Angel of Light I von abgemeldet (Another world) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Part I: Verkehrte Welt, Teil 2 Geraume Zeit verstrich für Harry, ohne daß er es auch nur im Geringsten wahrnahm. Später hätte er nicht sagen können, wie lange er sich weinend in Sirius' starken Armen vergrub und nach langen Wochen, in denen er seine Tränen und den damit einhergehenden Schmerz tief in seinem Inneren eingeschlossen hatte, freien Lauf ließ. Doch einmal gestartet, ließ sich die Macht der Gefühle, die Sirius' Anblick in dem schwarzhaarigen Gryffindor ausgelöst hatte, nicht mehr stoppen und Harry wollte es auch überhaupt nicht. Für ihn war für diesen magischen Zeitraum, den er gerade in Sirius' Armen verbringen durfte, die Welt wieder in Ordnung. Solange Sirius bei ihm war, war er glücklich. Schließlich versiegten die Tränen jedoch langsam wieder und Harry schniefte nur noch leise vor sich hin. Es war so unglaublich warm in dieser Umarmung - so warm, wie er es in Erinnerung hatte. Eine Geborgenheit verheißend, welche der Schwarzhaarige vor seinem ersten Zusammentreffen mit seinem Paten niemals erlebt hatte. Seine Muggel-Verwandten hatten ihn nie in den Arm genommen und getröstet. Dafür war er ihnen nicht wichtig genug gewesen. Und später hatte er dank Hermine und Ron zwar den Trost einer freundschaftlichen Umarmung kennengelernt - doch reichte dies nicht annähernd an das heran, was er empfand, wenn Sirius ihn liebevoll umfangen hielt. Daher kuschelte sich der junge Gryffindor weiterhin eng an den älteren Mann, der sich der Geste auch widerspruchslos überließ, da er spürte, wie sehr Harry seinen Trost jetzt gerade nötig hatte. Schließlich fing sich Harry jedoch wieder und ihm wurde bewußt, wie sehr er sich hatte gehenlassen in Gegenwart seiner Freunde. Doch der unverhoffte Anblick seines schmerzlichst vermißten Paten hatte seine Gefühle über Bord gehen lassen. Dennoch ein wenig peinlich berührt, rührte sich Harry in Sirius' Armen, welche ihre Umarmung daraufhin soweit lockerten, daß der Schwarzhaarige aufsehen konnte. Den Kopf hebend, den er zuvor an Sirius' breiter Brust verborgen hatte, blickte Harry in den warmen braunen Augen seines Paten, die ihn voller Liebe, gleichzeitig aber auch sehr besorgt musterten. Wieder stieg ein Schluchzen in der Kehle des Gryffindors auf, doch er unterdrückte es mit aller Macht und zwang ein zittriges Lächeln auf seine Züge, damit Sirius sich keine Sorgen um ihn machte. Doch sein Pate durchschaute ihn anscheinend sofort, denn der Ausdruck von Sorge verschwand nicht, sondern verstärkte sich noch. "Harry, was hast du denn nur? Ist mit dir alles in Ordnung, mein Junge?", wollte Sirius dann leise wissen, während er mit einer Hand Harry die Tränen von den Wangen wischte. Der Jüngere schloß bei der sanften Berührung die Augen und genoß das Gefühl von Fürsorge, welches diese Geste ausdrückte. Die Augen wieder öffnend, in welchen es nun glücklich strahlte, erwiderte Harry mit flüsternd, da er seiner Stimme noch nicht so recht traute: "Ja, es geht mir gut, Sirius. Ich bin so unglaublich glücklich, dich wiederzusehen." Diese Worte lockten ein sanftes Lächeln auf Sirius' Züge, doch bevor er auf Harrys Worte etwas erwidern konnte, trat jemand zu ihnen. Da diese Person hinter Harry stand, konnte dieser nicht erkennen, wer es war, doch Sirius' Augen leuchteten auf. Im nächsten Augenblick war eine dunkle Stimme zu vernehmen, die sagte: "Hallo, Schatz. Schön, daß du so schnell kommen konntest - und gerade zum rechten Augenblick, wie es scheint." Harry runzelte verwirrt die Stirn bei diesen Worten. Er kannte diese Stimme, doch wußte er sie im ersten Moment nicht so recht einzuordnen. Viel zu sehr war er noch in seinen Gefühlen gefangen, die ihn vor Minuten fest in ihrem Griff gehabt hatten. Daher verfolgte er auch nur wortlos, wie Sirius' Lächeln voller Liebe strahlte, als er antwortete. "Hallo, Sev. Hast du mich vermißt, Liebster?" "Aber sicher. Ich zeige dir, wie sehr", erwiderte die dunkle Stimme, welche Harry inzwischen geschockt als die seines Zaubertrank-Professors identifiziert hatte. Im nächsten Moment, als er sich gerade erstaunt umwenden wollte, um seine Vermutung zu bestätigen, legte sich eine Hand sanft auf seine Schulter und die Person hinter ihm beugte sich über den Gryffindor hinweg. Und dann geschah etwas, was Harrys Welt, wie er sie gekannt hatte, total auf den Kopf stellte. Vor seinen Augen neigte sich Sirius Severus entgegen und Sekundenbruchteile später entspann sich ein Kuß zwischen den Beiden, der nur als überaus zärtlich und leidenschaftlich interpretiert werden konnte. Harry spürte, wie sein Körper sich versteifte und seine Augen wurden immer größer, während er fassungslos dem Geschehen zusah. Gefangen zwischen den beiden älteren Männern blieb ihm auch gar nichts weiter übrig. Sekunden später schüttelte der schwarzhaarige Gryffindor jedoch seinen Schock soweit wieder ab, daß er seine Starre überwand und sich ruckartig aus Sirius' Armen befreite. Zurückstolpernd blickte er aus weit aufgerissenen verwirrten Augen auf Sirius und seinen Zaubertrank-Professor. Einen Mann, welcher, soweit sich Harry erinnern konnte, schon seit seiner Schulzeit einen schier unüberwindbaren Haß auf Sirius in sich getragen hatte. Und nachdem, was Harry von Sirius erfahren hatte, war diese Abneigung auf beiden Seiten von gleicher Stärke gewesen. Und nun küßten sie sich? Vor allem so offensichtlich voller Gefühl, als wären sie ein Paar, welches sich über alles liebt. Wie konnte das sein? Dies alles ließ Harry mit wild durcheinanderstürzenden Gedanken und Gefühlen immer weiter zurückweichen, als Sirius und sein - wie sollte man ihn nennen? - Begleiter, welche durch Harrys ruckartige Bewegung aus ihrem Kuß gerissen worden waren, ihn nun gleichfalls völlig erstaunt musterten und dann Anstalten machten, auf ihn zuzutreten. "Harry, was ist heute nur los mit dir? Du wirkst ja glatt so, als hättest du noch nie zuvor erlebt, daß Severus und ich uns küssen", meinte Sirius, indem er langsam auf Harry zukam, welcher offensichtlich geschockt zwischen den beiden schwarzhaarigen Männern hin- und herschaute. Bei Sirius' Worten jedoch schnellte sein Blick zu diesem zurück und dem Gryffindor entwich ein fassungsloses "Sollte ich etwa?" Nun meldete sich Severus zu Wort, der Harry nachdenklich betrachtet hatte und sorgenvoll die Stirn runzelte: "Nachdem du nun seit über sechzehn Jahren mit uns zusammenlebst, sollte man das doch annehmen, Harry. Sag, Junge, fühlst du dich wohl?" Er bekam keine Antwort, denn Harry war bei Severus' Worten blaß geworden und starrte ihn an, als sähe er einen Geist. Doch als der ältere Mann auf ihn zutreten wollte, kam wieder Leben in die Gestalt des Gryffindors. Erneut zurückweichend, als dürfe der Abstand zwischen ihm und Severus nicht schrumpfen, antwortete Harry sichtlich verblüfft auf die Worte des Zaubertrank-Meisters: "Ich...ich wohne zusammen mit...mit IHNEN? Und Sirius..." Weiter kam der Schwarzhaarige nicht in seiner Rede, denn er hatte sich so sehr auf das ,Gespräch' konzentriert, daß er nicht darauf geachtet hatte, wohin er ging. Dies wiederum führte dazu, daß er strauchelte und aus dem Gleichgewicht geriet, als er unversehens an einen Pfosten der Krankenbetten stieß, welchen er durch sein rückwärtiges Zurückweichen nicht gesehen hatte. Bevor er jedoch fallen konnte, fing ihn ein Paar starker Arme sicher auf und hielt ihn fest. Eine neue Stimme erklang, die in beruhigendem Tonfall zu ihm sagte: "Du solltest dich lieber wieder ins Bett legen, Harry. Wie mir scheint, hast du dich noch nicht wieder vollständig von deinem Unfall erholt. Schone dich noch ein bißchen, dann geht es dir sicher bald wieder besser." Den Effekt, den die Worte - oder besser die Stimme, die sie gesagt hatte - auf Harry hatte, war bemerkenswert. Die Anwesenden konnten förmlich beobachten, wie sich der hochgewachsene Gryffindor in den Armen der ihn haltenden Person versteifte, bevor urplötzlich Bewegung in den Schwarzhaarigen kam. Mit einer verblüffenden Gewandtheit und Schnelligkeit entwand er sich der stützenden Arme und fuhr herum. Beim Anblick seines Gegenübers flackerte es für einen Augenblick zornig und fast haßerfüllt in den smaragdgrünen Augen auf, bevor Harry auf der Suche nach seinem Zauberstab den Blick kurz abwandte. Als er den Stab auf dem Tischchen neben dem Bett, in dem er gelegen hatte, war Harry mit wenigen langen Schritten dort angelangt und fuhr, mit der magischen Waffe in der Hand, erneut zu der Person herum. Die Wandlung, die innerhalb der wenigen Sekunden, die er zu seinen Handlungen benötigt hatte, mit Harry vor sich gegangen war, war erstaunlich für alle Anwesenden. Zuvor hatte er nur zutiefst überrascht über das Verhalten von Sirius Severus gegenüber gewirkt, doch nun machte er den Eindruck, sich verteidigen zu müssen. Doch nicht nur das - auch andere Gefühle waren deutlich zu spüren. Abneigung, Verachtung und Zorn standen unübersehbar in den leuchtenden smaragdgrünen Augen des Gryffindors geschrieben. Auch seine nächsten Worte brachten diese Gefühle zum Ausdruck, als Harry, den Zauberstab ohne zu zittern auf sein Gegenüber gerichtet, mit glasklarer und kalter Stimme zu sprechen begann: "Ich hätte mir wirklich denken können, daß nur Sie dahinter stecken können! Was wollen Sie hier? War das letzte Jahr nicht genug? Haben Sie in meinem Leben immer noch nicht genug Schaden angerichtet? Warum macht es Ihnen so viel Spaß, mir alles zu nehmen, was auch nur annähernd mit Glück oder Freude zu tun hat? Ihr grundloser Haß auf meine Familie und mich hat mir schon genug genommen, ich werde nicht zulassen, daß das so weitergeht! Glauben Sie ja nicht, daß ich vor Ihnen oder ihrem sogenannten ,Lord'", dieses Wort sprach Harry voller Verachtung aus, "Angst habe. Sie mögen mir viel genommen haben", an dieser Stelle huschte Harrys Blick zu Sirius, der ihn verständnislos ansah, bevor er sich wieder mit unbeugsamem Glanz auf das Gesicht seines Gegenübers heftete, "aufgeben werde ich aber dennoch nicht. Diese Genugtuung werde ich Ihnen nicht gönnen. Sagen Sie das ihrem ,Meister' und verschwinden Sie von hier, oder ich werde Ihnen zeigen, was ich im letzten Jahr gelernt habe!" Atemlose Stille herrschte nach diesen aufgebrachten Worten, die durch den noch immer hocherhobenen Zauberstab, welcher drohend auf Harrys Gegenüber deutete, noch in ihrer Bedeutung unterstrichen wurden. Schließlich meldete sich jedoch Sirius erneut zu Wort, der langsamen Schrittes zu Harry trat und den schwarzhaarigen Gryffindor beunruhigt ansah. Indem er seine Hand vorsichtig auf Harrys Zauberstab legte und diesen versuchte, zu Boden drücken, meinte er zu seinem Patensohn: "Harry, was sollten diese Worte eben? Du weißt genau, er würde dir nie etwas antun!" "Wie kannst du so etwas sagen?", entfuhr es Harry aufgebracht, während er weiterhin die Person vor sich anfunkelte. "Du hast mir doch selbst erzählt, das er euch schon zu eurer Schulzeit das Leben schwer gemacht hat! Und außerdem hat er schon mehr als einmal versucht, mich umzubringen!" Nun meldete sich der Beschuldigte endlich selbst zu Wort. Harry voller Entsetzen ansehend, rief er Lucius Malfoy aus: "Niemals würde ich so etwas tun! Wenn dir etwas geschehen würde, wäre nicht nur Draco unglaublich unglücklich, sondern auch deine Eltern, Harry. Sirius und Severus würden das nicht verkraften! Und schließlich bist du mein Patensohn...niemand auf der Welt könnte mich dazu bewegen, dich willentlich zu verletzen!" Nach diesem Ausbruch, zu dem Narzissa Malfoy, die mittlerweile neben ihm Mann stand, zustimmend genickt hatte, war es erneut totenstill im Zimmer. Sirius hatte es mittlerweile geschafft, Harrys Arm mit dem ausgestreckten Zauberstab ganz zu Boden zu drücken. Nun nahm er dem Gryffindor den Stab aus den kraftlosen Fingern, während Harry Lucius Malfoy und seine Frau sichtlich aus der Fassung gebracht anstarrte. "Patensohn?", brachte er schließlich kaum hörbar heraus. "Seit nunmehr fast siebzehn Jahren, Harry. Seit Severus und ich dich adoptiert haben", erklang Sirius' Stimme daraufhin neben ihm. "Erinnerst du dich nicht?" Als Antwort darauf sah Harry nur aus verwirrt blickenden grünen Augen zu ihm auf und murmelte "Adoptiert?", bevor sich der schwarzhaarige Gryffindor abwandte und auf einem nahestehenden Bett niederließ. Dort sank seine hochgewachsene Gestalt in sich zusammen und Harry vergrub das Gesicht in den Händen. Seine rabenschwarzen Haaren fielen ihm in die Stirn und nahmen den verwirrt und sehr besorgt auf ihn blickenden Anwesenden die Sicht auf seine Züge. Sekunden später konnten sie den Gryffindor vor sich hinmurmeln hören: "Jetzt ist es also soweit. Ich hab' es ja immer gewußt, eines Tages schnapp' ich über. Moony hatte schon Recht, der Streß in der letzten Zeit war wohl echt zuviel. Ist das nicht wunderbar? Kaum siebzehn Jahre alt und schon ein Fall für die geschlossene Abteilung in St. Mungos. Da wird sich der "Daily Prophet" ja bald über die nächste große Schlagzeile freuen können : Harry Potter, der Junge-der-lebt, jetzt endgültig ein Fall für den Psychiater. Glaubt er doch, die Welt hätte sich um 180° gedreht! Verwandtschaft mit Todessern, auferstandene Paten und last but not least, Snape als Vater! Wenn das nicht übergeschnappt ist, was dann..." Harrys Stimme verklang und die Zuhörenden wechselten besorgte Blicke angesichts seines Verhaltens. Bis eine der anwesenden Personen mit einem Kopfschütteln auf Harry zuging und vor ihm auf die Knie sank. Dann hob sie die Hände an seine Stirn und begann dort eine sanfte Massage. Der Effekt war gleich darauf bemerkbar, denn Harry entspannte sich Sekunden später auf sichtbare Weise und seufzte leise wohlwollend auf. Widerspruchslos ließ er sich eine Weile massieren, bevor er tief Luft holte und dann mit den Worten "Ich danke dir, Hermine. Das tat wirklich..." aufblickte. Offenbar hatte er erwartet, seine braunhaarige Freundin vor sich zu sehen, doch als er bemerkte, wer wirklich vor ihm kniete, blieb ihm der Rest des Satzes erstaunt im Hals stecken. Denn die Augen, die ihn voller Wärme und Freundlichkeit anblickten, waren nicht braun wie erwartet, sondern von einem hellen Silberblau. Augen in einem Gesicht, welches statt von dunkelbraunen Locken von feinem, silberblonden Haar eingerahmt wurde. "Malfoy!", entfuhr es Harry erschreckt und er zuckte zusammen. Instinktiv suchten seine Finger nach seinem Zauberstab, doch den hielt noch immer Sirius in seiner Hand. Daher verspannte sich Harry nur wieder und rückte von dem Blonden weg, den er die ganze Zeit über wachsam im Auge behielt. Der andere Junge seufzte leise und traurig auf, bevor er sich wieder aufrichtete und widerwillig etwas von Harry zurückwich. Dieser wiederum runzelte die Stirn und blinzelte erstaunt, als er den offensichtlichen Ausdruck von verletzter Traurigkeit in den silberblauen Augen erkannte. Diese Reaktion hätte er von seinem jahrelangen Erzfeind am letzten erwartet. "Ich heiße Draco, Harry", meinte der Slytherin dann mit leiser Stimme, während es in seinen Augen schmerzlich flackerte. "Bitte sprich mich wenigstens mit meinem Vornamen an, wenn du schon nicht mehr zu wissen scheinst, daß wir zusammen sind." Dies war der nächste Schock für Harry. Zusammen? So wie in ,Wir lieben uns und sind zusammen'? Das alles verwirrte Harry von Sekunde zu Sekunde mehr. Jeder der Anwesenden - mit Ausnahme von Ron und Hermine - benahm sich seiner Erfahrung nach äußerst seltsam. Der Gryffindor blickte von Draco, der ihn traurig und besorgt musterte, was den Schwarzhaarigen ziemlich verwirrte, da er solch deutlich erkennbare Gefühle bei dem Slytherin zuvor niemals gesehen hatte, zu dessen Eltern, welche ihn, wie er erkennen konnte, ebenfalls mit Sorge in den Augen anblickten. Auch Sirius benahm sich anders, als Harry es gewohnt war. Nicht ihm gegenüber, aber daß er Severus Snape küßte, war schon etwas, von dem Harry niemals gedacht hätte, daß er es jemals erleben würde. Apropos Professor Snape - auch er verhielt sich vollkommen anders als sonst. So freundlich und fürsorglich ihm gegenüber, als wäre er wirklich sein Vater. Alles in Allem wohl eine Situation, die einen wirklich an seinem gesunden Verstand zweifeln lassen konnte. Doch Harry war inzwischen wieder soweit, daß er versuchen konnte, diese Situation mit Logik zu betrachten. Dies bedeutete jedoch, daß er jetzt jemanden brauchte, der ihm auf seine Fragen antwortete, anstatt ihn nur sorgenvoll zu mustern. Ganz so, als würde ER sich seltsam benehmen. Daher setzte sich Harry schließlich so, daß er alle anderen Anwesenden im Blick hatte und machte sich daran, Antworten zu erhalten. Da er annahm, daß er von Severus die beste Antwort erhalten würde, richtete er seine Fragen an diesen. Er vertraute auf die kühle Logik seines Professors, welche dieser so hoch in Ehren hielt. Sirius vertraute Harry zwar außer Hermine und Ron am meisten, dennoch war in den braunen Augen seines Paten noch zuviel Sorge zu erkennen, als daß sich Harry sicher sein konnte, erklärende Antworten von dem Älteren zu erhalten. Und die Malfoys zu fragen, das brachte Harry einfach nicht über sich. Daher war es nur natürlich, daß der Gryffindor sich an Severus wandte und sagte: "Professor, ich bin sicher, für Sie ist das hier genauso verwirrend wie für mich - daher fände ich es sehr freundlich von Ihnen, wenn Sie versuchen würden, mir zu erklären, was hier eigentlich vor sich geht." Nach dieser äußerst höflich vorgetragenen Bitte blickte Harry den älteren Mann unverwandt an, welcher seinerseits etwas irritiert die Augenbrauen gehoben hatte und nun etwas nach Worten zu suchen schien. Um die Verlegenheit einer Erklärung wurde er jedoch gebracht, als sich erneut eine neue Stimme meldete, die in ruhigem, gütigen Tonfall meinte: "Ich denke, es wird eine ganze Menge zu erklären sein, mein Junge. Doch du solltest Severus nicht so fremd behandeln, das bringt ihn ganz aus der Ruhe, Harry. Je länger du ihn nur als deinen Professor und nicht wie deinen Vater behandelst, desto unbehaglicher wird ihm werden, fürchte ich." Bei der neuen Stimme hatte sich alle der Tür zugewandt, von wo aus diese erklungen war. Jeder der Anwesenden erkannte die weise Stimme, so auch Harry, der aufgesprungen war und nun voller Erleichterung ausrief: "Professor Dumbledore!" Dann fügte der Gryffindor noch hinzu: "Ich bin froh, Sie zu sehen, Professor. Vielleicht können Sie diese Situation aufklären, Sir." Der alte Schuldirektor nickte weise vor sich hin und blickte Harry dann aus seinen hellblauen Augen durchdringend an. Harry, der diese prüfenden Blicke von seinem Schulleiter aus vorherigen Jahren gut kannte, hielt diesem daher ohne zu Zögern stand und verbarg vor Dumbledore seine Verwirrung angesichts des Geschehens nicht. Dies wiederum schien Dumbledore zu einem Entschluß zu leiten, denn er lächelte Harry freundlich an und meinte dann: "Ich werde natürlich versuchen, zur Aufklärung beizutragen, auch wenn ich, ehrlich gesagt, zur Zeit noch nicht genau weiß, was vorgefallen ist. Doch zusammen werden wir alle sicher zur Lösung dieses Rätsels beitragen können. Was genau möchtest du denn gern wissen, Harry?" "Was ich wissen möchte? Warum zum Beispiel Sirius hier ist, warum Professor Snape und er...", an dieser Stelle stockte Harry unsicher, wie er das Verhalten der beiden Männer bezeichnen sollte. Seine Stimme zitterte nicht und auf den ersten Blick wirkte er inzwischen ruhig und nur neugierig, doch wer ihn näher kannte, sah die Verwirrung und Ratlosigkeit in seinen smaragdgrünen Augen leuchten. Die Hilflosigkeit angesichts dieser Situation, die er unsichtbar, aber desto stärker fühlbar ausstrahlte, bemerkte jeder der Anwesenden. "Harry", sagte Draco und machte einen Schritt auf den schwarzhaarigen Gryffindor zu, verstummte jedoch gleich wieder, als er merkte, wie sich dieser anspannte und ihn unsicher musterte. Der Blonde zögerte, war diese instinktive Abwehrreaktion ihm gegenüber von dem Schwarzhaarigen überhaupt nicht gewohnt. Hilfesuchend blickte Draco daher zu Hermine, die auch sofort verstand und nun langsam ihrerseits auf Harry zuging. Als er die Braunhaarige auf sich zukommen sah, entspannte sich Harry sichtlich und blickte Hermine auffordernd an. "Was möchtest du wissen, Harry?", wiederholte die Gryffindor die Frage des Schulleiters. Harry blickte Hermine eine Weile stumm an, während er überlegte, welche seiner Fragen er als Erstes äußern sollte. Doch dann hob er die Arme und machte eine Geste, die das gesamte Zimmer und alle darin Anwesenden umfaßte. "Wie wäre es mit - ALLES?", fragte Harry. "Nachdem ich in den letzten dreißig Minuten um mindestens zehn Jahre gealtert bin aufgrund diverser Schockzustände", dabei blickte Harry nacheinander von Severus zu Sirius, dann weiter zu den Malfoys und Draco, bevor er sich wieder Hermine zuwandte, "wäre es wirklich nett von dir, mir die Umstände näher zu erläutern. Ich bin verwirrt, Herm..." War Harrys Stimme am Anfang seiner Rede noch etwas sarkastisch gewesen, hörte Hermine am Ende ganz deutlich Ratlosigkeit heraus. Und vor allem die Tatsache, daß er sie ,Herm' nannte, bewies Harrys Hilflosigkeit, denn diesen Spitznamen benutzte er nur in Situationen, in denen er verwirrt oder unsicher war. Oder, wie jetzt, total ratlos. Das Mädchen seufzte innerlich auf, besorgt, ihren Freund so zu erleben. Sie spürte, daß etwas mit ihm geschehen war, was sie nicht genau verstand. Harry wirkte auf sie, als würde er zwar alle anwesenden Personen kennen - aber nicht auf die Weise, wie es nun einmal der Fall war. "Harry, setz dich doch erst einmal wieder", meinte Hermine daher und als dieser wortlos der Aufforderung folgte, trat sie zu ihm und hockte sich neben ihn. Ron kam von der anderen Seite des Zimmers, setzte sich an Harrys andere Seite und legte diesem eine Hand auf die Schulter. Für diese beschützende Geste schenkte ihm der Schwarzhaarige ein kleines, dankbares Lächeln. Jeder konnte spüren, daß sich der Gryffindor mit Hermine und Ron neben ihm sicher fühlte. Dann wandte sich Harry wieder seiner Freundin zu und blickte sie auffordernd an. Diese kaute kurz auf ihrer Unterlippe, bevor sie begann: "Ich habe eine Frage, bevor ich versuche, alles zu erklären, Harry." Ein fragendes Licht erschien in den smaragdgrünen Augen ihres Hauskameraden, dann nickte er leicht, woraufhin Hermine meinte: "Du kennst alle hier Anwesenden, nicht wahr?" Harry nickte bestätigend. "Doch nicht auf die Weise, wie sie auftreten?" Der Ausdruck in Harrys Augen bedeutete: ,Bingo! Genau so ist es.' Dann meinte der schwarzhaarige Gryffindor: "Jetzt habe ich ein paar Fragen an dich, 'Mine. Sag einfach ja oder nein, ok? Ich will es einfach nur verstehen." Das Mädchen nickte und blickte nun ihrerseits Harry auffordernd an. Dieser lächelte kurz, als er den altbekannten Ausdruck im Gesicht seiner Freundin sah, bevor er zu fragen begann. "Du und Ron, ihr seid meine besten Freunde, oder?" "Ja." Harry atmete auf, wenigstens etwas, das gleichgeblieben war. Dann fragte er weiter, während sein Blick zu Sirius und Severus wanderte, die mit Professor Dumbledore und den drei Malfoys ein paar Schritte von den drei Freunden entfernt dastanden und ihnen aufmerksam lauschten. "Professor Snape", hier blickte Hermine irritiert wegen der Anrede Harrys für den Zaubertränkelehrer, sagte jedoch nichts dazu, sondern ließ Harry weitersprechen. "Er und Sirius sind", Harry stockte, als wäre er sich nicht sicher, wie er weiterreden sollte, daher übernahm es Hermine schließlich für ihn. "Verheiratet." Harry wurde leicht blaß, ließ sich aber ansonsten keine Regung anmerken. "Genau. Verheiratet", wiederholte er. "Ja", beantwortete Hermine die Frage nochmals. "Und sie haben mich...adoptiert?" "Ja." An dieser Stelle flog Harrys Blick erneut zu den zwei schwarzhaarigen Männern, die - für ihn - so ungewohnt friedlich nebeneinander standen. Der Ausdruck in den tiefgrünen Augen sprach von Verwirrung, aber es zeigte sich auch verhaltene Freude. Dann schüttelte er den Kopf, als würde er einen Gedanken verjagen und sah dann erneut Hermine an, die ruhig zurückblickte, auch wenn sie keine Ahnung hatte, auf was Harry hinauswollte. Dieser setzte erneut zum Sprechen an, doch dieses Mal wirkte er angespannt. "Die Malfoys...sie sind meine...Pateneltern?" Wieder bestand Hermines Antwort ohne zu Zögern in einem klaren Ja. Dies ließ Harry nun wirklich etwas neben der Spur zurück, denn das bedeutete ja, die Beiden würden ihn mögen. Wenn man die Patenschaft übernahm, war dessen Grundlage ein liebevolles Gefühl dem Patenkind gegenüber. ,Die Malfoys mögen mich? Und ich glaubte immer, Potters und Malfoys würden sich schon seit Generationen hassen...', dachte Harry verwirrt. Als der Gryffindor minutenlang schweigend vor sich hinblickte, stupste ihn Hermine schließlich sanft an, woraufhin Harry sichtlich aufschreckte. "Hast du noch eine Frage an mich, Harry?", wollte Hermine ruhig wissen. Der Angesprochene blinzelte ein paar Mal, als müsse er sich wieder auf die Gegenwart konzentrieren, dann antwortete er. "Äh, ja. Noch zwei." Hermine nickte daraufhin nur, doch Harry blieb stumm. Sein Blick schweifte zu Draco und blieb an diesem hängen. Für eine Weile schien der Schwarzhaarige den Slytherin zu mustern, dann seufzte er kurz auf und schien sich zu wappnen. Wieder blickte er Hermine an und fragte dann leise: "Malfoy und ich... wir sind zusammen? Ein...ein Paar?" Unsicherheit war nun in Harrys Stimme deutlich präsent, ebenso wie in seinen Augen. Bei dieser Frage begann Ron zu grinsen und auch Hermine konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. "Ja. Draco", Hermine betonte den Vornamen des Slytherin mit hochgezogenen Augenbrauen, "und du, ihr seid ein Paar. Seit Anfang der dritten Klasse schon. Und zwar das Traumpaar der Schule, wenn ich das behaupten darf." Als das braunhaarige Mädchen geendet hatte, färbten sich Harrys Wangen hochrot, was Ron zum Lachen brachte. Hermine biß sich auf die Unterlippe, als sie den Ausdruck von Unglauben und heilloser Verwirrung in den smaragdgrünen Augen ihres schwarzhaarigen Freundes sah, sonst hätte auch sie losgelacht. Harry blinzelte sie an, als wäre er erstarrt und könne nicht glauben, was er gehört hatte. Dann richtete sich sein Blick erneut auf Draco, als suche er Bestätigung für das eben Gehörte. Auch dem Blonden war bei Hermines Worten leichte Röte in die Wangen gestiegen, doch als er Harrys Blick auf sich spürte, lächelte er diesen liebevoll an. Daraufhin weiteten sich Harrys Augen noch mehr und er errötete noch stärker. Wenn das überhaupt noch möglich war. Reglos blickte er Draco für eine geraume Weile nur an, als sehe er diesen zum ersten Mal. Erst, als Hermines Stimme erneut erklang, schien er wieder zu sich zu kommen. "Ihr Zwei seid so süß zusammen", brachte das Mädchen noch heraus, bevor auch sie ein Lachen nicht mehr zurückhalten konnte. "'Mine!", brachte Harry ganz fassungslos hervor, woraufhin die Angesprochene nur meinte: "Stimmt doch! Als du eben so rot wurdest, hast du mich an die Zeit erinnert, kurz bevor ihr zusammenkamt. Immer, wenn ihr euch damals ansaht, wurdet ihr so verlegen, daß es einfach nur...unglaublich süß war... Es war jedem klar, daß ihr das perfekte Paar seid. Nur euch anscheinend nicht. Ron und ich wußten es schon Ende der ersten Klasse. Es war so klar ersichtlich, wie sehr ihr euch mochtet, daß ich mich heute noch frage, wieso ihr so endlos lange gebraucht habt, um es zu erkennen..." "Hermine!", erklang nun auch Dracos Stimme. Harrys Kopf schoß herum zu dem Slytherin. Seine Wangen brannten noch immer vor lauter Verlegenheit, doch in dieser Sekunde interessierte es ihn nicht. Vielmehr war seine Aufmerksamkeit einzig und allein von der Tatsache gefesselt, daß Draco erstens Hermine bei ihrem Namen nannte und keine Schimpfwörter für sie und Ron übrighatte und zweitens war der Tonfall des blonden Jungen amüsiert, wenn er auch ebenfalls etwas verlegen klang. Hermine hatte ebenfalls zu dem Slytherin geschaut und grinste diesen an, bevor sie meinte: "Stimmt doch, oder etwa nicht? Sag mir die Wahrheit, Draco, du weißt, ich kenne sie auch so." Dracos gespielt entrüsteter Gesichtsausdruck verschwand und machte einem leicht verträumten, warmen Lächeln Platz. Dann gab er zu: "Ja, ich war von Anfang an in Harry verliebt, das stimmt. Seit ich ihn kannte. Und das wird sich auch nicht ändern, so lange ich lebe." Dieses schlichte Bekenntnis schien Harry zu schocken, denn er sah ihn sekundenlang fassungslos an. Doch dann schienen die gefühlvoll gesprochenen Worte in den Verstand des Gryffindor einzusickern, denn er wurde erneut hochrot und vergrub das Gesicht in seinen Händen. "Oh mein Gott, das glaube ich nicht", murmelte er immer wieder leise vor sich hin. Die Reaktionen der Anwesenden auf Harrys Verhalten waren unterschiedlich. Während Professor Dumbledore nur schweigend und leise vor sich hinschmunzelnd in der Nähe der Malfoys stand, die sich wiederum leicht irritiert und besorgt wegen Harrys Benehmen ansahen, waren Sirius, Severus, Hermine und Ron momentan nur amüsiert. Es belustigte sie, Harry erneut so schüchtern gegenüber Draco zu erleben wie am Anfang ihrer Beziehung. Doch Hermine wurde bald darauf wieder ernst, denn gerade Harrys Reaktion Draco gegenüber zeigte ihr, daß etwas ganz und gar nicht stimmen konnte. Verschiedene Möglichkeiten gingen ihr durch den Kopf. Hatte er sein Gedächtnis verloren? Nein, das war es wohl nicht, denn er erkannte ja alle Personen, die sich im Zimmer befanden. Lag irgendein Zauber auf ihm, der ihn so seltsam auf das Verhalten der Anderen reagieren ließ? Aber ihr und Ron gegenüber verhielt er sich vollkommen normal. So wie immer. War es möglich...konnte es sein, daß Harry nicht Harry war? Daß er nicht von hier stammte? Hermine hatte einmal von einem Zauber gelesen, der ziemlich kompliziert war, so daß ihn nur ein sehr mächtiger Zauberer benutzen konnte - dieser Zauber war ein sogenannter Weltenwandelspruch. Sie hatte jedoch nicht viel über diesen Zauber in Erfahrung bringen können, da er in der Vergangenheit nur sehr selten benutzt worden war. Außerdem hätte sie ihn wahrscheinlich sowieso nicht einsetzen können, dazu fehlte ihr die nötige Magie. Aber Harry nicht, fiel ihr auf, während sie angestrengt nachdachte. Er war schließlich ein... "Hermine?", erklang in eben jenem Moment Harrys Stimme. Sie wirkte etwas verunsichert, jedoch schien sich der schwarzhaarige Junge wieder einigermaßen gefangen zu haben. Er vermied es jedoch, in Dracos Richtung zu schauen, fiel Hermine auf, als sie aufblickte. "Ja?", fragte sie ihren Freund, der plötzlich nicht mehr verlegen, sondern deutlich verkrampft dasaß. Etwas schien ihm stark auf der Seele zu liegen. Etwas, was seine grünen Augen sehr traurig und voller Schmerz blicken ließ, so daß das Mädchen ihn am liebsten in die Arme genommen hätte, um ihn zu trösten. Hermine wußte, sie hatte diesen Blick schon einmal gesehen. Doch wo bloß? Und dann fiel es ihr ein - früher hatte Harry diesen Blick immer gehabt, wenn es um denjenigen ging, der ihm sein Leben praktisch zur Hölle gemacht hatte... "Ich hätte da noch eine letzte Frage", meinte Harry mit gepreßter Stimme. Nun merkte jeder der Anwesenden auf, denn es lag auf einmal spürbar Nervosität und Anspannung in der Luft. Harrys Gestalt war vollkommen verkrampft, während er mit sich rang. Dann hielt es ihn nicht mehr auf dem Bett und er sprang auf, machte ein paar Schritte in den Raum hinein, bevor er sich wieder zu Hermine umdrehte, sie mit einer Mischung aus Angst und Hoffnung ansah. "Was ist mit...", Harry zögerte sichtlich, als fiele es ihm schwer, weiterzusprechen. Doch dann schloß er die Augen und atmete tief durch. Als er das tat, beruhigte er sich sichtlich und redete dann wieder, obwohl seine Stimme belegt klang. "Was ist mit Voldemort? Wie stark ist er?" Stille herrschte nach Harrys Frage, woraufhin dieser sich beklommen umsah. In den Gesichtern der Anwesenden erkannte er Verwirrung und etwas, was er nicht ganz identifizieren konnte. Darum wandte er sich wieder Hermine zu und sah sie fragend an, wollte eine Antwort, obwohl er sich gleichzeitig davor zu fürchten schien. Hermine schaute ihren schwarzhaarigen Freund direkt an, sah den Schmerz und die Unsicherheit in seinen smaragdgrünen Augen, aber auch den unbeugsamen Mut, den er stets ausgestrahlt hatte, solange sie ihn kannte. "Harry, Voldemort ist tot." Daraufhin starrte der Gryffindor sie an, als könne er nicht glauben, was sie gesagt hatte. Sein Gesicht verlor alle Farbe. Die tiefgrünen Augen weit aufgerissen, begann er Sekunden später am ganzen Körper zu zittern. "Wie...", kam es wie ein Hauch aus seinem Mund, was Hermine besorgt aufstehen ließ. "Du hast ihn besiegt, vor etwas über 9 Monaten", erwiderte sie. Ungläubig hingen die tiefgrünen Augen an ihr, als würde der Schwarzhaarige nicht verstehen, was sie ihm sagte. Was aber auch nur zu verständlich schien, bedeuteten ihre zwei simplen Sätze doch so viel mehr, beinhalteten den Sieg über den größten Schwarzmagier der ganzen Zaubererwelt. Den Magier, der Harry so viel Leid und Schmerz zugefügt hatte, wie kein Anderer es je zuvor erlebt hatte. Hermine blieb stehen, wo sie war, da sie spürte, daß Harry jetzt Abstand brauchte, um wieder zu sich zu kommen. Die Antwort, die sie ihm gegeben hatte, war offensichtlich die letzte Möglichkeit gewesen, an die ihr schwarzhaariger Freund gedacht hätte. Wieder ein Punkt, der für ihre These sprach, dachte Hermine. Harrys Blick ging inzwischen ins Leere, schien etwas zu erblicken, was sonst keiner der Anwesenden sehen konnte. Dabei zitterte er noch immer unübersehbar am ganzen Körper. Abwesend schlang er die Arme um sich, als müsse er sich an sich selbst festhalten. Auch der Rest der Anwesenden, die sich zurückgehalten hatten und schweigend dem Gespräch gefolgt waren, verharrten zuerst wie Hermine an ihren Plätzen. Doch schließlich hielt es Sirius nicht mehr aus, Harry so durcheinander und zitternd vor sich stehen zu sehen und ging auf diesen zu. So abwesend der Gryffindor jedoch auch schien, er hörte offenbar, daß sich jemand ihm näherte. Harry blickte auf und der Ausdruck seiner Augen klärte sich leicht, war aber immer noch durchsetzt von Unglauben, totaler Verwirrung und tiefem Schmerz. Als er sah, wer auf ihn zukam, traten ihm Tränen in die Augen und in einer unbewußten Geste hob er die rechte Hand. Und im nächsten Moment bildete sich eine Aura aus warmem Licht um ihn herum und er war verschwunden. Sirius stoppte mitten im Schritt, als er das bemerkte und runzelte voller Sorge die Stirn. Severus trat zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter, bevor er sich an Draco, Ron und Hermine wandte. "Wo ist er hin?", wollte der Hauslehrer der Slytherins wissen. Daraufhin schlossen die drei Jugendlichen die Augen und schienen sich auf etwas zu konzentrieren. Es war Draco, der zuerst die Augen wieder öffnete, dicht gefolgt von Hermine. Aber auch Ron brauchte anscheinend nicht lange, um die Antwort auf die Frage seines Professors zu finden. "Auf dem Nordturm." Draco hatte geantwortet. Hermine und Ron nickten zustimmend, bevor letzterer noch hinzusetzte: "Wo auch sonst? Außer bei Hagrid oder am See ist er dort oben am liebsten." "Er sah so traurig aus", flüsterte Draco jetzt niedergeschlagen. "Als könnte er überhaupt nicht fassen, was Hermine über Voldemort gesagt hat." Nachdem er das gesagt hatte, hob der Blonde in einer ähnlichen Geste wie der von Harry zuvor die Hand und helles Licht begann, sich um ihn herum zu sammeln, als Hermines Stimme ihn aufhielt. "Warte, Draco. Laß ihn bitte eine Weile allein." Sie sah, wie der Slytherin protestieren wollte, doch sie kam ihm zuvor. "Ich weiß, daß es dir wehtut, wenn Harry so leidet wie jetzt. Mir geht es doch nicht anders", sagte sie zu ihrem blonden Freund. "Aber ich denke, er braucht jetzt etwas Ruhe, um nachdenken zu können. Die Nachrichten haben ihn ziemlich mitgenommen und du weißt genauso gut wie ich, daß Harry bei so etwas zuerst gern etwas für sich ist. Er wird schon noch zu uns kommen - er weiß, daß wir immer für ihn da sind, wenn er uns braucht." Hermines ruhige Worte überzeugten Draco und er nickte, wenn auch widerwillig. Es behagte ihm wirklich überhaupt nicht, wenn sein Gryffindor litt und er nichts dagegen tun konnte. Vielmehr brach es ihm regelmäßig das Herz, wenn er in den smaragdgrünen Augen Schmerz sah. Und eben waren die grünen Tiefen voll davon gewesen. Auch die Erwachsenen blickten nicht gerade glücklich drein, erkannten jedoch ebenfalls die Wahrheit in Hermines Worten an. Stille senkte sich für einige Zeit über das Zimmer, als jeder der Anwesenden über die letzten Ereignisse nachdachte. Doch über kurz oder lang landeten sie jedoch immer bei Harry. Daher räusperte sich Professor Dumbledore schließlich und zog damit die Aufmerksamkeit auf sich. Er hatte sich vollkommen zurückgehalten, sich dabei aber viele Gedanken um Harrys Situation gemacht. Und er war ebenso wie Hermine bei der Möglichkeit gelandet, daß Harry nicht aus ihrer Welt stammte. Dazu wollte er jetzt noch etwas nachforschen. Als sich alle Augen auf ihn richteten, meinte der Schulleiter: "Die Situation ist recht kompliziert, wie mir scheint. Daher denke ich, es wird das Beste sein, daß wir alle Klärungsversuche auf morgen verschieben. Harry soll, wenn er zurückkommt, erst einmal eine Nacht über den Schrecken schlafen. Außerdem denke ich, sollte er nur von Personen umgeben sein, die ihm in ihrer Verhaltensweise bekannt vorkommen. Das bedeutet, Ms. Granger und Mr. Weasley", Dumbledore sah die Beiden lächelnd an, "daß Sie sich bitte um ihn kümmern." Hermine und Ron nickten eifrig, das war für sie selbstverständlich. Draco dagegen sah unwillig auf den Schulleiter und begann: "Aber Professor..." "Draco", ertönte die Stimme seiner Mutter. "Dein Professor hat Recht, auch wenn es weder dir noch mir behagt, daß wir für Harry heute nichts tun können. Doch du hast seine Reaktion bemerkt, als er von eurer Beziehung erfuhr. Ich glaube, der Arme hat für heute genug Überraschungen erlebt. Morgen ist auch noch ein Tag, Schatz." Der blonde Slytherin sah nicht überzeugt aus, seufzte jedoch schließlich ergeben auf. "Na gut. Bitte kümmert euch gut um ihn", wandte er sich dann flehend an Hermine und Ron, Sorge um Harry klar ersichtlich in den silberblauen Augen. "Geht klar, mach dir keine Sorgen", ließ sich Ron vernehmen, woraufhin Draco noch einmal seufzte und dann mit seinen Eltern, die von Dumbledore vorübergehend ein Gästezimmer im Schloß zugewiesen bekommen hatten, den Raum verließ. Die restlichen vier Anwesenden blickten sich schweigend an, bevor sie schließlich in den Gryffindor-Turm gingen. Sie alle wußten, daß Harry am wahrscheinlichsten dort wieder auftauchen würde, wenn er mit sich ins Reine gekommen war. Oder zumindest vorerst das Grübeln aufgab. Daher war es am besten, wenn sie dort auf ihn warteten. Tja, dies war mal ein ziemlich langer Teil, doch ihr mußtet ja auch recht lang darauf warten. Mein für diese Story zuständige Muse bestand auf ihren - ihr laut Gewerkschaft zustehenden - freien Tagen und verzog sich in die Karibik. Da sie aber inzwischen braungebrannt wieder zu mir heimgekehrt ist, könnt ihr demnächst das nächste Kapitel erwarten. Bis dahin lebt wohl und danke für die netten Kommis! CU, Antalya Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)