Evil God von Carnifex232 ================================================================================ Kapitel 3: -3- -------------- "Das ging ja schnell.", stellte ich fest, als wir das Justiz Gebäude verließen. Johannes nickte knapp. "Sie haben erst keinerlei Informationen über dich gefunden. Erst nach einiger Zeit fanden sie einen kleinen Eintrag." Ja, und dass nur, weil ich kurzfristig bei Petrus "Bitte, bitte." gemacht und er den Eintrag erstellt hatte. "Solange sich kein Verwandter von dir ausfindig machen lässt, bin ich dein Vormund.", fuhr er fort. Ich erwiderte nichts. Dass sich niemals melden würde, war mir klar, doch ich sagte es nicht. Wieso auch. Es würde nur unnötige Fragen aufwerfen. Ich spürte Johannes Blick auf mir, als wir zu seinem neuen, schwarzen Auto gingen (sein altes hatte Dank mir ja eine schöne Beule), doch ich ignorierte ihn und setzte mich stattdessen kommentarlos auf den Beifahrersitz. "Hast du Hunger?", fragte er, als er den Motor startete. Ich zuckte mit den Schultern. "Irgendetwas Bestimmtes?" Wieder zuckte ich nur mit den Schultern. Er seufzte. "Du musst schon mit mir sprechen. Hör mal, ich kenne dich doch gar nicht!" Beinahe hätte ich gelacht. Eine Weile fuhren wir schweigend weiter, bevor er sich an einer roten Ampel mir zu drehte. "Du heißt also Ater? Ein komischer Name!", meinte er. "Finde ich nicht!", gab ich zurück und warf ihm einen giftigen Blick zu. Johannes kniff die Lippen aufeinander und konzentriere sich wieder auf die Straße. Ich starrte teilnahmslos aus dem Fenster, während die Häuser an uns vorbei zogen, und hing meinen Gedanken nach. Wäre Covu jetzt hier... Ich zuckte zusammen, als mein Blick auf die große Brücke fiel. "Halt!" Ohne irgendeine weitere Warnung riss ich die Tür auf und sprang aus dem noch fahrenden Auto. Fluchend blieb Johannes stehen. "Ater!", rief er vorwurfsvoll. "Ich habe was vergessen.", rief ich und rannte den Hang runter zur Unterseite der Brücke. Erleichtert sah ich, dass mein Rucksack noch da war, und auf ihm saß ein kleiner, schwarzer Rabe. "Covu!" Er flatterte auf meine Schulter und wühlte in meinen Haaren. "Ja, ich freue mich doch auch dich zu sehen! Aber wir müssen uns beeilen! Johannes wartet an der Straße!" Er krächzte. "Ja, genau der Johannes!" Ich schnappte meinen Rucksack, warf ihn über meine andere Schulter und rannte den Hang stolpernd wieder hoch, wobei Covu laut krächzend wegen dieser groben Behandlung protestierte. Ich verdrehte die Augen, ließ mich zurück auf den Sitz fallen und stellte den Rucksack zwischen meine Füßen ab. Covu flatterte auf meinen Schoß. Johannes sah mich einigermaßen genervt an. "Sorry. Aber da sind alle meine Sachen drin!", entschuldigte ich mich. "Und was ist das?" Er deutete auf Covu. "Mein Rabe! Dad hat ihn mir geschenkt!" Ich drückte Covu an mich und zog die Tür zu. "Ich kann ihn nicht hier lassen!" Johannes seufzte demonstrativ, fuhr aber endlich los. Ich schloss meine Augen. Ich musste eingeschlafen sein, denn als ich das nächste Mal die Augen öffnete, saß ich nicht mehr im Auto, sondern lag auf einer gemütlichen, schwarzen Couch. Ich rappelte mich hoch. Covu saß auf meinem Knie und krächzte anklagend. Meine innere Uhr meldete sich: zwei Uhr vierundzwanzig. Ich hatte neun Stunden geschlafen. Normalerweise schlafe ich nie solange! Gegenüber der Couch auf der ich saß stand eine weitere und auf ihr saßen drei Gestalten die mich unentwegt beobachteten. "Was gibt's?", fragte ich genervt, doch sie verschwanden einfach wieder, ohne mir eine Antwort zu geben. Ich schnaubte. "Sie führen sich wie Aufpasser auf." "Nun, im Prinzip sind sie das ja auch, oder?", fragte Covu rau und ich sah ihn an. "Hör auf!", befahl ich. "Wenn Johannes dich hört, wirft das nur unnötige Fragen auf!" Es würde schon seltsam genug werden, mit den scheinbaren Selbstgesprächen, die ich dauernd führte, wenn ich mit dem Raben sprach. »Aber ich habe doch Recht!«, ertönte seine Stimme nun in meinem Kopf. Ich knurrte. "Ich kann es immer noch nicht fassen. Elf Jahre im Fegefeuer, nur weil Nagian zu doof war, diesen Serienmörder vernünftig zu beseitigen!" Ein Knarren vor der Tür ließ mich verstummen. Johannes kam rein, in der einen Hand eine Tasse in der anderen ein Apple Tablet. "Ater!", sagte er erleichtert. "Wo sind wir?", fragte ich. "Bei meiner Schwester, ich wohne hier." Ich sah ihn fragend an. "Ich kann mir mit meinem Job keine eigene Wohnung leisten." Er zuckte mit den Schultern und setzte sich auf die Couch mir gegenüber. Seine Tasse stellte er auf dem kleinen Tisch ab und sein Tablet legte er daneben. "Du bist im Auto eingeschlafen, ich habe dich nicht wach gekriegt. Ehrlich gesagt war ich ziemlich beunruhigt, doch der Arzt meinte, nach dem Unfall sei es kein Wunder, dass du so müde bist." "Neun Stunden. Normalerweise schlafe ich nicht mal halb so lange!" Johannes runzelte die Stirn. "Dreizehn Stunden! Wir haben es sechs Uhr morgens, Ater!" Ich blinzelte. »Zeitumstellung!«, sagte Covu in meinem Kopf. »Wir haben da oben eine andere Zeit als in der Welt der Sterblichen!« Ich schüttelte fassungslos den Kopf. Memo an Hirn: innere Uhr an die örtliche Zeit anpassen! "Das ist.. wirklich überdurchschnittlich lang! Sonst schlafe ich, wenn überhaupt drei Stunden." Ich war nicht wenig beeindruckt. Johannes jedoch sah mich nur seltsam an, sagte allerdings nichts. Stattdessen rutschte er etwas unruhig auf der Couch hin und her. "Ich habe dir doch von meinem Freund erzählt, oder? Den, den ich vor elf Jahren das letzte Mal gesehen habe." Ich nickte. "Nun. Ich habe gesagt, dass du mich an ihn erinnerst. Das seltsame ist nur, dass er auch Ater hieß. Ater da Capo. Ich dachte, du kennst ihn vielleicht?" Er sah mich erwartungsvoll an. Natürlich kannte ich diesen Ater. "Nein, ich kenne keinen Ater da Capo.", log ich. Johannes nickte und sah zu Boden. "Ich dachte nur, weil-" "Ich weiß.", unterbrach ich ihn. "Du fährst jemanden an, der genauso aussieht wie dein Freund, den du schon ewig nicht mehr gesehen hast, und dann auch noch so heißt wie dein Freund, diesen aber nicht kennt. Tut mir leid, dass ich dir nicht helfen kann. Du hattest gehofft, ich würde ihn vielleicht kennen und könnte dir irgendwie sagen, wie du... mit ihm Kontakt aufnehmen kannst. Ich verstehe das schon." Ich verstand es sogar sehr gut. Denn schließlich waren Ater da Capo und Ater Fidelis ein und die selbe Person! Genauso wie die anderen dreiundzwanzig Ater in den letzten 126 Jahren auch alle ein und die selbe Person waren. Nämlich Ich! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)