I eleniël orco von abgemeldet (Die Sternentochter des Orks) ================================================================================ Kapitel 17: Die Geister, die ich rief ------------------------------------- Der Abend war mittlerweile weit voran geschritten, doch Elrond fand immer noch keine Ruhe. Er saß in seinen Gemächern mit einem Glas Wein und starrte in sein Kaminfeuer. Warme Flammen knisterten und vertrieben die Kälte des Spätherbstes. Earenis ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Natürlich hatte er von Anfang an gespürt, dass sie ihn nicht wirklich leiden konnte, aber erst jetzt kannte er den Grund dafür: Das Mädchen machte ihn für alles Üble verantwortlich, was ihm widerfahren war. Er konnte es ihr nicht verübeln. Elrond wusste nicht, ob Earenis ihm wirklich glaubte, doch er hatte jedes Wort ernst gemeint. Die unschöne Angelegenheit vor sechshundert Jahren kam wieder in ihm hoch. Er hatte für Lothwen gesprochen, er hatte nicht gewollt, dass sie fortgeschickt wurde. Sie hätte seine Hilfe benötigt. Jetzt zu hören, dass sie einsam in der Wildnis gestorben war, versetzte ihm einen Stich. Hätte man ihm gestattet, sie hier zu behalten, ohne das ganze Tal gegen sich aufzubringen, hätte sie überlebt. Vielleicht wäre sie wie seine Celebrían in den Westen gegangen, aber sie würde leben und ihre Tochter hätte kein solch schweres Schicksal zu tragen. Er merkte, dass sein Kelch schon wieder leer war und griff nach der Karaffe, die nehme ihm auf einem kleinen Beistelltisch stand. Als er nachgießen wollte, merkte, dass er schon allen Wein getrunken hatte. Oh… In dem Moment hörte er hinter sich Schritte und als er sich umwandte, sah er Ceomon und Rethtulu in der Tür stehen. „Herr, ist sie wirklich das Mädchen von Lothwen?“, fragte Rethtulu für seine Verhältnisse ungewöhnlich direkt. Tiefe Verwunderung klang in seiner Stimme mit. „Sie lebt wirklich noch?“ „Scheint so“, kommentierte Elrond und hoffte, dass man ihm nicht anhörte, dass er ein wenig zu viel Wein getrunken hatte, als gut für ihn war. Seine beiden Freunde kannten ihn dafür allerdings zu gut. Ceomon bemerkte die leere Weinkaraffe. „Ist die leer?“, fragte er. Elrond nickte nur und wurde mit einem tadelnden Blick bestraft. „Herr, Ihr wisst doch, dass Ihr nicht so viel vertragt!“, rügte Ceomon ihn. Manchmal fragte sich der Fürst, wer hier über wem stand. Verübeln konnte er es den beiden allerdings nicht, sie kannten sich immerhin tatsächlich schon fast sein gesamtes Leben. Die wenigen Jahre in Arvernien konnte man ja kaum zählen. Rethtulu rettete ihn allerdings vor einer Standpaukte. „Was wollt Ihr jetzt mit ihr machen?“, fragte er. „Sie gesund pflegen, ja, aber danach? Und bezüglich dem, was sie von den Orks berichtet hat… Dieser Name, Ghâshburz, ist mir völlig fremd.“ „Mit ergeht es da kaum anders.“ Elrond deutete auf seinen Kelch. „Das hat entgegen meiner Planung auch nicht zu einer Lösungsfindung beigetragen.“ Ironischer Weise wünschte er sich, dass er noch Vilya benutzten könnte. Aber der Ring hatte mit der Vernichtung des Einen auch all seine eigene Macht verloren. Jetzt fühlte er sich so blind und taub ohne hin. Erstaunlich, wie schnell er sich doch auch an solch ein außergewöhnliches Artefakt hatte gewöhnen können. So nun war er ganz auf sich allein gestellt. „Was ich mit Earenis mache, wenn sie wieder gesund ist, weiß ich nicht“, fuhr er fort. „Wahrscheinlich ist es das Beste, sie gehen zu lassen, wenn es ihr Wunsch ist. Aber ich weiß einfach nicht, ob und inwiefern eine Widergutmachung angebracht ist – wenn man so etwas überhaupt ausgleichen kann.“ Er seufzte. „Ich habe das Gefühl, dass das alles meine Schuld ist.“ Ceomon winkte ab. „Ach, Blödsinn!“, sagte er. „Was könnt Ihr schon dafür? Das war einfach Unglück. Auch Ihr habt Verpflichtungen Eurem Volk gegenüber, das habt Ihr dem Mädchen sicher auch gesagt.“ „Wäre Celebrían an ihrer Stelle gewesen, niemand hätte sich so etwas heraus genommen!“, begehrte er auf. Schon allein bei dem Gedanken daran wurde ihm übel. „Und wenn schon!“, fuhr Ceomon ihm über den Mund. „Was geschehen ist, ist geschehen. Ihr könnt jetzt so oder so nichts mehr daran ändern. Wenn Ihr wollt, dann richte ich dem Mädchen aus, dass Ihr Widergutmachung leisten wollt. Sie wird dann sicher schon auf Euch zukommen.“ „Wenn du meinst…“ Elrond war sich da nicht so sicher. Wieder seufzte er, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und streckte die Beine. „Und was das angeht, was Earenis uns berichtete… Wir werden wohl abwarten müssen, wie es sich in den nächsten Wochen entwickeln wird. Glorfindel schickt bereits seine Späher aus.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)