I eleniël orco von abgemeldet (Die Sternentochter des Orks) ================================================================================ Kapitel 26: Verdachtsfälle -------------------------- Elrond ritt Seite an Seite mit Estel in die Stadt ein. Natürlich starrten die Bewohner, aber er war solches schon seit jeher gewöhnt. Ein Heer von Elben zog in die Stadt ein, angeführt von einem Halbelb, einer noch größeren Kuriosität. Und dann war er auch noch nun einmal er. Manchmal war Berühmtheit ein Klotz am Bein, befand er. Gil-galad hatte immer gelacht, wenn er sagte, dass er genauso zufrieden mit seinem Leben wäre, wäre er Bauer geworden oder einfacher Landheiler. Wobei… wahrscheinlich eher letzteres. Schlussendlich lag diese Einstellung wohl einfach nur an seiner Kindheit: Er war recht bescheiden aufgezogen worden; am Ende hatten Onkel Maglor und Onkel Maedhros kaum noch etwas von ihrem einstigen Reichtum besessen. Immerhin starrte man nicht nur ihn an sondern auch Estel. Es stand dem Jungen wohl auch ganz gut zu Gesicht, von ihm begleitet zu werden, so sahen gleich alle, dass er zu seinem Ziehsohn stand und welche Verbündeten dieser hatte. Und immerhin konnten sich Elladan und Elrohir wenigstens für diesen Moment beherrschen. Aus alter Gewohnheit heraus nahm er sogleich die Wehranlagen der Stadt in Augenschein. Er sah schnell, dass hier noch viel zu tun war, aber verständlicherweise hatte man beim Wiederaufbau zunächst Wert auf die Stadt an sich gelegt und nicht auf ihre Verteidigung. Wer rechnete auch jetzt noch, nach Saurons Fall, mit einer größeren Bedrohung durch Orks? Vielleicht hätten sie es ja tun sollen. Aber wenn weder er noch Galadriel etwas geahnt hatten… Und von Círdan hatte er ebenso keine Nachricht erhalten. Wie also hätten sie es wissen können? Er sollte sich keine Vorwürfe machen, schalt er sich selbst. „Das wird keine leichte Aufgabe“, hörte er hinter sich Rethtulu leise auf Quenya raunen. „Cenanye“, erwiderte er ebenso. „Aber wir werden das schon regeln können. Wir hatten schon weitaus aussichtslosere Kämpfe gefochten. So schlimm wird es schon nicht.“ „Würde ich deinen Optimismus teilen können“, warf Estel leise genug ein, dass die Passanten ihn nicht hören konnten. „Mir wurde eigentlich zugetragen, dass die Bauarbeiten schon viel weiter fortgeschritten seien, als sie es tatsächlich sind.“ Elrond sah ihn fragend an. „Willst du damit sagen, dass man dich belogen hat?“ „Nun…“ Estel druckste ein wenig herum. „Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und zu schnell urteilen. Aber es sieht doch fast danach aus… Wir werden es zumindest vielleicht bald in Erfahrung bringen, dort vorne ist der Bürgermeister.“ Elrond prüfte noch einmal, ob sein Äußeres stimmte, immerhin hatte er recht schnell, nachdem er damals zu Gil-galad gekommen war, gelernt, dass viel von Äußerlichkeiten abhing. Leider, wie er befand, aber es war nicht zu ändern. Daher bemühte er sich um eine möglichst hoheitsvolle Miene und saß gerade auf seinem Pferd – während er sich insgeheim fragte, warum nicht jeder sah, wie aufgesetzt das doch wirken musste. Der Bürgermeister war, wie klischeehaft, ein kleiner und dazu auch noch dicklicher Mann in viel zu übertriebenen, überteuerten Roben, der die Neuankömmlinge auf den Stufen des Rathauses in Empfang nahm. Estel und Elrond ritten vor, während ihre Leute auf dem Platz vor dem Rathaus Aufstellung nahmen, so gut es eben ging. In angemessenem Abstand stiegen sie von ihren Pferden und gingen zum Bürgermeister. Dieser verneigte sich tief aber händereibend vor ihnen, während seine ihn flankierende Garde auf die Knie sank. „Willkommen“, sagte der kleine Mann und Elrond bemerkte still bei sich, dass er ihn nicht ernst nehmen konnte, so ausstaffiert, wie er war. „Mein Name ist Valandil, Euer Gnaden haben sicherlich schon von mir gehört.“ „Ich bin erfreut Euch nun persönlich kennen lernen zu dürfen, Valandil“, tauschte Estel die üblichen Höflichkeitsfloskeln aus. Valandil verbeugte sich erneut äußerst tief; für Elronds Geschmack schon fast zu tief. Dann riss er sich zusammen. Warum nur war er diesem Mann gegenüber so voreingenommen? Es konnte doch nicht wirklich nur am Äußeren liegen! Aber am Verhalten, wisperte eine leise Stimme in sein Ohr. Und das stimmte wohl, stellte er fest. Valandil war zu unterwürfig. Hatte Estel nicht außerdem soeben angedeutet, dass nicht alles ganz so aussah, wie man ihm berichtet hatte? Vielleicht sollte er einige kleine Nachforschungen anstellen, überlegte er. Valandil wandte sich nun ihm zu. „Auch Euch soll die Ehre gegeben werden, Meister Elrond“, sagte er. „Ich bin höchst erfreut Euch in meiner Stadt willkommen zu heißen. Man hört so viel von Euch, da hoffe ich, dass ich Euch einen angenehmen Aufenthalt bereiten kann!“ Elrond lächelte kühl. „Ich bin erfreut Eure Gastfreundschaft genießen zu dürfen. Ich bin mir sicher, sie ist vorzüglich.“ Ein breites Lächeln huschte über Valandils Gesicht und er klatschte in die Hände. „Dann soll alles gerichtet werden!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)