Spiegelwelten - Schlangenblut und Löwenherz von Traumfaengero_- ================================================================================ Von Liebesgedichten und sanfter Poesie -------------------------------------- Von Liebesgedichten und sanfter Poesie Auch an diesem winterlichen Abend hatte sich Draco zurückgezogen und genoss die Stille des Schlosses. Bald würden die Weihnachtsferien beginnen und dann kehrte endlich diese unbeschreibliche Ruhe ein, die er so sehr zu lieben gelernt hatte. Draußen fielen die weißen Schneeflocken beinahe bedächtig und ein weißer Nebel war aus ihnen entstanden. Die Dunkelheit, die sich dahinter ausbereitete, ging beinahe in den hellen Flocken unter. Eigentlich müsste er sauer sein, aufgebracht, aber zum ersten Mal seit er denken konnte, empfand er eine innere Ruhe, die er nicht zu beschreiben vermochte. Sein Vater war vor den letzten Ferien inhaftiert worden und so sehr er ihn auch liebte, er empfand doch eine unglaubliche Dankbarkeit seinem Fehlen gegenüber. Alles hatte sich im Hause verändert, seine Mutter wirkte gelassener, selbstgelöster und nach zwei Wochen schweigender Erholsamkeit hatte sie ihn einfach in den Arm genommen, ihn auf die Wange geküsst und ihm gesagt, wie sehr sie ihn liebte. Natürlich wusste er, dass seine Mutter ihn liebte, aber es so von ihr zu hören, mit dieser freudigen Herzlichkeit, dieser warmen liebevollen Stimme… dabei waren sogar ihm kleine Tränen in die Augen gestiegen und zum ersten Mal hatte sich diese deutliche Freude über die Abwesenheit seines Vater eingeschlichen. Er begann lange Gespräche mit seiner Mutter zu führen, über Dinge, die ihn interessierten, sie interessierten und dabei erfuhren sie so viel übereinander, dass sie ihn wenige Wochen später mit in den Keller nahm. Weit hinten, versteckt unter Flüchen, Schränken und sogar einer ganzen Wand, darum wurde dieses Versteck bei der Hausdurchsuchung wohl auch nicht gefunden, verbargen sich all die alten Träume von Narzissa. Früher einmal hatte sie gerne gemalt und sie liebte bunte Farben. Ihr Stolz war ohne gleichen gewesen, aber sie hatte eine Leidenschaft für die Liebe und das Leben. Niemals wäre sie auf die Idee gekommen, irgendjemandem davon zu erzählen. Sie war eine gebürtige Black! Stundenlang hatte sie mit ihm in den alten Kisten gekramt und dabei waren Bücher zum Vorschein gekommen, die später heimlich in Dracos Zimmer landeten. Bei allem, was ihm heilig war, aber wie hätte er seiner Mutter trotz ihrer neuen Liebe für einander erklären sollen, dass er ihre alten Liebesromane las? Nein, das ging nun wirklich zu weit! Zurück in Hogwarts stellte sich ein anderes Problem heraus. Er konnte schlecht mit den Büchern unter dem Arm durch die Gänge laufen. Also begann er sie zu verzaubern und zog sich in alte Klassenräume zurück. Noch nie in seinem Leben hatte er seinen Stolz mit so viel Begeisterung und innerer Ruhe zur Schau getragen. Es war ein herrliches Spiel geworden, nun zumindest dann, wenn er nicht in seinen Büchern versunken war, den schwarzhaarigen Gryffindor zu ärgern und in kleine Fallen zu locken. Da dieser offenbar einen Narren an ihm gefressen hatte, war es ein Leichtes. Schon das ganze Schuljahr über verfolgte ihn dieser und Draco sah darin eine Ablenkung, um sich mit dem Tod dessen Patenonkels nicht auseinander setzen zu müssen. Nun, selbiges war ja nicht sein Problem! Manchmal wurde es lästig, immerhin verkürzte es die schönen Stunden, die er mit Lesen verbringen konnte. Mittlerweile brauchte er eine zusätzliche halbe Stunde um Harry abzuschütteln. Dieses Mal war es besonders schwer gewesen. Es war unfair, dass sich der Gryffinsor eines Zauberumhangs bedienen konnte, aber sein Stolz wurde jedes Mal auf das Neue gestärkt, wenn er ihn wieder einmal abgeschüttelt hatte, trotz Umhang! Gerade wanderte sein Blick wieder zurück auf die offenen Seiten, als ein Gedanke ihn zum Schmunzeln brachte. Seine Mutter sagte ihm, dass sie Schlamblüter zwar nicht ausstehen konnte, aber ihre Fähigkeiten in Nichts geringer wären als ihre. Wie viele Bücher wären ohne sie nicht geschrieben worden? Wie viele Errungenschaften hätten sie nicht ohne diese gehabt? Nur sollte es nie allzu viele von ihnen geben, sonst nahmen sie noch Überhand! Elly Clark war eine von ihnen, auf die Draco nicht verzichten wollte. Sie war eine begnadete Schriftstellerin und verstand es ohne Gleichen von Liebe und Romantik zu philosophieren! Dieses Buch war eine Sammlung von Liebesgedichten, die der 17. Jährige sicher schon dutzende Male gelesen hatte und sicher noch dutzende Male lesen würde! Nun, jedoch würde er dieses heute Abend nicht! Ein Geräusch ließ ihn aufblicken, nur kurz darauf wurde die Tür zu seinem kleinen Versteck geöffnet und in wilder Panik wieder zugeschlagen. Ein ihm sehr bekannter junger Magier stolperte hinein, schnappte nach Luft und keuchte. Seine schwarzen Haare waren wirr, die sonnengebräunten Wangen glühten rot. Offensichtlich war er auf der Flucht! Dachte der Blonde mit einem schweigenden hochziehen der Augenbraun. Sie befanden sich in einem alten Raum, einer Abstellkammer, in der einige Tische aufeinander gestellt wurden, hohe Schränke und leere Regalbretter sich aneinander reihten. Nur ein Fenster befand sich im hinteren Bereich, es war groß und die Fensterbank niedrig und breit. Draco hatte es sich hier mit einer Decke und mehreren Kissen bequem gemacht. Von hier aus konnte er sehen, wer den Raum betrat, wurde jedoch selbst von einem großen mit einem weißen Leinentuch abgedeckten Schrank verborgen. Nur mäßig interessiert musterte er den Schwarzhaarige, der keuchend leicht in die Knie ging, um sich dann mit beiden Händen auf selbigen abzustützen. „Bei Merlin, war das knapp!“ Stieß er hervor und atmete geräuschvoll, aber konzentriert ein und aus. Nun hatte Draco sein gesamtes Interesse an ihm verloren. Mit einem leichten Kopfschütteln blickte er zurück auf das Buch, dessen Zeilen so verlockend dunkel im schummrigen Licht schimmerten. Erst jetzt bemerkte der blonde Slytherin, dass die Nacht immer offensichtlicher ihre Dunkelheit verbreitete und er bald eine neue Lichtquelle benötigen würde. Noch schimmerten die in alter Tinte gedruckten Worte jedoch deutlich auf dem leicht vergilbenden Papier. Schnell versank er erneut in die bildgewaltige Poesie, welche ihn in andere Welten entführte. Er sah das liebende Paar, hörte ihre Stimmen und spürte, wie sein eigenes Herz vor Sehnsucht und Begeisterung schneller zu schlagen begann. Ein Wort riss ihn aus diesem verzückenden Traum. Es war so grob, beinahe voller Ekel ausgesprochen, doch maßgeblich führend war die Überraschung. „Malfoy?“ Die feinen Augenbrauen zogen sich zusammen und er versuchte zu ignorieren, was da so dicht neben ihm zu plärren begonnen hatte. Doch Harry Potter war niemand, den man mit Ignoranz bekämpfen konnte. Natürlich blieb der dickköpfige Gryffindor und wiederholte nun fordernder sein Verlangen nach Aufmerksamkeit. „Malfoy, was machst du hier?“ Nur unwillig zur Aufgabe bereit, ließ er das Buch auf seinen Schoß sinken und hob den Kopf. In den grauen Augen stand der blanke Hohn, als seine melodische Stimme herablassen im Raum widerklang. „Ich bin mir dessen bewusst, dass dir diese Tätigkeit fremd ist. In meiner unendlichen Güte lasse ich mich jedoch dazu herab, dir das zugrunde liegende Schema zu erläutern.“ Angefahren wollte Harry gerade etwas erwidern, als er von Dracos erhobener Hand zum Schweigen gebracht wurde. „Diese Tätigkeit wird als „lesen“ bezeichnet. Dabei wird aus bestimmten Symbolen, genannt Buchstaben, durch eine von mehreren Regeln festgelegte Reihenfolge ein Wort gebildet, welches ebenfalls durch weitere Regeln mit anderen Worten in der entsprechenden Gliederung zu Sätzen geformt wird. Diese zueinander passenden Sätze dienen dazu Sachverhalte, Situationen oder Gedanken zu beschreiben oder zu erörtern. Ebenso können sie zum Vermitteln oder Festhalten von Informationen genutzt werden. Das Entziffern dieser Symbole und das Verstehen ihrer gesamten, übergeordneten Bedeutung wird hinlänglich als „lesen“ bezeichnet!“ Ärger funkelt in den grünen Augen auf und Harry konnte kaum fassen, wie arrogant der 17 jährige Slytherin war. „Danke, aber das war mir schon bewusst. Ich frage mich nur, was an diesem Buch so besonders ist! Du kannst mir nicht erzählen, dass du mich eben nicht gehört hast.“ Konterte der Schwarzhaarige und ahnte schon, dass ihm die Antwort nicht gefallen würde. „Beinahe jedes Buch ist interessanter als deine Anwesenheit.“ Gab Draco trocken von sich und versuchte sich erneut auf die Zeilen zu konzentrieren. Wie er schon einmal resigniert feststellen durfte, wurde ein Harry Potter von solcher Ignoranz nur weiter angestachelt. Dieses Mal trieb es ihn zu drastischen Maßnahmen und mit einem schnellen Griff packte er das kleine, rote Buch und zog es mit einem Ruck aus Dracos Händen. Damit hatte dieser nicht gerechnet und verärgert blickte er auf. „Du bist ein arroganter…“ Als was Draco betitelt werden sollte, erfuhr er nicht mehr. Ein flüchtiger Blick hatte die goldenen Buchstaben auf dem Buchdeckel sofort in Harrys Unterbewusstsein zu einem einzigen Wort werden lassen. Die aufsteigenden Assoziationen damit fingen die grünen Augen erneut ein, um nun bewusst zu lesen. „Liebesgedichte?“ Platzt es aus ihm heraus und mit einem erstaunten Ton wiederholte er. „Du liest Liebesgedichte?“ Fragte der Gryffindor und starrte den blonden Magier entsetzt an. „Nein, ich sitze nur hier und starre auf die Buchstarben!“ Fauchte der Slytherin plötzlich leicht angefahren und versuchte nach dem Buch zu greifen. Jedoch war der Schwarzhaarige in dem Moment des Schockes ein Stück zurück getreten und daher griff er ins Leere. Noch immer starrte ihn Harry an und wusste nicht, was er von der Situation halten sollte. Da saß wirklich Draco Malfoy vor ihm und las Liebesgedichte. „Gib mir das Buch zurück!“ Drang nun die kalte, befehlende Stimme in seinen Verstand vor und war dabei so bestimmend, dass er dieser Anordnung einfach folgte. Blinzelnd reichte der Schwarzhaarige das rote Buch wieder hinüber. „Sag mir jetzt aber nicht, dass du jedes Mal solche Bücher gelesen hast, als du dich nachts heimlich verdrückt hast!“ Langsam fasste sich der Gryffindor erneut, der sehr tief von dieser neuen Tatsache erschüttert worden war. Seine grünen Augen blickten wartend und auffordernd in die grauen und er hoffte beinahe bangend auf eine andere Antwort. Doch die war Draco nicht bereit zu geben. „Wenn du schon darüber so schockiert bist, kann ich mich anscheinend schlecht in den Gemeinschaftsraum der Slytherins setzen oder?“ Auch seiner Stimme hörte man das Abschwellen des Ärgers an und kurz flohen die grauen Augen über den roten Buchdeckel. Langsam wurde Harry bewusst, dass er in ein gewaltiges Fettnäpfchen gesprungen war… mit Anlauf. Klar, der Prinz der Bosheit, der böse, grausame, arrogante, selbstverliebte Sprössling der Malfoy Familie konnte wirklich schlecht in aller Öffentlichkeit ein solches Buch lesen. Verlegen fuhr er sich mit der flachen Hand über den Nacken und schluckte leise. „Also, dann… dann bist du wirklich die gesamte Zeit nachts und abends nur durchs Schloss geschlichen um in Ruhe zu lesen?“ Wollte er nun doch wissen und bemerkte die aufsteigende Röte auf den blassen Wangen. Ein Räuspern folgte, bevor der Blonde sich gänzlich von ihm abwand und aus dem Fenster starrte. Draußen waren die weißen Flocken kaum noch zu erkennen, denn es wurde immer dunkler. Kurz musste Harry blinzeln, jetzt konnte er den Weg aus diesem Labyrinth aus Möbeln und gestapelten, vergessenen Anhäufungen nicht unbeschadet zurück zur Tür finden. So zog er seinen Zauberstarb heraus und flüsterte Lumos, damit er den jungen Mann auf der Fensterbank deutlicher sehen konnte. „Ich dachte, dass gerade du mein Interesse verstehen könntest.“ Klang schließlich seine ruhige Stimme im Raum wider und die dunklen Augenbrauen zogen sich zusammen. „Warum sollte ich?“ Fragte er direkt nach und trat etwas näher an den Sitzenden heran. Nun richtete sich der Blick des Slytherin wieder auf ihn, ein seltsames Funkeln stand in den grauen Augen. „Weil du beinahe jede dunkle Facette dieses Lebens kennst, obwohl du noch nicht einmal die Schule abgeschlossen hast.“ Begann Draco und er bemerkte, wie die Anspannung schlagartig in den durchtrainierten Körper schoss. Die Schultern wurden angezogen, die Arme spannten sich an und der Blick der grünen Augen wurde härter. „Sag mir, Potter, hast du nie von einer Welt geträumt, in der du dich deiner Herkunft nicht schämen und nicht rechtfertigen musstest? Eine Welt, in der Unterschiede nicht allüberwältigend sind und Grenzen überwunden werden können? Was wäre das für eine Welt, wenn allein die Liebe uns führen und lenken würde, wenn sie uns dazu beflügelt die Unterschiede zu brechen und Grenzen zu überschreiten? Was müsste es für ein Gefühl sein, welches von solcher Stärke beseelt dich bis ans andere Ende der Welt trägt, nur um die eine zu finden, nach der sich dein Herz sehnt, weil sie dir aus deinen Armen entrissen wurde?“ Bedächtig brach die Anspannung und Draco konnte beobachten, wie der Schwarzhaarige sich langsam entspannte. Die Worte drangen nach und nach in den aufgewühlten Verstand vor und formten Bilder aus Sehnsucht und Verlangen nach einem solchen Ort. „Was wäre das für eine Welt, in der der Tod uns nicht schrecken und der Krieg uns nicht aufhalten kann? Was wäre es für eine Welt ohne sie?“ Seine Stimme war nur noch ein sanftes Flüstern und etwas schwang in ihrem Klang mit, welches wie eine eigene Melodie schien. „Das ist doch reiner Kitsch!“ Brummte Harry nun und konnte doch nicht leugnen, dass sich eine angenehme Wärme in seiner Brust ausbreitete. Ein Schlucken ließ seine Unsicherheit deutlich werden und langsam sank der Zauberstarb, der diese kleine Szene erhellte. „Hast du je geliebt, Harry?“ Diesen Worten konnte er nicht widerstehen, er musste in die grauen Augen blicken, denen er eben noch ausgewichen war. „Dieses unbeschreibliche Gefühl von zarter Stärke, die alles zu erreichen scheint. Eine Macht, die dich zu deinen größten Taten beflügelt und ein Blick in ihre Augen reicht aus, um dich jedes Leid vergessen zu lassen. Der Klang ihrer Stimme würde dich über weite Ozeane führen und allein der Gedanke an sich verleite dir die Kraft ganze Gebirge zu erklimmen. Dieses wilde Pochen deines Herzens, dieses Gefühl zu sterben, wenn sie nicht an deiner Seite ist. Sie bedeutet alles, mit ihr steht und fällt deine gesamte Welt, dein Leben! Sie ist dein Leben!“ Wieder schluckte Harry und nun musste aus der Wärme auf seinen Wangen eine sichtbare Rötung werden. Er biss sich auf die Unterlippe, begann leicht an ihr zu kauen. Nein, er hatte noch nie so sehr geliebt. Er wusste nicht einmal, ob er überhaupt schon einmal wirklich verlieb gewesen war. „Es spielt keine Rolle, wer sie ist. Ihre Herkunft, ihr Blut, nichts kann dich davon abhalten ihr die ewige Treue zu schwören. Für sie gehst du durch jede Hölle und kein Schatz kann so groß sein, dass er neben ihr auch nur bemerkt wird. Ihr Name lässt dein Herz schneller schlagen, der Gedanke an sie durchflutet dich mit Wärme und Zuversicht. Ihre Berührung lässt dich verbrennen und ihr Atem auf deiner Haut löst ein Feuerwerk der Gefühle in dir aus.“ Ohne es verhindern zu können schloss Harry die Augen und lauschte diesen eindringlichen Worten. Eine geisterhafte Vorstellung nahm bedächtig Formen an und schälte sich aus dem Dunkel. Ihr Gesicht konnte er nicht erkennen, aber sein Herz begann wild zu schlagen. Ja, dieser Gedanke, diese Vorstellung, jemanden so sehr zu lieben, dass er alles für sie geben würde… Mit einem Lachen auf ihren schmalen Lippen drehte sie sich auf ihren nackten Füßen, tanzte, dass ihr Sommerkleid aufstob. Es war weiß, in einem wunderschönen, strahlenden Schneeweiß, feine, tiefgrüne Linien bildeten ein Muster, zogen sich von der linken Schulter über ihren flachen Bauch diagonal über das Kleid, bis sie in einem ebenso grünen Saum verloren gingen. Ihr Kleid gab auf der rechten Seite ihre Schulter frei und mit einem Lächeln erkannte er die silbernen Spangen, die ihre wallenden, blonden Haare zu bändigen versuchten. Sie waren ein Stück herausgerutscht, ihr Tanz ließ die ordentlich geflochtenen Zöpfe in den wilden Locken hüpfen und die Haarbänder wippten mit der großen Schleife an ihrem weißen Sommerhut um die Wette. Sie sang, ihre liebliche Stimme erfüllte die Luft, die Arme weit ausgebreitet stellte sie sich auf die Fußspitzen und winkelte das eine Bein an. Sie schien ihn zu rufen, nur für ihn tanzte sie so. Der weiße Sommerhut mit der breiten Krempe rutschte ein Stück herunter, als sie lachend zum Stehen kam. Harry wollte die Hand nach ihr ausstrecken, ihr aufhelfen, denn sie stützte sich auf ihre Knie, atmete flach und kräftig ein. Sie kam ihm so bekannt vor. Dachte er plötzlich und dann griff sie mit ihren schlanken Fingern nach dem Hut, um ihn wieder nach oben zu schieben. Er hörte ihre Stimme, konnte aber ihre Worte nicht verstehen. Selbst dieser wundervolle Ton schien in seinen Gedanken unterzugehen, bevor er ihn zu greifen bekam. Wer war sie? Ihre feinen Gesichtszüge kamen langsam unter dem Hut hervor, während sie sich aufrichtete. Er wusste, dass er sie kannte, doch bevor er diese Vorstellung fassen konnte, verlor sie sich in weißen und gelben Schimmern, verschwamm wie ein Bild im Wasser. Noch einen Augenblick lang versuchte er die Vorstellung aufrecht zu erhalten, doch sie war verloren. Enttäuscht öffnete er die Augen und bemerkte, dass ihn jemand sehr genau beobachtet hatte. Blut schoss ihm in die Wangen und verlegen fixierte er das Fenster hinter Draco, um ja nicht das Schmunzeln auf den feinen Lippen zu sehen. „Offensichtlich hast du etwas gefunden, was dir an dieser Idee gefällt.“ Meinte der Slytherin ruhig und zog die Beine an, sodass ihm gegenüber Platz auf der Fensterbank entstand. Dann ließ er mit einem lautlosen Zauber die Kerzen entzünden, die über ihnen in der Wandinnenseite des Fensters angebracht waren. Noch immer war da dieses warme Gefühl in Harrys Brust und unerwartet folgte er der unausgesprochenen Aufforderung, während er seinen Zauberstarb verstaute. Nachdenklich und deutlich verlegen setzte sich Harry auf die weichen Kissen, lehnte sich an die Innenseite der Wand und starrte weiter aus dem Fenster. Sein linkes Bein hatte er angewinkelt und auf den Polstern abgelegt. Sein rechtes Knie verdeckte das linke Fußgelenk und seine Finger verschränkten sich unter dem angewinkelten Oberschenkel ineinander. „Es war eine dieser magischen Nächte, die Dämmerung verschluckte die Sonnenstrahlen und der Himmel war getränkt in roten und orangen Schleiern. Der sommerliche Wind strich sanft über die Ufer des kleinen Sees. Ruhig lag er da, seine silberne Oberfläche spiegelte die roten Sonnenstrahlen des Himmels wider und ihr aufgewühlter Blick wanderte stets die Straße entlang. Sie führte sichtbar an dem kleinen Gewässer entlang und sie wusste, dass er heute kommen würde. Er hatte es ihr versprochen! Strak schlug ihr Herz vor Aufregung, als sich ein Reiter in den langen Schatten als Silhouette abzeichnete. Das musste er sein! Fest presste sie die gefalteten Hände zwischen ihre Brüste, wippte auf den Zehen immer wieder nach vorne, um besser sehen zu können. Aber wenn er es nicht wäre… doch… er musste es sein! Er hatte es ihr versprochen! Von innerer Angst ergriffen, ließ sie sich wieder gänzlich auf die hellen Schuhe sinken und eilte zwei, drei Schritte voran der Straße entgegen. Doch, das musste er sein! Es war ein weißes Pferd! Er hatte eines, ja, ihr Liebester hatte ein weißes Pferd! Als der Reiter einige Bäume passierte, stoben Vögel aus ihnen auf. Sie sammelten sich in der Luft, zogen Kreise über dem Wasser um sich dann auf den Weg zu ihren Schlafplätzen zu machen. Das weiße Kleid wallte leicht im aufkommenden Wind, doch dies bemerkte sie nicht. Er war es! Sie hatte ihn erkannt und er sie! Erfreut trieb der Mann das Tier weiter an, wollte den Weg zu ihr verkürzen. Da war sie! Seine Geliebte! Gleich war er bei ihr!“ Erst nach einer Weile hatte Harry begriffen, dass es sich nicht um ein Gedicht handelte. Zuerst war er davon ausgegangen, dass Draco etwas aus dem Buch vorlesen würde. Verwundert hob er den Blick und musterte den Blonden, dessen graue Augen in das Dunkel der Nacht blickten. Es war eine Geschichte! Vielleicht eine, die er gerade eben erfand… Wie schön seine Stimme doch klang und wie herrlich er es verstand die Bilder zu malen. Doch dann unterbrach der blonde Slytherin, er hatte bemerkt, wie er gemustert wurde. „Nein, bitte nicht!“ Beeilte sich Harry zu sagen und aus reinem Instinkt heraus, schlüpfte er aus den Schuhen und griff nach dem anderen Ende der Decke. Seine leuchtenden Augen funkelten voller Begeisterung und als sein „Erzfeind“ noch immer nicht wieder begonnen hatte, fügte er noch hinzu. „Du kannst doch nicht jetzt aufhören, wo sie einander so nahe sind!“ Die feine, blonde Augenbraue wanderte in die Höhe und dann war es da, ganz plötzlich und unerwartet; ein Schmunzeln! Sanft, freundlich, ehrlich… eines dieser Art hatte Harry noch nie zuvor bei dem Slytherin gesehen. „Ich weiß aber noch nicht, wie die Geschichte ausgeht.“ Drohte er leicht und der Gryffindor machte es sich mit einem breiten Grinsen in der Fensterbucht unter der Decke und zwischen den Kissen gemütlich. „Na, wie soll es schon ausgehen? Eine richtige, kitschige Liebesgeschichte endet immer mit einem Happy End. Sonst erzähle ich das Ende!“ Die grauen Augen funkelten vergnügt und mit einem Lächeln setzte er wieder an. „So lange hatte er ausgeharrt, um nun endlich wieder bei ihr zu sein. Er spürte das Tier unter sich, hörte das Schlagen der Eisen auf der steinernen Straße, welches so plötzlich verklang, als das Pferd die weiche Wiese des Uferhanges erreichte. Wild pochte sein Herz und in dem Moment, in dem er ihr so nahe wie möglich war, schwang er sich schon vom Sattel und sprang vor ihr zur Erde. Das Tier schnaubte, rannte noch einige Meter weiter, doch er sah es nicht. Er sah nur sie, ihr Lächeln, das Glitzern in ihren Augen. Nun war seine Welt endlich wieder vollständig.“ Wann er das letzte Mal so entspannt hatte, wusste er nicht zu bestimmen. Dracos Stimme war verführerisch und angenehm, seine Art zu erzählen berauschend. Die grünen Augen hatten sich längst wieder geschlossen und obgleich er vielleicht in Gefahr sein könnte, nun blieben nur die Bilder, die der junge Mann ihm malte. Mit einem Schmunzeln begriff er, woher er die Dame kannte. Obwohl Draco keine Beschreibung der beiden Liebenden anfügte, trug doch der Ritter auf dem weißen Ross schwarze Haare und grüne Augen. Seine Geliebte jedoch hob den Kopf, sah ihn an und nun endlich erkannte er die feinen Züge in ihrem leicht ovalen Gesicht. Wie gut, dass sein Gegenüber diese Frau nicht sah. Ihre wunderschönen grauen Augen funkelten wie der See hinter ihr. Die blonden Haare waren glatt, schlugen jedoch leichte Wellen. Draco gab eine sehr attraktive Frau ab! Ende Sicherheitspin -------------- Sicherheitspin Draco starrte auf sein Handy oder besser auf das Gerät, welches er in der Hand hielt. Es sah aus wie seines, es hatte interessanterweise den gleichen Sperrbildschirm wie seines, aber es gehörte ihm nicht. Dieses Gerät hier war zerschrammt, beschädigt, lieblos behandelt und offenkundig dem Besitzer nicht sehr wichtig. Gut, wann bitte hatte er dieses Telephon anstelle seines eigenen erhalten? Es war mittlerweile Abend und nachdenklich ließ er das letzte Essen sein geistiges Auge passieren. Ob es da geschehen war? Er bemerkte keine Situation, in der ihm das hätte geschehen sein können. Jedoch hatte er heute auch kaum auf den Bildschirm geachtete. Vielleicht hatte er es schon am Morgen vertauscht und da sie den gleichen Sperrbildschirm besaßen, war es ihm bei den wenigen Blicken auf die Uhr nicht aufgefallen! Nachdenklich blickte er sich im Kerker um, was brachte es ihm schon? Er konnte lange darüber nachdenken, wem dieses Gerät gehörte, sicher würde er keine Lösung finden. Jetzt konnte er nur hoffen, dass der Besitzer dieses Telephons ebenso nachlässig war, wie er selbst. Ja, unangenehmerweise musste Draco gestehen, dass er selbst keine Pin eingegeben hatte. Grundsätzlich konnte also jeder auf die Daten zugreifen. Was für ein dummer Fehler. Nun, vielleicht konnte er sich das zu Nutze machen. Wenn der Besitzer dieses abgenutzten Stückes ebenso dumm gewesen war! Mit einem Fingerstrich über den Bildschirm wurde dieser wirklich freigegeben und das Bild von Hogwarts verschwamm. Offenbar teilte er sich mit diesem Unbekannten die Leidenschaft für Quidditch, denn dieses stand groß über dem Schloss. Es war letztes Jahr in der Schülerzeitung erschienen als Sucher der Slytherins konnte er diesem Bild einfach nicht widerstehen. Sie hatten heute Training, ob es dort geschehen war? Mit einem verwunderten Blick starrte er auf das nichtssagende Antlitz des Kapitäns der englischen Mannschaft und auch darüber konnte er keine weiteren Schlüsse ziehen. Vielleicht ein Mädchen? Eine Mitschülerin, die den Kerl verehrte? Irgendwie hatte dieses Bild schon eine gewisse… Ausstrahlung! Es schien hier weniger der Sport im Blick zu sein, als die Attraktivität, die von diesem Spieler ausging. Gut, also doch ein Mädchen… oder ein Kerl, der wirklich blind war! Mit einem Kopfschütteln öffnete er das Anrufmenü und gab seine eigene Nummer ein. Vielleicht war der Kerl oder das Weib intelligent genug, um an ein klingelndes Telephon zu gehen. Nach dem sich in die Länge ziehenden, unnötigen Einwählen kam endlich der ersehnte Ton, der die Leitung frei gab. Einmal… zweimal… viermal… sechsmal… Frustriert legte Draco wieder auf und schnaubte. Klasse! Anscheinend hatte man sein wunderbares, pflegebedürftiges Gerät in eine Tasche verbannt und vergessen, dass es vielleicht auf lautlos stand. Oder schlimmer, es war gar nicht vertauscht worden und lag nun irgendwo draußen! Mit einem entsetzen Blick starrte der Slytherin auf die magischen Fenster und schluckte. Draußen regnete es. Es regnete schon die letzten Tage über. Darum hatte er sich ja überlegt, ob er sein Telephon heute früh zum Training wirklich mitnehmen wollte. Hätte er das nur nicht getan! Nun öffnete er notgedrungen die Kontakte, nur um dann D. M. einzugeben und seine Nummer dahinter zu setzen. Wenn er schon niemanden anrufen konnte, dann las vielleicht jemand diese Nachricht. Mit einem Knurren wechselte er zurück auf den Hauptbildschirm und starrte missgelaunt den breit grinsenden Spieler an, der… vielleicht… so unter Umständen… seinen Zorn gar nicht verdient hatte. Gefasst drückte er das grüne Symbol mit dem weißen Hörer, um dann oben rechts die Kontakte zu öffnen. Dort suchte er seine eigene Nummer und schrieb voller unbegründeter Hoffnung in resigniertem Glauben: Das ist mein Telephon! Ich will es wieder zurück! D. Malfoy Es dauerte. Es dauerte genau 2 Stunden und 34 Minuten, beinahe sogar 35, bis er eine Antwort bekam. Mittlerweile hatte sich der blonde Slytherin umgezogen und saß im Bett. Er las wie immer noch ca. 100 Seiten, heute waren es P. Horwarts Zaubertrankzutaten Tricks, in denen die Beschaffung und das selbst Ziehen bzw. Herstellen von seltenen Zutaten beschrieben wurde. Crabbe und Goyle waren noch unten und nach dem ausfallenden Gebrüll zu urteilen, hatte Zabini sich wieder einmal mit ihnen angelegt, nur um den Kürzeren zu ziehen. Gerade überlegte Draco, ob er dazwischen gehen sollte, um endlich in Ruhe weiter lesen zu können, als ein leises Plop erklang. Sein Blick wanderte zu dem geschundenen, schwarzen Gerät auf dem Nachtisch und mit einem einfühlsamen Hochziehen der Mundwinkel griff er nach seinem Lesezeichen. Vorsichtig schlug er das Buch zu und legte es neben den aufgeschlagenen Block, den er immer beim Lesen zum Notieren von Notizen nutze. Es war harte Arbeit als bester Schüler Hogwarts zu verlassen und dieses verfluchte Wiesel hatte die Latte leider sehr hoch gelegt. Dieser kleine wichtigtuende Sonderling der Familie Weaselbee hatte anscheinend verdammt viel Verstand hinter seinen feuerroten Haaren versteckt. Der großmäulige, selbstverliebte, hochnäsige Prinz der Slytherins hat sein eigenes Handy nicht mit einem Pin gesichert? Warte, lass mich noch eine Runde auf dem Boden kullern vor Lachen! Ungläubig starrte Draco auf diese Zeilen und wollte es nicht glauben. Ok, anscheinend würde es schwerer werden, als gedacht! Was bitte dachte sich dieser… dieser… A… A… Missgünstling eigentlich? Haben dir 2 Stunden und 34 Minuten nicht ausgereicht? Mit einem mulmigen Gefühl im Magen versuchte er die beste Strategie zu finden, um diesen… diesen… Irgendwann würde er es auch noch schaffen! Resigniert gab er das Fluchen auf. Er war einfach zu gut erzogen! Menschen zeigte man nicht durch stupide Beleidigungen ihre Nichtigkeit, sie wurden durch gezielte Taten, gespielte Ignoranz oder pure, gut getarnte Grausamkeit vernichtet! Aber schlicht dahingeworfene Beleidigungen… das konnte er nicht! Ich weiß nicht so Recht, dir ist es ja anscheinend auch erst da aufgefallen. Dabei muss sich dein wertvolles Handy schon seit heute Morgen in meinem Besitz befinden! XD Verwundert starrte er auf das letzte Zeichen. Ein X und ein D? Wofür sollte das bitte stehen? Bei Merlins ergrauendem Bart, wer auch immer sein Telephon besaß, er brauchte ein Neues! Es musste ja schrecklich verseucht sein. Ich will es zurück! Ich hoffe für dich, dass es nicht solche Kratzer besitzt wie dieses Exemplar hier! Gab er leicht aufbrausend zurück und ging nun zum Gegenschlag über. Auf seinem eigenen Telephon befand sich nichts, was verräterisch sein könnte, nichts, mit dem man ihn ausspielen konnte, darauf achtete der Slytherin peinlich genau. Aber sein Gegenspieler? War er ebenso vorsichtig? Mit diesem Gedanken öffnete er die Galerie und warf einen Blick in die Photos, die sich in all der Zeit angesammelt hatten. Vieles davon war völlig belanglos. Bilder von Freunden, Granger, Potter, das Wiesel… Bilder, die von unmöglichen, Punkteabzugsverdächtigen Situationen zeugten. Ein… ein Bild, wie Logbottom Spangen im Haar trug und offensichtlich schrecklich ungeschickt geschminkt wurde. Auch nicht sonderlich verwertbar. Was bekomme ich denn dafür? Ich meine, deines gefällt mir ganz gut! Nur kurz hatte Draco die Nachricht herunter gezogen, schob das Menü dann aber wieder nach oben, um weiter auf die Suche zu gehen. Da er bisher beinahe nur Gryffindors gesehen hatte, gehörte dieses Gerät sicher in die glitschigen Hände eines Schülers diesen Hauses. Bei Merlins ergrau… verrottendem Fleisch! War das Potter? Schockiert starrten die grauen Augen auf das Bild, welches zwei junge Männer zeigte. Potter und einen anderen, durchaus attraktiven Kerl irgendwo auf einer Gelage artigen Feierlichkeit mit buntem Licht. Das erstaunliche daran war jedoch der Tatsachenbestand, dass dieser Kerl Potter einen Kuss auf die Wange drückte. Gut, vielleicht war dieses Bild nur unter einem zu hohen Alkohol Einfluss entstanden. Kein sicherer Beweis, mit dem er… Kurz schloss Draco die Augen. Gut, dass sah schon anders aus. Offenbar waren noch weitere Bilder an diesem Abend entstanden und die nächsten zeigten deutliches, erotisches Interesse von Potter diesem unbekannten Mann gegenüber. Meine Güte, das grenzte ja schon an… an… sträfliche Unsittlichkeit! Schockierender Weise gab es noch weitere Bilder, die nicht nur diese Gelegenheit bildgewaltig festgehalten hatten. Nun war sich der blonde Slytherin zweier Dinge sicher. Der „Kerl“, der sein Telephon besaß, war Potter und dieser stand offenkundig auf Männer! Vielleicht solltest du deine Frage noch einmal überdenken, Potter! Was bekomme ich dafür, dass ich das hier verschweige? Er hatte sich eines der „aussagekräftigsten“ Bilder ausgesucht, von dem er um ehrlich zu sein seine Entstehungsgeschichte nicht kennen wollte. Potter saß auf dem Schoß eines blondbraunen Jünglings, die Brille war anscheinend im Feuer der… Leidenschaft verloren gegangen, ebenso wie das Hemd, welches er noch ein Photo zuvor trug und die breiten Hände des unbekannten Schönlings griffen fest nach den Pobacken des Gryffindor Suchers. Die auffallend zielsicheren Hände Potters hatten sich in den Nacken seines Gespielen gelegt, während er sich zu einem offenbar sehr… intensiven Kuss herunterbeugte. Schweigen. Vielleicht sollte er noch etwas tiefer graben. So warf er nun einen Blick in die vielzähligen Unterhaltungen, die der schwarzhaarige Sucher ohne Schutz in seinem Verlauf preisgab. Das Wiesel und die Granger waren natürlich ganz oben. Auch mit dem einzigen weiblichen Spross der rothaarigen Familie schien der Kerl viel Kontakt zu pflegen. Auch die nächsten Namen waren eher uninteressant und konnten Schülern zugeordnet werden. Kurz schaute er in das Gespräch mit Dean hinein, doch daraus ergab sich nichts. „Marc!“ Flüsterte Draco erfreulich und klickte auf den Namen neben dem grinsenden Gesicht in dem runden Photo. Oh ja, was für ein Fund! Dieser Marc war allen Anschein nach einer der, die… WAS BITTE VERSCHICKTE DER KERL FÜR BILDER? Gut, ja, Potter hatte keinen schlechten Geschmack, dass musste man dem Magier lassen. Die Photographie zeigte einen völlig nackten, jungen, sehr attraktiven Mann, das Bild endete glücklicherweise an der richtigen Stelle, der lasziv und leidenschaftlich in die Kamera blickte. Darunter stand der Text: Das wartet in den nächsten Ferien auf dich! Die Antwort Potters war nicht gerade verschwiegen und deutete in jeder einzelnen Interpretation auf die ausgiebige Vorfreude und Zustimmung hin. Mit einem hinterhältigen Grinsen machte er einen Screenshot davon und ging auf „teilen“. Mit höhnischer Freude verschickte er das Bild an seine eigene Nummer und malte sich nun das Gesicht des Suchers aus. Die nächsten Ferien sind zu deiner unerträglichen Leidenschaft ja nicht mehr all zu fern. Vielleicht erträgst du die Wartezeit mit diesen eindeutigen Anregungen etwas besser. Dass Potter die Nachricht gelesen hatte, wusste er. Die kleinen blauen Pfeile gaben es an. Wie herrlich, dass er diese bei sich noch nicht ausgestellt hatte. Er wollte es an diesem Morgen erledigen, kam aber zu seiner vollen Zufriedenheit nicht mehr dazu. Was willst du, Malfoy? Kam endlich die Antwort und für einen Moment überlegte der blonde Slytherin. Noch nichts. Nur mein Telephon zurück. Über den Rest verhandeln wir danach! Er konnte sein Glück noch gar nicht richtig fassen. Da hatte er das ultimative Geschenk bekommen! Das war sogar noch besser, als alle Ergebnisse für die UTZ’s zu erhalten! Jetzt hatte er Potter auf jeden Fall in der Hand! Oh, wie hatte ihn der große Merlin nur gesegnet! Ich stelle mir grade nur eine Frage, Malfoy. Kam plötzlich zurück und der Slytherin hatte das Gefühl, dass sich in diesen Worten unerwartet viel Eifer befand. Eifersüchtig bei diesen Bildern? Wie kam denn Potter jetzt auf die Idee? Mit hochgezogenen Augenbrauen starrte er auf den Bildschirm, nicht gewillt zu antworten. Was sollte er auch vernünftig entgegnen? Jede Idee in diese Richtung war absurd. Warum sollte er bitte eifersüchtig werden, wenn Potter wie ein Flittchen durch die Betten krabbelte? Dennoch... da war etwas in seiner Seele, seinem Herzen, was er nicht genau zu bestimmen wusste. Ein altes Gefühl kroch langsam wieder hervor, welches von Anbeginn seiner Existenz in die unergründlichen Tiefen verdrängt wurde. Eifersucht war kein passendes Wort dafür, es war eher wie ein nagender, pochende Schmerz, wie eine schwelende Wunde, die tief unter der Haut nach langer Zeit noch immer vor sich hin wucherte. Mir ist nur aufgefallen, dass gewisse Dinge bei dir fehlen! Du hast zwar peinlich genau darauf geachtet, dass du keine Spuren hinterlässt, aber ich glaube dir nicht, dass du plötzlich die gesamten Ferien keinen Kontakt zu Zabini hattest. Die Wärme stieg in die blassen Wangen und plötzlich spürte Draco den Raum um sich enger werden. Was auch immer der Kerl dachte, er konnte nichts beweisen! Die Abwesenheit von Nachrichten stand immerhin für Nichts! Des Weiteren finden sich einige Herrn in deiner Kontaktliste, die nur mit ihrem Vornamen und dem ersten Buchstaben ihres Nachnamens geführt werden, mit denen du aber offenbar keinen Kontakt hast. Was soll ich davon halten? Aufgebracht und sehr nervös leckte sich Draco über die schmalen Lippen und atmete flach. Er musste dazu etwas sagen, sonst sah Harry das als Geständnis ein. Warum sollte ich darauf eifersüchtig sein, dass du durch fremde Betten tanzt, wie ein kleines Flittchen? Das ist jetzt aber fies von dir! Dann hast du also einen anderen Beutetyp als ich? ^.~ Außerdem tanze ich nicht wie ein Flittchen durch fremde Betten! Das sieht auf den Bildern aber anders aus. Wie vielen unterschiedlichen Männern schmeißt du dich da an den Hals? Drei… vier? Drei, von denen ich mit einem über ein halbes Jahr zusammen gewesen bin. Ich lasse mich nur ungerne betrügen! Also habe ich ihn abgeschossen! Und der „Süße“, den ich so leidenschaftlich küsse während ich auf seinem Schoß sitze, hat sich im Nachhinein als nicht empfehlenswert herausgestellt. Wenn ich etwas mit einem selbstverliebten Egoisten beginnen will, frage ich dich! War das eine Art Anmache? Oder meinte der Kerl das nicht so? Das klang ja eher herablassend und zynisch. Vielleicht sollte er den Kommentar einfach übergehen. Und Marc? Hast du mit ihm etwas Festes am Laufen? Nein, fest würde ich es nicht bezeichnen. Er wohnt nur drei Straßen weiter und wir beide zeihen uns an… oder eher „aus“ wie Magnete. XD Es ist eine ziemlich passende Freundschaft, in der wir beide gewisse Zugeständnisse genießen. Außerdem haben wir irgendwie beide kein Glück auf der Suche nach der großen Liebe. … Du suchst die große Liebe? Wer sucht die nicht? … Komm, Malfoy, das ist keine Antwort! Davon abgesehen, dass du meine Ehrlichkeit nicht einmal verdienst! Das traf unerwartet tief! Er konnte es ja verstehen, dass er als selbstverliebter Egoist bezeichnet wurde. Das passte immerhin sehr gut zu ihm. Aber dass er Potters Ehrlichkeit nicht verdient hatte, schmerzte doch unerwartet. Warum habe ich sie nicht verdient? Weil ich sie von dir nicht erwarte. Das ich ehrlich zu dir bin? Ja! Warum solltest du auch. Ich kann nichts beweisen und alleine der Textverlauf mit Marc bietet dir mehr als genug Stoff, um ganze Bücher darüber zu schreiben! Heiß brannten seine Wangen und unruhig kaute der Slytherin auf seiner Unterlippe herum. Das waren eindeutige Bilder, da hatte er Recht. Es gab nichts, dass er riskierte. Aber wenn er ihm die Wahrheit sagte, dann verlor er damit alles, was er gegen den Kerl in der Hand hatte. Vielleicht… habe ich eine Beziehung hinter mir, in der sich der andere Teil auch nicht sehr empfehlenswert verhalten hat. Lange her? Nein, in den Weihnachtsferien hat… Ja? Er hat mir den Laufpass gegeben, weil er nicht verstehen konnte, dass ich meinen Eltern nichts sagen will! Was für ein… Ja? Holzkopf! War das alles? Nein, aber mir fehlen die passenden Worte, um meiner Wut ausreichend Nachdruck zu verleihen! Ich habe ihm zum Dank drei Wochen Übelkeit und Magengrimmen geschenkt! Oha, ok, mit dir sollte man sich nicht anlegen, zukünftiger Meister der Zaubertränke! War das ein Kompliment? Nein! Mit einem Blick auf den Bildschirm ließ er das Telephon sinken. Irgendwie hatte er jetzt eine andere Antwort erwartet. Warum nahm ihn das so mit? Konnte es ihm nicht egal sein, was Potter von ihm dachte? Nein, konnte es nicht! Seit wann belog er sich denn selbst? Er wusste, dass er Potter schon immer faszinierend gefunden hatte und diese Rivalität und der Kampf zwischen ihnen seit Anbeginn herrschte. So sehr er sich seinen Hass auch einzureden versuchte, er brauchte diesen Kerl in seinem Leben als Konstante, als Halt, als Gegenpol. Natürlich war es wichtig, was Potter über ihn dachte! Es gab keine Meinung dieser Welt, die mehr Gewicht haben könnte. Wenn ich dir ein Kompliment mache, sage ich dir, dass du einen verdammt heißen Arsch hast! WIEBITTE??? Ich mag deinen Hintern! Das ist ein Scherz! Nein, oder ist dir nie aufgefallen, wie verdammt gut du aussiehst? … Ach komm, wann hätte ich dir das denn sagen sollen? Während wir uns streiten? Klar, kommt immer gut! Den einen Moment stelle ich dir ein Bein und wenn du vor mir auf dem Boden liegst, säusel ich dir zu, wie geil dein Hinterteil aussieht? Obwohl … irgendwie gefällt mir die Idee! Schnauze, Potter! Wow, das war ja ein richtiges Schimpfwort! Schreib das noch mal! Vergiss es! Warum? Komm! Bitte! Nein! Dann komm her! WAS? In 15 Minuten oben auf dem Astronomieturm! Nein! Beweg dich oder soll dein geliebtes Handy den Turm ganz ausversehen herunterstürzen? … Ok… ich bin unterwegs! Wollte dieser Kerl ihn wirklich sehen? Nein, wollte ER ihn wirklich sehen? Und die Antwort war klar, er wollte ihn auf keinen Fall sehen! Er hatte ihm immerhin eben gestanden, dass auch er sich dem gleichen Geschlecht hingezogen fühlte. Noch immer konnte er nicht glauben, was in der kurzen Zeit an diesem Abend geschehen war. Harry Potter war... Allein bei diesem Gedanken begann sein Herz wild zu schlagen und er spürte die Wärme auf seinen Wangen. Wie sollte er dem jetzt bitte gegenübertreten? Draco konnte gut und gerne darauf verzichten, aber was für eine Wahl hatte er schon? Na ja, das Telephon würde er eh nie wieder verwenden… also konnte er auch bleiben! Umgezogen war er schon, eigentlich musste er nur gehen, aber dazu kam er nicht. Er saß auf der Bettkannte und lauschte den gedämpften Stimmen draußen. Langsam begann etwas in den Tiefen seiner Seele zu rumoren, was in der strickten Erziehung Jahrelang ausgetrieben wurde. Von klein auf war der Slytherin ein besitzergreifender und durchsetzungsfähiger Mensch gewesen, doch seine Art hatten die „liebevollen“ Eltern „sanftmütig“ ausgetrieben und nun war sein Stolz so gewaltig, dass er nicht einmal zu ordinären Flüchen im Stande war. Blaise Stimme brach über das Tuscheln hinweg und dann erklang Pansys lautes Lachen. Viel zu lange hatte er seine aufbrausende Wut hinter feinen Schachzügen versteckt und stets anständig gewartet, bis er seine Gelegenheit ergreifen konnte. Tosend brandete das Feuer dieser Unterdrückung nun in seinen Adern und dann erklang dieses kleine Plop, das eine neue Nachricht verkündete. Der blonde Slytherin kochte regelrecht. Ich bin schon da. Ich warte! Dann wartete der Kerl eben! Was interessierte es ihn? Jetzt musste er erst einmal ein Ventil für seine Wut finden und Pansy gab ihm die perfekte Möglichkeit. Nebenher steckte er das zerschrammte Telephon in seine Gesäßtasche und machte sich mit schnellen Schritten auf den Weg aus dem Schlafzimmer. Kalte Wut brannte in den grauen Augen und mit einer unerwarteten Kraft schlug der Sucher die Tür hinter sich zu. Krachend rastete das Schloss ein und alle Augen wanderten zu dem sonst so schweigsamen jungen Mann. Die rohen Steinwände schluckten das grünliche Licht der Kugellampen und die hohen Stühle waren alle zur Seite geschoben worden. Die meisten anderen Slytherin aus den jüngeren Klassen hatten sich zurückgezogen, obwohl einige aus der sechsten und fünften Klassenstufe begeistert beobachteten, wie Pansy ein weiteres Mal auf Blaise herumhackte. „Lass ihn in Ruhe oder du wirst es bereuen, Parkinson!“ Knurrte Draco unerwartet und schritt mit schnellen, eleganten Schritten die wenigen Treppenstufen der etwas empor liegenden Schlafsäle hinab. „Oh, du mischt dich ein? Seit wann? Hast du die letzten Jahre ja auch nicht gemacht. Außer Potter kann dich doch niemand aus der Reserve locken!“ Stichelte die schwarzhaarige Mitschülerin und wirkte wenig beeindruckt. Blaise saß vor ihr auf dem Boden, hielt mit der rechten Hand seine linke schützend verdeckt, als wäre jemand schmerzhaft darauf getreten. Ohne eine weitere Vorwarnung zog Draco den Zauberstarb und seine wütende, vor Kälte nur so klirrende Stimme donnerte von den Wänden wider. Nun musterten die grauen Augen die kleine Gruppe an winzigen Katzen, die hilflos mauzend vor seinen Füßen lagen. Sie wankten, konnten kaum gerade gehen. Tief atmete Draco ein und als er die Luft wieder aus seinen Lungen entließ, spürte er eine ungemeine Ruhe, die ihn zu erfüllen begann. Tat das gut! „Du musst durchsetzungsfähiger werden! Du kannst dich von diesem Weib nicht immer herumkommandieren und schubsen lassen!“ Meinte der blonde Sucher nun deutlich einfühlsamer und blickte zu dem am Boden sitzenden hinunter. „Sei so lieb und sorge dafür, dass diese… Dinger nicht im Kamin enden. Bis Morgen früh wird sicher niemand bemerken, dass wir ein paar neue Haustiere besitzen!“ Ein flüchtiges Lächeln huschte über Blaise Züge. „Danke.“ Meinte er und stand langsam auf. Seine linke Hand verbarg er lieber noch immer. Er war einer der wenigen, deren außergewöhnliche Präferenzen bekannt waren und Pansy als Vollblut-Slytherin ließ keine Möglichkeit aus, um ihren Ekel zu verdeutlichen. „Ein gutes halbes Jahr noch, dann ist der Spuck vorbei.“ Meinte er unaufrichtig und bemerkte das Kopfschütteln des anderen. „Sag mir lieber, wo du noch hin willst. So spät bist du sonst nicht einmal umgezogen.“ Die grauen Augen musterte ihn und er zog das zerkratzte Telephon aus seiner Hosentasche. „Der Besitzer dieses bedauerlichen Gerätes hat sich endlich gefunden und ich will meines so schnell wie möglich zurück.“ Mehr musste er nicht sagen, Blaise würde ihn decken, so oder so. Der dunkelhäutige Mitschüler lächelte, sie beiden wussten, dass sich zu dieser Uhrzeit dort draußen lieber keiner erwischen lassen sollte. „Ich warte noch immer!“ Erklang die leicht angefahrene Stimme, als Draco den Anruf entgegen nahm. „Oh, ich bin untröstlich! Wie kann ich dich nur warten lassen!“ Entgegnete er mit einem Grinsen tiefer Zufriedenheit. „15 Minuten sind vor 15 Minuten vorbeigewesen. Ich weiß ja nicht, was du unter…“ Doch da fiel ihm Draco ins Wort. „Potter!“ Seine Stimme hatte einen herablassenden, überheblichen Ton. „Denkst du wirklich, dass ich zu dir gerannt komme wie ein dressierter Hund?“ Nun herrschte für einen Moment schweigen, mit einem Funkeln in den Augen zog er das Telephon zurück und drückte einfach auf den roten Hörer. Das Gespräch war beendet. Wie göttlich doch der Anblick dieses entsetzten und verwirrten Gesichtes war. Harry starrte noch immer auf den Bildschirm und mit einem wissenden Lächeln blieb Draco unten vor der Plattform im oberen Teil des Astronomieturmes stehen. Er konnte den Gryffindor von hier aus sehr gut erkennen. „Sprachlos, Potter?“ Fragte er nun gelassen und begann die wenigen Stufen hinauf zusteigen. Er fühlte sich beinahe zu überheblich, dem wurde er leicht bewusst. Er musste Acht geben, ein Potter war nie zu unterschätzen und er hatte ihm mehr zugespielt, als er wollte. „Was hast du angestellt, Malfoy? So aufgeblasen wie du bist, musst du ja deinem halben Haus die Hölle heiß gemacht haben!“ Stelle der Schwarzhaarige fest und verschränkte die Arme, nachdem er das elegante Handy verstaut hatte. Eine der feinen Augenbrauen zog sich in die Höhe und mit einem Schmunzeln meinte Harry. „Ihr Malfoys seid doch nur so gut drauf, wenn ihr irgendjemandem das Leben schwer machen könnt. Ihr seid nicht nur egoistisch, selbstverliebt, sondern auch noch ziemlich grausam.“ „Gehe ich dir etwa nicht mehr aus dem Kopf? Du scheinst mich ja sehr gut beobachtet zu haben!“ Stellte Draco nun fest und wurde ruhiger. Er musste klar denken, wenn er sich mit dem Kerl anlegen wollte. Der generische Sucher war schon immer wie ein Löwe stets auf den Augenblick aus, in dem sich er Angriff lohnte. Er lag faul auf der Lauer und wenn er kam, dann sprang er mit all seiner grazilen Gewalt auf und brachte seine starken Muskelpakete in Bewegung. Wenn seine mächtigen Kiefer erst eine Schwachstelle gefunden hatten, ließ er nicht los. Schlange gegen Löwe! Doch auch in den jungen Magier trat die Ruhe ein und er atmete tief ein und aus. „Ja, das habe ich! Verdammt gut!“ Antwortete er anstelle eines Konter. Dabei entsprach das leidlich der Wahrheit. Er hatte den Slytherin vom ersten Tag an auf eine gewisse Weise bewundert, gehasst, aber bewundert. Doch diese Faszination änderte sich mit der Zeit in etwas, dass ihm zuerst nicht gefiel. „Sag nicht, dass du deinem Marc untreu wirst und an mich denkst, während ihr euch durch die Betten wälzt!“ Versuchte Draco einen neuen Angriff und ahnte nicht, dass Harry mittlerweile nichts mehr zu verlieren hatte. Immerhin waren nun fast alle Geheimnisse von seiner Seite aufgedeckt worden. „Und wenn es so wäre?“ Diese Worte saßen und der blonde Slytherin blinzelte. „Wie bitte?“ Kam nur von ihm und für einen kurzen Moment hatte Harry die Maske zur Seite gerissen, die der Sucher sonst trug. „Was ist, wenn ich wirklich an dich denke? Tag und Nacht? Wenn du mir nicht aus dem Kopf gehst und ich mich immer mit dir streite, um wenigstens so deine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen?“ Die grauen Augen blickten in das nun gerötete Gesicht und Draco versuchte abzuschätzen, ob Harry die Wahrheit sagte. Da war so viel Überzeugung in den kantigen Zügen und der tiefen Stimme. Der Gryffindor vor ihm würde nicht zurückweichen, wenn er auf ihn zu ging oder? Harry wich vor ihm zurück? Die grauen Augen verengten sich zu Schlitzen und wieder machte er einen Schritt auf den Sucher zu. Dieser hingegen ging wieder einen Schritt zurück. „Angst Potter?“ Stichelte er nun und bemerkte, wie die überschwängliche Freude sein Misstrauen überdeckte. Seit wann ließ sich Harry von ihm in seine Schranken weisen, seit wann wich er vor ihm zurück? „Vielleicht!“ Gab dieser nur an und stieß im nächsten Augenblick mit dem Rücken gegen die Wand. Er hatte die großen Säulen erreicht, die die beiden „Balkone“ voneinander trennte und über ihm leuchtete eine runde Kugel in ihrer metallenen Halterung, die ein warmes, schummriges Licht verbreitete. „Das wäre sehr untypisch für dich und nach den Bildern, die ich heute gesehen habe, kann ich mir das nur schwer vorstellen!“ Gab Draco zurück und kam immer näher. Misstrauisch sah er in die grünen Augen, die so wild funkelten und dieses unerklärliche Verhalten noch irrwitziger gestalteten. „Vielleicht kann zum Glück auch „nein“ heißen!“ Klang noch in den Ohren des blonden Suchers wider, als er seinen Fehler erkannte. Harry war nicht vor ihm gewichen, er hatte ihn hier her gelockt! Ein fataler Fehler! Der durchtrainierte Quidditch Spieler war leicht in die Knie gegangen, hatte den Abstand zwischen ihnen auf ein Minimum verringert und seine kräftigen Hände griffen nach Dracos Oberschenkeln. Nur einen Herzschlag später klammerte sich dieser an die muskulösen Schultern und spürte die kühle Wand im Rücken. „Du fällst wirklich darauf rein!“ Grinste er nun frech bis über beide Ohren und Draco konnte die gewaltige Welle brennender Hitze nicht aufhalten, die sich nun über seine Wangen ergoss. Mit einem Schlucken versuchte er sich wieder zu fassen, die Überraschung und auch die Überforderung aus seinem Blick zu verbannen. Er hing in der Luft, die Beine Haltsuchend um die Hüften des Gryffindors geschlungen, die schlanken Hände auf seinen Schultern abgestützte. Gab es eine peinlichere Wendung dieser Situation? Heiß brannte die Berührung der beiden Hände, die noch immer knapp unter dem wohlgeformten Hintern Dracos auf den Oberschenkeln ruhten, um ihn besser zu stützen. „Sieh mich nicht so an, wie soll ich mich da bitte beherrschen?“ Gab der Gryffindor selbstherrlich von sich, er wusste, dass er seine „Beute“ im wahren Sinne des Wortes in die Ecke gedrängt hatte. Diese war so verlegen, dass die Röte auf den sonst blassen Wangen unglaublich glühte. Im Blick der grauen Augen flackerte unter all den anderen Gefühlen eine erste Erregung auf, so dass Harry am liebsten jetzt und gleich über ihn hergefallen wäre. „Lass… lass mich sofort wieder runter!“ Fuhr ihn Draco nun endlich an, der seine Fassung langsam wieder zurück gewann. „Ich denke ja nicht im Traum daran! Wann bekomme ich noch einmal so eine Chance?“ Konterte Harry direkt und das feine Gesicht verzog sich zu dem Ausdruck, den der Schwarzhaarige zu fürchten gelernt hatte. Wenn diese Kälte in die Augen trat, hieß es nie etwas Gutes. Dann kochte die Wut in dem Slytherin auf, die dieser jedoch auf so vielfältige Weise nach außen trug, dass man sich nie dem Zeitpunkt seiner Rache sicher sein konnte. Es kam immer anders, als erwartet! Immer! So hatte Harry für einen Moment gehofft, dass er sich seiner sicher sein konnte, immerhin hatte er alle sonst genutzten Möglichkeiten eines direkten, malfoyschen Angriffs dieser Seite abgewehrt, als Draco etwas Unerwartetes tat. Der Schmerz zog durch seine Wange und für einen Moment musste er sich stark zusammenreißen, um den Slytherin nicht fallen zu lassen. Hatte der Kerl ihm gerade eine gescheuert? Hatte er wirklich eine Handgreiflichkeit des blonden Slytherin miterlebt? War es in all den Jahren jemals dazu gekommen? „Das war unerwartet. Du beginnst zu fluchen, wirst regelrecht aggressiv. Na, auf welchen Nerv bin ich getreten, dass du so kratzbürstig wirst?“ Stichelte er nun von seiner Seite aus, der Schmerz jedoch saß ganz schön in der jetzt sicher roten Wange. Sie brannte, fühlte sich etwas taub an. „Ich werde nicht kratzbürstig, ich will nur endlich in mein Bett!“ Löwe war der passende Ausdruck für diesen jungen Mann. Die Begierde stieg regelrecht in die grünen Augen, als Draco so dumm war und von „seinem Bett“ sprach. Es war wie ein Hunger, der Draco einen heißen Schauer über den Rücken jagte. „Und ich will mit dir reden!“ Begann Harry, wurde aber direkt wieder unterbrochen. „Dann lass mich runter!“ Forderte nun der blonde Zauberer. „Dann rennst du weg!“ Entgegnete der Sucher der Gryffindors. „Das ist der Plan!“ „Gut, wenn du es nicht anders haben willst, dann lasse ich dich runter!“ Mit diesen Worten zog Harry die Hände zu beiden Seiten fort und beobachtete voller Vergnügen den automatischen Reflex, der bei Draco einsetzte. Er spannte seinen Rücken und den Bauch an, seine Beine klammerten sich fester um die gegnerischen Hüften und seine Hände griffen nach dem einzigen Halt in der Nähe. Dieser befand sich dummerweise über ihm und wurde allein von dem metallenen Lampengestell gebildet. Klasse, jetzt war seine Situation noch bescheidener! Jetzt hing er hier, hatte nicht einmal die Hände frei, weil er sich mit beiden an dem kleinen Metallgerüst hielt. Er starrte frustriert und wütend in die überheblich grünen Augen und wusste, dass er nun wirklich „ausgeliefert“ war. „Bist du jetzt bereit mit mir zu reden?“ Fragte der Gryffindor erneut und bekam nur eine patzige Antwort. „Vergiss es! Das sind Sachen, die dich rein gar nichts angehen!“ Knurrte der Blonde verlegen, der vor Peinlichkeit am liebsten ein Stück dieser Säule geworden wäre. Jetzt verfluchte er diesen Morgen, an dem er sein dummes Telephon doch mit zum Training genommen hatte. „Sicher?“ Fragte der Sucher mit den schwarzen Haaren und musterte das gerötete Gesicht, welches sich entschieden von ihm abgewandt hatte. „Ich habe dich gewarnt.“ Gab er noch von sich, erhielt aber keine weitere Reaktion. Anscheinend starrte Draco lieber zur Seite, irgendwo in das weite Nichts des dunklen Nachthimmels. So machte der junge Mann einen kleinen, nur einen kleinen Schritt zurück, womit er die Position des Slytherin noch unkomfortabler gestaltete. „Nein! bleib gefälligst stehen!“ Schallte die beinahe panische Stimme von den Wänden und Harry konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. „Ok, dann bleibe ich stehen.“ Nun hing der Wehrlose halb in der Luft, die Arme, die eben eher eine stützende Funktion hatten, mussten nun eine deutliche höhere Last tragen. Es würde nicht lange dauern und der Schmerz in den athletischen Armen würde Dracos letzte Gegenwehr brechen. „Wenn du nicht weg läufst und endlich ehrlich mit mir sprichst, lass ich dich wieder unter.“ Meinte Harry plötzlich, dem der langsam verzweifelte Ausdruck in den grauen Augen einen schmerzhaften Stich versetzte. Er fühlte sich plötzlich miserabel, es war fies von ihm, diesen sonst so in sich gekehrten Slytherin in solch eine Situation zu bringen. Draco war ein verdammt guter Sucher, weil er vieles im Blick behalten konnte und unter all der Erziehung eine unbändige Intuition schlummerte. Eine, die anscheinend nur für diese kurzen Momente in die Freiheit gelassen wurde, bevor er sie wieder an die Kette er Erziehung zwang. Aber gerade diese Seite liebte er so an dem Blonden. Seit heute war jedoch ein weiterer Punkt auf seiner Liste gelandet. Dieser verlegene Blick in den wunderschönen, grauen Augen ließ Harry die Welt vergessen. Er hatte das Nicken gesehen und erkannte die langsam wieder auftretende Fassung. Harry kam zurück, griff sanft um den Oberkörper des athletischen Gegners und meinte ruhig. „Leg deine Hände nacheinander auf meine Schultern, dann geht es einfacher.“ Erst zögernd, folgte er doch den Anweisungen und als er die Spannung der Beine lockerte und endlich wieder Boden unter seinen Füßen spürte, schlug sein Herz vor wilder Aufregung schmerzhaft schnell. Harry hielt ihn noch immer fest und seine Hände lagen ebenso auf den kräftigen Schultern. „Ich laufe nicht weg!“ Begann er wieder in diesem gefassten, kühlen Ton und erhielt ein leises Kichern dafür. „Ich weiß, ich halte dich ja immerhin fest.“ Kurz schloss der Slytherin die Augen und meinte dann ruhig. „Du benimmst dich seltsam. Sieh mich an und erklär mir das Ganze!“ Da war er wieder, dieser starre, logisch denkende Verstand, der immer alles erklärt haben wollte. Eine Eigenschaft, die Harry an ihm bewunderte. Doch nun musste er selbst wieder klarer denken. Oder überhaupt einmal damit anfangen! „Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht so bedrängen. Ich war nur verwirrt und völlig überfordert, als ausgerechnet du mein Geheimnis herausgefunden hast. Ich dachte, meine Welt geht unter!“ Begann er nun deutlich vorsichtiger und einfühlsamer. „Als du mir dann gestanden hast, dass du dich ebenfalls für Männer interessierst, hat mein Denken wohl ausgesetzt!“ Die grauen Augen musterten das nun ebenso rote Gesicht und der Anflug eines Lächelns huschte über die schmalen Lippen. „Ja, dein Denken hat auf jeden Fall ausgesetzt. Obwohl deine Art schon Slytherin würdig war.“ „War das eben ein Kompliment?“ Fragte Harry und erwartete bei dem Blick lieber keine Antwort. „Und warum hat dein Denken ausgesetzt?“ Bohrte der blonde Sucher nun nach und bemerkte die offensichtliche Beklemmung des anderen. „Na ja, eventuell… weil… vielleicht könnte es ja sein, dass ich dich nur geärgert habe, um deine Aufmerksamkeit zu bekommen.“ Mit einem kurzen Schnauben erwiderte Draco. „Das hatten wir schon! Und warum willst du unbedingt meine Aufmerksamkeit?“ Musste er die Antwort wirklich hören? Nach dem, was dieser Kerl ihm eben schon erzählt hatte, lag sie ja auf der Hand. Aber eine leise Stimme blieb, die ihm unentwegt eine Lüge versprach. Das war alles nur eine Falle von Potter! Und wenn nicht, dann war es ein herrlicher Traum, in dem der gegnerische Sucher ihm von Gefühlen berichtete, nach denen er sich heimlich so lange sehnte. „Ich liebe dich!“ Noch immer so in seinen Zweifeln gefangen, blinzelte er nur und versuchte diese Worte zu verstehen. War das hier ein Traum? Ja sicher oder? Immerhin war das der draufgängerische, wilde, gutaussehende, durchtrainierte, erfolgreiche, charmante, überwältigende… Harry… Potter… Er hatte doch genau deswegen nicht hier her gewollt! Das war viel zu schön um wahr zu sein und sicher wachte er gleich auf oder dieses Wiesel und wer auch immer sprang aus seinem Versteck und sie machten sich lustig über ihn! „Du hast dir dieses Mal wirklich viel Mühe für deinen Streich gegeben.“ Murmelte er frustriert und in seiner Brust breitete sich dieses verzweifelte Gefühl aus. Er musste hier weg! Er konnte nicht bleiben! So lange hatte er all diese Gefühle eingeschlossen, so perfekt, dass ihm vorhin nicht einmal die Erkenntnis zugefallen war, welche Bedeutung Harrys Comming out für ihn haben könnte. „Sieh mich an, Draco!“ Forderte der schwarzhaarige Sucher nun. „Hier ist niemand außer uns und ich meine es Ernst! Ich liebe dich!“ Wie ein gewaltiger Sturm brach die Bedeutung dieser Worte in seinen Verstand, in seine Seele und trieb mit aller Kraft die Kälte der Verzweiflung aus seiner Brust. Nein, er durfte nicht! Das war zu schön um wahr zu sein! Das war… „Ich bin…“ wollte Harry gerade beginnen als ihm der blonde Slytherin ins Wort fiel. „Halt deine Schnauze und küss mich!“ Das Funkeln in den grünen Augen war berauschend und als sich die vollen Lippen auf die seinen legten, schwiegen alle Zweifel, die Stimme in seinem Hinterkopf verstummte. Jetzt wollte er einfach nur diesen Mann! Er wollte ihn so verdammt lange schon! ~~~~ Es tut mir leid! Ich habe keinen guten Einfluss auf dich! Was ist passiert? Was passiert ist? Hermine hat mir heute Morgen erzählt, dass du Ron einen stumpfsinnigen Vollidioten genannt hast! Ach so… ja… vielleicht habe ich das aus Versehen getan… Und Parkinson geht dir in letzter Zeit auffällig aus dem Weg! Mittlerweile reicht ein kalter Blick deinerseits. Was hast du getan? Du weißt, dass ich und Blaise… na ja, sie ist das perfekte Übungsobjekt um meine Wut endlich kontrollieren zu lernen! Ich habe sie vielleicht ein paar Mal verflucht und verhext. Deine Wut kontrollieren zu lernen? Welche Wut? Jetzt habe ich ein wirklich schlechtes Gewissen! Warum? Ich glaube, dass es für die Welt um mich herum deutlich besser ist. Sonst reichten meine intriganten Pläne über Monate. Teilweise hat dich meine Rache erst ein halbes Jahr später getroffen und dafür mit einer Wucht, d Ah, das wollte ich gar nicht absenden! XD Ja, deine Rache war manchmal wirklich grausam. Ich muss dir aber noch etwas anderes gestehen! Was denn? Marc will dich kennen lernen. Warum das? Er will sicher gehen, dass ich nach meinen letzten Fehlversuchen mein Herz nicht einem „Hallodri“ an den Hals werfe, der es mir dann bricht! Jetzt fühle ich mich… auf den Arm genommen! Ich, der Hallodri von uns beiden? Das sagt mir der Kerl mit der „Freundschaft mit bestimmen Zugeständnissen“? Ich schwöre dir, da läuft wirklich nichts mehr! Niemals! Als würde ich dich je betrügen! Das sagen alle Hallodris! Ich liebe dich ehrlich und aufrichtig! … … Ich liebe dich auch! Oh… Was ist? Ich glaube, wir haben ein Problem!!!!!!!!!!!!!!!!!! Welches? Bist du noch da? Antwortest du? Was ist passiert? Ok, jetzt bin ich wirklich in Sorge! Ähm… ich melde mich in… ähm… weiß noch nicht wann! Irgendwie muss ich Ron gerade das „Ich liebe dich!“ an den Namen Draco M., der mit je drei Herzchen umrandete ist, erklären… Q.Q Mein Name ist mit Herzchen umrandet? WAS? RONALD DAS WIESEL? Ich liebe dich! ENDE Vom Stolz verführt! ------------------- Vom Stolz verführt! Noch immer konnte er es nicht glauben. Er war wirklich hier und sein Herz klopfte wild. Warum war er diesem Brief gefolgt? Warum war er auf diese Verabredung eingegangen? Es war doch logisch, auf was das Ganze hinaus laufen würde. War er wirklich bereit dazu? Mit all diesen Fragen im Kopf stand er 17 Jährige vor der Tür, die Statur hatte ihm den Weg schon längst freigegeben. Seine leicht zitternde Hand lag auf dem Türgriff, er musste sie nur noch öffnen. Ob Malfoy schon hier war? Sicher würde er das sein, sonst hätte er ja in den letzten fünf Minuten an ihm vorbei gehen müssen. Noch immer war er aufgeregt und dann hörte er ein Geräusch. Es war das Miauen einer Katze und in diesem Moment wurde Harry klar, dass er keine andere Wahl mehr hatte. Seine kräftigen Finger schlossen sich fester um das kalte Metall und er drückte die Klinke herunter. Als sich die Tür hinter ihm schloss, konnte er die feuchte Wärme des Raumes sofort spüren. Jemand hatte das Wasser schon in die große Wanne einlaufen lassen und mit einem Schlucken trat er vor. Das Bad der Vertrauensschüler lag hinter einer Statur verborgen und dieses schien auch im Gemäuer Beachtung zu finden. Direkt dahinter drückten sich die Wände weit hinaus, so dass die ersten Schritte von ihnen links und rechts flankiert wurden. Wenn jemand das Bad betrat, konnte er es nicht gleich einsehen. Seine Brille beschlug in dem Moment, in dem er den schützenden Schatten des Eingangs verließ und ein leises Lachen klang an seine Ohren. Er fühlte sich blind, ein wenig hilflos und sein Herz machte einen panischen Satz. „Du bist also doch gekommen?“ Fragte eine vertraute Stimme und da war wieder diese Überheblichkeit, die er so hasste. „Dachtest du wirklich, dass ich kneife?“ Fragte Harry nur gespielt ruhig und zog langsam seine Brille von der Nase. Er schien kein Interesse an dem blonden Slytherin zu hegen, ließ sich alle Zeit um die Feuchtigkeit auf seinen Gläsern zu beseitigen. „Oh, wie gelassen du dich gibst. Kein Bisschen aufgeregt?“ Höhnte die Stimme in seinen Ohren und mit einem Seufzen setzte er die Brille wieder auf. Er bemühte sich seiner Stimme einen leicht genervten Ton zu geben, denn sein Herz schlug noch immer viel zu wild. „Warum sollte ich? Mich wundert nur der Treffpunkt. Ich hatte nicht vor Baden zu gehen.“ Seine grünen Augen funkelten und innerlich stutzte er. Da saß der Kerl doch wirklich auf dem erhobenen Rand der großen, im Boden eingelassenen Wanne, nur mit seiner schwarzen Hose bekleidet. Ohne es verhindern zu können schweifte sein Blick über die athletische, wohlgeformte Brust, den flachen, gut trainierten Bauch und die leicht muskulösen Arme. Er konnte nicht behaupten, dass der 17 Jährige vor ihm nicht von seinem Quidditch Training profitierte. Um ehrlich zu sein, konnte er nicht sagen, wann er Malfoy jemals so eingehend gemustert hatte; beinahe ohne Kleidung! „Da scheint jemandem zu gefallen, was er sieht!“ Neckte ihn der Slytherin, der entspannt die Beine ausgestreckt hatte und sie an den Knöcheln locker kreuzte. Er stützte sich mit den Händen hinter sich auf dem breiten Rand ab und wirkte belustigt zufrieden. Die blonden Haare waren schon lange nicht mehr so stur nach hinten gezwungen und nun fielen sie wild zu beiden Seiten des leicht ovalen, feinzügigen Gesichtes nieder. Die meisten zogen sich nach rechts hinab, nach hinten wurden sie kurz. Hatte er sich eigentlich schon einmal über diese Frisur Gedanken gemacht? Ron und er hatten oft darüber gelacht und behauptet, dass Malfoy mehr Haargel benutzen musste als jedes Mädchen, aber sonst? Die grünen Augen fuhren nun abwertend erneut über den schlanken Körper und er zuckte mit den Schultern. „Übertreib mal nicht. Ich habe lediglich festgestellt, dass dein Anblick keine Übelkeit in mir auslöst. Von gefallen kann da keine Rede sein. Dafür hast du da oben zu wenig und da unten zu viel.“ Brummte er und zog langsam seinen schwarzen Umhang von den Schultern. Es war warm und so lenkte er seine Schritte zur rechten Seite des Raumes, an der sich eine lange, breite Bank befand, über der sich je kleine Regale spielerisch in ihrer Höhe abwechselten, damit Schüler ihre wertvollen Kleinigkeiten dort hineinlegen konnten. Angespannt warf Harry seinen Mantel über die Bank, er wusste noch immer nicht, was der Kerl von ihm wollte, doch so langsam schien ihm der erste Gedanke richtig. Es hatte schon Gerüchte darüber gegeben, dass die Kriterien des blonden Slytherin zwar sehr hart waren, aber kein Geschlecht beinhalteten. Angeblich war es zu einigen fragwürdigen, aber nicht beweiskräftigen Situationen gekommen, die der überhebliche Schüler jedes Mal mit einem Schmunzeln verneinte. Offenbar war Malfoy eine wahre Schlange und wand sich spielerisch aus jeder Unannehmlichkeit heraus, als würde er eine Einladung zu einem Tee ausschlagen. „Was willst du von mir? Du „bittest“ mich so „höflich“ mitten in der Nacht um ein Treffen und dann ausgerechnet hier im Bad der Vertrauensschüler?“ Kurz hatte er durchatmen müssen, sich dann aber mit einem energischen Blick in den tiefgrünen Augen umgedreht. Da saß er noch immer, so gelassen wie zu Beginn, nur den Kopf hatte er leicht zur Seite gedreht, um ihn besser zu beobachten. „Was denkst du dir?“ Fragte Malfoy ruhig und in seinen grauen Augen funkelte es gefährlich. „Das du wahnsinnig bist wie deine Tante! Aber da Snape seine schützende Hand über dich hält, können wir dir das leider nicht nachweisen!“ Ein Angriff, einer, mit dem der Blonde offenbar nicht gerechnet hatte. Er zog die feine Augenbraue in die Höhe und schwieg eine Weile. „Du bist sehr, sehr unromantisch!“ Kommentierte er schließlich und schüttelte leicht den Kopf. „Unromantisch?“ Antwortete Harry und gab seiner Stimme einen leicht bestürzten Ton. Warum sollte er auch romantisch sei… halt, romantisch? Er sah sich plötzlich einer Eingebung folgend genauer im Bad um und stutzte. Das Licht, welches den Raum erhellte, stammte von vielen, fliegenden Kerzen. Seit wann gab es hier fliegende Kerzen? Seit wann waren die großen Fenster mit roten Samtvorhängen verdeckt und bei genauer Betrachtung fand er das weiche Rot an vielen Stellen. Sein Herz schlug wild und nun auch schmerzhaft. Ok, also hatte er Recht mit seiner Vermutung! Aber warum? Offenbar stand ihm das Entsetzen so deutlich im Gesicht, dass Draco lachte. „Angst, Potter?“ Neckte er ihn mit tiefer Stimme und ein Schauer lief über den breiten Rücken des Suchers. „Ich? Nein! Warum sollte ich?“ Sein Blick wanderte zurück zu dem Slytherin, der… der plötzlich ganz nah vor ihm stand! Seit wann? Warum? Wieso hatte er das nicht bemerkt? „Weil sie in deinen wunderschönen, grünen Augen funkelt, als ob du endlich verstanden hättest, was ich von dir will!“ Sanft legte sich die schlanke Hand auf seine Brust und Harry schlucke. „Aber wenn ich mich irre, kannst du ja ganz in Ruhe ein Bad mit mir nehmen!“ Kam nun erneut als Aufforderung und dem schwarzhaarigen Schüler wurde die Situation bewusst, in der er sich befand. Er konnte nicht gehen, dass ließ sein Stolz nicht zu. Darum war er ja überhaupt hier, wie hätte er eine Herausforderung des Blonden ablehnen können? Doch nun musste er bei diesem Spiel mitspielen und versuchen seine Unschuld zu bewahren. Innerlich hörte er die sarkastische Stimme Hermines, die ihn daran erinnerte, dass er in keiner Weise unschuldig war! Gut, aber „da“ war er unschuldig und „jungfräulich“ und das wollte er gerne bleiben! „Was ist an mir so faszinierend?“ Seiner Stimme konnte er die Aufregung entziehen und leicht drückte er Draco von sich, um etwas mehr Platz zu haben. Scheins gelassen drehte er sich um, zeigte dem Mitschüler die kalte Schulter und griff mit beiden Händen nach dem weißen Stoff seines T-Shirts. Bei Merlin, tat er das wirklich? Natürlich beobachtete er den Slytherin aus dem Augenwinkel weiter und als er das Hemd über die Bank warf, fühlte er sich plötzlich nackt. Dabei trug er noch so viel! Da keine Antwort kam, ließ er sich auf dem Holz nieder und widmete sich seinen Schuhen, als wäre er gänzlich allein hier. Er musste nur seine Aufregung verbergen, die Nervosität zügeln und sich nicht von dem Kerl bedrängen lassen. Ein Bad und dann war er weg! Ein Geräusch ließ ihn aufblicken und im gleichen Moment wurde ihm die neue Situation bewusst, in die er gezwungen wurde. In der Zeit, in der er seinen Kontrahenten ignoriert hatte, entledigte sich dieser des letzten Stoffes und verschwand im Wasser. Anders ausgedrückt; nun war es allein Harry, der blankziehen musste! Oh, wie er diese Schlange hasste! Er würde sich noch an ihm rächen! Auf jeden Fall!!! Was hatte er sich eben noch gesagt? Ruhe bewahren und sich seine eigene Aufregung nicht anmerken lassen. Seit über sechs Jahren teilte er sich mit vier weiteren Kerlen das Bad, als hätte er mit seiner Nacktheit Schwierigkeiten! Allerdings kam auch von denen keiner auf die Idee, ihn wie die Beute eines hungrigen Raubtieres anzustarren. Genau so musterte der Slytherin ihn nun, der gemütlich die Arme auf dem Rand übereinander gelegt hatte und seinen Kopf drauf bettete. „Du bist so leicht zu manipulieren.“ Meinte Draco schließlich mit einem teuflischen Grinsen und setzte noch dazu. „Ein Brief von mir und du bist hier! Eine Herausforderung und du sagst ja! Ich könnte jetzt auf zwei Ideen kommen. Erstens, du wartest schon so lange darauf, endlich in meinen Armen zu liegen und dich von mir in ganz neue Welten der Lust entführen zu lassen oder zweitens, du bist wie eine kleine Marionette, die alles tut, was ich von ihr will!“ Fassungslos blickten ihn die grünen Augen an und bevor er noch etwas sagen konnte, kam die nächste Frechheit des Blonden. „Nun mach schon, Harry, runter mit der Hose und rein ins Wasser!“ Wie viel Kraft und Konzentration es ihn kostete, wusste er nicht, aber ohne weiter darüber nachzudenken, knöpfte er die Jeans auf und entledigte sich ihrer und der Unterwäsche gleich mit. Als ob er sich von diesem Mistkerl etwas sagen ließ! Ohne ein weiteres Zögern ging er auf die Badewanne zu, beobachtete jedoch all die kleinen Reaktionen, die zu verbergen der Slytherin so bemüht war. „Mach Platz.“ Brummte Harry und ließ sich elegant in die Hocke sinken. Draco wich zur Seite, nicht ohne einen gewissen Blick voll Bewunderung. Beinahe gierig fuhren die grauen Augen über die Muskeln, die sich in Armen und Beinen spannten, den Bauch, der so deutlich gezeichnet war. Langsam versank der gebräunte Körper im Wasser und die Unterschiede zwischen ihnen waren offensichtlich. Die athletische Gestalt Malfoys wirkte schlanker, zierlicher und feiner, während seine auffallend helle Haut dieses noch betonte. Harry hingegen war „stabil“ und kräftig, muskulös und von der Sonne sehr ansehnlich gebräunt. Nun war es der Gryffindor Sucher, der ein überhebliches Lächeln aufsetzte und meinte. „Dir gefällt ganz offensichtlich, was du siehst!“ Als hätte Draco sich für einen Moment mit den Gedanken in eine andere Welt verzogen, zuckte er leicht zusammen, um ihm dann ein wissendes Lächeln zu schenken. „Oh ja, mir gefällt auf jeden Fall, was ich da sehen. Verzeih, ich habe doch gerade wirklich ein wenig geträumt.“ Seine Stimme klang leicht belegt und bei dem fragenden Blick, den der Slytherin erhielt, funkelten seine grauen Augen lüstern auf. „Oh, ich konnte nicht umhin mir diesen Körper zwischen weißen Laken reiner Seide winden, erregt, kämpferisch vorzustellen, während deine Stimme voller Lust heißer stöhnt!“ Das war eine so direkte Aussage, dass Harry tief rot wurde. Das Wasser war zwar nicht so heiß, wie er erwartet hatte, aber jetzt begann er zu glühen. Was bitte dachte der Kerl sich dabei? „Wusstest du, dass es eine heimliche Abstimmung bei den Damen gibt, wer von uns beiden der Attraktivere ist?“ „Als würde ich mich für so etwas interessieren!“ Fauchte Harry beinahe und musste sich selbst erst wieder fassen. Offenbar hatte ihn diese direkte Aussage deutlich stärker getroffen, als ihm lieb war. Doch diesen Moment bodenloser Verwirrung nutze die Schlange aus, um einen neuen gut gezielten Angriff anzuleiten. „Küss mich!“ Blinzelnd zuckte Harry bei diesen Worten zusammen und seine grünen Augen starrten einen Moment zu Malfoy hinüber. „WAS?“ Entkam es ihm schließlich und der Slytherin konnte sehen, wie verzweifelt er nach einer anderen Interpretation dieser Worte suchte. „Wa… warum sollte ich das?“ Kam nun stotternd und jede Fassung, die er hätte finden können, war von seinem Gegenspieler zerschlagen worden. Er wusste nicht, dass er dem Meister der Manipulation gegenüber stand, dessen Stolz ebenso groß war, wie der des Gryffindors. „Weil du genau weißt, dass ich es täte, wenn du mich dazu auffordern würdest!“ Mit begieriger Freude registrierte er das Schlucken des Schwarzhaarigen und langsam schüttelte dieser den Kopf. „Ich würde dich aber nicht dazu auffordern!“ Entgegnete er nun und Draco war sich sicher, dass der erste Keim am Sprießen war. Es gab nichts, was Potter so sehr bewegte, wie seinen unendlichen Stolz! Der Stolz, der ihn heute Nacht hier her geführt hatte, der Stolz, der sie seit über sechs Jahren zu erbitterten Rivalen machte. Keiner von ihnen würde dem anderen einen Triumpf gönnen und Draco musste es ihm nur als einen solchen auslegen. „Dabei sollst du ganz passabel küssen können.“ Setzte der Slytherin erneut an und lehnte sich nun mit beiden Armen rückwärtig an den Rand des Beckens. Eine leichte Schaumschicht schwamm auf dem Wasser und er begann seine Beachtung dieser zu schenken. Er ließ Harry, der nur einen Meter neben ihm im Wasser stand, mit jeder Geste seine Ignoranz spüren. „Dann werde ich wohl der einzige von uns beiden sein, der jede Art von Küssen kennt.“ Es war so billig! Natürlich hatte Harry den Plan durschaut und natürlich war er sich der Falle sicher, die nur einen Schritt von ihm entfernt lauerte. Dieser verdammte Mistkerl spielte auf seinen Stolz an und er traf! Oh, wie sehr ihn diese Worte aufbrachten, ihn aufwühlten und alles in ihm schrie vor Wut! Langsam meldete sich eine Stimme, die ihm heimlich zuflüsterte, dass es ja nur ein Kuss war! Also ob, wenn er sich darauf einließ, würde es nicht bei einem Kuss bleiben! Das war doch klar! Der Kerl wollte ihn flach legen! Und wenn er sich dem Spiel auslieferte, war er so gut wie dran… Doch nun meldete sich eine andere Stimme, eine rein sachliche, die zuerst eine andere Falle suchte. Um was ging es dem Slytherin? Wollte er wirklich nur Sex? Oder tappte er gerade in eine ganz andere Falle und gleich wurde er von der gesamten Schule bloßgestellt? Wenn das nicht der Fall war, gab es da noch eine andere Verlockung, die ihn reizte. Wenn er ehrlich zu sich war, etwas, dass ihm gerade sehr schwer fiel, hatte er schon immer ein gesteigertes Interesse an diesem Mann gehabt. Aber war er bereit weit mehr als nur einen Kuss zu geben? Wie realistisch war die Überlegung, dass er allen weiteren Versuchungen widerstehen konnte und was geschah, wenn ihm dieser Kuss gefiel? Panisch blinzelte Harry. Warte! Hatte er sich gerade gefragt, was wäre, wenn ihm dieser Kuss gefiel? Warum sollte er? Seine Gedanken überschlugen sich und in einem innerlichen Anfall chaotischer Panik, die er jedoch nach außen hin sehr gut verbergen konnte, wurde ihm noch eine Tatsache bewusst; er hatte mit all dem gerechnet, BEVOR er hier her gekommen war! Mit aller Mühe kämpfte er diese Gedanken nieder und atmete tief ein und aus. Er hatte bemerkt, wie nahe der Blonde ihm gekommen war und nun blickte er diesen mit einem festen Zug in den grünen Augen an. Draco lehnte mit dem linken Arm auf dem Rand, die Stirn gegen die geballte Hand gelehnt. „Ja oder nein?“ Fragte er nur und dabei klang seine Stimme so herausfordernd, so provozierend, dass Harry kaum widerstehen konnte. Er stieß sich vom Rand ab, griff nach Dracos aufgestelltem Arm und zog diesen dann dicht an seine Brust. Der Slyherin war kein Mädchen, aber wenn er dieses Spiel nicht verlieren wollte, musste er seinen einzigen Vorteil nutzen. Draco stand auf ihn! Mit der einen Hand hielte er noch immer Dracos Handgelenk fest, die andere hatte sich auf den unteren Rücken gelegt und die schlanken Hüften dicht an sich gedrückt. Nun war kein Platz mehr zwischen ihnen und ihre Leibesmitte traf sich nur von Wasser umspült. Die vollen Lippen waren neben das helle Ohr gewandert und mit anrüchiger Stimme flüsterte der Gryffindor. „Meine Küsse rauben den Damen den Atem. Dir wahrscheinlich den Verstand!“ Da war er, dieser verfluchte Gryffindormut, der immer alles veränderte! Dieser elende Mut, der urplötzlich auftauchte, wenn man ihn nicht erwartete und Anstelle einer schüchternen Berührung ihrer Lippen, die Draco in jeder Hinsicht zugespielt hätte, lag nun dieser halb in den kräftigen Armen des Suchers. Die vollen Lippen legten sich auf die schmalen und so sehr der Slytherin auch kämpfte, das Feuer in seinen Lenden brannte, pulsierte, die Hitze stieg in seinen Kopf und die Hand auf seinem unteren Rücken schien die Haut zu verbrennen. Sanft drang die heiße Zunge in seinen Mund und keine Gegenwehr erwartete ihn. Mit aller Macht versuchte er sich nicht von diesem leidenschaftlichen Strom mitreißen zu lassen, stieß die fremde Zunge frech an, die sich so einnehmend breit machte. Er würde sich nicht geschlagen geben, auch wenn die Verlockung so groß war. Das hier war sein Spiel und er hatte nicht vor es zu verlieren. Dennoch… die grauen Augen schlossen sich, für diesen Moment wollte er sich hingeben, sich fallen lassen, um dann zu einem neuen Angriff auszuholen. Harry spürte, wie der Körper in seinen Armen entspannte, wie sich Draco an ihn schmiegte und das Spiel ihrer Zungen neckte ihn. Ja, was geschah, wenn ihm dieser Kuss gefiel? Er spürte selbst die Hitze, die nun in seinen Lenden pulsierten und obgleich sich jeder eine spürbare Regung verkniff, war doch deutlich, wie sehr ihnen dieser Augenblick gefiel. Auch er hatte sich dem unerwarteten Genuss hingegeben, wusste, dass er nicht ewig dauern konnte. Es war Malfoy, der den Kuss löste und sich der Röte seiner Wangen bewusst zu sein schien. „Ich bitte dich, meinen Verstand raubt mir das sicher nicht!“ Die grauen Augen funkelten und mit einem bösen Zug auf den Lippen meinte er anrüchig. „Ich gebe allerdings zu, dass er mir gefallen hat. Du küsst gut. Ausgesprochen gut.“ Das kam unerwartet, noch unerwarteter als der Mut, der sich so plötzlich in seiner Seele gefunden hatte. „Welch angenehmes Kompliment. Allerdings musst du mir noch etwas beweisen!“ Ihm war bewusst, dass der nächste Spielzug zwar taktisch klug, aber nicht sehr elegant war. Natürlich würde Draco darauf eingehen, es konnte aber eher wie der verzweifelte Versuch auf einen Gleichstand wirken, wenn er es nicht richtig machte. „Küss mich!“ Forderte er nun den blonden Slytherin auf, der zuerst blinzelte. Diese Aussage war widersinnig, immerhin war er auf den Kuss eingegangen. Aber das Funkeln in den grünen Augen sprach von einer anderen Art der Rache. Es sprach von einem erwachten Interesse, einer Lust, diesem unbändigen Kämpferwillen, der diesen schrecklichen Gryffindors eigen war. „Eins zu eins!“ Flüsterte der Blonde, als er seine rechte Hand aus dem Wasser hob und sie unter Harrys Arm hindurch zwischen dessen Schulterblätter legte. Seine Lippen fanden die vollen, warmen des fremden Suchers und für einen Moment verharrte er vor ihnen. „Du weißt, dass ich mehr will.“ Seine Stimme war wie ein verheißungsvolles Versprechen, die grünen Augen schlossen sich und die Antwort war so vielbedeutend. „Küss mich…“ Forderte er nun ein zweites Mal und niemals hätte Draco so eine Reaktion erwartet. Das sich Harry auf dieses Spiel einlassen würde, war ihm sofort bewusst. Sein Stolz war seine Schwäche, eine Schwäche, die der Slytherin mit ihm teilte. Sein Erscheinen hatte die Falle besiegelt, die Tür geschlossen und das Ende geklärt. Aber dass der Gryffindor selbst eine solche Lust entwickeln würde, kam in keiner seiner Visionen vor. Sanft legten sich seine Lippen auf die des anderen und für wenige Herzschläge ließ der Slytherin die Gefühle zu, die ihn schon so lange heimsuchten. Er wollte mehr als nur diese Nacht, er wollte mehr nur als dieses Abenteuer, aber durfte er darauf hoffen? Fordernd stieß seine Zunge vor, sie wurde schon voller Freude erwartet und ein neues Spiel entflammte. Nun stieg ihm die Hitze in die Wangen, nun spürte er, wie sein Verstand immer deutlicher verschwamm und Nebel umhüllte seine Gedanken. Er musste diese Gefühle wieder dorthin verbannen, wo sie hingehörten: In seine einsamen Träume! Sonst würde er dieses Spiel verlieren! Der Stolz brach erneut auf, vertrieb den Trübsinn, der sein Bewusstsein einlullte. Dennoch blieb die Erregung, die sich nun deutlich in ihm ausbreitete und die auch der gegnerische Sucher spürte. Als dieser den Kuss löste, blieb da ein freches Lächeln auf den vollen Lippen. Er hatte alles abgelegt, jeden klaren Gedanken an Logik und Moral verdrängt. Es war gleich, was die Welt da draußen dachte, es war gleich, ob die Welt da draußen existierte. Diese Küsse waren so begierig, so einnehmend, wie es keine Frau vermochte. Draco war wie ein lüsternes Versprechen auf ein Abenteuer, dass ihm nur dieses eine Mal widerfahren würde und ein solch feuriges Abenteuer konnte er nicht ausschlagen. „Offenbar muss ich mir mehr Mühe geben, du bist immer noch bei klarem Verstand!“ Neckte ihn der Schwarzhaarige frech und wusste nicht, dass hinter dem herablassenden Lächeln die Fassade längst am Brechen war. „Weißt du, deine Aufforderung war nur dich zu küssen, nicht wo oder wie!“ Er zwinkerte, der Blonde verstand nicht, worauf diese Aussage hinauslaufen sollte. Aber er würde es genießen! Nur einen Herzschlag später hatten sich die kräftigen Hände um seine Pobacken gelegt und mit einem Ruck fand er sich auf dem breiten Rand der Wanne sitzend wieder. Erkundend fuhren die starken Finger über seine helle Haut, den Rücken entlang und ob er wollte oder nicht, das Blut sammelte sich zwischen seinen Beinen. Deutlich! Mit der letzten Fassung, die er in diesem Moment zusammen bringen konnte, zog er die feine Augenbraue in die Höhe und meinte gelassen. „Das ist nichts für Unerfahrene, Potter.“ Seine Worte bereute er nur einen Herzschlag später wieder, als sich der Zauberer auf dem Beckenrand abstützte und allein mit der Kraft seiner Arme bis nach oben drückte. „Wer sagt, dass ich unerfahren bin?“ Dieses Flüstern so dicht an Dracos Ohr jagte ihm einen heißen Schauer über den Rücken, trieb die Hitze in seine Wangen und er konnte gerade noch das Schlucken verbergen. Das Wasser tropfte in wilden Bächen von der dunklen Haut, fuhr an den erregenden Wölbungen dieses verführerischen Körpers entlang und nun war er da, der Hunger! „Davon wirst du mich überzeugen müssen!“ Mit diesen Worten spreizte er seine Beine, die Überheblichkeit glänzte in den grauen Augen und sie wussten, dass dieses Spiel nun neuen Regeln unterlag. Sie gaben sich nicht mehr der Revalität hin, die sie seit Kindertagen beschäftigte. Nun spürten sie beide diesen Hunger, diese Gier, die nicht mit Worten zu beschreiben war. Ihr Stolz hätte nie etwas anderes zugelassen. Es war wie ein neuer Kampf, ein berauschender, in dem der Schwarzhaarige alles gab, um die Lust in dem schlanken Körper so weit zu treiben, bis dieser seine Überheblichkeit verlor. Draco hingegen genoss in vollen Zügen und sein Stolz verbat ihm sich in dieser Erregung zu verlieren. Noch nie schien der Mund eines Mannes so heiß, noch waren die groben, kräftigen Bewegungen so erregend. Seine Finger krallten sich um den äußeren Rand und er legte den Kopf in den Nacken. Schauer gieriger Lust wallten von seinen Lenden aufwärts, den Rücken entlang, bis hinauf in seinen Verstand, während die kühle Luft einen prickelnden Kontrast dazu schuf. Er hörte das Wasser schwappen, welches durch Harrys Bewegungen aufgewühlt wurde. So wollte er es! Genau so wollte er es! Kräftig stemmte er die Füße gegen den inneren Rand der Wanne, versuchte Harry nicht noch weiter entgegen zu kommen, denn sonst verlöre er den Halt. „Du bist gut, aber noch lange nicht berauschend.“ Gab er mit kalter Stimme von sich, jedes Stöhnen, jedes Keuchen unter einer unüberwindbaren Mauer aus Stolz gefangen. Bei Merlin, wenn er das nur dieses eine Mal erleben würde… nein, oh nein, das konnte er nicht zulassen! Keine Frau der Welt war zu so einer unbeschreiblichen Gier fähig, entwickelte solche Hitze und allein der Gedanke, dass sie sich in zwei Tagen im Spiel Gryffindor gegen Slytherin auf den Besen wieder sehen würden, einander tief in die Augen blickend… Sein Atem war so schwer geworden, dass es einem Keuchen glich. Gerade noch im letzten Moment hatte Harry sich zurückgezogen, als mit einem gewaltigen Beben die Anspannung ihren Höhepunkt erreichte und den schlanken Körper aufbäumte. Kochend brodelte das Feuer in seinen Adern, das Blut schäumte und gleich der Erleichterung, die er durch dieses Kommen fand, blieb die unerträgliche Hitze, die ein weiteres Mal verlangte. Ebenso blieb auch die Überheblichkeit, angeschlagen, aber der Stolz glänzte in den grauen Augen, dass sich Harry sicher war seinen Sieg nicht feiern zu dürfen. Doch zu einer Antwort kam es nicht, die schlanken Finger legten sich sanft um sein Gesicht und zogen ihn zu einem besitzergreifenden Kuss heran. Berauscht, angeregt und selbst von seinem kochenden Blut verklärt, legten sich die kräftigen Hände auf Dracos Rücken, zogen ihn näher, hielten ihn fest. Bei Merlin, das durfte nicht ihr einziges Mal sein! Noch nie war er innerlich so vergangen vor Lust! Er wollte mehr, er wollte selbst endlich diese Freude spüren, die so überschwänglich, Verstand beraubend und gleich auch so beängstigend war. Noch nie hatte ihn ein Vorspiel so sehr verführt, gefangen und jeder Gedanke an ein Aufhören ließ ihn innerlich sterben. Bei allen verbotenen Flüchen, wenn er daran dachte diesen Mann morgen Früh wieder in der großen Halle zu sehen… wenn er an das Quiditchspiel dachte, einen Tag später! Wie sollte er nicht voller Lust an diese feurigen Küsse denken, nicht an dieses unbekannte Gefühl erzitternder Begierde, als er die unerträgliche Anspannung in Darco spürte. Langsam zog er ihn näher, vom Beckenrand herunter und wieder zu sich ins Wasser. Er löste den Kuss nur, weil sein Bewusstsein nach Luft schrie! Schwer atmend sahen sie sich in die Augen und während sich ihre Lippen erneut fanden, wanderten die schlanken Hände des Slytherin Suchers abwärts. Dieser Mann gehörte ihm! Er würde ihn nicht noch einmal gehen lassen! Seine Finger fanden den Weg über die Hüfte nach hinten, weiter, tiefer und dann schoben sie sich zwischen diese kräftigen, erregenden Pobacken. Oh, das nächste Mal definitiv nicht im Wasser! Er wollte jeden Zentimeter dieses Körpers betrachten, erkunden, verführen, berühren, genießen! Sein Verstand begann Kapriolen zu schlagen, setzte kurzzeitig aus und als er wieder bewusster Denken konnte, drückte er Harry an den steinernen Rand der Wanne. Seine Finger waren tief in den Gryffindor eingedrungen und er hörte die keuchende, stöhnende Stimme die Luft erfüllen. Er selbst konnte sich kaum noch beherrschen, aus seiner Leidenschaft war eine Gier gewachsen, er wollte diesen Mann besitzen! Er sollte allein ihm gehören, er wollte der erste sein! Dennoch zog er sich vorsichtig zurück, tief in seinem trüben Bewusstsein war ihm die heikle Situation bewusst. Dieser Moment konnte viel ändern, viel zerstören und so raunte seine Stimme eindringlich. „Es wird weh tun, ganz gleich, wie vorsichtig ich bin!“ Und es schmerzte! Voller berauschter Konzentration versuchte Harry nicht zu schreien, seine Unterlippe begann zu bluten, so fest hatte er zugebissen. Trotz aller Lust drang der Schmerz kalt, messerscharf in seinen Verstand ein und nahm ihm jede Kraft. Er wanderte grausam jeden einzelnen Wirbel seines Rückgrades entlang und stach dann über den Nacken laufend in sein Bewusstsein ein, dass er es kaum auszuhalten glaubte. Immer tiefer drang der Slytherin ihn in ein und trotz allem konnte Harry seinen Stolz nicht vergessen. Er war da, unter all der Lust und dem Schmerz, ließ ihn ertragen bis zu dem Augenblick, in dem alles zum Stillstand kam. Vorsichtig atmete er aus, versuchte sich zu sammeln, zu fassen und eine viel zu sachliche Stimme schrie ihn förmlich an, dass gerade Draco Malfoy in ihn eingedrungen war, viel zu tief, viel zu schmerzhaft! Doch bevor er ihr nachgehen konnte, bevor seine Gedanken sich dieser Aussage zu widmen vermochten, spürte er die sanften, schlanken Finger, die kräftig über seinen Rücken strichen. „Entspann dich…“ Raunte die verführerische Stimme an seinem Ohr, er konnte das Gewicht auf sich spüren, welches der athletische Körper ausübte. Massierend, als wäre es ein Spiel, zogen sich die Finger über seinen Rücken, lenkten ihn ab und der Schmerz trat immer weiter in den Hintergrund. Bedächtig begann sich der Blonde in ihm zu bewegen, es war der gleiche Rhythmus, in dem er über die dunkle Haut des Rückens strich. Wieder flammte dieses unangenehme Gefühl auf, als risse ihn etwas in Stücke. Dieses Mal wurde es jedoch von einem Schall heißer Erregung begleitet, die jedem neuen Stoß folgte. Entspann dich, hatte er gesagt! Dröhnte es noch einmal sarkastisch in seinen Gedanken wider, bevor er sich das erste Mal dem neuen Stoß entgegen stellte. Seine grünen Augen waren längst geschlossen, ein leises, heißeres Keuchen entkam ihm unbemerkt. Gedankenfetzen brachen in seinem Verstand auf, kurz und flüchtig, wie das Aufreißen der Wolkendecke, die nur für den Bruchteil eines Momentes die Sonne hindurch ließ. Er hatte eben dieses hier geahnt! Er hatte gewusst, worauf es hinaus laufen sollte, als er den Brief erhielt. Dabei war es lediglich eine einzige Zeile. Doch der nächste Stoß des Blonden ließ diese Erinnerung verschwimmen, ertränkte sie in einer Flut heißer Begierde. Lust erfüllte seinen Körper und mit ihr kam die Kraft zurück, die er verloren glaubte. Das Wasser schwappte von ihren immer schnelleren Bewegungen gegen den Beckenrand, doch dieses Geräusch nahm er nicht mehr wahr. Die schlanken Hände griffen nach seinen Hüften, irgendwo am Rande seines Bewusstseins registrierte er noch die Stimmen, die keuchend, stöhnend von den Wänden wiederhallten und von diesen angetrieben suchte er auch noch die letzte Kraft in seinem Körper. Er nahm jeden Stoß entgegen, begierig auf die Welle heißer Erregung wartend, die dadurch von seinem Becken ausgehend bis in seinen Kopf brannte. Sein Blut kochte und er wurde nur noch einer einzigen Empfindung getrieben! Mehr! Er wollte mehr! Seine Hände krallten sich an den Rand des Beckens, seine Muskeln zitterten, als sich alles in dieser unwirklichen Explosion auflöste. Sie war heftiger, gewaltiger, als jede bisherige Empfindung. Innerlich verbrannte er, alles löste sich auf, die Gier zerriss seine Seele in Stücke und er schrie! Ein letztes Mal spürte er den harten Stoß und keuchend rang er nach Luft. Hände griffen um seine Brust, hielten ihn fest und erst Momente später konnte er diese Handlung verarbeiten. Draco klammerte sich an ihn, sie zitterten, beide die Augen geschlossen. Sein Verstand wollte nicht arbeiten, ihm war heiß als stünde er unter Fieber. Flach und schnell zog er die Luft ein, sie gab keine Linderung. Das Wasser heizte seinen bebenden Körper weiter auf, die Feuchtigkeit in der Luft ließ seinen Mund trocken und schleimig wirken. Alles verschwamm in diesem Moment zu einem einzigen, alles verschlingenden Gefühl überwältigender Glückseligkeit, die in sich all die Verwirrung, die Schmerzen und die Taubheit fraß. „Du gehörst mir!“ Flüsterte plötzlich eine viel zu selbstsichere Stimme an seinem Ohr und nur mit Mühe begriff er diese Worte. In all der Unfähigkeit, die seine jetzige Situation mit sich brachte, brach sein Stolz erneut auf und mit einem erschöpften Lächeln auf den Lippen legte sich seine rechte Hand auf die Arme, die ihn noch immer umschlangen. „Und wovon träumst du Nachts?“ Fragte Harry gehässig, noch immer viel zu flach und viel zu schnell atmend. „Oh, dass zeige ich dir gerne… ausführlich!“ Raunte es und der schwarzhaarige Sucher wusste, dass diese Nacht noch lange nicht beendet sein würde! oooOOOooo Seine Augen trafen die tiefgrauen, in ihnen sah er plötzlich so viel mehr, als noch den Morgen zuvor. Die große Halle war schon gefüllt und das halblaute Gemurmel schaffte es dennoch nicht das Klopfen seines Herzens zu übertöten. Gerade noch so hatte Harry es geschafft in den Gemeinschaftsraum zu kommen, seine Sachen aus dem Schlafsaal zu holen und unter die Dusche zu huschen, bevor die anderen wach wurden. Ohne Dracos kleinen Trick täte ihm jetzt sicher noch jeder Muskel weh und bei seinem Anblick huschten duzende verführerischer Bilder durch seinen Kopf. Der Slytherin hatte diesen durchtrainierten Körper in den letzten Stunden beinahe überall berührt, verwöhnt, gestreichelt, seine Lippen, seine Finger waren über die dunkle Haut gewandert und Harrys Stimme war sehnsüchtig und heißer von den Wänden des Bades geklungen. Jetzt kannte er das Geheimnis des blonden Suchers und bei einem war er sich sicher, der Kerl hatte ihm den Kopf verdreht. Liebe? Sie ging von Draco aus, aber empfand er sie selbst? Das konnte er nicht genau sagen. Was war schon Liebe, wenn jeder Gedanke von einer lustvollen Gier gezeichnet war? „Kommst du endlich, Harry?“ Beschwerte sich Ron und versuchte Malfoy zu ignorieren, der im Eingang der großen Halle stand und dessen Blick den seines besten Freundes gefangen hielt. Heute früh hatte der Rothaarige keine Lust auf all die Zicken, die Streitereien, die es bei jedem Aufeinandertreffen der beiden gab. Mit einem Brummen wollte er sich schon in Bewegung setzen, an dem Blonden vorbei gehen, als Harry etwas bemerkte. Pansy schob sich von hinten an ihm vorbei und mit einem Lachen hakte sie sich bei Mafloy unter, der sich mit einem Lächeln ihr zuwandte. Seine schmalen Lippen beugten sich zu ihr, gaben ihr einen Kuss auf die Wange und dann, in einer solche besitzergreifenden Bewegung führte er sie hinein zum Frühstück. Wie vom Blitz getroffen verengten sich die grünen Augen. Oh, dieser elende Bastard! Es war keine zwei Stunden her, dass sie den letzten Kuss miteinander teilten und jetzt das? Pure Eifersucht flammte in ihm auf, Wut brannte in seinen Adern und als Hermine ihn am Oberarm berührte, zuckte er erschrocken zusammen. „Kommst du?“ Fragte sie mit einem Lächeln und tief atmete er durch. „Ja, klar, war nur abgelenkt.“ Murmelte er und als sie endlich den Eingang durchquerten, sein Blick auf den Tisch der Slytherins fiel, bemerkte er direkt die grauen Augen, die ihn mit einem wissenden Lächeln erwarteten. Draco schenkte ihm ein Zwinkern und ohne es verhindern zu können schoss die Röte in die von der Sonne dunkel gebräunten Wangen. Warte nur, dafür würde er sich heute Nacht rächen! Dieser Mann gehörte ihm! Heute Nacht würde Harry schon dafür Sorge tragen, dass Draco an niemand anderen mehr dachte, nur noch an ihn! Sommerliebe ----------- Sommerliebe In seinen grauen Augen stand die nackte Panik und seine schlanken Hände zitterten. „Aquila, das ist eine ganz, ganz dumme Idee! Er wird es bemerken!“ Zischte Draco seiner älteren Schwester zu und klammerte sich an ihre Oberarme. Die Sonne stand hoch am Himmel und ein lauer Wind strich über die sanften Wiesen. Die 24 Jährige blickte ihren Bruder beruhigend an und lächelte vielsagend. Ihre langen, blonden Haare hatte sie zu einem kunstvollen Zopf gebunden, welcher ihr nun über die Schulter hing. Sie trug ein schlichtes Sommerkleid mit einem breiten Stoffgürtel. Alles in Slytherin Grün. „Ich bin dir sehr dankbar, dass du uns gestern bei der Rache an Lacertas Ex-Freund geholfen hast und ich habe dir gestern schon gesagt, dass er nichts davon mitbekommen wird. Ich hatte Recht! Ich bin deine große Schwester, vertrau mir! Entweder hat Harry gestern schon begriffen, dass du ein Kerl bist oder er wird es nie begreifen!“ Der 19 Jährige sah sie noch einmal an und dann ließ er sie los. Sein Blick wanderte über den weißen Stoff und er griff leicht nach dem Rock. „Und du meinst, dass es mir wirklich steht?“ Fragte er nun unsicher und hasste sich dafür. Warum hatte er sich auch nur von seinen großen Schwestern zu so etwas überreden lassen? Hätten sie ihn nicht gestern in ein Kleid gesteckt, geschminkt und zu Recht gemacht, wäre das niemals geschehen! „Du siehst wirklich gut aus, Draco! Außerdem weiß niemand, dass du aus Frankreich hier bist. Die meisten wissen nicht einmal, dass wir noch einen Bruder haben! Also, tief durchatmen und geh die Sache locker an. Diesen Terz hier machen wir nur dir zu Liebe!“ Meinte nun die 21 jährige Lacerta, deren blonde Haare am dunkelsten waren. Sie trug diese nur Schulterlang und hatte sie zu einem kleinen Dutt nach hinten gebunden. Mit einem Brummen zupfte der einzige Sohn der Malfoys an den kurzen Ärmeln des weißen Sommerkleides und blickte dann nach oben zu dem breiten Hut. „Ich weiß… ich glaube nur, dass das eine ziemlich dumme Idee ist. Immerhin werde ich ihm ja… ja… irgendwann…“ Seine Stimme verlor sich und seine grauen Augen waren auf etwas hinter seinen Schwestern gerichtet. Eine deutliche Röte legte sich auf die sonst blassen Wangen und dann war es da. Völlig unerwartet zogen sich die feinen Mundwinkel zu einem Ausdruck seligen Glückes in ein Lächeln und sein Blick hatte etwas Verträumtes. Langsam drehte sich Aquila um, sie war die Älteste der malfoyschen Kinder und nun zwang sie sich zu einem möglichst freundlichen Lächeln. Da waren sie alle, Granger, Potter und das Wiesel! Oh, wie wenig sie diese drei doch ausstehen konnte! Harry grinste bis über beide Ohren, er und Ron waren es, die von Hermine zum Tragen all der Dinge verdammt wurden, die sie mitnehmen wollte. Obwohl er einen großen Korb trug, eine fein säuberlich aufgerollte Decke, wirkte er irgendwie… aufgedreht glücklich! Mit einem Seufzen versuchte sich auch Lecerta an einem Lächeln und bemerkte, dass sie nach dem passenden Sternenbild benannt wurde. Eidechsen lächelten nicht! „Oh, das siehst fast aus, als würdest du dir Mühe geben! Meine Güte, erst werden wir von Aquila zum Picknick eingeladen und dann versuchst du zu lächeln, Lacerta? Da scheint eure Freundin einen verdammt guten Einfluss auf euch zu haben.“ Er zwinkerte der „19 Jährigen“ zu, die mit einem frechen Lächeln ihren Blick unter dem breiten Sommerhut versteckte. „Potter, wir wissen uns eben zu benehmen und da es unsere Schuld war, dass ihr gestern in diese Unannehmlichkeiten geraten seid, sehe ich es als Pflicht an. Glaub mir, wäre es anders, ich sähe dich viel lieber vor meinen neuen Gabor Schuhen im Dreck liegen!“ Antwortete die 21 Jährige mit einem bitterbösen Zug auf den feinen Lippen und verschränkte die Arme. Auch sie trug ein langes Sommerkleid, welches ihr bis zu den Knöcheln ging, vom Stil her dem der anderen beiden „Damen“ ähnlich. Jedoch war das Grün ihres Kleides eher ein Ocker. Hermine schüttelte nur kurz den Kopf und blieb dann stehen. Sie ließ ihren Blick über den kleinen Hügel wandern, der von sanftem Gras überzogen war. Zu seinen Füßen breiteten sich üppige Blumenwiesen aus und ein kleiner See lag nicht allzu weit von ihnen entfernt. Es war ein sehr idyllischer Ort. Der leichte Wind spielte mit ihren Haaren, sie trug eine helle Bluse und einen Knielangen Rock zu ihren Sandalen. „Wie kann man hier eigentlich einen Streit beginnen?“ Fragte sie und genoss die Sonne, die auf ihr Gesicht schien. Diesen Gedanken schien nun auch jemand anders zu verfolgen und verlegen trat Draco vor. „Ihr wisst schon, dass man bei einer Einladung nicht den halben Haushalt mitbringen muss?“ Fragte er und griff nach dem großen Korb, den Harry in der rechten Hand trug. „Lass mich ihn dir abnehmen.“ „Wie? Nein, sicher nicht. Hermine hat ihn verdammt schwer gepackt, wenn du mir unbedingt etwas abnehmen willst, dann nimm die Decke.“ Schmunzelte er und sah tief in die grauen Augen. Draco hatte sich schon leicht nach vorne gebeugt und als er nun aufsah, hatte er das Gefühl, der andere wäre nur noch eine Handbreit entfernt. Der Wind strich über den kleinen Hügel und ließ den weißen Stoff seines langen Kleides leicht aufwallen. „Gerne.“ Seine Stimme war eher ein Flüstern und einen Moment standen sie einfach nur da, sahen sich tief in die Augen. Langsam, bedächtig, beinahe zögerlich hob er schließlich die schlanken Hände und griff nach der aufgerollten Decke. Noch immer schienen seine Wangen zu glühen und plötzlich beeilte sich Draco, die Decke von der Schulter des 19 Jährigen zu ziehen. Verlegen presste er sie an sich und blickte zur Seite. Mit einem leisen, eindeutigen Ton verdrehte Ron die Augen und stellte den zweiten Korb ab, den Hermine gepackt hatte. „Klasse, mit dem wird heute nichts anzufangen sein. Was findet der Kerl nur an ihr?“ Brummte er leise und seine Freundin lächelte. „Meinst du, nur weil sie mit den berühmt, berüchtigten Malfoy-Schwestern befreundet ist, muss sie auch so ein mieses Miststück sein?“ Ihre braunen Augen sahen kurz zu den beiden hinüber und Aquila verengte die ihren. „Ich hätte das Essen doch vergiften sollen! Dann würden dir deine Worte im Hals stecken bleiben, Granger!“ Antwortete ihr die jüngere Schwester mit kalter Stimme und funkelte ihrerseits die beiden an. „Warum denkst du, habe ich so viel zu Essen mitgebracht? Als würde ich von euch etwas essen!“ Gab Hermine spitz zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Von all den Streitereien bekamen Harry und Draco nichts mit. Noch immer standen sie sich gegenüber, verlegen strich sich der Blonde einige Strähnen seines langen Haares hinter das Ohr und sah wieder in diese wundervollen, funkelnden Augen. „Wir sollten langsam…“ Begann er und der ehemalige Gryffindor nickte. „Ja, wir sollten wirklich langsam…“ Bewegte sich jedoch kein Stück. „Das ist nicht dein Ernst?“ Schallte nun die hysterische Stimme der Brünetten über den kleinen Hügel und Lacerta keifte zurück. „Was denkst du denn? Schlammblut?“ Nur einen Moment später donnerte Ron wütend, dass sie ja ihre Klappe halten sollte. Tief atmete Draco ein und schloss die Augen. Verdammt, war ihm das peinlich! Klasse, er hatte etwas gefunden, dass ihm noch peinlicher war, als in einem weißen Sommerkleid als angebliche Frau vor dem Kerl zu stehen, in den er sich Hals über Kopf verliebt hatte! Jetzt wusste er, was er die letzten 10 Jahre nicht vermisst hatte!!! Bitte, bei allen Göttern dieser Welt, bei allen verbotenen Flüchen, bei allen… allen, bei allen Mächten, die ihm gewillt waren ein Ohr zu schenken, konnte er bitte auf der Stelle im Boden versinken? Kurz warf Harry einen Blick über die Schulter und grinste dann. „Halt die Decke gut fest!“ Meinte er plötzlich und griff unerwartet nach Dracos Handgelenk. Ohne noch einmal zurück zu sehen, zog er „die Blonde“ mit sich und rannte! „Nein, warte, nicht so schnell!“ Doch das Lachen konnte er nicht in seiner Stimme unterdrücken. Die grauen Augen glänzten und so schnell ihn seine Füße trugen, rannte er. Der Wind zerrte an seinem Kleid, der Hut flatterte und wäre schon verloren gewesen, wenn er nicht locker mit einem weißen Band befestigt wäre, welches nun gegen den schlanken Hals drückte. Lachend versuchte er nicht zu stolpern und sein Herz schlug so wild, dass es ihm beinahe aus der Brust springen musste. Die Vögel zogen über ihnen die Kreise, die Blumen verströmten ihren verführerischen Duft und die kräftigen Finger legten sich brennend um das hübsche Handgelenk. „Wir können doch nicht einfach… ich meine, die anderen…“ Doch das Glitzern in den grünen Augen entlockte ihm ein wissendes Lachen und so gut er konnte beschleunigte er seinen Schritt noch. Die Sonne schien aus einem beinahe Wolkenfreien Himmel und erst, als sie an dem kleinen See angekommen waren, stoppten sie ihre Hast. Harry stellte so geschickt wie möglich den Korb ab und dann griff er nach den Hüften der „jungen Frau“. Erschrocken ließ diese die Decke fallen und stieß ein freudiges Lachen aus. Sie stützte sich mit einer Hand auf der Schulter des 19 Jährigen ab und griff mit der anderen nach dem weißen Hut. Die blonden Haare flogen ebenso auf wie der weiße Stoff, als Harry sich mit ihr drehte, ihr Lachen schallte weit über den kleinen See, bis hinauf auf den Hügel. Mit einem leicht erschrockenen Schrei verlor der Schwarzhaarige sein Gleichgewicht und stürzte rückwärts, zog Draco mit sich. Nur kurz war die Überraschung wie ein Schock in sie gefahren, dann kicherten sie wie kleine Kinder. Konnte das wirklich wahr sein? Lag er hier halb auf diesem wundervollen, berauschend gutaussehenden jungen Mann und lachte? Für einen kurzen Moment wollte er alles vergessen. Er wollte vergessen, wer er war und das dieser Moment einmal ein Ende finden musste. Dass er sein Geheimnis irgendwann preis geben würde… „Du bist wunderschön, Darcy.“ Die raue Stimme jagte ihm einen Schauer über den Rücken und verlegen vergrub er sein Gesicht an der Schulter Harrys. „Sag doch so etwas nicht!“ Nuschelte er kaum verständlich und spürte, wie die kräftigen Finger sanft einige Strähnen hinter sein Ohr strichen. „Ich liebe dein Lachen!“ Flüsterte er, dann griff der Quidditchspieler nach dem schlanken Kinn, um dieses leicht zu sich zu ziehen. „Ist das besser?“ Flüsterte er gegen die schmalen Lippen, bevor er seine zu einem Kuss senkte. Der Liebe sagt man nach, dass sie einen einzigen Blick benötige, um zwei Herzen für alle Ewigkeit zusammen zu führen. Es war nicht ihr erster Kuss, schon am Abend zuvor hatte der 19 jährige Sprössling der Familie Potter der blonden Schönheit einen solchen geraubt. Sie hatten sich erst wenige Stunden zuvor kennengelernt, eine Bekanntschaft, die dem Sucher der Nationalmannschaft einige Probleme eingeheimst hatte. Jedoch ließ er sich nicht einmal von der Tatsache aufhalten, dass Darcy Papillon mit den beiden miesesten, hinterhältigsten Töchtern des reinblütigen, englischen Adels befreundet war. Keiner der anderen war ihnen gefolgt und so hatten sie es sich an dem kleinen See gemütlich gemacht. Die Stunden schienen nur so zu verfliegen und immer wieder wagte der schwarzhaarige Abenteurer einen neuen Vorstoß, der auf so verführerische Art abgewiesen wurde. Immer wieder versuchte er sein Glück, bis sie sich gelegentlich von seinen Worten überzeugt fühlte und ihm die Gnade eines weiteren Kusses schenkte. Keiner von ihnen wollte, dass dieser Tag je endete. Erst ihr lautes Lachen ließ die vier wieder aufsehen und verstimmt brummte Lacerta etwas. „Warum macht ihr das? Ich hatte nicht den Eindruck, dass euer Bruder genauso mies ist wie ihr.“ Hermine hatte ausgesprochen, was ihr schon seit Stunden auf der Zunge lag. Sie beobachtete, wie „die Dame“ im weißen Kleid lachend durch die Blumenfelder lief, den weißen Hut mit einer Hand festhalten. Sie spielten offenbar Fangen und amüsierten sich dabei so gut, dass selbst Ron ein flüchtiges Lächeln über die Lippen huschte. „Nein, sieht echt nicht so aus, als würde er es spielen.“ Kommentierte er und sah wieder zu den beiden blonden Schwestern. Die grauen Augen der zwei Damen verengten sich gefährlich und nach einer Weile des schweigsamen Starrens meinte Aquila endlich. „Ihr wisst es also?“ Hermine nickte ebenso schweigend. Sie saßen an einem eleganten Holztisch, der nicht nur mit einer Tischdecke belegt war, sondern auch noch von zwei Sonnenschirmen mit Schatten versehen wurde. Der Tisch war voll von Leckereien, die verführerisch lockten. Jedoch hatte in den letzten Stunden kaum einer von ihnen etwas anderes getan, als die beiden unten am See kritisch zu beobachten. „Weiß es Potter auch?“ „Warum?“ Fragte Hermine nun direkt wieder und ließ die beiden Schwestern nicht aus dem Blick. „Ich weiß, dass ihr einen jüngeren Bruder habt, der seit vielen Jahren drüben in Frankreich bei eurer Tante Chloé Papillon lebt. Draco Malfoy liegt namenstechnisch nicht weit von Darcy Papillon entfernt, wenn man bedenkt, dass er bei ihr beinahe aufgewachsen ist.“ Lange schwiegen die beiden Schwestern, bis sich schließlich Aquila dazu entschloss. Sie sah noch einmal zu ihrer jüngeren Schwester, die grimmig nickte. „Sofern wir das behaupten können, lieben wir ihn und würden über Leichen gehen, um ihn zu beschützen. Draco ist der sanfteste, freundlichste und gutmütigste Mensch, den ich kenne. Manchmal habe ich den Eindruck, dass er beinahe unfähig ist etwas Böses zu denken. Für unseren Vater war das immer eine Schwäche, die besonders durch die auffälligen Fähigkeiten Dracos anstößig wirkte. Er liebt die Kunst und ist ein begnadeter Sänger. Ein Malfoy! Ein Sänger!“ Sie stieß ein kaltes, kurzes Lachen aus, doch dann senkte sie traurig ihren Blick. Lucerta griff nach der Schüssel mit Datteln und begann davon zu essen. Auch sie wirkte plötzlich betreten. „Unser Vater wünschte sich nichts sehnlicher als einen Erben, der Name und Stammbaum unserer Familie weiter tragen kann. Er war so glücklich, als er endlich einen Sohn bekam…“ Sie brach wieder ab und nun nahm ihre jüngere Schwester das Wort auf. „Wie entsetzt und enttäuscht war er, als sich dieser Sohn in seinen Augen als unbrauchbar herausstellte. Draco war von klein auf sanft und liebte das Singen. Jahrelang hatte Vater versucht ihm dieses abzuerziehen, nicht gerade auf die… einfühlsame Art.“ Plötzlich griff sie nach der Flasche Weißwein und zog sie aus dem Kühler. Sie öffnete diese und schenkte sich und ihrer Schwester ein. Ohne zu fragen füllte sie auch die Gläser der anderen beiden. „Manchmal bin ich erstaunt, dass er seine sanfte Seite nie verloren hat. Vater war wirklich grausam zu ihm. Im Gegensatz zu Lacerta habe ich viel von dem mitbekommen, was er getan hat. Auf der Weihnachtsfeier damals, Draco war 10 Jahre alt, platze Vater schließlich der Kragen. Er hatte unserer Tante Cholé Blumen gebracht und sang für sie. Wütend packte er ihn und schlug zu. Tante Chloé war so entsetzt, dass sie gegen unseren Vater anging und meinte, wenn er seinen Sohn so hasste, würde sie ihn mit nach Frankreich nehmen.“ Mittlerweile hatte Aquila ihr Glas geleert, ihre jüngere Schwester war schon bei ihrem zweiten. Selbst Hermine hatte ihres zur Hälfte leer und naschte von den Nüssen. „Seit diesem Tag lebt er in Frankreich, ging dort zur Schule und schließlich kam heraus, dass unser Bruder noch eine „Eigenschaft“ besaß, die sein Vater zu tiefst verabscheut. Er…“ Doch sie wagte es nicht auszusprechen. „Er ist homosexuell!“ Meinte Lucerta, die nun die Augen verdrehte. „Ich meine, ich habe damit kein Problem, aber die Sache wäre schon einfacher, wenn wir noch einen Bruder hätten. Wir sind eine reinblütige Adelsfamilie. Das ist wie der Todesstoß für Lucius gewesen! Er hat eine Woche getobt und geschrien, als er das erfuhr!“ Sie lachte kalt und blickte dann niedergeschlagen in ihr drittes, halbleeres Glas Weißwein. „Ich hatte wirklich gehofft, dass Potter es versaut!“ Brummte sie plötzlich und Ron fragte direkt. „Warum? Weil du nicht willst, dass dein Bruder etwas mit einem Potter hat?“ Alle drei Frauen sahen ihn erstaunt an und dann nickte Aquila. „Das gestern war eine Racheaktion, dass ihr da auftaucht und die beiden sich kennenlernen, war nie geplant. Draco hat sich Hals über Kopf in diesen Kerl verliebt und mal ehrlich, Ronald, du kennst Potter! Er ist genauso mies und hinterhältig wie wir! Wer bitte hatte den Mut sich mit uns anzulegen? Wer hat jede Chance genutzt und das obwohl er erst 11 Jahre alt war? Der kleine ist ein Gauner, ein hinterhältiger keiner Potter, der Draco das Herz brechen wird.“ Mit einem Schnauben leerte nun Hermine ihr Glas. „Und warum seid ihr dann hier?“ Fragte sie sauer und bekam eine unerwartete Antwort. „Weil wir wussten, dass Potter es versauen und ihm gleich hier und heute das Herz brechen würde. In einer Woche ist Draco wieder in Frankreich und dann könnte er sich neu verlieben, sich in jemanden verlieben, der es wert ist.“ Die grauen Augen der 24 Jährigen beobachteten die beiden, die noch immer durch die Wiesen tobten. Die Sonne senkte sich nun dem Horizont zu. „Spätestens wenn raus kommt, das Draco ein Mann ist, wird das Ergebnis unaufhaltsam sein.“ „Und wenn er auch in ihn verliebt ist?“ Ron sah die beiden direkt an, sein rundliches Gesicht war von Ernst durchzogen. „Was ist, wenn er es weiß und genauso verliebt in ihn ist, wie Draco in ihn?“ Schweigen herrschte eine Weile und dann fragte Lacerta leise nach. „Ist er denn in ihn… oder sie verliebt?“ Mit der Gable massakrierte Hermine nun ein Stück kalte Quiche und brummte. „Anscheinend! Er war gestern Abend völlig aufgedreht und sprang heute früh aus dem Bett, bevor einer von uns wach geworden ist. Selbst seinem Vater ist das aufgefallen und James ist in der Hinsicht wirklich ein Trottel.“ Bei dem fragenden Blick der beiden Frauen meinte Ron kurz. „Alte Schultradition in den „Sommerferien“. Wir haben uns für zwei Wochen im Gästezimmer der Potters einquartiert.“ „Also, diese ganze Leier von Summen, stundenlang vor dem Kleiderschrank stehen, um dann doch das erste zu nehmen, die Treppe herunter tanzen, nichts essen und verträumt in die Gegend schauen?“ Kommentierte die 21 jährige Malfoy Tochter. „Schlimmer!“ Brummte Ron. „Singend die Treppe herunter tanzend und mit guter Laune um 7 Uhr früh in den Ferien den Tisch denken! Der Kerl ist bis über beide Ohren verschossen und ich schwöre dir, dass hier ist echt keine Schau, nur um euch zu ärgern!“ Er deutete kurz in die Ferne, in der die beiden kichernd zu hören waren. „Aber ihr wisst nicht, ob er weiß, dass es Draco und nicht Darcy ist?“ Fragte Aquila nun mit besorgter Stimme nach und eine Art Panik stand in ihren wunderschönen, grauen Augen. Hermine zuckte mit den Schultern und Ron zog die Stirn in Falten. „Ich glaube, dass er es weiß. Gesagt hat er nichts, aber mal ehrlich, wir sprechen hier von Harry! Glaubt ihr wirklich, dass er sich von der Maskerade hinters Licht führen lässt?“ Kurz wechselten die beiden Schwestern einen Blick und zuckten dann mit den Schultern. „Wir haben es gehofft, aber du hast Recht, es ist wirklich unwahrscheinlich.“ „Und jetzt?“ Fragte Lacerta und blickte alle drei aus leicht matten Augen an. Offenbar vertrug sie auf leeren Magen keinen Wein. „Mal ehrlich, warum sollen die beiden die einzigen sein, die Spaß haben?“ Gab Ron nun von sich und griff nach seinem Gals, welches er hob. „Meine Damen, trinken wir auf die unergründlichen Wege der Liebe und dass sie schon alles regelt, was geregelt werden soll!“ Zum ersten Mal in all den Jahren schien Frieden zwischen den vieren zu herrschen und voller Gelächter wurde angestoßen. „Du hast Recht! Wenn du deine Hermine bekommen hast, schaffen die zwei es alle Mal!“ Grinste die 21 Jährige und Anstelle eines bösen Konter meinte der Rothaarige nur grinsend. „Erzähl uns lieber, was das gestern für eine Racheaktion war? Mit dem Idioten hattest du etwas am Laufen? Dieser saudämliche Trottel mit den blonden Löckchen unter den Ohren?“ Kichernd hielt sich Aquila die Hand vor die Lippen und sah zu ihrer Schwester, die wütend und angetrunken heraus posaunte. „Ach, dieser dumme Arsch! Ja, genau der Kerl war es, mit seinen Babylocken!“ Der Himmel tränkte sich Feuerrot, als wäre die Liebe eines gesamten Lebens auf ihm ausgeschüttet worden. Die Grillen zirpten, die Vögel sangen ihre letzten Lieder und in diesem Rhythmus führte Harry die Blonde in einem sanften Tanz über das kurze Gras am See. Draco hatte seinen Kopf an die breite, kräftige Schulter gelegt, spürte die heiße Hand auf seinem Rücken und lauschte auf das Rauschen seines Blutes. „Wann magst du mir denn deinen Namen verraten?“ Flüsterte er leise und wiegte „sie“ weiter ruhig zu der Musik des Abends. „Das habe ich doch schon, hast du ihn etwa wieder vergessen?“ Kam leise von ihm und noch immer hatte er die Augen geschlossen. „Nein, das habe ich nicht. Ich glaube nur nicht, dass Darcy Papillon wirklich der Name eines Sohnes aus dem Hause Malfoy ist.“ Erschrocken blieb er stehen, die grauen Augen weiteten sich und Angst stand deutlich in ihnen zu lesen. Draco wollte zurückweichen, doch die Hand in seinem Rücken hielt ihn auf, drückte den schlanken Körper wieder zurück gegen den sonnengebräunten. „Hoppla, wir wollen doch jetzt nicht die Flucht ergreifen. Oder muss ich dich ganz ritterhaft aus den Fängen eines Drachens befreien? Würden deine Schwestern da ausreichen?“ Verlegen senkte er den Blick und spürte, wie die Hitze auf seinen Wangen brannte. Wie konnte man so etwas so sanft und liebevoll sagen, dass der Spott darin beinahe nicht zu hören war? „Du weißt es also?“ Flüsterte er mit erstickter Stimme. Angst raubte ihm jede Kraft und stahl ihm den Mut um in diese wunderschönen grünen Augen zu sehen. „Seit gestern. Dein Kuss hat dich verraten.“ Ein heißer Schauer lief über seinen schlanken Rücken, als die vollen Lippen so leise an seinem Ohr flüsterten. Er war so dicht, dass er den Atem des anderen spüren konnte. „Draco… ich heiße Draco Malfoy.“ „Darf ich dann noch einmal um diesen Tanz bitten, Draco?“ Etwas in ihm wollte schrecklich und beinahe hysterisch zu weinen beginnen. Dieser unendlich charmante Mann bat ihn nach all den Lügen so liebevoll um einen weiteren Tanz? Gab es etwas Romantischeres als zur Musik des Abends vor einem feuerroten Himmel umgeben von dem Duft hunderter wunderschöner Blumen zum Tanzen aufgefordert zu werden? Als wären ihre Herzen erhört worden, begannen die Frösche in einem berauschenden Rhythmus zu quaken und duzende kleiner Glühwürmchen erhoben sich aus dem Uferbereich des Sees. Die Grillen gaben die Grundlage für den Gesang der letzten Vögel und sanft ließ sich der 19 Jährige in eine Drehung führen. Aquila hatte Recht, er konnte ihr Vertrauen! „Was ist los, Harry? So ordentlich bist du noch nie hier abgehauen!“ Lachte der Kapitän, als der 19 Jährige seine Tasche schulterte. Er hatte noch einen Blick in den Spiegel geworfen und kurz versucht, diese wilden, schwarzen Haare zu bändigen. „Wer weiß, vielleicht hat er am Wochenende ja ein hübsches Mädchen getroffen, das gleich auf ihn wartet?“ Scherzte der ältere, der beiden Treiber in der Kabine. Er hatte noch ein Handtuch über dem Kopf und trocknete sich die nassen Haare. „Oh, wenn ihr wüsstet! Sie ist eine Frau wie ein Schmetterling!“ Rief Harry noch, als er den Kam in die Tasche stopfte, wobei ihm beinahe der Riemen von der Schulter rutschte. „Wow, so aufgedreht habe ich unseren Kleinen ja noch nie gesehen!“ Lachte der Torwart und alle Augen waren auf den Schwarzhaarigen gerichtet, der regelrecht zur Tür rannte. „Sie tut ihm auf jeden Fall gut. Er war pünktlich, konzentriert beim Training und er hat kein Chaos in der Kabine verursacht, als wäre sein Spint explodiert!“ Kommentierte der Kapitän und fuhr sich grinsen durch die braunen Haare. „Meint ihr, dass wir sie noch sehen, wenn wir uns beeilen?“ Aufgeregt stemmte er sich gegen die Tür der Tranigshalle und suchte schon auf dem Vorplatz seine Verabredung. „Bonjour!“ Schallte plötzlich eine bekannte Stimme an sein Ohr und verwundert sah er sich um. Er ließ die Tür hinter sich zufallen und hob die Hand gegen die Sonne, um besser sehen zu können. „Hier drüben.“ Der gepflasterte Platz wurde auf der rechten Seite von Bäumen gesäumt, unter denen einige Sitzbänke platziert wurden. Im Schatten stand er, nun erkannte er ihn sofort. „Tut mir leid. Bei der Sonne habe ich dich hier gar nicht gesehen.“ Lachte der Sucher und kam mit eiligen Schritten näher. Erstaunt blieb er nun doch kurz vor dem jungen Mann stehen und musterte ihn. Es war das erste Mal, dass er Draco nicht in einem Kleid sah. Der Blonde trug leichte Stoffschuhe, eine ockerfarbene Hose, die bis knapp über die Knie reichte und ein mattgrünes Hemd. Langsam ließ der Sucher seinen Blick über dieses Kleidungsstück wandern, dessen großer Ausschnitt mit einer Kreuzschnürung versehen war, die Ärmel waren weit, bis zu den Ellenbogen, an denen sie mit eleganten Schnüren eng auf dem Arm anlagen. Ein breiter Gürtel mit geflochtenen Elementen nahm dem Kleidungsstück auch in der Taille die Weite. Erst nachdem er jedes Detail gefunden zu haben glaubte, bemerkte er die blonden Haare. „Sie sind ja ab!“ Die Überraschung in seiner Stimme trieb die Röte auf die blassen Wangen. „Ja, ich dachte mir, dass es hier in England weniger auffällig wäre, wenn sie nicht mehr so lang sind. Ich hoffe, dass es nicht zu schlimm aussieht.“ Doch für diese Worte bekam er nur ein Lachen. Im nächsten Augenblick zog Harry ihn an sich und die vollen Lippen stahlen ihm erneut einen Kuss. „Selbst wenn ich es nicht mögen würde, wenn es dir gefällt, ist es völlig in Ordnung!“ Die grünen Augen funkelten gefährlich und dann flüsterte er dem Blonden zu. „Außerdem frage ich mich eher, wie lange ich brauche, um dich aus diesem Hemd zu befreien!“ Verlegen lachend schlug Draco gegen die breite Brust und schob ihn von sich. „Du bist unmöglich!“ Rief er und wich zwei Schritte zurück. „Ist ein Eis als Entschuldigung für mein tadelhaftes Benehmen genehm?“ Fragte er mit einem Grinsen und bekam einen vielsagenden Blick. „Glaub aber nicht, dass das immer funktioniert. Bei dir werde ich sonst noch rund wie eine Kugel!“ Ende! Liebesnacht ----------- Liebesnacht Noch immer lag er da, betrachtete die schwarzen Linien auf dem schmalen Rücken. Es sah wirklich aus, als hätte er schwarze Flügel und mit einem Schmunzeln fuhr er sie langsam nach. Der Blonde lag immer auf dem Bauch, er schlief, als müsste er diese wunderschönen Flügel beschützen. Seine athletischen Arme umklammerten das Kopfkissen und Harry war froh, dass sie zwei hatten. Mit einem Seufzen drehte er sich selbst auf den Rücken und versuchte zu verstehen, was sie hier getan hatten. Wirklich, sie hatten es getan… Noch immer spürte er das leichte Beben in seinem Körper, er lag nackt unter der Decke und der Stoff rieb deutlich auf seiner erhitzten Haut. Nur langsam kühlte er aus und tief atmete er ein. Wie lange stand er nun schon auf seinen besten Freund? Er konnte es gar nicht sagen. Apropos sagen… was würden ihre Eltern davon halten? Mit einem Schlucken drehte er den Kopf zurück zu dem wunderschönen, schlanken Rücken, der hellen, tätowierten Haut. Sein Vater würde sicher Stress machen, seine Mutter war da offener. Ben… na ja, Benjamin wusste es ja schon. Der 15 Jährige würde nur dreckig grinsen und sagen, dass es aber auch endlich Zeit wurde. Mit einem weiteren Ausstoßen der Luft zog er die Augenbrauen zusammen. Lucius und Narzissa würden ausrasten und Dracos Geschwister? Er hatte eine ältere Schwester und vor ihnen kam noch Aris, der älteste der drei Kinder. Vielleicht half es, dass Aris in wenigen Monaten Vater werden würde, dann war der Stammbaum gesichert und auf den Blonden kam nicht allzu viel Schuld. Nachdenklich fragte er sich, ob überhaupt jemand davon erfahren musste, immerhin hatte der 22. Jährige ja schon seit fast drei Jahren eine eigene Wohnung, in der Draco regelmäßig übernachtete. Oder Ron, wenn er sich mit Hermine gestritten hatte… oder vor seiner Familie Zuflucht suchte. Ok, Ron nahm das Sofa, Draco hatte von Anfang an das Bett genutzt. Innerlich war Harry beinahe gestorben, als der blonde Slytherin das erste Mal mit ihm im Bett lag. Er konnte die ganze Nacht nicht schlafen und am nächsten Morgen fühlte er sich so elend, dass Draco sich über ihn lustig machte. Na ja, der wusste ja nicht, dass Harry schon seit ihrer Schulzeit etwas von ihm wollte. Irgendwie kam er nicht weiter. Mit diesem Gedanken wollte er sich erheben, stützte sich auf die Ellbogen und zog den Kopf hoch. Mit einem leisen Stöhnen schloss er die Augen wieder. Verdammt, das war zu viel! Anscheinend hatte der Alkohol in Verbindung mit der übermäßigen Erregung alles lahmgelegt. Was bitte sollte das werden? Frustriert ließ er sich zurück in das weiche Kissen sinken und lauschte auf den gleichmäßigen Atem des Mannes, den er liebte. Er hatte wirklich Sex mit ihm gehabt. Bei allen verbotenen Flüchen! Sie hatten es wirklich getan! Ach du Scheiße! Erst jetzt kam ihm der Gedanke, dass Draco das vielleicht etwas anders sah. Was würde er machen, wenn es für den Slytherin nur eine einmalige Sache war? Wenn der Kerl nur einfach betrunken Sex gehabt hatte und dabei rein gar nichts für ihn empfand? Mürrisch zog er die Mundwinkel zurück. Das war natürlich denkbar. Nun ja, es gab nicht so direkte Anzeichen, dass der Blonde ihn auch als Partner mochte. Hin und wieder mal Andeutungen, aber die gab es Hermine und Luna gegenüber auch und die waren in festen Beziehungen. Davon einmal abgesehen, dass er ja eher über ihn hergefallen war. Er hatte Draco nicht wirklich die Wahl gelassen. Gut, es kam auch kein Nein! Jetzt wo er so darüber nachdachte… wenn dein bester Freund in betrunkenem Zustand deinen Gürtel öffnet und dir ganz offensichtlich einen blasen will, sollte dann nicht mehr als ein „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist!“ kommen? Davon abgesehen, dass die Gegenwehr in einmal wegdrücken bestand und dann rekelte sich der Kerl beinahe wollüstig im Bett. Verdammt! Allein bei der Erinnerung an dieses innbrünstige Stöhnen spürte er sein Blut zurück in die untere Abteilung wandern! Ok, fasste er das noch einmal zusammen. Er und Draco waren seit er denken konnte befreundet. Erst eher als Feinde, als Rivalen und dann als wirklich gute Freunde. Nach dem Schulabschluss war es Draco, der den Kontakt aufrecht erhielt und anscheinend seine innigsten Geheimnisse mit Harry teilte. Seit er seine kleine Wohnung hatte und bei seinen Eltern ausgezogen war, pennte der Slytherin regelmäßig hier und von Anfang an nicht auf dem Sofa! Was… wenn der Kerl doch etwas von ihm wollte? Was… wenn Draco es darauf angelegt hatte? Er war es doch, der heute Abend die Flasche Whisky mitgebracht hatte und er wusste, dass Harry nichts davon vertrug! Wenn dass alles ein perfider Plan war? Es würde auf jeden Fall zu dem Malfoy passen. Und wenn er sich irrte? Wenn er sich hier nur etwas zusammen reimte und morgen zwang in Draco dazu, über all das zu schweigen? Wenn er so tun müsste, als wäre das alles nie passiert? Wenn er… müde ließ er den Gedanken offen. Was brachte es ihm schon? Es war genauso sinnlos, wie einen Schnatz zu suchen. Der Schnatz zeigte sich, wenn er es wollte und dann konnte man ihn nur noch jagen. Mehr als schlafen konnte er jetzt nicht und das war schon schwer genug. Wie sollten sein aufgekratzter Geist und sein glühender Körper Ruhe finden? Und vor allem, da er die Gegenwart des anderen wie ein Feuer auf seiner Haut spürte? Das war wirklich nicht fair! Wieso konnte der Idiot schlafen und er nicht? Warum durfte er so engelsgleich da liegen und er musste sich den Kopf zerbrechen? Warum war er so… „Weil mir klar ist, dass du auf mich stehst und ich müde bin?“ Erschrocken hielt Harry den Atem an und lauschte. Kam da noch etwas? Der Atem Dracos ging noch immer ruhig und doch war er sich sicher, diese Stimme gehört zu haben. Plötzlich bewegten sich die Stoffe neben ihm, der schlanke Körper drehte sich. „Du hast nicht mitbekommen, dass du laut gedacht hast oder?“ Ein Schmunzeln lag in der Stimme und eine warme Hand berührte seinen Bauch. Panikartig schoss das Blut aus den Lenden in die Wangen und sein Denken setzte aus. „Hm, interessant, dass du mir so einen arglistigen Plan unterstellst.“ Murmelte diese weiche Stimme an seinem Ohr und wieder musste Harry schlucken. Er wollte etwas entgegnen, sagen, dass es nur seine eigenen Gedanken waren, aber er konnte nicht. Seine Kehle war zu trocken, schmerzte und nun auch sein Unterleib. Da, wo sich eben noch so viel Blut befunden hatte, spürte er nun ein schmerzhaftes Pochen. Vorsichtig drehte er den Kopf zur Seite und starrte in die grauen, wunderschönen Augen. Er hatte die Vorhänge nicht zugezogen und so schien der sichelförmige Mond in das Zimmer. Ein Lächeln, das war gut! Entschied er zumindest für sich. Da schlossen sich die grauen Augen wieder und der schlanke, athletische Körper schmiegte sich sanft an ihn. „Du hast Recht. Ich habe extra den Whisky mitgebracht. Ich wusste, dass du bereit dafür bist, aber ich nicht. Also musste ich mich austricksen.“ „Was?“ Kam nun von Harry und er war so überrascht, dass er den Kopf und den Oberkörper in die Höhe riss. Nicht ohne einen dumpfen Schwindel, dennoch fixierte er nach einem kurzen Schließen der Augen das helle Gesicht wieder. „Hast du das gerade wirklich gesagt?“ Erstaunt blickte er auf den jungen Mann zurück, der so wie er in seiner Ausbildung in wenigen Monaten die Abschlussprüfung bestehen musste. „Was genau?“ Schmunzelte der Blonde und blickte mit der Unschuld einer Katze zu ihm auf. „Dass du auf mich stehst oder ich auf dich?“ Doch Anstelle einer Antwort öffneten sich die vollen Lippen nur und kein Ton kam über sie. „Beides!“ Entschied sich dann der Schwarzhaarige und klappte den Mund wieder zu. „Doch ja, das habe ich!“ Sie sahen sich einen Moment lag an und dann kam eine gänzlich andere Bitte von dem Blonden. „Komm, jetzt leg dich endlich wieder hin, ich will schlafen! Ich werde Morgen sicher einen schrecklichen Kater haben und ich bin müde!“ Überrascht und unfähig zu einer anderen Reaktion nickte Harry und ließ sich zurück sinken. Kaum lag er wieder, wurde er näher an den jungen Mann herangezogen und spürte die Hitze des fremden Körpers. Noch immer war er nicht so richtig müde, sein Körper war aufgedreht und nun auch sein Geist. Was sollte er denken? Ja, genau das war die richtige Frage. Er hatte unendlich viele Gedanken erwartet, aber da kam nichts! „Ich vermute, dass du seit Mitte des siebten Schuljahres auf mich stehst, bei mir hat es deutlich länger gedauert.“ Brummte Draco neben ihm und verwundert zog der Schwarzhaarige die Augenbrauen zusammen. Was sollte er davon halten? Noch immer kam kein Gedanke und er fühlte sich geistig leer. Nur das Feuer in seiner Seele erfüllte ihn und machte deutlich, dass kein Schlaf kommen würde. Irgendwie schien er noch auf etwas zu warten, wusste aber nicht auf was. Erst als er die Worte hörte, begriff er die überwältigende Zufriedenheit, die ihn endlich in einen ausgeglichenen Zustand versetzte. Nach dem Bestehen ihrer Abschlussprüfung hatte sich Draco die beiden Flügel auf den Rücken tätowieren lassen und als sein bester Freund fragte, wann er sie endlich fertig stellen lassen würde, hatte dieser nur entgegnet, dass es durchsichtige Flügel wären. Wie das Geheimnis, dass er tief in seiner Seele trug. Ein Geheimnis, dass Harry nun kannte, denn leise raunte der Blonde. „Ich liebe dich, Harry James Potter!“ Sicherheitslücke ---------------- Sicherheitslücke Die grünen Augen sahen mit einem unglaublichen Missfallen den beiden Menschen nach, die er als die wichtigsten hier an diesem Ort bezeichnete. Pärchenzeit! Wer hatte denn diesen Mist erfunden? Da musste er doch wirklich hier vor dem Kamin sitzen und seinem besten Freund und seiner besten Freundin nachsehen, weil sie sich eine Pärchenzeit nahmen! Und er? Er saß jetzt hier und tat was? Mit einem Seufzen sondierte er die Möglichkeiten, die ihm noch blieben. Zauberschach mit Dean und den anderen? Gespräche mit dem Haufen aufgebrachter Mitschülerinnen, die sich gackernd über den neusten Tratsch der Schule und der Zauberwelt unterhielten? Auf keinen Fall! Missgelaunt griff er nach der Zeitung, die neben ihm auf dem kleinen Tisch lag und blätterte durch die großen Seiten des Tagespropheten. Natürlich waren sie genauso interessant wie der Rest der Möglichkeiten, die sich ihm boten. Mürrisch schlug er nach wenigen Momenten die Zeitung wieder zu und ließ sie verachtend auf den Tisch zurückfallen. Er war Harry Potter! Der Harry Potter! Der Sohn der noch viel berühmteren Auroren Lily und James Potter! Und er war so unzufrieden, wie schon lange nicht mehr! Er, der König aller Streiche, die Zwillinge natürlich ausgelassen, der Draufgänger aller Draufgänger, der bester aller Quidditsh Spieler, die jemals hier zur Schule gegangen waren, ok, vielleicht war das übertrieben! Aber dennoch blieb die Tatsache, dass er mit all seinem Können, seiner Dreistigkeit und seinen furchtlosen Ideen seiner eigenen schlechten Laune chancenlos ausgeliefert war. Nachdenklich starrte er in die Flammen des Feuers und versuchte etwas zu finden, dass seine Laune bessern konnte. Plötzlich kam ihm ein Gedanke, der die vollen Lippen zu einem freudigen Lächeln zog. Heute früh hatten sie ihr Training draußen auf dem Quidditch Feld und ganz unerwartet tauchten die Slytherin auf, die Anspruch auf den Übungsplatz erhoben. Da ein Gryffindor niemals freiwillig das Feld räumte und ein Slytherin niemals seine auserkorene Beute entkommen ließ, entschied man sich für ein gemeinsames Probespiel. Nun deutlich zufriedener erhob sich der schwarzhaarige Sucher und machte sich auf den Weg in den Schlafsaal. Kurz grüßte er noch die anderen und als die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, ließ er sich mit einem breiten Grinsen auf sein Bett fallen. Es regnete schon seit Tagen und sie hatten sich um des Friedenswillen dazu entschlossen keinen einzigen Punkt zu zählen. Das war die einzige Taktik, mit der die beiden Häuser ohne Lehreraufsicht ein Spiel gegeneinander bestreiten konnten. Jetzt, da niemand mehr hier war und ihn stören konnte, wanderten seine Gedanken zu dem regennassen Morgen zurück. Hier, in seinem warmen Bett, weit ab jeglicher Gefahr konnte er still und heimlich bewundern. Dieser wilde, sture Blick, die herrschsüchtigen Bemerkungen, die spitzfindigen Beleidigungen und ja, diese unglaubliche Eleganz, mit der nur ein Draco Malfoy im Dauerregen auf seinem Besen sitzen konnte. Seufzend verschränkte er die Arme hinter dem Kopf. Seit wann er auf seinen ärgsten Rivalen stand, konnte er nicht sagen. Aber eines wusste er sicher, glücklicherweise war er nicht so dumm mitten im Spiel diese trickreichen Flugmanöver zu begaffen. Das wäre es noch, er, Harry Potter verlöre den Sieg seiner Mannschaft, weil er auf den verdammt heißen Arsch des gegnerischen Suchers starrte! Dafür gab es dann wohl keine Ausrede! Obwohl er sich hin und wieder schon fragte, ob und wenn ja, wann er denn dem Mann gestehen würde, dass er etwas von ihm wollte. Wenn er nur wüsste, dass er eine Chance bei dem Kerl hätte… Aber wie wahrscheinlich war es schon, dass ausgerechnet der bestaussehendste, attraktivste Slytherin auf Männer stand? Nein, das war wirklich nicht zu erwarten! Bei dem Gedanken an Männer, auf die er sich einließ, musste er an seinen langwierigen Freund Marc denken, mit dem er seine ersten Erfahrungen gesammelt hatte. Wann hatte er von ihm eigentlich das letzte Mal etwas gehört? Nachdenklich rollte sich Harry auf die Seite und warf einen Blick über den Brettrand. Wo war denn seine Tasche? Irgendwo in ihr musste er sein Telephon haben. Er hatte es heute Morgen leicht lieblos in diese verbannt und es seit dem nicht vermisst. Nun, trotz all der Technik war der schnellste Weg ihm eine Nachricht zukommen zu lassen noch immer eine Eule. Manchmal dauerte es Stunden, hin und wieder sogar Tage, bis er den kleinen Teufel wiederfand, der ihn auf magische Weise mit der Welt dort draußen verband. Er und dieses Gerät hatten keine besonders tiefgehende Beziehung und so angelte er die ebenso verbeulte Ledertasche zu sich, die schon seinem Vater beste Dienste geleistet hatte. Doch eben so sah sie aus, die vielen Scherze, die unzähligen Male, in denen sie Vater oder Sohn als Kissen diente, in denen sie unsanft mit dem Boden zusammenstieß, da sie einfach fallen gelassen wurde, hatten sie verbeult und zerschlissen werden lassen. Mühselig, noch immer auf dem Bauch liegend schlug er die lederne Tasche auf und begann in ihr zu wühlen. Irgendwo darin musste es doch sein. Ah, sein verloren geglaubtes Tintenfass tauchte wieder auf, das Buch für Zaubertränke landete unsanft außerhalb der schützenden Aufbewahrung. Erst ganz unten, verborgen von Pergamentrollen kam sein kleines Telephon wieder zum Vorschein. Er ließ sich erfreut zurück auf das Bett fallen und ignorierte das Chaos, welches nur in wenigen Sekunden vor seinem Bett entstanden war. Freudig tippte er auf die breite, einzelne Taste unten in der Mitte des Gerätes und blickte auf den vertrauten Bildschirm. Er mochte die Aufnahme vom Schloss sehr und mit der passenden Überschrift, dem Wort Quidditch in leicht verschnörkelten Buchstaben, konnte er sich keinen besseren Sperrbildschirm vorstellen. Mit einem Fingerstrich fuhr er über den Bildschirm und starrte auf einen grünen Hintergrund. Silbern, beinahe aufdringlich prangten darin die feingliedrigen Buchstarben, die in ihrer Gesamtheit das Wort Slytherin ergaben. „Ron, du sollst doch nicht immer meinen Hintergrund ändern!“ Beschwerte er sich und stellte mit einem Seufzen fest, dass er einen verpassten Anruf hatte und eine Nachricht. Es war ein seltsames Spiel, an dem der Rothaarige einen Gefallen gefunden hatte und meistens geschah es dann, wenn Harry wieder einmal nicht reagierte. Jedes Mal, wenn er sein Telephon ignorierend in die Ecke warf und es erst Tage später wieder zu suchen begann, hatte Ron den Hintergrund verändert. So glaubte Harry auch in diesem Falle nur an einen Streich, nicht bemerkend, dass dieses elegante, schwarze Gerät noch weitere eklatante Merkmale aufwies, die es unmöglich zu dem seinen machten. All dies ignorierend strich er das Menü mit dem Daumen herunter und erkannte, dass die unbekannte Nummer nicht in seinem Telephonbuch stand. Als gewisse Berühmtheit kam das nicht selten vor, Anrufe von Damen, die sich mehr versprachen, als Harry bereit war zu geben, trudelten viel zu oft ein. Ohne dem mehr Aufmerksamkeit als nötig zu schenken, schob er den verpassten Anruf zur Seite aus dem Bildschirm heraus. Nun drängte sich die Nachricht mit dem grünen Symbol an die erste Stelle und beinahe gedankenlos tippte er auf diese. Nur einen Sekundenbruchteil lang wurde der Bildschirm dunkel, bis sich die vertraute grün-weiße Oberfläche ins Bild schob. Neugierig tippte er auf den obersten Kontakt, spürte diesen Zweifel. War ihm nicht so, als passe da etwas nicht? Das ist mein Telephon! Ich will es wieder zurück! D. Malfoy Die Worte konnte er verstehen, ihre Bedeutung im Satz ebenfalls, jedoch nicht ihre direkte Aussage! Das war nicht sein Telephon? Völlig irritiert drehte er das Gerät in seinen Händen und versuchte zu verstehen, was man von ihm wollte. Oh! Wie vom Blitz durchfahren ergaben plötzlich all die kleinen Nebensächlichkeiten ein begreifliches Bild. Es war das gleiche Modell, die gleiche Farbe, aber es besaß keinen einzigen Kratzer. Im Vergleich zu seinem bemitleidenswerten Gerät schien es erst neu aus seiner Verpackung gefallen zu sein. Warte… wenn dieses hier nicht sein Telephon war, dann gehörte es Malfoy? Aber er hatte vollen Zugriff darauf! Warum war ihm so lange nicht bewusst gewesen, dass es nicht sein Telephon war? Die PIN! Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen und er begann breit zu grinsen. Mit einem Ruck setzte sich Harry auf, zog die Beine an und begann zu antworten. Na warte, dem würde er es zeigen! Der großmäulige, selbstverliebte, hochnäsige Prinz der Slytherins hat sein eigenes Handy nicht mit einer Pin gesichert? Warte, lass mich noch eine Runde auf dem Boden kullern vor Lachen! Zufrieden starrte er auf die Zeilen, wartete auf das Erscheinen des ersten Hakens, dann des zweiten. Nun mussten sie nur noch blau werden und es war klar, dass Malfoy die Nachricht gelesen hätte. Aufgeregt biss er sich auf die Unterlippe. Meine Güte, war das spannend. So konnte er endlich einmal direkten Kontakt zu Malfoy aufnehmen! Da, sie wurden blau! Haben dir 2 Stunden und 34 Minuten nicht ausgereicht? Die Antwort entlockte ihm ein breites, fieses Grinsen. Ein Blick auf die aller erste Nachricht zeigte, dass es stimmte. Sie war ungefähr 2 ½ Stunden her. So lange hatte der Kerl gebraucht? „Ganz schön langsam, Malfoy!“ Kommentierte er, während seine Finger schon über die Buchstaben flogen. Fertig! „Nimm das, du Schnecken-Schlange!“ Lachte er und drückte auf Senden. Oh, dass machte wirklich Spaß! So nah war er ihm noch nie! Ich weiß nicht so Recht, dir ist es ja anscheinend auch erst da aufgefallen. Dabei muss sich dein wertvolles Handy schon seit heute Morgen in meinem Besitz befinden! XD Nachdenklich starrte er auf diese Zeilen. So nah war er ihm noch nie. Warte, wusste der Kerl eigentlich, dass es sein Telephon war? Unsicher begann Harry auf seiner Lippe zu kauen. Sie hatten den gleichen Sperrbildschirm, daraus konnte man nichts schließen. Auch Vincent Miller, dessen attraktives Bild als Hintergrund prangte, konnte eher auf eine Schülerin hinweisen. Vielleicht wusste er nicht, wessen Telephon er in Händen hielt. Aber… war das gut? Nun begann sein Herz zu schlagen, stark und schnell. Der Text erschien oben im Fenster und verkündete, dass der andere schrieb. Ich will es zurück! Ich hoffe für dich, dass es nicht solche Kratzer besitzt wie dieses Exemplar hier! Ok, cool bleiben! Den Anfang hatte er versaut! Er hätte nicht gleich seiner alten Rivalität frönen sollen. Er hatte ja Recht, so nah war er dem Kerl noch nie gewesen. Was für Chancen hatte er sich da nur verspielt. „Harry, du bist ein Idiot! Und jetzt biege das wieder gerade! Oder versuche es zumindest!“ Tadelte sich der Sucher selbst und tippte nervös den nächsten Satz. Er konnte von seinen Provokationen jetzt nicht zu sehr abweichen. Sie würden sich treffen, um die Telephone wieder zu tauschen. Wenn er dem Gespräch einen guten Dreh geben konnte, käme er dem Kerl, in den er verknallt war, vielleicht etwas näher! Was bekomme ich denn dafür? Ich meine, deines gefällt mir ganz gut! Ok, das war keine wunderbare Lösung, der letzte Satz vielleicht ein wenig viel. Aber wie konnte er am besten von seinem provokanten Stil abweichen, ohne dabei zu verräterisch zu sein? Vielleicht konnte er ja auf die Bedingungen des anderen eingehen und so einen neuen Weg finden. Nun war er wirklich nervös. Allerdings schien Malfoy noch nicht zu wissen, wem dieses Gerät gehörte und so atmete er noch einmal tief ein und aus. Er konnte jetzt nur warten und erneut erschienen beide Haken unten neben der geschriebenen Nachricht. Jetzt hieß es also wieder warten. Allerdings dauerte es dieses Mal deutlich länger, anscheinend las der Slytherin die Nachricht nicht. Was machte er dann? Angespannt ließ Harry sich zurück auf das Bett fallen, das Telephon landete auf seinem Bauch. Vielleicht saß er über dem Buch, welches er heute als „Gute Nacht Geschichte“ las. Vielleicht war ihm das Gespräch zu langweilig geworden. Was gab es denn sonst noch für Gründe? Er griff nach dem schwarzen Gerät und zog es vor sein Gesicht, um dann auf die mittlere Taste zu drücken. Der Sperrbildschirm zeigte wieder das große Schloss und mürrisch strich er mit dem Daumen über den Bildschirm. Das Chatfenster erschien erneut und noch immer waren unter der Nachricht nur zwei graue Haken. Er hatte es immer noch nicht gelesen. VERDAMMT! Siedend heiß begriff der schwarzhaarige Sucher, was der andere noch machen konnte! Er konnte in seinem Telephon stöbern! Er konnte sich die Frage stellen, wem das Gerät gehörte und sich auf die Suche nach Indizien machen! „SCHEISSE! SCHEISSE! SCHEISSE!“ Schrie er mit einem Mal und mit einem Ruck saß Harry wieder aufrecht im Bett. „Oh nein, bitte nicht!“ Sein Herz schmerzte bei jedem Schlag, so stark pochte es. Das Blut war ihm heiß und kalt gleichzeitig in den Kopf gestiegen. Es gab mehr als ein Bild, von dem er nicht wollte, dass es Malfoy sah! Es konnte darauf verzichten, dass der Kerl erfuhr, was er so alles in den Ferien trieb. „Beruhige dich! Du weißt überhaupt nicht, was da gerade geschieht! Vielleicht stimmt es ja nicht! Genau, Harry, du bildest dir das alles nur ein. Vielleicht ist er auch nur auf Toilette gegangen und kommt gleich wieder.“ Mit zitternden Händen griff der Sucher nach dem Telephon und aktivierte es erneut. Der Druck in seiner Brust war grausam, schwer bekam er noch Luft. Ach du scheiße! Ja, jetzt hatte er die Nachricht gelesen! Und er antwortete! Nun hielt Harry die Luft an, da kam eine Bilddatei! Bei aller verfluchten Scheiße, was für ein Bild konnte das sein? Seine grünen Augen starrten wie gebannt auf den kleinen Kreis, in dem immer wieder der hellgrüne Balken wanderte. Vielleicht solltest du deine Frage noch einmal überdenken, Potter! Was bekomme ich dafür, dass ich das hier verschweige? Diese Worte prangten grausam und höhnisch unter dem Bild in der Diskothek, welches vor nicht all zu langer Zeit entstanden war. In den letzten Ferien hatte er sich mit seinem besten Freund Marc einen angenehmen Abend gemacht und mit ein wenig Alkohol den charmanten und äußerst attraktiven Mann kennengelernt, dessen Name ihm schon wieder entfallen war. Es war nur ein One-Night-Stand! Der Sex war zwar wirklich gut, aber der Kerl stellte sich am nächsten Morgen als gewaltiges Arschloch heraus. Warum also mehr Zeit mit ihm verbringen als notwendig? Nur die Bilder hatte er nicht gelöscht! Marc hatte sie an diesem Abend aufgenommen, warum wussten sie beide nicht mehr. Auf diesem saß er nun ohne Hemd und ohne Brille auf dem Schoß besagten Egoisten und während dieser seine breiten Hände auf Harrys Pobacken gelegt hatte, neigte sich dieser zu einem leidenschaftlichen Kuss herab. Ok, küssen konnte der Kerl, wirklich gut! „Ich bin erledigt!“ Mit diesen Worten ließ sich Harry wieder auf das Bett fallen, griff nach dem Kopfkissen und zog dieses unter seinem Kopf hervor, damit er es auf sein Gesicht drücken konnte. Wenn Malfoy wusste, dass er schwul war, und davon war auszugehen, dann würde sein Leben zur Hölle. Der Kerl würde ihn erpressen! Mit allem! Und wenn er ihn dazu zwang, dass er beim Quidditch gegen ihn verlor! „Scheiße! Scheiße! Scheiße!“ Schrie er in sein Kopfkissen und nur ein stark gedämpfter Ton erklang. Niemals hatte er damit gerechnet, dass dieser Tag so scheiße werden konnte. Und ja, er liebte das Worte Scheiße einfach! Wütend schnaubend verdrängte er die tadelnde Stimme seiner Mutter aus den eigenen Gedanken, die sich immer darüber ärgerte, wenn er dieses Schimpfwort benutze. „Es ist aber scheiße, Mum!“ Schrie er sauer, nachdem er das Kopfkissen weggezogen hatte und mit einem wütenden Ausruf pfefferte er das Kissen mit aller Kraft auf die andere Seite des Zimmers. Neben dem Bett von Neville schlug das arme Opfer gegen die Wand und rutschte von dieser zum Boden, wo es noch einmal zur Seite kippte und der Länge nach liegen blieb. Seine Brust hob und senkte sich schnell. Ok, klaren Kopf bewahren. Wenn jetzt eh alles zu spät war, dann konnte er den Drachen auch beim Schwanz packen! Sein Telephon war voll mit Beweisen, die nicht einmal Ron und Hermine kannten. Er hielt diese zwei Welten sehr gut getrennt und nicht einmal seine Eltern wussten, dass er schwul war. Sein Dad würde durchdrehen und so blieb nur Marc, mit dem er all das teilen konnte, was ihm so gefiel. Da sie beide in einem kleinen Kuhkaff lebten, hielt auch Marc es für angebracht, dass es nicht jeder wissen musste. Sie waren verdammt gerne in der nächsten großen Stadt feiern, dort war es egal, da kannte sie keiner! Wenn aber er schon solche Leichen im Keller hatte, wie sah es dann mit Malfoy aus? Doch dazu kam er noch gar nicht. Ein weiteres Bild kam und der Text darunter war mies! Die nächsten Ferien sind zu deiner unerträglichen Leidenschaft ja nicht mehr all zu fern. Vielleicht erträgst du die Wartezeit mit diesen eindeutigen Anregungen etwas besser. Marc! Da war er! In all seiner wunderbaren Pracht! Ok, untereinander waren sie auf keinen Fall verschwiegen! Da stand der Kerl, splitterfasernackt und von seinen Haarspitzen bis zur Mitte seiner Oberschenkel konnte er jeden Zentimeter dieses göttlichen Körpers bewundern. Ach ja, sein absolutes Lieblingsbild! Alleine bei der Erinnerung an all das, was er mit diesem Mann schon getan hatte… „Reiß dich zusammen!“ Mit diesen Worten klatschte er sich gleichzeitig links und rechts mit den flachen Händen auf die Wangen. Er musste zum Gegenschlag ausholen! So konnte es ja nicht weitergehn! Neugierig griff er nun nach dem Gerät, das eben auf’s Bett gefallen war, und schaute zuerst in der Galerie nach. Es gab wirklich nur zwei Kategorien; „Eigene Aufnahmen“ und „empfangene Bilder“. Na gut, was wurde dem Kerl denn so schönes zugeschickt? Schweigend starrte Harry auf die Bilder und konnte es kaum fassen. Es waren alles Familienphotos und sehr viele von Malfoys Neffen, der nun erst drei Jahre alt war. Der Kleine schien gerne mit seinem Onkel zu kuscheln und eines war dabei, dass Harry nicht wegwischen konnte. Draco saß auf einem edel bestickten Sofa, wahrscheinlich im Hause seiner Eltern oder seines Bruders Aris. Er hatte nur eine schwarze Hose an, war barfuß und trug ein elegantes, weißes Hemd, das jedoch zum Teil offen war. Der dreijährige Junge war gerade dabei vom Sofa springen zu wollen, als sein blonder Aufpasser ihn mit beiden Armen umschlang und quer über dem Sofa hing. Auf den Gesichtern der beiden Malfoykinder war ein Lachen zu erkennen. Hätte er sich nicht schon in diesen Kerl verliebt, wäre sein Herz spätestens jetzt hoffungslos verloren gewesen. Der Kerl konnte lächeln, dass es einen einfach umhaute! Wow! Aber das brachte ihn nicht weiter! Damit konnte er nur beweisen, dass auch Draco ein Mensch mit Gefühlen war, eben der Mensch, in den sich Harry verliebt hatte. Besonders der Vergleich mit seinem eigenen Grab ließ diese Tatsache unwichtig erscheinen. Er brauchte mehr! Die meisten Bilder waren starre, gestellte Familienszenen, es gab wenige Schnappschüsse und auch die wirkten wohl aussortiert. Das kleine Spiel mit dem Dreijährigen war die einzige Ausnahme. Auch der Chat gab wenig her. Im Grunde hatte er nur mit wenigen Leuten Kontakt. Sein Bruder gehörte dazu, seine Mutter und die beiden Schränke, die er als Handlanger abgestellt hatte. Natürlich fanden sich auch hier die einschlägigen Damen, die ihn angeschrieben hatten, aber nie eine Antwort bekamen. Anscheinend löschte er diese Anfragen immer wieder, denn sie reichten nur wenige Tage zurück. Nachdenklich ließ er das Gerät sinken. Ihm war da vorhin etwas aufgefallen. Er hatte auch mit Zabini Kontakt gehabt. Mit einem Kopfschütteln hob er das Telephon wieder an und suchte den Verlauf heraus. Suchend flog er über die Zeilen und dann fand er es. Sie schrieben nicht sehr viel miteinander, es war eine übersichtliche Unterhaltung, nicht sehr tiefgreifend. Es ging nur um einfache Dinge, Hausaufgaben, Nachfragen zu Testaufgaben und ähnliches. Aber immer wieder schien die Unterhaltung lückenhaft, als wäre ein Teil davon gelöscht worden. Nicht nur das. Da waren zwischenzeitlich Wochen, in denen es keinen Kontakt gab und Harry war sich sicher, dass der erste Zeitraum in die letzte Ferienzeit fiel. Jeder wusste, dass Blaise Zabini schwul war. Darum hassten ihn die Slytherin und quälten ihn schlimmer, als sie es mit einem Gryffindor jemals täten. Wenn es wirklich so war, wenn die beiden ein Geheimnis miteinander hatten, dann konnte es nur eines sein! Ob es noch andere Beweise gab? Sicher musste er nicht in den Gesprächsverläufen suchen. Da würde er nichts finden. Aber vielleicht in den Kontakten. Aufgeregt machte er sich weiter auf die Spurensuche und wurde fündig. C. Anthony! D. Tonny! G. Henry! So ging es noch eine Weile weiter. Immer wieder fanden sich männliche Vornamen, deren Nachname nur mit dem Anfangsbuchstaben versehen war. Aber nicht nur das, wenn er sich den Verlauf ansehen wollte, dann gab es keine Informationen dazu. Es war nur eingetragen, wann der Kontakt erstellt wurde. Angeblich gab es kein Telephonat, keine Nachricht, die geschrieben wurde, nichts! Es gab angeblich nichts! Also musste er es gelöscht habe! Tief atmete er ein und aus. Gut, also gab es eine winzige Chance, dass Draco Malfoy auch auf Männer stand und es deutlich besser versteckte als er selbst. Da gab es nur noch eines, was er tun konnte! Volles Risiko! Was willst du, Malfoy? Stand nun dort. Erst einmal anpirschen, bevor er die Katze aus dem Sack ließ. Nachdenklich versuchte er in seiner Erinnerung Situationen zu finden, die irgendwie verdächtig waren. Doch da war zu seinem Erschrecken kaum etwas zu finden. Wann hatte der Kerl ihm einmal Anlass gegeben über dessen sexuelle Ausrichtung nachzudenken? Wenn er ehrlich war, kam dieses niemals vor! Nun, bei den gefundenen Beweisen war diese Vermutung nur eben dieses, eine vage Vermutung! Er konnte nicht sagen, ob da noch mehr dahinter steckte. Noch nichts. Nur mein Telephon zurück. Über den Rest verhandeln wir danach! Über den Rest verhandelten sie später? Für einen Augenblick setzten seine Gedanken aus und er spürte, wie sein Blut absackte! Ein Schlucken. Hitze wallte in seinem Blut auf, brachte es zum Kochen und das Bild, welches wie ein Brandmal in seinen Gedanken alles verschlang, trieb seinen wechsellaunigen Lebenssaft in die einzige Region, in der er ihn nun nicht haben wollte. Eigentlich war er immer derjenige in seinen Träumen, der Draco dominierte. Dennoch war er jetzt in der klar unterlegenen Situation. Ein Moment, der von seiner flüchtigen, um ehrlich zu sein, notgeilen Phantasie ausgenutzt wurde. Er spürte die roten Fesseln, die ihm jede Bewegung unmöglich machten. Er spürte die Hitze des anderen Körpers, der auf ihm saß und sich an ihm rieb! Draco, über ihm, mit diesem kalten, berechnenden Lächeln und diesen Augen voller Leidenschaft! Schwer schluckte Harry. „Reiß… reiß dich zusammen…“ Flüsterte er und doch kamen diese Worte nicht bei ihm an. Mit beiden Händen schlug er sich kräftig auf die Wangen! „Ahrg…“ Kam schmerzhaft von ihm, doch eines blieb. Noch immer pulsierte sein Blut dort unten, ließ seinen kleinen Freund wie eine eins stehen und raubte ihm beinahe jeden klaren Gedanken! „Verdammt! Der Kerl kann aber auch in jeder Situation geil aussehen oder?“ Fluchte er leise und wünschte sich nun sein Kissen, damit er es noch einmal werfen konnte. Doch dieses lag schon drüben an der Wand und wollte nicht wieder zu ihm zurück. Ich stelle mir grade nur eine Frage, Malfoy. Mit zitternden Händen hielt er das schwarze Telephon und die Tatsache, dass Draco dieses Gerät ebenso berührt hatte, dass es so dicht an seinem Körper gewesen war, machte es nicht besser. Ein Teil in ihm wollte sich jetzt einfach der Lust hingeben und der Vorstellung folgen, dass es nicht die eigene Hand war, die den Weg ins Paradies ebnete. Eifersüchtig bei diesen Bildern? Ob das die richtige Weise war, konnte er nicht sagen. Sein Verstand arbeitete nur noch zu 40 Prozent, wenn überhaupt und die Geilheit wollte endlich Befriedigung! Er würde diesen Kerl heute Abend wahrscheinlich noch sehen! Wenn er so verdammt scharf war, würde er doch gleich über ihn her fallen und ihn keine Sekunde zu Wort kommen lassen. Er musste sich beherrschen… oder Hand anlegen! „Konzentriere dich, der Kerl muss antworten… oder eben nicht. Aber dann muss ich eben noch einen drauf legen!“ Sprach Harry erneut mit sich und ließ sich dann rückwärts auf das Bett fallen. „Oh,… nun schreib schon!“ Quengelte der schwarzhaarige Sucher und schloss die Augen. Als nach einer drängenden Ewigkeit noch immer nichts kam, griff Harry erneut nach dem Gerät und tippte mit bangem Herzen und zitternden Händen die nächste Provokation. Mir ist nur aufgefallen, dass gewisse Dinge bei dir fehlen! Du hast zwar peinlich genau darauf geachtet, dass du keine Spuren hinterlässt, aber ich glaube dir nicht, dass du plötzlich die gesamten Ferien keinen Kontakt zu Zabini hattest. Wieder warten! Jeder Herzschlag dröhnte in seinen Ohren, schmerzhaft spürte er ihn in seiner Brust. Jetzt hatte er den ersten Trumpf gespielt und die kleinen Haken waren blau. Er hatte es gelesen. Warum also antwortete er nicht? Geduld war nicht das, was Harry James Potter in diesem Augenblick besaß. Er war der Gefangene seiner eigenen Gefühle… Geilheit, Euphorie, Angst, Macht, Hilflosigkeit; sie alle spielten einen Reigen mit seinen Hormonen, die ein stetes Auf und Nieder der Gedanken mit sich brachten. Wieder begann er zu schreiben, die Hände schwitzig, zitternd, die Gedanken ebenso fahrig, wie der Atem schwer die Lunge verließ oder ihn füllte. Des Weiteren finden sich einige Herrn in deiner Kontaktliste, die nur mit ihrem Vornamen und dem ersten Buchstaben ihres Nachnamens geführt werden, mit denen du aber offenbar keinen Kontakt hast. Was soll ich davon halten? Angst mischte sich in diese Gefühle mit ein. Wieder war es ein Geduldsspiel. Wieder wusste er nicht, was er erwarten sollte. Jetzt hatte er jeden Trump ausgespielt. Wenn nun nichts kam oder wenn gerade jetzt etwas kam? Was machte er, wenn Draco ihm klar gestand, dass er Menschen wie ihn abscheulich fand? Wenn er in seiner Sexualität etwas Abstoßendes sah? Warum sollte ich darauf eifersüchtig sein, dass du durch fremde Betten tanzt, wie ein kleines Flittchen? Der Satz saß! Er wurde als Flittchen bezeichnet? Innerlich schien das genau die Albträume zu wecken, die eben aus dem tiefen Schlaf in ein leichtes Dösen verfallen waren. Er musste antworten. Er musste seiner Linie treu bleiben. Wenn er jetzt zeigte, dass er einen Wunden Punkt erwischt hatte, würde Draco ihn schlachten wie den Truthahn zu Thanks Giving! Das ist jetzt aber fies von dir! Dann hast du also einen anderen Beutetyp als ich? ^.~ Außerdem tanze ich nicht wie ein Flittchen durch fremde Betten! Angst ließ ihn den Atem anhalten. Der Text wurde gelesen. Schweiß bedeckte seine zitternden Hände, seine Stirn. Oben erschien die Nachricht, dass der andere gerade schrieb. Das sieht auf den Bildern aber anders aus. Wie vielen unterschiedlichen Männern schmeißt du dich da an den Hals? Drei… vier? Das war eine Aussage, mit der er arbeiten konnte. Erleichtert stieß er die Luft aus. Vielleicht konnte er auf diese Weise das Gespräch noch in eine andere Richtung lenken. Immerhin bedeutete es, dass Draco Interesse an diesem Gespräch zeigte. Also hieß es jetzt erst einmal die Anschuldigungen abzuwenden und dann… Drei, von denen ich mit einem über ein halbes Jahr zusammen gewesen bin. Ich lasse mich nur ungerne betrügen! Also habe ich ihn abgeschossen! Und der „Süße“, den ich so leidenschaftlich küsse während ich auf seinem Schoß sitze, hat sich im Nachhinein als nicht empfehlenswert herausgestellt. Wenn ich etwas mit einem selbstverliebten Egoisten beginnen will, frage ich dich! … sollte er seinen Kopf wieder einschalten! Was hatte er da geschireben? Der letzte Satz sprang ihm ins Auge und mit Unglauben versuchte er zu begreifen, dass er wirklich so etwas geschrieben hatte. Er war doch wirklich ein Idiot!!! Wütend warf er das Telephon zur Seite und schnaubte unterdrückt fluchend. Wie konnte er bitte so dämlich sein? Wie konnte er so etwas Dummes schreiben? Dafür war mit einem Schlag jede Regung, jede Form von Geilheit fortgewischt und nichts weiter als dumpfe, niederschmetternde Wut und erniedrigende Enttäuschung blieb. Er war erledigt! Wie konnte er denn Malfoy so offensiv anbaggern und gleichzeitig beleidigen? War er denn gänzlich Hirngestört? Wie hatte es seine Mutter noch in den letzten Ferien scherzhaft ausgedrückt: ‚Harry, du bist 17, lebe damit, dass dein Verstand öfter einmal anderen Bereichen das Denken überlässt! Aber keine Sorge, dass geht wieder vorbei.‘ Bis diese Katastrophe vorbei war, konnte er sich seinen eigenen Sarg aussuchen, so lange würde es dauern! Und Marc? Hast du mit ihm etwas Festes am Laufen? Irritiert starrten die grünen Augen auf die Zeilen, die da standen. Es ging um Marc? Warum war dem blonden Slytherin seine Beziehung so wichtig? Verwirrung machte sich in der Wut breit und löste diese auf, wie ein Schwall kochendes Wasser einen Haufen Schnee. Er sollte antworten. Warum auch immer Malfoy Interesse daran hatte, jetzt ging es um eine ehrliche Antwort. Mit unruhigen Gedanken und einer Leere im Bauch begann Harry zu tippen. Nein, fest würde ich es nicht bezeichnen. Er wohnt nur drei Straßen weiter und wir beide zeihen uns an… oder eher „aus“ wie Magnete. XD Kurz überlegte er, ob diese Aussage reichte, doch er wollte sie lieber nicht so stehen lassen. Irgendwie beschrieb das nur einen Teil ihrer Beziehung. Es ist eine ziemlich passende Freundschaft, in der wir beide gewisse Zugeständnisse genießen. Ja, Freundschaft traf es am Besten. Sie waren Freunde, die gerne das Bett miteinander teilten. So konnte er es ausdrücken. Er wollte nicht lügen, doch es war auch mehr als nur eine Bettgeschichte. Außerdem haben wir irgendwie beide kein Glück auf der Suche nach der großen Liebe. … Jetzt hieß es wieder warten und darin war er nicht sonderlich gut. Doch mehr konnte er nicht tun, die grünen Augen waren auf den Bildschirm gerichtet und sein Herz schlug noch immer wild. Er hatte das Gefühl, dass dieser Abend viel verändern konnte, wenn er es denn richtig anstellte. Sein Hirn wollte noch immer nur eingeschränkt arbeiten und so atmete er tief ein und aus, um sich etwas zu beruhigen. Du suchst die große Liebe? Schnell kam die Antwort und ebenso schnell flogen die Finger über die Tasten auf seinem Mobiltelephon. Er wollte jetzt keine Zeit verschwenden. Irgendwie schien der junge Mann mit dem sonst so kühlen Auftreten an dieser Unterhaltung einen Gefallen zu finden und so lange er ihn bei Laune hielt, konnte er daraus vielleicht etwas machen. Wer sucht die nicht? Irritiert kam direkt eine unerklärliche Antwort. … Mit einem Verdrehen der Augen konnte er nicht fassen, dass er drei Punkte erhielt. Was sollte das denn werden? Ein seltsames Gefühl von Ärger stieg in ihm auf und er schnaubte, während er die nächsten Worte schrieb. Wenn diese Schlange dachte, dass er rücksichtsvoller wurde, nur weil er ihn erpressen konnte, hatte dieser Idiot sich vertan! Ok, dieser gutaussehende Idiot. Komm, Malfoy, das ist keine Antwort! Davon abgesehen, dass du meine Ehrlichkeit nicht einmal verdienst! Säßen sie sich gegenüber, wäre jetzt eine Stille zwischen ihnen eingetreten, dass wusste der junge Potter sofort. Doch er hatte geschrieben und mit jedem Atemzug brodelte der Ärger über diesen verklemmten Trottel mehr in ihm auf. Warum habe ich sie nicht verdient? Sein Blut begann zu kochen und der eh schon eingeschränkte Denkprozess begann Ideen zu produzieren, die auf alten Gewohnheiten basierten. Als er schrieb, schien er alle Verachtung in diese Worte zu legen, zu der seine jahrelange Rivalität fähig war. Weil ich sie von dir nicht erwarte. Besser hätte er es nicht ausdrücken können. ER war immerhin ein Malfoy. Selbst wenn er… ja, selbst wenn er auch auf Männer stünde, was machte es schon für einen Unterschied? Plötzlich hielt Harry inne. Der Ärger wurde von einer gewissen Bitterkeit getränkt. Ja, selbst wenn Draco auf Männer stand, hieß das noch lange nicht, dass er auch auf ihn stand. Doch selbst wenn auch dieses der Fall war, bedeutete es noch lange keinen Sex oder eine Beziehung zwischen den beiden. Traurig starrte er auf die nächsten Zeilen. Das ich ehrlich zu dir bin? Plötzlich fühlte er sich dumm und eine ekelerregende Wut auf seine eigenen Worte kam in ihm auf. Ja, er hatte sich dumm verhalten und wenn es je eine Chance zwischen ihnen gab, dann hatte er sie vertan. Was erwartete er schon, dass der Slytherin sein Druckmittel aufgab und ihm Dinge gestand, die vielleicht gar nicht existierten? Verbittert und wütend schrieb er die nächsten Worte. Anscheinend nahm er gerade jeden einzelnen Gemütszustand mit, zu dem ein Mensch fähig war. Seine Bitterkeit spiegelte sich in dem wider, was er nun schrieb. Ja! Warum solltest du auch. Ich kann nichts beweisen und alleine der Textverlauf mit Marc bietet dir mehr als genug Stoff, um ganze Bücher darüber zu schreiben! Mürrisch und irgendwie den Tränen nahe warf er das Telephon zur Seite. Er konnte nicht sagen, was er denken oder fühlen sollte. Jeder Emotion war er so hilflos ausgeliefert, wie ein kleiner Junge. Er, der große, der beliebte und von so vielen verehrte Harry James Potter saß hier auf seinem Bett und konnte sich selbst nicht gegen das wehren, was hier geschah. Sonst war er der König der Streiche, jedem anderen überlegen, zumindest bildete er sich das ein, doch jetzt saß er hier und wollte heulen wie ein 5 Jähriger. Missmutig griff er erneut nach dem schwarzen Gerät und wollte einen Blick auf seinen besiegelten Untergang werfen. Vielleicht… habe ich eine Beziehung hinter mir, in der sich der andere Teil auch nicht sehr empfehlenswert verhalten hat. Wenn er jemals überrascht und überfordert in seinem Leben gewesen war, dann toppte es dieser Moment in seiner absoluten Gesamtheit. Er hatte einen bösen Kommentar erwartet, eine niederschmetternde Drohung oder sogar eine Erpressung. Immerhin hätte der andere alles von ihm verlangen können, sogar nackt beim Frühstück in der großen Halle aufzutauchen. Mit allem hatte er gerechnet, nur nicht damit. Lange her? Harry dachte nicht mehr, er schrieb nur noch. Sein Kopf war leer, überwältigt, fertig, gänzlich erledigt. Nein, in den Weihnachtsferien hat… Flach atmete der junge Zauberer und schluckte, während er schrieb. Was tat er hier? Ja? Sein Herz begann brutal zu schlagen, seine Lungen versagten ihm den Dienst und sein Verstand stürzte in eine absolute Leere. Er hat mir den Laufpass gegeben, weil er nicht verstehen konnte, dass ich meinen Eltern nichts sagen will! Was für ein… Die grünen Augen starrten auf den Text und er versuchte zu verstehen. Hatte Draco Malfoy ihm gerade gesagt, dass er mit einem Mann eine Beziehung gehabt hatte? Nein, oder? Das war… das war nicht möglich! Das bildete er sich nur ein! Da musste in Wirklichkeit etwas anderes stehen! Auf jeden Fall. So etwas konnte einfach nicht in dieser Welt real existieren. Ja? Holzkopf! War das alles? Mit aller Härte zwang sich der Gryffindor dazu zu atmen. Er musste es, er brauchte Sauerstoff. Innerlich starb er tausend Tode und versuchte irgendwie zu verstehen, was hier gerade passierte. Ganz vorsichtig rutschte er auf seinem Bett nach vorne und setzte sich auf die Kannte. Ihm wurde schlecht, als der Gedanke langsam Gestalt annahm, dass er diese Zeilen wirklich las. Das passierte wirklich. Schnappatmung setzte ein. Panik brach in ihm aus. Harry James Potter war in seinen Grundfesten so erschüttert, dass er nicht fähig war bewusst zu handeln. Gänzlich überfordert starrte er auf die Zeilen und las, was nun kam. Draco hatte wieder geschrieben. Nein, aber mir fehlen die passenden Worte, um meiner Wut ausreichend Nachdruck zu verleihen! Ich habe ihm zum Dank drei Wochen Übelkeit und Magengrimmen geschenkt! Drei Mal hatte er sie gelesen, bevor sein leeres Denkzentrum einen Sinn daraus finden konnte. Was er antwortete, begriff er nicht. Oha, ok, mit dir sollte man sich nicht anlegen, zukünftiger Meister der Zaubertränke! War das ein Kompliment? Nein! Wenn ich dir ein Kompliment mache, sage ich dir, dass du einen verdammt heißen Arsch hast! WAS? Bei allen verbotenen Flüchen dieser Welt, was hatte er da geschrieben. Panisch sprang Harry auf und betete, dass sein Verstand wieder zu arbeiten begann. Er würde das emotional nicht überleben. Er kroch ja jetzt schon auf dem Zahnfleisch. Getrieben begann er im Schlafraum zwischen den Betten auf und ab zu gehen. WIEBITTE??? Diese Reaktion konnte er verstehen und mit einem tiefen Atemzug hielt er an. Jetzt war eh alles verloren! Ich mag deinen Hintern! Das ist ein Scherz! Nein, oder ist dir nie aufgefallen, wie verdammt gut du aussiehst? … Nicht denken! Einfach nicht denken! Weiterschreiben und nicht denken! Harry stand mitten im Schlafraum der Gryffindors und war froh, dass keiner der anderen Jungen auf die Idee kam, jetzt das Bett aufzusuchen. Sie saßen noch unten, spielten Zauberschach oder hatten ihre Pärchenzeit. Doch so weit kamen seine Gedanken nicht, er tippte einfach weiter. Nicht denken war die Devise. Ach komm, wann hätte ich dir das denn sagen sollen? Während wir uns streiten? Klar, kommt immer gut! Den einen Moment stelle ich dir ein Bein und wenn du vor mir auf dem Boden liegst, säusel ich dir zu, wie geil dein Hinterteil aussieht? Obwohl … irgendwie gefällt mir die Idee! Schnauze, Potter! Wow, das war ja ein richtiges Schimpfwort! Schreib das noch mal! Vergiss es! Warum? Komm! Bitte! Nein! Dann komm her! WAS? In 15 Minuten oben auf dem Astronomieturm! Nein! Beweg dich oder soll dein geliebtes Handy den Turm ganz ausversehen herunterstürzen? … Ok… ich bin unterwegs! Immer wieder starrte er auf diese Zeilen. Er war unterwegs? Was hatte er geschrieben? Mit flachem Atem sah er noch einmal auf den Textverlauf und sein Herz setzte aus. In 15 Minuten oben auf dem Astronomieturm? Wie war er denn auf diese dämliche Idee gekommen? Mit zitternden Beinen setzte er sich in Bewegung. Er würde gleich Draco Malfoy begegnen, diesem geilen, verdammt scharf aussehenden Mistkerl, der jetzt wusste, was er getan hatte. Der jetzt sein dunkelstes Geheimnis kannte. Vorsichtig öffnete er die Tür und versuchte nicht nachzudenken, denn sein Blut floss in die falsche Richtung. Er musste denken. Denken! Wenn er diesem Mann begegnete, musste er die Oberhand behalten, sonst war es das. Dann würde Malfoy ihn für alle Zeiten in der Hand haben und demütigen. „Komm schon, Harry, du hast schon ganz andere Situationen geschaukelt. Du schaffst das!“ Sprach er sich selbst Mut zu und schlich aus dem Zimmer. Jetzt nur keinem begegnen. Jetzt nur heil oben ankommen. Jetzt den Verstand wiederfinden, die unendlich übertriebene Selbstverliebtheit und das überzogene Ego. Wo waren die, wenn er sie brauchte? Mit weichen Knien machte er sich auf den Weg und atmete erst wieder, als sich das Bild hinter ihm schloss. Er hatte es geschafft. Also, den ersten Teil. Ich bin schon da. Ich warte! Fahrig fuhr sich der Gryffindor durch die Haare, als er die Nachricht abgesendet hatte. Er wusste, dass er Geduld haben musste. Vielleicht war es auch gut. Hier oben war es noch etwas kühl, die frische Luft ließ seine aufgewühlten Gedanken etwas Ruhe finden und nervös trat er an die Brüstung heran. Ja, er sollte seine Coolness wieder finden, die würde er immerhin benötigen. Es konnte ja nicht mehr so lange dauern, bis der Blonde hier war. Er hatte sich direkt auf den Weg gemacht, vielleicht zögerte Draco noch. Doch was war, wenn er… wenn er nicht käme? Vorsichtig versuchte er die Schultern zu straffen. „Beruhige dich, Harry! Draco hat ein großes Interesse daran hier aufzutauchen. Wenn er es nicht tut, würde sein Handy drauf gehen und ich weiß mittlerweile, dass er auch auf Männer steht. Keiner von uns will, dass irgendjemand davon erfährt. Ja, er wird kommen!“ Ganz langsam klärten sich seine Gedanken und eine gewisse Ruhe kehrte wieder in ihn ein. Was auch immer gleich geschehen würde, es blieb ihm nur zu warten. Ganz gleich wie lange dies war. Bei diesem Gedanken zog er das Telephon aus der Hosentasche und warf einen Blick auf die Uhr. Mit einem leichten Grimmen entschied er sich nun dem ganzen etwas Nachdruck zu verleihen und wählte kurzerhand seine eigene Nummer an. Ungeduldig wanderte das schwarze Gerät an sein Ohr und er musste nur einen winzigen Moment warten, bis der Anruf angenommen wurde. „Ich warte noch immer!“ Gab er nun angefahren von sich und wusste, dass er die Aufregung nicht aus seiner Stimme verbannen konnte. „15 Minuten sind vor 15 Minuten vorbeigewesen. Ich weiß ja nicht, was du unter…“ Doch da fiel ihm Draco ins Wort. „Potter!“ Seine Stimme hatte einen herablassenden, überheblichen Ton. „Denkst du wirklich, dass ich zu dir gerannt komme wie ein dressierter Hund?“ Nun herrschte für einen Moment schweigen und der Anruf wurde unterbrochen. Das war eine Ansage! Langsam ließ Harry das Telefon wieder sinken und starrte entsetzt und verwirrt auf das Gerät in seiner Hand. Da hatte jemand aber verdammt Oberwasser erhalten. Nur, wann war der Kerl denn nun hier? „Sprachlos, Potter?“ Klang in seinen Ohren und die grünen Augen suchten das blasse Gesicht des jungen Slytherin. In dieser dreisten Anfuhr steckte viel zu viel Gelassenheit. Jetzt hieß es, ein perfektes Spiel zu spielen oder er würde es für alle Zeiten vergeigen! ~ ~ ~ ~ Harry, ich habe da eine Frage, die mir schon länger durch den Kopf geht. Ja? Das Wiesel hat sich doch so extrem darüber aufgeregt, dass wir beide eine engere Bekanntschaft begonnen haben. Engere Bekanntschaft? So kannst nur du das ausdrücken! Aber ja, er hat sich darüber aufgeregt. Sehr sogar. Das ist sehr seltsam, denn immerhin hat er dein Mobiltelephon doch regelmäßig genutzt, um deinen Hintergrund zu ändern, wenn du wieder einmal nicht reagiert hast. Ja??!! Worauf willst du hinaus???? O.o Wenn ich diese Bilder in wenigen Minuten entdecken konnte und mir klar wurde, dass es dein Gerät sein muss, warum hat das Wiesel dann nie begriffen, dass du ein leicht anderes Interesse hast? Das ist eine sehr gute Frage! Warte kurz, bin gleich wieder da!!!!!!!!!!!! ~ ~ ~ ~ Du hattest Recht!!!!!!!! X( Ich bin echt sauer auf Ron! Natürlich hat er es gewusst!!!! Du hast ihn direkt gefragt? Ja, natürlich! Er meinte total verlegen, dass er es schon seit zwei Jahren weiß und Hermine auch! Sie haben nur darauf gewartet, dass ich es ihnen erzähle! Das wäre vielleicht eine Idee gewesen. Sie sind immerhin deine Freunde. Genau, sie sind meine Freunde! Warum belügen sie mich dann so? Vor Gericht ist das Verschweigen von Teilwahrheiten auch eine Lüge. Hast du jemals einer Frau nachgesehen und behauptet, dass du sie attraktiv fandest? -.-° Ok, vielleicht hast du Recht. Ich sollte mich nicht so aufregen. Jetzt ist zumindest klar, dass sie es wissen und dass ich es weiß und dass sie wissen, dass ich in einer „engeren Bekanntschaft“ zu dir stehe. Das freut mich. ♥ Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)