Angel of Light I von abgemeldet (Another world) ================================================================================ Kapitel 13: Part VIII, Teil 3: ... und Gegenwart (3/3) ------------------------------------------------------ Harry blickte nachdenklich in den Raum, während er zum Ausgangspunkt zurückkehrte, um in der richtigen Reihenfolge weiterberichten zu können. "Wie gesagt, war Professor Lockhart nicht gerade der beste Mann für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Doch mich plagte zu dieser Zeit noch eine ganz andere Sorge. Ich hörte eine Stimme, die von dem Wunsch zu töten sprach. Das erste Mal vernahm ich sie beim Absitzen meiner Strafarbeit, welche ich übrigens das zweifelhafte Vergnügen hatte, bei Professor Lockhart zu leisten - Fanpost bearbeiten." Wieder rollte Harry mit den Augen, wurde jedoch sofort wieder ernst, als er an die eiskalte Stimme dachte, die nur er hatte vernehmen können. "Ich hab Ron und Hermine davon erzählt, doch wir kamen nicht auf eine Lösung. Daher dachte ich nicht weiter daran, bis ich sie ein zweites Mal hörte. Ron, 'Mine und ich kamen gerade von der Totenfeier des Fast Kopflosen Nick, welche wir am Abend von Halloween besucht hatten - ziemlich gruselige Angelegenheit übrigens", fügte Harry hinzu, als er an das Kopfhockey dachte. "Niemand außer mir konnte die Stimme hören, selbst in dem Moment nicht, wo Ron und Hermine doch genau neben mir standen, als sie erklang", fuhr Harry fort. "Ich folgte der Stimme, die wieder von reißen und töten sprach. Dadurch gelangten wir in den zweiten Stock, wo wir Mrs. Norris fanden - steif wie ein Brett, mit ihrem Schwanz an einen Fackelhalter gebunden. Darüber standen Worte an der Mauer, welche besagten, daß die Kammer des Schreckens erneut geöffnet worden wäre. Die Feinde des Erben sollten sich in Acht nehmen." Schatten erschienen in Harrys Augen, doch er nahm sich zusammen und sprach weiter, ohne die Anwesenden weiter zu beachten, die ihm angespannt lauschten. Doch Harry war inzwischen völlig in der Vergangenheit versunken, als er berichtete. Es war für ihn fast, als würde er sein zweites Schuljahr noch einmal durchleben. "Wie nicht anders zu erwarten, wurden wir natürlich wie in flagranti ,bei der Tat' erwischt und Mr. Filch beschuldigte mich, seine Katze ermordet zu haben. Wir, das heißt Ron, Hermine und ich, wurden von den Lehrern zu den Vorkommnissen befragt, nachdem sich herausgestellt hatte, daß Mrs. Norris nicht tot, sondern nur versteinert war. Dennoch ließ Mr. Filch nicht davon ab, daß ich der Schuldige sei - er behauptete, ich hätte es getan, da ich durch Zufall herausgefunden hätte, daß er ein Squib sei. Zu der Zeit wußte ich jedoch noch nicht einmal, was ein Squib ist; selbst als Ron es mir später erklärte, verstand ich den Zusammenhang nicht. Wir drei - vor allem Hermine - versuchten nun jedoch vor allem, herauszufinden, was es mit der Legende von der Kammer des Schreckens auf sich hatte. In einer Stunde von ,Geschichte der Zauberei' fragte Hermine schließlich Professor Binns danach. Nachdem er sich eine Weile gesträubt hatte, erzählte er uns, was er wußte. Er berichtete, daß es mit dem Streit zwischen Slytherin und Gryffindor zusammenhänge. Ihren unterschiedlichen Ansichten darüber, Kinder aus Muggelfamilien in Hogwarths aufzunehmen oder nicht. Salazar Slytherin hätte laut der Überlieferung die These vertreten, daß nur ,Reinblütige' an der Schule aufgenommen werden dürften - und als es daraufhin zu unüberwindlichen Problemen zwischen ihm und den drei anderen Gründern gekommen sei, hätte er die Schule verlassen. Vorher jedoch sollte er Gerüchten zufolge eine geheime Kammer irgendwo im Schloß gebaut haben, die er, bevor er das Schloß verließ, versiegelt hätte. Nur sein Erbe wäre in der Lage, sie wieder zu öffnen und das in ihr gefangen gehaltene Grauen freizulassen. Was genau jenes Grauen darstellte, wußte niemand. Es wurde jedoch berichtet, es sei ein Monster, welches nur der Erbe Slytherins im Griff hätte." Nach diesen Worten wechselten die sechs Erwachsenen verstehende Blicke untereinander, als ihnen langsam klarwurde, worauf Harrys Erzählung hinauslief. Sie kombinierten die Fakten, welche der Schwarzhaarige ihnen gab mit dem Wissen um Azhura, den Basilisken. Harry fuhr fort, ohne diese Blicke zu bemerken. "Danach schwirrte die Gerüchteküche natürlich noch mehr als sonst. Nun, da bekannt war, daß jener ,Erbe', vor dem sich nicht-reinblütige Zauberer und Hexen in Acht neben sollten, der von Salazar Slytherin sein sollte, stellte jeder Vermutungen darüber an, wer dafür in Frage kam, eben jener Erbe zu sein. Und zu meinem Unglück konzentrierten sich die Vermutungen auf mich, was mich wieder einmal ins Rampenlicht stellte. Doch dieses Mal war es schlimmer als zuvor, denn man mied mich, als hätte ich die Pest. Dabei hatte ich doch überhaupt nicht die Absicht, jemandem etwas anzutun. Doch kaum jemand glaubte mir." Nun blitzte es in Harrys Augen wütend, aber auch verletzt. Das Mißtrauen und die Feindseligkeit, welche ihm in jener Zeit entgegengebracht worden waren, hatten ihn damals tief getroffen - und seine Abneigung gegen den Slytheringründer verstärkt. Und auch wenn Azhura ihm eine ganz andere Geschichte erzählt hatte, so bedurfte es doch noch Zeit, seine Perspektive wieder zu ändern und neu zu urteilen. "Nur wenige glaubten mir, daß ich nichts mit den Geschehnissen in der Schule zu tun hatte, so vor allem Ron und Hermine. Wir drei versuchten selbstständig etwas herauszufinden und konzentrierten unsere Überlegungen dabei auf Malfoy junior. Wir dachten, wenn jemand Slytherins Erbe wäre, dann er. Oder zumindest wüßte er, wer es sei, da sein Vater solch eine enge Beziehung zu Voldemort hat. Daher brauten wir einen Vielsaft-Trank, um ihn auszuhorchen." "Gibt es eigentlich eine Schulregel, die ihr noch nicht gebrochen habt?", wollte Hermine an dieser Stelle mißbilligend wissen. Harry schenkte ihr einen humorvollen Blick, bevor er trocken antwortete: "Der Trank war deine Idee, 'Mine." "Meine?", wollte die Braunhaarige wissen. Harry nickte nur bestätigend, woraufhin Hermine mit einem "Oh" zurück gegen die Sofalehne sank. Ihr schwarzhaariger Freund grinste sie kurz an, als er ihre leicht geschockte Reaktion bemerkte, doch dann fuhr er mit seiner Erzählung fort. "Wie gesagt, wollten wir Malfoy aushorchen, um herauszufinden, wer der Erbe Slytherins wäre und was es genau mit der Kammer des Schreckens und dem darin gefangengehaltenen Grauen auf sich hatte. ,Dank' Professor Lockharts Egomanie gelang es Hermine, von ihm eine Erlaubnis zu bekommen, ein Buch aus der Verbotenen Abteilung der Bücherei zu holen. Madame Pince war ziemlich mißtrauisch, als wir ihr das Dokument zeigten, doch schließlich gab sie nach und Ron, Hermine und ich machten uns daran, mit Hilfe von ,Höchst potente Zaubertränke' einen Vielsaft-Trank zu fabrizieren." "Dieser Trank ist sehr kompliziert", unterbrach ihn Severus an dieser Stelle neugierig, wenn auch mit einem stolzen Funkeln in den Augen, da die Gryffindor es, wie er Harrys Worten entnehmen konnte, offenbar geschafft hatten, den Trank erfolgreich zu brauen. "Für Zweitkläßler fast unmöglich zu schaffen...vor allem unbemerkt." Severus hob eine Augenbraue. "Denn ich nehme doch mal stark an, daß ihr Drei niemandem von eurem Vorhaben erzählt habt." Harry nickte bestätigend, bevor sein Blick zu Hermine schweifte. "Natürlich haben wir niemandem von dem Versuch erzählt, einen Vielsaft-Trank zu brauen. Immerhin hatten wir nicht vor, publik werden zu lassen, mindestens ein Dutzend der Schulregeln zu brechen. Doch dank 'Mines Cleverneß hatten Ron und ich keine Sorge, daß der Trank letztendlich funktionieren würde. Sie ist einfach zu intelligent, als daß etwas beim Brauen schiefgehen würde." Dann huschte auf einmal ein amüsiertes Lächeln über Harrys Züge, als er an Hermines Mißgeschick mit dem Katzenhaar dachte. "Es war dann auch nicht der Trank, welcher verhinderte, daß 'Mine Ron und mich in die Slytheringründe begleiten konnte, sondern ein...sagen wir, recht amüsantes Mißgeschick mit dem Teil des Vielsaft-Trankes, der bestimmt, in wen man sich verwandelt." Neugierig blickten ihn alle Anwesenden an, als sie bemerkten, daß der Versuch, diesen komplizierten Trank zu brauen, bei der Anwendung offensichtlich ein ,Opfer' gefordert hatte. Harry hob jedoch seine Hand und stoppte damit jegliche Frage, bevor er aus dem Rhythmus seiner Erzählung geriet. "Vorerst gab es jedoch das vorhin von mir schon erwähnte Quidditch-Spiel gegen Slytherin, wobei mir durch einen verhexten Klatscher der Arm gebrochen wurde." Harrys Augen verdunkelten sich in Erinnerung an den Schmerz, bevor er den Kopf schüttelte und leise aufseufzte. "Ich scheine kein Glück bei Quidditch-Spielen zu haben, denn es passiert eigentlich jedes Mal etwas, was mich im Krankenflügel landen läßt. Jedoch gelang es mir, den Schnatz zu fangen, auch wenn die Slytherins die besseren Besen hatten als wir", hier leuchtete Stolz in Harrys dunkelgrünen Augen auf, als an jenes Spiel und die damals herrschenden ungerecht verteilten Chancen dachte. Doch die Gryffindor-Mannschaft hatte sich trotz der Unfairneß des gegnerischen Hauses nicht besiegen lassen - und Harry hatte durch den Fang des Schnatzes einen großen Beitrag dazu geleistet. "Nachdem ich auf dem Boden wieder zu mir gekommen war, führte Lockhart die ebenfalls schon erwähnte ,Entknochung' meines gebrochenen Armes durch", fuhr Harry fort, während er sich unwillkürlich an seinen rechten Arm griff, als könne er noch jetzt spüren, wie es sich angefühlt hatte, dort keine Knochen mehr zu haben. Ein Ausdruck von Mitgefühl und Sympathie erschien auf den Gesichtern seiner Freunde, als sie die unbewußte Geste bemerkten. "Dadurch hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, mal wieder eine Nacht im Krankenflügel zu verbringen - und traf dort erneut auf Dobby. Im Laufe unseres Gesprächs fand ich heraus, daß er sowohl dafür verantwortlich war, daß Ron und ich in London nicht durch die magische Absperrung gekommen waren als auch im Grunde dafür, daß ich jetzt im Krankenflügel lag. Dadurch, daß er den Klatscher auf mich gehetzt hatte, wollte Dobby dafür sorgen, daß ich so schwer verletzt war, daß ich zurück zu den Dursleys müßte. Es war seine verquere Art, mich schützen zu wollen vor dem, was im Laufe des Schuljahres geschehen würde. Er erwähnte schließlich auf meine Fragen hin die Kammer des Schreckens, doch ich brachte nicht aus ihm heraus, wer oder was hinter dem Geschehen steckte. Als ich ihm weitere Details des Kommenden zu entlocken versuchte, hörten wir plötzlich Geräusche und Dobby verschwand einfach." Harry seufzte leise auf und lehnte sich tiefer in Severus' Umarmung, bevor er zum nächsten Teil seiner Erzählung kam. "Ich versuchte, mir den Anschein zu geben, daß ich tief und fest schlief, als sich die Tür zum Krankenflügel kurze Zeit später öffnete, doch als Professor Dumbledore gemeinsam mit Professor McGonagall etwas hereintrug, was zuerst wie eine Statue auf mich wirkte, war meine Neugier geweckt. Während Professor McGonagall Madame Pomfrey holte, erkannte ich im schwachen Licht schließlich, daß die Person, welche ich für eine Statue gehalten hatte, Colin Creevey war. Er hielt seine Kamera, mit der er mich die letzten Wochen über regelrecht verfolgt hatte, fest in seinen Händen und war - wie Mrs. Norris - versteinert worden." Harry holte tief Luft und seine Augen verdunkelten sich, bevor er weitersprach. "Colins Anblick schockte mich zutiefst, denn zuvor war keiner der Schüler oder Lehrer angegriffen worden. So leid es mir auch um Mrs. Norris tat, so war sie doch kein Mensch - dies gab den Angriffen eine völlig neue Dimension. Und als dann Professor Dumbledore gegenüber Madame Pomfrey und Professor McGonagall andeutete, daß dies der Beweis für die erneute Öffnung der Kammer des Schreckens wäre - ihm andererseits aber nicht klar sei, wie dies überhaupt möglich wäre... Das Gefühl der Dringlichkeit, mehr über den unbekannten Angreifer zu erfahren, nahm schlagartig zu." Harry verstummte und fuhr sich dann in einer fahrigen Geste durch die schwarzen Haare. "Ich gebe zu, mir war äußerst unwohl bei dem Gedanken, daß irgendjemand ungestraft in Hogwarths herumschlich und nun sogar damit begann, die Schüler anzugreifen. Hinzu kam natürlich, daß viele meiner Mitschüler annahmen, ich wäre derjenige, welche ,Jagd' auf die muggelstämmigen unter den Schülern machen würde. Die Geschehnisse während des Duellclubs, wo ich während eines Duells gegen Malfoy per Zufall herausfand, daß ich Parsel sprechen kann, ließen meine Glaubwürdigkeit natürlich schwinden. Ein Parselmund zu sein, ist in meiner Welt ein Zeichen dafür, ein Schwarzmagier zu sein. Es ist eigentlich ein Wunder, daß sie mich nicht gleich auf eine Stufe mit Voldemort stellten...", fügte Harry noch bitter hinzu. Sekundenbruchteile später fühlte er, wie er behutsam enger an Severus gedrückt wurde und dessen Hand ihm beruhigend und sanft über das Haar strich. Dadurch aus seinen schmerzhaften Erinnerungen an die Zeit gerissen, in der viele Schüler wahre Panikattacken bei seinem bloßen Anblick bekommen hatten, sah der hochgewachsene Gryffindor zu dem Zaubertrank-Lehrer auf. Onyxfarbene Augen sahen ihn ernst, aber mit freundlicher Sorge und Wärme an und Severus meinte: "Die Meinung derer, welche ungeprüft an Gerüchte glaubten und deswegen in dir auf einmal einen schlechten Menschen sahen, ist nicht von Wert, Harry. Du solltest dich wegen ihrer nicht grämen. Wenn sie dich nur wegen deiner Fähigkeit, Parsel zu sprechen, verurteilten, dann sind sie den Kummer, den du bei der Erinnerung an jene Ereignisse spürst, nicht wert. Wahre Freunde sehen dein Inneres - und du hast schließlich schon erzählt, daß Ron und Hermine weiterhin an deiner Seite waren, auch, als niemand Anderer es anscheinend mehr zu tun beabsichtigte." Harry hatte Severus aufmerksam zugehört und nickte nun langsam. Er verstand, was ihm der Ältere zu sagen versuchte. "Du hast Recht, Sev. Doch damals war ich erst zwölf und ich fürchtete die Abneigung, welche mir plötzlich entgegenschlug. Immerzu im Mittelpunkt des Interesses zu stehen wegen meiner unseligen Verbindung zu Voldemort, war nie einfach - doch nun wurde ich auf einmal als der Böse angesehen. Es war, als hätte sich die Meinung über mich über Nacht geändert - und es war sehr schwer, sich nicht allzu sehr davon beeinflussen zu lassen. Doch 'Mine und Ron waren eine große Stütze in jener Zeit, ebenso wie manch anderer meiner Freunde - Fred und George zum Beispiel machten auf ihre ganz eigene Art deutlich, wie lächerlich sie die Gerüchte über mich als den Erben Slytherins fanden." Bei diesem Gedanken legte sich wieder ein Lächeln auf Harrys Gesicht und er fand die Kraft, den Schmerz über die ungerechtfertigten Anschuldigungen zu verdrängen und in seiner Erzählung fortzufahren. "Als ein weiteres Opfer gefunden wurde - passenderweise natürlich von mir - wurde ich in Professor Dumbledores Büro gerufen, welcher mit mir reden wollte. Ich hatte Angst, er würde ebenfalls annehmen, ich hätte etwas mit den Angriffen der letzten Tage zu tun, doch er versicherte mir, dem wäre nicht so. Statt dessen fragte er mich, ob ich mit ihm über irgendetwas reden wolle, doch ich behielt meine Befürchtungen über meine Verbindung zu Salazar Slytherin wegen meiner Fähigkeit der Schlangensprache auch vor ihm geheim. Ich war einfach zu sehr verunsichert, um mich ihm anzuvertrauen. Jene letzte Attacke steigerte die Angst im Schloß noch weiter, denn dieses Mal hatte es neben Justin von den Hufflepuffs auch noch den Fast Kopflosen Nick erwischt. Beide waren ebenso versteinert wie Colin und Mrs. Norris zuvor...und viele Schüler fragten sich, wie es möglich wäre, einem Geist, welcher immerhin schon tot sei, so etwas Schreckliches anzutun. Die Weihnachtsferien waren daher für den größten Teil der Schülerschaft eine willkommene Ausrede, Hogwarths zu verlassen. Wahrscheinlich hofften sie, daß nach ihrer Rückkehr alles wieder in Ordnung sei. Ron, Hermine und ich blieben jedoch ebenso im Schloß wie Malfoy und seine zwei ,Bodyguards'. Daher..." An dieser Stelle stockte Harry in seiner Rede, da Draco sich vorbeugte und verblüfft wiederholte: "Bodyguards? Wen meinst du mit Bodyguards?" Harry blinzelte kurz, doch dann erklärte er: "Crabbe und Goyle. Sie sind immer in der Nähe, wohin sich dein anderes Ich auch begibt. Die Beiden sind Bodyguards, Laufburschen und Wachhunde für ihn in einem - auch wenn ich beim besten Willen nicht verstehen kann, wie Malfoy es mit ihnen aushält. Sie haben die Weisheit nicht gerade mit Löffeln gegessen." "Urgh", kam es von Draco. "Crabbe? Und Goyle?" Der Blonde schüttelte sich instinktiv, als wäre ihm dieser Gedanke mehr als unangenehm. "Einmal abgesehen, daß du wirklich sehr höflich mit deiner Beschreibung ihrer Intelligenz warst, Harry, kann ich nicht behaupten, auch nur ein Quentchen Sympathie für sie zu empfinden. Wie kann mein anderes Ich sich nur mit ihnen abgeben?" "Was fragst du mich?", fragte Harry leicht irritiert. "Es ist ja nicht so, als würde ich eine enge Freundschaft mit ihnen pflegen. Die Beiden haben zwar eine Menge Kraft, aber mehr auch nicht. Wahrscheinlich hat er sie deswegen ausgewählt." "Oh, toll. Was für ein Beweis für seine eigene Intelligenz", murrte Draco, verstummte aber, als ihm sein Vater einen bezeichnenden Blick zuwarf. "Wo war ich?", murmelte Harry vor sich hin und erhielt von Hermine den hilfreichen Tip: "Die Weihnachtsferien, Harry." "Ach ja. Nun, da das Schloß durch die Flucht der Schüler über die Feiertage fast ausgestorben war, setzten Ron, Hermine und ich unseren Plan, mit Hilfe des Vielsaft-Trankes Malfoy auszuhorchen, in die Tat um. Der Trank war inzwischen fertig und da es uns durch die Verfressenheit oben schon genannter Personen auch gelungen war, die Hauptzutat des Trankes - nämlich ein Haar der Person, in die wir uns verwandeln wollten - zu bekommen, wählten wir den Weihnachtsabend als den Tag X. Mit einiger Überwindung trank jeder von uns ein Glas voll und bei Ron und mir klappte die Verwandlung auch ohne Probleme. Ich werde den Tag nicht vergessen, als mir aus dem Spiegel Goyles Gesicht entgegenstarrte", Harry murmelte den letzten Satz und seine Augen zeigten eine Mischung aus leichten Entsetzen und Humor. "Es ist schon merkwürdig, plötzlich auszusehen wie jemand anders, doch für Ron - welcher übrigens zu Crabbes Ebenbild geworden war - war viel interessanter, zu beobachten, wie es sei, Goyle einmal richtig denken zu sehen", fügte der Gryffindor humorvoll hinzu. "Goyle und denken schließt sich gegenseitig aus, Harry", meldete sich Hermine an dieser Stelle zu Wort. Die Braunhaarige lächelte angesichts des Blicks, welchen ihr der junge Mann daraufhin zuwarf und fragte neugierig nach: "Ron wurde also zu Crabbe, und du zu Goyle. In wen hatte mein anderes Ich sich verwandelt?" Nun wurde Harrys Lächeln eindeutig schalkhaft und er erwiderte: "Geplant hattest du Millicent Bulstrode, doch das Haar, welches du von ihrer Kleidung entwendet hattest, gehörte zu einer anderen Spezies." "Andere Spezies?", echote Hermine verwirrt, bevor ihre Augen sich weiteten, als sie begriff. "Aber...aber der Vielsaft-Trank ist nur für Verwandlungen in andere Menschen bestimmt, Harry!" "Soll das heißen, sie verwandelte sich in ein Tier?", wollte Ron neugierig wissen. Ebenso wie Draco musterte er seine Freundin mit einem Blick, der halb von Entsetzen geprägt war, aber dennoch deutlich sichtbar Humor enthielt. Harry hingegen lächelte nur, als er erwiderte: "Es war in diesem Moment für 'Mine sicher nicht zum Lachen, doch bei einem Kostümball hätte sie als Katze eindeutig den Preis für die beste Verkleidung bekommen." "Katze?", ertönten mehrere Stimmen gleichzeitig, während selbst die Erwachsenen ein leichtes Schmunzeln angesichts des Bildes, welches Harrys Worte von Hermines Mißgeschick entworfen hatte, nicht unterdrücken konnten. Die ,Betroffene' jedoch war blaß geworden und ihre Augen hingen an ihrem Hauskameraden, als wolle sie sicherstellen, er nahm sie nicht auf den Arm. Der Schwarzhaarige lächelte ihr zu und erzählte dann weiter: "Du hattest statt einem menschlichen Haar eines von Millicents Katze erwischt - und da, wie du schon gesagt hast, 'Mine, der Vielsaft-Trank nur für Verwandlungen in Menschen genutzt werden soll - weigertest du dich natürlich, mit uns zu kommen. Daher gingen Ron und ich schlußendlich allein, auch wenn wir uns Sorgen wegen deines seltsamen Verhaltens machten - doch die Zeit drängte. Wir hatten schließlich nur 60 Minuten, bis die Wirkung des Trankes wieder nachließ. Ein glücklicher Zufall half uns dabei, unseren Weg auf Slytherin-Grund zu finden. Dort wurden wir von Malfoy junior vor Percy ,gerettet', woraufhin er uns mit in den Gemeinschaftsraum der Slytherins nahm. Dort versuchten Ron und ich herauszufinden, was er über die Kammer des Schreckens und den Erben Slytherins wußte." Harry verzog in Erinnerung an jene Minuten leicht das Gesicht, als er an das verächtliche und arrogante Gebaren des Malfoy-Erben zurückdachte, als dieser über Rons Vater und Colin herzog. Doch derart detailliert wollte er das Gespräch nicht wiedergeben, denn er hatte hier Draco von einer ganz anderen Seite kennengelernt, so daß er dessen Gefühle nicht unnötig verletzen wollte, indem er ihm das Verhalten seines anderen Ichs zu deutlich vor Augen führte. Daher fuhr er, seine Stimme ruhig haltend, fort: "Auch wenn es schwierig war, etwas zu erfahren, da Ron und ich uns wie Crabbe und Goyle aufführen mußten, so erzählte uns Malfoy doch einige interessante Sachen - wenngleich er auch nicht über die Information verfügte, wegen der wir eigentlich gekommen waren. Er hatte keine Ahnung, wer der Erbe Slytherins war, da sein Vater ihm offensichtlich die Kenntnis darüber verweigerte. Dieser hatte ihm nur erzählt, daß vor fünfzig Jahren die Kammer schon einmal geöffnet worden und im Verlauf der Geschehnisse ein Mädchen gestorben wäre. Den Namen des damaligen Täters kannte Malfoy nicht, nahm jedoch an, dieser wäre nach Azkaban geschickt worden. Zu diesem Zeitpunkt ließ die Wirkung des Zaubertranks auf einmal nach und Ron und ich machten uns unter einem Vorwand davon und liefen zurück zu Hermine. Wir hatten zwar einiges Interessantes erfahren, doch wirklich weitergebracht hatte uns die ganze Aktion nicht. Doch als wir Hermine erzählen wollten, was wir nun wußten und sie ihre Toilettenkabine noch immer nicht verlassen wollte, obwohl Ron und ich uns doch inzwischen vollständig zurückverwandelt hatten, zeigte sich endlich, daß ihre Verwandlung nicht so leicht rückgängig zu machen war. Wir brachten sie zu Madame Pomfrey, damit diese ihr helfen konnte - doch trotzdem verbrachte Hermine mehrere Wochen im Krankenflügel, was natürlich für die aus den Ferien zurückkehrenden Schüler erneut Anlaß zu Befürchtungen und neuen Gerüchten gab. Ron und ich besuchten 'Mine jeden Abend, um sie auf dem Laufenden zu halten und um zu besprechen, wie wir weiter vorgehen wollten. Einmal, als wir uns gerade auf den Weg zurück vom Krankenflügel zum Gryffindorturm gemacht hatten, hörten Ron und ich Mr. Filch plötzlich wutentbrannt schreien. Wir wollten wissen, was ihn so aufgeregt hatte und kamen an die Stelle, wo er seit dem Angriff auf Mrs. Norris jeden Tag Wache hielt. Der Korridor dort war halb überschwemmt, was vom Klo der Maulenden Myrte ausging. Als wir diese nach den Geschehnissen befragten, erzählte sie uns, jemand hätte ein Buch nach ihr geworfen. Wie sich herausstellte, hatte es dieser jemand vielmehr die Toilette heruntergespült und es hatte Myrte getroffen, da sie ihm Abflußrohr saß. Jedenfalls nahm ich das Buch an mich, welches sich als der Taschenkalender von einem "T.V. Riddle" herausstellte. Dieser Riddle war laut Rons Aussage ein ehemaliger Schüler von Hogwarths, der vor etwa fünfzig Jahren einen Pokal für besondere Verdienste um die Schule erhalten hatte." "Woher wußte ich das denn?", wollte Ron erstaunt wissen, während sich die sechs Erwachsenen gegenseitig ernst anschauten, da sie wußten, wer sich hinter "T.V. Riddle" verbarg. Ihnen war jedoch auch klar, daß Harry dies damals nicht bekannt gewesen sein konnte. "Eine der Strafarbeiten im Pokalzimmer", antwortete Harry dem anderen Ich seines besten Freundes leicht abwesend, da er den Faden seiner Geschichte nicht erneut verlieren wollte. Es war schwierig, alles so detailliert wie möglich zu erzählen, da die Anwesenden viele Dinge, welche Harry als gegeben voraussetzte, nicht wissen konnten. Dies hier war immerhin eine andere Realität und nicht seine Welt, erinnerte sich Harry. "Jedenfalls nahm ich den Taschenkalender mit. Ron und ich schauten ihn uns an und bemerkten, daß sein Besitzer offensichtlich ein Muggel gewesen sein mußte, da er ihn in einem Geschäft in Muggel-London gekauft hatte. Doch der Kalender schien unbenutzt, daher zeigte ich ihn Hermine, als sie schließlich aus der Krankenstation entlassen wurde. Sie versuchte zu enthüllen, ob Riddle den Kalender wirklich nicht benutzt hatte oder ob das Buch vielleicht mit Zaubern geschützt war. Doch nichts geschah und so konnte Hermine ihre Theorie, daß der Besitzer des Kalenders damals etwas mit der ersten Öffnung der Kammer des Schreckens zu tun gehabt hatte, nicht beweisen. Sie glaubte nämlich, daß er seine Auszeichnung vielleicht dafür bekommen hatte, daß er den Erben Slytherins vor fünfzig Jahren unschädlich machte." Harry verstummte an dieser Stelle kurze Zeit und lächelte, als Ron angesichts von Hermines konzentriertem Gesichtsausdruck die Augen rollte. Ihre Freundin machte den Eindruck, als wolle sie, noch bevor Harry seine Erzählung beendet hatte, selbst herausfinden, was des Rätsels Lösung war. Typisch. "Jedenfalls hielt Ron von dem Zeitpunkt an, da selbst Hermine dem Buch nichts Ungewöhnliches hatte entlocken können, die Beschäftigung mit dem Kalender für Zeitverschwendung", fuhr Harry dann fort. "Ich jedoch konnte nicht aufhören, mich damit zu beschäftigen. Meine Neugier war geweckt und selbst, wenn ich gewollt hätte - irgendetwas ließ mich nicht vergessen, daß der Taschenkalender vielleicht die Lösung um die Kammer des Schreckens und damit die Wahrheit darüber, was nun wieder Schreckliches in Hogwarths passierte, enthielt. Daher versuchte ich immer wieder, ihm sein Geheimnis zu entlocken. Es war ein Zufall, der mich schließlich zum Erfolg führte. Ich schüttete aus Versehen Tinte über eine Seite des Kalenders, doch anstatt einen Fleck zu hinterlassen, wurde die Tinte in die Seiten hineingesogen und verschwand. Dadurch kam ich auf die Idee, in das Buch hineinzuschreiben - und jemand antwortete mir. Er erklärte mir, er sei ein Teil von Tom Riddle, welcher die Erinnerung an die Ereignisse, die bei der ersten Öffnung der Kammer des Schreckens geschehen seien, festhalte. Und als ich ihm erzählte, daß erneut Angriffe geschehen würden wie zu seiner Schulzeit, bot er mir an, mir zu zeigen, was damals geschah." An dieser Stelle meldete sich zum ersten Mal, seit Harry begonnen hatte, von seinem zweiten Schuljahr zu berichten, Professor Dumbledore zu Wort. "Harry, mein Junge, das war sehr gefährlich, was du gemacht hast. Verzauberte Bücher und Gegenstände - vor allem jene, in denen die Erinnerungen anderer Personen aufbewahrt werden, bergen oft große Gefahren in sich. Du hättest ernsthaft in Schwierigkeiten geraten können." "Ich würde sagen, Professor, daß dies genau das war, was schließlich geschah", erwiderte Harry in halb entschuldigendem, halb sarkastischen Tonfall. "Doch es ist ja nicht so, daß ich sonst nie in Schwierigkeiten geraten würde - selbst dann, wenn ich es eigentlich gar nicht so will. Ich suche nicht nach Gelegenheiten, mein Leben noch schwieriger und gefährlicher zu machen, als es so schon ist", fügte der Gryffindor trocken hinzu, "die Schwierigkeiten finden mich von ganz allein." "Aber Sie haben ganz Recht damit, daß verzauberte Bücher wie Riddles Taschenkalender mit Vorsicht zu genießen sind", fuhr Harry dann an den Schulleiter gewandt, fort. "Denn dieser zog mich, nachdem ich meine Zustimmung gegeben hatte, praktisch in sich hinein und ich fand mich wenig später im Büro des Schulleiters wieder. Nur, daß der Mann, der sich dort aufhielt, nicht Ihr anderes Ich war, Professor, sondern jemand, den ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Und was für mich zuerst das Merkwürdigste war, war die Tatsache, daß er mich überhaupt nicht wahrzunehmen schien, obwohl ich doch auf recht aufsehenerregende Weise in seinem Büro gelandet war. Dann verstand ich, daß ich praktisch unsichtbar für die Anwesenden sein mußte, da dies nur eine Erinnerung an längst vergangene Zeiten war. Daher begann ich, die Geschehnisse zu beobachten. Kurz darauf klopfte es an der Tür und ein Schüler trat ein, welcher, wie sich herausstellte, eben jener Tom Riddle war, dessen Tagebuch mich in diese fünfzig Jahre zurückliegende Zeit transportiert hatte. Ich lauschte dem Gespräch, das sich zwischen ihm und dem Schulleiter, einem Mr. Dippet, entspann. Es ging darum, daß Riddle in den Ferien gern in Hogwarths bleiben würde, anstatt wieder in das Waisenhaus zurückzukehren, in welchem er seit dem Tod seiner Mutter die schulfreie Zeit verbringen mußte. Doch durch die Angriffe, welche stattfanden, war es der Meinung des Schulleiters nach nicht sicher genug für ihn, in der Schule zu bleiben. Riddle fragte daraufhin Mr. Dippet, ob er bleiben könne, wenn der Schuldige an den Angriffen gefunden würde, doch auf die Frage des Schulleiters, ob er etwas über die Vorgänge wüßte, antwortete er mit einem Nein. Einem Nein, welches sich für mich verdächtig nach dem Gegenteil anhörte." Harry machte an dieser Stelle eine kleine Pause und trank einen Schluck von seiner inzwischen kaltgewordenen Schokolade. Er bemerkte nicht, wie gebannt die Anwesenden an seinen Lippen hingen, da er selbst inzwischen wieder völlig in den Erinnerungen an jenes Schuljahr versunken war. Die Augen auf etwas gerichtet, was nur er sehen konnte, berichtete der Schwarzhaarige weiter. "Nachdem Riddle das Schulleiterbüro verlassen hatte - wobei ich ihm natürlich folgte - stürmte er plötzlich durch das Schloß und machte auf mich den Anschein, er hätte ein bestimmtes Ziel vor Augen. In den Kerkern angelangt, versteckte er sich in Professor Snapes Klassenraum und wartete. Eine geraume Weile später hörte ich im Gang Geräusche und folgte Riddle nach draußen. Er trat um eine Ecke und sprach dort jemanden an, den ich wenig später als das jüngere Ich einer Person identifizierte, welche mir in meiner Zeit sehr nahe steht. Hagrid." Harrys Augen verdunkelten sich traurig, als er sich an den Verdacht erinnerte, den er damals nach dem, was er in den Erinnerungen Riddles gesehen hatte, gegen seinen riesigen Freund gehegt hatte. Es schmerzte ihn auch nach den Jahren, die inzwischen vergangen waren, noch sehr, daß er wirklich geglaubt hätte, Hagrid hätte etwas mit der Öffnung der Kammer des Schreckens zu tun gehabt. Doch dann riß er sich zusammen und seufzte kurz auf, als er spürte, wie Severus' Hand auf seiner Schulter ihn trostverheißend näher an den älteren Mann drückte. "Dem Gespräch, welches sich zwischen Riddle und Hagrids jüngerem Ich entspann, konnte ich entnehmen, daß Hagrid wohl selbst in jungen Jahren schon eine Vorliebe für gefährliche Tiere entwickelt haben mußte. Riddle sprach ihn nämlich darauf an, daß ,sein Monster', welches er als Haustier halte, das Mädchen getötet haben mußte, welches zum Opfer der Angriffe auf die Schülerschaft geworden war. Hagrid verteidigte das Tier mit der ihm eigenen Leidenschaft", hier leuchtete ein warmes, leicht amüsiertes Licht in Harry smaragdgrünen Augen auf, dimmte jedoch gleich wieder, als er weitersprach. "Doch Riddle hörte ihm nicht zu und zückte seinen Zauberstab, um das Wesen, welches Hagrid als Haustier hielt, zu töten. Ein Zauberspruch ließ die Tür hinter Hagrid auffliegen und heraus kam ein Geschöpf, welches ich in jenem Augenblick ebenfalls als Monster bezeichnet hätte, so sehr erschreckte mich sein plötzlicher Anblick. Es war eine wahrhaft riesige Spinne...", Ron schüttelte sich unwillkürlich und Harry schmunzelte fast bei dieser Übereinstimmung von Abneigungen, die dieser Ron mit seinem besten Freund teilte, "die Riddle zu Boden warf und dann den Gang hinunter verschwand. Als Hagrid Riddle gerade daran hinderte, die Spinne zu verfolgen, wurde auf einmal alles schwarz vor meinen Augen und ich wurde durch das Tagebuch zurück in die Realität gesogen." Erneut machte Harry eine kleine Pause, doch als er weitersprach, klang seine Stimme belegt. "Ich erzählte Hermine und Ron natürlich von dem, was ich erlebt hatte und obwohl wir Hagrid nicht zutrauten, willentlich einem anderen Lebewesen etwas anzutun, konnten wir doch die Tatsache nicht verdrängen, daß er eine äußerst gefährliche Vorliebe für monströse Geschöpfe hatte. Fluffy war nicht gerade ein Schoßhund gewesen und die Wesen, welche er uns in "Pflege magischer Geschöpfe" zeigte, waren meist mit Vorsicht zu genießen. Daher konnten wir uns vorstellen, daß er mit einem im Schloß gefangengehaltenen ,Monster' sicher mitleidig gegenübergestanden hätte. Außerdem bot es eine Erklärung dafür, warum Hagrid in jungen Jahren der Schule verwiesen wurde und seinen Abschluß nicht gemacht hatte." Harry schloß die Augen, gequält von der Erinnerung, daß er einen seiner besten Freunde so verdächtigt hatte. Dann erklang Remus' sanfte Stimme auf, welcher offensichtlich den Schmerz des jüngeren Gryffindors gespürt hatte: "Harry, mach' dir keine Vorwürfe. Es war für deine Freunde und dich eine sehr gefährliche Zeit und durch das, was du in Riddles Erinnerung sahst, war es nur natürlich, daß euch dieser Verdacht kam. Ich bin sicher, Hagrid hat es euch nicht übelgenommen. Du darfst an dem Schmerz nicht festhalten, Harry, das ist nicht gut für dich." Die Sorge in Remus' Worten ließ Harry seine Augen wieder öffnen. Er sah den Werwolf traurig an und meinte dann leise: "Ich hätte es besser wissen müssen, Remus. Hagrid ist einer meiner besten Freunde und hat nie jemandem willentlich etwas zuleide getan. Er hatte es nicht verdient, so von uns verdächtigt zu werden." "Doch die Umstände sprachen gegen ihn", erklang nun Lucius' Stimme, woraufhin Harry sich Dracos Vater zuwandte, der ihn ernst ansah. "Ich gebe zu, daß man nicht immer gleich dem ersten Eindruck vertrauen sollte, Harry, doch du mußt auch berücksichtigen, daß ihr damals gerade 12 Jahre alt ward. Alles schien doch gegen Hagrid zu sprechen. Wie Remus eben schon sagte, hätte er euch sicher verziehen...daher solltest du dir auch selbst verzeihen." Auch wenn Harry durchaus verstand, was Remus und Lucius ihm klarmachen wollten, so war doch immer noch ein kleiner Zweifel in ihm, daß es so einfach sei, den Fehler, den er damals gemacht hatte, zu verzeihen. Sicher, Hagrid hatte es ihnen nicht nachgetragen, doch Harry war zu oft selbst für Dinge verantwortlich gehalten worden, die er nicht getan hatte, daß es für ihn nicht leicht war, sich selbst zu verzeihen, den gleichen Fehler gemacht zu haben. Eine warme, kräftige Hand auf der seinen schreckte den jungen Mann aus seinen trüben Gedanken und er blickte leicht erschrocken auf. Doch dann erkannte er, daß es Sirius war, welcher sich erhoben hatte und nun vor ihm kniete und ihn aus seinen warmen, braunen Augen liebevoll ansah. Als der ältere Gryffindor bemerkte, daß er Harrys Aufmerksamkeit erlangt hatte, fügte er zu den Worten seiner Vorredner hinzu: "Quäle dich nicht mit Dingen, die du nicht mehr ändern kannst, Junge. Es ist nicht immer leicht, zu erkennen, was richtig und was falsch ist, Harry. Du hast Hagrid sehr gern, nicht wahr?" Harry nickte instinktiv und seine Augen hellten sich ein wenig auf. "Er war der Erste, der mein Freund wurde. Hagrid brachte mich in die Zaubererwelt und", Harrys Augen strahlten auf, "er war auch der Erste, welcher mir je etwas zum Geburtstag schenkte. Er hat mir Hedwig geschenkt." Sirius' Augen verdunkelten sich und er mußte sich zurückhalten, um nicht etwas sehr Böses über die Dursleys zu sagen, als er verstand, was Hagrid mit seinem Akt der Freundlichkeit damals für Harry getan hatte. Er hatte Harry zum Geburtstag eine Eule geschenkt. Doch für einen Jungen, welcher bis dahin anscheinend niemals ein Geschenk erhalten hatte, war diese Gabe sehr viel mehr gewesen. Nun verstand Sirius ein bißchen besser, warum Harry sich selbst mit der Erinnerung an seine falsche Einschätzung von Hagrid so quälte. Der schwarzhaarige junge Mann konnte sich wohl selbst schwer vergeben, jemandem, der von Anfang an gut zu ihm gewesen war, Unrecht getan zu haben. Unhörbar seufzend nahm Sirius Harrys Hände in die seinen und sagte ernst: "Ich verstehe, warum du es dir selbst so schwer machst, Hagrid zu Unrecht verdächtigt zu haben, Harry, doch wie Lucius schon sagte, sprach zu dem Zeitpunkt, als du Riddles Erinnerungen gesehen hattest, alles gegen ihn. Doch wie ich dich einschätze, hattest du sicher Zweifel - und wenn Hermine und Ron in deiner Welt den Beiden hier auch nur entfernt ähneln, diese sicher ebenfalls. Ihr habt doch bestimmt weitergeforscht, oder?" Harry nickte zustimmend und verdrängte für den Augenblick seine Schuldgefühle, um weitererzählen zu können. "Natürlich haben wir das. Wir haben Hagrid vorerst auch nicht auf das Thema angesprochen - vor allem nicht, da die Angriffe aufgehört hatten. Seit fast vier Monaten war nichts mehr geschehen und Hoffnung breitete sich aus, daß der Angreifer aufgegeben hätte. Die Alraunen, welche Professor Sprout züchtete, um den Versteinerten zu helfen, waren bald reif und das Leben in Hogwarths fast wieder normal. Bis zu dem Tag, an dem ich vom Quidditch-Training zurückkehrte und mir Neville zeigte, daß meine Sachen durchwühlt worden waren. Es war klar, daß derjenige etwas gesucht hatte, doch erst, als ich wieder halbwegs Ordnung in meinen Sachen geschaffen hatte, fiel mir auf, daß Riddles Tagebuch verschwunden war. Der Gedanke, daß nur ein Gryffindor als Täter in Frage kam, war für Hermine, Ron und mich nicht gerade beruhigend. Und es war nur der Auftakt für die folgenden Ereignisse, welche nunmehr nach den relativ ruhigen Monaten zuvor ein rasantes Eigenleben entwickelten. Am nächsten Tag war das Quidditch-Spiel gegen die Hufflepuffs und Ron, 'Mine und ich verließen nach dem Frühstück gerade die Große Halle, als ich erneut die zischende Stimme vernahm, welche nur ich hören konnte. Doch Hermine schien plötzlich ein Licht aufzugehen und ohne uns zu erklären, was sie plötzlich herausgefunden hatte, verschwand sie in die Bibliothek." Ohne Rons leises "Typisch" zu beachten oder den Ellenbogenstoß, welchen der Rothaarige dafür von seiner Freundin erhielt, berichtete Harry weiter: "Ron und ich machten uns jedenfalls auf zum Quidditchfeld, da wir uns sicher waren, daß 'Mine uns später sicher darüber aufklären würde, was sie erkannt hatte. Doch...doch dazu sollte es nicht mehr kommen." Harry atmete tief durch, als er an diese Stelle seiner Erzählung gelangte. Seine tiefgrünen Augen hefteten sich wie von allein auf seine beste Freundin und zeigten plötzlich erneut tiefen Schmerz. Hermines Gesicht wurde besorgt und auch Ron blickte alarmiert. Der rothaarige Gryffindor schien zu spüren, daß, was auch immer Harrys Augen jetzt so traurig blicken ließ, mit Hermine zu tun hatte. Daher legte er instinktiv den Arm um seine Freundin, als könne er sie so schützen. Als Harry diese Geste bemerkte, huschte ein kleines Lächeln über seine Züge und er nahm den Faden seiner Erzählung wieder auf. Doch sein Blick blieb an Hermine hängen, auch wenn er sichtlich in einer anderen Zeit war. "Das Spiel sollte gerade beginnen, als Professor McGonagall auf dem Feld erschien und es absagte. Sie schickte alle zurück in die Gemeinschaftsräume, nur Ron und ich mußten ihr folgen. Ich nahm zuerst an, ich würde erneut wegen irgendetwas verdächtigt werden, doch Professor McGonagall führte uns statt in ihr Büro in den Krankenflügel. Sie erzählte uns, es hätte einen erneuten Angriff gegeben und eines der Opfer...eines der Opfer war 'Mine. Sie lag einfach da wie aus Stein gemeißelt und rührte sich nicht mehr. Für Ron und mich war es ein ziemlicher Schock, sie so zu sehen. Außerdem war Hermine stets diejenige von uns Dreien gewesen, welche am besten beim Lösen von Rätseln war - ohne sie standen Ron und ich auf ziemlich verlorenen Posten. Doch ich entschied mich, nun doch mit Hagrid über die damaligen Ereignisse zu sprechen - ich dachte, daß, wenn er das Monster losgelassen hatte, er sicher auch wußte, wie man in die Kammer des Schreckens kommt. Am späten Abend nutzten wir den Tarnumhang, den ich von Dad geerbt hatte, und schlichen uns zu Hagrids Hütte hinaus. Er schien ziemlich nervös, doch bevor Ron oder ich ihn fragen konnte, was er wußte, klopfte es an der Tür und Professor Dumbledore erschien mit einem mir fremden Mann. Doch Ron erkannte ihn als den Chef seines Vaters...Cornelius Fudge, Minister für Zauberei." Harry hatte die Verachtung, welche er für Fudge empfand, nicht ganz aus seinen letzten Worten heraushalten können und bemerkte, daß Sirius, Remus und Lucius mit Dumbledore bezeichnende Blicke wechselten. Severus' Reaktion auf den Namen des Zaubereiministers bestand in einem leisen Schnauben, welches in einem leisen Murmeln mündete, das Harry nicht verstand, sich aber nicht gerade freundlich anhörte. Der Gryffindor nahm an, daß der Cornelius Fudge dieser Welt seinem anderen Ich in seiner ,einnehmenden Art' in nichts nachstand. "Jedenfalls hatten Ron und ich uns gerade noch unter dem Tarnumhang verbergen können und drückten uns in eine Ecke, um nicht trotzdem aus Versehen bemerkt zu werden. Das hätte uns mehr als eine Strafarbeit eingebracht. Fudge war gekommen, um mit Hagrid über die Vorfälle in der Schule zu sprechen - und gab es dann als eine reine Vorsichtsmaßnahme aus, daß er ihn mitnehmen wollte." Harrys Augen wurden schmal und seine Stimme kühlte sich merklich ab, als er fortfuhr: "Hagrid beteuerte seine Unschuld und Professor Dumbledore erklärte, daß er ihm sein vollstes Vertrauen schenkte, doch wurde das Gespräch kurz darauf unterbrochen, denn ein", Harry biß sich auf die Unterlippe, um einen deutlichen Kommentar zu unterdrücken, "äußerst unwillkommener Besuch klopfte an die Tür, auf der Suche nach dem Schulleiter." Harrys Augen waren nun hart und kalt, während er sich bemühte, seine Gefühle im Zaum zu halten. Doch er schaffte es nicht ganz, sich zu beherrschen und seine Stimme wurde ebenfalls kälter. "Der Besucher entpuppte sich als Mr. Malfoy, welcher Professor Dumbledore gesucht hatte, um diesem einen Entschluß der Schulräte zu überbringen. Und zwar darüber, daß er vom Posten des Schulleiters zurücktreten solle, da er es nicht geschafft habe, die Angriffe zu stoppen." Lucius war blaß geworden, als dies hörte und verbarg mit einem tiefen Seufzen das Gesicht in den Händen. Narzissa strich ihm mitfühlend über den Rücken, doch sie konnte nicht verhindern, daß ihr Mann leise wegen des Verhaltens seines anderen Ichs zu fluchen begann. Harry wurde durch diese Reaktion aufmerksam und sah auf den blonden Mann, dessen Verhalten sich so sehr von dem des Mannes unterschied, den Harry in seiner Welt kennengelernt hatte. Erneut fragte sich der schwarzhaarige Gryffindor, wie der gleiche Mann so unterschiedliche Wege hatte einschlagen können - was hatte Lucius Malfoy in seiner Realität bewogen, so grausam und kalt zu werden, wo sich doch hier in dem ehemaligen Slytherin so viel Wärme und Verständnis offenbarte? Während er Dracos Vater weiterhin beobachtete, schmolz das Eis in Harrys Augen, welches sich bei der Erinnerung an das Geschehen in Hagrids Hütte unwillkürlich in ihnen gebildet hatte und die Stimme des Gryffindors klang warm, aber mit einem leichten Kommando darin, als er sagte: "Wenn ich mich wegen meiner Fehleinschätzung bezüglich Hagrids Vergangenheit nicht mehr quälen soll, solltest du dir deine Worte aber auch selbst zu Herzen nehmen, Lucius. Das Verhalten deines anderen Ichs ist nicht deine Schuld." Lucius blickte auf und als er den ernsten, aber vorurteilslosen Blick der smaragdgrünen Augen auf sich gerichtet sah, nickte er schließlich. Harry hatte schließlich Recht. Er tat niemandem einen Gefallen damit, wenn er sich wegen etwas anklagte, was er niemals getan hatte oder je tun würde. Doch es war schwer, denn anhand von Harrys vorheriger Reaktion hatte Lucius einen Einblick darin erhalten, warum der Schwarzhaarige ihm zu Beginn so viel Mißtrauen und Abneigung entgegengebracht hatte. Und es machte Harrys jetziges Verhalten ihm gegenüber noch einzigartiger - der Wille des jungen Mannes, ihn ohne Vorurteile zu sehen, noch wertvoller. Dies war wirklich eine seltene Gabe. "Erzähl weiter", klang Sirius' Stimme auf, als dieser bemerkte, daß sowohl Harry als auch Lucius sich wieder gefangen hatten. Harry nickte daraufhin schweigend und fuhr nach ein paar Sekunden fort. "Professor Dumbledore akzeptierte die Entscheidung der Schulräte und verließ nach einem recht merkwürdigen Hinweis mit Malfoy senior Hagrids Hütte. Ich hatte das Gefühl, daß er die Worte, welche er sprach, an Ron und mich gerichtet hatte, obwohl er doch nicht wissen konnte, daß wir auch anwesend waren. Doch auch seine Worte waren äußerst seltsam gewesen, denn er sagte, er würde die Schule erst dann endgültig verlassen, wenn ihm dort keiner mehr die Treue halten würde. Außerdem erhielte jeder, der in Hogwarths um Hilfe bäte, diese auch." Harry rollte kurz mit den Augen und richtete sein Augenmerk dann auf Professor Dumbledore, der ihn lächelnd betrachtete. "Euer Faible, in Rätseln zu sprechen, Professor, ist manchmal ein wenig...sagen wir, nervenaufreibend." Zustimmendes Murmeln war vom Rest der Anwesenden zu vernehmen, doch das Lächeln des Schulleiters wurde dadurch nur noch amüsierter, so daß Harry schließlich nicht anders konnte, als mit einem Kopfschütteln fortzufahren. "Der Hinweis, den Hagrid Ron und mir hinterließ, als er kurz darauf mit Fudge ebenfalls die Hütte verließ, war viel deutlicher. Er meinte nämlich, daß derjenige, der etwas herausfinden wolle, nur den Spinnen folgen müsse. Dann waren Ron und ich plötzlich ganz allein mit Fang in der Hütte - und wir hatten beide ein unwohles Gefühl, nun, wo Hogwarths ohne den Schutz des Schulleiters war. Dieses Gefühl teilte in den darauffolgenden Tagen auch der Rest der Schülerschaft und es breitete sich erneut große Furcht aus. Niemand durfte mehr in die Krankenstation, da die Lehrer befürchteten, der unbekannte Angreifer könne zurückkehren, um seine bisherigen Opfer endgültig zu erledigen. Daher konnten Ron und ich nicht einmal mehr Hermine besuchen. Statt dessen versuchten wir, die Hinweise von Professor Dumbledore und Hagrid zu entschlüsseln, doch wie schon gesagt, hatte nur Hagrid sich um Deutlichkeit bemüht. Doch warum seltsamerweise in ganz Hogwarths keine Spinne mehr zu finden war, bemerkten wir in eine Stunde Kräuterkunde - sie wanderten alle in Richtung Verbotener Wald. Daraufhin beschlossen wir, uns in der Nacht unter meinem Tarnumhang dorthin zu schleichen, um herauszufinden, was sich genau hinter Hagrids Hinweis verbarg." "Ihr seid in den Verbotenen Wald? In der Nacht? Ganz allein?", sprudelte Hermine hervor, während sie abwechselnd von Ron an ihrer Seite, der blaß geworden war, zu Harry schaute, welcher antwortete: "Wir hatten Fang dabei." "Nun, da bin ich ja beruhigt", meinte die Braunhaarige daraufhin sarkastisch. "Wo Fang ja auch bekannt dafür ist, unglaublich stark und mutig zu sein." Harry beschränkte sich als Antwort auf einen bezeichnenden Blick, der ganz deutlich besagte: 'Ist ja gut. Ich weiß, daß es gefährlich war. Okay?' Nun war es Hermine, die ihre Augen rollte, dann jedoch mit der Hand wedelte, um Harry zum Weiterreden zu bewegen. Dieser nahm den Faden seiner Erzählung wieder auf: "Am Abend versteckten uns Ron und ich wie geplant unter dem Umhang und gelangten auf diese Weise unentdeckt zu Hagrids Hütte, wo wir Fang mit uns nahmen. Gemeinsam betraten wir dann den Verbotenen Wald, wobei wir den Spinnen folgten, welche noch immer in Scharen regelrecht dorthin zu flüchten schienen. Nach einer Weile mußten wir den Pfad, den wir bis dahin genommen hatten, verlassen, da die Spinnen sich ihren eigenen Weg suchten. Daher wußten wir natürlich bald nicht mehr, wo wir uns befanden, doch nachdem wir schon so weit gekommen waren, wäre es dumm gewesen, unverrichteter Dinge wieder ins Schloß zurückzukehren. Als Fang auf einmal laut bellend losstürmte, bekamen wir zuerst einen riesigen Schrecken, doch nachdem wir ihm nachgelaufen waren, fanden wir Mr. Weasleys Wagen auf einer kleinen Lichtung. Er mußte die ganze Zeit im Wald ,gelebt' haben, denn er war völlig zerkratzt und zerschrammt. Bevor wir jedoch entscheiden konnten, was wir nun tun sollten, wurde uns diese Entscheidung abgenommen, denn während ich noch im Scheinwerferlicht nach Spinnen suchte, denen wir weiter folgen konnten, hatte Ron etwas Anderes entdeckt. Und dieses ,Andere' - mehrere riesige Spinnen - verschwendeten auch keine Zeit mit Freundlichkeiten, sondern rissen uns buchstäblich von den Füßen, um uns dann quer durch den halben Wald zu schleppen. Schließlich kamen wir am Ziel der Reise an und die Spinne, die mich getragen hatte, ließ mich recht unzeremoniell zu Boden fallen. In der Senke, in der wir uns befanden, wimmelte es förmlich von Spinnen", Harry hörte ein unterdrücktes Geräusch der Angst von Ron, welcher wie der Ron seiner Welt offensichtlich eine Phobie vor Spinnen hatte. "Und es waren nicht gerade kleine Spinnen - vielmehr waren die, welche Ron, Fang und mich dorthin gebracht hatten, wohl eher die Norm als die Ausnahme. Doch im Vergleich zu Aragog, welcher von einer der Spinnen gerufen wurde, waren auch diese klein." Nun waren die Geräusche, welche Ron von sich gab, zu einem leisen Wimmern geworden und auch Draco wirkte blaß, als er fragte: "Im Verbotenen Wald gibt es eine Kolonie riesiger Spinnen? Und Rons anderes Ich und du seid diesen Alptraumgeschöpfen in ihrem Revier begegnet und ihnen entkommen?" "Acromantulas sind nicht gerade Schönheiten", erwiderte Harry mit einem leichten Erschauern, "doch sie sind nicht von Natur aus bösartig. Wären sie das, hätte uns Aragog wohl kaum auf unsere Fragen geantwortet. Doch ich gebe zu, daß ich seit diesem Erlebnis viel mehr Verständnis für Rons Spinnenphobie habe. Wäre uns Mr. Weasleys Ford, als es brenzlig wurde, nicht zu Hilfe gekommen, wären wir wohl auf dem Speiseplan für den Abend gelandet. Vorerst erfuhren Ron und ich aber von Aragog, daß er von Hagrid in einem Schrank im Schloß aufgezogen worden war, nachdem er ihn als Ei von einem Reisenden geschenkt bekommen hatte. Als jedoch bekannt wurde, daß Hagrid Aragog im Schloß hielt, verwies man ihn der Schule, da jedermann glaubte, er wäre das Monster aus der Kammer des Schreckens und Hagrid hätte ihn freigelassen. Doch wie ich es schon zuvor in den Erinnerungen Riddles gesehen hatte, konnte Hagrid verhindern, daß Aragog gefangengenommen wurde. Statt dessen brachte er ihn in den Verbotenen Wald, wo Aragog von dem Zeitpunkt an lebte und eine Familie gegründet hatte, deren Nachkommenschaft Ron und ich gerade kennenlernten. Aragog erzählte auch, daß er aus Achtung vor Hagrid niemals einem Menschen etwas angetan hatte, womit er für den Tod des Mädchens vor fünfzig Jahren nicht verantwortlich war. Als ich fragte, ob er wüßte, wer dann die Schüler attackiere, berichtete mir die alte Spinne von einer uralten Kreatur, welche Spinnen mehr als alles Andere fürchten. Sie wollte mir jedoch nicht sagen, was genau jene Kreatur sei. Selbst Hagrid habe sie nie deren Namen genannt, obwohl er sie oft danach befragt habe. Damit war das Gespräch dann auch schon beendet und wie schon erwähnt, wäre nun wohl der für Ron und mich äußerst unangenehme Teil gekommen, denn während Hagrid durch seine Freundschaft mit Aragog vor seiner Nachkommenschaft sicher war, galt dies nicht für uns. Doch Mr. Weasleys Wagen rettete uns im letzten Augenblick vor den Spinnen und brachte uns nach einer wilden Verfolgungsjagd zurück nach Hogwarths. Am Waldrand ließ uns der Wagen aussteigen und verschwand dann wieder. Wir hingegen liefen, so schnell es ging, zurück in den Gryffindorturm." Ein erleichtertes Aufatmen, daß dieses Abenteuer, welches so leicht hätte schiefgehen können, doch so glücklich geendet hatte, machte die Runde und Harry fühlte leichte Reue in sich angesichts der noch etwas ängstlichen Gesichter. Der Gryffindor konnte sich vorstellen, wie gefährlich sich dieser Abschnitt der Erzählung angehört haben mußte - und sie waren noch nicht einmal dabei gewesen. Wenn er auch nicht wie Ron eine wahnsinnige Angst vor Spinnen hatte, so war sein Respekt vor ihnen seit jenem Erlebnis doch mächtig gewachsen. Es hatte ihm auch erneut gezeigt, wie mutig und loyal Ron war, denn auch wenn der Rothaarige alles Andere als begeistert von ihrer Tour in den Verbotenen Wald gewesen war, so hatte er Harry jedoch nicht im Stich gelassen. Und aufgrund seiner Spinnenphobie mußte Ron sehr viel mehr Angst verspürt haben als sein bester Freund. Der Schwarzhaarige machte sich gedanklich eine Notiz, daß er, wenn er in seine Welt zurückkehrte, Ron dafür danken würde, daß er stets an seiner Seite gewesen war - selbst wenn es große Gefahr für den Rothaarigen bedeutet hatte. Ron war ein wirklicher Gryffindor, auch wenn nicht das Blut ihres Hausgründers in seinen Adern floß. "Wie ging es dann weiter?", riß Hermines Frage Harry aus seinen Gedanken. "Nun", erwiderte der Angesprochene, "der Adrenalinstoß machte Müdigkeit Platz, doch während Ron den Eindruck machte, tagelang nur noch schlafen zu wollen, ließ mich das, was Aragog über den Tod des Mädchens gesagt hatte, nicht zur Ruhe kommen. Er hatte gemeint, das Mädchen wäre in einer Toilette gestorben - und wen kannten wir, der dort wohnte?" "Myrte?" Natürlich war es Hermine, die nach kurzer Zeit des Nachdenkens auf die richtige Lösung kam. "Aber Myrte starb bei einem Unfall, als in dem Waschraum vor mehreren Jahrzehnten einmal die Decke nachgab, Harry!" "Das mag in dieser Realität schon so geschehen sein, Hermine", gab ihr schwarzhaariger Hauskamerad ihr zu bedenken. "Doch in meiner Welt starb sie auf eine andere - wenn auch anscheinend schmerzlosere - Art und Weise." "Die Erkenntnis, daß wir die Lösung unseres Problems die ganze Zeit praktisch vor unserer Nase gehabt hatten, trug nicht gerade dazu bei, daß Ron und ich uns nun besser fühlten, obwohl wir erleichtert waren, daß Hagrid nichts mit dem Ereignissen vor fünfzig Jahren zu tun gehabt hatte. Hinzu kam, daß wir wegen der anstehenden Prüfungen, welche trotz all dessen, was gerade passierte, nicht ausfielen, ziemlich viel zu tun bekamen und so dem Hinweis auf Myrte zuerst nicht nachgehen konnten. Die einzige gute Nachricht in der Zeit war, als Professor McGonagall verkündete, daß die Alraunen reif waren und somit die Versteinerten bald wieder lebendig sein würden. Die Lehrerschaft hoffte, von ihnen Erkenntnisse über den Angreifer zu erlangen und diesen damit endlich unschädlich zu machen. Ron und ich freuten uns jedoch vor allem, daß dann 'Mine wieder in Ordnung sein würde - und wir waren uns sicher, daß sie inzwischen das Rätsel um den Erben Slytherins gelöst hatte. Dennoch nahmen wir die erste Gelegenheit war, uns zur Toilette von Myrte zu schleichen, wurden dabei jedoch unglücklicherweise von Professor McGonagall erwischt. Wir sagten ihr, wir hätten Hermine im Krankenflügel besuchen wollen, was sie uns unglaublicherweise auch abnahm und uns nicht, wie befürchtet, Strafarbeiten dafür aufbrummte, daß wir uns ohne Lehrerbegleitung in den Gängen aufhielten. Nun hatten wir jedoch keine andere Wahl und gingen tatsächlich zur Krankenstation - und dies war unser Glück, denn Hermine lieferte uns tatsächlich den letzten Hinweis, den Ron und ich zur Lösung brauchten. Wir hatten uns zu 'Mine ans Bett gesetzt und mir fiel auf, daß sie etwas fest in der Hand hielt. Es war eine aus einem Buch herausgerissene Seite", erstaunte Augen richteten sich anhand dieser Worte auf das braunhaarige Mädchen, welche leicht entsetzt und verlegen wirkte angesichts der Tatsache, sie hätte eines der Bücher der Hogwarths-Bibliothek so schändlich behandelt, "und auf ihr stand die Charakterisierung für einen Basilisken. Nun machte alles auf einmal Sinn - warum nur ich als Parselmund die Stimme hören konnte, warum all die Spinnen aus dem Schloß flohen und warum Hagrid all seine Hähne tot aufgefunden hatte. All diese Merkmale deuteten auf einen Basilisken hin. In dem Augenblick verstand ich auch, warum keiner der Angegriffenen getötet, sondern nur versteinert worden war. Colin sah den Basilisken durch seine Kamera hindurch, während Justin durch den Kopflosen Nick vor der tödlichen Wirkung des Blickes geschützt war. Hermine wiederum hatte zur Vorsicht einen Spiegel benutzt und damit um die Ecke gesehen, bevor sie den nächsten Gang betrat. Jeder der Angegriffen war also dem Blick des Basilisken nur sekundär ausgesetzt gewesen, wodurch dessen Wirkung keine tödliche war. Und Hermine hatte, schlau wie sie ist, auch herausgefunden, wieso ich die Stimme an verschiedenen Orten im Schloß hatte hören können - durch die Rohre, welche unter Hogwarths verlaufen. Dies wiederum brachte Ron und mich zu der Erkenntnis, daß höchstwahrscheinlich die Toilette der Maulenden Myrte der Eingang zur Kammer des Schreckens sein mußte, denn dort verliefen schließlich viele Rohre. Wir beschlossen, sofort ins Lehrerzimmer zu laufen und Professor McGonagall von unseren Schlüssen zu erzählen, doch als wir uns gerade dort einfanden, hörten wir Professor McGonagall allen Schülern befehlen, in die Schlafsäle zurückzukehren. Die Lehrer sollten sich währenddessen im Lehrerzimmer versammeln. Da Ron und ich nun aber gerade beim Lehrerzimmer waren, versteckten wir uns kurzerhand in einem Schrank, um herauszufinden, ob ein neuer Angriff stattgefunden hatte. Doch was wir zu hören bekamen, war schlimmer als das. Eine Schülerin war entführt worden - und es war nicht irgendjemand. Es war Ginny." "Ginny?", rief Ron überrascht aus. "Aber was hat Ginny auf einmal mit der ganzen Sache zu tun?" "Laß ihn weitererzählen, Ron", sagte Hermine und legte ihrem rothaarigen Freund eine Hand auf den Arm, um ihn zu beruhigen. Rons Beschützerinstinkt seiner jüngeren Schwester gegenüber war anscheinend in dieser Welt nicht weniger ausgeprägt als in seiner Realität, stellte Harry fest, bevor er Hermines aufforderndem Blick Folge leistete und weiterberichtete. "Zu diesem Zeitpunkt wußten wir auch nicht, wieso ausgerechnet Ginny in die Kammer verschleppt worden war. Immerhin stammte sie aus einer reinblütigen Familie. Doch sie hatte sich das ganze Schuljahr über schon ziemlich merkwürdig benommen, was uns jedoch jetzt erst auffiel. Während wir im Gryffindorturm saßen, erinnerte Ron sich, daß Ginny uns kurz zuvor in der Großen Halle etwas hatte erzählen wollen, doch dabei von Percy unterbrochen wurde. In dem ganzen Schrecken wegen der Nachricht über Ginny hatten wir jedoch vergessen, den Lehrern von unserer Entdeckung zu berichten. Daher beschlossen Ron und ich, dies nachzuholen und Professor Lockhart einen Tip zu geben, womit er es zu tun bekäme." "Wieso Lockhart?", wollte nun Draco irritiert wissen. "Als wenn der sich jemals trauen würden, einem Basilisken auch nur auf zehn Meilen zu nahe zu kommen..." "Stimmt schon, Draco", erwiderte Harry leicht amüsiert über die Grimasse, welche der blonde Slytherins angesichts von Lockharts Namen zog, "doch da er sich stets als so mutig und unbesiegbar dargestellt hatte, war er von den Professoren damit beauftragt worden, Ginny zu ,retten'. Sie wollten ihn damit aus dem Weg haben, um ein richtigen Plan auszuarbeiten. Dennoch hatten Ron und ich eine kleine Hoffnung, Lockhart würde wirklich etwas für die Rettung von Ginny unternehmen. Das muß die pure Verzweiflung gewesen sein", murmelte Harry mehr zu sich selbst, bevor er wieder lauter weitersprach. "Jedenfalls bewies sich mal wieder, daß unsere Meinung über Lockhart richtig gewesen war, denn als Ron und ich in seinem Büro ankam, war er gerade dabei, seine Sachen zu packen, um still und heimlich zu verschwinden. Er gab auf unser Drängen hin sogar zu, niemals wirklich die Dinge getan zu haben, derer er sich in seinen Büchern rühmte. Das einzige, was er wirklich konnte, waren Vergessenszauber - welche er dafür genutzt hatte, diejenigen, welche all die Taten begangen hatten, die in Lockharts Büchern so heldenhaft dargestellt wurden, ihres Gedächtnisses zu berauben. Nun, dies machte ihn für uns natürlich nicht gerade sympathischer, vor allem nicht bei der Gefahr, in der Ginny schwebte. Daher zwangen Ron und ich Lockhart, uns zur Toilette von Myrte zu begleiten. Er sollte einmal wirklich etwas Heldenhaftes tun und uns bei Ginnys Rettung behilflich sein. Bei Myrte angekommen, fragte ich sie danach, wie sie gestorben war. Sie war ganz glücklich, jemandem davon erzählen zu können und hielt mit ihren Informationen nicht zurück. Myrte berichtete, daß sie auf dieser Toilette ums Leben gekommen sei, als sie sich vor Mitschülern versteckte, welche sie ständig gehänselt hätten. Dann habe sie auf einmal einen Jungen in einer ihr unverständlichen Sprache reden hören und wäre herausgetreten, um ihn zum Verschwinden aufzufordern. Das letzte, woran sie sich erinnerte, waren ein Paar gelbe Augen, bevor sie starb. Mit ein wenig Ansporn zeigte sie uns die Stelle, wo die Augen gewesen waren...ein Waschbecken, welches völlig normal aussah. Nur an einem der kupfernen Wasserhähne befand sich die kleine Gravur einer Schlange. Ron forderte mich auf, etwas in Parsel zu sagen und mit ein wenig Konzentration gelang es mir auch und die Gravur begann sich zu drehen, bevor das Waschbecken in der Wand versank und den Blick auf ein großes Rohr freigab." "So wie vorgestern Abend also, als du auch uns dieses Geheimnis von Hogwarths preisgabst", ließ sich Professor Dumbledores Stimme vernehmen. Harry nickte ihm bestätigend zu und erwiderte: "Ich war mir nicht ganz sicher, ob man hier auch auf diese Weise in die Kammer gelangen könne, doch ein anderer Weg, Gewißheit über den Basilisken zu erlangen, fiel mir auf die Schnelle nicht ein. Und es hat ja funktioniert." Dumbledore nickte und bedeutete Harry, weiterzuerzählen. "Nachdem wir nun endlich den Eingang zur Kammer des Schreckens gefunden hatten, wollten Ron und ich natürlich keine Zeit mehr verschwenden. Vielleicht lebte Ginny ja noch und brauchte unsere Hilfe. Daher verhalfen wir Professor Lockhart mit ein wenig gutgemeintem Ansporn zu der Ansicht, daß es seine Pflicht sei, uns zu begleiten." Diese Worte des Schwarzhaarigen waren eindeutig sarkastisch gesprochen worden und die Anwesenden konnten sich gut vorstellen, was die zwei Freunde getan hatten, um ihr Ziel zu erreichen. "Es war eine ziemliche Achterbahnfahrt die Rohre hinab, doch als wir schließlich unten ankamen, fühlte es sich an, als wären wir meilenweit unter der Schule. Ein dunkler Tunnel erstreckte sich vor uns, welchem wir im Licht unserer Zauberstäbe folgten. Eine kleine Unaufmerksamkeit unsererseits nutzte Professor Lockhart schließlich aus und bemächtigte sich Rons Zauberstab. Er hatte keine Ahnung, daß der Stab seit dem Crash in die Peitschende Weide äußerst merkwürdige Anwandlungen hatte und für Ron daher im Unterricht kaum mehr zu gebrauchen war. Als Lockhart daher versuchte, mit dem Zauberstab einen Vergessenszauber über uns zu verhängen, war es eigentlich keine Überraschung, daß dieser explodierte. Als Folge darauf stürzte jedoch die Tunneldecke auf uns herab und trennte mich von Ron und Lockhart. Letzteren hatte die Wucht der Explosion bewußtlos werden lassen, doch Ron und mir war außer dem Schrecken nichts geschehen. Da es ewig gedauert hätte, bis Ron sich durch das Gestein zu mir durchgewühlt hätte, beschloß ich, allein weiterzugehen und vielleicht Ginny noch lebend zu finden. Ron versprach indessen, zu versuchen, einen Durchgang zu schaffen, damit wir zurückkehren könnten. Ich machte mich auf den Weg und kam schließlich in der Kammer an, welche ihr vorgestern Abend ja auch gesehen habt", kam Harry nun zum Finale seines Berichtes über sein zweites Schuljahr. "Dort fand ich Ginny, doch sie war bewußtlos und antwortete mir nicht. Jemand Anderes jedoch tat es - und dieser Jemand war für mich eine ziemliche Überraschung, denn ich hatte nicht erwartet, plötzlich dem Geist - oder vielmehr der Erinnerung an das sechzehnjährige Ich - von Tom Riddle zu begegnen. Es muß die Verwirrung über sein unerwartetes Auftauchen gewesen sein, daß ich nicht sofort mißtrauisch wurde. Aber ich hatte zuviel Angst, daß Ginny ohne sofortige Hilfe vielleicht sterben könnte, so daß ich ihm nicht sehr viel Aufmerksamkeit schenkte. Ein Fehler, wie sich kurz darauf herausstellte. Denn Riddles Geist nutzte meine Sorge um Ginny, um mir meinen Zauberstab abzunehmen, bevor er mir schließlich auseinandersetzte, daß er Rons kleine Schwester dazu benutzt hatte, mich zu treffen. Das Tagebuch, welches mich fünfzig Jahre in die Vergangenheit hatte blicken lassen, hatte er dazu genutzt, Ginnys Vertrauen zu erringen, in dem er ihren Sorgen lauschte, welche sie in das Tagebuch schrieb. Auf diese Weise gelang es ihm, gewissermaßen Besitz von Ginny zu ergreifen und sie dazu zu veranlassen, den Basilisken freizulassen. Ginny wußte lange Zeit nicht, was mit ihr geschah - daß sie unter Riddles Einfluß stand - doch schließlich muß sie Verdacht geschöpft haben, denn sie warf das Tagebuch in die Toilette von Myrte. Dort, wo ich es schließlich fand. Ich fragte Riddle, warum er so versessen darauf war, mich zu treffen - und er meinte, Ginny hätte ihm so viel von mir erzählt, daß er mich unbedingt kennenlernen wollte, um mir von den Ereignissen von vor fünfzig Jahren zu berichten." Harrys Stimme nahm einen Tonfall abgrundtiefer Verachtung an: "Er prahlte regelrecht damit, wie es ihm damals gelungen war, Hagrid dafür verantwortlich zu machen, was eigentlich sein ,Verdienst' gewesen sei. Er hatte nach Hagrids Rauswurf natürlich sein Werk nicht fortführen können und daher sein jüngeres Ich in dem Tagebuch aufbewahrt, um vielleicht später jemand Anderen dazu verführen zu können, die Kammer erneut zu öffnen und das zu vollenden, was laut Überlieferung Salazar Slytherins Absicht gewesen sei. Nach Ginnys Erzählungen über mich änderte er jedoch seinen Plan und konzentrierte sich wie gesagt darauf, meine Bekanntschaft zu machen. Daher war er wohl auch ziemlich wütend, als Ginny ihm plötzlich wieder schrieb. Ginny hatte bemerkt, daß ich, nachdem sie das Tagebuch weggeworfen hatte, dieses auf einmal besaß - und sie war verständlicherweise darüber besorgt. Schließlich enthielt es all ihre Geheimnisse - und ihre Angst darüber, für die Geschehnisse der letzten Monate verantwortlich zu sein. Daher hatte sie meine Sachen durchwühlt und das Buch gestohlen. An dieser Stelle kam Riddle dann endlich zu dem wahren Grund für all das Geschehene - er wollte von mir wissen, wie ich es geschafft hatte, als Baby Voldemort zu besiegen. Ich war verwirrt, warum ihn das interessierte, denn immerhin war Voldemort erst viele Jahre später aufgetaucht. Doch Riddle machte mir rasch klar, wie sehr ich mich in dieser Beziehung irrte...er zeigte mir, daß Voldemort nicht erst als Erwachsener zu einem machtbesessenen, egomanischen Teufel wurde. Vielmehr waren die Anlagen dafür schon in einem sechzehnjährigen Schüler vorhanden." Harry Stimme stockte und er mußte tief Luft holen, um weitererzählen zu können. Doch in seinen smaragdgrünen Augen war ein hartes, energisches Licht erschienen, das seine tiefsitzende Abneigung gegen den Schwarzmagier verdeutlichte, der das Leben des jungen Gryffindors so mit Schmerz erfüllte. "Nachdem er mir gezeigt hatte, daß er das jüngere Ich von Voldemort war, prahlte er damit, daß er der mächtigste Zauberer überhaupt sei. Als er jedoch schließlich meinte, es wäre ihm sogar gelungen, Professor Dumbledore aus Hogwarths zu vertreiben, welcher damals der einzige Mensch gewesen wäre, der an Hagrids Unschuld geglaubt und vielmehr Riddle selbst verdächtigt hätte, widersprach ich ihm. Es war reiner Instinkt, den Schulleiter zu verteidigen, doch wenig später erhielt ich eine unerwartete Belohnung dafür, denn Fawkes erschien, den Sprechenden Hut in den Krallen haltend. Riddle hielt es für lachhaft, daß mir ein Phönix und ein alter Hut gegen ihn behilflich sein sollten und fragte mich weiterhin über die Gegebenheiten aus, welche vor Jahren zu seinem Untergang führten. Als er schließlich erfahren hatte, was er wissen wollte, rief er den Basilisken - und als er diesem befahl, mich zu töten, wurde mir klar, daß ich handeln mußte, um eine Chance zu haben, zu überleben. Ich versuchte, mich vor den Angriffen des Basilisken zu schützen, aber auf Dauer wäre das unmöglich gewesen. Doch Fawkes kam mir zu Hilfe. Er hackte der Schlange die Augen aus, so daß sie mich nicht mehr mit ihrem Blick töten konnte. Dennoch war der Basilisk weiterhin eine todbringende Gefahr, denn er konnte mich auch mit seinen anderen Sinnen aufspüren. Während Fawkes weiterhin versuchte, die Schlange von mir abzulenken, war mir erneut der Sprechende Hut in die Hände gefallen und aus purer Verzweiflung bat ich ihn um Hilfe. Daraufhin erschien etwas Schweres in dem Hut und als ich danach griff, hielt ich auf einmal ein Schwert in den Händen. Zu dem Zeitpunkt wußte ich noch nicht, daß es Asvandril, Godric Gryffindors Schwert, war. Ich nutzte es einfach instinktiv, um mich zu verteidigen - und schließlich gelang es mir, den Basilisken damit zu töten. Dabei wurde ich von einem der langen Zähne am Arm verletzt", unwillkürlich glitt Harrys Hand zu der Stelle, an der vor nunmehr drei Jahren der Giftzahn des Basilisken ihn fast tödlich verwundet hatte. Wäre Fawkes nicht gewesen. "Ich spürte sofort die tödliche Wirkung des Schlangengiftes und auch Riddle schien keinen Zweifel daran zu haben, daß er mich besiegt hätte. Er verhöhnte mich und vergaß dabei in seiner Arroganz Fawkes, welcher sich inzwischen auf meinem Arm niedergelassen hatte. Riddle war so damit beschäftigt, seinen vermeintlichen Sieg auszukosten, daß er sich erst zu spät wieder an die wohl wertvollste Fähigkeit eines Phönix - seine Heilkraft - erinnerte. Fawkes weinte und seine Tränen retteten mich vor dem Schicksal, welches das Gift des Basilisken ansonsten für mich bedeutet hätte. Als er mich endgültig geheilt hatte, flog Fawkes davon und brachte mir kurz darauf Riddles Tagebuch. Und rein instinktiv wußte ich in dem Augenblick, wie ich dieses jüngere Ich Voldemorts verbannen konnte. Ich nahm den Giftzahn des Basilisken und durchstieß damit die Seiten des Tagebuchs. Im nächsten Augenblick war Riddle mit einem Schrei verschwunden, während das Tagebuch regelrecht Tinte zu bluten schien." "Puh", meinte Draco leise, als Harry verstummte, "wirklich eine aufregende Geschichte, Harry." "Und Ginny?", meldete sich Ron aufgeregt zu Wort, besorgt um das andere Ich seiner jüngeren Schwester. Harry lächelte dem Rothaarigen beruhigend zu und erklärte: "Ginny wachte wenige Minuten später auf und bis auf einen gewaltigen Schock und Schuldgefühlen für etwas, für das sie gar nichts konnte, ging es ihr gut. Sie hatte Angst, von der Schule verwiesen zu werden und was Mr. und Mrs. Weasley sagen würden. Doch ich denke, als sie Rons Freudenschrei hörte, daß sie am Leben war, fühlte sie sich schon etwas wohler. Fawkes brachte uns alle drei - und Lockhart, der übrigens durch seinen versuchten Zauber mit Rons kaputtem Stab sich selbst das Gedächtnis gelöscht hatte - wieder nach oben ins Schloß, von wo aus wir uns auf zum Büro von Professor McGonagall machten. Wir versetzten den Anwesenden, zu denen übrigens überraschenderweise Professor Dumbledore gehörte, wohl einen ziemlichen Schock, doch Mr. und Mrs. Weasley waren vor allem über Ginnys meistenteils unversehrte Rückkehr überglücklich. Wir mußten erzählen, was uns wiederfahren war - was vor allem für Ginny nicht leicht war, da sie Vorwürfe befürchtete. Doch Professor Dumbledore beschwichtigte sie und schickte sie dann erst einmal in den Krankenflügel. Dann sandte er außer Ron und mir alle Anwesenden nach draußen und verlieh dann uns beiden jeweils 200 Punkte für Gryffindor. Als wir ihm erklärt hatten, was mit Professor Lockhart geschehen war, hieß der Schulleiter Ron, auch diesen in den Krankenflügel zu bringen, damit Madame Pomfrey ihm vielleicht sein Gedächtnis wiedergeben konnte. Dies bedeutete für mich ein Gespräch unter vier Augen mit Professor Dumbledore, dem ich nicht gerade frohlockend entgegensah. Ich hatte viel Neues erfahren... viele Dinge, die mich beunruhigten. So zum Beispiel die Vergleiche, die Voldemorts jüngeres Ich zwischen seinem und meinem Leben gezogen hatte - vieles war gleich verlaufen, das konnte ich nicht leugnen. Und ich fragte mich, ob der Hut bei meiner Sorting-Zeremonie im ersten Jahr nicht Recht damit gehabt hatte, daß er mich eigentlich nach Slytherin schicken wollte." "Jetzt weiß ich, daß er dafür andere Gründe hatte, als ich damals annahm", dieser Satz Harrys löste verwunderte Blicke aus, doch keiner der Anwesenden unterbrach ihn bei den letzten Worten seiner Erzählung, "doch vor drei Jahren machte es mir höllische Angst, daß ich vielleicht in Wahrheit der Erbe Slytherins sei. Doch Professor Dumbledore hatte auch dafür eine Antwort, die wieder alles ins rechte Licht rückte. Er sagte mir nämlich, daß, obwohl ich Parsel beherrsche, dies nicht konsequenterweise eine dunkle Seele bedeuten würde. Ich besäße nun einmal Eigenschaften, welche Salazar Slytherin geschätzt habe - Parsel wäre nur eine davon. Meine Neigung zu Regelbrüchen eine andere. Außerdem hätte ich mich, als der Hut mich beim Sorting nach Slytherin schicken wollte, geweigert. Ich hätte mich für Gryffindor entschieden. Es sind die Entscheidungen, die wir treffen, welche aussagen, wer wir in Wirklichkeit sind. Und wenn ich zu diesem Augenblick noch nicht überzeugt von der Wahrheit seiner Worte gewesen wäre, so brachte er im nächsten Moment ein Argument, dem ich mich nicht verschließen konnte - er zeigte mir, wem das Schwert, welches ich im Kampf gegen den Basilisken geführt hatte, einst gehörte. Und der Professor machte mir klar, daß nur ein Gryffindor Asvandril zu führen vermochte." Harry seufzte leise auf und meinte dann mehr zu sich selbst: "Ich wünschte mir, er hätte mir gleich gesagt, daß Godric Gryffindor mein Urahn ist. Es hätte mir manche Situation leichter gemacht." "Das letzte große Ereignis des Abends", fügte Harry noch den Schluß der aufregenden Geschehnisse hinzu, "war der Auftritt von Mr. Malfoy, welcher überhaupt nicht begeistert davon war, zu hören, daß der Rest der Schulräte inzwischen beschlossen hatte, den Schulleiter wieder auf dem ihm zustehenden Posten einzusetzen. Ebenso wenig gefiel ihm, daß die Angriffe aufgehört und der Schuldige für die Taten gefunden und unschädlich gemacht worden war. Als Professor Dumbledore ihm das Tagebuch von Riddle zeigte, machte mir Dobby, welcher damals noch Mr. Malfoys persönlicher Hauself war und diesen daher begleitet hatte, auf die ihm eigene Weise deutlich, daß sein Herr in die Sache verwickelt gewesen war. Und ich begriff auf einmal, wie Ginny in den Besitz des Buches gelangt war und konfrontierte Mr. Malfoy damit, konnte es jedoch nicht beweisen. Malfoy senior wandte sich schließlich wutbebend zum Gehen und ich hatte plötzlich eine Idee, wie ich ihm das", ein teuflisches Blitzen funkelte in Harrys smaragdgrünen Augen auf, "was er Ginny angetan hatte, heimzahlen konnte - und gleichzeitig damit Dobby etwas Gutes tun konnte." "Den Blick kenne ich", murmelte Hermine Ron und Draco leise zu, woraufhin ihre zwei Freunde nur ahnungsvoll nickten. Das Blitzen in den grünen Augen kannten auch sie nur zu gut und sie waren froh, daß es ihm Moment nicht ihnen galt. "Ich eilte Mr. Malfoy hinterher und tat so, als wolle ich ihm etwas zurückgeben, das er verloren hätte. Ich hatte das Tagebuch von Riddle in eine alte Socke eingewickelt und reichte es ihm, woraufhin Mr. Malfoy die Socke achtlos wegwarf. Er hatte nicht bedacht, daß Dobby neben ihm stand und die Socke auffing. Damit war Dobby nach geltendem Recht frei und konnte daher tun, was er wollte. Was er gleich darauf auch bewies, in dem er Mr. Malfoy, der mich voller Wut wegen meiner List angreifen wollte, einen recht unangenehmen Abgang bescherte." Nun war das Lächeln auf Harrys Gesicht eindeutig ein wenig schadenfroh, als er sich an jene Szene erinnerte. Es war eine gerechte Strafe für all die Dinge gewesen, welche Malfoy senior Harrys Freunden und ihm angetan hatte und der Schwarzhaarige konnte nicht anders, als diese Erinnerung in Ehren zu halten. "Nun, danach kehrte langsam wieder Ruhe in Hogwarths ein. Alle Versteinerten wurden durch den Alraunensaft wiederbelebt - was Ron und mich natürlich sehr froh machte, da wir ohne 'Mine recht einsam gewesen waren. Ginny ging es bald wieder besser und wir genossen die folgenden Wochen, bis die Sommerferien anbrachen." An dieser Stelle hielt Harry inne und machte mit einer Handbewegung deutlich, daß seine Geschichte über sein zweites Schuljahr damit beendet war. Eine geraume Weile herrschte Stille im Gemeinschaftsraum der Gryffindor, während Jeder das Gehörte noch einmal für sich selbst durchdachte. "Das war eine wirklich faszinierende Geschichte, Harry", ließ sich schließlich Professor Dumbledore vernehmen und Harry öffnete seine Augen wieder. Diese hatte er geschlossen, um sich in Vorbereitung auf das, was er seiner Zuhörerschaft noch berichten wollte, zu sammeln. Der schwarzhaarige Gryffindor hatte beschlossen, daß er die ganzen Geschehnisse, die mit Slytherins Erben und seinem 2.Schuljahr zusammenhingen, auf einmal erzählen wollte. Daher würden seine hiesige Familie und Freunde sich noch eine Geschichte anhören müssen. Doch mit einem Blick auf die Standuhr, welche ganz in der Nähe des Kamins stand, beschloß Harry, Azhuras Erzählung gekürzt wiederzugeben. Es reichte, wenn die Anwesenden die wesentlichen Details erfuhren. "Nun, ich würde es nicht gerade faszinierend nennen, Professor", meinte Sirius auf die Worte des Schulleiters. "Aufregend, abenteuerlich und ..." "Lebensgefährlich", steuerte Severus bei, welcher die ganze Zeit über schweigend und stille Unterstützung verströmend an Harrys Seite gesessen hatte. Der schwarzhaarige junge Mann hatte den Zaubertrank-Meister fast vergessen, so wohl fühlte er sich in der Gegenwart des älteren Mannes. Es war seltsam für Harry, daß er sich in Anwesenheit von Professor Severus Snape, seines Zeichens meistgefürchteter Lehrer in ganz Hogwarths, so sehr entspannen konnte, daß er ihn fast vergaß. Doch Sev war ganz anders als Professor Snape - seine Aura war fast ebenso wohltuend für Harry wie die von Sirius, welcher den jungen Gryffindor wiederum aus warmen Augen liebevoll musterte, in denen aber auch Respekt und eine Menge Sorge geschrieben stand. "Mein Leben war nie ungefährlich", meinte Harry wie als Antwort auf die Charakterisierung seiner Erlebnisse durch seine ,Adoptiveltern'. "Doch durch jene Ereignisse in meinem 2.Schuljahr war es ein ziemlicher Schock für mich, zu hören, was mir Azhura vorgestern Abend berichtete." Sich ein wenig in dem Sessel aufrichtend, in dem er sich zusammengerollt hatte, blickte Harry die Anwesenden nacheinander an. "Ich weiß, daß war alles schon ziemlich viel zu verdauen, was ich zu erzählen hatte. Doch wenn es euch nichts ausmacht, würde ich Azhuras Bericht gern jetzt gleich noch dranhängen, da es in unmittelbarem Zusammenhang zu dem Vorangegangenen steht. Ich würde ungern noch einmal davon anfangen." Auf das zustimmende Nicken aller Anwesenden reihum, welche nach diesen Worten erneut ihre Neugier trotz der wirklich schon späten Stunde nicht verhehlten, lehnte sich Harry wiederum bequem in Severus' Halt zurück und begann zu berichten, was das Gegenstück zu dem Basilisken, der ihn in seiner Realität fast getötet hätte, zu erzählen gehabt hatte. Der Gryffindor kürzte die Geschichte auf das Wesentliche zusammen, dennoch dauerte es gut eine Stunde, bis er am Ende angelangt war. Erstaunen war in den Zügen der Anwesenden zu erkennen, als sie die Neuigkeiten vernahmen. Doch nun verstanden Harrys Freunde auch den Grund dafür, daß dieser den gestrigen Tag für sich gebraucht hatte, um mit sich ins Reine zu kommen. Sie konnten nach der Erzählung des Schwarzhaarigen über sein 2.Schuljahr zumindest ansatzweise nachvollziehen, was es für Harry bedeuten mußte, zu erfahren, daß er wirklich eine Nachfahre von Salazar Slytherin war. Doch nicht nur von diesem, sondern ein Nachfahre des gemeinsamen Sohnes der Verbindung Godric Gryffindors mit dem Gründer des Hauses, welcher in heutigen Zeiten als sein größter Gegner galt. Einige von ihnen fragten sich - so wie Harry es zuvor ebenfalls getan hatte - wie es dazu hatte kommen können, daß der Verlauf der Geschichte aus einem anscheinend glücklichen Paar Feinde gemacht hatte. Was war geschehen, wodurch Godric Gryffindor und Salazar Slytherin nicht als Liebespaar, sondern als Symbol für absolute Feindschaft und Gegensätzlichkeit in die Geschichtsbücher eingegangen waren? Ein kaum verhohlenes Aufseufzen riß alle aus ihren Gedanken und sie blickten erneut auf Harry, welcher Quelle des Lautes gewesen war und die Anwesenden nun mit einem leicht verschmitzten Lächeln, aber dennoch ernsten Augen, betrachtete. "Ich sehe schon, daß ich euch viel Stoff zum Nachdenken gegeben habe", meinte der Gryffindor, "und das ist gut so, denn so bin ich nicht allein damit, mit einigen Vorurteilen, die ich habe, aufräumen zu müssen. Azhura bringt die überlieferte Geschichte der vier Hogwarths-Gründer mächtig ins Schwanken - und ich gebe zu, daß ich sehr neugierig bin, wie es zu der derzeitigen, und wie ich inzwischen überzeugt bin - falschen - Version der Ereignisse kam. Ich habe daher vor, Azhuras Vorschlag aufzugreifen und nach den Tagebüchern von Gryffindor und Slytherin zu suchen. Doch nicht mehr heute, denn ich muß zugeben, daß mich dieses ,in-Erinnerungen-schwelgen' doch ziemlich angestrengt hat. Wenn also niemand etwas dagegen hat, würde ich jetzt gern zu Bett gehen." "Ich begleite dich, Harry", kam Rons sofortige Zustimmung und auch der Rest der Erwachsenen hatte keine Widerworte, denn sie konnten unschwer sehen, daß der junge Mann nicht übertrieben hatte. Er war wirklich sehr müde, denn die Gefühle, welche mit der Erzählung wieder aufgeflammt waren, hatten ihm teilweise schwer zugesetzt. Daher gönnten sie ihm die Ruhe, die er sich nun ersehnte. Draco verabschiedete sich mit einer für Harry etwas überraschenden, festen Umarmung von dem Gryffindor, bevor er mit seinen Eltern verschwand. Auch Remus, Sirius und Severus gaben Harry ihre Version einer herzlichen Umarmung und lockten damit ein dankbares Lächeln auf dessen Züge. Professor Dumbledore hingegen legte dem schwarzhaarigen jungen Mann nur still die Hand auf die breite Schulter und nickte ihm zu. Doch Harry erkannte in den hellblauen Augen einen respektvollen, warmen Ausdruck, welcher ihm fast ebenso viel bedeutete wie die Liebe, welche er in Sirius' Augen sah, bevor dieser mit Sev und Remus an seiner Seite ebenfalls den Gemeinschaftsraum verließ. Es war wundervoll, eine Familie und Freunde zu besitzen, dachte Harry und nahm Hermine und Ron impulsiv in die Arme, als die beiden Jugendlichen nun auf ihn zutraten. Er drückte seine besten Freunde fest an sich und flüsterte ein ,Danke', bevor er sie abrupt losließ, sich herumdrehte und hinauf in den Jungenschlafsaal lief. Dort legte er sich, ohne sich umzuziehen, einfach in sein Bett und kuschelte sich mit einem geborgenen Gefühl, wie er es schon sehr lange nicht mehr gehabt hatte, in die weiche Decke. Die Erzählung über sein zweites Schuljahr hatte viele Emotionen neu geweckt, aber Harry fühlte sich auch auf eine unbestimmte Weise erleichtert, einmal über die Ereignisse von damals gesprochen zu haben. Es war fast, als könne er diese nun endgültig hinter sich lassen. Als Ron wenige Minuten später ebenfalls den Schlafsaal betrat, fand er daher seinen schwarzhaarigen Freund tief und fest schlafend vor, ein kleines Lächeln auf den markanten Zügen, welches deutlich machte, wie wohl sich der Gryffindor fühlte. Puh! Endlich geschafft! Mit diesem dritten Teil dieses Kapitels endet Harrys Erzählung über sein zweites Jahr in Hogwarths und einen kleinen Hinweis, was weiter passiert, habt ihr ja auch schon erhalten! Ich hoffe, daß ich trotz der Ewigkeiten, die ich gebraucht habe, um diesen Teil zu schreiben, ein paar Kommis erhalte! (*bettelnd blick*) CU und bis zum nächsten Kapitel, Antalya Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)