Harder To Breathe von Anemia ================================================================================ Kapitel 1: Make it, make it, make it harder to breathe... --------------------------------------------------------- "Ich kann überhaupt nichts sehen!" Verzweifelt stellte Erika sich auf die Zehenspitzen, um über die Köpfe der anderen Fans hinweg einen Blick auf den Bühnenboden zu erhaschen, doch mit ihren gerade mal anderthalb Metern Körperhöhe konnte sie sich noch so sehr ausangeln, es half alles nichts. Und das machte sie natürlich reichlich wütend. Sie war schließlich gekommen, um zu sehen, und nicht nur um zu hören. In diesem Fall hätte sie auch gleich eine CD daheim in den Player werfen können. "Ich wollte in die erste Reihe!", machte sie ihrem Unmut Luft und warf ihrem Onkel einen missbilligenden Blick zu, als sie sich resigniert wieder normal hinstellte. "Und du hattest dafür sorgen sollen. Aber nee..." Miya wusste ganz genau, dass es keine Früchte tragen würde, sich mit einem Teenager zu streiten, der vor Fanliebe beinahe blind war. Deswegen hielt er sich zurück, so wie er es meist tat, wenn sich ein Konflikt anbahnte. Auseinandersetzungen regelte er lieber vernünftig und nicht mit unschönen Worten. Ihm selbst gelang es übrigens ebenfalls kaum, den Bühnenboden zu sehen. Zwar überragte er die meisten japanischen Mädchen und so auch jene, zwischen die er sich hatte notgedrungen mischen müssen - alles nur wegen seiner kleinen, undankbaren Nichte - aber mit seinen nicht einmal einem Meter siebzig kam er sich hin und wieder dennoch wie ein Zwerg vor. Zumindest dann, wenn er sich mit anderen Männern verglich. Dann galt es, seine geringe Körpergröße anderweitig wieder wettzumachen... "Du wirst Chiaki schon sehen", sprach der geduldige Miya seiner Nichte Mut zu. "Er ist ziemlich riesig." "Und Miyako?" Der Schmollmund der Kleinen wollte nicht verschwinden. "Und SaZ? Ach nee, SaZ ist zu fett...aber Sora?" "Sora ist noch riesiger", merkte Miya an, der alle Bandmitglieder von DEZERT mehr oder minder gut kannte aufgrund dessen, dass er selbst im Musikbiz tätig war und so etwas wie Senpai* für sie darstellte. Nun, sie mochten bislang nicht gerade viele Worte gewechselt haben, aber doch so viele, dass Miya sich gut an sie alle erinnern konnte. Auf den ersten Blick nette, sehr talentierte Jungs, auf die eine große Zukunft wartete, wenn sie es nicht an Disziplin vermissen lassen würden. Bei Chiaki war er sich da leider gar nicht so sicher. Er hatte damals recht gelangweilt gewirkt und die Wände mit seiner komischen, roten Kunstblutfarbe beschmiert, bis jemand vom Staff eingeschritten war. Anschließend hatte er nur noch schweigend geraucht. Ein etwas seltsamer Zeitgenosse, wenn auch äußert attraktiv. Miya konnte es seiner Nichte nicht verübeln, dass sie für den Sänger mit den äußerst adretten Bühnenoutfits schwärmte. Vielleicht hätte er doch versuchen sollen, ihr zuliebe ein gutes Wort bei den Jungs einzulegen, um ihr einen Platz ganz vorne an der Absperrung zu sichern, so wie Erika es sich gewünscht hatte. Aber er hasste nichts mehr, als seinen Ruhm für so etwas zu nutzen. Einige Dinge musste man sich ehrlich verdienen.   Plötzlich wurde der Saal in Dunkelheit getaucht und ein gruseliges Intro gespielt. Jubelschreie wurden um Miya herum laut, und er musste sich unwillkürlich fragen, ob es während Mucc-Konzerten auch so wild einherging. Wenn er selbst auf seiner Gitarre spielte, bekam er meist nicht viel von den Fans mit. Jedenfalls fand er es nicht gerade angenehm, von ausflippenden Mädchen eingekesselt zu werden. Auch Erika rief begeistert mit und schien für einen Moment vergessen zu haben, dass sie einen denkbar schlechten Platz besaß. Miya nämlich hatte darauf bestanden, sie nur zu begleiten, wenn sie an der Seite blieben, war die Mitte doch eine absolute Gefahrenzone. Kleine Mädchen konnten zu Bestien mutieren, wenn sie das Adrenalin und die Euphorie berauschten. Für so ein Theater war Miya eindeutig zu alt. Mit fast vierzig musste er sich solch eine Aufregung nicht mehr geben. Schlimm genug, dass er sich dieses Spektakel überhaupt antat. Aber Erika konnte er nun einmal kaum einen Wunsch abschlagen.   Ohrenbetäubende Schreie wurden laut, so wie ein sehr großer Schatten auf der Bühne erschien, welcher geradewegs hinter das Schlagzeug schlenderte. Wieder wurde geschrien, als sich ein weiterer - fülligerer - Schatten auftat, der am Bühnenrand blieb und sich die Bassgitarre griff. Die Stimmen ebbten nicht erst ab, sondern begrüßten anschließend den dritten Schatten, der zu der Gitarre gehörte. Aber was erst für eine Aufregung losbrach, als jener Schatten auftauchte, der ein Röckchen trug sowie zwei putzige Zöpfe auf dem Kopf, ließ sich für Miya kaum in Worte fassen. Diese Mädchen feierten Chiaki und seine Mannen wie Superstars, während sie Miya, der wesentlich berühmter sein durfte, nicht einmal zu erkennen schienen. Vielleicht aber hatte sich auch nur niemand getraut, ihn anzusprechen und nach einem Autogramm zu fragen. Denn manchmal konnte er ziemlich dunkel schauen...   Gedimmtes Licht färbte die Bühne mit einem sanften Goldschimmer und ließ einen ersten Eindruck von den Musikern zu. Ihr Style war beinahe schon als leger zu beschreiben und gar nicht mehr sonderlich vom Visual kei inspiriert. Einzig Chiaki legte noch Wert auf seinen mädchenhaften Stil und würde sich wohl nie in Jeans und T-Shirt auf den Brettern blicken lassen. Bluse und Faltenröckchen standen ihm wesentlich besser, und das wusste er. Der erste Song war gleich eine Walze, die die Menge zum Headbangen animierte. Auch Erika machte ausgelassen mit, schleuderte ihre langen, schwarzen Haare nach links und nach rechts und peitschte sie Miya ins Gesicht. Auch von anderen Seiten bekam er Haare ab, weswegen er sich dazu entschied, besser die Augen zu schließen. So handhabte er es bei jedem Headbangingpart, nur der Wall of Death, die Chiaki irgendwann enthusiastisch anzettelte, konnte er sich nicht entziehen. Wieder einmal begrüßte er seinen Platz an der Seite, musste er dank diesem doch nicht auf die andere Seite zustürmen und konnte bleiben, wo er war. Er hatte aber dennoch mitbekommen, dass Chiaki in die Menge gesprungen war und sah jetzt noch, wenn er sich ein wenig reckte, die hübschen Zöpfe auf und ab hüpfen zwischen der linken und der rechten Seite. Auf sein Kommando hin begannen die Mädels zu rennen und zerquetschen ihn förmlich in ihrer Mitte, was Miya besorgt die Stirn runzeln ließ. So etwas hätte ihm ganz sicher keine Freude bereitet. Vielleicht beschrieben ihn seine Bandkollegen deshalb als zu ernst. Aber mit fast vierzig brach man sich bei solchen Manövern schlichtweg schneller die Knochen als wenn man wie Chiaki gerade mal Mitte zwanzig war. Die ganze Zeit über hielt er seine Nichte schützend an der Schulter fest, nicht, dass diese noch auf die Idee kam, sich in das Getümmel zu stürzen, nur um Chiaki wenigstens einmal berühren zu können. Erika gefiel es sichtlich nicht, gegängelt zu werden, aber sie wusste auch, dass es Ärger gegeben hätte, hätte sie sich losgerissen und wäre verschwunden. Doch dann wurde sie auf einmal weggeschwemmt. Sie konnte nichts dafür; irgendjemand anderes hatte sie gerempelt und Miya gleichzeitig so überrumpelt, dass er es nicht geschafft hatte, die Kleine weiterhin festzuhalten. Im ersten Moment konnte er Erika nicht mehr ausmachen und fluchte innerlich vor Sorge, doch dann erblickte er sie. Und riss erschrocken die Augen auf. Chiaki höchstpersönlich hatte sie in der Mache. Und wie er das hatte! Sein Arm hatte sich um ihren Hals geschlungen, und ungeachtet der Tatsache, dass sie verzweifelt zappelte, zerrte er sie weiter nach vorne, bis an die Absperrung. Dabei zierte ein ungemein fieses Grinsen sein hübsches Gesicht, welches ihn prompt wie eine kaltblütige Mörderpuppe wirken ließ und nicht mehr wie ein braves Schulmädchen. Als er die Absperrung erreichte, schloss er noch einmal seine Hände um Erikas Hals und drückte kurz zu, ehe er behände über den Zaun hinwegkletterte und sich auf die Bühne verzog, dorthin, wo er Miyas Meinung nach auch hingehörte. Verdammt, lief bei diesem Kerl denn noch alles rund? Es war doch fatal, fast schon ein Verbrechen, kleine, unschuldige Mädchen derart zu foltern und zu ängstigen! Zum Glück gelang es Miya, seine Nichte alsbald wieder in die Arme zu schließen und sie aus dem Getümmel zu ziehen, um mit ihr ganz nach hinten zu gehen. Das Konzert war für sie beendet, zitterte sie doch am ganzen Körper und wirkte regelrecht traumatisiert. Die ganze Zeit über presste sie ihr Gesicht gegen Miyas Brust und der Onkel musste ihr unaufhörlich über den Rücken streicheln. "Ich hasse Chiaki!", weinte sie dabei immer wieder. "Er ist böse! Ich werde nie wieder eine CD von ihm kaufen." "Das ist auch besser so", erwiderte Miya, der argwöhnisch einen Blick hin zur Bühne warf, wo die Mörderpuppe ungerührt ihre Show ablieferte und ihr noch immer begeisterte Fans zujubelten. Miya war wahrlich entsetzt über dieses Verhalten. Solch einen perfiden Eindruck hatte er von Chiaki eigentlich nicht gehabt. Backstage war er im Gegenteil ziemlich ruhig, ja förmlich in sich gekehrt, aber offenbar mutierte er auf der Bühne zu einem komplett anderen Menschen, so wie viele Musiker es taten. Auch Miya kam mehr aus sich heraus, wenn man ihm seine Gitarre in die Hand gab, aber er wäre nie auf die Idee gekommen, seine Fans zu verletzen. So was war absolut schändlich. Ja, Erika hatte ganz recht: Chiaki war böse. Ein böser Junge mit einem sadistischem Lächeln, das Miya wohl nie wieder aus seinem Gedächtnis würde verbannen können. Denn so sehr er seine Taten auch verurteilte, so sehr interessierte er sich gleichzeitig für sie. Irgendeinen Instinkt vermochten sie wachzukitzeln. Denn auch ein freundlicher, netter Miya besaß nicht nur helle Seiten, sondern auch ungemein dunkle...   Er schaffte seine Nichte alsbald zum Auto, in welchem sie sich ausruhen konnte. Immer wieder fasste sie beunruhigt an ihren Hals, dessen Haut etwas gerötet war, und Miya musste sie damit beruhigen, dass die Striemen bald wieder weggehen würden. Als sie ihm nicht glaubte, versuchte er sie nicht weiter davon zu überzeugen, denn er konnte ihr unmöglich erzählen, dass er mehr wie genug Erfahrungen mit Striemen und Würgemalen besaß. So etwas ging nur ihn etwas an. Und seine Partner. Gerade, als er ebenfalls in das Auto einsteigen wollte, um die Konzertlocation endlich hinter sich zu lassen, erblickte er durch Zufall eine Gestalt im Halbdunkel, die an der Hauswand lehnte und offensichtlich an einer Zigarette zog. Anhand der Silhouette war ihm auch sofort klar, um wen es sich dabei handelte. Niemand, nicht einmal die kleinen Fangören, trugen solche neckischen Zöpfe, und vor allen Dingen war keine von ihnen geschätzte eins achtzig groß. Das dort drüben war eindeutig ein Typ, und dazu ein ganz bestimmter. "Ich bin gleich wieder da", vertröstete er Erika. "Ich muss nur noch schnell was klären." Diese Gelegenheit konnte er unmöglich ungenutzt lassen. Es mutete schon seltsam genug an, dass irgendjemand zum Rauchen nach draußen ging, wo es doch auch im Backstageraum erlaubt war, aber vielleicht wollte ja ein gewisser Chiaki-chan auch nur ein wenig frische Luft schnappen. Und in Gedanken die Mädchen zählen, denen er heute wieder die Luft zum Atmen geraubt hatte.   "Einen schönen guten Abend", begrüßte Miya ihn zutiefst sarkastisch, aber ganz bestimmt nicht zu aufgebracht. Er würde viel mehr Eindruck schinden, wenn er ruhig blieb. Nur kleine Jungs reagierten unbesonnen und impulsiv. "Chiaki-chan genießt seine Feierabendzigarette. Sehr beeindruckend." "Miya-san", erkannte Chiaki und deutete eine Verbeugung an, die eindeutig nicht tief genug war, um genügend Respekt auszudrücken. Dafür huschte abermals solch ein Miya bis aufs Blut reizendes, ungezogenes Grinsen über sein äußerst hübsches, noch immer geschminktes Gesicht. Blutrote Lippen und schwarz umrandete Augen standen ihm eindeutig sehr gut. "Was führt dich denn hierher?" Er nahm gelassen einen Zug von seiner Zigarette, während Miya spürte, dass er innerlich allmählich zur Wildsau mutierte. Dieser provokante Bengel spielte also das Unschuldslämmchen und stemmte nun seinen Fuß gegen die Wand, wodurch sein nacktes Knie unter dem Faltenröckchen zum Vorschein kam. Bezweckte er damit etwas oder dachte er einfach nicht mehr darüber nach, dass er nackte Beine besaß? "Ich habe mit meiner Nichte dein Konzert besucht", erklärte Miya ihm und verschränkte die Arme vor der Brust, während er Chiaki trotz des Größenunterschiedes fest in die Augen schaute. Er hatte keine Angst vor ihm, ganz bestimmt nicht. "Sie ist - oder besser gesagt war - ein großer Fan von dir. Sie hat dich angehimmelt." "Und jetzt tut sie es nicht mehr?" Er legte fragend den Kopf schief, wirkte aber nicht einmal sonderlich verwundert. "Das ist aber schade. Sehe ich in PVs denn so viel besser aus als in echt?" "Das ist es nicht." Miya dachte nicht einmal im Traum daran, ihm ein Kompliment bezüglich seines Aussehens zu machen, auch wenn er ihn wirklich sehr anziehend fand, nun, wo sich ein Kontrast zwischen süßem Outfit und bösem Charakter aufgetan hatte. "Sie war das Mädchen, das du gewürgt hast." "Welches?" Chiaki blies locker Rauch aus. "Ich habe an diesem Abend viele Mädchen gewürgt." Dieser Kerl machte Miya schier sprachlos. Als er aufgrund dieser Bekundung einen noch etwas dunkleren Blick aufsetzte und etwas von seiner dominanten Veranlagung durchschimmern ließ, die er sonst stets zu verbergen suchte, nahm Chiaki sich etwas zurück. War aber immer noch ungezogen. "War es die Kleine, die sich so vehement gewehrt hat?" Er lachte leise in sich hinein. "Oh, die war wirklich bemerkenswert. Sehr süß." Miya presste die Backenzähne aufeinander. "Sie sitzt jetzt völlig traumatisiert im Auto. Wegen dir." Daraufhin grinste Chiaki von einem Ohr zum anderen und sah wieder ganz nach der Mörderpuppe aus, die Miya äußerst finstere Gelüste entlockte. Am liebsten hätte er ihn prompt an den Haaren gepackt und ihm sofort einen Vorgeschmack dessen verpasst, was es bedeutete, von ihm Manieren beigebracht zu bekommen, aber seine Methoden waren nicht gerade öffentlichkeitstauglich. "Ihr hat es doch gefallen", behauptete Chiaki allen Ernstes. "Du weißt doch genau, wie Mädchen sind..." Das war ja wohl die Höhe! Allmählich riss selbst dem geduldigen Miya die Hutschnur. Offenbar musste er diesem Bengel deutlicher zeigen, dass es sich nicht gehörte, sich so zu benehmen. Noch hatte er es auf Augenhöhe versucht, aber nun war Schluss mit lustig. Er trat ganz nahe vor den anderen und starrte ihm ohne zu Blinzeln in die kontaktlinsenbehafteten Augen. Chiaki wirkte reichlich verwirrt aufgrund dieser Aktion, so sehr sogar, dass er noch nicht einmal etwas dagegen tat, als Miya ihm die Zigarette aus der Hand nahm und fortwarf. "Du hörst mir jetzt mal zu, Freundchen." Miyas Stimme war genauso ruhig wie einschüchternd. Diese beiden Eigenschaften gingen sehr oft Hand in Hand. "Man behandelt Mädchen nicht so. Man behandelt schon gar nicht seine Fans so. Wenn du Neigungen in der Richtung hast, such dir gefälligst jemanden, der einverstanden damit ist, dass du ihn würgst." "Aber es hat ihr doch-" So wie Chiaki versuchte, sich schon kläglicher zu verteidigen, presste Miya ihm entschlossen die Hand auf den Mund und brachte ihn somit zum Schweigen. Bei Jungs wie Chiaki musste man offenbar zu (sanfter) Gewalt greifen, damit sie verstanden, was man ihnen mitteilen wollte. Miya sah dem bösen Püppchen an, dass es ihm nicht passte, den Mund verboten zu bekommen, funkelten seine Augen doch nun noch rebellischer und herausfordernder. Hatte er etwa noch immer nicht genug? Was für ein missratener Kerl war Chiaki eigentlich? Er ahnte ganz sicher nicht, dass Miya die schwer Erziehbaren ganz besonders mochte. Er steckte sehr gern viel Arbeit und Mühe in seine Schüler, wie er sie nannte, denn nichts war befriedigender als ein Erfolg nach einiger Anstrengung. An denen, die rasch gehorchen, hatte Miya nicht sehr viel Freude. Und Chiaki würde sich sicher mit Händen und Füßen dagegen wehren, ein guter Junge zu werden. Zu heftig hatte der Teufel schon Besitz von seiner kleinen, dreckigen Seele ergriffen. Ein paar Sekunden wartete Miya stoisch ab, bis Chiaki Anstalten machte, sich zumindest ansatzweise geschlagen zu geben und ihn als Überlegenen zu akzeptieren. Die Hand auf Chiakis Mund blieb aber, auch als er schließlich ausatmete und sein Blick bat, ihn in Ruhe zu lassen. "Ich verlange von dir, dass du dich bei meiner Nichte entschuldigst", forderte Miya, flüsterte seine Worte beinahe. "Aber das wirst du nicht mehr heute tun. Erika geht es nicht gut, sie möchte dich nicht mehr sehen. Deshalb wirst du sie morgen besuchen gehen. Ich gebe dir ihre Adresse." Dies tat er mittels einer Visitenkarte, die er Chiaki vorne unter den Bund seines Rockes klemmte, genau so, wie man einer Nutte Geldscheine zusteckte. Denn für Miya war der Kerl etwas ganz ähnliches oder besser gesagt würde es werden. Solch einen verkommenen Bengel musste er sich einfach zur Brust nehmen. Und deshalb würde Chiaki auch eine Überraschung erleben. Noch ahnte der Bub allerdings nichts von Miyas Plan. Er wirkte irritiert, so wie er die Visitenkarte aus seinem Rock zog und einen kurzen Blick auf sie warf. Dann funkelte er noch kurz und ärgerlich Miya an, ehe er sich ohne ein weiteres Wort verzog. Von Höflichkeit und Respekt Älteren gegenüber schien er tatsächlich noch nie etwas gehört zu haben, woran Miya ebenfalls arbeiten wollte. Er würde schon noch einen ordentlichen Jungen aus Chiaki machen. Ein wohlerzogenes, handzahmes Häschen, das wusste, was sich gehörte und was nicht. Aber gleichzeitig würde er ihn auch noch heftiger verderben. Zumindest zum rechten Zeitpunkt würde Chiakis Versautheit förmlich an die Oberfläche geprügelt werden. Oh, Miya hatte bereits solch präzise Pläne, so wie er Chiaki von dannen ziehen sah und seine kleinen, putzigen Zöpfe auf und ab wippten. Was für ein unwiderstehliches, kleines Ekel. Das perfekte Spielzeug.   *   Chiaki hatte von Anfang an das Gefühl nicht losgelassen, dass mit Miya nicht gut Kirschen essen war. Auf den ersten Blick machte er einen freundlichen Eindruck, aber wenn er einen anschaute, lief es einem prompt kalt den Rücken herunter. Irgendetwas Dunkles lauerte ohne Frage hinter diesen Augen, und das war es auch, was ihn bereuen ließ, dass er ausgerechnet Miyas Nichte für seine perfiden Spielchen auserkoren hatte. Er hatte es sich nicht anmerken lassen, aber als Miya ihn gemaßregelt hatte, war ihm beinahe schlecht geworden, weil er diesem Kerl im Grunde alles zutraute. Wahrscheinlich würde er sich auf ewig an das Gefühl seiner seinen Mund bedeckenden Hand erinnern. Und sicherlich würde sie ihm auch einiges von seinem Spaß am Necken der weiblichen Fans nehmen. Denn er hatte wahrlich keine Lust, wieder einmal von Miya ins Gewissen geredet zu bekommen, ja förmlich bedroht zu werden. Mann, es gefiel ihm einfach, ein wenig Angst und Schrecken zu verbreiten, und die Fans sollten auch wissen, was auf sie zukam, wenn sie ein Dezert-Konzert besuchten. Dass Miya das nicht kapierte, war ihm klar. Miya war die totale Spaßbremse. Der totale Spießer. Der totale Langweiler, der sich natürlich immer und in jeder Lebenslage korrekt verhielt. Und Chiaki war auch noch so blöd und gehorchte ihm wie ein kleines Hündchen, als er sich zu der auf der Visitenkarte angegeben Adresse aufmachte. Im Grunde würde er sich nur bei dem kleinen Mädchen entschuldigen, damit er nicht Gefahr lief, dass Miya ihm mittels seiner Einflüsse im Musikbiz schadete. Man konnte schließlich nie wissen, was für ein Schwein dieser Mann sein konnte.   Den Namen Yaguchi Masaaki fand er alsbald auf dem Klingelschild des Hochhauses, welcher Miyas bürgerlicher Name war, was er sofort ein wenig seltsam gefunden hatte. Schließlich war er nicht davon ausgegangen, dass Miya mit seiner Nichte zusammenwohnte, aber was wusste er schon. Nicht zulassend, dass Miyas Blick und seine Ausstrahlung ihn gestern ziemlich eingeschüchtert hatten, drückte er furchtlos auf den Klingelknopf und wartete, bis der Summer erklang. Dann stieg er in den Fahrstuhl und ließ sich von diesem in den fünfzehnten Stock bringen. Die Tür stand bereits einen Spalt weit offen, so wie er ankam, wodurch er prompt wusste, wo er erwartet wurde. Noch war kein Bewohner zu sehen, weshalb er begann, sich seine Schuhe auszuziehen, doch noch während er an der Schnürung seiner Stiefel herumfummelte, tat sich die Tür weiter auf und Miya stand vor ihm. Im Bademantel. Im Bademantel? Chiaki fand dies so merkwürdig, dass er prompt vergaß, eine Verbeugung anzudeuten und den leider sehr gut aussehenden Mann lediglich aus großen Augen anstarrte. Nicht, dass er sonderlich auf Kerle stand, aber Miya war leider ziemlich heiß mit seiner strengen Aura und dem Kinnbart. "Guten Tag, Chiaki-san", begrüßte er seinen Gast schließlich nachdrücklich und nickte ihm zu. "Na, was verlangt die Etikette? Was solltest du nun tun?" Chiaki verkniff es sich, genervt mit den Augen zu rollen, da ihm das wohl nur wieder Miyas Hand auf seinem Mund eingebracht hätte. Anstelle verbeugte er sich artig und murmelte eine Begrüßung. "Guten Tag, Miya-san." Er war sich sicher, dass Miya damit zufrieden sein würde, doch als der Mann die Tür hinter ihm geschlossen hatte, trat er ihm schon wieder mit einem maßregelnden Blick gegenüber. "Du wirst mich ab sofort Yaguchi-san nennen", befahl er. "Du sollst schließlich nicht außer Acht lassen, dass ich der Ranghöhere bin und du mir Respekt entgegenzubringen hast." Manchmal fand Chiaki es absurd, dass er quasi zu einem kleiner gewachsenen Mann aufschauen musste, aber im Moment fand er es gar nicht so abwegig. Denn er fühlte sich mit einem Mal wesentlich kleiner als Miya. Unter Miyas Blick fühlte sich wahrscheinlich jeder klein und auch irgendwie schwach. "Ich habe verstanden, Yaguchi-san", nuschelte Chiaki, um Miya den Anflug eines zufriedenen Lächelns zu entlocken. "Und wo ist nun deine Nichte, bei der ich mich entschuldigen sollte?" Aus den zuckenden Mundwinkel wurde nun ein breites, höhnisches Grinsen seitens Miya. "Es ist der erste Schritt in die richtige Richtung, dass du tatsächlich bereit bist, dich bei ihr zu entschuldigen", sagte er und hob das Kinn ein wenig, Chiaki dabei nicht für den Bruchteil einer Sekunde aus den Augen lassend. "Aber du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dich noch einmal in die Nähe der Kleinen lassen würde." "Nicht?" Chiaki hob verwundert die Augenbrauen. "Aber was-" "Was du dann hier machst, fragst du dich, mh?" Miya legte den Kopf schief und schmunzelte nach wie vor äußerst selbstzufrieden. "Tja, mein Großer, ich kann dir sagen, dass du auf alle Fälle nicht umsonst gekommen bist." Chiaki sah wirklich entzückend aus, so vollkommen überrascht und gewissermaßen auch arglos. Ganz bestimmt ahnte er nicht einmal im Ansatz, was Miya gedachte, mit ihm zu tun. Nun war er wieder der ruhige, wenn auch etwas freche Junge, der sicherlich nie einem Mädchen ein Leid zugefügt hätte. Aber mit seiner Verwandlung in die Mörderpuppe kamen auch seine dunklen Seiten ans Tageslicht und das Monsterchen erwachte. "Schade, dass du nicht dieses neckische Faltenröckchen trägst", bedauerte Miya offen, während er Chiaki inspizierte, indem er ihn von allen Seiten begutachtete wie ein Stück Vieh und ihn damit offenbar verunsicherte. "Und die putzigen Zöpfe. Sie stehen dir. Damit siehst du aus wie eine Mangafigur." Er schmunzelte. "Aus meinem ganz persönlichen Hentai." Chiaki musste heftig schlucken. Dass Miya etwas äußerst Perfides im Schilde führte mit ihm, ließ sich spätestens jetzt nicht mehr anzweifeln. Die Art und Weise, wie er ihn anschaute und die Andeutungen, die er machte, waren eindeutig. Und seltsamerweise ließen diese Dinge Chiaki ganz und gar nicht kalt. Von Miya angemacht zu werden gefiel ihm tatsächlich. Offenbar war der Mann doch nicht der Langweiler, für den er ihn gehalten hatte. Zumindest nannte er noch andere Facetten sein eigen. "Aber auch so natürlich gefällst du mir ungemein", beurteilte Miya ihn und strich ihm behutsam über die Wange, was aber nicht dafür sorgte, dass Chiaki sich entspannte. Im Gegenteil, die Berührung hatte etwas Bedrohliches und zugleich Besitzergreifendes. "Wie aus meinem persönlichen Hardcoreyaoi entsprungen." In dem Moment packte er Chiaki einfach so mir nichts, dir nicht an den Haaren und zerrte ihn in das Nebenzimmer, welches die Schlafstube war. Chiaki fröstelte prompt, da in dem Raum nicht gerade sommerliche Temperaturen herrschten, was nur mit einem Shirt bekleidet nicht gerade angenehm wirkte. Aber hässlicher noch war es, dass Miya ihn so grob behandelte. Er riss ihm beinahe seine Haare aus! Kein Wunder, dass er zu jammern begann. Aber das wollte Miya nicht hören. "Mach dir nicht ins Hemd, Großer", wies er ihn zurecht und schaute ihn wie gewohnt streng an. Er deutete mit dem Kinn auf sein Futon. "Du wirst noch viel mehr winseln, wenn ich dir erst zeigen werde, wie es sich anfühlt, bewegungsunfähig gemacht zu werden." Er schnaubte amüsiert. "Falls du überhaupt noch wirst winseln können." Chiaki wusste nicht mehr, ob er sich angemacht oder abgestoßen fühlen sollte. Als sein Blick jedoch auf den Ledergurt fiel, der an dem Bett befestigt war, in Etwa in Höhe der Brust, wurde ihm ganz anders. Und gleichzeitig erregte ihn der Gedanke daran, was Miya wohl mit ihm zu tun gedachte. Er hatte das Gefühl, als würde er genau wissen, was zu tun war, als wäre er nicht der erste, dem er irgendwelche Flausen auszutreiben gedachte. Miya war erfahren im Leben und in der Musik, und wahrscheinlich auch in solchen Angelegenheiten. Noch immer vermochte Chiaki nicht recht zu glauben, dass Miya ihn tatsächlich ficken wollte anstelle dass er sich bei seiner Nichte entschuldigte, aber dann ließ der Dominante endlich sein Haare los und sorgte dafür, dass Chiaki nicht mehr gebückt neben ihm stehen musste. "Ausziehen", verlangte Miya barsch, und Chiaki, nicht mehr Herr seines Verstandes, sah zu, dass er aus seinen Klamotten kam. Er ahnte, dass es keine Widerrede bei einem Mann wie Miya gab und dass es Konsequenzen gehagelt hätte, hätte er sich ihm widersetzt. Er konnte von Glück reden, dass er es ebenfalls als ziemlich verlockend erachtete, mit ihm intim zu werden. Und vielleicht sogar von ihm unterworfen zu werden. Vollends. Denn jede Medaille besaß zwei Seiten, und hinter dem Sadismus, den Chiaki ab und zu an den Tag legte, lauerte das genaue Gegenteil. Eine Veranlagung, die nur selten ans Tageslicht kam.   Ein klein wenig schämte er sich gar unter Miyas prüfendem, durchdringenden Blick, der alsbald nur noch seiner Blöße galt. Als er jedoch versucht war, seinen Schwanz mit den Händen zu verdecken, packte Miya ihn bei den Handgelenken. Und sah ihm fest in die Augen, was allerdings auch nicht angenehmer war. "Du warst ein böser Junge", flüsterte Miya. "Und wieso bist du so böse? Weil dich noch niemand vernünftig erzogen hat. Weil du ohne eine Hand, die dich führt, vom rechten Weg abkommst mit deinem fragilen Charakter." Miya hob die Hand und fuhr mit den Fingern durch Chiakis dunkle Strähnen. "Schöner, ungezogener Chiaki. Das muss ein Ende haben, meinst du nicht auch? Ich bin ja jetzt da. Ich helfe dir dabei, ein guter Mensch zu werden." Der Moment, der beinahe schon liebevoll angemutet hatte, wenn man einmal die gefallenen Worte außer Acht ließ, endete abrupt, als Miya seinen Schüler auf das Bett zerrte und den willen- ja beinahe schon hilflosen Körper mit dem Ledergurt an Ort und Stelle fixierte. Ein wenig bedauerte der Dominante es, dass der Junge sich so brav, ja fast schon unterwürfig zeigte, obwohl er noch nicht einmal angefangen hatte, ihn von seiner eigenen Medizin kosten zu lassen. Offenbar hatten bereits Worte und Blicke genügt, um ihn einzuschüchtern, was wiederum zeigte, wie fragil der hübsche Sänger mit den beiden Piercings in der Lippe war. Man konnte ihn so einfach formen. So einfach etwas Schönes aus ihm machen. Es wäre zu schade gewesen, diese Chance zu vertun. Die Macht über diesen ungezogenen Bengel zu haben, wusste Miya ungemein zu erheben. So wie er sich kaum mehr zu rühren und erst recht nicht mehr zu flüchten in der Lage war, kniete Miya sich herrisch über ihn und öffnete seinen Bademantel. Nur für ihn. Um ihm ein kleines, kurzes Glück zu gewähren. Denn das er ihm gefiel, war offensichtlich, so glasig, wie seine Augen wurden, als seine Blicke an dem nackten Körper des Älteren hinabwanderten. "Zeit, dass Senpai dir die Dinge lehrt, auf die es ankommt", schmunzelte Miya und strich über die Seiten des schlanken, nackten Körpers unter sich. "Ich werde dich mit Sex und ein klein wenig, einschmeichelnder Gewalt zu einem ordentlichen Jungen erziehen. Einem Jungen, der mir gehorcht und der sich stets so verhält, wie sein Senpai es von ihm verlangt." Chiakis Brustwarzen waren inzwischen steinhart vor Kälte, schien Miya doch nicht einmal eine Heizung in diesem Raum zu besitzen. Wahrscheinlich würde er krank werden und lange keine ordentlichen Auftritte mehr bestreiten können. Aber er wagte es nicht, ihn darauf hinzuweisen. Er wagte gar nichts mehr zu sagen. Denn er wusste, dass er nicht in der Position war, irgendwelche Ansprüche zu stellen. Doch er fror nicht nur. Es erregte ihn auch ungemein, von Miya berührt zu werden, überall. Zunächst massierte er seinen Oberkörper mit kundigen Händen, ehe diese nach oben zu seinem Hals glitten und sich ohne jeden Druck um ihn legten. Ein mulmiges Gefühl erwuchs in Chiaki. Obwohl er instinktiv wusste, dass er Miya trauen konnte, war ihm nicht ganz wohl bei der Sache. Und gleichzeitig schwelte mit einem Mal solch ein dunkler Hunger in ihm, dass es ihm vor Lust beinahe schwindelte. Die Kontrolle über sich in den Händen dieses Mannes zu wissen war für ihn einfach atemberaubend. Im wahrsten Sinne des Wortes. Miya schien seine Kehle förmlich zu begehren, strich er doch immer wieder mit den Daumen über die Front und den deutlich sichtbaren Adamsapfel. Und wann immer Chiaki zusammenzuckte, schmunzelte er beinahe väterlich. "Du magst es und hast gleichzeitig Angst davor, mh?" Er lachte leise in sich hinein. "Nein, so etwas aber auch. Deine Fans jedenfalls haben in solch einer Situation nur Angst, im Gegensatz zu dir." Relativ erleichtert schnappte Chiaki nach Luft, als Miya seine Hände von seinem Hals nahm, aber der Moment währte nicht sonderlich lange, denn Augenblicke später sah er ein dünnes Seil über seiner fixierten Brust baumeln, dessen Ende seine Haut leicht kitzelte. "Wenn du es so magst, dass du davon sogar hart wirst, sollte ich dir vielleicht deine Luftzufuhr ein wenig einschränken, während ich es mit dir tue", befand Miya, der äußerst überrascht war, dass Chiaki so auf das reagierte, von dem er gedacht hatte, dass er es nur mit Belieben anderen zufügte. Der hübsche Junge mit den schulterlangen Haaren hielt die Augen fest geschlossen, so wie er ihm das Seil locker um den Hals band und den Knoten dann ganz behutsam etwas fester zog. Vorerst nur so fest, dass der Kerl den Effekt kaum spüren mochte, aber sich in seinen wahrscheinlich sehr geilen Fantasien verlieren konnte. Chiaki wirkte angespannt - was sich in seinem schönen, verdorbenen Köpfchen wohl gerade abspielte? Miya vermochte lediglich zu spekulieren, aber er war sich ziemlich sicher, dass er ähnliche Gelüste hegte wie er selbst. Dass sie sich miteinander vereinbaren ließen. Ein Schmunzeln huschte über Miyas Antlitz, so wie er das Bild betrachtete, welches er selbst geschaffen hatte; ein schöner, junger und ungezogener Mann mit einem Strick um den Hals und bewegungsunfähigen Armen. Es gefiel ihm, Gott über das kleine Arschloch sein zu können, so gut, dass er ihn unbedingt ganz haben wollte. In ihn eindringen, ihn ficken und über ihn richten. So, wie ein Gott es eben mit seinem Lämmchen tat. Keinerlei Gegenwehr ließ sich von Chiakis Seite verzeichnen, auch dann nicht, als ihm gewahr wurde, was Miya zu tun gedachte. Ihm wurden seine Beine gespreizt und an den Leib gedrückt, und trotzdem tat er nichts, außer sich auf seine Atemzüge zu konzentrieren. Seine Freiheit hatte er längst an den anderen verloren, der begann, mit glitschigen Fingern an einer Stelle seines Körpers zu spielen, die nur bei etwas verkommenen Jungs in den Fokus des Interesses rückte. Es begann zu kribbeln. Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Er hielt die Luft an. Atmen! Etwas drang in ihn vor. Etwas, das sich so viel größer anfühlte, als es in Wirklichkeit war. Er spannte seine Muskeln an. Ein stechender Schmerz, der jedoch rasch verflog. Die Luft zum Atmen flatterte fragil zwischen seinen leicht geöffneten Lippen. "Was spürst du in dir?", verlangte Miya zu erfahren. Chiaki blinzelte durch seine Lider hindurch. Das Gefühl, welches sein Innerstes ausfüllte, ergriff vollkommen Besitz von ihm. Warm und wendig war es...kundig...aufreizend... "Deinen Finger", bekannte Chiaki inzwischen von jeglicher Scham befreit, ließ Miya ihm doch keine Gelegenheit für irgendwelche peinlichen Gefühle. Alles, was er war und was er empfand, besaß seine Berechtigung. Miya wollte ihn genau so haben - aufgebahrt und vor Lust und Furcht fast ins Delirium schwindend. Seine Augen verrieten ihm dies nur zu deutlich. "Und nun?" Chiaki wurde weiter gedehnt. Er vermochte kaum zu glauben, dass sein Muskel fähig war, Dinge von solchem Ausmaß...zu schlucken. Offenbar war er sehr hungrig. Hungriger, als er es je für möglich gehalten hätte. Miya hatte subtil etwas in ihm wachgekitzelt, das bislang nie bis zu seinem Bewusstsein vorgedrungen war. Aber nun wusste er nur noch eines, und das beherrschte all seine Gedanken: Er verzehrte sich nach Miya. Er war heiß, sexy und harsch und bändigte ihn äußerst präzise. "Zwei Finger." Chiaki ächzte mittlerweile, presste aber die Lippen aufeinander, als Miya seine Finger in ihm auseinanderspreizte. Verdammt, atmen! Kalte Luft in die Lungen saugen. Nicht, dass sein Herz aufhörte zu schlagen. Aber seine Konzentration befand sich allein dort unten, zwischen seinen Beinen. Und Miya sollte sie vollends fesseln, so wie er seine Finger alsbald mit seinem Gemächt ersetzte. Er grinste, als Chiaki daraufhin wie ein aufgebrachter Hund zu hecheln begann, da er eine solche Prozedur offensichtlich nicht gewohnt war. Aber er würde ihn schon zum Männerspielzeug ausbilden. Immerhin gefiel es dem Jungen sichtlich. Vielleicht schrie er ja für Miya wie ein kleines Mädchen, wenn er ihn erst einmal zu foltern begann? Viele Jungs in seinem Alter besaßen solch eine zarte Seite, die sie nur mit schlechtem Benehmen zu vertuschen versuchten. "Und was spürst du nun in dir?" Miya vermochte sich nur mit größter Mühe noch ein wenig zu zügeln. Am liebsten hätte er gleich zugestoßen und diesen herrlichen Jungen benutzt, aber er war alt genug, um dass er sich auch in verheißungsvollen Situationen wie diesen noch zu zügeln vermochte. Ein enges Loch um sich herum raubte ihm ganz bestimmt nicht mehr den Verstand. Zumal Chiaki nicht der erste war, in den er sich getrieben hatte. "Mh?" Chiaki reagierte nicht. Anstatt hielt er die Augen wieder geschlossen und schnaufte ganz leise. Schämte er sich nun etwa doch? Dieser schlimme Kerl mit einem Faible fürs Würgen und gewürgt werden schämte sich? Hinreißend. Ein Grund für Miya, seine Hände zu dem Seil um Chiakis Hals zu führen und den Knoten etwas fester zu ziehen. Damit würde er ihn schon zum Reden verführen können. "Sag es, oder ich reguliere dir deine Luftzufuhr noch weiter", drohte er dem Jungen an, der sich noch kurz windete, dann aber wohl entschied, dass es die Qualen nicht wert war. "Es ist dein Schwanz, Yaguchi-san." Wie Musik in seinen Ohren kam Miya dieses vulgäre Wort vor. So kannte und begehrte er Chiaki. Das war das Dreckstück, das er sich hatte erziehen wollen. "Und wie fühlt er sich an?" "Geil…" Wurde der Junge etwa ein wenig kurzatmig? Der Knoten auf seiner Kehle war noch gar nicht besonders fest. "Soll ich dir ein atemberauendes Erlebnis schenken?" Chiaki nickte nur; ein paar seiner dunklen Haarsträhnen klebten an seiner leicht verschwitzten Stirn. Schon jetzt ruinierte ihn die Lust völlig. Aber nicht nur diese; er begann tatsächlich nur schwer Luftholen zu können, und dies zeigte ihm, dass Miya die vollständige Kontrolle über seinen ganzen Körper besaß. Er allein richtete über ihn und zog den Knoten, während er in ihn stieß, noch ein wenig enger. Chiaki schnaufte schon bald wie ein tollwütiges Tier, während das heftige Tempo der Stöße ihn in Bewegung versetzte. Miya war verflucht fit in der Hüfte und dabei kontrolliert genug, um seinen Finger unter Chiakis Kinn zu legen, um ihn dazu aufzufordern, ihm in die Augen zu sehen. Das fiel dem Jungen gar nicht so leicht, aber er musste es tun, denn Miyas Wille war nun einmal dazu prädestiniert, zu geschehen. Und so hielt er dem Blickkontakt ohne zu blinzeln stand und offenbarte dem Älteren seine dunklen, glasigen Augen, welche auf die nachtschwarzen Iriden seines Gespielen trafen. Doch immer wieder drohte sein Bewusstsein zu verschwimmen. Trotz der dezenten Atemnot aber drohte er nicht, zu hyperventilieren. Inzwischen nämlich war es ihm gleich, was mit ihm passierte. Er gehörte Miya. Miya entschied über sein Wohl und sein Leid. Sein Leben und seinen Tod. Es war, als hätte sich etwas in dem Kopf abgeschaltet. Ein lebenswichtiger Instinkt, ein Reflex. Und da dieser nicht mehr existierte, verlangte er nach mehr von diesem süchtig machenden Spiel. "Fester." Ein Wort nur, tief und heiser, Miyas Lust heftig anheizend. "Was 'fester'?", hakte er selbst schon ganz verschwitzt nach, aber nach wie vor seine Ausdauer unter Beweis stellend. "Die Stöße oder der Strick?" "Beides. Bitte, bitte beides..." Dieser Junge war wahnsinniger, als Miya angenommen hatte. Aber es war eine gute Form von Wahnsinn, die ihm heute begegnete. Eine Form von Wahnsinn, mit der er etwas anzufangen wusste. Die sich unterstützen ließ. Da er so lieblich bettelte, sollte sein Wunsch erfüllt werden. Mit grimmigem Gesichtsausdruck zog Miya den Knoten um Chiakis Hals so fest, dass die Adern vor Anstrengung hervortraten und der Junge mit weit geöffneten Lippen an die Decke starrte. Sein Röcheln war dabei das anbetungswürdigste Geräusch, das Miya je zu Ohren gekommen war. Und wie sein Gesicht erst aussah...zum Kommen schön. Von der Mörderpuppe bis zu der ermordeten Puppe war es eben kein weiter Weg. Der Strick um seinen Hals stand ihm besser noch als die beiden Piercing in der Lippe und jenes in der Augenbraue. All diese akustischen sowie optischen Aspekte trieben Miya auf einen heftigen Höhepunkt zu. Er hatte geahnt, dass Chiaki etwas ganz besonderes war. Und er hatte sich nicht in ihm getäuscht.   Chiaki schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen in dem verzweifelten Versuch, seine Lungen mit Sauerstoff zu füllen. Aber es war nie genug, immer zu wenig. Das Seilchen saß fest um seine empfindliche Kehle und die derbe Jute schnitt leicht in seine Haut, ließ sie darunter brennen. Und gleichzeitig erstickte es das Stöhnen, das irgendwo hinten in seinem Hals saß aufgrund der quälend tiefen Stöße des erbarmungslosen Mannes in ihm. Noch ein wenig fester und es würde ihn umbringen. Aber Miya hätte ihn nie sterben lassen. Er vertraute Miya. Und während er sich von sich aus dafür entschied, den Atem ganz anzuhalten und sich treiben zu lassen, tot zu spielen, intensivierte die gleisende Lust in seinem Inneren sich weiter und weiter. Sein Herz pochte schnell und hart in seiner Brust, ehe der ausbrechende Höhepunkt ihn kurz sterben ließ. Er wollte schreien, aber Schreie wurden aus Sauerstoff gemacht und seine Lungen waren leer, füllten sich nicht mehr. Ganz kurz wallte ein Fünkchen Panik in ihm auf. Doch diese verebbte sofort, als Miya den Knoten vollständig löste und ihm seine Freiheit zurückgab. Atmen. Nichts als Atmen. Er öffnete träge die Augen und sah das Gesicht des Älteren vor seinem eigenen. Erst verschwommen, dann klar. Am liebsten wäre er gleich noch einmal so unwirklich heftig gekommen, nur wegen des attraktiven Antlitzes seines Gespielen.   "Alles klar bei dir?" Wer andere quälen konnte, der musste auch dafür Sorge tragen, dass sie sich von der Folter erholten. Chiaki sah fertig aus, hatte gar leicht blaue Lippen, aber dafür die schönsten Striemen am Hals, die Miya sich nur träumen lassen konnte. "Ja, geht schon." Noch immer war seine Stimme deutlich angeschlagen, aber immerhin holte der Junge wieder tief und gleichmäßig Luft. Während sich der Geschundene zurücksinken ließ und sich mit geschlossenen Augen erholte, löste Miya erst den Gurt und holte dann noch eine Wund- und Heilsalbe herzu. "Toll warst du", gestand er ihm offen und beugte sich anschließend über ihn, um die Striemen auf seinem Hals beinahe ehrfürchtig zu küssen. "Ein sehr tapferer und strapazierfähiger Junge." Dass Miya selbst bei dem Unterfangen nicht zum Höhepunkt gekommen war, war nicht so wichtig; er hatte das Ganze aus Sicherheitsgründen frühzeitig abbrechen müssen. Chiaki hatte nicht mehr geatmet, sondern vor dem Hindernis resigniert, und das hätte fatale Folgen mit sich ziehen können. Miya hatte jeden einzelnen Atemzug seines Schülers verfolgt, jede noch so geringe Reaktion mitgeschnitten, was im Ernstfall lebensnotwendig sein konnte. Nichts war von größerer Wichtigkeit als das Wohlergehen beider Parteien. Auch einen bösen Jungen durfte man nicht überfordern.   Nur langsam formten sich wieder präzise Gedanken in Chiakis Kopf. Zuerst realisierte er nur, wie schön es sich anfühlte, dass Miya ihn lobte und sich um ihn kümmerte, genoss es, den wunden Hals von diesen einfühlsamen Händen eingeschmiert zu bekommen. Erst als Miya ihm einen Kuss auf den Mund drückte, begann er sich über sich selbst zu wundern. Er hatte Sex mit dem Mann gehabt, wegen dem er überhaupt Musik machte. Miya war eines seiner Idole seit Teenagerjahren an und vor ein paar Wochen noch schier unerreichbar für ihn gewesen. Ein Gott, dem er jedoch nicht gerade mit Respekt gegenübergetreten war, einfach, weil er niemanden mit Respekt behandelte. Aber genau dieses Rüpelverhalten hatte ihm diese heftige Nummer eingebracht. Ganz bestimmt würde er noch sehr, sehr viele Mädchen während seiner Konzerte würgen, wo er jetzt wusste, wie geil es wirklich war, nicht mehr frei atmen zu können. Und außerdem wollte er nur zu gerne wieder einmal von Miya gemaßregelt werden, denn er beherrschte sein Handwerk wie kein anderer...   _____   * Ein Senpai ist ein Mentor, d.h. ein älterer Schüler, der sich ganz speziell eines jüngeren (neuen) Schülers annimmt und ihm weiterhilft und unterstützt, wo er nur kann.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)