Angel of Light I von abgemeldet (Another world) ================================================================================ Kapitel 9: Part VI : Azhura --------------------------- Harry hatte sich bei den ihn begrüßenden Worten sichtlich versteift und hielt das goldene Schwert Gryffindors abwehrbereit vor sich, während er sich schrittweise weiter in den halbdunklen Raum vortastete, alle Sinne auf's Äußerste angespannt. {Es ist unklug, mich gleich am Anfang zu verärgern}, sprach er in Parsel in den scheinbar leeren Raum hinein, smaragdgrüne Augen zornig verengt. Er merkte nicht, wie spürbar sein Zorn war - für seine Freunde und Familie war es förmlich, als könnten sie ihn in Wellen von seinem schlanken Körper ausgehen sehen. Daran erkannten sie, daß das, was für sie wie das normale Zischen einer Schlange geklungen hatte, für Harry eine tiefere Bedeutung gehabt haben mußte. Instinktiv wollte Sirius an seine Seite eilen, doch Severus hielt ihn zurück. Der Slytherin hatte etwas im Halbdunkel der Schatten bemerkt und es gefiel ihm gar nicht. Bevor er jedoch Harry auf seine Entdeckung hinweisen konnte, sah er, wie der Gryffindor sich genau in die Richtung bewegte, in der Severus kurz zuvor die vage Bewegung gesehen hatte. Harry hatte es also ebenfalls bemerkt. {Was willst du von mir? Warum hast du mich auf dich aufmerksam gemacht?}, wollte Harry angespannt wissen, während seine Augen die Schatten zu durchdringen suchten und er sich immer wieder vergewisserte, daß sein Rücken durch die Wände der Bogengänge geschützt war, durch die er schritt. Er hatte nicht vor, ausgerechnet einen Basilisken in seinen Rücken zu lassen. {Ich brauche deine Hilfe, Erbe meines Meisters}, erwiderte eine Stimme aus den Schatten heraus. Ein riesiger Körper glitt langsam und lautlos durch das Dunkel, woraufhin Harry instinktiv sein Schwert fester packte. Dies alles hier weckte unangenehme Erinnerungen in ihm und er wollte so rasch wie möglich wieder aus dem Gewölbe heraus. {Hilfe? Hilfe wobei? Warum glaubst du, ich würde dir helfen wollen? Und bring mich nicht noch einmal in Verbindung mit Slytherin!}, erwiderte der Schwarzhaarige, erneut seinen Standort wechselnd. Es war nicht gut, zu lange an einer Stelle zu bleiben, da verlor man rasch einen taktischen Vorteil. Und vielleicht gelang es ihm, den Basilisken auszumanövrieren. Doch zuerst wollte er etwas gegen die Dunkelheit tun, die ihm auf die Nerven ging. Außerdem gab er sich selbst gegenüber zu, daß das Dunkel ihm Unbehagen bereitete. Daher zog Harry seinen Zauberstab und flüsterte: "Lumos!" Ein helles Licht erschien und mit einem instinktiven Wissen, welches urplötzlich in Harry erwachte, legte er seinen Zauberstab entlang der Klinge des Gryffindor-Schwertes. Sich konzentrierend, sagte er leise: "Macht des Lichtes, erhelle die Schatten und erleuchte meinen Weg! Führe mich aus dem Dunkel." Unmittelbar darauf begann an der Klinge, wie schon zuvor, golden glänzende Energie entlangzulaufen, welche, als sie sich mit dem Licht an der Spitze des Zauberstabes verband, sich zu weiß-gold leuchtenden Sphären aus Licht formte. Diese Sphären lösten sich von dem Schwert und schwebten zur Decke empor, von wo aus sie das gesamte Gewölbe in warmes helles Licht tauchten. {Beeindruckend}, bemerkte die Stimme und Harry fuhr herum. Für einen kurzen Moment hatte er sich von dem von ihm erzeugten Lichtzauber ablenken lassen, doch nun ließ er erneut aufmerksam seinen Blick in die Richtung schweifen, aus der er die Stimme hatte erklingen hören. Und schon hatte er den Basilisken auch im Schatten neben einer Säule entdeckt. Der riesige, meterlange Körper der Schlange war zusammengerollt und wirkte auf Harry in keinster Weise angespannt oder zum Angriff bereit. Dennoch blieb er äußerst wachsam, denn er wollte sich nicht noch einmal so überraschen lassen wie bei seinem letzten Zusammenstoß mit einem Basilisken. {Du bist wahrlich der Erbe}, sprach die Schlange weiter. {Ich bin erfreut, dich kennenzulernen.} Diese wahrhaft unerwartete Form der Begrüßung ließ Harry die Stirn runzeln, verwirrt über das Motiv hinter dem Verhalten der Schlange. Doch er entschied, abzuwarten, was weiter geschehen würde. Darauf würde er seine Reaktionen aufbauen. Dennoch wollte er gewisse Dinge von Anfang an klarstellen...so zum Beispiel seine Seite in dieser Angelegenheit und die Partei, welche er vertrat. {Hast du inzwischen das Schwert in meiner Hand gesehen?}, fragte er. {Das sollte dir deinen Irrtum deutlich machen - wenn ich schon ein Erbe bin, dann der Godric Gryffindors.} {Das eine schließt das andere nicht unbedingt aus.} Diese kryptische Antwort ließ Harry nun wirklich verwirrt zurück. Für ein paar Sekunden stand er einfach da und seine Gedanken überschlugen sich förmlich, während er zu verstehen suchte, was die Worte zu bedeuten hatten. Bevor er jedoch zu einem Entschluß kommen konnte, schwebte Fawkes - der in der Zwischenzeit zu Dumbledore zurückgekehrt war, auf einmal durch das nunmehr hell erleuchtete Gewölbe auf ihn zu und ließ sich dann ein weiteres Mal wie selbstverständlich auf der Schulter des Schwarzhaarigen nieder. {Fawkes, bist du das?}, meldete sich die Stimme des Basilisken erneut zu Wort und der Körper der Schlange richtete sich ein wenig auf. Unwillkürlich ging Harry in eine Verteidigungsposition und stählte sich für einen eventuellen Angriff. Währenddessen wirbelten jedoch Gedanken durch seinen Kopf, die er enträtseln wollte...und doch nicht konnte. Woher kannte dieser Basilisk Fawkes? Im nächsten Augenblick spürte Harry, wie der rotgoldene Phönix ihm beruhigend mit dem Schnabel an der Wange entlangstrich und leise trillerte. Dann hob der Feuervogel ab und schwebte langsam auf die Stelle zu, wo der Basilisk im Halbschatten einer Säule verharrte. Er begann ein Lied zu singen, welches Harry zuvor noch niemals von ihm gehört hatte - doch es war wunderschön. Wie ein Begrüßungslied. {Fawkes...es ist lange her, mein Freund}, ließ sich der Basilisk nach einer Weile vernehmen. Es klang fast ein wenig melancholisch und mit einem Hauch von Nostalgie versetzt, als die riesige Schlange damit den rotgoldenen Phönix zur Beendigung seines Liedes veranlaßte, welchem sie zuerst - zu Harrys Verwunderung - mit sichtlichem Behagen gelauscht hatte. Dabei hatte der Gryffindor immer angenommen, Schlangen und Phönixe würden für Gegensätzlichkeit stehen und daher einander feindlich gesonnen sein. Schließlich hatte Fawkes auch in seiner Welt den Basilisken ohne zu zögern angegriffen, um Harrys Leben zu beschützen. Doch hier schien das wiederum einmal anders zu sein - die Reaktionen der beiden magischen Geschöpfe aufeinander war definitiv freundlich. Harrys Annahme bestätigte sich endgültig in dem Moment, in dem der Basilisk etwas mehr aus dem Schatten hervor auf den vor ihm schwebenden Phönix zuglitt und dieser daraufhin ungeniert auf dem mächtigen Schädel der riesigen Schlange Platz nahm, um seinen Schnabel kurz darauf in einer Geste der Begrüßung über die dunkel glänzenden Schuppen zu reiben. "Ich glaub' ich seh' nicht richtig", murmelte Harry blinzelnd, als er das ungewohnte Bild eines Basilisken und eines Phönix in friedlicher Eintracht vor sich beobachtete. Von der Stelle, an der er Sirius und den Rest seiner Freunde wußte, hörte Harry ebenfalls gedämpfte Ausrufe des Erstaunens, bevor heftiges Geflüster unter der Gruppe einsetzte. {Ich störe ja nur ungern}, ließ er sich eine Weile später vernehmen, als Fawkes und der Basilisk weiterhin ihr Zusammensein zu genießen schienen. {Doch ich würde jetzt gern wissen, warum du mich um Hilfe gebeten hast...das hatte doch sicher seine Gründe.} Harrys Worte waren jetzt ruhiger und er selbst auch nicht mehr so angespannt, denn Fawkes Reaktion auf den Basilisken beruhigte ihn. In seinem dritten Schuljahr hatte der Gryffindor viel über Phönixe gelernt und er erinnerte sich daran, daß ihm Professor Dumbledore erzählt hatte, daß diese magischen Vögel nur solche Wesen an sich heranließen, die von aufrichtiger, warmherziger Natur waren. Wohnte Geschöpfen Böses inne, würde ein Phönix ihre Gesellschaft meiden. Wandte man dieses Wissen auf die derzeitige Situation an, mußte man annehmen, daß der Basilisk keine bösen Absichten hegte, denn sonst würde Fawkes sicher nicht immer noch auf seinem Schädel sitzen und leise trillern. Instinktiv vertraute Harry dem rotgoldenen Feuervogel, auch wenn er noch immer mißtrauisch war. Doch er wollte dem Basilisken die Chance lassen, sich zu erklären, ohne ihn von vornherein zu verdammen. Auch wenn dies schwer war bei den schlechten Erfahrungen, die Harry in seiner Welt mit dem Gegenstück der Schlange gemacht hatte. {Ich bitte um Verzeihung für mein schlechtes Benehmen}, erwiderte der Basilisk, indem er sich wieder Harry zuwandte. {Ich bin nur sehr froh, meinen alten Freund wiederzusehen. Es war mir nicht bewußt, daß Fawkes im Laufe der Jahrhunderte seit dem Tag unseres letzten Zusammentreffens ebenfalls hierher zurückgekehrt ist. Daher war ich sehr überrascht - und erfreut. Doch du hast recht, junger Erbe, daß es an der Zeit ist, mich dir zu erklären.} {Würdest du dann damit anfangen, mich nicht immer wieder als 'Erbe' zu bezeichnen?}, verlangte Harry. {Dieses Wort weckt unangenehme Erinnerungen bei mir. Nenn' mich Harry. Das ist mein Name, also kannst du ihn auch ruhig benutzen, wenn wir hier schon ein Plauderstündchen abhalten.} 'Ich kann nicht glauben, daß ich hier eine Unterhaltung mit einem Basilisken führe, als wäre das ganz normal', fuhr es dem Gryffindor durch den Sinn. Am liebsten hätte er ganz tief aufgeseufzt über die überraschenden Wendungen, die sein Leben derzeit mal wieder erfuhr. Erst kam heraus, daß Remus ein Emphat war, dann unternahm er eine Dimensionsreise, um sein hiesiges Ich zu treffen, man erzählte ihm, er sei der Erbe eines der vier Gründer Hogwarths - und nicht zu vergessen Merlins - ... und nun unterhielt er sich mit der Schlange, die in seiner Welt alles daran gesetzt hatte, ihn zu töten. Und das alles an einem Tag. Nun seufzte Harry doch auf. Langsam wurde das alles zu viel für ihn, erkannte er. Während der letzten zwei Tage war so viel auf ihn eingestürmt, was er noch gar nicht richtig verarbeitet hatte - und die Überraschungen schienen kein Ende zu nehmen. Was er jetzt wirklich brauchte, waren Antworten und dann viel Zeit für sich allein, um darüber nachzudenken und mit den neuen Entwicklungen fertig zu werden. Um mit sich ins Reine zu kommen, denn Harry spürte, dies war dringend nötig nach den Ereignissen des letzten Schuljahres. Nach Sirius' Tod hatte er sich jegliche gefühlsmäßige Reaktion verboten und statt dessen mentale Schutzwälle um sich herum aufgebaut, um mit dem erneuten Verlust fertigzuwerden. Doch da er sich mit all dem, was schließlich zum Verlust seines Paten geführt hatte, nicht auseinander gesetzt hatte, war sein inneres Gleichgewicht zur Zeit nicht sehr stabil. Fakt war, daß er sich wunderte, daß die Ereignisse, die ihn hierher in diese Welt gebracht hatten, ihn nicht überschnappen ließen - er verkraftete sie sogar ganz gut. Doch es wurde wirklich langsam Zeit, alles noch einmal in Ruhe zu durchdenken und ins rechte Licht zu rücken, denn Harry wußte genau, er brauchte sein innere Balance, um mit dem, was in Zukunft auf ihn zukommen würde, fertigzuwerden. Er brauchte es, um sein Schicksal zu meistern. {...ry...arry...HARRY!}, drang die Stimme des Basilisken auf einmal wie aus weiter Ferne an sein Ohr. Seltsamerweise klang sie eindeutig besorgt und als der schwarzhaarige Gryffindor aus seinen Gedanken wieder auftauchte, ragte dicht über ihm ein großer Schatten auf. Erschreckt sah der junge Mann auf und erblickte die riesige Schlange dicht vor sich, wie sie ihn besorgt zu mustern schien. So weit man das bei einer Schlange sehen konnte. Als ihm die kurze Distanz zwischen ihm und dem Basilisken bewußt wurde, wich Harry erschrocken zurück und rief aus: {Woah, langsam! Willst du, daß ich einen Herzinfarkt bekomme oder was?} Seine Worte waren eher von Überraschung als von Abwehrbereitschaft angesichts der nahen Präsenz des Basilisken geprägt - rein instinktiv schätzte Harry die Schlange nicht mehr direkt als einen Feind ein. Dennoch wollte er eine gewisse Distanz zwischen ihnen beiden haben, für den Fall, sein Instinkt würde ihn irreführen. Was bei den vielen Überraschungen, die er in dieser Welt schon erlebt hatte, nicht auszuschließen war. {Das lag nicht in meiner Absicht...Harry. Doch du hast nicht auf meine Worte reagiert und schienst sehr weit weg mit deinen Gedanken, daher wollte ich herausfinden, was mit dir los ist.}, erklärte der Basilisk, welcher nun völlig in den Lichtkreis der von Harry heraufbeschworenen Sphären glitt. Dabei wurde das Riesenhafte der Schlange erst richtig deutlich, denn nun konnten Harry - und seine Freunde im Schatten des Ganges - sie genauer betrachten. Der Basilisk war sicher an die zehn Meter lang und hatte einen mächtigen Schädel. Harry vermied es, ihm in die Augen zu sehen, da er von deren Zauber wußte und er keine Lust hatte, als Steinstatue zu enden. Vielmehr ließ er seinen Blick über die dunkelgrün glänzenden Schuppen des langen Leibes gleiten, während er instinktiv das Gryffindor-Schwert ein wenig fester packte. Bei allem Vertrauen zu Fawkes und seinem eigenen Bedürfnis, zweite Chancen zu vergeben, waren die Erinnerungen doch gerade in diesem Moment, wo sich der Basilisk in seiner vollen Größe und damit Gefährlichkeit präsentierte, sehr stark und ließen Harry weiter zurückweichen. Dies blieb nicht unbemerkt von seinem Gegenüber und die Schlange verharrte auf der Stelle, wie um keine Bedrohung auszustrahlen. Dann rollte sie sich auf der Stelle zusammen und legte ihren Kopf auf die Windungen ihres mächtigen Leibes, so daß sie sich etwa auf einer Höhe mit Harrys Gesicht befand. {Es gibt keinen Grund, mich zu fürchten.}, erklärte sie dann. {Es liegt mir fern, dir Schaden zufügen zu wollen, Harry.} Wie um diese Aussage zu untermauern und dem Gryffindor ein Gefühl von Sicherheit zu geben, flog Fawkes erneut auf ihn zu und landete auf seiner rechten Schulter, während er ein beruhigendes Lied zu singen begann. Harry blickte aufmerksam zwischen dem Basilisken und dem Phönix auf seiner Schulter hin und her, während er gleichzeitig Fawkes' wunderschönem Lied lauschte und angestrengt überlegte. Sein Kopf warnte ihn, der Schlange vor ihm zu vertrauen, doch sein Gefühl riet ihm, ihr wenigstens die Chance zu geben, ihr Anliegen vorzutragen. Schließlich entspannte sich Harry ein klein wenig, womit er seine Bereitschaft vermittelte, dem zuzuhören, was der Basilisk zu sagen hatte. Doch mehr konnte er im Augenblick nicht bieten, denn noch warnten ihn seine Erfahrungen aus dem dritten Schuljahr zu sehr, einer Schlange zu vertrauen - auch wenn diese hier so völlig anders schien als ihr Gegenpart aus Harrys eigener Welt. {Ich werde dir zuhören}, meinte Harry zu dem Basilisken, während er das Schwert in seiner Hand etwas senkte und ein Stück zurückwich, um sich an eine Felswand des Gewölbes zu lehnen. Somit hatte er die Sicherheit, daß nichts ihn aus dem Hinterhalt angreifen konnte und außerdem gab es ihm Halt für die Geschichte, die kommen würde. {Mehr kann ich dir nicht versprechen}, fügte er noch hinzu. {Du bist sehr großzügig, Harry}, kam die dankbare Antwort des Basilisken. {Nicht viele deiner Art haben ein gutes Bild von meiner Gattung - und mir scheint, du hast auch schon Erfahrungen mit meinen Artgenossen gemacht, die nicht angetan waren, dieses Bild bei dir zu verbessern. Daher zeigt es Weisheit über deine Jahre hinaus, mir die Gelegenheit zu geben, mein Anliegen vorzutragen.} Harry blinzelte. {Schon gut. Und du hast Recht, ich habe keine guten Erinnerungen an mein letztes Zusammentreffen mit d... mit einem deiner Art.} Harry hatte sich im letzten Augenblick davon zurückgehalten, zuzugeben, daß die Erfahrungen seinerseits mit dem Gegenstück des Basilisken in seiner Welt zu tun hatten. Es wäre sehr kompliziert, der Schlange das zu erklären, wozu Harry im Moment auch überhaupt keinen Grund sah. {Gerade darum ist dein Wille, mich anzuhören, hoch einzuschätzen. Und ich danke dir nochmals. Doch dies zeigt deine Ähnlichkeit mit dem Seelenpartner meines Herrn - du bist wahrlich ein Erbe Godrics. In vielerlei Weise, auch wenn du...} Der Basilisk stoppte sich, als er die leichte Verwirrung in Harrys Gesicht wahrnahm und bemerkte, daß für den Gryffindor die Zusammenhänge, die seine Worte hatten, nicht klar waren. Doch wie auch, diese Geschichte begann lange vor Harrys Geburt, so lange, daß kaum jemand mehr davon wußte, was wirklich geschehen war. {Ich sollte wohl am Anfang beginnen, um dich nicht noch mehr zu verwirren}, sagte die Schlange daher mit einem Touch von Humor in den wenigen Worten, was Harry blinzeln ließ, als er dieses Gefühl heraushörte. Ein Basilisk mit Humor. Wundervoll, der Tag wurde immer seltsamer. {Das würde ich zu schätzen wissen}, antwortete er ein wenig sarkastisch. {Ich verstehe. Entschuldige, ich habe so lange auf dich gewartet, doch jetzt, wo es endlich soweit ist, sind da so viele Dinge, die ich dir erzählen muß, daß ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll}, gab der Basilisk zu. {Doch vielleicht gibt es dir ein besseres Gefühl, wenn ich deine Geste erwidere und dir meinen Namen verrate - ich heiße Azhura. Mein Leben begann an der Seite des Zauberers, dessen Name heute so verächtlich ausgesprochen wird...mein Meister war Salazar Slytherin.} {Salazar Slytherin?} Harry hob instinktiv sein Schwert wieder empor, als er diesen Namen hörte. Er wußte nicht, ob sein zögerliches Vertrauen durch das Geständnis des Basilisken verletzt worden war, doch fünf Jahre, in denen der Name ,Slytherin' für ihn stets Unheil und Verachtung bedeutet hatte, ließen sich kaum durch zwei Tage, in denen Angehörige dieses Hauses ihm Liebe und Freundlichkeit entgegengebracht hatten, ausgleichen. {Bitte, hör mich an.} Harry erstarrte, als er den flehentlichen Tonfall in Azhuras Worten vernahm und blickte unentschlossen auf die Schlange, wobei er jedoch weiterhin direkten Blickkontakt vermied. In ihm kämpfte es schwer, doch als Fawkes auf seiner Schulter ihn wiederum behutsam mit dem Schnabel anstupste, hob Harry den Blick zu dem Phönix. Die grünen Augen des Feuervogels blickten direkt in die seinen und Harry war es, als würde Fawkes ihn wortlos überzeugen wollen, Azhura weiterhin zuzuhören. ,Ich kann nicht glauben, daß ich das tue... Ich bin wirklich ein Gryffindor, zu leicht zu einer weiteren Chance zu überzeugen. Meine Leichtgläubigkeit hat Sirius den Tod gebracht...und doch - ich spüre, daß hier ein Geheimnis auf mich wartet, welches ich unbedingt erfahren muß...daher muß ich Azhura wohl trotz meiner Zweifel erzählen lassen. Ich hoffe, ich werde diese Entscheidung nicht bereuen.' {Ich höre.} Harrys Stimme klang knapp, als er dem Basilisken zunickte, weiterzusprechen. {Ich werde dir meine Geschichte erzählen, Harry. Und ich hoffe, du wirst dann verstehen, warum ich dich hierher gerufen habe und wozu ich deine Hilfe erbitte}, erwiderte Azhura. {Wie gesagt, begann mein Leben an der Seite Salazar Slytherins. Als er mich fand, war ich noch sehr, sehr jung...und im Nachhinein bin ich glücklich, daß ich nicht das Schicksal teilen mußte, was meiner Mutter widerfuhr. Sie starb durch die Hand eines Magiers, der sie wegen der besonderen Eigenschaften von Basilisken jagte.} Azhura neigte den Kopf und sah Harry an, bevor sie fragte: {Du weißt doch sicher, was ich damit meine, oder? Wir Basilisken liefern - unfreiwillig - oft Zutaten zu Zaubertränken, die sonst nicht zu brauen wären. Unser Blut enthält gewisse magische Konsistenzen und unsere Haut und Zähne haben ebenfalls Wert für die Tränke der Magier.} {Ich weiß aus dem Unterricht - und den speziellen Erfahrungen, die ich machte}, letzteres fügte Harry leicht schaudernd hinzu, {daß Basilisken ein tödliches Gift produzieren, welches sie über ihre Zähne in ihr Opfer abgeben und dieses damit lähmen. Außerdem wirkt ihr direkter Blick versteinernd und, je älter sie sind, desto mächtiger wird ihre Kraft, sowohl ihr Blick als auch ihr Gift. Dies wiederum bedeutet}, fügte Harry nachdenklich hinzu, {daß, wenn du wirklich schon zur Zeit der Gründer gelebt hast, du über tausend Jahre alt sein mußt - und dementsprechend sehr mächtig. Dein Blick und Gift dürften sofort tödlich sein.} {Schaust du mich deshalb nicht an?}, war die leicht verwunderte Frage. Harry schnaubte und meinte: {Sehe ich so aus, als wolle ich als Steinstatue enden? Danke, aber nein danke!} Kurze Zeit herrschte Stille, bevor Azhura sich ereiferte: {Ja, lernt ihr jungen Leute denn heutzutage überhaupt nichts Vernünftiges mehr? Es gibt doch Zauber gegen meinen Blick...dieses Wissen war allgemein zugänglich! Zu Salazars Zeiten hätte es das nicht gegeben, so eine Verschwendung...} Sie war sichtlich aufgeregt, denn ihr mächtiger Kopf hatte sich während ihrer Rede mehrfach heftig auf und abbewegt. Harry hingegen blinzelte verwundert nach diesen erregten Worten. Dann, als ihm das Absurde an der Situation bewußt wurde, begannen seine Mundwinkel zu zucken und kurz darauf füllte sein amüsiertes Lachen das Gewölbe. Der Basilisk drehte seinen Kopf zu Harry und musterte ihn. {Ich wüßte nicht, was daran so lustig wäre}, zischte sie indigniert. {Ent...ent...entschuldige}, japste Harry etwas außer Atem nach seiner Lachattacke. {Doch findest du es nicht auch etwas seltsam, daß ausgerechnet du dich darüber aufregst, daß heute die Zauberer nicht mehr wissen, wie sie sich gegen deinen Versteinerungsblick zur Wehr setzen können?}, fragte er dann etwas gefaßter. {Hmmpf...}, entgegnete Azhura nur, doch Harry meinte erneut einen Hauch von Humor zu entdecken. Sie schien wirklich Humor zu besitzen, was Harry sich auf einmal viel wohler in ihrer Gegenwart fühlen ließ. Er wußte nicht warum, aber die Tatsache, daß sie sich darüber aufregte, daß niemand mehr ein Gegenmittel gegen den Versteinerungsblick eines Basilisken kannte, ließ ihn sich weiter entspannen. Ihre ehrliche Verwunderung angesichts dieser Tatsache zeigte Harry, daß Azhura für ihn wirklich keine Gefahr bedeutete. Noch immer leicht lächelnd, sank Harry an der Wand hinunter, an der er gelehnt hatte und machte es sich auf dem Boden bequem. Das Gryffindor-Schwert legte er über seinen Schoß, während Fawkes auf seinem Knie Platz nahm. Abwesend strich Harry zärtlich über die weichen Federn des Phönix, bevor er sich wieder an Azhura wandte. {Erzählst du mir, wie man sich gegen die Wirkung deines Blickes schützen kann? Ich würde dir gern in die Augen sehen, doch eine Zukunft als Steinstatue liegt wirklich nicht in meinem Interesse...das siehst du doch sicher ebenso.} {Es gibt sogar mehrere Möglichkeiten des Schutzes gegen den Versteinerungsblick}, erwiderte Azhura. {Manche davon hat Sir Salazar entdeckt...ebenso wie du hatte er nicht die Absicht, durch meinen Blick versteinert zu werden. Doch für's Erste ist es wohl am einfachsten, wenn ich die Fähigkeit nutze, meinem Blick seine tödliche Kraft zu rauben. Du mußt verstehen - Basilisken besitzen ein zweites Augenlid, welches wir über unser Auge legen können, wodurch die Kraft des Versteinerungszaubers aufgehoben wird. Ich kann dies gern tun, Harry...doch es ist für dich eine Frage des Vertrauens, ob du meinen guten Absichten Glauben schenkst und mich wirklich direkt ansiehst.} 'Vertrauen. Das ist es, was Azhura einfordert. Sie hat Recht, nur ich kann entscheiden, ob ich ihr dieses Gefühl entgegenbringen kann. Doch die große Frage ist - kann ich es? Bei der Vorgeschichte, die ich mit Basilisken - und zwar mit genau diesem Basilisken - habe? Hat mir mein Erlebnis damals nicht gezeigt, daß sie zu gefährlich sind, um ihnen zu vertrauen? Andererseits ist dies hier nicht meine Welt. Azhura könnte hier völlig anders sein als dort - es ist sogar sehr wahrscheinlich. So ziemlich alle Personen, die mir in meiner Realität in der einen oder anderen Form nicht wohlgesonnen sind oder mich sogar tot sehen wollen, sind hier das genaue Gegenteil. Severus zeigt so viel Gefühl mir gegenüber, daß ich mich frage, ob Professor Snape in meiner Welt diese Fähigkeit zu lieben nicht auch besitzt. Sie nur niemandem zeigt... was bei seiner Lebensgeschichte nicht verwunderlich ist. Ebenso die Malfoys und vor allem Draco, auch wenn hier noch gewisse Unterschiede bestehen. Sie alle sind freundlich zu mir und ich beginne, ihnen wirklich zu vertrauen. Und das nach zwei Tagen, während ich ihr anderes Ich in meiner Welt immerhin fünf Jahre als Feinde vor mir hatte. Wieso also nicht auch Azhura eine zweite Chance geben? Was weiß ich denn, warum sie mich in meiner Wirklichkeit angegriffen hat? War das dort wirklich ihr eigener Wille, oder war es Voldemort, der es ihr befahl?' Verwirrt durch seine durcheinanderjagenden Gedanken, lehnte Harry den Kopf zurück an die kühle Felswand und schloß kurz die Augen. Er merkte nicht, wieviel Vertrauen er Azhura gegenüber damit schon bewies. Auch wenn er das Schwert Gryffindors besaß, so war doch seine Situation nicht die beste, sollte der Basilisk ihn jetzt angreifen. 'Warum gerate immer ich in solche Situationen?', grummelte Harry innerlich. ,Ist es denn wirklich zuviel verlangt, einmal eine leichte Entscheidung treffen zu dürfen? Aber wahrscheinlich ist das einfach mein Schicksal...und ich muß es akzeptieren, so wie Professor Dumbledore gesagt hat. Mit großer Macht kommt auch große Verantwortung - und eben schwere Entscheidungen. Vom logischen Standpunkt aus gesehen, wäre es höchst leichtsinnig, Azhura in die Augen zu schauen. Wer weiß, ob sie die Wahrheit über ihr zweites Augenlid gesagt hat. Ich habe noch niemals zuvor von dieser Fähigkeit gehört und auch der Professor hat damals in meinem zweiten Schuljahr nichts dergleichen bemerkt. Doch wir hatten schließlich auch keine Zeit, ausführlich über Basilisken zu diskutieren, also wird dieses Argument hinfällig. Andererseits ist da mein Bedürfnis zu vertrauen...es sagt mir, daß es richtig wäre, Azhura Glauben zu schenken, trotz unserer Vorgeschichte. Mein Herz vertraut ihr, auch wenn mein Verstand dagegen protestiert. Sie hat sich mir gegenüber nicht feindselig verhalten - und sie möchte schließlich, daß ich ihr bei etwas helfe. Das wiederum geht schlecht, wenn sie mich in Stein verwandelt...denke ich. Hmm...ich denke, damit ist es entschieden. Ich hoffe nur, ich bereue diese Entscheidung nicht. Professor Snape hätte seine helle Freude, würde er mich jetzt sehen... zeige ich doch wieder einmal alle Charakterzüge eines Gryffindors...immer voran in die Gefahr. Doch ich bin schließlich ein wirklicher Gryffindor...daher sollte ich meinem Blut wohl vertrauen.' Seinen Entschluß getroffen, öffnete Harry seine Augen und fuhr Fawkes über seine rotgoldenen Federn. Der Phönix blickte daraufhin zu ihm auf und zwei tiefgrüne Augenpaare trafen sich. Dann, nach einigen Sekunden, legte Fawkes den Kopf ein wenig schief und trillerte ihm ermutigend zu. Harry schien es, als würde ihm der Vogel zu seiner Entscheidung gratulieren. Dies stärkte seinen Entschluß. Tief Atem holend, wandte sich Harry wieder an Azhura, die schweigend gewartet hatte, während er überlegte. 'Dies ist auch ein Beweis für ihre Worte. Sie hätte mich angreifen können, während ich mich zu entscheiden versuchte, doch sie hat es nicht getan. Selbst Fawkes hätte mich nicht hundertprozentig beschützen können, wäre Azhura auf mich losgegangen. Ich glaube, ich habe die richtige Entscheidung getroffen.', dachte der Schwarzhaarige, während er sich aufrichtete, jedoch am Boden sitzenblieb. {Ich habe entschieden, deinen Worten Glauben zu schenken, Azhura}, richtete er seine nächsten Worte an die riesige Schlange, die daraufhin den Kopf hob, den sie während der letzten Minuten abwartend auf ihren zusammengerollten Leib gelegt hatte. {Ich hoffe - für uns beide - das du dieses Vertrauen würdigen wirst}, fügte Harry noch hinzu. {Ich danke dir}, war die prompte Erwiderung. {Das Erbe Sir Godrics ist stark in dir. Ich werde das Andenken an meinen Meister und seinen Freund nicht schänden, in dem ich einem ihrer Nachfahren Schaden zufüge.} {Gut.} 'Na dann, auf geht's!', machte sich Harry Mut, bevor er langsam den Blick zu Azhuras Augen hob. Stück für Stück glitten seine tiefgrünen Augen über den schuppigen Körper des Basilisken, bis er schließlich am Kopf anlangte. Dort verharrte Harrys Blick kurze Zeit, bevor er sich überwand und direkt in die Augen der Schlange schaute. Und...nichts geschah. Die Sekunden verstrichen und Harry fühlte sich noch immer im Vollbesitz all seiner Sinne. Ein sanftes, erfreutes Lächeln schlich sich auf seine Züge, als ihn ein Gefühl von Erleichterung durchfloß, daß sein Vertrauen gerechtfertigt gewesen war. Azhura hatte ihr Versprechen gehalten. Schweigend, doch nun völlig entspannt, sah Harry der riesigen Schlange eine Weile in die gelben Augen. Sie wirkten auf den ersten Blick nicht sehr ansprechend, doch wenn man länger hineinsah, wich dieses Gefühl des Unwohlseins mit der Zeit. Harry schien der Blick der hellen Augen nicht bedrohlich, sondern vielmehr lag fast ein Ausdruck von Wärme darin verborgen, als Azhura ihn weiterhin stetig musterte. Hätte ihm noch am gestrigen Tage jemand gesagt, er würde jemals einem Basilisken freiwillig in die Augen schauen und somit sein Schicksal, wenn auch nur für einen Augenblick, in dessen Hände legen, er hätte es nicht geglaubt. Doch irgendetwas an Azhura hatte Harrys Vertrauen ausgelöst, selbst als sie ihre Verbindung zu Salazar Slytherin preisgab. Nun war es an jedoch der Zeit, die Geschichte hinter diesem seltsamen Treffen zu hören. Den Kopf erneut bequem an die Felswand hinter sich legend und Fawkes unbewußt sanft über das weiche Federkleid streichelnd, sagte Harry: {Sag mir, was ich tun kann, um dir zu helfen, Azhura. Erzähl mir deine Geschichte.} {Ganz wie du wünschst, junger Meister}, erwiderte die Schlange bereitwillig, woraufhin Harry entnervt den Kopf schüttelte und meinte: {Würdest du BITTE damit aufhören, ja? Ich sagte dir schon einmal, daß ich Harry heiße und nicht mit ,Erbe' oder sonstigen Titeln angesprochen werden möchte! Das gehört einfach nicht zu mir!} {Aber...}, begann Azhura, doch Harry unterbrach sie erneut. {Tu mir den Gefallen einfach und erzähl mir, warum du mich hier heruntergeholt hast. Ich hatte mir nämlich eigentlich geschworen, diese Kammer hier niemals wieder zu betreten, wenn ich es irgendwie vermeiden kann.} Na, wie gefiel euch dieses Chapter? Gut? Oder eher nicht so? Schreibt mir ein Kommi, dann lade ich auch rasch das nächste Kapitel hoch, versprochen! Antalya Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)