I eleniël orco von abgemeldet (Die Sternentochter des Orks) ================================================================================ Kapitel 28: Questlog: Aus Feind Mach Freund ------------------------------------------- Wie Gimli es versprochen hatte, hatte er sich (zumindest nachdem Valandil offiziell vorgewarnt und jeder Protest im Keim erstickt worden war) die Wehranlagen aus nächster Nähe genauer angesehen. Legolas hatte ihn dabei begleitet und gleichzeitig ein Auge auf die Wachen auf den Mauerkronen geworfen. Aragorn war nicht allzu begeistert gewesen von dem, was sie berichteten, lebte aber wie sie in der Hoffnung, dass sie die missliche Lage noch irgendwie rechtzeitig zurecht biegen konnten. Nach dem, was ihre Späher berichteten, hatten sie nur noch wenige Tage, bis der Feind vor den Stadttoren stand. Nun, einen Tag später, schlenderten die beiden Freunde über den Markt und besahen sich die Auslage, überwiegend Trockenobst oder Haushaltswaren wie Bastkörbe oder Tontöpfe. Es war nicht allzu voll, denn das Wetter wurde von Tag zu Tag unangenehmer und kälter. Immerhin regnete es nicht, was wohl eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Wetter der letzten Wochen war. Gelegentlich kam sogar die Sonne durch die Wolken. „Viel Arbeit, die wir da vor uns haben“, bemerkte Gimli. „Ja, das haben wir wohl“, sagte Legolas lakonisch. Dem Elb schmeckte es wohl nicht ganz so sehr, dass es mehr Arbeit war als gedacht. Gimli überlegte, ob er seinem Freund eine Peitsche kaufen sollte, damit dieser die Schützen besser antreiben konnte, so dass er es schneller hinter sich bringen konnte. In dem Moment bemerkte er jedoch etwas anderes. „Sieh mal dort, Earenis“, sagte er und deutete auf die Elbin. Jene befand sich am Stand eines Schmiedes und besah sich die Auslage. Zumeist waren es einfache Küchengeräte oder Werkzeuge für die Feldarbeit, es befanden sich allerdings auch einige Messer darunter, die Earenis‘ Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatten. „Na toll …“ Murrend wollte Legolas schon abdrehen, doch dieses Mal war Gimli schneller. Er hielt seinen Freund am Ärmel fest. „Schön hiergeblieben“, sagte er. „Wir gehen jetzt beide zu ihr hin und führen ein vernünftiges Gespräch wie unter zivilisierten Leuten. Wir giften uns nicht gegenseitig an und wollen uns nicht die Köpfe einschlagen. Ja?“ Legolas kniff die Augen zusammen. „Hast du dir vorgenommen, dass wir Freunde werden, Earenis und ich?“ Gimli legte eine Unschuldsmine auf. „Mehr oder weniger“, gestand er. „Müsst ja nicht gleich beste Freunde werden, aber ich bin sicher, dass du erkennen wirst, dass man mit ihr auch bestimmt gut reden kann. Du weißt ja, wie das mit dem Starrsinn der Zwerge ist …“ Legolas seufzte schicksalsergeben. „Ja, das weiß ich. Leider.“ „So!“ Gimli stapfte daraufhin zielgenau auf Earenis zu, allerdings darauf achtend, dass Legolas ihm auch wirklich folgte und nicht heimlich floh. „Hallo!“, begrüßte er die Elbin enthusiastisch. Er war sich sicher, dass sein Plan aufgehen würde. Earenis wandte sich den Neuankömmlingen zu. Zuerst bemerkte sie Gimli und ein Lächeln huschte über ihr sonst durchwegs finsteres Gesicht, doch als sie Legolas‘ gewahr wurde, verfiel sie gleich in altbekannte Mimiken zurück. „Hallo“, grummelte sie zurück. Legolas hielt sich dezent im Hintergrund und versuchte möglichst wie Luft zu wirken. „Wir sahen dich hier so allein stehen und dachten uns, dass du dich vielleicht über ein wenig Gesellschaft freust“, versuchte Gimli ein Gespräch in Gang zu bringen. „Hmmhmm. Nett.“ So wirklich schien sie nicht begeistert zu sein. „Was besiehst du dir denn da?“, versuchte er es erneut. „Messer.“ Sie ließ sich ja auch wirklich alles aus der Nase ziehen! Aber das würde sicher noch werden. „Gute Qualität, oder?“, urteilte Gimli nach einem raschen Blick über die Auslage. Die Schmiedearbeiten machten in der Tat einen guten Eindruck. „Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt nicht wirklich“, bemerkte Earenis. „Gute Messer, ja. Aber nichtsdestotrotz überteuert.“ Allmählich schien auch Legolas‘ Interesse geweckt worden zu sein. Gimli klopfte sich gedanklich auf die Schultern, als der Elb neben ihn trat und eines der Langmesser genauer in Augenschein nahm. Prüfend balancierte er es auf dem Finger. „Ein Fleischermesser“, stellte er abwertend fest. „Gut zum Hacken aber für einen Kampf, wofür dieses wahrscheinlich angedacht war, nicht geeignet.“ „Ich habe ja auch nie gesagt, dass alle Messer gut sind“, grummelte Earenis, offensichtlich schon wieder noch ein ganzes Stück verstimmter. „Das stimmt wohl.“ Legolas‘ Blick fiel auf das Schwert, das an Earenis Hüfte hing. Es war neu, jenes, das Aragorn ihr versprochen hatte. „Darf ich einmal?“, fragte er, und dass er in einem vernünftigen Ton fragte, sah Gimli als noch viel größeren Erfolg des Tages an. Earenis jedenfalls schien dem Frieden nicht ganz zu trauen. Dennoch lockerte sie das Schwert in der Scheide, zog es und reichte es ihm mit dem Heft voran. Legolas trat ein wenig zurück, um mehr Platz zu haben, dann schwang er es probeweise und prüfte die Schneiden. „Das ist gute Arbeit“, stellte er anerkennend fest. „Der König gab es mir“, sagte sie leise. „Er ist gerecht und weise, es wäre sicher niemals sein Ansinnen gewesen mich zu verspotten, indem er mir ein schlechtes Schwert gibt.“ „Es ist eine angemessene Waffe, denke ich“, warf Gimli ein. „Du hast sie dir verdient.“ „Eigentlich Mistaroa“, korrigierte Earenis. „Er hat mich auf die Gefahr aufmerksam gemacht.“ Der Hund hatte bis jetzt in einer Ecke des Marktes gedöst und hin und wieder träge an einem Knochen zwischen seinen riesigen Pfoten geknabbert. Als er nun seinen Namen hörte, sprang er sofort auf und trabte zu seiner Herrin. Bei ihr angekommen, setzte er sich vor sie hin, sah sie aus großen Hundeaugen an und erwartete wohl wieder einmal Streicheleinheiten. Sie beachtete ihn nicht weiter. Legolas reichte das Schwert zurück. „Vielleicht … vielleicht sollte ich mich bei dir entschuldigen.“ Verlegen wie ein Schuljunge, der Unfug angestellt hatte, starrte er auf seine Stiefelspitzen. „Mein Misstrauen an jenem Abend war wohl nicht ganz gerechtfertigt.“ Das war eine interessante Entwicklung der Dinge! Gimli nickte anerkennend und auch Earenis schien verblüfft. Sie hatte wohl noch am allerwenigsten damit gerechnet. „Schon gut“, sagte sie nur. Anscheinend war ihr dieses Thema unangenehm, denn sie wechselte es rasch. „Ich habe gehört, dass Ihr die Verteidigung dieser Stadt neu aufbauen wollt.“ „Zwangsweise, ja“, bestätigte Gimli. „Bruchbude trifft es ganz gut als Bezeichnung, finde ich. Aber irgendwie wird es schon.“ Da er Earenis besorgte Mine bemerkte, fügte er an: „Du machst dir doch nicht etwa Sorgen um irgendetwas bezüglich der paar Orks, die bald vor den Toren stehen?“ „Na ja …“ Sie druckste ein wenig herum. „Ich habe noch nie an einer Belagerung teilgenommen. Bei diversen Söldnertruppen angeheuert und vielleicht auch die eine oder andere Bande von Banditen, aber das … ist doch etwas größer, als gelegentlich einen Troll jagen oder dergleichen.“ „Mach dir da keinen Kopf, Mädchen“, versuchte Gimli sie zu trösten. „Aragorn wird schon alles ordentlich hinbekommen, das hat er immer, du wirst schon sehen.“ Earenis lächelte dankbar. Legolas legte eine nachdenkliche Mine auf. „Mir kommt gerade ein Gedanke … Hast du vielleicht die Trolle in den Trollhöhen getötet?“, fragte er. „Als wir in den Norden zogen, zu der Höhle, wo wir dich fanden, fanden wir auf dem Weg zwei tote Trolle. Einer von beiden sah so aus, als habe ein großer Wolf oder Hund ihn gerissen; was es genau war, konnte man nicht mehr erkennen.“ „Ja, das waren Mistaroa und ich“, bestätigte sie. „Einige Dörfler hatten mich angeheuert, dass ich mich des Problems annehme.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Also hab ich’s gemacht.“ Legolas schien mit sich zu ringen, aber dann nickte er doch anerkennend. „Nicht jeder wird mit zwei Trollen zugleich fertig.“ Sie brummte nur zur Bestätigung. Anscheinend schien sie dem Frieden nicht mehr ganz zu trauen. Aber immerhin war Gimli mit dem Ergebnis zufrieden, Legolas war über seinen Schatten gesprungen. Er wusste doch, er konnte den Jungen dazu bewegen! Auch wenn es vielleicht für’s Erste genug war. „Wir haben noch ein paar Gänge zu erledigen“, sagte er daher. „Es war ein nettes Gespräch und wir sehen uns bestimmt bald wieder.“ Sie verabschiedeten sich und ihre Wege trennten sich wieder. Im Weggehen sagte Gimli leise zu seinem Freund: „Siehst du, das ging doch.“ „Ach, sei still!“ Legolas hasste es, wenn der Zwerg Recht hatte. Gimli grinste in seinen Bart hinein. Der Tag war ein voller Erfolg!  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)