Caution: Night owls may regret their decisions von Felicity (Does apply to cats and crows as well) ================================================================================ Kapitel 6: Caution: There may or may not be more to it than meets the eye (Bokuto) ---------------------------------------------------------------------------------- Fliegen war traumhaft! Es war frei und schnell und man hatte eine unheimlich tolle, so ganz andere Sicht auf die Welt! Er liebte es! Wäre da nicht ein Problem: Fliegen war anstrengend. Bokuto war ehrlich schleierhaft, wie Vögel das normalerweise so lange durchhielten (okay, vielleicht war er auch einfach eine sehr untrainierte Eule? Gab es trainierte Eulen?), er konnte in aller Regel höchstens ein paar Minuten am Stück fliegen, dann brauchte er dringend eine Pause. Und wahrscheinlich würde ihm Akaashi was erzählen, wenn er noch einmal weg flog und dann erstmal irgendwo sitzen bleiben musste, bis er wieder zu Puste kam. Also versuchte er seine Flüge ein wenig einzuschränken (was wirklich schwer war, verdammt, Fliegen war geil!) und verbrachte den Großteil der Trainingszeit damit sich auf die Stange des Netzes zu setzen und zuzusehen. Es juckte ihn in den Fingern (oder Federn?) auch ein paar Bälle zu spiken, aber auch er war nicht dumm genug um das in einem Körper zu versuchen, der vermutlich weniger wog als der Ball und schon durch einen einzigen, blöden Treffer vermutlich mehrere Knochenbrüche, wenn nicht Schlimmeres davon tragen würde. Ihm war auch nicht entgangen, dass Akaashi Pässe in seine Richtung des Netzes vermied, aber selbst wenn er mit ihm hätte sprechen können, zog er vor das lieber unerwähnt zu lassen. Es war unheimlich rücksichtsvoll von ihm, aber ... es gab ihm das Gefühl noch schwächer und verletzlicher zu sein, als ohnehin schon. Er seufzte leise. Etwas bewegte sich im Rand seines Blickfelds und er drehte den Kopf gerade rechtzeitig, um Hinata neben ihm auf dem äußersten Rand des Netzes landen zu sehen. „Die Sicht von hier hat auch was, oder?“, fragte der gerade und hätte Bokuto einen Mund gehabt, hätte er vermutlich gelächelt. „Ja, stimmt. Mir ist nie aufgefallen, in welchen gleichmäßigen Mustern sich mein Team bewegt.“, er wollte die Stimmung nicht wieder kaputt machen und ließ daher weg, dass er dennoch viel lieber unten bei ihnen stehen würde und es ihn tierisch unruhig machte, sie ohne ihn spielen zu sehen. Hinata nickte, was sicher eine automatische Geste war, aber bei einer Krähe dennoch seltsam wirkte. „Ja, ich glaube, ich sehe auch, wieso die anderen mir immer sagen, ich sollte etwas mehr darauf achten, wo ich stehe. Ich renne ihnen bestimmt mal in die Bahn ...“ Und auf einmal waren sie in einer überraschend ausführlichen Diskussion über Stellungen und ob es besser oder schlechter wäre, sich anders auf dem Feld zu verteilen. Zumindest eine Weile, bis sich irgendwann unter ihnen jemand beschwerte: „Das ist schon unfair, wieso bin ich eigentlich der einzige ohne Flügel?“ Bokuto drehte den Kopf und unten an der Stange saß eine schwarze Katze, leckte sich die Pfote und sah zu ihm hoch. Warum tat er das? Setzten bei ihm Katzeninstinkte ein? Oder wusste bei ihm noch niemand, wer er wirklich war? Bei genauerer Überlegung hatte er sich diese Frage bisher nicht wirklich gestellt, nur weil er sich vor aller Augen verwandelt hatte, hieß das ja noch lange nicht, dass das bei den anderen auch so gewesen war. Bokuto flatterte zu ihm runter, musterte ihn einen Moment lang abschätzend. „Was?“, fragte Kuroo langsam und etwas skeptisch. „Ich glaub, es könnte funktionieren ...“, murmelte Bokuto langsam, sprang dann in Kuroos Nacken, krallte sich fest und schlug kräftig mit den Flügeln. Er war nicht wirklich sicher, ob das klappte oder nicht, aber wenn wurden sie aufgehalten, ehe sie sonderlich weit kamen, denn mit einem Mal griffen ihn Hände unter den Flügeln und hoben ihn so schnell hoch, dass er gezwungen war, Kuroo loszulassen. „Bokuto, bitte. Du kannst nie im Leben eine Katze hochheben“, meinte Akaashi und setzte ihn nach kurzem Zögern neben Kuroo auf den Boden. „Und sonst wäre es ganz nett, wenn ihr ein Stück vom Spielfeld weggehen könntet“, fügte Konoha hinzu und beugte sich runter. „Komme eigentlich nur ich mir seltsam dabei vor mit einer Eule zu reden?“, fragte er dann an Akaashi gerichtet, woraufhin Bokuto beleidigt schnaubte und sich von ihnen wegdrehte. Er wurde aber sehr schnell von dem Ärger abgelenkt, als ihm langsam und sanft eine Hand über den Kopf strich. „Du Strolch hast mir nicht mal was gesagt ...“ Er öffnete blinzelnd die Augen. „Yukie!“ Sie stutzte kurz. „Okay, Punkt für dich, du kannst scheinbar nicht.“ Sie schüttelte schmunzelnd den Kopf und streichelte ihn nochmal ehe sie sich zu der Katze umdrehte und leicht grinste. „Lass mich raten, du heißt nicht ‚Kuro‘ weil du ein kleiner“, Kuroo schnaubte bei dem Wort, „schwarzer Kater bist?“ Sie griff furchtlos nach ihm und kraulte ihm leicht das Ohr. „Tun wir lieber so, als ob ich das nicht wüsste, du siehst nämlich leider wirklich niedlich aus.“ Und Kuroo schnurrte brav. Wahrscheinlich grinste er gerade sehr zufrieden. Bokuto schüttelte nur den Kopf und nahm wieder seinen vorherigen Platz oben neben Hinata ein. „Wer führt inzwischen?“   Der Tag ging überraschend schnell um und ehe er sich versah, war das Training schon wieder vorbei. Wenn er nicht daran dachte, wie sehr es ihm immer noch einen kleinen Stich versetzte, dass er nicht mitspielen konnte, dann war das sogar irgendwie mal interessant gewesen eine andere Perspektive zu haben. Er wollte mit Akaashi darüber reden, was er gesehen hatte! Aber der verstand ihn leider nach wie vor nicht. Und war nebenbei gerade auch in eine Unterhaltung quer über den Tisch mit einem der Karasuno Leute vertieft, dessen Name Bokuto bisher irgendwie nicht mitgekriegt hatte. Aber aus dem bisschen, was er von der Unterhaltung nebenbei mitbekam, war es wohl ihr anderer Setter, von dem Hinata gesprochen hatte. Überraschenderweise war die Sitzordnung heute erstaunlich gemischt ausgefallen, was zum Teil daran lag, dass einige der Jungen Spaß dran hatten mit ihm und Hinata zu spielen (Kuroo hatte es sich auf Schoß der Managerin von Shizen bequem gemacht, die soweit Bokuto wusste, nicht eingeweiht war, und ließ sich mal wieder kraulen). Da das tatsächlich irgendwie lustig war, hatte Bokuto nicht wirklich ein Problem damit und versuchte gerne immer mal wieder Fleischstücke aufzufangen. Im Moment führte er auch gegen Hinata mit sieben zu fünf, als auf einmal ein schriller Weckalarm losging. „Akaashi!“, beschwerte er sich automatisch, da er den Ton kannte, „Es ist keine Aufstehzeit!“ Akaashi nahm in aller Seelenruhe sein Handy aus der Tasche und schaltete den Alarm aus. „Ihr solltet vom Tisch runter gehen“, kommentierte er ruhig, woraufhin Bokuto den Kopf schief legte. „Häh?“ „Ich meine es ernst“, wiederholte Akaashi, „Geht vom Tisch runter, es ist sechs Minuten vor sieben.“ Bokuto blinzelte und tapste langsam in seine Richtung. „Was hast du denn auf einmal mit ...ah!“ Und dann kam wieder das kurze Blackout und das Ziehen im ganzen Körper. Er hatte ein vages Gefühl zu fallen, hörte einen Aufschrei und etwas krachen und zerspringen, ehe er blinzelnd und leise stöhnend die Augen öffnete und merkte, dass er in dieser mehr oder weniger menschlichen Form halb auf dem Tisch lag, halb mit dem Oberkörper über den Rand hing. Der einzige Grund, aus dem er nicht gefallen war, waren offensichtlich Akaashi und Washio, die schnell genug reagiert und unter seine Schultern gegriffen hatten. Sie drückten ihn vorsichtig in eine sitzende Position hoch. „Ah, das meintest du? Sorry“, murmelte Bokuto etwas peinlich berührt und rieb sich den Hinterkopf, ehe er sich umsah, wie es den anderen beiden ergangen war. Er lachte leise. Hinata war mehr oder weniger auf Levs Schoß gelandet, aber der schien das fast schon lustig zu finden und hatte ihn lachend aufgefangen. „Jetzt bist du immerhin wieder ein bisschen größer?“, schnappte er noch auf und suchte Kuroo. Er brauchte ein paar Sekunden, was aber daran lag, dass Kuroo offensichtlich auf dem Boden gelandet war, denn er stand gerade hinter Kenma und dem Karasuno Setter auf und klopfte sich die Hose ab. Das hieß wohl, er hatte als einziger wirklich reagiert und war vom Schoß des Mädchens runter gekommen. Da fiel ihm ein ... er sollte vielleicht auch mal vom Tisch runter. Möglichst ohne noch mehr zu zerdeppern. „Ah! Lev, das tut weh, die sind fest!“, schrie Hinata auf einmal auf und Bokuto konnte sich nur zu gut vorstellen, was gerade passiert war. „Warum ist bei allen der erste Gedanke dran zu ziehen?!“ „Wag es ja nicht!“, warnte Bokuto, als er Komis neugierigen Blick auffing und griff sich schnell an die Federn. „Komm schon, lass sie mich wenigstens mal anfassen, ich ...!“ Akaashi räusperte sich vernehmlich. „Darf ich darauf aufmerksam machen, dass wir jeden Moment ... ah, da.“ Und gerade bei den Worten poppten aus seinen Armen Federn heraus und seine Stirn und Augen verfärbten sich, während Bokutos innerhalb von wenigen Sekunden verschwanden. Bokuto sah mehr als einen entgeisterten Blick, während Akaashi kaum hörbar seufzte und murmelte: „Noch fünf Minuten ...“ Fünf Minuten später verstand Bokuto auch, was er damit gemeint hatte ...   Sie saßen auf dem Boden der Turnhalle in einem lockeren Kreis und warteten wieder. Bokuto und Hinata warfen sich locker einen der Volleybälle zu, Kuroo hatte Kenmas Spielkonsole geschnappt und lag auf dem Bauch und spielte damit. Kenma hatte sich auf seinem Rücken platziert und maunzte dann und wann, auch wenn Bokuto sich ziemlich sicher war, dass Kuroo nicht verstand, was genau er wollte, es ging vermutlich darum, dass er etwas falsch machte. Kageyama und Akaashi hatten anfangs noch auf ihren Schultern gesessen, aber waren ziemlich schnell abgehauen, als der Volleyball zu ihnen gerollt war. Sie unterhielten sich vermutlich ein kleines Stück weiter weg miteinander, wenn man irgendwas aus den Geräuschen schließen konnten, die sie von sich gaben. Heute war hier mehr los, einige Mitglieder ihrer Teams hatten nicht in Ruhe schlafen gehen wollen, während heute Nacht eventuell etwas passieren könnte und so hatten sie sich mit ihnen in die Turnhalle verteilt. Die Gespräche waren in der letzten halben Stunde aber nach und nach verstummt und einzig zwei Jungs aus Karasuno waren noch wirklich aktiv. Offensichtlich versuchte der Libero einem der anderen gerade eine Rolle beizubringen. Dann und wann hallte etwas durch die Halle, dass so ähnlich wie „thunder“ klang, aber, zugegeben, wahrscheinlich verhörte er sich. Sein Englisch war keine Vollkatastrophe, aber sicher auch nicht seine Stärke. Irgendwo rechts von ihm spielten scheinbar Yaku und Komi eine Runde Mikado mit ... allen möglichen halbwegs geraden Sachen, die sie hatten finden können. Von Stiften über Ästen bis hin zu etwas, das verdammt wie Essstäbchen aussah. Dann und wann unterbrach ein kurzer Aufschrei von einem der beiden die Halbstille. Ein anderer Junge aus Nekoma, dessen Namen Bokuto nicht kannte, war offensichtlich eingeschlafen und irgendwo hinter ihm wäre er nicht überrascht, wenn es Yukie genauso ergangen wäre. Für einen Moment war er zu sehr in Gedanken versunken und der Ball traf Bokuto mitten auf die Nase. Er gab ein Geräusch von sich, das sicher nicht wie ein Meerschweinchen klang, griff nach dem Ball und ließ sich nach hinten fallen. „Akaashi! Wie lange noch?“, quengelte er ein wenig und war überrascht, als die Eule zu ihm gehopst kam, sich auf seine Brust setzte und mit einem Flügel nach schräg oben deutete. „Mmh?“ Er sah hoch und sein Blick fiel direkt auf die große Uhr, die in jeder Halle hing. „Oh! Du hast recht, gut, dass du auf sowas achtest!“ Er streichelte automatisch der kleinen Eule über den Kopf und hielt ihr einen Arm hin, auf den Akaashi tatsächlich hüpfte, während Bokuto sich aufrichtete. „Hey, Leute! Noch eine Minute!“ Augenblicklich kam Leben in die Halle, als sich alle auf einmal zusammenrotteten und auf die große Uhr starrten. „Glaubst du denn, dass um Mitternacht etwas passieren wird?“, fragte Yukie neben ihm leise und Bokuto zuckte langsam die Schultern. „Die Hoffnung stirbt zuletzt!“ Und die Uhr schlug Mitternacht.   Er lag auf dem Boden und sein Kopf pochte ein wenig. Wie er dort gelandet war, wusste er nicht, aber Bokuto richtete sich langsam stöhnend auf und öffnete blinzelnd die Augen. Es war dunkel um ihn herum und er fühlte sich verkrampft, alles tat weh vom Liegen. Automatisch griff er an seine Hosentasche, wo er sein Handy fand. Das grelle Licht vom Display brannte in seinen Augen und er musste mehrmals blinzeln, ehe er die Uhrzeit lesen konnte. Es war halb zwei Uhr morgens ... vor zwei Tagen?! Verwirrt schaltete er das Licht einmal aus und wieder an, aber das Ergebnis blieb dasselbe. Er hielt das Handy von sich weg und stellte fest, dass sie sich in der Turnhalle befanden, in der alles angefangen hatte. Offensichtlich nur eineinhalb Stunden nachdem es angefangen hatte. Da fiel ihm ein ... Akaashi! Er drehte das Handy neben sich und fand als erstes Kuroo, der sich ebenfalls aufsetzte und eine Hand gegen das grelle Leuchten des Displays hab. Vor ihm lag allerdings Akaashi - und er war komplett menschlich, keine Federn, keine komischen Augenfarben. „Uhh, ich wusste, dass das eine blöde Idee war ...“, murrte Kenma und kam hinter Kuroo zum Vorschein. Ebenfalls menschlich. Bokuto blinzelte nochmal völlig verwirrt, bis ihm langsam, langsam klar wurde, was wahrscheinlich eigentlich passiert war. Er hätte fast über sich selbst gelacht. „Können wir jetzt ins Bett?“, murmelte Kenma und allgemein zustimmendes Gegrummel wurde laut, als sich alle aufrichteten. Noch mehr Handybildschirme flackerten zum Leben, während sie sich Richtung Ausgang bewegten. „Ich hatte voll den abgedrehten Traum!“, erzählte Bokuto und wurde daraufhin sofort mehrfach mit „Psst!“ zur Ruhe verwiesen. Er räusperte sich. „Ich hatte voll den abgedrehten Traum?“, versuchte er es nochmal deutlich leiser. „Mmh, ich auch“, gab Kuroo zurück, „darin kamen ein paar Tiere vor und ein ziemlich verrückter Trainingstag. Du warst noch fauler als sonst, Kenma.“ Der schnaubte darauf nur. „Lass mich.“ „Ich hab geträumt, ich könnte fliegen!“, verkündete Hinata etwas zu laut und wurde auch sofort zur Ruhe ermahnt. Bokuto schmunzelte, wer konnte es ihm verübeln, fliegen war schön gewesen. Aber so war es wahrscheinlich besser. „Ich freu mich morgen aufs Training!“, warf er stattdessen dann ein, „Ich hab schon das Gefühl total einzurosten!“ Er verließ als letzter die Halle und zog die Tür zu. In der Dunkelheit meinte er noch einen Schemen und ein paar reflektierende Augen gesehen zu haben, aber als er noch einmal hinsah, waren sie verschwunden. Er war wohl noch nicht ganz wach. Kopfschüttelnd zog er die Tür zu. „Akaashi, du musst mir dringend mal wieder ein paar Pässe zuwerfen!“, rief er und schloss schnell zu den anderen auf. „Es ist viel zu lange her!“ „Du meinst vor drei Stunden?“, kam die trockene Antwort, auf die Bokuto nur schmunzeln konnte. Wenn du wüsstest ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)