I eleniël orco von abgemeldet (Die Sternentochter des Orks) ================================================================================ Kapitel 37: Die Überquerung des Nebelgebirges --------------------------------------------- Die drei Reisenden bereiteten sich auf einige ungemütliche Tage im hohen Gebirge vor. Es hatte nicht lange gedauert, bis der Winter sich hier im Norden etabliert hatte und es nun deutlich geworden war, dass sie so schnell keine Temperaturen über dem Gefrierpunkt mehr erwarten konnten. Dies hieß ebenso, dass, je höher sie ins Gebirge stiegen, es noch einmal empfindlich kälter werden würde. Schon längst hatten sie ihre Winterkleidung angezogen, die nun wirklich nötig wurde, und hatten nun auch auf ihrem Weg begonnen Feuerholz zu sammeln, jeder so viel, wie er tragen konnte, und auch Mistaroa und die beiden Pferde mussten Holzbündel tragen. Erst hatte Mistaroa nach Gimlis Händen geschnappt, als er versucht hatte ihm das provisorische Geschirr anzulegen, womit der Hund das Holz tragen konnte, doch dann hatte Earenis ihm die Arbeit abgenommen. Mistaroa wirkte dennoch nicht gerade glücklich. Das Land stieg mittlerweile merklich an und war deutlich hügeliger geworden. Das Vorgebirge war erreicht und stieg rasant zu der hohen Gebirgskette an, die sich auf so viele Meilen von Nord nach Süd durch Mittelerde zog. „Damals, als die Welt jung war und auch die Eldar soeben erst erwacht waren, zog der Vala Orome mit ihnen vom See Cuiviénen auch durch dieses Land“, erzählte Legolas eines Tages. „Manche von ihnen, meine Vorfahren, fürchteten sich jedoch vor diesen gewaltigen Bergen, hatten sie doch bis dahin nichts Vergleichbares gesehen. Also wandten sie sich unter der Führung Lenwes ab und gingen zunächst nach Süden und waren für viele Jahre aus den Erzählungen verschwunden. Erst lange Zeit später führte Lenwes Sohn Denethor sie nach Beleriand, in das Reich König Thingols. Diese Elben nennt man Nandor, Waldelben.“ Es gab noch einiges dazu zu erzählen, das wusste Earenis, und auch Gimli hatte schon ein wenig davon gehört. Doch Legolas brach an dieser Stelle ab, denn er wusste, dass alles Weitere die Noldor und damit das Volk von Earenis‘ Mutter in ein schlechtes Licht stellen würde. Das Nebelgebirge war ein wahrlich imposantes Gebirge; auch wenn sich Gimli beim besten Willen nicht vorstellen konnte, wie man sich davor fürchten konnte. Vielleicht war er aber einfach nur vorbelastet, eben weil er ein Zwerg war. Er jedenfalls freute sich, wieder einmal ein paar Berge um sich herum zu haben, egal, wie ungemütlich es werden konnte. Vielleicht eine Woche später erreichten sie den Fuß des Gebirgspasses. Schmal und steil wand er sich in das Hochgebirge. Hier mussten sie absteigen und zu Fuß weiter gehen. Sie banden die Pferde aneinander und führten sie vorsichtig auf den Pfad. Nur langsam konnten sie hier voran gehen, immer darauf bedacht, keinen Stein loszutreten. Schnell wurde der Abgrund zu ihrer rechten immer tiefer und auch der Weg wurde mal schmaler, mal breiter. Hin und wieder scheute sogar eines der Pferde. Dann wand sich Legolas, der die beiden Tiere führte, zu ihnen um und wisperte ihnen leise Worte in seiner Sprache ins Ohr. Gimli bestaunte noch immer, wie Legolas mit Tieren umgehen und sie dazu bewegen konnte, alles zu tun, was er von ihnen wollte. Nun, bis auf Mistaroa, der Hund hatte selbst nach ihm geschnappt, als er ihm einmal zu nahe gekommen war… Earenis ging voran und stocherte mit einem der Stöcke, die sie gesammelt hatten, im Schnee herum, der den Pfad bedeckte. Auf diese Weise prüfte sie, ob der Weg noch sicher war – zumindest so sicher, wie es eben sein konnte. Dennoch bemerkte Gimli das Eis unter dem Schnee. Nur gut, dass seine Stiefel eisenbeschlagen waren, auf diese Weise hatten sie mehr Halt. Er beneidete Legolas um seine Fähigkeit, einfach so auf dem Schnee laufen zu können. Earenis jedenfalls konnte dies auch nicht. Ob es daran lag, dass sie nur zur Hälfte eine Elbin war? Mit einem Male jedoch strauchelte sie, schrie vor Schreck auf und ruderte wild mit den Armen. Die Pferde schnaubten erschrocken. Legolas sprang vor und packte sie am Arm, bevor sie noch in den Abgrund stürzen konnte. Rasch zog er sie zu sich heran und hielt sie fest. Gimli bemerkte, wie auch sein Herz vor Schreck wild pochte. Das hätte auch wesentlich schlimmer enden können als mit einem Schreckmoment! Aber zum Glück war es nicht so weit gekommen. Und sogar mit einem Schmunzeln bemerkte er die Sorge in Legolas‘ Blick. Er hatte es ja geahnt! So langsam fing der Elb doch an, das Mädchen zu mögen! „Alles in Ordnung?“, fragte Legolas. „Ja. Ja, alles in Ordnung.“ Ein wenig verlegen löste sie sich von ihm und wischte sich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. „Muss wohl eine Eisplatte übersehen haben und bin ausgerutscht.“ Mit einem Zögern fügte sie kleinlaut an: „Danke…“ Gimli schmunzelte. Aha… „Dann ist ja gut“, sagte er. „Nichts passiert und alles noch heil. Dann sollten wir zusehen, dass wir weiter kommen und einen Unterschlupf für die Nacht finden. Es wird bald dunkel, sagt diese Zwergennase.“ So hielten sie es. Nun weitaus vorsichtiger setzten sie ihren Weg fort. Wenige Meilen später fanden sie auch tatsächlich eine Art kleine Höhle, mehr eine Mulde in der Felswand, die jedoch immerhin tief genug war, dass sie dort ihr etwas beengtes Lager aufschlagen und sogar leidlich vor den Witterungsbedingungen geschützt waren. In den nächsten Tagen stiegen sie immer höher in das Gebirge, das Wetter wurde immer ungemütlicher. Irgendwann begann auch Legolas zu bemerken, dass ihm unangenehm kalt war, von Earenis oder gar Gimli gar nicht zu sprechen. Selbst Mistaroa klemmte den Schwanz ein und auch die Pferde wurden immer störrischer, egal wie sehr Legolas auf sie ein redete. Doch alles hatte ein Ende und irgendwann einmal wurde das Wetter besser und der Pfad führte wieder mehr und mehr gen Tal. Ohne weitere große Zwischenfälle hatten sie schließlich das Gebirge überqueren können und befanden sich nun auf der Ostseite. Ein weites, wildes Land erstreckte sich hier und am Horizont ein grünes Band. Der Eryn Lasgalen. Bald waren sie am Ziel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)