Tachyarrhythmie von Goetterspeise (Sasuke x Sakura) ================================================================================ Kapitel 4: 28.04.2014 --------------------- Sakura fragte sich selbst an ihrem Geburtstag noch, wie sie es dieses Jahr schon wieder geschafft hatte, diesen zu vergessen. Sie hatte sich – auf Inos Wunsch hin – sogar den Tag als frei im Dienstplan eintragen lassen. Vor Wochen schon, damit auch wirklich nichts schief gehen konnte. Und trotzdem wäre sie wahrscheinlich als letztes auf die Idee gekommen, dass das der Grund für den freien Tag war und hätte den Tag mit Lehrbüchern und Notizen verbracht. Ihr Examen stecke ihr noch in den Knochen und ihr fiel jeden Tag im Krankenhaus aufs Neue auf wie viel Wissen ihr, trotz der sechs lernintensiven Jahren, noch fehlte. Darum hatte sie Inos Idee, gestern ‚die Sau rauszulassen‘ um in ihren Geburtstag reinzufeiern, vehement verneint. Nach einer kurzen Diskussion hatten sie sich schließlich auf einen Brunch geeinigt. Das Café befand sich in der Fußgängerzone und sie hatten einen großen Tisch direkt an der Fensterfront erhalten. Es roch nach einer Mischung aus Eiern, Speck und Kaffee und da es ein Montag war, befanden sich nicht sonderlich viele Gäste im Gebäude, was sich positiv auf den Lärmpegel auswirkte. Mittlerweile waren sie fertig mit Essen und beide bekamen keinen Bissen mehr herunter. Sakura schaute auf ihre halbleere Kaffeetasse und wollte Ino gerade vorschlagen, schon einmal zu zahlen, als ein Schatten auf ihren Tisch fiel. Vor ihnen war jemand stehen geblieben. „Sakura, das ist ja eine Überraschung!“ Die Stimme kam ihr so bekannt vor, dass sie eigentlich nicht einmal hätte aufsehen müssen, um zu wissen, wer da vor ihr stand. Natürlich tat Sakura es dennoch und blickte in das strahlende Gesicht von Naruto Uzumaki. Seine blonden Haare standen auch heute wild von seinem Kopf ab, als wäre er gerade erst aufgestanden. Was sie allerdings tatsächlich kurz stutzen ließ, war der orangene Jogginganzug, den er trug. „Naruto. Hi.“ Ino warf ihr einen wissenden Blick zu und Sakura hoffte, dass ihre beste Freundin die Klappe halten würde. Es wäre nicht das erste Mal, dass Ino sie blamierte, weil sie der Meinung war zu wissen, was gut für Sakura sei. Zu ihrem Glück blieb Ino still – für den Moment. „Hey. Na? Alles gut?“ „Ja. Und bei dir?“ Naruto grinste die beiden breit an, holte kurz Luft und sagte überschwänglich: „Mega. Ich habe eine Stelle als Sportlehrer bekommen, mit der ich total glücklich bin. Echt jetzt.“ „Wow. Glückwunsch.“ Sakura erwiderte seinen gutgelaunten Gesichtsausdruck nur zu gerne. Außerdem hatte sie so nun eine Antwort auf die Frage, die sie wohl niemals laut gestellt hätte. Warum er einen Jogginganzug trug. „Du bist Sportlehrer? Wirklich?“, hakte Ino nach und begann ihn nun genauer zu mustern. Sakura war es unangenehm, das mitanschauen zu müssen, aber sie überspielte es so gut es ging. „Was machst du dann hier? Müsstest du jetzt nicht bei deiner Klasse sein?“ Naruto, der offensichtlich von Inos Frage ein wenig aus dem Konzept gebracht worden war, wandte seine Aufmerksamkeit nun wieder Sakura zu. „Freistunde. Die Schule ist nur ein paar Minuten Laufweg entfernt. Und ihr? Hast du heute keinen Dienst?“ „Sakura hat sich frei eintragen lassen, damit wir ein bisschen ihren Geburtstag feiern können. Sofern man Brunchen feiern nennen kann“, antwortete Ino schnell. „Du hast heute Geburtstag? Herzlichen Glückwunsch.“ Sakuras Wangen verfärbten sich nun doch ein wenig rot. Das Aufeinandertreffen war sowieso schon unangenehm genug, aber die Glückwünsche machten es nur noch schlimmer. „Danke.“ Hoffentlich bekam er jetzt keinen falschen Eindruck. Sie hatte ihm nie einen richtigen Korb gegeben, aber da auch er nur noch sporadisch geschrieben hatte, war Sakura zur Überzeugung gelangt, dass er verstanden hatte, dass zwischen ihnen nicht mehr passieren würde. „Magst du dich setzen?“, fragte Ino vollkommen unvermittelt und Sakura starrte ihre beste Freundin mit weitaufgerissenen Augen an. Das letzte, was sie aktuell gebrauchen konnte, war einen Typen, der – dank Ino – wirklich noch etwas Falsches hineininterpretierte und den sie nicht mehr loswurde. Außer sie stieß ihn vor den Kopf und Sakura wusste nicht, ob sie das bei Naruto übers Herz bringen würde. „Ähm … ich bin mit einem Freund hier. Also …“ Er drehte sich zu Sakura und sah sie fragend an. Sollte sie ihm jetzt die Entscheidung abnehmen, ob er und sein Freund sich zu ihnen setzen sollten? „Ähm …“, begann sie, doch Ino mischte sich umgehend ein: „Bring ihn einfach her. Zu zweit war es sowieso ein bisschen langweilig.“ Ja, vielen Dank auch. Narutos Blick wanderte nun wieder zu Ino zurück, die ihn eindringlich ansah. Es schien, als wolle er noch etwas sagen, aber nach ein paar Sekunden nickte er. „Bin gleich wieder da.“ Kaum, dass er außer Hörweite war, lehnte Sakura sich vor und fragte Ino wütend: „Was soll das denn bitte?“ „Ich weiß gar nicht, was du meinst.“ „Oh doch. Und zwar ganz genau!“ Ino seufzte. „Ich verschaffe ihm doch nur eine Chance seinen ersten Eindruck aufzubessern. Er ist wirklich schnuckelig und wirkt doch recht sympathisch. Und außerdem … oh mein Gott.“ Ino brach mitten im Satz ab und Sakura folgte verwirrt ihrem Blick. Es gab nicht vieles, das Ino so die Sprache verschlagen konnte. Als Sakura sich nun aber umdrehte, wusste sie sofort, was zu Inos Verstummen geführt hatte. Am liebsten hätte sie deshalb die Augen verdreht, aber auch Sakura musste zugeben, dass der Kerl, der neben Naruto gerade auf sie zukam, verdammt heiß war. Er war groß, hatte kinnlange schwarze Haare und trug einen grauen Pulli und ausgewaschene Jeans. Ganz besonders zogen aber seine dunklen Augen Sakura in den Bann. Sie wirkten beinahe schwarz – wenn sie das nicht sogar waren. Im Gegensatz zu Naruto sah er allerdings nicht so aus, als würde es ihm Spaß machen genau in diesem Moment hier zu sein. Sakura fragte sich also in dem Bruchteil einer Sekunde, bevor sie bei ihnen ankamen, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, Naruto und seine unbekannte Begleitung an ihren Tisch zu bitten. Dass ihr Herz dennoch heftig gegen ihre Brust schlug, weil sie ihren Blick nicht von seinen Augen lösen konnte, ignorierte sie. „Das ist Sasuke. Er redet nicht viel, aber eigentlich ist er nett.“ Komische Vorstellung einer neuen Person. Welche Geschichte wohl hinter einer solchen Wortwahl lag? Sakura fühlte sie sich unwohl, nun da Sasukes Blick direkt auf ihr lag. Nichts an seiner Mimik verriet, was er gerade dachte, aber so wie er aussah, vermutete sie nichts sonderlich Charmantes. „Freut mich. Ich bin Ino und das ist Sakura. Das Geburtstagskind.“ Sasuke nickte Sakura kurz zu, sagte aber nichts. Er schien wirklich nicht viel zu reden. Na ja, so wie Sakura Naruto einschätzte sprach dieser für drei und Ino stand ihm in nichts nach. Es würde also trotzdem sicher nicht langweilig werden. Und tatsächlich dauerte es keine fünf Minuten, bis Naruto das Gespräch komplett an sich gerissen hatte und wahrscheinlich nicht nur ihren Tisch unterhielt, sondern auch noch alle anderen Gäste. Das machte ihn allerdings nicht nervig, sondern unterstrich Sakuras ersten Eindruck nur noch deutlicher. Er war nett und witzig. Definitiv nichts für eine Beziehung, aber wenn sie sich nicht über eine Dating-App kennengelernt hätten, wäre er wahrscheinlich absolutes beste Freundpotenzial. Bei diesem Gedanken bekam Sakura kurz ein schlechtes Gewissen, aus Sorge, dass alle Frauen so über ihn dachten. Sie war so drauf konzentriert, Naruto und Ino in ihrer Diskussion über die bevorstehende Fußballweltmeisterschaft zuzuhören, dass sie das Klingeln ihres Handys gar nicht mitbekam. Erst als Naruto mitten im Satz stockte und in die Runde blickte, schreckte auch sie auf. „Oh. Moment.“ Sie fischte ihr Handy aus ihrer Jackentasche, die über der Lehne ihres Stuhles hing. „Das ist meine Mutter“, sagte sie entschuldigend und verzog genervt ihr Gesicht. „Das wird sicher wieder lustig. Bis gleich.“ Egal wann ihre Mutter anrief, immer ging es am Ende darum, ob sie mittlerweile wieder in einer Beziehung war und ob sie es nicht mit dem Sohn ihres Arbeitskollegen probieren wollte – oder vielleicht doch nochmal auf einen Blind-Date-Abend gehen wollte. Da es ihr Geburtstag war, wusste Sakura aber, dass sie um das Gespräch nicht herumkommen würde, also ergab sie sich ihrem Schicksal, verließ den Tisch und während sie Richtung Toiletten ging, um ein wenig Ruhe um sich herum zu haben, ging sie ran. „Hallo?“ „Sakura, mein Schatz. Von Papa und mir alles Gute zu deinem Geburtstag.“ „Vielen Dank.“ Sakura wollte sich ehrlich freuen. Sie liebte ihre Eltern. Aber die Bauchschmerzen, die immer kamen, wenn sie mit ihrer Mutter telefonierten, waren auch dieses Mal da. Es würde sicher keine drei Sätze mehr dauern, bevor die Frage der Frage kam. Und tatsächlich kam nach einem kurzen Vorgeplänkel, der Frage wo sie gerade sei und was sie bisher an diesem frühlingshaften Tag getan hatte, genau der Satz, auf den Sakura gewartet und vor dem sie sich gefürchtet hatte. „Und gibt es mittlerweile einen Mann in deinem Leben? Du weißt doch, dein Vater und ich hätten so gerne Enkelkinder.“ Sakura schloss kurz die Augen und atmete tief ein und aus. „Nein, Mama. Es gibt keinen Mann in meinem Leben.“ Sie hörte wie ihre Mutter am anderen Ende der Leitung bereits Luft holte, um das Thema zu vertiefen, doch Sakura hatte heute wirklich keinen Nerv dafür. Deshalb sagte sie: „Du, wir sitzen ja noch im Café, darum muss ich Schluss machen. Liebe Grüße an Papa und wir hören uns.“ Schnell auflegen, um sich gar nicht erst in eine Diskussion einzulassen oder doch noch etwas hören zu müssen, das sie nicht unkommentiert lassen konnte. Sie kam sich ein wenig schäbig vor, ihre Mutter so abzuwürgen. Auf der anderen Seite war es ihr Geburtstag und diesen wollte sie so verbringen wie sie es für richtig hielt. Und nervige Fragen über ihren Beziehungsstatus wollte sie sich nun wirklich nicht geben. Mit einem leisen Seufzen ging sie wieder zu ihrem Tisch zurück und steckte ihr Handy in ihre Jackentasche zurück. Kaum hatte Sakura sich gesetzt, ertönte eine, ihr unbekannte, Stimme. „Redest du immer so über deine Eltern?“, fragte Narutos Begleitung sie völlig unvermittelt. „Wie bitte?“ „Sasuke“, versuchte Naruto etwas zu stoppen, von dem Sakura gar nicht bewusst war, das es gestoppt werden musste. „Ob du immer so über deine Eltern sprichst?“ Sie blinzelte ein paar Mal verwirrt, sah Ino an, die nur die Schultern zuckte und antworte schließlich: „Ich glaube nicht, dass dich das was angeht.“ „Hn.“ Und damit stand er auf und ging zum Tresen, offensichtlich um zu zahlen. „Ähm …“ Naruto sah entschuldigend zu Sakura und kratze sich nervös am Hinterkopf. „Das tut mir leid. Sasuke ist manchmal ein wenig … eigen.“ „Merkt man kaum“, flüsterte Ino laut genug, damit es auch die Tische um sie herum noch hören konnten. „Also ich bin dann auch mal weg. Noch einen schönen Geburtstag und ich schreib dir.“ Sakura war viel zu überfahren, um eine Antwort auf diese Aussage zu geben, weshalb sie nur mechanisch nickte. Ino hatte weniger Probleme und verabschiedete sich mit einem „Der Typ hat nicht viele Freunde, oder?“ von Naruto, was er mit einem schiefen Lächeln quittierte, bevor er Sasuke folgte. Sakura und Ino wechselten einen fragenden Blick und beobachteten, wie die beiden Männer das Café verließen. Was zur Hölle auch immer das gewesen sein sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)