Blättertanz von ImmortalFire ================================================================================ Kapitel 1: Rot wie Wein und Blut -------------------------------- Seine Lider flatterten, seine Stirn war von Schweiss benetzt. Der Prinz warf sich in seinen Kissen hin und her, seine Träume quälten ihn. Immer und immer wieder blitzen Bilder vor seinem inneren Auge auf. Legolas sah ein Schlachtfeld. Elben, Zwerge, Menschen, Orks. Alle lagen tot nebeneinander, überall war Blut. Und inmitten der Leichen kniete eine Gestalt, trotz Schmutz und Blut wirkte sie mächtig und schön. Lange, silberne Haare fielen in blutbesudelten Strähnen auf den breiten Rücken und teilten sich an der Klinge, welche daraus hervorstach. Vorsichtig näherte sich der Prinz. „…Ada…?“ Das Bild verschwamm und der junge Elb fand sich in einen Pavillon im Palastgarten wieder. Vor ihm lag aufgebahrt der tote Körper seines Vaters. Ausdruckslos das Gesicht, die Haare glatt und glänzend über die Schultern auf die Brust gekämmt. Gesichtslose Elben standen drum herum und sangen ein Klagelied für ihren verstorbenen König. Nach und nach verliessen sie das Bild und Legolas Blieb allein zurück. Wortlos kniete er nieder und nahm die kalte Hand seines Vaters in seine eigenen. Tränen liefen ihm stumm übers Gesicht und vielen zu Boden. Schweissgebadet und zitternd wachte er auf. Die warme Morgensonne schien ihm ins Gesicht und der Prinz beruhigte sich. Das alles war nur ein Traum gewesen. Legolas stieg aus dem Bett, wusch sich und zog sich an. Heute wollte er sein Zimmer wieder bewohnbar machen. Er band seine Haare zusammen, riss Fenster und Türen auf und begann die Möbel und den Fussboden von Staub zu befreien. Nach einigen Stunden war er endlich fertig und sah sich zufrieden um. Legolas löste seinen Zopf und fing an zu lachen. Ein Prinz, der sein Zimmer selbst putzt. Sowas sieht man nicht alle Tage. Er stellte den Besen beiseite und verliess den Raum. Wieder ging er durch die zahllosen Gänge. Er stieg viele Treppen hinauf, bis er schliesslich auf einer kleinen Plattform etwas über den Baumkronen stand. Von hier aus konnte er viele Meilen weit schauen. Er sah den einsamen Berg zu seiner Linken, zu seiner Rechten ragten die Nebelberge in den Himmel und vor sich konnte er am Horizont Dol Guldur sehen, wenn auch nur schwach. Der Elb liess sich am Rand des Plateaus nieder und betrachtete das Farbenspiel des roten Abendhimmels. Als die rote Herbstsonne hinter dem Nebelgebirge untergegangen war, lehnte er sich zurück und sah die ersten Sterne funkeln. Ein kühler Wind wehte ihm seine langen blonden Haare ins Gesicht und er fröstelte. Der Prinz stieg die Treppe wieder hinab. Am nächsten Morgen fasste Legolas einen Entschluss. Er würde das gesamte Schloss wieder instand setzen. Er hatte nichts zu tun, hatte alle Zeit der Welt und er wollte sicher nicht in einer Ruine leben. Wochen und Monate vergingen und nach und nach erstrahlte der Palast seines Vaters wieder in altem Glanz. Oft sah er den Schatten, welchen er bereits am ersten Abend bemerkt hatte, doch er entwischte Legolas jedes Mal aufs Neue. Irgendwann gab der junge Elb es auf der Gestalt nachzustellen. Nun musste er nur noch die Gemächer seines Vaters vom Staub befreien. Der Prinz hatte es lange vermieden das Zimmer zu betreten, da er fürchtete, dass die Erinnerungen ihn überwältigen würden. Nun jedoch war es soweit. Legolas war bereits seit über zwei Jahren an diesem Ort, der Palast war komplett wiederhergestellt. Er stand vor der Schweren Holztür, atmete tief ein und drückte dann die Klinke hinunter. Nichts. Die Tür war verschlossen. Legolas wusste nicht was er davon halten sollte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass er die Tür verschlossen vorfinden würde. Er schüttelte den Kopf. Vielleicht hatte sein Vater den Schlüssel irgendwo im Weinkeller gelassen. Legolas bezweifelte es zwar, jedoch hatte er eine schwache Hoffnung. Ausserdem würden ihm ein, zwei Gläser Wein bestimmt ganz gut tun. Schnellen Schrittes begab er sich in den Keller. Auf der Mitte der Treppe blieb er abrupt stehen. Da unten war etwas – oder jemand – Legolas konnte es deutlich spüren. Lautlos zog er sein Schwert aus der Scheide und schlich die Treppe hinab. Unten verharrte er kurz und lauschte. Nichts rührte sich. Er tastete sich weiter voran, an jeder Reihe Weinfässer hielt er an und spähte vorsichtig in den Gang dazwischen. An der letzten Ecke angekommen, drückte er seinen Rücken flach dagegen. Jeder Muskel spannte sich. Er betrat den Gang, bereit zu kämpfen. Legolas‘ Augen weiteten sich bei dem Anblick der sich ihm bot. Die Gestalt vor ihm hatte ihm den Rücken zugewandt. Lange glatte Haare flossen über die silberne Robe den kräftigen Rücken hinab. An den Seiten stachen zwei spitze Ohren daraus hervor. Es war ein Elb! Zweifellos ein Elb! Legolas liess seine Waffe sinken und bemerkte dann die Hand, dessen schlanke Finger ein kristallenes Weinglas hielten und mit mehreren Ringen verziert waren. Der junge Prinz kannte sie nur zu gut. „Ada..“ Er sah die Gestalt ungläubig an, welche sich daraufhin zu ihm umdrehte. Strahlend blaue Augen sahen ihn an, ebenso verwundert, wie er selbst. Legolas liess sein Schwert fallen und stürmte auf seinen Vater zu. Klirrend viel das Glas zu Boden, als Thranduil seinen Sohn in die Arme schloss. „Legolas!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)