Plüschwolf von Idris ([Scott & Stiles]) ================================================================================ Kapitel 1: Plüschwolf --------------------- Stiles wacht auf als jemand durch sein Fenster klettert. ‚Aufwachen‘ ist vielleicht zu viel gesagt. „-lia...?“ murmelt er ohne die Augen zu öffnen. Er hat das Gesicht ist seinem Kissen vergraben und seine Stimme ist gedämpft. Jemand kauert neben seinem Bett. Das ist ungewohnt, registriert Stiles schläfrig. Normalerweise hat Malia keine Hemmungen, sich direkt auf ihn zu stürzen und so lange im Bett herum zu zappeln, bis sie ihm die Decke komplett entzogen hat und dafür Arme und Beine komplett um ihn herumwickeln kann. „Komm rein“, nuschelt er und zerrt unkoordiniert an einem Zipfel seiner Bettdecke. Sekundenlang ist alles still. Nur leise, hastige Atemzüge verraten ihm, dass tatsächlich jemand in seinem Zimmer ist. Stiles reibt sich über die Augen und hebt fragend den Kopf. „Malia, bist du d-... WOAH!?“ Er zuckt hoch, mit einem Mal schlagartig wach. Zwei rote Scheinwerferaugen sind auf ihn gerichtet und sein Herz macht einen Satz. Alpha, informiert ihn sein Gehirn alarmiert. Alpha! Es dauert einen Augenblick, bis er in der Dunkelheit ein allzu vertrautes Gesicht erkennt. „Heilige Scheiße...Scott?!“ japst er und tastet mit zittrigen Fingern nach seiner Nachttischlampe. Warmes, gelbes Licht beleuchtet die beinah surreal anmutende Szene neben seinem Bett. Scott kauert neben dem Bett. Er trägt nichts außer Boxershorts, als ob er direkt aus dem Bett gestolpert und hierher gerannt ist. Er ist beinah komplett ausgewolft. Seine Augen glühen rot und er hat die Zähne und die Klauen ausgefahren. Sein Blick ist unverwandt auf Stiles' Gesicht gerichtet. „Oh mein Gott!“ japst Stiles. „Was hast du vor? Mir einen Herzinfarkt zu verpassen? Was ist passiert? Haben wir wichtiges Werwolfbusiness an der Backe von dem ich nichts…“ Stiles unterbricht seine Tirade, als ihm klar wird, dass Scott gerade nichts von alle dem mitschneidet. „Hey…“, sagt er langsam. „Alles in Ordnung, Alter?“ Behutsam streckt er eine Hand nach Scott aus. Unvermittelt zuckt Scott zurück. Er schnellt so hastig nach oben, dass er es schafft mit einem Satz zwei Meter Abstand zwischen sie zu bringen. Erst jetzt fällt Stiles auf, wie schwer er atmet. Dunkle Ponyfransen kleben schweißnass in seiner Stirn. „Woah hey. Hey.“ Beunruhigt schlägt Stiles die Bettdecke zurück und steht auf. „Was ist los? Ist was passiert? Scott. Scotty.“ Mit beruhigend erhobenen Händen kommt er langsam auf ihn zu. Okay, bei näherer Betrachtung ist es vielleicht keine so gute Idee sich auf diese Art und Weise einem aufgewühlten Werwolf zu nähern, aber Stiles und sein Selbsterhaltungstrieb sind ja noch nie sonderlich enge Freunde gewesen. Um genauer zu sein, sind sie vage Bekannte, die sich ab und an aus der Entfernung zuwinken, während sie aneinander vorbei in entgegensetzte Richtungen fahren. Scott dagegen ist sein Freund. Sein allerbester. Und von daher kann sein Selbsterhaltungstrieb ihn mal kreuzweise. „Scott“, wiederholt Stiles behutsam. „Ich bin's.“ Scott zuckt zusammen beim Klang seiner Stimme. Er blinzelt, einmal, zweimal, und Stiles kann beinah dabei zusehen wie das Rot in seinen Augen zerläuft wie Wasserfarben, bis nur noch der warme, dunkle Braunton übrig bleibt. „Stiles...“ flüstert er. Es klingt wie ein einziges langes Seufzen, wie ein Ausatmen oder ein Stoßgebet. So wie andere Leute ‚Oh Gott‘ oder ‚Gott sei Dank‘ hervorstoßen, wenn sie mit knapper Not dem sicheren Tod entronnen sind. Sekundenlang sieht er durcheinander aus, wie ein kleiner Junge, der gerade aus einem Alptraum erwacht. Irgendetwas lässt Stiles vermuten, dass genau das gerade passiert ist. „Ja. Ja genau.“ Stiles lächelt erleichtert, während er den letzten Meter Abstand zwischen ihnen überbrückt. „Jetzt pack noch die Klauen und die Zähne weg und wir sind auf dem richtigen Weg.“ Eine Sekunde lang starrt Scott beinah verwirrt auf seine Hand, als kann er sich selbst nicht erklären was passiert ist, bevor er sie entschlossen zur Faust ballt. „Oh nein, nein, nein“, protestiert Stiles und greift nach reflexartig nach seiner geballten Faust, um die Finger wieder aufzumachen. „Kein Blut auf meinem Teppich, okay? Das ist nicht cool, die Flecken krieg ich nie wieder raus und es hat noch nie irgendjemandem bei irgendwas geholfen sich selber wehzutun!“ Das, und die ganze Selbstgeißelungsmasche, die Werwölfe am Laufen haben, ist echt nicht in Ordnung. Stiles findet es sowas von nicht okay seinem besten Freund beim Bluten zuzusehen. Das wird niemals jemals irgendwann okay sein. „Entschuldige...“, lispelt Scott um die Reißzähne herum. Beschämt wendet er den Kopf ab. Einzelne Blätter und Ästchen haben sich in seinen zerzausten Haaren verfangen, als ob er durch sämtliche Büsche und Vorgärten der Nachbarschaft gestolpert ist, auf dem Weg zu Stiles. Behutsam pflückt Stiles Geäst aus seinen Haaren, während er dabei zusieht wie Scott langsam ein und ausatmet und die Reißzähne dabei wieder einfährt. „Was ist los?“ fragt er vorsichtig. „Muss ich mir Gedanken machen? Ist jemand hinter dir her? Ist was passiert? Sind die anderen okay?“ Er überschlägt schnell die Kalendertage in seinem Kopf, aber Vollmond ist erst nächste Woche wieder. Das kann es nicht sein. Scott schüttelt den Kopf. „Alle sind okay“, sagt er. „Wir sind okay.“ Du nicht, denkt Stiles, denn das ist ganz offensichtlich. Aber er spricht es nicht aus, denn das ist etwas, was man Scott nicht sagen kann, ohne dass er diesen verwirrten Blick bekommt, als ob er nicht einmal ansatzweise weiß wovon man redet. Und Stiles kann diesen Blick schon lange nicht mehr ertragen. Denn Scott ist schon lange nicht mehr ‚okay‘. „Es tut mir leid“, murmelt Scott geknickt. „Ich wollte dich nicht wecken. Ich weiß nicht, wieso… Ich sollte…“ Er macht eine vage Handbewegung in Richtung Fenster. „Hey“, sagt Stiles und sein Griff um Scotts Hand wird fester. „Wir haben eine lange gemeinsame Geschichte, deren Grundfeste auf gegenseitigem, einvernehmlichem Einbruch beruhen. Kein Grund ausgerechnet jetzt mit dieser Tradition zu brechen.“ Scott bleibt stehen. Seine Mundwinkel zucken. Und es ist eigentlich nicht okay, dass es schon viel zu lange her ist, dass Stiles ihn lächeln gesehen hat. „Hast du was geträumt?“ fragt er behutsam. Er weiß, was Scott träumt. Auch wenn Scott nie darüber redet. Er träumt von Allison und von Blut und von den endlosen Sekunden, die er zu spät kommt. Und vielleicht träumt er manchmal sogar von dem Nogitsune und von Stiles, und von den endlos vielen Augenblicken in denen er Stiles jedes Mal beinah verloren hätte. Und das Wissen dass er möglicherweise mit dafür verantwortlich ist, dass Scott so etwas durchmacht, bewirkt jedes Mal, dass es Stiles den Magen umdreht. Scott zögert. „Ich hab dir wehgetan“, sagt er leise. „In deinem Traum?“ „Nein. Auch.“ Scott schluckt. „Heute. Auf dem Lacrossefeld.“ Stiles runzelt die Stirn, sekundenlang völlig perplex. „Was?“ „Ich hab dich zu Boden geworfen“, flüstert Scott. Es klingt wie ein Schuldgeständnis, als ob er ein Mörder ist, der vor Gericht steht. „Scott.“ Stiles lacht erleichtert. „Was redest du denn da? Das war nichts, okay? Ich bin ein Gummiball, ich bin ein Hundekauknochen. Ich geh doch nicht einfach so kaputt.“ Er zerrt sein T-Shirt nach oben und entblößt seine knochige, weiße Brust, um seine Unversehrtheit zu demonstrieren. Klar, er ist ein bisschen aufgeschürft und hat ein paar blaue Flecken rechts und links, aber das war nicht Scotts Schuld sondern eigene Blödheit. Und es ist halt immer noch Lacrosse. Eine Sportart wo ein Haufen Jungs aufeinander losgeht, sich mit Stöcken attackiert und um einen Ball prügelt. „Ich stehe immer wieder auf, das weißt du doch“, versichert er, als er das T-Shirt wieder sinken lässt. Scott lächelt matt, aber es sieht seltsam blutleer aus. „In meinem Traum nicht“, sagt er leise. Und Stiles‘ Herz macht dieses seltsame Ding, wo es sich anfühlt wie ein Schwamm, den jemand in beide Hände nimmt und ihn langsam auswringt. „Ich vergesse manchmal… wie stark ich bin“, wispert Scott. „Nur eine Sekunde lang. Aber es würde reichen, okay? Es würde reichen. Was wenn ich… wenn ich je… da war so viel Blut. Ich wollte nicht... ich könnte nicht…“ Er starrt seine Hände an als sähe er es immer noch vor sich. Phantomblut unter seinen Krallen. Stiles‘ Blut. Stiles tut das Herz weh nur vom Zusehen. Und er erinnert sich daran, wie Scott ihm vorhin hochgeholfen hat auf dem Spielfeld, und ihn viel länger festgehalten hat als nötig, beide Arme warm und sicher um Stiles geschlungen. ‚Ich hab dich‘. Und wie Stiles sich in diesem Wissen fallen lassen kann, weil Scott immer da ist und ihm immer den Rücken freihält und ihn immer auffängt, wenn er fällt. Jedes Mal. Keiner von ihnen ist ‚okay‘. Nicht nachdem was alles passiert ist. Aber Scott ist viel zu sehr damit beschäftigt alle anderen zusammen zu halten. Vielleicht ist es an der Zeit, dass ihn auch mal jemand festhält. „Komm her“, sagt er leise und greift nach Scotts Hand. Scott zuckt unwillkürlich zusammen, aber dann schlingen sich seine Finger warm und sicher um die von Stiles. „Du schläfst heute bei mir“, bestimmt Stiles. Nachdrücklich zieht er Scott hinter sich her zu seinem Bett. „Du bist ein Plüschwolf“, sagt er als er Scott unzeremoniell ins Bett schubst. „Das weißt du doch. Du würdest es nicht mal über dich bringen ein Schaf zu essen, wenn es hart auf hart käme.“ „Ein Schaf? Wieso denn ein Schaf? Ich will kein Schaf essen.“ Scott klingt alarmiert, als ob er sich kleine, weiße Babylämmer dabei vorstellt. „Das weiß ich doch.“ Stiles krabbelt ihm hinterher und schlingt kommentarlos die Arme um ihn. Einen Augenblick lang versteift Scott sich, als ob er sich fühlt wie eine Tonne Sprengstoff, die Stiles lebensmüde und vollkommen wahnsinnig in den Armen hält. „Shht“, macht Stiles und fährt mit einer Hand behutsam seinen Rücken auf und ab. „Ich war schon ewig nicht mehr der große Löffel. Ich brauch das, ich sammel die Punkte, okay?“ Scott schnaubt und ein Teil der Anspannung weicht aus seinem Körper. „Du stehst doch drauf, wenn sie dich löffelt“, murmelt er. „Du kannst es ruhig zugeben.“ „Pffft. Ich sage nichts ohne meinen Anwalt.“ Scott lacht lautlos. Stiles fährt ihm mit den Fingern durch die Nackenhaare (weil er alle, wirklich alle, von Scotts empfindsamen Stellen kennt und sich nicht zu schade dafür ist, dieses Wissen auch zu benutzen) und er wartet, bis Scott leise seufzt und in seine Umarmung schmilzt wie Käse auf heißem Toast. „Schlaf ruhig“, flüstert Stiles. „Ich hab dich.“ Ende Nachtrag: Alle meine Skittles Gefühle. Die letzte Folge war ja mal wieder so schön ... *seufz* Und ich shippe Stiles und Malia wie blöde - also bitte kein Malia-Hass hinterlassen, danke! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)