Be Somebody - 誰かになる[BokuAka] von Mina_Tara ================================================================================ Kapitel 1: ~*~ -------------- Ein Blick in den Spiegel – ein genervtes Seufzen folgte. Dass war alles, was Bokuto gerade tat und am liebsten hätte er sofort sein Outfit ausgezogen und sich wieder in seinen Schlabberlook gekuschelt. Mit seinen goldenen Augen nahm er sein Spiegelbild genauer unter die Lupe, das sich vor ihm im Spiegel des Badezimmerschranks präsentierte. Der junge Mann war sehr dünn gebaut – seine Augen zeigten Augenringe, die schwärzer waren, als die Nacht selbst. Zusätzlich hatten seine sonst so strahlenden goldenen Augen alles an Glanz verloren.   Aber, wen wundert es?   Vor mehreren Wochen hatte seine Freundin ihn verlassen. Nicht, dass es ihn selbst gestört hätte. Er hatte von Anfang an das Gefühl, dass die Beziehung zu ihr mehr als seltsam war. Körperlich zog sie ihn kein bisschen an und das Geschwärme hielt sich auch in Grenzen. Wenn Bokuto ehrlich zu sich selbst war, war die kleine Flamme sogar schneller erloschen, als er schauen konnte. Inzwischen wusste er, dass er sich in etwas reingesteigert hatte – dass er sich regelrecht dazu gezwungen hatte – unbedingt der Norm entsprechen wollte.   Aber was genau war diese Norm? Was war so falsch daran asexuell zu sein? Dass man sich zu keinem der Geschlechter hingezogen fühlte? Seine Unikollegen verstanden ihn hierbei kein bisschen, im Gegenteil. Immer wieder durfte er sich Witze anhören, dass er eines Tages als Jungfrau in Gras beißen würde! Bokuto zog es natürlich ins Lächerliche – machte sich sogar selbst darüber lustig. Aber tief im Innern hatte es ihn sehr verletzt. Er hatte sich schließlich diese Situation nicht ausgesucht.   Was dem Ganzen allerdings endgültig die Krone aufgesetzt hatte, war der Moment vor zwei Tagen, als seine Eltern ihm offenbarten, dass sie sich scheiden lassen würden. Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Seit diesem Tag verbrachte der junge Mann nur noch seine Zeit im Zimmer. Er wollte niemanden sehen – wollte einfach nur seine Ruhe. Bokuto war endgültig am Tiefpunkt angelangt.   Allerdings hatte er die Rechnung ohne seinen langjährigen Kumpel Kuroo gemacht, der ihn täglich mit allen möglichen Nachrichten bombardiert hatte. Zuerst waren es nur Nachrichten in WhatsApp. Als Bokuto darauf nicht reagierte, ging der Klingelterror los. Der Schwarzhaarige versuchte es immer und immer wieder und irgendwann schaltete der Grauhaarige sein Handy einfach aus. Irgendwann sollte doch endlich Ruhe einkehren! Aber Pustekuchen, er hatte seinen besten Freund wahrlich unterschätzt. Kuroo hatte sich auf den Weg zu ihm gemacht und ihn regelrecht aus seinem dunklen Verließ, das sich sein Zimmer nannte, rausgezehrt. Egal wie oft Bokuto versuchte hatte sich aus dessen Klauen zu befreien – er zog den Kürzeren. Nun stand er hier – im Badezimmer – im Haus seines besten Kumpels.   Wieder sah der Grauhaarige an sich herunter. Da er und Kuroo die selbe Kleidergröße teilten, hatte dieser ihm einfach Klamotten ausgeliehen.     „Mach dich fertig – wir gehen feiern! Und Widerworte werden nicht akzeptiert!“     Das war alles, was Kuroo ihm mitgeteilt hatte. Ein genervtes Seufzen verließ Bokutos Lippen. Was genau verstand der Schwarzhaarige daran nicht, dass er keinen Bock auf Feiern hatte! Fassungslos schüttelte der Grauhaarige seinen Kopf und rückte das Hemd zurecht, das er trug. Alles in allem sah er gut aus – wobei er keine Lust hatte seine Haare zu frisieren. Die grau-schwarzen Strähnen hingen ihm tief ins Gesicht und waren wild durcheinandergewirbelt. Gedankenversunken griff Bokuto nach einer Strähne und legte seine Stirn in Falten. Normalerweise frisierte er diese mit Haargel und entsprechendem Spray nach oben – aber heute hatte er keine Lust dazu. Dann blieben sie heute mal unten – war ihm doch egal. Das Einzige, was ihn etwas ermunterte, war die schwarze Hose, die seine muskulösen Beine gut zur Geltung brachte. Während Bokuto weiterhin in Gedanken vertieft war, klopfte es an der Tür.   „Hey Bokuto, bist du bald fertig??“   Ein erneutes Seufzen verließ Bokutos Lippen, woraufhin er an die Tür trat und diese öffnete. Mit einem Blick, der wahrlich hätte töten können, starrte er seinen Kumpel an, der in stattdessen freudig angrinste.   „Nerv nicht! Und warum grinst du bitte wie ein Honigkuchenpferd? Habe ich was verpasst?!“   Der Angesprochene lachte auf die Frage hin laut auf und wuschelte dem Grauhaarigen durch die Haare. Kuroo wusste genau, dass Bokuto es hasste, wenn man seine Haare durcheinanderbrachte.   „Aww~ komm schon, setz mal ein anderes Gesicht auf. Heute wird gefeiert – vergiss einfach mal die Strapazen der letzten Wochen! Und nein – du hast nichts verpasst, aber sag mal… willst du ernsthaft so vor die Tür??“   „Hör auf mit dem Scheiß!“, gereizt schlug Bokuto die Hand weg und fuhr sich die Haare wieder glatt runter.   „Was meckerst du überhaupt rum? Sei froh, dass ich mich hierzu überhaupt habe breitschlagen lassen! Noch so ein dummer Spruch und ich gehe!“   „Ja, ist ja schon gut!“, ergebend erhob Kuroo die Hände und schritt an dem jungen Mann vorbei. Mehr als angefressen, sah der Grauhaarige seinem Kumpel nach und schlug sich schließlich die Hand gegen seine Stirn.   //Oh Mann, warum tue ich mir das heute Abend bloß an?! Ich bin sowas von geliefert!//                 Bokuto hatte keinen blassen Schimmer, wohin sie überhaupt gingen. Sie befanden sich mitten in der Stadt von Tokio und quetschten sich durch die menschenüberfüllten Straßen. Mehrmals wurden sie angerempelt. Der Grauhaarige war schon wieder mehr als genervt. Ein weiterer Punkt auf seiner Dislike-Liste – überfüllte Gassen. Eine Zornesader hatte sich bereits an seiner Schläfe gebildet. Kuroo hingegen war die Ruhe selbst. Friedlich vor sich hin pfeifend, schlängelte er sich durch die Gruppen hindurch, die ihnen entgegenkamen. Nach einer weiteren halben Stunde blieben sie vor einem Lokal stehen.   „So da wären wir~“, trällerte der Schwarzhaarige und schlug seinem Kumpel hierbei auf die Schulter.   Bokuto, der seine Aufmerksamkeit die letzten Meter stetig dem Boden gewidmet hatte, sah gelangweilt auf. Als er die Inschrift las und auch schon das Publikum gesichtet hatte, stand ihm der Schock ins Gesicht geschrieben. Seine goldenen Augen waren weit aufgerissen, als er ungläubig seinen Kumpel anstarrte.   „Das ist jetzt nicht dein Ernst!“   „Ja, was denn? Wird bestimmt witzig.“   „Eine Schwulen-Lesben-Bar?! Bist du noch ganz bei Sinnen?!“   „Ja, sicher und ich hoffe, du bist es auch~“   Irritiert stand Bokuto einfach nur mit offenem Mund dar. Was sollte dieser Mist überhaupt? Kuroo, der immer noch neben ihm stand, brach in helles Gelächter aus und hielt sich den Bauch vor Lachen. Der Grauhaarige hingegen verstand die Welt nicht mehr. Hatte er die letzten Wochen irgendetwas verpasst? Kuroo war doch hetero.   „Raus mit der Sprache – warum sind wir hier?“   Verlegen kratzte sich der Schwarzhaarige daraufhin am Hinterkopf.   „Naja, ich habe eine Wette verloren, das ist alles.“   „Das ist jetzt nicht wahr, oder?!“, Bokuto konnte nicht glauben, was er da hörte. Nahm Kuroo ihn etwa auf die Schippe?   „Leider doch. Ich habe eine Wette gegen einen Unikollegen verloren – das Ganze war eigentlich eine total dämliche Idee im Nachhinein. Der Verlierer soll diesem Schuppen hier einen Besuch abstatten. Mein Unikollege ist heute Abend im Übrigen auch hier.“   Wollte Bokuto überhaupt erfahren was vorgefallen war? Wohl eher weniger. Wenn Kuroo selbst schon das Ganze als dämlich abstempelte, dann konnte es auch nur total unnötig gewesen sein. Wieder verließ ein genervtes Seufzen seine Lippen.   „Und warum schleppst du mich dann bitte mit?!“   „Ach komm schon~ du weißt genau warum, mein Lieber. Asexual – dass ich nicht lache. Nach diesem Abend wirst du mir dankbar sein oder ich fresse freiwillig einen Besen~“, nach diesen Worten wackelte der Schwarzhaarige verdächtig mit den Augenbrauen und legte einen Arm um Bokutos Schulter. Dieser hingegen seufzte wieder mehr als genervt aus.   Warum konnten seine Freunde seine Sexualität einfach nicht akzeptieren? Das hier war doch der reinste Kindergarten. Aber was blieb ihm schon anderes übrig. Wenn sich Kuroo etwas in den Kopf gesetzt hatte, zog er es auch ohne Rücksicht auf Verluste durch. Dagegen ankämpfen war zwecklos.   „Ich verstehe zwar nicht, was an Ich-bin-asexuell nicht zu versehen ist, aber wenn du dich unbedingt blamieren willst – nur zu! Ich lasse dir den Vortritt!“   Ein freudiges Lächeln zierte Kurros Lippen, ehe er antwortete:   „Das werden wir ja noch sehen~ Warts ab!“, daraufhin zwinkerte der Schwarzhaarige dem jungen Mann zu, der auf die Reaktion hin genervt die Augen rollte. Möge der Abend des Untergangs beginnen.               Zu Bokutos Verwunderung verlief die darauffolgende Stunde ohne weitere Zwischenfälle. Er und Kuroo saßen vorne am Tresen und hatten sich Bier bestellt. Was die Getränkeauswahl betraf, war der Schuppen sehr gut organisiert. Sie hatten sogar sein Lieblingsbier auf der Karte. Odinbier – das beste Bier überhaupt! Genüsslich nahm Bokuto einen Schluck zu sich, dessen Flüssigkeit wie eine Wohltat seinen Hals hinunterfloss. Währenddessen ließ er seinen Blick durch die Bar schweifen. Es hatten sich viele Besucher eingefunden und saßen fröhlich beieinander. Es wurde viel gelacht und andere wiederum flirteten mit ihrem Gegenüber. Wenn Bokuto so drüber nachdachte, war das Ganze immer noch mehr als dämlich. Allein der Gedanke daran, ließ ihn innerlich frösteln. Er war nicht homosexuell! Genervt stützte der Grauhaarige daraufhin seinen Kopf aus seiner Handfläche ab und wand die Bierflasche umher. Gedankenverloren sah er dabei zu, wie die Flüssigkeit in der Flasche hin und her schwappte.   „Sag mal, Kuroo … wie lange bleiben wir überhaupt hier?“   Auf die Frage hin wand sich der Angesprochene seinem Kumpel zu und genehmigte sich einen Schluck seines Biers.   „Ich hatte ja eben erwähnt, dass ein Unikollege von mir heute Abend auch da ist. Er studiert ebenfalls IT und macht nebenbei noch gerne Musik. Er hat einen Auftritt und der fängt auch in wenigen Minuten an. Ich bin gespannt, was du von ihm halten wirst.“   Irritiert hob Bokuto erneut eine Augenbraue und funkelte sein Gegenüber böse an. Was sollte denn diese Anspielung schon wieder bedeuten? Beleidigt blies er seine Backen auf.   „Willst du mich ernsthaft verkuppeln, Kuroo? Damit wir uns gleich verstehen – das kannst du sowas von vergessen!“, es war das erste Mal, das an diesem Abend die Mundwinkel des Grauhaarigen nach oben wanderten.   „Bereite dich also schon einmal darauf vor den Besen aus der Kammer zu vertilgen!“, Bokuto sah die Szene schon bildlich vor sich. Oh ja, er genoss es in vollen Zügen! Ein Kichern verließ seine Kehle.   Der Schwarzhaarige hingegen lachte amüsierend auf und hob seine Flasche an.   „Das werden wir ja noch sehen~“   Kaum waren Kuroos Worte verglommen, verdunkelte sich der Raum und eine kleine Bühne wurde im hinteren Teil der Bar mit hellblauen Seitenscheinwerfern angeleuchtet. Die Leute begannen bereits freudig zu klatschen. Der Grauhaarige sah nach vorne und konnte einen jungen Mann ausfindig machen, der auf einem Hocker saß und seine Gitarre vor sich auf dem Schoß hielt. Der Blick des Musikers war gesenkt. Hinter ihm hatten sich noch zwei weitere Personen auf der Bühne eingefunden. Einer der Beiden stand am Keyboard, während der andere junge Mann am Schlagzeug Platz genommen hatte. Ehe Bokuto wusste wie ihm überhaupt geschah, vernahm er eine helle, aber dennoch kräftige Stimme.               [Be Somebody - Thousand Foot Krutch]     I'm just the boy inside the man, not exactly who you think I am   Zarte Gitarrenklänge begleiteten den jungen Mann, der seinen Blick immer noch dem Boden gewidmet hatte. Es war ein langsamer Rhythmus, der ihm folgte.   Trying to trace my steps back here again, so many times   Immer wieder fuhren seine langen Finger elegant über die Saiten – verliehen dem Stück eine ruhige Atmosphäre.   I'm just a speck inside your head, you came and made me who I am   Die Stimme war außergewöhnlich. Sie klang ruhig, aber dennoch lag eine gewisse Ausdrucksweise in dieser inne. Neugierig hob Bokuto seinen Kopf und sah nach vorne.   I remember where it all began, so clearly   Der Grauhaarige nahm den Sänger und Gitarrist genauer unter die Lupe. Etwas weckte seine Aufmerksamkeit an ihm. Was war so besonders an dem jungen Mann?   I feel a million miles away, still you connect me in your way   Der Sänger besaß kurzes schwarz-lockiges Haar und trug lässige Kleidung. Ein dunkles Hemd, das ein wenig oben aufgeknöpft war, gewährte einen kleinen Einblick auf dessen Oberkörper.   And you create in me, something I would've never seen   Weiß-enganliegende Jeans zierten seine langen schmalen Beine. Vom Körperbau her wirkte der Schwarzhaarige schmächtig und schien auch um ein paar Centimeter kleiner zu sein.   When I can only see the floor, you made my window a door   Er saß einfach nur da, als ob die Nervosität ihm nichts anhaben konnte - als ob er in einer komplett anderen Welt wäre.   So when they say they don't believe, I hope that they see you and me   Eine angenehme Wärme lag in dieser Stimme inne. Zudem strahlte der junge Mann eine wohltuende Ruhe aus.   After all the lights go down, I'm just the words you are the sound   Schließlich wurde der Rhythmus des Gitarrenspiels schneller und der junge Mann sah auf. Bokuto stand währenddessen auf, um die Bühne genauer im Blickfeld zu haben. Er bekam nicht mit, wie Kuroo seitlich siegessicher zu ihm hochsah.   A strange type of chemistry, how you've become a part of me   Alle Augenpaare waren auf den jungen Mann gerichtet. Bokuto trat einige Schritte nach vorne. Es war dessen Stimme, die ihn in den Bann zog.   And when I sit alone at night, your thoughts burn through me like a fire   Saphirblaue Augen, die von einem schwarzen Brillengestell umrandet wurden, trafen auf goldene Iriden. Innerhalb weniger Sekunden stand Bokutos Welt still.   You're the only one who knows, who I really am   Wie ein Sturm fegte die Stimme des Schwarzhaarigen durch die Bar. Bokuto spürte, wie es ihm eiskalt den Rücken hinunterlief. Sein Herz setzte für eine Sekunde aus. Wer war dieser Kerl? We all wanna be somebody, we just need a taste of who we are   Das Drumspiel fand schließlich in das Stück mit ein und der Schlagzeuger gab sein bestes zum Debüt. Immer wieder kollidierten die Sticks mit den Trommeln. Im Hintergrund wurden sie von dem Keyboarder begleitet.   We all wanna be somebody, we're willing to go but not that far   Der Schwarzhaarige stand vom Hocker auf und sah weiterhin in Bokutos Richtung, während seine kräftige Stimme ihn musikalisch begleitete.   And we're all see through, just like glass   Bokuto konnte seinen Blick nicht abwenden – er konnte es einfach nicht.   And we can shatter just as fast   Zu sehr war er von seinem Gegenüber fasziniert. Er spürte, wie eine wohlige Wärme in seinem Innern aufstieg.   That light's been burned out for a while, I still see it every time I pass   Der Schwarzhaarige hingegen brach schließlich den Blickkontakt ab und sah zu seinen Bandkollegen, die hinter ihm standen.   It was lost in the coldness of my mind, behind a box of reasons why   Die Art und Weise, wie der junge Mann dastand und seiner Leidenschaft nachging, weckte ein Gefühl in dem Grauhaarigen, das er bislang nicht kannte.   I never doubted it was there, just took a little time to find   Diese angenehme Wärme breitete sich in seinem ganzen Körper aus.   And even when...   Ein zärtliches Lächeln zierte die Lippen des Schwarzhaarigen, als er wieder nach vorne sah.   I feel a million miles away, still you connect me in your way And you create in me, something I would've never seen   Das Publikum war außer sich und applaudierte zwischenzeitlich, während Bokuto einfach nur dastand und zur Bühne schaute. Sein Herz raste und er hatte das Gefühl, dass die Hitze in seinem Innern ihn bald verbrannte.   When I can only see the floor, you made my window a door So when they say they don't believe I hope that they see you and me   Wieder traf Saphirblau auf Gold und Bokuto hätte darauf verwetten können einen gewissen Glanz in diesen Augen gesehen zu haben. Dieser junge Mann faszinierte ihn immer mehr und mehr. Es wirke schon fast so, als ob sie sich regelrecht anziehen würden. Keiner der Beiden konnte wegsehen.   After all the lights go down, I'm just the words you are the sound A strange type of chemistry, and you've become a part of me   Bokuto konnte nicht einmal annährend beschreiben, wie diese Atmosphäre zwischen ihnen entstanden war. War es ein Blickduell? Ja – möglicherweise, aber dennoch war das hier etwas komplett anderes. Was war die Absicht von diesem jungen Mann?   And when I sit alone at night, your thoughts burn through me like a fire You're the only one who knows, who I really am   Währenddessen sang der Schwarzhaarige weiterhin aus voller Seele in das Mikrofon, das vor ihm stand. Seine Stimme legte noch einmal einiges an Kraft nach. Es waren so viele Facetten, die sich widerspiegelten.   We all wanna be somebody, we just need a taste of who we are   Stärke, die aufgrund eines eisernen Willens nicht gebrochen werden konnte.   We all wanna be somebody, we're willing to go but not that far   Eine ungebändigte Leidenschaft, die wie eine Welle über sie hereinbrach und alles mit sich riss.   We all wanna be somebody, (be somebody) we just need a taste of who we are We all wanna be somebody, (be somebody) we're willing to go but not that far   In diesem Song lag eine Botschaft zu Grunde. Man sollte sich selbst treu bleiben – man sollte sein, wer man ist. Sich nicht verstellen, nur weil die Allgemeinheit es gerne so möchte. Die Worte kamen langsam bei Bokuto an und er ging tief in sich. Hatte er tatsächlich weiterhin versucht, ohne es bemerkt zu haben, der Allgemeinheit gerecht zu werden? Was fühlte er wirklich?   I'm just the boy inside the man, not exactly who you think I am Trying to trace my steps back here again, so many times   Die Stimme des Schwarzhaarigen wurde leiser und der Blickkontakt bestand immer noch. Während der junge Sänger die letzten Verse sang, schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen, ehe er dem Grauhaarigen zuzwinkerte. Nun war es endgültig aus und vorbei – innerhalb von Sekunden liefen Bokutos Wangen rot an. Schnell wand er den Blick ab. Seine weiß-grauen Strähnen verdeckten sein Gesicht.   When I can only see the floor, you made my window a door   Das Lied kam langsam zum Ende, die Gitarrentöne wurden immer leiser. Vorsichtig berührte Bokuto währenddessen seine Wange und seine Augen weiteten sich. Das war ihm vorher noch nie passiert – geschockt hielt er den Atem an. Es traf ihn wie ein Blitzschlag.   So when they say they don't believe, I hope that they see you and me   Ausgerechnet er, Koutarou Bokuto, verfiel innerhalb von wenigen Minuten einem Mann, den er nicht einmal kannte. Die Faszination hatte ihn regelrecht überwältigt. Von seiner Depressionsphase war nichts mehr übriggeblieben. Innerhalb von Sekunden wurde der Grauhaarige aus seinen Gedanken gerissen, als das Publikum applaudierte. Erst in diesem Moment realisierte er, dass der Auftritt zu Ende war.                 Bokuto beobachtete den jungen Mann, wie er sich zusammen mit seinen beiden Kollegen vor dem Publikum verneigte und schließlich hinter dem Vorhang der Bühne verschwand. Kurz trafen sich erneut ihre Blicke. Die Welt stand für Bokuto in diesem Augenblick still. Schweigend sah er dem Sänger nach und bekam nicht einmal mit, wie sich Kuroo zu ihm gesellte und ihn siegessicher angrinste.   „Na, sieh mal einer an~“, auf den Satz hin folgte seitens des Grauhaarigen keine Reaktion. Dieser war immer noch komplett in seine eigene Welt abgedriftet und machte auch keine Anstalten so schnell aus dieser zurückzukehren. Lachend wedelte Kuroo daraufhin mit seinen Händen vor dessen Gesicht umher.   „Erde an Bokuto. Dornrösschen wach auf!“   „Hä? Was?“, irritiert starrte der Kleinere den Schwarzhaarigen an, der in helles Gelächter ausbrach.   „Herrje, du bist mir ja einer. Komm, ich habe dir noch ein Bier bestellt“, mit einer Kopfbewegung signalisierte Kuroo seinem Gegenüber, dass er ihm folgen soll.   Nachdenklich nahm Bokuto auf seinem Hocker Platz und starrte die Bierflasche vor sich an. Irgendwie war ihm nicht nach Trinken zumute. Seufzend saß er einfach nur da und beobachtete den Flascheninhalt. Er war verwirrt – sogar mehr als das. Er verstand nicht, was soeben vorgefallen war. Was war das bloß für ein Gefühl gewesen, das ihn übermannt hatte? Warum hatte er so reagiert? Was war verdammt nochmal mit ihm los? Warum schlug sein Herz immer noch so schnell und wieso war sein Puls so hoch? Fragen über Fragen, auf die Bokuto zumindest im Moment keine Antwort fand. Kuroo hingegen genehmigte sich wieder einen Schluck seines Biers und sah sich um. Die Bar war inzwischen sehr gut besucht – fast alle Plätze waren besetzt. Als der Schwarzhaarige jemanden in der Menge erblickte, hob er grüßend die Hand.   „Hey Aka, hier sind wir~“, trällerte der Größere fröhlich und hielt seine Bierflasche in die Luft.   Erst auf die Aussage hin, folgte eine Reaktion seitens des Grauhaarigen. Bokuto sah gedankenversunken nach oben und hielt augenblicklich die Luft an, als er sah, wer sich geradewegs auf ihren Platz zubewegte. Das konnte doch nicht wahr sein. Träumte er etwa? Es war der hübsche Sänger von eben, der gerade auf sie zukam.   „Kuroo, schön dich zu sehen“, der Angesprochene trat an den Größeren heran und hielt ihm die Faust entgegen, die der Schwarzhaarige lachend dagegen schlug.   „Was dachtest du denn?! Wettschulden müssen schließlich eingelöst werden. Ach ja, das hier ist Bokuto“, mit einer Kopfbewegung zeigte Kuroo zu dem Grauhaarigen neben sich, der immer noch wie angewurzelt dasaß.   Langsam drehte sich der Sänger zu Bokuto um und lächelte ihn herzlich an. Es war ein Lächeln, bei dem der Grauhaarige augenblicklich dahingeflossen wäre.   „Du bist also Bokuto-San, ich habe schon viel von dir gehört. Schön dich kennenzulernen, ich bin Keji Akaashi und gehe zusammen mit Kuroo auf die Uni“, daraufhin hielt der Schwarzhaarige seinem Gegenüber die Hand entgegen, die der Grauhaarige zögernd erwiderte.   Bokutos Kopf war immer noch leergefegt. Was sollte er bloß sagen? Konnte er überhaupt etwas sagen?   „Die Freude… ist ganz m… meinerseits!“, oh kami - nun stotterte er auch noch und seine Stimme war um einige Oktaven höher. Das war mehr als nur peinlich. Akaashi hingegen kicherte auf die Reaktion hin und nahm neben Bokuto Platz.   Kuroo und sein Unikollege unterhielten sich eine ganze Weile, während Bokuto dieser Unterhaltung still beiwohnte. Er konnte einfach nicht den Blick von seinem Nachbarn abwenden. Dieser Akaashi faszinierte ihn. Seine goldenen Iriden wanderten unauffällig über dessen Körper. Dass der Sänger gut aussah, hatte er eben schon festgestellt. Schließlich blieben seine Augen an den Lippen des Schwarzhaarigen haften. Aber dieses Lächeln war mit nichts zu bezahlen. Bokuto spürte, wie sein Herz immer heftiger gegen seinen Brustkorb schlug. Diese Art von Reaktion kannte er bei sich selbst nicht. Noch nie hatte es jemand geschafft ihn so sehr in den Bann zu ziehen. Er konnte einfach nicht wegsehen.   Akaashi hingegen widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Grauhaarigen zu und sah diesen herzlich an.   „Erzähl mal etwas über dich Bokuto-San. Was studierst du denn?“   Auf die Frage hin blieb dem Grauhaarigen ein schwerer Kloß im Hals stecken. Diese blauen Iriden brachten ihn völlig aus der Fassung. Nervös kaute Bokuto auf seiner Unterlippe herum und spielte mit seinen Fingern.   „Ich studiere Sportmedizin…“, es war nicht mehr als ein Flüstern. Zumindest stotterte er nicht mehr. Kuroo, der inzwischen gegenüber vor den Beiden saß, grinste hämisch.   „Was ist denn los, Bokuto? Hat es dir die Sprache verschlagen?“   Das war dann doch wieder zu viel des Guten. Eine Zornesader bildete sich wieder an Bokutos Schläfe, ehe er seinen Kumpel mit bedrohlichen Iriden anstarrte.   „KUROO! Das ist nicht witzig!!“   Daraufhin vernahm der Grauhaarige ein Kichern neben sich. Entgeistert widmete er seine Aufmerksamkeit seinem Nachbarn. Der Sänger saß einfach neben ihm und lachte leise. Die Art und Weise, wie der Schwarzhaarige einfach dasaß, es war niedlich. Bokuto starrte ungläubig den jungen Mann an. Schließlich hob Akaashi seinen Kopf und schaute den Grauhaarigen mit leuchtenden Augen an.   „Bokuto-San, du bist echt niedlich~“   Nun war es endgültig um Bokuto geschehen. Hatte dieser Kerl ihn ernsthaft als niedlich bezeichnet? Innerhalb von Sekunden lief sein Gesicht knallrot an. Diese blauen Augen, die ihn anfunkelten, raubten ihm die letzten Sinne. Die Schmetterlinge in seinem Innern führten einen Freudetanz auf – zudem er das Gefühl hatte, dass seine Emotionen gerade Achterbahn fuhren. Dass sein Herz es bislang noch nicht geschafft hatte aus seiner Brust zu springen, grenzte an ein Wunder.   Der restliche Abend verlief friedlich und entspannend. Es wurde viel gelacht. Bokutos Nervosität verflüssigte sich, je länger er sich mit Akaashi unterhielt. Immer wieder suchte der Schwarzhaarige das Gespräch mit ihm. Sie redeten über Kami und die Welt. So erfuhr Bokuto unter anderem, dass der Kleinere im selben Semester wie er selbst war und den gleichen Studiengang wie Kuroo besuchte. Als Ausgleich hatte sich der junge Mann der Musik gewidmet und ging in seinem Hobby regelrecht auf. Bokuto hing regelrecht an dessen Lippen. Allein wie der Sänger von seiner Leidenschaft erzählte, weckte seine Neugier. Er wollte mehr von dem Sänger erfahren. Sie befanden sich von Anfang an auf einer Wellenlänge. Sein Nachbar überließ ihm sogar kurz seine Gitarre.   „Ist das wirklich eine so gute Idee?“, etwas unbeholfen saß Bokuto da und versuchte das Instrument irgendwie zu bedienen, aber er scheiterte schon an den einfachsten Griffen.   „Versuch es einfach mal.“   „Bist du sicher? Ich habe zwei linke Daumen was Musik allgemein betrifft. In der Grundschule bin ich sogar am Schlagzeug gescheitert.“   „Du hast es ja nicht einmal versucht. Gib dir einen Ruck~“, es war einfach niedlich, wie Akaashi versuchte ihm Mut zuzusprechen. Kuroo beobachtete die Beiden eine ganze Weile und schüttelte mehrmals grinsend den Kopf, den er bereits auf seiner Handfläche abgestützt hatte.   „Was ist denn los, Bokuto? Bist ja sonst nicht so kleinlaut“.   „Mensch, Kuroo! Wer dich als Freund hat, braucht echt keine Feinde mehr!“, schwer schluckend wand sich Bokuto schließlich dem Instrument zu. Seine Hände verkrampften. Er wollte sich nicht vor seiner neuen Bekanntschaft blamieren. Seine Finger begannen bereits zu zittern. Als Akaashi die Nervosität des Grauhaarigen bemerkte, kam er diesem direkt zur Hilfe.   „Hey, ganz ruhig~“, Akaashis Stimme war seinem Ohr so nahe. Der Sänger hatte sich von seinem Hocker erhoben und stand nun dicht hinter dem Grauhaarigen. Er war ihm in diesem Moment viel zu nah. Vorsichtig umschlossen dessen Hände Bokutos und brachten die Finger Richtig in Stellung. Auf diese Berührung hin weitete sich das goldbraune Augenpaar. Als Akaashis Atem zusätzlich mehrmals seinen Nacken streifte, lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter. Eine wohltuende Wärme breitete sich in Bokutos Körper aus - zudem sich eine Gänsehaut auf seinen Armen bildete.   „So, das müsste passen. Probier es jetzt mal~“, die Art und Weise, wie Akaashi mit ihm sprach, ließ sein Herz höherschlagen. Vorsichtig ließ Bokuto daraufhin seine Finger über die Saiten gleiten. Die Schwingungen, die dadurch entstanden, hörten sich gar nicht so schlecht an. Ein sanfter Ton folgte. Bokutos Mundwinkel wanderten nach oben. Kurz sah er zu dem Schwarzhaarigen auf, der ihm lächelnd einen Daumen nach oben schenkte.   „Na siehst du, geht doch~“, allein bei diesem Anblick schmolz nun auch der letzte Widerstand komplett dahin. Bokuto konnte seinen Blick einfach nicht abwenden.   Zwischenzeitlich folgten auch kleine Gesten. Es fing damit an, dass Akaashi seine Hand auf dem Knie des Grauhaarigen ablegte. Die Wärme, die durch die sanfte Berührung entstand, ließ Bokutos Blut pulsieren. Im Laufe der Zeit folgten auch weitere zärtliche Berührungen auf den Handflächen. Ihre Augenpaare trafen sich immer wieder. Immer wieder zogen sich saphirblaue und goldene Iriden an – wie zwei Magnete, die sich zueinander hingezogen fühlten. Es waren die kleinen Dinge, die das Herz des Grauhaarigen höherschlagen ließen. Er genoss es in vollen Zügen. Bokuto wusste nur eines, es fühlte sich richtig an. Zum ersten Mal konnte er behaupten, dass er sich frei fühlte – losgelöst von allen negativen Gedanken, die ihn bisher geplagt hatten.   Kuroo hingegen saß den Beiden weiterhin gegenüber und beobachtete sie. Bokuto konnte sich schon genau denken was sein Kumpel dachte. Der Schwarzhaarige würde ihm auf ewig in den Ohren liegen, dass er Recht hatte. Dass er ihm sein Glück zu verdanken hatte. Die Leier würde auf ewig so weitergehen. Aber zumindest im Moment wollte Bokuto nicht darüber nachdenken und ignorierte seinen Kumpel, der ihm die ganze Zeit schon ein hämisches Grinsen schenkte.               Die Zeit raste. Es tat Bokuto von Herzen weh, als sich der Abend schließlich dem Ende zuneigte. Er wollte noch nicht gehen. Niedergeschlagen trat er zusammen mit Kuroo die Heimreise an. Gerade standen sie an der Türschwelle.   „Ich warte an der Bußhaltestelle auf dich. Wir haben noch 20 Minuten Zeit“, nach diesen Worten trat der Schwarzhaarige zwinkernd an dem Grauhaarigen vorbei und schlug ihm kumpelhaft auf die Schulter.   Als der Größere die Bar verlassen hatte, stand Bokuto noch eine Weile da und schaute zu Akaashi rüber, der gerade seine Gitarre schulterte und sich vom Personal verabschiedete. Diese Gelassenheit und Ruhe, die der Sänger ausstrahlte, waren nicht von dieser Welt. Bokuto hätte nie damit gerechnet, dass dieser Abend, der ursprünglich so öde begann, doch so unterhaltsam werden konnte. Dieser schwarzhaarige Schönling hatte ihm doch tatsächlich sein Herz gestohlen, ohne das er dagegen etwas tun konnte. Amors Pfeil hatte voll ins Schwarze getroffen. Liebe auf den ersten Blick gab es wirklich.   Sich nun von ihm zu verabschieden, hinterließ einen faden Beigeschmack. Er spürte dieses Unwohlsein, das sich in seinem Innern ausbreitete. Sehnsucht stieg in ihm auf. Sein Herz schmerzte bei dem Gedanken daran, den jungen Mann heute zum letzten Mal gesehen zu haben.   „Bokuto-San?“, erst als er seine Stimme hörte, befand sich Bokuto wieder im hier und jetzt. Der Kleinere lächelte den jungen Mann an, als er näher an ihn herantrat. Nun fiel auch der Größenunterschied zwischen den Beiden auf. Akaashi war genau zwei Köpfe kleiner als der Grauhaarige.   Vorsichtig griff Akaashi nach Bokutos Hand und führte ihn nach draußen vor die Tür. Das Erste, was der Grauhaarige spüren konnte, waren dicke Schneeflocken, die ihm ins Gesicht wehten. Es hatte bereits vor mehreren Stunden angefangen zu schneien. Ihr Atem war bereits sichtbar, indem er sich weiß färbte. Akaashi trat noch näher an den Größeren heran und legte seine Hände auf dessen Oberkörper ab. Eine Weile sahen sie sich wieder tief in die Augen.   Die Atmosphäre zwischen ihnen hatte sich verändert. Die Art und Weise wie sie einander ansahen - das Feuer, das in beiden loderte, wurde immer stärker. Bokutos Herz schlug immer schneller. Vorsichtig legte er seine Arme um Akaashis Körpermitte und zog ihn so noch näher zu sich. Nun konnte er auch dessen Herzschlag nah an seinem eigenen vernehmen. Er war nervös.   „Ist alles in Ordnung?“, die blauen Iriden des Schwarzhaarigen sahen immer noch hoffnungsvoll zu ihm auf. Seine Finger verkrampften sich in Bokutos Jacke – seine Hände zitterten. Der Grauhaarige konnte die Ungeduld spüren, die in seinem Blick lag. Es war zu offensichtlich.   Bokuto konnte keinen richtigen Satz zustande bringen. Stattdessen brachte er nur ein kurzes Nicken hervor, ehe er sich Akaashis Gesicht nährte. Er konnte einfach nicht anders. Nie hatte er an Märchen geglaubt, doch seines wurde heute Abend Realität. Eigentlich war er nie ein Typ von Schnulzen oder gar Romantik. Diese Emotionen, die er gerade empfand, waren anders als bei seiner Ex-Freundin. Selbst sie war nicht dazu in der Lage gewesen, diese Seite in ihm zum Vorschein zu bringen.   Dieser junge Mann, der gerade vor ihm stand und zudem eine so schöne Stimme besaß, hatte ihn in den Bann gezogen. Hatte ihn regelrecht verzaubert. Und das innerhalb von wenigen Stunden.   Ihre Gesichter waren sich schon so nahe – ihre Nasenspitzen berührten sich bereits. Unsicher hielt Bokuto inne. Wie sollte er weiter vorgehen? Sollte er es tatsächlich wagen? Ehe der Grauhaarige seine Gedankengänge zu Ende bringen konnte, spürte er eine Hand, die sich an seine Wange gelegt hatte. Zärtlich fuhren die Fingerkuppen des Kleineren über seine ausgekühlte Haut. Danach geschah alles sehr schnell. Bevor Bokuto wusste, wie ihm geschah, legte sich ein fremdes Lippenpaar auf seine.   Innerhalb von Sekunden zuckten mehrere Blitze durch seinen Körper. Die Schmetterlinge in seinem Bauch flatterten erneut umher und raubten dem Größeren jegliche Sinne. Genüsslich schloss Bokuto daraufhin seine Augen. Er war wie in Trance. Es fühlte sich an wie ein Rausch, der ihn in den Bann zog. Seine Gefühle schlugen um sich und hätte Bokuto nicht das Gemäuer hinter sich gespürt gegen das er sich anlehnen konnte, hätten seine Beine augenblicklich wie Wackelpudding nachgegeben. Ein angenehmes Prickeln breitete sich in seinem ganzen Körper aus. Zärtlich erwiderte er den Kuss und legte seine Hände in Akaashis Nacken. Mehrmals fuhren seine Fingerkuppen die zarten Hautstellen nach. Bokuto spürte, wie der Kleinere vor ihm aufgrund seiner Berührungen erzitterte. Allerdings wusste der Größere nicht, ob die Kälte daran Schuld war oder die Tatsache, dass sie gerade vor einer Schwulen-Lesben-Bar standen und Zärtlichkeiten austauschten. Mehrere Minuten standen sie einfach nur da und küssten sich - vergaßen alles um sich herum. Zu gern hätte Bokuto auch weiterhin dort gestanden und diese weichen Lippen auf seinen eigenen gespürt - allerdings war Akaashi der Erste, der sich löste.   Als Bokuto seine Augen wieder öffnete, blickte er in ein saphirblaues Augenpaar, das ihn herzlich ansah. Für einen Moment stand die Zeit still. Das Funkeln, das in diesem einzigartigen blauen Augenpaar inne lag, erinnerte an Sterne, die sich im Meereswasser spiegelten. Bokuto konnte sein Glück kaum fassen. Befand er sich aktuell tatsächlich noch in der Realität oder war es ein Traum? Plötzlich spürte Bokuto wie der Kleinere ihm etwas in die Hand drückte, wodurch er aus seiner Gedankenwelt gerissen wurde. Ja, er befand sich definitiv in der Realität!   „Es wäre schön dich wiederzusehen“, flüsterte der Kleinere in Bokutos Ohr und ließ die Hände des Grauhaarigen schließlich los. Ein letztes Mal sahen sie sich wieder tief in die Augen, ehe sich Akaashi lächelnd umdrehte und in der Dunkelheit verschwand.   Bokuto hingegen blieb an Ort und Stelle stehen und sah dem Schönling hinterher. Gedankenversunken berührte er seine Lippen. Unglaube spiegelte sich in dem braungoldenen Augenpaar wider. War das eben gerade tatsächlich geschehen? Das Prickeln auf seinen Lippen war immer noch spürbar. Er konnte seinen Blick einfach nicht von Akaashi ablassen. Die Art und Weise wie der Schwarzhaarige im Schutz der Dunkelheit verschwand, wirkte schon fast majestätisch. Würde er ihn je wieder sehen?   Nachdenklich widmete Bokuto daraufhin seine Aufmerksamkeit seiner Handfläche, in der ein kleines zusammengefaltetes Stück Papier lag. Fragend hob der Grauhaarige eine Augenbraue nach oben, als er den Inhalt inspizierte. Neugierig faltete der junge Mann das Papier auseinander und hielt geschockt inne.   Akaashi hatte ihm doch tatsächlich seine Handynummer gegeben. Die Freude, die in ihm aufstieg, war unermesslich. Das Grinsen wollte nicht mehr aus seinem Gesicht weichen.        Er war überglücklich.   Akaashi wollte ihn wiedersehen!   Er wollte ihn tatsächlich wiedersehen!       „Hey, hey, hey~ ich bin zurück!“, freudig sprang Bokuto mit hohem Satz in die Luft und machte sich auf den Weg zur Bußhaltestelle, wo Kuroo bereits auf ihn wartete.   So fand ein spontaner Abend, der ursprünglich mehr als Recht im Chaos begann, ein zufriedenstellendes Ende. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)