Blick in die Vergangenheit von Pfeffersosse (Joker-Geschichte Frühlingswichteln 2015 - Kunoichi-X) ================================================================================ Kapitel 1: Am inneren Auge vorbei --------------------------------- Müde … Er war so unsagbar müde. Das lag nicht nur an seiner etwas unnatürlichen Sitzposition oder an der Tatsache, dass er einige Verletzungen davongetragen hatte. Es war viel mehr als eine körperliche Müdigkeit. Seine Psyche war auch erschöpft und er hoffte inständig, dass sie sich wieder aufrappeln würde, doch er war alleine hier, obwohl er die Präsenz eines anderen spürte. Wie sollte er sich da schon ablenken können? Hinzu kam, dass er sich so ausgelaugt fühlte, dass er am liebsten geschrien hätte, doch er konnte oder wollte es nicht. Er hatte irgendwie das Gefühl, dass das den Leuten, die ihn beobachteten, eine Genugtuung wäre. Hungrig war er auch, aber vor allem durstig. Er liebte es zu Essen, doch die mangelnde Flüssigkeitszufuhr machte ihm mehr zu schaffen als er dachte. Das lag auch nicht daran, dass er anfing zu halluzinieren und Sachen sah, hörte und roch, die nicht da waren. Allen voran die fliegende Fleischkeule, die in seiner unmittelbaren Nähe schwebte. Die Erschöpfung fing an ihn einzulullen wie gutes Essen, das man sich redlich verdient hatte. Doch hatte er nicht auch alles, was gerade geschah, in gewisser Weise verdient? Seine reine Existenz war so vielen ein Dorn im Auge, dass er für diejenigen, die ihn mochten nur eine Hand benötigte, um sie aufzuzählen. Doch diese Handvoll hielt ihn davon ab wirklich abzudriften. Dorthin, wo er Jenen, die er liebte nah sein konnte. Es hörte sich total kitschig und nicht nach ihm an, doch er würde gerade alles tun, um seine Familie, seine Brüder und Paps wiederzutreffen. Doch er konnte nicht, war angekettet wie ein Tier, seiner Teufelskraft beraubt und fror. Ein Umstand der ihn mehr als nur stutzig machte. Wie lange war es her, seit er das letzte Mal gefroren hatte? Oder es ihm einfach nur kalt war?     Es war gute zwei Jahre zuvor. Der junge Pirat hatte sich ganz alleine auf seine Abenteuerreise gemacht. Am Anfang war es noch recht schwierig, da sich seine navigatorischen Kenntnisse in Grenzen hielten. Er hatte es aber geschafft einige Inseln zu finden und saß nun etwas gelangweilt in einer Taverne und wartete auf sein Essen. Er versuchte sich einen Namen zu machen, doch es war schwer als angehender Pirat die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, wenn keine Crew hinter ihm stand. Er würde wohl oder übel so langsam mit seiner Suche anfangen müssen, doch bis jetzt war er noch keiner fähigen Person begegnet. Immerhin wollte er bekannt werden, aber nicht als der Sohn seines Vaters, sondern der seiner Mutter. Sein Herz zog sich kurz unangenehm zusammen, als er an seine Herkunft dachte. Es wussten nicht viele, wer sein wirklicher Vater war. Es schürte nur den Hass in so vielen Leuten, wenn herauskam, dass der Piratenkönig Gol D. Roger persönlich sein Erzeuger war. Er knirschte kurz mit den Zähnen und ballte seine Hände zu Fäusten. Er würde es wohl oder übel akzeptieren müssen und mit seinem Bruder Luffy hatte er eine wichtige Person, die ihn immer gestützt hatte. Sein Bruder wusste, wer sein Vater war und akzeptierte ihn so wie er war. Ace, so der Name des jungen Piraten, war stolz auf seinen kleinen, liebevollen Idioten-Bruder und neugierig, ob sich ihre Wege wohl demnächst kreuzen würden. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen und er musste an den kleinen Chaoten denken. Ob er in der letzten Zeit seine Gum Gum-Attacken perfektioniert hatte? Irgendetwas in ihm rief laut nach einer eigenen Teufelsfrucht, doch immer wieder scheiterte er an der einfachsten Frage, welche er gerne besitzen wollte. Es gab so viele verschiedene und er hatte sich, obwohl er so lesefaul war, ein Buch über die Teufelskräfte angesehen. Er konnte also auf gut‘ Glück die einzelnen Früchte auseinanderhalten. So dumm wie Luffy würde er wohl nicht sein und einfach eine essen, ohne zuvor zu wissen, was er da überhaupt in seinen Rachen geschoben hatte. Wenn er schon beim Thema war. Das Wasser lief in seinem Mund zusammen, als seine Bestellung nach einer gefühlten Ewigkeit endlich vor ihm stand. Zwei Teller voll mit inseleigenen Leckereien. Er leckte sich voller Erwartung über die Lippen und griff beherzt zu. In jeder Hand hielt er eine Keule undefinierbaren Fleisches und zwischen seinen Lippen ragte schon ein wenig vom Fleisch heraus. Hätte er noch etwas Platz im Mund gehabt, dann hätte er sicherlich wohlig aufseufzen können. Doch so genoss er es. Seine Tischmanieren waren nicht gerade die Besten, aber das lag vor allem an seinem Gum-Gum-Bruder. Durch seine Fähigkeit hatte er ihm öfters das Essen vom Teller geklaut und Ace hatte es gehasst. Sein anderer Bruder, Sabo, war da gesitteter gewesen und er verstand noch immer nicht wirklich wieso Luffy immer nur seinen Teller anvisierte, Sabo aber immer mit dem Schrecken davonkam. Plötzlich übermannte ihn die Müdigkeit und sein Kopf knallte gegen die Theke. Sein Mund und seine Hände waren noch voll, doch die Leute um ihn herum fingen plötzlich an zu tuscheln. Der Besitzer der Taverne versuchte Ace wachzurütteln, doch nichts half. Der gute Geschmack des Essens hatte ihn im wahrsten Sinne des Wortes überwältigt. Nicht lange danach riss er seinen Kopf wieder hoch und die Leute zuckten unwillkürlich zusammen. Er kaute und schmatzte, als gäbe es kein Morgen und beendete sein Essen, ohne weitere Müdigkeitsattacken.   Er schlenderte über die Insel und genoss seine momentane Freiheit. Das Essen war herrlich gewesen und er hatte willentlich gezahlt, obwohl seine Berrys so langsam aber sicher wie Seifenblasen verpufften. Er pfiff ein bekanntes Piratenlied, mehr schlecht als recht, und ließ den Blick über die Stände des hiesigen Marktes gleiten. Es gab von allem. Essen, Trinken, Dekoratives, Nützliches, Plunder, und noch vieles mehr. Doch etwas ganz bestimmtes hatte seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Eine Frucht. Von weiten wirkte sie nicht viel anders als die umliegenden, doch sie strahlte dennoch etwas ganz besonderes aus. Das Muster, das darauf zu finden war, war einzigartig, obwohl es doch den anderen glich. Doch keine hatte dieses orange Flammenmuster. Bei den anderen handelte es sich eher um orange Ovale, die kleine Zacken hatte. Ob der Verkäufer überhaupt wusste, was er da vor sich liegen hatte? Selbstsicher ging Ace auf den Stand zu und griff zielsicher nach der Frucht mit den Flammen. Er hätte am liebsten triumphierend gegrinst, doch er hielt seine Gefühle so gut es ging zurück. Er ließ seinen Blick aber dennoch über die anderen Früchte gleiten und griff nach einer zweiten, weil er doch neugierig war, wie diese speziellen Früchte wohl schmecken würden. Nachdem er kurz verhandelt hatte, waren die Früchte in seinem Besitz und Aces Frage, welche Teufelsfrucht er am liebsten hätte, daraufhin auch beantwortet. Immerhin hatte er sich gerade die Mera Mera no Mi gekauft. Und er wusste, dass damit seinem Ruf nichts mehr im Weg stand.     Ace konnte sich noch gut daran erinnern. Der Geschmack der Teufelsfrucht war eklig gewesen. Sie war sehr bitter, aber gleichzeitig feurig heiß. Er hatte am Anfang das Gefühl gehabt, als würde er von innen heraus brennen und musste dann fast schon entsetzt feststellen, dass er tatsächlich anfing zu brennen. Er war nur froh darüber gewesen, dass er seinen Hut und andere Habseligkeiten in Sicherheit gebracht hatte und nicht auf seinem Schiff stand. Denn sonst hätte er sich noch ein Neues besorgen müssen. Er lächelte, obwohl er so müde und ausgelaugt war, leicht vor sich hin. Ob Luffy auch so eine eigenartige Erfahrung gemacht hatte, als er die Gomu-Gomu no Mi gegessen hatte? Natürlich konnte er jetzt Feuer nicht mit Gummi vergleichen, aber irgendetwas sagte ihm, dass auch Luffys Körper im ersten Moment nicht auf ihn gehört hatte. Es dauerte auch nicht wirklich lange, bis Ace mit seiner Teufelskraft klar kam. Er hatte mehr Willenskraft und Ausdauer als sein Bruder. Hinzu kam, dass sein Element so völlig anders war, dass die Kontrolle wichtiger war als alles andere. Nicht nur einmal hatte er aus Versehen etwas ungewollt angezündet, ehe er die Kontrolle über seine Teufelskraft hatte. Ace stöhnte kurz vor Schmerzen auf, weil er seine Position ändern wollte, seine Wunden aber unangenehm scheuerten und er sich schon lange nicht mehr bewegt hatte. Er konnte noch nicht einmal mehr sagen, wie lange er überhaupt hier unten festsaß. Er wurde nur wie ein Schwerverbrecher behandelt, obwohl … Ja, wieso eigentlich ‚obwohl‘? War er es nicht? Seine Zweifel über seine eigene Existenz kehrten zu ihm zurück und er knirschte kurz mit den Zähnen. War es das, was ihn gerade hier festhielt? Seine Blutsverwandtschaft mit Gol D. Roger? Oder war es doch seine Suche nach Rache an Teach, der einen seiner eigenen Brüder ermordet hatte? Er fluchte kurz vor sich hin und zuckte vor seiner eigenen Stimme zurück. Wie lange hatte er sie schon nicht mehr benutzt, dass er sie als seltsam fremd empfand? Würde er sie je wieder benutzen können, um etwas zu sagen? So viele Fragen schwirrten in seinem Kopf herum und er fühlte sich noch erschöpfter, als er eh war. Er schloss für kurze Zeit seine Augen und ließ sich von der Vergangenheit einlullen …     Seit einer gefühlten Ewigkeit focht er ein Blickduell mit einem großgewachsenen Mann. Eine Truppe stand um den anderen herum und blickte herausfordernd auf den Jüngeren. Der Mann hatte einen beigen Cowboyhut, mit einem runden Muster, auf, braune Haare und einen leichten Bart. Seine Augen waren etwas ungläubig aufgerissen, weil der Jüngere ihm eine Frage gestellt hatte. Die Frage war nicht so blöd gewesen, dass man so hätte gucken müssen, aber es waren wohl die Umstände, die sie so lächerlich oder unpassend anmuten ließen. Plötzlich gellte die Gruppe in schallendes Gelächter aus und der Mann mit dem beigen Hut klopfte im Takt auf den Tisch. Ace ließ sich nicht beirren, sondern wartete auf eine Antwort. Er hakte auch nicht nach, weil er sich nicht unnötig wiederholen wollte. Nach einigen Momenten beruhigte sich sein Gegenüber wieder und strich sich kurz über die feuchtglänzenden Augenwinkel. Ace verschränkte daraufhin die Arme und blickte etwas strenger auf die kleine Truppe. Ein abfälliges Geräusch ließ ihn dann doch wütend werden und er legte seine Hände auf den Tisch und knirschte leicht mit den Zähnen. Die darauffolgenden Worte waren aber ausschlaggebend dafür, dass er am liebsten doch aufgestanden und förmlich explodiert wäre. „Habt ihr gehört, was der Wicht uns gefragt hat? Ich komm nicht damit klar! Er unser Käpt’n, wir seine Crew. Dass ich nicht lache. Ha!“, spie der Hutträger aus und schüttelte belustigt den Kopf. Ace schob seine Unterlippe vor und blickte trotzig in das Gesicht des anderen. Er hätte ihm am liebsten eine reingehauen, doch er wollte die acht Männer in seiner Crew haben. Wie würde er wohl dastehen, wenn er Leute aus seiner eigenen Crew schlagen würde? Das würde er niemals tun, dafür respektierte er andere viel zu sehr. Dennoch spürte er, wie er langsam anfing zu kochen und die eine oder andere Flamme züngelte um seine Haut. Fluchend flüchtete der Mann mit dem Hut nach hinten und riss dabei seinen Stuhl um. Er krabbelte rückwärts über den Boden und spürte plötzlich einen Widerstand, der sich als Fuß eines seiner Kumpels herausstellte. Ace ballte dann seine Fäuste und schüttelte schlussendlich den Kopf. Er würde wohl mit Worten alleine nicht weit kommen, aber er würde nicht aufgeben. Und wenn er länger auf dieser Insel bleiben musste, um diese Acht für seine Crew zu gewinnen. Und einen Namen für seine eigene Piratenbande hatte er auch schon, die >Spade Pirates<.   Es dauerte noch einige Zeit, bis die Jungs einsahen, dass es wohl besser wäre von der Insel zu verschwinden. Einige waren weniger erfreut darüber, doch schnell schlossen sie ihren neuen Käpt’n in ihr Herz und machten die Meere gemeinsam mit ihm unsicher. Erst, als Ace ihnen offenbarte, dass er auf die Grand Line wollte, machte sich Unmut unter ihnen breit. „Du bist wohl verrückt!“, donnerte der Breiteste von ihnen und schlug mit der Faust auf den Tisch, dass die Gläser und Flaschen klirrend zu Boden fielen. „Weißt du nicht, wie viele Schiffe untergegangen sind, beim Versuch die Grand Line zu durchqueren? Die ganzen Gefahren, die in den Gewässern lauern! Hast du überhaupt daran gedacht, dass wir einen Logport dafür benötigen?!“, sprach der Navigator der Crew und legte eine Karte auf den Tisch, damit jeder verstand, was er als nächstes erklärte. „Die See ist unberechenbar in der Grand Line. Da fährt man nicht so mir nichts, dir nichts dadurch! Dazu muss man planen, wie man das alles regeln will, verdammt noch Mal! Die See ist unberechenbar, die Jahreszeiten spielen verrückt und an manchen Stellen ist das Meer so unsicher, dass es unser aller Todesurteil wäre, wenn wir unvorbereitet hineinfahren würden! Und wir sind noch nicht einmal ein Dutzend Mann, Ace.“ Er versuchte ihm ins Gewissen zu reden, doch Ace grinste nur breit und zuckte mit den Schultern. „Ohne Risiko wäre es doch langweilig, oder? Und es gibt da Jemanden, den ich in der Grand Line besuchen möchte, um mich bei ihm zu bedanken“, sagte er selbstsicher und hörte, wie seine Crew schlussendlich resigniert seufzte. Wieder einmal hatte er seinen Willen durchgesetzt und schlief im Stehen ein…     … und öffnete seine Augen dann wieder. Er musste zugeben, dass er seine Crew und die Zeit mit ihnen wirklich vermisste. Denn er hatte sie und seine vielen anderen Brüder nun schon so lange nicht mehr gesehen. Und wenn es hart auf hart kam, würde er sie wohl auch nie wieder… Er stockte in seinen Gedankengängen, weil er gerade so negativ aufgelegt war. Doch er konnte einfach nichts dagegen tun. Es gab nur wenige Leute, die ihm das Gefühl gaben, dass er geliebt und geschätzt wurde. Da waren zuerst einmal Luffy und Sabo, dann kamen seine Spade-Crew und zuletzt seine Brüder und Schwestern auf der Moby Dick. Er vermisste alle so schrecklich, obwohl er es sicherlich nie aussprechen würde. Dennoch schlich sich der Gedanke in sein Gehirn, ob überhaupt Jemand für ihn trauern würde, wenn er nicht mehr da war. War die Zahl derer, die sich über seinen Tod freuen würden, nicht umso grösser? Würde es nicht die, die wirklich eine Träne vergossen, beträchtlich erniedrigend wirken lassen? Er ließ den Kopf kurz resigniert sinken und biss auf seine Unterlippe. Er konnte sich aber vorstellen, dass Paps mit seinen Brüdern alles daran setzen würde ihn vor dem Schafott zu retten. Irgendwo in seinem Kopf stellte er sich sogar vor, wie Luffy ihn befreien würde und sie beide Seite an Seite kämpfen könnten. Ein einsames Lächeln schlich sich dann auf seine Lippen und sein Blick verharrte in der fernen Vergangenheit. Ob sich jeder zum Tode Verurteilte, irgendwann an seine Kindheit erinnerte? Oder war er einfach nur melancholisch und wollte sich seinen Gedanken hingeben? Wie gerne hätte er nun Sabo noch einmal gesehen und ihm gesagt, wie stolz er auf seinen kleinen Bruder war. Seine Haare fielen in sein Gesicht und er schluckte einen Kloss hinunter.     „Bäääh!“ Luffy streckte seine Zunge heraus und zog sein Augenlid herunter, als er mit Ace aus dem Restaurant flüchtete, in dem sie sich die Mägen mit Essen vollgeschlagen hatten. Ace verzog seine Miene zu einem leichten Lächeln und hätte gerne über das kindische Benehmen seines Bruders gelacht. Aber nur fast, da er fand, dass er sich doch seinem Alter entsprechend benehmen könnte. Auch wenn Luffy drei Jahre jünger war, so war er immerhin schon zwölf. Aber vielleicht sah er es als Fünfzehnjähriger als kindisch an, weil er sich nie so benommen hatte. Oder doch? Hinzu kam dann auch noch, dass manche Bewegungen von Luffy einem auch Schauer über den Rücken laufen lassen konnten. Immerhin zog er im wahrsten Sinne des Wortes die Haut seiner Lider herunter und entblößte so sein Auge mehr, als es bei anderen der Fall gewesen wäre. Aber er war daran gewöhnt. Er konnte dann doch nicht an sich halten und fing an zu lachen, als der Koch fluchend faules Obst und Gemüse nach ihnen warf. Er genoss es mit Luffy ihre Routine einzuhalten, auch wenn es mit Sabo sicherlich spaßiger gewesen wäre. Aber auch zu zweit verursachten die beiden schon genügend Chaos.   „Und wenn ich dann einmal der Piratenkönig bin, wirst du der Vize-Piratenkönig, Ace!“, grinste Luffy und ließ sich zurück auf den Boden fallen. Er breitete seine Beine und Arme aus und blickte lächelnd in den Himmel. Ace schüttelte den Kopf, ließ sich dann auch auf den Boden nieder und seufzte resigniert auf: „Man kann nicht einfach so der ‚Vize‘ vom Piratenkönig werden. Und wer sagt, dass du das überhaupt schaffst.“ Er mochte es zu sticheln, weil Luffy sofort darauf einging. Ace drehte seinen Kopf, um auf Luffy zu blicken und sah wie er trotzig seine Unterlippe vorschob. Er hatte mit mehr Wut oder einer anderen Reaktion gerechnet, doch dies war etwas ganz Neues. Er drehte dann seinen Kopf zu Ace und sagte plötzlich: „Heute ist Sabos Todestag, oder?“ Er versuchte stark zu sein, doch Ace erkannte, dass es Luffy noch immer ziemlich nahe ging. Auch wenn er manchmal ein Idiot war, so mochte er seinen kleinen Bruder über alles und wollte ihn davor bewahren so etwas noch einmal zu erleben. Er blickte ihn deshalb einige Zeit schweigend an und strich sich durch das eigene Haar. Dann hörte er, wie sich Luffy aufsetze und er tat es ihm gleich. Er hatte seinen Kopf gesenkt und sein Strohhut verdeckte sein Gesicht. Ace konnte nicht erkennen, was in ihm vorging, aber die geballten Fäuste und das Zittern des Jüngeren machten ihm sofort klar, dass er mit seinen Gefühlen haderte. Er selbst hatte versucht keine Tränen zu vergießen, als sie von Sabos Tod hörten, auch wenn er es doch heimlich getan hatte. Irgendwie wusste er, dass Luffy für ihn mitweinte, auch wenn er es nicht ausstehen konnte, ihn so zu sehen. Er rückte dann näher zu ihm und nahm ihn in den Arm und sah, wie der Strohhut auf den Boden fiel, doch für den Moment störte es ihn nicht. So konnte er seine Hand auf Luffys Hinterkopf legen und sanft durch seine Haare streichen, um ihn zu beruhigen. Ein sanftes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er leise ‚Heulsuse‘ sagte.     Mit einem Schlag wurde Ace bewusst, dass mindestens Einer sicher weinen würde. Vielleicht würde er sogar für ihn mitweinen. Er war sich nämlich nicht sicher, ob er noch weinen konnte, wenn das Urteil vollzogen wurde. Er schluckte kurz und bemerkte, dass seine Sicht etwas verschwommen war. Ob es am Durst lag? Oder an der Müdigkeit, die an ihm zerrte? Er wusste es nicht, nur, dass sich etwas aus seinen Augenwinkeln löste und salzig in seinen Mund floss. Unwillkürlich blinzelte er einige Male und merkte, dass er weinte. Dabei weinten richtige Männer doch nicht! Was würden seine Brüder auf der Moby Dick nur sagen, wenn sie ihn in diesem Zustand sehen würden? Vor allem Paps würde sicherlich enttäuscht von ihm sein, wenn er ihn so sehen würde. Doch er konnte sie komischerweise nicht zurückhalten. „Nur einen Moment Schwäche …“, flüsterte er vor sich hin und schloss die Augen.   Er hatte sich wieder beruhigt und hätte am liebsten über seine Augen gerieben, doch es war unmöglich, immerhin waren seine Hände und Füße angekettet und er konnte sich deswegen kaum bewegen. Er zog seine Nase kurz geräuschvoll hoch, um dann das ganze eklige Zeugs auf den Boden zu spucken. Er vernahm ein Naserümpfen aus der anderen Ecke der Zelle und blickte kurz auf. Er sah, dass dort jemand saß, aber er blickte durch ihn hindurch. Er musste zugeben, dass er sich nun besser fühlte, ruhiger und entspannter. Seine Gedankengänge waren dennoch weiterhin verwirrend und er war sich nicht sicher, ob sie sich nicht nur um einen einzigen Punkt drehten. Oder sogar im Kreis. Plötzlich hatte er einen recht gelangweilten Blick vor seinem inneren Auge und schnaubte belustigt auf. Wieso er gerade an ihn jetzt dachte, war ihm nicht klar, aber er musste unwillkürlich an eine spezielle Situation mit dem Mann denken.     Er versuchte das Blickduell zu gewinnen, was recht schwierig war, wenn man bedachte, mit wem er sich gerade anlegte. Sein Gegenüber hatte meist einen recht gelangweilten Blick aufgesetzt und wirkte weniger interessiert an dem, was man ihm sagte. Doch Ace war sich sicher, dass er eine Gefühlsregung von ihm heraufbeschwören konnte. Dabei musste er es nur schaffen den eindringlichen Blick über sich ergehen zu lassen. Er musste zugeben, dass er hibbelig war, doch die Idee hatte sich fest in seinen Gedanken verwurzelt und er konnte einfach nichts anderes als einen seiner Brüder auf der Moby Dick einzuweihen. Immerhin ging es gerade um ihren Vater und da kannte Ace kein Pardon. Abwartend blickte er also in die Augen und versuchte dabei auch zu ergründen, welche Augenfarbe sein Gegenüber hatte. Aber er kam nicht darauf, welche Farbe es sein sollte, also konzentrierte er sich wieder eher aufs Starren. Und irgendwann seufzte sein Gegenüber dann und brach den Augenkontakt ab. Für ihn ein Zeichen, dass er gewonnen hatte. Er wollte schon triumphierend die Faust in die Luft halten, als sein Gegenüber plötzlich leicht lächelte: „Deine Idee ist wirklich nicht schlecht. Das wird Vater sicherlich gefallen.“ Ace war überwältigt, weil sein Bruder ihm damit indirekt zugesagt hatte, um seinen Plan in die Tat umzusetzen und stürzte sich halb auf ihn, um ihn, einem Würgegriff ähnlich, zu umarmen: „Danke, Marco! Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann.“ Grinsend wartete er wieder auf eine Reaktion, doch Marco tätschelte nur kurz Aces Kopf.   Das nächste Mal, als die Moby Dick an einer Insel anlegte, war es soweit, ob es Zufall war oder Kalkül war unwichtig. Reges Treiben war zu vernehmen, auch wenn Jeder versuchte es so unauffällig wie nur möglich zu machen. Doch es fiel auf, dass die Crew schneller über und unter Deck wuselte als sonst. Ace hatte kurz Bedenken, dass sein Plan nicht aufgehen würde, weil sich alle so unnatürlich benahmen, doch es schien alles aufzugehen. Er blickte auf Marco und beugte sich dann zu ihm: „Denkst du Paps wird sich freuen?“ Unsicherheit schwang in seinen Worten mit und er versuchte alles zu koordinieren. Marco lehnte am Mast und zuckte mit den Schultern: „Das wirst du ja dann sehen.“ Keine wirklich hilfreiche Antwort. Doch Ace nahm sie so hin. Es dauerte nicht mehr lange, da waren alle Vorbereitungen fertig und Ace sich sicher, dass der richtige Moment gekommen war. Vorfreude machte sich in ihm breit und er grinste seine Brüder zufrieden an. Er hörte sofort, als Whitebeard an Deck kam und koordinierte schnell noch alles fertig, ehe er den Startschuss gab und ein Feuerwerk zu Gunsten des Käpt’ns und Vaters zündete. Alle johlten gleichzeitig los: „Zum Geburtstag viel Glück! Zum Geburtstag viel Glück!“ und Ace grinste wie ein Honigkuchenpferd, als er merkte, dass ihr Vater den ersten Moment erstaunt war, sich dann aber fing und lauthals lachte. Die Brüder versammelten sich um ihn und feierten bis in die frühen Morgenstunden. Ace dankte Marco, indem er ihm ein Fass Alkohol zurollte. Gemeinsam tranken sie auf den Ehrentag ihres Vaters und erfreuten sich gemeinsam an den Lebtagen ihres Käpt‘ns. Auf dass es viele weitere werden würden!     Ace würde diesen Tag niemals vergessen. Er sollte der Anfang einer noch brüderlichen Freundschaft werden. Das Verhältnis zu Whitebeard verstärkte sich dadurch noch umso mehr und er war sich sicher, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte ihn als seinen Vater anzuerkennen. Dieser Neuanfang hatte ihm wirklich gut getan und er konnte seine wahre Herkunft besser ertragen. Auch wenn Paps wusste, wer sein Vater war, liebte er ihn weiterhin wie seinen eigenen Sohn. Und Ace würde alles für ihn tun, nur um ihn glücklich zu machen und zum Lächeln zu bringen. Er vermisste die Moby Dick, mit all den Chaoten und der guten Stimmung. Aber seit Thatch nicht mehr da war, fehlte ein wichtiger Teil der Crew und es schmerzte ihn immer noch, dass er keine Rache nehmen konnte. Teach lief immer noch frei herum und Groll mischte sich in seine Gefühlswelt. Wie gerne hätte er Teach gezeigt, dass er sich am besten nicht mit ihm anlegen sollte, doch nun war es wohl zu spät. Er würde es ihm nicht mehr ausrichten können. Doch eines wusste Ace nun mit Gewissheit, nämlich, dass er eine starke Familie in seinem Rücken hatte, die alles für ihn tun würde. Auch über den Tod hinaus. Dabei wollte er keinen von ihnen in Gefahr bringen und doch musste er gerettet werden. Wie erbärmlich sich dies doch anfühlte. Aber er konnte nicht lange über diesen Gedanken trauern, denn plötzlich hallten Stimmen und hohe Absätze an den Wänden und Ace hob den Kopf. Er versuchte so gefühlskalt wie nur möglich auszusehen und erwiderte die Blicke, die plötzlich auf ihm lagen. Irgendetwas sagte ihm, dass das Chaos, das mit seiner Festnahme anfing, nun erst recht anfing. Er nahm den Gefangenen in seiner Zelle nun wirklich wahr und erkannte keinen geringeren als Jinbei. Doch alles änderte sich, als die Geräusche vor ihrer gemeinsamen Zelle zum Stehen kamen und die Spannung immer grösser wurde. Und seine größte Angst bestätigte sich, als er von Boa Hancock vermittelt bekam, dass Luffy ihn befreien wollte. Wieso musste er sich so in Gefahr bringen?   Er hatte so einen dummen Bruder und doch liebte er ihn dafür …       Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)