Ai von abgemeldet (oder: Die Zukunft in die Hand nehmen) ================================================================================ Kapitel 10: Sorgen über Sorgen ------------------------------ Warum vertraut sie mir nicht? Was hab ich denn schon wieder falsch gemacht? Ich war doch bedingungslos ehrlich zu ihr. Was soll ich denn noch tun. Verdammt noch mal! Ich mache mir Sorgen um sie, warum konnte sie mir nicht in die Augen sehen? Verdammt noch mal, ich weiß einfach nicht mehr weiter. Inu Yasha hatte sich unweit des Lagers in einer bequemen Astgabel niedergelassen. Er war erschöpft und schnappte nach Luft. Nachdem er im Wald verschwunden war, war er die ganze Nacht auf den Beinen gewesen. Er hatte seiner Wut Luft gemacht und war gerannt, die ganze Nacht hindurch, hatte versucht seine Sorgen abzuhängen, ihnen einfach davonzulaufen. Er hatte es nicht geschafft. Sie hatten sich einfach nicht abschütteln lassen und hatten ihn nicht losgelassen. Was war mit Kagome los? Er sah die Sonne am Horizont auftauchen und seufzte unwillkürlich auf, so als hätte er erwartet, dass mit der Morgensonne die Antworten auf all seine Fragen auftauchen würden. Aber keiner Antwort war er auch nur ein wenig näher gekommen. Er wusste nicht, was Kagome so plagte, was sie ihm verheimlichte, aber er ahnte, dass es etwas Schwerwiegendes sein musste, das ihr schwer zu schaffen machte. Plötzlich schien sich eine kalte Hand um sein Herz zu legen. Vor Entsetzen weiteten sich seine Augen und sein Herz schien stehen zubleiben. "Was wenn sie mich nicht mehr liebt?" flüsterte er tonlos. "Ist es das? Liebt sich mich nicht mehr?" Die Angst vor dem Verlust seiner Kagome schnürte ihm die Kehle zu. Aber warum hat sie dann vorgestern noch mit mir geschlafen? Nein, das kann nicht sein, es muss etwas anderes sein. Wir lieben uns, für immer. Es muss etwas anderes sein. Aber die Angst vor der Ungewissheit ließ ihn den ganzen Morgen nicht mehr los. Er war ruhelos und hielt sich in der Nähe des Lagers auf, wollte aber noch nicht zu den andern stoßen, vor allem zu Kagome. Er brauchte Zeit für sich. Kagome hatte sich mittlerweile wieder gefasst. Es gibt immer einen Ausweg, Kagome, du musst ihn nur finden. Ich muss mit jemandem reden. Ich halte es nicht mehr aus. Vielleicht kann Sango mir helfen. Das muss funktionieren. Sie wird mir helfen können. Behände stand sie auf und kam nicht umhin daran zu denken, wie diese Bewegung wohl in einem halben Jahr aussehen würde. Ein flaues Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus, aber sie wusste nicht, ob es von der Tatsache ausging, dass sie in anderen Umständen war, oder der Gedanke daran, wie ihre Freunde auf diese Schande reagieren würden. Sie fand die Taijiya, wie sie gerade dabei war ihren Hiraikotsu auszubessern. Als Kagome den verbissenen Ausdruck auf Sangos Gesicht sah, fand sie, dass es besser wäre, Sango nicht in ihrer Konzentration zu stören und ließ sich neben ihr ins Gras sinken. Aber kurz darauf stand sie schon wieder auf und ging zu ihrem Rucksack. Etwas Pflege könnte ihr Bogen auch vertragen. Man wusste ja schließlich nie, wann er wieder zu Einsatz kommen würde. Sie würde das Holz bearbeiten müssen um es geschmeidig zu halten. Nur so konnte sie verhindern, dass ihr Bogen im ungünstigsten Augenblick zerbrechen würde. Und eine neue Sehne würde auch nicht schaden. Als sie im Rucksack nach einer neuen Bogensehne suchte, fiel ihr eine kleine Schachtel auf. An die muss ich jetzt nicht mehr denken. Die haben auch nicht gehalten, was sie versprochen haben, dachte sie sarkastisch. Das zuverlässigste Verhütungsmittel. Das ich nicht lache. Sie steckte die Schachtel wieder weg und griff nach dem Stück Ölpapier, in dem eine Sehne eingewickelt war. Sie setzte sich wieder neben Sango und die anstrengende Arbeit half ihr, die finsteren Gedanken aus ihrem Kopf zu vertreiben. Sie hatte sich in den letzten Jahren wirklich zu einem hervorragenden Schützen gemausert und so ging ihr auch die gewohnte Pflege ihrer Waffe einfach von der Hand. Prüfend fuhr sie mit den Fingern über das glatte Holz um nach Verletzungen im Holz zu suchen. Als sie die Prozedur endlich beendet hatte verstaute sie den Bogen wieder neben ihrem Rucksack. Auch Sango war mittlerweile fertig und sah sie lächelnd an. Die ganze Zeit hatten sie in freundschaftlichem Schweigen nebeneinander gearbeitet. "Ist mit dir wieder alles in Ordnung, Kagome?" Kagome zwang sich zu einem Lächeln. "Wie man's nimmt." Sango warf ihr einen fragenden Blick zu. " Was heißt, wie man's nimmt? Hast du dich noch immer nicht mit Inu Yasha vertragen?" "Wann denn, ich hab ihn ja heute den ganzen Tag noch nicht gesehen." "Er wird schon wieder auftauchen." "Hm. Du hast sicher recht." "Immerhin wartet hier seine Freundin auf ihn, wenn das mal kein Grund ist zurückzukommen." Kagomes Gesicht wurde von einer leichten Röte überzogen. So direkt hatte die Taijiya noch nie etwas über Kagomes und Inu Yashas Beziehung gesagt. Wieso werde ich denn jetzt rot? Ich war mir doch im Klaren darüber, dass sie Bescheid wissen. "Was kochen wir eigentlich heute Mittag, Sango?" Belustigt über den abrupten Themenwechsel konnte sich Sango ein Grinsen kaum verkneifen. "Ich weiß nicht so recht, wieso schustern wir nicht einfach etwas aus unseren Vorräten zusammen? Ich bin ehrlich, ich habe keine Lust groß zu kochen, ich würde viel lieber ein wenig trainieren. Unser letzter Kampf ist schon so lange her, dass ich das Gefühl habe ich völlig verlerne mit dem Hiraikotsu umzugehen." "Ich bezeuge bei allen Göttern, dass sie lügt", murmelte Miroku trocken, als er an die vielen Beulen und blauen Flecken und Schrammen der letzten paar Tage zurückdachte. "Sango-Sama und verlernen wie man den Unheil bringenden Knochenbumerang benutzt? Nie im Leben." Auch Kagome musste wegen der Übertreibung der Dämonenjägerin lachen. "Na dann komm, Sango, wir suchen noch schnell ein wenig Feuerholz und fangen dann an, etwas zusammenzuschustern. Damit du schneller anfangen kannst zu trainieren." Immer noch lachend streckte sie Sango eine Hand hin und half ihr auf. "Ich muss wirklich trainieren", bekräftigte Sango nun auch lachend und hakte sich bei Kagome unter. "Sango-Chan, du kommst richtig außer Übung, ich weiß nicht, ob du auch nur einen einzigen kleinen Youkai besiegen könntest." Lachend gingen sie zum Waldrand. Vielleicht vertrauen sie sich jetzt gegenseitig ihre Probleme an. Es ist schön, dass sich die beiden so gut verstehen. Wenn ich nur daran denke mit Inu Yasha ein ernstes Gespräch zu führen. Das verläuft ziemlich schnell im Sand. Aufseufzend wandte sich Miroku wieder Kirara zu, die ihn äußerst unsanft darauf aufmerksam machte, dass sie ihrer Meinung nach noch nicht genug gekrault und gestreichelt worden war. Als Inu Yasha die beiden Mädchen bemerkte, wie sie unter dem Baum vorübergingen, auf dem er gesessen hatte, war sein erster Gedanke, so schnell wie möglich zu verschwinden. Er war immer noch wütend auf Kagome und solange sie sich nicht bei ihm entschuldigen würde, würde er auch nicht von seiner Haltung abrücken. Aber vielleicht würde Kagome wenigstens mit Sango reden und dann wüsste er endlich, was mit ihr los wäre. Auch wenn er nicht gegen das nagende Gefühl der Eifersucht ankam, das ihn bei dem Gedanken überkam, dass Kagome mit Sango und nicht mit ihm redete. Dennoch beschloss er sich ruhig zu verhalten und sie zu belauschen. Aber nur einen Augenblick lang. Dann drangen nämlich die ersten Gesprächsfetzen an sein Ohr. "Welche Farbe sollte noch mal dein neuer Kimono haben, Sango?" "Blaugrün, und wie soll dein Abschlusskleid aussehen? Du zeigst es mir doch, oder?!" "Ich hab noch gar keins gefunden, und in zwei Wochen ist die Feier schon. Ich habe keine Ahnung was ich anziehen soll!" Und schon hatte er Reißaus genommen. Auf so eine Unterhaltung war er wirklich nicht sehr erpicht. Wieso müssen sich Weiber andauernd über so etwas unterhalten? Das ist ja schrecklich. Er hatte beschlossen wieder zum Lager zurückzukehren. Shippo den gehörigen Respekt beizubringen wäre sicherlich eine glänzende Art und Weise, die trüben Gedanken aus seinem Kopf zu verdrängen. Und immerhin lag die letzte Benimmstunde schon zwei ganze Tage zurück. Wie konnte er nur so unverantwortlich handeln und Shippo so vernachlässigen. Aber das würde er heute alles nachholen. Und wenn Kagome nicht in der Nähe war, machte das ganze auch viel mehr Spaß. "Und das heißt, dass ich bald für ein paar Tage zurück in meine Zeit muss." Das war zwar nicht die ganze Wahrheit, weshalb Kagome zurück in ihre Zeit wollte, aber sie konnte Sango doch schlecht erzählen, dass das Kind abtreiben lassen wollte. Ganz davon abgesehen, dass Sango überhaupt nicht wissen würde, was eine Abtreibung war. "Nimmst du Inu Yasha mit?" Sangos Stimme riss sie aus ihren Gedanken. "Was, wieso sollte ich Inu Yasha mitnehmen?" "Ich kann nicht durch den Knochenfressenden Brunnen mit dir in deine Zeit reisen und dich mit den Kleidern beraten", stellte die Taijiya sachlich fest. "Obwohl ich dir gerne helfen würde. Aber Inu Yasha wird doch beurteilen können, ob du gut aussiehst." "Inu Yasha soll mit mir in ein Geschäft gehen, dort geduldig warten bis ich hunderte von Kleidern anprobiert habe und mir dann noch sagen, ob ich gut aussehe? Sango-Chan, reden wir vom selben Inu Yasha?" Sango fing an zu kichern, als sie Kagomes ungläubiges Gesicht sah. "Eigentlich hast du recht, er würde, wenn er überhaupt mitkäme, spätestens nach dem dritten Kleid sagen, toll, das nimmst du jetzt und können wir jetzt endlich gehen." Bei der Vorstellung eines genervten Hanyous in einer modernen Ladenpassage, der ungeduldig vor einer Umkleidekabine stand und schimpfte wie ein Rohrspatz musste auch Kagome lachen, trotz ihrer Sorgen. Aber auf einmal war die fröhliche Stimmung mit einem Schlag verschwunden. Beide hingen ihren Gedanken nach, während sie nach Brennholz suchten. Wie soll ich nur anfangen? Ich wollte sie doch um Rat fragen. Gerade wollte Kagome ansetzten, ihrer Freundin von ihrem Problem zu erzählen, als Sango sie mit einem Blick ansah, den Kagome nicht deuten konnte. "Kagome, weißt du, dass ich dich beneide?" Verwirrt sah Kagome ihre beste Freundin an. "Du beneidest mich?! Wieso das denn?" "Ich weiß, dass es nicht richtig ist und du meine beste Freundin bist. Aber wenn ich sehe, wie sich Inu Yasha um dich sorgt, oder wenn ich sehe, dass er dich in den Arm nimmt, oder dich küsst." Sie hat uns gesehen, dachte Kagome beschämt und wurde über und über rot als ihr der Gedanken daran kam, was Sango sonst noch alles gesehen haben könnte. "Aber wieso beneidest du mich deswegen?" "Verstehst du das wirklich nicht, Kagome? Immer wenn ich euch beide sehe, dann, ja, dann versetzt mir das jedes Mal einen Stich. Es macht mir jedes Mal wieder bewusst, wie allein ich selbst bin." "Aber du bist doch nicht allein! Wir sind doch alle bei dir! Inu Yasha, Shippo, Kirara, ich, und natürlich Miroku! Sango, ich verstehe nicht, wie du sagen kannst, du wärst einsam!" "Du willst mich überhaupt nicht verstehen!" Fauchte die Dämonenjägerin ihre Freundin an. Kagome erschrak über den heftigen Ausbruch der sonst so stillen und zurückhaltenden Sango. Aber genauso schnell wie ihre Wut gekommen war, genauso schnell war sie wieder verschwunden. Kagome sah sie immer noch mit großen Augen an. Es hatte sie vollkommen überrascht, dass Sango solche Probleme hatte. Hatte sie so wenig auf ihre Freundin und deren Gefühle geachtet? Sie schämte sich bei dem Gedanken daran, dass sie nicht bemerkt hatte, dass mit Sango etwas nicht stimmte. Und du willst ihre beste Freundin sein? Du scheinst dir nur um dich selbst Sorgen und Gedanken zu machen. Eine tolle beste Freundin bist du. "Sango, ich.." "Ich will nicht länger allein sein Kagome!" Mit diesem Aufschrei war Sango in Tränen ausgebrochen. Vorsichtig schloss Kagome sie in die Arme und strich ihr tröstend über das Haar. "Es tut mir leid Sango, dass ich nicht gesehen habe, dass es dich verletzt. Es tut mir so leid!" "Ich will auch jemanden, der mich liebt und wärmt. Ich halte das nicht mehr aus!" Als Sangos Schluchzen endlich verebbt war, setzten sich die beiden Freundinnen unter das dichte Blätterdach eines Baumes und redeten zum ersten Mal seit langer Zeit wieder richtig miteinander. "Sag mal Sango, gibt es denn in deinem Leben wirklich keinen Mann, für den du mehr empfindest als nur Freundschaft?" Sangos Gefühle haben jetzt Vorrang. So bescheuert es klingt, aber mein Problem läuft mir nicht weg. "Es ist nicht wichtig, was ich empfinde und ob es so jemanden gibt. Ich muss meine Familie rächen. Das ist meine erste Pflicht. Außer mir lebt niemand mehr, der diese Aufgabe wahrnehmen könnte, und ich muss mich voll und ganz Naraku widmen. Ich kann nicht von einem Mann abgelenkt werden." Seufzend sah Sango zu der Baumkrone hinauf, wo ein Vogelpärchen fröhlich zwitschernd in der Morgensonne herumhüpfte. Nachdenklich sah Kagome ihre Freundin an. "Weißt du was? In meinen Ohren hört sich das an, als ob du das auswendig gelernt hättest und es dir schon lange, lange Zeit vorsagen würdest. Glaubst du wirklich, dein Vater hätte gewollt, dass du unglücklich bist?" "Ich bin nicht unglücklich. Die Pflicht steht über allem anderen. Wenn ich Naraku getötet habe, kann ich immer noch nach einem Mann suchen." Immer noch sah Sango dem Vogelpärchen zu. "Ich glaub dir einfach nicht, dass es wirklich gar keinen Mann in deinem Leben gibt." "Es gibt aber keinen!" Aber der zarte Rotschimmer auf Sangos Wangen strafte ihre Worte Lügen. Grinsend ließ Kagome sich zurückfallen und dachte darüber nach, wer wohl das wohlbehütete Herz der Taijiya gestohlen haben könnte. Der junge Waffenschmied aus dem Nachbardorf vielleicht? Sie verbringt schon einige Zeit mit ihm, um sich über Waffen und Kampftechniken zu unterhalten. Und schlecht aussehen tut er auch nicht, aber halt, hat Sango nicht neulich irgendetwas erwähnt, dass er sich verlobt hat? Also scheidet er aus. Außerdem hat sie mir noch erzählt, dass sie seine Verlobte sehr nett finde. Mh, wer könnte es sein. Es muss doch jemand sein, den ich auch kenne. In diesem Moment hörte sie vom Lager her einen empörten Aufschrei. Kann man die mal nicht eine Minute allein lassen?! Man sollte wirklich meinen, dass es nicht schon kindisch genug ist, um einen Keks so ein Theater zu veranstalten. Aber das sogar Miroku... Das ist es! Wenn das stimmt. Bei dem Gedanken daran wurde das Grinsen auf Kagomes Gesicht immer breiter. Meine liebe Sango, solltest du wirklich dein Herz an ihn verloren haben? Das wäre ja wundervoll! Ich glaube eine bessere Partie kann er überhaupt nicht machen. Aber na warte, ich lock dich schon noch aus deiner Reserve. "Weiß er es?" "Natürlich nicht!" "Ich denke es gibt keinen?" Kagome konnte sich das Lachen nur noch mühsam verkneifen. Aber das wollte sie jetzt durchziehen. Koste es was es wolle, ihre Neugier war geweckt. "Ja, eh', natürlich gibt es keinen. Ich muss deine Frage falsch verstanden haben." Verdammt, wieso muss ich ausgerechnet jetzt so rot werden? Nachher denkt sich Kagome noch, dass ich wirklich verliebt bin. "Puh, ist ganz schön heiß heute Kagome, findest du nicht auch?" Dabei wedelte sich Sango mit ihrer Hand Luft zu, um diese verflixte Röte aus ihrem Gesicht wegzubekommen. "Ja es ist wirklich warm heute", zustimmend nickte Kagome und wusste schon beinahe nicht mehr wie sie ihr Lachen noch länger verstecken sollte, aber Sango schien zum Glück voll und ganz damit beschäftigt zu sein, sich Luft zuzufächeln, so als stände sie kurz vorm Erstickungstod. "Er ist bestimmt nicht so schlimm wie Miroku, nicht wahr?" "Miroku ist doch gar nicht so schlimm!" "Bitte Sango, muss ich dich etwa daran erinnern, dass er uns andauernd beim Baden bespannt?" Sango wurde tiefrot, als sie an den Abend dachte, an dem SIE selbst Miroku beim Baden beobachtet hatte. "So schlimm ist das jetzt auch wieder nicht, ich meine, er kriegt ja sowieso nie wirklich was zu sehen." Ich hab's selbst gemerkt, es ist verdammt schwierig auf die Entfernung was zu erkennen. Obwohl,... Oh verdammt, jetzt werde ich noch röter! Oh nein! Das darf doch nicht wahr sein! Na wenigstens schöpft Kagome keinen Verdacht. "Und du willst mir immer noch weiß machen, dass du wirklich keinen jungen Mö...äh, Mann ins Auge gefasst hast?" "Ich hab's dir doch schon mehrmals gesagt es gibt keinen!" Okay, wenn du's nicht anders willst, dann muss, so leid es mit tut, die Geheimwaffe ran. "Schade, dann musst du ja ohne Begleitung auf Mirokus Hochzeit gehen." "WAS?! DER KANN DOCH GAR NICHT HEIRATEN, DASS GEHT NICHT!" Zuckersüß lächelte Kagome ihre Freundin an, der auf einmal aufging, dass sie Kagome auf den Leim gegangen war. "Willst du mir nicht doch etwas sagen, liebste Sango-Chan?" Kreischend stürzte sich Sango auf Kagome, die sich vor lauter Lachen den Bauch hielt. "Oh du, du hast mich reingelegt!" Aber Kagomes Lachen war ansteckend. Wie Sango erkannte sie gerade, wie sehr es doch half, zu lachen und wenigstens für einen kleinen Moment der Sorglosigkeit alles von sich schieben konnte. "Es war so herrlich, wie dass das Rot in deinem Gesicht immer dunkler wurde und du dir verzweifelt Luft zugefächelt hast!" Lachtränen liefen Kagome über die Wangen. Aber Sangos Rache war fürchterlich. Sie hatte sich auf Kagome gestürzt und war nun dabei sie durchzukitzeln, bis Kagome nach Luft japste. "Aufhören! Aufhören! Ich gebe auf!" Außer Atem, aber immer noch lachend ließ Sango sich neben Kagome auf den Rücken fallen und gemeinsam sahen sie zum Himmel hinauf. "Erzähl mir was dir an ihm gefällt!" "Was soll ich da schon groß erzählen, du kennst ihn ja." "Sei doch nicht so unromantisch! Los, ich möchte so gern wissen, wie du dich in ihn verliebt hast!" "Ich habe gar keine Wahl, kann das sein?" "Genau, also du erzählst es mir besser freiwillig, sonst entlock ich dir's sowieso anders." Seufzend resignierte Sango und begann zu erzählen. "Was ich an ihm liebe? Ich könnte sagen alles und es würde stimmen. Ich weiß nicht, ich liebe einfach alles an ihm. Seine Sanftmut, seine Willenstärke, ich habe das Gefühl, dass er immer für mich da ist, wenn ich ihn brauche. Und er sieht einfach umwerfend aus. Diese Augen! Ich könnte in ihnen versinken! Und er kann sehr gut kämpfen." "Ich habe wirklich nur darauf gewartet, dass du das Kämpfen erwähnst. Aber das ist so romantisch! Bitte erzähl weiter!" "Was soll ich denn noch erzählen?" Sango fühlte sich so wohl wie lange nicht mehr. Die warme Morgensonne schien ihr aufs Gesicht und das weiche Moos unter ihr roch herrlich. Sie fühlte sich einfach rundum wohl. Ich hätte viel früher mit Kagome reden sollen. "Und wann hast du gemerkt, dass du in ihn verliebt bist?" "Das weiß ich nicht mehr. Ich bin eines Morgens aufgewacht und plötzlich war es da. Von einem Tag auf den andern. Ich weiß auch nicht wieso." Vielleicht wäre jetzt ein guter Zeitpunkt um ihr zu sagen, dass... Ein leises Knacken im Gebüsch zog plötzlich ihre Aufmerksamkeit auf sich. "Hast du das auch gehört Kagome?" flüsterte sie leise und war aufgestanden. Auch Kagome war schnell aufgestanden und sah sich ebenfalls suchend um. Vorsichtig durchsuchte Sango das Gebüsch in ihrer Umgebung. Sie waren zu leichtsinnig gewesen. Ihr Hiraikotsu lag ebenso wie Kagomes Bogen im Lager. Und sie mit Kagome allein, das war ein gefundenes Fressen für Dämonen, die hinter dem Shiko-No-Tama her waren. Niemand sah Miroku wie er blass aus dem Wald kam. Er hatte die Mädchen nicht belauschen wollen, aber als Kagome geschrieen hatte war er sofort in die Richtung ihres Schreies gerannt. Als er sie dann aber zufrieden unter einem Baum liegen sah, wollte er ihnen einen kleinen Schrecken einjagen, um ihnen zu zeigen, wie unvorsichtig sie waren. Leise war er näher geschlichen und kam dann nicht umhin ihr Gespräch mitzuhören. Er musste hart schlucken, als er hörte, dass Sango in jemanden verliebt war. Auch die kleinste Hoffnung auf ihre Liebe war nun gestorben. Seine Augen, ich könnte in ihnen versinken, wie kalter Hohn ließ in der Satz nicht los. Er stolperte zum Lager zurück und versuchte sich in seine Gebete zu vertiefen. Sollte es einem geübten Mönch wie ihm nicht möglich sein, durch vollkommenes Versinken in sich selbst lächerliche Gefühle und Gedanken zu verbannen? Er achtete weder auf Shippo und Inu Yasha und ihre Streitigkeiten, noch auf Kirara, die eine weitere Portion Streicheleinheiten einforderte. Unsanft stieß er sie weg und versuchte zu meditieren. Er achtete auch nicht auf Kagome und Sango, als die beiden immer noch fröhlich scherzend wieder zurückkamen. Hätte er sie beachtet, hätte er bemerkt, dass Sangos Gang viel beschwingter war und sie fröhlich wie lange nicht mehr war. Aber er hatte keine Augen für sie. Er versuchte sich wieder in seine Gebete zu vertiefen, aber es gelang ihm einfach nicht, solange sie in der Nähe war. Kurz entschlossen stand er auf, und suchte sich am Waldrand einen neuen Platz zum Beten und Meditieren. Erstaunt sahen Kagome und Sango ihm nach. "Was ist denn mit Miroku los?" fragte Kagome leise ihre Freundin. "Ich weiß auch nicht, vorhin war doch alles noch in Ordnung." "Komm Sango, er wird ein wenig für sich sein wollen, er ist nachher bestimmt wieder ganz der Alte. Komm lass uns endlich etwas zu essen machen, ich sterbe vor Hunger." "Du stirbst in letzter Zeit ziemlich oft vor Hunger, ist dir das auch schon mal aufgefallen liebste Kagome?" Nun war es an Kagome zu erröten. Wenn du nur wüsstest wieso, würdest du noch mit mir reden? Aber ich wollte ja mit ihr reden, aber es hat sich einfach nicht ergeben. Trotzdem habe ich Angst davor es euch zu sagen. Schreckliche Angst. Am meisten fürchte ich mich davor, Inu Yasha zu sagen, dass ich ein Kind bekomme. Ich weiß, es ist an mir mich zu entschuldigen für gestern Abend. Aber was soll ich denn sagen? Dass es mir leid tut, dass ich dir immer noch nicht sagen kann, warum ich im Moment das reinste Gefühlchaos erlebe? Dass ich mich davor fürchte, dass du mir sagen könntest, dass du mich nicht mehr liebst? Dass du mich wegschickst, wenn du hörst, dass ich schwanger von dir bin? Obwohl ich zu dir gesagt habe, dass du dir darüber keine Sorgen machen musst? Ich kann dir das alles nicht sagen. Ich könnte es nicht ertragen, dass du mich verachtest. Vielleicht ist es wirklich das Beste, wenn ich morgen oder übermorgen zurück in meine Zeit reise und dort dann...Es wäre alles soviel leichter. Aber wieso fange ich jetzt an zu weinen? Es tut mir so leid, Kleines. Aber es geht nicht anders. Ich hätte dich gerne kennen gelernt, aber es hätte nicht sollen sein. Kagome hatte ihr Gesicht abgewandt, damit niemand ihre Augen sah, in denen die Tränen standen. Eine einzelne Träne lief ihr über die Wange und tropfte auf die Erde. Wieso weine ich jetzt schon wieder? "Kagome?" Vorsichtig hatte Sango sich ihr genähert. "Kagome, was hast du denn? Wieso weinst du? Hast du Schmerzen? Oder ist es wegen Inu Yasha?" Sofort war Shippo auf Kagomes Schoß gesprungen und drohte mit geballter Faust gegen Inu Yasha, der ihm vor gar nicht allzu langer Zeit eine ganze Menge Beulen verpasst hatte. "Wenn dieser Baka meine arme Kagome wieder zum Weinen bringt, dann kriegt er es mit mir zu tun!" "Nein, lass Shippo, es ist nicht wegen Inu Yasha, ich hab nur gerade daran gedacht, dass ich in ein oder zwei Tagen wieder für eine kurze Zeit nach Hause muss." "Was? Du musst schon wieder nach Hause? Du hattest doch versprochen diesmal länger zu bleiben!" "Ich weiß Shippo-Chan, aber brauche doch noch ein Kleid für meine Abschlussfeier! Soll ich etwa nicht schön aussehen?" "Doch, schon, aber du sollst hier bleiben!" "Shippo-Chan, ich bin doch bald wieder da! Möchtest du einen Keks?" "Hast du noch einen Keks?" Die Augen des Kitsune hatten zu strahlen begonnen. Nun musste auch Kagome ein wenig lächeln. "Ja in meinem Rucksack hab ich noch eine Schachtel. Die eiserne Notration", fügte sie mit einem leichten Lächeln hinzu. Mit dem kleinen Fuchsdämon auf dem Arm ging sie zu ihrem Rucksack. Plötzlich schoss ihr ein Bild durch den Kopf. Sie sah sich selbst wie sie ein kleines Bündel in den Armen hielt einen Weg entlanglaufen. Mehr konnte sie nicht erkennen, denn schon war das Bild wieder verschwunden. Verwirrt schüttelte sie den Kopf und zauberte aus einer Seitentasche einen Keks in Shippos ausgestreckte Hand. Ein kurzer Seitenblick auf Inu Yasha sagte ihr, dass er sie genau beobachtet hatte. Und die Kekskrümel auf Shippos Kleidern vorhin hatten ihr verraten, dass er dieses Mal den letzten Keks gegessen hatte. Irgendetwas schien Inu Yasha in seiner Konzentration zu stören, und sie wusste nur zu gut, dass sie der Grund dafür war. Ohne weiter nachzudenken zog sie die Schachtel wieder aus ihrer Tasche und ging zu Inu Yasha. Natürlich tat er so als würde er sie nicht bemerken, aber seine nervös zuckenden Ohren verrieten ihn. Als sie sah, dass Sango gerade angefangen hatte Shippo ein wenig im Kampfsport zu unterrichten, was ihm Übrigen äußerst komisch aussah, vor allem das verbissene Gesicht des Kitsune, legte Kagome die Keksschachtel in Inu Yashas Schoß und kuschelte sich an ihn. Er hatte vorgehabt wütend auf sie zu sein, aber er hatte seine ganze Wut an dem kleinen Shippo abreagiert. Und da war immer noch die Angst, dass sich etwas an ihrer Liebe geändert hatte. Unsicher wie er sich verhalten sollte, blieb er starr sitzen. Er wollte sie schließlich nicht schon wieder verscheuchen. Die Keksschachtel sah er großzügig als Entschuldigung für den vorherigen Abend an. Und eine solche Entschuldigung nahm er durchaus gern an. Als er sich einen Keks in den Mund geschoben hatte und zufrieden mit sich und der Welt darauf herumkaute, lächelte Kagome und hauchte ihm noch rasch einen Kuss auf die Wange ehe sie sich wieder erhob um endlich mit Kochen anzufangen. Vielleicht sollte ich ihr, so schwer es mir auch fällt vertrauen. Sie wird es mir sicher sagen. Vielleicht sollte ich mich wirklich in Geduld üben. Im Moment ging es ihr gut. Diese nervtötende Übelkeit war endlich vorüber und sie hätte sich rundum wohl fühlen können. Wenn da nicht dieses kleine Wesen wäre, das sie unter ihrem Herzen trug. War sie wirklich in der Lage, seinem Leben ein Ende zu setzen? Ich darf nicht darüber nachdenken, sonst wird es nur noch schwerer. Ich habe mich entschieden. Ich kann dieses Kind nicht bekommen. Es ist einfach ein Ding der Unmöglichkeit. So schwer es mir vielleicht auch fällt. Sobald ich wieder zu Hause bin, werde ich mich nach einem Termin erkundigen. Dann ist es auch bald schon wieder vorbei. Ich muss nur zusehen, dass die anderen mir nichts anmerken. Und damit wandte sie sich endgültig dem Mittagessen zu. Gesättigt und ausgeruht beschlossen sie nach dem Essen weiterzugehen. Kagome hielt es für einen guten Zeitpunkt Inu Yasha davon zu unterrichten, dass sie zurück in ihre Zeit wollte. Und zwar so bald wie möglich. "Inu Yasha?" "Mh?" Mann, hörst du dich wieder interessiert an. "Weißt du, ich müsste für ein paar Tage zurück in meine Zeit..." "Geht nicht." "Wieso nicht? Du hast mich ja noch nicht einmal ausreden lassen!" "Was solltest du auch noch groß sagen wollen? Ich habe nein gesagt." Reg dich nicht auf Kagome, du weißt, dass er immer so reagiert, jedes Mal. Also, reiß dich zusammen und bleib ruhig. Das artet nur wieder in einen Streit aus, wenn du nicht ruhig bleibst. "Aber Inu Yasha, ich brauche doch noch ein Kleid!" Genervt verdrehte er die Augen. "Du hast doch ein Kleid. Du hast sogar einen ganzen Schrank voller Kleider, wieso brauchst du dann noch eins? Ich habe auch nur meinen Suikan und brauche nicht ständig was Neues." "Ich brauche ein Kleid für das Abschlussfest an meiner Schule!" "Keh, zieh doch das an, das du jetzt trägst, das reicht doch vollkommen." Langsam wurde Kagome ungehalten. "Ich brauche ein Abendkleid, nicht so eines, das man jeden Tag anziehen kann, ein festliches Kleid. Ich will schließlich schön aussehen. Und ich brauche Zeit um ein Kleid zu finden, ich bezweifle nämlich, dass DU mir beim Suchen eine große Hilfe sein wirst. Und deswegen muss ich morgen oder übermorgen nach Hause damit ich Zeit genug habe, allein ein Kleid zu finden." "Ich hab gesagt du gehst nicht!" "Und ich habe gesagt, ich muss nach Hause." "Ich hab ja eingesehen, dass du ab und zu mal in die Schule wolltest. Aber nur wegen so einem Fest, nein, du bleibst hier. Und damit basta." "Aber ich muss nach Hause!" protestierte Kagome. "Wann soll dieses unnötige Fest überhaupt sein?" "Schon in zwei Wochen. Neumond. Da können wir sowieso keine Juwelensplitter suchen." "Brüll das doch nicht so laut hier herum, muss ja nicht gleich jeder Dämon davon hören. Aber erst in zwei Wochen? Und was gedenkst du bis dahin zu machen?" "Ja ich muss ein Kleid finden." "Keh, du brauchst zwei Wochen um ein Kleid zu finden? Kommt überhaupt nicht in Frage. Schon vergessen, dass du bis vor kurzem ganze sechs Wochen in deiner Zeit warst? Du bleibst hier." "Aber mein Kleid!" "Nein." "Ich muss nach Hause!" "Keh, nein." Langsam hatte sich ihre Lautstärke gesteigert. Miroku, Sango und die beiden Youkai hielten immer größeren Sicherheitsabstand zu den beiden. Sango wartete, darauf, dass Miroku etwas dazu sagen würde, aber er schien mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein. Aus Erfahrung wusste Sango, dass Kagome ganz kurz davor stand zu explodieren. Das Inu Yasha aber auch gar kein Verständnis zeigen wollte. Dann wird er es eben wieder..."SITZ!" PATONG! Auf die schmerzhafte Art und Weise lernen müssen, vollendete die Taijiya in Gedanken ihren Satz. "VERDAMMT NOCHMAL, IST DIR SCHONMAL AUFGEFALLEN, DASS DAS IMMER DEIN LETZTES ARGUMENT IST?" "Ja", meinte Kagome nur ruhig. Sie war neben ihm in die Hocke gegangen und meinte wieder. "Ich gehe morgen nach Hause." "NEIN!" "Sitz." PATONG. "GRMPF" war die einzige Antwort, zu der Inu Yasha im Moment fähig war. Seine Augen blitzen gefährlich und jeder Youkai hätte spätestens jetzt bemerkt, dass sein Leben in höchster Gefahr war und er gleich zerfetzt werden würde. Aber nicht Kagome. Sie stand flink auf und sagte mit einer kleinen Verneigung "Danke, Inu Yasha, ich wusste, dass du mich verstehen würdest." Damit ging sie wieder zu Sango, die sich ein Kichern nur mit allergrößter Mühe verkneifen konnte. "KAGOME!" Kagome zuckte unmerklich zusammen wegen dem scharfen Unterton in seiner Stimme zusammen. Langsam drehte sie sich um. Vor ihr stand ein überaus zorniger Hanyou, der sie mit funkelten Augen ansah. "Nur, damit du's weißt, ich gehe mit in deine Zeit, damit du nicht wieder die ganze Zeit vertrödelst und wir dann endlich die Splitter zusammensuchen können." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)