Geliebter Vater von demona1984 ================================================================================ Kapitel 1: Erstes und Einziges ------------------------------ Leise betrat Harry den Raum, er wollte seinen Lord nicht wecken denn der brauchte eigentlich jede Minute Schlaf, die er kriegen konnte. Doch seine Vorsicht war umsonst denn rote Augen sahen ihn an. „Ihr schlaft nicht?“, fragte Harry überflüssigerweise. „Nein“, war die leise, schwache Antwort. Harry seufzte leise und setzte sich auf die Bettkante, musterte seinen Mann und musste sich etwas eingestehen. Sein geliebter Lord und Ehemann lag im sterben und ein einziger Blick sagte ihm, dass sie das Beide wussten. „Wie geht es euch?“, fragte er dennoch. „Schmerzen und ich fühle mich viel zu schwach“, gestand Voldemort. Er war lange über den Punkt hinaus, dass er sich für seine Schwäche vor seinem Mann schämte denn er konnte es nicht mehr ändern, er war schlicht und einfach alt geworden. Seit der Vernichtung seiner Horkruxe war er weiter gealtert doch das Zerreißen seiner Seele hatte größeren Schaden angerichtet als er jemals gedacht hatte. Er war schneller gealtert als normal und seine restliche Zeit war mehr als begrenzt, nach Severus hatte er noch ein paar Tage, bestenfalls Wochen. Und er wollte nicht gehen, wollte seine Familie nicht alleine zurücklassen und vor allem wollte er seinen geliebten Mann nicht verlassen. Harry versuchte stark zu sein doch in den unbeobachteten Momenten sah man ihm die Qual an. „Worüber denkt ihr nach?“, fragte Harry plötzlich. Voldemort schüttelte nur den Kopf und hob schwach einen Arm, Harry verstand und kuschelte sich an ihn. Er wollte nicht reden, er wollte sich nicht wieder streiten, er wollte die letzten Tage seines Lebens in Frieden mit seinem Mann verbringen. Der Schlaftrank wirkte, Voldemort schlief tief und fest als sich Harry leise und vorsichtig erhob und nach nebenan ins Büro ging. Wie schon so viele Nächte vorher setzte er sich an den Schreibtisch und holte aus der untersten, verzauberten Schublade mehrere Bögen Pergament. Sein Blick schweifte über die Schrift, seine eigene Handschrift und adressiert an seine Kinder und seine Freunde. Seine Abschiedsbriefe. Er konnte und wollte nicht ohne seinen Mann leben und Voldemorts Zeit neigte sich dem Ende zu. Sie hatten vor drei Jahren ihre goldene Hochzeit gefeiert, im Kreise ihrer Familie und ihrer Freunde und schon damals hatte man die ersten Zeichen für den baldigen Tod bei Voldemort bemerkt. Damals hatten noch Tränke geholfen aber mittlerweile war selbst das Wissen eines der besten Tränkemeister erschöpft, sein Dad konnte seinem Ehemann nicht mehr helfen. Das St. Mungo konnte ihm nicht mehr helfen und so hatte sich Voldemort durchgesetzt, er wollte die letzten Tage friedlich Zuhause verbringen und auch Zuhause sterben. Das konnte Harry nicht verhindern aber er hatte nicht vor alleine zurückzubleiben. Doch das hatte er noch niemanden erzählt, traute sich nicht denn es gab nur einen Menschen, der ihm helfen konnte und das war sein Dad. Er seufzte leise und tauchte die Feder in Tinte, er musste noch ein paar Briefe zu Ende schreiben und dann würde er erst mit seinem Mann und dann mit seinem Vater reden. Drei Tage später konnte Harry das Gespräch mit Voldemort nicht mehr aufschieben denn sein Gesundheitszustand hatte sich verschlechtert und die Heiler gaben im maximal noch drei, vier Tage. Ihre Kinder waren ständig bei ihm, zusammen mit ihren Ehepartnern und Kindern. Alle versuchten die letzten Tage so schön wie möglich zu gestalten und sich zusammen zu reißen aber man sah überall versteckte Tränen. „So, jetzt lasst dem Opa mal etwas Ruhe und geht raus in den Garten“, sagte Harry lachend. Seine Tochter sah ihn fragend an, half ihm aber dann die Kinder in den Garten zu scheuchen. Als sie allerdings wieder rein kommen wollte, wurde sie von ihrem Vater aufgehalten, „Ich würde gerne alleine mit deinem Vater reden. Bleibt doch bitte draußen.“ „Dad, alles ok?“, fragte Severa. Sie trug seit knapp zwanzig Jahren ihren Zweitnamen. Seit sie von Severus erfahren hatte was genau er unternommen hatte um sie zu retten, trug sie den Namen, den sie ihm zu Ehren bekommen hatte. Sie war auch die Einzige, die darüber Bescheid wusste, Severus hatte es keinem Anderen erzählt. Weder seinem Bruder, noch seinem Mann oder einem seiner Kinder, nur Severa kannte die Wahrheit und sie schwieg genauso. „Ja, es ist alles in Ordnung. Ich muss nur mit ihm reden“, sagte Harry lächelnd. Severa sah misstrauisch von ihm zu Voldemort, der die ganze Sache ruhig beobachtet hatte, nickte aber dann und ging. Sie warf noch einen Blick über die Schulter als sie spürte wie der Raum magisch versiegelt wurde und sie wusste, dass war ein sehr wichtiges Gespräch für ihre Eltern. „Was ist los?“, fragte Voldemort sofort. Harry trat zu ihm, kniete sich vor ihn und legte die Hände an die Seite seiner Oberschenkel, das hatte er früher oft getan aber im Laufe der Zeit war es irgendwie verloren gegangen. „Ich liebe euch“, sagte er leise. „Ich liebe dich auch aber das ist nicht der Grund, warum du mich alleine sprechen willst“, gab Voldemort sanft zurück. Er hatte es vor Jahrzehnten aufgegeben ihm zu sagen, dass er ihn duzen sollte, Harry tat es einfach nicht. „Ich will nicht alleine zurückbleiben“, sagte Harry. Voldemort lächelte leicht und sagte, „du bist nicht alleine. Unsere Kinder und Enkelkinder sind da, deine Eltern, deine Geschwister, du bist nicht alleine.“ „Im Herzen doch. Mein Lord, ich weiß, dass ich viele geliebte Menschen zurücklassen würde aber ich kann und will nicht ohne euch leben“, sagte Harry ernst. Das Lächeln verschwand, Voldemort musterte ihn, jetzt genauso ernst. „Weißt du, was du da sagst?“, fragte er schließlich. „Ja, tu ich. Ich hatte sehr lange Zeit um darüber nachzudenken und ich habe sehr gründlich darüber nachgedacht. Ich liebe euch, von ganzem Herzen und mit meiner ganzen Seele, ich will nicht alleine sein. Ich weiß, es ist egoistisch unserer Familie gegenüber aber ich habe mich mein Leben lang nach Anderen gerichtet und jetzt will ich mal egoistisch sein“, sagte Harry ernst. Er lehnte sich etwas vor, lehnte die Brust an Voldemorts Knie und sah ihn offen und ehrlich an. Voldemort schwieg, er sah es in seinen Augen, spürte es in ihrer Verbindung, Harry meinte es todernst und egal was er sagen würde, diesmal würde sich Harry nicht umstimmen lassen. Kein Argument würde ihn erreichen und irgendwo in seinem Innersten berührte es Voldemort aber dennoch wollte er es versuchen. „Du hast noch viele Jahre vor dir, du kannst unsere Enkel aufwachsen seine, vielleicht sogar unsere Urenkel. Deine Nichten, Neffen, sie alle wirst du verpassen wenn du mir mir gehst. Denk an deinen Dad denn auch wenn er immer etwas anderes sagt aber du bist das Kind, was er am meisten liebt. Es wird ihm das Herz brechen wenn du einfach gehst“, sagte er. Harry lächelte und sagte, „ich werde nicht einfach gehen, ich brauche die Hilfe meines Dads.“ „Du willst, dass dein Dad dir zum Suizid verhilft?“ „Nein, ich will, dass mein Dad UNS zu einem würdigen, gemeinsamen Ende verhilft.“ „Uns?“, fragte Voldemort bevor er rau auflachte, „ich bin schon so gut wie tot.“ „Ja, uns. Gleichzeitig. Keiner soll alleine sein, egal wie lange. Keiner soll den Anderen überleben und an dem Schmerz zu Grunde gehen. Gemeinsam einschlafen, eng aneinander gekuschelt und für immer vereint“, schnurrte Harry. Diesmal war Voldemort sprachlos doch er verstand langsam, was Harry da wirklich wollte und schließlich nickte er kurz. „Wann willst du deinen Dad fragen?“ Statt einer Antwort tat Harry etwas, was er noch nie getan hatte. Er aktivierte das dunkle Mal seines Vaters und rief ihn zu sich. Tief in den Kerkern starrte Severus auf seinen linken Unterarm, er konnte nicht fassen, was da gerade geschah. Seit Jahrzehnten hatte ihn niemand mehr über das Mal gerufen. „Severus?“ Charlies Stimme drang nur schwer zu ihm durch und erst als sein Mann ihm eine Hand auf die Schulter legte, sah er auf. „Severus, was ist los?“ „Das Mal“, war alles, was Severus raus brachte. „Voldemort“, flüsterte Charlie, der genau wie Severus das Schlimmste annahm, „so schnell?“ „Heute morgen ging es ihm gut.“ „Los, wir müssen zu unserem Sohn“, sagte Charlie. Wie in Trance erhob sich Severus und folgte ihm, er fürchtete diesen Tag seit Monaten denn er wusste nicht was er für Harry tun könnte. Als sie den Salon betraten, konnten es Beide nicht verhindern, dass sie erleichtert die Luft ausstießen, Voldemort lebte noch. Doch die Erleichterung verschwand schnell als sie die ernsten Gesichter sahen. „Was ist passiert? Wie geht es dir?“, fragte Severus sofort. „Mir geht es den Umständen entsprechend gut, ich liege im Sterben. Dein Sohn will dich sprechen“, gab Voldemort zurück. „Harry.“ „Setz dich, Dad, ich möchte dir etwas zeigen. Ich brauche deine Hilfe bei einem Trank“, sagte Harry lächelnd während er sich erhob und zu einem Schrank ging. Severus und Charlie sahen sich fragend an und ließen sich auf einem Sofa nieder. Unterdessen nahm Harry ein Pergament aus dem Schrank und kehrte zu ihnen zurück. „Welcher Trank?“, fragte Severus misstrauisch. „Diesen.“ Er reichte ihm das Pergament, Severus entrollte es und wurde blass. „Nein.“ „Doch, Dad.“ „Weißt du eigentlich, was du da von mir verlangst?“, fragte Severus, leichenblass und mit zitternden Fingern. Charlie sah nicht viel besser aus. „Ja, Dad, das weiß ich.“ „Nein, weißt du nicht. Du willst, dass ich dich umbringe. Dass ich euch umbringe“, fuhr Severus auf. „Nein, Dad. Ich will, dass du uns einen ehrenwerten Tod schenkst. Dass keiner von uns mit Schmerz im Herz weiterleben muss. Dass keiner von uns vor Gram und Trauer vergeht. Ich möchte mit meinem Mann zusammen einschlafen, endgültig und für immer. Ich will nicht leiden. Ich will nicht, dass er leidet. Wir haben unser Leben selbst bestimmt, jetzt lass uns die Freiheit auch die Art und den Zeitpunkt des Todes selbst zu bestimmen“, bat Harry ernst. Er kniete sich vor seinen Vater, genau wie er normal vor Voldemort kniete. „Das kann ich nicht.“ „Doch, Dad, du bist der Einzige, der diesen Trank brauen kann und heute ist die letzte Nacht um die benötigten Zutaten zu sammeln. Einen weiteren Neumond wird mein Mann nicht erleben.“ „Warum kein hoch dosierter Schlaftrank? Warum dieser Trank?“, fragte Charlie leise. „Weil mir ein Schlaftrank nicht garantiert, dass wir gemeinsam sterben.“ „Das würdet ihr aber nicht mehr merken.“ Jetzt lächelte Harry und sagte, „aber ich wüsste es wenn ich den Trank nehme und würde mich mit schweren Herzen neben ihn legen. Dad, bitte.“ „Was ist mit euren Kindern? Eure Enkel? Deine Geschwister?“, fragte Severus, „....ich.“ „Unsere Kinder sind groß, wir haben sie zu selbstständigen, liebevollen Menschen erzogen und genauso werden sie es an ihre Kinder weiter geben. Meine Geschwister haben die besten Eltern, die sie sich wünschen können und dich, meinen geliebten Vater, bitte ich um den letzten Liebesbeweis, den du mir geben kannst. Lass mich mit meinem Mann gehen.“ Severus sah seinen über alles geliebten Sohn einfach nur an, er sah die Liebe in seinen Augen aber auch den Wunsch genau das zu tun, was er gerade gesagt hatte und so blieb ihm nur eine einzige Antwort, er ließ mutlos den Kopf hängen und nickte kurz. Besorgt beobachtete Charlie den Mann, mit dem er seit Jahrzehnten verheiratet war und den er noch länger liebte. Seit dem Gespräch mit Harry hatte Severus nicht ein Wort mehr gesagt. Bei Sonnenuntergang hatte sie sich auf den Weg in den Verbotenen Wald gemacht um die notwendigen Zutaten für den Trank zu holen. „Severus?“, fragte er leise. Er wurde nur angesehen, abgrundtiefe Trauer in den schwarzen Augen. Statt etwas zu sagen, trat Charlie an ihn ran und umarmte ihn, drückte ihn eng an sich. Es dauerte nur einen Moment bis sich Severus an ihn krallte, tiefe Schluchzer schüttelten seinen Körper durch und Charlies Robe war in Sekundenschnelle durchnässt. Er konnte nicht viel tun und so hielt er ihn einfach nur fest, ließ seinen eigenen Tränen jetzt auch freien Lauf. Sie würden ihren Sohn verlieren und das in nicht ganz zwei Tagen denn so lange dauerte der Trank. Irgendwann beruhigte sich Severus, er schniefte nochmal leise bevor er sich straffte und Charlie ansah. „Wir müssen weiter“, sagte er mit erstickter Stimme. „Willst du das wirklich?“ „Nein aber ich habe es versprochen und ich habe noch nie ein Versprechen gebrochen. Ich liebe meinen Sohn und genau aus diesem Grund werde ich es tun“, sagte Severus. „Das versteh ich nicht.“ „Charlie, du kennst Harry. Du weißt, wie tief seine Gefühle für Voldemort sind. Glaubst du wirklich, dass er jemals wieder glücklich werden würde wenn sein Mann geht? Dass er jemals wieder richtig offen und herzlich lachen kann? Sich wieder von ganzem Herzen freuen?“, fragte Severus traurig. Charlie musste nicht lange nachdenken, „nein, auf alle Fragen. Er würde langsam zu Grunde gehen.“ Er zögerte und fügte dann ganz leise hinzu, „ich verstehe ihn, mir würde es genauso gehen.“ Severus' Blick veränderte sich, in die Trauer schlich sich Schock und schließlich Resignation. Dann wandte er sich um und ging weiter. „Alles in Ordnung?“, fragte Charlie. „Ja.“ „Willst du dazu nichts sagen?“ „Nein. Ich weiß ja dann, wie der Trank geht“, sagte Severus. Charlie schloss zu ihm auf und sah ihn von der Seite her an. „Severus?“ Dieser blieb stehen, drehte sich zu ihm rum und gab ihm einen Kuss. „Komm, wir müssen den Trank vor Sonnenaufgang aufsetzen.“ Charlie starrte ihn einfach nur an bis Severus seufzte und erklärte, „Charlie, wir wissen Beide, dass ich wesentlich älter bin als du und wenn kein Wunder geschieht, werde ich auch vor dir sterben. Wenn du zu diesem Zeitpunkt den Wunsch verspürst mich auf der letzten Reise zu begleiten, werde ich dir diesen Wunsch genauso wenig abschlagen wie ich ihn Harry jetzt abschlage. Es ist eure Entscheidung und wenn ihr das wirklich wollt, werde ich euch helfen. Ich liebe euch, alle Beide, genau wie unsere Kinder und ja, auch irgendwie meinen Bruder. Ich habe mein Leben lang alles für meine Familie getan, was mir möglich war und wenn ich euch den Tod mit dieser letzten Tat angenehmer, würdevoller machen kann, werde ich es tun.“ Die Sonne ging langsam auf, Harrys Blick lag auf der aufgehenden Sonne. „Wunderschön“, wurde hinter ihm gemurmelt. „Ja, wunderschön.“ „Es wird unser letzter Sonnenaufgang sein“, sagte Voldemort leise. Harry nickte nur, der Trank hing über dem Feuer und würde heute Abend fertig sein. Gestern hatten sie sich schon von ihrer Familie verabschiedet, es waren viele Tränen geflossen aber im Endeffekt hatten es die Meisten verstanden. Der heutige Tag gehörte nur ihnen, niemand würde sie stören, sie wollten ihren letzten Tag friedlich und in aller Ruhe verbringen. „Du kannst es dir noch anders überlegen“, sagte Voldemort gerade. „Warum sollte ich das tun? Ich habe in meinem Leben alles erreicht, was ich erreichen wollte. Ich habe einen wundervollen Mann geheiratet, den ich über alles liebe und der mich über alles lieb. Ich habe drei wunderbaren Kindern das Leben geschenkt und wir haben sie zu anständigen Menschen erzogen. Sie sind alle verheiratet und haben selber Kinder. Ich habe einen Dad, den ich mir nicht mal in meinen besten Träumen hätte vorstellen können. Geschwister, die ich mir nie erträumt hätte. Ich habe unzählige Freunde, mit denen ich durch dick und dünn gegangen bin. Ich habe ein herrliches Leben geführt, ich bereue nichts“, erklärte Harry während er sich enger in die warme und geborgene Umarmung kuschelte. Voldemort saß hinter ihm, angelehnt an zwei große, verzauberte Kissen. Die Decke, in die sie eingekuschelt waren, war mit einem Wärmezauber versehen. Neben ihnen stand ein Korb mit Essen und Getränken, sie hatten vor den ganzen Tag hier zu bleiben und erst am Abend würden sie zurück ins Manor apparieren. Voldemort schwieg, sie hatten am vergangenen Abend, nachdem ihre Kinder sie verlassen hatten, noch lange darüber geredet. Doch an Harrys Entschluss hatte sich nichts geändert, er wollte mit ihm zusammen sterben. Friedlich, ruhig, und mit der Gewissheit, dass keiner von ihnen leiden musste weil der Andere ihn alleine auf dieser Welt zurückließ. Ihre Kinder hatten auf ihn eingeredet, hatten ihn angefleht es nicht zu tun. Tränen waren geflossen, Unmengen an Tränen und weder Harry noch Voldemort hatten sie trocknen können. Doch irgendwann hatten sie verstanden oder zumindest so getan. „Hast du Hunger?“ „Nein, ich würde gerne einfach hier so sitzen bleiben“, sagte Harry. Er legte seine Hand auf die seines Mannes, verflocht ihre Finger und besah sich die Ringe, die in der aufgehenden Sonne glitzerten. Sie waren noch genauso wie vor fünfzig Jahren und noch immer konnte er sich nicht daran satt sehen. „Gefällt er dir plötzlich nicht mehr?“, fragte Voldemort hinter ihm. „Doch, er hat mir immer gefallen und wird es auch immer tun. Ihr wisst gar nicht wie glücklich ich damals war als ihr mir den Ring über den Finger geschoben habt“, schnurrte Harry. „Dann ging es uns ja gleich.“ „Ihr habt das damals nicht so gesagt.“ „Ich habe ja meine Gefühle auch immer so vor mir her getragen“, murrte Voldemort. Harry lachte leise, drückte die verflochtenen Hände an seine Brust und schnurrte leise. Ein zweites Schnurren setzte langsam ein, zögernd, schwach. „Ihr müsst das nicht“, sagte Harry, der genau wusste, wie viele Schmerzen es Voldemort bereitete zu schnurren. „Du hörst es aber so gerne und heute Abend bin ich die Schmerzen eh für immer los“, gab Voldemort zurück. Für ihn war das Thema Tod längst abgehakt. Ob er nun heute Abend starb oder in ein paar Tagen machte für ihn keinen Unterschied. Die Art und Weise machte allerdings einen Unterschied und da zog er die Variante mit dem friedlichen Einschlafen durchaus vor. Vor allem wenn er dabei den Mann in den Armen halten konnte, dem sein ganzes Herz gehört. Sie schwiegen eine Zeitlang, genossen die Sonnenstrahlen, die jede Minute wärmer wurden und die Ruhe, die sie hier gefunden hatten. Schöner konnte der letzte Tag des Lebens eigentlich nicht beginnen. „Was hast du heute noch vor?“, fragte Voldemort. „Seit ihr stark genug für einen Spaziergang am Strand?“, fragte Harry. „Nach dem Essen und mit ein paar Tränken bestimmt“, gab Voldemort zurück. Heute würde er alles tun um Harry diesen Wunsch zu erfüllen. „Dann bleiben wir noch etwas hier sitzen, essen dann etwas und gehen dann gemütlich am Strand entlang. Wir müssen ja nicht lange gehen, nur solange ihr könnt.“ „Harry, würdest du mir heute einen Gefallen tun?“ „Natürlich.“ „Dann duze mich heute bitte. Ich weiß, für dich spielt es keine Rolle aber ich würde mich sehr darüber freuen“, bat Voldemort. Etwas überrascht drehte Harry den Kopf um ihn anzusehen, er war der Meinung gewesen, dass das Thema längst durch war. „Hat es euch die ganzen Jahre so gestört?“, fragte er. „Nein, hat es nicht. Am Anfang ja, hat es aber ich habe es einfach als eine deiner Eigenheiten abgetan.“ „Warum wollt ihr es dann heute ändern?“, fragte Harry verwundert. Voldemort atmete tief durch, hustete mehrmals und antwortete erst dann, „ich habe mich daran gewöhnt aber es kommt mir immer noch falsch vor, dass du mich siezt. Es schafft irgendwie einen Abstand zwischen uns, der da nicht sein soll. Normal stört es mich nicht, da bemerke ich es nicht mal aber heute hört es sich so falsch an. Tu mir für die letzten Stunden unseres Lebens den Gefallen und duze mich.“ „Wenn es dir so viel bedeutet“, sagte Harry lächelnd bevor er sich vorbeugte und ihn sanft küsste. Der Kuss wurde schwach aber hoch erfreut erwidert. Die Zeit zog an diesem Tag unnatürlich schnell an ihnen vorbei, gerade eben hatten sie sich noch den Sonnenaufgang angesehen und im nächsten Moment berührte sie schon fast wieder den Horizont. Es war Zeit nach Hause zu gehen und zu sterben. Die Eingangshalle von Riddle-Manor war leer. Niemand erwartete sie denn so war es abgemacht gewesen, Severus würde ihnen den Trank später bringen. Voldemort blieb stehen und sah sich um. „Voldemort?“ „Ich habe dieses Manor für dich bauen lassen. Für dich und unsere Kinder. Für unsere Familie.“ „Genau von dieser wird es bewohnt werden. Es wird immer in der Hand unserer Familie sein“, gab Harry lächelnd zurück. Voldemort nickte und seufzte dann, „sie werden lange trauern.“ „Irgendwann werden sie wieder lachen und fröhlich sein. Sie werden sich mit Liebe und Freude an uns erinnern, an die schönen Zeiten und sie werden es irgendwann auch verstehen. Es...“ Ein Geräusch ließ Harry inne halten, er drehte sich um und sah seinen Bruder in der Tür stehen. Es war gegen die Regel, dass wussten alle drei doch Voldemort wusste, warum er hier war. Von all ihren Verwandten, Freunden und Patenkinder hatte er zu Ronald das engste Verhältnis, er war für ihn wie ein Sohn. Es hatte ihn gestern schon überrascht wie ruhig er die Nachricht aufgenommen hatte. „Harry, geh bitte schon hoch, ich komme sofort nach“, sagte Voldemort leise. Er wurde überrascht angesehen doch dann lächelte Harry warm und trat an seinen Bruder ran, sofort wurde er in eine enge Umarmung gezogen. „Ich liebe dich, Harry, du bist der beste große Bruder, den man sich vorstellen kann“, schniefte Ron, „ich werde dich vermissen.“ „Ich liebe dich auch. Pass gut auf unsere Eltern und unsere Schwestern auf. Sie brauchen jetzt einen großen Bruder“, sagte Harry. „Mach ich.“ Sie lösten sich voneinander, Ron liefen die Tränen übers Gesicht während Harry ihn sanft und lieb anlächelte, er hatte keinen Grund zum weinen. Er küsste seinen Bruder nochmal auf die Wange und ging dann nach oben in den Ostflügel, er wollte diese Verabschiedung nicht stören. Ron zögerte keinen Moment sondern warf sich sofort in die ausgebreiteten Arme seines Paten. Schluchzend und weinend klammerte er sich an ihn und wollte sich gar nicht mehr beruhigen. Es war ihm egal, dass er längst erwachsen war und selber bald Vater werden würde, er würde heute Nacht zwei Menschen verlieren, die ihm genauso viel bedeuteten wie seine Eltern. Voldemort sparte sich jedes überflüssige Wort, er strich ihm einfach nur über den Rücken und wartete. „Ich will euch nicht verlieren“, schluchzte Ron irgendwann. „Ich weiß aber ich werde sowieso bald sterben.“ „Und Harry? Er hat doch noch so viele Jahre vor sich.“ „Auch das weiß ich, genau wie er und alle Anderen aber du hast ihn doch gestern gehört.“ „Ich verstehe es nicht“, gab Ron leise zu. „Liebst du deine Frau?“, fragte Voldemort plötzlich. Etwas überrascht sah Ron ihn an und nickte. „Kannst du dir vorstellen ohne sie zu leben?“, fragte er weiter. Diesmal dauerte die Reaktion länger aber schließlich nickte Ron auch wenn ihn diese Einsicht irgendwie traf. Ja, es würde schwer werden ohne seine Frau zu leben aber er würde es irgendwie schaffen. „Weder Harry noch ich können uns vorstellen ohne den Anderen zu leben. Es ist nicht einfach es zu verstehen aber dein Bruder würde meinen Tod nicht überwinden, genauso wenig wie ich den Seinen. Sei ihm nicht böse und behalte uns in guter Erinnerung. Denk immer daran, dass es unser eigener Wunsch ist und zwar von ganzem Herzen“, sagte Voldemort ruhig. Sein geliebtes Patenkind sah ihn zweifelnd an, straffte sich aber dann und nickte. Er fuhr sich fahrig mit der Hand übers Gesicht und versuchte dann zu lächeln, es gelang ihm nur mittelmäßig. „Du musst nicht lächeln wenn dir zum weinen zumute ist“, sagte Voldemort, „es ist Zeit. Geh zu deinen Eltern, euer Vater wird euch heute brauchen.“ „Auch er verliert heute zwei Personen, die er liebt“, sagte Ron leise. Jetzt weiteten sich Voldemorts Augen etwas denn er war bis jetzt der Meinung gewesen, dass Severus nur wirklich um Harry trauern würde. „Guck nicht so, es ist wahr auch wenn er es nie gesagt hat. Ich wünsche dir einen schmerzlosen Tod.“ „Danke“, war alles, was Voldemort sagte. Sie lösten sich jetzt wirklich, Ron schenkte ihm ein richtiges Lächeln bevor er sich umdrehte und Richtung Kerker ging. Voldemort sah ihm kurz nach und ging dann nach oben, er hoffte für alle Beteiligten, dass Severus das alles unbeschadet überstehen würde. Er wurde bereits erwartet und zwar vom Vater seines Ehemannes. Dieser saß, mit Harry im Arm, auf der Couch und war gerade dabei seinen Sohn zu trösten denn diesem liefen die Tränen übers Gesicht. „Hast du es dir anders überlegt und weißt jetzt nicht, wie du es mir sagen sollst?“, fragte Voldemort sanft. Er würde es verstehen. Harry drehte sich zu ihm um und schüttelte den Kopf, „nein, ich habe es mir nicht anders überlegt. Aber ich habe gerade realisiert, dass ich meinen Vater nie wieder sehen werde.“ Daraufhin schwieg Voldemort, was sollte er auch sagen? Dass er dann tot war und eh nichts mehr fühlen würde? Oh, das wäre natürlich sehr einfühlsam also ließ er es. Er setzte sich in den Sessel gegenüber und sah Severus an, dieser sah allerdings seinen Sohn an. Harry löste sich jetzt etwas von ihm, strich sich übers Gesicht und schniefte, „es ist wohl langsam Zeit.“ „Wenn ihr das wirklich machen wollt, ja, dann ist es langsam Zeit. Der Trank hält noch genau zehn Minuten“, sagte Severus ruhig. Zu ruhig. „Severus, alles in Ordnung?“, fragte Voldemort vorsichtig. „Nein. Ich muss meinem Bruder und meinem Sohn beim Sterben helfen also ist nichts in Ordnung“, gab Severus bitter zurück, „aber ich habe es versprochen also hier, der Trank.“ Damit holte er zwei Phiolen aus seiner Tasche, hielt sie aber fest umklammert und jetzt sah man auch, dass seine Hand zitterte. Harry warf seinem Mann einen Blick zu und legte dann die Hände um Severus' Hand, schwarze Augen sahen ihn traurig und verzweifelt an. „Dad, ich verdanke dir mein Leben, die Liebe meines Lebens und gleich drei wunderbare Kinder. Du hast mir alles geschenkt, was ein Vater seinem Sohn schenken kann und jetzt schenkst du mir etwas, was nur ein wirklich liebender Vater seinem Sohn schenken würde“, sagte Harry sanft, „ich weiß, dass es schwer für dich werden wird, unglaublich schwer aber halt dir immer vor Augen, dass es mein tiefster Wunsch war. Ich würde den Tod meines Mannes in der Seele und im Herzen nicht verkraften.“ „Ich weiß, Harry, ich weiß. Aber es fällt mir schwer, so schwer, noch nie ist mir etwas so schwer gefallen“, gestand Severus leise. Doch dann straffte er sich genauso wie es Ron vor ein paar Minuten getan hatte und übergab Harry einer der Phiolen. Die Zweite brachte er zu Voldemort. „Ich lasse euch jetzt alleine. Der Trank muss gleichzeitig eingenommen werden, ihr werde gleichzeitig einschlafen und eure Herzen werden gleichzeitig aufhören zu schlagen“, erklärte Severus, „ach ja, was sollen wir eigentlich auf den Grabstein schreiben? Tom?“ „Wag es und ich komme zurück um dir in den Arsch zu treten“, knurrte Voldemort, der sich langsam erhob als Severus ihm einen Handwink gab. Noch bevor er reagieren konnte, hatte Severus ihn fest umarmt. Es dauerte noch einen Moment bis Voldemort die Umarmung erwiderte und die Augen schloss, Severus hatte ihn nie von sich aus umarmt. „Wir hatten einen miesen Start aber ich liebe dich, Bruder und ich werde dich schrecklich vermissen. Pass auf meinen Sohn auf sonst bringe ich dich nochmal um“, sagte Severus mit gepresster Stimme. Die Antwort kam nur zögernd doch dann flüsterte Voldemort, „es tut mir leid, Bruder.“ Zum ersten Mal in seinem Leben entschuldigte sich Voldemort und er meinte es von ganzem Herzen so. Severus löste die Umarmung auf, sah ihn kurz an und nickte, „vergeben und vergessen, alles. Ich wünsche euch eine gute Reise.“ Voldemort nickte und Harry ließ sich in eine Umarmung von seinem Vater ziehen. „Auch dir eine gute Reise, mein Sohn. Wir sehen uns im Jenseits wieder“, sagte Severus lächelnd. „Danke Dad, kümmere dich gut um deine Familie.“ „So wie immer.“ Auch diese Umarmung wurde gelöst, Severus warf ihnen noch einen Blick zu und ging dann. „Die zehn Minuten sind fast um“, sagte Harry nachdem er die Tür magisch versiegelt hatte. Er wollte nicht riskieren, dass es doch jemand nicht verkraftete und versuchte sie zu retten. Der Zauber würde sich auflösen wenn er starb. Voldemort machte eine Handbewegung und ließ zwei volle Sektgläser erscheinen. Ohne weitere Worte ließen sie den Inhalt der Phiolen in die Gläser fließen und hielten sie dann zum Anstoßen hin. „Auf was?“, fragte Harry lächelnd. „Auf uns, auf was könnten wir in diesem Moment sonst anstoßen?“, gab Voldemort zurück. „Dann auf uns und auf unsere Familie“, sagte Harry. „Auf uns und unsere Familie.“ Die Gläser stießen mit einem leise Klirren aneinander und wurden dann restlos ausgetrunken. Der Trank würde schnell wirken, sie würden in knapp einer Stunde einschlafen und dann in weniger als drei Stunden einfach sterben. Voldemort und Harry hatten sich dazu entschlossen ins Bett zu gehen um dort ihr Leben zu beenden. So lagen sie jetzt, eng aneinander gekuschelt, unter der Decke und schwiegen. Alle Worte waren gesagt, es gab nichts mehr zu bereden und langsam wurden sie müde. Harry rappelte sich nochmal auf, er spürte die Müdigkeit an sich nagen und wusste, er würde nicht dagegen ankommen. Doch das wollte er auch nicht aber er wollte noch etwas tun bevor sie einschliefen. Rote Augen sahen ihn fragend und warm an. „Ich liebe dich“, sagte Harry, müde aber aus ganzem Herzen. Das Fragende verschwand und machte Liebe Platz. „Ich liebe dich auch“, gab Voldemort zurück. Eine Hand wanderte in Harrys Genick, zog ihn an sich und ihre Lippen trafen sich zu einem letzten Kuss, in dem so viel Gefühl lag wie noch nie zuvor. Rote und grüne Augen versanken kurz ineinander bevor sie langsam zu fielen um diesen letzten Kuss zu genießen. Die Müdigkeit zwang sie schließlich den Kuss zu beenden, Harry seufzte leise und rutschte nach unten um es sich in seiner absoluten Lieblingsposition gemütlich zu machen. Eng an seinen Mann gekuschelt, den Kopf in dessen Schulterbeuge gelegt, einen Arm über seinen Bauch und die Beine wirr miteinander verflochten. Er spürte Finger, die über seinen Arm glitten bis sie seine rechte Hand erreichten und dort mit seinen Finger verflochten wurden. Spürte, wie sich die Ringe aneinander rieben. Langsam glitt er ab, fühlte die Verbindung in sich und ließ sich in sie fallen. Er war nicht alleine, er spürte seinen geliebten Mann und driftete langsam mit ihm ab. Wie sie schlussendlich einschliefen, bekamen Beide nicht mehr mit. Nur ein letzter Gedanke beherrschte Beide, sie waren zusammen und würden es bis in die Ewigkeit auch bleiben. Lord Voldemort Marvolo Snape-Riddle Geb. 31. Dezember 1926 Gest. 22. Mai 2052 Geliebter Bruder, Vater, Großvater, Freund und Lord Harry James Snape-Riddle Geb. 31. Juli 1980 Gest. 22. Mai 2052 Geliebter Sohn, Bruder, Vater, Großvater, Freund und Lord Als Feinde geboren, zu Geliebten geworden und nun für immer vereint. Ihr werdet nie vergessen werden, wir werden uns immer an euch erinnern und so werdet ihr doch noch unsterblich. „Mein geliebter Dad, Ich habe für euch alle Abschiedsbriefe geschrieben denn auch wenn ich euch alles erklären werde, bin ich mir sicher, dass es keiner verstehen wird. Mir ist jeder Brief relativ einfach von der Hand gegangen denn ich wusste genau, was ich demjenigen sagen wollte. Nur ein Brief nicht und das ist deiner. Nicht etwa weil ich dir nichts zu sagen hätte oder weil du weniger wert bist als meine Freunde oder der Rest meiner Familie, ich weiß einfach nicht wie ich es sagen soll. Ich würde dir gerne so viel sagen und weiß einfach nicht wie. Ich verdanke dir mein Leben auch wenn du mich weder gezeugt noch ausgetragen hast und dennoch habe ich zu dir die stärkste Bindung. Ja, durch dich wurde ich an meinen größten Todfeind gebunden und im Nachhinein betrachtet, war das das Beste, was mir in meinem Leben passieren konnte. Ich habe durch diesen Trank die Liebe meines Lebens kennen und lieben gelernt. Du hast mir geholfen drei wunderbare Kinder zur Welt zu bringen und was du getan hast um Severa zu retten, weiß ich bis heute nicht aber ich bin dir mehr als nur dankbar dafür. Ich kann es nicht wirklich in Worte fassen. Dir verdanke ich Eltern, die ich mir nie erträumt hätte. Ich verdanke dir Geschwister, die ich mir immer gewünscht habe und nie gedacht hätte, dass ich sie jemals bekomme. Ich verdanke dir so viel und doch habe ich diesen letzten Liebesbeweis von dir gefordert. Etwas, was nur ein wirklich liebender Vater für seinen Sohn tun würde. Ich weiß, wie schwer es dir fällt mich gehen zu lassen aber sei dir gewiss, es ist mein innigster Wunsch und ich werde dir unendlich dankbar sein. Auch wenn ich es nicht mehr sagen kann. Ich habe eine Bitte an euch, auch wenn es euch sehr schwer fallen wird. Trauert nicht um mich. Ich weiß, ich hätte noch viele Jahre vor mir gehabt, hätte meine Enkel und Urenkel aufwachsen sehen, hätte Nichten und Neffen bekommen aber ich wäre alleine gewesen. Ich wäre zwar körperlich anwesend gewesen aber mein Herz und meine Seele hätte mein Mann mit ins Grab genommen. Ich wäre nur noch eine leere Hülle gewesen und das kann und wollte ich nicht. Ich liebe euch, meine Eltern, meine Geschwister, meine Kinder, meine Enkel, meine Freunde, ich liebe euch alle so wahnsinnig aber mein Herz gehört meinem geliebten Lord. Und deswegen bin ich mit ihm gegangen. Seid mir nicht böse, sei du mir nicht böse. Ich liebe dich und werde dich immer lieben und wir werden uns irgendwann wiedersehen. Und dann sind wir wirklich für immer vereint. In ewiger und aufrichtiger Liebe Dein Sohn Harry.“ Wie oft hatte Severus diesen Brief in den letzten zwölf Monaten gelesen? Immer wenn ihn die Trauer übermannt hatte. Immer wenn er seine Kinder angesehen und festgestellt hatte, dass da sein ältester Sohn fehlt. Immer wenn eines von Harrys Kinder trauernd zu ihm kam und sie zusammen geweint hatten. Der Brief war nur dank Bewahrungszauber noch lesbar auch wenn selbst der Zauber die getrockneten Stellen nicht verhindern konnte. Zu oft waren Tränen über diesem Pergament vergossen wurden. Die ersten Tage und Wochen waren schwer gewesen, sehr schwer. Die Familie Snape-Riddle hatte schwer zu kämpfen gehabt doch der Zusammenhalt unter den Familienmitgliedern und den Freunden der Familie war noch nie größer gewesen. Lange hatte man kein Lachen in Riddle-Manor gehört, lange waren viele nur in Schwarz herum gelaufen und lange hatte man überall Tränen gesehen. Es war Harrys Geburtstag, der die Stimmung änderte denn Severa, James und ihr jüngster Bruder Orion waren fest entschlossen ihn zu feiern. Ihre Aussage war einfach, sie hatten den Geburtstag ihrer Eltern immer gefeiert und würden es auch weiterhin machen. So schallte, 10 Wochen nach dem Tod der zwei Familienoberhäupter, wieder Lachen durch Riddle-Manor. Kies knirschte unter seinen Stiefeln während er den gewundenen Weg entlang ging. Severus war alleine, der Rest hatte dem Grab schon einen Besuch abgestattet doch er wollte alleine mit seinem Sohn und seinem Bruder sein. Schließlich blieb er vor dem Grab stehen, unzählige Blumen lagen vor dem schwarzen Marmorstein. Er kniete sich nieder um selbst zwei rote Rosen abzulegen und seufzte. „Ihr seit jetzt schon ein Jahr tot und es kommt mir vor wie gestern als du diese unerträgliche Bitte an mich gestellt hast“, begann er leise, „es war schwer ohne euch aber wenn es wirklich so etwas wie einen Himmel gibt, dann wisst ihr es denn ihr könnt alles sehen. Eure Kinder haben es mittlerweile verkraftet aber noch nicht verstanden, niemand versteht dich, Harry.“ Er zögerte und fuhr dann fort, „doch, einer versteht dich. Charlie hat mir gesagt, dass er genauso handeln wird wenn es mit meiner Zeit zu Ende geht.“ Severus brach ab, er wollte nicht über seinen Tod nachdenken denn dann hätte er auch darüber nachdenken müssen, dass er seine Familie endgültig verlässt und nie wieder für sie da sein könnte. Er seufzte leise und strich mit den Fingern über die silberne Schrift, erst über Voldemorts Namen und dann über Harrys. „Ihr fehlt. Ihr fehlt so unglaublich. Bruder, es wird dich freuen zu hören, dass der Tisch am Kopfende immer noch frei ist. Keiner will dort sitzen und wir überlegen ob wir einen runden Tisch kaufen. Eure Familie war heute schon hier, genau wie eure Freunde, ich weiß, dass ich der Letzte bin und es war mein eigener Wunsch. Ich wollte ein paar Minuten mit euch allein sein“, gestand Severus, „ich möchte nicht mehr stark sein. Sie sehen in mir das Familienoberhaupt, Bruder, wie hast du das nur immer geschafft? Es ist so anstrengend, ich verstehe mittlerweile warum euch eure Zeit zu Zweit so wichtig war. Ohne Charlie hätte ich längst den Verstand verloren.“ Kies knirschte hinter ihm, Severus musste den Kopf nicht wenden um zu wissen, dass sein Mann ihn holte. Charlie wusste wie schwer ihm dieser Besuch fiel und wie melancholisch er danach wieder werden würde. „Es wird Zeit, ich werde erwartet. Wir wollen eine Art Leichenschmaus euch zu Ehren machen“, erklärte Severus denn diese Tradition hatten sie am Tag der Beerdigung nicht wahrnehmen können. Die Trauer saß damals viel zu tief. Mit knackenden Gelenken erhob er sich, er wurde sich wieder einmal bewusst, dass er mittlerweile auf die Hundert zu ging. Mit viel Glück hatte er noch vierzig, vielleicht fünfundvierzig Jahre und dann würde er seinem geliebten Sohn folgen. Zusammen mit dem Mann, der gerade hinter ihn trat und die Arme um seinen Bauch legte. „Hallo Harry, hallo Voldemort, hat er es euch schon gesagt?“, fragte Charlie. Jetzt lächelte Severus und sagte, „nein, noch nicht. Harry, ich gratuliere, du wirst nochmal Bruder. Zwar etwas spät aber du kennst ja deinen Dad, er ist ein furchtbarer Sturkopf.“ „Hey, da gehören immer noch Zwei zu“, protestierte Charlie lachend. Er gab Severus einen Kuss in den Nacken und sagte dann, „lass uns gehen, die Anderen warten.“ Diesmal nickte Severus und wandte sich vom Grab ab, Charlies Arm rutschte auf seine Taille und eng umschlungen machten sie sich auf den Weg zurück ins Haus. Ihre Familie und ihre Freunde warteten. Severus blieb nochmal stehen und wandte den Kopf, den Blick auf Harrys Namen gerichtet als er flüsterte, „jetzt verstehe ich dich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)