I eleniël orco von abgemeldet (Die Sternentochter des Orks) ================================================================================ Kapitel 19: Der Smaragdring --------------------------- Der Winter naht… Die Worte gingen Earenis nicht mehr aus dem Kopf, auch wenn sie nicht wusste, was sie bedeuten sollten. Noch eine ganze Weile, nachdem sie gegangen war, grübelte sie darüber nach, kam jedoch zu keinem Ergebnis, das mehr als nur mit der kommenden Jahreszeit zu tun hatte. Und die war wohl kaum gemeint. Mistaroa ließ sie in ihrem Zimmer, da er hier nur stören würde. Dann machte sie sich auf den Weg ihre Mission zu erfüllen. Der Fremde hatte gesagt, dass Fürst Glorfindel den Schlüssel für die Schatzkammern besaß, also würde sie wohl zuerst ihn bestehlen müssen, bevor sie sich an Herrn Elronds Besitztümern vergreifen konnte. Da sie nicht sonderlich gut darin war, Schlösser mit etwas anderen als dem Schwert aufzubrechen, würde sie wohl diesen Weg gehen müssen. Glorfindels Gemächer waren schnell gefunden und niemand schien in der Nähe zu sein. Sehr gut. Blieb nur zu hoffen, dass der Fürst schon zu Bett gegangen war. Vorsichtig prüfte sie die Tür und fand sie zu ihrem Erstaunen unverschlossen. Hier schien man einiges Vertrauen in die Mitbewohner zu hegen. Möglichst leise trat sie ein. Innen war alles still und dunkel, Glorfindel schlief wohl wirklich schon. Auf leisen Sohlen schlich sie durch die nur von Mondenlicht erhellten Räumlichkeiten, während sie überlegte, wo sie wohl fündig werden könnte. Ausgerechnet im Schlafgemach des Fürsten fand sie ihr erstes Ziel. Sie fluchte stumm und schlich besonders vorsichtig in das Zimmer, ein Auge immer auf den schlafenden Glorfindel gerichtet. An der Wand neben der Tür hing ein Schlüsselbund an einem Nagel. Darunter würde sicher der für die Schatzkammer sein, hoffte sie. Den Atem anhaltend streckte sie die Hand nach den Schlüsseln aus. Langsam, Stück für Stück… Irgendwie gelang ihr das Kunststück, die Schlüssel ohne ein Geräusch an sich zu nehmen. Glorfindel schlief immer noch in aller Seelenruhe. Sie sah zu, dass sie von hier verschwand. Ihr Herz pochte vor Aufregung wie wild. Dies war nun also geschafft, jetzt galt es die Schatzkammer zu finden, welche sie in den Kellern vermutete. Auch hier wurde sie schnell fündig, sah sich jedoch nun einem weiteren Problem gegenüber: Elronds Wachhunden, die vor einer großen Tür lagen, dem Ziel ihrer Mission. Und diese schienen im Gegensatz zu Garahû tatsächlich auf die Wache abgerichtet zu sein. Sobald sie auch nur den kleinsten Verdacht witterten, spitzten sie die Ohren. Earenis fluchte stumm. Dies würde nicht so leicht werden. Aber wer wäre sie, wenn sie sich davon aufhalten ließe? Noch besaß sie ihre ganz spezielle Fähigkeit, von der niemand etwas wusste. Zwar würde es mehr Mühen erfordern, da sie diese Tiere nicht so gut kannte wie Mistaroa und sie zudem mehrere waren, aber es sollte möglich sein. Möglichst sanft versuchte sie eine Verbindung zu den Tieren aufzubauen. Erst schienen diese das gar nicht zu mögen, doch mit einigem Fingerspitzengefühl gelang Earenis auch dies. Dann machte sie den Tieren klar, dass sie gute Absichten hatte und unterdrückte dabei jeden Gedanken an den Diebstahl. Nach einigem guten Zureden waren die Wachhunde schließlich besänftigt und ließen sie anstandslos vorbei. Zufrieden grinsend begann sie sich am Schloss zu schaffen zu machen. Es dauerte einen Moment, bis sie den richtigen Schlüssel gefunden hatte, doch schließlich hatte sie die Tür zu ihrem neuen Reichtum öffnen können. Denn wer sagte, dass sie nur den Ring stehlen würde? Wenn sie schon einmal hier war, konnte sie sich ihre Taschen ebenso noch ein wenig mehr füllen. Und das tat sie. Die Schatzkammer, ein großer Raum mit mehreren Ebenen, stand voll mit Kisten und Podesten voller wertvoller Schätze und Reichtümer. Sogar einige antike Rüstungen und Waffen fand sie hier. Wem sie wohl gehört hatten? Denn normalerweise schien Herr Elrond solche Dinge im Haus auszustellen; Earenis hatte dort schon Gil-galads Speer und Rüstung gefunden und war zugegebener Maßen sehr beeindruckt gewesen. Nun sah sie sich jedoch der Frage gegenüber, welcher der vielen Ringe, die hier auslagen, derjenige war, den sie suchte. Ein goldener Ring mit grünen Smaragdeinlagen wurde ihr gesagt. Während sie die Regale und Kisten nach diesem Ring absuchte, steckte sie das eine oder andere ein, das sie unauffällig mitgehen lassen konnte, fand jedoch erstaunlicherweise keinen Ring, auf den diese Beschreibung passen könnte. In einer dunklen Ecke schien sie jedoch ihr Ziel gefunden zu haben. Hier stand eine besonders schwere und gut gesicherte Truhe. Sie stutzte. War sich der Fremde wirklich sicher, dass er hieraus etwas haben wollte? Dann jedoch zuckte sie mit den Schultern. Das war nicht ihre Angelegenheit. Sie suchte aus Glorfindels Schlüsselbund den richtigen Schlüssel heraus und öffnete die Truhe. Sie war nicht besonders groß und ihr Inneres bestand überwiegend aus einem Samtkissen. Auf diesem lagen mehrere Ringe. Earenis spürte sofort, dass etwas an diesen Schmuckstücken besonders war, auch wenn sie nicht benennen konnte, was es war. Jeder der Ringe war ein Unikat, alle von ihnen meisterlich gearbeitet. Sie zögerte einen Moment und nahm schließlich nur den Ring, der ihr aufgetragen worden war zu stehlen. Hieran wollte sie sich nicht die Finger verbrennen. Die Tat war getan und nun hieß es, schnellstmöglich alle Spuren zu beseitigen und zu verschwinden. Rasch waren wieder alle Schlösser verschlossen und die Schlüssel an ihren ursprünglichen Platz zurückgebracht. Glorfindel weilte noch immer tief im Reich der Träume und hatte nichts mitbekommen. Earenis verschwand so schnell wie möglich und kehrte zu ihrem mysteriösen Auftraggeber zurück. Dieser wartete noch immer dort, wo sie ihn zurückgelassen hatte. Als er sie sah, glaubte sie ein freudiges Aufblitzen unter der Kapuze zu sehen, aber vielleicht hatte sie es sich nur eingebildet. „Ah, da bist du ja wieder“, begrüßte er sie. „Hattest du Erfolg.“ Als Antwort hielt sie ihm die offene Hand mit dem Ring darin hin. Er wollte schon danach greifen, doch sie zog die Hand rasch wieder weg. „Erst das Geld“, sagte sie. „Und vielleicht überlege ich es mir ja noch anders. Das Stück hier scheint sehr wertvoll zu sein.“ Unter der Kapuze war keine Regung zu erkennen. „Das wirst du nicht wollen“, sagte er ruhig. „Er ist zu heiße Ware für dich, als dass du ihn gefahrlos hier bei dir behalten könntest. Und wenn du jetzt spurlos damit verschwindest, wird Herr Elrond sofort wissen, dass du die Diebin bist. Gib ihn mir. Ich schwöre dir, das Gold ist ein angemessener Gegenwert.“ Earenis ließ es sich nicht anmerken, aber im Grunde gab sie ihm Recht. Dennoch zögerte sie nach außen hin, gab den Ring aber schließlich im Austausch mit dem Gold doch her. „Gutes Mädchen“, sagte der Fremde. „Du wirst es nicht bereuen.“ Und dann war er so spurlos verschwunden, wie er gekommen war. Nichts erinnerte mehr an ihn außer der unerwartete Reichtum in Earenis‘ Händen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)