Ein neues Leben von Amaruk ================================================================================ Kapitel 5: Atony ---------------- So vergingen nun die Tage und Wochen. Deidara nahm Ino überall hin mit. Sie half ihm bei seinen Patienten und beim Kräutersuchen. Er hatte sie in die einfachsten Kräuter und Heilpflanzen eingewiesen, sodass sie diese erkennen konnte, was ihm schon einmal viel weiter half, da er sich nur noch auf die schwereren konzentrieren musste. In dieser Zeit redeten sie auch viel miteinander. Es waren meistens belanglose Dinge, doch es reichte aus, um die kühle Atmosphäre, die sie am Anfang hatten, etwas aufzulockern und zu vertreiben. Ohne, dass es die beiden bemerkt hatten, waren sie schon fast so etwas wie Freunde geworden. Es tat Deidara schon fast wieder ein wenig leid, dass er sie irgendwann zurückbringen musste, doch das dauerte noch, denn die Lage wollte sich in Konoha einfach nicht beruhigen. Im Inneren war er froh darüber, doch das brauchte er seiner Gefangenen ja nicht zu sagen. In dieser Zeit ging alles glatt, bis zu diesen schicksalhaften Tag. Deidara kümmerte sich gerade wieder um einen Verwundeten. Nachdenklich besah er sich die Wunde und wendete sich schließlich an Ino. „Holst du mir bitte etwas Wasser? Ich muss die Wunde reinigen, yeah.“, fragte er und sie nickte zustimmend. „Natürlich.“ Sie schnappte sich die Tonschüssel am Boden und ging mit ihr aus der Krankenhütte, während Deidara begann, einige Sachen herzurichten. Ino hatte in der Zwischenzeit den Brunnen erreicht und begann an dem Seil zu ziehen, um den Kübel hinaufzuholen. Die seltsamen Blicke der Dorfbewohner ignorierte sie einfach. Sie war sie bereits gewohnt. Seit sie angefangen hatte, ihrem Entführer etwas zur Hand zu gehen, musste sie dieses Starren ertragen. Zuerst war sie ein wenig unsicher gewesen, doch nun machte es ihr gar nichts mehr aus. Ruhig nahm sie den Kübel an sich und stellte ihn auf den erdigen Boden ab. Doch plötzlich wurde sie von zwei starken Händen an den Schultern gepackt und umgedreht. Das Mädchen war so erschrocken, dass sie keinen einzigen Laut herausbrachte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie in das braun gebrannte Gesicht eines muskulösen Mannes, der sie schmutzig angrinste. „Na Kleine, wie geht’s?“ „W-Was wollen Sie?“, fragte die Blonde eingeschüchtert. Der Fremde überragte sie fast um zwei Köpfe, einer der wenigen in diesem Dorf, und seine Muskeln waren kaum zu übersehen, was sie sehr verunsicherte. Außerdem gefiel ihr der Gesichtsausdruck des Mannes absolut nicht. Er betrachtete sie so voller Hingabe, als wollte er sie gleich verschlingen. Das Mädchen wollte nur noch schnell wieder zu dem Blonden, doch das wurde ihr verwehrt, hielt der Fremde sie schließlich immer noch an den Schultern fest. Innerlich hoffte sie, dass Deidara jeden Moment aus der Krankenhütte kam, um zu sehen, warum sie so lange brauchte, doch ihre Hoffnungen wurden enttäuscht. Nun rückte der Fremde mit seinem Körper näher an sie heran und flüsterte etwas in ihr Ohr: „Du gefällst mir. Lass uns doch etwas Spaß haben.“ Erschrocken sprang Deidara auf, als er von draußen einen lauten Schrei und ein kurz darauf folgendes Klirren vernahm. Dieser gehörte eindeutig Ino und das gefiel ihm überhaupt nicht. Schnell rannte er aus dem Gebäude, um zu sehen, was los war, doch auf das, was er dort erblickte, war er nicht gefasst gewesen. Da stand doch tatsächlich einer dieser verdammten Bauern vor seiner Gefangenen und versuchte ihr brutal die Kleider vom Laib zu reißen. Die Gedanken überschlugen sich in ihm. Was, zum Donner noch mal, dachte sich dieses Schwein dabei. Am liebsten hätte er ihm den Schädel weggesprengt, doch so gut hatte er sich, Gott sei Dank, noch unter Kontrolle. Mit geballten Fäusten und zusammengebissenen Zähnen stapfte er auf die beiden zu und stupste den Mann an der Schulter an. Dieser hielt in seinem Tun inne und drehte sich um, um zu sehen, welcher Verrückte es wagte, ihn zu stören. Doch er konnte den Störenfried gar nicht richtig mustern, da bekam er schon eine Faust ins Gesicht geschlagen. Verwirrt ließ er von Ino ab, die sich sofort wieder die Kutte zurecht rückte und sich hinter ihrem Retter verkroch, und taumelte zurück. Total von der Rolle hielt er sich seine Wange. Aus seinem Mundwinkel floss ein dünner Streifen Blut heraus. Der Schlag war heftiger, als er erwartet hatte und tat höllisch weh. Wütend rieb er sich seine Wange und warf seinem Angreifer böse Blicke zu. Deidara ließ sich davon aber nicht einschüchtern, sondern starrte einfach kalt und herablassend zurück. Er hasste es, wenn einer aus dem Dorf Ino zu nahe kam und DAS war EINDEUTIG zu nahe. Das würde er nicht dulden! Der Bauer hatte aber anscheinend keine Ahnung, wie knapp er gerade dem Tot entronnen war. Schließlich war Deidara, was das Dorf natürlich nicht wusste, ausgebildeter Ninja und garantiert kein schlechter. Er hatte wirklich große Lust, den Mann ein Kunai ins Herz zu rammen, doch er versuchte ruhig zu bleiben. Schließlich wollte er für sich und Ino die Lage nicht verschlechtern. Wütend erhob sich der Mann wieder und wischte sich das Blut mit dem Handrücken weg. Zugegeben, er war erstaunt. So einen festen Schlag hätte er dem Arzt, der eigentlich eine ziemlich zierliche Statur hatte, nicht zugetraut. Trotzdem würde er das nicht auf sich sitzen lassen. Mit erhobener Faust rannte er auf Deidara zu, der Ino noch ein Zeichen gab, dass sie aus der Gefahrenzone verschwinden sollte, was diese auch sofort tat, und den Schlag dann auswich. Gleichzeitig rammte er ihm sein Knie mit voller Wucht in den Bauch. Voller Qualen stöhnte der Fremde auf, fiel auf die Knie und hielt sich die schmerzende Stelle. „War das schon alles, hm?“, fragte der Blonde so kalt, dass allen Anwesenden ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. Doch plötzlich hatte sich der Mann wieder gefasst, sich eines von Deidaras Beinen geschnappt und es ihm weggezogen. Gerade noch schaffte es der Blauäugige, sich mit den Händen abzufangen, um nicht in den nassen Scherben seines früheren Tongefäßes zu landen. Das Resultat davon war aber ein extremer Schmerz in der linken Hand, der seinen Körper wie einen Blitz durchfuhr. Nur mit Mühe schaffte er es, ein Aufkeuchen zu unterdrücken und sich wieder aufzurichten. Nun reichte es ihm endgültig. Doch noch bevor er einen Gegenangriff starrten konnte, mischte sich der Bürgermeister des Dorfes ein. Dieser entschuldigte sich im wahrsten Sinn des Wortes hundert Mal für das schreckliche Verhalten seines Bürgers. Mürrisch gab sich Deidara, nachdem er einen Blick zu seiner Gefangenen geworfen hatte, damit zufrieden und warf dann dem Belästiger einen bösen Blick zu. Danach verschwand er, nachdem er noch schnell seine Sachen geholt hatte, mit Ino aus dem Dorf. Er konnte gerade noch hören, wie der Bürgermeister begann, dem Mann Vorwürfe zu machen. Eine ganze Weile waren sie unterwegs, in der Deidara möglichst versuchte, seiner Gefangenen nicht zu zeigen, dass er Schmerzen hatte. Diese wurden allmählich aber immer Schlimmer und auf der Hälfte der Strecke, hielt er es endgültig nicht mehr aus. Mit zusammengebissenen Zähnen sank er auf die Knie und hielt sich krampfhaft seine linke Hand. „Was hast du?!“, fragte Ino besorgt und hockte sich neben den Mann hin. Dieser traute sich allerdings nicht, ihr zu antworten, befürchtete er doch, bloß zu jammern, wenn er den Mund aufmachte. Vollkommen hilflos sah Ino den Blonden an. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, wie sie ihm helfen konnte. Er hatte ganz offensichtlich Schmerzen, doch wo kamen sie her. Erst als sie Deidara genauer musterte, stellte sie fest, dass er seine Hand fest umklammert hielt. „Darf ich mal?“, fragte sie schließlich vorsichtig. Sie konnte sich vorstellen, dass der Mann dort etwas verbarg, da er versucht hatte, sich die Schmerzen nicht anmerken zu lassen. Und auch jetzt reichte er ihr nicht die Hand, damit sie diese untersuchen konnte. Davon ließ sich das Mädchen aber nicht abschrecken. Sie sah sich kurz um und drückte dann ihren Entführer mit sanfter Gewalt nach hinten, sodass er schließlich am Boden saß. Noch einmal sah sich die Blonde um, damit sie sicher sein konnte, dass sie auch ja keiner beobachtete und betrachtete kurz den Mann vor ihr. Die Schmerzen mussten schlimm sein, denn es rannen ihm bereits einige Schweißtropfen von der Stirn. Erneut hockte sich das Mädchen vor ihn hin und nahm dann vorsichtig seinen linken Arm. Erschrocken sah Deidara auf. Am liebsten hätte er seinen Arm weggerissen, doch dann würde es noch schmerzhafter werden. Diese reichten ihm vollkommen, hatte er doch sowieso das Gefühl, als würde man mit einem glühend heißen Schwert in seinem Arm herumschneiden. Ino merkte sofort, dass es ihm überhaupt nicht passte, dass sie sich seinen Arme ansehen wollte, doch im Moment ignorierte sie es gekonnt und zog ihn vorsichtig zu sich. Sachte drehte sie ihn um, um auf die Handfläche sehen zu können. Auf dieser konnte sie aber nichts entdecken. Nachdenklich strich sie behutsam über die sanfte Haut des Künstlers, der darauf hin schmerzlich zusammenzuckte. „Tut mir leid.“, entschuldigte sich das Mädchen bei ihm und sah dann wieder auf die Hand. Sie wurde das Gefühl nicht los, etwas vergessen zu haben. Während dessen hoffte Deidara inständig, dass sie von alleine aufgeben würde, seine Handfläche zu untersuchen. Das letzte, was er nun gebrauchen konnte, war, dass man eine seiner Schwächen entdeckte und sie war schon verdammt nahe dran. Zu nahe, für Deidaras Geschmack. Er konnte es sich nicht leisten, noch mehr von sich preis zu geben. Schließlich war er schon gefährdet genug, alleine durch Naruto und Itachi. Wenn sie nun diese Schwäche herausfand, konnte sie diese in seiner momentanen Lage leicht ausnutzen. Nicht dass man ihn falsch verstand, er mochte Ino. Sie war ihm während der letzten Wochen ans Herz gewachsen und er redete gerne mit ihr, doch so ganz traute er ihr nicht über den Weg. Er war sich sicher, dass sie jede Lücke ausnützen würde, um ihren Freunden bescheid zu sagen. Leider musste er feststellen, dass das Mädchen doch recht hartnäckig war und nicht so leicht aufgab. Immer wieder fuhr sie leicht über seine Handfläche und tastete sie vorsichtig ab. Der Mann dachte schon, sie würde das noch so lange machen, bis die Sonne unterging, doch plötzlich unterbrach sie die unangenehme Stille und riss den Blonden somit aus seinen Gedanken. „Mund auf.“, sagte sie bestimmerisch. Es war keine Bitte, es war ein Befehl. Das war an ihrer Stimme deutlich zu erkennen. Mürrisch drehte Deidara seinen Kopf zur Seite. Er wusste genau, was Ino wollte, doch dieses Mal würde er nicht nachgeben, das nahm er sich fest vor. Das Risiko war einfach zu groß. Doch plötzlich verstärkte sich der Druck, der auf seinem Arm lastete, und ließ ihn schmerzhaft aufkeuchen. Wütend wendete er sein Gesicht wieder Ino zu, die ihn streng musterte. Deidara konnte es nicht lassen, diesen Blick mit dem seiner Mutter zu vergleichen, wenn er wieder einmal etwas ausgefressen hatte. „Diese Blicke ähneln sich wirklich auf erschreckende Art. Man könnte fast Angst bekommen.“, ging es ihm durch den Kopf. „Nun mach doch endlich deinen Mund auf.“, forderte das Mädchen ihn weiter auf, aber er dachte gar nicht daran. „Sag mal, bist du immer so stur? Du hast verdammt noch mal Schmerzen und davon nicht wenig. Spring über deinen Schatten und öffne den Mund. Ich will es mir ja nur einmal ansehen.“ Trotz dieser Worte verneinte der Blonde. Diese Region war für alle tabu außer für ihn selbst. Das Mädchen schüttelte über das Verhalten des Mannes nur den Kopf. Es war nur zu deutlich, dass er etwas vor ihr verbergen wollte. Sie konnte sich denken, dass es sich höchst wahrscheinlich um eine Schwäche von ihm handelte, die sie dann entdecken würde. Dem entsprechend war das Verhalten durchaus berechtigt. Auch sie hat über ihre Fähigkeiten und Schwächen nichts berichtet. So weit vertraut sie ihm doch noch nicht und im Ernstfall hatte sie dadurch noch ein Ass im Ärmel, was ihr bei ihm wahrscheinlich sowieso nichts bringen würde. Seufzend gab die Blonde auf und hockte sich nun links neben Deidara hin. Den einen Arm legte sie vorsichtig auf ihre Schultern, wobei dem Explosionskünstler erneut ein schmerzerfüllter Laut entfuhr. Danach legte sie ihren anderen Arm um seine Hüfte und half ihm hoch. So machte sie sich auf den Weg zu der Höhle. Den Arztkasten ließ sie in der Zwischenzeit hier. Sie würde ihn später holen. Bei der Höhle angekommen, legte sie den Mann erst einmal in einer Seitenlage auf sein Nachtlager. Dabei achtete sie darauf, dass er nicht auf dem schmerzenden Arm lag. Danach rannte sie noch einmal zurück, um den Koffer zu hohlen. Es wäre schließlich möglich, dass sie einige Sachen darin brauchen könnte, für was auch immer. Diese Zeit nutzte Deidara sofort aus. Mühsam setzte er sich auf und öffnete seinen Mund in der linken Handfläche. Sofort rann ein wenig Blut heraus, was die Sache für den Mann nicht gerade einfacher machte. So gut es ging, sah er in die Mundhöhle hinein, doch das Blut versperrte ihm die Sicht. Er konnte den Urheber für seine Schmerzen nicht finden. Erneut seufzte er und stand dann auf. Er fühlte sich sehr unsicher auf den Beinen und schwankte leicht, doch er musste seine Mundhöhle reinigen, wenn er etwas erkennen wollte. Und so schleppte er sich mühselig zum Bach knapp außerhalb seiner Unterkunft. Dort ließ er sich dann auf die Knie fallen und verschnaufte eine kurze Weile. Vorsichtig ließ er das Wasser in die Mundhöhle seiner Hand fließen, wobei er scharf die Luft zwischen den Zähnen einsog. Es schmerze höllisch und der eiserne Geschmack wollte einfach nicht wenige werde, doch er zwang sich, die Hand weiter ins Wasser zu halten. Ein paar Mal nahm er sie heraus und spuckte das Wasser aus, das sich rötlich verfärbt hatte. Danach hielt er sie wieder hinein. Als er glaubte, dass die Wunde nun sauber genug war, sah er erneut in die Mundhöhle hinein, wobei sie sich sofort wieder tiefrot verfärbte. Trotzdem glaubte er, die Wurzel allen Übels entdeckt zu haben. Zwischen all dem Blut befand sich eine zwei Finder breite, weiße Tonscherbe, die ihm bereits einige Wunden in das Fleisch geschnitten hatte. Verärgert darüber überlegte er, was er nun tun konnte. Die Scherbe war viel zu tief drinnen, als dass er sie mit den Fingern herausholen konnte, was er sowieso am liebsten vermeiden wollte. Seine zusätzlichen Münder waren extrem empfindlich. Selbst ohne Wunden würden die Schmerzen sehr schlimm sein. Er vertrug einfach keine festen Gegenstände in ihnen. Jetzt mit den Wunden würde es aber kaum auszuhalten sein. Trotzdem musste er die Scherbe so schnell wie möglich entfernen, bevor sie noch mehr Wunden ritzte. Plötzlich packte eine Hand seinen Arm und noch bevor er den Mund auf der Handfläche schließen konnte, steckte ein Finger darin, der dies verhinderte. Nur mit größter Mühe schaffte er es, einen Aufschrei zu unterdrücken, aber ein leises Wimmern konnte er nicht verbergen. Wenn er geglaubt hatte, die Schmerzen vorher waren schlimm, so überstiegen diese sie aber bei weitem. In diesem Moment wünschte er sich nichts sehnlicheres, als endlich das Bewusstsein zu verlieren. Dann würde das alles endlich ein Ende haben. Er verfluchte die Person, die ihn das gerade antat und er wusste auch genau, wen er gerade verfluchte. So gut es ging, versuchte er eine gleichgültige Miene aufzusetzen, oder es wenigstens wie Wut aussehen zu lassen, als er sein Gesicht nach hinten wendete, um ihn das Antlitz seines „Angreifers“ zu sehen. Doch er merkte sofort, dass es nicht so gut klappte, denn das Mädchen ließ nicht von ihm ab. Stattdessen zog sie den Arm zu sich und sah konzentriert in die Mundhöhle hinein. Sie war sich bewusst, dass sie ein enormes Risiko einging. Schließlich war der Blonde um einiges stärker als sie und könnte sie nachher leicht töten, doch sie ertrug es einfach nicht, wie er sich abquälte. Sie wollte ihm helfen, auch wenn sie sich dabei auf extrem dünnem Eis bewegte. Mit geübten Augen betrachtete sie die Schnitte im Arm und suchte im Blut nach dem Übeltäter, was aber gar nicht so leicht war. Sie würde das Blut wegtupfen müssen, wobei sie allerdings befürchtete, dass Deidara diese Chance nutzen würde und sich losreißen würde. Ein tiefer Seufzer entglitt ihren Lippen und sie sah zu dem Blonden, der sie mit deutlichem Widerwillen musterte. Es war ihm eindeutig anzusehen, dass er sie im Moment am liebsten in die Luft gesprengt hätte. Davon ließ sie sich dieses mal aber nicht einschüchtern. „Ich werde versuchen, den Fremdkörper aus deiner Hand zu entfernen. Halte also bitte still.“, meinte sie ruhig und schob den Verbandkasten zu ihr herüber. Mit der einen Hand, mit der sie verhinderte, dass er den Mund in seiner Handfläche schloss, hielt sie seine vorsichtig fest, wobei sie bemerkte, dass er bei jeder noch so kleinen Bewegung von ihrem Finger einen leisen Schmerzenslaut von sich gab. Er tat dem Mädchen so unendlich leid, doch sie konnte im Moment keine Rücksicht auf ihn nehmen, denn sie musste einige Sachen zusammensuchen. Während dessen glaubte Deidara, an den Schmerzen sterben zu müssen. Er wusste, dass sich Ino Mühe gab, ihm nicht noch mehr davon zuzufügen, doch die leichten Bewegungen ihres Fingers in seiner Mundhöhle erzeugten bereits starke Scherzensreitze, die ihn aufstöhnen ließen. Plötzlich spürte er aber, wie sich ein weicher, feuchter Stoff über seinen Mund und seine Nase legte. Ein seltsamer, süßer Duft stieg in ihm auf. Allmählich ließen die Schmerzen nach. Ein angenehmer Nebel tauchte vor seinen Augen auf, der alles in sich einhüllte. Seine Lieder und sein Körper wurden immer schwere und eine unglaubliche Müdigkeit und Erschöpfung machte sich in ihm breit. Langsam schloss er die Augen und schlief bald darauf ein. Das letzte, was er noch war nahm, war, dass Ino ihn auffing, als er im Begriff war, umzufallen, und ihn sanft auf den Boden legte. Endlich hatte Ino gefunden, wonach sie gesucht hatte: Deidaras Betäubungsmittel, wenn er eine schwere Verletzung behandeln musste. Sie öffnete die Tonflasche, die mit einem Korken zugestöpselt war, und befeuchtete ein Tuch damit, von denen es ebenfalls einige im Kasten gab. Danach stöpselte sie die Flasche wieder zu, stellte sie bei Seite und drückte das Tuch sachte über den Mund und die Nase des Mannes. Sie konnte richtig fühlen, wie dieser langsam ruhiger wunde und schließlich nach vorne kippte. Rasch fing sie ihn ab und legte ihn auf den harten Felsboden. Sie legte nun auch das Tuch weg und sah dem Mann kurz dabei zu, wie dieser schlief. Ruhig hob und senkte sich dessen Brustkorb und sein leiser Atem beruhigte das Mädchen ungemein. Sie wusste nicht warum, aber wenn er so friedlich vor ihr lang, fragte sie sich jedes Mal, warum sie sich eigentlich vor ihm fürchtete. Unbewusst hatte sie nun ihre Hand in Richtung seiner Haare bewegt und begann durch sie hindurch zu fahren. Als sie es schließlich bemerkte, fragte sie sich ernsthaft, warum sie dies tat, doch sie konnte einfach nicht damit aufhören. Es war so angenehm und es fühlte sich so gut an. Man merkte sofort, dass der Mann seine Haare gut pflegte. Sie waren nicht fettig oder spröde, sondern samtig weich. Sie hatten einen angenehmen, warmen Glanz in der Sonne. Sie wirkten fast wie reines Gold. Überhaupt, musste sich Ino eingestehen, war Deidaras Aussehen nicht zu verachten und auch vom Charakter, zumindest im Alltag und nicht als Mörder, war er durchaus angenehm. Ein wenig frech und aufbrausend, aber dadurch wirkte er erst recht lebhaft. Mit einem Seufzer riss sich das Mädchen von diesem Anblick los und begann nun endlich mit der Behandlung. Zuerst musste sie das Blut entfernen, wozu sie einen sauberen Tupfer mit einer Pinzette nahm und begann, damit das Blut aus der Wunde zu wischen. Kurz zuckte der Blonde dabei zusammen, schlief dann aber friedlich weiter. Als sie dann endlich die Scherbe erblickte, legte sie den Tupfer weg und ergriff diese mit der Pinzette. Ganz vorsichtig, um den Mann nicht noch schlimmer zu verletzen, holte sie den Fremdkörper aus der Hand heraus und verband diese danach. Schließlich brachte sie den Mann, was für sie gar nicht so leicht war, in die Höhle zurück, wo sie ihn auf sein Nachtlager legte und seinen schlanken Körper mit dem schwarzen Akazukimantel bedeckte. Danach räumte sie draußen noch alles weg. Bereits wenige Minuten später kam Deidara wieder zu sich. Es dauerte eine Weile, bis er realisiert hatte, wo er sich gerade befand. Noch immer fühlte sich sein Körper schwer an und am liebsten hätte er einfach weiter geschlafen, doch das ließ er nicht zu. Er zwang sich mühselig dazu sich aufzusetzen und auf seine Hand zu sehen. Sie war relativ gut bandagiert worden, auch wenn er sofort merkte, dass die Person noch etwas Übung brauchte. Die ärgsten Schmerzen hatten auch nachgelassen, was den Mann schon einmal erleichterte. Nur ein unangenehmes Brennen machte sich noch in seinem Arm breit, dass er auf die vielen kleinen Wunden in seinem Mund schob, doch es war zum Aushalten. Schließlich ließ er seinen Blick in der Höhle herumschweifen und entdeckte dann auch, nach was er suchte. Ino saß mit dem Rücken an der Wand zwei Meter weiter weg von ihm und schien zu schlafen. Eigentlich hatte er ja vor, ihr die Hölle heiß zu machen, weil sie einfach ohne seine Erlaubnis, sein Genkai angefasst hatte und ihn auch noch betäubt hatte, doch sie wirkte im Schlaf so friedlich und unschuldig, dass er es einfach nicht übers Herz brachte, sie zu wecken. „Wie ein Engel.“, dachte er sich lächelnd und stand auf. Zuerst schwankte er noch leicht, doch er fasste sich schnell wieder und ging leise zu der Blonden. Er hockte sich vor sie hin und strich ihr sanft über die blasse Haut. Sie war sehr zart und angenehm, ganz anders als er geglaubt hatte. Sie war fast makellos, ganz anders als seine. Sie hatte keine Narben oder Unreinheiten. Er seufzte leise. Die Wut auf sie hatte er längst vergessen. Wie konnte er auch wütend auf sie sein? Es war ja nur gut gemeint. Nachdem er sie noch eine ganze Weile angestarrt hatte, nahm er schließlich den Mantel und deckte sie damit zu. Langsam war auch wieder seine Müdigkeit verflogen und er begann damit, das Abendessen vorzubereiten. 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