Let's become a Ninja! von Vei-Chan (Kapitel 38 erneuert!) ================================================================================ Kapitel 20: Selbstvertrauen --------------------------- Kurai genoss die anschließenden Urlaubstage. Ihr Körper schrie förmlich danach und so ließ Kurai das Training die ersten drei Tage ausfallen und begnügte sich mit Chakrakonzentration und Meditation, bis sie wieder völlig fit war. Eine leichte Erkältung hatte ihr der 'Badespaß' auch eingebracht, aber dies war alles Andere als tragisch. In den nächsten zwei Tagen traf sich Kurai mit Shabon und Lorrenor an der Gedenkwiese. Mit dem Jungen trainierte das Fuchsmädchen weiterhin den waffenlosen Kampf, welcher jetzt schon weitaus besser klappte als am Anfang. Kurai verlor langsam aber sicher ihre Angst vor dem Angriff und traute sich neuerdings auch mal etwas gewagtere Sprünge und Drehungen. Shabon hingegen war waffenloser Kampf viel zu banal. Sie spielte seelenruhig Lieder auf ihrer Flöte und übte so die optimale Konzentration, um das Chakra perfekt zu lenken. Kurai interessierte sich ungemein für Shabons Fähigkeit und so griff die Jüngste sie mit einer angenehmeren Illusionskunst an, um ihr zu zeigen, wie weit sie in ihrem Training schon gekommen war. Shabon zeigte Kurai einen völlig anderen Ort am Meer - durch den noch eine Menge falsch platzierter Bäume aus der Realität hervorstachen und wo das Wasser ein wenig gläsern wirkte - aber ansonsten konnte Kurai sogar den falschen Wind spüren. Sie war hellauf begeistert und lobte Shabon dafür ausgiebig, worüber sich diese beschämt freute. »Dann machen wir beide Urlaub in deiner Illusionskunst«, meinte Kurai grinsend. »Weißt du, wie schwer das zu halten ist?«, entgegnete Shabon ebenso gut gelaunt. Morgen würde der nächste Auftrag stattfinden und Kurai stand gerade in ihrer Wohnung. Mit genervtem Blick schaute sie in den Kühlschrank, welcher bis auf ein einziges Stück Wurst vollkommen leer war. Das Fuchsmädchen seufzte abgrundtief und klappte die kleine weiße Tür zu. Wohl oder übel musste sie einkaufen gehen - und das bedeutete, dass sie ans andere Ende von Konoha musste. Der Lebensmittelladen um die Ecke bei der Akademie verkaufte ja keine Lebensmittel mehr an ein 'Monster'. Kurai knurrte hörbar und klaubte ihren Geldbeutel vom Schrank. Als sie abgeschlossen hatte atmete sie die frische Luft ein - der Himmel war strahlend blau an diesem Tag - und ging dann los. Je früher sie ankam desto besser. Konoha-Gakure war riesig und so würde sie mit Sicherheit zwei Stunden bis zum besagten Geschäft brauchen - ohne schwere Einkaufstaschen. Kurai wollte gar nicht daran denken was geschehen würde, wären sie voll. »Verdammt«, murmelte sie und beeilte sich, an der Akademie vorbeizukommen. Heute war dort kein freier Tag und so tummelten sich einige kleine Schüler auf dem Hof, die meisten imitierten etwaige Jutsus und schlugen sich mit zarter Gewalt. Kurai musste lächeln und erinnerte sich an ihre eigene Schulzeit, aber die war alles Andere als lustig gewesen. Das Fuchsmädchen seufzte und beschleunigte den Schritt, blieb dann aber dennoch stehen. »Bitte...«, kam es weinerlich von weiter hinten, »...Hört auf damit!« »Halt uns doch auf«, erwiderte eine Stimme mit Hohn darin. Kurais Blick verfinsterte sich - genau diese Art zu sprechen kannte sie von ihren Mitschülern. Kurz herrschte Ruhe, dann folgte ein dumpfer Laut. »Hört auf! Das tut weh...«, wurde wieder gebeten. Kurai rang einen Moment mit sichselbst. Sie hatte bei diesen Kindern nichts zu suchen und es ging sie nichts an. Trotzdem bewegten sich Kurais Beine nicht, denn wie sehr hätte sie sich damals über Hilfe von außen gefreut. Mit einem Fluch auf den Lippen machte das Mädchen kehrt und trat nun auf den Eingang des Akademiegeländes zu. Kurai musste nicht weit gehen, um eine kleine Gruppe Kinder an den Schaukeln zu sehen. Es waren drei Jungen, die einen Vierten anscheinend schikanierten. Er lag inzwischen auf dem Boden - was das Geräusch erklärte - und Tränen glitzerten in seinen Augen. Kurai beobachtete die Szenerie eine Zeit lang versteckt, aber es dauerte nicht lange, bis den liegenden Jungen ein - zugegeben recht schwächlicher - Fußtritt traf. Er rollte sich ein wenig zur Seite und wollte wohl etwas sagen, aber dazu kam es nichtmehr. Kurai baute sich hinter der Gruppe auf, packte einen von ihnen am Kragen und hob ihn demonstrativ hoch. »Was soll das?«, fragte das Mädchen dann in bissigem Ton. Die Kinder schauten sie verwirrt an und der, den sie am Schlawittchen gepackt hatte, begann sich nun schlagend und tretend zu wehren. Trotzdem war Kurai größer und hielt ihn einfach etwas von sich weg. »Was geht dich das an?«, erwiderte eines der anderen Kinder, welches eine schwarze Brille trug, schnippisch. Der dritte Junge im Bunde hatte dunkelbraunes Haar und spähte fast hasserfüllt in Kurais Augen. »Lasst den Kleinen in Ruhe«, warnte Kurai unbeeindruckt, »Oder es setzt was.« »Komm doch, du dumme Schnepfe!«, keuchte nun der von Kurai Überrumpelte und schließlich musste das Mädchen ihn loslassen. Er baute sich vor ihr auf und seine beiden Kumpel ebenfalls. »Komm du doch, du Zwerg«, provozierte Kurai, »Oder traust du dich etwa nicht?« Mehr brauchte das Fuchsmädchen nicht zu sagen, da ging der Braunhaarige bereits auf sie los. Sein Faustschlag war ein Witz und seine Körperhaltung viel zu offen, trotzdem war er für seine Erfahrung und sein Alter mutig. Kurai wich problemlos aus, packte sein Genick und drückte ihn auf den Boden. Wütend strampelte der Junge mit den Beinen und versuchte, Kurai in die Hand zu beißen. Dennoch traten die anderen Beiden fast ehrfürchtig zurück. Klar... Als Kind wäre Kurai von ihrer momentanen Kraft auch beeindruckt gewesen. »Passt auf«, meinte Kurai jetzt streng und setzte sich absichtlich auf den Rücken des soeben Besiegten, »Wenn ich jetzt ein feindlicher Shinobi wäre, würde ich euren Freund töten, versteht ihr?« Die Jungen sagten nichts, spähten nur aufmerksam in Kurais Augen. Das Opfer der Kinder schien ein wenig kleiner zu sein und rappelte sich nun ängstlich auf. »Ninjas brauchen Teamwork«, sie bediente sich dabei komplett an Kakashis Wortwahl, »Sonst stehen sie schneller auf dem Gedenkstein als ihnen lieb ist. Und selbst wenn ihr mit jemandem in eine Dreiergruppe kommt, den ihr nicht ausstehen könnt, müsst ihr ihn blind verstehen. Ein Ninja, der seine Kameraden nicht achtet, ist ein mieses Schwein und hat den Tod verdient.« Finster blickte Kurai die beiden anderen Jungen an, welche jetzt sichtlich schluckten. »Wenn ihr den Kleinen nicht in Ruhe lasst...«, drohte Kurai, »...Dann rufe ich meine Ninjahunde und die beißen euch in den Arsch. Habt ihr das verstanden?« Kurai ließ den Jungen am Boden wieder los und schnell lief er zu seinen Freunden. Wut spiegelte sich in seinem Gesichtsausdruck. »Verstanden?«, donnerte Kurai jetzt und die Kinder zuckten allesamt zusammen. »Verschwindet«, fügte sie noch hinzu und sie machten sich aus dem Staub. Sich am Kopf kratzend blickte das Fuchsmädchen ihnen nach. Sowas war ihr noch nie passiert und sie war sich nicht sicher, ob die das überhaupt verstanden hatten. Dennoch war sie mehr oder weniger zufrieden, sie für den Augenblick verjagt zu haben. »D-Danke...«, murmelte der Junge jetzt, den sie geärgert hatten. Er war wirklich schmächtig und fast von dürrer Erscheinung, sein kurzes, strohblondes Haar hing schlaff herunter und ruhelos huschten die braunen Augen über die Umgebung, so als würden sie sich niemals sicher fühlen. »Wie heißt du?«, fragte Kurai und kam einige Schritte auf ihn zu. »Ich h-heiße Hiroshi...«, murmelte der Kleine und blickte zu Boden. Kurai kniete sich hinunter und war nun fast auf Augenhöhe mit ihm. »Hallo, Hiroshi«, meinte Kurai so freundlich wie möglich, »Ich heiße Kurai. Warum haben die dich geärgert?« »Sie ärgern mich immer«, stieß das Kind selbst wütend aus, »Aber es sind so viele und ich bin so schwach... Wenn sie mich schubsen, falle ich sofort um.« »Verstehe...«, murmelte das Mädchen, »Aber wieso ärgern sie dich immer?« »Ich weiß es nicht...«, gestand er, »Sie mögen mich einfach nicht. In der Klasse bekritzeln sie immer meine Hefte, wenn ich draußen bin und sie sagen, aus mir wird nie ein Ninja, weil ich so dünn und klein bin.« »Das ist doch Unsinn«, wehrte Kurai ab, »Jeder kann Shinobi werden, egal wie breit oder groß.« »Meinst du wirklich?«, fragte er jetzt hoffnungsvoll. Scheinbar glaubte er das inzwischen schon selbst. »Natürlich«, meinte Kurai verständnislos, »Ich bin ja auch kein Riese. Und meine Teamkollegin ist sogar noch ein Stück schmaler und kleiner als ich... Und sie ist ein ziemlicher Profi in Gen-Jutsu.« »Illusionskunst?« »Ja«, bestätigte Kurai nickend und erhob sich wieder, »Also lass dich von denen nicht ärgern und geh einfach in deine Klasse zurück.« Kurai wandte sich zum Gehen, aber die Hand von Hiroshi schnellte hervor, packte den Saum ihres Oberteils und hielt sie fest. »B-Bitte«, sagte er leise, »K-Kannst du mich nach Hause bringen, Kurai?« »...Natürlich.« Kurai hatte Mitleid mit dem Kleinen. Er erinnerte sie an sichselbst in der Schulzeit und so fühlte Kurai deutlich einen Beschützerinstinkt in ihr aufkeimen, der durch sein schwaches Äußeres noch bekräftigt wurde. Lautlos und tief seufzend verließ sie mit dem Jungen das Schulgelände. Was hatte sie sich jetzt wieder eingehandelt? »Hast du auch wirklich Schluss?«, vergewisserte sich Kurai vorsichtshalber, um nicht nachher noch wegen Entführung dazustehen. »Ja«, bestätigte Hiroshi, »Meister Iruka musste dringend irgendwo hin und hat uns nach Hause geschickt.« Kurai horchte auf. »Iruka?«, fragte sie und musste lächeln, »Da hast du aber den besten Lehrer erwischt. Er hat mich auch unterrichtet.« »Wirklich? War er bei dir auch so streng?« Kurai lachte auf. Das sah Iruka-Sensei wirklich ähnlich. »Ja... Und wie.« Hiroshi deutete in die entgegengesetzte Richtung, in die Kurai eigentlich gewollt hatte. Abermals seufzend lief sie neben dem Jungen her, der ihr knapp bis an die Taille reichte und er deutete quer über die Straßen in die Nähe der Stadtmauer. »Da wohne ich.« »Okay...« Kurai wusste nicht, was sie jetzt noch sagen sollte. Noch nie hatte sie sich mit einem Kind unterhalten und so war sie schlichtweg ratlos. »Du bist doch ein Ninja«, meinte Hiroshi aber nach einiger Zeit von ganz allein, »Kannst du mir nicht zeigen, wie ich deine Ninjahunde rufe?« Jetzt saß das Fuchsmädchen in der Klemme. »N-Nein«, murmelte sie etwas stammelig - sie wollte ihn nicht enttäuschen. Gleichzeitig kam ihr aber eine andere geniale Idee, »Aber dafür zeige ich dir was, was dir garantiert helfen wird.« Anstatt rechts abzubiegen, um zu Hiroshis Elternhaus zu kommen, hielt sich Kurai links und führte das Kind zur Gedenkwiese. Glücklicherweise trainierte hier gerade niemand, was natürlich wie gerufen kam. »Was habt ihr im Unterricht in Sachen Chakra schon durchgenommen?«, fragte das Fuchsmädchen und stellte sich Hiroshi gegenüber. »Chakrakonzentration«, antwortete der blonde Junge, »Und Verwandlung... Aber die ist schwer.« »Okay...«, überlegte Kurai und kratzte sich an der Wange, »Pass auf: Ich bringe dir jetzt bei, wie du Doppelgänger machst.« »Echt?«, er klang merklich begeistert, »Das nehmen wir erst nächstes Jahr durch!« »Ja... Wenn die dich wieder ärgern, setzt du einfach diese Technik ein. Die ärgern dich nie wieder, wenn plötzlich drei von dir vor ihnen stehen.« Hiroshi lachte vergnügt und tippelte ein Wenig auf den Beinen herum. »Das ist toll!« Kurai setzte sich also hin und erklärte Hiroshi, wie er Bunshins formen konnte. Es war gar nicht so einfach, sich für ein Kind verständlich auszudrücken, aber Kurai fand schließlich einen Weg, es gut zu umschreiben. »Konzentrier dein Chakra in der Mitte deines Körpers«, sagte sie und der Junge nickte. Er hatte die Augen geschlossen, das Fingerzeichen angesetzt und stand ein Wenig verkrampft vor Konzentration da. »Entspann dich mehr... Und jetzt versuch etwas von dem Chakra, was du in der Mitte gesammelt hast abzuspalten. Es darf nicht zu wenig sein. Verstehst du, was ich meine?« Schweiß sammelte sich auf der Stirn des Jungen und Kurai musste leicht grinsen. Noch immer halb abwesend stand Hiroshi da und jetzt erblickte das Mädchen eine Regung von blauem Chakra an seinem Körper. Es schweifte in dünnen Streifen um ihn herum und mit einer kleinen Rauchwolke erschien ein Bunshin. Zwar sah er ebenso aus wie das Original, so lag er doch mehr teilnahmslos am Boden und wirkte sehr bleich. »Super für den ersten Versuch«, meinte Kurai ehrlich und nickte anerkennend, »Du magst vielleicht nicht körperlich stark sein, aber du bist schlau und kannst gut mit Chakra umgehen.« Hiroshi strahlte über das ganze Gesicht und er spähte glücklich zu Kurai, die jetzt mehr zufällig in den Himmel blickte und bemerkte, dass es bereits später Nachmittag war. »Oh«, fiel ihr auf und sie erhob sich, »Ich muss noch wo hin. Komm, ich bring dich jetzt heim.« »Okay...« Wieder gingen die beiden nebeneinander her. »Trainierst du morgen wieder mit mir, Kurai-Sensei?«, fragte der Kleine und sah sie hoffnungsvoll an. Es war ein unglaubliches Gefühl für das Fuchsmädchen, Sensei genannt zu werden, obwohl es sich trotzdem schämte. »Ähm...«, stammelte sie anfangs, »...Morgen kann ich leider nicht. Ich habe einen Auftrag mit meinem Meister und meinen Kameraden.« »Was müsst ihr denn tun?« »Weiß ich noch nicht«, sie grinste, »Werden wir erst morgen beim Hokage erfahren.« »Ich möchte so gern auch schon Missionen machen..«, brummte Hiroshi, »...Aber stattdessen muss ich den ganzen Tag im Klassenraum sitzen und Meister Iruka zuhören.« »Das kommt schon noch«, sagte Kurai und zog ihr Oberteil ein Stückchen hoch. Mit bedacht achtete sie darauf, ihr Siegel nicht freizulegen und zeigte dem Jungen neben sich die Narbe, die sie nun an der Taille trug. Dort hatte die falsche Shabon sie erwischt. »Das ist beim Dienst passiert, weil ich unaufmerksam war«, sagte Kurai, »Deshalb lass dir lieber Zeit und genieß die Schule.« Scheinbar tief beeindruckt spähte Hiroshi die Narbe an, bis Kurai den Stoff wieder darüberfallen gelassen hatte und schwieg dann einen Moment. »Diese Wunde war lebensgefährlich«, stellte er dann fest und jetzt doch etwas verdattert spähte Kurai ihn an. »Du bist ganz schön schlau für dein Alter«, gab sie dann zu und nickte, »Warum wirst du nicht Medi-Nin? Die Chakrabeherrschung dafür hast du jedenfalls.« »Meinst du? Medi-Nins sind toll...« »Überleg es dir«, Kurai nickte und Hiroshi blieb vor einem der Häuser stehen. »Hier wohne ich«, sagte er grinsend. »Gut, Hiroshi... Üb' das mit den Bunshins noch ein Wenig, dann beherrschst du das bald. Und wenn Meister Iruka dich fragt, woher du diese Technik schon kannst, dann bestell' ihm einen schönen Gruß von mir und sag ihm, das ist auf meinen Mist gewachsen.« »Werd ich machen«, versprach Hiroshi, »Trainieren wir nochmal zusammen, Kurai-Sensei?« »Mal sehen, wann ich Zeit habe...«, meinte diese, »Ich wohne nicht weit von der Akademie entfernt. Irgendwann laufen wir uns schon über den Weg.« Der blonde Junge hob die Hand zum Abschied und verschwand im Haus. Kurai wandte sich schleunigst um und ging davon, damit seine Eltern sie nicht sehen würden. Ihre verdammten Fuchsstriche verrieten sie ja schon auf den ersten Blick als Kyuubis Wirt. Sie blickte in den Himmel und seufzte abgrundtief. Jetzt musste sie sich beeilen, um überhaupt noch vor Ladenschluss da zu sein. Dennoch brauchte sie Nahrungsmittel, denn ohne Abendbrot und ohne Frühstück morgen würde sie unter den Einkaufstaschen bestimmt zusammenbrechen. Grimmig grinsend bog Kurai schnell um die Ecke und joggte dann mehr oder weniger an der Akademie vorbei. Der Himmel hatte sich orange gefärbt und Kurais Lunge brannte jetzt endlich nichtmehr. Einige Tage nach ihrem beinahen Ertrinken und ihrer Erkältung hatte sie kaum schneller gehen können, ohne gleich zu keuchen wie nach einem Marathonlauf. Jetzt spürte das Mädchen diese Anstrengung aber kaum noch, was sie sehr zufrieden stimmte. Schleunigst und unaufmerksam bog Kurai um die nächste Ecke und blieb nur wenige Zentimeter abrupt stehen, da sie beinahe in jemanden hineingerannt wäre. »Tschuldigung«, nuschelte sie flüchtig und drückte sich bereits an der Person vorbei. »Du hast's ja eilig«, bemerkte diese dann und Kurai blieb stehen und fuhr herum. Kakashi-Sensei stand vor ihr und schaute sie mit seinem üblichen müden Blick an. »Oh«, meinte Kurai, »Hallo Meister.« »Wo willst du denn so schnell hin?« »Einkaufen. Der Laden macht bald dicht, deshalb muss ich mich beeilen... Und du?« Einen Moment herrschte Stille und Kakashi blickte mit seinem sichtbaren Auge kurz nach oben. Das tat er immer, wenn ihm etwas im gelassenen Zustand auffiel. »Ich auch. Läufst du nicht in die falsche Richtung?« »...Nein...«, wehrte Kurai ab und blickte zu Boden, »Ich hab doch Hausverbot beim Laden um die Ecke...« Er schien sich zu erinnern, Kurai hatte es ihm ja erzählt. »Komm doch einfach mit mir«, schlug er dann vor. »Nein«, meinte sie strickt, »Letztes Mal hat mir der Ladenbesitzer ein Stück halbgefrorene Butter an den Kopf geworfen. Die Stelle hat mir drei Tage später noch wehgetan.« »Wenn ich dabei bin wird dir niemand etwas an den Kopf schmeißen« meinte er sicher und tat mit dem Finger eine Geste, ihm zu folgen. Er ging los und Kurai verharrte einen Moment auf ihrem Platz. Es sollte nicht so aussehen, als habe sie es nötig sich begleiten zu lassen. Und das auch noch von ihrem Meister... Andererseits würde sie sonst für den Rest ihres Lebens einen Vierstundenmarsch in Kauf nehmen, um etwas Essbares im Kühlschrank zu haben. Sie dachte nach und schließlich setzte sie sich dennoch in Bewegung und folgte ihm. »Versuch' mal das, was ich dir gesagt habe«, meinte Kakashi als Kurai aufgeholt hatte, »Ich meine das mit der Selbstsicherheit. Die Leute werden es merken.« Das Fuchsmädchen nickte leicht und blickte auf die Straße. Wieso war sie neuerdings immer so schweigsam in der Nähe ihres Meisters? Früher hatte sie sich über jedes Wort mit ihm gefreut und neuerdings fiel ihr irgendwie nichts mehr ein, was sie mit ihm besprechen konnte. Bei normalen Themen erhaschte sie sich mit der Angst, Kakashi würde sie banal finden. Rätselnd stiefelte Kurai neben Hatake her und wäre fast am Laden vorbeigelaufen. Sie betraten ihn und das gedämpfte Licht ließ die Lebensmittel beinahe malerisch aussehen, was Kurai immer wieder mit Erstaunen feststellte. Sie bemerkte den Blick des Ladenbesitzers und wäre am liebsten im Boden versunken. Ihr zweiter Impuls war, flink zum Regal zu laufen, alles herauszuklauben was sie brauchte und schnellstens zu bezahlen, so wie sie es früher immer getan hatte. Doch Kakashi in ihrem Rücken gab Kurai Sicherheit. Zwar konzentrierte er sich auf die gegenüberliegende Seite, so war er dennoch da. So fest und ruhig wie möglich nahm Kurai nacheinander die Lebensmittel aus den Regalen die sie brauchte und begab sich schließlich zur Kasse. Jetzt wurde es ernst. Mit finsterem Blick fixierte der Mann sie, aber Kurai blieb fest. Mit klarem Blick schaute sie zurück, verteilte die Ware auf der Theke. »Das bitte«, sprach sie leise. Im gleichen Moment trat Kakashi hinter Kurai und blickte das Gegenüber von oben an, da er ein gutes Stück größer war. Der Ladenbesitzer spähte zu Kakashi zurück, senkte dann den Blick kurz und murmelte dem Fuchsmädchen den Preis zu. Kurai bezahlte, nahm die Papiertüte und entfernte sich, damit auch ihr Meister fertig wurde. Wieder draußen atmete Kurai tief durch. Sie hatte es geschafft! Kakashi folgte ihr aus dem Geschäft, auch er trug eine Tüte - sie war fast doppelt so voll wie Kurais und er brauchte dafür nur einen Arm, während das Mädchen Beide benötigte. »Geht doch«, meinte der Oberninja zufrieden und nickte leicht, als er neben Kurai die Straße entlanglief. »Ja... Weil du dabei warst«, es war kompliziert für Kurai, nichtmehr 'Sie' zu Kakashi-Sensei zu sagen. Besonders weil sie dessen Zusammenhang verschlafen zu haben schien, »Wenn ich nächstes Mal allein hingehe wird er mich garantiert wieder wegjagen.« »Dir kann kaum was passieren, wenn du selbstsicher bist«, sagte er zuversichtlich. »Weißt du schon, was wir morgen für eine Mission bekommen?«, wechselte Kurai nun das Thema. »Nein«, meinte der silberhaarige Ninja schlichtweg, »Wir gehen sie erst morgen holen.« Als sie sich trennten hob Kakashi kurz die Hand zum Abschied. »Bis morgen«, meinte er gewohnt ruhig und ging seiner Wege. Kurai blickte dem Mann kurz hinterher. »Komm nicht wieder zu spät!«, rief sie ihm dann nach und grinste, bevor sie selbst ihr Haus anstrebte. Kakashi weiter hinten horchte auf und gab ein leichtes Brummen vonsich. Entgegen aller Erwartungen stand am Tag darauf ein gewöhnlicher D-Rang-Auftrag an - und natürlich war Kakashi-Sensei dennoch zwei Stunden zu spät erschienen. Jene Zeit hatten Kurai und Shabon wiedermal mit Schachspielen vertrieben. Diesesmal hatte das Fuchsmädchen Shabon sogar einmal schlagen können. Jeder von ihnen hatte mit einer weiteren Reise oder zumindest komplizierten Aufgabe gerechnet, doch die drei Ge-Nin standen nun schon beinahe eine Stunde mit hochgezogenen Hosenbeinen im nahegelegenen Flüsschen und fischten Abfall aus dem Wasser, der aus der Stadt angetrieben worden war. Shabon gab dann und wann tief brummende Laute vonsich, während Kurai und Lorrenor sich mehr oder weniger ergeben ihrem Schicksal fügten. Sie alle trugen geflochtene Körbe auf dem Rücken, in die sie die leeren Dosen und sonstigen Müll warfen. »Man...«, murmelte Kurai irgendwann und streckte das Kreuz, »Das ist ätzend.« »Wem sagst du das?«, fragte Shabon prompt und zog eine leere Bentobox aus dem Wasser, »Also ob wir nicht schon was Größeres machen können.« Kakashi, der wie immer gut gelaunt im Schatten seines Baumes saß und das "FlirtParadies" las, sah nun auf. »Wenn ihr unbedingt höhere Aufgaben wollt, dann müsst ihr an der Chu-Nin-Prüfung teilnehmen. Die findet sowieso bald statt.« Augenblick hörten die drei Unterninja auf zu arbeiten. Würden sie an jener Prüfung teilnehmen und bestehen, dann gäbe es keine lästigen D-Aufträge mehr. Der Rang des Mittelninja bedeutete Missionen der C-Stufe. Beinahe verschwörerisch blickte die Gruppe sich an und schwieg. »Ich will teilnehmen«, sagte Lorrenor als Erster und nickte. Somit käme er seinem Ziel, Anbu zu werden, näher. »Ich auch«, Kurai blickte in die schwarzen Augen ihres Kameraden. Sie ahnte, wie wichtig es ihm war - aber für sie selbst bedeutete Chu-Nin zu sein nicht nur mehr Respekt von außerhalb sondern auch Shaku gefährlicher zu werden. Sicherlich war er Oberninja. Shabon zögerte und nestelte währenddessen an ihrem Shirt herum. »...Ähm... Na ja...«, meinte sie unsicher, »Wenn ihr beide teilnehmen wollt, komme ich natürlich mit und stehe euch zur Seite. Keine Frage«, Shabon hatte kein so besonderes Ziel. Eigentlich war ihr Ihres noch gar nicht bewusst, nur für Medizin interessierte sich das Mädchen in letzter Zeit stärker. Die Aussicht darauf, Medi-Nin zu werden und die Verbesserung ihrer Gen-Jutsu konnte durch diese Prüfung eigentlich nur bekräftigt werden. »Wir nehmen teil«, schloss das grünhaarige Mädchen und grinste nun wieder, »Danach gibt es keine Müllsammlerei mehr.« Kakashi blickte die Drei einige Sekunden lang an, ehe er sein Buch wegsteckte und schließlich nickte. Der Mann erhob sich und kam dem Ufer etwas näher. Inzwischen war der Fluss vom Schmutz befreit und der Dienst somit erfüllt. Hatake bedeutete den Ge-Nin, ihm zu folgen und nach einigen Minuten befanden sie sich wieder auf den Straßen von Konoha-Gakure. »Wenn ihr wirklich mitmachen wollt«, sagte er nach einiger Zeit, »Dann müsst ihr euch im Klaren darüber sein, dass die Kämpfe und Aufgaben sehr schwer werden. Wahrscheinlich schwerer als alles, was wir bisher gemacht haben.« Kurai blickte auf den Boden und hörte ein Schlucken von Shabon. »Im zweiten und dritten Teil der Prüfung sind schon viele Ninjas umgekommen...« »Was?!« Sie alle wirkten jetzt nervös und blickten zu ihrem Sensei, der dies so ruhig gesagt hatte, als wäre es das Normalste der Welt. »Keine Sorge«, beschwichtigte dieser, »Ihr alle seid wachsam und talentiert genug, um nicht gleich getötet zu werden... Sonst hätte ich euch diese Prüfung nicht vorgeschlagen. Dennoch müsst ihr wachsam sein.« Kakashi blickte auf das Hokagegebäude, welches sich nun näherte. Als das Team den Lohn erhalten und sich wieder draußen versammelt hatte, erhob der Meister erneut das Wort. »Die Prüfung ist in drei Wochen«, meinte er, »Und in diesen drei Wochen will ich mit euch ein intensives Training absolvieren, damit ihr für Kämpfe gewappnet seid. Allerdings werdet ihr dieses Mal nicht als Team üben sondern allein mit mir. Das Training ist dann sehr viel effizienter und ihr lernt schneller dazu.« »Was willst du uns denn beibringen, Meister Kakashi?«, fragte Shabon interessiert. »Das entscheide ich morgen, denn vorher muss ich noch etwas prüfen. Wir treffen uns um Neun an der Gedenkwiese... Und seid pünktlich.« Nur kurze Sekunden nach seinem Satz war der Sensei in einer Rauchwolke verschwunden. »Bis morgen«, meinte Lorrenor gleich darauf, welcher es von hier aus nicht weit nach Hause hatte und kehrte den Mädchen den Rücken zu. »Was meinst du, wird er uns beibringen?«, fragte Shabon Kurai auf dem Heimweg. »Ich habe keine Ahnung«, gestand diese, »Er tut immer so geheimnisvoll.« »Ja, wirklich...«, Shabon grinste, »Freust du dich auf das Einzeltraining mit Meister Kakashi?« Perplex schaute Kurai ihrer Freundin in die Augen. »Wie meinst du das?« Unschuldig verschränkte Shabon die Arme hinter dem Kopf und blickte in den leicht bewölkten Himmel. »Och, ich dachte nur.« »Freust du dich denn drauf?«, meinte Kurai nun als Gegenfrage. Wieder so verheißungsvoll grinsend fixierte Shabon sie. »Natüüürlich«, lachte das Mädchen und wandte sich sogleich in ihre Richtung ab, als die Wege sich trennten, »Und komm nicht zu spät!« Kurai blieb noch einen Moment stehen und sah Shabon nach. Sie war wirklich ihr bester Freund und sie verstanden einander blind, aber von Zeit zu Zeit wünschte Kurai sich zu wissen, was in Shabons Kopf vorging. Allein dieses Gespräch eben blieb an Kurais Gedanken haften, denn sie ärgerte sich darüber, nicht zu wissen was ihre Teamkollegin gemeint hatte. Am darauffolgenden Tag versammelten sich Kurai, Shabon und Lorrenor also an der Gedenkwiese. Wie immer erschien Kakashi-Sensei später als Angekündigt - aber die beiden Mädchen der Gruppe hatten dies eingeplant und waren einfach sechzig Minuten später erschienen. So warteten die Beiden auch nicht mehr lange, bis auf der Jo-Nin endlich da war. »Guten Morgen«, meinte er freundlich und erntete giftige Blicke, besonders von Seiten Lorrenor. »Also...«, begann der Silberhaarige und räusperte sich kurz, »Ihr alle beherrscht Kawarimi und Bunshin no Jutsu. Lorrenor kennt zusätzlich das Gokakyuu no Jutsu zum Angriff, während Shabon sich auf Gen-Jutsu und Kurai sich auf ihr Schwert oder Kyuubi verlässt.« Die drei Unterninja nickten. Kurai bemerkte, dass es ihr neuerdings nichtsmehr ausmachte, wenn jemand über den Fuchsdämonen sprach. Hatte sie ihn tatsächlich akzeptiert? »Für die Chu-Nin-Prüfung wäre es allerdings hilfreich, wenn ihr noch andere Jutsus könnt. Und die möchte ich euch beibringen.« »Cool!«, riefen Shabon und Kurai wie aus einem Mund und strahlten sich erst gegenseitig und dann Kakashi an. Lorrenors Mundwinkel zogen sich leicht nach oben. »Welche?«, fragte er ruhig. »Kommt drauf an, was mein kleiner Test mir sagt«, fuhr Kakashi fort, »Ich möchte heute herausfinden, welches Element euer Chakra hat.« Einen kurzen Augenblick herrschte Stille. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)