Sacrifice your heart von Just_a_TeaRex ================================================================================ Kapitel 1: 1 ------------ Es war das Jahr 1922 und der Krieg war erst 4 Jahre vorbei. Ganze 4 Jahre herrschte Frieden und sie hatten noch immer mit dem Aufbau zu tun, waren noch immer damit beschäftigt ausfindig zu machen, wer alles wirklich im Krieg gefallen war. Es war eine mühsame Arbeit und jedes Mal, wenn Erwin die vielen Listen der vermissten Personen sah, hatte er die Gesichter seiner gefallenen Soldaten vor Augen. Der Kommandant schlief schon lange nicht mehr, oder zumindest nicht sehr viel. Denn die Alpträume waren etwas, gegen die maximal das Opium helfen würde und das würde er auf keinen Fall zu sich nehmen. Erwin brauchte alle seine Sinne, da nahm er es im Kauf das er auch mal ein oder zwei Tage nicht schlief, ehe ihn dann die völlige Erschöpfung einholte. Auch an diesem Morgen stand er in seinem Büro, wieder unzählige Briefe vor sich liegend. unzählige Listen mit Personen, die nach dem Krieg einfach nicht mehr aufgetaucht sind. Er sichtete sie alle, schrieb sich aus den Briefen jeden einzelnen Namen auf, schrieb sich jede Adresse auf, wo diese Person zuletzt gesehen wurde und verglich diese mit ihren Listen. Eine Arbeit, die ihn oft bis spät abends im Büro hielt, weswegen er seufzte als es an der Tür klopfte und Mike reinkam, sein engster Vertrauter und gleichzeitig bester Freund. Dieser erinnerte ihn immer daran, wann es Zeit wurde, die Arbeit nieder zu legen, sonst würde Erwin wohl wirklich tagelang und nächtelang durcharbeiten. „Bist du immer noch hier? Hat deine Mutter nicht morgen Geburtstag?“ fragte Mike und setzte sich auf den Stuhl vor dem Tisch, denn auf das Sofa durfte sich keiner setzen, da Erwin da gelegentlich schon mal ein kleines Schläfchen hielt. Doch als Mike den Geburtstag seiner Mutter erwähnte, erstarrte Erwin in seinem Tun, sah seinen Freund an und fluchte innerlich. „Doch hat sie“ meinte er fluchend und stand auf, nahm sich seinen Mantel und sah nochmal zu Mike, der aber nur abwinkte. „Ich räum hier auf, du hast Morgen immerhin frei“ sagte er nur und Erwin dankte ihm kurz ehe er los ging. Wo sollte er jetzt noch ein Geburtstags Geschenk herbekommen? Doch da fiel ihm das kleine Café an der Ecke auf. Ging seine Mutter da nicht immer Kaffee trinken? Und daneben war ihr Blumenladen, wo das Licht auch noch brannte und der Verkäufer wohl gerade die restlichen Blumenkisten am rein räumen war. Sofort ging er schnellen Schrittes darauf zu und tippte dem großgewachsenen, blonden Mann auf die Schulter. „Entschuldigen Sie die späte Störung.“ Der Blonde drehte sich um, und schien ein miesgelaunter Kerl zu sein, und so einer verkaufte Blumen? Doch da kam schon ein schwarzhaariger Mann raus, der zwar im Ganzen etwas Schmaler war, aber eine ähnliche Körpergröße hatte. „Was kann ich für Sie tun?“ fragte der Schwarzhaarige während der Blonde weiter die Kisten rein trug. „Meine Mutter wird morgen 75 und ich habe vor lauter Arbeit ein Geburtstagsgeschenk vergessen.“ Berthold, so hieß der Schwarzhaarige, lächelte freundlich und sah Erwin an. „Es kommen morgen früh frische Dahlien rein. Ich mache ihnen ein Strauß fertig, den können sie dann bei Ladenöffnung abholen.“ Erwin atmete erleichtert aus und nickte dann. „Vielen Dank. Dann wünsche ich einen schönen Feierabend.“ sagte er und verabschiedete sich, drehte sich aber nochmal um. Die beiden Männer gingen in diesem Moment sehr vertraut miteinander um und er erkannte die kleinen Anzeichen. Ein gemeinsames Geschäft, diese leichte Berührung an der Schulter, sich vorstrecken, um jemanden etwas in das Ohr zu flüstern, was aber eigentlich einen Kuss auf die Wange verbergen sollte. Er verurteilte solche Menschen nicht, im Gegenteil: Jeder konnte sich doch glücklich schätzen, wenn er die wahre Liebe gefunden hatte, ganz gleich, ob es ein Mann oder eine Frau war. Allerdings war diese Ansicht für ihre Zeit zu modern und zu abwegig, weshalb so etwas hinter verschlossenen Türen passierte und nach außen hin als gute Freundschaft abgetan wurde. Oft hatten solche Paare auch für den Fall einer Razzia, zwei Schlafzimmer. Erwin kannte diese Situationen, diese Gefühle für einen Mann. Doch es war jetzt eh keine Zeit groß darüber nach zu denken, es ging ihn ja im Prinzip überhaupt nichts an, wie die beiden lebten. Und so in Gedanken versunken betrat er das kleine Café. Hier war noch immer was los und es schien nicht so als würde bald Feierabend gemacht werden. Erwin setzte sich auf einen der Hocker direkt an der kleinen Bar, wo es offensichtlich nicht nur warme Getränke gab, sondern auch für die Herren schon mal ein kühles Bier. So bestellte er sich gleich eins und sah sich die Karte an, was dieses Café zu essen anbot. Sofort viel ihm etwas ins Auge und dieses bestellte er dann auch. Sein Blick schweifte einmal über seine Umgebung und blieb an einem Kellner hängen, seine Augen wurden groß. Dieses Gesicht… Diese kalten Augen, das pechschwarze Haar und diese doch recht blasse Haut. Wie lange war es jetzt her, dass seine Truppen diesen Jungen gerettet hatten? 7 oder 8 Jahre, es war noch recht zum Anfang des Krieges gewesen. Sie hatten ihn hierherbringen lassen, damit er in Sicherheit war und scheinbar hatte er auch eine Familie gefunden, die ihn aufgenommen hatte, denn sonst hätte ein solcher junger Mann niemals überlebt, dieser war damals recht klein für sein Alter gewesen und auch Heute reichte er Erwin geschätzt nur bis zur Schulter. Seine Hände wurden auf einmal ganz schwitzig, wie damals als er ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Erwin hatte es sich nie wirklich eingestanden, doch er fühlte sich damals schon ungemein zu dem Jungen hingezogen, weshalb er es befürwortet hatte, dass dieser nicht seiner Truppe beitrat, sondern weggeschickt wurde. Es war besser für sie beide gewesen, dass spürte er, denn kurz nach dem der Konvoi weg war, waren sie in Beschuss geraten. Nicht einmal die Hälfte seiner Soldaten hatten diesen Beschuss überlebt, nur die Fähigsten unter ihnen waren am Leben geblieben und das wäre wirklich kein sonderlich guter Einfluss auf den jungen Mann gewesen. Doch noch bevor er etwas sagen konnte, bevor er ihn begrüßen konnte, war der junge Mann wieder nach hinten in die Räumlichkeiten der Mitarbeiter verschwunden. Noch immer konnte er es nicht glauben, konnte nicht glauben was hier gerade passiert war und für jemanden, wie ihn, war es fast ein Wunder! Eine Fügung des Schicksals… Doch nicht jeder konnte so viel Glück haben und er beschloss es definitiv etwas langsamer anzugehen und würde vorerst nur ab und an vorbeikommen, um sich hier ein Bier oder aber ein Kaffee oder Tee zu trinken. Das letzte was Erwin wollte war Geister der Vergangenheit wecken, immerhin wurde er selber noch von seinen eigenen Dämonen manchmal heimgesucht. Er würde erstmal die Zeit genießen, ihn zu beobachten und ihn lebend zu sehen. Das war etwas, für Erwin Hoffnung für die Zukunft war und ein kleiner Lichtblick, dass all das Kämpfen und all diese Schlachten nicht umsonst gewesen waren. -*- Den Tag hatte er damit begonnen, sich frische Blumen für das Café bei seinen Nachbarn abzuholen und alles sauber zu machen. Levi war unheimlich penibel und das war auch etwas, was sein Café ausmachte. Trotz der Zeit, in der sie lebten, achtete er darauf, dass einfach alles zusammenpasste und dass es wirklich gut aussah. Es gab viele Holztöne in dem kleinen Café, von dunkel bis hell, und alles passte perfekt zueinander. Im Laufe des Tages hatte er nicht wirklich Zeit über sich und seine Vergangenheit nach zu denken, denn sie hatten wie so oft einfach viel zu viel zu tun. Denn neben dem wirklich gut laufenden Kaffee und Tee, welcher natürlich nur Spitzenqualität hatte, hatten sie auch eine mehr als gut laufende Küche und einige Speisen kamen sehr gut an. Sie wechselten auch regelmäßig zwischen Frühstücks- und Mittagskarte, darüber hinaus gab es noch eine kleine Karte für den Abend, diese beinhaltete meistens nur kleinere Snacks für die Arbeiter aus den Fabriken oder aber für die Wehrmachtsmitarbeiter. Heute war es wohl etwas ruhiger, weshalb er selber damit beschäftigt war mit zu bedienen und ihm dann am Abend erst auffiel, dass er den ganzen Tag noch nichts gegessen oder getrunken hatte, weshalb er in den Mitarbeiterraum verschwand, wo er seine Box aus seiner Tasche holte und was aß und einen Tee dazu trank. Danach kam er wieder in den Cafébereich und entdeckte IHN an der Theke. Wie lange hatte er ihn nicht mehr gesehen? Wie oft hatte er nachts wach gelegen und an ihn gedacht? Geglaubt er wäre längst gestorben? Sein Lebensretter…Anders konnte er es nicht beschreiben. Erwin Smith hatte ihn damals das Leben gerettet und er hatte es ihm zurückgeben wollen, doch der Kommandant hatte ihn weggeschickt. Damals hatte Levi ihn dafür gehasst, doch hinter hatte er erfahren, dass die Truppe angegriffen wurde und er hatte geglaubt ihn nie wieder zu sehen. Doch da war er…in seiner Uniform, oder zumindest ein Teil davon, und trank sich ein Bier, aß etwas von den Abendsnacks und schien sich hier genau umzusehen und genau in diesem Moment trafen sich ihre Blicke, Levi spürte wieder dieses Kribbeln in seinem Körper, dieser Mann hatte einfach eine Wirkung auf ihn wie kein anderer. Sollte er ihn ansprechen? Er beschloss damit zu warten. Er würde ihn ansprechen, wenn das Café etwas leerer wurde und sie etwas für sich sein konnten. Levi hatte es bisher erfolgreich geheim halten können, dass er aus Verdun stammte, dass er französische Wurzeln hatte, all das hatte er verstecken können und die Familie, die ihn aufgenommen hatte, hatte das nicht interessiert. Sie waren sehr liebevolle Menschen gewesen, auch Furlan und Isabel hatten sie aufgenommen. Doch nach einem weiteren Bombenangriff waren diese beiden auch fort. Levi hatte dann das Café der Familie übernommen und führte dies nun so gut er konnte in diesen Zeiten. Er wollte keine Geister der Vergangenheit wecken, doch wollte er auch nicht einfach so an Erwin vorbei gehen und weiter machen, als hätten sie keine gemeinsame Geschichte. Als es dann gegen 22 Uhr leer wurde und nur noch er und Erwin da waren, setzte er sich mit einem Tee zu dem blonden Kommandanten an die Theke und starrte gerade aus. Was sollte er sagen? Levi war nicht gerade geschickt darin, mit Worten, um zu gehen… hatte er doch ein wenig Angst das Falsche zu sagen. „Ich bin froh, dass du überlebt hast.“ Hörte er dann nur die Stimme des Kommandanten und schloss kurz die Augen, ehe er zu ihm sah. „Das habe ich nur dank Euch! Wärt ihr nicht gewesen…Dann wäre ich in Verdun gestorben und ich habe…“ „Wie du siehst, bin ich nicht gestorben… Aber ich habe viele gute Soldaten verloren und eine Weile für mich gebraucht, um das alles zu verarbeiten. Wie geht es dir?“ Levi sah wieder auf die Tasse vor sich, krallte sich ein wenig in die kleine Kellnerschürze und holte Luft. „Mir geht es gut. Dank Ihnen habe ich überlebt… Und ich habe mich nie dafür bedankt.“ sagte er und sah wie Erwin abwinkte, sich zu ihm drehte und ihn anlächelte. „Du brauchst dich dafür nicht zu bedanken. Denn wer im Krieg seine Menschlichkeit verliert ist nicht viel besser als die Monster, die uns in den Krieg schicken.“ Erwin stand dann auf und legte etwas Geld auf den Tresen. Es war etwas mehr als man für die kleine Mahlzeit und das Bier bezahlen müsste. „Der Rest ist für dich und ich komme natürlich gerne wieder. Aber jetzt muss ich heim, mein Bett wartet und morgen habe ich einen anstrengenden Tag vor mir.“ Levi sah ihn an, beobachtete jede Regung und schluckte innerlich. Ein Mann wie Erwin, der würde doch nie…SO sein…Nicht so wie Reiner und Berthold…Innerlich seufzte er und stand dann auf. „Ich freue mich auf viele weitere Besuche.“ Er sah noch wie Erwin das Café verließ. Und er selbst wusste ja auch noch nicht ob er so war wie Reiner und Berthold oder ob er sich vielleicht nicht doch eines Tages wohl eher zu Frauen hingezogen fühlte. Da er aber auch keinerlei Interesse daran hatte, schnell zu heiraten, blieb noch genug Zeit darüber nach zu denken und das auch heraus zu finden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)