Wenn die Sonne wieder scheint von dattelpalme94 (Drabble-Woche) ================================================================================ Kapitel 1: Rettung ------------------ „Mimi, denkst du an die Deadline?“ „Mimi, dieser Crème brûlée fehlt noch irgendetwas Besonderes.“ „Du musst dich von den anderen Koch- und Backbloggern abgrenzen, sonst wird das nichts.“ So viele Worte ihrer Berater hallten ihr durch den Kopf. Was sollte sie nur tun? „Mimi…“, die Stimme ihres Freundes Tai klang leise aus der Küche. Seiner Stimmlage nach musste er etwas angestellt haben. „Ich habe aus Versehen etwas Zimt in den Teig geschüttet.“ Tai kratzte sich verlegen am Hinterkopf und grinste schuldbewusst. Sie fiel ihm in die Arme und küsste Tai, der nicht wusste, was gerade geschah. Er war ihre Rettung! Kapitel 2: Symphonie -------------------- Langsam wiegten sie hin und her. Noch nie in ihrem Leben hatte sich Mimi so wohl, so geborgen gefühlt. „Alles gut?“, fragte ihr frisch angetrauter Ehemann liebevoll. „Mir ging es nie besser“, antwortete sie. Und ihre Worte konnten wahrer nicht sein. Wie oft mussten sich die beiden anhören, dass ihre Beziehung nicht funktionieren würde, wie viele Höhen und Tiefen hatten die beiden überstanden – von Tais Weg zum Fußballprofi bis hin zu Mimis Karriere als Koch- und Backbuchautorin mit eigenem Youtube-Kanal. Aber mit einer Symphonie aus Zuversicht, Vertrauen, Aufrichtigkeit und Mut hatten sie es geschafft – ihre Liebe hatte alle Hürden überwunden. Kapitel 3: Ängste ----------------- „Bin wieder da, Meems!“, rief Tai laut in den Hausflur und schmiss seine Sporttasche in die Ecke. Normalerweise würde Mimi ihn jetzt sofort anmeckern, dass er seine Tasche sofort ausräumen solle. Aber Mimis Reaktion blieb aus. Verwundert ging Tai ins Wohnzimmer – keine Mimi. „Tai“, Mimis schwache Stimme kam aus dem Badezimmer. Und so schwach wie ihre Stimme klang, sah sie auch aus, als sie zu ihm kam. „Oh Gott, Mimi, was ist los? Bist du krank?“, Ängste breiteten sich in Tai aus. Immer wenn Mimi krank war, machte er sich riesige Sorgen. Zu sehr war er von Karis Krankheitsverläufen geprägt. Kapitel 4: Hormone ------------------ „Tai, ich will Eis“, hörte er die jammernde Stimme seiner Frau im Ohr, während er vor der Tiefkühltruhe im Supermarkt stand. Eis, hätte sie das nicht noch etwas präzisieren können. Hier gab es mindestens 20 Sorten Eis. Wenn er nicht eine Sorte mitbringen würde, auf die sie Lust hat, müsste er sicher wieder los. „Ach, verdammt“, schimpfte er lauter als er eigentlich wollte. Leute drehten sich bereits nach ihm um. Besonders viele Blicke bekam er, als er anfing, von jeder Sorte Eis eine Packung einzupacken. Da musste was dabei sein! „Tai, ich wollte doch Pistazieneis“, jammerte Mimi. Diese verfluchten Hormone! Kapitel 5: Trennung ------------------- „Frau Yagami, es tut mir sehr leid, aber wir können keinen Herzschlag mehr finden.“ Mit diesem Satz wurde ihnen der Boden unter den Füßen weggerissen. Sie hatten sich so sehr auf ihre eigene Familie gefreut. Es wären nur noch 25 Wochen gewesen, bis sie die kleine Maus in ihren Armen hätten halten konnten. Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit ihnen. Statt des schönsten Hallos in ihrem Leben, gab es die schwerste Trennung ihres Lebens. Vier Tage war es nun her, dass sie sie zu Grabe getragen hatten. Vier Tage, in denen sie und Tai sich immer mehr entfremdeten. Kapitel 6: Erinnerungen ----------------------- „Tai, was soll das? Wo gehen wir hin?“, genervt schaute sie aus dem Fenster des Autos. „Lass dich doch überraschen“, Tai war langsam wirklich genervt von ihrem Nörgeln. Hoffentlich würde seine Überraschung funktionieren. Immerhin hatten sie sich seit der Totgeburt immer mehr entfremdet – und er konnte nicht auch noch die Liebe seines Lebens verlieren. Nach zwei Stunden Autofahrt waren sie endlich angekommen. „Tai, das ist doch…“, Mimis Augen strahlten. Tai war mit ihr zu einer kleinen Waldhütte gefahren, die an einem See stand. Hier hatte er ihr damals den Antrag gemacht. Er hoffte, dass diese Erinnerungen sie wieder zusammenbringen würde. Kapitel 7: Regenbogen --------------------- Es dauerte, sich in das Leben zurück zu kämpfen. Es dauerte, bis sie sich trauten, wieder schwanger zu werden. Aber sie bekamen es hin. Mimis stille Geburt war nun auf den Tag genau fünf Jahre her und genau wie damals regnete es. Erst am Mittag hatte sich die Sonne aus den dunklen Wolken gekämpft, sodass sie auf den Friedhof fahren konnte. „Schwester, ich habe Blumen für dich“, rief die kleine Tenshi und rannte zum Grab, um ihren Strauß abzulegen. Mimi schaute in den Himmel, der von einem Regenbogen überspannt war und sie wusste: Ihr Sternenkind passte auf ihr Regenbogenkind auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)