13 Reasons Why von pechfeder ================================================================================ Kapitel 1: 13 Reasons Why ------------------------- 13 Reasons Why Worte: ~3.000 Inhalt: Nach den Ereignissen des misslungenen “Campingausfluges” sieht sich Ianto der Tatsache gegenüber, dass nicht Lisas Tod das Schlimmste in seinem Leben war. Nachdem er allein in seiner Wohnung sitzt, eine Flasche Whiskey in der Hand, denkt er über sein Leben nach und zählt die Gründe FÜR sein Leben ab. Was wäre, wenn Mandy aus seiner Stammkneipe nicht abgenommen und zu ihm in die Wohnung gekommen wäre… Pair: ausnahmsweise mal keines Charaktere: Ianto Jones, Team erwähnt Warnung: Suizid Spoiler: Cyberwoman, Erntezeit, Big Finish Hörspiel: Broken und The Torchwood Archive Setting: während des Hörspiels: Broken Disclaimer: Torchwood und die Originalcharaktere gehören nicht mir, sondern der BBC. Ich verdiene mit dieser Fanfiktion kein Geld und habe mir die Charaktere nur ausgeliehen, um mich mit ihnen auszutoben. Anmerkung: Ich weiß, es ist die letzten Jahre ziemlich still um mich geworden. Sorry, deswegen. Ich arbeite noch immer an der „Erwachen – Serie“. Das Warten ist nicht vergebens. Ich hatte nur wegen Krankheit, mehreren Krankenhaus- und zwei Rehaaufenthalten nicht wirklich Zeit zu schreiben. In der Zeit hatte ich selbst auch etwas mit Depression zu kämpfen und habe erst vor kurzem wieder unfreiwillig gemerkt, dass ich noch immer auf Tabletten angewiesen bin. Ich habe mich ehrlich gesagt etwas erschrocken, als ich Broken gehört habe. Zwar hat Ianto (Achtung Spoiler) nur eine Tablette genommen, aber so kam mir die Idee, dass die Sache auch anders hätte ausgehen können. Zumal es schon ziemlich für sich spricht, wenn Iantos erster Impuls ist, die Barbesitzerin seiner Stammkneipe anzurufen, statt jeden sonst. Ich wollte mal eine Dark-Fic schreiben. Und hier ist sie. In den nächsten Tagen wird aber noch das Äquivalent dazu folgen, ebenfalls zu Broken. Ich arbeite übrigens noch immer ohne Beta. Habt also Erbarmen mit mir. Deswegen ist „Anders Leben“ noch immer ungebetat. Ganz wichtig!!! Wer selbst das Gefühl hat, nicht mehr allein weiter zu kommen und Hilfe zu brauchen und sich an niemanden wenden zu können, den er kennt, der kann sich an TelefonSeelsorgen wenden, die einem helfen können. Eine dieser Nummern lautet 0800/111 0 111 NUTZT diese Möglichkeit, bevor ihr euch und die Menschen, die euch Lieben und die ihr Liebt für immer unglücklich macht Der schwarze SUV hielt vor seinem Wohnhaus. Owen hatte in der Basis seine Verletzungen behandelt und saß nun am Steuer. Der Arzt hatte ausnahmsweise keine bissigen Sprüche auf Lager. Stattdessen griff er ins Handschuhfach und zog ein Blister ein Blister mit Tabletten hervor. „Hier. Die sind gegen die Schmerzen“, sagte er und reichte sie dem Archivar. Der Jüngere nickte und griff nach der weißen Plastikverpackung. Er stopfte sie in die Bauchtasche seines Pullovers und öffnete mit vorsichtigen Bewegungen die Wagentür um auszusteigen. Der Weg zu seiner Wohnung war ihm noch nie so lang vorgekommen. Gerade jetzt wäre ihm nach einem Besuch in seiner Stammkneipe zumute, aber das wäre keine gute Idee. Zum einen wäre er rein physisch nicht in der Lage den halben Kilometer zu Fuß bis dorthin zurück zu legen und zum Anderen konnte er nach den Ereignissen der letzten Stunden wohl kaum nüchtern genug bleiben, um nicht über Torchwood und das, was dort passiert war zu sprechen. Das Schlimmste aber war, die Ereignisse in den Brecon Beacons hatten noch nicht einmal etwas mit ihrer Arbeit bei Torchwood zu tun gehabt. Kannibalen. Ein Schaudern ging durch seinen Körper, als er glaubte wetzende Messer zu hören und die Klinge des Beils an seinem Hals zu spüren. Der Geruch von Blut lag ihm in der Nase und er sah sich gehetzt um, wie ein verletztes Tier. Die Wohnungsschlüssel, die er bereits aus der Hosentasche seiner Jeans geangelt hatte, ließ er vor Schreck fallen und kauerte sich vor seiner Türe zusammen. Es dauerte einen Moment, bis er sich bewusst wurde, dass ihm sein Verstand einen Streich gespielt hatte. Langsam beruhigte sich seine Atmung wieder und nur zur Sicherheit tastete er seinen Hals ab. Da war nur der Verband, den ihm Owen angelegt hatte. Mit zittrigen Fingern fuhr er sich durchs Gesicht und kämpfte sich wieder in die Höhe. Er griff nach seinem Schlüssel und öffnete endlich die Türe zu seiner Wohnung. Nur zur Sicherheit, so dachte er bei sich, schloss er von innen ab. Wenn ihm je nach einem Drink war, dann war es heute, also ging er ins Wohnzimmer und öffnete den kleinen Schrank, den er sonst nur öffnete, wenn er Besuch bekam. Leise lachte er über sich selbst. Er bekam keinen Besuch. Nicht, seit er wieder in Cardiff war. Früher, in London, da hatte er Besuch bekommen. Von Kollegen, von Freunden. Dort hatte er ein Leben gehabt. Hier hatte er nichts von alledem mehr. Er zog die kostbare Flasche Whiskey hervor, die ihm Yvonne Hartmann geschenkt hatte, als er das erste Mal befördert worden war. Sie hatte seine Leistungen anerkannt und gewusst, dass er einen guten Tropfen zu schätzen wusste. Eigentlich hatte er ihn nur mitgenommen, weil er ihn mit Lisa hatte trinken wollen, wenn sie geheilt war. Nun, dazu war es nie gekommen. Es gäbe also wohl kaum mehr einen feierlichen Anlass, um diese Flasche zu öffnen. Einen grässlicheren Tag als den heutigen konnte er sich jedoch auch nicht vorstellen. Also war heute genauso gut, wie jeder andere Tag. Mit noch immer zittrigen Fingen brach er das Sigel der Flasche und öffnete die Flasche. Die Gläser befanden sich im Schrank direkt neben dem Alkohol, er zog also direkt eines heraus und füllte es. Einen Grund aufzustehen, sah er nicht, daher blieb er einfach auf dem Boden sitzen und lehnte sich an den Schrank hinter sich und nahm einen großen Schluck. Er schloss die Augen, lehnte sich zurück und versuchte zu schlafen. Doch schon nach ein paar Minuten des Dösens, zuckte er zusammen. Gepeinigt von den Bildern und den Schmerzen. Er schluchzte und leerte das Glas in einem Zug, ehe er es auf den Teppich stellte und in seiner Bauchtasche zu kramen begann. Er fand sein Handy und etwas Anderes. Er zog es hervor. Das Blister mit den Tabletten. Er zählte die Tabletten. „Zwei, vier, sechs, acht, zehn, zwölf… Zwölf““, murmelte er und ließ das Blister wieder sinken. Er schluckte er. Seine Augen schlossen sich und er begann zu zittern, zog die Beine an und schluchzte erneut auf. Sein Blick glitt zu dem leeren Glas und er füllte es erneut. Bevor Ianto registrierte was er getan hatte, war es auch schon zu spät. „Gott…“, er sah zu dem Glas mit Alkohol und dann zu dem Blister in welchem bereits eine Tablette fehlte. „Oh Gott“, was dachte er sich hier zu tun. Was tat sein Körper hier nur? Er warf das Blister von sich und wählte die Nummer der ersten Person, die ihm gerade in den Sinn. Der Person, die ihm über die letzten Wochen und Monate hinweggeholfen hatte und ihn trotzdem nicht zu einem Alkoholiker hatte werden lassen: Mandy. ~*~ In der Bar läutete das Telefon. Es war selten, dass es zu den Öffnungszeiten mal klingelte. Mandy war gerade dabei gewesen, einen Tisch mit einer Runde Ale zu versorgen, als es passierte. Sie wollte gerade nach dem Hörer greifen, als ein Krug an ihr vorbeisegelte und das Telefon zu Bodenriss, welches vom Kabel gerissen wurde. Sie fluchte und blickte zu der Gruppe Frauen, die gerade dabei war, sich um einen Mann zu prügeln. „Ok Ladies, ihr habt genug für heute“, entschied sie wütend. Sie hatte ein schlechtes Gefühl, als sie zum Telefon blickte. ~*~ „Der gewünschte Teilnehmer ist derzeit nicht zu erreichen. Bitte versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt erneut“, lautete die Ansage, die Ianto über das Telefon mitgeteilt bekam. Er ließ das Telefon sinken und griff sich mit der freien Hand an den Hals. Noch immer rannen ihm Tränen übers Gesicht. Er legte auf. Auf allen Vieren folgte er dorthin, wohin er die Tabletten geworfen hatte und sah sie an. Die erste mochte ein Fehler gewesen sein oder für sich selbst, weil sein Leben so verdammt kaputt war. Er brach die zweite heraus, schob sie zwischen seine Lippen und trank einen großen Schluck Whiskey hinterher. Die zweite war für Mandy. Es war nicht ihre Schuld, dass sie nicht ans Telefon ging. Sie hatte auch ein Leben. Ianto warf es ihr nicht vor. Aber er musste wissen, ob es noch einen Grund für ihn gab, es auch nur einen einzigen Tag weiter zu versuchen. Nach dem, was er gesehen hatten, wusste er nicht, ob er es wollte. Es musste also einen Grund für ihn geben. Und Mandy konnte es nicht sein. Er nahm sein Handy und blickte durch die Nummern. Es waren nicht mehr viele darin gespeichert. Er schloss die Augen und tippte blind durchs Menü, stoppte, öffnete die Augen und sah, auf welchem Namen seine Finger gelandet waren: Gwen. Leise seufzte er. Zumindest wollte er es versuchen. ~*~ Gwen lag im Bett. Rhys strich ihr sanft über den Kopf und küsste ihre Stirn. Sie schlief. Ihr Chef hatte sie hergebracht und geraten, dass sie in ein Krankenhaus sollte. Doch wie üblich hatte seine Gwen sich stur gezeigt. Lieber schlief sie daheim, als sich in einem Krankenhaus auszuruhen. Das Telefon auf ihrem Nachttisch begann leise zu vibrieren und auf dem Display sah er den Text „Arbeit – Ianto“. Er schnappte es sich und drückte die Nummer weg. Was immer es auch war. Seine Gwen hatte sich heute eine Kugel eingefangen. Es konnte also warten. ~*~ Ianto hörte erst das Läuten und schließlich das Besetztzeichen. Ein Zeichen dafür, dass man ihn weggedrückt hatte. Er lächelte bitter. Dass es nicht Gwen war, die ihn weggedrückt hatte, konnte er nicht wissen. Die dritte Tablette aus dem Blister zu drücken fiel ihm leicht. Der bittere Nachgeschmack der Tablette war nichts im Vergleich zu dem Gefühl in seinem Magen. Langsam begann sich in seinem Innern eine leichte Wärme auszubereiten und ein Gefühl von Taubheit. Ob das dem Alkohol oder den Tabletten zuzuschreiben war, war ihm egal. Er war nur dankbar. Denn es sorgte dafür, dass das Schluchzten nachließ und damit auch die stechenden Schmerzen seiner gebrochenen Rippen. Wieder schloss er die Augen, wieder wischte er durch die Kontakte seines Telefonbuchs und landete bei dem Namen seiner Schwester. Er presste die Lippen zusammen und wischte ein zweites Mal durch seine Kontakte. Dieses Mal landete die Anzeige bei einem Namen, der sein Gesicht zu einer schmerzhaften Grimasse verziehen ließ: Yvonne Hartmann. Er hatte ihre Nummer nie gelöscht und obwohl er wusste, dass niemand rangehen würde, wählte er die Nummer. Einfach nur, um der Stimme ihres Anrufbeantworters zu lauschen. Es war etwas, was er niemandem erzählt hatte und vermutlich auch nie jemandem erzählen würde. Nicht einmal Jack oder gerade Jack. An dem Tag, als die Cyberman und die Daleks Torchwood Eins zerstörten hatte er nur überlebt, weil er später angefangen hatte zu arbeiten. Als er dort angekommen war, hatte einer der Cyberman ihn gepackt und mitgenommen. Die Stimme seiner Cheffin Yvonne hatte er erkannt und sie hatte ihn gehen lassen. Sie hatte andere Cyberman zerstört und ihm den Weg verraten, wie er Lisa finden konnte. Hatte ihm geraten, mit ihr zu verschwinden. Sie war stark gewesen. Sie war im Innern noch immer sie selbst gewesen. Deswegen hatte er nicht anders gekonnt, das Selbe von Lisa zu hoffen. Noch während er den Worten lauschte, drückte er die vierte Tablette aus dem Blister und schluckte sie. Die Schlucke Whiskey, die er dazu trank, wurden langsam kleiner. Sein kleines Telefon-Roulette wiederholte sich erneut. Diesmal landete er bei Owen. Leise und lustlos lachte er auf. Wieso nicht? Selbst wenn Owen ihn am Ende nur beleidigte konnte das seine Lebensgeister nur wecken. Oder es verpasste ihm den Rest. Je nach dem. ~*~ Der Arzt lag in seinem Bett und trank gerade seinen Scotch aus, ehe er sich wieder der Frau in seinem Bett widmete. Nicht gerade die Hübscheste, die er sich in den letzten Jahren aufgerissen hatte, doch mit jedem Schluck wurde sie schöner und morgen hätten sie das hier vermutlich beide vergessen. „Kann ich auch einen haben?“, fragte sie. Owen grinste sie an. „Klar“, er wandte sich nochmal der Minibar direkt neben seinem Bett zu und schenkte ihr ein. Von ihr unbemerkt ließ er eine gewisse weiße Pille in den Drink fallen. Er wusste nicht, ob er nicht vielleicht doch zu breit war, um etwas zu erzählen, was er besser nicht sagen sollte. Daher ging er lieber auf Nummer sicher. Sein Handy lag lautlos in seiner Jackentasche im Flur und klingelte unbemerkt vor sich hin. ~*~ Also nicht mal ein spitzer Kommentar? Ianto war wütend. Er nahm sein Handy und warf es von sich. Geräuschlos glitt es über den Teppich und blieb dort unversehrt liegen, als mache es sich über ihn liegen. Tränen rannen ihm noch immer übers Gesicht. Er kam sich erbärmlich vor. Tablette Nummer fünf ging ihren Weg und sein Glas leerte sich erneut. Ianto musste es nachfüllen und erst einmal erneut bis zur Hälfte leeren, ehe er sich wieder in der Lage sah, nach seinem Handy zu greifen. Er brauchte zwei Anläufe dafür. Seine Hand griff leicht daneben, was er mit einem leichten Lächeln bemerkte. Na, wenigstens zeigte sich schon eine Wirkung. Diesmal landete er bei der Nummer seiner Mutter und sein Blick wurde traurig. Er hatte nicht mehr mit ihr gesprochen, seit er ihr von Lisas Tod erzählt hatte. Sie hatten nur kurz gesprochen, nachdem sie ihm wochenlang nachtelefoniert hatte und wissen wollte, ob er zu den Opfern der Canary Wharf gehörte. Sie hatte ihm einige Nachrichten seitdem hinterlassen. Aber dafür hatte er ehrlich gesagt, keine Nerven gehabt. Jetzt schämte er sich. Er sah auf die kleine Uhrzeit, am oberen Rand des Bildschirms und hatte keine große Erwartung, als er doch schweren Herzens anrief. Er kam sich wie ein Bastard vor und war beinahe erleichtert, als sie nicht abnahm. Er liebte seine Mutter. Das tat er wirklich. Aber sie hatte genug eigene Probleme. Ihr sein Schicksal aufzuzwingen – auch wenn sie davon nichts wusste – erschien ihm nicht fair. Und trotzdem nahm er die sechste Tablette und stellte beinahe erleichtert fest, dass die Hälfte bereits geschafft war. Die nächste auf seiner Liste war Tosh. Er wählte die Nummer und ließ den Tag noch einmal Revue passieren. ~*~ „Es geht schon Jack. Du brauchst wirklich nicht vorbeikommen“, erklärte die Japanerin am Telefon und schlang die dünne Strickjacke enger um ihren Körper. Ihr war noch immer kalt. Sie hatte inzwischen in der ganzen Wohnung die Heizung auf die höchste Stufe gestellt, doch die Kälte wollte einfach nicht verschwinden. Sie stellte den Wasserkocher an und hängte einen Teebeutel in ihre Tasse. „Ich werde versuchen etwas zu schlafen. Ich weiß ja, dass ich dich jederzeit anrufen kann“, sie lachte leise, als der Ältere etwas zu ihr sagte. „Du Charmeur. Wenn etwas ist, werde ich mich melden. Versprochen“, versicherte sie und legte mit einem Seufzen auf. Es ging ihr zumindest ein wenig besser. ~*~ Besetzt. Diesmal aber wenigstens von vorn herein. Man hatte ihn zumindest nicht weggedrückt. Er legte das Telefon zur Seite und drückte langsam alle restlichen Tabletten aus dem Blister heraus. Er tippte auf ihnen herum, als zähle er sie aus, ehe er eine nahm und Nummer sieben schluckte. Es neigte sich dem Ende zu. Er spürte es. Vielleicht sollte er es abkürzen. Ihm wurde langsam schlecht und gleichzeitig begann sich alles ganz angenehm zu drehen. Er zählte noch einmal nach. Er hatte noch fünf Tabletten. Vielleicht sollte er zu den letzten beiden Nummern greifen, die abnehmen konnten. Die letzten beiden Nummern, die er anrufen wollte. Er trennte bereits eine Tablette von den restlichen vieren. Eins und Vier. Jack und seine Schwester und ihre Familie. Er entschied sich für die leichtere Wahl: Jack. ~*~ „Tosh… was ist los?“, fragte Jack und sah von seiner Papierarbeit auf. Er fuhr sich übers Gesicht. Der Tag war auch an ihm nicht spurlos vorbeigezogen. Jetzt, wo sein Team nicht hier war, konnte er sich die Strapazen vor sich selbst eingestehen. Am Telefon aber riss er sich zusammen. „Hei… hei, es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen musst. Ich habe dir gesagt, dass du jederzeit anrufen kannst und das habe ich auch so gemeint. Immerhin bin ich dran gegangen oder?“, er lauschte den stockenden Erklärungen seines bisher – so nahm er an – gebrochensten Mitgliedes. ~*~ Ebenfalls besetzt. Natürlich. Wieder schlich sich ein freudloses Lächeln auf Iantos Züge und er registrierte nicht einmal, wie er die einzelne Tablette schluckte. Tablette Nummer acht, wie sein Unterbewusstsein mitzählte. Was hatte er erwartet? Das Jack abnahm? Dass er ihm auf einmal erzählen konnte, wie kaputt er war? Ja… vielleicht. Vielleicht war es übers Telefon und so betrunken, wie er schon war wesentlich leichter, als unter normalen Umständen. Aber es war ohnehin schon egal, oder? Er hatte bereits acht Tabletten geschluckt. Es machte letztlich keinen Unterschied mehr, das wusste er. Trotzdem wählte er die letzte Nummer, nur um sich zu vergewissern, nur um keinen Notruf zu wählen. Natürlich ging seine Schwester nicht ran. Es war mitten in der Nacht. Nachts steckte Johnny das Telefon ab, weil die Kids in der Nachbarschaft manchmal auf die irrwitzige Idee kamen, die Erwachsenen aus den Betten zu klingeln. Er kannte das schon, aus seiner eigenen Kindheit. Er hatte nicht wirklich erwartet, dass sie ranging. Doch da war ein ganz kleiner Funke Hoffnung in ihm gewesen. Es war nicht so, dass er seine Schwester nicht mochte. Sie sahen die Welt nur unterschiedlich. Aber er liebte seine Nichte und seinen Neffen. Der Grund, wieso er ihnen aus dem Weg ging, war vor allem Torchwood. Während er die letzten vier Tabletten auf einmal nahm und ein letztes Glas in einem Zug leerte, wählte er seine ganz persönliche Notrufnummer. Es war die Nummer ihres Handys, längst zerstört. Es ging ihr AB ran, doch, jedes Mal, wenn er eine Nachricht hinterlassen sollte, wählte sein Telefon erneut und er hörte ihre fröhliche Stimme immer wieder, während ihm langsam die Augen zufielen und ihm das Atmen schwerer und schwerer fiel. Und endlich wurde alles schwarz und die Schmerzen verschwanden… „Ianto? Mach die Tür auf! Wir wissen, dass du hier bist. Ianto!“, Jack hämmerte gegen die Wohnungstür des Archivars. Dieser war heute Morgen nicht zur Arbeit erschienen. Als er auch nach Owen noch immer nicht da gewesen war, hatte er versucht ihn telefonisch zu erreichen. Ohne Erfolg. Eine Handyortung hatte ergeben, dass er in seiner Wohnung sein musste. Nun waren zumindest Owen und er hier. Vielleicht ging es dem Jüngeren nicht gut. Als er jedoch noch immer keine Antwort bekam, griff er nach dem Schlüssel. Nach einmaligem Umdrehen stellte er stirnrunzelnd fest, dass die Tür wirklich verschlossen war und öffnete sie endlich ganz. Gemeinsam mit Owen trat er ein. Er war nur ein paar Mal während Iantos Suspendierung hier gewesen. Der Arzt kannte sich etwas besser aus. Dieser sah sich um und rief Jack schließlich zu sich ins Wohnzimmer. Der Arzt kniete auf dem Boden und untersuchte den Archivar, der auf dem Boden saß und an der Wand lehnte. Er schien bewusstlos zu sein und war blass. „Ianto?“, fragte Jack und ein klammes Gefühl erfasste ihn, als Stille herrschte. Owen fühlte den Puls des Archivars, schüttelte aber den Kopf. Er griff nach dem leeren Blister neben dem Körper und der leeren Flasche Whiskey. Dann piepste es leise von irgendwoher und eine leise, fröhliche Stimme klang aus dem Lautsprecher von Iantos Handy. „Hallo, hier ist Lisa Hallet. Leider bin ich gerade nicht erreichbar. Ich bin entweder auf der Arbeit oder mit meinem Freund Ianto unterwegs und genieße mein Leben. Hinterlasst mir eine Nachricht nach dem Signalton…“ Jack griff nach dem Handy und beendete die Verbindung. Ein Blick auf das inzwischen starre Gesicht des Archivars ließ ihn sich zu ihm niederknien. Er strich sanft über die kalte Wange. Er hatte sich geirrt: Nicht Tosh war diejenige von ihnen, die am gebrochensten war. Es war Ianto gewesen. Torchwood hatte ihm das angetan und er hatte es nicht gemerkt. Jack hatte nichts dagegen getan. Er beugte sich vor und während ihm eine stille Träne aus dem Augenwinkel trat und er um einen Mann weinte, den er zwar als seinen Freund angesehen hatte, den er aber eigentlich kaum gekannt hatte, drückte er einen sanfte Kuss auf seine Stirn. „Es tut mir leid“, flüsterte er leise. Ianto Jones war nur eine weitere arme Seele, die Torchwood und dem damit verbundenen Horror zum Opfer gefallen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)