Let's become a Ninja! von Vei-Chan (Kapitel 38 erneuert!) ================================================================================ Kapitel 28: In letzter Minute ----------------------------- Kurai vermochte nicht zu sagen, wie oft er sie noch schnitt. Irgendwann zerstörte er die Haut über ihrem Siegel und pulte dann mit der Messerspitze im entstandenen Kratzer herum, so als könne er die schwarze Farbe berühren oder gar herauskratzen. In einer Mischung aus Wut und Verzweiflung ertrug Kurai den Schmerz, den er ihr zufügte und rüttelte öfters noch wehrlos gegen die Fesseln, aber ihre Kraft sank dahin und immer kläglicher wurden die Versuche sich selbst zu befreien. Der Arzt verlor immer mehr seine Kontrolle. Anfangs hatte man zugegebenermaßen gemerkt, dass er etwas von seinem Handwerk verstand, aber inzwischen wurden die Schnitte tiefer, die Wunden größer und seine Handlungen schmerzhafter und unvorsichtiger. Er lachte dabei ab und an dieses grausige Lachen, welches Kurai schon ganz zu Beginn in Unsicherheit gewogen hatte, aber irgendwann warf er das Skalpell zu Boden, blickte kurz auf Kurais von blutenden Rillen übersähten Bauch, als begutachte er ein Kunstwerk und klaubte dann etwas vom Tisch hinten an der Wand. Bereits jetzt verband Kurai furchtbare Ängste mit diesem Ort dort hinten, denn da lagerten offensichtlich die schlimmsten Werkzeuge ihrer Qualen. Jetzt zitternd und vollkommen fertig blickte sie kurz an sich selbst hinunter, erspähte die Wunden und das Blut und sank schlaff wieder mit dem Hinterkopf auf die Bare. Es war so kalt hier drin, dass sie das Gefühl hatte ihren Atem sehen zu können - glaubte sie zumindest. Er kehrte abermals zu ihr zurück und seine Hand bewegte sich so schnell, dass Kurai nurnoch deren Auswirkung fühlte. Sie keuchte und auch ein leiser Schrei durchdrang die Totenstille des Raumes, als sie die auf einen kleinen Fleck konzentrierte Hitze spürte. Ihre Haut verbrühte und sogleich bildete sich eine dicke Wasserblase an jener Stelle, die das Fuchsmädchen deutlich fühlen konnte. Der Schmerz verebbte langsam und pulsierend und Kurais vorher aufgerichteter Kopf sackte wieder zurück. Er zog auch ihren Rücken in Mitleidenschaft, da Kurais aufgerissene Bauchhaut kaum noch Platz für weitere Experimente bot, doch beließ er es bei einigen wenigen Verletzungen und drehte sie wieder, suchte neue Stellen an ihrem Bauch. Schwach blickte sie zu ihm auf und versuchte dem Mann mit ihrem glasigen Blick klarzumachen, dass sie nichtmehr konnte. Doch blind war der Mann für ihr Leid und ihre Bitte. Erneut berührte die Hitze ihre Haut und Kurai ließ ein leises Wimmern verlauten. Sie schloss die Augen und wollte gerade den Kopf bewegen, als es plötzlich ohrenbetäubend knallte und sie zusammenfuhr. Es war ein hölzernes Poltern und deutlich spürte Kurai eine Bewegung im Raum und ein weiteres, dumpfes Geräusch, woraufhin sie sich so gut es möglich war aufrichtete. Kurz desorientiert huschten die blauen Pupillen wachsam über die klinisch weißen Wände und Kurais Herz krampfte sich vielfach zusammen, als sie ein Stück von ihrem Tisch entfernt ihren Meister sah. Er hatte den Arzt attackiert, welcher das Kunai, das in Kakashis Hand lag, geschickt abgewendet hatte und vonsich drückte. Sie verharrten einen Moment mit leichtem Muskelzittern vor Anstrengung voreinander und Kurai wurde abgelenkt, als irgendetwas hinter ihr auf die Bare sprang, auf der sie lag. »Geht's dir gut?«, fragte eine tiefe Stimme und als das Fuchsmädchen den Kopf etwas wandte, glaubte es den Augen kaum, denn dort saß ein Hund. Ein Mops, um genau zu sein und er trug ein Konoha-Stirnband und eine blaue Weste. Er schaute selbstsicher, aber auf eine groteske Art und Weise ebenso müde wie Kakashi. Kurai runzelte die Stirn und wusste nicht, ob sie in Panik verfallen oder laut loslachen sollte. Ein sprechender Hund? Wann hatte dieser Typ ihr die letzte Droge eingeflößt? »Keine Angst«, meinte das Tier, als hätte es Kurais Gedankengang gelesen, »Ich gehöre zu deinem Meister.« »Aha«, war das Einzige, was Kurai herausbrachte und nur unwirklich bekam sie mit, dass der Mops sich mit den Zähnen an ihren Lederriemen zu schaffen machte. Ihr Blick suchte wieder Kakashi-Sensei, der tatsächlich dort stand und seinem Gegner einen groben Stoß verpasste. Sie beide rutschten etwa einen Meter auseinander und stierten sich in die Augen wie zwei Fressfeinde in der Wildnis. Kakashi hatte die Stärke des Gegners erkannt und sein Sharingan entblößt. Der Arzt war in der Lage gewesen, aus weiter Entfernung gezielt ein Gen-Jutsu auf Kurai anzuwenden und die engen Verhältnisse jenes Raumes, in dem sie sich befanden, machten pompöse Techniken gefährlich. Der Meister musste sich also auf Tai-Jutsu beschränken. Dennoch erlaubte er sich eine kurze Blöße und sah schlicht mit den Pupillen einen Moment zu Kurai. Genau bemerkte sie, wie sein Blick über den Teil ihres entblößten Bauches - durch die Schnitte war die hellgrüne Decke an dieser Stelle fast ganz zerfetzt und blutgefärbt - glitt und etwas Glasiges, Erbostes annahm. Sein Sharingan, welches Kurai von ihrer Seite aus sehen konnte, kniff sich für eine kurze Sekunde etwas mehr zusammen und sie spürte dann auch schon, wie einer ihrer Arme vom Riemen freigegeben wurde. Ihr erster Impuls war, sich das Tuch vom Leib zu reißen, welches langsam an den trocknenden Wunden zu kleben begann, aber rechtzeitig fiel ihr ein, dass sie darunter nackt war. Ernüchtert ließ Kurai die Hand vorsichtig über einige Kratzer sinken, was den Schmerz allerdings nicht verringerte. Sie beobachtete Kakashi - noch immer hin- und hergerissen zwischen Erleichterung, Fassungslosigkeit und Scham. Der silberhaarige Jo-Nin hatte sich nun wieder gänzlich dem Gegner zugewandt. Zu Kurais Erstaunen war der Arzt vollkommen ruhig. Er fixierte Kakashi mit viel Bedacht und seine rechte Hand, die er ein wenig von seinem Körper gestreckt hielt, zuckte kurz. Im gleichen Moment bewegte sich Kakashi vorwärts, es war als würde er rennen, doch bewegte er sich langsam und sein Bild verschwamm. Kurai blinzelte irritiert und zuckte zusammen, als es wieder knallte - Kakashi hatte den Feind im Gesicht getroffen. Er rutschte zurück, wischte sich mit dem Ärmel über den Mund und suchte mit der anderen Hand den hintersten Tisch. Seine Finger hakten sich unter ein Behältnis und stießen es in die Luft, aus dem einige messerscharf polierte Skalpelle fielen. Der Arzt tat eine schlichte Handbewegung und lud die Geräte so mit Chakra. Zischend rasten sie auf Kakashi zu und dieser wich der ersten Salve mit einem Rückwärtssalto aus, kam auf dem Boden auf und rutschte auf verkippten Desinfektionsmittel weg. Knapp konnte der Jo-Nin den Körper hinunterpressen, um von den Skalpellen nicht durchbohrt zu werden, wobei ihn eines am Arm streifte und seine Haut aufriss. Im Fall drehte Kakashi seinen Körper nach oben und fing eines der Operationsmesser mit gesammelter Chakra an der Fußsohle, tat eine Trittbewegung und schleuderte die Waffe zurück zu seinem Besitzer. Dieser wich mit einer geschmeidigen Bewegung aus und attackierte Kurais Lehrer jetzt wieder frontal. Erneut prallten sie gegeneinander, stierten einen Moment stumm in die Augen des anderen, trennten sich per Kraftentladung wieder und fuhren schließlich ein weiteres Mal zusammen, worauf jetzt ein Trommelwirbel von Fäusten und Füßen folgte. Sie bewegten sich so schnell, dass die erschöpfte Kurai kaum ihren Bewegungen folgen konnte. Ab und an vermochte sie Kakashis dunkelblaue Hose klar bei einem Tritt herauszufiltern, aber ansonsten bewegte sich nur buntes Farbgewirr vor ihren Augen. Inzwischen hatte der Hund auf ihrer Bare alle Lederriemen gelöst und saß nun irgendwie selbstsicher und mit noch immer müdem Blick neben ihr. Kurai war zu gefesselt vom Kampfgeschehen, um ihn zu beachten. Der Arzt löste sich jetzt von Kurais Meister und breitete die Arme aus. Aus seinem Kittel stob eine Wehe von Schneidewerkzeugen, von denen Kurai die meisten noch niemals gesehen hatte. Sie surrten auf den Jo-Nin zu und dieser sprang erneut zur Seite weg, landete für einen kurzen Moment auf der Ecke der Bare, auf der auch Kurai lag und sprang dann neben sie. Sofort kam der Arzt mit Fäusten angesprungen - Kakashi schnappte den Infusionsständer hinter sich und wehrte, ihn waagerecht haltend, die Attacke ab. Beim Gegendrücken streckte der Blauhaarige die rechte Hand weg und ein gleißend weißes Chakra sammelte sich in dieser. Mit einer kurzen Handbewegung zerschnitt er den Eisenständer und zwang Kakashi damit erneut hinwegzuspringen. Die Jutsus, die er konnte, waren alle andere als die eines Amateures. Er verstand sowohl vom Arzt- als auch vom Ninjasein etwas, wie Kurai feststellte. Wäre er nicht durchgedreht, hätte er sicher Wunder vollbringen können. Er hatte gegen Kakashi kaum eine Chance. Der Meister war gelenkiger und geschickter als er und hätte den Kampf längst beendet, wären die Raumverhältnisse nicht so eng. Langsam schien der Arzt es zu verstehen, war er doch verrückt genug sich sicher zu sein, dass ein kleiner Trick die Sache umdrehen würde. Rückwärts und somit blind trat er zurück und hielt sein Chakramesser an Kurais Bauch, welche diesen ängstlich und unter Schmerzen einzog. »Vorsicht«, zischte er grell und bedrohlich, »Oder ich schneide ihr den Bauch auf!« Kakashis Augenbraue zuckte und seine Pupillen wanderten einen Moment zu Kurai, ehe er einen Arm hinunterstreckte und es plötzlich zu britzeln begann. Kurai hob anlässlich des hohen Geräusches den Kopf und erspähte ein starkes blaues Chakra, welches sich jetzt brodelnd in Kakashis Hand sammelte. Der Arzt lachte müde auf und näherte sich Kurai mit der Hand, aber dann vernahm diese Windhauch und ihr Peiniger schrie auf. Der kleine braune Hund, der eben noch neben ihr verweilt hatte, war dem Arzt nun ins Gesicht gesprungen und hatte sich in diesem verbissen. Fast erbärmlich kreischend fuchtelte er vor seinem Gesicht herum und versuchte den Mops am Nacken vonsich zu reißen, doch seine Zähne waren scharf und hatten sich tief in sein Fleisch vergraben. Kakashi nutzte diesen Moment und rannte los - er war so schnell bei ihr, dass Kurai nicht einmal die Bewegung mitbekommen hatte - und mit einem Knall durchbohrte Kakashi den Brustkorb des Arztes. Kurz herrschte Stille und nur das leise Britzeln dieser merkwürdigen Technik erfüllte den Raum. Der Hund grinste Kakashi zu, was Kurai deutlich sehen konnte und dann löste er sich in einer Rauchwolke auf. Kakashi verharrte noch einige Sekunden, dann zog er seinen Arm mit einem Ruck aus dem Körper seines Gegners, wobei Kurai seine Knochen knacken hören konnte. Der Blauhaarige spuckte Blut und sackte auf die Knie. Kakashi schüttelte seine Hand mit einer einzigen Bewegung aus und blickte zu ihm hinab. »Warum... hast du nicht geholfen?«, fragte der Arzt leise und schien damit wieder seinen imaginären Assistenten anzusprechen, »So wird... unser großes Werk doch niemals vollendet...« Leer blickte er in Kakashis Augen und dann suchte er Kurai, sah sie an, wandte sich wieder geradeaus. »D-Dieser verdammte Shaku...«, keuchte er leise und ein dünnes, rotes Rinnsal verließ seine Lippen, »Hätte er den Fuchs erforscht... hätte er vielleicht Neue... züchten können... A-Aber kriegen wirst du ihn trotzdem nicht... Dafür wird... er schon sorgen...« Er sprach weiter, aber seine Worte gingen allmählig in unverständliches Gemurmel über und schließlich verließ die Spannung seinen Körper. Er sackte zu Boden und blieb regungslos liegen. Einen Moment herrschte absolute Ruhe im Raum. Es war als huldigten sowohl Kakashi als auch Kurai den toten Feind, so wenig er es auch verdient hatte. Es vergingen einige stille Sekunden, bis Kakashi sich löste und auf die andere Seite von Kurais Bare kam. »Alles in Ordnung?«, fragte er und beugte sich ein wenig über sie. Merklich huschten Kakashis Augen über ihren Körper, musterten ihn auf eventuelle Verletzungen. Dabei blieben sie immer wieder an den Schnitt- und Brandwunden haften. »G-Geht schon...«, murmelte Kurai und richtete sich langsam auf, hielt die dünne Decke aber mit fest. »K-Kannst du... Vielleicht... Mein Oberteil...?«, fragte sie abgehackt und hoffte, dass sie keine weiteren Ausführungen geben musste, »Ich w-weiß nicht, ob es noch hier ist...« »Natürlich...«, entgegnete Kakashi, zog sein Stirnband wieder über das Sharingan und ging mit üblich bedächtigem Schritt den Raum ab. Dieser war jedoch mehr als steril gehalten und der silberhaarige Jo-Nin schüttelte den Kopf. »Fehlt dir noch mehr?« »Nein...«, murmelte das Mädchen, denn ihre Waffentaschen hatte er ihr gelassen. Scheinbar hatte er wirklich nicht verstanden, dass sie ein Mensch war wie jeder andere und sich auch wehren konnte. Vielleicht war er auch nur selbstsicher genug gewesen, dieses Risiko in Kauf zu nehmen, um Zeit zu sparen. Wer wusste das schon. Kakashi kam zu ihr zurück und schüttelte dann den Kopf. »Hier ist nichts«, meinte er und noch während er dies äußerte zog er seine grüne Ninjaweste aus und reichte sie ihr. Beschämt ergriff Kurai das Kleidungsstück und zog es über, nachdem der Meister ihr den Rücken zugedreht hatte. Sie versuchte aufzustehen und zischte dabei vor Schmerz, da der schwere Stoff der Weste auf ihren Wunden lastete. Ihr Kreislauf war schwach, da sie wahrscheinlich stundenlang nur gelegen hatte und kurz drehte sich alles, als Kurai sich aufsetzte. »Geht es?«, fragte Kakashi dumpf und Kurai nickte. Ihre Venen brannten noch immer wie Feuer, die Wunden ebenso als Kurai aufstand. Zwischen ihren Schulterblättern verklebte Blut den Stoff, aber die restlichen Verletzungen waren bereits geronnen. Schwach zitterten ihre Oberschenkel, als sie sich flüchtig im Raum nach etwas umsah, was sie vergessen haben konnte. Es gab nichts und so blickte sie Kakashi mit einer Mischung aus Dank und Scham an. »Komm«, meinte er und streckte einen Arm hinter ihr aus, berührte sie damit nicht, bedeutete ihr nur zu gehen, »Schnell zurück nach Konoha.« Gemeinsam verließen die beiden Ninja das Versteck, in dem Kurai gefangen gehalten worden war. Wo genau sie sich befanden vermochte Kurai nicht zu sagen, aber gut eingelassen in die Erde fiel einem das flache, schmale Gebäude kaum auf. »Wo sind wir...?« »Wenn wir in normalem Tempo zurückgehen, sollten wir heute Nacht in Konoha ankommen«, schätzte Kakashi und dann musterte er sie einen Moment, »Aber ich denke, wir werden diese Nacht besser rasten.« »Ich bin fit...«, meinte Kurai und lächelte matt, »Geht schon.« Er sagte nichts dazu und Kurai wusste, dass er ihr nicht glaubte. Ruhe kehrte ein und schweigend liefen sie nebeneinander her. Gern hätte Kurai sich bei ihm bedankt, doch sie fand keine Worte für das, was sie ihm gegenüber fühlte. Ungewiss darüber, was dies überhaupt war und das es nicht bloß Dankbarkeit sein konnte schwieg Kurai und blickte betreten zu Boden. »...Was hat er... mit dir gemacht?« Kurai wurde hellhörig und blickte ihn an. Er wirkte ruhig und beherrscht wie immer, aber die kleine Falte, die sich unter seinem Auge gebildet hatte und sonst nicht dort war, verriet seinen eben noch empfundenen Ärger. Kurai bemerkte in diesem Moment, wie gut sie ihren Sensei eigentlich schon kannte. Ob es andersrum ebenso war? Deutlich hatte sie seine Wut im Kampf gespürt und auch die Art, wie er sie angesehen hatte. Er war erbost darüber, dass man ihr wehgetan hatte. Eigentlich hätte dies Kurai nicht verwundern dürfen, aber dennoch sprang ihr Herz auf und schlug daraufhin schneller. »Er...«, begann sie und ein Klos schnürte ihr den Hals zu, »...Er hat mir... Infusionen gelegt. Und er hat meine Hirnströme gemessen und so... Eigentlich alles halb so schlimm.« Bewusst unterdrückte es Kurai, von diesem grünen Teufelszeug, den Stromschlägen oder den anderen Dingen zu sprechen. Zu sehr hatte das Mädchen das beschämende Gefühl, dass Kakashi sich ständig für sie aufopferte. Außerdem schien er sich irgendwie Vorwürfe zu machen, dass er ihre Entführung nicht verhindert hatte und dies tat Kurai in der Seele weh. Sie wollte ihn nicht noch mehr belasten. »Deswegen hast du auch blutende Wunden«, meinte der Oberninja mit sarkastischem Unterton und fügte dann wieder normal hinzu: »Wenn du nicht darüber reden willst, sag es ruhig...« Ein schmerzhafter Stich durchbohrte Kurai wie das Katana eines Gegners. Verdammt, jetzt hatte sie ihn auch noch gekränkt! Das war das Letzte, was sie beabsichtigt hatte. »N-Nein...«, sagte sie zögernd, »Tut mir leid... Ich wollte... Ach...« Diese Situation war ihr gänzlich neu und nicht minder unangenehm, weswegen sie einen kurzen Moment darüber grübelte, wie sie sich jetzt herauswinden konnte. Er hingegen sagte nichts und dies erleichterte die Sache nicht gerade. »...Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst«, fügte Kurai nach einiger Zeit dann doch an und empfing von Kakashi ein flüchtiges Lächeln, welches ihr merklich die Last von den Schultern hob. »Scheinbar... war er ein wenig durchgeknallt«, erzählte sie jetzt, »...Er hat die ganze Zeit mit einem unsichtbaren Assistenten gesprochen. Und er hat mir Infusionen gegeben... Am Anfang nur Wasser und danach so ein grünes Zeug. Es hat grauenhaft gebrannt.« Sie kratzte sich am Kopf und erinnerte sich an das lange Piepsen des EKGs zurück. »Ich glaube, es war Gift oder sowas.« Kakashi-Sensei schüttelte mit einem leichten Ruck den Kopf und spähte mit einer Spur Verachtung im Blick geradeaus. Kurais Mundwinkel zogen sich fast automatisch nach oben, was sie nicht verstand und deshalb unterdrückte. Was war das nur für ein komisches Gefühl? Neuerdings hatte sie in seiner Anwesenheit ständig das Verlangen danach zu grinsen oder zumindest zu lächeln. Irgendwie hatte sie sich ganz schön verändert... Sie sprachen weiterhin nicht viel. Kurai schämte sich unheimlich, da sie seine Weste trug und mal wieder bis zum Hals in seiner Schuld stand. Gern hätte Kurai sich unterhalten, aber die Ruhe zwischen ihnen war trotzdem nicht unangenehm. Das sie heute Nacht rasten würden war klar, sie mussten nur einen guten Unterschlupf finden. Verfolgen würde sie heute wohl niemand mehr. Es vergingen einige Stunden und Kakashi hatte sein Schritttempo merklich verlangsamt. Kurai tat es ihm gleich, doch den Grund seines Handelns verstand sie nicht. Wollte er damit sichergehen, dass die Sonne untergegangen war, bevor sie den Wald, den sie gerade passierten, verließen? Suchte er womöglich bereits ein Versteck? Oder war er müde? Als die Sonne sich bereits dem Horizont zuneigte und ein angenehmes, orangefarbenes Licht auf die Umgebung warf, entdeckten die beiden Shinobi eine kleine Lichtung. Von einer Seite war es durch dichtes Gestrüpp geschützt, an dessen Seite sie sich niederließen. Der Boden war trotz dieses warmen Tages relativ kühl, scheinbar lag dieses Fleckchen Erde zumeist im Schatten. Aber Kurai störte dieser Umstand nicht, denn in der Wildnis konnte man kein Luxushotel erwarten. Sie war auch kein Mädchen, was dies benötigte. Aufgrund hier lebender Tiere verzichteten sie auf ein Lagerfeuer und Kurai starrte schweigend in die Ferne. Innerhalb kurzer Zeit versank der blutrote Ball am Himmel und rückte der dunkelblauen Nacht. Der Vollmond ging auf und warf eine silberfarbene, milchige Decke über das Land. »Irgendwie erinnert mich das an den Auftrag, wo wir eingeschneit wurden«, meinte Kurai jetzt. »Ja...«, erwiderte Kakashi und dieses Wort kam ihr irgendwie ein wenig gepresst vor, »Wir haben scheinbar so ein Talent dafür.« Er sprach irgendwie so leise... Vielleicht wollte er keine Tiere aufschrecken? Kurai runzelte die Stirn. Wahrscheinlich war er wirklich sehr müde. Immerhin hatte er gekämpft. Dieses blaue Jutsu musste eine Menge Kraft verbrauchen... Sie blickte ihn an und sah tatsächlich, dass sein sichtbares Auge halb geschlossen war. Außerdem stand ein wenig Schweiß auf seiner Stirn. Warm fand Kurai es hier ganz und gar nicht, wobei er ja sogar noch seiner Ninjaweste entledigt war. Spontan tat er ihr leid und sie beschloss ihn schlafen zu lassen. Der Mond schien kalt auf Kurai herab. Diese lehnte sich nach hinten, sorgfältig darauf bedacht, Kakashi nicht anzustoßen und beobachtete den Sternenhimmel. Sie fror ein wenig, da die Weste des Senseis nur knapp ihre Arme bedecken konnte, aber sie war überglücklich, aus den Fängen dieses Bekloppten entkommen zu sein. Kurai wollte sich nicht vorstellen, wo sie sich jetzt befände oder was inzwischen wohl schon mit ihr angestellt worden wäre, hätte man sie nicht befreit. Trotzdem verschwendete sie einige wehmütige Gedanken an den Arzt. Gern hätte sie gewusst, in welchem Zusammenhang er mit Shaku stand, worüber sie sich damals genau gestritten hatten und was dieser Mann auf ihrer Seite hätte vollbringen können. Ein Genie war er gewesen, das konnte niemand leugnen. Aber neue Dämonen wie Kyuubi zu züchten, was offensichtlich sein Vorhaben gewesen war... Nein, das durfte nicht geschehen. Ohne es zu merken war Kurai dabei wegzudösen. Zwei Mal erschrak sie unheimlich vor einem Eichhorn oder etwas Vergleichbarem, aber dann sackte ihr Geist ab und driftete in eine anfangs traumlose Tiefschlafphase. Dunkelheit umfing das Fuchsmädchen und mit einem Schlag empfand es auch Wärme. Ein fester Boden bildete sich unter Kurais Füßen und einzelne Gräser kitzelten ihre Haut, während sie ruhelos dem Weg vor ihr folgte. Wohin sie ging vermochte sie nicht zu wissen. Bei einem weiteren Schritt jedoch zerbrach plötzlich die Erde unter Kurai und sie stürzte in eine schwarze Schlucht. Gelähmt sah ihr Selbst, wie das übergroße Gesicht des Arztes plötzlich in dieser Schwärze erschien und lachend den Schlund öffnete, um sie zu verschlingen. Kurai hielt sich reflexweise die Ohren zu und schrie, was sich mit Kyuubis Stimme verkreuzte. Es zischte ihr giftig irgendetwas zu, was im Nachhinein nach 'Wach auf!' klang und als hätte man sie geohrfeigt schlug Kurai schweißgebadet die Augen auf. Dabei rutschte ihr Ellenbogen ab, der sie wohl beim Hinuntersacken im Schlaf gehalten hatte und prallte mit Wucht gegen Kakashi, der durch den Stoß beinahe umgekippt wäre. Schnell richtete das Fuchsmädchen sich auf. »T-Tut mir leid«, entschuldigte sie sich, da sie eine Bewegung seinerseits vernommen hatte - wer würde von so einer Berührung auch nicht wach werden? »Ich bin wohl... eingeschlafen.« »Hmh...« Kurai rieb sich gerade die Augen und hielt nun inne. »Hast du was gesagt?« Stille. »Meister?«, fragte Kurai jetzt. Kakashis Schweigsamkeit war normal, doch für gewöhnlich antwortete er, wenn man ihn ansprach. Das Mädchen bekam erneut keine Erwiderung und beugte sich nun ein wenig zum Sensei. »M-Meister...?«, flüsterte sie wieder und in dem Moment, in dem Kurai sein zusammengekniffenes Auge und den Schweiß auf seiner Stirn sah verstand sie, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmte. »K-Kakashi-Sensei...« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)