So cold von Dankness-is-all (It's only the voice in your head) ================================================================================ Kapitel 1: Prolog ----------------- „Töte ihn.“ Zwei so einfache Worte, die so viel Grausamkeit, Leid und Trauer mit sich trugen. „Töte ihn. Das hast du dir doch schon immer gewünscht.“ Wieder diese Stimme, nicht mehr als ein Flüstern, doch so eindringlich, dass er nicht weghören konnte. Zwei verdammte Worte, die sein ganzes Leben ändern würden, die all seine Probleme lösen würden. Doch was dann? Noch nie war der Tod ein guter Ausweg gewesen, dass hatte ihm seine Mutter einst gesagt und dann war sie gestorben um es zu beweisen. Tod veränderte nichts. Er machte nichts besser, nichts ertragbarer, er zerstörte einfach nur. Konnte er ihm das antun? Konnte er das? „Töte ihn!“, dieses Mal war es kein Flüstern mehr, es war eine laute, durchdringende Stimme, die versuchte jeden Zentimeter seines Kopfes einzunehmen. Gewalt ist keine Lösung, nur ein guter und akzeptabler Weg, doch war der Weg nicht bekanntlich das Ziel? „Töte ihn.“ Es war wieder zu einem Flüstern geworden, nicht mehr als ein Hauch, doch noch genauso eindringlich, noch genauso bedrohlich wie zuvor, nur jetzt eben in leise. War es wahr, was die Stimme ihm erzählte? Würde sich alles ändern? Zum besseren? Er schätzte das dies Fragen waren, auf die er nie eine Antwort bekommen würde, denn was die Stimme von ihm verlangte, was diese Finsternis von ihm verlangte, das würde nie in Erfüllung gehen. „Töte ihn!“ Taylor schlug die Augen auf. Ruckartig saß er senkrecht im Bett, starrte die dunkle Wand vor ihm an und atmete schwer. Auf seiner Stirn perlte Schweiß, sein Rachen war trocken als habe er geschrien, sein Körper fühlte sich an, als sei er einen Marathon in Rekordzeit gerannt. Zitternd fuhr er sich mit der Hand durch das pechschwarze Haar, strich es zurück und verharrte einen Moment so, dann verließ er das Bett und trat ans offene Fenster. „Tay? Kannst du nicht schlafen?“, fragte eine leise Stimme vom anderen Ende des Zimmers und der Junge drehte sich langsam, mit einem falschen Lächeln um. „Alles bestens.“ Seine Stimme war gewohnt emotionslos, sein Blick zeigte nichts außer Kälte, auf seinen Lippen lag das gekünstelte Lächeln. Er war wieder er selbst oder zumindest soweit er das jemals gewesen war. Jillian wälzte sich auf die andere Seite und dämmerte wieder weg, ignorierte seinen Bruder voll und ganz, so wie er es in solchen Nächten immer tat. Einen Moment betrachtete er ihn noch kurz, sah das hellbraune Haar, die gebräunte Haut, sah so viel von seiner Mutter und so wenig von sich selbst. Wie konnte so etwas sein? Wie konnte einer der Zwillinge so nach einem Engel kommen und der andere war das schwarze Schaf der Familie, der, der nicht so recht ins Bild passen wollte. Er biss sich auf die Lippe, bis Blut durch seine Zähne floss und seine Zunge benetzte, dann wandte er sich wieder dem Fenster zu, sah hinaus auf die Bäume, die Felder und wünschte sich ganz weit weg. Irgendwo hin, wo ihn die Dunkelheit nicht fand. Wieder ertönte das leise, kaum zu verstehende Flüstern in seinem Kopf, wieder ignorierte er es, wie schon seit so vielen Jahren und wieder verschwand ein wenig mehr seiner Selbst. Kapitel 2: K. 1 Zugbekanntschaften ---------------------------------- Kapitel 1. Das Wasser perlte an der glatten Scheibe ab, floss hinunter und hinterließ seine Spuren in dem Bild, als würden sich weiße Fäden durch die Landschaft ziehen. Das blonde Mädchen saß am Fenster, blickte leer hinaus und hatte ihre Umwelt ausgeschaltet, zumindest bis die Tür aufging und drei ihr leider sehr bekannte Schüler eintraten und sich setzten. Harry Potter, Hermione Granger und Ron Weasley. Drei Namen, die man verdammt noch mal nicht vergaß, egal in welchem Haus man war, egal wie sehr man ihren Geschichten lauschte, egal wie sehr man sie ignorierte. Orsay blickte wieder aus dem Fenster, ignorierte die Blicke der drei und versank wieder in ihrer Welt. Ja sie war nicht die Schülerin, die man mit dem goldenen Trio im Abteil sitzen sah. Der Pony ihres langen, blonden Haares fiel ihr tief in die Augen und verdeckte so das stechende Grün, ihre Haut war kalt, ihr Blick trüb, sie hatte sich bereits die Schuluniform und somit auch den unverkennbaren Mantel des Hauses Slytherin übergezogen. Dass sich der stolzeste Gryffindor von allen zu einer Slytherin setzen würde, hatte sie zwar nicht erwartet, doch irgendwie amüsierte es sie. Mit einer Hand strich sie sich einige Strähnen aus dem Gesicht, blickte wieder aus dem Fenster und versuchte ihre Abteilgenossen so gut wie möglich zu ignorieren. Was vielleicht sogar möglich gewesen wäre, wenn die Granger nicht gleich wieder zu fachsimpeln begonnen hätte und über ein äußerst interessantes Buch sprach, zumindest aus der Sicht der Braunhaarigen. Was fand Draco nur an ihr? Dass er sie immer wieder aus dem Verborgenen heraus beobachtete, dass er heimlich von ihr träumte oder sie den ganzen Unterricht über nur anstarrte, war ihr, als seine gute Freundin natürlich nicht entgangen, verstehen konnte sie es aber trotzdem nicht. Wieder ging die Abteiltür auf und sie musste lächeln. „Hey Jillian.“ Der Junge grinste sie an, rückte sich kurz seine golden, rote Krawatte zurecht und ließ sich dann neben seiner besten Freundin nieder. „Schöne Ferien gehabt Orsay?“ Sie nickte und sah zur Tür, als durch diese eine weitere Person trat und das Abteil hinter sich schloss. Taylor, ebenfalls ihr bester Freund und jüngerer Zwillingsbruder von Jillian ließ sich neben der Granger nieder, die die drei kurz beäugte, jedoch schwieg. Ja es sah vielleicht geringfügig komisch aus. Zwei Slytherin, ein Gryffindor und auch noch Zwillinge. Orsay musste grinsen. Die zwei waren schon immer so verschieden gewesen, wie es nur Tag und Nacht sein konnten. Jillian, immer offen, immer hilfsbereit, immer freundlich, Taylor, immer kalt, immer verschlossen und immer in seiner eigenen Welt. Sie wusste schon lange, genaugenommen seit vier Jahren was in seinem Kopf abging oder glaubte es zumindest zu wissen. Wie Jill es einmal unglücklich formuliert hatte, tickte sein Bruder nicht mehr ganz richtig. Näheres wollte dieser jedoch nie sagen und auch Taylor verhielt sich möglichst unauffällig, auch wenn ihr die ständige Müdigkeit, die dauernde Abwesenheit und die gelegentlichen Selbstgespräche auffielen, auch sie schwieg. Es war weder ihr Recht, noch ihre Aufgabe sich dort einzumischen und sie mochte, nein liebte Taylor so wie er war und nicht anders. Nicht klar, nicht richtig, nicht alleine im Kopf. Sondern genauso wie jetzt. Der Schwarzhaarige starrte Löcher in die Luft, antwortete nicht auf ihre stumme Begrüßung und interessierte sich auch nicht für das goldene Trio, welches die drei leicht verwirrt ansah. „Ihr seid aus unserer Stufe, oder?“, fragte Hermione, die scheinbar ein Gespräch anfangen wollte etwas ungeschickt, doch Orsay entschied sich dafür einzugehen. Sie hatte nichts gegen die Granger, zumindest nichts, was ein Gespräch unmöglich machen würde. „Ja, allerdings.“, antwortete sie daher kühl, wahrte weiterhin ihre Fassade, während Jillian sie freundlich anlächelte. „Vielleicht habt ihr mich noch nie so wirklich wahrgenommen, aber ich sitze in so ziemlich jedem Unterricht hinter euch.“, grinste er, doch Hermione nickte zustimmend, sie konnte sich also erinnern. „Mein Name ist Jillian West. Ihr braucht euch nicht vorzustellen. Das hier sind mein Bruder Taylor und meine beste Freundin Orsay Banner.“ Sie musste breit grinsen, als er sie als seine beste Freundin bezeichnete, aber das waren sie ja, da hatte er wohl Recht mit dieser Betitelung. Taylor sah sich das goldene Trio einen Moment stumm an, dann stand er auf und schob die Tür des Abteils auf. „Ich gehe zu Draco.“, verabschiedete er sich und Orsay rief ihm noch schnell hinterher, er solle liebe Grüße ausrichten, auch wenn der Blonde auf so etwas gar nicht stand. Hermione sah sie groß an, Ron schnaubte und Harrys Blick wurde gleich etwas distanzierter. Tja, da war ja jemand schlecht auf den Malfoy zu sprechen. Orsay grinste noch breiter. „Was?“, fragte sie dann provozierend und zog eine Augenbraue hoch, doch die drei winkten nur ab. Weasley sah sie einen Moment an, dann zuckte er die Schultern um auf ihre Frage zu antworten. „Naja, hätten nicht gedacht, dass sich Malfoy mit jemandem abgibt, der mit Gryffindors befreundet ist.“, brummte er und Orsay richtete sich auf, ihre Augen hatten etwas stählernes, während Jillian neben ihr die Augen verdrehte. Er wusste was jetzt kommen würde und irgendwie tat ihm Ron leid. Nein, vielleicht doch nicht. „Nur damit du es weißt Weasley.“, sie spie seinen Namen regelrecht aus, was ihr böse Blicke von Potter und Granger einbrachte. „Draco gibt sich nicht mit mir ab, er hat mich nach meiner Freundschaft geragt und ich habe sie ihm gegeben. Wir verstehen uns sehr gut, er ist ein freundlicher Mensch, für den ich meine Hand ins Feuer legen würde und ganz gleich wie ihr ihn in den letzten Jahren kennen zu lernen geglaubt habt, ihr irrt euch. Ihr kennt ihn kein Stück, ihr wisst nichts über seine Meinung Löwen gegenüber, einzig und allein seine Meinung über Potter ist euch bekannt. Und die über Weasley. Ehrlich gesagt kann ich ihn nur zu gut verstehen, doch ich habe keinen Druck von zu Hause und kann mich dementsprechend anfreunden mit wem ich will.“ Das goldene Trio starrte sie einen Moment an, dann stand Orsay auf und griff nach Jillians Hand. „Komm, wir gehen zu Draco.“, damit verließen sie das Abteil. * Draco hatte seine beiden Affen weggeschickt, sie hatten ihn genervt und saß nun mit Daphne alleine im Abteil. Auch mal ganz angenehm, zumindest sprach sie nicht und wenn sie schon mal den Mund auf machte, kam nicht nur dummer Mist heraus. Er fuhr sich durch das weißblonde Haar und starrte aus dem Fenster. Die Landschaft, die an seinen Augen vorbei huschte war ihm so bekannt, doch er freute sich nicht darüber, sie wieder zu sehen. Hogwarts war ein guter Ort um dem Wahnsinn zu Hause fern zu bleiben, doch es war auch der Ort, wo er Tag für Tag die nächste Tragödie durchlitt. Warum auch musste er immer solch ein Pech haben. Konnte sein Kopf seinem Herzen nicht einfach sagen, es solle sich ein anderes Ziel suchen? Nein, konnte er natürlich nicht. Er seufzte und blickte zur Abteiltür, als diese leise geöffnet wurde und Tylor eintrat. Er mochte den anderen, doch irgendwie hatte er in all den Jahren noch immer keinen Draht zu ihm gefunden und es schien, als würde außer Jillian, Orsay und Tylor selber niemand wissen, wie es in ihm aussah. Draco hatte einmal versucht die Gedankengänge des anderen zu verstehen, das war in der dritten Klasse gewesen, doch er war kläglich gescheitert und hatte es seit dem aufgegeben. Dieses Chaos musste und wollte er nicht verstehen, auch wenn es ihm vielleicht helfen würde. „Na? Wo hast du deinen Bruder und Orsay gelassen?“, fragte in seinem gewohnt distanzierten Ton, doch als Antwort erhielt er nur ein Nicken auf den Gang hinaus. Also in einem anderen Abteil. Tylor ließ sich neben Daphne nieder, die ihm kurz zulächelte und sich dann wieder ihrem Buch zuwandte, welches scheinbar irgendwelche komplexen Zaubertränke beinhaltete. Ihre Liebe zu diesem Fach hatte Draco nie teilen können. Ja er war gut in Zaubertränke und auch Professor Snape mochte er, war ja schließlich sein Hauslehrer, doch wirkliche Liebe, hatte er noch nie für diese Art der Zauberei übrig gehabt. Erneut öffnete sich die Tür und Orsay und Jillian traten ein, grüßten ihn mit einem kurzen Lächeln und setzten sich ebenfalls. Orsay neben Draco und Jillian neben seinen Bruder. „Ganz ehrlich Draco? Ich kann nicht verstehen was du an ihr findest.“, grummelte Banner und Angesprochener wandte ihr fragend den Kopf zu. „Was soll das denn jetzt heißen?“ Sie zuckte die Schultern und murmelte etwas, was er nicht verstand und wandte den Blick aus dem Fenster. Gerade, als er sie auffordern wollte Kalrtext zu sprechen, da öffnete sich schon wieder die Abteiltür und als er aufblicke klappte ihm fast der Mund auf. Hermione Granger stand auf dem Flur und wirkte irgendwie so, als wäre ihr das folgende peinlich. „Orsay? Darf ich dich kurz sprechen?“, fragte sie und das blonde Mädchen nickte, stand auf und folgte ihr auf den Gang hinaus, wo sie die Tür schloss und wartete. „Ich wollte sage, dass ich deine kleine Ansprache gerade eben beindruckend mutig fand.“ Verständnislos zog Orsay eine Augenbraue in die Höhe und nickte kurz. „Äh, danke?“ Hermione fuhr fort. „Daher wollte ich dich fragen ob wir öfter mal etwas zusammen unternehmen könnten. Ich würde dich und deine Freunde gerne näher kennen lernen.“ „Ist das gerade ein Friedensangebot oder eine Freundschaftsanfrage?“ Orsay war, das konnte sie ganz offen sagen, überfordert, doch als Hermione lächelte, musste sie das irgendwie auch. „Beides.“, stellte diese dann klar und gab der Blondine die Hand, dann verschwand sie so schnell wie sie aufgetaucht war. Orsay trat verdattert zurück ins Abteil und grinste breit, als sie die forschenden Blicke der anderen sah. „Tja. Granger und ich sind jetzt wohl Freunde.“, lachte sie und ließ sich triumphierend neben Draco nieder, der sie einfach nur anstarren konnte. Kapitel 3: K. 2. Es fühlt sich an wie zu Hause ---------------------------------------------- Kapitel 2. Als Hermione zurück ins Abteil kam, wurde sie von Ron und Harry gleichsam erwartungsvoll angeblickt, da sie zuvor ohne eine Erklärung verschwunden war. „Nun ja, ich habe soeben Orsay gefragt, ob sie gerne meine Freundin wäre.“, sagte sie und ließ sich wieder neben Krummbein nieder, der sich schnurrend auf ihren Schoß drehte. „Bitte was?“, fragte Ron und verschluckte sich an dem Schockfrosch, den er gerade in den Mund gesteckt hatte. „Orsay und ich sind jetzt Freundinnen.“, wiederholte Hermione mit Nachdruck und wurde noch immer entsetzt angestarrt, was ihr ein Augenrollen entlockte. „ja und das werdet sowohl ihr als auch Draco Malfoy akzeptieren müssen.“ Allgemeines Schnauben war die Antwort, dann wurde wieder ein anderes Thema angeschlagen und die Stimmung wurde ausgelassener. Die Zeit verging und bald schon senkte sich die Sonne dem Horizont entgegen und weit in der Ferne wurden die Lichter und Türme Hogwarts’ sichtbar. Auch das goldene Trio hatte sich mittlerweile die Schuluniform übergezogen und warteten gespannt darauf, dass der Zug anhalten und sie ankommen würden. Es war ein seltsam angenehmes Gefühl des Heimkommens, welches alle drei ergriff und besonders Harry freute sich darauf, wieder durch die verworrenen Gänge des Schlosses zu spazieren. Ein lautes Rumpeln ertönte vor ihrem Abteil und gleich darauf eine laute Jungenstimme, die lachte. „Kannst du nicht aufpassen?“, rief die Person, scheinbar noch immer amüsiert und Schritte zeugten davon, dass er den Gang hinunterschritt und schließlich mit dem Knallen einer Tür verschwand. Hermione zog eine Augenbraue in die Höhe und stand auf, als sie noch immer Geräusche vor ihrer Tür hörte. Sie trat in den Gang hinein und wäre beinahe auf eine Hand getreten, die nach einem der vielen Bücher und Blätter griff, die über den Boden verteilt waren. „Oh entschuldige bitte.“, murmelte sie und kniete sich nieder, um dem Jungen beim Aufsammeln zu helfen, was dieser aber mit einer Handbewegung abtat. „Danke nein, ich krieg das schon selbst hin, da brauch ich keine Hilfe.“ Hermione hob entschuldigend die Hände und rückte ein wenig zurück, damit der Junge ein Buch nehmen konnte, welches direkt vor ihren Füßen lag. Sie warf einen Blick auf den Titel und begann zu lächeln. „Atlas Shrugged von Ayn Rand? Ich habe es selber gelesen, es ist sehr interessant.“ Ron verdrehte die Augen und Harry grinste, als sie beide nach ihrer Freundin auf den Gang traten. Der Junge blickte auf und Hermione runzelte die Stirn. „Bist du nicht Katie Bells Cousin?“, fragte sie dann, als sie ihre Augen auf das Gesicht des anderen gerichtet hatte. Er hatte ein schmales Gesicht, helle Haut, blasse Lippen, graue Augen und braune Haare, die möglichst ordentlich gekämmt waren, jetzt jedoch etwas vom Kopf abstanden. Er war nicht sonderlich groß, vielleicht sogar noch etwas kleiner als Harry, wohl auch schmaler und trug momentan ein kariertes Hemd und eine Hose, die ihm scheinbar etwas zu klein war. Er nickte verwirrt mit dem Kopf und packte seine Tasche weiter. „Ich bin Hermione Granger und…“ – „Weiß ich.“, unterbrach er sie schnell und packte weiter seine Bücher und Blätter in die Tasche, wobei er nicht darauf achtete, ob er sie zerknickte oder gar einriss. Scheinbar ging es ihm einzig und allein um Schnelligkeit. Ohne ein weiteres Wort stand er auf und schritt eilig den Gang hinunter, doch bereits nach drei Schritten riss seine Tasche und alles landete erneut auf dem Boden. Er seufzte und kniete sich erneut nieder, dieses Mal wehrte er Hermiones Hand nicht ab, als sie sich wieder dazu entschied ihm zu helfen. „Hat der Typ eben dich angerempelt?“, fragte Harry und hob eines der Bücher auf, scheinbar ein Lehrbuch über Zaubertränke. Das vom Letzten Jahr, wie er bei genauerem Betrachten feststellte. „Slytherin.“, erwiderte der Junge und das war bereits Antwort genug für das goldene Trio. „Wie heißt du?“, fragte Hermione weiter, die sich zwar an das Gesicht des Jungen erinnerte, jedoch nicht an seinen Namen. „Jamie Bell.“ Er sprach noch immer schnell und nahm den Blick nicht von seinen Unterlagen, die nach und nach wieder ihren Weg in seine Tasche fanden. „Ok, Jamie also. Und du bist aus Ravenclaw, oder?“, fragte Hermione weiter und sprach mit Bedacht langsam, als wolle sie dem anderen seine Hektik nehmen, was jedoch nicht funktionierte. Sie schien in seinem ganzen Wesen verankert zu sein. Jamie nickte auf ihre Frage hin und versuchte seine Tasche irgendwie aufzunehmen, ohne, dass wieder alles heraus fiel. „Tschüs.“, murmelte er noch, dann verschwand er den Gang hinunter in einem Abteil. Ron rümpfte die Nase. „Komischer Kauz.“, grummelte er und fing sich gleich von Hermione eine Kopfnuss. „Halt dich zurück Ronald Weasley. Ich finde ihn sympathisch.“ Jetzt begann auch Harry zu grinsen und ließ sich mit seinen Freunden wieder auf die Bänke ihres Abteils fallen und sah Granger lachend an. „Ich glaube, du machst dir auf dieser Zugfahrt mehr Freunde, als in den vergangenen fünf Jahren auf Hogwarts.“ Hermione schmunzelte und zuckte die Schultern. „Möglich.“ * Orsay lachte hell auf, blickte dann zu Draco hinüber, der von Jillians Geschichte jedoch weniger angetan schien. „Ach komm schon.“ Sie stupste ihn mit dem Ellbogen in die Seite. „Einmal Lachen ist nicht verboten.“, grinste sie, doch das Gesicht des Blonden blieb gewohnt emotionslos und er wandte seinen Blick wieder dem Fenster zu. Es war bereits dunkel geworden, Regenwolken erschienen am Himmel und weit in der Ferne war bereits Hogwarts mit seinen Lichtern zu erkennen. „Wir sind bald da.“, sagte Daphne unbeeindruckt, die seinem Blick gefolgt war und begann langsam ihr Buch zurück in den Koffer zu packen, das sie gerade zu Ende gelesen hatte. „Oh.“ Orsay blickte aus dem Fenster und auf das näher kommende Schloss. „Wie die Zeit vergeht. Ich denke, du solltest dich langsam mal umziehen, was Jillian? Du auch Tylor.“, setzte sie dann noch hinzu und die Zwillinge nickten, verließen das Abteil und steuerten die Toiletten an, die nicht weit von ihnen lagen. Hier zogen sich über die ganze Zugfahrt verteilt die Schüler um und wie es schien waren sie die Letzten. Das versuchten sie auch immer wieder zu erreichen. Niemand sonst war in dem kleinen Raum, welcher zwei Toiletten und zwei Waschbecken beinhaltete, mehr nicht. Jillian schloss seine Kabine ab, zog seine Schuluniform an und trat wieder hinaus, um seine Frisur noch einmal im Spiegel zu überprüfen, dann wartete er. Dass sein Bruder länger brauchte als er, war für ihn schon seit Jahren Normalität und entgegen aller Behauptungen störte es ihn kein Bisschen. Bei den Lehrern war Tylor eine Art Sorgenkind, um welches man sich sorgen musste und immer aufpassen musste, was man sagte und was nicht. Auch Jill war klar, dass Tylor anders tickte und Worte anders auffasste oder anders umsetzte, da war er sich nicht so sicher, vielleicht auch beides. Zumindest hatte er sich daran gewöhnt und unter ihnen gab es kaum noch Reibungspunkte, auch wenn sie nicht so eng waren, wie die Weasley-Zwillinge zum Beispiel. Er hatte sie immer um ihr Verhältnis zu einander beneidet, doch solange er nicht genau wusste, wie es in Tylors Kopf aussah, konnte so etwas bei ihnen nicht entstehen. Eigentlich hatte er überlegt Fred und George mal zu fragen, was er tun sollte, doch irgendwie hatte ihn jedes Mal kurz davor der Mut verlassen. Zwillingsprobleme waren scheiß Probleme. Tylor trat neben ihn, die Uniform an und die Krawatte lasch aber richtig gebunden. Jillian ließ seine fast immer weg, doch dieses Mal hatte er sie umgebunden. War vielleicht auch mal ganz gut. „Sollen wir?“, fragte er, erhielt aber wie so oft keine Antwort. „Gut.“, murmelte er und öffnete die Tür zum Gang um sie seinem Bruder aus zu halten. Doch als dieser hindurchtreten wollte, ließ er sie noch einmal zufallen und sah seinem Zwilling in die dunklen, fast schwarzen Augen. „Tylor, was ist in letzter Zeit los mit dir?“ Tylor blickte verwirrt auf. Dass es Jillian bemerkte, hätte er nicht gedacht, zumindest nicht so schnell, doch scheinbar konnte er ihn doch noch überraschen. „Nichts.“, gab er schließlich als knappe Antwort und schickte sich an, den Raum zu verlassen, doch Jillian stellte sich vor sie Tür. „Ich seh’ doch, dass etwas nicht in Ordnung ist. Ich bin dein Zwillingsbruder, du kannst mit mir reden.“ Der jüngere der beiden sah nur stumm zu ihm auf, so wie er es immer tat und immer tun würde. Jillian versetzte das einen Stich. „Hör mal. Orsay macht sich Sorgen. Ich mache mir Sorgen und zwar so verdammt gewaltige, dass ich nachts nicht mehr schlafen kann.“, setzte sein Bruder wieder an und schwieg daraufhin einen kurzen Moment, dann sah er mitfühlend in die schwarzen Augen. „Sind die Stimmen wieder lauter?“, fragte er dann leise und Tylors Blick huschte kurz zur Seite, dann wieder zu seinem Bruder, der dies als „Ja“ deutete. „Du… kannst immer zu mir kommen, das weißt du, oder? Und auch zu Orsay. Aber bitte, sprich mit mir. Auch wenn es nur wenige Worte sind.“ Er wandte sich um und verließ den Raum. Die Tür schnappte hinter ihm ins Schloss und Jillian lehnte sich lautlos fluchend an die Wand. Er wusste, er tat als Zwilling zu wenig, doch was sollte er noch versuchen. Tylor schwieg, was auch immer er versuchte. Früher hatten sie noch mehr miteinander gesprochen, doch nach dem Unfall hatte der andere drastisch begonnen in seiner eigenen Welt zu verschwinden. Er betrat wieder das Abteil und kurz nach ihm auch Tylor. Orsay blickte beide forschend an, sagte aber nichts, das würde sie später noch tun. Auch Draco schien die Spannung zwischen den Brüdern zu spüren, doch er hatte sich noch nie in diese kleine Familie eingemischt und hatte sich vorgenommen es auch in Zukunft nicht zu tun. Der Zug ruckelte, wurde langsamer und hielt schließlich an. „Wir sind da.“, stellte Orsay überflüssigerweise fest und auf ihre Lippen legte sich ein breites Grinsen. Endlich zu Hause. Kapitel 4: K. 3 Schrubber und Tränen ------------------------------------ Harry starrte zur Decke hinauf, während er auf dem Rücken und mit allen vieren von sich Gestreckt auf seinem Bett lag. Auch wenn er müde und satt war, kreisten seine Gedanken noch immer und er fand nicht die Ruhe, die er jetzt so dringend brauchte. Seine Hand glitt zu dem Nachtschränkchen neben ihm und er hob einen zusammengefalteten Brief in sein Sichtfeld. Die Schrift, die beim Öffnen sichtbar wurde glänzte schwarz im schwachen Licht seines Zauberstabes, doch sie waren nur bedingt lesbar. Harry interessierte auch gar nicht der Inhalt. Nur die Art, wie die Feder geschwungen worden war, wonach das Papier roch und der Name ganz unten auf dem Blatt geschrieben stand. „Auf ein baldiges Wiedersehen, dein Pate, Sirius.“ Ja, Harry hatte Sirius wieder gesehen, doch nur um ihm dann im Augenblick seines Todes in die Augen zu sehen. Noch immer sah er das anfängliche Entsetzen in den so vertrauten und geliebten dunklen Augen, welches sich nach nur wenigen Wimpernschlägen in Zufriedenheit und Resignation verwandelt hatte. Ja Sirius war gestorben, doch er war glücklich gestorben, mit dem Gesicht seines Paten und liebsten Menschen auf dieser Welt vor Augen gestorben. Wieder füllten sich Tränen in seinen Augen, doch Harry blinzelte sie weg. Es war von Anfang an klar gewesen, dass er kein Leben mit Sirius würde führen können und nun war es klar. Doch sein Pate lebte in seiner eigenen Fantasie weiter, sprach mit ihm und nahm ihm ein wenig seiner Trauer. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen wandte er sich um, zog die Decke über die Schultern und versank fast augenblicklich im Land der Träume. * Orsay hielt den Blick auf die Seiten ihres Buches gerichtet, während die Flammen Schatten auf ihrem Gesicht tanzen ließen. Tylor saß neben ihr, starrte ins Feuer und war trotz der räumlichen Nähe so weit von ihr entfernt. Sie hatte sich damit abgefunden, dass er in manchen Moment nicht einmal mehr auf sie reagierte, dann vermochte es wirklich nur noch Jillian zu seinem Bruder durchzudringen. Die Professoren hatten direkt an ihrem ersten Tag auf Hogwarts entschieden, dem älteren der Zwillinge das Passwort für den Slytherin Gemeinschaftsraum zu geben, da man Fällen, wie in der ersten Nacht eigentlich hatte vorbeugen wollen. Das war damals für sie alle nicht angenehm gewesen, doch glücklicherweise hatte sich so etwas nur noch einmal wiederholt und mittlerweile wusste sie, auch ohne Jillian mit seinen Anfällen umzugehen. Sie traten auch nicht mehr so oft auf, wie vor wenigen Jahren noch. Draco trat neben sie, sah einen Moment skeptisch auf ihr Buch und setzte sich dann in einen der Sessel, die ebenfalls vor dem Feuer standen. Orsay blickte von der Geschichte Hogwarts auf und erhob sich nach einem kurzen Moment des Überlegens. „Ich denke ich gehe zu Bett. Ihr solltet das auch machen.“, sagte sie dann und verschwand mit einem Lächeln in ihrem Schlafsaal. Die beiden Jungen saßen noch einen Moment vor dem Feuer, starrten gedankenverloren in die Flammen, dann warf Draco einen Blick auf die Uhr und stand auf. „Komm.“, murmelte er und sah Tylor erwartungsvoll an. Es war nicht selten, dass der andere gar nicht auf ihn reagierte, sondern einfach nur weiter dort saß und schwieg, doch dieses Mal nickte er sogar und folgte ihm langsam. Sie gingen nach einander ins Badezimmer und saßen dann stumm auf ihren Betten, so wie sie es eigentlich jeden Abend taten. In Slytherin teilten sich immer zwei Jungen oder eben zwei Mädchen das Zimmer und so war es nicht eine so aufgeweckte Stimmung wie in einem Schlafsaal der Gryffindors, doch bei Draco und Tylor war es immer ganz besonders leise. Der Malfoy sah nach etwa einer halben Stunde von seinem Buch auf, welches er jedoch nur halbherzig gelesen hatte und fixierte den schwarzhaarigen Jungen mit scharfem Blick. „Was hast du?“, fragte er leise, doch Tylor hob nicht einmal den Blick. Draco schwieg wieder, überlegte, ob er soweit gehen konnte seine gut verborgene Sorge offen zu legen, was er eigentlich nie tat. Bei Orsay war das etwas anderes. Bei ihr konnte er auch mal offen lachen, zeigen, dass er nicht so kalt war, wie immer alle von ihm dachten, doch bei Tylor fiel es ihm noch immer schwer. Sie waren seit dem ersten Schuljahr jeden Abend und jeden Morgen alleine in diesem kleinen Raum, doch viel Sprechen oder gar über etwas Persönliches sprechen taten sie nie. Würden sie wahrscheinlich auch niemals. „Zwing mich nicht dazu Sentimental zu werden.“, zischte er wütend und nun hob Tylor den Blick, schien an ihm vorbei zu blicken, ins Leere, wie immer. „Alles in Ordnung.“, murmelte er leise und verschwand beinahe unter der Decke, als er sich zurücklehnte. „Jillian und Orsay machen sich Sorgen.“ Es war nicht Dracos Art beharrlich weiter zu fragen, doch nun hatte er das Bedürfnis seinen Zimmermitbewohner zu verstehen und irgendwie hatte er sich verändert seit die Zwillinge wieder aus den Ferien zurück waren. „Sie wollen nur, dass du ihnen wenigstens einmal ein Lächeln schenkst und nicht den ganzen Tag verträumst.“ Tylor starrte die Wand an und schwieg. Was auch immer in seinem Kopf vorging, Draco würde es heute Nacht nicht mehr erfahren, denn zu dieser fortgeschrittenen Zeit sollte auch er sich schlafen legen. Er löschte das Licht mit einem Wink des Zauberstabs und schloss die Augen, lauschte auf das gleichmäßiger werdende Atmen neben ihm, also schlief Tylor bereits. Es war nichts ungewöhnliches, dass der andere schnell ins Land der Träume fand, verließ er dieses doch im Grunde nie richtig, doch es würde ihn wundern, wenn er am nächsten Morgen aufwachen würde und der erste in diesem Schlafsaal war, der wach war. Tylor schlief schnell ein, ja, aber er wachte auch früh wieder auf und schlief meist auch nicht ruhig durch. An die nächtlichen Spaziergänge des Wests hatte sich Draco bereits gewöhnt, doch dass er davon selber aufwachte konnte er leider nicht verhindern. Es war kurz vor drei, stellte er mit einem verschlafenen Blick auf die Uhr fest, als er die ruckartigen Bewegungen im anderen Bett bemerkte. Draco setzte sich langsam auf, fuhr sich kurz durch die Haare und erzeugte dann mit seinem Zauberstab ein gedämpftes Licht, welches mehr Schatten warf als es vertrieb. Tylor neben ihm wälzte sich unruhig von einer Seite zur anderen, murmelte unverständliche Worte und hatte Schweiß auf der Stirn. Malfoy seufzte. Also war diese Nacht, wie so vielen zuvor auch. Er fuhr sich noch einmal über die müden Augen, dann stand er auf und ließ sich auf der Bettkante seines Freundes nieder. Obwohl, waren sie so etwas wie Freunde? Eine absurde Frage im Anbetracht der Situation, doch er konnte nicht verhindern, dass sie ihm durch den Kopf fuhr. Er legte eine Hand auf Tylors Schulter und drückte diese fest, wobei er das gewünschte Ergebnis mit dieser Aktion erzielte. Tylor schlug die Augen auf und starrte durch ihn hindurch, atmete zwar noch immer schnell, jedoch kontrollierter als zuvor. Draco stand auf, ließ den anderen in diesem Zustand einer Hypnose ähnlich und legte sich wieder in sein eigenes Bett. Dass Tylor ihn nach solch einem Traum, oder was auch immer es gewesen war, nicht erkannte war normal, auch, dass er wie immer keinerlei Reaktion auf ihn zeigte, doch irgendwie schmerzte es immer wieder, dass sogar Orsay ihren ganz eigenen Draht zu ihm gefunden hatte, nur er eben nicht. Dabei schliefen sie doch im selben Zimmer. * Ava legte das Buch beiseite, warf Evelyn, die neben ihr saß einen kurzen Blick zu und erhob sich dann. Sie fuhr sich durch die schwarzen Locken, dachte einen Moment nach, was sie jetzt tun sollte, dann verließ sie den Gemeinschaftsraum und hielt auf die Bibliothek zu. Immer wenn sie mit ihren Hausaufgaben fertig war, kam sie hier her, las, schaltete ab und versuchte den ganzen Stress für einen Moment zu vergessen. Sie fühlte sich befreit, hier, hinter den Mauern Hogwarts, hier fühlte sie sich zu Hause, so sehr, wie nirgendwo sonst. Sie konnte gut verstehen warum Harry Potter es einst seine Heimat genannt hatte, denn ihr ging es im Geheimen nicht anders. Auch wenn sich ihre Eltern alle Mühe gaben, es war nicht das gleiche und es war eine traurige Tatsache. Sie ließ sich in einem der Sessel nieder, zog ihr Buch aus dem Umhang und verlor sich in der Welt aus Worten und Tinte. Es war eine schöne Welt, eine Welt, in der alles möglich war, in der alles in Ordnung war. Leise summte sie ein Lied vor sich her und stimmte auch bald den Text an zu singen, wenn auch nur leise. „O you can’t hear me cry, see my dreams all die, from where you standing, on your own. It’s so quiet here, and I feel so cold. This house no longer, feels like home! O when you told me you leave, I feel like I couldn’t breathe, my aching body fell to the floor. Then I called you at home, you said that you weren’t alone. I should’ve known better, now it hurts much more. You caused my heart to bleed and you still owe me a reason. I can't figure out why... Why I'm alone and freezing. While you're in the bed that she's in. I'm just left alone to cry. You caused my heart to bleed and…” „Na Schwesterchen? Heute so theatralisch?”, lachte eine Stimme hinter ihr und vor Schreck hätte sie fast das Buch fallen lassen. Gleich drei Gestalten traten hinter ihrem Sessel hervor und sie hätte sich eigentlich denken können, dass sie nicht alleine würde sein können. Haley zwinkerte ihr zu und ließ sich mit einem Grinsen auf die Armlehne des Sessels fallen. Die Weasley-Zwillinge lehnten sich von hinten zu ihr und Fred entwendete ihr kurzerhand das Buch, warf einen Blick auf den Titel und stöhnte dann auf. „Dein Ernst?“, fragte George und beide hoben eine Augenbraue. Es war immer wieder lustig, die beiden zusammen zu sehen, auch wenn sie eigentlich nie alleine anzutreffen waren. „Wow, deine Schwester scheint mehr Intellekt zu haben, als du Haley.“, lachte Fred und Ava hob eine Augenbraue. „Naja, das habe ich ja auch nie bestritten, oder?“, fragte ihr Bruder und erhob sich, ging einige Schritte durch die Reihen und wandte sich dann wieder schwungvoll um. „Mir ist langweilig.“ Er zog eine Schnute und Ava musste lachen. Es war immer wieder eine Erfrischung die drei Chaoten zu beobachten, vor allem, wenn sie in den Vorbereitungen eines neuen Streiches steckten, oder zumindest kurz davor. „Ich weiß was!“, rief plötzlich Fred aus, mit einem breiten Grinsen im Gesicht und zog seinen Bruder und seinen Freund aus der Bibliothek, was Ava stöhnen ließ. Seit wann ging das nun schon so? Sie versuchte Anschluss zu finden und all den Mist bei ein paar Streichen zu vergessen und schon sausten die drei davon. Ach ja, fünf Jahre! Sie hob ihr Buch vom Boden auf und blickte sich ein wenig um, spürte die Blicke vieler Schüler auf sich. Immer wenn sie sich mit den dreien sehen ließ, wurde sie danach so verachtend angestarrt. Und das nicht nur von Slytherins. Es störte sie nicht. „Du heißt Ava, oder?“, fragte eine freundliche Stimme hinter ihr und als sie sich umwandte, lächelten sie zwei Mädchen an. Die eine kannte sie, wer kannte Hermione Granger nicht, doch auch die andere hatte sie schon einmal gesehen. Eine Slytherin, wie unschwer an der Krawatte zu erkennen war. Irgendwas mit O. Glaubte sie. „Öm ja.“, stimmte sie auf die ihrer Meinung nach reichlich dummen Frage zu. Hier auf Hogwarts war schon fast so bekannt wie das goldene Trio und sie hasste es. Überall wo sie hinkam wurde über sie getuschelt, doch die Blicke waren das einzige, was sie störte. Mit Worten umzugehen hatte sie vor vielen Jahren von ihrem Bruder gelernt. „Hi ich bin Hermione Granger und das hier ist Orsay Banner.“, lächelte sie wieder und jetzt erinnerte sich auch Ava wieder woher sie die Slytherin kannte. Sie war die beste Freundin von Draco Malfoy und den West-Zwillingen. Noch ein wenig verdattert ergriff sie erst die eine Hand, die ihr hingehalten wurde, dann die andere und jetzt schlich sich auch ein Lächeln auf ihre Lippen. „Das ist ein interessantes Buch was du da liest, darf ich mir das ausleihen, wenn du fertig bist?“, fragte Hermione weiter und Ava nickte ihr lächelnd zu. „Ich bin fast fertig. Meine Mutter hat es mir zu Beginn des Jahres geschenkt. Es kommt aus einer Muggelbibliothek.“ Sie fing sich einen überraschten Blick Seitens Banner ein und das blonde Mädchen lehnte sich interessiert vor. „So etwas lesen die Muggel? ‚The song of ice and fire’?”, las sie den Titel halblaut vor und Hermione nickte anerkennend. „Davon habe ich bereits gehört, es soll eine recht anspruchsvolle Lektüre sein.“ Ava wollte etwas erwidern, doch in diesem Moment wurde Geschrei und das Auflachen dreier Stimmen im Flur laut. Sie rollte mit den Augen und trat zusammen mit den wenigen anderen Schülern aus der Bibliothek und erblickte Filch, der scheinbar vergebens versuchte zwei nasse Schrubber einzufangen, die wirklich alles und jeden einseiften, der, die, das ihnen in die Quere kam. Ava musste sich ein Lachen verkneifen, als sie ihren Bruder und die Zwillinge auf der Treppe erblickte, die selbstgefällig das Geschehen beobachteten. Hermione neben ihr holte genervt Luft und Orsay lachte auf, wie viele andere Schüler auch. Das Ganze wurde von einer wutschnaubenden Professorin mit Namen McGonagall unterbrochen, doch die Unruhestifter waren bereits verschwunden. Kapitel 5: What pain can look like ---------------------------------- „Ich weiß gar nicht, was dein Problem ist, Ronald.“, fauchte Hermione schon fast, während sie ihre Tasche fester an die Brust drückte und mit ihren beiden Freunden und den Zwillingen die Große Halle verließ. Fred und George hinter ihnen glucksten vor sich hin und auch Harry musste Schmunzeln, zeigte es jedoch aufgrund von Hermiones Wut nicht so offen. „Orsay Banner ist ein kultiviertes und sehr nettes Mädchen, auch wenn sie Malfoys Freundin und eine Slytherin ist.“ Sie warf einen Blick zu dem blonden Mädchen, welches gerade mit genanntem Hochstapler in Richtung Kerker verschwand. Ron verdrehte die Augen und warf die Hände auf. „Mensch Hermione, ich habe doch nichts gegen sie. Ich habe etwas gegen Malfoy. Ihr ganzer Freundeskreis ist doch nicht ganz dicht.“ „Solltest du es noch nicht bemerkt haben Ronald, ich gehöre nun zu diesem Freundeskreis.“, zischte die Granger und warf eine ihrer langen Locken zurück, versuchte dabei nicht allzu gekränkt zu wirken. Ja, auch wenn Ron ein Vollidiot war, es ging ihr nahe, was er manchmal über sie sagte. „Ja aber du bist ja noch so mehr oder weniger normal. Sieh dir doch mal diese Zwillinge an, die…“ „So mehr oder weniger? So mehr oder weniger?“, unterbrach sie ihn scharf, schüttelte dann den Kopf und stürmte den Gang hinunter. „Das war jetzt wirklich unnötig.“, murmelten Fred und George gleichzeitig und ließen Harry und Ron alleine im Gang gestehen, wobei letzterer ziemlich pikiert aussah. „Ich wollte doch nur…“ Er unterbrach sich selber und steuerte schulterzuckend mit Harry den Gemeinschaftsraum an. Fred und George heilten im Gehen inne, als neben ihnen die Wand zu ächzen begann. Eine Tür formte sich, hob sich von der ehemals glatten Fläche ab und streckte ihnen schließlich verführerisch die Klinke entgegen. „Hast du dir irgendwas gewünscht Fred?“ „Nein, du George?“ Auch der jüngere der Zwillinge schüttelte den Kopf, dann öffnete er die Tür und nach kurzem versichern, dass sie unbeobachtet waren, traten sie ein. Der Raum war nicht groß, ausgekleidet mit Spiegeln und an der gegenüberliegenden Wand brannte ein Kaminfeuer. In der Mitte stand ein großes Sofa, grün und bequem und darauf saß eine ihnen wohlbekannte Gestalt. Haley Pearl blickte verwundert auf, als er hörte, wie jemand eintrat und als er die Zwillinge erkannte musste er unwillkürlich lächeln. „Vor euch hat man auch keine Sekunde Ruhe, oder?“, fragte er und schüttelte den Kopf, wandte den Blick wieder zum Kamin. „Was machst du hi…?“ „Waren das die Slytherins?“, unterbrach George seinen Bruder laut, als er die dunkle Verfärbung auf Haleys linkem Wangenknochen sah. Der Schwarzhaarige nickte nur stumm und sofort saßen die Zwillinge zu seinen beiden Seiten auf dem Sofa. Fred legte seinem Freund einen Arm um die Schulter. „Du weißt, dass du wegen jedem Mist zu uns kommen kannst, oder?“, fragte er und sein Bruder nickte zustimmend. „Genau, wir mischen denen Schnecken ins Essen.“ „Oder Flöhe ins Bett.“ „Oder wir kleben ihre Schuhe an ihren Füßen fest.“ „Oder wir verhexen die Klatscher beim nächsten Spiel.“ „Oder wir präparieren ihre Kessel.“ „Oder…“ Haley hob lachend die Arme. „Schon gut Junges, ich hab’s verstanden! Eure Fantasie kennt mal wieder keine Grenzen!“ Er schmunzelte und lehnte seinen Kopf gegen Freds Schulter, dann starrte er wieder in die Flammen. „Ist sonst alles in Ordnung?“, fragte George sanft und Haley schüttelte den Kopf. Einen Moment schwieg er noch, dann seufzte er leise. „Ava hat sich in Jamie verliebt.“, murmelte er leise und Fred verzog mitleidig das Gesicht. „Und das Blöde daran ist, sie hat so viel größere Chancen als ich.“ Jetzt legte auch George einen Arm um seinen Freund und schüttelte entschieden den Kopf. „Vergiss es. So darfst du gar nicht denken. Wir wissen nicht ob Jamie auf Mädchen oder auf Jungen steht, wir wissen ja nicht mal, ober er sich überhaupt für jemanden interessiert. Und solange er nichts in eine bestimmte Richtung festlegt, hast du alle Chancen der Welt.“ Haley nickte langsam, dann richtete er sich auf und schlang seinerseits die Arme um seine Freunde. „Wäret ihr nicht so Hetero, hätte ich euch längst nach einem Date gefragt.“, lachte er und Fred und George zwinkerten ihn an. „Wir wären auch jetzt nicht abgeneigt.“, sagten sie wie aus einem Munde und alle drei lachten laut auf. Haley wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel und lehnte sich noch weiter an Freds Schulter, versuchte sein Gesicht in dem Mantel zu verstecken. „Sollen wir den Slytherins das heimzahlen?“, fragte der ältere der Zwillinge und Haley begann zu grinsen, dann schüttelte er den Kopf. „Nein, nein. Geht schon. Ich ähm, hab nur heute wieder mit denen Unterricht und danach, naja sind die immer ein bisschen aggressiv.“, murmelte er dann und George nickte. „Gut, dann kommen wir nach unserer Stunde zu dir. Ja?“ Wieder nickte Haley dankbar und die Zwillinge schlugen ihm auf die Schultern. „Lass dich nicht unterkriegen. Wenn die noch mal kommen, dann verhex die einfach. Scheiß drauf das McGonagall es verboten hat.“ Er hatte einmal gegen diese Regel von McGonagall verstoßen und sich mit Zaubersprüchen gewährt, das war vor zwei Jahren gewesen und es war völlig eskaliert. Zwei der Slytherins waren mit Brandwunden in den Krankenflügel gekommen und er selbst hatte sich den rechten Arm gebrochen. Damals hatte McGonagall getobt, geschrien und Wochenlang hatten Snape und sie kein Wort miteinander gewechselt. Sowohl die Slytherins als auch Haley hatten damals dicke Strafarbeiten bekommen und dabei hatte es niemanden interessiert wer angefangen hatte und wie das alles weiter gegangen war. Auch jetzt interessierte sich niemand für die ständigen Auseinandersetzungen, nur McGonagall fragte nach, doch was sollte sie schon tun. Sie kannte keine Namen, keine Einzelheiten und Snape verteidigte seine Schüler fast schon leidenschaftlich. „Willst du noch hier bleiben? Wir hatten jetzt eigentlich vor noch mal in die Bibliothek zu gehen. Deine Schwester nerven, du weißt schon.“, grinste Fred und Haley überlegte kurz, dann schüttelte er den Kopf. „Ich bleib noch ein bisschen. Geht ruhig.“ Er lächelte beide offen an, hielt sie jedoch noch einmal zurück, als sie aus dem Raum verschwinden wollten. „Danke ne? Geht jetzt sehr viel besser.“ Fred und George hoben eine Hand und schlossen die Tür hinter sich. Sie machten sich schweigend auf den Weg zur Bibliothek, doch nach wenigen Metern blieb George stehen und lehnte sich kopfschüttelnd an die Wand. „Wir müssen besser aufpassen Fred.“, murmelte er missmutig und fuhr sich mit einer Hand durch das Haar, während Fred nickte. „Ja, so eskalieren diese ganzen Streitereien noch.“ „Das meine ich gar nicht.“, wiedersprach der Jüngere. „Ich meine wir müssen besser auf Haley aufpassen. Er hat uns von diesem Problem nichts erzählt, erst als wir auf ihn zugegangen sind. Eigentlich weiß er, dass er uns alles erzählen kann. Warum also tut er es nicht? Ich meine, hast du dir seinen Blick mal angesehen?“ Fred nickte missmutig und atmete tief durch. „Ja. Er… er wirkte so, als würde ihn noch viel mehr belasten.“ George sah seinem Bruder tief in die Augen und schüttelte kurz den Kopf. „Er wirkte so, als würde er nur noch knappe Zentimeter vom Abgrund entfernt stehen. Wenn wir nichts machen, macht er noch einen Schritt.“ Er presste die Lippen zusammen und schwieg kurz, dann seufzte er. „Ich hab echt Angst Fred.“ Einen Moment schwiegen beide, dann nickte der Ältere und wechselte das Thema, wenn auch nicht in ein fröhlicheres. „Hast du noch Probleme mit diesem McLor?“, fragte er dann leise und George wiegte den Kopf. Steve McLor war ein Slytherin aus ihrer Stufe und kurz um ein totales Arschloch. Er hatte sich seit mehreren Wochen den jüngeren der beiden Zwillinge als neues Opfer gesucht, stieß aber scheinbar noch immer auf Granit. Leider aber eben nur scheinbar. Fred hatte schnell gemerkt dass seinen Bruder die Sticheleien und Beleidigungen doch näher gingen als erwartet, doch all ihre Streiche, all ihre Gegenmaßnahmen hatten bis jetzt nur bedingt gefruchtet. „Gestern kam wieder so ein Kommentar, als du mit Hannah beschäftigt warst. Allerdings ging es eher gegen Haley und mich, als gegen mich selbst.“, murmelte er genervt und kurz spielte Fred mit dem Gedanken der Spitze in Georges Worten, als es um ihn und Hannah ging Worte zu widmen, tat es dann aber doch lieber bleiben. „Was hat er denn gesagt?“, fragte er leise und George lächelte kurz gekünstelt, dann zuckte er die Schultern. „Ob wir nur fummeln oder auch ficken und wenn ja, wer denn oben liegen darf. Dabei hat er… naja seine Hand war an einer Stelle… wo sie nicht hingehört.“ Fred starrte seinen Bruder einen Moment lang an, dann schüttelte er den Kopf und nahm ihn in den Arm. „Warum hast du nichts gesagt?“, fragte er leise und George zuckte erneut die Schultern. „Hab bis jetzt noch keinen geeigneten Moment gefunden.“ Fred nickte und festigte die Umarmung, dann hörten sie Schritte und hoben überrascht die Köpfe. * Hermione und Ron schwiegen sich an, auch als sie zusammen mit Harry, Orsay und Jillian den Klassenraum verließen. Die blonde Slytherin hatte es bereits im Unterricht aufgegeben Vermittler zu spielen und auch Harry und Lillian nahmen diesen Zustand jetzt einfach mal so hin. „Was meint ihr, wird McGonagall einen Ausraster bekommen, wenn ich die Hausaufgaben das nächste Mal nicht habe?“, fragte Orsay so unschuldig wie möglich und fing sich gleich einen empörten Blick seitens Hermione ein. „Wie bitte? Hast du etwa nicht vor sie zu machen?“ Die Blonde zuckte die Schultern und nickte dann. „Ich hab so gar keine Ahnung von diesem Thema und auch wirklich keine Lust meine Zeit in der muffigen Bibliothek zu verbringen.“ Sie lächelte entschuldigend und begann zu grinsen, als Draco sich einen Weg an ihr vorbei suchte. „Na? Hatten wir heute wieder eine Glänzstunde?“, fragte sie provozierend und er wandte sich genervt zu ihr um, musste jedoch auch grinsen. „Immerhin habe ich vor meine Hausaufgaben zu machen, im Gegensatz zu einer gewissen Dame hier, nicht wahr?“ „Seit wann das denn? Bist du jetzt heimlich zum Streber mutiert? Warum hast du mir nichts gesagt? Ich hätte dir helfen können!“ „Danke ich verzichte auf deine psychologischen Leistungen. Seit wann fragst du? Seit ich für mich beschlossen habe dieses Schuljahr zu schaffen.“, damit verschwand er grinsend zwischen den Schülern und das goldene Trio starrte sie einen Moment entsetzt an. Sie hätten nie gedacht, dass irgendjemand auch nur ansatzweise eine so vertraute Konversation mit Draco Malfoy führen könnte. „Wo liegt euer Problem Leute? Wir sind Freunde, hatte ich doch erwähnt.“, grinste Orsay und Hermione blinzelte verwirrt, dann bog sie um die nächste Ecke und blieb verwundert stehen, so dass Ron in ihren Rücken hinein lief. „Hey pass doch…“ „Ist alles in Ordnung?“, fragte Hermione erschrocken, als sie die Weasley-Zwillinge mitten im Gang entdeckte, wie Fred George umarmte und beide mehr als nur unglücklich zu ihnen hinübersahen. „Bestens danke.“, murmelte Fred, drückte seinen Bruder noch einmal feste, dann lösten sie sich voneinander. „Sicher?“, fragte Ron, der nun ebenfalls vorgetreten war und seine Brüder fast schon besorgt musterte. „Jap. Und müsst ihr jetzt nicht eigentlich zur nächsten Stunde?“, fragte George, überspielte seinen Missmut über das Auftauchen der Jüngeren wie immer mit einem Grinsen. „Ihr doch auch, oder?“ Sein jüngerer Bruder hob herausfordernd eine Augenbraue, doch da wurde das Grinsen der beiden nur noch breiter. „Freistunden!“, verkündeten sie gleichzeitig und gerade zu euphorisch, da trat Haley hinter ihnen um die Ecke und blinzelte kurz verwundert. „Massenversammlung oder was? Und wolltet ihr nicht eigentlich in die Bibliothek zu meiner Schwester?“ Die Zwillinge nickten zustimmend und George legte seinem Freund einen Arm um die Schultern, dann machten sie sich zu dritt auf den Weg. „Dann euch noch einen schönen Tag.“, grinsten sie die Gruppe jüngerer Schüler an, dann waren sie auch schon wieder verschwunden. Ron schüttelte verwirrt den Kopf. „Ich wert aus denen nicht schlau. Ich meine, verdammt ich bin ihr Bruder, die können schon mit mir reden.“ Hermione hob eine Augenbraue, dann jedoch lächelte sie sanft. „Die beiden haben eine ganz eigene Bindung zu einander. Da kann man auch als Geschwisterkind nicht einfach hineinplatzen. Aber ja, du solltest noch einmal mit ihnen sprechen. Da ist etwas ganz und gar nicht in Ordnung.“ Orsay presste die Lippen aufeinander. „Ist etwas?“, fragte Jillian sie und alle Augen richteten sich auf sie, doch sie lächelte nur. Es war kein echtes, freundliches Lächeln, sondern ein trauriges. „Warum muss hier überall solch ein Drama herrschen? Sind wir alle verflucht oder ist die Welt so grausam?“ Kapitel 6: Kapitel 6. Sleep for the moment ------------------------------------------ Haley blickte auf sein Buch hinunter ohne die Zeilen und Wörter, die dort in schwarz gedruckt waren wirklich zu lesen. Er ignorierte die Stimmen seiner Mitschüler und der Lehrerin, so weit, dass er schließlich nicht mitbekam, wie sich die anderen stürmisch erhoben. Erst, als einer der Slytherins sein Buch vom Tisch wischte und es laut auf dem Boden aufschlug schreckte Haley aus seiner Starre. Er bückte sich, hob die Lektüre auf und stopfte sie zusammen mit seiner Feder und dem Tintenfass in seine Tasche. Das alte Ding war schon reichlich zerfleddert, doch für eine neue reichte sein Geld nicht. Noch immer war er in seinen eigenen Gedanken, so bemerkte er auch nicht, wie sich McGonagall vor sein Pult stellte und geduldig wartete, bis sein Blick schließlich auf sie fiel. „E-Entschuldigung Professor, ich habe sie nicht bemerkt.“, entschuldigte er sich schnell und wollte sich erheben, doch die ältere Dame wies ihn mit einer Hand an sitzen zu bleiben. „Ich wollte noch kurz mit ihnen sprechen Mr. Pearl.“ Er nickte und stellte seine Tasche wieder auf dem Boden ab, beobachtete erstaunt, wie sich McGonagall einen Stuhl heranfliegen ließ und schließlich auf diesem Platz nahm. „Nun, ich will es ihnen ganz offen sagen, aber in den letzten Tagen und auch schon im letzten Schuljahr wirkten Sie auf mich verändert.“, begann die Lehrerin für Verwandlung und das höfliche Lächeln auf Haleys Gesicht gefror. Mit solch einem Gespräch hätte er jetzt nicht gerechnet. „Ich weiß, dass ich nicht Ihre Hauslehrerin bin, doch ich möchte Ihnen gerne die Chance geben, über Probleme mit mir zu sprechen.“ So etwas wie ein Lächeln zupfte an ihren Mundrändern, doch unterband sie weitere Auswirkungen dieser Mimik. Haley war, wenn er ehrlich war ein wenig überfordert mit dieser Situation. Er wollte der Professorin nicht vor den Kopf stoßen, auch wäre er froh, endlich mit jemandem über all den Mist sprechen zu können, doch irgendwie konnte er nicht. Er räusperte sich, dann fuhr er sich mit der Zunge über die plötzlich spröden Lippen. „Danke Professor, aber es ist alles in Ordnung.“, log er und blickte McGonagall in die Augen, die nur skeptisch eine Braue hob. „Das können Sie ihrer Schwester vielleicht vormachen, aber ich sehe sehr wohl, dass etwas sie bedrückt. Es ist in Ordnung, wenn es Ihnen unangenehm ist darüber zu sprechen, doch ich würde Sie bitten mein Angebot zu gegebener Zeit anzunehmen. Nutzen Sie die Chance, dass ihnen jemand zuhört.“ Sie erhob sich und verließ das Klassenzimmer, Haley folgte ihr und verabschiedete sich schließlich. Er schritt den Gang hinunter und lehnte sich, als er die Professorin in gebührendem Abstand wusste, stöhnend an die Wand. Seine Knochen schmerzten, sein Kopf pochte unaufhörlich und unter seinen Augen zogen sich dunkle Schatten. Wie lange hatte er nun schon nicht mehr anständig geschlafen? Seit Wochen, seit Monaten? Wenn er ehrlich war wusste er es nicht mehr und das erschreckte ihn. Dass nun Schritte ertönten, die näher kommen und für mindestens vier Personen zeugten ignorierte er für den Moment. Erst, als die Stimme eines bekannten Mädchens ertönte blickte er überrascht auf. Hermione Granger stand lächelnd vor ihm und musterte ihn, während Harry Potter, Ronald Weasley und ein Junge den er nicht kannte hinter ihr standen. „Entschuldige bitte was?“, fragte er und Hermiones Lächeln wurde breiter. „Ich habe gefragt ob alles in Ordnung ist, du wirkst etwas niedergeschlagen.“ Etwas? Das war wohl die Untertreibung des Jahres, doch er wollte erst gar nicht in den Spiegel sehen um die Wahrheit dieser Annahme zu prüfen. „Ach so, ja klar.“, wiegelte er ab und Harry legte den Kopf schief. „Du bist aus unserer Klasse, oder? Ravenclaw?“ Haley nickte zustimmend und ergriff nach kurzem Zögern die dargebotene Hand Hermiones. „Ich bin Hermione Granger.“, stellte sie sich selbst unnötigerweise vor. „Haley Pearl.“, murmelte er und das braunhaarige Mädchen lächelte freundlich. „Das hier sind Harry, Ron und Jillian West.“ Er nickte. Jetzt wo sie es sagte, kam ihm der Name des Jungen auch wieder bekannt vor. „Möchtest du mitkommen? Wir wollen jetzt Mittagessen.“, schlug Hermione vor und Haley nickte zustimmend. Warum auch nicht. Sich etwas unter die Leute mischen konnte ihm als chronischer Einzelgänger sicher nicht schaden. Er stieß sich von der Wand ab, was sich im selben Moment noch als schlechte Idee herausstellte. Schwindel setzte sich in seinem Kopf fest, Punkte flimmerten vor seinen Augen und seine Beine gaben unter ihm nach. Ron und Jillian griffen noch im richtigen Augenblick nach den Armen des Schwarzhaarigen, der das jedoch nur noch wie durch Nebel wahrnahm. Als sein Kopf vorsichtig den Boden berührte, kippte die Welt und alles wurde Schwarz. Fred und George stießen gleichzeitig die Türen zum Krankenflügel auf und stürmten hinein. Dass Madam Pomfrey ihnen einen anklagenden Blick zuwarf ignorierten sie völlig. Das Bett, welches sie anstrebten, wurde umringt von vier Schülern. Ron wandte sich zum ihnen um, als er den Blick der Krankenschwester bemerkte. Er hob eine Augenbraue, stolperte zur Seite, als sich die Zwillinge zwischen ihm und Harry durchschoben. George ließ sich sofort auf der Bettkannte nieder und blickte besorgt in das bleiche Gesicht seines Freundes, während sich Fred an die vier jüngeren wandte. „Was ist passiert?“, fragte er und Hermione hob beruhigend eine Hand. „Keine Sorge, Madam Pomfrey sagt, er ist nur übermüdet. Er ist auf dem Flur zusammen gebrochen.“ Die ältere Dame trat nickend zu ihnen und stellte eine Flasche mit grünlich-weißem Inhalt auf den Nachtschrank. „Der gute Junge hat wohl seit vielen Tagen nicht mehr richtig geschlafen. Ich werde ihm einen Beruhigungstrank geben, sobald er wieder wach ist.“, beruhigte sie die Zwillinge, die ihr kurz zunickten. George warf seinem Ebenbild einen drängenden Blick zu und der wandte sich erneut an die Granger. „Du kennst doch sicher Ava Pearl, oder?“, fragte er und sie nickte lächelnd. Sie hatte die Schwarzhaarige vor etwa zwei Tagen in der Bibliothek kennen gelernt, seit dem aber keinen weiteren Kontakt mehr zu ihr gepflegt. „Könntet ihr sie holen? Sie ist Haleys Schwester.“ Natürlich sagten die vier Sechstklässler zu und verließen eiligst den Krankenflügel. Dass die Zwillinge allein sein wollten, war nicht zu übersehen. Als die Tür ins Schloss fiel öffnete Haley vorsichtig die Augen, blinzelte kurz und fuhr sich dann mit einer Hand über das Gesicht. „Sie sind weg.“, grinste George und Haley nickte zustimmend, gähnte einmal und wandte sich den Zwillingen zu. „Sorry.“, lächelte er und fuhr sich erneut über die Augen. „Hattest du nicht gesagt, sonst ist alles in Ordnung?“ Fred ließ sich auf der anderen Bettseite nieder und Haley verzog das Gesicht. „Ja ist es ja auch, so mehr oder weniger.“ Er überlegte kurz, wie er sich ausdrücken sollte, doch da ergriff Fred bereits die Initiative. „Wie waren die Ferien?“, fragte er und das traf so ziemlich den Nagel auf den Kopf. „Nicht so toll.“, murmelte er leise als Antwort und versuchte etwas Interessantes an der Decke zuerkenne. Leider war sie weiß, sie war immer weiß. Er überlegte einen Moment, wie er sich ausdrücken sollte, dann ergriff er wieder das Wort. „Ava hatte wieder ein paar von Mutters alten Platten gefunden und da sie nicht zu Hause war, hat sie sie aufgelegt. Wir haben versucht zu kochen, ist in die Hose gegangen, aber egal, und dann haben wir wie immer zu den Liedern getanzt. Ihr wisst ja, wie gerne Ava die klassischen Tänze hat, also haben wir uns wieder etwas daran versucht. Ich ähm… mir wurde schwindelig und ich bin umgekippt.“ Er schwieg kurz, versuchte nicht auf die Reaktion von Fred und George zu achten. „Ich bin nach vier Tagen wieder im Krankenhaus aufgewacht und die haben mir gesagt, dass es kein normaler Anfall war wie sonst. Mein Herz ist einfach stehen geblieben. Einfach so. Ich hatte wohl verdammt viel Glück, dass die Sanitäter so schnell da waren. Ich hatte einfach nur verdammtes Glück.“, murmelte er und fuhr sich erneut mit der Hand über das Gesicht. George warf seinem Bruder einen beunruhigten Blick zu, dann strich er seinem Freund kurz über den Arm. Er hatte Angst. Das war verständlich, hätten die Zwillinge in seiner Situation ebenfalls und dass Haley aufgrund dessen nicht mehr richtig schlief war verständlich. Er überlegte kurz, dann lehnte er sich vor und nahm ihn in den Arm. Haley war einen Moment überrascht, dann erwiderte er die Umarmung vorsichtig und vergrub das Gesicht an der Schulter des Älteren. Wieder wurden die Türen aufgestoßen, schnelle Schritte näherten sich und Fred konnte Ava gerade doch Platz machen, bevor sie ihn vom Bett geworfen hätte. Draco saß im Schein der Kerze an einem der Tische im Gemeinschaftsraum der Schlangen und hatte das Gefühl sein Kopf würde rauchen. Bestimmt stiegen bereits Wolken auf, so sehr versuchte er sich auf etwas zu konzentrieren, was er einfach nicht verstehen wollte. Warum zum Henker war er in Geschichte der Zauberei auch so verdammt schlecht? Es war nun wirklich nicht schwer Jahreszahlen und Namen aus dem Gedächtnis aufzuschreiben und in die richtige Reihenfolge zu bringen, doch ihm gelang es einfach nicht mehr. Wen kümmerte es denn auch, ob Merlin vor Morgana gelebt hatte oder anders herum oder in was für einer Verbindung die beiden zueinander standen. Orsay ihm gegenüber kicherte, als sie das nach einer Stunde immer noch leere Pergament ihres Freundes sah. Dieser blickte auf und seine Augen begannen genervt zu funkeln. „Was?“, zischte er, doch die Banner hob nur ausweichend die Hände, wandte sich wieder Tylors Aufsatz zu, den sie gerade Korrektur las. Er war gut, wenn auch aufgrund der Schrift etwas unleserlich. Sie hatte ihre Hausaufgaben schon längst von einer Freundin abgeschrieben, so wie sie es immer tat. Zum selbst nachdenken war sie nun wirklich zu faul. „Orsay?“, begann Draco erneut ein Gespräch und sie hob überrascht den Kopf. „Du hast doch deinen Aufsatz abgeschrieben, oder?“ Sie nickte zustimmend, und beobachtete, wie Malfoy fordernd die Hand ausstreckte. „Vergiss es. Du hast doch geprahlt in selbst zu machen, also hopp.“, grinste sie, doch Draco verdrehte nur die Augen. Wenn er ehrlich war, hatte er diese Ansprache einzig und allein einer Person zu liebe gehalten und auch nur wegen ihr versuchte er in letzter Zeit etwas freundlicher zu wirken. „Tylor? Krieg ich deinen?“, fragte er weiter, doch der Schwarzhaarige starrte nur weiter auf die Tischplatte, woraufhin Orsay zu grinsen begann. „Auch Tylor wird dir seinen nicht geben, hab’ ich nicht Recht?“ Jetzt hob der West doch den Kopf, blickte seine Freundin kurz an, dann schlich ein Lächeln über seine Lippen. Er griff nach dem Aufsatz und legte ihn Draco vor die Nase. „Sonst muss ich mir nächstes Schuljahr einen anderen Zimmerpartner aussuchen.“, sagte er leise und beide blickten ihn erstaunt an, dann begann Orsay breit zu grinsen. „Nein, stimmt, das können wir nicht verantworten. Von wem gucke ich denn sonst in Zaubertränke ab?“ Draco hob eine Augenbraue, las den ersten Satz und gab sich Mühe ihn in seine Art der Sprache umzuformen. Professor Binns mochte zwar ein Geist sein, doch bei der Hausaufgaben Kontrolle war er fast noch schlimmer als McGonagall und das mochte schon etwas heißen. Kapitel 7: It all get worst --------------------------- Jaime versuchte die Welt um sich herum zu ignorieren. Sie war ohnehin zu laut. Die ganze Halle war zu laut, der Gemeinschaftsraum war zu laut und allgemein die Schüler. Sein Blick wanderte durch den gemütlichen, nicht allzu großen Raum und sein Blick blieb an einer gewissen Schwarzhaarigen hängen, die an einem der Fenster saß und ein Buch las. Sie war anders, das hatte er schon von Anfang an bemerkt, doch es war ein gutes anders. Sie war freundlich, still, zurückhaltend und versuchte sich nicht in die Angelegenheiten anderer Schüler einzumischen. Sie war sehr intelligent, prahlte jedoch nicht mit ihrem Wissen sondern zog sich eher mit einem Buch aus den Muggelbüchereien zurück. Einen Moment überlegte er noch, ob er nicht einfach hoch in seinen Schlafsaal gehen sollte, dann jedoch trat er auf sie zu und setzte sich an den Tisch, der unmittelbar vor dem Fenster stand. „Darf ich fragen, was du dort liest?“, fragte er leise und Ava blickte auf. Sie lächelte, als sie ihn erkannte, schlug ihr Buch zu und reichte es ihm. „Es heißt ‚Vielleicht lieber morgen‘. Meine Mutter hat es mir gegeben. Ein sehr gutes Buch über Schüler, die versuchen ihre Probleme zu überwältigen. Einer der Charaktere ähnelt sehr meinem Bruder.“, sagte sie dann noch lächelnd und Jaime nickte, als er das Cover sah. Ja, einer der Jungen, der dort abgebildet war sah Haley wirklich sehr ähnlich. „Darf ich es mir ausleihen, wenn du fertig bist?“, fragte er dann und Ava nickte zustimmend. Wie sagte man doch so schön, über Bücher fand man Freunde. „Danke.“ Jaime lächelte und blätterte einmal kurz durch die Seiten, dann gab er ihr das Buch zurück. Noch immer war es viel zu laut und die anderen Schüler lachten und kicherten und redeten und schrien vor Freunde. Dass Ravenclaw das Spiel gegen Huffelpuff an diesem Tag gewonnen hatte, wurde noch immer laut gefeiert. Jaime zog sich immer schnell zurück, auch wenn gerade er gefeiert wurde, schließlich war er der Hüter. Er mochte diesen ganzen Trubel nicht, die ganzen Menschen, die so nah kamen um ihn zu beglückwünschen. Auch Haley sah man so gut wie nie bei den Feierlichkeiten. Auch er war Teil der Quidditch-Mannschaft, einer der Jäger, doch auch er verschwand immer so schnell es ging im Schlafsaal. „Du hast heute klasse gespielt.“, lächelte Ava und Jaime nickte dankbar, dann erhob er sich. „Ich denke ich gehe schlafen. Dir noch einen schönen Abend.“ Die Schwarzhaarige winkte ihm kurz zu, als er nach oben verschwand, dann wandte sie sich wieder ihrem Buch zu. Jaime lächelte, als das Getöse von unten leiser wurde, dann legte er eine Hand auf die Klinke der Tür, die zu seinem, Jonathans, Haleys und Max Schlafsaal führte und drückte sie hinunter. Als er das abgedunkelte Zimmer betrat, die beiden Gestalten erkannte, blieb er wie vom Blitz getroffen stehen, starrte einfach nur weiter auf die Szene. Dann, als sie den stillen Beobachter entdeckten, fuhr er herum und rannte aus dem Schlafsaal, durchquerte den Gemeinschaftsraum und verschwand durch die Tür auf die Gänge hinaus. * Haley grinste breit, als er die Umkleidekabine seiner Quidditch Mannschaft betrat. „Wir haben gewonnen!“, rief ihr Kapitän und legte Cho einen Arm um die Schulter, welche breit grinste. Sie hatte den Schnatz gefangen und war somit, genau wie der Rest der Mannschaft eine Heldin für das Haus. Haley warf Sam Brighton einen Blick zu, grinste und verließ die Umkleide zusammen mit seinen Sachen unterm Arm. Er war immer der Erste, der verschwand. Er mochte diesen Trubel nicht, genauso wenig wie Jaime, der immer kurz nach ihm ging. Er ging schnellen Schrittes durch die Gänge des Schlosses, hörte sich von hier und von dort Glückwünsche an und verschwand schließlich durch den Gemeinschaftsraum in seinem Schlafsaal. Er entledigte sich seiner Schuhe und der Oberbekleidung, die nicht schmutzig geworden war, während des Spieles. Nun stand er nur noch in Hose und Hemd vor seinem Bett und schloss für einen Moment die Augen. Er brauchte Ablenkung. Sam wusste dass, oder vielleicht auch nicht, denn er schien sich mehr zu erhoffen, als er sollte. Er hatte noch immer die Augen geschlossen, als sich leise die Tür öffnete, wieder schloss und eine Person hinter ihn trat. Er wandte sich um, sah Sam kurz in die Augen und drückte dann seine Lippen auf die des Größeren. Sam begann die Knöpfe seines Hemdes zu öffnen und streifte Haley es schließlich über die Schultern, entledigte sich dann seines eigenen und drückte den Kleineren auf das Bett. Haley versuchte seine Umwelt auszublenden und sich nur auf Sam zu konzentrieren, doch es gelang ihm nicht. Zumindest nicht vollständig. Schon spürte er die Beule in der Hose des anderen und eine Hand, die sich unter seine eigene schob. Es war immer so, dass Sam die Überhand und die Kontrolle behielt. Er zog Haley die Hose aus und fuhr über seine Hüften. Noch immer versuchte der Schwarzhaarige seine Umwelt auszublenden, sich nur auf Sam zu konzentrieren, doch so wirklich wollte es ihm nicht gelingen. Sams Stöhnen erfüllte den Raum und Haley schloss die Augen, begann seine Hüfte zu bewegen. Ein leises Geräusch ließ ihn auf sehen. Die Tür war geöffnet, Licht fiel in den Raum hinein und eine Gestalt stand zwischen Tür und Angeln. Haley hob leicht den Kopf an um zu erkennen, wer es war. Ihm stockte regelrecht der Atem, als er Jaime direkt in die Augen sah, dieser sich umwandte und aus dem Raum stürmte. „Oh verdammt.“, hauchte er, stieß Sam von sich und sprang auf. Er traute sich nicht dem anderen nachzulaufen, also drehte er eine Runde durch den Schlafsaal und raufte sich die Haare. „Raus!“, wies er Sam an, der nur genervt auf dem Bett saß und ihn bei der Wanderung beobachtete. „Bitte was?“ „Raus!“, wiederholte er laut und wies auf die Tür. Sam erhob sich, zog seine Kleidung zurecht und warf sich seinen Mantel über, um die verräterische Beule in seiner Hose zu verstecken. Dann verließ er den Raum. Haley stand einen Moment einfach nur da, starrte aus dem Fenster, dann wieder aufs Bett und dann zur Tür. Ihm war kalt und schlecht zugleich. Dann öffnete er eines der Fenster, holte seinen Zauberstab vom Nachttisch und ließ ein kleines Stück Papier in der Nacht verschwinden. * George gähnte und ließ sich auf dem Bett zurück fallen. Fred neben ihm saß auf dem Fensterbrett und blätterte durch sein Zaubertränke-Buch, wenn auch nicht um sich für den Unterricht vorzubereiten. Er suchte nach Ideen für neue Scherzartikel. „Was meinst du, wie lange wird Ron brauchen, um sich wieder einzukriegen?“, fragte George gelangweilt und Fred überlegte kurz, dann zuckte er die Schultern. „Keine Ahnung, aber er schien wirklich wütend. Ich schätze auf eine Nacht, du?“ Sein Bruder grinste und nickte. Ja, als Ron sie heute noch einmal angesprochen hatte, ob denn alles in Ordnung sei, hatten sie nur gelacht und weitere Fragen im Keim erstickt. Ron hatte sich fürchterlich darüber aufgeregt, dass sie ihm scheinbar so wenig vertrauten, doch sie hatten nur noch mehr gelacht und waren schließlich so etwas wie geflüchtet. Fred richtete seinen Blick nach draußen, wo nun fast völlige Dunkelheit herrschte. Jedoch eben nur fast und so konnte er den weißen, kleinen Zettel erkennen, der nun vor der Scheibe hin und her tanzte. Er sprang vom Fensterbrett und öffnete selbiges um das Stück Papier herein zu lassen. George setzte sich überrascht auf und versuchte seinem Bruder über die Schulter zu blicken. Freds Augen weiteten sich erschrocken, dann warf er seinem Bruder den Zettel zu und schnappte sich seinen Mantel. „Brauche euch dringend. Mein Schlafsaal. Hab scheiße gebaut und steh kurz vor ‘nem Nervenzusammenbruch. H.“ Ohne ein Wort zu wechseln stürmten sie aus dem Raum. Kapitel 8: Gedanken über jemanden. ---------------------------------- Es war leicht gewesen für die Zwillinge sich durch den Gemeinschaftsraum der Ravenclaws und hinauf in den Schlafsaal zu schleichen. Sie stießen gleichzeitig die Tür auf und stürmten in den Raum hinein. Haley wirbelte herum, als er hörte, wie die Tür aufflog und brach seine Runde durchs Zimmer ab. Einen Moment schien er zu überlegen, ob er auf seine Freunde zustürmen sollte, doch diese nahmen ihm die Entscheidung ab, als sie die Tränen auf seinen Wangen sahen. „Gott Haley, was ist passiert?“, rief George erschrocken und schloss seinen Freund fest in die Arme, was bei diesem eine Mauer einriss und er hemmungslos zu weinen begann. „Warum immer ich? Warum mach ich immer so ne’ scheiße?“, fragte er leise und vergrub sein Gesicht in der Schulter des Zwillings. Er trug nur einen grob gestrickten Pullover und seine Boxershorts, wodurch Fred und George schon fast schließen konnten, was passiert war. Trotz allem wollte es Fred genau wissen. „Ok, erzähl erst einmal genau, was geschehen ist.“, forderte er seinen Freund leise auf und strich ihm beruhigend über den Rücken, während George ihn immer noch im Arm hielt. „Ich… ich… Sam und ich wir haben… naja… Jaime hat… er hat uns gewesen… Er ist weg gelaufen. Oh Gott er hat uns gesehen.“, stammelte Haley und er merkte, wie ihm das Atmen immer schwerer wurde. Noch immer saß die Panik viel zu tief. „Ganz ruhig Haley, ganz ruhig. Das kann passieren. Es ist bestimmt alles in Ordnung, er war wahrscheinlich nur erschrocken. Das wird sich alles klären.“ George versuchte ihn möglichst mit seinen Worten zu beruhigen, da er merkte, wie sein Freund zitterte, doch im nächsten Moment gaben die Beine unter diesem nach. „Wow hey, Haley! Ganz ruhig!“, rief Fred erschrocken, als sein Bruder mit dem Schwarzhaarigen zusammen in die Knie sank. „Tief durchatmen. Ja? Ein und ausatmen. Es ist alles in Ordnung, hörst du Haley? Alles in Ordnung, wir sind hier und alles ist gut, ja?“ „Es… es ist ja… ja eben nichts in Ordnung. Mein… ganzes Leben ist grad scheiße.“, flüsterte Haley leise und versuchte das laute Klopfen seines Herzens zu ignorieren, welches sich wieder in den Vordergrund drängte. „Sollen wir Ava holen?“, fragte George leise, doch sein Freund schüttelte nur den Kopf, klammerte sich immer noch an den jüngeren der beiden Zwillinge. Sie saßen noch fast zwei Stunden einfach nur auf dem Boden des Schlafsaales, schickten jeden fort, der sich schlafen legen wollte und es war bereits früher Morgen, als sie sich durch das Schloss zurück zu ihrem Gemeinschaftsraum schlichen. Leider jedoch nicht so unbemerkt, wie sie es sich erhofft hatten. „Darf ich erfahren, was die Herren hier zu suchen haben? Noch dazu um diese Zeit?“ McGonagall schritt die Treppe hinter ihnen hinunter und hatte den Mund zu einem strengen Strich verzogen. „Wir…“, setzte Fred an, doch sein Bruder unterbrach ihn. „Wir waren bei Haley. Er hatte einen Nervenzusammenbruch.“ Die Professorin hielt inne und sah ihn einen Moment verwundert an, dann nickte sie verstehend. „Geht es Mr. Pearl wieder besser? Er wirkte bereits die letzten Wochen unausgeglichen und müde auf mich.“, merkte sie an und George wiegte den Kopf auf die vorangegangene Frage hin. Ehrlich? Er wusste es nicht. Haley hatte zwar versichert dass er sich besser fühlte und war auch, kurz vor dem Verschwinden der Zwillinge endlich eingeschlafen, doch wie er sich wirklich fühlte wusste nur er selbst. „Nun.“, begann McGonagall erneut, da sie scheinbar keine in Worte gefasste Antwort mehr erhalten würde. „In Anbetracht der Umstände sehe ich dieses Mal von einer Strafe ab, doch ich bitte sie, das nächste Mal nicht eigenmächtig zu handeln und lieber einen Lehrer hinzu zu ziehen. Sie wissen, dass Mr. Pearl ein schwaches Herz hat und auch ein noch so harmloser Zusammenbruch zu etwas weit aus Schlimmeres werden kann.“ Sie blickte die Zwillinge streng an und diese nickten. „Nun dann wünsche ich ihnen noch eine gute Nacht. Schließlich haben sie morgen bei mir Unterricht und ich erwarte sie frisch und munter wieder zu sehen. Mit Hausaufgaben versteht sich.“ Sie zwinkerte kurz, dann verschwand sie um eine Ecke. „Fuck die Hausaufgaben.“, flüsterte George entsetzt und Fred begann obgleich der Situation zu lachen. * Orsay döste vor sich hin. Sie hielt die Augen geschlossen und versuchte die wenigen Eindrücke, die sie durch den Schleier aus Nebel wahrnahm, der sie umgab, zu ignorieren. Es war leichter gesagt als getan, vor allem, als eine laute Stimme ihre Aufmerksamkeit weckte. „Miss Banner! Darf ich Sie bitten meinem Unterricht weiter zu folgen? Schlafen können sie auch noch in der Freistunde.“ Erschrocken fuhr sie auf, als sie aufgrund der unmittelbaren Lautstärke der Stimme die Nähe der Person ermitteln konnte. Direkt vor ihrem Tisch. McGonagall hatte die Arme verschränkt und eine Augenbraue gehoben, während sie ihre Schülerin kalt musterte. „Entschuldigung bitte Professor, ich… äh… versuche mich jetzt zu konzentrieren.“, stotterte sie erschrocken und die in Grün gekleidete Frau nickte. „Das will ich auch für ihre Note hoffen.“ Draco neben ihr musste sich ein Lachen verkneifen, genau wie Jillian, der eine Reihe vor ihr bei dem goldenen Trio saß. Orsay verdrehte die Augen, sobald die Professorin sie nicht mehr im Blick hatte und wandte sich wieder ihrem Buch zu, welches aufgeschlagen vor ihr auf dem Tisch thronte. Es war dick und der Inhalt ihrer Meinung nach völlig unverständlich. Aber naja, was sollte man machen, sie schrieb ja die Bücher nicht, sie hätte dafür auch gar nicht den Nerv. „Genau Miss Banner, konzentrieren sie sich auf den Unterricht.“, flüsterte Draco neben ihr und grinste breit. „Das sagt ausgerechnet der, der die ganze Stunde schon Granger fixiert. Ich seh’ das schon.“ Ein Schmunzeln schlich sich auf ihre Lippen, als Malfoy sie anfunkelte und sich grummelnd wieder seinem Buch zuwandte. „Ach was, sind wir jetzt etwa schüchtern oder was? Oder ist dir das peinlich?“ „Miss Banner! Mr. Malfoy! Sie beide kommen nach dem Unterricht bitte zu mir und schweigen nun für den Rest der Stunde.“, erschall McGonagalls Stimme laut und riss die beiden Freunde unsanft aus der Unterhaltung. „Entschuldigung.“, murmelten beide leise und richteten ihre Blicke wieder auf die Bücher, ohne die Worte jedoch zu lesen. Wenn sie ehrlich waren, sie hatten gerade anderes im Kopf, als der Stoff dieser Stunde. Orsay bekam einen gewissen jemand nicht mehr aus dem Kopf, der sie heute Morgen sehr unvorteilhaft angesprochen hatte und sie nicht mehr aus den Augen lassen wollte. Sein Name war Matt Scotters, ein Slytherin aus dem Jahrgang über ihr. Er sah nicht unbedingt schlecht aus, dass musste sie zugeben, doch er war einfach viel zu unterbelichtet für sie und schon die dreiste Art, wie er an ihrem Rockzipfel hing, war einfach nur abartig. Draco hingegen hatte heute nur Granger vor Augen. Seit sie mit Orsay befreundet war, hatte er einen besseren Blick auf sie werfen konnte. Auf ihren Charakter und auch sie schien ihn nun etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Vor allem andere Aufmerksamkeit als zuvor. Sie war einfach eine wundervolle Person und je mehr er sie betrachtete, desto klarer wurde ihm dies. Das Problem war nur, dass sie noch immer ein völlig falsches Bild von ihm vor Augen hatte und er eben dieses nicht so einfach korrigieren konnte. Wie sollte er auch all die Jahre, wo er St.-Potter genervt, getriezt und beleidigt hatte wettmachen? Wollte er dies überhaupt? Wenn er so genau darüber nachdachte, nein. Er wollte Potter nicht wie einen normalen Mitschüler behandeln, für den er vielleicht keine Sympathie, sondern Akzeptanz empfand. Dafür ging er ihm einfach viel zu sehr auf die Nerven. Mit einem Seufzen wandte sich Draco wieder seinem Buch zu, versuchte sich auf die Worte zu konzentrieren und schaffte es sogar einen ganzen Satz zu lesen, bevor er mit seinen Gedanken wieder völlig wo anders war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)