Vertauschte Rollen von Felicity (Ein kleines Gedankenexperiment) ================================================================================ Kapitel 4: entschieden ---------------------- Wie gewohnt war Levi ohne ein Wort in den Brunnen geklettert, er hatte ihnen nicht einmal mehr einen Blick zugeworfen und wartete nun stumm auf dem Grund auf einen Befehl. Eren lehnte sich über den gemauerten Rand, um hinunter sehen zu können. Levi wirkte winzig in dem beinahe zwanzig Meter tiefen Loch, klein und verschollen, wie er mit verschränkten Armen und gesenktem Blick dort stand und keinen Mucks von sich gab, fast wie eine Statue. Eren wand sich zu Armin um, der neben ihm stand und langsam nickte, ehe er Eren fast schon gewaltsam ein Stück zurück drückte, um seinen Platz einzunehmen. Eren war körperlich stärker, er hätte sich ohne Probleme wehren können, doch die unerwartete Aktion ließ ihn diesmal mitgehen und auf einmal spürte er jemanden nach seinen Armen greifen und ein Blick zu den Seiten gab Connie und Sasha zu erkennen. Eren runzelte die Stirn und wollte gerade den Mund öffnen, um zu fragen, was das bitte sollte, als Armin mit ruhiger, fester Stimme einen Befehl in den Brunnen rief. Sekunden vergingen, dann erklang ein Knall, ein lauter Schrei und schräg über den Rand sah Eren den Kopf einer gigantischen Kreatur. Augenblicklich erstarrte er und konnte nicht anders als gebannt auf das Monster vor ihm zu starren. Ein Titan. Tief in Eren meldete sich abgrundtiefer Hass und reine, schwer zu fassende Wut, wie jedes Mal, wenn er einem dieser Ungeheuer begegnete. Er spürte regelrecht, wie  beides durch ihn jagte, ihn kampfbereit machte und der Reflex loszuspringen, seine Ausrüstung zu benutzen und das vermaledeite Ding niederzustrecken war sofort da. Aber Eren machte keine Ansätze sich zu rühren, denn da war noch etwas anderes, dass die Wut überlagerte und ihn komplett bewegungsunfähig machte. Das war Levi. Wie ein Mantra echote seine eigene Stimme in seinen Gedanken. Er war dort gewesen, er hatte in den Brunnen gesehen, da war nur Levi gewesen, der sich weigerte ihm in die Augen zu sehen. Und nun stand dort ein Titan. Der Levi war. Der Junge hatte sich wirklich in einen Titanen verwandelt. Bisher war es nur eine Erzählung gewesen, weit weg, unwirklich. Es war nicht einmal so, dass Eren den Berichten gar nicht geglaubt hätte, aber es nun selbst zu sehen, machte ihm klar, dass er zu sehr gezweifelt hatte. Ja, er war überzeugt gewesen, dass keiner gelogen hatte, als er davon erzählte, aber wirklich geglaubt hatte er ihnen ganz offensichtlich nicht. Und nun wusste er selbst nicht, was er von der ganzen Sache halten sollte. Armin vor ihm hatte sich wie immer besser im Griff. Er stütze sich leicht auf den Steinen ab und beugte sich vor – sicher außerhalb der Reichweite, die er vermutlich ganz genau berechnet hatte – dann, noch immer mit absolut kontrollierter Stimme fragte er: „Levi?“ Und der Titan nickte. Eren glaubte seinen Augen nicht. Er nickte. „Bist du bei Bewusstsein und in Kontrolle über den Körper?“ Der Titan öffnete den Mund und gab einen undeutlichen Schrei von sich. Eren brauchte ein paar Sekunden, um zu verstehen, dass das der vergebliche Versuch war, etwas zu sagen. Stattdessen folgte ein weiteres Nicken. Eren starrte noch immer fassungslos auf das Bild vor sich, doch als Armin nach seiner Ausrüstung griff und meinte „Gut, ich komme zu dir runter“, kam Eren endlich wieder zu Sinnen und riss etwas ruckartig an seinen Armen. „Connie, Sasha, lasst mich los!“ Sie tauschten einen Blick, hielten aber fest, woraufhin Eren die Augen verdrehte und stöhnte. „Ich hab‘ mich im Griff, ehrlich!“ „Wenn du meinst …“, murmelte Sasha und ließ fast schon zögerlich locker. Kaum, dass Connie zweifelnd ihrem Beispiel folgte, riss Eren sich wirklich los und stürmte mit zwei großen Schritten wieder zu Armin, um ihm die Hand auf die Schulter zu legen und ihn aufzuhalten. „Lass mich.“ Armin warf ihm einen wenig begeisterten Blick zu und hob langsam eine Augenbraue. „Ich halte das für keine gute Idee“, erklärte er offen heraus, „Du und Titanen sind keine gute Mischung, Eren.“ Eren atmete tief durch und sah noch einmal herunter in den Brunnen, aus dem ihm nun zwei große, hellblaue Augen fast schon herausfordernd entgegensahen. „Stimmt, aber das dort ist einer meiner Leute.“ „Solche Worte aus deinem Mund?“ Armin war alles andere als überzeugt, soviel stand mal fest …   Als der Spuk eine halbe Stunde später vorbei war, war Levi etwa in dem Zustand gewesen, in dem Eren ihn das erste Mal gesehen hatte. Er überließ es Armin die Überreste des Titans zu untersuchen (was immer er damit machen wollte), fischte stattdessen Levi heraus, verfrachtete ihn vor sich auf sein Pferd und brachte ihn zurück zu ihrem momentanen Quartier. Der Ritt verlief schweigend, was zum Teil auch daran lag, dass Levi nach der Hälfte einfach einschlief und erst aufwachte, als Eren bereits am Absteigen war. Trotz seiner Erschöpfung (und Levi war nicht mal mehr wirklich in der Lage alleine zu laufen), bestand er darauf sich zu waschen, ehe er ins Bett ging. Das schien ihm ja wirklich verdammt wichtig zu sein und so ließ Eren es zu und ihn ruhen, bis er zwei Stunden später mit einer heißen, frisch gekochten Suppe an Levis Tür klopfte, um nach ihm zu sehen. Levi antwortete etwas langsam und träge, aber als Eren die Tür öffnete wirkte er immerhin wieder halbwegs ansprechbar. Eren suchte vergeblich nach Worten, um über das ganze zu reden und ließ Levi einfach erstmal essen, während er sich auf einen Stuhl neben ihm sitze und erstmal schwieg. „Tut es weh?“, fragte er irgendwann, als Levi beinahe aufgegessen hatte. Der Junge ließ daraufhin den schon erhobenen Löffel wieder sinken und warf ihm einen dieser herausfordernden Blicke zu, ehe er sich offenbar besann, auf seine Hand herabsah und den Kopf schüttelte. „Die Verletzung vorher schon, aber die Verwandlung … der Körper fühlt sich an, wie meiner. Ich spüre meinen … echten nicht mehr.“ Eren nickte langsam. „Armin hat gemeint, dass du selbst aber da bleibst – vermutlich im Schwachpunkt der Titanen. Er geht davon aus, dass wir dich vielleicht auch so herausbekommen ohne warten zu müssen, bis du vor Erschöpfung zusammenbrichst“, fasste Eren ihre Besprechung kurz zusammen, „Und er will jetzt ein paar wilde Titanen fangen und im Nacken aufschneiden. Ich ahne, wer diesen Job bekommen wird …“, murmelte er einfach nur, um sie nicht wieder in Schweigen verfallen zu lassen. Da Levi aber keine Anstalten machte, darauf einzugehen, zuckte Eren nur die Schultern. „Das war sehr gute Arbeit, Soldat“, merkte er dann stattdessen an und stand währenddessen auf, „Als Belohnung habe ich morgen eine Überraschung für dich.“ Levi hob nur eine Augenbraue, aber Eren schüttelte mit einem winzigen Lächeln den Kopf und verließ das Zimmer.   Um neun Uhr am folgenden Tag kam ein kleiner Trupp Reiter an. Eren hatte bereits im Hof auf sie gewartet und lief kaum, dass Jean von seinem Pferd herunter war, auf ihn zu, um ihn mit einem festen Handschlag zu begrüßen. Wie üblich wurde es ein halbes Armdrücken, ehe beide lachend davon abließen. „Wie geht’s Mikasa?“ „Gut, gut. Sie will immer noch in den aktiven Dienst, obwohl es langsam doch sehr … sichtbar wird. Und ich soll dir sagen, dass du auf dich aufpassen und gescheit essen sollst.“ „Typisch …“ „Oh ja.“ Sie grinsten beide, ehe sie etwas ernster wurden. „Also, wie sieht’s aus?“, kam Jean direkt zur Sache, während er sein Pferd zum Stall führte. Eren war ganz automatisch nebenher gelaufen. „Den Umständen entsprechend gut. Levi redet endlich mal mehr als ein Wort mit mir und wir haben gestern das Experiment, ich würde mal behaupten, sehr erfolgreich durchgeführt. Aber ich glaube, die Einzelheiten erklärt dir besser Armin als ich.“ Jean nickte langsam und nahm den Sattel herunter. „Vermutlich. Aber wie sieht deine Einschätzung aus?“ Eren sah ihn fragend an. „In Bezug auf was genau? Levis Fähigkeiten als Soldat oder ob er ein Titan ist?“ Jean verzog leicht das Gesicht. „Beides, auch wenn ich gerade eher die Kombination meinte.“ Eren seufzte. Er hatte gewusst, dass diese Frage kommen würde und er war noch immer nicht sicher, wie er sie wahrheitsgemäß beantworten sollte. Also tat er das gleiche, wie sonst auch und sprach einfach aus, was ihm in den Kopf kam. „Er ist ein sehr guter Kämpfer und im Umgang mit dem Gear können eher wir von ihm als er von uns etwas lernen.“ Was Eren noch auf einen anderen Gedanken brachte, den er später weiterverfolgen würde. „Er kann sich in einen Titanen verwandeln und zumindest dieses Mal hatte er ihn auch unter Kontrolle. Er ist ansprechbar und versteht problemlos, was wir sagen. Mehr kann ich dazu nicht sagen.“ „Das reicht mir“, Jean nickte erneut und deutete dann mit dem Kopf zu den Kadetten, die mit ihm gekommen waren. „Kümmer du dich bitte um sie, ich nehme an, Armin ist in seinem Zimmer?“ „Vermutlich, ja.“ Und damit war Jean weg und Eren lief ein Stück zur Seite, wo die drei standen und scheinbar darauf warteten, dass jemand ihnen einen Befehl gab. Petra wirkte ein wenig nervös, Erwin stand fast schon zu still da, (wie er jetzt dank der Akte wusste) Hanji schien sich gar nicht an dem Ganzen zu stören und sah sich neugierig um. „Guten Morgen, freut mich, euch wiederzusehen.“ Drei Augenpaare wanderten zu ihm und antworteten mit einem Salut, den Eren erst abwinken wollte, dann aber lieber erwiderte. „Willkommen in meiner Einheit. Ich bin froh, dass ihr euch dazu bereit erklärt habt. Ich hoffe, das wird es uns allen etwas einfacher machen.“ Er bedeutete ihnen zu folgen und lief in Richtung der Küche, die Levi um diese Uhrzeit in aller Regel schrubbte. Nicht, weil er das musste, sondern weil er darauf bestand. Eren ließ ihn gewähren, wenn es ihm dann besser ging. „Captain? Wie geht es unserem Kameraden?“ Eren schmunzelte. Er hatte die Frage direkt bei ihrem Eintreffen schon erwartet. „Keine Sorge, wir haben ihm nichts angetan. Und ihr werdet es gleich selbst sehen.“ Er öffnete die Küchentür und fand Levi wie erwartet mit einer Schürze vor und gerade dabei den Herd abzuwischen. „Levi, unsere Verstärkung ist angekommen.“ Levi sah zu ihm herüber und hielt mitten in der Bewegung inne. „Levi!“ In Sekundenbruchteilen war Petra ihm um den Hals gefallen und Hanji neben ihm dabei ihm durch die Haare zu wuscheln. Nur Erwin ging mit ruhigeren Schritten auf ihn zu, doch auch sein versuchtes Pokerface ließ ein Lächeln erahnen. Eren blieb in der Tür stehen und dachte stumm für sich, dass es eine gute Idee gewesen war. Levis Züge entspannten sich, als er Petra kurz drückte und dann sacht von sich löste. „Nicht, dass ich ihn vermisse, aber ist Nile nicht mitgekommen?“, fragte er schließlich langsam anstelle einer Begrüßung. Ihm reichten wohl die Blicke der anderen. Passte. „Nein, er hat Marie endlich gefragt und sie wollte nicht, dass er in die Aufklärungslegion geht“, antwortete Erwin, woraufhin Levi amüsiert schnaubte. „Wurde langsam auch Zeit.“ „Ja, dachte ich auch. Ich war kurz davor sie zu fragen, ob sie mit mir ausgeht, um ihn aus der Reserve zu locken …“ Eren schmunzelte und stieß sich von der Wand ab, um Armin und Jean zu suchen. Levi und die anderen waren offensichtlich gut aufgehoben und hatten ein bisschen was nachzuholen. Er würde sie nach der Besprechung früh genug aus der Wiedervereinigung reißen müssen, wenn es an die täglichen Übungen ging. Ganz zu schweigen davon, dass Armin morgen nochmal zum Brunnen raus wollte – wovon Levi noch nichts wusste.   Nach dem üblichen Gear Training beschloss Eren, das wohl ein guter Zeitpunkt war, um noch etwas anderes in die Tat umzusetzen und als Levi mit den anderen nach drinnen gehen wollte, hielt er ihn zurück. „Levi, warte bitte kurz.“ Der Junge hatte gerade seine Halterung an den Beinen lösen wollen, ließ nun aber davon ab und drehte sich zu ihm um. Und tatsächlich lag diesmal keine Herausforderung in seinem Blick, sondern lediglich eine seltsame Ruhe, die irgendwie sogar ein wenig auf Eren abzufärben schien und ihn erstmal ausatmen ließ. „Ich habe eine Bitte an dich.“ Ehe er genauer werden konnte, fragte Levi verwundert und ungläubig: „Eine Bitte?“ Eren nickte. „Ja, das ist eine Bitte, kein Befehl, ich will dich nicht dazu zwingen.“ Levi sagte nichts und wartete einfach ab, bis Eren klar wurde, dass keine weitere Reaktion kommen würde und er mit einem leichten Schulterzucken fragte: „Bring mir ein paar deiner Manövertricks bei.“ Levi blinzelte verwirrt. „Wie bitte?“ „Du wirst auch gemerkt haben, dass du wendiger und sicherer bist als wir. Da draußen braucht man gegen einen Titan jeden Trick, den man lernen kann. Ich möchte, dass du mir oder eher uns etwas davon beibringst.“ Er wirkte kein bisschen überzeugt. Levi verzog das Gesicht in einer unwilligen, unsicheren Art, die Eren so von ihm nicht kannte. Vermutlich wollte er sich um eine Antwort herumdrücken, doch diesmal war es Eren, der einfach nur ruhig stehen blieb und abwartete, bis Levi nach fast einer Minute eher flüsterte als wirklich sagte: „Ich glaube nicht, dass ich jemandem etwas beibringen kann.“ Eren nickte langsam. Die Bedenken verstand er. Besser, als Levi vermutlich glaubte. „Du könntest es wenigstens versuchen, was soll schon im schlimmsten Fall passieren?“, Eren schüttelte langsam den Kopf und wand sich dann leicht zum Gehen. „Denk darüber nach und sag mir, wenn du weißt, ob du es versuchen willst. Wie gesagt, das ist kein Befehl, wenn du nein sagst, werde ich es hinnehmen.“ Und damit ließ er einen etwas überfordert und verwirrt wirkenden Levi alleine stehen und lief in Richtung des Quartiers, um aus der verschwitzten Uniform herauszukommen.   Am Ende dauerte es fast drei Tage, bis Eren seine Antwort erhielt. Levi stimmte zu es zu versuchen, aber er wollte nicht gleich die ganze Truppe dabei haben. Und so war Eren der Einzige, der zum ersten Versuch mitkam. Er stellte schnell fest, dass Levi ein harter, schwieriger Lehrer war. Er war es nicht gewöhnt etwas zu erklären und so konnte er es nur vorführen und Eren immer wieder sagen, dass er es falsch machte, bis er nach einigem hin und her endlich Worte fand, die beschrieben, was genau nicht richtig war. Aber Eren war sicher, dass sie das Problem würden lösen können – und wenn nur damit, dass Armin mitkam und Levis Bewegungen in Worte übersetzte, bis dieser es selbst gelernt hatte. Das hieß, wenn sie ihn denn von seinen Notizen wegbekamen, in die er sich seit Tagen vertieft hatte. Inzwischen oft genug begleitet von Hanji. Nach einer knappen Woche kannte Eren sie als extrem neugieriges, niemals stilles Mädchen, das mit einem Wort einfach durchgeknallt war. Sie erinnerte ihn an Sasha in noch schlimmer, nur, dass ihr Fleisch offenbar Wissen war. Hanji hatte Armin mit Fragen gelöchert, bis dieser ihr seine Aufzeichnungen gezeigt hatte. Und entweder war sie eine extrem überzeugende Schauspielerin oder sie hatte die seltsamen Skizzen und Gedanken, die für Eren nur Kauderwelsch waren, tatsächlich verstanden, denn sie hatte munter weitergefragt. Erwin und Petra auf der anderen Seite hatten sich sehr ruhig verhalten und fielen kaum direkt auf. Während Petra eher der besorgte Typ Mensch zu sein schien, war sich Eren fast sicher, dass Erwin einmal entweder General oder Ausbilder werden würde. Er sprach immer sehr sachlich und bedacht und verzog nur sehr selten eine Miene, selbst dann nicht, wenn er sich freute oder gelobt wurde. Es nervte Eren ein wenig, wenn er ehrlich war, denn er war extrem schlecht darin Menschen wie ihn zu lesen oder einzuschätzen und musste sich rein auf sein Gefühl verlassen, wenn es darum ging Erwins Reaktion zu beurteilen. Das funktionierte nicht immer überragend gut, aber wenigstens war Erwin sich seiner Position vollkommen bewusst und gehorchte Befehlen anstandslos. Alles in allem hatte Eren das Gefühl, dass die Ankunft der Neuen selbst nachdem Jean wieder abgereist war, eine gewisse Ruhe mitgebracht hatte. Er war sich selbst nicht sicher, ob das nun die Kinder selbst waren oder ihr Einfluss auf Levi. Vielleicht sogar, dass nach den ersten Tests die spürbare Anspannung bei allen ein wenig nachgelassen hatte – oder auch nur seine eigene? Er war nie gut gewesen solche Dinge zu hinterfragen oder zu verstehen, aber was immer es war, es war gut gewesen.   Vier Wochen waren eine viel zu kurze Zeit, um wirklich vorbereitet sein zu können. Das war Eren klar gewesen und das war auch Jean klar gewesen. Aber selbst mit viel Verhandeln und Diskutieren hatte er nicht mehr als zwei weitere Wochen herausschlagen können, dann drängten die Leute auf sichtbare Ergebnisse. Und das bedeutete, dass sie nach draußen, raus aus Rose mussten und nicht mit leeren Händen wiederkommen durften. Eren fühlte sich gar nicht gut, als er den Befehl zum Aufbruch gab und den kleinen Trupp in Richtung des Hauptlagers in der Nähe des Tores von Karanese lenkte. Es war gerademal drei Tage her, dass sie es erfolgreich geschafft hatten, Levi aus dem Titanenkörper zu schneiden, ehe er von selbst herauskam – und das ganze hatte sehr unschön mit abgetrennten Händen und Füßen geendet. Eren war über den Anblick noch immer nicht ganz hinweg. Weder über den einen Menschen aus einem Titanen herauszuoperieren, noch über den des durch seine Hände dermaßen zugerichteten Jungen. Sicher, die Glieder waren in nicht mal zwei Stunden nachgewachsen, aber Eren hatte Levi trotzdem erstmal nicht in die Augen sehen können. So etwas sollte man niemandem antun und erst recht nicht einem Jungen in seinem Alter. Aber der Gedanken war überflüssig, eigentlich sollten Sechszehnjährige auch nicht in der Armee gegen Monster kämpfen und Eren erinnerte sich noch sehr genau, wie er darauf gebrannt hatte und am liebsten schon mit zehn beigetreten wäre. Daher schob er das ganze so schnell es ging von sich und konzentrierte sich lieber darauf mit Jean alle möglichen Planungen durchzusprechen und schließlich an seine Truppe weiterzugeben. Trotzdem blieb ein ungutes Gefühl, als sie am Morgen vor dem sich öffnenden Tor auf den Pferden saßen und warteten, dass es los ging. Sein Blick wanderte zu den Neuen, die bisher noch alle recht gefasst wirkten. Levi direkt neben ihm saß still, nur seine Augen wanderten immer wieder hin und her. Als sich ihre Blicke zufällig trafen, hielt Levi kurz inne. Dann, kaum hörbar murmelte er leise „Danke, dass du dein Wort gehalten hast … Captain.“ Und zum ersten Mal klang es so, als würde er den Titel auch meinen und keine Floskel oder ein Schimpfwort daraus machen. Es rang Eren ein winziges Lächeln ab und er nickte. Dann hallte Jeans Stimme über den Platz und mit einem Ruck setzte sich der Trupp in Bewegung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)