Von der Kunst, richtig zu sein von Lyndis ================================================================================ Kapitel 52: Besser für dich ---------------------------     Für einen Moment gefror ihm das Blut in den Adern und mit angehaltenem Atem, wartete er darauf, dass da noch etwas nach kam. Aber es kam nichts. Nate schwieg und hielt ihn einfach weiter. Das half ihm auch nicht dabei sich zu entspannen, schließlich hatte Nate sich für irgendwas entschuldigt. Die Frage war nur, für was.     "Red bitte mit mir, Nate", flehte er leise und deutlich unsicher. "Wenn ich die Entschuldigung interpretieren muss, bekomme ich Angst, dass du gerade versuchst, endgültig mit mir Schluss zu machen und es dich nicht traust."     Das war auch irgendwie die logischste Erklärung, oder? Sie hatten sich gerade geküsst, Nate hatte bemerkt, dass er rein gar nichts für ihn empfand und sah jetzt keinen Sinn mehr darin, ein Konstrukt aufrecht zu halten, dass es für ihn sowieso nie gegeben hatte.     "Was geht in deinem Kopf vor? Egal was es ist… du kannst es mir sagen. Ich bin nicht so fragil wie ich wirke."     Es wurde schon wieder still zwischen ihnen. Allmäliche zehrte das wirklich an seinen Nerven. Er wusste, er musste geduldig sein, Nate kannte ihn immerhin nicht, da war es doppelt so schwer, offen zu reden. Trotzdem machte es das für ihn kein Stück einfacher.     "Ich mache nicht mit dir Schluss… aber wäre es nicht besser für dich, wenn du dein normales Leben zurückbekommen würdest?"     "Besser für mich?", fragte Shinji ehrlich verwirrt zurück und hätte beinahe geseufzt. Nate war eben immer noch Nate. Er machte sich um andere zuerst Sorgen und dann um sich selbst. "Mein normales Leben besteht aus Arbeiten, online Spielen und Koffein. Es ist einfacher und ruhiger, ja, aber auch langweiliger und unausgefüllter. Ich brauche jemanden, der mich ein wenig auf Trap hält, sonst mauere ich mich wieder nur ein. Also keine Sorge um mich, das ist nicht nötig. Außerdem finde ich es sehr spannend, dich mit dir zusammen, neu kennen zu lernen. Mir ginge es ohne dich schlechter."     Er stoppte etwas erschrocken und biss sich kurz auf die Lippe, was Nate dank ihrer Position nicht bemerkte: "Sorry… will dich mit solchen Aussagen nicht unter Druck setzen. Wenn du nicht bei mir bleiben möchtest, werde ich das natürlich überleben und akzeptieren."     "Wer mich unter Druck setzt, bin ich selbst, aber bestimmt nicht du", antwortete Nate so leise, dass man es kaum noch verstand.     Lag da das Problem begraben? Verlangte Nate von sich selbst zu viel?     "Ich würde ja gerne sagen, dass mich das beruhigt, aber das würde falsch rüber kommen, schätze ich."     Sein Ton war heiter, wahrscheinlich zu heiter für die Sitation, aber er lag in Nates Armen und es war sein Freund, der partout nicht loslassen wollte. Er war einfach glücklich, obwohl er sich sorgte.     Aus einem inneren Impuls heraus, knabberte er Nate ganz leicht am Hals, nur kurz, aber es reichte, dass der andere ein bisschen zuckte und erschauerte.     "Was kann ich machen, dass der Druck ein wenig verschwindet? Dich ablenken? Ich bin zwar nicht der größte Redner, aber ich bin sicher, wenn es sein muss, kann ich dich den ganzen Tag mit irgendeinem Nonsense zuschwallen. Dann bist du zu genervt von mir, um dich noch unter Druck zu setzen und froh, dass du dich nicht erinnern kannst."     Nate schnaubte sogar amüsiert: "Mich ablenken? Ja, das wäre mal eine Idee. Ich denke, ich eigne mich gut als Zuhörer."     Während Shinji noch überlegte, mit was er anfangen sollte, sprach Nate aber schon weiter: "Ich glaube ich verstehe langsam, warum ich mich in dich verliebt habe."     Da wurde Shinji dann doch hellhörig: "Ach ja? Schieß los, was ist deine Theorie?"     Er hatte von Nate sonst immer nur die langzeit Gründe gehört. Dass er loyal wäre und etwas Besonderes, aber sie hatten nie über die Anfänge gesprochen. Nie über die erste Eigenschaft, die ihm positiv aufgefallen war.     "Du bist stur genug, dass du auf dem Weg bleibst, den du dir zurecht gelegt hast. Das gefällt mir. Deine kleine Rede gestern am Straßenrand hat mich… ja, beeindruckt. Ich wäre vermutlich gar nicht hier, wen du mir freie Wahl gegeben hättest. Du scheinst zu wissen, was du möchtest. Und da steckst du dein ganzes Herzblut hinein. Zumindest ist das mein Eindruck, den ich von dir habe."     Diesmal war es an ihm, wohlig zu erschauern. "Klingt nach mir, zumindest der Part, mit dem stur sein."     Er musste Grinsen und fuhr mit der Nasenspitze leicht Nates Hals entlang. Es fühlte sich so sehr danach an, als wäre alles gut und normal, dass er sich von diesem Gefühl hinforttragen ließ ohne es wirklich zu bemerken. Er fuhr mit den Lippen sanft Nates Schlagader entlang: "Weißt du… ich könnte auch den ganzen Tag mit dir flirten und versuchen, dich ins Bett zu kriegen. Das wäre sicherlich auch Ablenkung genug."     Nate ließ ihn gewähren, schien sich sogar sichtlich zu entspannen, die Arme immer noch um ihn gelegt. Er lehnte den Kopf sogar extra zur Seite, um ihm mehr Spielraum zu gewähren.     Doch gerade, als er etwas weiter gehen wollte, löste Nate die Umarmung plötzlich und schob ihn leicht von sich. Ein stechender Schmerz in seinem Rücken zeigte Shinji, dass die Position eben, nicht die gemütlichste gewesen war, aber das trat schnell in den Hintergrund, als er Nates schuldbewusste Miene sah. Der biss sich erst auf die Unterlippe, zerzauste ihm dann aber schief grinsend die Haare.     "Irgendwas sagt mir, dass das keine gute Idee wäre."     Hart auf dem Boden der Realität aufschlagend, sah Shinji seinen Freund selbst ein wenig schockiert an. Was war da nur gerade in ihn gefahren? Er war doch sonst nicht so!     "Sorry", die Entschuldigung war ernst gemeint, auch wenn sie vielleicht ein wenig flapsig formuliert war. "Da hab ichs wohl doch übertrieben. Aber du hast Recht."     Das hatte Nate wirklich. Jetzt miteinander zu schlafen, wäre einer der größten Fehler, den sie machen könnten. "Ich hab immer noch Probleme mit Sex… das 'danach' will ich dir in dem aktuellen Zustand nicht antun."     Warum er das sagte wusste er nicht, denn eigentlich lag es ja an einem ganz anderen Grund, dass sie das nicht tun sollten. Klar, wollte er Nate das noch nicht zumuten, aber da gab es noch viel, viel grundlegendere Probleme.     Peinlich berührt sah er auf sein Tablet und stand dann auf: "Ich reservier mal das Restaurant."     Natürlich kam die Rückfrage, was er mit Problemen meine und die Reservierung gab ihm die perfekte Ausrede, um physisch Abstand zu nehmen. Er konnte nicht genau erklären warum, aber wenn ihm etwas wirklich unangenehm war, war er gerne etwas weiter von anderen Personen weg.     Vielleicht hätte er sich geweigert, darüber zu sprechen, wenn es nicht gerade schon fast eskaliert wäre. Aber Nate musste wissen, worauf er sich im schlimmsten Fall einließ.     Dennoch stand er jetzt bei der Küchenzeile, auf der sein Handy seit gestern Abend lag und spielte nervös an dem Kommunikationsgerät herum.     "Probleme heißt… zittern…", begann er irgendwann. "… meistens heulen… mich mieserabel fühlen… mich vor mir selbst ekeln…" Er seufzte bitter, bevor er den letzten Punkt ansprach. "… meistens auch… mich übergeben…"     Er sah Nate nicht an, sondern starrte auf seine Hand, die nervös an dem Handy herumfingerte. "Sowas…"     Er wusste nicht, warum er es schaffte, so offen zu sein. Vielleicht, weil der Kerl da aussah, wie sein Lebenspartner. Vielleicht, weil er hoffte, dass er Erinnerungen damit wecken konnte… vielleicht aber auch einfach, weil er tatsächlich versuchte, Nate doch noch zu vergraulen. Er hatte es mit dem alten Nate auch versucht, nur wesentlich offensichtlicher. Sein Therapeut hatte es als Test bezeichnet. Nur die, die sich gegen diese Widrigkeiten stellten, waren würdig, dass er Zeit mit ihnen verbrachte und sich ihnen wirklich öffnete. Denn was er anderen verschwieg, waren nicht seine Fehler, sondern das, was dahinter stand. Die Ängste, die Sorgen, seine wahre Schwäche. Nate hatte zwar nur zwei Wochen gebraucht, damit er begann, über all das zu reden, aber das waren intensive Tage gewesen, in denen er sich fast stündlich bewiesen hatte.     Der Nate damals hatte sich durch seine Mauern kämpfen müssen, der Nate jetzt musste sich durch sein Lächeln kämpfen. Denn auch, wenn er wirklich glücklich war, Nate hier zu haben, ihm nah sein zu können, überhaupt mit ihm sprechen zu können… auch wenn all dieses Glück da war, sollte eigeneltich die Angst und Verzweiflung überwiegen, die er immer erst dann zum Vorschein kommen ließ, wenn Nate nicht da war. Wie letzte Nacht…     Das vibrieren seines Handys riss ihn vollkommen aus seinen Gedanken und als er den Namen des Absenders der SMS las, hätte er es fast fallen lassen. Für einen Augenblick war ihm nicht bewusst, dass Nate mit ihm im selben Raum saß. Es fühlte sich an, als hätte ein Geist ihm geschrieben. Es war das gleiche Gefühl, wie gestern im Auto, als er die unversendete Nachricht gelesen hatte.     Im nächsten Moment wusste er natürlich wieder, dass das Unsinn war, aber dennoch hatte er ein mulmiges Gefühl, als er die SMS öffnete:     'Wenn du mit meinen Macken umgehen kannst, kann ich auch mit deinen umgehen.'     Es trieb ihm fast die Tränen in die Augen. Nate hatte sich wirklich kein bisschen verändert.     "Sag das nicht", murmelte er leise, ohne Nate anzusehen. "Du hast es noch nicht miterlebt."     "Das ist richtig, aber habe ich es nicht früher schon mal miterlebt? Da bin ich auch irgendwie mit klar gekommen. Oder etwa nicht?"     Shinji wandte sich um und werkelte an der Kaffeemaschine. Nicht, weil er unbedingt noch Kaffee wollte, eher, weil er was zu tun brauchte.     "Ich weiß, ich habe dich im Prinzip erst gestern kennengelernt und vielleicht ist es unlogisch, so zu denken. Aber irgendwo in mir ist die Erinnerung an dich. Und allein die Nachricht, die ich dir schicken wollte, zeigt mir, dass ich dich unglaublich geliebt haben muss. Deshalb erschreckt mich das nicht. Ich werde mich damit arrangieren. Ich will nicht eines Tages wieder mit den Erinnerungen aufwachen und dann registrieren, dass du nicht mehr da bist, weil ich zu bequem war, um mich mit deinen Problemen auseinander zu setzen."     Shinji konnte kurz nur den Kopf schütteln, wandte sich nicht wieder um. Nate sollte es nicht sehen. Die Angst… die Verzweiflung… die Sehnsucht… Er sollte für Nate da sein, nicht umgekehrt. Er musste jetzt stark sein.     "Wir wissen nicht ob und inwieweit du dich verändert hast. Das ist doch das dumme an Amnesien. Dir fehlen prägende Erinnerungen. Wir sind doch alle nur die Summe unserer Erfahrungen. Wie kannst du all dieses Vertrauen in nur eine SMS setzen? Du kannst keine Beziehung auf einer Wunschvorstellung aufbauen, Nate. Das funktioniert nicht. Du weißt nicht, ob du die Erinnerungen je wieder bekommst und selbst wenn, ist nicht klar, ob die Erinnerungen sich wieder so einfügen, wie vorher. Wir wissen nicht, was passiert. Mach nicht jetzt schon Pläne, warte es in Ruhe ab. Ich will nicht, dass du am Ende enttäuscht oder überfordert bist. Sich mit meinen Problemen auseinander zu setzen ist nicht nur unbequem. Es ist psychisch belastend und noch ein unglaublich langer Weg. Du solltest dir wirklich gut überlegen, auf was du dich da einlassen willst."     "Diese SMS war das Einzige, das ich hatte", antwortete Nate leise.     "Als ich im Krankenhaus aufgewacht bin und ich keine Ahnung hatte, wo ich war oder wer ich war, hat mich wirklich Panik ergriffen. Ich kann mich kaum an den ersten Tag erinnern, aber ich befürchte, ich habe ein paar Leute ziemlich unfreundlich behandelt. Und wenn ich so darüber nachdenke, glaube ich auch, dass ich jemandem das Essen nachgeworfen habe."     Das konnte sich Shinji gar nicht vorstellen, dass Nate so etwas tat. Das sah ihm gar nicht ähnlich, aber er schien es auch zu bereuen. Es war vielleicht wirklich nur eine Ausnahmesituation.     "Ich weiß nicht mehr genau, wie viele Tage dann vergangen sind, bis ich das Handy entdeckt habe. Aber als ich die Kontaktliste durchgegangen bin und gesehen habe, dass mir keiner der Namen etwas sagt, habe ich sie aus einem Impuls heraus gelöscht. Und die Namen sind zu Telefonnummern geworden. Es hat sowieso keinen Unterschied für mich gemacht. Doch die eine Nachricht ohne Empfänger. Die eine Nachricht habe ich geschrieben. Das war der einzige Fakt, den ich mit Sicherheit bestimmen konnte. Ich habe sie jemandem geschrieben, der mir wichtig war. Und ab diesem Moment wollte ich diese Person mehr als alles andere kennenlernen. .... Ich weiß, dass meine Erinnerungen nicht zwangszweise zurückkommen müssen. Ja, vielleicht bleibe ich auch immer so, wie ich jetzt bin. Aber darüber nachdenken will ich nicht. Ich bin im Krankenhaus zu einem einzigen Entschluss gekommen. Shinji, wenn ich mich nicht an dich erinnern kann, dann werde ich mich nie erinnern können."     Er hörte ruhig zu, nahm die Worte einfach auf. Nate redete endlich mit ihm über seine Gefühle, das war ein großer Fortschritt, doch er konnte ihn noch immer nicht ansehen, denn es schwammen mittlerweile Tränen in seinen Augen.     "Ich gebe zu, ich war gestern wirklich enttäuscht von unserem ersten Aufeinandertreffen. Aber nicht weil du etwa ein Mann bist. Sondern weil ich einfach nichts dabei gefühlt habe. Aber es sind nicht einmal vierundzwanzig Stunden vergangen und ich habe das Gefühl, dass sich doch irgendetwas in mir an dich erinnert. Nicht an dich als Person. Aber an deine Präsenz. Mag sein, dass es nur eine Wunschvorstellung ist. Aber warum nicht? Warum sollte ich nicht so lange daran festhalten? Ich denke, ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich nicht noch tiefer sinken kann. Ich scheiß also auf die nächsten Enttäuschungen. Wie sieht es bei dir aus?"     Shinji musste erst einmal durchatmen um seine Stimme unter Kontrolle zu bekommen, aber es war schwer, besonders jetzt, wo schon die ersten Tränen auf die Arbeitsplatte tropften.     "Wenn du so bleibst, wie ich dich seit gestern kennengelernt habe, wäre es gar nicht so schlimm, wenn deine Erinnerungen nicht wieder kämen. Es wäre schade, weil wir in der Schule echt viel Blödsinn zusammen angestellt haben, aber dann erzähle ich dir die Anekdoten eben so oft, bis du denkst, dass es deine eigenen wären."     Obwohl seine Stimme leicht zitterte, hörte man den scherzenden Unterton doch deutlich.     Sollte er nicht auch offener sein, wenn Nate ihm schon so entgegenkam? Vielleicht konnte er es versuchen, indem er damit begann, seine Wünsche offen auszusprechen.     "Hey… meinst du… meinst du es ist in Ordnung, wenn ich dich darum bitte, her zu kommen und mich in den Arm zu nehmen?"     Er hatte kaum die letzten Worte gesprochen, da wurde er bereits in eine feste Umarmung gezogen. Nate schnaubte leise über seinen Kopf hinweg.     "Willst du damit sagen, dass ich so, wie ich jetzt bin, auch in Ordnung wäre?"     Die Frage verwirrte Shinji ein wenig. Hatte er sich denn nicht klar genug ausgedrückt? Aber der Unterton ließ ihn vermuten, dass sie rhetorischer Natur war.     Aber jetzt drehte er sich erst einmal um und vergrub sein Gesicht in Nates Brust. Er brauchte das gerade. Er konnte nicht sagen, was genau diesen Gefühlsausbruch verursacht hatte, aber er war da und er war scheiße. Gerade konnte Shinji die Verzweiflung nicht zurück drängen.     "Ich habe fest vor, mich zu erinnern. Zumindest an das Wichtigste. Und dann schreibe ich diese Nachricht zu Ende und schicke sie dir."     "Ich freue mich schon darauf." Mehr Ehrlichkeit, würde er wohl nie wieder in einen Satz legen können.     Er schniefte leise, aber die Umarmung und die Hand, die jetzt begann durch sein Haar zu fahren, halfen, die Tränen versiegen zu lassen.     Langsam bekam er das Gefühl, wieder aus dem Loch empor zu steigen, in das er wieder gefallen war und deshalb nahm er auch allen Mut zusammen, um Nate eine Frage zu stellen, die ihm seit gestern Abend auf der Zunge lag:     "Willst du nicht vielleicht heute Nacht mit im Bett schlafen? Ich kann besser schlafen, wenn du da bist und ich hab ein echt schlechtes Gewissen, dich auf das Sofa auszulagern."     "Okay", sagte Nate leise. "Das Sofa ist ohnehin zu klein für mich."     Shinji verdrehte die Augen, obwohl Nate es nicht sehen konnte. Da war sein Freund wirklich selbst Schuld.     "Du musst nicht, das weißt du", bot er Nate noch einmal einen Ausstieg an.     "Das weiß ich, mach dir keinen Kopf. Ich hätte nicht zugestimmt, wenn es für mich nicht in Ordnung wäre."     Shinji nickte ehe er sich so wenig wie möglich von ihm entfernte, um sich die Tränen weg zu wischen. Doch seine Hand wurde aufgehalten und leicht weg gedrückt.     "Du siehst sogar verheult noch süß aus, das ist fast schon etwas ungerecht."     "Was?", fragte Shinji perplex und sah zu Nate auf, der mit dem Daumen über eine seiner Wangen fuhr, um die Tränenspuren fort zu wischen.     "Sag bloß, du flirtest gerade mit mir."     Das war neu. Das hatte Nate früher nicht wirklich gemacht, aber das lag wahrscheinlich mehr an Shinji als an seinem Freund. Spielerisch abwehrend, verschränkte er die Arme vor der Brust: "So bekommst du mich heute Abend aber nicht ins Bett."     Sein Herz pochte ganz aufgeregt. Ausnahmsweise fühlte er sich wie ein normaler Mensch, der dabei war, mit jemandem zusammen zu kommen, den er mochte. Es war, als hätte man ihnen beiden noch einmal eine zweite Chance für die Anfangsphase geschenkt. Das hatte irgendwie was, auch wenn es ihm den Preis nicht wert gewesen war.     "Das war nur eine Feststellung, kein Versuch zu flirten", stellte Nate mit einem arroganten Grinsen klar, das offensichtlich gespielt war. "Und wenn du nicht willst, habe ich eben das ganze Bett für mich allein."     Doch diesmal hielt das Pokerface nicht lange genug. Nate begann zu lachen und zog Shinji wieder an sich, der darauf seine Haltung lockerte. "Du schläfst heute Nacht am Besten da, wo du jetzt bist.", flüsterte Nate ihm ins Ohr und jagte Shinji damit einen Schauer nach dem nächsten über den Rücken.     Nate war wirklich der einzige Mensch, der es schaffte, ihn innerhalb von wenigen Minuten erst zum Weinen und dann zum Lachen zu bringen.     "Als würdest du mich auf dem Sofa schlafen lassen. Eher wirfst du dich selbst aus dem Bett."     Das war ein wirklich witziges Bild in seinem Kopf, wie Nate sich verrenkend versuchte sich selbst aus dem Bett zu treten.     "Ich hab dich so sehr vermisst…", hauchte Shinji und fand es gar nicht schlimm, dass er keine Antwort bekam. Na ja… fast nicht. Es tat nur ein bisschen weh.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)