I eleniël orco von abgemeldet (Die Sternentochter des Orks) ================================================================================ Kapitel 31: Ein neuer Feind --------------------------- Die Verluste waren zu beklagen, doch verschmerzbar und nicht zu hoch ausgefallen. Ihre Verteidigung hatte am Ende doch viele Leben gerettet. Überall waren Hochrufe auf den König und seine Verbündeten zu vernehmen. König Elessar ließ sich von seinen Untertanen hochleben, auch wenn Earenis beobachten konnte, dass sich Herr Elrond nicht allzu viel aus solcher Koketterie zu machen schien, denn schon hatten seine beiden Schatten ihm seine Medizinertasche gebracht und er versorgte mit seinen Söhnen die ersten Verwundeten noch auf dem Schlachtfeld notdürftig. Seltsame Leute, befand sie und machte sich mit diesem Gedanken selbst auf die Suche nach einem Heiler. Auch sie war freilich nicht ungeschoren aus dem Kampf gekommen und hatte so manche Wunde erlitten. Mistaroa schien ebenfalls auf einer Pfote leicht zu humpeln. Dennoch war er bei ihr geblieben, sie war stolz auf ihn. Leicht lächelnd tätschelte sie ihm den Kopf. Ein Heiler war schnell gefunden, und aufgrund dessen, dass sie sich nicht davon hatte aufhalten lassen sich feiern zu lassen, musste sie auch nicht allzu lang warten, bis sie an der Reihe war. Schnell hatte der Mann ihre Wunden in Augenschein genommen. Er schüttelte den Kopf. „Da hast du schon eine Rüstung getragen und dennoch hast du einiges abbekommen“, sagte er mit einer unangenehm hohen Stimme. Earenis verzog das Gesicht und zuckte nur wortlos mit den Schultern. „Mach deine Arbeit, dafür habe ich dich bezahlt“, sagte sie trocken. „Jaja“, nörgelte der Heiler. Schnell waren die Wunden mit Alkohol ausgewaschen, auch wenn es höllisch brannte. Es gab schlimmere Schmerzen, befand sie und biss die Zähne zusammen. Manche der Wunden waren nicht allzu tief, manche jedoch mussten, nachdem sie auf diese Weise ausgewaschen worden waren, noch einmal genäht werden. Dies nahm einige Zeit in Anspruch, bevor Earenis gehen konnte. Der Heiler hatte ihr noch angeboten, auch nach Mistaroa zu sehen, aber das wollte sie lieber selbst in die Hand nehmen. Sie wusste, wie schnell Mistaroa bei anderen bissig wurde, vor allem wenn diese ihm in vermeintlich böser Absicht Schmerzen bereiteten. Sie begab sich mit ihrem Hund wieder auf ihre kleine Kammer in den Kasernen. „Dann wollen wir einmal“, sagte sie mehr zu sich als zu Mistaroa. Diesen hieß sie sich hinzulegen und ihr die Pfote zu zeigen, die ihm Probleme bereitete. Schnell war das Bein abgetastet und zu ihrer Erleichterung konnte sie keine Brüche feststellen. Lediglich an den Fußballen machte sie einen tiefen Schnitt aus, wo sich Mistaroa vielleicht an einer fallen gelassenen Waffe oder einem Rüstungsteil geschnitten hatte. Sie wusch die Wunde aus und verband sie. Damit sollte es wohl getan sein. In dem Moment klopfte es an ihre Tür. „Herein!“, rief sie und einer der beiden Noldor in Elronds Schatten trat ein. Es war wohl Ceomon, wenn sie sich recht entsann. Sie runzelte die Stirn. Was wollte er hier von ihr? „Der Herr schickt mich“, begann er sogleich. „Wir haben ein Problem und es scheint auch dich zu betreffen.“ Sofort wurde sie stocksteif. Es war doch wohl nicht wegen des gestohlenen Ringes?! „Was… ist es?“, fragte sie vorsichtig. „Wir haben einen Gefangenen gemacht“, erklärte Ceomon, „und wollen ihn nun zum Reden bringen, wer uns die Orks geschickt hat. Allerdings verlangt er nach Euch oder würde eher sterben, bevor er auch nur ein Wort sagt.“ Da er Earenis‘ verwirrte Miene bemerkte, fügte er an: „Wir verstehen es genauso wenig, aber… Auf einen Versuch kommt es jedenfalls an.“ Earenis meinte, dass ihr ein Stein vom Herzen fiel. Wenn es weiter nichts war! Mistaroa befahl sie in der Kammer zu bleiben, damit er seine verletzte Pfote ausruhen konnte, auch wenn es ihm nicht gefiel. Dann folgte sie Ceomon. Der Noldo führte sie zum Stadthaus, allerdings in den Teil, wo die Gefängnisse untergebracht waren. Dort öffnete er ihr eine Tür und ließ sie hinein. Nebst dem Bürgermeister Valandil, traf sie hier auch auf Herrn Elrond und seine Söhne, König Elessar, Legolas und Gimli. Sie hatten sich um einen am Boden gefesselten Ork versammelt, der sie alle giftig anstarrte und gelegentlich halbherzig versuchte seinen Fesseln zu entkommen. Als er Earenis sah, stahl sich jedoch ein boshaftes Lächeln auf seine Züge. „Redest du nun, du Scheusal?“, zischte einer der Zwillinge, während er sein Schwert auf die Kehle des Gefangenen richtete. „Da ist sie, warum auch immer du sie sehen willst.“ „Die Gerüchte stimmen“, knurrte der Ork, als er sie sah. „Du bist wie ER.“ Earenis verstand nicht, was hier vor sich ging. „Wie… wer?“, fragte sie zögernd. „Wie Ghâshburz, wie  mein Herr“, lautete die hämische Antwort. „Er will dich haben und er wird dich bekommen.“ In dem Moment entglitten ihr wohl die Gesichtszüge. Auch die anderen Anwesenden waren nicht minder überrascht. „Ist er es, der euch schickte?“, fragte der König, der als erstes zu seiner Stimme zurückfand. „Ja.“ „Was will er?“ „Eure Köpfe.“ „Die er nicht bekommen wird. Einige wenige Hundertschaften hätten niemals dafür gereicht“, stellte König Elessar klar. „Nein. Die waren nur eine Warnung und um euch zu testen.“ „Dann hat er noch mehr Armeen? Größere?“, mischte sich nun auch Herr Elrond ein. „Ja.“ „Wie groß?“ Doch darauf gab der Ork keine Antwort mehr. Elronds zweiter Sohn trat auf ihn zu und schlug ihn hart mit dem gepanzerten Handschuh ins Gesicht, doch selbst darauf gab der Ork nicht die gewünschte Antwort. „Und er hat viele Verbündete“, sagte er stattdessen. „Viele Spione, manche freiwillig und manche wissen nicht einmal, dass sie für ihn arbeiten.“ Dabei warf er einen Blick in die Runde, der absolut nicht gefallen wollte. Earenis bemerkte die beunruhigten Blicke, die Herr Elrond und König Elessar miteinander tauschten. Anscheinend fand nicht nur sie die Situation so bedrohlich. „Und was noch viel schöner ist“, und hierbei wandte sich der Ork Legolas zu, „ist, dass mein Herr sich nicht nur mit Eriador begnügen wird.“ Der laegel sah alarmiert auf. „Was soll das heißen? Sprich!“ „Dass König Thranduil ebenso bald Besuch bekommen wird wie diese Stadt hier.“ „Plant er also größere Eroberungen zu machen?“ „Mehr als das.“ „Was mehr?“ Doch wieder schwieg der Ork und alle Schläge halfen nichts, um ihn wieder zum Reden zu bringen. Es wurde schnell ersichtlich, dass er auch nicht mehr reden würde. Elrond wandte sich seinem Sohn zu, der den Ork immer noch mit seinem Schwert bedrohte. „Elladan, wir haben genug gehört.“ Elladan nickte und versenkte die Klinge in der Kehle des Orks. Röchelnd ging die Kreatur zu Boden. Elrond wandte sich ab. „Ich ziehe mich zurück, ich muss nachdenken“, sagte er. „Ceomon, Rethtulu, kommt mit.“ Damit ging er. „Das werden wir wohl alle müssen“, murmelte König Elessar und folgte ihm. Als einziger von den Anwesenden blieb Gimli noch für einen Moment bei Earenis stehen. „Alles in Ordnung?“, fragte er, denn er hatte wohl gesehen, dass sie blass geworden war. „Ist schon in Ordnung“, sagte sie abweisend. Das war auch für sie zu viel gewesen. Hatte der Ork wirklich angedeutet, dass es ein anderes Halbblut wie sie gab? Dass ihr unbekannter Feind eines war? Das konnte nicht sein! Der Zwerg klopfte ihr auf den Arm. „Komm vielleicht nach diesem turbulenten Tag ein wenig zur Ruhe“, sagte er. „Morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.“ „Womöglich…“ Sie war sich da allerdings nicht allzu sicher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)