Alle Wege führen nach Rom von fastcaranbethrem ================================================================================ Kapitel 3: Für das Vaterland ---------------------------- I. In der hinteren Eckes des riesigen Salons steht ein Stuhl. Klein und verloren wirkend, neben einer riesigen Säule aus rotem Marmor, welche sich lang zur Decke reckt. Der Stuhl, zart und kunstvoll verziert durch filigrane Holzarbeit, gleicht einer Insel in einem tosenden Meer. Ein Meer aus schwarzgekleideten Männern und Frauen. Ihr Stimmengewirr erfüllt den Raum. Es dringt bis in alle Ecken und Spalten. Wie eine hohe Woge ansteigend, dann zu einem leisen Zischen abfallend, monoton und einschläfernd. Ab und zu trägt das Meer eine einzelne schwarze Welle an die Insel. Eine Welle aus tröstenden Worten und einem mitfühlenden Gesicht. Doch die tröstenden Wellen berühren die Insel nicht. Es hat sich zu einem Ort aus gähnender Leere und Trauer gemacht. Doch der Stuhl ist leer. Einst saß hier ein Mädchen, still und kummervoll, ein Bild der Trauer im nachtschwarzen Kleid. Klein, zart und verletzlich wirkend. Kaum einer näherte sich der Trauernden, aus Angst ihren Kummer zu stören, ihre verletzte Seele zu behelligen. Und so fanden die anderen Trauergäste ihre Erfüllung im reichhaltigen Büfett und in oberflächlichen Gesprächen. Nun ist der Stuhl leer. Seine Besitzerin ist unbemerkt nach draußen geschlichen. Und sie ist nicht klein und zart. Sie ist wütend. Die Trauer sitzt tief, aber der Zorn brodelt und kocht in ihrem Inneren. Sie hat die Hände zu Fäusten geballt, als ob die Wut sich darin bündeln könnte. Abrupt dreht sie sich herum. Ihr Röcke wirbeln auf, wie ein aufgescheuchter Schwarm Tauben. Getrieben von einem inneren Drängen, dass kein Halten mehr kennt, rennt sie die Parkanlage entlang. Der Kies knirscht unter ihren Schuhen, während sie ihre Schritte beschleunigt. Farbenprächtige Blumenrabatte, stumme versteinerte Götter, fontänesprühende Brunnen bleiben ungesehen und ungewürdigt. Weit hat sie es nicht. Schon eröffnet sich der Hügel mit den Familiengräbern. Äonenlang ruhen hier die Angehörige des Geschlechts der de Daniel's. Renée ließ sich nach vorn fallen. Ihre Röcke senkten sich wie Blütenblätter nieder. Sie kniete vor der frischen Grabtafel. Ihre Hände krallten sich in die noch lockere Erde. Die Finger versanken im Erdreich und drückten zu. Sand quoll kalt und feucht durch ihre Finger. Tränen liefen ihr über die Wangen. Tränen der Wut, der Rage und der tiefen Erbitterung. Eine gefährliche Mischung für jemanden mit Renée's Charakterzügen. "Francois!" Ihr Schrei hallte in den trüben Himmel. Nur das Rauschen des Windes antwortete ihr. "Warum musstest du mich verlassen?" Ihre Faust schlug aufs Grab. Die Fingerknöchel platzten auf und Blut rann über den Handrücken. Der Schmerz war nichts gegen die Qual in ihrem Herzen. Renée wischte die Tränen fort, welche ihr die Sicht nahmen. Aus den Augenwinkeln nahm sie ein flüchtige Bewegung am Hügelrand war. Sie versuchte die Gestalt zu erfassen, bevor diese sich zurück ziehen konnte. Wieder kroch die Wut, brodelnd wie Lava durch ihr Adern. Sie hockte sich auf die Fersen. Charles d'Estcount, sie erkannte ihn. Der gedrungene, fettleibige Körperbau war bezeichnend. Und sie wusste auch warum er ihr folgte. D'Estcount hatte schon um sie geworben, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war. Nach Francois Tod würde er seinen Antrag erneuern. Einen Antrag, den ihr Onkel nicht abschlagen konnte. "Siehst du, was passiert, weil du mich verlassen hast?" wandte sie sich an das Grab. Die Blumen der Trauernden zerquetschten unter ihren Knien. Der nächste Heiratskandidat lauerte schon im schwammigen Körper von Charles d'Estcount. Ihre Familie würde sie nicht einmal in Ruhe trauern lassen. Hinter ihren geschlossenen Lidern stieg das Bild des unbekannten Mörders auf und Renée schwor sich Rache. Vor Francois und seinen verstummten Ahnen versprach sie, vor einer Heirat zu fliehen und ihren Verlobten zu rächen. Sie hätte ihren Pakt gerne theatralisch besiegelt, wie die tragische Helden aus Romanen und epischen Versen. Vorzugsweise mit einem generationsbelasteten Dolch und genügend Blut. Aber sie hatte nur die zerquetschten Blütenblätter unter ihren Knien. Renée drückte sich in den Schatten des Nordturms. Sie sah vorsichtig um die Ecke in den zweiten Wirtschaftshof und beobachtet die Waschfrau, während diese mit muskelbepackten Armen die alltägliche Wäsche auswrang. Leise ein altes Kinderlied summend, schwang diese ihr beträchtliches Hinterteil im Takt. Die Röcke wirbelten um ihre Füße. So faszinierend der Schwung der riesigen Hinterbacken auch war, Renée wartete mit zunehmender Verzweiflung auf das Verschwinden der Magd. Die Zeit verrann zu schnell. Sie wurde im Nachmittagssalon erwartet. Mehrere Schritte entfernt hingen in der prallen Sonne, die Sonntagskleider des Stallburschen zum Trocknen. Die Kleidung des Jungen war das Letzte, was sie für ihre Flucht benötigte. Nach dessen Stiefeln suchte die Dienerschaft bereits ratlos und verzweifelt. Heute war es soweit. Wenn sich die Dunkelheit über das Land legte, würde sie als Junge verkleidet fliehen und alles bisherige hinter sich lassen. Endlich entfernte sich die Waschfrau und Renée konnte sich an die Wäsche heranschleichen. Sie tippelte vorsichtig über das Pflaster und schlängelte sich zwischen gestärkten Hemden und flatternden Laken hindurch. Behutsam zupfte sie den Wams und die Hose von der Leine. Unschlüssig stand sie vor der Lücke, welche die verschwundene Kleidungsstücke auf der langen Leine hinterlassen hatten. Das freie Leinenstück lachte sie an. Wenn sie die weißen Leinenlacken weiter auseinander ziehen würde .... panisch zog, zerrte und riss sie an den Tüchern. Schon näherten sich wieder Schritte. Renée verdoppelte ihre Anstrengungen, bis schließlich die ganze Leine nachgab und Mademoiselle d'Herblay unter seiner Last begrub. Die Schritte betraten nun unverkennbar den Hof und verstummten abrupt. "WELCHER LAUSEBENGEL HAT DIE WÄSCHELEINE HERUNTERGERISSEN?" Mit einem Besen bewaffnet stürmte Agnés vom Hof und die kleine Mademoiselle kletterte verschämt, aber unentdeckt und unerhört erleichtert aus dem Wäscheberg hervor. Das Klappern ihrer Absatzschuhe hallte als zurückbleibendes Echo über den Hof. Renée begutachtete mit erheblichen Stolz ihr neues Bild. Hatte sich so Shakespear seine Heldinnen vorgestellt, als er diese in Männerkleidung steckte? Gut, die Kleidung war ihr erheblich zu groß und schlotterte um ihren Körper, wie eine Raupe, die sich aus ihrem Kokon schälte. Das Haar war vollkommen schief geschnitten. Nichts des dot trotz, sie war stolz auf sich. Viola und Rosalinde sahen ihr über die Schulter in den Spiegel und sprachen ihr Mut zu. Sie ging probehalber in die Hocke. Männerkleidung war doch erheblich praktischer, als die umständliche Mode der Damenwelt. Der Verband, welcher ihre Brust einschnürte war auch nicht unbequemer, als die einengenden Korsagen ihrer Kleider und deren zahlreiche Unterröcke. Das starke Geschlecht hatte überhaupt keine Ahnung, welche Qualen adlige Frauen jeden Tag auf sich nahmen, um sich gesellschaftsfähig zu präsentieren. Renée packte ihre letzten Habseligkeiten zusammen, dann schlich sie auf leisen Ledersohlen in den Flur hinaus. Im Schloss war es still. Nur die lauten Herzschläge begleiteten sie. Alle Bewohner hatten sich zur Ruhe begeben. Ratten patrouillierten gelangweilt in den zugigen Kellergewölben. Irgendwo schlug der Wind eine Tür zu. Ohne Zwischenfälle gelangte sie in den Stall. Der warme Geruch nach Tier und Heu schlug ihr entgegen. Das Licht des Mondes zeichnete verschwommene Umrisse der wiehernden Bewohner. Ohne jegliche Gewissensbisse klaute Renée ihrem Onkel das beste Zuchtpferd im Stall. Das war ausgleichende Gerechtigkeit. Langsam führte sie die schneeweiße Stute über das Pflaster des Hofes. Als der Sand unter ihren Füßen die Geräusche verschluckte, saß sie auf und ritt ihrem Abenteuer entgegen. ***** II. Die Sonne wanderte über den Himmel. Ihre Strahlen hatten den Tag über gnadenlos auf die einsame Reiterin gestrahlt. Die Straße vor Renée bog und wand sich durch die Landschaft. Die Hitze des Tages hatte sie zu ockerfarbenen Staub ausgetrocknet, der sich in der menschlichen Kehle besonders wohl zu fühlen schien. Der letzte Wassertropfen löste sich vom Flaschenrand und viel langsam zu Boden. Somit waren ihre Wasservorräte aufgebraucht. Auch in Sachen Esswaren sah es nicht besser aus. Sie hatte schon seit längerem Vorräte gehortet. Nun schimmelte ihr der größte Teil unter den Fingern weg. Wenn der Magen knurrte, dann halfen auch keine neuen Erkenntnisse, dass Leberpasteten sich nicht lange hielten. Das Schlucken fiel der ausgedorrten Kehle schwer. Endlich kam in der Ferne ein Gasthof in Sicht. Renée war weit genug von ihrem Heimatort entfernt, um eine Rast zu riskieren und so hieb sie dem Pferd die Fersen in die Flanken. Der Vorplatz war erfüllt mit Menschen und Tieren. Im Gasthaus herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Gekonnt und ohne Unterlass balancierten die Schankdirnen Getränke und Speisen durch die Mengen. Der Lärm war ohrenbetäubend. Vorsichtig drückte sich Renée an der Wand entlang. Als gut behüteter adliger Sprössling kannte sie Gasthäuser nur aus Erzählungen. Ängstlich und aufgeregt sah sie sich um, der Echtheit ihrer Verkleidung gar nicht mehr so sicher. Eine Hand legte sich schwer auf ihre Schultern und schob sie herum. "Na, mein Junge, findest du keinen Platz? Komm mit!" Die Stimme gehörte einem Mann mittleren Alters. Der Körperbau war stämmig ohne dick zu wirken. Dichtes braunes Haar bedeckte fast das gesamte Gesicht. Nur wenige Platz blieb für Nase und Augen. Der Mann schob den vermeintlichen Jungen durch die Menge. Seine Hand lag fest auf ihrer Schulter und duldete kein Entkommen. Im hinteren Teil der Wirtsstube fanden sie Platz. "Bei dieser Hitze braucht man etwas anständiges zu Trinken. Komm, ich lad dich ein! Mein Name ist José. José Guillaume." Die Schankmagd stellte im vorbeigehen zwei Becher auf den Tisch. Der braune Inhalt schwappte über den Becherrand. Misstrauisch beäugte Renée erst den Becher, dann den Unbekannten. "Warum wollt Ihr mich einladen?" José's Lächeln wurde breiter. "Warum nicht? Nur runter mein Junge. Das ist ein Getränk, für richtige Männer. Du bist doch ein richtiger Mann?" Wollte sie unter diesen Umständen ein richtiger Mann sein? Renée nickte unsicher. Sein Lächeln erreichte die dritte Steigerungsform. Die Hand vollführte die Trinkbewegung eins imaginären Bechers. Den Atem anhaltend führte Renée den Becher zu den Lippen und kippte den zähflüssigen Inhalt in die Kehle. Wie Säure fraß sich der Alkohol brennend die Speiseröhre herunter und endete als heiße Lava im Magen. Sie hustete qualvoll und spie einen Teil wieder aus. "Ist das ... ist das Rum?" "Aber natürlich und was für einer." Sein Lachen dröhnte durch den Schrankraum. "Du hast da übrigens ein prächtiges Pferd ..." fuhr er im Plauderton fort. Flüchtig nahm Renée war, dass sie sich fragte, warum ein fremder Mann sie einlud und was ihr Pferd damit zu tun hatte, dann erreichte der Alkohol das Gehirn und sie vergaß, was überhaupt ein Pferd war. Der Schankraum drehte sich, ihr Ellenbogen rutschte von der Tischkante. "Schon betrunken? Viel bist du nicht gewöhnt, mein Junge." Renée lachte. José lachte. Alle lachten, die Welt wurde zum Variete. Renée öffnete mühsam ein Auge. Nachdem sie sich vergewisserte, dass sie noch lebte, öffnete sie das Zweite. Die Sonne kroch langsam am Horizont empor. Vögel glitten durch den Dunst. Renée stöhnte. Warum ging die Sonne nur so laut auf? Warum musste sie so laut atmen? Das Gras wuchs entschieden zu laut. Ihre Zunge fühlte sich an wie etwas, was man bei einer Verstopfung im Abflussrohr vermutete ... mit Haaren drauf. Sie schloss gequält die Augen. Es war ihr vollkommen egal, dass sie mitten auf dem Vorplatz des Gasthofes im Straßenstaub lag. Schmerz durchzuckte ihren Körper als jemand, nicht unbedingt sanft, sie mit seiner Stiefelspitze anstieß. "Kleiner, lebst du noch? Komm ausschlafen!" Dem "Kleinen" wäre es entschieden lieber gewesen "nicht zu leben". Renée öffnete wieder die Augen und starrte in José's bärtiges Gesicht. "Ihr habt mich nicht ausgeraubt und umgebracht?" José lachte erschreckend laut. "Warum sollte ich das tun? Wir brauchen dich noch." "Wer braucht mich?" Es waren noch entschieden zu viele Alkoholrückstände in ihrem Gehirn. "Die Armee." Schwungvoll entrollte José ein Dokument. "Mit dieser Unterschrift hast du dich als Rekrut in Oberst Mortain's Einheit verpflichtet." Die Urkunde leuchtete verheißungsvoll im Sonnenlicht des jungen Morgens. "Hey, Kleiner, mach den Mund zu! Du siehst aus, wie ein Idiot." ***** III. Elegant trabte die weiße Stute die Straße entlang. Leichtfüßig berührten ihr Hufe den Boden. Seine Reiterin litt indessen Höllenqualen und war weit davon entfernt elegant zu wirken. Renée hing vorne übergebeugt am langen Hals der Stute und stöhnte fortwährend. Wenn es ihrem Magen wieder in den Sinn kam sich entleeren zu müssen, so hing sie in der richtigen Richtung. José stimmte sein verhasstes Posaunenlachen an. Sein Brustkorb vibrierte. "Kopf hoch, Kleiner. Du wirst deinen Kater überleben. Irgendwann schüttest du dir Rum literweise hinter." "Warum ich?" jammerte Renée. "Weißt du, um ehrlich zu sein ... es war dein Pferd. Nimm es mir nicht übel, Kleiner, aber du gibst eine jämmerliche Figur ab, aber deine Stute..." José pfiff anerkennend. "Die Armee braucht anständige Pferde. Die Meisten, die wir haben sind Ackergaule, die bei dem kleinsten Getümmel durchbrechen." "Warum ich? Warum ich? Ihr versteht das nicht. Ich gehöre nicht in die Armee. Nicht ich! Ihr habt mich betrunken gemacht!" "Das ist die allgemeine Vorgehensweise, um zu rekrutieren. Du bist nicht der Erste und nicht der Letzte, der so bei der Armee landete." Sein Lachen dröhnte die Straße entlang. Der Platz war überfüllt mit Zelten. Wo das Auge hin sah, standen Zelte. Dazwischen wimmelte es von Menschen. Soldaten, Offizieren, Zivilisten, Beamte, Gemeine, Trosshuren, Knechte erfüllten jeden Fleck mit Leben. Mit jedem Schritt, den Renée tat, verstärkte sich das Gefühl nicht hierher zu gehören. Ihr Begleiter führte sie zielstrebig durch den Zeltwald und stellte sie bei einer Gruppe junger Männer ab. Die meisten waren Bauernsöhne. Mit betrübten Gesichtsausdrucken in der Hügellandschaft ihrer pickelübersäten Gesichter, standen sie orientierungslos herum. Ohne Ausnahme kämpften alle mit den Nachwirkungen der Alkoholrekrutierung. Vor einem großen Versorgungszelt hatten an einem Tisch mehrere Vertreter des Militärs Aufstellung genommen. José schupste sie in die entsprechende Richtung. Ein Offizier nahm das Dokument mit Renée' s Unterschrift entgegen. "Wie lautet der Name des Jungen? Diese Unterschrift ist nicht zu entziffern." "Ren DeHeb, Sir," antwortet José, bevor sie das Wort ergreifen konnte. Völlig irritiert vernahm Renée ihren neuen Namen. Es dämmerte ihr, dass sie versucht hatte, im volltrunkenen Zustand ihren Namen zu nennen. Ren DeHeb war das Ergebnis ihrer trunkenschweren Zunge. "Wenigsten kann er schreiben. DeHeb, ab in die Reihe mit dir! So, dass war der Letzte. STILLGESTANDEN!" Der Offizier war vor dem ungeordneten Haufen Neurekruten getreten. Die Beine fest in den Boden gestemmt, die Brust durchgedrückt, die Arme im Rücken verschränkt. "Meine Damen ....Willkommen bei der Armee. Ich bin Oberst Mortain und ab heute bestimme ich über jede verdammte Minute eures nutzlosen Lebens. In den nächsten Monaten werden wir MÄNNER aus Euch machen. Jetzt ist es vorbei mit Mamas Rockzipfel. DRÜCKT EURE HÜHNERBRUST GEFÄLLIGST DURCH ... Ich will ganz offen reden. Wenn ich Euch so ansehe, dann weiß ich, dass der größte Teil als Kanonenfutter enden wird, ABER, aus manch einem werden wir einen anständigen Soldaten machen. Noch jemand Fragen?" Neurekrut erste Reihe, Nummer 4 verdrehte die Augen und spie sein Mittagessen vor die Füße des Oberst. Der freie Platz um ihn vergrößerte sich merklich. Zwei Soldaten traten aus dem Nichts, fasste jeweils einen Arm des Unglücklichen und schliffen ihn wortlos vom Platz. "Sonst noch Fragen? ... Nein? Ihr nehmt jetzt Eure Uniform in Empfang und findet Euch zum Essen auf den großen Platz ein. Morgen, sobald sich der erste Sonnenstrahl zeigt, steht ihr zum Appell wieder hier. WEGTRETEN! ...DU," er zeigte auf Renée, "verpass dir gefälligst einen anständigen Haarschnitt! War der Barbier betrunken? LOS MARSCH!" Renée lag auf ihrem Feldbett und blickte in den funkelnden Sternenhimmel. Der Boden war hart und ungewohnt. Alle Knochen schmerzten. Sie fühlte sich klein und verloren, wie eins der unzähligen Sterne am Nachthimmel. Neben ihr schnarchten ihre Kameraden herzzerreißend. War dies hier, dass was sie wollte? Ganz sicher nicht! Was hatte sie gewollt? Vor gerade mal 48 Stunden war sie noch ein wohlerzogenes Mädchen adliger Herkunft. Jetzt war sie Soldat. Wie sollte sie hier ihre Verkleidung aufrecht erhalten? Wie die Anforderungen bestehen? Mit Angst im Herzen schlief sie ein und mit Angst in der eingeschnürten Brust wachte sie nach einer unruhigen Nacht wieder auf. Schlagartig erwachte das Lager zum Leben. Verschlafen liefen Männer und Frauen durch das Lager. Im Käfig schrie eine Trosshure, die wegen unsittlichem Verhalten die Nacht über dort eingesperrt war. Renée und ihre Kameraden stolperten zum Appell. "HABEN DIE DAMEN GUT GESCHLAFEN?" Jedes Mal, wenn der Oberst Frauen in seine Rede einbezog, zuckte Renée zusammen. Auch im nüchternen Zustand hallte sein Gebrüll ohrenbetäubend durch das Gehör seiner Rekruten. "Bevor wir mit Eurer Ausbildung beginnen, möchte ich, dass ihre Eure Augen scharf nach links dreht! LINKS SAGTE ICH! Die bedauernswerten Gestalten, die dort hängen und wie abgeschlachtete Schweine bluten, sind Deserteure. DIES blüht jedem, der beschließt uns zu verlassen!" Die Deserteure waren zwischen zwei stämmigen Balken gespannt. Kraftlos hingen sie in den Seilen, welche ihre Arme hochzogen. Ihr Rücken waren blutverkrustet. Die zehnschwänzige Katze hatte tiefe Spuren hinterlassen, deren Narben immer sichtbar bleiben würden. Der Kloß saß fest im Hals der jungen Rekruten, als diese sich wieder dem Befehltshaber entgegen drehten. "Die Degen ziehen und dem Oberst salutieren!" Steif salutierte der Feldwebel dem Befehlshaber, nach anfänglichen Schwierigkeiten folgte der Rest der Soldaten. "Den Degen wegstecken!" brüllte der Feldwebel. "Junge, ich sagte, du sollst den Degen wegstecken!" Diese Aufforderung ging in Renée's Richtung, welche mit der langen Stahlklinke und der kleinen Öffnung kämpfte. "STECK ENDLICH DEN DEGEN WEG, JUNGE!" Feucht versprühte der Oberst seine Aufforderung. "DAS VERSUCHE ICH JA!" "HAT ER MICH EBEN ANGEBRÜLLT? HAT ER GERADE GEWAGT DIE STIMME GEGEN MICH ZU ERHEBEN?" Der Feldwebel war sich nicht sicher, wie er diese Frage beantworten sollte. "DU KLEINER HOSENSCHEIßER, ICH HÄNGE DICH AN DEINEN ZEHNÄGELN AUF, ICH ..." Ängstlich starrte Renée auf die dunkelblaue Ader, die dick pulsierend am Hals des Oberst pochte. Das Gesicht des Offiziers war dunkelrot angelaufen. Seine Augen quollen aus den Höhlen. "Oberst, Oberst." Der Feldwebel wagte seinen aufgebrachten Vorgesetzten beiseite zu ziehen. "Ihr könnt ihn nicht an den Zehnägeln aufhängen!" "Kann ich nicht?" "Nein, denkt an das Pferd! Wir brauchen das Pferd." "Das Pferd?" "Reinrassig, erstklassig trainiert. Die weiße Stute." "Dann peitsche ich ihn aus!" "Mhm." "Was mhm? WARUM KANN ICH IHN NICHT AUSPEITSCHEN?" "Das ist keine gute Idee, Sir. Seht ihn Euch an! Er scheint besserer Herkunft zu sein, als dieser Haufen um ihn herum. Das gibt nur Ärger. .... Außerdem sieht er eher so aus, als würde ihn ein Peitschenhieb zerbrechen. Wir suchen uns jemand anderes zum Auspeitschen." Der Feldwebel klopfte ihm tröstend auf den Rücken. Die Tage vergingen. Die Sonne brachte ihre Wanderungen am Himmel ordnungsgemäß hinter sich. Die Evolution ging voran. Oberst Mortain benutzte seine Energie zur Ausformung seines Kanonenfutters und zum Auspeitschen fand sich immer ein Unglückseliger. Der Mond nahm zu. Der Mond nahm ab und die schneeweiße Stute gedieh unter den wohlwollenden Augen des Militärs. Auch seiner Herrin ging es besser, ohne dass diese es bemerkte. Nach anfänglichen Überwindungen und Zähnezusammenbeißen, fügte Renée sich in den Armeealltag ein. In der Masse der Soldaten und Zivilisten konnte sie ihre Verkleidung mühelos aufrecht erhalten. Was an Hygienemaßnahmen von Nöten war, erledigte sie im Stall, hinter ihrer Stute versteckt. Näherte sich jemand, wieherte diese zur Warnung. Sie gab keinen wesentlich schlechteren Soldaten ab, als ihre Mitrekruten. Muskelkraft glich sie mit Dickschädel und Geschicklichkeit aus. Alles in allem waren sie Rekruten, die ihren Ausbildern die Haare büschelweise ergrauen ließen. Zwangsrekrutierte Bauernsöhne und eine verirrte Adlige gaben eine seltsame Mischung ab, die wenig zum Ruhm der französischen Armee dazutrug. "DeHeb, wie oft soll ich dir das noch erklären? Beim Fechten gebraucht man die Spitze, man fuchtelt nicht mit der Klinge herum wie mit einem verdammt Krummsäbel! Sonst gelange ich sofort unter deine Deckung. So wie jetzt!" Renée nahm Abstand von Feldwebel Claude Roussilon's Degenspitze. "Zeitverschwendung!" "Zeitverschwendung?" Roussilon schloss die Augen, sandte ein Stoßgebet um mehr Geduld nach oben und öffnete sie wieder. "Stell dir vor, ein verdammter Spanier rennt dir mit erhobenem Schwert entgegen. Was tust du dann?" "Ihn erschießen!" Roussilon wünschte sich noch mehr Geduld. Wenig später an diesen Tag besprachen Oberst Mortain und Feldwebel Roussilon das Vorankommen der Rekruten. "Was ist mit Sousson?" "Kraft hat er, aber er setzt sie sinnlos ein. Intelligenz können wir ihm nicht beibringen." Mortain vermerkte gedanklich Soldat Sousson als potenzielles Kanonenfutter. "DeHeb? Der Junge sieht immer noch aus, als könnte ihn der nächste Pferdefurz vom Platz fegen." Der Feldwebel seufzte. "Er besitzt kaum die Kraft, Angriffen mit seinem Degen zu parieren. Aber er versucht die mangelnde Kraft mit Schnelligkeit auszugleichen. Allerdings würde er lieber alle über den Haufen schießen. Womit er gar nicht zu unrecht liegt, denn schießen kann er wirklich. Er hat ein unglaublich gutes und sicheres Auge. Hinzu kommen gute Bewegungen beim Reiten." "Verliebt Euch nicht in ihn, Feldwebel!" Oberst Mortain hob spöttisch eine Augenbraue. Roussilon wieherte empört. "Ich denke nur, dass sich der Aufwand einer guten Ausbildung bei ihm bezahlt macht. Er besitzt mehr Verstand, als der ganze Haufen Bauerntölpel zusammen. Sein Wissen und seine Umgangsformen bestätigen meine Vermutung, dass er adliger Herkunft ist." Pascale Mortain, Abkömmling eines Buchbinders, schnaubte verächtlich. "Er bleibt merkwürdig. Und Schnelligkeit hin oder her, er ist zu weich." Und er ist und bleibt Kanonenfutter, fügte er in Gedanken hinzu. "Betuttelt Ihn nur ruhig weiter! Wir werden sehen was passiert, wenn es ernst wird und wir ins Gefecht ziehen. Wegtreten!" Der Regen prasselte unaufhörlich und monoton auf das Zeltdach. Der Boden des Lagers hatte sich in Schlamm verwandelt. Die Stiefel der Soldaten quietschten bei jedem Schritt, wenn sich die Sohlen aus der Pampe lösten. "Also rücken wir wirklich bald aus?" "Wohin?" "Wann genau?" Erwartungsvoll sahen die drei Rekruten Renée an. Das Zeltdach bog sich beängstigend unter den Wassermassen. Die Informationskette innerhalb der Armee zerfloss in Bruchstücke, bevor sie die gemeinen Soldaten erreichte. "In die Nähe von Freiburg, nach Elsaß. Wann genau wir losziehen weiß ich nicht. Ich habe nur den Plan mit der Route des Versorgungstrupps lesen können. Dann kam der Feldwebel." Respekt leuchtete Renée aus den groben Bauerngesichtern entgegen. Lesen und Schreiben konnte kaum einer von ihnen. "Wird auch Zeit, dass wir dahin kommen, wo die Schlachten toben. Wir sind jetzt schon über ein halbes Jahr hier. Ich will kämpfen." Claude schlug die Faust in die hohle Handfläche. Sein Sitznachbar, ein schlaksiger Junge mit überlangen Gliedmaßen hob ängstlich das Gesicht. Jean-Paul war gerade 20 geworden und bangte, bei dem Gedanken an eine bevorstehende Schlacht, um ein weiteres Lebensjahr. "Sei froh, dass wir noch nicht kämpfen mussten," warf Renée hitzig ein. Claude's Prahlerei reizte sie maßlos. "Wir sind alle unfreiwillig hier. Keiner von uns ist fürs Kämpfen geeignet!" "Daran ist nur der Rum schuld," nuschelte Jean-Paul. Renée' s Zeltgenosse Fabienne nickte erbost. Er sehnte sich nach den Feldern und Wiesen seines Heimatdorfes. Claude lachte dreckig in das Plätschern der Regentropfen. "DeHeb, ich hab gehört, dass bei dir nur der Geruch von Rum reichte. Einmal gerochen und schon warst du stockbesoffen." Renèe's Faust krachte grimmig auf seine Nase. Das hilflose Mädchen, welche vor Monaten von zu Hause floh und ins Nirgendwo auszog, gab es nicht mehr. Ihre Vermutung bestätigte sich. Wenige Tage später nahmen die Rekruten, jetzt als Gemeine in den Dienst gehoben, vor ihrem Oberst Aufstellung. "So, Messieurs, es geht los!" brüllte er ihnen grimmig entgegen. "Da wir Spanien den Krieg erklärt haben, um den verdammten Habsburgern in den Arsch zu treten und Kaiser Ferdinand beschlossen hat, in deren Arsch ZU KRIECHEN, ziehen wir nach Freiburg, um in dessen Arsch zu treten. Besser gesagt in General Mercy's Arsch. SACHEN PACKEN UND WEGTRETEN!" Am nächsten Tag rollten Wagenkolonnen über Wagenkolonnen in Richtung Elsaß. Soldaten stampften in geordneten Reihen von Le Mans über Orléans nach Sanit-Dizier. Bei Nancy stieß ihre 500 Mann große Einheit auf das Regiment von Obrist de Martinez's. Eile war geboten, denn dieser sollte mit seinem Regiment so schnell wie möglich als Verstärkung ins Elsaß nachrücken, um sich mit dem Heer von Henri de la Tour d'Àuvergne Vicomt de Turenne zu verbinden. Henri de la Tour d'Àuvergne Vicomt de Turenne galt als bedeuternster französischer Heerführer. Es war eine Ehre unter seiner Führung kämpfen zu dürfen und so beschleunigten die Kommandanten das Vorankommen ihrer Truppen, um ihm zu Hilfe zu eilen. Nach mehreren Wochen gelangten sie nach Freiburg. Die Kirchtürme der Stadt erhoben sich in der Ferne. Mit Renée marschierten fast 2.000 französische Soldaten. Ob gesund oder krank, jeder musste mit der Geschwindigkeit des Zuges mithalten. Soldaten, Offiziere, 25.000 Kühe und Ochsen, Munitions- und Versorgungswagen, Zugpferde, Kriegspferde, Frauen und Kinder, sie alle bewegten sich einem riesigen Tausendfüßler gleich in Richtung Schlachtfeld. Den Rauchsäulen am Horizont entgegen. Doch nichts waren die Neuankömmlinge gegen die Regimenter, welche um Freiburg lagerten. Den französischen Truppen standen die feindlichen Regimenter des bayrisch-kaiserlichen Heeres, unter General Mercy's Führung gegenüber. Dazwischen erstreckte sich das Schlachtfeld. Das Donnern der Kanonen hallte ohne Unterlass. Die Artillerie leitete das Feuer ein. Dichter Nebel stieg vom Boden auf. Infanterie stürmte auf Infanterie, die Pikeniere erhoben, die Musketen geladen und von der Kavallerie gedeckt. Fahnen, Feldzeichen und Standarte gaben die jeweiligen Truppenteile zu erkennen Wieder feuerte die Artillerie. Schaulustige hatten sich auf den Hängen eingefunden und beobachteten die Schlacht im Tal. Tausende Füße hatten das Gras rings herum fest in den Boden gestampft. "42. EINHEIT, ZELTLAGER AUFBAUEN!" Oberst Mortain's Befehle gingen fast gänzlich im allgemeinen Lärm unter. Als am nächsten Morgen der Tau noch frisch die Erde bedecke, war es für Renée und ihre Kameraden soweit. Nebel bedeckte den Boden. Nervös scharten die Soldaten mit den Füßen. Sie nahmen stramme Haltung an, als sich der Befehlshaber näherte. Oberst Mortain's Gesichtsausdruck war voll grimmiger Freude. Für den Kampf war er geboren. "Soldaten, wir werden das 3. Regiment in der linken Infanterie verstärken!" Salutiert dem Oberst!" brüllte Feldwebel Roussilon. Musketen knallten zackig an Brustkörbe. "An den Schlachtfeldrand und in Gevierthaufen Aufstellung nehmen! Soldat DeHeb, rauf auf deinen Gaul und decke die Flanke! MARSCH!" Renee schob die Füße in die Steigbügel und rutschte unruhig vor Nervosität im Sattel hin und her. Mit zittrigen Händen lud sie ihre Pistole. Neben ihr standen ihre Kameraden, die Gesichtszüge vor Anstrengung ganz kantig geworden. Angespannte Stille legte sich über das Schlachtfeld. Irgendwo leierte monoton ein Priester seinen Segen herunter. Brustharnische knirschten, Pferde wieherten, Stahl klirrte. Dann ertönten die ersten Befehle und das Hämmern zahlreicher Trommeln läutete die Schlacht ein. Artilleriefeuer knallte. Brüllend rückte die Infanterie vor. Sie schossen, rückten vor, hoben ihre Piken und rammten sie in die Leiber der feindlichen Soldaten, luden nach und rückten weiter vor, schossen wieder. Ihre Schlachtruf wurde lauter. So hörten sie nicht, wie sich der Stahl in weiches Fleisch grub und Menschen in Todesqualen schrieen. Die Schreie und das Grauen ringsherum gruben sich in Renée's Gedächtnis, um in zahllosen Nächten als Erinnerung wiederzukehren. Neben ihr starb einer ihrer Kameraden. Eingeweide quillten aus seiner geöffneten Bauchdecke. Der Feind näherte sich. Sie schoss und traf wieder und wieder, bis das Pulver verbraucht war. Die Waffe lag warm in ihrer behandschuhten Hand. Ein feindlicher Säbel schoss ihr entgegen. Geübt wich sie aus. Ihr Schwert zückte vor und fand sein verletzliches Ziel. Mit dem letzten Herzschlag des Mannes starb der verbliebene Rest von Renée d'Herblay in ihrem Inneren. Der nächste Feind rückte von zwei Seiten vor. Sie wich aus, parierte und stach zu. Einzelne Sonnenstrahlen fanden ihren Weg ins Schlachtgetümmel. Übung und viel Glück ließen sie Feind für Feind übeleben. Die Zeit dehnte sich endlos. Sekunden wurden zu Minuten. Minuten waren wie Stunden. Für kurze Zeit lichtete sich der Wald aus feindlichen Soldaten, um sie herum. Sie lud ihre Pistole und wischte sich Schmutz und Staub aus ihrem Gesicht. Der blutbesudelte Ärmel hinterließ rotgraue Spuren auf ihrer Stirn. Ihr Blick fiel auf Oberst Mortain. Er kämpfte zu Fuß und scheinbar ausweglos. Sein Pferd lag tot neben ihm. Abgeschnitten von der restlichen Truppe, mit zwei Gefreiten an seiner Seite, kämpfte er verbissen gegen die feindliche Übermacht. Spuren von Ermüdung und Erschöpfung zogen sich durch sein Gesicht. Noch schlug er den Gegner kraftvoll zurück. Renée gab ihrem Pferd die Sporen und sprengte durch die feindlichen Linien, zu ihrem Befehlshaber. Einen Soldaten ritt sie nieder, zwei fällte sich mit dem Schwung ihrer Klinge. Sie schob sich als Deckung vor Oberst Mortain's ungedecktem Rücken. Der nächste Gegner kam auf sie zu. Sie parierte dessen Angriff und stach in von ihrer erhöhten Position aus nieder. Kanonenkugel schlugen unweit von ihr auf. Der Boden bebte. "DIE FEINDLICHE ARTILLERIE IST WEITER VORGERÜCKT! RÜCKZUG!" Rückwärts bewegte sich das Regiment aus der Gefahrenzone. Wieder schlugen Kanonenkugeln vernichtend in den Boden. Renée versuchte ihre Stute zu wenden, um zur Truppe aufzuschließen. Die Erde bebte erneute, es krachte und donnerte. Splitter und Feuerfunken flogen auf sie zu. Die unvorstellbare Kraft der einschlagenden Kugel riss sie von ihrem Pferd. Qualvoll wiehernd ging ihre Stute zu Boden. Renée schlug hart auf. Der ohrenbetäubende Knall klirrte in ihrem Schädel. Schmerzen durchzuckte ihrem Körper, dann wurde die Welt gnädig schwarz. Sie wachte auf von Schmerzen. Schmerzen, wie Folterqualen. Folterqualen, die ihren Körper marterten, bis der Geist unfähig war an etwas anderes als an Schmerzen zu denken. Sie schrie und wimmerte ohne Laut. Stimmen drangen durch den Rand ihres von Qualen zerfranstem Bewusstseins. "Ich sage, wir amputieren unterhalb des Knies!" "Ihr sein ein verdammter Schlächter. Wenn wir die Splitter herausziehen, kann er das Bein noch gebrauchen. Ihr macht ihm zum Krüppel." "IHR NENNT MICH EINEN SCHLÄCHTER? VERDAMMT, ICH RETTE HIER LEBEN. Das Bein kommt ab, bevor er aufwacht! Sauber und Schnell! Wollt Ihr ihn der Wundbrandgefahr aussetzen?" "Ich sage, wir ziehen die Splitter raus!" "AMPUTIEREN!" Renée wurde bewusst, dass die Qualen von ihrem Bein ausgingen. Sie richtete sich mühsam auf den Ellenbogen auf. Ihre Hose war bis zum Knie aufgeschnitten. Die Blutzufuhr war oberhalb abgebunden worden, während das rechte Unterbein in Blut praktisch ertränkte. Mehrere fingergroße Holzsplitter ragten kreuz und quer aus dem Fleisch. Die Haut war, Krater gleich aufgeplatzt und an den Rändern zerfranst. Weiß schimmerte durch das rote Schlachtfeld? War das etwas der Knoch .... Renée's Lider flatterten, sie verdrehte die Augen und sackte zurück. Als sie erneut zu sich kam, war die Welt finster und Qualvoll. Krallen, Spitzen, Zacken, Feuer wühlten in ihrem Fleisch, gruben ihre Knochen aus. Sie wand sich, wie in Krämpfen und mit unvorstellbarer Kraft. Ein Fausthieb krachte, wie eine Eisenfaust an ihre Schläfen und hüllte sie wieder in Dunkelheit. Dr. Daniel Piquet war, wenn man es genau nahm, kein richtiger Arzt. Keiner mit einem Universitätsabschluss, aber was die Erfahrung betraf, so konnte er es mit jedem Absolvent aufnehmen. Er hatte sein Handwerk von seinem Vater erlernt, so wie dessen Vater ihn anlernte. Die vielen Jahre als Armeearzt hatten ihn eins gelehrt. Dem menschlichen Geist war nur eine bestimmte Spanne an Schmerzen zumutbar. Überschritt man diese, starb der Patient an den Folgen des Schocks. In einer Zeit, wo die Erfindung des Narkosemittels noch weit in ferner Zukunft lag, war Schnelligkeit die einzige Hilfe. Körperteil ab, bevor der Patient zu sehr litt oder gar starb. Er rühmte sich ein Bein unter einer Minute amputieren zu können. Wen interessierte es da, dass sein Assistent zwei Finger ließ. Dr. Jean-Luc Bataille war hingegen ein Absolvent der Universität von Paris und bevorzugte subtilere Methoden bei Operationen. Zudem war er ein Verfechter der Entwicklung, nicht der weitergegebenen Tradition. Grundsätzlich unterschied sich seine Meinung von Monsieur Piquet' s Auffassungen. Ihre Auseinandersetzungen war meist heftig und laut. In Renée's Fall siegte Dr. Bataille, denn als sie ein drittes Mal aus ihrer Ohnmacht erwachte, war ihr Bein noch dran. Dr. Bataille sah zufrieden auf seinen Patienten und wechselte den blutdurchtränkten Verband. "Das sieht doch gut aus," stellte er zufrieden fest. Seine Begeisterung interessierte Renée kaum, der Schmerz hämmerte noch immer in ihrem Bein. Zwei lange Tage und eine schlaflose Nacht vergingen, bis der Schmerz Gewohnheit wurde. Um sie herum waren alle Betten belegt. Reihe an Reihe lagen verwundete Soldaten und Kameraden. Ärzte und Pfleger in blutbesudelten Hemden rannten von Patient zu Patient. Ein Priester verteilte den letzten Segen. Die Geräuschkulisse aus Stöhnen, Schreien und Weinen hörte nie auf. In Eimern stapelten sich blutige Binden. Ein Pfleger eilte an Renée vorbei. In seinen Armen balancierte er abgetrennte Gliedmaßen, notdürftig mit einem fleckigen Tuch verhüllt. Als der Abend des dritten Tages anbrach, musste sie ihr Bett räumen. Mit anderen verwundete Soldaten sollte sie nach Paris ins Hospital transportiert werden. Ein Pfleger half ihr auf die Ladefläche des Wagens zu klettern. Auf ihrem Schoß lag das kleine Bündel mit ihren letzten Habseeligkeiten. Der Kutscher schnalzte mit der Zunge und der riesige Wagen ruckte an und rollte langsam in Richtung Westen. ***** IV. Wiesen und Felder zogen an ihnen vorbei. Bäume reckten sich kahl in den kalten Herbsthimmel. Der Boden war übersät von Laub. Der Wind blies schneidend über den offenen Wagen und trug den Geruch nach krankem Fleisch mit sich fort. Kaum ein Verwundeter war nicht vom Fieber befallen. Ferne Städte wie Epinal und Chanmont zogen unbeachtet an ihnen vorüber. Bei Troyes schwanden immer öfters Renée's Sinne. In der Stadt Melun, war sie schon nicht mehr bei Bewusstsein. Als der Wagen das Stadttor von Paris passierte, hielt der Fieberwahn sie fest umfangen. Drei Tage später sank das Fieber und die wirbelnden Bilder verschwanden mit dem Delirium. Sie erwachte mit einem Male. Erschöpft, aber Herr ihrer Sinne. Die Schmerzen im Unterbein hatten nachgelassen. Sie öffnete die Augen. Licht fiel verschwenderisch durch hohe Fenster in das Zimmer. Vögel zwitscherten leise. Sie war alleine. Ihre Finger strichen sanft über die weiße Baumwolldecke. Im Raum war alles hell und sauber, einschließlich Renée. Jemand hatte sie gewaschen und ihre verdeckte Uniform gegen ein sauberes Hemd getauscht. Nur der Verband lag noch immer fest um ihre Brust gewickelt. Schritte näherten sich der Tür, dann schwang diese auf. Ein älterer Mann erschien in der Türöffnung. Das Haar war ergraut und zahllose Fältchen umringten Augen und Mund. Die Augen unter den buschigen Brauen sahen sie weise und gütig an. "Bonjour, Mademoiselle, Ihr seid wach. Darf ich mich vorstellen? Ich bin Dr. Emmanuelle de'Josselin. Euer Arzt." Mit einem Lächeln und ohne weitere Worte schlug er die Bettdecke zurück und begann ihr Bein zu untersuchen. "Da Eurer Fieber herunter gegangen ist, werdet Ihr morgen in den Saal verlegt." Dr. Josselin zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. "Wie kommt Ihr verwundet und als Soldat der französischen Armee hierher, Mademoiselle ...?" "Renée." Seine Frage war sanft und ohne Vorwurf gestellt. "Ich bin von zu Hause, vor einer ungewollten Ehe geflohen. Es war ein dummer Zufall, dass ich bei der Armee gelandet bin. Ein äußerst dummer Zufall. Werdet ... werdet Ihr mich verraten?" Ihr Herz klopfte laut vor Angst. "Nein, mein Kind. Ich bin Eurer Arzt, nicht Euer Richter. Ihr würdet unausweichlich der Inquisition zum Fraß vorgeworfen werden. Ich habe einmal erlebt, wie eine Frau der Hexerei angeklagt wurde." Dr. Josselin verdrängte die verhasste Erinnerung. "Ich bin ein Mann der Wissenschaft, nicht des Aberglaubens. Keinem Menschen sollte so etwas angetan werden. Aber ich bin gottesfürchtig und Eure Verkleidung ist nicht in Gottes Sinne. Nach Eurer Genesung werdet ihr nach Hause zurückkehren! Eine junge Frau, wie Ihr, sollte nicht das Elend und die Grausamkeit einer Schlacht miterleben müssen. Und ich fürchte, dass es Euch in Paris auch nicht besser ergehen wird. Ich gehe jetzt. Schwester Sylvie wird bald kommen und Euren Verband wechseln." Er tätschelte väterlich ihr Knie, dann verließ er sie. Wenig später kam Schwester Sylvie. Sylvie war eine resolute Nonne, mit viel Herz und zottigem Humor. Fürsorglich wechselte sie den Verband und bestrich das Bein mit einer übelriechenden Paste aus Honig, Fischtran und Kräutern. Die alten Ägypter glaubten dran, dass Honig das Geschenk der Götter sei, also eine göttliche Medizin. Übelriechend aber göttlich, versicherte Sylvie lachend. Ihr Lachen schallte noch durch das gesamte Hospital, als sie Renée am nächsten Morgen in den Saal geleitet. Im Saal konnten vierzehn Patienten untergebracht werden. Vierzehn Betten zogen sich parallel an der Wand entlang. Marmor verkleidete Säulen stützten die hohe Stuckdecke. Am Ende des Saals stand in einer Nische das steinerne Bildnis eines heiligen Märtyrers, welcher über die Kranken wachte. Drei der Betten waren leer und die Belegung der anderen Krankenlager änderte sich in den folgenden Wochen kaum. In Paris fielen die ersten Schneeflocken. Leicht im Wind schaukelnd, senkten sie sich auf die Erde nieder. Menschen blieben auf der Straße stehen, hoben die Köpfe und sahen verträumt dem Tanz der kleinen Eiskristalle zu. Dann zogen sie ihre Mäntel fester um sich und eilten in den Alltag. Renée saß aufrecht in ihrem Bett und beobachtete voll Bitterkeit die Außenwelt. Fielen jetzt auch Schneeflocken auf das Grab von Francois, auf die unzähligen Leichen des Schlachtfeldes im Elsaß. Sie konnte hundert Meilen weit entfernt in einem warmen sauberen Krankenhaus sitzen, mit weißen Bettlacken und adretten, immer lachenden Nonnen, aber die Erinnerungen blieben. Sie wandte langsam den Kopf und beobachtete den wankelmütigen Flug einer Schmeißfliege. "Na na, wer wird denn so trüb schauen?" Schwester Sylvie's Honigkuchengesicht strahlte ihr mütterlich entgegen. Ihr Nonnengewand leuchtete, strahlend weiß und knisternd vor Stärke. "Auf auf, es wird geübt! Bald könnt Ihr wieder normal gehen. Euer Bein heilt wirklich gut." Sie reichte Renée ein paar Holzkrücken. Finster humpelte diese an den langen Bettreihen entlang auf den Flur. Je schneller der Heilungsprozess ihres Beines voran schritt, desto näher rückte der Zeitpunkt ihrer Entlassung. Sollte Dr. Josselin recht behalten und eine Heimkehr war ihre letzte Möglichkeit? Renée machte sich keine Hoffungen, ohne Geld in Paris überleben zu können. "Ihr schaut oft zu finster." Schwester Sylvie tippelte neben ihr, fröhlich plapperte durch die langen Flure. Der Rosenkranz schaukelte an ihre Hüfte. "Ihr solltet nicht so viel nachdenken! Ich werde Euch etwas zum Lesen besorgen, damit Ihr auf andere Gedanken kommt. Habt Ihr einen Wunsch?" Renée setzt vorsichtig das rechte Bein auf und stütze ihr Körpergewicht mit den Krücken ab. "Shakespeare wäre schön." Schwester Sylvie lachte hell. "Ja, Shakespeare ist genau das Richtige. Habt Ihr je "Was ihr wollt" gelesen? Ha, wie kann man nur auf die verrückte Idee kommen, eine Frau als Mann zu verkleiden? Haha, dieser Shakespeare ....." Zwei Betten von Renée's Krankenlager entfernt, lag Alan Havre. Ein junger Mann aus dem Süden Frankreichs. Das Braun seiner Haut hob sich dunkel vom weißen Bettzeug ab. Mund und Augen lachten fortwährend. Alan zeigte große Begabung, was die Kunst des Fechtens betraf. Es war nicht weiter verwunderlich, dass Enrico de las Ferras, Betreiber einer Pariser Fechtschule, ihn als Assistent einstellte. Der Ruf des Italieners de las Ferras war legendär. Nicht eine Degenspitze verletzte Alan, sondern der Sturz aus dem Zimmer einer verheirateten Dame, welche er wegen amouröser Abenteuer aufgesuchte hatte. Nun lag er mit einem gebrochenem Bein, etlichen Prellungen und Abschürfungen im Hospital und erzählte grinsend seinem Krankenbesuch die Geschichte. Athos hörte seinem Freund lächelnd zu. Er glaubt Alan ohnehin nur die Hälfte, da dieser zu argen Übertreibungen neigte. Porthos hörte weitaus faszinierter hin. "Seht ihr den blonden Jungen dort? Der so finster vor sich hin starrt?" Drei Köpfe drehten sich Renée zu, die abwesend aus dem Fenster sah. Alan senkte seinen Stimme zu einem Flüstern. "Er heißt bei uns nur "Der Namenlosen", weil er seinen Namen nicht verraten will. Er redet er kaum und stiert nur vor sich hin." Porthos zuckte gleichgültig seine Achseln. "Und?" Er selbst verschwieg seinen wahren Namen. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Athos sah genauer hin. "Das ist eine Frau!" Alan und Porthos sahen ihn sprachlos an, dann wieder zum vermeintlichen Jüngling. "Nein, ganz sicher nicht." Alan wischte sich lachend die Tränen aus den Augen. "Er ist Soldat und wurde in der Schlacht bei Freiburg von einer Kanonenkugel verletzt." "Aber so sieht doch kein Soldat aus. Seit wann rekrutiert die Armee kleine magere Jungen?" fragte Porthos, laut und ohne jegliches Feingefühl. Der blonde Jungs drehte sich ihnen zu. Die blauen Augen sahen sie nüchtern an. "Sie wollte das Pferd." ("...Herzog: Glaube mir's, mein lieber Junge; deine Jugend wäre schon genug, diejenigen lügen zu heißen, die dich einen Mann nannten. Diane's Lippen sind nicht sanfter und rubinfarbiger als die derjenigen; deine Stimme ist wie eines Mädchens, zart und hell, und dein ganzes Wesen hat etwas weibliches an sich. Ich bin gewiss, du bist unter einer Konstellation geboren, die dich in solchen Unterhandlungen glücklich macht; du wirst meine Sache besser führen, als ich selbst tun könnte. Geh also, sei glücklich in deiner Verrichtung, und du sollst alles was mein ist, dein nennen können. Viola: Ich will mein Bestes tun, Gnädigster Herr - - (vor sich.) Eine beschwerliche Commission! Ich soll ihm eine andre kuppeln, und wäre lieber selbst sein Weib....") Renée sah auf, als ein Schatten auf ihr Buch fiel. Vor ihr stand ein Mann von hohem Wuchs und sah streng auf sie herab. Wild entschlossen, ihr mit der vollen Wucht seiner Persönlichkeit zu begegnen. Renée hatte noch keinen anderen Menschen getroffen, der mehr Autorität ausstrahlte, als dieser Fremde. "Seid ihr Ren DeHeb?" Renée nickte irritiert. "Mein Name ist d'Treville. Kapitän der Musketiere seiner Majestät Ludwig XIII. Ich habe einen Brief von meinem Freund Pascale Mortain erhalten." Dr. Josselin schlich um sie herum und hörte mit besorgtem Gesichtsausdruck unauffällig zu. "Oberst Mortain?" "Ja, und er bat mich Euch bei den Musketieren aufzunehmen. Er schreibt, Ihr habt Euch in Kampf bei Freiburg ausgezeichnet und nun fühlt er sich Euch gegenüber verpflichtet. Er denkt, Ihr habt gute Anlagen zum Musketier." D'Treville leierte seinen Text herunter, mit einer Begeisterung, die jeden Optimist zu tode betrübt hätte. Renée sah ihn verwirrt an. Sie fand nicht, das Mortain ihr gegenüber verpflichtet war. Anscheinend war die Situation vor ihrem Eingreifen auswegloser gewesen, als auf den ersten Blick sichtbar. "Ich schulde Mortain noch etwas .... also, herzlich willkommen bei den Musketieren Ren DeHeb." Er hielt ihr unwirsch seine Hand hin. Renée schüttelte heftig ihren Kopf. "Nein, nicht Ren DeHeb. Das ist nicht mein Name und ich möchte ihn nie wieder hören." Verunsichert zog er seine Hand zurück und strich sich durchs ergraute Haar. "Na, wie lautet dann Euer Name?" Sie schwieg. "So kommen wir nicht weiter. Ihr müsst mir schon Euren Namen nennen!" Sie schwieg weiter. "Mein Junge, unsere Unterhaltung weißt so einige Fehler auf." Er seufzte resigniert. "Na schön. Ich gebe Euch einen Namen. Jeder will einen neuen Namen. Was kommt als nächstes, ein ganzer Stammbaum. Aber das mir keine Klagen kommen. Und sobald ihr genesen seid, meldet ihr Euch bei mir im Hauptquartier. Jeder in Paris kann Euch sagen, wo das liegt. Au revoir!" Renée überlegte angestrengt. Die Musketiere. Das eröffnete völlig neue Möglichkeiten. Kapitän d'Treville wurde an der Tür von Dr. Josseline aufgehalten. Renée beobachtet, wie beide Männer sich unterhielten. Dr. Josseline sichtlich erregt, fuchtelte aufgebracht mit den Armen herum, wie ein Vogel mit Flugproblemen. Kapitän d'Treville's Gesichtsausdruck kletterte zusehnst die Zornskala höher und höher, bis sein Gesicht ein kräftiges dunkelrot aufwies. Wütend drehte er sich herum und kam zu ihr zurück. Gereizt sah er sie an. "Wann hattet Ihr vor, mir zu sagen, dass Ihr eine Frau sein?" Er hatte seine Stimme gesenkt, dass nur sie ihn verstehen konnte. "Gar nicht," sagte Renée ruhig. "Und Ihr solltet auch nichts sagen!" D'Treville schnappte laut nach Luft. "Und wie kommt Ihr darauf, dass ich schweigen werde. Ich bin nicht Kapitän der Musketiere geworden, weil ich mir von kleinen Mädchen auf der Nase herumspringen lasse." Renée legte den Kopf schief und sah ihn ohne Gefühlsregungen an. "Wollt Ihr, dass ganz Frankreich erfährt, dass die gesamte französische Armee nicht fähig ist eine Frau von einem Mann zu unterscheiden. Das ganze Land würde über Eure Eliteoffiziere lachen. Ihr hättet es auch nicht bemerkt, wenn Dr. Josseline nicht mit Euch gesprochen hätte." "Ihr solltet ihm dankbar sein. Euer Arzt scheint besorgter um Euer Leben zu sein, als ihr. Deshalb brach er sein Schweigegelübde. Die heilige Inquisition wird Euch in Stücke hacken, wenn herauskommt das Ihr Euch als Mann verkleidet habt." Sie zuckte gleichmütig die Achseln. "Es liegt mir gerade nicht besonders viel an meinem Leben." "Und das soll ich Euch glauben?" "Meine Alternative, wäre eine Ehe, wie in der Hölle.... Also?" "Das ist Erpressung!" "Ja." Kapitän d'Treville drehte sich wütend herum und schritt, weit ausholend aus dem Saal. Renée lehnte sich zufrieden zurück. DIE MUSKETIERE! Francois musste auf Grund eines noch unbekannten Komplotts sterben. Aber als Musketier bot sich ihr die beste Möglichkeit, um an Informationen heranzukommen. Als Musketier konnte sie seinen Mörder jagen, töten und Francois rächen. Sie lächelte grimmig, voll innerer Zufriedenheit. So würde sich ihr Schwur erfüllen. ________________________________________________________________________________ An die Leser! Es ist richtig, dass zu Aramis Lebzeiten der Dreißigjährige Krieg mächtig am Rotieren war. (Prager Fenstersturz 1618) Was nicht richtig ist, ist die Tatsache, dass Frankreich schon zu dieser Zeit mitgemischt hat. Erst 1635-1648. Aramis wäre bei der Schlacht über 40 Jahre alt gewesen. Ich hoffe, ihr verzeiht mir, aber ich brauchte eine Schlacht. Die Schlacht bei La Rochelle konnte ich nicht nehmen, da Alexandre Dumas seine Musketiere dort ein paar Jahre später kämpfen lässt. Gruß Autor Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)