Make a Wish von dattelpalme11 (Eine Kurzgeschichtenreihe) ================================================================================ Kapitel 5: Das giftgrüne Monster der Eifersucht ----------------------------------------------- „Und du hast auch wirklich alles eingepackt?“, hakte seine Freundin umsichtig nach und betrachtete seine kleine Reisetasche argwöhnisch. „Sicher, dass du nichts vergessen hast?“ „Mach dir da mal keinen Kopf, Sora! Er wird sicher nicht vierundzwanzig Stunden am Stück auf mich angewiesen sein und notgedrungen habe ich unseren Wohnungsschlüssel immer noch dabei“, antwortete Yamato amüsiert und stieg die Treppen des Mehrfamilienhauses hoch, indem sein bester Freund mit seiner Freundin lebte. „Du weißt aber schon wie anstrengend Taichi sein kann, gerade unter diesen Umständen“, erinnerte Sora ihn und zog provokant eine Augenbraue in die Höhe. Yamato lachte nur auf und schüttelte den Kopf. „Das weiß ich, aber ich denke, ich werde damit schon klarkommen. Ihr habt euch das Mädelswochenende verdient und außerdem habt ihr schon alles bezahlt, wäre doch schade, wenn ihr nicht hinfahren würdet.“ Er schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, um ihr zu signalisieren, dass es in Ordnung war. Dass sie sich mal keine Gedanken, um andere machen musste und sich eine kleine Auszeit gönnen durfte. „Niemand konnte ahnen, dass sich Taichi beim Fußball spielen den Knöchel bricht, aber ich bin ja hier und werde mich gut um ihn kümmern. Sag‘ das am besten auch Mimi. So ein Wellnesswochenende bringt nur Entspannung, wenn sie nicht alle zehn Minuten zuhause anruft“, witzelte er und blieb vor der Wohnungstür seiner besten Freunde stehen. Auch Soras Gesichtsausdruck entspannte sich langsam, als sie die Klingel betätigte und darauf wartete, dass ihnen jemand öffnete. Doch in den nächsten Minuten geschah nichts, sondern es war nur ein lautes Poltern von drinnen zu hören, was beide sehr verwunderte. „Versuch‘ es einfach nochmal“, schlug Yamato vor und ließ seine Tasche sinken, die allmählich ganz schön schwer wurde. Lautlos stellte er sie auf dem Boden ab, als seine Freundin erneut die Klingel betätigte und auf eine Reaktion wartete. „Komisch, sie müssten doch drinnen sein. Ich habe Mimi vorhin eine SMS geschrieben, dass wir losfahren“, murmelte Sora und prüfte vorsichtshalber ihr Handy, dass ihre Aussage jedoch bestätigte. „Soll ich sie mal anklingeln?“, fragte sie unsicher, was Yamato nur mit einem Schulterzucken quittierte. Normalerweise müssen sie doch die Klingel gehört haben… Auch er versuchte nochmals sein Glück, als sie auf einmal laute Stimmen von drinnen vernahmen, die einen hitzigen Streit ankündigten. Unsicher starrte sich das Pärchen an, unwissend, was sie nun tun sollte. „Vielleicht sollte ich doch…“ Sora schaffte es noch nicht mal ihren Satz zu Ende zu sprechen, als die Tür aufgerissen wurde und eine erboste Mimi ihren überdimensionalen Koffer nach draußen rollte. „Hey, du kannst mich doch jetzt nicht einfach so stehen lassen“, ertönte die Stimme seines besten Freundes bebend. Mit schwerfälligen Schritten, die er auf Krücken zurücklegen musste, kämpfte er sich in Türnähe. „Oh doch, das kann ich!“, erwiderte Mimi bissig und drückte sich unsanft an Yamato und Sora vorbei, die selbstverständlich nur Bahnhof verstanden. „Jetzt sei doch nicht so eine verdammte Zicke, Mimi. Es war doch nur eine SMS gewesen!“, verteidigte er sich und versuchte einen festen Stand auf seinen Krücken zu erhalten. „Wohl eher eine SMS zu viel“, knurrte sie verletzt und richtete den Blick hilfesuchend zu Sora, die völlig perplex zwischen Mimi, ihrem überdimensionalen Koffer und einem lädierten Taichi hin und hersah. „Hast du eine Ahnung, was hier los ist?“, flüsterte Yamato ihr zu, der sich in dieser Zwischenposition alles andere als wohl fühlte. Ein schweigsamer, aber intensiver Blickwechsel zwischen Mimi und Taichi folgte, bevor sich Mimi in Bewegung setzte und versuchte ihren Koffer die Treppen hinunter zu tragen. Taichis Augen funkelten erbost, als auch er sich auf den Flur begab und sich vor der Treppe aufbaute. „Ist das jetzt dein Ernst? Du lässt das einfach so im Raum stehen? Du bist ja so erwachsen!“ Hastig hob Mimi den Kopf hoch und verzog die Augen zu Schlitzen. „Du hast überhaupt kein Recht so mit mir zu reden! Verbring doch lieber noch ein bisschen Zeit mit deinem Handy und lass dir von den zuckersüßen SMS den Kopf vernebeln!“, antwortete sie schrill und schaffte es den Koffer zwei Stufen weiter nach unten zu schleppen, bevor sie herzhaft schnaufte. „Lass uns jetzt einfach fahren, Sora. Ich will einfach nur hier weg“, ergänzte sie nüchtern, als Sora sich ein wenig verdattert von Yamato verabschiedete und Mimi mit dem Koffer half. „Wie kann man nur so engstirnig sein? Aber gut! Viel Spaß und ich hoffe, du bist wieder normal, wenn du zurückkommst“, brüllte Taichi seiner Freundin nach und konnte sich sein wutverzehrtes Gesicht nicht länger verkneifen. Yamato nahm seine Tasche wieder auf und schenkte seinem besten Freund einen eindeutigen Blick, den er grimmig erwiderte. „Sag‘ einfach nichts“, brummte er wütend und humpelte mit seinen Krücken zurück in die Wohnung, während Yamato nur mit dem Kopf schütteln konnte. Das Wochenende hatte gerade einmal angefangen und schon stand die erste Katastrophe bevor. Daher stellte er sich besser auf das Schlimmste ein, denn Taichis Launen waren mit Vorsicht zu genießen. _ Angespannt sah Sora zu ihrer besten Freundin, die sich gerade eine Gesichtsmaske gönnte. Seit sie im Wellnesshotel angekommen waren, war Mimis Laune am Tiefpunkt angelangt, auch wenn sie durch die kleine Beautybehandlung etwas Entspannung zu finden schien. Sora seufzte leise und drückte den Hinterkopf in die Liege, während sie fieberhaft überlegte, was zwischen den beiden Streithähnen bloß vorgefallen sein könnte. Es war nichts Ungewöhnliches, dass sich Tai und Mimi des Öfteren in den Haaren hatten, aber so kurz vor der Abreise? Und was meinte Mimi nur mit der SMS? Hatte Taichi etwa was verbrochen, von dem Sora nichts wusste? Ob sie es wagen und Mimi einfach darauf ansprechen sollte? Im Moment sah es nicht so aus, als würde sie unmittelbar vor der nächsten Explosion stehen. „Mimi…“, begann sie leise und hörte bereits, wie sich ein genervtes Stöhnen von ihren Lippen löste. „Ich will wirklich nicht darüber sprechen, Sora“, kommentierte sie nur, ohne sich groß zu bewegen. „Aber woher wusstest du…“ „Deine Blicke bohren sich förmlich auf meine Haut und ich kenne deine Tonlage, wenn du etwas ‚Wichtiges‘ ansprechen möchtest“, grummelte sie und zog sich die Gurkenscheiben von den Augen. „Aber ich möchte das Wochenende noch nicht mal an ihn denken!“ Erstaunt über ihre harten Worte, klappte Sora etwas der Mund auf, als sich wilde Phantasien in ihrem Kopf ausbreiteten. Was hatte Taichi nur getan, dass ihre beste Freundin so hochgradig sauer war? „So schlimm? Sicher, dass du nicht darüber reden willst? Es wird dann sicher leichter“, meinte Sora optimistisch und erntete von der forschen Brünetten einen eindeutigen Blick. „Was soll leichter werden? Ich glaube nicht, dass du mir dabei helfen kannst, außer wenn du sein Handy ausversehen zerschmettern würdest“, erwiderte sie jammernd und verzog qualvoll das Gesicht, sodass Soras Skepsis erneut geschürt wurde. „Was hast du denn mit seinem Handy? Vorhin hast du auch von ‘ner ominösen SMS gesprochen.“ „Ich glaube, er ist im Begriff mich zu betrügen“, murmelte Mimi zähneknirschend und verschränkte schützend ihre Arme vor der Brust. Soras Gesichtszüge entglitten prompt. Was hatte sie da gerade nur von sich gegeben? Hatte sie sie richtig verstanden? Betrügen? Taichi? „Was? Taichi würde dich niemals betrügen! Er liebt dich abgöttisch!“, führte Sora ihrer Freundin vor Augen, da ihr eigentlich bewusst sein sollte, dass Taichi nur Augen für sie hatte. Immer wenn Sora mit ihm allein unterwegs war, gab es nur ein Thema für ihn. All seine Gedanken kreisten nur um Mimi. Obwohl die beiden schon seit Ewigkeiten eine Beziehung führten, schafften sie es ihre Liebe immer noch frisch zu halten und die feurige Leidenschaft weiter anzuheizen, die bei Matt und ihr bereits etwas verflogen war. Manchmal war sie sogar ein bisschen neidisch auf ihre Freunde, die immer noch so verliebt wie am ersten Tag waren, während sich bei ihr der Alltag einstellte. Dennoch wollte sie sich nicht beschweren, weil ihre Beziehung mit Matt sehr harmonisch war, auch wenn sie sich manchmal ein bisschen Feuer zurückwünschte. Aber Sora wollte jetzt für ihre Freundin da sein, in der Hoffnung, dass sie ihr verraten würde, wo diese seltsamen Gedankengänge nur herkamen. Niemand kam ohne Grund auf solche Gedanken. Aber sie traute es Taichi absolut nicht zu, seine Freundin so zu hintergehen. Und Sora kannte Mimis überdrehte Art, die Dinge oftmals viel extremer zu sehen, als sie eigentlich waren. Vielleicht reagierte sie ja auch über, auch wenn ihr Gesicht eine andere Botschaft sprach. „Diese bescheuerte Katsumi heftet sich neuerdings voll an seine Fersen. Seitdem er den Knöchel gebrochen hat, schreibt sie ihm eine SMS nach der anderen und fragt ständig wie es ihm geht. Und er fällt da voll drauf rein“, erklärte sie erbost, während ihr Auge vor Wut zuckte. „Die soll einfach ihre Griffel von ihm lassen, aber er fühlt sich natürlich total geschmeichelt und verteidigt sie sogar ständig, sodass ich am liebsten Feuer speien möchte.“ „Katsumi? Seine Co-Trainerin?“ Mimi nickte nur und kämpfte gegen den Drang an, bei ihrem Namen nicht die Augen zu verdrehen. „Ich habe von Anfang an gewusst, dass sie ein Auge auf ihn geworfen hat! Aber er denkt, ich würde mir das einbilden und schreibt deswegen unbeirrt mit ihr weiter. Nur um mich zu provozieren!“ Sie gestikulierte wild umher, bevor sie sich ruckartig auf die Liege zurückwarf und völlig verzweifelt den Blick zur gegenüberliegenden Wand richtete. „Ach Mimi, Taichi würde niemals auf die Idee kommen dich zu betrügen und außerdem trägt er zurzeit einen Gips! Bestimmt erkundigt sie sich nur so oft, um weiterplanen zu können. Er wird beim Fußball sicherlich eine ziemlich lange Zeit ausfallen“, versuchte Sora Mimi zu beruhigen, doch sie rümpfte nur die Nase. „Sie hat ihm geschrieben, dass sie sich bald wieder treffen sollten und ihr die Gespräche mit ihm fehlen würden“, gab sie monoton wieder. „Was? Warte, sie treffen sich privat?“, fragte Sora entsetzt nach. „Ja! Und als ich ihn darauf angesprochen habe, hat er es natürlich runtergespielt und gemeint, es wäre nur ein treffen unter Freunden! Aber guck‘ sie dir doch mal an! Freundschaft hat die ganz sicher nicht im Sinn.“ Sora presste die Lippen aufeinander und dachte über Mimis Worte nach. Sie kannte Katsumi nur vom Sehen und hatte noch nicht viele Worte mit ihr gewechselt gehabt. Aber das sie sich privat mit Taichi traf, ließ sie doch stutzig werden. Vielleicht sollte sie eine SMS an Matt schreiben, der dem Ganzen mal etwas bei Taichi auf den Zahn fühlen sollte. Er würde sicherlich etwas herausbekommen. _ „Also Mimis Essen schmeckt viel besser“, grummelte er frustriert und blickte in das entgeisterte Gesicht seines besten Freundes, der gerade über eine Stunde in der Küche gestanden hatte. „Tut mir leid, dass ich nicht deine Freundin bin“, giftete Yamato etwas beleidigt und aß den gebratenen Reis, während Taichi lustlos darin herumstocherte. Er seufzte leise und betrachtete seinen vollen Teller, was Yamato misstrauisch werden ließ. Normalerweise hatte sein bester Freund immer einen guten und gesunden Appetit, selbst wenn er schlechte Laune hatte. Doch der Streit mit Mimi schien ihm sehr an seinen Nerven zu zerren, auch wenn Yamato nicht ganz verstand, warum es ihn so runterzog. Sora hatte ihm vorhin auch noch eine beunruhigende SMS geschrieben, die er jedoch nicht ganz nachvollziehen konnte. Irgendwas mit Katsumi, heimlichen Treffen und einer äußerst verärgerten Mimi, die sich selbst im Hotel nicht beruhigen ließ. „Hey, was ist denn los mit dir? Du bist völlig neben der Spur“, stellte Yamato besorgt fest und ließ seine Essstäbchen auf den Teller sinken. Von Taichis Lippen löste sich nur ein genervtes Brummen, dass dem Blondschopf signalisierte, dass er nur ungern darüber reden wollte. Doch er hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Er würde erst vom Tisch aufstehen, wenn er den Mund aufmachte. So hatte er sich das Männerwochenende ganz sicher nicht vorgestellt! Er saß neben einem Trauerkloß, der ohne seine Freundin förmlich darin vegetierte, weil ihm sein Essen nicht schmeckte. Doch Yamato war es bewusst, dass es nicht daran lag. Taichi bedrückte etwas. „Du weißt schon, dass ich dir so lange auf den Sack gehe, bis du mir die Wahrheit sagst“, informierte Yamato ihn eindringlich, um ihn zum Reden zu bewegen. Taichi richtete den Kopf zur Seite und stützte sein Kinn locker auf seiner Handfläche ab, während er immer noch mit seinem Essen spielte, was Yamato allmählich wahnsinnig werden ließ. „Man, Taichi! Jetzt rede doch mal mit mir und hör auf mit dem Essen durch die Gegend zu werfen!“ „Mach‘ ich doch gar nicht“, konterte er sofort, als ihm auffiel, dass er tatsächlich etwas Reis auf dem Tisch verteilt hatte. Yamato blickte mahnend zu ihm, während er förmlich auf seinem Stuhl versank und eine leise Entschuldigung vor sich hinmurmelte und wie ein kleiner Schuljunge wirkte. Matts strenger Blick schwand ziemlich schnell dahin, da er einem traurigen Freund einfach nicht lange böse sein konnte. Er hatte sich den Knöchel gebrochen und zurzeit auf viel Hilfe angewiesen, was natürlich auch eine Beziehung belasten konnte. Und gerade Mimi konnte man schnell auf die Palme bringen, besonders, wenn man so wehleidig wie Taichi war. „Hey“, begann er mit einer sanfteren Stimmlage. „Du weißt doch, dass du mit mir reden kannst. Dich belastet der Streit doch! Das sehe ich dir an.“ Er deutete auf den vollen Teller und konnte nicht verbergen, dass ihn Tais Appetitlosigkeit besorgte. Er hingegen wich seinen Blicken aus und konzentrierte sich auf einen unbestimmten Punkt im Raum, als er leise seufzte und zu reden begann. „Sie hat mich gestern Abend abgewiesen“, löste sich schwerfällig von seinen Lippen, als sich auch ein leichter Rotschimmer auf seine Wangen legte. „Abgewiesen? Meinst du etwa?“, hakte Yamato verblüfft nach. „Wow, dann muss sie wirklich sauer sein. Ihr zwei könnte ja keine zwei Sekunden die Finger bei euch lassen!“ „Was soll das denn heißen?“, fragte Taichi grimmig und verzog das Gesicht. „Dass ich euch schon öfters in eindeutigen Positionen erwischt habe, als mir eigentlich lieb ist. Die Bilder werde ich nie wieder aus dem Kopf bekommen!“ „Hallo?! Wir sind doch keine Sex-hungrigen Wölfe!“, erwiderte er empört und verschränkte die Hände vor der Brust. „Dafür fallt ihr aber ziemlich oft übereinander her! Ihr könnt eben nicht ohne einander und da willst du dich doch nicht von so einem kleinen Streit unterkriegen lassen, oder?“, entgegnete Yamato nachdenklich, während Taichi plötzlich ganz still wurde. „Sie vertraut mir nicht“, murmelte er niedergeschlagen und senkte den Kopf. „Es geht schon seit mehreren Wochen so…immer wieder bekommen wir uns wegen ihrer Eifersucht in die Haare, obwohl es einfach nur unbegründet ist.“ „Sie ist eifersüchtig? Auf wen denn?“, hakte er nach, obwohl er es sich bereits denken konnte. „Sie denkt, dass Katsumi Interesse an mir hat und wir hatten uns öfters nach dem Training getroffen, um einen trinken zu gehen. Aber mehr war da nicht. Mimi interpretiert immer so viel da rein und macht sich selbst verrückt damit, bis es dann eskaliert ist“, murmelte er betroffen. „Naja, sie verbringt schon ziemlich viel Zeit mit dir. Schließlich ist sie ja auch deine Co-Trainerin.“ „Fängst du jetzt auch damit an? Wir sind nur miteinander befreundet und besteht von beiden Seiten absolut kein Interesse!“, verdeutlichte Taichi und gestikulierte ausdrucksstark mit den Händen. Yamato lehnte sich nach hinten und verschränkte nachdenklich die Arme vor der Brust. „Ich versuche mich doch nur in sie hineinzuversetzen. Erinnerst du dich noch an die Zeit, wo ich fast jeden Abend mit der Band unterwegs war? Sora war wegen den ganzen Mädchen auch ziemlich eifersüchtig gewesen und ich glaube, Mimi verteidigt einfach nur ihr Revier.“ „Aber bei Sora war es wirklich berechtigt gewesen! Die Mädels standen ja bei dir Schlange! Aber Katsumi…ich mag sie echt gern und ihr geht es zurzeit nicht so gut. Sie hat etwas Stress mit ihrer Familie und ihr hilft es, wenn wir darüber sprechen“, warf Taichi bedenkenlos ein. Stress mit der Familie? Fiel sein bester Freund ernsthaft auf so eine billige Masche rein? Ihm hatten die Mädchen auch schon viele Dinge erzählt gehabt, nur um auf sich und ihre angeblichen Probleme aufmerksam zu machen. Vielleicht war Mimis Verdacht wirklich nicht ganz unbegründet und Katsumi war eher mit Vorsicht zu genießen, doch Yamato wollte erst die ganze Geschichte von Taichi hören, bevor er urteilte. _ Niedergeschlagen betrachtete sie ihre beste Freundin, die lustlos auf ihrem Bett lag und an die Decke starrte. Es war tatsächlich bereits der letzte Abend ihrer kleinen Reise angebrochen und Sora nervte es allmählich, dass Mimis miese Laune ihr Mädelswochenende immer noch trübte. Sie konnte ja verstehen, dass sie niedergeschlagen war, aber sie hatte sich so auf ein paar ungestörte Stunden mit ihrer besten Freundin gefreut gehabt. Doch sie hatte zu nichts Lust, war gerade erst aus dem Bad gekommen und hatte sich in ihren Bademandeln gekuschelt, während Sora am liebsten noch etwas unternehmen wollte. Doch egal was sie auch versuchte, der Streit mit Taichi ging Mimi einfach nicht aus dem Kopf und dämpfte die ausgelassene Stimmung, die sie sich für dieses Wochenende erhofft hatte. „Mimi, wollen wir nicht noch etwas unternehmen? Im Hotel gibt es doch eine Bar, lass uns doch etwas trinken gehen“, schlug sie optimistisch vor, in der Hoffnung Mimi würde sich doch noch dafür entscheiden, den Abend entspannt ausgehen zu lassen. Doch sie hob nur den Kopf kurz an, als sie ihn kurz danach wieder auf die Matratze gleiten ließ und völlig regungslos in ihrem Bett lag. „Tut mir leid. Ich habe uns das Mädelswochenende ganz schön verdorben, oder?“ Überrascht über Mimis Aussage setzte sich Sora ebenfalls auf und legte den Kopf schräg. „Nein, das hast du nicht. Ich versteh‘ dich ja, aber es bringt nichts gute Miene zum bösen Spiel zu machen und immer alles runterzuschlucken. Du musst mit Tai reden und ihm klipp und klar sagen, dass er sowas nicht machen kann und dich damit sehr verletzt. Ich glaube, ihm ist das noch nicht mal richtig bewusst, weißt du?“ „Ich glaube es auch“, murmelte sie niedergeschlagen und rollte sich zur Seite. „Er ist eben ein netter Kerl und ich denke, ich bin nicht die einzige, die das erkannt hat. Es gibt so viele nette Mädchen da draußen und ich habe echt Angst, dass ich ihm irgendwann nicht mehr genug bin. Ich bin seine erste ernste Beziehung und ich habe so große Angst, dass er irgendwann erkennt, dass er etwas verpasst hat und es nachholen will“, eröffnete sie all ihre Bedenken und eine Sorgenfalte bildete sich auf ihrer Stirn, die sie angestrengt zusammengekniffen hatte. Sora rutschte zu der Seite ihres Bettes, damit sie aufstehen und sich neben Mimi setzen konnte. Argwöhnisch betrachtete sie ihre beste Freundin, auf deren Ängste sie plötzlich einen ganz anderen Blickwinkel hatte. „Ach Mimi, ich denke, du redest dir da etwas ein, weil du dich von Katsumi bedroht fühlst und sie sehr viel Zeit mit Taichi verbracht hat. Wenn ich ehrlich bin, macht sie auf mich nicht den Eindruck, als hätte sie Interesse an ihm, aber das ist natürlich nur meine Meinung und ich kann mich da auch nicht einmischen, weil das eure Beziehung ist“, rief sie ihrer besten Freundin in Erinnerung, die schuldbewusst den Kopf gesenkt hatte. „Ich weiß…i-ich will ja auch mit ihm reden, aber manchmal bringt mich seine Naivität zur Weißglut. Er sieht immer das Gute und nicht das raffgierige und gerissene des weiblichen Geschlechts“, meinte sie und nickte bestätigend. „So ist er eben. Aber ich werde jetzt ganz sicher nicht unseren letztens Abend auf dem Zimmer verbringen! Also zieht dir jetzt etwas Schickes an und dann gehen wir einen Cocktail trinken, bevor du morgen Taichi in Ruhe die Hölle heiß machen kannst.“ Mimi schmunzelte leicht, als sie die Motivation zum Aufstehen fand und ein hübsches Kleid aus ihrem Koffer kramte. _ Ein unbehagliches Gefühl stieg in ihm auf, als er sah, wie sein bester Freund seine Sachen zusammenpackte und in seiner Tasche verstaute. In wenigen Minuten würde seine Freundin zurückkehren, was in Taichi eine unbehagliche Unruhe auslöste. Er hoffte, dass sie sich wieder beruhigt hatte, auch wenn er seinen eifersüchtigen Dickkopf durchaus besser kannte. Er wusste, dass er mit ihr reden musste. Ihr die Sicherheit geben musste, die sie brauchte, um ihm zu vertrauen. Niedergeschlagen betrachtete er auf seinen gebrochenen Knöchel, der in den letzten Wochen enorm seinen Alltag geprägt hatte. Er ärgerte sich, dass ausgerechnet ihm sowas passieren musste und er seine Launen nicht immer unter Kontrolle hatte. Manchmal hatte er das Gefühl, dass sein unleidliches Selbst diese ganzen Streitereien nur noch mehr nährte und sie voneinander entfernte, statt sie zusammenzubringen. Dabei wollte er doch einfach nur Frieden und vor allem Liebe, die ihm seine Freundin einfach untersagt hatte. „Und ihr zwei werdet auch klarkommen? Nicht, dass ihr euch gleich die Schädel einreißt“, erwiderte er leicht amüsiert und wollte wohl als Vermittler fungieren. „Danke, aber ich glaube, wir sind alt genug, um uns wie Erwachsene zu unterhalten“, antwortete er nur und war Yamato sehr dankbar für das Wochenende. Er hatte sich um ihn gekümmert, ihm zugehört und einen Ratschlag nach dem anderen geben, die Taichi beherzigen wollte. Er wollte offen mit ihr reden, ihr die Sorgen nehmen und ihr zeigen, dass sie die Einzige in seinem Leben war. „Naja, notgedrungen reißt ihr euch eben die Klamotten vom Leib und regelt es wie die Tiere. Animalische Triebe und so“, grinste er verwegen und zog gleichzeitig den Reißverschluss zu seiner Tasche zu. „Sehr witzig, aber ich versuche erstmal die herkömmliche Variante“, sagte er lachend und wollte sie am liebsten wieder in seinen Armen wissen, auch wenn ihn ihre zickige Art manchmal ganz schön auf die Palme brachte. Nichtsdestotrotz mussten sie es regeln. Er vermisste die Herzlichkeit, die durch strafende Blicke und kühle Zurückweisung ersetzt wurde. „Ach, das wird sicher schon. Heute Abend ist sicher alles wieder gut“, meinte er und schulterte seine Tasche, als er einen kurzen Blick auf sein Handy wagte. „Oh, Sora hat mir geschrieben. Sie sind nochmal kurz beim Supermarkt und in zehn Minuten da.“ Taichi nickte nur verhalten und saß unruhig auf seinem Stuhl, während Yamato sich bereits seine Jacke überzog und seine Tasche in den Flur stellte. Es dauerte noch nicht mal zehn Minuten, als Taichi den Schlüssel im Schloss hörte. „Okay, dann wünsche ich dir mal viel Glück“, flüsterte Yamato ihm zu und gab ihm einen leichten Klaps auf den Oberschenkel bevor er sich zum Flur begab, um Mimi zu begrüßen. Neugierig saß Taichi auf seinem Stuhl und beäugte den Flur kritisch, da er leider nicht, um die Ecke sehen konnte und lediglich die Stimme seiner Freundin vernahm, die sich scheinbar im Begriff war sich von seinem besten Freund zu verabschieden. Er hörte nur wie die Tür erneut ins Schloss fiel und sich die Rollen ihres Koffers langsam auf ihn zubewegten. Er schluckte leicht, als sie plötzlich mitten im Wohnbereich stand und ihn verhalten ansah, bevor sie abrupt den Blick von ihm wandte. „Hey…“, löste sich von ihren Lippen und Taichi sah, wie sie ihre Hände verkrampft um die Kofferhaltung hielt. „Hey, wie war dein Mädelswochenende?“, stieg er sofort als Frage ein, um eine Konversation anzustreben, aber Mimi verzog nur das Gesicht und hatte ihre Augen auf den Boden geheftet, ohne ihm eine wirkliche Antwort zu geben, was Taichi erneut wütend werden ließ. „Machen wir jetzt da weiter, wo wir aufgehört haben“, fragte er, klang aber verhältnismäßig ruhig, auch wenn er sich sehr zusammenreißen musste. Wieso war seine Freundin nur so ein Sturkopf? Konnten sie sich nicht einfach wieder versöhnen, ohne sich vorher anzuschweigen, oder anzuzicken? Frauen…manchmal verstand er sie wirklich nicht. „Hör‘ mal, es tut mir leid, dass…“ „Nein, mir tut es leid“, unterbrach sie ihn direkt, hob ihren Kopf an und ließ ihren Koffer achtlos im Raum stehen, während sie sich langsam auf ihn zu bewegte. Nervös spielte sie an ihren Fingern und blieb direkt vor ihm stehen, während sie ihn eindringlich ansah. „Ich weiß, dass ich ziemlich schnell eifersüchtig werde, aber du hast so viel Zeit mit ihr verbracht, dich sogar nach dem Training mit ihr getroffen, dass ich einfach dachte, dass sie mir dich wegnehmen will. I-Ich vertraue dir, aber ich weiß auch wie Frauen sein können, wenn sie unbedingt etwas haben möchten. Sie fahren ihre Krallen aus und spielen unfair. Und ich will dich nicht verlieren“, sie beendete ihren Monolog und blickte ihn weinerlich an, sodass er kaum an sich halten konnte und sie einfach vorsichtig auf seinen Schoss zog. Mimi biss sich auf die Unterlippe und betrachtete seinen gebrochenen Knöchel wehmütig, während er sanft über ihren Rücken strich. „Du brauchst dir wirklich keine Gedanken wegen Katsumi zu machen“, flüsterte er ihr zu und zog sie weiter zu sich hoch, damit sie einander in die Augen schauen konnten. Er strich ihr einige Haarsträhnen aus dem Gesicht, als er plötzlich seine Stirn gegen ihre presste. „Ich wollte ihr nur ein bisschen helfen, weil sie im Moment eine schwere Zeit durchmacht. Sie hat ihren Eltern erst vor kurzem gebeichtet, dass sie mit ihrer Freundin zusammenziehen will und die haben das nicht sonderlich gut aufgenommen“, erklärte er ausführlicher, als Mimi sich etwas von ihm löste und verdutzt dreinblickte. „Mit einer Freundin? Was soll daran denn so schlimm sein?“, hakte sie nach, als sich auf Taichis Gesicht ein Lächeln abzeichnete. „Nein, mit ihrer Freundin! Freundin im Sinne von ‚eine Beziehung miteinander führen‘“, erwiderte er amüsiert. „Was? Du verarschst mich doch jetzt? Ich habe mir also völlig umsonst solche Gedanken gemacht?“, empört blies sie die Wangen auf und starrte ihn fassungslos an, während er zaghaft die Arme um ihren zierlichen Körper schlang und ihr einen sinnlichen Kuss auf den Hals hauchte. „Du hast mich ja nie ausreden lassen und Katsumi ist gerade erst im Begriff sich öffentlich zu outen, weshalb du es auch vorerst für dich behalten solltest“, erklärte er behutsam. „Und außerdem war deine kleine Eifersuchtstirade schon ein wenig süß gewesen.“ Mimi runzelte die Stirn und wandte sich aus seinem Griff, um die Arme vor der Brust zu verschränken. „Ach wirklich? Ich glaube, ich werde mir demnächst auch einen schwulen Freund suchen, mit dem ich meine sämtliche Freizeit verbringen werde, aber dieses winzige Detail werde ich dir dann ebenfalls verschweigen“, grummelte sie erbost und drehte den Kopf in die andere Richtung. Taichi seufzte nur. Er hatte schon länger überlegt gehabt, ihr einfach die Wahrheit über Katsumi und seine Freundschaft zu ihr zu erzählen, aber er wollte ihr nicht einfach in den Rücken fallen, weshalb er es zuvor mit ihr abklären wollte. Natürlich hatte sie nichts dagegen gehabt, doch Mimi hatte sämtliche SMS einfach völlig falsch aufgefasst, weshalb die Situation so eskaliert war. Und jetzt spielte sie noch immer die Eiskönigin, die von ihrem hohen Ross einfach nicht runtersteigen wollte. „Komm‘ schon, lass es mich wieder gut machen. Mir fällt da sicher was ein“, antwortete er, als sich ein verwegenes Lächeln auf seine Lippen schlich und sie fixierte. Sie wandte den Kopf über die Schulter und zog eine Augenbraue in die Höhe. „Ach wirklich? Ich glaube du solltest deinem armen Krüppelfuß noch etwas Ruhe gönnen“, raunte sie keck und stand von seinem Schoss wieder auf. Ein wenig baff blieb Taichi sitzen und konnte nicht fassen, dass sie ihm wieder eine Abfuhr erteilte. Was war mit dieser Frau nur los? Wie lange wollte sie ihn denn noch weiterquälen? Ein überlegenes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als sie sich zu ihm runter beugte und er einen kurzen Blick in ihren Ausschnitt erhaschen konnte. „Du kannst mich natürlich aber auch gerne vom Gegenteil überzeugen. Ich wäre für eine lange Massage, denn dank dir konnte ich mich kein bisschen erholen“, erklärte sie ihm anklagend, was ihm ein Lächeln ins Gesicht trieb. Sofort erfasste er ihren Arm und zog sie wieder auf seinen Schoss, während er beherzt die Arme um sie schlang und sein Kinn auf ihre Schulter bettete. „Ich denke, das wird kein Problem sein, für mein Mädchen tue ich doch alles“, erwiderte er keck und küsste sehnsuchtsvoll ihren Hals, sodass sie leicht kichern musste. Glücklich wandte sie sich ihm zu und presste die Lippen aufeinander. „Dann wäre ich aber auch noch für ein entspannendes Bad zu zweit“, murmelte sie ihm entgegen und fuhr mit ihren schmalen Fingern zärtlich über seine Brust. „Na, hoffentlich komme ich dann wieder aus der Wanne raus“, scherzte Taichi, obwohl er sich durchaus schwierig vorstellte, mit seinem gebrochenen Fuß zu baden. Doch das war ihm egal. Er konnte ihr einfach keinen Wunsch abschlagen. „Das wird schon klappen, notgedrungen bestellte ich dir einen Lifter“, sie grinste leicht, als sie zärtlich über seine Wange strich. „Allerdings glaube ich, dass es auch Zeit wird, meinem Freund etwas Liebe zurückzugeben. Auch wenn er es nicht unbedingt verdient“, antwortete sie neckend und hauchte ihm einen innigen Kuss auf die Lippen. „Was? Hey hör mal…!“ „Beruhig‘ dich! Ich lass uns das Wasser ein“, flüsterte sie ihm verführerisch zu und erhob sich von seinem Schoss, während sie ihm einen verliebten Blick über die Schultern wandte, der sein Herz prompt erweichte. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er wieder mal erkannte, wie sehr er dieser Frau doch verfallen war. Auch wenn sie ihn manchmal in den Wahnsinn trieb und ihre Eifersüchteleien ihm oftmals seine Nerven raubten…er liebte sie und wollte sie in seinem Leben nicht mehr missen. Egal, was auch noch passierte. Sie war die Eine und er war sich sicher, dass sie auch alle weiteren Widrigkeiten überstehen würden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)