I eleniël orco von abgemeldet (Die Sternentochter des Orks) ================================================================================ Kapitel 20: Gewisse Differenzen ------------------------------- Der Diebstahl war bald in aller Munde und das Gesprächsthema Nummer eins. Herr Elrond war natürlich außer sich und wahrscheinlich durfte halb Bruchtal mit anhören, wie Fürst Glorfindel verbal zerfetzt wurde. Dann begann das große Suchen, doch keine Spur vom Täter war zu finden. Er war wie vom Erdboden verschluckt. Einige Tage später nutzten Legolas und Gimli den ersten wirklich schönen Tag seit Wochen und spazierten ein wenig durch Bruchtals Gärten. Sie waren entgegen ihrer Planung länger in Imladris geblieben, denn das Wetter hatte sie gebunden, denn bei solchen Witterungsbedingungen war es kein Zuckerschlecken die Berge zu überqueren. Sie hatten bereits Kunde zu ihren Vätern geschickt, dass diese sich keine Sorgen machten, warum sich ihre Ankunft verzögerte. „Und, hast du eine Ahnung, wer es gewesen sein könnte?“, fragte Gimli nun. Legolas zuckte mit den Schultern. „Woher soll ich es wissen?“, entgegnete er. „Ich habe in der Nacht genauso tief geschlafen wie du. Und du weißt ja, was man sich sagt: Nicht einmal Herr Elronds Wachhunde haben Alarm geschlagen.“ „Wenn ich an Garahû denke, ist das ja auch kein Wunder“, frotzelte Gimli. Der laegel knuffte ihn in die Seite. „Sei nicht so gemein“, sagte er zwinkernd. „Garahû ist das einzige Tier des Rudels, das so schlimm ist.“ „Bist du sicher, dass sich das nicht doch auf die anderen Hunde überträgt? Sind immerhin dieselbe Züchtung.“ „Gimli…“ „Ja, ja, ich hör ja schon auf.“ Nach einer Weile des Schweigens kam Gimli dennoch wieder auf sein ursprüngliches Thema zurück: „Hast du denn nicht einmal eine Vermutung, wer der Dieb gewesen sein könnte?“ „Keiner von hier, das steht wohl schon einmal fest“, meinte sein Freund. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Elb hier Herrn Elrond bestehlen würde.“ „Meinst du…“, und hier senkte der naug seine Stimme beschwörend, „meinst du, einer von Aragorns Leuten könnte es gewesen sein?!“ „Nein, auf keinen Fall!“, sagte Legolas vehement. „Das wollte ich damit nun nicht sagen! Irgendjemand komplett Außenstehendes muss es gewesen sein, jemand, der nicht hier verweilt.“ „Das macht wohl Sinn“, stimmte Gimli dem zu. „Zumal ich hörte, dass der gestohlene Ring sehr wertvoll sein soll.“ „Ja, ein Ring der Macht, ich hörte ebenso“, sagte Legolas. „Zwar keiner der großen, sondern nur einer jener Ringe, die die Mírdain von Eregion im Zweiten Zeitalter zu Übungszwecken anfertigten, aber immerhin! Mit solch einem Diebesgut in der Tasche würde es niemand wagen sich noch länger als nötig hier aufzuhalten.“ „Ein Ring der Macht?“, staunte Gimli. „Ich dächte, die gäbe es alle nicht mehr. Wie kommt dann Herr Elrond noch an so ein Artefakt? Zumal ich dachte, dass Eregion schon vor langer Zeit von Sauron zerstört wurde.“ „Es wird ihn vielleicht gelungen sein, diesen Ring noch zu retten, bevor er Eregion endgültig an Sauron verlor – er hatte zu jener Zeit in Gil-galads Namen dessen Heere in Eregion im Krieg gegen den Schwarzen Feind geführt. Oder jemand brachte sie ihm nachträglich. Celebrimbor soll sehr kreativ gewesen sein, was die Verstecke seiner Kostbarkeiten anging“, erklärte Legolas. „Viel genützt hatte es ihm ja nicht.“ Bevor Legolas aber etwas erwidern konnte, hatte Gimli schon etwas Neues ausgemacht: „Sieh mal da, da ist Earenis. Komm, lass uns zu ihr gehen!“ Sogleich verdüsterte sich Legolas‘ Mine. „Ich weiß nicht, Gimli…“, versuchte er sich herauszureden. Seit er wusste, wer ihr Vater gewesen war, konnte er einfach nicht anders als genauso negativ wie die meisten anderen hier über sie zu denken. Ja, sie konnte nichts dafür, aber dennoch fand er es abscheulich, dass sie eine halbe Ork war. Gimli schien sein Zögern nicht allzu ernst zu nehmen und hielt schon auf das Mädchen zu, das noch nichtsahnend auf einer Bank saß und die spätherbstlichen Sonnenstrahlen genoss. Seufzend folgte Legolas. Es konnte ja nur in einem Desaster enden. „Hallo!“, begrüßte Gimli Earenis enthusiastisch und ließ sich noch nicht einmal von dieser Wolfsbestie namens Mistaroa aus der Ruhe bringen, die ihn schon wieder misstrauisch beobachtete. „Hallo“, brummte Earenis wenig erfreut. Ihre Miene wurde noch verschlossener, als sie Legolas ausmachte. Die Abneigungen waren also immerhin beidseitig. „Ein schöner Tag, nicht wahr?“, plapperte Gimli munter darauf los. „Hm…“ Legolas hatte sich neben der Bank positioniert, die Arme vor der Brust verschränkt und sah auf den Bastard hinab. Earenis erwiderte den Blick ebenso feindselig. Erst jetzt schien Gimli die eisige Stimmung zwischen den beiden zu bemerken. „Du hättest ruhig auch guten Tag sagen können“, sagte er zu seinem Freund. „Nein“, kam es sofort und bestimmt von diesem. Earenis funkelte ihn noch finsterer an und nun knurrte auch Mistaroa. Dieses Vieh schien selbst für einen Hund viel zu gut auf seine Herrin zu hören, es war Legolas unheimlich. „Du bist doch sonst nicht so unfreundlich, sie hat dir doch nie etwas getan“, nahm Gimli das Weibsbild in Schutz. „Aber sie könnte“, konterte Legolas bestimmt. „Rassist!“, zischte Earenis nun wütend. „Als könnte ich etwas für meine Eltern!“ „Das nicht, aber du  lebst, das reicht“, knurrte Legolas. „Legolas!“, fuhr Gimli ihn an. „Halt dich da heraus!“, hielt der laegel dagegen. „Das edle Prinzchen ist sich also zu fein, um sich mit Abschaum wie mir zu umgeben oder was? Hättest mich ja auch in der Höhle verrecken lassen können!“, keifte Earenis. Legolas war drauf und dran, ihr an die Gurgel zu gehen. „Wage es ja nicht, so mit mir zu reden!“ „Hört auf, beide! Das ist ja schlimmer als mit zwei Kleinkindern!“, versuchte Gimli zu retten, was zu retten war, wurde allerdings gänzlich ignoriert. „Wie schade, das Papa so weit weg ist!“, konterte Earenis bissig. „Kannst du dich gar nicht bei ihm ausweinen, kleiner Junge!“ „Das wird ein Nachspiel haben, du Bastard!“ Nicht mehr viel und er vergaß sich… „Ha!“, machte sie arrogant. „Versuch’s doch.“ Und mit diesen Worten stiefelte sie davon. „Mistaroa, komm!“ Der Hund sprang auf und eilte ihr nach. Legolas starrte beiden wütend nach und wünschte sich seinen Bogen herbei. Orks sollten getötet und nicht von Herrn Elrond gesund gepflegt werden! Gimli sah ihn entgeistert an und schien zu überlegen, ob er Earenis nacheilen sollte, entschied sich dann aber dagegen. „Was sollte das denn soeben?!“, fuhr er seinen Freund an. Legolas hingegen ging nicht darauf ein und stapfte in der entgegengesetzten Richtung davon. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)