Grausame Gefühle von Chiko-chan (Seth x Atemu) ================================================================================ Kapitel 6: gerettet zum Leiden ------------------------------ Titel: grausame Gefühle Serie: Yu-Gi-Oh Genre: Shônen Ai / Yaoi, Lemon / Lime, Romantik, Drama Teil: 6/? Pairing: Atemu x Seth Warnings: Shônen Ai/Yaoi, das schließt auch Lemon und Lime ein, Pain, Angst, wahrscheinlich auch Death Email: corrie-hanne@t-online.de Disclaimer: Wenn sie doch nur mir gehören würden. *in träumen versink* Aber, ach, leider sind sie es nicht. Die Welt ist grausam. T_T Kommentar: Beim Ende des 5. Teils war ich ja sehr gemein. Ich geb es zu, es war eine Stelle, dafür hätte man mich eigentlich steinigen müssen. XD Nun aber geht es ja weiter. Irgendwie ist es schwer einen passenden Anfang für einen Teil zu finden, dessen Vorgänger an einer kritischen (wenn nicht sogar schon dramatischen) Stelle geendet hat. Man will ja dieses Gefühl, was man in dem Moment hat, nicht zerstören, sondern fortführen. Ich hoffe das ist mir einigermaßen geglückt. Chiko Legende: "....." - sprechen '.....'- denken Teil 6 - gerettet zum Leiden Alles in Seth hatte sich schon auf einen stechenden, aber dennoch kurzen Schmerz eingestellt. Seiner Sinne hatte er sich entledigt. Nahm weder Gefühl noch Laut war. Und doch, vernahm er aus all den umherfliegenden Stimmen, nur die eine. Sein Körper zuckte zusammen, jeden Moment den Schlag des Todes zu erfahren. Er kniff seine Augen zusammen, nicht erwartend, dass es ihn so treffen würde. Er spürte schon die kalte Schärfe an seinem Genick, aber es geschah weiter nichts. Die unzähligen Stimmen waren verstummt. Ihre Besitzer drehten ihre Köpfe und blickten empor zur steinernen Treppe. Keiner scherte sich mehr um das, wessen sie eigentlich hier waren. Vollkommen außer Atem stand er dort. Seine rechte Hand ruhte auf seinem Thron, obgleich er selber nur daneben stand. Schwer arbeiteten seine Lungen, um ausreichend Sauerstoff in den erschöpften Körper zu befördern. Seine Augen waren, trotz seiner leicht gebückten Haltung, nach vorne gerichtet. Lagen auf der Menge und auf Seth. Sie spiegelten Entschlossenheit und Stärke in diesem Moment wieder und befahlen seinen Worten nachzukommen. Und man tat es auch. Der Richter hatte sein Beil geschwungen, doch bis zu seinem Ende kam es nicht. Es hielt inne vor dem entscheidenden Punkt und legte sich mit seiner scharfen Klinge an Seths Haut. Nicht minder Überrascht, wenn nicht sogar mehr, als die zuvor noch berauschende Menge, war Akunadin, der nun nicht unweit vom Pharao entfernt stand. Leicht hatte er sich vom Schauspiel abgewandt. Seine Augen lagen jetzt auf Atemu, der ihn seinerseits keines Blickes würdigte. Doch störte sich besagter Hohepriester nicht viel daran. "Pharao..." Unter Aufbringen einiges an Kraft presste er die Anrede gedämpft heraus. Doch Atemu ignorierte ihn weiterhin. Das, was er hier wollte, war etwas anderes. "Ich befehlte euch, das Urteil aufzuheben. Sofort!" Er stellte sich wieder aufrecht hin und gewann somit seine Stärke und Macht mit einem Mal in voller Manie zurück. Akunadin derweilen verfinsterte seinen Blick, richtete ihn wieder nach vorne und sah dem Richter entgegen. Dieser war verwirrt, stand zwischen den Fronten. Hilfe suchend blickte er sich um, fand den Blick des Hohepriesters und hoffte auf eine Reaktion von ihm. Doch sie blieb aus. Die Stimme des Pharaos holte ihn wieder zurück, aus seiner Trance. "Ich sagte, ihr sollt die Hinrichtung abbrechen." Obwohl er nicht schrie und seine Stimme in einer normalen Tonlage klang, so erschien sie doch kräftig und herrisch. Er duldete weder Wiederworte noch Wiederstand, so wusste es auch der zu Richtende. Er hob sein Schwert an und ließ es schließendlich auf dem hölzernen Gebaut zu Boden gehen. Seth verstand zunächst nicht, weswegen er nichts Heftiges spürte. Nur ein unangenehmes Gefühl in Nacken, als wäre er dem Tode näher, als er es je wieder sein würde. War er letztendlich schon tot? War er schon längst in Anubis Reich, ohne das er Kenntnis davon trug? Aber wieso hörte er dann noch seine Stimme? Er wagte es kaum die Augen zu öffnen. Wusste nicht mit was er rechnen sollte, wenn er vor sich blickte. Nur zögernd hoben sich die Augenlieder, gaben den Blick auf das vor ihm Gelegene frei. Hatte er dort vernommen, dass seine Hinrichtung abgebrochen werden sollte? Vielleicht war er wirklich schon tot. Doch diese Stimme klang zu rein und stark. Er wagte es mehr zu riskieren, seinen Blick weiter fort zu heben. Er wanderte mehr unbewusst, als wissend, hinauf zu den Stufen. Hin zu dem aus Stein gefertigtem Stuhl und dann hinüber. Nur einen Schritt neben ihn. Und da sah er ihn. Ja, das war sein letzter Wunsch gewesen, er konnte sich erinnern. Nur noch einmal seinen Anblick sehen, mehr ersehnte er sich nicht. Und tatsächlich war er ihm gewährt worden. Aber jetzt, sah er ihn immer noch. In seiner stolzen Haltung, die Macht symbolisierend, die ihm von Geburt an zugeteilt war. Er sah ihn grade in einem Zeitpunkt, in dem er selbst hätte doch eigentlich schon tot sein müssen. Wie war dies möglich? Während Seth noch mit der Ungewissheit, ob er nun lebte und bereits tot war, zu kämpfen hatte, war es Akunadin der alsbald das Wort ergriff. "Mein Pharao, das Gesetz hat gesprochen. Es ist Euch unmöglich die Hinrichtung aufzuheben, Ihr ..." Mit einer raschen Bewegung drehte sich Atemu dem Hohepriester entgegen. Sein Blick war verfinstert und spiegelte Wut gegenüber dem anderen wieder. Sein Umhang wehte im aufkommenden Wind um ihn herum, gab dem Pharao eine maiestatische Atmosphäre, die nicht nur die, wegen der Hinrichtung anwesenden, Leute in ihren Bann zog. Auch Seth war vollends eingenommen von dem Bild, welches sich ihm dort bot. Ohne es eigentlich so genau zu wollen, starrte er den Pharao an. Wären sie in einer anderen Position gewesen, so hätte man ihn dafür hart bestraft. Aber im Moment war dies ein unbedeutender Faktor. "Ohne mein Wort spracht Ihr das Urteil." Auch wenn der Pharao aufgebracht war, so hielt er seinen Zorn unter Kontrolle. Ebenso auch der Hohepriester, der diesen Moment innerlich mehr belächelte. "Ich habe nur in Eurem Wohl gehandelt." "Eigenmächtig habt Ihr gehandelt." Der Pharao viel Akunadin ins Wort. Wiederrede war das Letzte was er wollte, obgleich er wusste, dass sie unumgänglich war. So war es wieder am Hohepriester sein Wort zu ergreifen. "Das sehe ich anders. Er wurde gesehen, wie er Euch angefallen hat." "Er hat mich lediglich berührt. Keine böse Absicht steckte hinter seiner Handlung." "Selbst Euch zu berühren, wird als Akt des Mordversuches gesehen. Jedem ist dies bekannt." Damit schaute der Hohepriester von der hohen Treppe hinab. Sein Blick durchbrach die Menge und haftete sich auf der immer noch mit dem Kopf auf dem harten Stein befindlichen Gestalt. Seth zuckte in diesem Moment unmerklich kurz zusammen. "Und ebenso ist es jedem verboten." Seine Augen waren kalt, sie trieben Seth einen kalten Schauer über den Rücken. Diese Augen. Sie waren so unsagbar furchteinflößend. Voller Hass, Verachtung und Bosheit. Wie er diese Augen doch verabscheute. Ab liebsten hätte er sie nie gesehen. Er wandte sich von diesen so für ihn unausstehbaren Augen ab, hinüber zu einem anderen paar, das ihm um einiges besser gefiel. Sie lagen in einem tiefen Lila verborgen mit einem deutlich erkennbaren Rotstich. Sie waren es, dessen er sich so sicher war noch am Leben zu sein. Zwar sahen sie nicht ihn, sondern den Hohepriester an, aber das störte ihn nicht. Einzig und allein, sie überhaupt zu sehen, war ihm genug. "Nein, nicht jedem." Akunadin blickte überrascht auf, die Worte noch nicht ganz begreifend. "Ihr redet wirr, mein Pharao. Wem sollte es gestattet sein Euch ..." Aber Akunadin unterbrach sich selbst. Seinen Gedanken schon längst zu Ende geführt, wusste er die Antwort. Mit einem zum Teil fassungslosen Ausdruck in seinen Augen sah er den Pharao an. Dieser wandte sich derweil von ihm ab und sah nun wieder nach vorne. Sein Blick schien auf der Menge zu liegen, doch in Wahrheit ruhte er doch unmissverständlich auf Seth. Akunadin konnte seinem Blick nur stumm folgen. Zu unglaubwürdig schien ihm, dass der Pharao grade diese rettende Lösung gefunden hatte. Atemu richtete seine Aufmerksamkeit nach kurzem Schweigen der vorhandenen Menge zu. "Es ist für Wahr ein Gesetz, welches verbietet mir Nahe zu treten. Auch ich als Pharao habe dem nichts mehr als Worte entgegen zusetzten. Aber selbst diese reichen schon. Hiermit verpflichte ich Seth als Sklaven im Palast." Der Pharao hatte seine Worte extra laut und deutlich gesprochen, damit man sie weit genug hören konnte. Ein Raunen breitete sich darauf hin unter den Leuten aus. Ein Tuscheln wurde wach. Auch Seth hörte seine Worte. Ließ sich jedes Wort abermals durch den Kopf gehen. Weniger die Tatsache, dass er nun Sklave im Palast war, als viel mehr der die scheinbare Nachricht, er sei vom Tode bewart worden, hallte ständig in seinem Kopf nieder. Doch seine aufkommende innerliche Freude, wurde sogleich gedämpft. "Nicht einmal als Sklave bleibt ihm das Schicksal durch den Tod erspart." Atemu konnte diese Reaktion nur kurz belächelt. "Ihr habt Recht." Seine Stimme war mehr ein Flüstern, als ein ausgesprochenes Wort. Doch sein Lächeln verschwand, seine Stimme gewann wieder an Kraft und sein leicht gesenkter Kopf hob sich wieder empor. "Zu meinem persönlichen Sklaven berufe ich ihn." Er wandte sich mit dem Kopf zur Seite an Akunadin, dem man nun merklich ansehen konnte, dass er dieser veränderten Situation nicht wohlgesonnen gegenüber stand. "Und als solcher ist ihm jeglicher Kontakt mir mit gewährt." Akunadin wusste, was er damit meinte, der Pharao selber wusste es um jeden Preis und ebenso die Menge. Die Lautstärke unter ihr stieg um einiges an, keiner richtete seine Aufmerksamkeit länger auf den Pharao oder den Hohepriester. Persönlicher Sklave hieß nicht einfach nur Sklave, vor allem, wenn es sich dabei um den Herrscher selbst als Herren handelte. Es hieß mehr, vielmehr. Nicht nur sie, der Pharao, Akunadin und die Menge, waren sich der ausgesprochenen Worte deutlich bewusst. Auch Seth tat es und sogleich waren der neu geweckte Lebensfunke und die Freude auf ein fortlaufendes Leben erloschen. Persönlicher Sklave hieß nicht nur, einem einzigen Herrn untertänig zu sein. Es war viel mehr ein Leben, das viele gegen den Tod eingetauscht hätten. Die Unterdrückung und die Schmach, die man als solcher erlitt, verankerten sich tief in der jeweiligen Seele. Ja, persönlicher Sklave hieß eigentlich nichts weiter als Lustobjekt der Begierde. Zu dienen als Befriedigung und Spielzeug. Ein Ding, das weder Gefühle haben, noch sie empfangen durfte. Einzig und allein dazu da, dem hohen Geschlecht zu gefallen. Seth senkte seinen Kopf. Das hatte er sich nicht gewünscht. Die Rettung vielleicht, aber nicht so. Nicht auf diesen Weg. Da wählte er doch lieber den Tod, als all dies Leid noch einmal zu durchleben. Sein Blick senkte sich wieder und entwich so den Augen des Pharaos. Doch sogleich wurde er am Arm gepackt und hoch gezogen. Sein eigentlicher Todesbote richtete ihn wieder auf seine Beine, denn der Pharao trat auf sie zu. Atemu schritt herab von den Stufen, bahnte sich seinen Weg durch die, die unter ihm standen und ging gradewegs auf das hölzerne Podest zu. Die Umherstehenden senkten ihren Kopf, wie es sich gehörte. Atemu beachtete sie nicht. Ihnen galt in diesem Moment ebenso wenig Aufmerksamkeit, wie dem Hohepriester. Nur auf eines hatten sich seine Augen fixiert. Er schritt die wenigen Stufen des Aufbaus empor, fand sich alsbald schon vor Seth stehend wieder. Seine innere Freude über die Errettung des anderen wurde überschattet von der Wirklichkeit. Der Preis den er zu zahlen hatte, war höher als man es einem Menschen anrechnen konnte und es gab keinen Umtausch. Sein Wort hatte er laut ausgesprochen, es war beschlossen und obgleich es ein bitterer Schmerz war, der in seinem Herzen Einzug hielt, so war es auch die Erleichterung darüber, die ihn diesen ertragen ließ. In diesem Moment, wo er so vor Seth stand, war er stumm. Sein Gegenüber tat es ihm gleich. Hatten weder er noch der Pharao etwas zu sagen, obwohl beide am liebsten so vieles heraus geschrieen hätten. "Du bist jetzt frei vom Tod." Der Pharao war es, der die Stille durchbrach. Vergebens wartete er auf eine Reaktion seitens von Seth. Sie blieb aus, und ließ in Atemu ein Gefühl der Leere ansteigen. Seth hatte seinen Blick weiterhin zu Boden gerichtet. Seine braunen Haarsträhnen vielen in sein Gesicht, überdeckten seine sonst so wunderschönen blauen Augen. Atemu wusste, was er heute hier und jetzt getan hatte, wozu er Seth ab diesem Moment verbannt hatte, konnte er in 1000 Jahren nicht wieder gut machen. Atemu senke seinen Blick ebenfalls ein Stück. Wandte sich jedoch gleich darauf um. "Folge mir Seth!" Auch wenn es ein Befehl war, so erwies sich der Ton doch mehr hinzu einer Bitte. Er ging voraus und tatsächlich, Seth folgte ihm. Was blieb ihm auch anderes übrig? Sich widersetzen? Für ihn eigentlich ein doch verlockender Gedanke, denn dann wäre er wieder dort, wo er eben vor kurzem gestanden hatte. Und das war doch eigentlich besser. Alles war besser, als ein persönliches Eigentum zu dienen. Und dennoch setzten sich seine Beine wie von selbst in Bewegung, dem anderen hinterher. Selbst wenn er es wollte, so hätte er sie nicht stoppen können. Ganz alleine suchten sie sich ihren Weg immer im Rücken des Pharaos. Sie gingen zurück, woher der Pharao gekommen war. Vor dem Treppenansatz hielt Seth inne. Er zögerte, ob er es nun wirklich tun sollte. Wenn er diese Stufen betrat, dann war dies gleich mit dem Eintritt in ein neues Leben. Ein Leben, das er schon durchlebt hatte. Es würde sich alles wiederholen. Die Schmerzen, die Qualen, das Leid, diese vollkommende Hilflosigkeit, in die er fallen würde. "Komm! Als mein Sklave ist es dir erlaubt, zu gehen, wohin auch ich gehe." Atemu blickte kurz zurück, hinab zu Seth. Er selber war schon einige Stufen höher. Ein kurzes Nicken von Seiten des Braunhaarigen kam als Bestätigung, dass er verstanden hatte. Und so setzte er seinen Fuß auf die erste Stufe. Sie war die Schwerste die er nehmen musste, denn nun trugen ihn seine Füße wieder selber. Atemu war derweilen oben angelangt, stand nun zur Seite dem Hohepriester entgegen. Dieser hatte sich nun wieder gefangen und ein, für den Pharao nicht nachvollziehbares, Lächeln zierte seine Lippen. Ohne sich dem Pharao zuzuwenden, sprach er zu ihm. "Ihr habt ihn vielleicht vor dem Tode bewahrt, aber denkt Ihr wirklich, dass er es so wollte?" Er betonte den Schluss gekonnt mir seiner unheimlichen Redensart. Gleichzeitig wandte er den Kopf in Richtung Seth, der darauf hin unmerklich zusammen zuckte. "Vom Nachfolger des Hohepriesters hinab gefallen zum Lustsklaven des Pharaos. Welch demütigende Schmach." Schweigen setzte ein. Wortlos schritt Atemu an Akunadin vorbei, gefolgt von Seth. Beide den Hohepriester keines Blickes würdigend. Nur leise konnte dieser noch ein Flüstern des Pharaos vernehmen. "Ich weiß." Das Murmeln hintern ihnen nahm keiner mehr war. Aufgebracht tuschelten die Leute, denn das was sie soeben miterleben durften, war ihr Gerede allemal wert. Auch Akunadin wandte sich nun zum gehen. Nichts hielt ihn mehr hier, denn zu einer Hinrichtung war es nun letztendlich nicht gekommen. Und doch war er über die veränderte Situation alles andere als verärgert. Das Schicksal, welches der Pharao für Seth ernannt hatte, war für diesen Schlimmer als der zu befürchtende Tod. Akunadin wusste das und er war sich sicher, dass es auch der Pharao wusste. Mit diesem zufrieden stimmenden Gedanken ging er zurück in den Palast. Den ganzen Weg zu den privaten Gemächern des Pharaos hatte Atemu und Seth geschwiegen. Kein Wort kam über ihre Lippen und dumpf konnte man deutlich ihre Schritte vernehmen. Zwei Wachleute folgten ihnen. Vielleicht waren sie der Grund, weswegen keiner einen Laut von sich gab. Aber Atemu war sich sicher, auch ohne ihre Anwesenheit hätten sie sich angeschwiegen. Von seinem Gemach blieb er stehen und deutete den Wachen, dass ihre Eskortierung nicht länger nötig war. "Ich will mit Seth alleine sprechen." Mit einer einfachen Handbewegung signalisierte er den Wachen, dass sie draußen vor der Tür verharren sollten. Zuvor jedoch öffneten sie ihrem Pharao das schwere Tor und ließen ihn eintreten. Seth dagegen zögerte wieder. Ein leichtes Zittern breitete sich in seinem Körper aus. Sollte er seinen Dienst, wenn man ihn so nennen konnte, etwa jetzt schon antreten? Atemu bemerkte sein Zögern, obgleich er seine zitternde Gestalt übersah. "Komm Seth!" Seine Worte sprach er ruhig und besonnen, ohne großen Nachdruck aus. Er wollte den anderen nicht unnötig ängstigen oder verunsichern. Jedoch dauerte es einen Augenblick, bevor sich Seth schwermütig in das Gemach begab. Hinter ihm vielen die schweren Türen wieder zu. Jetzt waren sie ungestört. Die Wachen bildeten sich ihr eigenes Urteil, was der Pharao mit Seth alleine unter vier Augen besprechen wollte. Für sie lag die Situation klar und deutlich auf ihren Händen. Ein hämisches Grinsen zeichnete sich auf dem Gesicht der einen Wache ab. "Grade erst bekommen und gleich testen." Ein einfaches, aber doch eindeutiges Nicken erhielt er von seinem Partner. Was, wenn nicht das, würde der Pharao mit seinem persönlichen Sklaven in seinen Privatgemacht tun? Er konnte nur mit seinem neuen Spielzeug spielen wollen. Wieder schwiegen sie. Atemu überlegte, was er denn nun zu Seth sagen sollte. Er hatte ihn zwar gerettet, aber Herr dieser Lage war er dennoch nicht. Welch grausames Schicksal hatte er dem andern auferlegt? Damals als es ihm in den Sinn kam, welche Nische man nutzen konnte, da hatte er sich dagegen gewährt, auch nur daran zu denken. Aber er konnte ihn nicht aufgeben. Immer wieder kam ihm nur diese eine Lösung in den Sinn. Wie er sich zu Beginn doch selbst gehasst hatte. Aus Hass wurde Verachtung. Er verachtete sich selbst dafür, dem anderen solch eine Demütigung anzutun. Entschuldigen wollte er sich. Er wollte nicht um Verzeihung bitten, denn nie würde er sie erfahren können, aber er wollte dem anderen aussprechen, wie leid es ihm tat, so gehandelt zu haben. Er wandte sich um, sah Seth nun an, wie er in seiner gebrochenen Gestalt vor ihm stand. "Seht, hör mir zu. Ich ..." Weiter konnte er seine aufrichtige Entschuldigung und seine so betrübten Worte nicht führen, denn Seth fiel ihm ins Wort. "Seit Ihr nun zufrieden? Habt Ihr mir deswegen Hoffnung gemacht, um sie nun gleich wieder zu zerstören?" Mit einmal erhob Seth seinen Blick, sah starr in die Augen des Pharaos. Sie waren stark, spiegelten den sicheren Stolz der Bitterkeit in sich. Und sie zeigten die Verachtung, die er dem Pharao entgegenbrachte. Auch wenn man es ihm nicht ansah, so zitterte Seth immer noch. Wie hatte er sich im Pharao nur so täuschen können? Als er dort unten eingesperrt war, als ihn der Pharao besuchen kam, ihn mit diesen ehrlichen Augen seine Worte zu ihm sprach, ja da hatte er ihm wahrlich vertraut. Er hatte ihm geglaubt. Und so kurz vor seinem angesetzten Tod, da hatte er es tief in sich gespürt, wie sehr er doch bleiben wollte. Aber alles, all sein Vertrauen, sein Glauben, vielleicht auch seine Gefühle, sie waren nur eine Illusion. Eine Intrige der Wirklichkeit. Denn nun stand er hier. Im Gemach des Pharaos, war mit ihm allein, sollte ihm als Lustobjekt dienen. Und dennoch, sprühten seine Augen seinen ungebrochenen Stolz wieder. Sahen den Pharao ohne ein Fünkchen Gefühl an. "Seth, ich glaube du missverstehst mein Handeln." "Was gibt es dort zu missverstehen, mein Pharao?" Die beschwichtigenden Worte Atemus verfehlten ihr Ziel, wenn sie es denn je sehen konnten. Seth Stimme lag voll Kälte und Gegenwehr. "Denkt Ihr, ich bin mir der Aufgaben eines persönlichen Sklaven nicht bewusst? Denkt Ihr ich wusste nicht, welch lusterfüllte Gedanke sich hinter ihnen verbirgt?" Seine Hände ballten sich zu Fäusten. "Habt Ihr mir deswegen mit Euren falschen Worten Hoffnung gegeben? Damit Ihr sie auf so demütigende Weise wieder zerbrechen könnt? Seit Gewiss, mein Pharao. Euch mag jetzt mein Körper gehören, aber meine Seele werdet Ihr nie erhalten. Lieber steche ich mir das Herz selbst heraus, bevor Ihr meinen Stolz brecht." Seths Worte verletzten Atemu tief. In der Tat, er hatte allen Grund wütend auf den Pharao zu sein, aber nicht so. Nicht unter solch falschen Eindrücken. Denn so war es bei weitem nicht gemeint. Einzig und allein seines Lebens Willen wollte er den anderen retten. Jedwede Hintergedanken blieben dabei aus. Atemu mochte dieses Gespräch überhaupt nicht. Die Bahnen, in denen es lag, waren vollkommen falsch. Betrübt wandte er seinen Blick von Seth, während dieser eisern seinem treu blieb und den Pharao ansah. Bereit ihm jederzeit Konter zu geben. "Seth, ich habe diese Entscheidung nicht getroffen, um mich deines Körpers zu bemächtigen." Nichts lag ihm ferner, als dieser Gedanke, weswegen er sich anfänglich selbst schämte. "Ich tat es, weil ich nur so dein Leben retten konnte." "Mein Leben retten? Pah." Seth schlug den Kopf kurz zur Seite, als sei er von den Worten Atemus angewidert. "Ihr habt keine Ahnung. Lieber wäre ich dort draußen gestorben, anstatt so zu enden." Nun senkte auch Seth leicht seinen Blick. Seine Stimme wurde leiser, erstickte fast in seinem Flüstern. "Kurz zuvor hatte ich mir noch gewünscht, ich würde weiter leben. Euretwegen." Atemu merkte auf. Hatte er doch nicht alles genau verstanden, vernahm aber dennoch Wortfetzen, die ihn zum selben Sinn trieben. Sogleich aber festigte sich Seth wieder. "Aber so wollte ich nicht weiter leben." Er hob seinen Blick wieder. Er durfte nicht schwächeln. Er musste sein bisheriges Leben vergessen. Er musste seine einstigen Gefühle auslöschen. Stark musste er werden, damit er der Zukunft ohne Furcht entgegen treten konnte. Denn sie würde hart werden, sehr hart. Vielleicht würde er sich eines Tages selber das Leben nehmen, unter dieser Bedingung, die er jetzt zu erdulden hatte. Aber er würde versuchen sich seinem Schicksal so lange zu wiedersetzen, wie es seine Seele und vor allem sein Stolz es ihm ermöglichten. Immer hatte er an seinem Stolz festgehalten. Hatte sich in den schwierigsten Situationen von der Außenwelt abgekoppelt und zurückgezogen. Aber er hatte überlebt. Die schweren Stunden durchstanden. Er würde auch nun mit eisernem Willen allem entgegen treten. "Ich weiß." Nach langem brach der Pharao die Stille. "Ich wusste du würdest mich verachten, mich meiner Tat wegen hassen. Ich kannte den Preis, aber ich war gewillt ihn auch zu zahlen. Dafür ..." 'Dafür bedeutest du mir zu viel.' Nur stumm in Gedanken hatte er seinen Satz zu Ende gesprochen. Er wollte den anderen mit diesen Worten nicht bedrücken, deren Sinn ihm selbst so unbekannt wie uneigen waren. Atemu drehte sich um. Verbarg so sein Gesicht, welches in diesem Moment von Trauer und Verzweiflung, aber auch von Glück und Erleichterung gezeichnet war. "Neben diesem Gemach gibt es ein weiteres Zimmer. Ich werde es dir einrichten lassen. Du kannst tun und lassen was du willst. Du bist an keine Verpflichtungen gebunden." Seth blickte nur stumm zur Seite. Der Pharao nahm dies als eine Kenntnisnahme an. "Wenn es dir an etwas fehlt, zögere nicht Wort zu erheben." Damit schritt er auf seinen Tisch zu, den er für seine Arbeiten und Verträge im geschäftlichen Sinne verwendete. Neben ihm stand eine kleine, aber dennoch reich verzierte Schatulle. Mit einem leisen Geräusch öffnete er sie und griff mit seiner rechten Hand hinein. Als er sie wieder heraus zog, befand sich in seiner Hand ein zu drei Riemen gebundener goldener Armreif. Fest umschloss er ihn, als er die Schatulle wieder schloss. Kräftig drückte er zu. Was er jetzt tun musste, bereitete ihm ebenfalls großen Schmerz. Er wandte sich wieder Seth zu und schritt, langsam und vorsichtigen Schrittes, auf ihn zu. Darauf bedacht den anderen nicht zurück zu drängen, doch dieser wich nicht von seinem Platz, wartete darauf, was kommen würde. Auch wenn es für ihn nicht danach aussah, stellte er sich darauf ein dem Pharao das erste Mal in diesem neuen Leben Freude zu bereiten. Aber Atemu blieb auf einem Meter abstand zwischen ihnen stehen. Er streckte seine rechte Handfläche aus und reichte Seth so den eben geholten Armreif. "Du ... musst ihn tragen." Seth betrachtete das goldene Schmuckstück schweigend. Auf den ersten Blick ein einfacher goldener Armreif. Auf den zweiten Blick ein Zeichen des Pharaos. An seinen äußersten Rändern entlang zierten sich ägyptische Schriftzeichen. Sie waren klein, von ein wenig Ferne nicht zu erkennen. Von innen war der Name des Pharaos eingemeißelt worden. Wiederwillig griff Seth nach dem Reif. Atemu ließ darauf seine Hand wieder sinken, als er spürte, wie sich das Gewicht darauf verringerte. Seth betrachtete sich den Armreif. Jetzt bekam er also auch noch ein Erkennungsmerkmal, damit jeder sofort sah, für welche Dienste er zu sorgen hatte. Er fühlte sich zu tiefst gedemütigt. Atemu schritt an Seth vorbei hinüber zu der verschlossenen Tür. Ohne sich noch einmal umzudrehen öffnete er sie. Er ließ einen Bediensteten herbei rufen, der auch sogleich zu seinem Pharao eilte. Leise, aber dennoch auffordernd, rief er auch Seth zu sich, der seinen Worten ohne Regung nachkam. Zusammen traten sie aus dem Gemach heraus. Nur wenige Schritte taten sie, bis sie vor einer zwar kleineren als der des Pharaos, aber dennoch großen Tür standen. Der Pharao ließ sie öffnen und trat vor seinem Diener und Seth hinein. "Ich möchte, dass alles hergerichtet wird." Er wandte sich an den Diener, der noch ein Stück vor Seth stand, da dieser es vorzog lieber im Rückhalt zu stehen. "Gute Kleidung soll gebracht, die Räume gesäubert und geräumt werden. Alles wie Seth es will. Wie er sagt, wird gerichtet. Geh und hol dir das nötige Handwerk!" Er schickte den Diener los sich Hilfe zu holen, um dann wieder zu kehren, wenn er seine erhaltenen Befehle erfüllte. Nun wandte sich Atemu wieder an Seth. "Du darfst dir alles richten lassen, wie es dein Begehr ist." Er ging zurück zur Tür, die auf Grund des zurück geeilten Dieners noch offen stand. "Wie gesagt, zögere nicht um etwas zu bitten, wenn es dein Wunsch ist." Damit verließ er das Gemach und schloss sachte die Tür hinter sich. Alleine, und wie verlassen, stand Seth allein in seinem neuen Heim. Der Armreif befand sich noch immer in derselben Hand, mit der er ihn von der des Pharaos genommen hatte. "Ich hatte einst einen Wunsch." Seine Stimme erhob er, um sie nur an sich selbst und die seichte Dunkelheit um ihn herum zu richten. Seine Augen waren, auch wenn es nicht tiefe Nacht war, von einem Schatten bedeckt. Sie zerstörten das strahlende Blau seiner Augen und schlossen sie in ihrem Innersten ein. "Aber nun wünschte ich mir, ich hätte ihn nie gehabt." Damit umschloss er fest den Armreif in seiner Hand. Presste ihn mit aller Kraft in seine Handfläche. Wenn er sie wieder öffnen und den Ring heraus nehmen würde, dann würde er seine Spüren sehen und immer noch spüren können. Schweigend blieb er so stehen, spürte nicht den Schmerz, den er sich selber zufügte. Fühlte nicht sein, in abertausende von Splittern, zerbrochenes Herz. Nicht seine so hochverratene und tiefverletzte Seele. Das einzige was er spürte, war Hass. to be Continued ... Kommentar: Irgendwie will mir dieses Kapitel überhaupt nicht gefallen. >_< Das vorrige mochte ich wirklich sehr, aber dieses wirklich nicht. Hoffentlich wird der 7. Teil besser. Der kann jetzt übrigens 'ne ganze Zeit lang dauern. Ich weiß nicht, wann ich wieder richtig Zeit zum schreiben habe. T_T Aber vielleicht mögen sich ja einige die Zeit mit meinem Seto/Seth x Yami/Atemu DJ vertreiben wollen. *schleichwerbung* Chiko Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)