Angel of Light I von abgemeldet (Another world) ================================================================================ Kapitel 14: Ein neuer Freund ---------------------------- Das Dämmern des nächsten Morgens bekam Harry dieses Mal nicht mit, sondern er schlief vielmehr tief und fest fast bis zur Mittagszeit. Sein langer Schlaf war ein Anzeichen dafür, wie gut es ihm tat, daß in dieser Welt seine Träume nicht von Visionen Voldemorts und seiner Todesser getrübt wurden. Dies half Harry sehr dabei, sich auszuruhen und wieder mehr zu sich selbst zu finden - nach den Ereignissen seines fünften Schuljahres ein himmlisches Geschenk für den jungen Gryffindor. Ungestörter Schlaf war für Harry seit mehreren Jahren zu einem Luxus geworden - und er genoß jede einzelne Minute davon, wie deutlich an dem leichten Lächeln zu erkennen war, welches noch immer um seinen Mund lag. Daher tat es Draco, welcher wie Hermine und Ron zwar nach den langen Erzählungen Harrys am Vorabend, die immerhin bis tief in die Nacht hinein gedauert hatten, ebenfalls länger als sonst geschlafen hatte, aber doch schon seit zwei Stunden auf den Beinen war, auch ein wenig Leid, seinen schwarzhaarigen Freund aus seinen anscheinend schönen Träumen zu reißen. Doch Hermine, Ron und er hatte sich etwas ausgedacht, was Harry sicher gefallen würde. Und außerdem wollten die drei Jugendlichen auch, daß ihr Freund wieder mehr Freude am Leben fand - oder vielleicht sogar, daß dieser erst einmal kennenlernte, wieviel Spaß ein ganz normales Leben machen konnte. Sie wollten Harry, so lange er bei ihnen war, glücklich machen. Ihn möglichst oft lachen sehen. Ihm ganz einfach zeigen, daß das Leben auch wunderschöne Augenblicke für ihn bereithielt. Denn, so hatten die beiden Gryffindor und ihr blonder Freund sich vorgenommen, sie würden nicht eher nachlassen in ihren Bemühungen, bis sie in diesem ernsten Harry seine mehr unbeschwerten Charakterzüge geweckt hatten. Das dunkle, warmherzige Lachen, welches ihrem Harry so oft entwich und dabei unwillkürlich ansteckend wirkte, wollten sie wieder erklingen hören, denn nicht nur Draco vermißte diesen Zug an dem Harry, welcher so überraschend in ihrer Welt aufgetaucht war. Seit den letzten Tagen verhielt sich der Schwarzhaarige lockerer und vor allem viel gelöster in Dracos Gegenwart, dennoch war der Slytherin damit noch nicht zufrieden - er wollte erreichen, daß Harry ihm dasselbe Vertrauen entgegenbrachte, das er stets in den Augen seines Liebsten sah. Er wollte Harrys Freund sein - nicht in romantischem Sinne, sondern auf der fast brüderlichen Ebene der Gemeinschaft, wie er sie seit seiner Kindheit mit dem Harry seiner Realität geteilt hatte. Bevor hier mehr daraus wurde. Beim Gedanken an ,seinen' Harry flog ein liebevolles Leuchten über Dracos Gesicht, bevor er sich auf die Kante des Bettes setzte, in welchem Harry noch immer schlief. Für einen Moment zögerte der Blonde, doch dann streckte er eine Hand aus und rüttelte den Gryffindor sanft an der Schulter. Draco erwartete, einen langsamen Aufwachprozeß mitzuerleben, doch es geschah das komplette Gegenteil. Kaum hatte seine Hand begonnen, den Schlafenden leicht zu rütteln, schlug Harry auch schon die Augen auf, welche überraschend schnell Focus erlangten und sich wachsam und sofort reaktionsbereit auf ihn richteten. Dabei griff der Schwarzhaarige mit einer geübten Bewegung nach seiner Brille auf dem Nachttisch und setzte sie auf. Als er Draco erkannte, huschten mehrere Gefühle in Sekundenschnelle durch die klaren smaragdgrünen Augen - zuerst deutliche Überraschung und Alarm wegen der Anwesenheit des Slytherins. Gefolgt von Verstehen und einem Hauch von Erleichterung, als die Erinnerung des Gryffindors einsetzte. Die Muskeln, welche sich schon in Erwartung physischer Handlung angespannt hatten, entspannten sich wieder unter Dracos Hand und in Harrys Augen trat nun ein freundliches Licht, welches aber deutlich mit Neugier durchsetzt war. Er fragte sich wahrscheinlich, warum Draco ihn weckte und nicht Sirius oder Ron. Der Slytherin lächelte leicht, voller Verständnis für Harrys Reaktion. Es mußte für den Gryffindor noch immer sehr seltsam sein, auf einmal in Draco einen Freund zu sehen und keinen Feind. Daher war seine erste instinktive Handlung beim Anblick des Blonden - nämlich wahrscheinlich aufzuspringen und nach seinem Zauberstab zu greifen - nur zu begreiflich. Doch Draco zollte dem Schwarzhaarigen noch mehr Respekt dafür, daß er sich so rasch wieder gefangen hatte, so daß er sich nicht einmal bewegt hatte, sondern nach der ersten Überraschung ruhig liegenblieb. "Du fühlst dich langsam wohler in meiner Gesellschaft, nicht?", konnte sich Draco dennoch nicht verkneifen, zu fragen. Hoffnungsvoll blickte er auf Harry nieder, der weiterhin entspannt in dem weichen Bett liegenblieb und keine Anstalten machte, aufzustehen. Doch bei Dracos Frage glitt ein undefinierbarer Ausdruck über die Züge des Gryffindors. Er seufzte leise auf, bevor er antwortete. "Es ist nicht leicht, sich von einem Tag auf den anderen daran zu gewöhnen, daß in den Zügen, welche bei meinem Anblick bis jetzt immer kalt und abweisend waren, auf einmal ein freundliches Lächeln steht, Draco. Doch, ja - ich fühle mich wohl in deiner Gegenwart, so überraschend das für mich auch ist. Meine Worte beim Quidditch vorgestern waren ehrlich gemeint - ich vertraue dir." "Ich danke dir", entfuhr es Draco ehrlich erfreut. Der Blonde war gerührt von dem sichtbaren Versuch des Gryffindors, ihm nicht wehzutun, sondern ihm vielmehr klarzumachen, daß Harry es einfach nicht gewohnt war, Freundlichkeit von Draco Malfoy entgegengebracht zu bekommen. Als er das freudige Aufleuchten voller Dankbarkeit in Dracos silberblauen Augen sah, das seine Worte ausgelöst hatten, fühlte Harry sich warm ums Herz. An einen Augenblick zurückdenkend, welcher nunmehr fünf Jahre zurücklag und welcher, wie der Gryffindor inzwischen glaubte, vielleicht unter anderen Umständen eine enge Freundschaft hätte hervorbringen können, faßte er einen instinktiven Entschluß. Den anderen jungen Mann anlächelnd, streckte Harry ihm seine Hand entgegen: "Freunde?" "Freunde", entgegnete Draco ohne zögern und nahm Harrys Hand fest in die seine, um sie mit warmen Druck zu umschließen. "Draco? Hast du ihn wachgekriegt oder müssen wir zu den schweren Geschützen greifen?", erklang in diesem Augenblick Rons Stimme am Eingang zum Schlafsaal der Gryffindor und riß Harry und den genannten Slytherin aus ihrem Moment. Während Harry sich in nun seinem Bett aufrichtete und genüßlich nach dem erholsamen Schlaf streckte, drehte sich Draco zu ihrem rothaarigen Freund herum und meinte: "Das wird nicht nötig sein, Ron. Harry ist wach." "Schade", murmelte Ron vor sich hin, da er eigentlich vorgehabt hatte, sich bei Harry für dessen Imitation von Mrs. Weasley zu revanchieren. Doch dann ließ er diesen Gedanken vorerst fallen und wünschte Harry einen Guten Morgen, welchen dieser lächelnd erwiderte. "Nun, dann kannst du ja auch aufstehen", meinte Ron einen Augenblick später und Harry erwiderte: "Und das von ,Mr.-ich-will-noch-nich'-aufstehen, Mom'? Ist etwas vorgefallen, von dem ich wissen müßte oder warum bist du schon so früh auf den Beinen, Ron?" Weil der Rothaarige nach diesen Worten vorgab, zu schmollen, antwortete Draco. "Es ist nichts vorgefallen, außer der Tatsache, daß es mittlerweile fast Mittag ist, Harry. Und wir dachten, daß du schon gern etwas essen würdest, bevor Ron, 'Mine und ich dich mit auf unsere Tour nehmen." "Mittag?", entgegnete Harry etwas entgeistert und blickte dann auf den Wecker auf dem Tisch neben seinem Bett. Dieser zeigte 11.27 Uhr an, was dem Schwarzhaarigen ein verwundertes Blinzeln entlockte, bevor er zu seinen zwei Freunden meinte: "So lange habe ich schon ewig nicht mehr an einem Stück geschlafen." Hinter diesen wenigen Worten lag eine ganze Welt an Hintergründen und Gefühlen, was Ron und Draco nicht entging. Doch sie sprachen ihre Gedanken dazu nicht aus, sondern Ron bewegte vielmehr seine Arme, als wolle er Harry aus dem Bett scheuchen. "Dann bist du ja ausgeruht genug, also mach, daß du aus den Federn kommst, Har'. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit. Husch, beeil dich." Harry konnte sich bei Rons Verhalten ein Grinsen nicht verkneifen, sprang aber willig aus dem Bett und verschwand im angrenzenden Bad, um sich zu duschen. Währenddessen verließen Draco und Ron den Schlafsaal, wobei Letzterer noch ins Bad hineinrief: "Wir warten unten im Gemeinschaftsraum auf dich, Harry. OK?" Ein zustimmender Ruf kam aus dem Bad, wo Sekunden später Wasser zu rauschen begann. Zehn Minuten später kam Harry wieder aus dem Bad und stockte kurz ein wenig verwundert, als er sah, daß jemand für ihn frische Kleidung bereitgelegt hatte. Doch dann zuckte der Gryffindor die Achseln und trat weiter auf sein Bett zu. Wer auch immer ihm die Sachen herausgesucht hatte, besaß einen wahrlich guten Geschmack, das konnte Harry nicht leugnen - und die Kleidung paßte ihm sicher perfekt. Ganz anders als die Sachen, welche er jahrelang bei den Dursleys hatte anziehen müssen, da es diese nicht für nötig hielten, ihm eigene zu kaufen, sondern Dudleys abgelegte, viel zu große T-Shirts und Hosen tragen ließen. Harry schüttelte den Kopf, um sich von den Gedanken an seine ,Familie' zu befreien und griff nach dem schwarzen, ärmellosen Shirt, um es sich überzuziehen. Und wie er schon angenommen hatte, schmiegte sich der weiche Stoff an ihn wie eine zweite Haut. Das gleiche wiederholte sich bei der hellen, ausgewaschenen Jeans sowie der farblich dazu passenden kurzen Jeansweste, mit deren Verschnürung Harry kurz zu kämpfen hatte. Danach schlüpfte der Schwarzhaarige noch schnell in seine Schuhe, bevor er sich auf den Weg hinunter in den Gemeinschaftsraum machte, wo seine Freunde auf ihn warteten. Während er die Treppe hinunterstieg, fuhr sich Harry mit beiden Händen durch die Haare, die jedoch wie immer einen eigenen Willen zu besitzen schienen und einfach nicht geordnet liegenbleiben wollten. Ein leises Grummeln entfuhr dem Gryffindor daraufhin und zweistimmiges Lachen antwortete ihm. Aufsehend, während er sich gleichzeitig eine der schwarzen Strähnen aus den Augen strich, erblickte Harry Draco und Ron, welche ihn amüsiert beobachteten. "Vergiß es einfach, Harry", grinste Ron dann auch, "bei deinen Haaren Ordnung hineinzubringen, ist ein Ding der Unmöglichkeit." "Aber der Strubbellook steht dir ausgezeichnet", fügte Draco lachend hinzu. Ein Grollen war die Antwort des Schwarzhaarigen darauf, der aber der Wahrheit in Rons Worten nicht widersprechen konnte und es nunmehr aufgab, dem Chaos auf seinem Kopf den Anschein von Ordnung zu geben. "Wo ist Hermine?", wollte er statt dessen wissen, was Ron zu einem Augenrollen veranlaßte. "Dreimal darfst du raten", meinte der Rothaarige dann. "Sie hat sich, seitdem sie heute morgen aufgestanden ist, in der Bibliothek vergraben und sieht sich dort irgendwelche obskuren, uralten Bücher an. Frag mich nicht, wonach sie sucht, sie wollte es mir nicht sagen. Aber es wird sich wohl um das drehen, was du uns gestern alles erzählt hast." Harry lächelte bei Rons gequältem Ausdruck, als dieser von den Aktivitäten seiner Freundin berichtete. Die Hermine hier erinnerte ihn sehr an die in seiner Realität. Die junge Frau und Ron waren die Personen, die in ihrem Verhalten am meisten mit dem ihrer Gegenstücke in Harrys Welt übereinstimmten. "Dann sollten wir sie jetzt aber dort wegholen, sonst verpaßt sie das Mittagessen - und wie ich ,meine' Hermine kenne, macht ihr das zwar vorerst beim Arbeiten wenig aus, aber später wird sie dann etwas unleidlich", lächelte Harry. "Etwas ist untertrieben", murmelte Draco vor sich hin, woraufhin Ron leicht schauderte und nickte. Beide jungen Männer schienen sich an eine Episode zu erinnern, was Harry dazu veranlaßte, fragend eine Augenbraue hochzuziehen. Ron bemerkte den fragenden Blick und faßte die Geschichte kurz zusammen, während die Drei den Gryffindor-Gemeinschaftsraum verließen und sich in Richtung Große Halle begaben. Harry lauschte Rons Erzählung, welche verschiedentlich mit Dracos Kommentaren gespickt war, mit wachsendem Amüsement und dachte erneut, daß dieses Verhalten von Hermine ihm sehr bekannt vorkam. Als die drei jungen Männer gerade das Schloß verlassen wollten, um zur Bibliothek hinüberzugehen, öffnete sich auf einmal das große Portal und Hermine trat ein, mit einigen dicken Büchern unter dem Arm. Sie schien tief in Gedanken versunken, sah aber im nächsten Moment auf, als hätte sie die Anwesenheit ihrer Freunde gespürt. Als sie Harry erblickte, glitt ein Lächeln über ihre Züge und sie meinte: "Haben sie dich also endlich wachgekriegt?" Harry nickte nur und meinte dann mit einem vielsagenden Blick auf die Bücher unter Hermines Arm: "Etwas Leichtes für zwischendurch, 'Mine?" Daraufhin hörte er ein leises "Als wenn" von Ron und Hermine errötete leicht. Sie erlangte ihre Fassung jedoch schon Sekunden später und strafte ihren Freund mit einem bezeichnenden Blick, bevor sie entgegnete: "Ich habe nur etwas nachgeschaut. Doch jetzt sollten wir essen, sonst ist der Tag vorbei, bevor wir unseren Ausflug beginnen konnten. Wartet nicht auf mich, ich bringe nur schnell noch die Bücher in meinen Schlafsaal, dann komme ich nach." Mit diesen Worten lief die Braunhaarige an ihren drei Freunden vorbei Richtung Gryffindorturm, während Ron, Draco und Harry sich schon einmal in die Große Halle begaben. Dort trafen sie Severus, Remus und Sirius an, welche miteinander zu diskutieren schienen. Beim Anblick von Harry sprang Sirius jedoch sofort auf und kam auf den Schwarzhaarigen zu, um ihn zur Begrüßung in die Arme zu nehmen. Harry ließ sich dies nur zu gern gefallen, denn die Wärme, welche Sirius' Umarmung auslöste, durchfloß ihn wie ein belebender Strom. Der Gryffindor saugte die Gefühle, welche durch die herzliche Geste auf ihn übertragen wurden, auf wie ein trockener Schwamm. "Hast du gut geschlafen, Harry?", wollte Sirius dann wissen, während er den Jüngeren wieder freiließ und ihm statt dessen sanft eine Haarsträhne aus der Stirn strich. Väterliche Sorge stand in seinen braunen Augen geschrieben. "Wunderbar", kam die ehrliche Antwort. "So lange wie heute habe ich schon ewig nicht mehr geschlafen, Sirius. Entschuldige, wenn du dir Sorgen gemacht hast." "Ist schon in Ordnung, Junge", meinte Sirius, strubbelte ihm liebevoll durch die Haare und brachte diese dadurch noch mehr in Unordnung. "Nach dem, was du gestern alles berichtet hast, brauchtest du die Ruhe sicher dringend. Ich war vor ein paar Stunden schon einmal oben bei euch, doch du sahst so friedlich aus, da wollte ich dich nicht wecken." Mit diesen Worten wandte sich Sirius zu Severus um, welcher inzwischen hinter ihm stand und nun die Gelegenheit wahrnahm, Harry ebenfalls in eine kurze Umarmung zu ziehen, welche dieser erwiderte. Es war schön, so viel Liebe für ihn von den Menschen um ihn herum ausströmen zu fühlen, so daß Harry gar nicht anders konnte, als sie ohne Zögern anzunehmen. Nachdem auch Remus Harry begrüßt hatte, nahmen sie alle wieder am Tisch Platz und das Essen erschien. Wenige Minuten später tauchte auch Hermine wieder auf und nahm zwischen Ron und Harry Platz. Während sie sich alle das Essen schmecken ließen und dabei vereinzelt Gespräche führten, beobachtete Harry das Miteinander am Tisch. Es war für ihn noch immer ungewohnt, Sirius und Severus ohne Streit miteinander reden zu sehen - mehr noch, ihre tiefe Zuneigung füreinander war offensichtlich für jemanden, der Augen im Kopf hatte. Doch es waren nicht nur die Beiden, welche ihre Liebe füreinander fast sichtbar umgab, erkannte Harry. Vielmehr waren alle Personen, mit denen er zusammen am Tisch saß, durch tiefe Gefühle miteinander verbunden. Liebe, Freundschaft. Insgesamt betrachtet war es, als säßen die Mitglieder einer Familie am Mittagstisch. Es war dieses Gefühl von Wärme und Zufriedenheit, welches er am Tisch der Dursleys nie verspürt hatte - als wäre jeder der Anwesenden glücklich in der Gegenwart der Anderen. "Wo sind eigentlich deine Eltern?", fragte Harry schließlich Draco, der an seiner linken Seite saß. Der Blonde blickte von seinem Essen auf und meinte: "Dad ist bei Professor Dumbledore...das Buch von Merlin hat ihn gepackt. Seitdem er weiß, daß du mit diesem Zauber, den nicht einmal Merlin geschafft hat, hierher gekommen bist, will Dad unbedingt herausfinden, was dieser Spruch alles kann. Sein Forscherdrang hat ihn wieder einmal völlig in seinen Klauen - vor allem seit gestern Abend. Mom sagte heute früh, als ich sie sah, daß Dad schon seit dem Morgen mit dem Schulleiter an dem Buch sitzt." "Oh", entfuhr es Harry überrascht. "Ich wollte nicht..." "Mach' dir keine Sorgen, Harry", unterbrach ihn Severus, bevor er weiterreden konnte. "Lucius ist glücklich wie ein kleines Kind mit einem neuen Spielzeug, wenn er alte Zaubersprüche erforschen kann. Und ,Wunsch des Herzens' ist nicht nur ein sehr alter, sondern ein noch absolut unbekannter Spruch - du hättest Lucius also keine größere Freude bereiten können." "Das stimmt auffallend", nickte Sirius grinsend. "Ich habe ihn heute morgen kurz gesehen, da war er vollkommen vertieft in das Buch. Hat mich kaum wahrgenommen, ebensowenig wie 'Cissa, die ihm was zu essen vorbeibrachte." Allgemeines Lächeln um den Tisch zeigte Harry, daß dieses Verhalten von Dracos Vater hier wohl normal war und freundschaftliches Amüsement nach sich zog. Er selbst hatte damit jedoch erneut einen Beweis erhalten, daß im Gegensatz zu Ron und Hermine der Lucius dieser Welt seinem Gegenstück überhaupt nicht ähnlich war. Vielmehr offenbarte er wie sein Sohn liebenswerte Charakterzüge. "Hmm, fertig", ließ sich an dieser Stelle Ron vernehmen, der sich mit seinem üblichen Enthusiasmus über das Essen auf seinem Teller hergemacht hatte. "Das war lecker", fügte der Rotschopf noch hinzu, während er sich über seinen Bauch strich. Hermine, welche schon länger fertig war, schüttelte den Kopf und murmelte: "Vielfraß." Es klang jedoch eindeutig voller Zuneigung und sie lächelte, als ihr Freund sie schmollend anblickte. "Da Ron jetzt endlich fertig ist", ließ sich Draco vernehmen, "können wir ja los." "Los wohin?", fragte Harry neugierig. "Ihr habt schon die ganze Zeit über Andeutungen gemacht...sagt ihr mir jetzt endlich, was ihr vorhabt?" "Nix da", lehnte Ron ab. "Das wird eine Überraschung für dich, Harry. Doch wir sollten wirklich los, sonst haben wir zu wenig Zeit, es auch zu genießen." Mit einem fragenden Blick zu Sirius erhob sich Harry mit seinen drei Freunden. Sein Adoptivvater lächelte ihm warmherzig zu und meinte: "Viel Spaß, Harry. Wir sehen uns dann heute abend." Auch Severus und Remus, welche, wie Harry an ihrem Gesichtsausdruck erkennen konnte, ebenfalls zu wissen schienen, was Draco, Ron und Hermine geplant hatten, verabschiedeten sich von ihm. Somit blieb Harry nichts anderes übrig, als sich zu gedulden. Er trat mit seinen Freunden hinaus auf die Wiesen vor Hogwarths und sein Blick fiel auf Hagrids Hütte. Er erinnerte sich daran, daß er ja am gestrigen Abend noch nach dem Verbleib des Halbriesen hatte fragen wollen. Er hatte es jedoch vergessen gehabt und nun, als er die Hütte seines riesigen Freundes sah, plagte den Gryffindor sein Gewissen. "Wißt ihr, wie es Hagrid geht?", wollte er daher wissen. Hermine folgte seinem Blick zu der Blockhütte nahe des Sees und lächelte leicht. "Hagrid geht es wunderbar, Harry. Er ist vor einem Monat seine Mutter bei den Riesen besuchen gegangen und laut seinen Briefen gefällt es ihm dort sehr gut. Er schrieb, daß er wahrscheinlich erst mit Beginn des neuen Schuljahres zurückkommen wird." Bei Hermines Worte hatte sich der Knoten der Besorgnis über Hagrids Wohlergehen in Harrys Magen gelöst und machte statt dessen Freude Platz. All seinen Freunden schien es gutzugehen, daher erlaubte es sich der junge Gryffindor, abzuschalten. Außerdem hatte er sich doch vorgenommen, wieder ein wenig mehr auf seine eigenen Bedürfnisse zu achten und alles, was ihn bedrückte und quälte, vorerst hinter sich zu lassen. Daher lächelte er nun seine drei Freunde unternehmungslustig an und meinte: "Ok, auf geht's. Wohin wollt ihr mich entführen?" "Laß dich überraschen", war Rons Entgegnung, während Draco nach Harrys Hand griff. Auf den fragenden Blick des Gryffindors sagte der Blonde: "Halt dich fest, den Rest erledige ich." "Ok", war die leicht verwunderte Antwort Harrys, welcher seine Hand jedoch bereitwillig in der Dracos liegen ließ. Dies brachte ihm ein Aufblitzen der silberblauen Augen, bevor diese sich zur Konzentration schlossen. Sekunden später fühlte Harry sich kurz schwindlig und die Umgebung verschwamm vor seinen Augen, als Draco sich und den Gryffindor von den Wiesen Hogwarths' an einen anderen Ort apparierte. Mit einem doppelten leisen Plopp tauchten Hermine und Ron Sekundenbruchteile später neben den beiden jungen Männern auf, doch Harry hatte im Moment keine Augen für sie. Er war viel zu gebannt von der Aussicht, die sich ihm bot. So weit das Auge reichten, wogte saftiges, dunkelgrünes Gras im leichten Wind, hin und wieder unterbrochen von bunten Tupfern, welche verschiedenartige Blumen setzten. Es war ein friedliches Bild, welches noch unterstützt wurde von der Herde verstreut grasender Pferde. Harrys Blick wurde unwillkürlich angezogen von der Harmonie und Lebenskraft, welche die Tiere ausstrahlten. Ein kleines schwarz-weiß geflecktes Fohlen tollte in wilden, ausgelassenen Sprüngen um seine Mutter herum, bis diese ihn mit einem sanften Stupser zur Ruhe brachte. Die Herde war nicht sehr groß, nur etwa zwei Dutzend Tiere. Doch die Vielfalt an Farben machte deutlich, daß es sich hier nicht nur um eine Art handelte. Es gab tiefbraune Tiere mit hellen Mähnen, Schimmel und Falben. Jegliche Schattierung schien vorhanden, machte es zur Freude, zu beobachten, wie sich die Farbe der Felle der Pferde bei jeder Bewegung und mit änderndem Lichteinfall verschob. Schließlich blieb Harrys Blick an einem Pferd hängen, welches ein wenig abseits der Herde graste und dabei regelmäßig seinen Blick über die anderen Tiere schweifen ließ, als würde es diese bewachen. Es war ein Hengst, das Fell seidig glänzend und von solch tief blauschwarzer Farbe, daß man glaubte, den Nachthimmel vor sich zu sehen. Mächtige Muskeln spielten unter dem glatten Fell, als der Rappe sich rührte, und die ebenfalls tiefschwarze Mähne flatterte in der leichten Brise. Harry verliebte sich auf der Stelle in das Tier, welches so viel Stolz ausstrahlte. Sein ganzes Gebaren legte unübersehbar Adel an den Tag, dennoch war es sein Wille zu beschützen, der für den Gryffindor am deutlichsten fühlbar war. "Ich sehe schon, Midnight hat es dir angetan", riß Dracos Stimme Harry aus seiner stummen Bewunderung. Sich ein wenig zur Seite wendend, dabei aber das Pferd nicht aus den Augen lassend, entgegnete der Schwarzhaarige: "Heißt er so? Ein wunderschönes Tier." "Stimmt. Aber er ist eigenwillig. So wie sein Reiter", meinte Draco mit einem feinen Lächeln im Gesicht. Der Slytherin konnte seine Zufriedenheit kaum verbergen, als er den völlig faszinierten Ausdruck in Harrys Augen sah. ,Sein' Harry hatte auch stets diese entrückte Licht in den smaragdgrünen Tiefen, wenn er mit Pferden zu tun hatte - sie übten eine Anziehungskraft auf seinen Gryffindor aus, die nicht zu übersehen war. Und diesem Harry ging es anscheinend nicht anders. "Zu wem gehört er?" Die Frage entwich Harry völlig ungewollt, denn er konnte sich kaum vorstellen, daß jemand dieses stolze Geschöpf sein eigen nennen konnte. Dies schien ihm widernatürlich - ein Lebewesen wie dieses Pferd dort unten sollte frei und ungebunden sein. Nur seinem eigenen Willen folgen. "Er gehört dir. Oder besser, Harry", entgegnete Draco und sah ungläubiges Erstaunen in Harrys tiefgrünen Augen erscheinen. "Ich erinnere mich daran, als Midnight vor fünf Jahren zu uns kam - es war kurz vor dem Beginn unseres 1.Schuljahres in Hogwarths." Draco lächelte ein wenig melancholisch bei der Erinnerung. "Harry, Ron und ich verbrachten die letzten Wochen vor unserer Fahrt nach Hogwarths in Malfoy Manor, um unsere Freiheit noch ein wenig zu genießen. Wir ritten eigentlich jeden Tag aus, da Ron zu seinem Geburtstag von seinen Eltern endlich ein eigenes Pferd geschenkt bekommen hatte - du ahnst nicht, wie lange er Onkel Arthur damit in den Ohren gelegen hatte", grinste Draco an dieser Stelle mit einem bezeichnenden Blick auf Ron, dessen Ohren vor Verlegenheit einen tiefroten Farbton annahmen. Dann streckte der Gryffindor seinem blonden Freund die Zunge heraus. Harry erkannte, daß Ron wohl sehr an seinem Reittier hing. "Jedenfalls", fuhr Draco dann mit seiner Erzählung fort, "waren wir gerade dabei, durch den Wald nicht weit entfernt der Manor zu reiten, als wir plötzlich Geräusche hörten, welche sich nach einem Kampf anhörten. Wir ritten zu der Stelle, von der die Laute kamen und wurden Zeuge einer Tragödie. Ein wildes Tier hatte Midnights Mutter überfallen und sie schwer verletzt, da sie mit all ihr zur Verfügung stehenden Macht versuchte, ihr Fohlen zu beschützen. Doch sie ganz allein hatte wenig Aussicht auf Erfolg", Dracos helle Augen verdunkelten sich traurig bei der Erinnerung an den verzweifelten Kampf, den Midnights Mutter für ihr Fohlen ausgefochten hatte. Ron übernahm für seinen Freund, doch auch seine Stimme hatte einen belegten Ton. "Draco hat Recht, es sah alles danach aus, als wenn sie auf Dauer unterliegen würde und damit sowohl das ihre als auch das Schicksal von Midnight beschlossen wäre. Doch zum Glück begleiteten uns an jenem Tag Onkel Sirius und Dracos Eltern - sie verjagten den Angreifer und wir konnten uns um Midnight und seine Mutter kümmern. Harry war sofort hin und weg von dem Fohlen. Und seine Fürsorge hatte Midnight bald dringend nötig, denn obwohl sie alles versuchten, so konnten die Erwachsenen seine Mutter nicht von ihren Verletzungen heilen. Sie waren zu schwer, als daß sie überleben konnte - doch dann geschah etwas Seltsames. Sie schien Harry, welcher neben dem völlig verängstigten Midnight kniete, für ein paar Minuten zu mustern, bevor sie mit letzter Kraft auf die Beiden zulief und ihr Fohlen dann sanft in seine Arme schob. Dann...dann starb sie." Auch Rons Stimme war nun eindeutig traurig, als er an dieser Stelle verstummte und zu Draco hinüberblickte, damit dieser ihre Erzählung zuende führte. "Harry nahm die große Verantwortung, welche Midnights Mutter ihm übergeben hatte, sehr ernst und kümmerte sich für die Zeit bis zu unserem ersten Schultag rührend um das Fohlen. Niemand außer ihm war imstande, ihn zum Fressen zu bewegen, so daß wir uns große Sorgen machten, was mit Midnight geschehen würde, wenn Harry mit Ron und mir nach Hogwarths mußte", fuhr Draco fort. "Ich weiß bis jetzt nicht, was Harry tat, doch wenige Tage vor unserer Abfahrt schien dann auf einmal alles in bester Ordnung. Harry hatte, wie schon viele Nächte zuvor, im Stall bei Midnight geschlafen, um diesem ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Am Morgen führte er ihn dann plötzlich auf die Weide zu den anderen Pferden. Und Midnight wurde von ihnen akzeptiert und aufgenommen. Doch auch wenn Midnight die Fürsorge der anderen Pferde willig entgegennahm und sie nach einer Weile zu erwidern begann, so war es doch stets Harry, an dem er mit unerschütterlicher Treue hing. Wenn Harry bei mir zu Besuch ist, sind die Beiden unzertrennlich", lächelte Draco und beendete den Bericht dann mit den Worten: "Über die nächsten Monate und Jahre war es ein kleines Wunder, zu beobachten, wie aus dem kleinen, verschreckten Fohlen, welches fast mit seiner Mutter gestorben wäre, das - wenn auch manchmal eigensinnige - doch sehr liebevolle, stolze Geschöpf wurde, welches du dort unten beobachten kannst", endete Draco. "Er hatte einen starken Überlebenswillen", flüsterte Harry schließlich. "Ja, Harry erkannte diesen Instinkt in Midnight", bestätigte Draco und sah den Gryffindor an seiner Seite dann an. "Wahrscheinlich war es so, daß er in dem Fohlen etwas von sich selbst erkannte...so wie du in dem Augenblick, als du ihn vorhin zum ersten Mal sahst. Kraft, ein starker Wille, aber auch Freundlichkeit." Harry antwortete nicht, sondern blickte nur schweigend auf das tiefschwarze Pferd, dessen Geschichte er nun kannte. Der Hengst hatte begonnen, im leichten Trab die Herde zu umkreisen, während er deren Mitglieder stets im Auge behielt. Plötzlich setzte Harry sich nieder und rupfte einen einzelnen Grashalm aus, den er zwischen die Finger nahm. Wenig später wogte eine leise, berührende Melodie über die Wiesen, getragen vom Sommerwind. Es war eine Melodie voller Gefühle, fragil und zerbrechlich scheinend, und doch tief im Verborgenen mit großer Kraft. Als die Melodie etwas lauter wurde, stellten die Pferde eins nach dem Anderen die Ohren auf - und auch Midnight reagierte. Er hielt mitten in seinem Trab inne und wandte den Kopf zu Harry und seinen drei Freunden. Ein helles Wiehern war zu hören, als Midnight Harry erkannte und dann auf ihn zugaloppiert kam. Wenige Schritte von den vier jungen Leuten entfernt verhielt der Rappe jedoch auf einmal und schien zu zögern. Dunkle Augen betrachteten Harry, der inzwischen aufgehört hatte, auf dem Grashalm zu spielen und seinerseits das Pferd nun aus der Nähe bewunderte. Draco, Ron und Hermine waren leicht zurückgewichen, so daß Harry Midnight jetzt allein gegenübersaß. Minutenlang sahen smaragdgrüne in dunkelbraune Augen und für die drei Zuschauer schien es, als würden Harry und Midnight auf stumme Weise kommunizieren. Dann stand der Schwarzhaarige auf einmal langsam auf, woraufhin der Hengst einen Schritt zurückwich, jedoch keine Bewegung zum Angriff oder zur Flucht machte. Vielmehr schien Midnight etwas verwirrt und unentschlossen. Als Harry vorsichtig seine Hand ausstreckte, zögerte das Pferd jedoch nur wenige Sekunden, bevor es nähertrat und dann sein Maul in die dargebotene Hand senkte. Ein erfreutes Lächeln trat auf Harrys Züge und seine andere Hand begann, sanft über das weiche Fell an Midnights Hals zu kraulen. "Du weißt es, nicht wahr?", flüsterte er dem Rappen zu. "Du weißt, ich bin nicht der Freund, den du kennst...doch du spürst auch, daß ich dir nicht wehtun will. Einem solch wunderschönen Wesen wie dir darf niemand wehtun." Wie als Antwort auf diese Worte drängte sich Midnight näher an Harry und dieser spürte die Muskeln, welche sich unter seinen kraulenden Händen entspannten, als sich das Pferd seinen sanften Streicheleinheiten überließ. Dann überschwemmte Harry auf einmal ein ungewohntes Gefühl - so, als versuche jemand, mit ihm zu kommunizieren, doch etwas hindere ihn daran. Den Kopf, welchen er inzwischen sacht an den Midnights gedrückt hatte, zurücknehmend, blickte Harry in dessen dunkle Augen und flüsterte: "Was willst du mir sagen, Midnight? Ich spüre, daß du mit mir kommunizieren willst, doch ich habe keine Ahnung, wie das geht. Einer meiner Urahnen konnte mit Tieren und anderen Wesen reden, doch weiß ich nicht, ob ich diese Gabe auch besitze." Midnights Augen ließen Harry nicht mehr los und der Schwarzhaarige hatte das unbestimmte Gefühl, das Pferd hätte ihn verstanden. Wieder überschwemmte ihn dieses Gefühl, als versuche jemand, ihn zu erreichen und er konzentrierte sich daher darauf, zu diesem Jemand hinüberzureichen. Die unsichtbare Wand, welche ihre Kommunikation behinderte, zu durchbrechen. +...mag dich...du bist...und...+ Harrys Augen leuchteten auf, als er den Erfolg seiner Bemühungen anhand der Wortfetzen erkannte, die er gerade gehört hatte. Er verstärkte seine Konzentration und nutzte dabei instinktiv die Erfahrungen, mit denen er gelernt hatte, Parsel zu sprechen. Wenn er richtig lag, dann war die Schlangensprache nur ein Teil einer Gabe, die er besaß. Denn dann vermochte er nicht nur mit Schlangen, sondern auch mit anderen Geschöpfen zu kommunizieren. Minuten verstrichen, in denen Harry sich voll und ganz auf Midnight konzentrierte. Und plötzlich war es ihm, als fühle er eine Barriere in sich zusammenbrechen, von der er überhaupt keine Ahnung gehabt hatte. Und im nächsten Augenblick hörte er eine Stimme. +Du hast es geschafft.+ Tief in Midnights Augen blickend, antwortete Harry: +Bist du das, Midnight?+ +Ja. Hallo, mein Freund. Wieso kannst plötzlich mit mir reden? Früher konntest du stets fühlen, was ich dir sagen wollte, doch jetzt ist es mehr. Du bist mein Freund - und doch wieder nicht. Wie ist das möglich?+ +Entschuldige bitte. Ich bin nicht der Harry, den du kennst. Ich bin aus einer anderen, einer parallelen Welt. Ich wurde durch einen Zauber hierher versetzt.+ +Wo ist mein Freund?+ +Mach dir keine Sorgen um ihn, Midnight. Deinem Harry geht es gut. Ich habe ihn getroffen und er fühlt sich wohl, wo er gerade ist. Wenn ich in meine Welt zurückkehre, wird er wieder in dieser Realität auftauchen.+ Dunkle Augen blickten tief in seine. +Ich glaube dir. Du bist wie mein Freund, und doch ist mehr Stärke in dir als in ihm. Aber du bist so traurig, warum?+ +Ich habe vor kurzem jemanden verloren, der mir sehr nahe stand. Doch seitdem ich hier bin, geht es mir sehr viel besser. Ich glaube, das war die Bestimmung des Zaubers, der mich herbrachte.+ Wiederum betrachteten ihn dunkelbraune Augen für ein paar Augenblicke, als wollten sie ihm bis tief auf den Grund seiner Seele schauen. Dann erklang erneut Midnights Stimme: +Laß uns zusammen laufen, Freund. Ich habe schon lange niemandem mehr auf meinem Rücken getragen - laß den Wind deine Sorgen davontragen.+ Nun blinzelte Harry erstaunt. Das hatte er nicht erwartet. +Du läßt mich auf dir reiten? Aber ich...ich weiß nicht wie. Midnight, ich bin noch nie geritten.+ Midnight schnaubte nur und schüttelte dann seine lange Mähne, während er einen Schritt zurücktrat und dann ein wenig in die Knie ging. Harry blickte leicht hilflos von dem schwarzen Pferd zu Draco, Ron und Hermine, welche die Geschehnisse geduldig abgewartet hatten. Doch als sie Harrys unsicheren Blick sahen, machte Ron eine Geste, die besagte, sein Freund solle sich nicht lange zieren. Daher trat Harry schließlich langsam wieder auf Midnight zu und kletterte dann auf dessen Rücken. +Halt dich jetzt gut fest+, erklang die Stimme des Rappen in seinen Gedanken, bevor er sich wieder aufrichtete. Harry griff instinktiv haltsuchend in die schwarze, dichte Mähne und bewahrte dadurch sein Gleichgewicht. Nun saß er ein wenig angespannt auf dem breiten Rücken und konnte doch gleichzeitig einen Mix von Aufregung und Faszination in sich sprudeln fühlen. Es war wundervoll, ein wenig wie in der Stunde bei Hagrid, als er auf dem Rücken von Seidenschnabel hatte reiten dürfen. Doch im Gegensatz zu damals gab es hier keine Flügel, welche ihn seiner Balance zu berauben drohten. Vielmehr hatte Midnight einen fließenden, geschmeidigen Gang, wie Harry bemerkte, als sich der Rappe in Bewegung setzte. Unwillkürlich duckte sich Harry etwas zu Midnights Hals hinunter, als dieser schneller wurde und dann sogar in Galopp überging. Dies war Harry dann aber für's Erste doch zu schnell und er rief: "Nicht so rasch, Midnight. Bitte, sonst fall' ich noch runter." Willig verlangsamte Midnight seine rasche Gangart und verfiel in einen raschen Trab, der aber trotzdem noch den Boden unter seinen Hufen dahinfliegen ließ. Während sich Harry langsam an das Gefühl gewöhnte, zu reiten und seine Hände sich in der dunklen, dichten Mähne entkrampften, stieg in ihm ein unerwartetes Glücksgefühl empor. Er hatte sich bisher nur auf seinem Feuerblitz so frei und ungebunden gefühlt. Instinktiv paßte er sich Midnights Bewegungen besser an und erlangte daher nach einer Weile ein harmonisches Zusammenspiel mit dem Hengst. Mit der Zeit fühlte sich Harry auch sicherer und spornte Midnight daher etwas an. Dieser legte daraufhin wieder an Tempo zu, wobei Harry eine Welle an Freude und Elan von dem Rappen ausgehen spüren konnte. Midnight liebte es offensichtlich, dahinzupreschen und den Wind in seiner Mähne zu spüren. Ein Gefühl, welches Harry nur zu gut nachempfinden konnte, denn so ging es immer jedes Mal, wenn er auf seinem Besen flog. "Harry, warte auf uns", hörte der Gryffindor in diesem Moment Hermines Stimme rufen. Er drehte den Kopf in die Richtung, aus der er seine Freundin hatte rufen hören. Gleichzeitig versuchte er Midnight klarzumachen, daß dieser sein Tempo wieder drosseln sollte - und der schwarze Hengst verstand das sanfte Ziehen an seiner Mähne auch richtig und verlangsamte seine rasche Gangart, bis er schließlich im Schritt ging. Harry belohnte Midnights intuitives Verständnis mit einem zärtlichen Streicheln über das seidig glänzende Fell am Hals des Pferdes, woraufhin der Gryffindor eine Welle an Wohlbehagen fühlen konnte, welche durch ihre neu entstandene Verbindung auf ihn überging. Gerade fragte sich Harry, wie er Midnights Empfindungen plötzlich so deutlich wahrnehmen konnte, als ihn erneut die Stimme von Hermine aus seinen Überlegungen riß. Die Gryffindor war inzwischen ebenfalls hoch zu Roß und kam, mit Ron und Draco wenige Schritte hinter sich, auf ihren Hauskameraden zugeritten. Als sie schließlich neben Harry ankam, entfuhr es ihr leicht erstaunt: "Meine Güte, Harry, du hast dich aber rasch mit Midnight angefreundet! Er ist sonst immer ein wenig störrisch - außer bei unserem Harry, dem er fast alles durchgehen lassen würde. Doch ich hätte wirklich nicht erwartet, daß Midnight dich so ohne Weiteres akzeptiert! Du hast wirklich eine Gabe im Umgang mit Tieren, Harry." "Er weiß, daß ich zwar nicht ,sein' Harry bin, er aber trotzdem nichts von mir zu befürchten hat, 'Mine", erwiderte Harry auf die Worte seiner Freundin, während er weiterhin sanft den Hals des Rappen kraulte, welcher dies mit einem dankbaren Schnauben quittierte. "Midnight ist ein stolzes, intelligentes Wesen und er hat rasch verstanden, was ich ihm klarzumachen versuchte. Doch es ist wahrscheinlich auch von Nutzen, daß er und ich miteinander sprechen können", fügte der Gryffindor noch hinzu. "Sprechen?", wollte Ron wissen, der nunmehr an Harrys anderer Seite auftauchte. Der Rothaarige saß auf einem Falben, welcher kräftig und ausdauernd wirkte, aber nicht die stolze Schönheit von Midnight aufwies. Hermine hingegen ritt ein junges Pferd, welches kaum stillstehen mochte, sondern den Eindruck vermittelte, einfach drauflospreschen zu wollen. Doch die Braunhaarige machte auf dem Rücken des Schecken einen viel selbstsichereren Eindruck als auf einem Besen und hatte ihr Reittier fest im Griff. "Was meinst du mit Sprechen, Harry?", hakte Ron neugierig nach, als sein Freund nicht gleich antwortete. "Hast du Midnight etwas erzählt, damit er dir gehorcht?" Harry blickte den anderen Gryffindor kopfschüttelnd an: "Midnight gehorcht mir nicht, Ron. Er hat seinen eigenen Willen, doch er hat mir erlaubt, auf ihm zu reiten. Ich habe zuvor noch nie auf dem Rücken eines Pferdes gesessen, nur einmal - in einer Stunde von "Pflege magischer Geschöpfe" - auf einem Hippogreif. Doch mit dem Gefühl, welches ich eben mit Midnight hatte, als er so schnell lief, ist die Erfahrung mit Seidenschnabel nicht zu vergleichen. Damals hatte ich die ganze Zeit Angst, ich würde im nächsten Augenblick herunterfallen - was bei der Höhe, in der wir uns bewegten, nicht sehr ratsam gewesen wäre. Auf einem Hippogreif zu reiten - oder besser, zu fliegen - ist eine turbulente Art der Fortbewegung. Midnight hingegen hat einen so ruhigen, fließenden Gang, daß man mit geschlossenen Augen denken könnte, man fliegt wirklich", schloß Harry mit einem begeisterten Leuchten in den Augen. Midnight hob den Kopf, als hätte er jedes Wort verstanden und schnaubte leise. +Danke, junger Freund+ vernahm Harry dann wieder die Stimme des Rappen. Seine Hand durch die dichte, schwarze Mähne streicheln lassend, erwiderte Harry mit einem Lächeln: +Es ist die reine Wahrheit, Midnight. Es ist ein wunderschönes Gefühl, mit dir dahinzufliegen. Danke, daß du mir die Gelegenheit zu einer solchen Erfahrung gegeben hast.+ Eine Welle an Stolz, gemischt mit Freude und Zuneigung, floß daraufhin von Midnight zu Harry, welcher diese Gefühle über sich hinwegströmen ließ und sie dann zu erwidern versuchte. Es war überraschend einfach, auf diese Weise zu ,kommunizieren', obwohl Harry nicht wußte, wie genau diese Kommunikation ablief. Er verließ sich daher ganz auf seine Instinkte. "Harry", erklang in diesem Augenblick Dracos Stimme und der Gryffindor richtete sich auf Midnights Rücken wieder auf, um den Blonden anzusehen. Der Slytherin musterte Harry für einen Augenblick, bevor er meinte: "Du hast Rons Frage nicht beantwortet - was meintest du mit ,Sprechen'? Außerdem hast du eben einen ganz abwesenden Eindruck gemacht und Midnight angestarrt, als wärst du...naja, wie in Trance", Draco schüttelte den Kopf und er machte eine etwas hilflose Geste mit der rechten Hand, als er nicht in Worte fassen konnte, was er ausdrücken wollte. Harry blinzelte kurz, als er erkannte, daß seine Freunde ihn nicht hatten sprechen hören. Dennoch vergewisserte er sich: "Ihr habt mich nicht mit Midnight sprechen gehört?" Allgemeines Kopfschütteln seiner drei Kameraden antwortete ihm. Harry runzelte die Stirn. "Seltsam. Ich dachte, meine Unterhaltung mit Midnight verliefe ebenso wie wenn ich Parsel spreche. Azhura hat mir doch erzählt, daß sich Salazar Slytherins Begabung nicht nur auf Schlangen bezog, sondern daß er sich mit allen Tieren und magischen Geschöpfen unterhalten konnte. Daher nahm ich an, daß ich mich mit Midnight ebenfalls in seiner Sprache unterhalten hätte." Nun wirkten Ron, Draco und Hermine ebenfalls verwirrt. Die Braunhaarige legte ihre Stirn in nachdenkliche Falten, als sie überlegte: "Das ist wirklich seltsam, Harry. Jedenfalls hast du nicht laut gesprochen - was du, wenn du Parsel benutzt, ja immer tust." +Du sprichst in Gedanken mit mir, Freund.+ Midnights Stimme klang amüsiert. +Es gibt Unterschiede in der Art, wie verschiedene Wesen kommunizieren. Es wäre komplizierter für dich, meine Sprache laut zu artikulieren, darum bist du auf eine andere deiner Gaben ausgewichen. Du beherrschst die Tele-Emphatie, eine wahrhaft seltene Gabe bei den Menschen.+ Harry wäre bei Midnights überraschender Erklärung vor Erstaunen fast vom Rücken des Hengstes gefallen. Die plötzliche Klarheit ihrer Kommunikation, welche zuvor noch anstrengend und mit viel Konzentration verbunden gewesen war, kam nun auf einmal mit Leichtigkeit. Außerdem spürte der Gryffindor hinter den Worten von Midnight nun auch dessen Präsenz, welche von einer fremdartigen, aber dennoch freundlichen Weisheit kündete. +Was meinst du damit?+ fragte der Schwarzhaarige zurück. +Und wieso kann ich auf einmal so leicht mit dir reden? Vorhin brauchte ich dafür all meine Konzentration, doch jetzt macht es mir fast überhaupt keine Schwierigkeiten mehr.+ Nun war Midnights Amüsement überdeutlich, als er antwortete: +Deine Gabe ist ziemlich stark, mein Freund, doch funktioniert sie nur, wenn dein Gesprächspartner ein annähernd gleichartiges Level an Fähigkeiten besitzt. Meine Rasse ist begabt in der Emphatie, darum war es mir möglich, dir auf halbem Wege entgegenzukommen, um eine Verbindung zwischen uns aufzubauen. Ich kann spüren, daß deine Fähigkeiten noch untrainiert sind...doch sie erwachen langsam.+ +Ich weiß noch nicht lange von der Möglichkeit dieser Talente+, gab Harry teils ein wenig verlegen wegen seiner mangelnden Fertigkeit in dieser Art der Kommunikation zu, andererseits aber auch begeistert und neugierig. Es war berauschend, auf einmal dazu fähig zu sein, mit einem anderen intelligenten Lebewesen so natürlich reden zu können wie mit seinen Freunden. +Ich verstehe. Sei unbesorgt, deine Talente werden stärker werden, wenn du sie trainierst - und eines Tages wird es dir ebenso leicht fallen wie jetzt Parsel, die Sprache der verschiedensten Geschöpfe zu sprechen, mit denen du zusammentriffst. Doch sei vorsichtig bei der Nutzung deiner Emphatie...manche Geschöpfe nutzen Gefühle dazu, andere Wesen zu verletzen. Du solltest lernen, dich mental vor einer solchen Gefahr zu schützen.+ Besorgnis lag deutlich spürbar in diesen Worten, während Midnights Stimme zu Beginn seiner Erklärung eindeutig ermunternd gewesen war. Unwillkürlich lehnte sich Harry zu Midnight herunter und legte sein Gesicht an dessen Hals. Es war ein stummer Dank für dessen Sorge um Harrys Wohlergehen. Dann richtete sich der Gryffindor wieder auf und versuchte Midnights Sorgen zu beschwichtigen: +Danke für deine Sorge um mich, doch ich glaube, daß ich einen geeigneten Lehrer finden werde. Einer meiner Freunde ist ein Emphat und wird mir sicher helfen können, diese Gabe zu nutzen.+ Harry war überzeugt, daß Remus einer solchen Bitte aufgeschlossen gegenüberstehen würde und lächelte unwillkürlich bei dem Gedanken an einen der besten Freunde seiner Eltern. +Der Werwolf+, erklang da Midnights Stimme wieder in seinen Gedanken. +Ja, er wird dir ein guter Lehrer sein. Seine Gefühle sind rein und gut, trotz seines nicht gerade einfachen Schicksals - er ist sicher imstande, dich zu lehren, deine Fähigkeit zu nutzen, ohne selbst Schaden dabei zu erleiden.+ +Du kennst Remus?+ wollte Harry erstaunt wissen. +Er steht meinem Freund als Mitglied seiner Familie sehr nah+, erwiderte Midnight. +Auch wenn meine Herde am Anfang Angst vor ihm hatte, da der Wolf in ihm für sie instinktiv Gefahr bedeutet, fühlte ich doch, daß von ihm für meine Familie keine Bedrohung ausgeht. Auch seine Gefühle für meinen Freund hindern ihn daran, mir oder meiner Familie Schaden zuzufügen - er ist ein guter Mensch.+ +Das stimmt+, bestätigte Harry ohne zu zögern die letzten Worte des Rappen. +In meiner Welt hat er mir vor ein paar Jahren sehr geholfen - ich hänge sehr an ihm, auch wenn ich dies bis jetzt ihm gegenüber noch nicht ausgesprochen habe. Aber seitdem ich weiß, daß er emphatisch ist, hoffe ich, daß er von meinen Gefühlen auch so wußte. Dennoch...+, Harry verstummte. +Gefühle besitzen große Macht. Oftmals scheuen sich die Menschen, sie laut auszusprechen, da sie fürchten, verletzt zu werden. Doch manchmal verletzt man, indem man die Worte nicht sagt, diejenigen, denen sie tief im Herzen gelten, um so mehr - daher halte ich deine Entscheidung für weise, deinem Freund von deiner Zuneigung für ihn zu berichten. Er wird dieses Geständnis nicht ausnutzen.+ +Du trägst viel Weisheit in dir, Midnight, obwohl du noch so jung bist. Draco und Ron haben mir erzählt, wie du zu meinem Gegenstück kamst. Es tut mir leid um deine Mutter, doch ich bin froh, daß ich dich kennenlernen konnte.+ +Ich danke dir für dein Mitgefühl. Doch ich sollte dir deine Frage beantworten: bei meiner Rasse wird das Wissen um bestimmte Dinge genetisch vererbt, wodurch wir für gewisse Verhaltensweisen ein größeres Verständnis aufbringen, als man es dem Alter nach vermuten würde. Hinzu kommt, daß die Emphatie seinen Träger Dinge erkennen läßt, welche ihm ohne diese Gabe entgehen würden. Diese Erfahrung wirst du auch noch machen, mein junger Freund - doch auch ich erkenne in dir eine größere Kenntnis als man es bei einem Kind wie dir erwarten würde.+ +Kind?+ Harry klang irritiert und ein wenig schmollend. Mentales Lachen wusch über ihn hinweg, Midnights Amüsement überdeutlich spürbar. Der Hengst schüttelte seine dichte Mähne und wieherte hell auf. +Den Maßstäben vieler Rassen nach bist du noch ein Kind, Freund. Meine eigene Art kann viele Jahrhunderte alt werden, wenn wir es wollen. Doch ich wollte dich mit meinen Worten nicht beleidigen, denn wie gesagt, vereinst du selbst bei deinem jungen Alter schon ein erstaunliches Wissen in dir. Mehr Weisheit und Erfahrung, als du haben solltest...auf jeden Fall noch ein gutes Stück mehr als mein Freund - dein Gegenstück - durch die Bedrohung erlangte, welche sein Leben bis vor wenigen Monaten überschattete.+ Harry seufzte leise auf. Er hätte Midnight viel erzählen können über die Art und Weise, wie er zu dieser ,Erfahrung' gekommen war, doch er wollte ihr Gespräch nicht noch ernster werden lassen als es bis zu diesem Zeitpunkt schon geworden war. An diesem herrlichen Nachmittag und in Gegenwart von Freunden - alten sowie auch einem neuen - wollte Harry nicht an die Vergangenheit und all den Schmerz, der mit diesen Erinnerungen zusammenhing, denken. Vielmehr wollte er erneut dieses unglaubliche Gefühl von Freiheit erleben, welches das Dahinfliegen mit Midnight zuvor ausgelöst hatte. Daher antwortete er: +Ich würde gern weniger Erfahrung in diesen Dingen besitzen, Midnight, ebenso wie es sicher auch dein Harry vorgezogen hätte, wie ein ganz normaler Teenager aufzuwachsen. Doch es sollte nicht so sein. Aber jetzt möchte ich nicht mehr darüber nachdenken, denn Ron, Draco und Hermine haben sich so viel Mühe gegeben, diesen Tag für mich als eine schöne Überraschung zu gestalten, daß ich die Zeit mit ihnen aus ganzem Herzen genießen möchte. Außerdem würde ich gern noch einmal so mit dir dahinfliegen wie vorhin - dieses Gefühl von Freiheit hatte ich bis jetzt nur, wenn ich auf meinem Besen sitze oder Quidditch spiele.+ +Dann soll es so sein, junger Freund. Warne deine Freunde und dann halt' dich gut fest+, antwortete Midnight voller Freundlichkeit und Verständnis. Harry hatte kurz darauf nur eine Minute Zeit, den drei anderen Jugendlichen eine Warnung zuzurufen, bevor Midnight fast aus dem Stand heraus in einen schnellen Trab und dann in Galopp überging, so daß der Boden unter den Hufen des Hengstes nur so dahinzufliegen schien. Harry hörte seine drei Freunde hinter ihm herrufen, doch er antwortete nicht, sondern beugte sich nur instinktiv tief über Midnights Rücken und genoß den Wind in seinen Haaren, während der Rappe unaufhaltsam dahinpreschte. Hinterher hätte der Gryffindor nicht sagen können, wie lange er auf Midnight dahinflog, doch es war ein Gefühl, welches er sich sein Leben lang bewahren würde. Schließlich verlangsamte der Hengst jedoch seine Gangart und Harry richtete sich wieder auf, um die Umgebung in Augenschein zu nehmen. Um ihn herum erhoben sich hohe Bäume und außer dem Weg, den Midnight gekommen war, schien es um sie herum nur fast undurchdringliches Unterholz zu geben. Der Wald, der Harry umgab, wirkte dennoch nicht bedrohlich, da er vielerlei Geräusche wahrnehmen konnte - Vögel sangen, Bienen summten und ganz in der Nähe plätscherte ein Bach leise vor sich hin. Alles in Allem war es eine friedliche Atmosphäre. +Midnight, wo sind wir hier?+, wollte Harry von seinem neuen Freund wissen. +Dieser Wald liegt nahe des Hauses, in dem die Liebe meines Freundes mit seinen Eltern wohnt+, antwortete Midnight bereitwillig, indem er zu einen ruhigen Schritt verlangsamte. +Mein Freund und seine Gefährten kommen oft hierher, da sie die Lichtung, zu der ich dich gerade bringen, zu einem ihrer Lieblingsplätze erkoren haben. Ich nehme an, daß dieser Platz auch dir enthüllt werden sollte, darum bin ich hierher gekommen.+ Harry blieb eine Weile stumm, um die Worte des Pferdes zu verstehen. Doch dann begriff er - der Wald gehörte also zu dem Gelände um Malfoy Manor und war aus diesem Grund natürlich für Ron, Hermine, Draco sowie sein anderes Ich eine Umgebung, die sie wie ihre Westentasche kannten. Kein Wunder, daß sie bestimmte Plätze besonders schätzten - und zu einem von diesen brachte ihn Midnight gerade. +Wir sind da+, riß Midnights Stimme Harry in diesem Augenblick aus seinen Überlegungen. +Hierher kommen mein Freund und seine Gefährten oft, wenn sie nicht in ihrer Schule sind.+ +Du solltest ,deinen' Harry - und mich übrigens auch - ruhig beim Namen nennen, Midnight+, meinte Harry, +sonst muß ich immer erst nachdenken, was du meinst. Übrigens+, runzelte der Schwarzhaarige nachdenklich die Stirn, +gefällt dir der Name überhaupt, den mein Gegenstück dir gegeben hat? Oder gab dir deine Mutter einen anderen, den du bevorzugen würdest?+ Midnight blieb einen Moment still, dann antwortete er: +Du bist sehr sensibel, was die Gefühle anderer Geschöpfe angeht - doch hätte ich das bei deinen Fähigkeiten und Gaben erwarten sollen. Doch mach' dir keine Gedanken... Harry. Midnight ist ein schöner Name und dank meiner jetzigen Farbe paßt er auch sehr gut. Mir gefällt die Bezeichnung, die mein Freund mir gab, auch wenn es der Wahrheit entspricht, daß meine Mutter mich anders rief. Doch wie hätte ich ihm das verdeutlichen sollen, wo wir doch bis jetzt nicht auf die Weise kommunizieren konnten, auf welcher es dir und mir gerade möglich ist?+ +Würdest du mir den Namen verraten, mit dem dich deine Mutter rief?+, fragte Harry. +Oder bin ich zu neugierig? Es tut mir leid, wenn...+ +Sie nannte mich Eldaryon+, unterbrach Midnight Harrys Entschuldigung. +Das bedeutet ,Kind des Windes' in unserer Sprache, weil ich auch als Fohlen schon gern immer schnell wie der Wind dahinflog. Doch als ,mein Harry' mir den Namen Midnight gab, war es, als wäre ich ein zweites Mal auf die Welt gekommen - was in Anbetracht der Geschehnisse, welche ihn und mich zusammenführten, verständlich und auch angebracht erscheint.+ +Eldaryon. Das ist ein sehr schöner Name - willst du von jetzt an immer genannt werden?+, fragte Harry. +Ich könnte meinen Freunden mitteilen, wie du wirklich heißt, wenn du dies möchtest.+ Wieder schwieg der schwarze Hengst eine geraume Weile, bevor er antworte. +Nein, bitte nenn' mich weiter Midnight vor deinen Freunden. Es ist nicht so, als wenn ich ihnen meinen wahren Namen nicht enthüllen möchte... doch es liegt etwas Besonderes in dem Namen, welchen meine Mutter mir gab. Es ist das Einzige, was ich noch von ihr besitze - daher sollen auch nur ausgewählte Geschöpfe von ihm wissen.+ Nun war es Harry, welcher stumm blieb. Das Vertrauen, das Midnight - oder besser Eldaryon - mit dem Wissen um seinen wahren Namen in die Hände des Gryffindors gelegt hatte, rührte Harry. Seitdem er in der Zaubererwelt lebte, hatte er erfahren, welche Bedeutung geheimes Wissen hatte oder welche Macht Namen manchmal verleihen konnten. Doch hier kam noch hinzu, daß sein wahrer Name das einzige Geschenk war, welches Eldaryon noch von seiner Mutter besaß. Das machte seine Geste noch bedeutungsvoller und Harry strich ihm liebevoll und dankbar über das glänzende Fell. +Ich danke dir, Eldaryon. Ich werde das Geschenk, welches du mir mit deinem wahren Namen gemacht hast, in Ehren halten, das verspreche ich. Ich kann es nur leider nicht gleichwertig erwidern...+ +Dein Versprechen ist Erwiderung genug, Harry+, tröstete Midnights Stimme den Gryffindor sanft. +Es ist nicht immer vonnöten, ein Geschenk mit einem gleichwertigen Geschenk zu erwidern. Manchmal ist die Akzeptanz des offerierten Geschenks alles, was erwartet wird, mein junger Freund. Ich habe dir meinen wahren Namen offenbart, da ich dich dieser Information für würdig erachte - und vielleicht wird dir das Wissen um ihn in deiner Welt einst von Nutzen sein.+ Diese letzten Worte verwunderten Harry, doch er kam nicht mehr dazu, sie zu hinterfragen, denn mittlerweile hatte er den Platz erreicht, an den ihn seine Freunde hatten bringen wollen. Vor seinen Augen dehnte sich eine große Lichtung aus, auf der eine mächtige Eiche stand, deren Äste sich weit in alle Richtungen streckten, als versuchten sie, die Bäume zu erreichen, welche die Lichtung umsäumten. Der Bach, welchen der Schwarzhaarige schon zuvor hatte murmeln hören, teilte die Lichtung in zwei ungleich große Hälften, während sein Wasser im Sonnenlicht hell glitzerte. Blumen blühten überall und Harry hatte Mühe, nicht offenen Mundes auf die herrliche Szenerie zu starren, welche sich vor ihm ausbreitete. "Es ist wunderschön hier, nicht wahr?", erklang Augenblicke später Dracos leicht amüsierte Stimme neben Harry, welcher dadurch aus seiner Trance gerissen wurde und den Slytherin überrascht anblickte. Er wunderte sich, woher sein Freund auf einmal kam, doch bevor er die Frage stellen konnte, antwortete ihm Ron darauf, der ebenso belustigt blickte wie Draco. "Schau nicht so überrascht, Harry", meinte der Rothaarige grinsend, "wir wußten, daß Midnight dich hierher bringen würde. Es ist schließlich unser Lieblingsplatz zum Pausieren, wenn wir einen Ausritt machen. Daher konnten wir uns mehr Zeit lassen und nicht wie die Irren hinter euch herstürmen." "Als wenn wir Midnight im vollen Sturm einholen könnten, selbst wenn wir wollten", mischte sich nun auch Hermine in das Gespräch. "Dieses Pferd ist so unglaublich schnell, da kommt man einfach nicht hinterher. Es ist gut, daß du ein ausgezeichneter Flieger bist, Harry, sonst wärst du wahrscheinlich irgendwo auf dem Weg verloren gegangen", fügte die Braunhaarige mit einem Lächeln hinzu. +Als wenn ich jemanden, den ich auf meinen Rücken gelassen hätte, herunterfallen lassen würde+, meinte Midnight mit einem gedanklichen pikierten Schnauben. +Sei ihr nicht böse+, versuchte Harry, die verletzte Würde des Hengstes zu beruhigen, +'Mine meinte es doch nicht böse, sondern wollte nur einen Scherz machen. Ich weiß, daß ich sicher auf deinem Rücken bin, Eldaryon.+ +Nun gut. Ich bin etwas empfindlich, wenn es um die Sicherheit meiner Familie und Freunde geht.+ Eldaryons Stimme war nun mit einem entschuldigenden Tonfall unterlegt, der Harry voller Verständnis durch die schwarze Mähne streichen ließ. +Ich verstehe dich, denn mir geht es ganz genauso mit meinen Freunden.+ Eldaryon reagierte auf diese Worte mit einer Welle an Zuneigung, welche Harry einhüllte und sich warm und geborgen fühlen ließ. Der Gryffindor streichelte dankbar über das glänzende Fell, bevor er absaß und sich zu seinen drei Freunden gesellte, die es sich bei der großen alten Eiche auf der Lichtung bequem gemacht hatten. Sich zu ihnen setzend, lehnte sich Harry an den rissigen Stamm und schloß die Augen. Die friedliche Stille auf der Lichtung, welche nur vom Summen der Insekten sowie dem stetigen Plätschern des Baches unterbrochen wurde, ließ ihn sich total entspannt und frei fühlen. Als hätte er keine Sorgen auf der Welt. ,Ob es sich so anfühlt, wenn man ein ganz normaler Teenager ist, der keine größeren Probleme mit sich herumträgt als das Erwachsenwerden?', fragte sich Harry. ,Es ist ein fremdes Gefühl für mich, mich nicht ständig um die Sicherheit meiner Freunde - oder die meine - sorgen zu müssen, sondern den Sonnenschein genießen zu können, während ich einfach nur mit meinen Freunden Zeit verbringe. Wäre ich ,Zuhause', hätte Onkel Vernon mich sicher inzwischen wieder mit Arbeiten eingedeckt, so daß ich kaum eine Minute für mich hätte.' Bei diesen Gedanken runzelte Harry unbewußt die Stirn und spürte wenig später eine sanfte Hand, welche die Falte wieder zu glätten versuchte. Dann erklang die Stimme von Draco, der meinte: "Hör' auf, über das nachzudenken, was auch immer dich gerade beschäftigt, Harry. Falten stehen dir nicht." Smaragdgrüne Augen öffneten sich und blickten in silberblaue, welche Harry mit einer Mischung aus Freundlichkeit und Sorge anblickten. Harry ließ eine seiner Augenbrauen fragend in die Höhe wandern, antwortete jedoch nicht. Dann krauste er seine Stirn noch mehr als zuvor und grinste Draco frech an. Der blonde Slytherin blinzelte, grollte dann jedoch scheinbar mißmutig, als er Ron und Hermine lachen hörte. Doch ein Aufblitzen in den blauen Augen zeigte sein eigenes Amüsement. Harry lächelte seine Freunde an und meinte dann, indem er den Blick über die Lichtung schweifen ließ: "Dieser Platz hier ist wirklich wunderschön...so friedlich." "Darum kommen wir ja auch immer hierher, wenn Ferien sind", erklärte Hermine. "Nach der Hektik des Schulbetriebes in Hogwarths ist es immer wieder schön, die stetige Ruhe dieses Platzes in sich aufnehmen zu können. Energie tanken, sagt Harry immer", fügte die Braunhaarige noch hinzu. "Hmm", bestätigte Harry die letzte Aussage seiner Freundin. Dann lehnte er sich wieder zurück an den Stamm der Eiche hinter sich und schloß erneut die Augen. Doch Ron unterbrach seinen Versuch, ,die Ruhe in sich aufzunehmen' wie Hermine es ausgedrückt hatte. "Harry? Würdest du jetzt meine Frage von vorhin beantworten?", fragte der Rotschopf seinen besten Freund. "Du meinst, was ich meinte, als ich sagte, Midnight und ich würden miteinander sprechen können?", erwiderte Harry ohne die Augen zu öffnen. Er konnte sich durch seine lange Freundschaft mit Ron die Reaktion seines Freundes gut genug ausmalen, um nicht auf eine verbale Antwort zu warten. Daher fuhr er gleich darauf fort: "Ich bin nicht ganz sicher, wie es genau dazu kam, doch Midnight erklärte mir, ich sei tele-empathisch. Ich denke, diese Gabe geht auf Gryffindor zurück. Azhura deutete in ihrer Erzählung an, daß er auf diese Weise mit ihr hatte sprechen können...über eine gedankliche Bindung, welche er zu ihr herstellte. Nun, wie gesagt, ist das alles noch sehr neu für mich, doch ich nehme an, daß ich das Gleiche mit Midnight getan habe - mit seiner Hilfe." Nun öffnete Harry doch die Augen, denn seine Freunde blieben merkwürdigerweise stumm nach seiner Eröffnung. Im nächsten Augenblick konnte er sich ein Lachen gerade noch verkneifen, denn sowohl Ron als auch Hermine und Draco blickten ihn mit großen, erstaunten Augen an. Hermine war die Erste, welche sich wieder fing und Harry nachdenklich anblickte. "Erstaunlich, wie schnell du Zugriff auf diese Gabe erlangst, Harry", meinte sie. "Du wußtest immerhin bis vor wenigen Tagen noch gar nicht, daß du sie überhaupt besitzt, doch jetzt kannst du sie schon so gut nutzen. Wirklich erstaunlich", murmelte die Gryffindor. "Ich hatte doch Hilfe, 'Mine", erinnerte Harry seine Freundin. "Midnight sagte, seine Rasse wäre ebenfalls emphatisch - also bin ich mir gar nicht sicher, ob die größte Anstrengung zum Zustandekommen der Gedankenverbindung zwischen ihm und mir wirklich von mir ausging. Es kann ebenso gut sein, daß Midnight die ganze Arbeit machte und ich nur reagierte." "Selbst dann ist es noch erstaunlich", meldete sich Ron erneut zu Wort. "Obwohl es bei deiner Ahnenreihe wohl zu erwarten gewesen wäre", fügte der Rotschopf hinzu. "Apropos Ahnenreihe", erklang erneut Hermines Stimme und ihre drei Freunde wandten ihr ihre Köpfe zu, da sie den Tonfall erkannten, mit dem die Gryffindor gesprochen hatte. Dieser bestimmte Tonfall bedeutete, daß sie einen Rätsel auf die Spur gekommen war. "Ich habe darüber nachgedacht, was Harry uns gestern alles erzählt hat", begann die Braunhaarige zu erklären, woraufhin Draco leicht spöttisch meinte: "Was Anderes haben wir von dir auch gar nicht erwartet. Also, was hast du herausgefunden?" "Als ich heute früh in der Bibliothek war, habe ich nach Büchern über Gryffindor und Slytherin gesucht. Und über die Zeit der Gründer, da ich herausfinden wollte, wie Hogwarths gebaut wurde. Nach dem, was wir über das Schloß wissen, besteht es aus Unmengen von Geheimgängen, versteckten Nischen und verborgenen Räumen - so wie die Kammer unterhalb des Schlosses, in welcher der Basilisk wohnt. Daraus läßt sich der Schluß ziehen, daß wir selbst mit der ,Karte des Rumtreibers' nur einen Bruchteil dieser Gänge und verborgenen Räume kennen. Durch Harry Erzählung darüber, was er von Azhura über die Beziehung zwischen Godric Gryffindor und Salazar Slytherin erfuhr, kam ich wiederum zu der Erkenntnis, daß unsere Anstrengungen, die Räumlichkeiten zu finden, welche Gryffindor einst bewohnte, von vornherein keine große Chance auf Erfolg hatten, da wir es völlig falsch anpackten." Hier hielt Hermine triumphierend inne. Ihre drei männlichen Freunde blickten sie nur völlig verständnislos an, bevor Harry nach einigen Minuten des Schweigens auf einmal die Stirn runzelte, als ihm langsam dämmerte, was Hermine hatte sagen wollen. "Natürlich! 'Mine, du bist und bleibst genial", entfuhr es ihm. "Danke schön", kam die selbstbewußte Antwort der Gryffindor, welche ihn dann fragend anblickte. "Willst du es ihnen erklären, oder soll ich es tun?", wollte sie wissen. Harry lächelte schelmisch, als er den schmollenden Ausdruck in den Gesichtern von Ron und Draco erkannte, dann deutete er eine Verbeugung in Richtung Hermine an. "Ladys first. Außerdem hast du es schließlich zuerst entdeckt." "Ok. Also hört zu", wandte sich die Gryffindor an ihre Freunde, welche nun sichtlich interessiert wirkten. "Wir haben doch, seit unser Harry das Große Buch von Gryffindor erhielt, nach den Räumen seines Ahnen gesucht, welche sich irgendwo im Schloß befinden müssen. Richtig?" Draco und Ron nickten. "Nun, was wir dabei jedoch nicht beachteten - da wir es einfach nicht wissen konnten - ist die Tatsache, daß Gryffindors Räume nicht allein ihm gehörten. Wenn er und Salazar Slytherin ein Paar waren und später sogar einen Sohn hatten, so lebten sie doch sicherlich zusammen! Daraus wiederum ergibt sich, daß die Zauber, welche die Räumlichkeiten heutzutage verbergen, nicht nur von Gryffindor, sondern zum Teil natürlich auch von Slytherin stammen! Wir haben uns jedoch die ganze Zeit nur darauf konzentriert, nach der Magie des Gründers zu suchen, dessen Räume wir zu finden versuchten. Selbst Professor Dumbledore konnte Gryffindors Räumlichkeiten nicht aufspüren, da es diese in dieser Form gar nicht gibt! Es ist...", erklärte Hermine. Ihre Wangen hatten sich gerötete, als ihre Begeisterung über ihre Entdeckung mit ihr durchging. "Halt, halt, warte einen Augenblick", versuchte Draco sie zu bremsen. "Du meinst, wir haben die ganze Zeit am völlig falschen Ort gesucht?" "Das vielleicht nicht", mischte sich nun auch Harry in das Gespräch. "Doch wie Hermine schon gesagt hat - da ihr nur nach Gryffindors Magie gesucht habt, konntet ihr nicht fündig werden. Ich stimme 'Mine zu bei der Annahme, daß Gryffindor und Slytherin als ein verheiratetes Paar sicher zusammen gewohnt haben - daher muß man bei der Suche nach ihren Zimmern beachten, daß auch nach Slytherins Magie spürbar sein muß. Ich denke, es wird ein Mix aus ihren stärksten Zaubern sein, der ihre Räume verbirgt. Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, welcher Ort innerhalb des Schlosses für sie der angenehmste gewesen sein mag - und dort nach ihrer Magie forschen." "Nur", murmelte Hermine leicht sarkastisch. "Als wenn das so einfach wäre." "Der Nordturm", sagte Ron plötzlich. Während seine Freunde miteinander sprachen, hatte der Rothaarige auf einmal einen Anflug von Intuition gehabt. Als die drei anderen Jugendlichen sich ihm fragend zuwandten, erklärte der Gryffindor: "Es muß in der Nähe des Nordturms sein. Erinnert ihr euch nicht?", fragte Ron Draco und Hermine. "Wir haben die Umgebung des Gryffindorturms gründlich unter die Lupe genommen, da wir natürlich annahmen, dort wäre es am sinnvollsten, mit der Suche zu beginnen. Schließlich klingt es logisch, daß sich die Räume des Hausgründers in der Nähe des Ortes befinden, wo sich die Mitglieder seines Hauses aufhalten. Doch wir fanden nichts. Was nach eurer Erläuterung auch wieder logisch ist", fuhr Ron mit einem Blick auf Hermine und Harry fort. "Wenn Gryffindor und Slytherin zusammenlebten, dann nicht in der Nähe des Gryffindorturms - und ebenso nicht auf heutigem Slytheringrund. Es muß also ein anderer Platz sein, sozusagen neutraler Boden." "Du könntest Recht haben", überlegte Draco. Dann hob er den Kopf und sah seinen rothaarigen Freund neugierig an. "Doch wieso kommst du gerade auf den Nordturm als Möglichkeit?" "Wegen Harry", antwortete Ron überzeugt. "Überlegt doch mal - wo hält sich Harry, sowohl unserer als auch du", meinte Ron mit einem Blick auf den schwarzhaarigen Gryffindor vor sich, "am liebsten auf, wenn er abschalten will? Es ist nur so eine Ahnung, doch vielleicht zieht es sie an den Ort, wo ihre Ahnen lebten, wenn sie Hilfe suchen oder einfach nur nachdenken wollen." "Der Nordturm", sagte Draco, während das Licht der Erkenntnis sich auf seinen Zügen ausbreitete. "Stimmt, das könnte wirklich richtig sein. Harry hält sich sehr gern auf dem Nordturm auf - und es ist eine Möglichkeit, welche wir bis jetzt total außer Acht gelassen haben." Nachdenkliches Schweigen breitete sich unter den vier Jugendlichen aus, als jeder von ihnen für sich die neuen Erkenntnisse verarbeitete. Schließlich hielt es Harry jedoch nicht mehr am Boden, denn auf einmal wollte er unbedingt wissen, ob ihre Annahme stimmte. Befanden sich die Räumlichkeiten seiner Ahnen wirklich in der Nähe des Nordturms? Fühlte er sich deswegen dort immer so geborgen, als würde jemand über ihn wachen? War es die Präsenz seiner Vorfahren, welche den Nordturm für ihn zu solch einem Ort des Friedens in seinem unsicheren, hektischen Leben machte? Harry wollte es erfahren, denn hinzu kam für ihn noch die Annahme, daß sich in den Räumen der zwei Hausgründer sicherlich auch ihre Tagebücher befinden und ihm Auskunft darüber geben würden, was vor über tausend Jahren geschehen war. Danke für all die lieben Kommis zu meiner Story! (*froi*) Antalya Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)