Angel of Light I von abgemeldet (Another world) ================================================================================ Kapitel 16: Weitere Hindernisse auf dem Weg ------------------------------------------- Es dauerte nicht lange, da trafen die vier Freunde auf das nächste Hindernis auf ihrem Weg. Dieses Mal wurden sie glücklicherweise nicht angegriffen, obwohl Harry inzwischen gut auf eine derartige Möglichkeit vorbereitet gewesen wäre. Asvandril ruhte in seiner Hand, als hätte der Gryffindor die goldene Waffe schon hunderte Male so bei sich geführt und vermittelte ihm ein Gefühl von Sicherheit. Harrys Instinkte, welche beim Kampf gegen die Venusfliegenfalle erwacht waren, arbeiteten auf Hochtouren, um eine weitere Gefahr rechtzeitig erkennen und ihr begegnen zu können. Doch die Tür, die vor den Freunden erschien, als sie am Ende des Ganges ankamen, machte keinen gefährlichen Eindruck auf ihn. Ebenso wie er wirkten auch Hermine und Ron beruhigt, während Draco sich vorsichtig umschaute und dabei die Nische rechts neben ihnen bemerkte. Auf die Vertiefung in der Wand zutretend, sah der junge Slytherin, daß in die Nische ein kleiner Schrank eingebaut war, auf dessen Regalen verschiedenste Flaschen und Schüsseln mit Zaubertrank-Zutaten standen. "Hey, kommt mal hierher", rief Draco den drei Gryffindor zu, während er sich interessiert in die offerierten Zutaten vertiefte. Zaubertränke waren von jeher Dracos Spezialität und Leidenschaft. Nicht einmal Hermine konnte ihn in diesem Fach übertrumpfen. Daher war es kein Wunder, daß Dracos Interesse anhand der wie bunt zusammengewürfelt wirkenden Zutaten geweckt war. "Was hast du entdeckt?", wollte Ron wissen und schaute seinem blonden Freund über die Schulter. "Ach herjee", ließ sich der Rothaarige dann vernehmen. "Zaubertrank-Zutaten. Sag mir jetzt nicht, daß wir diesmal Zaubertränke mischen sollen." "Es sieht ganz danach aus. Warum sonst sollte es hier sonst einen Schrank mit Zutaten geben?", erwiderte Draco, während er anhand der Zutaten zu erraten versuchte, welchen Trank sie herstellen mußten, um das zweite Hindernis zu bewältigen. Harry hatte sich in der Zwischenzeit der mysteriösen Tür vorsichtig weiter genähert und untersuchte sie mit Hermines Unterstützung. Zuerst hatten die beiden Gryffindor es mit Öffnungszaubern versucht, obwohl sie sich eigentlich sicher waren, daß ein einfaches "Alohomora" nicht ausreichen würde, um diese Tür zu öffnen. Diese Ahnung bestätigte sich - auch, als die Jugendlichen zu stärkeren Zaubern übergingen. Daher ließen sie es vorerst bleiben, die Tür mit Zaubersprüchen öffnen zu wollen und untersuchten den Mechanismus, welcher diese zu verriegeln schien. Dieser Mechanismus entpuppte sich als ein ausgefallenes System an Riegeln, welche über dünne Röhrchen mit Schalen oder Glaskolben verbunden waren und in einem Schloß mündete. Über diesem Schloß hing ein quadratischer Kasten aus einem Harry unbekannten Material, während in manchen der Schalen buntes Pulver lag und auch einige der Glaskolben mit Substanzen verschiedenster Farben und Konsistenz gefüllt waren. Harry kamen einige dieser Pulver und Flüssigkeiten aus dem Zaubertrank-Unterricht vage bekannt vor, doch er hatte keine Ahnung, was diese ganze Apparatur zu bedeuten hatte. Die Anordnung der Kolben und Schalen erinnerte ihn entfernt an die Versuchsreihen, die er von Chemikern kannte, wenn bestimmte Neuentwicklungen getestet wurden. Doch wie würde ihnen das hier weiterhelfen? In diesem Moment tauchte Draco mit Ron im Schlepptau neben Harry auf und beugte sich interessiert über die Apparatur, welche die Tür verschlossen hielt. Silberblaue Augen verengten sich nachdenklich, als der Slytherin überlegte, welche der Zutaten in dem Schrank die richtigen sein würden. "Hast du eine Idee, was dieses Pulver hier ist?", riß ihn Hermines Stimme aus seinen Gedanken. Die Braunhaarige deutete auf ein gräulich-braunes Gemisch, welches in einer der ersten Schalen lag. Draco beugte sich näher an das Pulver heran und meinte dann langsam, während er die Stirn runzelte: "Das ist geriebenes Horn eines Bezoar, auch wenn ich es in der Form noch nie zuvor gesehen habe. Doch Onkel Severus hat es mir einmal in seinem Buch von "Alte Zaubertränke der Höheren Magie" gezeigt und gesagt, es wäre...oh", Draco verstummte mitten im Satz und nahm die ganze Apparatur mit neuerwachtem Interesse in Augenschein. "Ich glaube, jetzt weiß ich, wie wir dieses Hindernis überwältigen können...interessant... außerordentlich raffiniert", murmelte der Slytherin beeindruckt vor sich hin, während sich seine Augen von einem Gefäß zum anderen bewegten, welche alle durch dünne Röhren verbunden waren. Dabei prüfte er die in ihnen enthaltenen Zutaten und wanderte dann mit den Augen weiter zum nächsten Teil der komplizierten Apparatur. Ron stieß Harry leicht an und rollte die Augen, als er den faszinierten Ausdruck in den Zügen seines blondes Freundes wahrnahm. Harry erwiderte die Geste mit einem Schulterzucken und lächelte geduldig, bevor er Ron einen Wink gab, aus dem Weg zu gehen. Als Hermine von Draco eine halblaute Erläuterung dessen bekam, was der Slytherin herausgefunden hatte, gab sie einen zustimmenden Laut von sich und eilte dann auf den Schrank in der Nische zu. Sie wühlte eine Weile zwischen den Flaschen herum, bis sie die richtigen Zutaten gefunden hatte und schritt dann zurück an Dracos Seite. Harry und Ron hatten sich währenddessen ein wenig zurückgezogen, um nicht im Weg zu stehen. Die beiden Gryffindor hatten von Zaubertränken nicht viel Ahnung, was bei Harry jedoch vor allem daran lag, daß der Severus Snape seiner Realität ihm eine eventuelle Freude daran von der ersten Unterrichtsstunde an gründlich verdorben hatte. So warteten die beiden Freunde an einer Wand lehnend darauf, was die andere Hälfte ihres Quartetts fabrizieren würde. Harry hatte am Anfang noch versucht, der Unterhaltung der Zwei zu folgen und zu verstehen, was sie vorhatten, doch bei der Fachsimpelei von Draco und Hermine schwirrte ihm bald der Kopf. Daher beschränkte er sich wie Ron aufs Zusehen. Schließlich schienen die beiden Zaubertrank-Experten sich einig zu sein, wie sie die von ihnen ausgewählten Zutaten aus dem Schrank verwenden wollten und Hermine goß eine silberne Flüssigkeit aus einem kleinen Fläschchen auf das geriebene Bezoar-Horn. Währenddessen gab Draco etwas, das für Harry wie geschnittene Alraunenwurzel aussah, zu der Flüssigkeit in einem anderen Gefäß, sowie ein wenig blaues Pulver zu einer geleeartigen Substanz in einem dritten Glaskolben. Die Substanz färbte sich daraufhin jedoch nicht etwa Blau, sondern begann, einen tiefen Schwarzton anzunehmen und leicht zu rauchen. Sich einen zufriedenen Blick schenkend, traten Hermine und Draco dann zurück, um das Resultat ihrer Bemühungen zu beobachten. Auch Ron und Harry gesellten sich wieder zu den Beiden und gemeinsam sahen die vier Freunde, wie die Apparatur durch die von Hermine und Draco an verschiedenen Stellen hinzugefügten Zutaten auf einmal ein seltsam anmutendes Eigenleben entwickelte. Die Flüssigkeit, welche Hermine auf das Bezoar-Horn geschüttet hatte, ließ dieses sich darin auflösen, wodurch das neu entstandene Gemisch mit einem leisen Zischen in den gasförmigen Zustand überging und als grausilberne Wolke emporstieg. Diese Wolke füllte kurz darauf das Röhrchen aus und hing wie feiner silbern schimmernder Dunst über der Flüssigkeit im zweiten Gefäß. Je dichter der Dunst wurde, desto ungeduldiger schien Draco auf eine weitere Reaktion zu warten, denn der blonde junge Mann machte eine Bewegung, als wolle er näher an die Apparatur herantreten. Doch Harrys warnende Hand auf seiner Schulter hielt ihn zurück. Dies war auch gut so, denn Augenblicke später gab es einen Knall und das zweite Gefäß zersprang, als der grausilberne Dunst mit der Flüssigkeit darin in Kontakt trat. Die vier Gefährten zuckten instinktiv noch einen Schritt zurück, doch es geschah fürs Erste nichts für sie Gefährliches. Statt dessen verflüchtigte sich der silberne Dunst, nachdem ein Teil von ihm sich mit der Flüssigkeit zu einer zähen Masse verbunden hatte, die nun durch das zersprungene Glas auf den Riegel unterhalb des Gefäßes tropfte. Ein leises Zischen war zu hören, während sich vor den neugierigen Augen der vier Freunde die zähe Flüssigkeit durch den Riegel fraß. Nach ein paar Minuten angespannten Wartens war der Riegel förmlich durchgeätzt und brach in zwei Teile. Dadurch fiel eine der Hälften zu Boden, während der weiterhin mit der Apparatur verbundene Teil sich zu drehen begann und dadurch das Pulver, welches in einer Schüssel lag, in eine zweite, größere Schüssel gekippt wurde. Wieder gab es einen Knall, jedoch leiser als der erste, bevor es wieder still wurde. Draco runzelte die Stirn, als nichts weiter passierte und blickte Hermine fragend an. Diese betrachtete die zur Ruhe gekommene Apparatur ebenfalls nachdenklich, bevor es plötzlich in ihren Augen aufblitzte und sie auf den Schrank in der Nische zueilte. Die Gryffindor suchte für kurze Zeit nach der richtigen Zutat und eilte dann an ihren zuschauenden Freunden vorbei, um diese Zutat den zwei Pulvern hinzuzufügen. Dann blickte Hermine Ron bittend an und meinte: "Würdest du das Gemisch bitte leicht erhitzen, Ron? Aber wirklich nur leicht, das müßte völlig genügen, um die gewünschte Reaktion auszulösen", fügte sie mahnend hinzu. Ron schenkte ihr einen zweifelnden Blick, zuckte dann jedoch die Schultern und trat auf die Schale zu, um seine Hand darunter zu halten. Wenig später begann die Schale leicht zu glühen, als Ron sie mit seiner Elementmagie stetig erwärmte, bis Hermine ihn aufzuhören hieß. Harry und Draco waren ebenfalls hinzugetreten und der Slytherin nahm die Schale vorsichtig an sich, welche nunmehr ein teerartiges Gemisch enthielt. Den ,Teer' strich Draco dann mit einem Spatel auf den zweiten Riegel, welcher dadurch vor den Augen der Freunde wie im Zeitraffer Risse bekam und schließlich wie der erste Riegel zerbrach. Nun war nur noch der letzte Riegel übrig, an dem das mächtige Schloß hing und die Tür versiegelte. Hermine betrachtete kritisch die noch immer rauchende geleeartige Substanz, welche Draco am Anfang gemischt hatte und nickte zufrieden, als sie bemerkte, daß sich die Flüssigkeit im Glaskolben daneben aufgrund des schwarzen Rauchs in zwei Bestandteile zu trennen begann. Während sich ein dunkler Belag am Boden festsetzte, schwamm der andere Bestandteil wie eine Schicht aus Öl darüber. Diese Ölschicht goß Hermine in eine Schale, die Draco ihr hinhielt, bevor sie die feste Substanz auf dem Boden des Gefäßes einer eingehenden Musterung unterzog. Auch Draco blickte kritisch auf das Produkt ihrer Mischerei und konnte einen zufriedenen Ausdruck nicht verbergen. Hermine lächelte ebenfalls und griff nach dem inzwischen fest gewordenen Klumpen in der Schale. Sie trat mit energischen Schritten auf den merkwürdigen Kasten oberhalb des letzten Riegels zu und brach den Klumpen in ihrer Hand auseinander. Dann streute sie die einzelnen Bruchstücke möglichst gleichmäßig über die Oberseite des Kastens. Draco hatte währenddessen die letzte bis dahin ungenutzte Flüssigkeit, in die er zuvor die Alraunenwurzel getan hatte, an sich genommen und gesellte sich nun zu Hermine. Wiederum tauschten die Beiden einen bestätigenden Blick, bevor Hermine sich zu Ron und Harry zurückzog, welche ihr Tun verständnislos beobachtet hatten, jedoch still geblieben waren, um die Konzentration ihrer Freunde nicht zu stören. Der Slytherin goß nun gleichmäßig die mit Alraunenwurzel versetzte Flüssigkeit über die Klümpchen auf dem Kasten, bevor er sich hastig zu seinen Freunden zurückzog und zur Sicherheit diese noch weiter zum Zurückweichen veranlaßte. Harry musterte seine zwei Freunde argwöhnisch wegen ihres Verhaltens, wurde jedoch von einer Frage abgehalten, als es plötzlich mächtig krachte. In der Enge des Ganges hallte die Explosion doppelt so laut und die Freunde hielten sich etwas verspätet die Ohren zu, um sich vor dem Lärm zu schützen. Rauch vernebelte die Sicht für einige Momente, doch als sich der aufgewirbelte Staub legte, wurde klar, was die letzte Kombination an Zaubertrank-Zutaten bewirken sollte. Der seltsame Kasten war in mehrere Einzelteile zersprengt worden, wodurch ein großer Schlüssel freigegeben worden war, der nun glänzend am Boden lag. Während Ron Hermine und Draco wegen der von ihnen ausgelösten Explosion nur mit großen Augen musterte, schüttelte Harry leicht den Kopf. Sich an die Wand hinter sich lehnend, als brauche er einen Halt, murmelte er vor sich hin: "Oh Klasse. In was für eine Gesellschaft bin ich denn hier geraten? Ein Pyromane und zwei Amateuer-Bombenbauer ...halleluja, dann kann ja nichts mehr schiefgehen." "Bist ja nur neidisch, daß du nicht Krach machen durftest", neckte Draco den Gryffindor, welcher seinen Freund erst schweigend ansah und dann trocken erwiderte: "Als ob." "Kommt ihr dann, oder wartet ihr auf eine Extra-Einladung?", erklang Hermines Stimme, die inzwischen den Schlüssel aufgehoben hatte und diesen nun probehalber in das große Schloß steckte. Der Schlüssel paßte perfekt und ließ sich widerstandslos drehen, woraufhin sich das Schloß mit einem hörbaren Klick öffnete. Harry, Ron und Draco waren neben ihrer Gefährtin erschienen und Ersterer nahm das Schloß aus seiner Aufhängung, damit sie den letzten Riegel öffnen konnten. Als sie das taten, erglühte die Tür plötzlich in einem hellen Licht. Sofort alarmiert, wichen die vier Jugendlichen zurück, doch anstatt eines Angriffs löste sich die leuchtende Tür in den folgenden Sekunden einfach in Luft auf und gab ein weiteres Stückchen Gang frei. "Nun", ließ sich Ron vernehmen, als sich nach mehreren Minuten noch keiner der Vier gerührt hatte. "Was glaubt ihr, kommt hinter der nächsten Ecke? Zwei Aufgaben haben wir schon gelöst, doch ich bin sicher, das Beste kommt noch." "Optimist", seufzte Harry, bevor er energisch vor seine Freunde trat, um als Erster das nächste Stück den Gang hinunter zu gehen. "Laßt es uns einfach herausfinden. Desto eher haben wir es hinter uns", klang die Stimme des Schwarzhaarigen auf. "Da sprach der Realist", meinte Draco und eilte Harry hinterher, gefolgt vom Rest des Quartetts. Rasch schlossen Hermine und ihre zwei männlichen Freunde wieder zu Harry auf und gemeinsam versuchten sie herauszufinden, was nun als dritte Aufgabe im Dunkel des Ganges auf sich warten mochte. Doch es geschah eine ganze Weile gar nichts. Nach einem Weg, der den Jugendlichen anhand ihrer angespannten Nerven wie Kilometer erschien, in Wahrheit jedoch wohl nur wenigen Metern entsprach, weitete sich der Gang auf einmal zu einer großen Halle. Irritiert von der plötzlichen Weite nach dem engen, dunklen Gang blickten die Freunde sich um und sahen mehrere Türen vor sich, welche von verschiedenen Figuren bewacht wurden. Vor einer Tür, welche mit bordeauxrotem Samt bezogen war, hockte ein mächtiger Löwe, während eine große steinerne Schlange die smaragdgrüne Tür daneben bewachte. Eine dritte, Rot und Grün gehaltene Tür verteidigte ein Ritter in voller Rüstung, eine vierte in Gold und Silber eine Chimäre. Die zwei restlichen Türen hatten ein geflügeltes Wesen mit einem langen, gefährlich wirkenden Stab in der Hand sowie einen Zentaur als Wächter. "Wow", murmelte Draco leise, unwillkürlich ehrfürchtig, als ihm klarwurde, daß seine Freunde und er am Ziel ihrer Suche angekommen waren. Auch wenn er die Bedeutung der anderen steinernen Figuren nicht erraten konnte, so waren doch der Löwe und die Schlange vor den mit rotem beziehungsweise grünem Samt bezogenen Türen ein deutlicher Hinweis auf Godric Gryffindor und Salazar Slytherin. "Wow", echote Ron etwas lauter, jedoch nicht weniger ehrfürchtig. Auch Hermine und Harry fühlten die Andacht, endlich die Gemächer der zwei Gründer gefunden zu haben. Dabei vergaßen alle vier Jugendlichen für einen Augenblick, daß ihnen noch immer Gefahr drohen konnte. Doch zum Glück für sie achtete Fawkes, der sie noch immer begleitete und sie während der zwei vorhergehenden Prüfung beobachtet hatte, auf das Wohl seiner Schützlinge. Der Phönix wußte, sein jetziger Herr wäre sehr unglücklich, sollte einem der vier Freunde ein Unglück zustoßen. Daher stieß Fawkes im nächsten Moment ein warnendes Trillern aus, bevor er Harry auch gedanklich eine Mahnung zur Vorsicht sandte. Sei auf der Hut, Harry. Noch sind die Prüfungen nicht vorbei - eine letzte gilt es noch zu bestehen. Harry fuhr bei dieser Warnung aus seinen Gedanken auf und verspannte sich instinktiv in Erwartung der neuen Prüfung. "Freunde, seid wachsam!", gab er die Warnung auch an die drei anderen Jugendlichen weiter, welche ihn irritiert anschauten, da es doch überhaupt keine Anzeichen zu geben schien, daß ihnen noch Gefahr drohte. "Harry, wieso...", begann Ron zu fragen, wurde jedoch mitten im Satz unterbrochen, als auf einmal hinter ihm ein Knirschen zu hören war. Der rothaarige Gryffindor fuhr herum und wich dann schnell ein paar Schritte zurück. Er hatte ganz in der Nähe der von dem Ritter bewachten Tür gestanden, welcher urplötzlich aus seinem steinernen Schlaf zu erwachen begann. Und nicht nur er. Auch der Löwe hob den Kopf von den Pranken und neben diesem zeigte die riesige Schlange, welche Ähnlichkeit mit Azhura aufwies, ebenfalls Anzeichen von Bewegung. Im gleichen Augenblick knirschte es auch hinter Hermine, welche sich bei Rons Frage von der Tür abgewandt hatte, die sie gerade inspizierte. Es war die von dem geflügelten, fremden Wesen bewachte Tür - und dieses schüttelte sich in diesem Moment, so daß kleine Steine in alle Richtungen flogen wie bei einem Hund, der ins Wasser gesprungen war und nun die Nässe wieder loszuwerden versuchte. Mit einem erschrockenen Aufschrei wich auch die Gryffindor schnell zu Harry zurück, bei dem sich neben Ron auch Draco eingefunden hatte, welcher die nun gleichfalls lebendige Chimäre und den Zentaur mit abwehrbereit gezogenem Zauberstab fest im Auge behielt. Somit hatten sich die vier Freunde in der Mitte der Halle versammelt, was strategisch ziemlich ungünstig war, da sie dadurch von den zum Leben erwachten Steinfiguren eingekreist wurden, was die Situation für die Jugendlichen verschlimmerte. "Was jetzt?", fragte Draco ernst, während er gleichzeitig rund um sich und seine drei Gefährten vorerst ein Schutzschild errichtete, damit sie sich in relativer Sicherheit einen Plan zum Handeln ausdenken konnten. Harry, Ron und Hermine rückten, als sie den Schild sahen, näher an Draco heran, damit dieser seine Energie so wenig wie möglich schon vor einem - wie es leider aussah - unvermeidbaren Kampf aufbrauchte. Eng aneinandergedrängt, blickten die Jugendlichen auf die sie umgebenden Steinfiguren, welche drohend immer näher rückten. "Irgendwelche Vorschläge?", wollte Ron wissen. "Stein schmilzt bei sehr hohen Temperaturen", war Hermines erste Antwort. "Auch eine kombinierte Wasser-Feuer-Attacke dürfte Wirkung zeigen. Mein Element ist sicher auch einsetzbar, um eine der Steinfiguren zumindest zeitweise aus dem Verkehr ziehen zu können." "Die Schlange müßte ich durch Parsel in der Lage sein, zu beeinflussen - wenn vielleicht auch nicht endgültig", steuerte Harry bei. "Wir sollten strategisch vorgehen", fügte Draco seine Meinung hinzu. "Möglichst zu zweit, damit einer dem anderen den Rücken decken kann. Ich würde vorschlagen, daß Hermine und Ron zusammenarbeiten, da sie ein eingespieltes Team sind. Harry und ich managen sicher auch eine gute Teamarbeit, selbst wenn wir nicht so vertraut miteinander sind wie mein Harry und ich." "Ich bin einverstanden", nickte Harry und meinte dann noch: "Seid vorsichtig, damit ihr nicht in die Ecke gedrängt werdet oder getroffen werdet. Ich schlage vor, daß Draco und ich uns um die Schlange, den Ritter und das geflügelte Wesen kümmern. Damit blieben der Löwe, die Chimäre und der Zentaur für euch beide", sagte der junge Mann zu seinen beiden Hauskameraden. "Einverstanden?" "Einverstanden", bestätigten die beiden Gryffindor. "Viel Glück", wünschten sie sich dann gegenseitig, bevor sie abrupt vom Pläneschmieden in die Gegenwart zurückgerissen wurden, als ein Pfeil des Zentauren Dracos Schild traf. Damit war der Kampf eröffnet. Die Sorge um Ron und Hermine für den Augenblick zurückdrängend, um sich richtig konzentrieren zu können, duckte sich Harry in dem Moment, als Draco seinen Schutzschild erlöschen ließ, unter einem mit Schwung geführten Schwerthieb des Ritters hindurch und riß seinen blonden Freund mit sich zu Boden. Der Slytherin reagierte augenblicklich und rollte sich geschmeidig zur Seite weg, bevor er den Rest des Schwunges ausnutzte, um vor dem geflügelten Wesen wieder hochzukommen und dieses von Harry abzulenken. Der Gryffindor war nur Sekundenbruchteile nach Draco wieder auf den Beinen und fing mit einer Abwehrbewegung mit Asvandril den nächsten Schlag des Ritters ab, der ansonsten Draco in den Rücken getroffen hätte. So standen die beiden jungen Männer Rücken an Rücken und versuchten sich der überraschend wendigen Steinfiguren zu erwehren. Harry erkannte bald ein Muster in den Angriffen des Ritters und rief über die Schulter hinweg: "Draco, wenn ich jetzt sage, weich zur linken Seite aus." Ein zustimmender Laut hinter ihm bedeutete, daß der Slytherin ihn gehört hatte, daher wehrte Harry noch drei Schläge ab, wobei er laut für seinen Freund mitzählte, um diesen vorzubereiten. Dann, als er den nächsten Schlag des Ritters herannahen sah, rief er: "Jetzt!" und ließ sich im gleichen Moment zur linken Seite fallen, Asvandril an sich pressend, um es nicht zu verlieren, während er sich abrollte. Ein schauerliches Geräusch ließ ihn emporblicken und Harry wurde Zeuge, wie der Hieb des Ritters, welcher eigentlich für ihn oder Draco gedacht gewesen war, nun den Kontrahenten des Slytherins traf und die Steinfigur des Geflügelten in Stücke hackte. Kurz darauf gab es ein ähnliches Geräusch, doch der schwarzhaarige Gryffindor reagierte nicht darauf, sondern suchte mit seinem Blick nach Draco. Er wollte sicher sein, daß sein Freund nicht verletzt worden war. Doch als er den Blonden schließlich erblickte, stockte Harry für einen Moment der Atem, denn obwohl Draco dem Schwerthieb des Ritters entgangen war, hatte sich gleich ein neues Problem für ihn gefunden. Die große Schlange, welche vor ihrem Erwachen die smaragdgrüne Tür ganz in ihrer Nähe bewacht hatte, war gerade dabei, Draco zu umschlingen und damit wahrscheinlich zu Tode zu quetschen. Der Slytherin versuchte vergeblich, sich gegen seinen neuen Gegner zur Wehr zu setzen, doch der mächtige Leib der Schlange hatte ihn schon zum größten Teil handlungsunfähig gemacht. Es würde nicht mehr lange dauern, dann wäre Draco völlig im Würgegriff gefangen. Daher zögerte Harry keine Sekunde länger und eilte auf seinen Freund zu. Dabei rief er mit befehlendem Tonfall aus, unwillkürlich in Parsel verfallend: {Laß von meinem Freund ab!} Und die Schlange reagierte wirklich auf die Laute ihrer Sprache und hielt kurz in ihrem mörderischen Tun inne, um Harry aus steinernen und dennoch seltsam lebendig wirkenden Augen anzustarren. Es war ein unheimlicher Anblick. In dem Moment, in welchem Harry seinem Gegenüber fast in die Augen geblickt hätte, überlief ihn ein warnender Schauer und er sah rasch wieder weg. Die Schlange vor ihm hatte mehr Ähnlichkeit mit Azhura, als er auf den ersten Blick erwartet hatte - die ehemalige Steinfigur war ein Basilisk. Was eine gewisse Logik beinhaltete, bedachte man, daß vor der rotbezogenen Tür, welche höchstwahrscheinlich den Raum Godric Gryffindors verschloß, ein Löwe gesessen hatte. Daher war der Wächter der grünen Tür natürlich ein Basilisk, das Wappentier Salazar Slytherins. Harry überlegte fieberhaft, wie er sein recht umfangreiches Wissen über diese besondere Art von Schlangen zu seinem - und vor allem Dracos - Vorteil anwenden konnte, wobei er gleichzeitig krampfhaft den versteinernden Blick des Basilisken mied. "Draco, schau ihr nicht in die Augen, hörst du?", rief der Schwarzhaarige seinem sich noch immer heftig, aber vergeblich wehrenden Freund zu, welcher daraufhin erschrocken erstarrte. Der Slytherin verstand sofort die unausgesprochene Bedeutung der Warnung. "Verdammt", hörte Harry ihn halblaut ausrufen, bevor Draco seinen Kopf entschieden so drehte, daß er nur auf den mächtigen Leib der Schlange blickte, welche sich um ihn herumgewunden hatte und langsam aber sicher jeden Spielraum zur Gegenwehr raubte. Harry hingegen trat eilig näher an die Beiden heran, wobei er sich wünschte, schon den Zauber zu kennen, von dem Azhura ihm erzählt hatte, daß er gegen den Versteinerungsblick eines Basilisken half. Damit hätte er den Vorteil gehabt, daß er den Augenkontakt mit der Schlange vor sich nicht hätte scheuen müssen. Doch Tatsache war nun einmal, daß Harry einen anderen Weg finden mußte, Draco zu befreien - und zwar rasch, denn sein blonder Freund verzog gerade schmerzhaft das Gesicht, als ihm umbarmherzig die Luft abgepreßt wurde, je enger sich der Würgegriff um ihn herum wie ein Schraubstock zuzog. {Ich habe gesagt, laß meinen Freund los!}, wiederholte Harry aufgebracht. Der Kopf des Basilisken, welcher sich gerade erneut seinem Opfer zugewandt hatte, um sein Werk zu vollenden, ruckte wieder zu dem Schwarzhaarigen herum. {Wer bist du?}, zischte die Schlange, während sie unwillkürlich ihren Griff um Draco ein wenig lockerte und den Blick ihrer unheimlichen Augen wieder auf Harry richtete. {Ihr wagt es, die geschützten Bereiche zu betreten - ich werde nicht zulassen, daß ihr hier Unheil anrichtet! Ich werde euch aufhalten...} Die letzten Worte hatte der Basilisk mit für Harry deutlich heraushörbarer Überzeugung gesprochen und ihm lief es erneut kalt den Rücken herunter, als er sich an seinen Kampf gegen Azhuras Ebenbild in seiner Realität erinnerte. Schon damals war er nur dank der Hilfe von Fawkes, dem Schwert von Gryffindor und jeder Menge Glück dem Tod entgangen. Würde sein Glück auch einem zweiten Zusammentreffen standhalten? In dem Moment, wo er gerade versuchen wollte, um einen Kampf zu vermeiden sein Gegenüber mit Worten von seinem Recht zu überzeugen, hier zu sein und die Räumlichkeiten zu betreten, welche die Schlange bewachte, zog diese ihren mächtigen Leib auf einmal ruckartig enger um Draco zusammen. Ein leises Knacken war zu hören und der Blonde schrie schmerzerfüllt auf, als sein rechter Arm, der an seinen Körper gepreßt war, unter dem Druck brach. Dies wiederum ließ Harry jegliche Hoffnung auf eine friedliche Einigung mit der Wächterin von Slytherins Tür aufgeben. Seine smaragdgrünen Augen verengten sich zornig, als er den Schmerz im Gesicht seines Freundes sah und der Gryffindor ging zum Angriff über. Er war inzwischen bis auf wenige Schritte an den Basilisken herangekommen und nutzte den kurzen Moment der Abgelenktheit seines Gegners dazu, in den Rücken des Basilisken zu gelangen. Asvandril in die linke Hand nehmend, zog Harry seinen Zauberstab und sprach gerade einen Zauber aus, als die Schlange sich instinktiv bewegte, als hätte sie die Gefahr für sich gespürt. Der mächtige Kopf fuhr herum und stieß auf Harry herab, wohl mit der Intention, ihn zu beißen. Der Gryffindor wich gerade noch rechtzeitig aus, wobei er seinen zuvor ausgesprochenen Zauber an seinem Gegner vorbeizischen und in die Decke einschlagen sah, von der daraufhin kleine Steinchen in einer Wolke herabrieselten. Harry hatte jedoch kurz darauf keine Zeit mehr, sich derartigen Betrachtungen hinzugeben, denn der Basilisk konzentrierte sich nunmehr völlig auf ihn, da er anscheinend bemerkt hatte, daß der Schwarzhaarige die bedrohlichere Präsenz von den beiden jungen Männern war. Harry hingegen wich den Angriffen der steinernen Schlange kraftvoll und geschmeidig aus und dadurch, daß er dabei ständig den Standort wechselte, zwang der Gryffindor seinen Gegner dazu, Draco endlich freizugeben, um selber wieder beweglicher zu sein. Dies hatte der junge Mann mit seinen Aktionen bezweckt und seufzte erleichtert auf, als er sah, daß sein jüngerer Freund trotz seiner sicher schmerzhaften Verletzung seinen Zauberstab noch halten konnte und diesen nun mit einem entschlossenen Ausdruck im Gesicht auf den Basilisken richtete. Sich noch ein wenig aus dem Angriffsraum der Schlange zurückziehend, gab Harry Draco unbemerkt ein Zeichen, daß er nicht mehr länger zögern sollte. Daraufhin rief der Blonde einen Zauber, welchen Harry nicht verstand, dessen Wirkung aber kurz darauf sichtbar wurde, als ein Stück aus dem Körper des Basilisken weggesprengt wurde. Die angegriffene Schlange wollte sich mit einem ärgerlichen Zischen erneut ihrem vorherigen Opfer zuwenden, doch Harry begann nun, mit spottendem Tonfall auf Parsel auf den Basilisken einzureden. Dies war vielleicht nicht gerade die klügste Entscheidung für seine eigene Sicherheit, doch der Gryffindor wollte vermeiden, daß Draco noch weiter verletzt wurde. Außerdem, wenn sich der wachsende Zorn ihres Gegner auf Harry konzentrierte, dann war Draco sicher in der Lage, den Basilisken schließlich mit einem gut plazierten Angriffsfluch außer Gefecht zu setzen. So lange wollte Harry ihn beschäftigen. Und Draco schien instinktiv den Plan des Schwarzhaarigen zu kennen, denn er probierte in den nächsten paar Minuten verschiedene starke Angriffszauber aus, womit er zum Teil großen Schaden anrichtete - ihren steinernen Gegner jedoch leider nicht endgültig vernichten konnte. Harry wurde langsam müde, auch wenn es ihm weiterhin gelang, den Attacken der nunmehr äußerst gereizten Schlange zu entgehen. Als er sich gerade im letzten Moment zur Seite abrollte und Asvandril zum Schutz über seinen Körper erhoben hielt, blitzte die silberne Klinge im Licht der Halle auf. Und Harry kam ein Gedanke. Geschmeidig wieder auf die Füße kommend, spottete er in Parsel: {Du bist gar nicht so gefährlich, wie ich zuerst annahm. Wahrscheinlich könnte ich dir sogar in die Augen schauen, ohne daß etwas passieren würde. Lord Slytherin wäre sicher enttäuscht von dir...} {Wie kannst du es wagen, mich zu verhöhnen!}, zischte die Schlange wutentbrannt und richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. {Mein Blick wird dich vernichten!} {Große Worte}, entgegnete Harry scheinbar gelangweilt, während er sich bereitmachte, seinen neugefaßten Plan in die Tat umzusetzen. {Ich bleibe dabei, dein Blick ist keine Gefahr für mich - und ich werde es dir beweisen.} Nach diesen Worten tat er so, als hebe er den Blick zu der über ihm aufragenden Schlange, wobei er darauf zählte, daß er diese mit seinem Unglauben so wütend gemacht hatte, daß sie ihren Vernichtungsblick auf volle Stärke erhöht hatte. Harrys Augen glitten über den mächtigen Leib des Basilisken immer weiter empor, entlang des Maules, welches geöffnet war und die überaus giftigen Zähne zeigte. Dann näher und näher heran an die Stelle des Kopfes, wo die steinernen, so unheimlich wirkenden Augen saßen. Gleich würden sich ihre Blicke treffen... Im letzten Augenblick, bevor dies geschah, riß Harry in einer fließenden Bewegung Asvandril empor und hielt sich die Klinge vor die Augen. Von dem polierten Silber der scharfen Schneide, die im Licht glänzte, wurde der Blick des Basilisken zurückreflektiert und dessen erschrockenes Zischen brach abrupt ab, als die riesige Schlange von ihrem eigenen Angriff versteinert wurde. Ein Knacken und Knirschen war zu hören, als sie wieder zu einer reglosen Statue wurde. Harry ließ das mächtige Schwert wieder sinken und wechselte es dann erneut in die linke Hand, um seinen Zauberstab wieder hervorzuholen. Schwert und Zauberstab aneinanderlegend, sah er, wie das goldene Licht, welches Asvandrils magische Kraft verdeutlichte, durch seine Handlung stärker wurde und zu pulsieren begann. Seine eigene Magie auf die beiden Waffen konzentrierend, richtete der Gryffindor seinen Blick auf die Steinstatue vor sich und mit einem leise gesprochenen {Tut mir leid, aber du hast meinen Freund verletzt}, ließ er einen gebündelten Zauber auf die versteinerte Schlange los, die unter der Wucht der folgenden Explosion in tausende kleine Stücke zerplatzte. Durch die in der Luft hängende Staubwolke hindurch eilte Harry auf Draco zu, welcher ihn mit einer Mischung aus Bewunderung und Amüsement betrachtete, als der Gryffindor vor ihm in die Hocke ging. Der Slytherin hatte sich nach der Versteinerung der Schlange an eine Wand sinken lassen und hielt sich den gebrochenen Arm. Als er die Sorge in den smaragdgrünen Augen des Gryffindors sah, lächelte Draco jedoch aufmunternd und meinte: "Du paßt wirklich gut in unsere Gruppe, Harry - jetzt sind wir ein Pyromane, zwei Bombenbauer - und ein Sprengteufelchen." Bei dieser Ergänzung zu Harrys Bemerkung nach der Lösung der zweiten Aufgabe glitzerten Dracos silberblaue Augen voller Humor, woraufhin Harry versucht war, zu schmollen, ein antwortendes Grinsen jedoch nicht unterdrücken konnte. Dann erkundigte er sich nach der Schwere der Schmerzen, welche der blonde Slytherin erlitt, woraufhin Draco eine bezeichnende Grimasse schnitt. Im nächsten Moment landete Fawkes auf Harrys Schulter und neigte sich von dort aus zu Draco hinüber. Ich werde deinem Freund die Schmerzen nehmen. Er hat tapfer gekämpft und soll dafür belohnt werden. erklang Fawkes' mentale Stimme in Harrys Gedanken, bevor der rotgoldene Phönix auch schon silberne Tränen zu weinen begann. Während Draco noch überrascht aufkeuchte, griff Harry vorsichtig nach dem Arm des Jüngeren und hielt ihn behutsam fest, so daß Fawkes' Heilkraft seine volle Wirkung an dem gebrochenen Knochen entfalten konnte. Wenige Sekunden später war dieser wieder vollkommen heil und der Ausdruck in Dracos Gesicht zeigte Harry, daß der Slytherin auch keine Schmerzen mehr hatte. +Danke, Fawkes. Das war sehr freundlich von dir. Ich sehe meine Freunde nicht gern verletzt, doch ich weiß, daß deine Tränen eigentlich für schwerere Wunden gedacht sind.+ sandte Harry dem Phönix seine gedankliche Erleichterung und Dankbarkeit über die Heilung von Dracos Arm. +Das mag so sein, Harry. Doch der junge Slytherin hatte es verdient, da er gut auf dich geachtet hat während der Aufgaben, welche ihr zu bewältigen hattet. Deine Freunde sind klug und geschickt - doch vor allem treu, so wie Lady Helga es mochte. Sie wäre erfreut, daß der Nachfahre des Kindes, welches sie einst zur Welt brachte, sich mit Gefährten umgibt, welche die Tugenden ihres Hauses besitzen.+ +Ich bin auch sehr froh, daß ich solch wundervolle Freunde besitze. Obwohl ich zugebe, daß Draco zu diesen zu zählen, neu für mich ist.+ +Sei offen für Neues, ohne alte Erfahrungen zu verdrängen, junger Herr.+ +Du sollst mich nicht ,Herr' nennen, Fawkes!+ Harrys Worte waren ein mentales Grollen, woraufhin der Phönix mit einer Reihe von musikalischen Trillern von der Schulter des Gryffindors abhob, welche sich eindeutig nach dem Äquivalent eines Lachens anhörten. "Hahaha", murmelte Harry vor sich hin und verdrehte die Augen. Auf Dracos fragenden Blick hin schüttelte er nur abwehrend den Kopf und meinte: "Fawkes macht sich nur ein wenig lustig auf meine Kosten." Ein Schmunzeln erhellte Dracos Züge, verschwand jedoch abrupt wieder und machte Alarm Platz, als der Slytherin etwas hinter Harry entdeckte. Abrupt spürte der Schwarzhaarige das inzwischen vertraute Gefühl von Sicherheit, als sich Dracos Schutzschild um sie beide herumlegte. Als der Schild Sekunden später unter einem heftigen Schlag erzitterte, jedoch keinen Millimeter nachgab, hätte sich Harry am liebsten selbst geschlagen für seine Unvorsichtigkeit. Er hatte den Ritter ganz vergessen! Nun, dagegen konnte man etwas unternehmen. Und der Gryffindor hatte vor, dies sofort in die Tat umzusetzen. Schließlich war die letzte Prüfung erst dann endgültig bestanden, wenn seine Freunde und er alle sechs steinernen Wächter besiegt hatten. Und bei Draco und ihm war der Ritter als letzter noch übrig geblieben. "Laß mich das erledigen", murmelte Harry Draco zu, welcher zuerst widersprechen wollte, doch am Gesichtsausdruck des Älteren erkannte, daß Harry ihn nach der Attacke des Basilisken noch schonen wollte. Daher verdrehte der Slytherin die Augen und sagte: "Sei aber vorsichtig, ok?" Harry nickte, bevor er sich herumdrehte und wieder erhob - all dies noch unter dem Schutz von Dracos Schild, welcher die Attacken des Ritters auffing. Als der Blonde sah, daß sein Freund bereit war, ließ er den Verteidigungsschild jedoch erlöschen, um Harry die Gelegenheit zu geben, ihren letzten Gegner auszuschalten. Und in den nächsten Minuten entspann sich vor den Augen des Slytherins, welcher Harry aufmerksam im Auge behielt und jederzeit bereit war, ihn erneut durch seine besondere Gabe zu schützen, ein atemberaubender Kampf. Draco wußte zwar, daß sein Harry ein begnadeter Schwertkämpfer war - vor allem nach dem harten Training, welches er bei Sirius in Vorbereitung auf das letzte Duell mit Voldemort durchlaufen hatte. Doch auch diesem Harry schien die Fähigkeit zum Schwertkampf angeboren zu sein. Der Gryffindor zeigte, daß er ein wahrer Erbe des Gründers war, dessen Schwert er gerade so erfolgreich führte und damit gekonnt Attacken parierte, bevor er seinerseits angriff. Für eine geraume Weile maßen sich der steinerne Ritter und der schwarzhaarige junge Mann in einen ausgeglichen wirkenden Kampf, der hin- und herwogte. Währenddessen waren Hermine und Ron neben Draco aufgetaucht, nachdem es ihnen gelungen war, ihre drei Gegner auszuschalten. Hermine hatte eine leichte Verletzung am rechten Oberarm davongetragen, als sie einem Pfeil des Zentauren nicht schnell genug hatte ausweichen können. Als Reaktion darauf hatte Ron die Figur in einem Anfall seines ,feurigen' Temperaments förmlich zerschmolzen, so wütend war er über den Angriff auf seine Freundin gewesen. Danach war für das Gryffindor-Paar alles weitere ein Kinderspiel gewesen, da sie - wie Draco ganz richtig gesagt hatte - ein perfekt eingespieltes Team bildeten. Während Ron nämlich die Aufmerksamkeit der Chimäre auf sich zog und somit von Hermine ablenkte, hatte die Gryffindor die Zeit genutzt und im rechten Augenblick mit einem Angriffszauber das Steinwesen aus dem Verkehr gezogen. Als Ergebnis dessen war nur noch der Löwe von ihren ursprünglich drei Gegnern übrig geblieben. Obwohl es den beiden jungen Leuten leid tat, das Wappentier ihres Hauses unschädlich machen zu müssen, war ihnen doch gleichzeitig bewußt, daß es keine andere Lösung gab, wollten sie die Räume, welche von den Steinfiguren bewacht wurden, betreten. Daher hatte Hermine schließlich den Anfang gemacht und den Löwen mitten im Angriffssprung durch ihre Elementmagie mit Ranken gefesselt, welche sie urplötzlich aus dem Boden wachsen ließ. Ron hatte den Rest erledigt und die zum Leben erwachte Steinfigur mit dem gleichen Zauber, den seine Freundin zuvor bei der Chimäre angewendet hatte, vernichtet. Nun standen die beiden Gryffindor bei Draco und beobachteten wie dieser, wie Harry die letzte der Steinfiguren zu entwaffnen versuchte. Ihr Hausgefährte war geschickt mit dem Breitschwert seines Vorfahren, doch auch der steinerne Ritter zeigte außergewöhnliches Talent. Vor allem war er ziemlich flink, was man ihm gar nicht zutraute. Harry hatte sich schon mehr als einmal gerade noch rechtzeitig vor einem sicher schmerzhaften Hieb in Sicherheit bringen können. Hermine, Draco und Ron sahen sich für einen Augenblick schweigend an und fragten sich, ob sie Harry dabei behilflich sein sollten, diesen letzten Kampf zu entscheiden. Doch der Slytherin schüttelte auf Rons fragenden Blick schließlich den Kopf und lehnte sich wieder an die Wand hinter sich, um weiter zuzusehen. Der Schwarzhaarige, welcher gerade einen Schlag des Ritters parierte und sofort nachsetzte, war zwar nicht sein Harry, dennoch spürte Draco instinktiv, daß der Gryffindor in dieser Angelegenheit genauso wie sein Freund reagieren würde, wenn sie jetzt eingriffen - nämlich nicht erfreut. Harry legte viel Wert auf eine ehrenwerte Art des Kampfes - war es nun mit Zauberei oder wie gerade jetzt mit einem Schwert. Daher würde der junge Mann sicher ungehalten reagieren, würden seine drei Freunde ihre zahlenmäßige Übermacht dazu nutzen, den Ritter zu schlagen. Und vielleicht war dies auch als eine Prüfung geplant, die Harry ganz allein bestehen mußte, um Zugang zu den Räumlichkeiten von Lord Gryffindor und Lord Slytherin zu erhalten. Der Erbe der beiden Gründer mußte das letzte Hindernis mit eigener Kraft überwinden. Seufzend, Dracos schweigendes Zurücklehnen jedoch richtig interpretierend, legte Ron einen Arm um Hermine, welche sich daraufhin an ihn lehnte, Harry jedoch nicht aus den Augen ließ. Die Braunhaarige studierte die Art und Weise, wie der Gryffindor kämpfte. Rasch erkannte sie, daß dieser Harry lange nicht so viel Erfahrung im Schwertkampf besaß, wie sie es von seinem Gegenstück ihrer Welt gewohnt war. Vielmehr schien der Schwarzhaarige sich fast ausschließlich auf seine Instinkte zu verlassen - welche ihm jedoch bemerkenswerte Dienste leisteten. Hermine erkannte, daß der junge Mann im Duellieren ein Meister sein mußte und diese Fähigkeiten im Augenblick zu gutem Nutzen brachte, auch wenn ein Schwert als Waffe für den Schwarzhaarigen höchstwahrscheinlich ungewohnt war, da in Zaubererduellen normalerweise mit dem Zauberstab ,gekämpft' wurde. Die junge Frau registrierte im Laufe der nächsten Minuten jedoch, daß Harry langsam aber sicher die Überhand gewann, als sein Umgang mit Asvandril sicherer wurde und er die gesamte Kraft der magischen Waffe zu nutzen begann. Und als die smaragdgrünen Augen des Gryffindors dann plötzlich triumphierend aufblitzen - Sekunden, bevor er den entscheidenden Angriff begann - wußte nicht nur Hermine genau, was das Ergebnis dieser Attacke sein würde. Auch Draco und Ron wurden automatisch aufmerksamer, als sie das Ende des Schwertduells kommen sahen. Und die drei Freunde hatten auch Recht mit ihrer Annahme, denn Harrys Attacke durchbrach die Deckung des Ritters und trieb diesen durch die Wucht des Schlags taumelnd einen Schritt zurück. Harry nutzte die gestörte Balance der Steinfigur und brachte sie durch einen zweiten Angriff endgültig zu Fall. Asvandrils Spitze an die Kehle des Ritters setzend, dessen Gesicht angesichts der von Magie erleuchteten Klinge einen Ausdruck von Ehrfurcht zeigte, was selbst die steinerne Substanz der Figur nicht verbergen konnte, fragte Harry leicht keuchend von der Anstrengung des vorhergegangenen Gefechts: "Gibst du auf?" Der Blick des Ritters wanderte an der golden leuchtenden Schneide des Gryffindor-Schwertes empor zu Harrys Gesicht und der Wächter blickte dem Schwarzhaarigen einige endlos scheinende Sekunden lang tief in die smaragdgrünen Augen. Er schien nach etwas zu forschen, bevor er antwortete. Harry hielt dem suchenden Blick ohne zu Zögern stand und schließlich hob der Ritter seinen rechten Arm langsam empor, mit dem er noch immer sein eigenes Schwert umschlossen hielt. Unter dem wachsamen Augen des Gryffindors drehte die Steinfigur ihre Waffe so, daß er sie mit dem Griff voran Harry entgegenhalten konnte. "Ich wurde fair besiegt", sprach der Ritter dann das erste Mal. "Ihr habt die letzte der Prüfungen bestanden und Euch durch Euren Sieg über mich als würdiger Erbe erwiesen. Ihr habt nun das Recht, die geschützten Räume Eurer Ahnen zu betreten, mein Lord. Mögen die heiligen Mächte Euch gnädig sein." Mit diesen feierlich gesprochenen Worten reichte der Ritter Harry sein Schwert, welcher unwillkürlich danach griff. Als sich seine Hand um den Griff der steinernen Waffe schloß, war auf einmal ein melodisches Klingen zu hören, bevor sich sowohl der Ritter als auch sein Schwert in goldene Partikel auflösten und verschwanden. Ebenso erging es den Resten der fünf anderen ehemaligen Wächterfiguren, bevor es auf einmal ein Aufblitzen goldenen Lichtes gab, das die gesamte Halle durchflutete und die vier Jugendlichen geblendet die Augen schließen ließ. Als das Flimmern auf ihrer Netzhaut nachließ und Harry sowie seine drei Freunde ihre Augen wieder öffneten, entrang sich ihnen gleichzeitig ein erstaunter Laut. Der dunkle enge Gang, durch den sie gekommen waren, war verschwunden und hatte einem gut beleuchteten Korridor Platz gemacht, an dessen Wänden die verschiedensten Gemälde und wunderschöne Wandteppiche hingen, welche den Betrachter förmlich dazu einluden, sich in ihre Muster und die dargestellten Szenen zu vertiefen. Elegante, handwerklich kunstvoll gearbeitete Wandleuchter, welche in regelmäßigen Abständen an den Wänden angebracht waren, verbreiteten weiches Licht. Faszinierende Skulpturen säumten den Korridor auf beiden Seiten und stellten Geschöpfe dar, die manchmal der überbordenden Phantasie eines Künstlers entsprungen zu sein schienen. Andere Geschöpfe waren den vier Jugendlichen, die sich gerade sichtlich verblüfft ihre stark veränderte Umgebung ansahen, bekannt. So tauchten erneut Löwen-, Schlangen- und Ritterfiguren auf, doch auch jenes seltsame geflügelte Wesen, welches eine der Türen in der Halle bewacht hatte. Apropos die Wächterfiguren. Als Harry den Blick schließlich wieder von dem Gang abwandte, der sich ihnen nach dem Überwinden der letzten Prüfung nun in seiner wahren Pracht und Schönheit präsentierte, sah der Gryffindor, daß die sechs Wächter wieder ihren Platz neben den sechs Türen eingenommen hatten wie zuvor. Doch nun wirkten sie auf den Schwarzhaarigen anders als zuvor, obwohl er sich dieses Gefühl nicht recht erklären konnte. Doch er spürte, daß die Figuren nicht noch einmal zum Leben erwachen würden - sie hatten ihre Pflicht getan. "Nun", riß Dracos Stimme Harry aus seinen Überlegungen, "das war eindeutig eine sehr interessante Art und Weise, schließlich doch noch die Räume deiner Vorfahren zu finden. Herzlichen Glückwunsch zu deinem Sieg über den Ritter, Harry. Oder sollte ich besser sagen - Mein Lord?" Harrys rechte Hand, welche bis dahin Asvandril gesenkt an seiner Seite gehalten hatte, krampfte sich unwillkürlich um den Griff des Breitschwertes, als er die letzten Worte des Slytherins hörte. Er wußte, sein Freund wollte ihn nur necken, doch dieser Titel war dem Schwarzhaarigen einfach zuwider. Er erinnerte ihn zu sehr an Voldemorts ,Anspruch' auf eine Stellung, welche ihn über andere Menschen emporhob. Damit wollte Harry nichts zu tun haben. "Wenn du mir wirklich gratulieren willst, dann nenn' mich nie wieder Lord", brachte der Gryffindor heraus. Seine dunkle Stimme klang leise und scheinbar ruhig, doch das warnende Grollen darin war nicht zu überhören. Auch die Energiewelle, welche als Reaktion auf Harrys unausgesprochene Reaktion auf den Titel golden glänzend an Asvandrils Schneide entlanglief, warnte vor weiteren Äußerungen in dieser Richtung. Draco hob eine Augenbraue und seufzte dann lautlos. Dieses Gegenstück seines Harry war wirklich äußerst empfindlich, wenn es um Titel und die damit verbundene Macht ging - vor allem jedoch die Ansprüche, welche aus diesen Titeln abgeleitet werden konnten. Dem Slytherin war bewußt, warum Harry den Titel des Lords so weit von sich wies, auch wenn der Gryffindor seine Ahnen und seine daraus resultierenden Kräfte akzeptiert hatte. Doch durch Voldemort hatte der schwarzhaarige junge Mann die unangenehmste Form ungerechtfertigter Ansprüche erleben müssen und wollte wohl nun dadurch instinktiv vermeiden, in die gleiche Kategorie eingeteilt zu werden. Er würde noch lernen müssen, daß nicht jeder Mensch durch einen Titel so wurde wie Voldemort. Man sagte, daß Macht korrumpiert - doch nicht automatisch. Und Harry war der ideale Kandidat, mit seiner ihm vererbten großen magischen Macht richtig umzugehen, da er an eigenem Leib hatte erfahren müssen, welche Folgen eine falsche Nutzung haben konnte. "Es tut mir leid", flüsterte Draco, nachdem er mit wenigen Schritten an Harrys Seite geeilt war und diesem behutsam eine Hand auf den Arm legte. Den Schwarzhaarigen gerade in die tiefgrünen Augen schauend, fügte der Slytherin hinzu: "Ich wollte dich mit meinen Worten nicht verletzen oder verärgern, Harry. Doch eines Tages wirst du hoffentlich begreifen, daß ein Titel wie ,Lord' dich nicht automatisch böse werden läßt wie Voldemort. Merlin war ein Mann von hoher Geburt und sowohl Godric Gryffindor als auch Salazar Slytherin waren Lordschaften - keiner von ihnen jedoch deswegen böse. Nur, weil du dich aufgrund deiner Ahnenreihe ,Lord' nennen dürftest, heißt das nicht, daß sich dadurch automatisch deine inneren Werte verändern würden." An dieser Stelle legte Draco Harry seine Hand auf die Brust, wo das Herz des Gryffindors kräftig und gleichmäßig schlug und fuhr voller Ernst fort: "Du kannst dir deine Vorfahren nicht aussuchen - doch was du aus dem machst, was sie dir vererbt haben, bestimmst du ganz allein, Harry. Niemand sonst. Keine andere Person kann dich zu etwas machen, was du nicht sein willst. Und wenn dies schon keinem Menschen gelingt, wie sollte dich dann ein Titel ändern?" Harry blieb lange Zeit still nach diesen eindringlichen Worten und fragte sich erneut, wie der Draco dieser Welt so völlig anders sein konnte als der Draco Malfoy, welchen er aus seiner Realität kannte. Hier war der junge Slytherin frei von den verqueren Wertvorstellungen, die Harry an seinem Gegenstück so verachtete - dem Glauben, besser zu sein als jeder andere Mensch. Die Arroganz und Verachtung, welche der junge Malfoy als Nachkomme einer reichen, reinblütigen Zaubererfamilie in Harrys eigener Realität für nicht-reinblütige Zauberer und Hexen übrig hatte, widersprach all dem, was Harry für wirklich wichtig an einem Menschen hielt. Doch in dieser Welt fehlte Draco dieses Wertesystem und ließ ihn damit so viel menschlicher auf Harry wirken. Es war diese Unvoreingenommenheit, ging dem Gryffindor auf, welche ihn sich so sicher und unbeschwert in der Gegenwart des Blonden fühlen ließ. Es war der Grund dafür, daß er Draco so rasch als Freund akzeptiert hatte. Nach dieser stillen Feststellung entspannte sich Harry und legte dann seine Hand über die Dracos, welche noch immer über seinem Herzen ruhte. "Ich entschuldige mich ebenfalls, Draco", erwiderte der junge Mann dann, seine Stimme wieder so warm wie sonst auch. "Ich mag diesen Titel nicht, weil es sofort Erinnerungen an Voldemort in mir weckt. Doch du hast Recht, daß mich der Titel nicht automatisch böse machen würde. Mein Verstand weiß das so gut wie du, doch mein Herz", Harry seufzte tief auf und gab dann mit leiserer Stimme zu: "Mein Herz sperrt sich aufgrund der schlechten Erfahrungen, die ich bis jetzt gemacht habe - und ich habe schon immer eher meinen Gefühlen vertraut als meinem Kopf. Daher gib' mir bitte noch ein wenig Zeit, mich daran zu gewöhnen, daß ich Adlige als Vorfahren besitze, ok?" Draco lächelte nur und nickte, bevor er wieder zurücktrat. Dankbar erwiderte Harry das Lächeln, welches sich weiter erwärmte, als er seine zwei anderen Freunde sah, welche nun mit zufriedenen Gesichtern auf Draco und ihn zutraten. Hermine und Ron spürten, daß dieses Thema für Harry schwierig war, er jedoch willens war, sich Dracos kluge Worte zu Herzen zu nehmen. Dann knackte Ron unternehmungslustig seine Knöchel und meinte: "Wollen wir dann endlich sehen, wofür wir die ganzen Mühen auf uns genommen haben? Bitte sagt ja, sonst sterbe ich gleich vor Neugier", bettelte der Rothaarige, als seine drei Freunde nicht gleich antworteten. Sein gespieltes Jammern lockte ein Lächeln auf Harrys Züge, welcher Rons Versuch, ihr Gesprächsthema wieder auf ,ungefährliches' Terrain zu holen, durchaus bemerkte. Dann grinste der Schwarzhaarige völlig ungeniert und erwiderte: "Eigentlich könnte ich dich ja jetzt noch ein Weilchen schmoren lassen, doch zu deinem Glück", gab der junge Mann zu, "bin ich genauso neugierig wie du, was sich hinter den einzelnen Türen verbirgt. Daher sollten wir nicht länger warten." Ron nickte enthusiastisch und auch in Hermines braunen Augen glomm unübersehbar Aufregung vor der Enthüllung, was die Privatgemächer der zwei Gründer für neue Überraschungen für sie enthalten würden. Draco hingegen schritt wortlos zur Tat, indem er sich der mit grünem Samt bezogenen Tür näherte, neben welcher nun wieder der Basilisk Wache hielt. Nach einem argwöhnischen Blick auf die riesige Schlange wandte Draco den Kopf zu Harry und fragte: "Darf ich?" Der Gryffindor nickte zustimmend und strebte nun ebenfalls auf die Tür zu Slytherins Raum zu, denn er war bei diesem Gründer neugieriger als bei Gryffindor, wie seine Räume aussehen mochten. Hermine und Ron wandten sich hingegen der bordeauxroten Tür zu, welche der Löwe bewachte und blickten dann gespannt zu Harry und Draco. Wie auf ein geheimes Kommando hin legten Draco und Ron ihre Hände auf die kunstvoll verschnörkelten Initialen auf den beiden Türen, welche hier anscheinend als Ersatz für Griffe beziehungsweise Gemälde mit Paßwortfunktion fungierten. Doch zu ihrer großen Enttäuschung passierte überhaupt nichts und die Türen blieben weiterhin geschlossen. Ron blickte irritiert, Hermine nachdenklich und Harry runzelte die Stirn. Der Ritter hatte doch gesagt, sie hätten sich das Recht erworben, die Räume betreten zu dürfen! Dann hörte er, wie Draco hörbar die Luft ausstieß und dann grummelte: "Also wirklich, man kann die Sicherheitsmaßnahmen auch übertreiben." Dann drehte sich der Slytherin zu seinem schwarzhaarigen Freund an seiner Seite herum und meinte: "Ich nehme an, daß die Türen noch eine allerletzte Sicherung besitzen. Einen letzten Zauber, um wirklich nur einem Nachfahren den Zugang zu erlauben. Nur du allein kannst diesen Zauber deaktivieren, Harry." Weil ihm diese Erklärung einleuchtete, trat Harry wortlos an die Tür heran und legte dann seine Hand auf den grünen Samt genau über den verschnörkelten Initialen von Salazar Slytherin. Zuerst geschah nichts, doch dann begann sich das Zeichen unter Harrys Handfläche leicht zu erwärmen und erhielt einen silbernen Glanz. Zuvor waren die zwei ineinander verschlungenen S kaum auf dem dunkelgrünen Samt sichtbar gewesen, doch nun füllten sie sich langsam mit silberner Farbe, bis das Zeichen deutlich hervortrat. Dann breitete sich das quecksilberartige Licht, von den Initialen ausgehend, über die Tür aus, bevor es förmlich darin einzusickern schien. Und plötzlich verformte sich das Zeichen und ein Griff erschien. "Halleluja", meinte Draco und Harry grinste den Blonden nur schelmisch an. Er konnte gut verstehen, daß Draco vor Neugier fast umkam und daher auf diese - nun hoffentlich wirklich allerletzte - Barriere leicht entnervt reagierte. Mit einem "Warte bitte kurz" zu dem Jüngeren schritt Harry rasch zu seinen anderen beiden Freunden hinüber, um auch die Tür zu Gryffindors Raum zu entsiegeln. Als er seine Hand über die zwei miteinander verbundenen G legte, geschah das Gleiche wie zuvor mit Lord Slytherins Initialen. Das Zeichen füllte sich mit Licht, nur dieses Mal in einem goldenen Farbton anstatt silbern. Und nach ein paar Sekunden verformten sich auch hier die Initialen zu einem Griff, welcher von Ron sofort probeweise heruntergedrückt wurde. Als sich nunmehr die Tür problemlos öffnete und geräuschlos nach innen aufschwang, echote Ron Dracos vorherigen Kommentar. "Halleluja. Wurde aber auch Zeit." "Seid vorsichtig", mahnte Harry Hermine und Ron, auch wenn er keine weiteren Fallen erwartete. Doch die Macht der Gewohnheit ließ sich nicht abschütteln, daher wartete er auch, bis beide Gryffindor ihm bestätigend zugenickt hatten, bevor er zu Draco zurückkehrte, welcher daraufhin endlich das Privatgemach seines Hausgründers betrat. Nun haben sie also die gesuchten Räume endlich gefunden und haben auch Zugang erlangt - doch was wird die Vier drinnen erwarten? Fragen über Fragen, ich weiß! (*evil grin*) Schreibt mir ein paar Kommis und ich tippe fleißig weiter! Antalya Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)