Weihnachtswunsch von Phoenix_ (Beyblade Adventskalender 2015) ================================================================================ Kapitel 1: Weihnachtswunsch --------------------------- Weihnachtswunsch Seufzend ließ Mariam die Tür ins Schloss fallen und lehnte sich kurz dagegen, atmete tief durch, bevor sie sich die schneebedeckte Mütze vom Kopf zog, den Schal abwickelte und alles erst einmal auf den Boden beförderte, direkt zu ihren zwei Einkaufstüten. "Wieso noch einmal habe ich meinen Bruder nicht um Hilfe gebeten?", fragte sie sich selbst und stieg aus den nassen Stiefeln, bevor sie sich auch des langen, schwarzen Mantels mit dem flauschigen Kragen entledigte. Sie liebte diesen Mantel, doch jetzt landete er unbeachtet auf dem Haken der Garderobe und blieb dort vereinsamt hängen. "Doofer Weihnachtsstress. Wieso müssen sich die Leute immer so viel Ärger damit machen?" Vor sich hin murmelnd und grummelnd griff sie nach den zwei braunen Tüten aus dem Supermarkt drei Straßen weiter von ihrer Wohnung, und lief durch den Flur in die Küche. Mariam stellte die Tüten auf den Tisch, rieb kurz die kalten Hände aneinander, als würde es helfen, diese zu wärmen. Kopfschüttelnd beschloss sie, dass sie erst einmal einen Tee brauchte und machte den Wasserkocher an, dann verließ sie die Küche und räumte die Unordnung, die sie gerade eben verursacht hatte, im Eingangsbereich auf. Schal und Mütze wurden vom Boden eingesammelt, die Stiefel richtig hingestellt und ihre nasse Fracht gleich darauf im kleinen Wohnzimmer auf die Heizkörper gelegt. Für einen Augenblick legte sie ihre Hände auf die Heizung und schloss zufrieden die Augen. Tat das gut! Nachdem sie ihre Handschuhe vergessen hatte, hatte sie fast schon geglaubte, dass ihre Hände bald vor lauter Kälte abfallen würden. Nun jedoch suchte sich die Wärme durch ihre kühle Haut in die steifen Glieder und ihr entkam ein weiterer, dieses Mal wohlgesonnener Seufzer. Mariam öffnete die Augen und sah aus dem Fenster in die Dunkelheit hinaus. Alleine im Flur und in der Küche brannte Licht, aber es reichte nicht, um ihr die Sicht zu nehmen, stattdessen blieb sie stehen und betrachtete das Schneegestöber vor ihren eigenen, heiligen vier Wänden. Wie sie gerade am eigenen Leib erfahren hatte, blies der Wind mit unerbittlicher Stärke durch die Straßen von Chicago und trieb das glänzende Weiß über die Köpfe der Bewohner und die Dächer der Stadt. Eigentlich mochte sie den Winter. Wenn es draußen kalt wurde und die Welt unter einer glitzernden Puderschicht verschwand. Sie genoss die klirrenden Temperaturen und noch mehr, wenn sie nach Hause kam und sich eine heiße Schokolade gönnte. Allein der Geruch, der immer in der Luft zu dieser Jahreszeit hing, war himmlisch und köstlich. Ihre grünen Augen blieben an den knorrigen, kahlen Bäumen hängen, die nicht einmal mehr die schützende Schneeschicht auf ihrer Rinde hatten. Das war die graue Seite am Winter, aber wenn morgen die Sonnenstrahlen auf den unberührten Schnee fielen, würde die Welt wieder in all ihrer Pracht funkeln. Lächelnd wandte sie sich von dem nächtlichen Treiben ab und huschte in ihr Schlafzimmer, zog sich die Jeans und den lila Pullover aus, beförderte alles auf das große Bett, welches den Raum dominierte, und öffnete den Kleiderschrank. „Wo zum Henker ist meine Jogginghose?“ Nachdem sie sich durch ihren unordentlichen Schrankinhalt gewühlt und die Jogginghose endlich gefunden hatte, zog sie sich diese an und griff nach dem grünen Top, welches sie vorhin auf dem Stuhl deponiert hatte. Mariam fischte noch ihre Kuschelsocken im grellen Neongrün unter dem Bett hervor und schlüpfte hinein, bevor sie kurz im Bad verschwand. Die langen, blauen Haare zu einem Dutt zusammen gedreht, betrat sie einige Minuten später die Küche und machte erst einmal das Radio an, bevor sie sich eine Tasse mit bunten Sternen aus dem Hängeschrank nahm und einen Schwarztee aufgoss. Aus dem Radio erklang aufs neue und alle Jahre wieder das Lied „All i want for Christmas“. Entnervt verdrehte Mariam die Augen, während sie aus einer Schublade Schokolade mit ganzen Haselnüssen heraus suchte. Mit Tee und Schokolade ausgestattet, ließ sie sich am Tisch nieder und genoss ihre kleine Sünde, während sie auf den Text lauschte und sich dabei in ihren Gedanken verlor. Das einzige, was sie sich zu Weihnachten wünschte war... er. Diesen fröhlichen Mann mit den maisblonden Haaren und diesen umwerfenden blauen Augen. Diesem Lächeln, das stets auf seinen Lippen lag und sie schwach werden ließ. Aber sie würde diesen Mann niemals bekommen, nicht dieses Weihnachten und auch nicht Nächstes. Max war nicht hier und dabei vermisste sie ihn so sehr. Es war ja nicht so, dass Mariam keine Freunde hätte oder dass sich kein Mann für sie interessieren würde. Mit ihren langen Haaren und den grünen Augen war ihr Gesicht hübsch anzusehen, zudem war ihr Körper wohlgeformt und hatte an den richtigen Stellen Kurven. Ihr Aussehen war nicht zu verachten und sie wusste um ihre Wirkung bei so manch einem Mann. Aber sie alle waren nicht das, was sie sich wünschte. Mariam sehnte sich nach Max' liebevoller Art und seiner starken Persönlichkeit. Danach, dass er immer noch dann gute Laune zu haben schien, wenn alles in die Brüche ging. Genau diese Eigenschaft könnte sie gerade auch gebrauchen. „Hör schon auf zu jammern! Kopf hoch und weiter geht es! Selbstmitleid bringt dich auch nicht weiter“, schimpfte sie mit sich selbst und trank ihren Tee aus. Nachdem sie ihre Tasse abgewaschen und weggeräumt hatte, begann sie die Tüten auszupacken. In zwei Tagen war Heiligabend. Ihr Bruder würde zu Besuch kommen, genauso wie der Rest ihres alten Teams. Es würde gemütlich werden und die Männer hätten mit aller Wahrscheinlichkeit ziemlichen Hunger. Also war sie heute einkaufen gewesen und verstaute nun ihre Beute im Kühlschrank. Zumindest den Hasen und das Gemüse, die Kartoffeln kamen in eine Schublade und der Rest an Einkauf blieb auf dem Tisch stehen. Mariam grinste und wusch sich flott die Hände, während es aus dem Radio nun „Jingle Bells“ flötete und sie sich davon etwas aufmuntern ließ. „Plätzchen machen! Die Jungs lieben meine Plätzchen!“ Voller Tatendrang – und um alle anderen Gedanken aus dem Kopf zu bekommen – machte sie sich daran den Mürbeteig anzurühren. In kürzester Zeit war der Tisch und auch Mariam selbst voll mit Mehl. An ihren Händen klebte zwar kein Teig, aber Federweißer waren sie dennoch. Als es an der Tür klingelte, ruckte ihr Kopf fragend in Richtung Eingang. Max fuhr sich durch das blonde Haar, welches ihm etwas unordentlich in die Augen fiel. Er hätte vielleicht doch zum Friseur gehen sollen, wie ihm seine Mutter geraten hatte, bevor er hier auftauchte. Aber das war einfach nicht er... Mit einem breiten Grinsen im Gesicht und einem Strauß blauweißer Vergissmeinnicht stand er vor ihrer Tür und versuchte sich dazu zu bewegen, zu klingeln. Würde sie sich überhaupt freuen, ihn zu sehen? Immerhin hatte sich der Kontakt vor gut drei Jahren verloren, was eher an ihm lag, da er aufgrund seiner steilen Karriere als Profi-Blader kaum noch Zeit gehabt hatte, um alte Bekanntschaften zu pflegen. Dabei hätte er gerade mit ihr in Kontakt bleiben sollen! Als er endlich den Mut fand zu klingeln und sie ihm aufmachte, konnte er kein Wort heraus bringen. Max starrte sie einfach nur an und blinzelte verwirrt. Auf Mariams Gesicht zeichnete sich deutliche Überraschung ab, als sie ihn erkannte, aber das war es nicht, was ihn wunderte und... amüsierte. Auf ihrer Wange und der kleinen Stupsnase war Mehl verteilt, ihr Top sah auch aus, als wäre es direkt in einer Mehlwolke gelandet und selbst an ihren Haarspitzen, die sich aus ihrem Dutt gelöst hatten, klebte so etwas wie Teig. „Hey, Back-Fee. Wie siehst du denn aus?“, wollte er grinsend wissen und beugte sich zu ihr runter. Max hauchte ihr auf die saubere Wange einen Kuss und zwinkerte verschwörerisch. „Komm ich gerade richtig, um der Hexe beim Kinderbacken beizuwohnen?“ „Haha!“, kam es etwas mürrisch von Mariam, deren Wangen ein leichter Rotschimmer zierte. „Nein, aber ich kann gerne dich backen, du Hohlkopf!“, brummelte sie und schmolz ja doch dahin, als er sie frech angrinste. „Darf ich rein kommen oder bist du mir zu böse?“ Verwirrung und Verblüffung hatten sich Mariams Gefühlswelt bemächtigt und sie brauchte einen Moment, um sich wieder zu sammeln. „Nein, natürlich darfst du rein kommen.“ Mit diesen Worten trat sie schnell zur Seite, damit er es sich nicht doch noch anders überlegte und lächelte ihn an, während er eintrat. Langsam schloss sie die Tür und zwang sich ruhig zu atmen. Max war hier. Max war hier! Oh. Mein. Gott! Endlich! Sie konnte das breite Lächeln nicht von ihren Lippen wischen, als sie sich zu ihm umdrehte und ihm andeutete, dass er seinen grauen Mantel an die Garderobe hängen sollte. „Die hier sind für dich.“ Mariam sah auf den Vergissmeinnichtstrauß und ihre Augen begannen zu leuchten. Ihre Lieblingsblumen. „Vielen Dank! Womit habe ich deinen Besuch verdient?“, wollte sie wissen und nahm die Blumen entgegen, lief voraus in die Küche, um sie in eine Vase zu stellen. Max folgte ihr und blieb im Türrahmen stehen, dabei besah er sich das ganze Chaos. Na gut, so schlimm war es eigentlich nicht und die Küche sah hübsch aus mit der dunkelblauen Front und den weißen Arbeitsplatten. Der Tisch war übersät mit Mehl und der Teig lag noch frei auf der Fläche. „Du wolltest ja tatsächlich Plätzchen backen!“ „Natürlich. Was sollte ich sonst zwei Tage vor Weihnachten backen? Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet.“ Neugierig suchte sie seinen Blick und ihr wurde warm ums Herz. Er war hier, hier bei ihr. Wie sie seine Nähe vermisst hatte. „Ich wollte dich einfach wiedersehen. Es sind immerhin schon einige Jahre und ich bin es schließlich, der es vergeigt dir auf deine Briefe zu antworten.“ Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und ließ sich auf dem Stuhl nieder, der zum Glück sauber war. „Also... hast du mich vermisst?“, fragte sie und biss sich in die Wange, während sie auf seine Antwort wartete. Sie musste verrückt geworden sein, ihn das so direkt zu fragen. Aber die Frage brannte ihr einfach auf der Zunge und ihr Mund war in diesem Fall schneller als ihr Gehirn gewesen. „Ja, ich habe dich vermisst.“ Klar, schlicht, eindeutig. Seine Antwort zauberte ein Lächeln auf ihre Lippen. „Hilfst du mir beim Plätzchen machen? Wenn du brav bist, darfst du dann schon heute welche haben.“ „Ich dachte schon, du fragst nie!“ Zwei Tage vor Heiligabend war ihr sehnlichster Wunsch in Erfüllung gegangen. Und darauf hatte sie vier Jahre gewartet, aber letztendlich hatte es sich gelohnt. Denn obwohl sie keinen richtigen Kuss bis jetzt von Max erhalten hatte, so hoffte sie darauf, dass er dem Brauch mit dem Mistelzweig nachkommen und sie ihren Kuss am ersten Weihnachtstag in aller Frühe erhalten würde. Doch jetzt genoss es Mariam einfach nur zu sehr mit ihm zu scherzen und Plätzchen auszustechen. Sein Lachen war Balsam für ihre Seele und während der Schneesturm Chicago in seinen Klauen hielt, herrschte in ihrer Wohnung eine Stimmung, die sie für immer einfangen wollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)