanden hingeben und seine Unschuld an jemanden verlieren, so würde nur jemand in Frage kommen, den er über alles auf der Welt liebte. So jemanden ... wie grade neben ihm saß. Seth traf es wie ein Dolch mitten ins Herz. Atemu hörte gar nicht, welch dummes Zeug er von sich gab. Wie falsch er doch lag. Er sollte wirklich glauben, dass es ein schönes Gefühl sei? Ein schönes Gefühl, wenn man geschlagen wurde? Wenn man gezwungen wurde sich zu unterwerfen? Man keine Rechte mehr hatte und der eigene Körper nur noch als Lustobjekt für die Befriedigung anderer diente? Wollte er ihm wirklich weiß machen das wäre ein schönes Gefühl? Seth kniff seine Augen zusammen, versuchte die aufkommenden Bilder zu vergessen. Bilder von dem Moment, als er sie verloren hatte, seine Unschuld. "Stimmt etwas nicht mit dir?" Atemu betrachtete Seth mit besorgtem Blick. Er war ganz bleich und sein Körper zitterte leicht unter seiner Starre. Er hob seine Hand und legte sie auf Seths Schulter. Doch dieser erschrak, sprang sofort auf und schlug Atemus wohl freundlich gemeinte Geste beiseite. Mit weit aufgerissenen Augen sah er ihn an und in ihnen konnte man deutlich den Schmerz erkennen, der sich durch seinen ganzen geschändeten Körper und seine Seele fraß. "Fasst mich nicht an. FASST MICH NIE WIEDER AN!" Atemu erschrak, als er Seth so sah. Er konnte sich keinen Reim darauf machen, was eben geschehen war. Er hatte sich nur Sorgen gemacht, mehr nicht. "Es tut mir Leid, wenn ich dich mit irgendetwas vor den Kopf gestoßen habe." Atemu schloss seine Augen und senkte leicht sein Haupt. Es war wirklich nie seine Absicht gewesen, Seth so zu verärgern oder gar zu verletzten. Denn Letzteres hatte er wohl getan, da er deutlich den Schmerz in seinen Augen sehen konnte. "Ihr habt doch keine Ahnung von dem was Ihr sagt. Ihr wisst ja nicht mal für was Ihr Euch entschuldigt. Wie erbärmlich." Einen kurzen Moment blieb Seth noch stehen, doch dann setze er sich in Bewegung, auf dem Weg zu Tür. Er wollte hier nur raus und es war ihm egal, ob er es durfte oder nicht. Einfach nur weg. Weg von diesen Erinnerungen, weg von ihm, obgleich er nichts mit ihnen zu tun hatte. Doch Atemu ließ ihn nicht einfach gehen. Er stand auf und griff mit seiner Hand nach Seths linkem Handgelenkt, an dem sein Armreif war. Sofort stoppte dieser und blieb erstarrt stehen. Er hatte ihm doch eben gesagt, er solle ihn nicht mehr anfassen. Nicht einmal konnte er ihm entgegenkommen. Atemu spürte unter seinem Griff, wie sehr Seths Körper zitterte. Es war ihm fast, als wenn es auf seinen eigenen Überging. Diese Angst vor etwas, das passieren könnte. Was schon passiert war. Aber Atemu ließ nicht los, er hielt Seth fest, so gut es ging, ohne ihm jedoch weh zu tun. Denn wie gesagt, das wollte er nicht. In keinster Art und Weise. "Ich meinte es ernst. Es tut mir wirklich Leid." Atemu versuchte es erneut. "Vielleicht weiß ich wirklich nicht, wofür ich mich entschuldigen muss, aber ich weiß, dass ich es muss." Er sah Seth mit ehrlichen Augen an, bevor er fort fuhr. "Es kann sein, dass du mich vielleicht missverstanden hast. Ich wollte nicht den Anschein erwecken, dich mit dieser Unterhaltung ... diesem Thema zu etwas zu zwingen. Ich wollte wirklich nur mir dir reden." Seth hörte Atemu geduldig zu, reagierte aber bei keinem seiner Worte. "Ich sehe dich nicht als das, für das dich die anderen im Palast sehen. Und du solltest das ebenso wenig tun. Für mich bist du jemand ... der mir am Herzen liegt." Langsam drehte Seth seinen Kopf in Richtung Atemus. Was dieser da sah, ließ ihn jedoch das Atmen für einen kurzen Moment vergessen. Er sah wie leicht glitzernde Tränen aus diesen wunderschönen saphirblauen Augen rannen. Wie so nun schlussendlich doch der Schmerz zum Vorschein trat, den er zuvor schon gesehen hatte. Seths Blick schweifte rüber zu seinem Handgelenk, dass von Atemu gehalten wurde. Wie konnte er sich nicht als wertlos sehen? Als nutzlos? Ein Ding, dass man bei der nächstbesten Gelegenheit abschieben konnte, wie jede andere Sache auch? Immer wenn er diesen Armreif sah, musste er das denken. Er zwang ihm diese Gedanken quasi auf. Atemu bemerkte, wo der Blick Seths hinfiel und glaubte zu verstehen. Doch daran konnte selbst er nichts ändern. Seth musste ihn tragen. Nur so war er vor noch größerem Schaden sicher. Er wünschte nur, dass Seth es wenigstens ein wenig verstehen könnte. Und wenn es nur ein einziger Funke unter tausend vergeblichen Versuchen wäre. Nur dieser eine wäre schon ein Anfang über den Atemu unendlich dankbar gewesen wäre. "Lasst mich bitte los, Pharao." Atemu nickte nur kurz und lockerte dann seinen Griff. Er konnte Seth nicht hier festhalten, wenn es ihm so sehr missfiel und Schmerzen bereitete. Dieser nahm seinen Arm zu sich und betrachtete ihn. "Sie denken alle ich sei nur ein Spielzeug. Ein Ding, das man beliebig oft ersetzen kann. Sie denken es ... und ich tu es auch. Weil es mehr stimmt, als alles andere." Er war so nutzlos geworden. War er überhaupt mal etwas wert gewesen? Mehr als nur ein Objekt der Begierde? Sein Blick schweifte hinüber zu Atemu und sah ihn vorsichtig an, wie er versuchte ganz ruhig zu sein, um nicht noch einmal etwas Falsches zu tun. Vielleicht war er in ihren Augen nie etwas wert, aber ... in seinen Augen ... Vielleicht war er es in seinen Augen. Vielleicht war er für ihn nicht nur ein Ding, etwas Belangloses, sondern wirklich etwas wert. Und wenn es nur die Anwesenheit von jemanden war, der ihm nicht so unterwürfig war, wie der Rest. Für einen Moment herrschte zwischen ihnen absolute Stille. So still, dass man selbst den Wind singen zu hören schien. Laut und deutlich. Als wolle er zwischen ihnen beiden vermitteln. Wollte sie aneinander führen. Ganz sanft und unauffällig. Langsam wandte sich Seth schließlich ab und öffnete die Tür. Atemu hielt ihn nicht auf. Es hatte eh keinen Sinn und wohlmöglich war es gut, dass er grade jetzt ging. Es war an sich ein guter Ausgang. Denn er hatte es ganz deutlich gesehen. Es war nur zögerlich, nur scheu und unauffällig. Aber es war für ihn doch deutlich zu erkennen. Es war ein ganz leichtes Zucken seiner Mundwinkel gewesen, das sich zu einem Lächeln geformt hatte. Und das war schon viel mehr, als sich Atemu aus dieser ganzen Begegnung erhofft hatte. Seth lief den Gang entlang. Er wollte eigentlich in sein Gemach, aber als er so am Laufen war, konnte er nicht aufhören. Er hatte es selbst bemerkt. Sein eigenes Lächeln hatte ihn erschrocken. Aber gleichzeitig war sein Herz von Freude erfüllt und er wusste nicht woher das rührte. Er rannte einfach weiter. Irgendwann würde er nicht mehr können, dann würde er anhalten und sich fragen, was er hier eigentlich tat. Doch soweit kam es gar nicht, denn schon als er um die nächste Ecke bog, lief er gegen etwas oder besser jemanden und fiel zu Boden. Das so plötzlich auftauchende Hindernis war ein Soldat, der seinen Sitz normalerweise vor den Palastmauern hatte. Das erkannte Seth gleich an seiner Kleidung. Der Soldat wollte schon beginnen Seth mit einigen ernsthaften Worten zusammen zu stauchen, doch noch rechtzeitig erblickte er dessen Armreif. "Verzeih." Er packte Seth ein wenig grab am Arm und zog ihn wieder nach oben. Dieser verzog nur kurz sein Gesicht, bevor sein Blick vom Soldaten ab und auf ein junges Mädchen fiel, dass er am Arm festhielt und das deutlich grober als ihn. Als Seth wieder vollkommen selber stehen konnte, festigte sich sein Blick. Er betrachtete das Mädchen genau. Sie war wohl kaum älter oder jünger als er selber. Wohlmöglich sogar genauso alt. Ihr Blick war ängstlich und scheu zur Seite gerichtet. Sie sah erschöpft und abgemagert aus. Ihr langes weißes Haar hob sie von allen Frauen ab, die Seth zuvor gesehen hatte. Nur mit Mühe konnte er sich von ihrem Anblick losreißen und zum Soldaten sehen. "Wer ist sie? Wo bringt Ihr sie hin?" Er versuchte das aufkommende Interesse in seiner Stimme zu unterdrücken, doch er kam nicht herum, doch etwas davon mitschwingen zu lassen. "Eine Unruhestifterin vom Markt. Sie hat die Menge in Aufruhr versetzt. Sie kommt eingesperrt und wird dann dem Pharao vorgeführt." Kein einziges Wort verließ die Lippen des Mädchens, als man sie dieser Sache beschuldigte. Das war kaum das Verhalten einer Unruhestifterin. "Ich will, dass sie frei kommt." Der Soldat sah Seth überrascht an. "Nur der Pharao hat das Recht Gefangene frei zusprechen. "Ich bürge für sie. Sie ist noch nicht im Kerker. Noch ist sie frei." Seth war selber überrascht über das, was er hier tat. Er schien heute nicht er selbst zu sein. "Verzeih, aber ..." Doch Seth unterbrach die Ausflüchte des Soldaten, indem er seinen linken Arm hob. "Übergebt Ihr sie mir nicht, werde ich den Pharao informieren." Das war das erste Mal, dass er seine Position ausnutze. Das er sie bewusst einsetzte. Nie hätte er gedacht, dass er das wirklich einmal tun würde. Aber er tat es grade. Für ein Mädchen, dass er nicht kannte. Das ihn nicht kannte. Und von dem er nicht einmal wusste, was ihn da erwartete. Der Soldat erschrak. Sicherlich, es war nur ein persönlicher Sklave des Pharaos, der vor ihm stand, aber man sollte es nicht unterschätzen. Unter Umständen konnte er den Pharao so einwickeln, dass man ihn Anstelle des Mädchens einsperren ließe. Und sicherlich lag dem Pharao an einem Soldaten weniger als an einem persönlichen Eigentum. "Dann nimm sie." Er schmiss Seth das Mädchen regelrecht in die Arme. Dieser fing sie gewissenhaft auf. Ohne ein weiteres Wort drehte sich der Soldat um und verschwand. An sich war er so ein Problem losgeworden und alles Weitere würde an Seth selber liegen. Seth half dem ihm noch vollkommen unbekanntem Mädchen erst mal wieder auf die Beine. Als er sie eben aufgefangen hatte, konnte er deutlich spüren, wie abgemagert sie wirklich wahr und wenn er sie nun genau betrachtete, so zitterte sie wohl auch leicht. "Hab keine Angst, ich tu dir nichts. Willst du dich vielleicht waschen und umkleiden? Du hast sicherlich auch Hunger." Er reichte ihr seine Hand, als Geste dafür, mit ihm zu kommen, damit sie sich umziehen und etwas erholen konnte. "Habt vielen Dank." Sie nahm seine freundliche Einladung gerne an. Obwohl sie nichts von ihm wusste, und er ebenso brutal wie jeder andere Mann sein konnte, den sie kannte, spürte sie doch, dass sie ihm vertrauen konnte. Seth hatte das Mädchen mit den langen weißen Haaren mit auf sein Zimmer genommen. Er hatte gleichzeitig einen Diener ausgeschickt, ihm frische Kleidung zu besorgen und reichlich Essen zu bringen. Alles wurde ihm erfüllt, immerhin hatte der Pharao angeordnet, dass jeder Wunsch Seths sofort zu erfüllen war. Ohne eine Bemerkung oder Einwende. Seth fühlte sich ein wenig, als würde er sich selbst verraten. Er nutzte es aus, dass er so in der Gunst der Pharaos stand, obwohl er es gleichzeitig verabscheute. Es war wohl in irgendeiner Art und Weise reine Ironie, die dies forderte. Die frische Kleidung wurde gebracht und zwei Bedienstete halfen dem Mädchen im Badezimmer beim Umkleiden. Als sie zurückkam, wartete bereits ein reich gedeckter Tisch auf sie. Seth saß bereits auf den Kissen am Boden und wartete auf sie. Sie setzte sich scheu ein wenig abseits von ihm hin und betrachtete erstaunt das Essen vor ihr. "Ihr scheint eine hohe Stellung zu genießen, mein Herr." Ihr war es deutlich unangenehm, mit einem scheinbar so hoch gestellten Menschen zu speisen. "Wohl kaum. Du liegst sehr im Irrtum, wenn du davon ausgehst. Viel mehr liege ich noch weiter unter jedem anderen." Seth erntete einen überraschten Blick. Nach dieser Bestimmtheit, die er an den Tag gelegt hatte und die Art, wie sie ihm alle gehorchten, konnte er niemanden mehr in den Glauben bringen, er hätte keine hohe Stellung. Doch er wollte nicht darüber reden. "Greif zu. Du kannst dich nach Herzenslust bedienen." Er präsentierte ihr die reichlichen Speisen. Es war viel Obst dabei, doch auch Fleisch und Fisch lag bereit. "Doch bevor wir mit dem Speisen beginnen. Sag, wie ist dein Name?" Nun sah er das Mädchen neugierig an. "Mein Name ist Kisara, Herr. Ich bin Euch zu großem Dank verpflichtet, dass Ihr Euch für mich eingesetzt und Euch meiner angenommen habt." Sie senkte ihr Haupt und sprach somit Seth ihre unendliche Dankbarkeit aus. "Du kannst die Förmlichkeiten lassen. Ich bin bei weitem nicht so hochgestellt, wie du es dir denkst. Sag einfach Seth zu mir." Er lächelte sie an, wie er es vorhin schont getan hatte, als er Atemus Gemach verlassen hatte. Doch nun tat er es mit viel mehr Freude. Und es erzielte genau die Wirkung, die er sich erhofft hatte. Kisara erwiderte sein Lächeln. "Doch nun, greif zu!" Und sie tat, wie ihr angeboten und auch Seth nahm von den Speisen. Zusammen aßen sie in friedlicher Ruhe miteinander. Und sie unterhielten sich. Seth hatte Kisara danach gefragt, weswegen sie gefangen genommen wurde. Es stimmte, dass sie auf dem Markplatz war und dass es einen Aufruhr gab. Aber sie wollte das nicht. Sie hatte sich einen Stand mit frischem Obst angesehen. Seit Tagen hatte sie nichts zu Essen bekommen und litt fürchterlichen Hunger. Der Verkäufer hatte sie dann von ihrem Stand fortgeschickt, da sie die Kunden vergraulte. Ihr langes weißes Haar erregte Aufsehen. Zu viel Aufsehen, als dass es gut für einen Menschen war. Und dann trafen sie auch schon die ersten Steine. Zunächst waren es nur kleine, von den Kindern geworfen. Doch sie wurden größer und auch die Erwachsenen nahmen sie zur Hand. Es gab einen gewaltigen Auflauf und Unruhe machte sich breit. Sie wurde als Botin des Anubis, als Vorreiterin des Todes bezeichnet. Sie sei gekommen, um dem Land Elend und Leid zu bringen. Die Soldaten hatten die Unruhe bemerkt und sie als Anstifterin mitgenommen. Seth lauschte ihrer Geschichte aufmerksam. Es war ihm auch im vornherein unmöglich erschienen, dass sie eine Aufrührerin sein sollte. Teilweise sah er sich selbst in ihr wieder. Sie wurde von den Menschen gemieden. Sie sahen hoch auf sie herab und erblickten weder das Menschliche noch das Lebendige in ihr. Vielleicht konnte er deswegen so gut verstehen, wie sie sich wohlmöglich fühlte. Besser als irgendjemand sonst. "Ich nehme dich unter meinen Namen. Du kannst hier im Palast bleiben. Ich lass dir ein Zimmer richten. Hier bist du sicher vor den verhassten Menschen dort draußen." Seth fühlte sich schlagartig für dieses Mädchen, Kisara, verantwortlich. Wenn ihm schon nicht geholfen werden konnte, so sollte es wenigstens ihr. "Habt vielen Dank für Eure Großzügigkeit, Seth. Doch ich denke ich, werde Euch nur Unheil bringen." "Das ist wohl kaum möglich. Glaubt mir, es wird mit nicht schaden, dass du hier bleibst. Viel mehr würde es mich sehr freuen." Ein Moment des Schweigens trat ein. Doch dann nickte Kisara lächelnd. Sie stimmte ein. Wie versprochen ließ Seth ihr ein Zimmer richten. Er hatte nicht einmal Atemu gefragt, sondern einfach das etwas kleinere Zimmer neben seinem eigenen zu Kisaras neuer Bleibe erklärt. Es war ihm sowieso egal, wie der Pharao darüber richten würde. Ihm schien es besser, wenn sie in seiner Nähe war, denn er hatte deutlich mitbekommen, dass sie wenig Durchsetzungsvermögen hatte und sicherlich würde sie in der ersten Zeit im Palast immer eine Person brauchen, zu der sie flüchten könnte. Selbst für ihn war es schwer hier im Palast zu leben, auch wenn es ihm an sich nicht schlecht ging. Doch er glaubte, dass es Kisara noch schlechter haben würde. Kisara betonte immer wieder, wie dankbar sie Seth für seine Freundlichkeit war und immer wieder quittierte dieser es mit einem sanften Lächeln. Wie Seth schnell herausfand, war Kisara sehr menschenscheu. Sie ließ kaum jemanden an sich heran. Einzig und allein Seth gegenüber zeigte sie sich offen. Sie aß immer in seiner Gesellschaft und nur auf seinem Gemach und verließ ihr eigenes nur, wenn sie die Zeit mit Seth verbrachte. Nur an seiner Seite fühlte sie sich sicher. Und Seth fühlte sich für sie verantwortlich. Er wusste nicht, was es war, doch es war so ein Gefühl in ihm, dass er auf sie acht geben müsste. Dass er da sein musste, wenn sie ihn brauchte. Und sie brauchte ihn oft. Denn nicht einmal alleine in den Garten traute sie sich. Doch Seth störte sich nicht daran. Er tat es gerne. Er war gerne mit ihr zusammen und leistete ihr Gesellschaft. Er war fast die ganze Zeit bei ihr. Sie saßen in seinem Gemach und redeten miteinander. Oder sie gingen im Garten spazieren und ließen die Wolken an sich vorbei ziehen. Seth vergaß vollkommen seine trüben Gedanken und die eigentlichen Probleme über die er innerlich immer geklagt hatte. Kisara verdrängte sie ihm einfach. Atemu entging es nicht, dass Seth viel anderweitig beschäftigt war. Er sah ihn nur selten, jetzt noch viel weniger als ohnehin schon. Und er wusste nicht woran es lag. Seth hatte ihm nichts von Kisara erzählt. Doch er hatte von einem geheimnisvollen Mädchen gehört, dass sich immer mit ihm zeigte. Noch nie hatte er sie selber gesehen. Auch wenn die Neugierde ihn immer mehr einnahm, gelang es nicht, auch nur einen Blick auf dieses so geheimnisvolle Wesen zu erhaschen. Er wusste nicht, wer sie war, woher sie kam, wie es plötzlich sein konnte, dass Seth nur noch mit ihr verkehrte. So kannte er ihn nicht. Seth hatte sich nie mit anderen Leuten abgegeben. Eine alte Freundin aus Kindertagen konnte er ebenso ausschließen, wie eine plötzlich Freundschaft zu einer Dienerin, da er niemanden von ihnen kannte, die lange weiße Haare trug. Seine Neugierde wurde unermesslich groß. Schon seit 15 Tagen schlich nun schon dieser Geist von einem Mädchen durch seinen Palast. In diesen 15 Tagen hatte er Seth nur drei Mal zu Gesicht bekommen. Er erschien nicht mehr zu den Mahlzeiten und meldete sich immer nur mit den Worten ab, er nehme sein Essen auf seinem Zimmer ein. Und dann war da noch etwas. Diese drei Male, die er ihn sah, hatte er sich verändert. Sein Ausdruck in seinen Augen war glücklicher geworden. So glücklich, wie er es vorher noch nie zuvor gesehen hatte. Beim ersten Mal erschrak Atemu, als er es gesehen hatte. Nicht, dass er sich nicht freute, dass der andere glücklich war, aber er sah deutlich, dass alles andere als er dafür verantwortlich war. Und das ertrug er nicht. Sicherlich, er wollte dass es dem anderen gut ging, dass er glücklich war. Aber gleichzeitig wollte er es selber sein, der Seth dieses Glück und diese Freude bescherte und nicht irgendwer anders, den er selber nicht einmal kannte und noch nie gesehen hatte. Er musste es wissen. Er musste wissen, wer dieses Mädchen war. Woher es kam und wieso ausgerechnet sie es war, die Seths Herz wohl so nahe stand. Seth hatte sich grade etwas zu Essen auf sein Zimmer bringen lassen. Zusammen mit Kisara saß er auf den weichen Kissen und wartete, bis die Diener damit fertig waren den Tisch zu decken. Danach waren sie wieder allein. Sie griffen zu bei der reichlichen Vielfalt an Essen. Es waren hauptsächlich köstliche Früchte, die hier auslagen. Kisara hatte keinen Hang dazu Fleisch oder Fisch zu essen. Sie tat es nur selten und wiederwillig. Seth hatte dies schnell bemerkt und immer um viel Obst gebeten, wenn es zur Mahlzeit ging. Er betrachtete Kisara, wie sie eine der Früchte schälte und dabei sehr konzentriert aussah. Er musterte sie lange und ausgiebig. Obwohl es ihr hier an Nahrung nicht mangelte, schien sie immer noch genauso schmächtig, wie bei ihrer ersten Begegnung, obgleich es ihrer Figur sehr schmeichelte. Ihre langen Haare fielen in einem leichten Wurf über ihre Schultern und wieder zurück über den Rücken. Ihr ganzer Anblick hatte etwas Bezauberndes und auch etwas Geheimnisvolles. Er hatte in den letzten Tagen viel mit ihr geredet. Hatte versuch mehr über sie und ihr Leben zu erfahren. Doch allzu viel hatte sie ihm nicht erzählt. Sie wurde seit je her wegen ihrer Äußerlichkeit von den Menschen gemieden und verbrachte ihr Dasein zurückgezogen und mied jeglichen Kontakt zu anderen Menschen. Daher war es für Seth kein Wunder, dass sie kontaktscheu war. Aber er empfand es als sehr schmeichelhaft, dass sie ausgerechnet ihm ihr Vertrauen schenkte. "Wollt Ihr nicht auch etwas essen, Seth?" Kisara hatte ihre Frucht mittlerweile zu Ende geschält und aß nun das süßlich schmeckende Fleisch. Seth erwachte aus seinen Gedanken und nickte. "Natürlich." Er griff zu und ließ es sich, wie Kisara, schmecken. Als sie fertig waren, waren noch genug Speisen übrig. Es wurde immer mehr als nötig zu Tische getragen, auf dass sich keiner beschweren möge, es würde nicht reichen. Sie würden den Rest stehen lassen für einen späteren Zeitpunkt. "Seth, mögt Ihr nicht mit mir ein wenig in den Garten gehen. Rah verlässt grade diese Welt und sicherlich bietet er uns ein wunderschönes Bild." Kisara sah Seth bittend an. Sie traute sich noch immer nur wenige Schritte ohne ihn zu machen. Ein Abendspaziergang durch den sowieso recht wenig besuchten Garten, zählte allerdings nicht dazu. "Sehr gerne." Sie standen beide auf und verließen Seths Gemach. Kisara blieb dicht an Seth Seite, als sie die wenigen Gänge durch den Palast hinaus zu ihrem Ziel passierten. Als sie am Garten ankamen, fanden sie ihn verlassen vor. Sogleich nutze Kisara diese Situation und vergrößerte den Abstand zwischen sich und Seth. Sie mochte die Natur. Innerhalb des Palastes. Wenn sie alleine in ihrem Zimmer war, fühlte sie sich eingeengt, schon fast eingesperrt. Wenn sie dann aber bei Seth war, wenn sie mit ihm hier draußen war, dann blühte ihr Wesen auf und sie fühlte sich frei, soweit es immer noch hinter Mauern möglich war. In dieser Art und Weise fühlten sich Seth und Kisara verbunden. Beide waren in ihren Möglichkeiten so frei und doch auch so gefangen. Sie konnten ihrem Geiste entsprechend handeln, aber waren dennoch eingeschränkt. Etwas, dass sich vollkommen wiedersprach. Und dennoch war es so. Sie gingen ein Stück durch die grünende Flora und kamen an einem kleinen Teich an. Er war mit klarem Wasser gefüllt und mit einem kleinen Vorsprung umgeben. Über die Palastmauern traten die letzten Strahlen der Sonne und erhellten diesen Platz in einer unbeschreiblichen Wärme und faszinierenden Aura. "Welch wunderbarer Moment." schwärmte Kisara und schloss die Augen, um die warmen Sonnenstrahlen zu genießen. "Ich glaube ... außerhalb dieser Mauern, wäre es ein noch viel schönerer." Eigentlich wollte Seth solcherlei Äußerungen vor Kisara nicht aussprechen. Es stimmte ihn selber traurig und würde auch Kisaras Stimmung sinken lassen. Doch diese ließ sich nicht entmutigen. "Irgendwann möchte ich einmal solch einen Moment vollkommen frei erleben. Vielleicht am Meer." Der Wind blies an ihnen vorbei und verbreitete den Traum Kisaras sachte. "Zusammen mit den Menschen, die mir etwas bedeuten und wichtig sind." Seth sah Kisara leicht überrascht an. Obwohl sie so eine bedrückende Vergangenheit hinter sich hatte, war sie immer noch zuversichtlich. Sie träumte einen Traum, der in ihrer momentanen Situation wahrlich unerreichbar schien. Und dennoch sprach sie von ihm, als könnte sie sicher sein, dass er wahr würde. Als könnte es morgen schon geschehen. Er hatte nie bemerkt, dass so viel Hoffnung in ihr steckte, aber jetzt sah er sie ganz deutlich. Sie umgab sie überall, wie eine Aura, die sie schützte. "Wir können es ja irgendwann einmal besuchen, wenn du möchtest. ... Das Meer." "Ja, sehr gerne." Sie drehte sich zu ihm um und schenkte ihm eines ihrer schönsten Lächeln. Atemu atmete tief durch bevor er einen Seufzer von sich ließ. Er hatte eben wieder eine Versammlung vorzeitig abbrechen müssen, weil er sich nicht konzentrieren konnte. Seine Gedanken waren nur bei Seth und diesem ihm unbekannten Mädchen gewesen. Er konnte sich nicht konzentrieren. Er spielte sogar schon mit dem Gedanken, jemanden damit zu beauftragen, Seth zu beobachten, herauszufinden wer dieses Mädchen war. Aber er hatte die Idee selber wieder verworfen, denn er wollte Seth nicht kontrollieren, so groß seine Neugierde auch war. Sein Weg führte ihn durch einen Gang, dessen offene Seite zum Garten wies. Er sah hinaus und betrachtete die unergehende Sonne und wie sie alles Grün in ein warmes Orange tauchte. Irgendwie deprimierte es ihn, obgleich es ein wahrlich berauschender Anblick war. Plötzlich blieb er stehen und sah mit geweiteten Augen hinaus. Dort im Garten, am Teich, wo die Sonne sich besondere Mühe mit ihrem Schauspiel gab, standen sie. Er konnte seinen Blick nicht losreißen. Er sah das lange weiße Haar im Winde wehen. Sah das hoffnungsvolle Lächeln auf ihren Lippen. Und er sah Seth. Sah wie Seth sich mit ihr freute. Welche Freude er ausstrahlte, alleine weil er in ihrer Nähe war. Das war sie also. Das war dieses geheimnisvolle Mädchen. Seine Augen starrten auf dieses Bild was sich ihm dort bot. Und es brannte sich ein, wie ein erhitztes Eisen auf seiner Haut. Es brannte sich in sein Herz, ließ es vor Schmerz fast aufschreien. Es war ein Bild, wie von zwei Liebenden, die sich einfach in diesem Augenblick des Glückes wohl fühlten und es genossen. Es war das Bild von zwei Menschen, die sich verstanden, deren Anwesenheit einander halt gaben. Ein Augenblick voller Harmonie und Zuversicht. Zuversicht, die in Seth grade anfing zu keimen, Dank Kisara. Sie hatte grade einen bedeutenden Funken auf Seth fallen lassen, der das Licht der Hoffnung in ihm wieder aufleuchten ließ. Kisara hatte ein ebenso schweres Leid hinter sich, wie er auch. Und dennoch war sie immer noch voller Zuversicht, dass ein Tag kommen würde, an dem sich das Leid und der Schmerz auszahlen würden. Und das spürte auch Seth jetzt. Vertrauen, das war es, was er zurück gewann bei ihren Worten, ihrem Lächeln, allein wenn sie bei ihm war. Atemu verbarg seine Gestalt hinter einer Säule. Er konnte sich von diesem Anblick nicht losreißen. Seth lächeln zu sehen, zu sehen, wie glücklich er war, er wollte diesen Moment genießen, denn sicherlich würde er ihn nie in seiner Gegenwart sehen können. Er fügte sich selber Schmerzen zu, als er es weiterhin betrachtete, mit den Gedanken immer wieder bei der Tatsache, dass er es nie sein würde. Niemals. Denn er sah es nur allzu deutlich. Zwischen Seth und diesem Mädchen war etwas, dass zwischen ihm und Seth nie sein könnte. ... to be Continued ... Kommentar: Ich mag diesen Teil sehr. Ich konnte endlich Kisara auftauchen lassen. Ich mag sie sehr gerne und das Pairing Seth x Kisara gehört zu meinen absoluten Lieblingen. Durch ihr Auftauchen erhält die FF eine ganze neue Richtung. (Diese war aber auch schon geplant. ^^') Durch sie kommt es in den nächsten Teilen zu vielen Ereignissen, die ich sehr gerne einbringen wollte. Ich bin allerdings noch etwas am überlegen, wie tief ich die Beziehung Seth x Kisara wirklich wirken lasse. Immerhin möchte ich den Schwerpunkt auf dem eigentlich Pairing behalten. *drop* Aber ich möchte nicht zu viel verraten, also höre ich an dieser Stelle lieber auf. Chiko Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)