Niichan von MariLuna ================================================================================ Kapitel 16: Kapitel 16 ---------------------- Kapitel 16   Sie haben das Quartier kaum betreten, da fühlt sich Shredder auch schon am Kragen gepackt und mit dem Rücken an die nächstbeste Wand gedrückt. „Was -?" Doch weiter kommt er nicht, da hat ihm Kazuo schon kompromisslos seine Zunge zwischen die Mandeln geschoben. Überrascht keucht Shredder auf, doch dann schlingt er nur seine Arme um Kazuos Nacken, schließt genüsslich die Augen und lässt sich begeistert mitreißen. Kazuo schmeckt so gut, besser noch, als er ihn in Erinnerung hat und die wilde, leidenschaftliche Art seiner Küsse nimmt ihm schier den Atem. „Hm", will Shredder eine gefühlte Ewigkeit später wissen, als Kazuo diesen Kuss schließlich schwer atmend löst. „Wofür war der denn?" „Medizin", murmelt Kazuo und starrt ihn nur selbstvergessen an. „Aber meine kleine Panikattacke ist doch schon längst vorbei", neckt ihn Shredder zärtlich. Kazuos blinzelt einmal und sein Blick klärt sich wieder. „Ich brauche keine Entschuldigung, um dich zu küssen", erklärt er plötzlich etwas unwirsch, presst sich fordernd an ihn und küsst ihn erneut. Doch dieser Kuss ist viel sanfter und zärtlicher. Das in Verbindung mit Kazuos festem, vielversprechendem Körper, seiner Wärme und seinem Geruch, aber auch seinen frechen Händen, die sich unter sein Shirt geschlichen haben, lässt Shredder unwillkürlich aufseufzen. Doch plötzlich zieht Kazuo seinen Kopf wieder zurück und mustert ihn mit einem merkwürdigen Ausdruck auf seinem Gesicht. Er sagt nichts. Er starrt ihn nur an. „Kazuo?" fragt Shredder leise, zunehmend nervöser werdend. Doch Kazuo sagt immer noch nichts. Er nimmt seine Hände von Shredders Taille, nur, um sie um dessen Gesicht zu legen. Zärtlich und langsam, wie in Trance, streicheln seine Fingerspitzen Shredders Gesichtszüge nach. „Kaz-chan?" Diesmal schnappt Kazuo zurück ins Hier und Jetzt. Er blinzelt einmal, lächelt entschuldigend und lehnt dann seine Stirn an die seines Bruders. Dabei sieht er ihm tief in die Augen. „Du bist noch da", murmelt er dabei glücklich. Es dauert einen Herzschlag, bis Shredder begreift, doch dann schluckt er einmal hart. Er legt seinerseits eine Hand an Kazuos Wange und wispert zurück: „Ja, ja, ich bin hier. Ich lebe." Kazuo starrt ihn nur für einen weiteren Herzschlag an, schließt dann die Augen und läßt mit einem tiefen, zitternden Atemzug seinen Kopf auf Shredders Schulter sinken, während seine Hände tiefer rutschen und sich schließlich in Shredders Jacke und Shirt verkrallen. „Gomen“, entschuldigt er sich dabei leise. Doch Shredder schüttelt den Kopf und schlingt seine Arme fest um ihn. „Nein, ich muß mich entschuldigen. Es muß furchtbar für dich gewesen sein, mitansehen zu müssen wie...“ ihm versagt die Stimme. „Ich kam mir so hilflos vor...“ in Erinnerung daran erschauert Kazuo unwillkürlich und schmiegt sich noch enger an ihn. „Ich weiß“, tröstend streicht ihm Shredder über den Hinterkopf, „ich kenne das Gefühl nur zu gut, glaub mir.“ Das läßt Kazuo aufhorchen und fragend den Kopf drehen, um seinem Bruder in die Augen sehen zu können. „Ja“, bestätigt Shredder leise lächelnd, bevor Kazuo eine entsprechende Frage stellen kann, „in unserer Kindheit, jedes Mal, wenn du krank wurdest, ging es mir genauso … und … du weißt es bestimmt nicht, aber … auch wenn es mir Mutter verboten hatte, damit ich mich nicht anstecke oder dich nicht störe oder weswegen auch immer, habe ich mich immer wieder zu dir geschlichen, einfach nur, um mich zu überzeugen, daß du noch atmest... auch nachts. Besonders nachts.“ Sprachlos und ergriffen zugleich starrt Kazuo ihn nur an. Das wußte er nicht. Wirklich nicht. Er erinnert sich daran, daß sein Niichan ihm Gesellschaft leistete, wenn er krank war, um ihm die Zeit zu vertreiben und aufzuheitern und Miso-Suppe für ihn kochte, aber all das andere – das wußte er nicht. Aber er erinnert sich an etwas anderes: nämlich daran, wie oft ihn Saki immer in die Arme nahm, sobald er wieder gesund war. Damals war ihm das nicht so aufgefallen, weil er sich nur zu gerne von seinem Niichan durchknuddeln ließ, aber wenn er jetzt so darüber nachdenkt, versteht er, daß Saki damals genau dasselbe durchgemacht hat wie er jetzt. Nein, eigentlich war es sogar noch viel schlimmer, denn er ist jetzt ein erwachsener Mann und Saki war damals noch ein Grundschüler. Diese Angst, jemanden zu verlieren, den man liebt – wie schwer muß das für ein Kind zu ertragen gewesen sein? „Gomen“, entschuldigt sich Shredder wieder und senkt beschämt den Blick. „Dieses Gefühl ist echt beschissen und ich wünschte, du hättest es nie kennen gelernt. Schon gar nicht in Bezug auf mich...“ „Machst du Scherze?“ In einer Mischung aus Rührung, Verlegenheit und ironischer Selbsterkenntnis lacht Kazuo einmal kurz und trocken auf. „Bei wem sollte ich sonst so fühlen außer bei dir?“ „Kaz-“ weiter kommt er nicht, denn da sind wieder Kazuos Lippen auf seinen. Kazuo ist des Redens müde und gibt sich jetzt ganz dem Wunsch hin, seinen Bruder einfach nur noch nahe zu sein.     Zwanzig Minuten später liegen sie, zärtliche Küsse tauschend und nur noch mit Unterhose bekleidet auf dem Bett. Doch das hat auch ganz praktische Gründe – Krang würde ihnen hundert Jahre Frondienst aufbrummen, sollten sie es wagen, seine kostbaren Galauniformen auch nur zu zerknittern. Außerdem lädt so viel nackte Haut geradezu dazu ein, darüber zu streicheln und zu küssen. Nach der ersten wilden Rumknutscherei folgen sie einer sanfteren, trägen Stimmung, sind einfach nur damit zufrieden, einander vorsichtig zu erkunden und die Wärme des anderen zu spüren. „Das ist genau wie an diesem Abend, erinnerst du dich?“ murmelt Kazuo, das Gesicht in Shredders Halsbeuge geschmiegt und dessen Duft ganz tief in seine Lungen aufsaugend, während er träge mit seiner Hand über dessen Rippen streichelt. Shredder weiß genau, welchen Abend er meint und schmunzelt unwillkürlich. „Wer erinnert sich nicht an seinen ersten richtigen Kuß?“ Und was für ein Kuß das war – Kazuo hatte ihn regelrecht überrumpelt. Natürlich war es – Kazuos Unerfahrenheit geschuldet - unbeholfen und tollpatschig und viel zu viel Speichel, aber es war dennoch der schönste Kuß aller Zeiten. „Hm...“ Kazuos Stimme rutscht eine ganze Oktave tiefer, wird zu einem verführerischen Raunen, das Shredder einen wahren Schauer über das Rückgrat jagt, „wie weit sind wir damals gegangen?“ Seine Hand wandert in höchst eindeutiger Absicht tiefer und dann kratzt er mit seinem Daumennagel hör- und vor allem spürbar über den Bund von Shredders Unterhose. „Nicht sehr weit.“ Shredder antwortet auf diese frechen Finger, indem er seine eigene Hand über Kazuos Oberschenkel wandern lässt. „Glücklicherweise“, fügt er dann leise hinzu. Kazuo gibt seine kleine Neckerei auf und verwickelt ihn in seinen liebevollen, aber viel zu kurzen Kuß. „Hast du es bereut?“ will er dann, noch immer in diesem dunklen Tonfall, wissen. „Nicht weiter gegangen zu sein?“ „Nein“, kommt es prompt, doch dann zögert Shredder. „Ja.“ Erneut ein kleines Zaudern, gefolgt von einem Schulterzucken. „Ich weiß es nicht. Du warst vierzehn. Und du bist mein...“ „Scht“, Kazuo schüttelt den Kopf und legt ihm den Zeigefinger auf die Lippen. In seinen Augen erwacht ein geradezu beschwörendes Licht. „Laß das nicht zwischen uns stehen. Niemals. Es verbindet uns miteinander, und genau so sollten wir es sehen. Und wir sind beide erwachsen.“ Shredder nickt, legt ihm die Hand in den Nacken und drückt ihn sanft wieder zu sich herunter. Nur allzu bereitwillig bettet Kazuo seinen Kopf wieder auf Shredders Schulter und nutzt die Gelegenheit, sich die Länge nach an seine Seite zu schmiegen. So liegen sie einige Herzschläge lang da, während ihre Finger träge Kreise auf der warmen Haut des jeweils anderen ziehen. „Hast du es bereut?“ will Shredder schließlich flüsternd wissen. „Ja.“ Kazuo klingt so betrübt, daß es Shredder unwillkürlich die Kehle zuschnürt. „Vielleicht habe ich deshalb die Erinnerung daran so lange unterdrückt...“ Für einen Moment starrt er noch gedankenverloren vor sich hin, dann zuckt ein schelmisches Lächeln um seine Lippen und dieser verruchte Tonfall ist wieder zurück, zusammen mit seinen frechen Fingern, die diesmal höchst provozierend über den Stoff von Shredders Unterhose wandern: „Hast du irgend einen Vorschlag, wie weit wir diesmal gehen wollen?“ Shredder zieht die Luft mit einem scharfen Zischen ein und versucht, ganz still da zu liegen. „Du spielst schon wieder unfair.“ „Ich gebe mir alle Mühe...“ schmunzelt Kazuo, kniet ein Augenblinzeln später über ihm, stützt sich auf seinem breiten Brustkorb ab und küsst ihn. Sanft und fordernd zugleich. „Ich weiß, du bist der Ältere“, murmelt er dann gegen Shredders Lippen. „Aber bitte laß mich da weitermachen, wo wir vor zwölf Jahren aufgehört haben. Laß dich einfach fallen.“ Shredder zögert noch ein letztes Mal, aber da legt sich Kazuo schon der Länge nach auf ihn, und da sie beinahe gleich groß sind, ist das ganz viel Wärme und Druck an genau den richtigen Stellen und dann sind Kazuos Lippen wieder auf seinen, sein Geschmack explodiert auf seinen Geschmacksknospen und ihm bleibt nichts anderes mehr übrig als genüßlich die Augen zu schließen, seine Arme um ihn zu schlingen und sich in eine Welt entführen zu lassen, wo außer Wärme, Nähe und ganz viel Liebe nichts anderes mehr existiert.     Eine halbe Stunde später breitet Kazuo die Bettdecke über ihnen aus, gibt seinem Bruder einen Kuß auf den dunkelbraunen Haarschopf und zieht ihn fester in seine Arme. Shredder gibt einen tonlosen Seufzer von sich und kuschelt sich, angenehm ermattet, behaglich in diese Umarmung hinein. Seine rechte Hand liegt auf Kazuos Brust, er kann seinen Herzschlag und seine Atmung spüren und nichts auf der Welt, nicht einmal Krang persönlich, könnte ihn jetzt dazu bewegen, diesen gemütlichen Platz zu verlassen. An ihnen kleben verschiedene, eklige Körperflüssigkeiten, weil sie nicht geduscht haben und die Zähne sind auch nicht geputzt und sie sollten wirklich das bißchen an Kleidung wechseln, was sie tragen, aber dazu kann sich Shredder wirklich nicht mehr aufraffen. Selbst wenn Kazuo das wollte, müßte er alleine gehen. Um Kazuos Lippen spielt ein kleines, zufriedenes Lächeln. Shredders Atem ist ein warmer, gleichmäßiger Lufthauch an seinem Hals, und ja, das ist beruhigend. Gedankenverloren streichelt er durch Shredders verschwitztes Haar. „Glaubst du, du wirst diese Nacht etwas schlafen können?" fragt er irgendwann wispernd. „Ich weiß es nicht“, kommt es leise und erschöpft zurück. Und dann, etwas lauter: „Mach dir keine Sorgen. Du brauchst deinen Schlaf selber.“ Kazuo runzelt die Stirn. Mach dir keine Sorgen. Wie oft hat Saki das in ihrer Kindheit und Jugend immer gesagt? Fast täglich, so scheint es ihm. Und oft gefolgt von einem ermutigenden: ich kümmere mich darum. „Baka“, tadelt ihn Kazuo liebevoll, dreht den Kopf beiseite und gibt ihm einen Kuß. Diesmal erwischt er seine Stirn. „Entspann dich einfach und versuch, zu schlafen.“ „Selber Baka“, kommt es zurückgegrummelt. Doch dabei lächelt er. Und ein paar Atemzüge später ist er eingedöst. Er zuckt immer noch kurz vor dem Einschlafen heftig zusammen und ist dann sofort wieder wach, aber Kazuo hat den Eindruck, dass die Phasen, in denen er wegdämmert, länger dauern und manchmal rutscht er auch in einen leichten Schlaf. Kazuo selbst schläft diese Nacht auch nicht sehr tief, und jedes Mal, wenn sein Bruder zuckt oder unruhiger wird, zieht er ihn im Halbschlaf fester an sich, aber ungefähr ab der Hälfte der Nacht geschieht das schon auf einer solch unbewußten Ebene, dass er davon nicht einmal mehr richtig aufwacht.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)