Ein neues Leben von Amaruk ================================================================================ Kapitel 15: Nightwalk --------------------- Schließlich wurde es wieder Abend und Deidara machte die letzten paar Striche an seiner Mauer. Zufrieden betrachtete er sein Werk, was nur aus weißen Wänden zu bestehen schien. "Morgen werde ich ja sehe, ob es funktioniert." Der Blonde verschloss nun den Farbtopf wieder und brachte die Leiter und das andere Zeug, das er zum Ausmalen verwendet hatte, in die Gerümpelkammer. Danach zog er sich um, da seine Sachen von der Farbe etwas befleckt worden waren, und machte sich auf den Weg in die Küche. Er war froh, daran gedacht zu haben, ein paar Lebensmittel einzukaufen. Nichts gegen Ramen, aber ständig wollte er sie nicht essen und diese Fertigprodukte mochte er ohnehin nicht. Darum hatte er beschlossen, sich heute einfach etwas Leichtes zuzubereiten. Dafür hatte er sich verschiedenes Gemüse besorgt, was er dünsten wollte. Als Abendessen würde er das zwar auch nicht bezeichnen, aber er hatte heute, mal abgesehen von den restlichen Reisbällchen in der Früh, ohnehin noch nichts gegessen. Außerdem nahm er das mit den drei Mahlzeiten am Tag sowieso nie so genau. Bevor er aber mit dem Kochen anfing, wusch er sich noch ordentlich die Hände. Schließlich wollte er kein Gemüse mit Wandfarbenaroma. Erst nachdem er sicher war, selbst den letzten Rest Farbe abgewaschen zu haben, begann er zu werken. Nach dem Essen zog er sich wieder in sein Zimmer zurück und legte sich auf sein Bett, das er, so wie die anderen Möbelstücke, etwas von der Wand entfernt hingestellt hatte, damit die Farbe ordentlich trocknen konnte. Diese verströmte einen unangenehm beißenden Gestank, sodass sich Deidara fragte, ob er überhaupt schlafen werde können, aber irgendwie würde es schon gehen. Auf die Couch im Wohnraum wollte er sich nicht legen, denn dann würde er diesem Fuchsbengel unweigerlich begegnen, spätestens am nächsten Morgen. Seufzend schloss er die Augen und konzentrierte sich auf die Geräusche in der Umgebung. Ein angenehmer, kühler Wind wehte durch das Fenster herein und trug die leise Melodie der Nacht mit sich. Es waren recht langweilige Laute, fand Deidara, schließlich stand er mehr auf laute Geräusche, wie Explosionen, doch sie waren herrlich zum entspannen. Fast würde es Deidara sogar können, würde er nicht ständig die Anwesenheit dieses Nerv töteten Uchihajungen spüren. Schon gestern hatte er seine ständige Anwesenheit während der Nacht ertragen müssen. Eigentlich hatte er ja gehofft, er wäre zumindest den jüngeren der beiden Rotaugen los geworden, doch leider hatte man ihn auf die Nachtwache angesetzt, sodass er wieder einmal alle drei am Hals hatte. Schlimmer konnte es nun wirklich kaum noch kommen. Seufzend stand er wieder auf und ging zum Fenster, wo er sich ein wenig hinauslehnte. Irgendwie war er noch nicht wirklich müde. Er hatte zwar das gesamte Zimmer ausgemalt, doch er war Anstrengenderes gewohnt. Normalerweise verbrauchte er seine Energie bei Missionen oder indem er seine Kunst ausübte, aber die letzten Tage hatte er nur in einer Zelle gesessen und jetzt hatte er im Moment auch nicht viel zu tun. Er war zwar mit Ino unterwegs, aber richtig anstrengend war das auch nicht gewesen, denn auf Missionen war er oft von morgens bis spät in die Nacht auf den Beinen. Eine ganze Weile starrte Deidara in den leicht bewölkten Sternenhimmel, bis er einfach aus dem Fenster sprang. Er hatte Konoha noch nie wirklich bei Nacht gesehen und das wollte er nun nachholen. Fast lautlos landete er auf dem harten Boden der Straße und richtete sich wieder auf. Er war neugierig, wie lange Sasuke ihn herumlaufen ließ, bevor er herauskam, um ihn aufzuhalten. Ein leichtes, freches Lächeln zierte nun seine Lippen und er machte sich auf den Weg. Vergnügt stolzierte der Künstler die dunklen Straßen entlang und begutachtete dabei die dunklen Gebäude. Die Lichterketten oder leuchtende Schilder waren bereits erloschen und alles lag in die sanften Schatten der Nacht gehüllt da. Es war wirklich ein ganz anderer Anblick, als am Tage, wo man fast gar nicht mehr voran kam, weil die Wege voller Leute waren. Die sonst so freundlichen, hellen Farben hatten nun einen leicht düsteren Grauton angenommen und die Fenster wirkten fast wie schwarze Löcher, die alles zu verschlingen schienen. Oh ja, nachts sah wirklich alles anders aus. Das Dorf wirkte wie verlassen, denn es gab keine auffälligen Geräusche. Nur ab und zu hörte der Blonde das Bellen eines Hundes oder das Gezanke streitender Katzen. Genüsslich atmete Deidara die kühle Abendluft tief ein. Er fühlte sich gleich um einiges wohler, wenn nicht ständig irgendwelche Leute ihm feindselige Blicke zuwarfen, von Sasuke einmal abgesehen. Dieser schlich Deidara nach wie vor hinterher, auch wenn er längst wusste, dass der Mann ihn bemerkt hatte. Allerdings hatte er keine Lust, neben ihm herzugehen oder sich mit ihm zu unterhalten. Er würde einfach seine Arbeit tun und nicht mehr. Nach einiger Zeit kam der Künstler schließlich zum Tor der Befestigungsmauern. Wie immer waren zwei Wachmänner links und rechts postiert und einige Ninjas schritten die Mauer ab. Seufzend sah der Blonde die dunklen Schatten an, die immer wieder an ihm vorbeizogen. Es waren mindestens doppelt so viele wie zu dem Zeitpunkt vor Inos Entführung. Anscheinend hatte man wegen ihm die Wachen verstärkt, was ihn enttäuscht seufzen ließ. Er hatte gehofft, sich auch im Wald ein wenig umsehen zu können, an Flucht war momentan ohnehin nicht zu denken. Das fiel durch die Wachen aber ins Wasser, musste er sich also weiter mit dem Dorf zufrieden geben. Darum kehrte er der Mauer den Rücken zu und verschwand in einer der Gassen. Ein wenig entnervt folgte der Junge dem Blonden. "Wie lange will der hier eigentlich noch herumlaufen?!", dachte er sich gereizt. Er hatte langsam keine Lust mehr ständig durch diese langweiligen Gassen zu latschen. Bei Nacht gab es hier doch sowieso kaum etwas zu sehen außer dunkle Häuser. Was wollte der Blödmann überhaupt hier draußen? Der besagte Blödmann hatte während dessen einen Zahn zugelegt und besah sich nun wieder die Gegend, in der er wahrscheinlich arbeiten sollte. Sie machte auf ihn keinen schlechten Eindruck, vor allem, weil die Häuser hier weniger nach Ninjabehausungen aussahen, sondern wahrscheinlich normalen Leuten gehörten. Einige schienen auch etwas wohlhabender zu sein, als der Durchschnitt, zumindest ließen manche Eingänge die Vermutung zu, da sie reichlich mit Skulpturen geschmückt worden waren. Interessiert sah sich Deidara diese Stücke etwas genauer an. Da er selbst immer wieder Skulpturen angefertigt hatte, hatte er eine besondere Vorliebe für sie entwickelt, und hier gab es eine ganze Menge von ihnen zu sehen. Es gab Drachen, Löwen, Fische, Hunde, einfach allesmögliche, wobei der Lehmkünstler fand, dass die meisten etwas langweilig aussahen. Sie waren, seiner Meinung nach, alle viel zu naturgetreu und hatten überhaupt nichts Eigenes. Zugegeben, auch er machte oft Vögel oder Insekten, die er irgendwo einmal gesehen hatte, doch trotzdem hatten alle seine Figuren eine eigene Note, etwas das ihn auszeichnete, auch wenn er sie nicht in die Luft sprengte. Diese Kunstwerke waren aber fast alle wie tot. Sie hatten nichts Einzigartiges an sich. Seufzend wendete er sich von dem Anblick ab. „Hast du die Skulpturen endlich genug angestarrt?“, fragte eine Stimme hinter ihm auf einmal. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf Deidaras Lippen. „Ich habe mich schon gefragt, wie lange es dauern wird, bis du dich endlich zeigst, yeah.“ Vergnügt drehte er sich zu Sasuke um und musterte ihn neugierig. „Unruhige Nacht gehabt?“, fragte er amüsiert, als er die dunklen Ringe unter den Augen seines Gegenübers bemerkte. „Wessen Schuld ist das denn?“, antwortete der Angesprochene schnippig, woraufhin er nur mit mühe ein Gähnen unterdrücken konnte. Er hatte die ganze, letzte Nacht auf Deidara aufgepasst, so wie es ihm aufgetragen worden war und war erst im Morgengrauen zu Bett gegangen. Allerdings wollte der Schlaf einfach nicht kommen. Und wenn er einmal eingeschlafen war, hatte ihn irgendein Geräusch wieder aufschrecken lassen. Das war das schreckliche an Tagen. Nie hatte man da seine Ruhe, weil alle so laut waren. Dem entsprechend war auch seine Laune und er hatte einfach keine Lust mehr auf diesen sinnlosen Spaziergang. „So, so, es ist also meine Schuld.“, meinte Deidara neckisch lächelnd und stemmte dabei seine Fäuste in die Hüften, „Wer hat dich denn damit beauftragt, meinen Schatten zu spielen, hm?“ „Hättest du dich bei Ino nicht eingeschmeichelt, wäre mir diese sinnlose Gefangennahme von Anfang an erspart geblieben.“, fauchte der Schwarzhaarige gereizt zurück, woraufhin der Blonde mit den Schultern zuckte, was diesen noch mehr reizte. Seine Laune war sowieso schon im Keller, aber dieser Bastart wollte anscheinend immer noch einen draufsetzten. „Ich habe sie nicht darum gebeten, hm.“, meinte der Künstler schließlich, „Was nicht heißt, dass ich etwas dagegen habe, am Leben gelassen worden zu sein, un.“ „Du hast wohl keinen Skrupel, Ino schamlos für deine Zwecke auszunutzen, was?“ „Von Ausnutzen kann hier nun wirklich nicht die Rede sein, yeah. Sie hat mich immerhin gefangen genommen und hier her verschleppt, von meinen Armen ganz zu schweigen. Glaubst du etwa, das würde ich freiwillig mit mir machen lassen, hm?“ „Zutrauen würde ich es dir.“, konterte Sasuke nun wieder ruhiger. „Nun hör mal...!“, setzte der Blonde wieder zu einem Argument an, wurde aber prompt vom Aufklappen eines Fensters und dem darauf folgenden Gebrüll eines Mannes unterbrochen. „Ruhe da unten! Manche versuchen hier zu schlafen!“ Dem folgte ein weiterer, aufgebrachter Bürger, der dieses Mal aber den aus dem Fenster sehenden Mann anschrie. „Tss.“, meinte Deidara daraufhin aber nur und drehte sich um, um zu seinem Zimmer zurückzugehen. Während dessen verschwand Sasuke wieder im Schatten der Gebäude. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)