Angel of Light I von abgemeldet (Another world) ================================================================================ Kapitel 21: Gedankenaustausch ----------------------------- Wieder brach nach einer für Harry traumlos verbrachten Nacht ein Morgen über Hogwarths herein und die ersten Sonnenstrahlen fielen durch das hohe Fenster. Harry, welcher erneut früh aufgewacht war, hatte es sich an seinem Lieblingsplatz bequem gemacht, blickte dieses Mal jedoch nicht wie am Vortag gedankenverloren in den heranbrechenden Tag hinaus. Vielmehr brachte er seine Überlegungen zu den Neuigkeiten des letzten Tages zu Papier, da er erkannt hatte, wie gut ihm das Niederschreiben in seinem Tagebuch dabei half, seine Gedanken und Gefühle zu ordnen und sie der richtigen Priorität zuzuordnen. Remus hatte Recht behalten, daß es einen Versuch wert war, sich dieses Hilfsmittels zu bedienen, um Klarheit über die Dinge zu erlangen, welche ihn verunsicherten oder verwirrten. Wie das Traumsehen. Oder Voldemorts Schattenkreaturen. Inzwischen fühlte sich Harry auch viel sicherer im Umgang mit seinen Empfindungen bezüglich magischer Tagebücher und vertraute dem samtgebundenen Buch viele seiner Gedanken und Gefühle an, die er vorher nicht genau hatte fassen können. Doch bevor er heute erneut 'Harry' besuchen würde, wollte der schwarzhaarige Gryffindor mit den vielen Neuigkeiten und Erkenntnissen des Vortages im Reinen sein, damit er seinem Ebenbild zu erklären imstande sein würde, was sich alles innerhalb weniger Tage getan hatte. Harry war klar, daß all die Informationen in ihrer Fülle noch überwältigender wirken würden, daher wollte er möglichst gut Auskunft geben können, wenn 'Harry' seine Fragen stellen würde. Und fragen würde dieser. Bei diesem Gedanken huschte ein Lächeln über Harrys Züge und er blickte von seinem Tagebuch auf, in welchem er gerade nicht nur seine neuen magischen Fähigkeiten aufgelistet hatte, sondern auch die Reaktionen beschrieb, welche mehrere von ihnen nicht nur bei ihm ausgelöst hatten. Würde 'Harry' auch über die Gaben wie das Traumsehen und - durch seine Meisterung wenigstens der nichtmagischen Form - die Animagus-Verwandlung schon Bescheid wissen, so würde doch bestimmt die Erwähnung der Fähigkeit zur Seelenmagie ihn zumindest überraschen. Und auch die Erweiterung ihres Repertoires nichtmenschlicher Sprachen würde den anderen jungen Mann nicht unberührt lassen. Wie gesagt, es kam eine ziemliche Fülle an Informationen auf 'Harry' zu. Doch Harry traute seinem Ebenbild ebenso wie sich selbst Anpassungsfähigkeit und Flexibilität zu. Auch wenn 'Harry' wahrscheinlich, wie Sirius schon angedeutet hatte, eine andere magische Animagus-Form als er selbst besaß - dies würde er nach Harrys Rückkehr in seine eigene Realität anhand des Magie-Analyzers überprüfen müssen - so teilten sie sich doch viele der restlichen Talente, welche der Analyzer aufgezeigt hatte. Und diese würde auch 'Harry' trainieren müssen. Sich erneut bequem an die Steinmauer hinter sich zurücklehnend, senkte Harry den Blick zurück auf sein Tagebuch und schrieb weiter. Erst, als er im Hintergrund Ron erwachen hörte, blickte der Schwarzhaarige wieder auf und erwiderte den morgendlichen Gruß, den sein bester Freund ihm zurief. Harry sah seinem Hausgefährten hinterher, als dieser ins Bad trat und schüttelte leicht den Kopf. Nicht nur 'Harrys' und seine Abstammung hatte ungewöhnliche Pfade aufgezeigt, auch Ron war ein Nachfahre - wenn auch nur in Teilen - einer mächtigen alten Blutlinie. Was wohl 'Harry' dazu sagen würde, daß ihr bester Freund ein Slytherin war? Jedenfalls dem Blut nach? Doch viel wichtiger war für Harry noch immer die Frage, wie er diese Neuigkeit dem Ron seiner Realität wohl am bestem würde beibringen können - er fürchtete ein wenig die berühmten Temperamentsausbrüche des Rothaarigen. Tja, seufzte der junge Mann in sich hinein, da würde er sich halt etwas einfallen lassen müssen. Als Ron fertig angezogen aus dem Bad trat, war Harry gerade mit seinen Eintragungen fertig. Nachdem er das samtene grüne Buch sorgsam wieder an seinen Platz in seiner Truhe zurückgelegt hatte, verließen Harry und Ron den Schlafsaal, um in den Gemeinschaftsraum der Gryffindor zu gelangen. Dort saß auch ihre braunhaarige Freundin schon gemütlich in einem der flauschigen, bordeauxrot bezogenen Sessel und wartete auf sie, während sie wieder einmal den Inhalt eines dicken Buches in sich aufnahm. Ron rollte voller Zuneigung die Augen und riß Hermine mit einer liebevollen Umarmung aus ihrer Lektüre, was sich die Gryffindor auch gern gefallen ließ. Erst Harrys eher weniger diskretes Hüsteln trennte das Paar wieder und das Trio konnte den Weg zur Großen Halle antreten, wohin sie der Gedanke an ein gutes Frühstück lockte. Dort trafen sie auch auf den Rest ihrer Gruppe und es wurden Pläne für den weiteren Tag geschmiedet. Harrys Aussage, den Harry dieser Welt erneut aufsuchen zu wollen, um ihn auf den neuesten Stand hinsichtlich ihrer Ahnenreihe und Fähigkeiten zu bringen, wurde mit allgemeiner Zustimmung aufgenommen. Außerdem hatte Harry auch am Vorabend so etwas schon erwähnt, wodurch es keinen seiner Familie und Freunde überraschte. Sirius trat auf Harry zu, als sie nach dem Frühstück gemeinsam wieder in die Gemächer der Gründer gegangen waren. Der Animagus strich dem schwarzhaarigen Gryffindor sanft durch die Haare und meinte: "Sei vorsichtig auf deiner Reise, Harry. Und gib dies bitte 'unserem' Harry - wenn es funktioniert, daß du etwas außer dir in die andere Dimension versetzen kannst." Mit diesen Worten reichte Sirius Harry einen kleinen rotleuchtenden Ball, welcher von dem jungen Mann neugierig gemustert wurde. Dann blickte er fragend auf und meinte: "Ein Erinner-mich? Sirius, was soll 'Harry' mit einem Erinner-mich? Er wird euch in der kurzen Zeit wohl kaum vergessen haben..." Harry verstummte, als er das amüsierte Glitzern in den tiefbraunen Augen des älteren Mannes entdeckte und legte fragend den Kopf etwas schief, woraufhin Sirius' Lächeln noch breiter wurde. Er wuschelte Harry erneut durch die Haare, was diesem ein leichtes Grollen entlockte und grinste: "Du weißt nicht viel über magische Gegenstände, nicht wahr?" Harry blinzelte und wurde leicht rot. "Sirius", mahnte Severus kopfschüttelnd. "Es ist schließlich nicht seine Schuld, daß niemand ihn über die Unterschiede zwischen diesem Gerät und einem Erinner-mich aufgeklärt hat." Sich Harry zuwendend, fügte der Zaubertrank-Meister eine Erläuterung für den Jüngeren hinzu: "Auch wenn es fast genauso wie ein Erinner-mich aussieht, besitzt es doch eine etwas abgewandelte Form. Man nennt diese Geräte 'Memoire'. Ein Memoire speichert eine oder mehrere Nachrichten und spielt sie in Form eines magischen Hologramms für den Empfänger ab. So lange man sie nicht löscht oder überspielt, bleibt die auf ihnen gespeicherte Nachricht erhalten und ist immer wieder abrufbar." Harry hatte verstanden und nickte. "Wie ein Datenspeicher bei einem Computer." Nun blickten Sirius und Severus ein wenig verständnislos, so daß Harry seinerseits seinen Paten jetzt verschmitzt angrinste. "Tja, Sirius, du kennst dich mit technischen Geräten nicht besonders gut aus, was?", neckte er den Älteren in einer Imitation von dessen vorherigen Worten. Der Angesprochene blinzelte erst, doch dann lachte er. Er hatte Harrys kleine Retourkutsche durchaus verstanden und nahm seine 'Niederlage' mit Würde. Inzwischen hatte der Rest der Freunde bemerkt, was Sirius Harry übergeben hatte und im nächsten Augenblick wurde der schwarzhaarige junge Mann mit weiteren Nachrichten förmlich überschüttet, die in verschiedenen Formen und Geräten präsentiert wurden. Hermine und Ron hatten die altmodische Weise eines Briefes auf Pergament gewählt, während Draco Harry ein weiteres, silberfarbenes Memoire reichte. Remus und die Malfoys machten deutlich, daß sie weitere Nachrichten auf dem Memoire von Sirius und Severus hinterlassen hatten, während Professor Dumbledore ebenfalls einen Brief geschrieben hatte. Harry nahm alles entgegen und verspürte ein warmes Gefühl im Herzen angesichts der offensichtlichen Liebe, welche 'Harry' von all diesen Personen entgegengebracht wurde. "Ich hoffe, ich kann sie 'Harry' übergeben", meinte er, während er die Nachrichten verstaute. "Ich bin nicht sicher, ob ich etwas in diese seltsame Dimension mitnehmen kann." "Einen Versuch ist es wert", meldete sich Professor Dumbledore beruhigend zu Wort und lächelte. "Du solltest noch etwas mitnehmen, um deine Neuigkeiten gleich belegen zu können, Harry", klang Godrics Stimme auf. "Das Stammbuch?", fragte Harry, da er dies als schnellste Möglichkeit zur Beweisführung ansah. Sein Ahn nickte, fügte aber noch hinzu: "Sal und ich haben gestern darüber gesprochen, daß wir dir unsere Tagebücher übergeben wollen. Es wird dir helfen, die Gründe für die Änderung der Geschichte herauszufinden. Und 'Harry' hat ebenso ein Recht darauf wie du, daher ist es am Besten, ihr lest sie gemeinsam." Harry war tief berührt von dem Vertrauen, welches seine Vorfahren ihm und seinem Ebenbild gegenüber an den Tag legten. Tagebücher waren etwas sehr Privates, Intimes. Der Gryffindor war sich nicht sicher, ob er jemals dazu in der Lage sein würde, sein Tagebuch einer anderen Person offenzulegen. Vor allem, da er gerade erst lernte, seine Gefühle und Gedanken in einem solchen niederzuschreiben und nicht wie zuvor stets tief in seinem Inneren zu verschließen. Seine Empfindungen mußten sich auf seinem Gesicht widergespiegelt haben, denn Salazar hob eine Augenbraue und meinte: "Schau nicht so geschockt, Harry. Du bist unser Nachfahr - für wen außer unserer Familie sollten die Tagebücher bestimmt sein? Und Godric hat Recht, daß wir der Hoffnung sind, daß 'Harry' und du beim Lesen der Bücher am ehesten Aufschluß darüber erhalten werdet, was mit der Geschichte hinsichtlich der gemeinsamen Blutlinie von Gryffindor und Slytherin geschah, so daß sie heute der Korrektur bedarf." "Ich danke euch für euer Vertrauen", meinte Harry leise und noch immer gerührt. Dem Hinweis der Gründer folgend, wandte er sich einem der Schränke nahe des Kamins zu und entnahm einer Schublade die zwei dicken Bücher, welche respektive in Goldrot und Silbergrün gebunden waren. Sie sorgsam festhaltend, überfiel Harry ein ähnliches Gefühl wie jenes, das er gehabt hatte, als er die Stammbücher in den Händen hielt - dabei hatte er sich gefühlt, als würden seine Vorfahren anhand der Namen des Stammbaums wieder lebendig werden und ihm ihre Geschichte erzählen. Bei den Tagebüchern würde jedoch jeweils nur eine Person zu ihm sprechen. Neugier machte sich in Harry breit und seine Augen blitzten erwartungsfroh auf. Er freute sich darauf, seinen Zwilling näher kennenzulernen und diesem von all den Dingen zu berichten, die in den letzten Tagen passiert waren. Daher blickte der junge Gryffindor nun auf seine Freunde, welche ihn bei seinem Tun beobachtet hatten und meinte: "Dann werde ich mich jetzt wohl am besten auf den Weg machen. Ich glaube, es wird eine ganze Weile dauern, bis ich 'Harry' alles erzählt habe, also sorgt euch nicht, wenn es spät wird. Ok?" Seine Freunde nickten, auch wenn Harry in mehreren Augenpaaren eine leichte Unruhe entdecken konnte. Doch wie sollte man auch beruhigt dabei zusehen, wie ein Mensch, den man liebte, eine Dimensionsreise antrat - was immerhin nicht mal in der Zaubererwelt etwas 'Normales' war? 'Was ist schon normal? Mein Leben jedenfalls nicht', dachte Harry bei sich, bevor er dem Rest der Anwesenden noch einmal zulächelte und sich dann zu konzentrieren begann. Er lenkte all seine Gedanken darauf, 'Harry' zu erreichen, um dorthin zu gelangen, wo sein Zwilling sich gerade aufhielt. Und wenige Sekunden später hörte Harry 'seine' Stimme in seinen Gedanken erklingen: [Harry? Was ist los?] 'Lust auf einen kleinen Plausch? Ich habe viele Neuigkeiten, die dich interessieren dürften.' [Neuigkeiten? Cool. Ich liebe Neuigkeiten.] 'Woher habe ich das wohl geahnt?', erwiderte Harry amüsiert und leicht sarkastisch. [Kommst du jetzt oder willst du mich lieber weiter auf die Folter spannen?], kam die gespielt grummelige Antwort. 'Wenn du so gnädig wärst, mir zu helfen, jederzeit.' [Dann will ich mal nicht so sein.] Und mit diesen Worten gesellte sich zu 'Harrys' Stimme in den Gedanken des Gryffindors ein starkes Gefühl der Präsenz seines Gegenstücks. Dies gab Harry genug Orientierung, um sich anhand dieser Präsenz ein festes Ziel zu setzen. Sich voll und ganz auf 'Harrys' Präsenz konzentrierend, fühlte sich Harry wenig später auf diese zugezogen und folgte dem Zug ohne Gegenwehr. Als die Empfindung von Bewegung nachließ und schließlich ganz verblaßte, öffnete Harry die Augen wieder - und fand sich ein weiteres Mal seinem Spiegelbild gegenüber. "Hey, Brüderchen - schön daß du mich mal wieder besuchst!", schallte Harry die warme Stimme des anderen jungen Mannes entgegen, als dieser ihn sah. Der junge Gryffindor hob eine Augenbraue und fragte: "Brüderchen?" 'Harry' grinste verschmitzt: "Na klar, schließlich würde uns jeder für Zwillinge halten. Außerdem habe ich dir doch erzählt, daß ich immer schon Geschwister haben wollte." Dem konnte Harry nichts entgegensetzen, vor allem deswegen nicht, da er 'Harrys' Wunsch teilte. Es wäre bestimmt wundervoll gewesen, wie Ron mit vielen Geschwistern aufzuwachsen. Daher nickte Harry schließlich auch nur, bevor er meinte: "Dann sollte ich dir wohl auch nicht länger vorenthalten, daß wir Drillinge sind, 'Bruder'." Sein Gegenstück blinzelte verwundert und hob demonstrativ eine Augenbraue, was Harry sehr an Severus erinnerte. Nun war es an Harry, schelmisch zu lächeln und er sagte: "Das erkläre ich dir gleich. Doch bevor wir zu erzählen beginnen, habe ich hier noch etwas für dich." Harry griff bei seinen Worten in seine Tasche und holte die Memoires und Briefe hervor, die er, wie er erleichtert feststellte, immer noch bei sich trug. "Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich auch Gegenstände mit in diese Dimension bringen kann, doch offensichtlich ist es möglich. Hier - Post von Zuhause", erläuterte Harry und überreichte seinem Ebenbild die Briefe, welche er von seiner Familie bekommen hatte, um sie 'Harry' wenn möglich zu überbringen. Dessen Augen leuchteten voller Freude, als er die Nachrichten sah und Harry merkte ihm an, daß er seine Familie und Freunde trotz seiner Versicherung, es mache ihm nichts aus, in dieser Dimension auf die Erfüllung von Harrys Wunsch zu warten, sehr vermißte. Und so waren die Briefe und Nachrichten wohl eine wunderbare Überraschung für 'Harry'. Als 'Harry' die Nachrichten gerade an sich nehmen wollte, erstarrte er für einen Moment leicht und seine grünen Augen weiteten sich. "Harry, ist dir klar, daß du einen Passagier mitgebracht hast?", wollte er dann von dem Schwarzhaarigen wissen, während er auf etwas oberhalb von Harrys Schulter starrte. "Passagier?", wiederholte der Angesprochene irritiert und runzelte die Stirn, bevor er sich an etwas erinnerte, was er über den Tagebüchern vollkommen vergessen hatte. Als er in Begleitung seiner Freunde die Räumlichkeiten der Gründer betrat, hatte ihn Azhura voller Enthusiasmus begrüßt und war seinen Arm hinaufgeklettert, um es sich wie schon am Tag zuvor im Schatten seines Kragens bequem zu machen. Harry hatte sie gewähren lassen, da er sich an die Nähe der kleinen Schlange immer mehr zu gewöhnen begann - und im darauffolgenden Ablauf der Ereignisse hatte er seine neue Freundin vollkommen vergessen. "Azhura!", rief Harry erschrocken aus und wandte den Kopf zu seiner Schulter, um nachzusehen, ob es ihr auch gutging. Der junge Mann hoffte es stark, denn auch wenn er die Nachrichten für Harry unbeschadet mit in diese Dimension hatte transportieren können, so traf dies vielleicht nicht genauso auf seine magische Begleiterin zu. {Ist alles in Ordnung mit dir?}, zischte er beunruhigt, da er keine Bewegung an seinem Hals spürte. Doch kaum hatten die Worte seinen Mund verlassen, erhielt er eine Antwort, die ihn erleichtert aufatmen ließ. {Mir ist nichts geschehen, Harry. Hab' keine Sorge. Unsere Bindung schützte mich bei unserer Reise.} Azhuras Stimme hatte einen besänftigenden Unterton und nun bewegte sie sich auch vorwärts und wand sich um Harrys Oberarm, damit dieser sah, daß sie unverletzt war. Besorgte smaragdgrüne Augen glitten trotzdem suchend über einen ebenso tiefgrünen Körper, bevor Harry entschuldigend sagte: {Es tut mir leid. Du warst nach unserer Begrüßung vorhin so ruhig, daß ich glatt vergessen habe, daß du noch immer bei mir warst, Azhura. Du hättest verletzt werden können...} {Ich war mit Absicht still, Harry. Ich wußte, du würdest dich um meine Sicherheit sorgen, wenn ich dir gesagt hätte, daß ich dich begleiten will. Doch ebenso war mir bewußt, daß - wenn überhaupt Gefahr für ein lebendes Wesen in deiner Begleitung bei dieser Dimensionsreise besteht - unsere geteilte Verbindung mich schützen würde. Und ich wollte den Harry meiner Welt gern kennenlernen, bevor ich dich in deine Realität begleite.} Harry stieß den Atem aus und funkelte Azhura dann an. {Natürlich sorge ich mich um deine Sicherheit! Du bist schließlich jetzt meine Freundin - und unsere Familie wäre sicher tief getroffen, sollte dir durch meine Unaufmerksamkeit etwas zustoßen. Daher mach' - bitte - nächstes Mal auf dich aufmerksam, bevor du dich in eine mögliche Gefahr begibst. Wenn du mir deine Gründe erläutert hättest, hätte ich dir deinen Wunsch nicht abgeschlagen, das solltest du wissen!} Harrys emotionaler Ausbruch ließ die kleine Schlange ein wenig zurückzucken und auch 'Harry' musterte ihn verblüfft. Dann legte er Harry die Hand auf die Schulter und meinte: "Beruhige dich, Harry. Du siehst doch, daß sie es nicht böse meinte - und ich bin sicher, nächstes Mal fragt sie dich vorher." {Nicht wahr?}, fügte er noch mit leicht warnendem Unterton an Azhura gewandt hinzu. Denn auch wenn er noch nicht genau wußte, warum Harry so aufgebracht reagiert hatte, so fühlte er doch, daß seinem Zwilling viel an der kleinen grünen Schlange lag. Daher wollte 'Harry' sichergehen, daß diese den Ernst der Lage auch verstand, damit in Zukunft keine weiteren solchen Situationen auftraten. {Ich bitte um Verzeihung, Harry. Ich wollte dich wirklich nicht beunruhigen}, bestätigte Azhura und neigte ihren Kopf näher an Harry heran, damit dieser ihr in die Augen sehen konnte. Der Gryffindor schloß die Augen, um sich wieder unter Kontrolle zu bekommen und bemerkte, daß seine neuen magischen Kräfte seine Gefühle in mancher Hinsicht zu beeinflussen begannen. 'Ich sollte wirklich anfangen, meine mentale Kontrolle zu stärken', fuhr es ihm durch den Sinn. 'Eigentlich wollte ich Azhura nur klarmachen, daß ich sie nicht in Gefahr bringen will - doch bin ich in meiner Sorge um sie wohl etwas über das Ziel hinausgeschossen. Ob das etwas mit meiner zunehmenden Empathie zu tun hat? Ich merke schon, ich habe Training bitter nötig.' Wieder aus seinen Gedanken auftauchend, streichelte Harry Azhura sanft über ihre grünen Schuppen und sagte dann in weit ruhigerem Ton als zuvor: {Es tut mir auch leid, Azhura. Ich wollte dich nicht so anfahren. Doch du mußt begreifen, daß ich dich sicher wissen will. In meiner Welt sind meine Freunde durch mich in ständiger Gefahr, von Voldemort verletzt oder sogar...}, Harrys Stimme schwankte gefährlich bei der Erinnerung an Sirius, {...sogar getötet zu werden, so daß ich ihnen gegenüber sehr beschützend geworden bin. Und dann mußte ich befürchten, daß meine Dimensionsreise dich vielleicht verletzt hatte...daher bin ich so ausgeflippt.} {Du denkst zuerst an Andere, junger Herr.}, zischte Azhura leise, während sie sich an Harrys streichelnde Hand schmiegte. {Das ist mir gleich an dir aufgefallen. Ich verspreche, daß ich in Zukunft vorsichtiger sein werde - auch wenn du daran denken solltest, wer und vor allem was ich bin. Bei meinem Alter gibt es nicht mehr viel, was mir etwas anhaben kann.} Harry hob leicht zweifelnd eine Augenbraue, doch dann nickte er bestätigend. Schließlich war Azhura ein über 1000 Jahre alter Basilisk, da war es schon richtig, daß ihr kaum noch etwas wirklich Schaden zufügen konnte. Dennoch wollte es Harry nicht darauf ankommen lassen. {Da nun der Entschuldigungen genüge getan sein dürfte, willst du dich mir nicht vorstellen?} 'Harry' blickte neugierig auf Azhura, die sich ihm bei der an ihre Adresse gerichteten Worte zuwandte und ihn vorerst aus ihren goldenen Augen ausgiebig musterte. Harry rollte die seinen, als dies bemerkte und stupste Azhura leicht an. +Sei nicht unhöflich, 'Zhura.+ +Ich bin nur neugierig, junger Herr. Er sieht wirklich genauso aus wie du.+ +Wir sind ja auch eine Person, nur aus verschiedenen Welten. Dennoch wirst du bald Unterschiede erkennen, wenn er erst die Neuigkeiten erhält. 'Harry' ist viel lockerer und lebensfroher als ich es bin. Ich habe mir immer gewünscht, so fröhlich sein zu können, doch mein Leben ließ es nicht zu. Daran werde ich in Zukunft arbeiten, denn seine Art gefällt mir sehr. Doch jetzt begrüße ihn erst einmal, bevor er noch sauer wird, daß wir ihn so außen vor lassen.+ Azhura schenkte Harry ein mentales Nicken, bevor sie sich von seinem Arm zu 'Harry' hinüberneigte, welcher wirklich etwas ungeduldig zu wirken begann, als er keine Erwiderung auf seine Worte bekam. Als er jedoch sah, wie Azhura sich ihm entgegenneigte, streckte er unwillkürlich die Hand aus, um sie zu stützen. Die Schlange nahm dies zum Anlaß, sich um sein Handgelenk zu winden. {Es ist mir eine Freude, dich kennenzulernen, junger Herr}, grüßte sie 'Harry' dann respektvoll. {Mein Name ist Azhura und ich habe lange auf den Tag gewartet, dem Erben meines Meisters zu begegnen. Obwohl ich schon bald nicht mehr zu hoffen gewagt hätte, daß dies eines Tages noch geschehen würde.} 'Harrys' Augenbraue kletterte immer höher, während Azhura sprach und ein verwirrter Ausdruck schlich sich in seine smaragdgrünen Augen. "Herr? Erbe? Meister?", wandte er sich hilfesuchend an Harry, welcher angesichts dieser Reaktion amüsiert lächelte. Er konnte 'Harrys' Verblüffung gut nachempfinden, denn immerhin hatte er ganz genauso reagiert - wenn auch zuerst wesentlich abweisender durch seine schlechten Erfahrungen mit dem Gegenstück seiner neuen Freundin in seiner eigenen Realität. Doch inzwischen mochte er Azhura wirklich sehr und freute sich, daß sie ebenfalls Freundschaft für ihn empfand. {Du hast ein Faible dafür, dich in kryptischen Worten vorzustellen, nicht wahr?}, zischte er dann der Schlange zu, die ihn daraufhin in einer verblüffenden Imitation von Unschuld anblickte. {Ich und kryptisch? Nein, nicht daß ich wüßte. Wie kommst du nur darauf, Harry?} Humor klang eindeutig in den Worten Azhuras mit, während sie zwischen Harry und seinem Zwilling hin- und herblickte. Die beiden jungen Männer wechselten einen verständnisinnigen Blick, bevor sie gemeinsam meinten: {Neeein, du doch nicht.} {Gut, daß ihr es einseht.} 'Harry' grinste plötzlich und meinte: {Ich mag dich, Azhura. Du hast Humor, was ich einer Schlange gar nicht in dem Maße zugetraut hätte. Doch für die Unwissenden unter uns - nämlich mich - solltest du besser erklären, was deine Worte eben zu bedeuten hatten. Und außerdem - auch wenn es nett ist, von dir mit Herr angesprochen zu werden, lege ich doch überhaupt keinen Wert auf solche Titel. Sag einfach Harry zu mir.} Während Azhura nach dem letzten Satz den Kopf hängen ließ und etwas Unverständliches vor sich hinzischte, begann Harry zu lachen. Es amüsierte ihn, daß sein Ebenbild fast die gleichen Worte gebrauchte wie er zuvor, um den Titel abzulehnen, mit welchem Azhura - und einige andere Wesen - ihn so freigiebig bedachten. Es machte ihm klar, daß auch 'Harry' durch seine Kenntnis, daß er Gryffindors direkter Erbe war, keine Allüren entwickelt hatte. Es lag wohl ganz einfach nicht in ihrer Natur. {Womit habe ich das verdient}, wurde Azhuras zischelnde Stimme wieder vernehmbar. {Ihr tut ja beide so, als wäre es ein Verbrechen, einen Titel zu besitzen.} {Das nun auch wieder nicht}, widersprach ihr ‚Harry’, dessen Augen ebenso belustigt funkelten wie die seines Spiegelbildes. {Doch es erweckt den Eindruck, als wollten Harry oder ich durch solch eine Anrede herausstreichen, daß wir als Nachfahren von Lord Gryffindor von adeliger Geburt sind. Und das mag ich einfach nicht – außerdem ist es schrecklich förmlich. Warum sollten wir also wollen, daß uns unsere Freunde so bezeichnen?} Harry nickte bestätigend zu diesen Worten, die ganz genau seine Gefühle zum Ausdruck brachten, woraufhin Azhura den Kopf schüttelte und meinte: {Ich geb’ es auf. Gegen euch beide komme ich nicht an.} „Dann wollen wir es uns jetzt endlich gemütlich machen. Außerdem will ich erfahren, was du mir alles Neues zu berichten hast – deine Andeutungen vorhin haben mich neugierig gemacht“, sagte ‚Harry’ und führte Harry in einen weiteren Raum, welcher mit mehreren weichen Sesseln ausgestattet war. Beide jungen Männer nahmen Platz und Azhura rollte sich wieder in Harrys Schoß zusammen, da ihr klar war, daß sie einen Teil dieser Neuigkeiten am besten würde berichten können. Sie war gespannt, wie dieser Harry reagieren würde, wenn er erfuhr, daß nicht nur Lord Gryffindor als Vorfahren hatte, wie er bisher annahm. „Tja, wie gesagt, ist eine ganze Menge passiert in den letzten Tagen“, begann Harry zu berichten, als er ‚Harrys’ auffordernden Blick sah. „Ich weiß gar nicht so recht, wo ich anfangen soll...doch am besten wäre es sicher, wenn ich dir erkläre, wie Azhura hier“, er deutete auf die Schlange in seinem Schoß, „zu meiner Freundin wurde. Sie hatte mir Einiges zu erzählen, was ich nie im Leben erwartet hätte – und zuerst kaum glauben konnte. Doch inzwischen haben sich Beweise dafür ergeben, die nicht zu leugnen sind.“ ‚Harry’ legte den Kopf schief und kommentierte: „Das war nicht gerade sehr aufschlußreich, Harry. Wie wäre es, wenn du etwas mehr ins Detail gehen würdest?“ Harry rollte die Augen und meinte: „Meine Güte, du bist ja noch ungeduldiger als ich. Den ersten Teil sollte dir Azhura erzählen, da ich die ganze Geschichte bis jetzt auch nur einmal gehört habe und daher wahrscheinlich beim Erzählen die Hälfte vergessen würde. Ist das in Ordnung?“ ‚Harry’ zuckte die Achseln, denn ihm war es egal, wer ihn über diese ominösen Neuigkeiten informierte. Daher nickte Harry Azhura zu, welche daraufhin ein zweites Mal die Geschichte der vergessenen Liebe zwischen Godric Gryffindor und Salazar Slytherin zu erzählen begann – und der Bedeutung, welche diese Liebe und der Sohn, der aus ihr entstand, für die beiden schwarzhaarigen jungen Männer in ihrer Gesellschaft hatte. Als sie ihren Bericht schließlich beendete, wirkte ‚Harry’ sichtlich geschockt und schwieg für eine lange Zeit, während er diese Information zu verdauen versuchte. Schließlich meldete sich der junge Mann jedoch wieder zu Wort und meinte zu Azhura: {Nur, damit ich das jetzt richtig verstehe – du bist ein Basilisk und warst seit Jahren in Hogwarths eingesperrt?} Harry schenkte ihm einen bezeichnenden Blick und fragte verblüfft: „Ist das wirklich alles, was du an der ganzen Sache zu klären hast?“ ‚Harry’ sah auf und erwiderte: „Langsam. Immer langsam – ich hab’ da schon noch mehr Fragen. Doch ich habe nicht jeden Tag eine völlig normal scheinende Schlange in meiner Gesellschaft und erfahre dann so nebenbei, daß sie ein 1000jähriger Basilisk ist. Du verstehst?“ {Ich werde es dir beweisen, junger Harry}, zischte Azhura und glitt von Harrys Schoß herunter auf den Boden. +Aber bitte nicht die volle Größe, ok? Ich glaube, das wäre ein wenig zuviel für ihn. Denk’ daran, daß dein Teil der Erzählung nur Überraschung Nummer 1 war, Azhura.+, bat Harry seine magische Gefährtin in Gedanken. +Keine Sorge, Harry. Ich habe nicht vor, dein Ebenbild zu erschrecken.+ +Das hast du bei Ron auch behauptet.+ Auf diesen scherzhaften Hinweis reagierte Azhura mit einem mentalen Augenrollen, bevor sie sich darauf konzentrierte, eine ihrer magischen Fähigkeiten zu demonstrieren. Im nächsten Moment begann sie zu wachsen und ‚Harrys’ Augen wurden immer größer, je länger Azhura wurde. Sichtlich fasziniert betrachtete Harrys Zwilling die wenig später sicher drei Meter lange Schlange, die sich vor ihm aufbaute und auffordernd betrachtete. {Cool. Echt voll cool. Ich hatte ja eigentlich bis jetzt kein Faible für Schlangen, aber du bist eine Ausnahme, Azhura. Und du hast tolle Fähigkeiten, mal ganz abgesehen von der ganzen Versteinerungsblick und tödlicher Biß-Sache.} {Danke sehr.}, zischte Azhura angesichts dieser begeisterten Reaktion auf ihre wahre Gestalt und ‚Harrys’ Akzeptanz ihrer Art. Dies war nicht selbstverständlich gewesen, auch wenn sie es gehofft und nach Harrys Reaktion auf sie nach der ersten Hürde erwartet hatte. Dennoch schrumpfte Azhura wenige Minuten später wieder zurück auf ‚normale’ Schlangengröße und kroch zurück in Harrys Schoß, der ihre Interaktion mit seinem Ebenbild ebenfalls erfreut verfolgt hatte. ‚Harry’ war erneut still geworden und schien nachzudenken. Dann fuhr er sich mit beiden Händen durch das schwarze Haar und zerwuschelte es damit völlig. Dies schien ihn aber überhaupt nicht zu stören, denn er murmelte nur vor sich hin: „Das sind wirklich äußerst interessante Neuigkeiten. Ich hätte wirklich zu gern Mäuschen gespielt, als Dad und Pa davon erfuhren, daß ich zur Hälfte Slytherin bin. Irgendwie paßt es auch, da jeweils ein Teil meiner Eltern Gryffindor bzw. Slytherin ist. Ich war mir nie sicher, wieso der Hut bei meinem Sorting im 1.Jahr solche Probleme hatte, sich zwischen den beiden Häusern zu entscheiden. Schätze, das Geheimnis hat sich damit geklärt.“ Harry merkte bei diesen Worten auf. „Der Sprechende Hut konnte sich also bei dir auch nicht zwischen Gryffindor und Slytherin entscheiden?“ ‚Harry’ sah ihn an und nickte. Dies nahm Harry zum Anlaß, zu fragen: „Warum bist du nach Gryffindor gekommen? Hier in dieser Welt wäre mir die Entscheidung sehr viel schwerer gefallen als in meiner Welt. Mit sowohl Draco als auch Ron als beste Freunde – und, wie du schon sagtest, Sirius und Sev als Eltern – war es sicher nicht leicht, einem der Häuser den Vorzug zu geben.“ „Das stimmt schon“, gab ‚Harry’ zu. „Doch ich habe mich schließlich für Gryffindor entschieden, da erstens Mom und Dad in diesem Haus waren und ich zweitens wußte, daß Godric Gryffindor mein Vorfahre war. Daher hielt ich es für eine gute Idee, die Tradition weiterzuführen – und Drake und Dad haben das verstanden.“ „Einleuchtend“, meinte Harry und lehnte sich zurück. „In meiner Realität war die Wahl viel leichter für mich, da ich dort weder eine jahrelange Kindheitsfreundschaft mit Draco habe noch Professor Snape in irgendeiner Weise väterliche Gefühle für mich hegt. Nachdem der Draco meiner Welt nach Slytherin kam und Ron, welcher nach Hagrid mein erster richtiger Freund war, nach Gryffindor, bettelte ich den Hut förmlich an, nicht nach Slytherin zu kommen. Daher wies er mir Gryffindor als Haus zu, auch wenn ich nichts von der Blutsverwandtschaft zu Godric wußte.“ „Deine Welt ist deprimierend“, meinte ‚Harry’. „Vor allem, was ‚unser’ Leben betrifft. Ich habe mir deine Realität eine geraume Weile von dieser Dimension aus angeschaut – und wir müssen nachher noch über Einiges deswegen reden. Doch was mir am meisten auffiel, ist die traurige Tatsache, daß du im Gegensatz zu mir keine große Familie dein Eigen nennen kannst. Und ich kann nicht einmal ahnen, wie es sein muß, meine Leute nicht ständig um sich zu haben – ich glaube, ich wäre in deiner Welt heillos verloren. Bevor ich dich traf und von hier aus die Realität sah, aus der du kommst, wußte ich wahrscheinlich die Liebe gar nicht richtig zu schätzen, welche ich immer bekam. Ich nahm sie nicht für selbstverständlich, das nun wirklich nicht“, Harry schüttelte den Kopf und biß sich auf die Lippen, während er nach den richtigen Worten suchte, „aber ich beginne zu begreifen, daß ich mich stärker auf meine Familie und Freunde stütze, als mir bewußt war. Ich weiß nicht, ob ich so stark wäre wie du, wenn es darauf ankommt...denn ich mußte es niemals herausfinden.“ ‚Harrys’ ernste Worte hallten förmlich nach, obwohl er seine Stimme nicht erhoben hatte. Doch die Bedeutung und Wahrheit, welche in den wenigen Sätzen gelegen hatte, gab ihnen viel Gewicht. „Ich habe früh lernen müssen, auf mich selbst aufzupassen, da es sonst niemand tat“, sagte Harry mit nur einem Hauch von Bitterkeit, als er an die abweisende Haltung der Dursleys ihm gegenüber zurückdachte. Doch inzwischen war er stark genug, ihnen den Platz in seinen Gedanken und Gefühlen zuzuweisen, den sie verdienten – nämlich einen Platz ganz weit unten auf der Prioritätenskala. Die Dursleys waren nie seine Familie gewesen, dies war Harry in den letzten Tagen sehr deutlich bewußt geworden, als er zum ersten Mal in seinem Leben erfuhr, wie es war, eine richtige Familie zu besitzen. Und dabei war ihm klargeworden, daß ‚Familie’ sich nicht auf Blutsverwandtschaft gründen mußte. Ron und Hermine standen ihm näher als es Dudley je sein würde. Und darum konnte Harry nun endlich auch den Schmerz loslassen, den er dabei empfunden hatte, von seinen Verwandten abgelehnt zu werden. „Doch seit meinem ersten Jahr in Hogwarths ist es besser geworden. Professor Dumbledore beschützt mich, so gut es ihm möglich ist – auch wenn er die nervenraubende Angewohnheit hat, mir wichtige Dinge vorzuenthalten, wenn er meint, es würde helfen.“ ‚Harry’ schnitt eine Grimasse und nickte heftig: „Das kenne ich nur zu gut. Hier ist er ganz genauso.“ „Hätte mich auch gewundert, wenn nicht“, meinte Harry und fuhr dann fort: „Außerdem habe ich Ron und ’Mine, die für mich wie Geschwister sind. Und auf Grund weiterer überraschender Neuigkeiten könnte man sogar sagen, Ron ist nicht nur in ideellem Sinne wie mein Bruder.“ Diese Aussage veranlaßte ‚Harry’ zu einem verwunderten Blinzeln, woraufhin Harry sich veranlaßt sah, nun seinen Teil der Überraschungen preiszugeben. Er begann damit, ‚Harry’ davon zu berichten, daß Ron Slytherinblut in sich trug, was sein Ebenbild mit großen Augen aufnahm und zu mehr als nur einer Frage zur näheren Erklärung veranlaßte. Als ‚Harry’ wissen wollte, wie Ron diese unvermutete Wendung in seiner Ahnenreihe aufgenommen hatte, konnte Harry ein sarkastisches Schnauben nicht ganz unterdrücken und meinte: „Nun, auf jeden Fall besser als ich erwartet hätte. Ich hatte jedenfalls nicht damit gerechnet, daß er ganz ruhig bleiben würde, sondern eher daß...“ ‚Harry’ zog eine Grimasse, als er verstand, doch seine grünen Augen funkelten belustigt. „..er eine bilderbuchmäßige Szene veranstalten würde?“, vervollständigte er den Satz seines Ebenbildes humorvoll. Harry neigte den Kopf und sagte: „Ich wollte eigentlich Temper tantrum sagen, aber ‚Szene’ trifft es wohl auch.“ Mit bei der Erinnerung noch immer leicht verwundert blickenden Augen, fuhr der junge Gryffindor fort: „Auch wenn Ron seine Reaktion durch das Geheimnis seiner Mutter um ihre Seite der Familie zu erklären wußte, bin ich offen gestanden noch immer etwas geschockt, Ron so cool und vernünftig bei diesem Thema zu erleben. Mein Ron wird jedoch sicher nicht genauso lässig auf seine entfernte Verwandtschaft mit Salazar reagieren wie deiner, das kann ich dir schwören – Ron reagiert allergisch auf alles, was mit Slytherins zu tun hat...“ Harrys Stimme verklang und seine smaragdgrünen Augen verdunkelten sich nachdenklich und auch ein wenig traurig in Erwartung des Augenblicks, in dem er dem Rothaarigen in seiner Welt von dieser Tatsache berichten würde. Wie er schon am Vortag zu Draco gesagt hatte, hoffte Harry, daß sein bester Freund nicht ausgerechnet gerade in jenem Moment seine Feuermagie entdecken würde...das könnte sonst unangenehm werden. „Hab’ ein wenig Vertrauen, Harry“, ertönte die Stimme seines Doppelgängers in Harrys Gedanken hinein. „Ron mag ein wirklich hitziges Temperament haben – glaub mir, ich habe es in den letzten Jahren oft genug miterlebt – aber eines weiß ich ganz sicher: er würde mir niemals willentlich wehtun. Und auch wenn deine Welt viel gefährlicher ist und in vieler Hinsicht vollkommen anders als die meine, so bin ich doch der Ansicht, daß das, was einen Menschen ausmacht, in jeder von diesen parallelen Welten gleich ist. Daher wird auch dein Ron zwar zuerst sicher ungläubig und vielleicht auch wütend reagieren, dennoch aber nicht dir die Schuld an diesem Teil seiner Ahnenreihe geben.“ „Ich hoffe es“, seufzte Harry auf, doch dann lächelte er versonnen. „Jedenfalls hat mir die Reaktion von Ron erneut bewiesen, wie verschieden unsere Welten sind. Sie sind wie ein genaues Gegenteil von einander – fehlt also eigentlich nur noch, daß Draco das Blut von Godric in sich trägt, um die verdrehte Welt perfekt zu machen.“ Eigentlich hatte Harry den letzten Satz nur als Spaß gemeint, doch als sein Gegenüber still blieb und nur langsam eine Augenbraue hob, wurde der schwarzhaarige Gryffindor leicht bleich. Smaragdgrüne Augen weiteten sich und Harry entwich ein entgeistertes: „Sag jetzt nicht, daß Draco mit Gryffindor verwandt ist!“ ‚Harry’ blinzelte angesichts dieser Reaktion, bevor er den Kopf schüttelte und meinte: „Nein, nein. Langsam. Immer mit der Ruhe.“ Harry für einen Augenblick stillschweigend musternd, seufzte ‚Harry’ schließlich leicht entnervt auf. „Mann, hat dich denn in deiner Welt keiner über die Beziehungen deiner Familie zu den Blacks aufgeklärt? Haben Sie dir überhaupt irgendwas erzählt?“ Harry grollte vor sich hin, doch wollte er irritiert von dem scheinbaren Themenwechsel wissen: „Wieso kommst du jetzt auf Sirius? Was haben die Blacks mit...“ An dieser Stelle verstummte Harry, denn er erinnerte sich daran, daß Narzissa Malfoy eine geborene Black war. Dracos Mutter war Sirius’ Cousine, auch wenn die Beiden in Harrys Welt nicht gerade eine familiäre Bindung miteinander gepflegt hatten. „Ich sehe schon, daß du anfängst, eigene Schlüsse zu ziehen“, nickte ‚Harry’ bestätigend, als er den nachdenklichen Ausdruck in den Zügen seines Ebenbildes sah. „Draco hat zwar nicht das Blut von Godric Gryffindor in sich, doch die Blutlinie der Blacks ist trotzdem mit der unsrigen verbunden.“ Der neugierige Ausdruck in Harrys Augen ließ den schwarzhaarigen junge Mann mit seiner Erläuterung fortfahren; vorher wollte er jedoch noch wissen: „Sind Dad und Sirius in deiner Welt auch beste Freunde gewesen?“ Harry nickte heftig, während ein Lächeln über seine Züge flog, als er sich an die vielen Geschichten erinnerte, die Sirius und Remus ihm von ihrer gemeinsamen Schulzeit mit James Potter erzählt hatten. Remus hatte einst zu ihm gesagt, James und Sirius wären unzertrennlich gewesen; wie Brüder. „Dann weißt du auch, daß sie füreinander buchstäblich durchs Feuer gegangen wären“, führte ‚Harry’ weiter aus. Auf ein weiteres, dieses Mal ernsteres Nicken seines Gegenübers, dessen Augen jedoch ziemlich deutlich fragten, worauf er hinauswollte, meinte ‚Harry’ erklärend: „Dieses Band zwischen ihnen hatte auch einen geschichtlichen Grund – die Blacks sind schon seit Gryffindors Zeiten enge Verbündete unseres Clans gewesen.“ „Clan?“, wiederholte Harry irritiert. Dieses Mal war es Azhura, die eine Erläuterung lieferte. {Die Zeit, in welcher mein Meister und seine Familie lebten, waren sehr gefährlich, Harry. Auch mächtige Zauberer und Hexen suchten daher den Schutz von Bündnissen untereinander. So entstanden oftmals generationenlange Loyalitäten. Auch Sir Godric hatte viele Freunde und Verbündete, die loyal zu ihm standen – ob nun durch eine Lebensschuld oder durch ein Bündnis. Die Familie derer von Gryffindor war schon lange vor Sir Godric bekannt für ihre ausgezeichneten Kämpfer und ihre starken offensiven magischen Fähigkeiten, was leider nicht nur zu ihrem Vorteil war, da es Neid und Mißgunst unter den weniger Begabten schürte.} Harry hatte seiner magischen Freundin aufmerksam gelauscht, doch nun runzelte er die Stirn und fragte nach: „Ihr meint also, Godric wäre eine Art Kriegsherr gewesen, der eine eigene ‚Armee’ besaß?“ ‚Harry’ blinzelte mehrmals angesichts dieser Zusammenfassung, doch dann schüttelte er abwehrend den Kopf. „Nein, Harry. So würde ich es nicht ausdrücken. ‚Kriegsherr’ impliziert, daß Gryffindor mit Waffengewalt Macht und Geltung suchte...was nicht ferner von der Wahrheit sein könnte. Wenn du schon einen Vergleich anführen willst, dann nimm den des Lords, dem aufgrund von Verträgen oder Ähnlichem Krieger und Zauberer im Fall eines drohenden Überfalls auf seine Ländereien zur Seite stehen. Die Familie der Blacks war eine solche Gruppe, auch wenn ihre Loyalität dem Gryffindor-Clan gegenüber tiefer ging als die vieler anderer Familien. Laß dir die gesamte Geschichte bei Gelegenheit mal von Pa erzählen, sie ist wirklich sehr interessant." "Um es kurz zu machen, jetzt nur soviel: Godric Gryffindors Großvater hatte in einem der Clan-Kämpfe verhindern können, daß mehrere Mitglieder der Black-Familie ihr Leben einbüßten, worauf das damalige Oberhaupt der Familie dem Clan der Gryffindor dafür Treue schwor. Und zwar nicht nur in dem Sinne, daß die Blacks bei feindseligen Übergriffen den Gryffindor helfen würden...er ging einen Schritt weiter und band mit einem magischen Schwur die Treue seiner Familie. Damit starb dieser Eid nicht mit dem Oberhaupt, welcher den Schwur geleistet hatte, sondern wurde von Generation zu Generation weitergegeben...bis zum heutigen Tag. Die Familie Black wurde in den Clan der Gryffindor aufgenommen und vielfach als exzellente Schwertmeister gerühmt – es ist zu einem großen Teil auch ihnen zu verdanken gewesen, daß der Gryffindor-Clan schon immer sehr viel Einfluß und Macht besaß...selbst bevor Godric mit Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin Hogwarths gründete." "Was ich jedoch mit all dem sagen wollte“, kam ‚Harry’ wieder zum Ausgangspunkt seiner Erzählung zurück, „ist die Tatsache, daß magische Schwüre solange Bestand haben, wie es Mitglieder beider Familien gibt. Daher erhält die Familie Black den Treueschwur gegenüber den Erben der Gryffindor-Blutlinie auch nach über einem Jahrtausend noch aufrecht. Verstehst du, Harry? Sirius war nicht nur Dads bester Freund, sondern auch sein treuer Beschützer. Eine Art Waffenbruder. Es hat ihn daher doppelt hart getroffen, als meine – unsere – Eltern starben und er es nicht verhindern konnte. Pa nimmt diesen jahrhundertealten Eid sehr ernst. Professor Dumbledore sagte mir einst, daß er vor sechzehn Jahren geschworen hat, an mir wiedergutzumachen, was er glaubt an Dad versäumt zu haben. Er war mir dadurch stets nicht nur ein liebevoller Vater...sondern vielmehr gleichzeitig auch Freund, Lehrer und immerwährender Beschützer. Manchmal sogar auf Kosten seines eigenen Wohls.“ Bei diesen Worten dimmten ‚Harrys’ Augen und es wurde ersichtlich, daß er an eine ganz bestimmte Situation zurückdachte. Er zwang sich jedoch gleich wieder in die Gegenwart zurück und beendete seine Rede mit den Worten: „Und nicht nur Sirius folgt diesem Eid – auch Tante Cissa ist eine Black von Geburt und tut das Ihrige. Und durch sie hat auch Drake das Blut der Blacks, was ihn, als er von dem Schwur seines Vorfahren gegenüber dem Gryffindor-Clan erfuhr, mir gegenüber die gleiche Position gegenüber einnehmen ließ wie Sirius einst gegenüber James. Drake ist, seit ich denken kann, mein bester Freund und auch wenn ich es oftmals nicht gern gesehen habe, daß er sich meinetwegen in Gefahr begab, so akzeptierte ich doch die Verantwortung, welche er als ein Black gegenüber einem Nachfahren Gryffindors übernahm. Seine überdurchschnittliche Begabung in Schutzzaubern, die er von Tante Cissa geerbt hat, war in solchen Fällen oft von Vorteil. Man kann also ruhig behaupten, daß, auch wenn Drake kein Gryffindor vom Blut her ist, er dennoch ein Mitglied des Clans der Gryffindor ist und damit zu meiner Familie gehört.“ Nachdem ‚Harry’ seine Erläuterung beendet hatte, lehnte er sich zurück und beobachtete schweigend, wie sein Zwilling diese Informationen zu verarbeiten suchte. Harry wirkte auf den anderen jungen Mann geschockt, verblüfft und vor allem sehr nachdenklich. Es dauerte eine geraume Weile, ehe sich Harry daher zu Wort meldete und meinte: „Das ist eine ziemliche Überraschung, muß ich sagen. Obwohl ich“, fügte der junge Gryffindor leicht sarkastisch hinzu, „mich ja inzwischen nach den letzten paar Tagen langsam daran gewöhnt haben müßte, daß wieder und wieder überraschende Wendungen und Neuigkeiten in meinem Leben passieren. Doch wiederum kann ich nur betonen, daß das, was du mir gerade erzählt hast, dazu paßt, daß unsere Welten vollkommen verschieden sind.“ Nach diesem Satz sah ‚Harry’ sein Ebenbild stirnrunzelnd an und wartete sichtlich auf eine Erläuterung dieser Worte, welche Harry auch bereitwillig lieferte. „Du hast gesagt, die Familie der Blacks ist den Erben der Gryffindor-Blutlinie durch einen jahrhundertealten Treueschwur verbunden“, meinte Harry und erntete ein energisches Nicken als Bestätigung, woraufhin er nunmehr selbst nachdenklich die Stirn runzelte. „Das heißt jedoch auch, daß jeglicher Angriff auf einen solchen Erben einen fatalen Bruch dieses Eides bedeuten würde – und in meiner Welt hat es von Seiten der Malfoys schon mehr als einen Versuch gegeben, mich umzubringen oder Voldemort auszuliefern...was im Endeffekt zu dem gleichen Ergebnis führen würde.“ ‚Harry’ war zusammengezuckt, als er sah, wie die Augen seines Doppelgängers bei der Erwähnung der Anschläge auf sein Leben von Seiten der Malfoy-Familie sichtlich an Glanz verloren – und er konnte nur zu deutlich nachempfinden, was gerade in seinem Gegenüber vor sich gehen mußte. Schließlich sprach Harry hier von den drei Menschen, welche er während der letzten Tage als warmherzig, hilfsbereit und freundlich kennen- und auch schon lieben gelernt hatte. Daher war es für ihn nun sicher doppelt schmerzhaft, an ihre Gegenstücke in seiner eigenen Realität zurückzudenken und die offensichtlichen Unterschiede in ihrem Verhalten ihm gegenüber zu vergleichen. Seine Hand in einer tröstenden Geste auf Harrys Arm legend, beugte sich ‚Harry’ vor und meinte leise: „Ich habe keine Ahnung, warum Onkel Lucius und Tante Cissa dir in deiner Welt nach dem Leben zu trachten scheinen, Harry. Das ist für mich durch die liebevolle Art und Weise, wie sie mir mein ganzes Leben lang begegnet sind, völlig unverständlich und kaum zu akzeptieren. Daß ein Mann wie Onkel Lucius sich mit einem Monster wie Voldemort zusammentut, ist auf so vielerlei Weise falsch...wenn ich es nicht von dir erfahren und einen Einblick in deine Realität erhalten hätte, würde ich es nicht glauben. Du mußt verstehen, daß Onkel Lucius ein Mann mit Grundsätzen ist...Grundsätze, die er mit seinem Leben verteidigen würde. Neben Dad, Pa und Onkel Remus war er derjenige, der mir am meisten geholfen hat, mich erfolgreich auf meine ‚große Schlacht’ mit Voldemort vorzubereiten. Seine Kenntnisse über Alte Magie und wie man diese einsetzen kann waren von unschätzbarem Wert für mich; genauso wie beispielsweise Dads fundiertes Wissen über Okklumentik oder das Schwertkampf-Training, welches Pa mit mir durchführte. Jedes Mitglied meiner Familie hat mir auf die eine oder andere Weise bei meinem Schicksal zur Seite gestanden und auf diese Weise ist es mir auch gelungen, Voldemort zu besiegen. Ihre Liebe und ihre Unterstützung haben mich stark gemacht, Harry. Es war Moms Liebe, welche mich als Baby vor diesem Monster bewahrte – und vor 9 Monaten war es die Stärke und Hoffnung meiner Freunde und Familie, welche mich befähigte, ihn zu besiegen.“ ‚Harry’ seufzte auf und fuhr sich abwesend durch die schwarzen Haare. „Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es sein würde, dieses Geschenk ihrer Unterstützung und Liebe zu verlieren oder schlimmer noch, nie erfahren zu haben, wie wundervoll es sich anfühlt. Ich bin egoistisch genug, daß ich diese Emotionen mein Leben lang von ihnen erhalten will.“ Harry lächelte melancholisch. „Ich verstehe dich. Und ich denke nicht, daß dies Egoismus ist. Im Gegensatz zu dir hatte ich bis vor fünf Jahren, als ich Hogwarths das erste Mal betrat, niemanden, der mich so uneingeschränkt liebte – ja nicht einmal jemanden, der mich mochte. Meine sogenannte Familie haßt mich und gab mir bei jeder Gelegenheit zu verstehen, wie abnormal und merkwürdig ich sei. Ich glaubte ihnen, da ich es nicht anders kannte – doch als ich nach Hogwarths kam und dort erstmals Freunde fand, merkte ich rasch, daß der Haß der Dursleys auf mich im Prinzip nur eine Mischung aus Engstirnigkeit, Mißgunst und Egomanie ist. Man kann es fast mit Voldemorts Haß vergleichen, denn auch er wurde zu dem, was er jetzt ist aus Neid und Selbstverherrlichung." "Auch wenn“, schränkte Harry mit einem tiefen Seufzer ein, „dies nur ein Teil von seinem kranken Geist ist...da spielt noch so viel mehr mit hinein, daß mir schon ganz schwindlig wird, wenn ich nur daran denke.“ Harry massierte sich leicht die Schläfen, um die Kopfschmerzen zu vertreiben, welche die trüben Erinnerungen an Voldemort und die Dursleys hervorgerufen hatten und sank dabei tiefer in seinen Sessel. „Was ich jedoch eigentlich ausdrücken wollte, ist die Tatsache, daß ich nie so ganz verstanden habe, warum mir die Malfoys von Anfang an so feindlich gegenüberstanden. Gut, Draco war beleidigt, daß ich in unserem ersten Schuljahr seine Freundschaft ausschlug... und danach wurden wir beide in die Häuser-Rivalitäten hineingezogen. Jedoch erklärt dies nicht, warum Mr. Malfoy es von Anfang an regelrecht auf mich abgesehen hatte. Er ist in seiner Haltung und seinen Handlungen mir gegenüber fast genauso schlimm wie Voldemort selbst. Bei jedem Zusammentreffen zwischen Voldemort und mir war er dabei oder hatte zumindest die Hände mit im Spiel...und auch Mrs. Malfoy scheint mir nicht gerade wohlgesonnen, auch wenn sie bis jetzt noch nicht aktiv gegen mich vorgegangen ist. Das überläßt sie wohl eher ihrem Mann. Doch wenn die Blacks eigentlich Verbündete der Gryffindors sind, warum verhalten sich die Malfoys in meiner Realität dann genau gegenteilig?“ Diese Frage konnte ihm auch ‚Harry’ nicht beantworten, obwohl er die Möglichkeit in den Raum stellte, daß sie nichts von dem Treueeid der Blacks wußten. Schließlich hatte Harry bis zum heutigen Tag auch keine Ahnung davon gehabt, ebenso wie er darüber im Unklaren gewesen war, daß Godric Gryffindor zu seinen Vorfahren zählte. Es war also gut möglich, daß auch Narzissa Malfoy nichts von dem Schwur ihres Ahnherren wußte...und damit auch Draco und Lucius Malfoy nicht. Obwohl sich Harry nicht vorstellen konnte, daß das Wissen um diesen uralten Eid Malfoy senior von seinem Handeln abhalten würde. Doch diese Meinung äußerte er nicht laut, denn er spürte, daß dies ‚Harry’ nur verletzen würde, welcher in dem Lucius Malfoy dieser Welt einen liebevollen Patenonkel gefunden hatte. Es war für seinen Zwilling sicher schwer, sich diesen freundlichen Mann als einen der engsten Verbündeten Voldemorts vorzustellen und zu hören, daß Harry in seiner Welt sogar von ihm mit dem Tode bedroht worden war. Daher war es nun wirklich nicht nötig, ‚Harry’ auch noch zu erzählen, daß Harry so seine Zweifel daran hatte, daß Malfoy senior aufgrund des Wissens über einen uralten Schwur der Familie seiner Frau urplötzlich die Seiten wechseln und Harry vor Voldemort beschützen würde. Schweigen herrschte eine geraume Weile zwischen den beiden jungen Männern vor, als die Zwei jeweils ihren eigenen Gedanken nachhingen. Schließlich brach Harry jedoch die Stille erneut, da er seinem Ebenbild noch den Rest der Überraschungen der letzten Tage – und damit auch von den Fähigkeiten, die eine nach der anderen aus der Versenkung aufgetaucht waren – erzählen wollte. Daran war ‚Harry’ natürlich sehr interessiert und lauschte mit wachsender Verblüffung dem Bericht des schwarzhaarigen Gryffindors. Harry erzählte, wie er zum ersten Mal Kenntnis von seiner Tele-Emphatie erhielt, als er Midnight traf und plötzlich mit diesem gedanklich kommunizieren konnte. Von den folgenden Erlebnissen mit Fawkes, der ihn darin bekräftigte, daß Parsel nicht die einzige nichtmenschliche Sprache war, welche er verstand und selber sprechen konnte. Wie seine drei Freunde und er die Fallen auf dem Weg zu den Gemächern der Gründer überwanden und schließlich mit diesen zusammentrafen. Harrys Beschreibung von Shal entlockte seinem Gegenüber wiederum erstaunte Ausrufe, doch verstand ‚Harry’ nun auch die Anspielung des jungen Mannes darauf, daß sie nicht nur Zwillinge, sondern Drillinge wären. Je weiter sich Harry berichtend durch die letzten Tage zur Gegenwart vorarbeitete, desto stiller wurde sein Gegenstück, hing jedoch sichtlich gebannt an seinen Lippen. Als Harry schließlich beim vorherigen Tag angelangt war und dabei den Magie-Analyzer erwähnte, welcher seine Fähigkeiten auflistete, beugte sich ‚Harry’ neugierig vor, da er durch die vorhergehenden Erzählungen ahnte, daß er nun von Talenten Kenntnis erhalten würde, von denen auch er noch nichts wußte. Und so war es dann auch. Selbst ‚Harry’, der von klein auf von seiner besonderen magischen Begabung gewußt hatte, war sichtlich sprachlos darüber, was Harry und er alles konnten. Wenn sie diese Gaben denn trainiert hatten. Der schwarzhaarige Gryffindor lehnte sich kraftlos in die Polster zurück und blieb still, als Harry, welcher sich fast heiser geredet hatte, schließlich zum Ende gelangt war. Die smaragdgrünen Augen nachdenklich auf einen Punkt im Nirgendwo gerichtet, schwieg ‚Harry’ so lange, daß es Harry schon fast unheimlich wurde. Er wollte seinem Zwilling jedoch die nötige Zeit geben, die Neuigkeiten, welche während der letzten Stunden auf ihn eingeströmt waren, wenigstens ansatzweise zu verkraften. Schließlich kehrte ‚Harry’ in die Gegenwart zurück und richtete seinen Blick auf Harry. „Das war ja ein ganz schöner Sack an Neuigkeiten, Harry“, entwich es ihm, noch immer etwas angeschlagen von der Fülle der Veränderungen, welche sich damit auch in seinem Leben und Denken ergaben. „Von einigen der magischen Fähigkeiten wußte ich schon länger. So bin ich zum Beispiel schon ein Animagus, was du aber im Zusammenhang mit den besonderen Fähigkeiten von Ron, Drake und ’Mine schon erfahren haben dürftest. Meine Adlerform ist fantastisch; es ist immer wieder ein so befreiendes Gefühl, wenn ich durch die Luft schweben kann. Selbst Quidditch kann damit nicht mithalten.“ Angesichts dieser Aussage hob Harry eine Augenbraue, denn er konnte sich kaum etwas vorstellen, was sich besser anfühlen mochte, als auf seinem Feuerblitz dahinzusausen. Doch ‚Harry’, welcher den zweifelnden Blick gesehen hatte, fügte nur hinzu: „Glaub mir einfach. Wenn Pa dir erst beigebracht hat, wie du dich verwandeln kannst und du dann das erste Mal als Adler geflogen bist, wirst du mich verstehen, das verspreche ich dir. Es ist ein unglaubliches Gefühl.“ „Ok“, nickte Harry nachgiebig zu diesem Versprechen. „Was war dir noch schon an den Fähigkeiten bekannt, die der Analyzer auflistete?“, wollte er dann wissen. „Laß mich überlegen“, murmelte ‚Harry’ und dachte zurück an die anderen Gaben, die Harry und er laut dem magischen Gerät besaßen. „Am besten gehen wir die einzelnen Fähigkeiten durch und ich erzähle dir, was ich darüber bereits weiß“, schlug er dann vor. Auf Harrys auffordernde Geste hin, fuhr er fort: „Ok, da wäre die Seelenmagie. Davon hatte ich echt keine Ahnung. Ist dir bewußt, wie rar es selbst in der Zaubererwelt ist, diesen Zweig der Magie nutzen zu können?“, wollte er aufgeregt wissen. „Weiße Magie in ihrer reinsten Form...’Mine hat Ron, Drake und mir mal ein Buch gezeigt, wo Magie wie diese als ultraschwer beschrieben wurde. Vor allem, da sie rein passiv zu gebrauchen ist und dadurch für Schwarzmagier nicht ist. Doch in Verbindung mit einem heilerischen Talent ist sie super – Seelenmagie kann, wenn ich mich richtig an Hermines damalige ‚Lehrstunde’ erinnere, nämlich Fähigkeiten wie Heilkunst verstärken. Und das hat doch was...wir könnten Heiler werden.“ ‚Harry’ runzelte kurz die Stirn und fügte an: „Ich überlege schon eine geraume Weile, was ich nun, da Voldemort besiegt ist, mit meinem weiteren Leben anfangen will. Heiler wäre eine nützliche Tätigkeit, meinst du nicht auch?“ Harry nickte, doch bevor er dazu kam, zu antworten, war Azhura zu vernehmen, welche bis zu diesem Zeitpunkt dem Gespräch der beiden jungen Männer gelauscht hatte. {Es würde meinen Meister sicher auch sehr glücklich stimmen, wenn du seine Arbeit weiterführen würdest.} ‚Harry’ blickte die smaragdgrüne Schlange leicht zweifelnd an. {Ich weiß nicht so recht, Azhura, ob ich als Zaubertrank-Meister geeignet bin. Obwohl Dad sich große Mühe gibt und ich auch in Zaubertränke nicht gerade unfähig bin, ist dieses Gebiet doch eher Drakes Leidenschaft. Wenn Dad und er zusammen im Zaubertrank-Labor sind, bringt sie nicht mal ein Erdbeben von dort weg, bevor der Trank fertig ist. Das ist nicht meine Welt. Dann schon eher, in Madame Pomfreys Fußstapfen treten – so oft wie ich in den vergangen Jahren in der Krankenstation war, wäre es doch passend, wenn ich sie weiterhin heimsuche. Nur nicht als Patient.} {Auch Meister Salazar war nicht nur ein Zaubertrank-Meister. Dies war nur der Teil seiner Begabungen, welcher durch die Geschichte weitervermittelt wurde. Er war auch heilerisch begabt. Dieser Teil eurer Talente dürfte auf ihn zurückgehen}, klärte Azhura die beiden jungen Männer auf. Diese blickten sich an und schließlich zuckte Harry leicht mit den Schultern. {Ich verstehe, was du sagen willst, Azhura. Doch wie ‚Harry’ eben schon sagte, ist das Zaubertrank-Brauen eher Dracos Domäne. Ich weiß nicht, ob ich später – sollte ich denn in meiner Welt den Kampf gegen Voldemort überleben – die Heilkunst als Beruf ausüben will, doch würde auch mich dabei der direkte Kontakt mit den Patienten am meisten interessieren. Auch die Empathie, welche richtig zu nutzen mich Remus lehren will, wäre dabei sicher hilfreich.} „Von diesem Teil unserer Begabungen wußte ich nichts“, gab ‚Harry’ zu, „auch wenn sie von Gryffindor stammt. Remus hat nie etwas davon verlauten lassen, daß er meint, ich könnte auf diesem Gebiet eine Begabung besitzen. Aber die Telepathie, da warte ich drauf, daß sie sich zeigt. Der Schulleiter meinte, die Magiebarrieren würden magische Talente erst zum richtigen Zeitpunkt freisetzen, daher mußte ich mich bis jetzt notgedrungen gedulden.“ „Das mit den Magiebarrieren finde ich sehr interessant“, stimmte Harry seinem Zwilling zu. „Der Schulleiter hat mir das Konzept ebenfalls erklärt, da er meint, durch meine unvermutete Dimensionsreise wären die meinen in Mitleidenschaft gezogen worden. Was wiederum dazu führte, daß all diese Begabungen, welche der Magie-Analyzer auflistete, in letzter Zeit eine nach der anderen zu Tage trat. Vielleicht bedeutet das jedoch auch für dich, daß du auf die eine oder andere dieser Fähigkeiten noch ein wenig länger warten mußt, bis sie auch bei dir auftreten.“ Bei dieser Neuigkeit machte ‚Harry’ ein etwas langes Gesicht, doch dann zuckte er die Schultern und meinte: „Wir werden sehen, Harry. Doch in meiner Welt ist ja auch die Dringlichkeit nicht mehr gegeben, diese coolen Talente so schnell wie möglich nutzen zu lernen wie bei dir. Du brauchst sie, um dich in deiner Welt gegen Voldemort durchsetzen zu können. Du solltest Dad und Pa bitten, dir einen Trainingsplan aufzustellen – mit ihrer Hilfe wirst du bestimmt rasch lernen, wie du diese Fähigkeiten richtig einsetzen kannst.“ Harry seufzte und sank noch ein wenig mehr in seinem Sessel zusammen. „Noch mehr Training“, grummelte er scheinbar entnervt vor sich hin, lächelte jedoch, als er ‚Harrys’ amüsiertes Lachen vernahm. „Ja, um das Training wirst du nicht herumkommen, Brüderchen“, stichelte ‚Harry’ gutmütig, bevor er wieder etwas ernster wurde und nachdenklich auflistete: „Remus wird dir mit der Empathie helfen und Pa mit dem Animagus. Letzterer ist auch ein wunderbarer Lehrer in der Waffenkunst, denn wie ich dir vorhin schon erzählte, sind die Blacks seit Jahrhunderten berühmt für ihre Schwertkampfkunst.“ Harry nickte nur schweigend und dachte an das Gefühl zurück, welches Asvandril in ihm ausgelöst hatte, als er es in der Hand hielt. Der schwarzhaarige Gryffindor glaubte nicht, daß er große Probleme dabei haben würde, Schwertkampf zu erlernen. Asvandrils Magie würde ihm dabei helfen, die Techniken umzusetzen, welche Sirius ihn lehren würde. “Die Nutzung der Elementmagie laß dir von Ron zeigen“, fuhr ‚Harry’ fort, „er ist schließlich ein wahrer Meister in seiner Feuermagie, daher wird er dir auch am besten von all unseren Freunden erklären können, wie du die Kontrolle über unser Element behältst. Und glaub mir“, fügte ‚Harry’ mit einer leichten Grimasse hinzu, „Kontrolle ist bei der Beherrschung von Windmagie das A und O. Übt am besten irgendwo draußen, wo du nicht so viel kaputtmachen kannst, wenn dir die Kontrolle entgleitet.“ „Du machst mir ja Hoffnung“, murmelte Harry angesichts dieser Warnung und schüttelte leicht belustigt den Kopf. „Vielleicht sollten wir den „Tagespropheten“ anrufen und für die nächste Zeit eine Sturmwarnung herausgeben lassen“, grinste er. ‚Harry’ erwiderte die Geste und nickte schelmisch. „Gar keine so schlechte Idee“, meinte er. „Ich hab’ einmal fast einen Orkan produziert, als Voldemort meine Familie angriff. Ich war in dem Moment so verdammt wütend, daß ich die Kontrolle über meine Windmagie nur schwer aufrechterhalten konnte. Danach hat Dad mich tagelang mentale Selbstbeherrschung trainieren lassen, bis er sicher war, daß etwas Ähnliches nicht wieder vorkommen würde.“ „Wow“, murmelte Harry beeindruckt. „Nun, mentale Schilde habe ich nötig, vor allem wegen der Empathie. Aber Sev will mich auch Okklumentik lehren, damit ich nicht mehr von Voldemorts Angriffen auf Muggel träume.“ Während sich seine Augen umschatteten, fügte Harry mit einem leichten Schaudern hinzu: „Ich habe keine guten Erfahrungen mit Okklumentik gemacht, vor allem, da in meiner Welt Professor Snape sich keine große Mühe gibt, mir diese Technik richtig beizubringen. Ich hoffe, Sev wird es gelingen, daß ich endlich Fortschritte mache, denn ich gebe ehrlich zu, daß mich diese Alpträume ziemlich fertig machen. Zusehen zu müssen und doch nicht eingreifen und helfen zu können...“ Harrys Stimme verklang und sein Ebenbild sah ihn mitfühlend an. „Ich weiß, was du empfindest“, sagte der junge Mann, „mir ging es nämlich nicht anders. Es war grauenhaft, diese Visionen zu haben und dabei zu wissen, daß ich die Dinge nicht ändern konnte, die in jenen Minuten geschahen. Dies war auch der Grund, daß ich Dad bat, mir Okklumentik beizubringen. Ich hoffte, damit diese Träume loszuwerden – was mir dann zum Glück auch gelang. Dad ist ein sehr guter Okklumens; bei ihm wirst du sicher bald solch gute Schilde aufbauen können, wie ich es inzwischen kann.“ Harry holte tief Luft, dann nickte er. „Ja, das hoffe ich sehr. Denn ich muß sagen, daß ich mich in den letzten Tagen daran gewöhnt habe, die Nächte ungestört und ohne von Alpträumen geplagt zu werden durchzuschlafen – und wenn ich in meine Welt zurückkehre, würde ich dies gern fortführen.“ Dann legte der junge Mann den Kopf leicht schief und fragte sein Gegenüber: „Doch du hast diese Alpträume als Visionen bezeichnet. Wußtest du, daß Mom Traumseherin war und daß der Schulleiter glaubt, dies wäre der Grund dafür, daß ich Einblick in Voldemorts ‚Aktivitäten’ habe?“ ‚Harry’ blinzelte irritiert, als er diese Frage vernahm. Dann nickte er langsam mit dem Kopf und erklärte: „Ich weiß, daß Moms Sehergabe Dad in seinem 5.Schuljahr davor bewahrt hat, sich auf Grund seiner Neugier vielleicht mehr als nur eine blutige Nase von Remus in seiner Werwolfform zu holen. Und da bis vor neun Monaten stets Voldemort im Fokus meiner Visionen stand, ist es ziemlich sicher, daß ich Moms Traumsehergabe geerbt habe. Jedoch habe ich mich kundig gemacht, daß man als Traumseher normalerweise – wie der Begriff es ja auch aussagt - nur in die Träume der betreffenden Person gelangen kann. Was wiederum bei meinen – und ich nehme an auch deinen - Visionen nicht der Fall war. Ich glaube, daß es mit der Fluchnarbe, die Voldemort uns als Baby verpaßte, zusammenhängt, daß wir manchmal – vielleicht, wenn es besonders dringend war - auch in wachem Zustand auf seinen nächsten Plan aufmerksam wurden. Und jetzt, wo ich auch von unserer Empathie weiß, nehme ich an, daß diese Gabe – wenn auch noch latent – der Grund dafür ist, daß ich während dieser Visionen die Schmerzen von Voldemorts Opfern stets genauso spüren konnte, als würde er den Crucio an mir ausprobieren.“ ‚Harry’ blickte auf und sah seinen Doppelgänger mit ernsten Augen an, als er meinte: „Du mußt diese Fähigkeiten unbedingt unter Kontrolle bekommen, Harry. Bis jetzt haben sie dir in manchen Fällen Schmerzen bereitet, doch wenn du sie erst gemeistert hast, können sie dir einen großen Vorteil gegenüber Voldemort geben. Die Visionen werden dir mit genug Übung vielleicht den Zeitpunkt verraten, an dem er dich zu dem letzten Duell fordern wird – damit wärest du vorgewarnt und könntest dich entsprechend vorbereiten. All die Fähigkeiten, die der Magie-Analyzer aufgeführt hat, sind auf die eine oder andere Weise sehr nützlich in deinem Kampf, also nutze sie auf die effektivste Weise, um dir den Sieg zu sichern und auch deiner Realität wieder Frieden zu bringen.“ „Ich werde mir Mühe geben“, versicherte Harry mit einem zutiefst entschlossenen Glanz in den smaragdgrünen Augen. Wenn ihm schon all diese Fähigkeiten in die Wiege gelegt worden waren, um ihm eine Chance zu geben, Voldemort endgültig zu besiegen, dann würde er auch alles dafür tun, jedes der Talente bis zur Neige auszuschöpfen und sie erfolgreich gegen seinen Gegner einzusetzen. Auch wenn dies für ihn in den nächsten Tagen hartes Training bedeuten würde, würde es am Ende jedoch das Überraschungsmoment bieten, welches ihm vielleicht den Sieg sichern würde. „Gut“, erwiderte ‚Harry’ zufrieden und betrachtete seinen Zwilling für ein paar Minuten eingehend. Er spürte Hochachtung für diesen jungen Mann, der ihm äußerlich wie ein Ei dem anderen glich und doch innerlich schon so viel reifer war als er selbst. Harry hatte ein viel härteres Leben geführt als er, wie ‚Harry’ während seiner Beobachtungen von Harrys Realität bemerkt hatte – und dennoch war viel Freundlichkeit und Wärme in dem anderen jungen Mann. ‚Harry’ war sich nicht sicher, ob er auch so lange durchgehalten hätte, wenn er wie Harry ohne eine Familie aufgewachsen wäre, die ihn zutiefst liebte und ihm jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stand. Es zeigte eine Charakterstärke, die sich sein Ebenbild wohl bitter erkämpft hatte – und die er wahrscheinlich noch brauchen würde, um im Endeffekt auch seine Wirklichkeit von Voldemort zu befreien. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)