Take Me Out von Phoenix-of-Darkness (Die Datingshow) ================================================================================ Kapitel 3: Kandidat 03 ---------------------- „Und hier ist unser Zar, für die 30 hungrigen Bolschewiki! Hier kommt unser neuer Single!“ Noch während ich diesen Vergleich ausspreche, schreit Dr. K. mir aufs Ohr, dass ich diesen Satz doch nicht bringen kann. Ja es hat einen faden Beigeschmack für uns Russen. Aber eigentlich will ich damit nur erreichen, dass wir über der ganzen Zarengeschichte stehen. Der Fahrstuhl setzt sich in Bewegung und...ist das Gestöhne!? Eigentlich wäre jetzt der Zeitpunkt, an dem die Musik einsetzt. Allerdings kann ich nur diese obszönen Geräusche vernehmen. Unsicher fasse ich mir ans Ohr. Das ist das Zeichen an Dr. K., dass ich nicht weiter weiß. Aber sie kann mich beruhigen. Ich erfahre, dass es sich um Rammsteins ‚Rein – Raus‘ handelt. Diese Wahl finde ich interessant. Rei hatte eine chinesische Band gewählt und Moses hatte ebenfalls einen Song gewählt, der ein wenig zu ihm passte. Sollte das nun bedeuten, dass der Kandidat ein guter Stecher ist? Immerhin sind Rammstein für ihre anstößigen Texte berühmt und werden hierzulande gefeiert. Die Glastür öffnet sich und ein junger, rothaariger Mann steigt heraus. Ich bin von seiner Erscheinung geflasht. Er hat nicht nur leuchtend, rote Haare. Was mir sofort ins Auge sticht, sind diese kühlen, stechend blauen Augen. Kurz lässt der Rothaarige seinen Blick über die Zuschauer gleiten. Dann wendet er sich ab und schreitet den Gang vor den Pulten entlang. Doch anders als Rei und Moses, klatscht er nicht die Hände ab. Der Rotschopf hat die seinen in den Hosentaschen und läuft lässig an ihnen vorbei. Die ersten Singles sind noch etwas irritiert. Doch so haben sie einen besseren Blick auf dessen Körper und wenn ich mir die hechelnden Gesichter mancher Kandidaten ansehe, dann würde ich fast behaupten, dass da das Hirn in die Hose gerutscht ist. Der Rothaarige beendet seinen Catwalk und wir treffen uns wieder auf dem kleinen Plateau. Ich will ihm zur Begrüßung die Hand reichen, aber in diesem Moment wendet er sich schon an die Kandidaten. Was ist das für ein kühler Blick? Ich schaudere, während ganz offensichtlich ein Kandidat entzückt quietscht. Verblüfft sehe ich in die Richtung. Hiruta!? Anscheinend trifft der kühle Single neben mir Hirutas Geschmack. Denn dieser hüpft begeistert hinter seinem Pult auf und ab. So ein Verhalten hätte ich eher Makkusu zugeschrieben, aber eventuell hat ja auch mein Lieblingskandidat noch andere Seiten. Der Applaus senkt sich und ich will das Wort ergreifen. “Ich bin-“ Was zum…!? Ich räuspere mich und bekomme einen eiskalten Blick aus den eisblauen Augen zugeschmissen, dass ich das Gefühl habe, dass die Temperatur auf -50°C sinkt. „N..noch…moderiere ich die Sendung.“ Meine Stimme versagt fast. Doch ich erlange meine Fassung zurück. Der Typ neben mir hat eine Aura an sich, dass sich mir die Nackenhaare aufstellen. Doch er schließt die Augen und atmet kurz durch. “Sorry..“ Die dunkle Aura verschwindet und ich kann freier atmen. Ich lächle und gebe den Startschuss. „Stell dich bitte vor.“ “Ich bin Yuriy Ivanov und lebe hier in Moskau.“ Applaus und begeisterte Pfiffe dringen an mein Ohr. „Yuriy, also.“ Ich klopfe ihm freundschaftlich auf die Schulter und wünsche mir augenblicklich, dass ich das unterlassen hätte. Ich schwöre, wenn Blicke töten könnten…. Schnell wende ich mich an die 30 Singles. „Vorstellungsrunde – check! Ihr wisst ja mittlerweile wie es läuft. Ist er euer Mann- lasst die Lampe an. Drückt ihr aus – seid ihr raus.“ Kurz hintereinander ertönen 8 Signale und sofort bin ich auf den Weg zu den roten Lichtern. Ich muss mich sogar etwas zusammen reißen, dass es nicht so wirkt, als ob ich fliehen würde. „22 Leute wollen mit dir ausgehen. Lediglich 8 Singles nicht und genau die werde ich jetzt mal befragen.“ „King! Was ist los?“ “Ja also…es…nun…“ Wieso stottert der denn jetzt und traut sich nicht zu Yuriy zu sehen? Hab ich mir diese finstere Aura vielleicht nicht nur eingebildet? Aber eventuell ist King auch nur etwas eingeschüchtert. Verübeln kann ich es ihm nicht. “Sorry, aber es sind die Haare….ich steh einfach nicht auf rot. Ich meine...“ Der Weißhaarige schluckt und ich bin gespannt was jetzt kommt. “…man kennt doch die Aussage, dass Rothaarige keine Seele besitzen.“ Es trifft mich wie ein Blitzschlag. Auf so einen Kommentar war ich nicht gefasst und bevor ich irgendetwas darauf erwidern kann, vernehme ich ein abfälliges Schnauben. “Du bist vielleicht ein Weichei.“ Wer hat das gesagt? Ich sehe mich um und mein Blick fällt auf Kai. Ich geh zu ihm und bleibe neben ihm stehen. „Warum ist King ein Weichei?“ Insgeheim bin ich dem Halbrussen dankbar, dass er zügig von dieser dezent rassistischen Aussage ablenkt. “Ganz einfach. Sieh ihn dir doch mal an. Ihm schlottern bereits die Knie und das nur beim Anblick von diesem Yuriy.“ Wenn man zwischen den Zeilen liest, heißt das dann dass Kai Interesse an Yuriy hat? Immerhin steht Kai noch unter dem weißen Licht. „Heißt das, dass Yuriy dein Typ ist?“ Doch Kai schnaubt nur erneut und verschränkt die Arme. “So weit würde ich jetzt nicht gehen.“ Ich verdrehe innerlich die Augen. Ich werde aus ihm einfach nicht schlau. Dieser Kai und dieser Yuriy würden echt zusammen passen. Sie bringen beide mein Blut zum kochen bzw. zum erfrieren. Ich wende mich ab und fahre fort, die Personen zu befragen, welche den Buzzer betätigt haben. „Dunga! Du willst Yuriy auch nicht treffen!“ Es ist keine Frage meinerseits. Denn Dunga steht in rötlichem Licht. „Ja…also ich hab auch, dass Problem mit den Haaren. Jedoch nicht wegen der Haarfarbe.“Ein bisschen habe ich den Eindruck, dass der zweite Satz eher an Kai gewendet war, welcher den Rothaarigen zuvor verteidigt hatte. “Ich steh halt nicht so auf Männer, die ihre Haare mit Gel oder Haarspray tyrannisieren.“ Mein Blick gleitet nach vorne zu Yuriy. Jetzt wo Dunga das angesprochen hat. Ich glaube er hat recht. Das muss wahnsinnig viel Arbeit gewesen sein, dass die Haare so fixiert abstehen. „Joa…gut..na ja…du kannst ja auch nichts dafür, dass du das nicht magst.“ Ich seufze theatralisch. „Alle wollen sie einen großen Mann. Dann haben wir hier einen und dann passt die Haarfarbe nicht. Irgendwas ist einfach immer.“ Ich murmel das so vor mich hin. Dennoch ist mir bewusst, dass mich alle hören können und dem Publikum scheint es zu gefallen. Unter der Begleitung des Applauses, komme ich beim Nächsten an. „Kane. Du hast ebenfalls gedrückt und jetzt sag mir nicht, dass es die roten Haare sind. Mit dem Thema sind wir durch.“ “Nein es sind nicht die Haare. Die finde ich sogar gut“ „Aha und warum hast du gedrückt?“ “Mir gefällt dein Aussehen, wirklich! Deine Haare, die eisblauen Augen. Dein Körper – wow!“ Ich räuspere mich, denn Kane driftet in Schwärmerei ab, während er Yuriy direkt anspricht. „Ich wiederhole: Warum hast du dann gedrückt, Kane?“ Dieser seufzt. “Wegen seiner Ausstrahlung.“ „Seiner Ausstrahlung?“ Ich kann mir denken, was er meint. Doch da wir uns hier in einer Unterhaltungsshow befinden, soll Kane auch alles aussprechen. Dieser sieht mich auch an. “Schüchtert er dich denn nicht ein, Borcloff? Also ich hab irgendwie Angst ihn auch nur falsch anzusehen.“ Na wenigstens ein Kandidat der ehrlich ist. Doch ich winke ab. „Ach was. Er wird dir schon keine rein hauen oder so.“ “Ich meinte damit nicht, dass er gewalttätig wirkt.“ Kane protestiert noch, aber ich ziehe summend weiter. Denn ich habe mir meinen Liebling raus gesucht. „Na Hiruta.“ Ich muss grinsen. „Du hast ja vorhin ganz aufgeregt gequietscht. Lass mich raten… Russe, Vodka, saufen, geil!?“ Wenn ich keine Ohren hätte, würde ich an dieser Stelle wohl im Kreise grinsen. Aber ich finde die Kombination sehr passend. Vorurteile hin oder her. Ich bin auch Russe und ja, auch ich vertrage einiges. “Ja isch steh auf Russen. Die vertragen einiges und isch liebe seine Kleidung – 1a!“ Wusste ich es doch. Allerdings würde mich Yuriys Meinung dazu interessieren und so wende ich mich an ihn. „Trinkst du denn gerne?“ Hiruta hibbelt nervös von einem auf das andere Bein und der Rothaarige überlegt gespielt lange. “Kommt drauf an.“ Er äußert sich geheimnisvoll und Hirutas Nervosität ist für mich fast greifbar und so kann er seinen Kommentar auch nicht für sich behalten. “Überleg dir gut was du sachst!“ Augenscheinlich fährt er wirklich auf Yuriy ab. Abschätzend mustert dieser Hiruta. “Ich trinke nur mit Freunden.“ Der Unterton saß. Unmissverständlich hat der Russe damit klar gemacht, dass mein Lieblingskandidat für ihn nicht infrage kommt und auch alle anderen haben es verstanden und amüsieren sich prächtig. Ich kann nur hilflos die Hand vors Gesicht halten. “Dann eben nischt.“ Oje, Hiruta ist angefressen. Ich versuche noch im Weggehen ihn zu besänftigen. „Das sagt Yuriy nur so. Er wollte nicht direkt angeben. In Wirklichkeit ist er bestimmt ‚harte‘ noch zu allem fähig.“ Bewusst habe ich diese Wortwahl gewählt und erhasche ein flüchtiges Grinsen auf Yuriys Gesicht. Der kann also auch anders. „Hallo Giancarlo.“ “Jaaa~“ Wieder kichert der. „Gefällt er dir gut?“ “Jaaa, mega!! Der Body ist der Hammer und…ach Borcloff…stell ihn dir doch mal in Leoparden Print vor.“ Meine linke Augenbraue hebt sich von alleine. Das möchte ich mir einfach nicht vorstellen. Doch der Italiener ist so hin und weg, dass er hinter seinem Pult zusammen rutscht und eine Speichelspur hinterlässt. Ich schaue über das Pult nach ihm und fächere ihm etwas Luft zu. „Geht’s?“ Ein wenig Besorgnis schwingt in meiner Stimme mit. Nur sehr ungern würde ich die Show jetzt unterbrechen. Doch Giancarlo rappelt sich wieder auf und nickt mir zu. Da ich somit etwas Zeit vergeudet habe, wende ich mich direkt an Mihaeru. „Dir gefällt er auch? Auch ohne die Vorstellung von Leo-Print?“ Nochmals ein kleiner Seitenhieb zu Giancarlo. “Tendenziell nicht so mein Typ, a-“ „Gut dann geh ich zu deinem Nachbarn.“ Schon bin ich bei dem Neuen. „Howling! Du bist frisch bei uns.“ “Er macht doch einen super Eindruck. Irgendwas finde ich anziehend an ihn. Ich weiß nur noch nicht was genau es ist.“ Ich bin froh, dass es doch noch normale Antworten gibt. Zwar weiß ich nicht, was genau Lupinex Howling an ihm findet, aber okay. Zielstrebig laufe ich auf die andere Seite und geselle mich zu Olivier. Hoffentlich reagiert er etwas verhaltener als sein italienischer Kumpel. „Nun Olivier. dir gefällt Yuriy auch. Warum?“ Allerdings läuft der Franzose nur knallrot an, öffnet den Mund und schließt ihn zugleich wieder. Ich sehe zu dem Russen und diesen scheint es zu amüsieren. Daher gehe ich weiter und erhoffe mir von Manabu etwas mehr. „Manabu!“ Angesprochener richtet seine Brille. „Was gefällt dir an Yuriy?“ “Einfach alles! Ich hab das Lied vom Anfang analysiert und das macht definitiv Lust auf mehr.“ Ich halte inne und versuche mich an den Text zu erinnern. Doch mehr als die Worte ‚rein‘, ‚raus‘ und ‚tiefer‘ fallen mir nicht mehr ein. „Ähm…sonst noch was?“ “Das Outfit, die Haare, die Augen…100% perfekt.“ Ein bisschen hat der Braunhaarige was von einem Computer. Allerdings scheint Yuriy sehr empfänglich für solche Komplimente zu sein. Er wirkt nicht mehr so unterkühlt und unnahbar. Vielleicht musste er auch erst auftauen. Denn Yuriy ergreift das Wort. “Danke für die Komplimente, Manabu.“ Das klang ja richtig nett. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, als würde etwas unter Yuriys Haut lauern, etwas Animalisches. Doch darüber darf ich mir jetzt keine Gedanken machen. Soll er doch so mysteriös bleiben. Ich sollte zusehen, dass ich ihn an den Mann bekomme. Immerhin ist das hier mein Job. „Also Boris. Wie findest du Yuriy?“ Kumpelhaft lehne ich mich an sein Pult. “Er ist groß. Sieht gut aus. Ich will noch ein bisschen was von ihm sehen.“ „Na das klingt doch toll und dein Wunsch ist mir Befehl!“ Ich verneige mich und gehe wieder nach vorne zu Yuriy. „Mein Lieber…“ Ich untersage mir selbst den Rothaarigen zu berühren. Daher stelle ich mich einfach nur neben ihn. „…wir schauen uns etwas an…über dein Leben, was dich ausmacht. Ich bin gespannt was wir über dich erfahren werden.“ Begeistertes Klatschen seitens des Publikums. Doch ich bin noch nicht fertig und so gestikuliere ich mit meinen Händen, dass die Zuschauer sich gedulden sollen. „Ihr schaut aufmerksam zu. Ist er euer Mann – lasst die Lampe an. Drückt ihr aus – seid ihr raus!“ Dieser Satz wirkt zwar auf Dauer nervig. Aber er gehört nun mal zu dieser Show. Außerdem ist er das Signal an die einzelnen Techniker. Denn augenblicklich dämmt sich wieder das Licht im Studio und auf der Leinwand startet der Film. Anders als erwartet hat mein Team den rothaarigen Russen nicht vor einen von Russlands Sehenswürdigkeiten gefilmt. Soweit ich das erkennen kann, befindet sich Yuriy am Rande des Waldes nahe dem Dorf Jekaterinovka. Eine dichte Schneedecke bedeckt den Waldboden und Yuriy lehnt lässig an einer Kiefer. „Meine Freizeit verbringe ich viel in der Natur.“ Sofort vernehme ich 4 Zonktöne. „Hier in den Wäldern Russlands habe ich einen super Ausgleich zum Großstadttrubel Moskaus. Mein Partner sollte also der Kälte etwas entgegensetzten können.“ Wieder 2 Buzzer. Ich frage mich: Was hat die Jugend nur gegen die Natur? Oder liegt es daran, dass sie sich der russischen Kälte nicht aussetzen wollen? Die Umgebung im Film wechselt und augenscheinlich befinden wir uns nun bei Yuriy zu Hause. Sein Zuhause wirkt sehr groß und ist modern eingerichtet. Unweigerlich frage ich mich, ob man in so einer großen Bude alleine leben kann. Das Team folgt dem Rotschopf in die Küche. „Ich muss gestehen, dass ich kein Händchen fürs Kochen habe. Daher wäre es gut, wenn ich jemanden an meiner Seite hätte, der diese Aufgabe übernimmt.“ BÄMM! Sofort ertönen 3 weitere Zonktöne. Ich glaube Kochen will heutzutage niemand mehr. Denn schon in den Staffeln davor, war das Thema Kochen ein Streitpunkt. „Eventuell würde ich mich auch als Küchenhilfe anbieten.“ Oh ich glaube jetzt bereuen einige, dass sie gebuzzert haben. Denn deutlich sieht man das anzügliche Grinsen. Damit endet auch der kurze Film und alle im Studio richten ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich. Es geht weiter und ich zähle kurz durch. „13 möchten mit dir weggehen. Doch ich frage erst einmal diejenigen, die gedrückt haben.“ „Takao, altes Haus.“ “Eeehh..ich kann mein Lieblingsessen echt gut kochen-“ Ich sehe ihn an und hebe den Zeigefinger. „Eins?“ “Eins…genau….japanisches Curry. Also das kann ich wirklich, wirklich gut und das bekommen auch all meine Gäste, immer…“ „Immer?“ Ich ziehe eine Augenbraue hoch. Na da darf man nicht allzu oft im Monat zu Gast sein. “Ja immer. Aber ich kann ja nun nicht immer, 7 Tage die Woche, wenn er bei mir ist japanisches Curry essen. Gut ich kann das und meine Freunde haben sich damit abgefunden, aber ich denke…du nicht.“ Und damit wendet sich Takao schulterzuckend direkt an Yuriy. „Wie wäre es denn mit einem anderen Gericht, welches du zubereitest?“ “Ach nö. Ich lass mich dann lieber einladen.“ Takao winkt lachend ab und vor meinem inneren Auge versuche ich gerade zu überschlagen, was das kosten mag, wenn man ständig irgendwo essen geht. Anscheinend errät der Japaner auch in welche Richtung meine Gedanken gehen und so versucht er noch einzulenken. “Ja also Basics gehen da schon auch noch.“ Ich wende mich ihm zu und sehe ihn fragend an. „Was sind denn bei dir Basics?“ “Na Salat und so.“ „Wow!“ Übertrieben beeindruckt sehe ich ihn an. “Du kannst ernsthaft Salat waschen? Ist nicht wahr!!!” Der Cap Träger kratzt sich verlegen am Hinterkopf. “Na immerhin, oder?“ „Ja, ja, ja….“ Ich ziehe weiter. „Manabu!! Eben warst du noch völlig hin und weg. Du sagtest so etwas wie 100%!“ Ich lege einen Arm um den Brillenträger und deute mit meiner anderen Hand zu Yuriy. „Musstest du Prozente abziehen wegen dem Kochen?“ “Nein, nicht nur wegen dem Kochen. Kochen kann ich auch nicht, dafür aber super bestellen. Aber er ist mir, im Nachhinein betrachtet, doch zu groß.“ Ich werde stutzig und löse mich von Manabu, damit ich ihn ansehen kann. „Das fällt dir jetzt erst auf? Was war los? Hast du dir jetzt erst die Brille geputzt?“ “Nee…also ja…also…ich hab überlegt, wenn ich so neben ihm stehe und ständig nach oben gucken muss….da bekomme ich ja Nackenstarre und das ist zu 100% ungünstig.“ „Dann legt ihr euch halt hin.“ Upps… Manabu und die Zuschauer müssen lachen. Doch Yuriy verzieht nur etwas gequält das Gesicht. Ich glaube die Komplimente vorhin hat er gerne angenommen, doch den Brillenträger als Date oder sogar als Partner möchte er nicht. An und für sich eh egal, da Manabu den Buzzer ja betätigt hat. Ich schlendere also zum nächsten roten Licht. „Ozuma, Ozuma. Du hast auch gedrückt. Was stört dich denn?“ “Er sieht ja echt gut aus und ist auch wirklich voll mein Typ…“ „Aber?“ “Aber auch ich kann leider gar nicht kochen…ich bin darin wirklich schlecht…also sorry.“ Mit einem charmanten Lächeln überbringt Ozuma diese Entschuldigung und Yuriy applaudiert ihm anerkennend. Mein Weg führt mich wieder zu dem Italiener. Eigentlich wollte ich ja an ihm vorbei gehen. Doch die Auswahl ist kleiner geworden, sodass ich ihm noch eine Chance gebe. „Du stehst nach wie vor auf Yuriy?“ Bitte lass ihn nicht wieder von Leoparden anfangen. “Ja klar.“ Er wendet sich mit einem Augenzwinkern an den Russen. “Pasta, Pizza…von mir bekommst du alles was du willst.“ Grinsend wende auch mich nach vorn. „Da hörst du es. Ein waschechter Italiener und du bekommst alles was du willst.“ Auch ich kann mir ein Augenzwinkern dabei nicht verkneifen. Tja und was soll ich sagen. Zum ersten Mal wirkt es so, als würde es Yuriy kalt den Rücken runter laufen. Denn er sieht demonstrativ in eine andere Richtung. Nur wo schaut er da denn hin? Ich versuche den Kandidaten ausfindig zu machen. Es befinden sich jedoch noch zwei weiße Lichter in dieser Richtung. „Sergej, ich grüße dich.“ “Hey.“ Boah, was für eine tiefe Stimme. „Sergej, Russe. Yuriy, Russe. Ein stattlicher Mann! Passt doch wie die Faust aufs Augen.“ “Wie die Faust vielleicht nicht. Aber er ist interessant. Allerdings bezweifel ich etwas, dass er Interesse an mir haben könnte.“ Verwirrt sehe ich den blonden Hünen an. „Nun ja du hast nicht gedrückt. Aber wieso, wenn du doch Zweifel hast?“ “Na ja, ich bin eher der dominante Typ und ich glaube darin liegt das Problem!“ Ah, ich verstehe. Sergej ist der Meinung, dass auch Yuriy eher der dominante Part in einer Beziehung ist. Diesen Einwand kann ich nachvollziehen und anscheinend will Sergej es darauf ankommen lassen. “Zudem…ich will nicht wissen was er für Training macht, bei dem athletischen Körper. Aber glaub mir Borcloff…der macht’s die ganze Nacht. Ich hab da ein Auge für.“ Bei so viel Direktheit entweicht mir glatt die Gesichtsfarbe und während das Publikum grölt, erhasche ich nur ein kurzes selbstbewusstes Grinsen auf Yuriys Gesicht. „Ha..hast du gerade wirklich gesagt, was ich gehört habe?“ stottere ich und Sergej bejaht gelassen. Ich kann nur sagen, dass die Zuschauer schier ausflippen. Tja…jeder wie er es mag. „Die Bilder bekomme ich dann auch nicht mehr aus dem Kopf, aber dankeschön!“ Ich gehe weiter zu Kai, dem zweiten weißen Licht. Doch ich komme gar nicht zu Wort und er würdigt mich nicht mal eines Blickes. Stattdessen ruht sein Blick auf dem Rothaarigen. “Wenn du jetzt wissen willst, ob ich kochen kann…ja kann ich.“ Uiuiui. Dabei war ich mir unsicher ob ich ihn danach frage. Ich sehe unschlüssig von Kai zu Yuriy und wieder zurück. Also irgendwie hab ich das Gefühl, dass wir bei den beiden auch ein Dominanzproblem hätten. Doch wieso hat der Rotschopf dann in diese Richtung gesehen, wenn sowohl Sergej, als auch Kai eher dominant sind?! Doch darauf werde ich wohl keine Antwort erhalten und so gehe ich weiter. Ich lasse meinen Blick über die weißen Lichter gleiten und bleibe schließlich bei Garland stehen. Dieser wendet sich auch direkt an Yuriy. “Was hörst du denn so für Musik?“ Ich lache und sehe zu ihm. „Na das hast du doch vorhin gehört. Rammstein!! Rein – Raus…und wie Sergej es beschrieben hat…die ganze Nacht!“ Prustendes Gelächter erfüllt das Studio. Ich habe diesen Satz so trocken rausgehauen und niemand hatte damit gerechnet. Vor allem Dr. K. nicht. Denn eigentlich hätte sie mich jetzt ermahnt, doch ich vermute mal, dass sie sprach- und fassungslos auf ihrem Stuhl zusammen gerutscht ist. Zumindest stelle ich mir das so vor. Eigentlich trifft Garlands Gesichtsausdruck meine Vorstellung bezüglich meiner Regieassistentin. Daher lasse ich ihn so schockiert zurück und gehe zu Raul. „Raul! Was gefällt dir gut?“ “Mir gefällt, dass er sowohl in Großstädten, als auch in der Natur zuhause ist. Ich trete mit meinen akrobatischen Künsten gern in Städten auf. Da könnte ich mir vorstellen, dass so ein Spaziergang im Wald auch ein guter Ausgleich für mich wäre.“ Ja das klingt doch, als würde er zu Yuriy passen. Ich mustere Raul nochmal kurz und joa…joa die passen zusammen. Mein Weg führt mich wieder zu dem Rothaarigen und ich wende mich an ihn. „Wir werden keinen 2. Film von dir sehen.“ “Nein, das ist richtig. Ich werde etwas ‚vorführen‘!“ Ich wende mich an die Singles hinter ihren Pulten. „Seid bitte nicht traurig. Wir schicken Yuriy kurz hinter die Bühne. Aber keine Sorge er ist gleich zurück.“ Damit startet noch einmal der Song von Rammstein und Yuriy lässt es sich nicht nehmen gediegenen Schrittes zum Fahrstuhl zu gehen. Während der Rotschopf hinter der Bühne ist, habe ich kurz Pause. Natürlich sind auch die Kameras aus und die Kandidaten können etwas miteinander quatschen. Ich hingegen beobachte gerade wie Mariam mehrere Zielscheiben hier vorne auf dem Plateau montiert. Was Yuriy wohl vorführt? Ein bisschen mulmig ist mir ja schon zumute. Doch ich kann keinen Gedanken weiter daran verschwenden, denn hinter mir höre ich schon die unheilvolle Stimme von Dr. K. „Borcloff!!! Spinnst du!?“ Schnaubend kommt sie zu mir. „Du kannst doch nicht so viele Zweideutigkeiten in der Show bringen.“ Hach sie wirkt schon süß, wie sie vor mir steht. Die Wangen gerötet vor Wut und mit dem Fuß stampfend, um ihre Empörung zu verdeutlichen. „Es tut mir leid. Allerdings bin ich nicht alleine schuld. Manch einer der Kandidaten ist da schlimmer als ich.“ Sie seufzt und ihre Wut scheint ein wenig zu verrauchen. „Und was sollte das mit dem Zar und den Bolschewiki? Ich fasse es einfach nicht.“ Beruhigend lege ich meine Arme auf ihre Schultern. „Mach dir keinen Kopf. Das ist schon so lang her. Unsere Zuschauer sind jung und ich denke, dass sie damit klar kommen.“ Sie sieht mich an. „Ich hoffe für dich, dass der Sender diese Formulierung durchwinkt. Ansonsten können wir diese Folge nicht ausstrahlen.“ Ich rolle dezent mit den Augen. Sie macht sich wirklich um alles Sorgen und sollte lieber etwas lockerer werden. „Sollte es Ärger geben, dann regel ich das – keine Sorge, ok?“ Ihre Schultern sacken etwas ab. Anscheinend lässt ihre Anspannung nach. „Na gut. Aber bitte keine Überraschungen mehr in den letzten Minuten, ok?“ Ich nicke. „Gut.“ Damit wendet sie sich ab und will gehen. Doch da fällt mir meine Überlegung wieder ein. „Ach warte mal!“ Schnell habe ich die Distanz zu ihr wieder verkürzt. „Sag mal, was bedeuten denn die ganzen Zielscheiben?“ Oh, ihre Lippen umspielt ein süffisantes Lächeln. „Wart‘ es ab! Ich an deiner Stelle wäre jetzt mit Kommentaren sehr, sehr vorsichtig.“ Damit lässt sie mich stehen und ihr Unterton lässt nichts Gutes erahnen. Auch das mittlerweile aufgestellte Panzerschutzglas vermittelt mir keine Sicherheit. Der Countdown ertönt und die Kandidaten beziehen wieder Stellung hinter ihren Pulten. Auch ich setzte mich in Bewegung und platziere mich wieder auf dem kleinen Plateau. Allerdings wende ich mich von dem Fahrstuhl ab und sehe zu der Treppe. Die Kameras gehen wieder an und ich spreche in diese. „Wollen wir doch mal sehen, was Yuriy uns mitgebracht hat. Denkt dran liebe Singles – Ist er euer Mann – lasst die Lampe an. Drückt ihr aus – seid ihr raus.“ Ich beende diesen Satz und kurz darauf vernehme ich Rammsteins ‚Feuer frei‘. Mir schwant übles und in dem Moment betritt Yuriy das Studio, oberhalb der Treppe. Lässig hat er ein Gewehr über der Schulter und sein Becken ziert ein Waffengürtel. Ich vernehme 3 kurz aufeinander folgende Zonktöne. Doch Yuriy scheint dies nicht zu interessieren. Gelassen kommt er die Treppe zu mir runter und ich höre mich schlucken. Ich sehe zu, dass ich das kleine Plateau verlasse und der Rotschopf schwingt das Gewehr von seiner Schulter. Routiniert legt er es an und….. OH MEIN GOTT!! Er nimmt die Kandidaten ins Visier und ich höre wie sich Eddy und Manabu schreiend ducken. Augenblicklich halte ich die Luft an. Ich bin nicht mal fähig mich zu bewegen. Doch Yuriy grinst nur und wendet sich zu den Zielscheiben. Er entsichert das Gewehr und ich höre wie einige Kandidaten den Moment nutzen und sich selbst raus buzzern. Ich brauche Luft…Sauerstoff… Ach ja, ich sollte es mit atmen versuchen. Ich höre auf die Luft anzuhalten und sehe zu wie Yuriy eine Zielscheibe nach der anderen trifft. Was für ein Glück, dass es sich nur um aufgedruckte Umrisse eines Menschen handelt. Denn Yuriy trifft jedes Mal ins Herz. Die Kapazität seines Gewehrs erreicht ihr Ende und einen Moment hoffe ich, dass es vorbei ist. Doch da zieht er seine Waffe aus dem Halfter an seinem Gürtel. Mit ihr trifft er auch noch bei den letzten Zielscheiben ins Schwarze. Die Musik verstummt und der Rothaarige wendet sich zu mir. Doch ich bewege mich kein Stück. „I…ist die Munition alle?“ “Jetzt mach dir nicht ins Hemd, Borcloff.“ Yuriy sichert seine Waffe und steckt sie wieder ein. “Schau mich mal genau an. Fällt dir nicht irgendetwas an meiner Kleidung auf?!“ Seine Kleidung!? Ich mustere ihn und es fällt mir wie Schuppen von den Augen. „Du gehörst zu den Russia Special Forces!? Der Spezialeinheit der GRU?“ “Ganz genau!“ Grinsend verschränkt Yuriy die Arme und ich bin baff. Nie hätte ich erwartet, dass der zu dem Spezialeinsatzkommando der Russischen Förderation gehört. Völlig beeindruckt fehlen mir die Worte und ich sehe zu den Kandidaten. Ach herrje!!! Nur ein weißes Licht. Was soll ich denn jetzt sagen? Yuriys Auftritt hat mich völlig aus der Bahn geworfen und die Kandidaten sind auch alle verstört….vom Publikum will ich gar nicht erst sprechen. Viele von denen trauen sich nur langsam unter ihren Stühlen hervor. „Ja ähm…also..“ “Ich würde sagen, dass ich ein Date habe.“ Ich lache verzweifelt. „Du hast es erfasst!“ Mit einem Räuspern erlange ich meine Fassung wieder und gehe mit Yuriy zusammen in die Mitte. Ohne, dass ich ihn extra aufrufen muss, kommt Yuriys Date zu uns nach vorne. Wie bei den anderen Paaren will ich auch hier nach den Händen der beiden greifen, doch sie werfen mir tödliche Blicke zu. Daher lege ich meine Hände einfach ineinander. „Tja meine Damen und Herren. So schnell kann es gehen. Unsere Sendung erreicht nun ihr Ende und ich freue mich, dass wir auch für den 3. Kandidaten ein Date gefunden haben.“ Ich wende mich an den Rotschopf. „Yuriy, bist du zufrieden mit deinem Date?“ Angesprochener sieht an mir vorbei. „Sehr! Ich kann mich nicht beschweren. Für mich ist er die perfekte Wahl. Ich hätte niemand anderen gewollt.“ Ich sehe den Russen mit großen Augen an. So ein Geständnis hätte ich nicht erwartet und auch Yuriys Wahl scheint etwas überrumpelt. „Nun…du hast dich für Yuriy entschieden. Ist er dein Typ?“ Kai scheint seine Selbstkontrolle zurück zu erlangen und der leichte Rotschimmer auf seinen Wangen, welchen er durch Yuriys Aussage bekommen hatte, verblasst. „Er ist zumindest wesentlich interessanter als die vorherigen Typen.“ Ach ich geb es auf. Die beiden machen mich fertig. „Nun gut, dann wünsche ich euch ein schönes Date.“ Da ich ihre Hände nicht aneinander übergeben kann, trete ich zurück und bin gespannt wie die beiden das Studio verlassen. Der Rotschopf wendet sich Kai zu und hält ihm seine Hand entgegen. Ich rechne bereits damit, dass der Halbrusse sich schnaubend abwendet und einfach voraus stiefelt. Doch zu meiner Verwunderung ergreift er die ausgestreckte Hand nach kurzem Zögern. Beide schreiten den Weg zur Treppe entlang und gehen diese nach oben. Natürlich verzichten die beiden auf das Winken. Dennoch scheinen die Zuschauer von diesem Paar sehr angetan. Vergessen scheint Yuriys beunruhigende Vorführung. Denn die Leute stehen und klatschen Beifall. Die beiden kommen oben an und drehen sich zu uns. Ihre Hände lösen sie nicht und während Kai seine freie Hand lässig in der Hosentasche hat, streckt Yuriy seinen Arm empor. Ich folge dieser Geste und kann erkennen wie sich aus seiner Faust das Victory Zeichen bildet. Ich muss schmunzeln. So wenig wie die beiden hier an Emotionen gezeigt haben, bekomme ich den Eindruck, dass sie sich doch irgendwie gut tun. Die Kamera schwenkt wieder auf mich. Ich warte bis sich die Zuschauer wieder auf ihren Plätzen eingefunden haben. „Wie es mit unseren Paaren weiter geht, sehen Sie liebe Zuschauer daheim, nächste Woche. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend und kommt gut nach Hause!“ Ich verbeuge mich und im Anschluss winke ich freundlich in die Kamera. „Bis zum nächsten Mal!“ Die Techniker spielen die Melodie der Sendung ab und ich jogge in einem lockeren Tempo zu dem Fahrstuhl. Ich steige ein, die Tür schließt sich und mit einem letzten Winken, bringt mich der Fahrstuhl aus dem Studio. Hinter den Kulissen steige ich aus und atme erst einmal durch. Diese Sendung ist ganz schön anstrengend und der ein oder andere Kandidat hat dazu beigetragen. Ich ziehe meinen grünen Mantel aus, falte ihn und lege ihn mir über den Unterarm. Meine Schritte führen mich durch den Backstagebereich. Gerade komme ich an einer Flurkreuzung an, als ein Poltern mich innehalten lässt. Ich sehe nach links und erkenne sofort das letzte Paar aus der heutigen Sendung. Unsicher sehe ich mich um und presse mich an die Wand. Inständig hoffe ich, dass die beiden mich nicht bemerkt haben. „Yuriy, was soll der Scheiß!?“ Ich kann Kais Fauchen hören und sehe zögerlich um die Ecke. Der Halbrusse lehnt mit dem Rücken an der Wand und vor ihm steht Yuriy, welcher ihn regelrecht an der Wand fest nagelt. Eine Fluchtmöglichkeit für den jungen Halbrussen ist damit ausgeschlossen. Dabei berühren sie sich nicht. Denn der Rotschopf stützt sich mit beiden Händen links und rechts von Kai ab. „Das könnte ich dich fragen! Hattest du tatsächlich vor mit diesem Chinesen mitzugehen!?“ Was soll das? Es wirkt fast so als würden die beiden sich kennen und der Russe wirkt äußerst angepisst. Doch der Jüngere grinst ihn nur selbstbewusst an. „Ach hattest du Angst, dass ich die Chance ergreife und mir jemand anderen aussuche?“ Wie bitte!? Die scheinen sich nicht nur zu kennen. Nein…ich glaube…die beiden sind tatsächlich bereits schon länger ein Paar. Ich fasse es einfach nicht. Jedoch kann ich mich nicht weiter über dieses Geheimnis der beiden echauffieren. Denn ich vernehme ein drohendes Knurren und der Rotschopf beugt sich zu Kai hinunter. Nur wenige Millimeter trennen sie voneinander und ich halte die Luft an. „Treib es nicht zu weit, Hiwatari. Auch meine Geduld hat Grenzen.“ Dies scheint mir keine leere Drohung zu sein, denn auch Kai hält kurz inne. Ich kann sehen, wie sie sich in die Augen sehen. Es wirkt als würden sie sich auf nonverbaler Ebene duellieren. „Ja ich hatte tatsächlich Angst.“Yuriy scheint ihr Duell verloren zu haben und seine Hand legt sich dabei an Kais Wange. Mit dem Daumen streicht er über die zwei blauen Dreiecke. „Ich könnte dich niemals hergeben.“ Ich bin verblüfft über die Zärtlichkeit in Yuriys Stimme und auch, dass Kai sich augenscheinlich dezent an die Hand des Rothaarigen schmiegt. Doch dieser Moment ist nicht von Dauer. Denn die roten Augen blitzen kampflustig. „Mir war doch klar, dass kein anderer mit dir zurechtkommt. Daher musste ich doch bis zum Schluss in diesem grellen Licht stehen bleiben. Denn dein Ego hätte wohl einen riesen Knacks bekommen, wenn du ohne Date hättest abziehen müssen.“ Oh Gott!! Ist der lebensmüde? Ein erneutes Poltern und ich brauche einen Moment um zu realisieren, dass Yuriys Hand blitzschnell von Kais Wange zu dessen dunklen Haaren geglitten ist. Mit einem beherzten Ruck hat er den Kopf des Halbrussen in den Nacken gezogen. Dabei muss der Schädel des Jüngeren Bekanntschaft mit der Betonwand gemacht haben. „Aargh…Yu.“ Ich kann erkennen wie Kais Hand Yuriys Handgelenk umschließt, um den Zug an seinen Haaren zu minimieren. Doch der Rothaarige beugt sich zu der Kehle des Rotäugigen. „Du elende, kleine Kratzbürste! Ich bin so kurz davor dir in deinen schönen Hals zu beißen und dich als ‚Meins‘ zu markieren.“ Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und ich presse mich enger an die Wand. Ich sollte eingreifen und Kai aus dieser brenzligen Lage befreien. Allerdings… Mein Blick fällt auf die Waffe an Yuriys Gürtel und ich muss gestehen, dass ich mir nicht sicher bin ob die nicht doch noch geladen ist. „Lass den Mist….nicht hier, verdammt!“ Ivanov’s Lippen gleiten an dem blassen Hals entlang und wenn ich mich nicht täusche verteilt er neben sanften Küssen auch kleine fiese Bisse. Ein Blick in Kais Gesicht und mir wird bewusst, dass diesen das anscheinend anmacht. Wie vorhin im Studio, ziert auch jetzt ein kleiner Rotschimmer seine Wangen. Na die haben ja seltsame Vorlieben. „Dir gefällt doch die Vorstellung, wie ich dir in die Kehle beiße, während du nicht fliehen kannst.“ Anscheinend ist die angespannte Stimmung verschwunden. Denn der Rothaarige entlässt den Halbrussen aus seinem eisernen Griff und nimmt seine vorherige Position ein. „ Außerdem ist hier doch niemand. Ergo könnten wir doch-“ Ich vernehme ein leises Klicken und meine Augen weiten sich, als ich erkenne, dass Kai sich der Waffe an Yuriys Gürtel bemächtigt hat. Er hält diese an Yuriys Schläfe. „Hmm…da war ich wohl einen Moment unachtsam.“ Wie kann der rothaarige Russe da jetzt bitte grinsen?! Ich verstehe die Welt nicht mehr. Was sind das für Typen und warum lauf ich nicht einfach weg. “Du bist echt eine Schande für unsere Spezialeinheit. Immer lässt du dir deine Waffe von mir abnehmen und außerdem scheint dir entgangen zu sein, dass wir seit geraumer Zeit einen Zuschauer haben.“ „Das liegt halt an dir.“ Ich sehe wie Kai die Waffe von Yuriy löst und den Arm in meine Richtung hält. Oh fuck!!! Yuriy richtet sich zu voller Größe auf und sieht kalt in meine Richtung. „Borcloff, komm raus.“ Ich schlucke. Mit erhobenen Händen komme ich aus meiner Ecke und sehe die beiden an. Zu meinem Entsetzen sehe ich direkt in den Lauf der Waffe. „W..wer seid ihr beide?“ Meine Stimme zittert und die beiden sehen herablassend zu mir. „Mein Name ist Yuriy Ivanov und das neben mir ist Kai Hiwatari. Wir sind beide Mitglieder der Spezialeinheit der GRU.“ “Und da du unsere Identität kennst, müssen wir dich leider beseitigen.“ Was!? Ich fange an zu zittern. Ich will nicht sterben!!! „N..nein bitte…i..ich verrate es niemandem….“ Ich bettel um mein Leben und gehe vor den beiden auf die Knie. Mit gesenktem Kopf wimmere ich immer wieder, dass sie mir doch mein Leben lassen sollen. “Was für ein Weichei…“ „Komm Kai, lass den armen Mann. Der bekommt noch einen Herzinfarkt. Außerdem ist das meine Dienstwaffe, also mach keinen Scheiß.“ Zögernd sehe ich auf und erschrecke. Der Rotschopf hat sich vor mich gehockt, während Kai die Waffe sinken lässt. „Also du wirst unser kleines Geheimnis nicht verraten. Wir beide..“ Er deutet auf sich und Kai. „…gehen jetzt auf dieses Luxusdinner und spielen das frische Paar weiter für das Kamerateam, dass uns dahin begleitet, ok?“ Ich nicke. Denn ich vertraue meiner Stimme nicht. „Prima!“ Yuriy erhebt sich wieder und geht zu Kai. Dieser übergibt ihm auch die Waffe. Zaghaft richte ich mich auf. Die Waffe ist verstaut und ich kann mir etwas sicherer sein, dass ich am Leben bleiben werde. Ich sehe zu den beiden und wenn ich sie so ansehe, bin ich mir nicht mehr so sicher, ob der Russe wirklich der Gefährlichere von beiden ist. “Wenn du uns verrätst, bist du dran.“ Kais Blick macht deutlich, dass er seiner Drohung auch Taten folgen lässt. „I…ich halte dicht. Aber warum, habt ihr an dieser Show teilgenommen, wenn ihr bereits ein Paar seid?“ Yuriy legt grinsend einen Arm um den Jüngeren. „Ganz einfach. Meine kleine Kratzbürste hat kein Bock immer für mich zu kochen und da kam mir der geniale Gedanke, dass wir hier das gratis Luxusdinner abstauben könnten.“ Ich verstehe nur Bahnhof und dementsprechend sehe ich die beiden an. “Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, war Yuriys Devise. Üppiges Essen und dafür keinen Rubel zahlen.“ Das war der Grund!? Ich sacke wieder auf die Knie. Die ganze Situation hat mich alles an Kraft gekostet und da ich nicht mehr der Jüngste bin, war das definitiv zu viel des Guten. „Sollten wir ihm einen Arzt rufen?“ Ich winke ab. „Geht einfach und keine Sorge…ich verpfeife euch nicht.“ “Du hast ihn gehört. Steck dein Handy wieder ein und lass uns endlich gehen.“ Die beiden wenden sich ab und lassen mich zurück. Ich denke, dass ich nach dieser Staffel in Rente gehe. Wenn da jetzt in jeder Folge so durchgeknallte Typen antreten, dann habe ich nicht mehr viel von meiner Altersvorsorge. Langsam richte ich mich auf und klopfe den Staub von meiner Hose. Ich gehe zurück in meine Umkleide und schließe die Türe ab. Vodka! Ich benötige definitiv Alkohol. „Waren wir nicht etwas zu hart zu dem Moderator?“ “Du warst doch so unvorsichtig und hast uns auffliegen lassen.“ „Ach komm. Hättest du nicht wieder die Kratzbürste raus gelassen, dann wäre es nicht dazu gekommen. Du weißt doch, dass du mich damit anmachst.“ “Tzz…hör auf mich so zu nennen.“ „Wieso? Du hast es doch akzeptiert. Immerhin hättest du deinen Spitznamen sonst nicht in der Show verraten.“ “Du bist der Einzige der mich so nennt. Demzufolge ist es nicht mein Spitzname.“ „Sag mal…wieso hast du eigentlich gelogen?“ “Was meinst du?“ „Wir haben gar keinen Wolfshund.“ “Wir nicht. Aber ich…“ Yuriy blieb stehen und nach wenigen Schritten blieb auch Kai stehen. “Du bist mein Wolfshund.“ „Das mit dem Wolf verstehe ich….aber Hund?“ Skeptisch schloss Yuriy zu Kai auf und dieser nahm dessen Hand. Er hob sie an und hauchte einen sanften Kuss auf die Hand des Rotschopfes. “Du hast die Natur eines Wolfes. Doch mir läufst du nach wie ein treudoofer Hund.“ Grinsend sah Kai zu seinem Partner auf. „Pass auf, dass der Hund sein Herrchen nicht beim nächsten Einsatz über den Haufen schießt.“ “Das würdest du nicht wagen. Denn dann wärst du ja alleine.“ Der Rothaarige seufzte gespielt. „Du kennst mich einfach zu gut.“ “Natürlich. Immerhin halte ich dich seit 3 Jahren aus.“ „Kai?“ “Hm?“ „Ich liebe dich.“ “Ich dich auch.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)