Blumenfarbspiel von Affodillbluete ================================================================================ Kapitel 4: Tulpenrot -------------------- Tulpenrot rote Tulpen – Ewig währende Liebe Hermine lief die langen Treppen des Grimauldplatzes empor. An jeder Ecke stoppte sie und ließ die Erinnerungen ihren Körper durchfluten. Wie viele Stunden hatte sie dort gesessen und gebangt? Sie hatte dort übernachtet, als sie mit Harry und Ron auf der Flucht war. Sie hatte dort gegessen, Weihnachten gefeiert und an Neujahr den roten und bunten Lichtern im Himmel zugesehen. Und nun sollte das Haus als Andenken an ihre gefallenen Freunde und verlorenen Liebsten dienen. Sie seufzte und strich sich ihr erdbeerfarbenes Oberteil glatt. Ein Jahr arbeitete sie nun bereits im Ministerium. Sie war gerade dabei die Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe zu revolutionieren und machte einen wirklich guten Job. Ja, Hermine war stolz auf sich und das, was sie leistete. Privat sah es hingegen nicht sonderlich prickelnd aus. So sehr sie es auch versuchte, sich mit Kollegen traf oder sich bemühte Männer in einer Bar kennenzulernen, mehr als ein nettes Gespräch wurde daraus nie. Einmal hatte sie einen jungen Zauberer im Tropfenden Kessel kennengelernt. Seitdem Neville mit der Inhaberin Hannah Abbott zusammen war, verbrachte sie dort mit ihren Freunden oft die Zeit nach Feierabend. Doch auch Jason, wie er hieß, schaffte es nicht sich in ihr Herz zu schleichen. Und das, nachdem sie sich drei Wochen lang regelmäßig mit ihm getroffen hatte. Müde schloss sie ihre Augen. Sie wollte nicht mehr alleine sein, aber niemand schien es zu schaffen ihr ramponiertes Herz wiederzubeleben. Es schlug noch immer für diese eine Person. Severus Snape. Ihren ehemaligen Professor. Das rote Organ in ihrer Brust zog sich zusammen, als sie an ihn dachte. Sein Duft, diese wundervolle Mischung aus hunderten Kräutern, hing ihr auch noch nach all der Zeit in der Nase und beruhigte sie, auch wenn es schmerzte. Sie hatte ihn, seitdem sie sich von ihm verabschiedetet hatte, nicht mehr gesehen. Nicht einmal zur Abschlussfeier und der Übergabe des Hauspokals war er in der Großen Halle erschienen. Und es tat ihr weh, dass sie ihn seit fast einem Jahr nicht mehr gesehen hatte. Eine Sekunde seines Anblicks, seine schwarzen Augen, die sich in die ihren hineinbohren, würde ihr ausreichen, um wenigstens das nächste Jahr überleben zu können. Mit den Gedanken in einer rosaroten Wolke, lief sie die Treppen weiter hinauf, um zu ihrem Zimmer zu gelangen. Sie wohnte zwar inzwischen alleine – sie hatte eine hübsche, kleine Wohnung im Herzen Londons ergattern können –, aber sie verbrachte die Woche im Grimmauldplatz. Minerva lud zum jährlichen Treffen anlässlich des zweitens Mais. Der gesamte Orden wurde eingeladen und wie Hermine wusste, auch er. Aber sie wusste auch, dass er nicht kommen würde. „Natürlich nicht“, flüsterte sie leise – sie wollte sich keine Hoffnungen machen. Ihr Herz würde das nicht überstehen. Sie nahm einen tiefen Atemzug, ehe sie die Tür zu ihrem Zimmer öffnete. Sie teilte es sich mit Ginny, wie auch schon zu ihrer Schulzeit. Ihre beste Freundin bestand darauf bei ihr zu sein. „Mädelsabende!“, hatte sie freudig gebrüllt und sich kurzerhand neben ihr einquartiert. Hermine wollte sie überzeugen doch bei Harry zu bleiben – schließlich verschwand sie jede Nacht ohnehin in sein Zimmer –, aber die Rothaarige ließ sich nicht beirren. Und Hermine war ehrlich gesagt sogar sehr dankbar dafür, dass ihre Freundin bei ihr blieb. So war nur die Nacht, die sie alleine verbrachte, unerträglich. In ihrer eigenen Wohnung lag sie auch jede Nacht wach und dachte nach. Sie weinte und schrie die burgunderfarbene Wand ihres Schlafzimmers an, doch im Grimmauldplatz war es noch deutlich schlimmer. Schließlich verband sie so viele Erinnerungen damit und er gehörte nun mal einfach dazu. Erschöpft setzte sie sich auf ihr Bett – Molly hatte es für sie in den Gryffindorfarben rot und gelb bezogen – und blickte durch den Raum. So sehr sie sich auch dafür verfluchte, dass sie nie die Gelegenheit ergriffen und Severus gesagt hatte, was sie empfand, wusste sie auch, dass es das beste war. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, wie er reagiert hätte. Und am Ende hätte sie sich nur blamiert. Mit blutendem Herzen stand sie auf, ging ins Bad und machte sich fertig für die Feier, die am Abend stattfinden sollte. Wacklig ging sie Treppen hinunter und schüttelte bei jedem Schritt ihren Kopf. Wie konnte sie sich nur von Ginny und Luna so bequatschen lassen, dass sie auf solchen Waffen herumlief? Die Schuhe waren viel zu hoch und das Kleid, für ihren Geschmack, viel zu kurz. „Zur Feier des Tages!“, hatte Ginny gerufen und sie in dieses enge, schwarze Kleid gesteckt. Die roten Highheels hatte sie von Luna bekommen. Diese zog sie zwar nie an, aber sie hatte eine beachtliche Sammlung an Klamotten. Ihr neuer Freund, ein Naturforscher und Enkel des berühmten Newt Scamander, meinte es wohl ziemlich gut mit ihr. Sie hatte ihn bei einem seiner Vorträge in ihrem Studienfach kennengelernt. Ein kleines Lächeln huschte über Hermines Lippen. Sie freute sich so sehr für ihre Freunde. Harry hatte Ginny, Ron hatte Lavender (und Hermine liebte es zu sehen, wie er jede ihrer Narben, die Greyback ihr zugefügt hatte, sanft küsste. Sie war sehr stolz auf ihren besten Freund), Luna hatte Rolf und Neville hatte Hannah. Und so schnell die Freude für ihre Freunde kam, so schnell wurde sie auch wieder von glühend heißer Eifersucht abgelöst. Ihre Freunde hatten all das, was sie gerne hätte, aber nicht bekam. Und das alles nur, weil sich ein gewisser Tränkemeister in ihrem Herz verbarrikadiert hatte. Hermine biss ihre Zähne aufeinander und versuche die drohenden Tränen zurückzuhalten. „Nicht heute Abend. Nicht heute Abend“, murmelte sie immer wieder, als wäre das ihr Mantra. Als sie die letzte Stufe endlich herunter stolperte – sie stolperte in diesen Schuhen mehr, als dass sie lief – hörte sie bereits freudige Stimmen aus der Küche. Sie setzte ein Lächeln auf, versuchte ihr gebrochenes Herz zu verstecken und trat ein. Der Abend war inzwischen in vollem Gange. Man unterhielt sich, tanzte hin und wieder miteinander und man gedachte den Gefallenen. Reichlich Feuerwhiskey und roter Elfenwein flossen ebenfalls die Kehlen hinunter und obwohl es ein Tag war, an dem so viele Personen fehlten, hatten sie genug zu feiern. Molly und Arthur verkündeten die frohe Botschaft, dass sie Großeltern geworden waren. Fleur und Bill hatten an diesem Tag ihr erstes Kind zur Welt gebracht und als Erinnerung an den Triumph, den sie vor zwei Jahren feierten, nannten sie sie Victoire. Ein wunderschöner Name, wie Hermine fand. Stolz präsentierten die frischgebackenen Großeltern den Gästen Bilder, die Arthur mit seiner neuen Muggelkamera gemacht hatte, und von allen Ecken wurden sie mit Glückwünschen überschüttet. Ein Patronus nach dem anderen brach aus den Spitzen der Zauberstäbe und verschwand durchs Fenster in Richtung St. Mungos. Jeder wollte den glücklichen Eltern gratulieren. Hermine hatte sich zu später Stunde etwas abseits gestellt, ihr Glas Feuerwhiskey in der Hand, und beobachtete mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen ihre Freunde. Harry wirbelte Ginny über die Tanzfläche – Molly hatte die Küche magisch vergrößert, damit sie genug Platz hatten. Ron unterhielt sich mit Charlie, Percy und George (eine witzige Ansammlung roter Schöpfe, wie Hermine feststellen musste) und Luna saß auf dem Schoß ihres Freundes, während sie sich leise unterhielten. Neville war bereits gegangen, der zweite Mai war nämlich bei der gesamten Zaubergesellschaft ein Feiertag und so wollte er seiner Freundin im Tropfenden Kessel, der jedes Jahr an diesem Tag gut besucht war, etwas unter die Arme greifen. Etwas weiter hinten im Raum standen Minerva, Arthur und Molly, Kingsley und Aberforth zusammen. Sie lachten ausgelassen und schienen wirklich Spaß zu haben. An solchen Abenden konnte Hermine wenigstens für den Moment vergessen, wie kaputt ihr Herz war. Das Blut sickerte zwar noch immer aus der klaffenden Wunde, aber die roten Spuren leuchteten nicht so deutlich, wie üblich. Mit wackligen Schritten – sie schob es bewusst auf die Schuhe und nicht den Alkohol – ging sie zum Buffet und füllte sich ihr Glas erneut. Gerade, als sie sich eine Himbeere aus der Obstschale in den Mund stecken wollte änderte sich die Stimmung im Raum schlagartig. Gespräche wurden unterbrochen und das ausgelassene Lachen verstummte abrupt. Verwirrt ob der plötzlichen Stille, schob sie sich die rote Frucht in den Mund, als sie Minervas Stimme vernahm. „Severus!“, rief diese erfreut aus und Hermine hätte sich um ein Haar an der Beere verschluckt. Ihr Herz zog sich zusammen und begann mit doppelter Geschwindigkeit gegen ihren Brustkorb zu hämmern. Langsam drehte sie sich um, ihr Puls pochte hart unter ihrer Haut, und als ihre Augen zu erkennen begannen, wäre ihr beinahe das Glas aus der Hand gerutscht. Dort stand er. In seinen schwarzen Roben, umgeben von der Aura, die sie so sehr in ihren Bann zog. Seine Augen suchten den Raum ab und verweilten auf ihr, als sie sie endlich erfassten. Sein Blick bohrte sich in ihren und Hermine hätte schwören können, dass sie so etwas wie Erleichterung in seinen Augen erkannte. Doch so lange er sie angesehen hatte – für sie fühlte sich an, als wären es Minuten gewesen –, so schnell brach er den Blickkontakt wieder ab und begrüßte mit einem knappen Nicken die Anwesenden. Hermines Körper begann zu zittern und sie konnte ihr Glück kaum fassen. Auch wenn sie wahrscheinlich kein Wort mit ihm wechseln würde, er war da und nur das zählte für sie. Ihr Herz barst beinahe unter der Energie und Liebe, die sie empfand, und drohte zu explodieren. Ja, sie liebte ihn und das würde sich niemals ändern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)