Stay by my Side von Edphonse15 ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Adaption zu einem RPG, das  und ich gerade im RPGLand schreiben. Wir haben uns gleichermaßen in die Beiden verliebt und die Idee kam spontan beim darüber schwärmen :3   Lesbar ist es auch ohne Vorkenntnisse, denk ich :)   Wünsche viel Spaß~   __________________     Stay by my side       Seit ihrer ersten Unterhaltung war bereits ein Jahr ins Land gezogen. Trotz aller Schwierigkeiten und Differenzen – für die vor allem Tsubasas Vater verantwortlich war – konnten die Beiden sich doch noch anfreunden und verstanden sich inzwischen besser denn je. Tsubasa war zwar nach-wie-vor etwas Wortkarg – vor allem im Vergleich zu Keisuke –, doch hatte sich das bereits deutlich gebessert. Wenngleich er hauptsächlich mit seinem bebrillten Freund sprach und weniger mit anderen seines Alters. Dass er von seinen Mitschülern noch immer eher gemieden wurde, störte den Schwarzhaarigen kaum. Er hatte diesen Ruf und wusste, dass es sich so bald nicht ändern würde. Keisuke hatte zwar schon des öfteren versucht, Tsubasa in die Klassengemeinschaft zu integrieren, war aber bislang immer daran gescheitert. Lag es an seinem Freund, der sich so unnahbar gab oder an den Mitschülern, die ihn nicht besser kennenlernen wollten? Keisuke wusste es nicht und konnte deswegen auch nicht viel ausrichten. „Ist schon okay. Ich mache mir da nicht so viel daraus“, gab Tsubasa leise zu verstehen, während er etwas von seinem Bentô aß. Keisuke, der gegenüber des Schwarzhaarigen saß, sah diesen ungläubig an. „Wie kann dir das nichts ausmachen? Das ist einfach unfair. Du hast doch nie etwas getan!“ Lautstark beschwerte sich der Brünettte, während dieser von seinem Brötchen abbiss. „Du bist doch ein netter Kerl. Man kann sich gut mit dir unterhalten...“, sprach er und biss noch einmal ab. „... und du hast eine tolle Stimme!“ Letzteres betonte Keisuke besonders. Ein paar Mal hatte Keisuke ihn dabei erleben dürfen. Immer wenn Tsubasa ein wenig traurig oder depressiv war, neigte dieser dazu, sich seinen Frust aus dem Leib zu singen. Meist waren es sanfte Töne, doch hatte er eine kräftige Stimme, mit der er einen tief berührte. Nie würde der Brünette vergessen, wie sie sich kennenlernten – bei Abendrot im leeren Klassenzimmer, angelockt vom leisen Gesang Tsubasas. Tsubasa wollte schon unterbrechen, doch nachdem der Brünette zu Ende gesprochen hatte, wusste er gar nicht mehr, was er hatte sagen wollen. Eine leichte Röte zierte seine Wangen, die er mit Blick aus dem Fenster zu verstecken versuchte. Keisuke entging das nicht. Doch da er Tsubasa mittlerweile kannte, sprach er ihn nicht weiter darauf an. Aber wenn er so darüber nachdachte... „Da fällt mir ein, dass ich dich seit damals nicht mehr hab singen hören.“ Mit großen Augen sah Keisuke sein Gegenüber an und erhoffte sich eine Antwort oder Erklärung darauf, als sich den Beiden ein Mädchen näherte und sie erstaunt ansah. „Was sagtest du eben, Hiraga-kun? Suzuki-san singt?“ Sie klang, als könne sie das nicht so wirklich glauben. Seinem Äußeren, sprich dem stets düsterem Blick, nach, wirkte der Schwarzhaarige nicht so, als ob er einem solchen Hobby nachgehen würde. Noch während der Brünette dem mit einem Nicken zustimmte, spitzte Tsubasa seine Ohren. Er war kein Fan davon, wenn er Teil eines Gespräches wurde. Vor allem nicht, wenn er nicht persönlich daran teilnahm. Noch ließ er aber den Blick nach draußen gerichtet, aber er ahnte Schlimmes. Das Mädchen lächelte freudig und legte die Hände in der Luft zusammen. „Wenn das stimmt... Wir brauchen dringend noch Leute für unser Musical für das Schulfest. Ein paar von uns sind Krank geworden und Ersatzleute haben wir keine mehr.“ Ihre laute, frohe Stimme war kaum zu überhören. Keisuke sah Tsubasa mit fragendem Blick an, während dieser seine Mitschülerin erschrocken anstarrte. Hatte er sich gerade verhört...? „Hast du nicht Lust, Suzuki-san? Bitte~! Es ist nur eine kleine Rolle. Zwei Zeilen. Nur dieses eine Mal, ja?“ Keisuke sah daraufhin zwischen Tsubasa und ihrer Mitschülerin, Ryoko der Name, hin und her. Er erkannte gleich, dass er keine Lust darauf hatte, im Rampenlicht zu stehen. Keisuke sah aber auch, dass es dem Mädchen sehr ernst war. Lange überlegte er dann nicht mehr. „Komm schon, Suzuki-kun! Du kannst diese Bitte doch nicht ausschlagen.“ Während Keisuke lächelte, verzog sich Tsubasas Gesicht ein wenig mehr. Nicht nur, dass er eigentlich nur für sich selber sang, wollte er wirklich nicht auf die Bühne. Dort würde er nur noch mehr Aufmerksamkeit – die er nicht wollte - auf sich ziehen. „Bitte, Suzuki-san! Nur für eine kleine Nebenrolle.“ „Na los“, forderte Keisuke ihn weiter auf und klopfte ihm zudem auf die Schulter. Sein Blick sagte aus, dass er viel zu wenig Kontakt zu seinen Klassenkameraden hatte und das auf diese Weise bessern würde. Tsubasa sah den lächelnden Jungen vor sich an, ehe er leise seufzte und sich dann an das Mädchen wandte. „Okay“, nuschelte er nur, den Blick wieder senkend. Sofort hellte sich das Gesicht Ryokos auf. Sie strahlte übers ganze Gesicht. „Wirklich? Vielen Dank, Suzuki-san! Du bist unsere Rettung!“ Sie verbeugte sich noch zum Dank, ehe sie ging und gleich der Theatergruppe Bescheid gab – von denen auch ein paar in diese Klasse gingen. Sofort waren alle Blicke auf Tsubasa gerichtet, was ihm sichtlich unangenehm war. „Haha. Jetzt bist du bald ein Star, Suzuki-kun“, lachte Keisuke auf und stand auf. „Ich bin schon gespannt darauf.“ Er nahm seine Bentôbox an sich und legte sie bereits zurück in seine Tasche, da die Pause bald um sein würde. Tsubasa überlegte inzwischen, was der Brünette damit wohl meinte, während er diesem zusah. „Wie meinst du das, Hiraga-kun?“ Der Angesprochene drehte sich lächelnd um. „Na, ich werde dir natürlich zusehen. Das lasse ich mir nicht entgehen.“ Damit verlor Tsubasas Gesicht gänzlich an Farbe. Vor Keisuke allein wäre es noch das geringste Übel gewesen, aber ihm wurde plötzlich klar, dass die gesamte Schülerschaft bei dem Stück zusehen wird! Hätte er doch besser abgelehnt. Doch dafür war es nun wohl schon zu spät...   Da das Schulfest bereits in der darauffolgenden Woche stattfand, wurde der Schwarzhaarige gleich am Nachmittag zu den Proben geholt. Keisuke folgte ihnen, da er das Spektakel nicht verpassen wollte. Dass er eigentlich noch anderes zu tun hatte – den Schülerrat betreffend –, war ihm gerade nicht so wichtig. In der Sporthalle war der Theaterklub bereits versammelt. Laut der Aussage Ryokos fehlten im Moment sechs Leute, übrig waren noch Neun. Mit Tsubasa waren sie zu Zehnt. Nach einer kurzen Erklärung sowie Vorstellung Tsubasas, reichte man diesem gleich das Skript. „Wir haben uns auf eine abgewandelte Form von „Die Schöne und das Biest“ entschieden“, erklärte Ryoko. „Du wirst nicht viel Text haben.“ Des weiteren zeigte sie ihm seine Einsatzpunkte und die nötigen Tanzschritte. Alles in allem Machbar. „Wollen wir es versuchen? Und bleiben noch sechs Tage. Lasst uns alles geben!“ Noch während die Gruppe einen Jubelschrei verlauten ließ, näherte sich der Klubleiter den Schülern. Der Lehrer war bereits informiert worden, weswegen er sich gezielt an Tsubasa wandte, sich diesem vorstellte und sich danach an die Mannschaft richtete. Und natürlich hatten die Klubmitglieder mehr Erfahrung, weswegen das Stück schon jetzt Eindruck hinterließ. Viele kannten auch ihre Texte bereits auswendig, obwohl das Stück vor nicht allzu langer Zeit erst beschlossen worden war. Nach ein paar Minuten stimmten die Ersten ein Lied ein – bei dem auch Tsubasa mitsingen musste. Allerdings hörte man ihn kaum und das schien dem Sensei nicht zu gefallen. Das war schließlich ein Musical, das von jeder Stimme Gebrauch machte – so klein die Rolle auch sein mochte. „Stopp!“, rief der Mann, unterbrach damit die Probe. Dann näherte er sich dem Neuling und sah diesen musternd an. „Man muss dich verstehen können, sonst bringt das doch nichts.“ Der Mann sprach ruhig, aber bestimmt. Er wusste genau, was er wollte. Auf dem Weg zurück an seinen Platz, gab er ein: „Noch einmal von vorn“ zu verstehen. Tsubasa sah den Lehrer an, nickte und ging – wie auch alle anderen – wieder auf seine ursprüngliche Position zurück. Er atmete tief durch, wiederholte noch einmal den Text auf dem Manuskript. Obwohl er keine große Lust hatte, musste er sein Bestes geben. Man zählte auf ihn und halbe Sachen gab es bei ihm auch nicht!   Dann begann die Szene von Neuem. Nacheinander fingen die Klubmitglieder zu singen an – holten dabei stets alles aus sich heraus. Alles klang harmonisch, aufeinander abgestimmt. Nicht anders zu erwarten, da der Klub sich mehrmals die Woche traf und probte. Und dann war da Tsubasa – ein Neuer ohne jegliche Erfahrung. Ob er die Erwartung erfüllen können würde? Bis er an der Reihe war und er alle Kraft und volles Gefühl in seine Stimme legte und so seiner Figur mehr Ausdruck verlieh, als eigentlich nötig gewesen wäre. Laut erklang Tsubasas Gesang, das den der Anderen spielend übertönte. Ein Raunen ging durch die Reihen, was den Schwarzhaarigen inne halten ließ. Hatte er Falsch gesungen? Die Töne nicht getroffen? Oder war sein Einsatz nicht richtig gewesen? „Wow...“, hörte man eine leise Stimme sagen, bevor kurz darauf ein „Wahnsinn!“ herausgeschrien wurde. „Das war ja der helle Wahnsinn, Suzuki! Wo hast du dich denn nur die ganze Zeit versteckt?“ „Was für eine Stimme!“ Tsubasa, der von der Gruppe umringt wurde und nicht mehr weg kam, sah sich überfordert um. Als sein Blick auf Keisuke fiel, der neben dem Sensei stand und zusah, lächelte dieser nur und zuckte ratlos mit den Schultern. „Ich bin beeindruckt“, kam es dann vom Sensei, der sich Tsubasa näherte und ihm eine Hand auf die Schulter legte. Einen Moment sah er ihn an, ehe man ein Funkeln in seinen Augen sah und er sich dann mit vielsagendem Blick an seine Schüler wandte. Diese schienen den gleichen Gedanken gehabt zu haben, da sie seinen Blick erwiderten. „Verschwendung?“, war das Einzige, das der Sensei sagte und anschließend einstimmig zugestimmt bekam. Tsubasa verstand die Welt nicht mehr. „Bitte?“ „Es wäre Verschwendung, dein Talent nicht zu nutzen“, begann der Mann und sah den Schwarzhaarigen lächelnd an. „Da bleibt nur, dir die Hauptrolle zu überlassen.“ Die Schüler hinter ihm – selbst der Junge, der bisher die Hauptrolle gespielt hatte –, nickten entschlossen und grinsten breit. „Wie...? Nein. Das...“, versuchte sich Tsubasa noch zu wehren, doch vergebens. Niemand hörte ihm noch zu – geschweige denn, dass ihm eine andere Wahl gelassen worden wäre...   Etwa zwei Stunden später machten sich Keisuke und Tsubasa auf den Heimweg. Während der Brünette sichtlich amüsiert schien, war der Schwarzhaarige völlig fertig. In der Hand hielt er sein neues Drehbuch sowie einige Ausdrucke, auf denen die Tanzschritte aufgezeichnet waren. „Jetzt bist du wirklich zum Star geworden, Suzuki-kun“, gab Keisuke zu verstehen und lächelte den Größeren an. Dieser seufzte nur. „Das war so nicht geplant...“ Wirklich nicht. Er hatte doch nur einspringen und nicht die Hauptrolle übernehmen wollen... „Ich bin sicher, dass du das hinbekommen wirst!“, feuerte Keisuke seinen Freund an und hob enthusiastisch die Faust. Tsubasa konnte dem nicht zustimmen, daher blickte er wieder nach vorne. „Ob das was wird...?“, murmelte er zu sich selbst. „Bis morgen“, brachte er dann hervor und verabschiedete sich. „Bis morgen!“ Damit ging nun auch Keisuke nach Hause. Am selben Abend las sich Tsubasa noch das Drehbuch durch. Es war weitaus mehr Text, den er nun zu lernen hatte – und das binnen einer Woche. Ob er das schaffte? Noch dazu diese Tanzschritte, die er zeitgleich lernen und beherrschen musste. Es wäre eine Schande, wenn er das nicht hinbekam – und das nicht nur für ihn oder die Theatergruppe. Auch sein Vater würde Wind davon bekommen und weiß Gott was sagen. Im schlimmsten Fall... Nein, darüber wollte sich Tsubasa jetzt keine Gedanken machen! Er hatte schließlich zu tun.   Sofern Keisuke nicht mit den Vorbereitungen für das Schulfest beschäftigt war, besuchte er die Übungsstunden Tsubasas und sah diesem jedes Mal aufs Neue gebannt zu. Der Schwarzhaarige war zwar strikt dagegen gewesen, doch hatte es sich Keisuke nicht nehmen lassen. Mittlerweile waren drei Tage vergangen und langsam aber sicher wurden Tsubasas Bewegungen weicher, flüssiger – einfach natürlicher. Für den Text würde er noch eine Weile brauchen, wohingegen die Tänze einfach zu sein schienen. Bei einer kurzen Pause kam Keisuke auf ihn zu. „Das sieht doch schon sehr gut aus, Suzuki-kun.“ Er lächelte breit. Seufzend wischte sich der Schwarzhaarige den Schweiß von der Stirn und trank einen Schluck. „Wenn du das sagst...?“ Er selbst konnte es wirklich nicht einschätzen. Er gab sich zwar Mühe, aber ob das auch ausreichte? Ob das genügte, um den Auftritt überzeugend rüberzubringen? Aber es half nichts. Jeglicher Protest war gescheitert und so tat er einfach, was ihm aufgetragen worden war. Keisuke sah sich um. Alle Anwesenden waren voller Elan und hochmotiviert. Auch Tsubasa brachten sie immer mehr ein und es war, als wäre er immer schon einer von ihnen gewesen. Ein ungewohnter Anblick. „Suzuki! Komm mal rüber!“ „Ja. Entschuldige“, gab Tsubasa zu verstehen und kam dem Aufruf nach. Dabei ließ er Keisuke stehen. Der Brünette wusste nicht, wie er sich nun fühlen sollte. Irgendwie... war es, als hätte man ihm etwas weggenommen. Aber was sollte das sein? Oder war es, weil er Tsubasa so noch nicht gesehen hatte? Weil sie bisher immer nur zu zweit gewesen waren? Aber das würde ja bedeuten, dass er... eifersüchtig war? Nein, das konnte gar nicht sein! Er sollte sich freuen. Einfach für ihn freuen, dass er nun endlich mehr Freunde fand. Und doch. Ein kurzer, dumpfer Schmerz machte sich in seiner Brust bemerkbar. Dennoch lächelte er weiter und drückte seinem Mitschüler fest die Daumen.   So ging das eine Weile weiter. Jetzt waren es nur noch drei Tage bis zum finalen Auftritt am Samstag. Da viel zu tun war, hatte Keisuke kaum noch Zeit um Tsubasa bei seinen Proben zuzusehen. Er entschuldigte sich stets aufs Neue, wenn er ihn nicht begleiten konnte. Während Tsubasa das nicht so schlimm fand, ärgerte es den Brünetten sehr. Er wollte ihm zusehen und anfeuern und seine Fortschritte mitverfolgen. Kurz vor Ende der Probe schaffte es Keisuke meist doch noch. Etwas beeilen musste er sich aber trotzdem. „Da bin ich...!“, rief Keisuke, der ein wenig aus der Puste war, als er die Turnhalle betrat. Gehört hatte ihn aber keiner, da die Gruppe gerade eine Besprechung hatte und allem Anschein nach viel Spaß zu haben schien. „Su-“, wollte Keisuke den Schwarzhaarigen rufen, doch hielt er inne, als er diesen mit einem ehrlichem Lächeln auf den Lippen sah. Ein Anblick, der sie ihm so noch nicht geboten hatte – obwohl er ihn doch am längsten kannte. 'Suzuki-kun...?' Irgendwie pochte sein Herz so komisch. Was war nur los? Um den Schwarzhaarigen nicht weiter zu stören, beschloss Keisuke kurzerhand schon Heim zu gehen. Es war ja auch schon spät und wie es aussah hatte man ihn eh noch nicht bemerkt gehabt. So wandte er sich um und schloss die große Tür hinter sich. Tsubasa aber hatte das schließen der Tür sehr wohl bemerkt und sah nun zu dieser. 'Hiraga-kun?', fragte er unsicher. Hatte er ihn gerade gesehen oder hatte er sich das nur eingebildet? So oder so wäre es komisch gewesen, da Keisuke bisher immer zu ihm gestoßen war. Warum war er heute nicht gekommen? Ob er so viel zu tun hatte? War er vielleicht sogar noch beschäftigt? „Suzuki? Ist was?“ Der Angesprochene drehte sich um. „Nein. Alles okay.“ Mehr oder weniger zumindest...   Auch am Tag darauf, den die Schüler für die letzten Vorbereitungen nutzen durften, begegneten sich Tsubasa und Keisuke nicht mehr. Wie ein Wilder eilte der Brünette von einem Zimmer zum nächsten und kümmerte sich um jedes kleine Detail. Oft betonte er dabei, dass alles Perfekt werden solle, da dies ihr letztes Jahr war. Und während Keisuke im Hauptgebäude schuftete, strengte sich Tsubasa in der Turnhalle an. Mit größter Mühe feilte die Gruppe an den letzten Bewegungen und Sätzen, bis sie schließlich am Abend fertig waren. Als sie sich verabschiedeten war es bereits kurz vor Sechs. Vor dem Schulgebäude stehend sah Tsubasa auf sein Handy. Eine Mail war gekommen, aber da sein Vater Bescheid wusste, war der Inhalt dieses Mal – im Vergleich zu sonst – wesentlich harmloser. Dennoch beeilte sich Tsubasa nach Hause zu kommen. Bevor er jedoch losging drehte er sich noch einmal um und betrachtete das Schulgebäude. Ob Keisuke noch zu tun hatte? Er hatte irgendwie schon gehofft, den Anderen noch einmal zu sehen. Aber dieser schien so vielbeschäftigt, dass es wohl einfach nicht Möglich gewesen war. Tsubasa fühlte eine seltsame Form von Einsamkeit in sich. Oder bildete er sich das ein? Sicher war das nur, weil er sich so an dessen Nähe gewöhnt hatte, dass es nun komisch war, dass er nicht neben ihm stand. Ja, das musste es sein. Dass er den Brüetten aber nicht mehr angetroffen hatte, wurmte den Schwarzhaarigen etwas. Er wollte ihn doch zu der Aufführung einladen. Persönlich, auch wenn das wahrscheinlich unnötig war. Ein Gefühl sagte Tsubasa, dass Keisuke noch im Schulgebäude war. So war es schließlich auch im letzten Jahr gewesen; nur, dass sich der Brünette dabei hohes Fieber eingefangen und das Fest schlussendlich verpasst hatte. Dieses Jahr schien es jedoch, dass es dem anderen besser ging, was schon ein gutes Zeichen war. Dadurch stieg aber auch die Möglichkeit, dass er sich einfach wieder übernahm – eben weil er sich gut fühlte. Auch das war ein Grund, weswegen Tsubasa zurück ins Gebäude ging. Dass Keisuke sich gerade auf dem Heimweg befand, hatte der Schwarzhaarige aber nicht geahnt. Noch im Erdgeschoss liefen sich die Beiden über den Weg. „Ah, hey! Suzuki-kun. Alles okay bei dir? Wie läuft das Stück?“ Keisuke lächelte, obwohl ihm gar nicht wirklich danach war. Irgendwie zog sich in ihm gerade einiges zusammen. Ein Gefühl, dass er nicht mochte, aber er wusste auch nicht, wie er dagegen vorgehen sollte. Tsubasa merkte nicht, wie es dem Brünetten wirklich ging. Er sah nur das Lächeln und das beruhigte ihn bereits. „Gut, danke. Und dir? Übertreibst du es auch nicht?“ Er wollte nicht, dass er wie im Vorjahr zusammenbrach. Und da er erfahren hatte, dass der Kleinere öfter mal Krank wurde, wenn er sich überanstrengte, war diese Sorge durchaus berechtigt. Aber nicht nur deswegen fragte er nach. Er wollte einfach wissen, ob es seinem Freund gut ging. Keisuke nickte. „Sehr gut! Ich bin Topfit und voller Tatendrang. Ich freue mich auf das Fest.“ Er klang begeistert. Tsubasa nickte verhalten, lächelte schwach. Das Fest. Wenn er daran dachte, dann wurde ihm eher mulmig zumute. „Hast du noch viel zu tun...?“ Der Brünette schüttelte den Kopf. „Nein. Die Vorbereitungen sind fast abgeschlossen. Ich wollte auch gerade gehen. Ach ja! Warum bist du eigentlich hier?“ Er legte den Kopf schief, wobei seine Brille leicht verrutschte. Die richtete er aber gleich wieder. Ein wenig ertappt fühlte sich Tsubasa, der den Blick etwas senkte. „Ich... habe dich gesucht“, gestand er leise. „Eh?“ Ein Nicken. „Ja. Ich... wollte dich etwas fragen... Nun war Keisuke neugierig. „Und was?“ Was mochte das sein? Gab es denn etwas? „Ihr da. Es ist spät! Geht nach Hause!“, ertönte plötzlich eine Stimme aus dem Hintergrund, die, wie sich herausstellte, eine der Lehrerinnen gehörte. Ja!   Ein wenig gehetzt verließen Tsubasa und Keisuke daraufhin das Gebäude. „Was ein Schreck!“, brachte Keisuke hervor und sah den Größeren an. „Willst du vielleicht noch mit zu mir? Da können wir in Ruhe reden.“ Er lächelte. Tsubasa sah den Brünetten an. Ob seine Eltern wieder nicht da waren? Aber selbst wenn nicht, wäre das eine bessere Idee, als hier draußen zu reden, oder zu ihm zu gehen, wo sie sicherlich nicht ungestört blieben. Оkay.“ Erst im Nachhinein bemerkte Tsubasa, dass es für die Frage eigentlich nicht nötig gewesen wäre. Aber da sie schon auf dem Weg waren, beließ er es dabei. Wenige Minuten später fanden sich die Beiden in Keisukes Zimmer ein. Wie zu erwarten war, waren seine Eltern wieder unterwegs. Das sollte die jungen Männer aber nicht davon abhalten. Sie würden ja auch bald an die Uni kommen. Ein bisschen Selbstständigkeit war daher schon angebracht. Und? Was wolltest du mich fragen?“ Gespannt sah Keisuke den Schwarzhaarigen an, der wie immer auf dem Schreibtischstuhl platz genommen hatte. Eine Angewohnheit, die er sich irgendwie nicht nehmen ließ. Warum dem so war, fragte sich Keisuke aber schon immer. Ob der Schwarzhaarige so wenig Lust auf Berührung hatte? Zugegeben war es hier auf dem Bett blöd, da sie so kaum einander ansehen konnten. Trotzdem war es doch wesentlich bequemer? Den Grund dahinter hatte Kei bisher nie hinterfragt. Vielleicht war es nun einfach mal an der Zeit? Also...“, begann Tsubasa, sah dann aber eine Hand vor seinem Gesicht und hielt inne. Warte. Bevor du anf舅gst... Warum willst du dich eigentlich nicht neben mich setzen? Völlig überrumpelt sah der Schwarzhaarige den Brünetten an. „Wie...? „Ich meine... Du sitzt immer da auf dem Stuhl. Hast du Angst vor mir? Oder hat das einen anderen Grund?“ Er wollte es einfach wissen. Tsubasa blickte auf den Stuhl, dann wieder zu Keisuke. „Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht...“, murmelte er. Es war einfach zur Routine geworden. „Setz dich doch her. Das Bett ist doch viel bequemer!“ Er grinste und klopfte auf die Steppdecke, die dabei leicht flatterte. Sekunden vergingen. Tsubasa sah Keisuke an, schluckte. „Оkay...?“, gab er dann doch noch zu verstehen und setzte sich kurz darauf ans andere Ende des Bettes. Und? Ist doch viel besser zum sitzen, oder? Zögerlich nickte der Schwarzhaarige. „Ja... Das schon...“ „Haha. Okay. Dann sprich. Was wolltest du mich fragen?“ Nun saß Tsubas auf dem Bett. Den Blick hatte er nach vorne gerichtet, während Keisuke sich ihm zugewandt hatte. Da der Schwarzhaarige aber nicht so recht wusste, wie er anfangen sollte, verging eine kleine Weile. Es war aber auch eine schwierige Situation. Ihn beschäftigten Momentan so einige Sachen, denen er auch gerne auf den Grund gehen würde. Aber da alles sehr... pikant war, konnte er nicht einfach damit herausrücken. Aktuell fragte er sich aber vor allem eines und das wollte er auch erfragen. Nur wie? „Hiraga-kun...“, fing Tsubasa an und drehte den Kopf zum Brünetten. „Ich habe das Gefühl... dass du mir aus dem Weg gehst... Aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Entschuldige, wenn ich mir das nur einbilde.“ Keisuke sah seinen Freund mit großen Augen an. Er hatte nicht erwartet, dass ihm sein Verhalten tatsächlich auffallen würde. Ein wenig hatte er damit sogar recht. Er war ihm wirklich ausgewichen. Auch wenn er versucht hatte, es sich nicht anmerken zu lassen. Verlegen senkte er den Blick und knetete seine Füße, die er angewinkelt hatte. „Na ja... Also...“ Das Zögern verriet Tsubasa bereits, dass er nicht daneben lag. „Wieso? Habe ich etwas getan, dass dich verärgert hat?“ Er sah ihn fast schon besorgt an. Vehement schüttelte der Brünette den Kopf und sah wieder auf. „Aber nein! Du kannst da nichts dafür! Es ist nur so, ähm...“ Sollte er ehrlich sein? Ihm sagen, was ihm nicht passte? Aber wie hörte sich dass denn an? Das war doch einfach nur peinlich! Tsubasa wartete ab. Doch schien eine Antwort auszubleiben. „Was ist es dann...? Oder... kannst du es mir nicht sagen?“ Tsubasa hatte gedacht, dass sie mittlerweile gute Freunde waren, die einander alles sagen konnten. Nach allem was passiert war, wäre das doch nur verständlich. Warum aber schwieg Keisuke nun? War es vielleicht doch seine Schuld, die er nur nicht bemerkte, weil er keine Ahnung von Sozialverhalten hatte...? Keisuke sah den Schwarzhaarigen an. Bemerkte, dass es diesem wohl wirklich Sorge machte. Er würde ihn gerne beruhigen. Er wollte schließlich nicht, dass sie wegen einer Lächerlichkeit auseinander gingen. „Um ehrlich zu sein...“, begann er und stockte wieder. „Also... Ich... Ich... hab mich ein bisschen... verlassen gefühlt...“ Es hatte ihn Überwindung gekostet. Und kaum, dass er dies ausgesprochen hatte, liefen seine Wangen Rot an. Die Hitze entging ihm natürlich nicht, daher drehte er den Kopf schnell zur Seite. Tsubasa schluckte. Die Reaktion seines Freundes war ihm natürlich nicht entgangen. Aber was sollte das bedeuten? Verlassen? Etwa weil er in letzter Zeit mit der Theatergruppe trainierte und damit keine Zeit mehr für Keisuke übrig hatte? Wenn das der Grund war... dann... 'Das ist... Er ist... doch nicht... etwa eifersüchtig...?' Irgendwie konnte Tsubasa das nicht richtig glauben, daher beobachtete er den Brünetten noch eine Weile, ehe er seine Lippen einen Spalt weit öffnete, nur um im nächsten Moment selbst verlegen zur Seite zu sehen. Dass Tsubasa keine Antwort gab, machte Keisuke stutzig, weswegen dieser sein Gegenüber nun wieder ansah. Dabei bemerkte er natürlich dessen Blick und fragte sich, was ihm wohl gerade durch den Kopf ging. Leicht legte er den Kopf schief. „Suzuki-kun...?“ Ein wenig schreckte Tsubasa auf und sah dann wieder zum Brünetten. „Also... Das klingt fast... als wärst du eifersüchtig...“, brachte er dann tatsächlich laut hervor. Es war ihm gerade furchtbar peinlich, aber er wollte diesen Verdacht nicht einfach auf sich beruhen lassen und eventuell etwas falschen hinein interpretieren! Lange sah Keisuke den Schwarzhaarigen an und versuchte dessen Worte zu verstehen. Es dauerte Sekunden, bis ihm klar wurde, dass er damit sogar recht haben könnte. Puterrot lief Keisuke an und senkte sofort den Kopf, wobei ihm die Brille von der Nase rutschte. Die hob er schnell wieder auf, behielt sie aber noch in der Hand. Wenn er so verschwommen sag, war es, als würde er das nur träumen. Dass dem nicht so war, war ihm aber durchaus bewusst. Anders aber wüsste er gerade nicht, wie er dieser Feststellung hätte ausweichen sollen. „Das... Das ist ist... Ich...“ „Hiraga-kun?“ Tsubasa sah seinen Freund das erste Mal so nervös. Etwas beugte er sich dabei vor und und legte dabei ein Bein auf dem Bett ab. „Alles okay?“ Er wollte ihn schließlich nicht vor den Kopf stoßen... Keisuke schüttelte den Kopf. „Nein. Ich... Das... Tut mir leid!“ „Das muss dir doch nicht leid tun...“, brachte Tsubasa leise hervor und nahm die Brille Keisuke in die Hand. Er wollte sie ihm aufsetzen, doch als der Brünette den Blick hob, hielt er inne. „Hier...“, murmelte er schließlich doch und setzte ihm die Brille langsam auf die Nase. Der Brünette hielt still, sog sogar die Luft ein. Es hatte ihm schon lange niemand mehr die Brille aufgesetzt. Und nun war es auch noch sein Freund. Als Keisuke das Gestell wieder auf seiner Nase spürte, hob er den Blick leicht an. Er bemerkte, dass Tsubasa seine Hände noch an seinem Gesicht ruhen ließ. „Suzuki-kun...?“ Langsam zog sich der Schwarzhaarige zurück. „Ich freue mich, dass du so fühlst“, flüsterte er und lächelte dabei glücklich. Ein Lächeln, dass er schon seit vielen Jahren nicht mehr auf den Lippen getragen hatte. Auch Keisuke kannte dieses Lächeln nicht, daher konnte er sich gar nicht bewegen, als er es sah. Er blinzelte nur, brachte kein Wort heraus. Bemerkte auch nicht, dass Tsubasa noch immer sehr nah war. „Hiraga-kun“, raunte Tsubasa leise und näherte sich unbewusst dem anderen an. Sie sahen einander in die Augen, vermochten es nicht, sich groß zu bewegen. Leicht nur hob Tsubasa seine Hand an und legte diese auf Keisukes Oberarm, ehe er seinem Gesicht noch näher kam. Sekundenbruchteile später lagen die Lippen Tsubasas auf denen Keisukes. Das das für beide unerwartet gekommen war, sahen sie sich überrascht an, als sich der Schwarzhaarige auch schon wieder löste. „Ent...schuldige... Das...“ Wie war das denn jetzt passiert? Irgendwie... hatte Keisuke gerade so liebreizend ausgesehen... Seine Augen... hatten so unerwartet anziehend gewirkt, dass er gar nicht anders gekonnt hatte, als... Keisuke legte langsam seine Finger an seine Lippen. Er spürte etwas warmes... Als er den Blick wieder hob und den peinlich berührten Blick seines Gegenübers sah, realisierte er erst, was gerade geschehen war. Sein Gesicht lief Rot an, als er etwas zurückwich und den Größeren verdutzt ansah. „Was...?“ Was war das gerade? Hatte er... Hatte Tsubasa ihn gerade wirklich...? „Ich... sollte besser gehen...“, brachte Tsubasa etwas voreilig zu verstehen und stand auch schon auf. Schnell griff er nach seiner Tasche und verließ alsbald das Haus. Keisuke saß noch auf seinem Bett und sah seinem Mitschüler ungläubig hinterher – nicht fähig, sich von Fleck zu bewegen...     Freitag. Die finalen Vorbereitungen starteten. Während die Schulklassen ihre Zimmer und Stände aufbauten und ihnen den letzten Schliff gaben, stand bei der Theatergruppe die Generalprobe an. Bei dieser wurde alles gefordert – Text, Choreo, Kostüme. Sie hatten viel Arbeit hineingesteckt und es hatte sich gelohnt. Selbst Nachzügler Tsubasa überzeugte inzwischen. Dennoch probten sie bis zum Schluss, sodass sie erst nach Sechs zu einem Ende kamen. Erschöpft zog sich Tsubasa um. Allerdings schweiften seine Gedanken ab, wie auch schon die Stunden zuvor. Immer wieder fragte er sich, wie es zu diesem Kuss gekommen war. Es war... ein Unfall gewesen. Nicht beabsichtigt. Wirklich nicht. Er hatte bei diesem Blick nicht widerstehen können... Aber war das Normal? Keisuke war schließlich ein Junge, das wusste er nur zu genau. Und doch... Wieder schüttelte Tsubasa den Kopf, als er daran zurückdachte. Für einen Jungen sollte das nicht anziehend wirken. Wäre er ein süßes Mädchen, hätte er es durchaus nachvollziehen können. Aber nun? Er fühlte sich befangen. Wie sollte er Keisuke nun unter die Augen treten? Und wie erklären? Dass er es tun musste, war ihm klar. Auch, dass er das am Besten schnellstmöglich machen sollte. Morgen schon war die Aufführung, zu der er ihn auch einladen wollte. Was hieß, dass er ihn noch heute treffen müsste... „Bis Morgen“, verabschiedete sich Tsubasa, nachdem er sich noch schnell umgezogen hatte und entschwand ins Schulgebäude. Da Keisuke im Komitee noch eine Besprechung hatte, war die Chance hoch, dass dieser noch im Haus war. Aber wo sollte er ihn suchen? Da ihm in letzter Zeit so viel durch den Kopf gegangen war, hatte er nicht darauf geachtet gehabt, wo was stattfand... Kurzerhand beschloss er, einfach am Schultor zu warten. Wenn Keisuke noch in der Schule war, würde er früher oder später rauskommen.   Es dauerte noch eine ganze Weile bis der Brünette tatsächlich zu sehen war. Ein wenig Nervös war Tsubasa, der sich aufrecht hinstellte und den Gurt seiner Tasche umklammerte. „Hey...“, grüßte er mit leisen Worten, als sein Freund in Hörweite war. Keisuke schien überrascht, den Größeren hier anzutreffen. Beschämt senkte er den Blick. „Hi.“ Für einige Sekunden herrschte eine unangenehme Stille. Keiner schien so wirklich zu wissen, was nun gesagt werden sollte. „Hiraga-kun... Also...“ Tsubasa sah auf. Da sein Gegenüber aber den Blick abgewandt hatte, konnte er ihm nicht in die Augen sehen, was ihn seltsamerweise ein wenig betrübte. Mit was sollte er anfangen? Sich für den gestrigen Zwischenfall entschuldigen? Oder die Aufführung ansprechen? Tief atmete Tsubasa ein. Er beschloss, dass es jetzt erst einmal wichtiger war, ihn einzuladen. Er wollte ihm zeigen, was er gelernt hatte – nicht zuletzt, weil Keisuke ihn dazu ermutigt hatte. „Morgen da...“ Keisuke hatte schon befürchtet, dass es um den Kuss gehen würde. Da dem aber anscheinend nicht war, sah er nun endlich auf. „Morgen? Ah, du meinst die Aufführung?“ Er lächelte erleichtert. „Ich komme natürlich! Ich will mir das nicht entgehen lassen.“ Auch wenn er Angst davor hatte, was er sehen würde... Tsubasa hatte das Gefühl, dass Keisuke etwas bedrückte. Natürlich gab es da gerade einige Faktoren, die darauf zutrafen. Nur welcher Punkt es genau war? Oder vielleicht sogar alle? Das würde er wohl so bald nicht erfahren. Trotzdem war er natürlich froh zu hören, dass Keisuke sich das Stück ansehen kam. Auch wenn das vermutlich ziemlich peinlich werden würde. „Okay“, antwortete der Schwarzhaarige und nickte leicht. Sie sahen einander noch kurz an, ehe sie sich auf den Weg machten. Jedoch lag eine drückende Stimmung über ihnen, weswegen sie sich lediglich anschwiegen und sich nur leise voneinander verabschiedeten.   Das Fest war schon am frühen Vormittag ein voller Erfolg. Da auch Familien zu dem Ereignis eingeladen waren, war das ganze Gelände überfüllt. Laut drangen die Stimmen bis ins innere des Gebäudes, in dem nicht wenige Klassen weitere Aktionen vorbereitet hatten. Keisuke eilte immer dorthin, wo er gerade gebraucht wurde. Egal ob er als Aushilfe an diversen Ständen stand oder noch kleine Besorgungen machte, ihm schien einfach alles Spaß zu machen. Tsubasa war sich sicher, dass es ihn einfach freute, dass er das erste Mal wirklich dabei sein konnte. Zu seinem Leidwesen kamen sie nicht mehr dazu, sich zu unterhalten. Tsubasa war kurz nach Mittag seinerseits eingespannt und so blieb ihm nur zu hoffen, dass Keisuke das Stück nicht vergaß. Der Saal war restlos gefüllt. Viele Standen an den Wänden entlang. Viel Werbung wurde gemacht, was die Theatergruppe natürlich freute. Im Gegensatz dazu Tsubasa, der die Nervosität nun richtig zu spüren bekam. Seine neuen Kollegen feuerten ihn an; gaben ihm Rückendeckung und versicherten ihm, dass er das locker schaukeln würde. Auch wenn sich der Schwarzhaarige da nicht so sicher war, würde er natürlich alles geben. Dafür hatten sie schließlich geprobt! Punkt 15°°Uhr startete das Musical. Lauter Applaus erklang, als der Vorhang aufgezogen wurde. Sekunden später war es still im Saal und nur noch die Akteure waren zu hören. Der Gesang der 'Schönen' wurde durch sanftes Klavierspiel unterstützt und bekam am Ende der ersten Szene tosenden Beifall. Im nächsten Akt würde Tsubasa auftreten. Sein Herz klopfte laut gegen seine Brust und er hatte Mühe, sich an seinen Text zu erinnern. Immer wieder redete er sich ein, dass das nicht schlimm sei; sagte sich, dass es wie im Training war. Die Zuschauer ausblenden, das war es, was er versuchte. Der Vorhang ging erneut auf. Im Dunkel war die Figur des 'Biest's' zu erkennen. Dann begann er, seinen Text mit rauer Stimme aufzusagen. Düster war seine Aura, die für das Biest nicht passender hätte sein können. Als dann die Musik zu spielen begann und Tsubasa anfing zu singen, wurde der Saal wieder so still wie zu beginn. Kaum, dass dieser Akt zu Ende war, tobte das ganze Publikum – schrien teilweise nach mehr. „Woah! Seht euch das an“, staunte die 'Schöne' und zupfte am Umhang Tsubasas. „Das war großartig! Weiter so. Dann sind wir die Stars der Schule!“ Im Gegensatz zu ihr schaffte es Tsubasa kaum sich auf die Rufe zu konzentrieren. Sein Blick war immer noch auf die Reihen gerichtet. Keisuke hatte er aber bisher noch nicht ausfindig machen können. Die kurze Pause war aber bald vorbei und es ging weiter. Knapp eine Stunde lang lief das Musical. Und mit jedem neuen Akt schienen es mehr Zuschauer zu werden. Da Tsubasa aber so auf seine Rolle konzentriert war, bemerkte er nicht, dass Keisuke schon im Saal war. Der Brünette konnte kaum glauben, dass das in seinem Freund geschlummert hatte. Jedoch kam nun die Finale Szene. Und die war, bekanntermaßen, eine besonders dramatische Liebesszene. Natürlich war Keisuke darauf vorbereitet gewesen, aber als er sah, wie Tsubasa, alias 'Biest', den Tränen nahe war und die Angebetete im Arm hielt und dabei dieses herzzerreißende Lied sang... Da wurde es ihm ganz anders. Sein Herz zog sich zusammen und schmerzte. Er wusste, dass das nur Schauspiel war. Und doch fühlte er sich hintergangen... Dem konnte Keisuke nicht mehr zusehen, daher verließ er noch vor Ende der Vorstellung den Saal.   Das Stück wurde ein voller Erfolg – wenn nicht gar der Größte der Schulgeschichte. Doch auf jegliche Beglückwünschungen konnte Tsubasa nicht eingehen. Er entschuldigte sich, zog sich schnell um und verließ die Turnhalle. Die Mitglieder der Theatergruppe sahen ihm irritiert nach und fragten sich, ob etwas vorgefallen war. Was sie nicht wussten, war, dass Tsubasa Keisuke im letzten Moment doch noch erblickt hatte – als dieser gerade verschwand. Nun war er auf der Suche. Die gestaltete sich ein wenig schwierig, da die Gäste einem die Sicht erschwerten. Irgendwo musste Keisuke aber sein. Dessen war sich Tsubasa sicher. Er suchte einfach überall. Jedes Zimmer, jeder Stand. Völlig außer Atem lehnte er sich an einer Wand an. Das Stück und die Rennerei verlangten ihm gerade viel ab. Ausatmend wischte er sich den Schweiß vom Kinn und sah sich noch einmal genau um. Dabei sah er auch nach draußen, auf den Hof. Dort fiel ihm ein Junge ins Auge, dessen Gangart ihm nur allzu bekannt vorkam. Obwohl es unwahrscheinlich war, sagte ihm sein Gefühl, dass das dort Keisuke sein musste. Damit er ihn nicht gleich wieder aus den Augen verlor, beeilte sich er Schwarzhaarige und hastete auf den Schulhof.   Keisuke war zufrieden gewesen. Das Fest lief gut und alle schienen ihren Spaß zu haben. Doch die Szene, dort auf der Bühne, hallte noch nach. Dieses Bild von Tsubasa und seine Stimme wollten ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen. Ein wenig Gedankenverloren schlenderte er gerade über den Schulhof und merkte kaum, wohin er ging. Als er einen plötzlichen Ruck spürte, ausgehend von einer Hand die ihm am Arm umfasste, schreckte er auf und sah sich erschrocken um. „Suzuki-kun?! Du... Du kannst mich doch nicht so erschrecken!“ Heftig atmete er aus und löste sich sogleich von dem Griff. „Was gibt es denn?“, fragte er, bemerkte dann aber, dass der andere ziemlich außer Atem war. „Alles okay? Du bist so blass?“ Tsubasa holte tief Luft. „Ent... schuldige“, brachte er stockend hervor, richtete sich dann auf und sah den Kleineren besorgt an. „Ich... Hast du das Stück gesehen...?“ Ein wenig irritiert sah Keisuke ihn an – aber nicht lange, da er diesem direkten Blick nicht standhalten konnte. Zögerlich nickte er und rang sich ein lächeln ab. „Ja. Du warst großartig!“ Das war er wirklich. Zu sehr eigentlich, wenn er sich nun so komisch fühlte... Irgendwie konnte Tsubasa das nicht glauben. Die ganze Zeit über hatte er ihn in der Zuschauermenge gesucht und nicht gefunden gehabt. Erst am Schluss, doch war er dann gleich wieder verschwunden. Warum also log er? Gab es dafür einen Grund? Noch während Tsubasa darüber nachdachte, fiel ihm ein möglicher Grund ein: der Kuss! Sicherlich ging er ihm deswegen aus dem Weg. Er musste das klarstellen. Am Besten jetzt gleich. „Können wir reden? Es ist wichtig?“ Keisuke schluckte; ahnte, dass es um jenes Thema gehen würde. „J-ja...“, gab er leise zu verstehen, sah aber weiterhin gen Boden.   Um auch wirklich ungestört – und vor allem unbeobachtet – miteinander reden zu können, suchten sich die Beiden einen abgelegenen Platz, fernab des Trubels. Keisuke lächelte schief, als er seinen Freund ansah. Er fühlte sich so unbehaglich wie noch nie zuvor. Beinahe eingeschüchtert, obwohl es dafür nun wirklich keinen Grund gab. Andererseits wollte er ihn nicht noch länger meiden. Das passte einfach nicht zu ihm. Außerdem war es schon schwer gewesen, Tsubasa als Freund zu gewinnen – da wollte er es nicht noch weiter riskieren, dass er ihn am Ende nicht mehr mochte. „Also... Was wolltest du sagen, Suzuki-kun?“ Zähne zusammenbeißen. Mehr konnte er jetzt nicht tun. Tsubasa bemerkte, dass sich der Brünette in seiner Nähe unwohl fühlte. Und er war sich sicher, dass es seine Schuld war. Daher verbeugte er sich tief vor dem Anderen. „Es tut mir aufrichtig leid, dich gestern so bedrängt zu haben!“ Selten wurde seine Stimme so laut – wenn, dann nur wenn er sang. „Es war einfach über mich gekommen. Ich wollte dir nicht zu Nahe rücken.“ Wollte er nicht, auch wenn er sich dabei nicht schlecht gefühlt hatte. Lediglich die Angst, ihn zu sehr genötigt zu haben, setzte ihm nun zu. Keisuke wich leicht zurück, als sich sein Freund so vor ihm verbeugte und beinahe schrie. Seine Wangen liefen Rot an, während er ihn bat, sich wieder zu erheben. „Bi-bitte. Das... Das musst du nicht tun...“, brachte er stockend hervor. „Es... Es ist schon okay... Ich meine...“ Den Blick wandte er ab. Was wollte er da eben sagen? Keisuke verstand sich selbst nicht mehr. Egal wie oft er darüber nachgedacht hatte, diesen … Kuss … konnte er nicht als Falsch bezeichnen. Es war... Es war sogar angenehm gewesen. Aber gerade weil er diese Gedanken hatte, schaffte er es nicht mehr, Tsubasa in die Augen zu sehen. Unsicher sah der Schwarzhaarige auf. Dass Keisuke ihm seit jenem Vorfall nicht mehr ins Gesicht sehen konnte, war ihm nicht entgangen. Bisher hatte er geglaubt, dass Keisuke angewidert sei; dass er nun keinen Kontakt mehr zu ihm halten wollte. Aber... Vielleicht lag er damit falsch? Dieser Anblick, der sich ihm im Augenblick bot, zeugte nicht von Ekel oder dergleichen. „Hiraga-kun?“, fragte Tsubasa leise nach und versuchte Blickkontakt aufzunehmen. Doch nur zögerlich hob der Brünette den Kopf. Nervös knetete dieser seine Hände. „Es... Es war...“, begann er, obwohl er nicht wusste, was er sagen sollte. Und Tsubasa wartete geduldig. Jedoch lag ihm etwas auf der Zunge, das er nicht mehr zurückhalten wollte. „Hiraga-kun. Versteh' mich bitte nicht falsch. Der Kuss gestern...“ Er sprach möglichst leise, damit niemand im Umkreis Wind davon bekam. „Das war kein Versehen.“ Dessen war er sich nach all den Überlegungen sicher. Er hatte sich zu Keisuke hingezogen gefühlt gehabt. Und tat dies auch jetzt noch. Da er aber nicht wusste, wie es seinem Gegenüber erging, war er unsicher, wie er sich nun verhalten sollte. Dennoch. Keisuke schaffte es nun endlich, Tsubasa in die Augen zu sehen. Den Ernst, den er darin erkannte, ließen ihn stutzen. Kein Versehen? Dann war das Absicht gewesen? Aber warum sollte er einen Jungen küssen? Noch dazu ihn, der doch keinerlei weibliche Ausstrahlung vermittelte? … Oder war dem so und er hatte es nur nicht bemerkt? „Ich... bin aber doch kein Mädchen!“, protestierte der Brünette und schob die verrutschte Brille an ihren Platz zurück. „Also warum...?“ Tsubasa schluckte. Wie kam er denn auf diesen Gedanken? „Ich habe dich auch nie als Mädchen gesehen...“, erklärte er verdutzt. „Nein. Das war es nicht. Ich... Ich hab' dich gern und... da war es über mich gekommen, weil du so niedlich ausgesehen hast...“ Ups. „N-Niedlich?!“, hinterfragte Keisuke augenblicklich und sah den Größeren mit geweiteten Augen ungläubig an. Bitte? Hatte er sich gerade verhört gehabt? Niedlich? Aber Moment. Da war doch noch etwas...? Was hatte er...? „Was... hast du gerade...?“ Tsubasa nickte verlegen. „Ich mag dich.“ Mit einem derartigen Geständnis hatte Keisuke nicht gerechnet. „Als Freund, meinst du?“ Ja, genau. Das musste es sein. Doch der Schwarzhaarige schüttelte nur bedächtig den Kopf und senkte diesen leicht. „Nein, nicht nur als Freund...“ Innerhalb dieses Jahres war so viel passiert, dass er sich Keisuke gar nicht mehr wegdenken konnte. Mehr noch. Er fühlte sich in dessen Nähe wohl, geborgen. Und ja, auch verstanden. Nie zuvor hatte sich jemand die Mühe gemacht, ihn verstehen zu wollen. Vor allem bei seiner – nicht gerade schönen – Vergangenheit. Und da auch die Gegenwart alles andere als rosig war, war er froh, einen echten Freund gefunden zu haben. Gerade in letzter Zeit hatte er ihn gar nicht mehr aus den Augen lassen wollen. Nachdem der Brünette eigentlich immer bei ihm war, war es zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Dessen Abwesenheit der letzten Woche war ihm schmerzlich bewusst geworden, wie wichtig Keisuke ihm war. Doch erst gestern war es ihm tatsächlich bewusst geworden, als er Keisuke so Nahe gekommen war... Der Brünette traute seinen Augen kaum. „Das ist kein Witz...?“ Er glaubte es nicht. Ausgerechnet Tsubasa soll...? Tränen stahlen sich in seine Augenwinkel und kullerten nun an seiner Wange herab. Als der Schwarzhaarige das sah, reagierte er sofort und versuchte die Tränen mit seinen Fingern zu entfernen. „Alles okay...?“, fragte er besorgt, wich aber gleich wieder zurück, als er registrierte, was er gerade tat. „Entschuldige...“ Keisuke aber schüttelte nur den Kopf. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. „Ja. Ich... bin nur... so froh...“, murmelte er und wischte sich die Tränen weg. „Ich... Ich mag dich nämlich auch!“ Jetzt wurde es im erst bewusst. Diese Eifersucht, die er gegenüber dem Theaterclub empfunden hatte... Es hatte wirklich daran gelegen, dass Tsubasa nicht mehr nur ihn als Freund hatte. Ganz ungläubig sah Tsubasa den Kleineren an. „W-was...?“ Hatte er sich gerade verhört? „Du...“ Und bevor der Schwarzhaarige darauf antworten konnte, nickte Keisuke und kam näher. „Und ich dachte... Du wirst dich nun von mir abwenden... weil du ja... neue Freunde gefunden hast...“ „Warum sollte ich das tun? Ich habe nur ausgeholfen, weil du mich gebeten hast...“ Irgendwie war er gerade etwas überfordert. Er versuchte sich zu beherrschen, allerdings gelang es ihm nicht lange – und schon schlang er seine Arme um Keisuke und zog diesen sanft an sich. „Ich bin so froh. Du bist mir wirklich wichtig, Hiraga-kun.“ Langsam schloss er die Augen. Keisuke, der von dieser Aktion etwas überrumpelt war, konnte sich im ersten Moment nicht bewegen. Doch die sanften Arme, die ihn umarmten, waren wohltuend. Langsam hob er die Arme und platzierte sie auf Tsubasas Rücken, während er sein Gesicht in dessen Shirt vergrub. „Du mir auch“, flüsterte er. Für einige Augenblicke verblieben sie so. Nur zögerlich löste Tsubasa die Umarmung und sah Keisuke lange an. Stimmen kamen jedoch immer näher. Aber da er Keisuke noch etwas länger bei sich haben wollte, nahm er diesen am Handgelenk und zog ihn mit sich mit. Zum stehen kamen sie in einem leeren Klassenzimmer, dass sonst der Physikclub benutzte und im Augenblick leer war. Die Tür schloss Tsubasa hinter sich. Dann sah er Keisuke – der nicht zu verstehen schien wieder an. „Hier sind wir ungestört...“, erklärte Tsubasa leise und näherte sich dem Brünetten. Dann nahm er dessen Hand in die seine und drückte sie sanft. Er spürte seine Wärme, lächelte sanft. Den Blick richtete er schließlich auf Keisuke, der mit leicht geröteten Wangen abwartete und Sekunden später den Blick erwiderte. Es trennte sie nur ein Schritt voneinander, doch auch den überbrückte der Schwarzhaarige, sodass sie nur noch wenige Zentimeter auseinander waren. Langsam beugt sich Tsubasa vor; hielt dann vor Keisukes Gesicht inne. Dieser hatte die Augen bereits geschlossen, war aber sichtlich angespannt. Tsubasa lächelte bei diesem Anblick, der niedlicher nicht hätte sein können und legte nur einen Augenaufschlag später seine Lippen auf die seines Freundes. Keisukes Hand drückte er dabei noch ein wenig fester und platzierte sanft seine Hand an dessen Rücken, nur um ihn noch etwas näher an sich heranzudrücken. Bei einem Kuss sollte es jedoch nicht bleiben. Wieder und wieder lösten sie sich voneinander, nur um in nächsten Augenblick wieder die Lippen aufeinander zu legen.   Den Rest des Abend verbrachten sie in ruhiger Zweisamkeit. Bis das Fest ein Ende nahm und sie schließlich nach Hause gingen. Allerdings trennten sich ihre Wege nicht, da Tsubasa seinen Freund begleitete und das erste Mal über Nacht wegblieb.   ~ Fin ~   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)