Bis du mein bist... von Lady_Shanaee (- edited version -) ================================================================================ Kapitel 3: Ein verwerflicher Vorschlag -------------------------------------- „Worum geht es?“, fragte Saladir erschöpft. Es gelang ihm, seiner Stimme einen ruhigen Ton zu geben, was angesichts der grausamen Tat, derer er gerade Zeuge geworden war, gar nicht so einfach war. Es erinnerte ihn so sehr an das, was Azul mit Tradui gemacht hatte, dass er die Erinnerung daran lieber gleich wieder verdrängte. Wenn er nicht aufpasste, würde die Situation... ja, was? Dem Lythari fiel nichts ein, was jetzt noch passieren könnte – aber in seinem Kopf schrien alle Instinkte, dass er wachsam sein musste. Was wollte der König der Naralfir von ihm, weshalb er höchstpersönlich das Verlies betrat und das nicht auch ein Diener erledigen konnte? „Nun... ich habe ein wenig nachgeforscht und fürchte, dass du keinerlei Nutzen für mich hast, kleiner Dieb...“ Mit angewidertem Gesichtsausdruck blickte Azul auf seine blutige Hand und sah sich dann in der kargen Zelle um. Mit einem Laut des Missfallens wischte er das Blut schließlich notdürftig an den feuchten Steinen ab und schüttelte den Kopf. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder seinem Gefangenen zu. „Wie sich herausgestellt hat... ist dein Vater wirklich schwer krank. Die Worte meines kleinen Diebes hier mögen im Grenzwald dumm und unbedacht erschienen sein... aber sie entsprachen der Wahrheit.“ Natürlich. Warum hätte er lügen sollen, wunderte sich der junge Lythari. Er schluckte gequält über den Zynismus in Azuls Worten und keuchte dann vor Schmerz auf, doch er schwieg. „Allem Anschein nach habe ich also einen Spross der lytharischen Königsfamilie in meine Gewalt gebracht“, fuhr Azul ruhig fort. „Bedauerlich für dich ist, dass dein Vater niemals so viel für dich riskieren würde wie für seinen Thronfolger. Wenn er stirbt – und das wird bald sein, wie es scheint – übernimmt dieser die Herrschaft. Du hingegen bist nicht wichtig genug, um einen Krieg gegen uns anzuzetteln.“ Azul schwieg kurz, schließlich lächelte er bedauernd. „Was schade ist, denn meinen Soldaten juckt es schon seit geraumer Zeit in den Fingern. Hast du eine Vorstellung davon, wie viele dir etwas antun wollen... nur weil du ein Mondelf bist?“ Ein schwaches Kopfschütteln beantwortete die Frage, und in dem Lythari keimte der Verdacht, dass er in den Kerker geworfen worden war, um einen Schutzwall gegen den Hass der Naralfir zu haben. Bikurs Tod würde sich herumsprechen und den anderen eine Lehre sein... In Saladirs Kopf hämmerte der Schmerz so gnadenlos wie in seiner Schulter, und es fiel ihm immer schwerer, sich zu konzentrieren. Der Dämon sollte endlich gehen... „Aber was sollte der König der Lythari schon für dich opfern, das für mich von Bedeutung sein könnte?“, fragte Azul weiter. „Warum sollte er es tun, wenn dein Bruder noch da ist? Wenn er auch krank würde, weil er sich ansteckt, wäre das natürlich etwas anderes, aber... wie ich dich einschätze, weiß niemand, wo du dich gerade aufhältst. Alle werden denken, dass du auf der Suche nach einem Heilmittel ebenso gestorben bist wie deine Begleiter.“ „Und was habt Ihr jetzt vor?“, fragte Saladir statt einer Antwort. „Wenn Ihr mich töten wollt, dann macht es einfach, und tut nicht so, als hätte ich eine Wahl.“ In Azuls Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. „Mut hast du, das muss ich dir lassen, kleiner Dieb. – Auf die Knie mit dir.“ So gut es ihm mit seinen Schmerzen gelang, richtete sich Saladir zu seiner vollen Größe auf. Die Naralfir mochten ihn gefangen haben. Sie mochten ihn erniedrigt, beschimpft und mit ihren Tritten und Schlägen übel zugesetzt haben. Doch auf keinen Fall würde er vor diesen Dämonen knien... „Niemals!“ In den amüsierten Blick des Naralfir trat etwas Bedrohliches, bevor er blitzschnell näherkam und dem Lythari mit der Faust in den Magen schlug. Dieser gab einen erstickten Laut von sich und sackte zu Boden. Kurz verschwamm alles vor seinen Augen, und in seinem Mund breitete sich erneut der bittere Geschmack von Galle aus, doch Saladir erlaubte es sich nicht, die Besinnung zu verlieren. „Das war keine Bitte“, drang die Stimme des Königs der Naralfir kalt an seine Ohren. „Du bist nur noch am Leben, weil du... vielleicht... ein wertvoller Gefangener bist. Ich hätte dich auch einfach töten und deine Leiche im Wald verrotten lassen können. Ich bin nicht der Einzige, der dich töten kann, wie du gesehen hast – aber der Einzige, der die anderen davon abhalten kann, es zu tun.“ Noch während Saladir Azul hasserfüllt anstarrte, fragte er sich, was dieser von ihm wollen könnte. Die Antwort bekam er kurz darauf, als sich dessen rechte Hand in seinen Haaren vergrub und ihn grob nach vorne zog. Er spürte einen Druck an seinem Gesicht und roch neben Blut auch Leder, Schweiß und die salzige Note von männlicher Lust... Endlich drang die Erkenntnis bei ihm durch. Er drehte den Kopf mühsam zur Seite und versuchte, seiner Stimme einen festen Klang zu geben. „Nein.“ Das Lächeln in Azuls Stimme konnte Saladir hören, obwohl er es nicht sah. Er bekam eine Gänsehaut. „Mir ist völlig gleichgültig, was du willst und was nicht. Du wirst tun und sein, wer und was ich wünsche.“ Während er den Kopf des Lythari immer noch festhielt, nestelte Azul mit der linken Hand an seiner Hose und öffnete sie. Saladir versuchte, wieder zurückzuweichen, doch der Griff in seine Haare wurde noch stärker, und er kniff zischend vor Schmerz die Augen zusammen. Sein Herz klopfte bis in seine Kehle, und nur eine eisige Hand schien es davon abhalten zu können, dort hinauszuspringen. Als er die Augen öffnete, wurde ihm auch die letzte Distanz genommen. Saladir versuchte panisch, die Lippen fest aufeinanderzupressen, doch Azul umgriff kurzerhand seinen Kiefer und zwang ihn mit unvorstellbarer Kraft, den Mund zu öffnen. Sofort drängte sich das Glied des Naralfir in die warme Öffnung, während er den Kopf des Lythari in Position hielt. Der Würgereiz, der Saladir erfasste, als Azul seine gesamte Länge in seinem Rachen versenkte, war überwältigend. Er spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach und wäre gestürzt, wenn der Andere seinen Kopf nicht festgehalten hätte. „Wage es ja nicht, mich zu beißen, kleiner Dieb...“ In Azuls Stimme lag ein Unterton, der Saladir mehr als deutlich verriet, dass dies keine sinnlose Warnung war. Als der Naralfir anfing zuzustoßen, trieb es ihm die Tränen in die Augen, und er keuchte erstickt. In einer solch demütigenden Situation hatte er sich noch nie befunden... Das war... einfach entsetzlich. Sein Verstand weigerte sich, das Geschehen in Worte zu fassen... Saladir zitterte, doch er schluckte seine Gefühle herunter und versuchte, das Unvermeidliche stoisch über sich ergehen zu lassen, damit es schnell vorbei war. Urplötzlich zog sich sein Peiniger ohne ein Wort zurück, und bevor der junge Prinz etwas sagen oder tun konnte, gab ihm dieser eine derart heftige Ohrfeige, dass sein Kopf zur Seite geschleudert wurde. Der Schmerz, der Saladir erfasste, war wie ein explodierender Ball, und er schrie laut auf. Blut sammelte sich in seinem Mund, und als er es hastig ausspuckte, sah er etwas kleines Weißes auf dem Kerkerboden liegen: Der Naralfir hatte ihm einen Backenzahn ausgeschlagen. Diese unbändige Kraft... in nur einem Schlag! Zitternd vor Schmerz und Grauen versuchte Saladir, sich zu sammeln, und wieder musste er Blut ausspucken. Sein Kiefer protestierte bei dieser Bewegung... Doch schon wurde er wieder nach oben gezogen, bevor Azul genau da weitermachte, wo er aufgehört hatte. Seine Stöße wurden stärker und schneller, seine Hand griff fester zu, und er stöhnte leise auf. Schließlich ergoss er sich in Saladirs Mund, dem nichts anderes übrigblieb, als die blutig-salzige Mischung voller Widerwillen zu schlucken. Keuchend hob der Lythari den Blick: Der Naralfir hatte die Augen halb geschlossen, und dünne Strähnen von violettem Haar fielen ihm verschwitzt ins Gesicht. Sein Brustkorb hob und senkte sich heftig und als sich ihre Blicke begegneten, lächelte er träge. Anschließend löste er seine Finger aus Saladirs Haaren. „Eine Warnung an dich, kleiner Dieb. Machst du das nochmal, lasse ich dir alle Zähne ziehen.“ „Tu tuscht ja scho, alsch wäre esch Abschicht geweschen“, entfuhr es Saladir. „Dasch war dasch erste Mal für misch!“ Azul beobachtete, wie der Lythari mühsam aufstand. „Dein erstes Mal? Weißt du eigentlich, wie hinreißend das klingt?“, fragte er sichtlich belustigt. „Du bischt abscheulisch“, gab Saladir ächzend zurück. „Scholltescht du misch noch einmal anfaschen, wirscht du esch bereuen.“ Der Naralfir griff nach dem jungen Prinzen und berührte ihn mit einem herausfordernden Grinsen an der geschwollenen Wange. Damit brachte er den Lythari in Wut: Er versuchte, nach dem Verhassten zu schlagen, doch fast schon gelangweilt hielt dieser ihm den rechten Arm fest und drehte ihn auf Saladirs Rücken. Fest gegen den Größeren gepresst, fand sich der junge Prinz in einer widerwilligen Umarmung wieder. „Es hat fast etwas von einem Tanz“, sagte Azul grinsend, bevor er sich vorbeugte und seine Lippen auf Saladirs presste. Dieser erstarrte kurz, und seine Augen weiteten sich vor Schreck, dann tat er das Einzige, was ihm noch blieb: Er trat nach Azul und traf ihn, wodurch dieser ins Straucheln geriet. Beide Männer drehten sich zuerst umeinander, bevor sie zu Boden fielen. Wieder schrie der junge Prinz auf, als er auf dem Rücken landete und eine weitere Schmerzwelle ihn erfasste. Auch Azul gab einen leisen, zischenden Ton von sich. „Vielleicht sollte ich dir auch die Beine brechen“, murmelte er nachdenklich und blickte auf seinen Gefangenen herunter. Er war auf Saladir gefallen, und sein Gewicht hielt diesen am Boden. „Geh runter von mir“, fauchte der junge Elf. „Schonscht...“ „Sonst... was?“ Saladir begann, sich heftig zu winden und versuchte trotz seiner Schmerzen, den anderen abzuwerfen. Azul bewegte sich nicht, doch ein seltsames Funkeln trat in seine Augen. „Weißt du, was du da tust?“, schnurrte er mit dunkler Stimme. „Runter von mir, hab’ isch geschagt!“ „Ja, du redest ziemlich viel.“ „Und schu hörscht schiemlich schlescht!“ „Sag’ mir etwas Schönes. Vielleicht höre ich dann besser.“ Nun war Saladir verwirrt. „Etwasch... Schönesch?“ „Du bist hübsch, mutig und lebhaft. Aber der Hellste scheinst du nicht zu sein“, erwiderte Azul und drückte sein Becken stärker gegen Saladirs. „Du bestätigst es zumindest bereitwillig.“ „Wo-wovon redescht du?“ „Von... dir“, gab Azul zurück – und endlich fiel es Saladir auf. Durch seine unruhigen Hüftbewegungen hatte er dafür gesorgt, dass der Andere ein zweites Mal hart geworden war. Schlagartig erstarrte er, und Azul brach in schallendes Gelächter aus. Er lachte so heftig, dass es sie beide schüttelte. Saladir spürte, wie sein immer noch festgehaltener Arm unangenehm über den Stein des Bodens scheuerte. „Was ist denn los, kleiner Dieb?“, fragte der König der Naralfir, als er sich wieder beruhigt hatte und richtete sich halb auf, ohne dabei das Handgelenk des Lythari loszulassen. „Du wirkst so schockiert.“ Tatsächlich war Saladir fassungslos. Natürlich war ihm bekannt, dass sich Männer auch von anderen Männern angezogen fühlen konnten. Doch dass auch Azul zu diesen Männern zählte, überraschte ihn. Hatte die Kurtisane in der Stadt nicht sehnsüchtig nach ihm verlangt? Dieser Zustand hielt aber nur so lange an, bis ihn eine neue Schmerzwelle erfasste. Noch immer lag das seltsam lustvolle Funkeln in den Augen des Naralfir und jagte dem jungen Prinzen erneut einen Schauer über den Rücken. „Lasch misch endlisch losch!“, forderte er mit zitternder Stimme. „Und komm mir nisch schu nahe!“ Azul beugte sich so weit vor, bis seine Lippen nur noch Millimeter vom linken Ohr Saladirs entfernt waren. „Aber wir sind uns schon so nah...“, raunte er, bevor er sich wieder aufrichtete. Zielstrebig öffnete er die Knöpfe von Ugruis Mantel, den der Lythari immer noch trug. Azuls Augen wanderten über Saladirs nackten Körper, und er lächelte bösartig. Oder war es lüstern? „Ich erinnere mich, dass sich unter deiner Haut einmal mehr Muskeln abgezeichnet haben... du bist schmaler geworden...“ Überraschend sanft strichen kühle Finger verschwitzte, blaue Haarsträhnen aus Saladirs Stirn und fuhren dann über dessen Wangenknochen hinunter bis zu den Lippen des Erstaunten, der den Atem anhielt: Was für eine Teufelei hatte dieser Dämon von einem Mann jetzt schon wieder vor? Azuls Finger streiften mit schockierender Zärtlichkeit über seine Haut, und zu seinem Entsetzen merkte der Lythari, wie sein Körper auf die Wärme des Körpers auf ihm und die unerwartete Sanftheit reagierte. Bisher war der König der Naralfir immer grausam gewesen, doch nun breitete sich ein Kribbeln aus, wo dieser ihn berührte. Am Schlüsselbein, die Brust hinunter... wie an einem Faden entlang bahnte es sich seinen Weg in seine Körpermitte. Hätte der junge Prinz keine solchen Schmerzen gehabt, hätte er hilflos gestöhnt. So aber zuckten die Augen des Lythari zwischen der liebkosenden Hand und den roten Augen des Naralfirs hin und her, und Saladir meinte zu spüren, wie Azuls Blick auf seiner Haut brannte. Die immer noch mit Blut verschmierten Finger des Naralfir glitten tiefer und öffneten weitere Knöpfe. Saladir stieg die Schamesröte in die Wangen, doch als er sich verlegen mit seinen Händen bedecken wollte und dafür den hinter seinem Rücken verschränkten Arm zu befreien versuchte, runzelte Azul die Stirn. Im nächsten Augenblick umgriff er beide Handgelenke des Lythari und zog sie über dessen Kopf, wo er sie mit nur einer Hand fest zusammenhielt. Saladirs linke Schulter protestierte wieder, was diesem ein gequältes Wimmern entlockte. Doch Azul reagierte nicht darauf, sondern wandte sich nun den letzten Knöpfen des Mantels zu. Saladir konnte nur noch panisch und verängstigt zugleich den Kopf schütteln. Er ahnte, was gleich geschehen würde, und sowohl Traduis als auch Bikurs Tod führte ihm gleichzeitig vor Augen, was ihn bei einer Weigerung erwartete. Sein Herz raste, als wollte es aus seiner Brust springen und davonlaufen. „Wo ist dein Mut, kleiner Dieb? Der Mut, der dich antrieb, in mein Reich zu kommen, zu stehlen und dem König zu widersprechen?“ Azuls Stimme klang seltsam belegt... abgelenkt... verwundert. Der junge Prinz begann heftig zu zittern. „Das, was ich gleich mit dir machen werde, passiert jeden Tag. In ehelichen Schlafzimmern, in Gasthäusern... in dunklen Ecken von verrufenen Straßen... Man kann es für ein paar Münzen kaufen, von jedem, der es feilbietet.“ Der letzte Knopf war offen und das Leder des Mantels rutschte an Saladirs Seiten herunter. Alles lag frei, hungrigen Blicken preisgegeben. Der Lythari erkannte, dass es tatsächlich Hunger war, der sich in Azuls Zügen spiegelte. „I-isch... kann dasch nisch... dasch... nein...“, versuchte Saladir noch einmal das Schlimmste abzuwenden, obwohl ihm Furcht das Atmen schwer machte. „Ich weiß“, entgegnete Azul sehr leise. Die schlanken Finger des Naralfir umgriffen Saladirs Geschlecht, und der Gefangene schrie leise auf. Azuls Finger waren warm und sanft... Widerwillig reagierte der malträtierte Körper auf die Geste. An Azuls Mundwinkeln zupfte ein Lächeln, das sich verbreiterte, als er mit den Fingern Saladirs gesamte Länge entlang strich. Dieser stieß ein Wimmern aus, als sich sein Rücken durchbog, und seine Hüften zuckten. Die ausgekugelte Schulter protestierte heftig, doch schon überspülte den Unerfahrenen ein neuer Reiz: Azuls Finger waren noch tiefer geglitten und umfassten nun den Teil seines Körpers, der das Leben selbst enthielt. „Ihr Elfen seid so romantisch in euren Dichtungen, dass es sich sogar in eurer Alltagssprache widerspiegelt. Sag’ mir, wie nennt ihr das?“, fragte Azul und drückte kurz zu. Saladir schrie heiser auf. Nicht wirklich vor Schmerz, aber sein Verstand weigerte sich inzwischen, alle Gefühle auseinanderzuhalten, mit denen sein Körper kämpfte. Angst, die beinahe Panik war, rang mit dem Schmerz in Kopf und Schulter, Demütigung – und etwas, das sich verdächtig nach Begehren anfühlte. Wie konnte ein Lythari nur so auf einen Naralfir reagieren? „Pe-perlen desch L-lebensch“, flüsterte er, während er meinte, die Haut seines Gesichts würde vor Scham schmelzen. „So poetisch wie zutreffend“, flüsterte Azul. „Dann halte ich also gerade dein Leben in meiner Hand... und das deiner Nachfahren...“ Er löste seinen Griff um Saladirs Handgelenke und umfasste nun mit beiden Händen die Hüften seines Gegenübers, um ihn hochzuziehen – wodurch dieser auf seinem Schoß zu sitzen kam. Das Gesicht des Anderen so nah vor sich ließ den jungen Prinz die Augen schließen und den Kopf peinlich berührt zur Seite drehen. Azul stieß ein Grollen aus, und Saladir beeilte sich, dem unausgesprochenen Befehl nachzukommen, als ein Arm um seinen Rücken geschlungen und sein Glied wieder umfasst wurde. Der Naralfir lächelte bösartig und heftete seinen Blick auf die angstvoll aufgerissenen Augen und die roten Wangen seines Gefangenen. Die Hitze in Azuls Augen hätte Steine schmelzen können... „Wehe, du schaust wieder weg oder verbirgst etwas von dir unter deinen Händen...“ Azuls Stimme klang heiser. Rau. „Arm... um meine Schulter... Los!“ Wieder beeilte sich Saladir, der Forderung nachzukommen. Sein nackter Körper schmiegte sich dadurch an den des Naralfirs, der die Beine ein wenig anwinkelte, um noch dichtere Nähe zu erzwingen. Doch plötzlich... Saladirs Verstand brach ein, und er musste den Kopf senken und hinschauen, um zu begreifen, was gerade geschah: Azuls Finger hatten sich um sein eigenes und um Saladirs Geschlecht gelegt und begonnen, gleichzeitig an beiden langsam auf und ab zu gleiten... Heiß brannte der Atem Azuls in seinem Nacken. Unter Saladirs widerstreitende Empfindungen mischte sich ein winziger, aber eindeutiger Funke der Lust. Erschrocken biss sich der Lythari auf die zerschlagene Unterlippe und schmeckte wieder Blut. Das konnte doch nicht sein... das durfte nicht sein... Er weigerte sich zu glauben, dass er durch seinen Todfeind tatsächlich ein solches Gefühl verspürte. Doch durch Azuls stetige Bewegungen wurde der Funke immer stärker. Worte vom Flehen um Gnade blieben ungesagt, als die aufgezwungene Liebkosung immer intensiver wurde und Azul Saladirs Lippen mit einem Kuss versiegelte. Seine Zunge schien den Mund seines unfreiwilligen Geliebten plündern zu wollen... und der Körper des Lythari begann zu zittern. Seine Hüften entwickelten einen eigenen Willen, hoben und senkten sich fern von jedem bewussten Handeln, während sich seine Finger in eine breite Schulter krallten, weil die Welt sich aufzulösen schien. Wieder suchte Azul Saladirs Blick, und die brennende Intensität der roten Augen schien wie ein Feuer zu sein, das jeden übriggebliebenen Widerstand in den silbergrauen Augen restlos verdampfte, um nichts außer diesem schrecklichen Begehren übrigzulassen. Das heisere Stöhnen, das immer wieder Saladirs Mund verließ, klang in dessen eigenen Ohren zu laut, zu kehlig und zu obszön. Als ihm bewusst wurde, dass er nicht mehr lange würde durchhalten können, versuchte er... etwas, das nicht geschehen konnte, weil Azul seinen Griff einfach verstärkte. Selbst als sich der Lythari noch einmal halbherzig aufbäumte, um zu entkommen – ein letzter, verzweifelter Versuch, um die übrig gebliebenen Fragmente seines Stolzes zu retten – hielt der Naralfir ihn mühelos fest, indem seine zweite Hand einfach vom Rücken hinauf in den Nacken wanderte. Saladir stöhnte ein letztes Mal auf, und kam mit einem heiseren Aufschrei zum Höhepunkt. Azuls Kopf fiel gegen seine Schulter, und ein Beben durchlief auch dessen Körper... dann ergoss sich ein weiterer Schwall der Lust über seine Finger. Saladir versuchte noch, die Situation zu verarbeiten, als sich der Naralfir provokant mit dem Zeigefinger über die Lippen fuhr und die Flüssigkeit daran ableckte. „Das muss man dir lassen, kleiner Dieb: Du schmeckst gut.“ Angewidert von der Geste und sich selbst schwieg Saladir. Warum hatte ihn sein Körper derartig im Stich lassen müssen? Wie hatte das geschehen können? Er wollte gerade nichts mehr, als sich in Luft auflösen, um dem Blick dieses schrecklichen Mannes zu entgehen. Dieser lachte leise und amüsiert. „So zurückhaltend plötzlich? Eben schien es dir noch zu gefallen.“ „Geh’ einfasch...“, stieß Saladir hervor, das Gesicht zu Boden gerichtet. Seine Wangen brannten vor Scham, Schweiß und Schmerz. Sein Körper bebte noch leicht von den Nachwirkungen der unbekannten Lust – was dem Anderen nicht entgehen konnte. „Dieser Ort hier wird jemandem wie dir nicht gerecht“, murmelte Azul. „Eine Blume inmitten von Unrat mag zwar wunderschön erblühen, aber... eine Blume ist eine Blume.“ Saladir schwieg. Schmerz brüllte immer noch durch seinen Körper, und jeder Atemzug war ein mühsam erkämpfter – aber die Worte des Dämons... Mühsam hob er den Blick und starrte seinen Peiniger hasserfüllt an. „Ver-verspottefft du misch jefft, indem du misch auch noch miff einer Blume vergleischst?“ Saladirs Augen funkelten dunkelgrau vor Zorn, auch weil er durch die geschwollene Wange klang wie ein stotternder Dummkopf. „Wasch wifft du von mir?“ „Ich will, dass du mein persönlicher Besitz wirst“, flüsterte Azul in sein Ohr. „Gib mir alles, was du hast. Dein Herz, deine Seele, deinen Körper… Überlass’ alles mir, und ich werde dafür sorgen, dass du ein erfülltes Leben haben wirst. Solange du mir gehorchst, wirst du jeden Luxus haben, den du willst. Du bekommst eigene Räumlichkeiten, herrliche Kleider und wirst mit dem Respekt behandelt, der meinem Besitz zusteht.“ „Reschpeckt einem König gegenüber, der esch erlaubt, dasch schein eigenesch Volk scho unverfroren in scheiner Gegenwart redet?“, fauchte Saladir aufgebracht. „Niemalsch. Nischs an dir isch königlisch!“ Mit einem hinterhältigen Lächeln beugte Azul sich ein weiteres Mal vor. „Es ist besser, sie reden offen über ihre Vorhaben, als dass sie hinter meinem Rücken ein Attentat auf mich planen, meinst du nicht? Wenn man nicht gerade Telepath ist, wird es schwer, die Gedanken der Leute zu kennen. Da ist es einfacher, sie reden zu lassen, zu beobachten und zuzuhören. Macht mich das in deinen Augen zu einem unbesonnenen Herrscher, kleiner Mondelfendieb?“ „Ausch jeden Fall schu einem grauschamen! Ein König schollte mit güschiger Stärke regieren!“ „Ich bin sicher, du hast nur auf eine Gelegenheit gewartet, um Bikur niederzuringen. Auch Tradui hättest du in deiner Einfalt vermutlich in seine Schranken gewiesen, als er dir die Kehle aufreißen wollte... Gib dich mir hin, und all dein Kummer wird ein Ende haben.“ Der Lythari glaubte, sich verhört zu haben. Was der König der Naralfir da vorschlug, war Wahnsinn! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)