Die Jagd nach der Lade der Verheißung von Dracornis (Ein anderes Warcraft) ================================================================================ I Er war eingehüllt in Finsternis. Das einzige Licht, dass er sehen konnte, kam von einem kleinen Tunnel, der nach draußen führte, in die Realität. Er beobachtete wie diese Realität sich verbog und verdrehte, ihn verspottete. Er hörte gedämpfte, aber erkennbare Stimmen. Die eine Stimme, welche sich am meisten gegen ihn erhob, war die Stimme seiner geliebten Schwester. Er konnte ihr unscharfes Gesicht sehen, verdreht, unbewegt, aber finster blickend vor Zorn auf ihn. Sie verfluchte ihn. Er verstand immer noch nicht wieso sie dies tat. Er hatte nichts falsches getan. Er war unschuldig. Es war das Monster, das Monster, welches ihn gefangen hielt. Das Monster... es war seine Schuld. Das Monster, geboren aus schrecklicher Folter seines Geistes durch die Stimmen tief im Inneren Azeroths, übernahm die Kontrolle, als er ihre Bitten nicht erfüllen wollte. Er spürte wie ihm sein eigenes Bewusstsein entrissen wurde, nur damit es dann hinter einer mächtige Barriere verschlossen wurde. Der einzige Kontakt, den er zur Außenwelt hatte, war das, was er durch seine eigenen Augen sah, während das Monster seinem Körper befahl unaussprechliche Taten zu begehen. Die Zerschlagung war die schlimmste aller Taten. Jeder wollte jetzt seinen Tod, alles nur wegen dem Monster. Das Monster, dass sich selbst Deathwing nannte. Neltharion rollte sich in seinem eigenen Geiste zu einer kleinen Kugel zusammen, während er zusah wie die Szene sich entfaltete. Deathwing befahl seinem Körper, seiner zerfetzten Farce eines Körpers, Alexstrasza und den kleineren Sterblichen namens Thrall anzugreifen. Überall um ihn herum war der rote Drachenschwarm, die ihn von allen Seiten rammten, oder ihre Flammen gegen ihn spien. Alexstrasza schrie ihm etwas zu, aber Neltharion wurde daraus nicht schlau. Aber er kannte ihren Tonfall. Sie war fuchsteufelswild. Sie wollte ihn beenden, ihn töten, ihre Rache für das was Deathwing ihn hatte tun lassen... die Zerstörung ihrer Eier, ihre Versklavung und der Tod ihres liebsten Gefährten. Und Neltharion hieß den Tod willkommen. Zumindest im Tode würde er frei sein von diesem Monster. Jedoch wollte er wenigstens die Chance haben der roten Drachin zu erzählen, dass nicht er es war, der sie verletzt hatte. Aber er wollte sich so oder so entschuldigen. Er wollte sich mit ihr versöhnen bevor er starb, seine letzten Worte sollten sein, dass er sie liebte. Jedoch wusste er auch, dass er diese Chance niemals bekommen wird. Daher resignierte er im Geiste. Neltharion beugte sich vor und schloss die Augen, er wollte das Gesicht seiner geliebten kleinen Schwester nicht mehr sehen, denn er sah dort auch den Schmerz, den sein Körper ihr zugefügt hatte. Er wollte es hinter sich haben. Plötzlich gab es einen Schock. Neltharion öffnete seine Augen und fühlte seine Realität schwanken. Der Tunnelblick, den er bisher gehabt hatte, war auf einmal strahlend hell. Das musste es gewesen sein... er war im Begriff zu sterben. Ein Schwall der Kühle umspülte ihn, als die Fesseln die ihn bisher hielten sich zurückzogen. Er begann Schmerz zu spüren. Er wusste was Schmerz war. Deathwing peitschte ihn jedes Mal aus, wenn er ohne Erlaubnis versuchte die Kontrolle zu erlangen. Für Deathwing zählte nur, dass diese Mischung aus adamantinem Metall und schwarzen Schuppen ihm gehörte, und nicht Neltharion. Neltharion war nur ein Ärgernis, eine Bürde welche bald eliminiert werden würde. Aber Neltharion hatte nie verstanden, wieso er noch nicht vollständig vernichtet worden war. Es blieb nur eine Schlussfolgerung für ihn: Er war die Lachnummer für die Stimmen, die ihn verspotteten und quälten. Sie brauchten jemanden, der sie unterhielt und das war sein Zweck. Tanz, kleiner Welpe, Tanz! Amüsiere uns, Erdwächter. Das ist alles wozu du taugst. Eine Lachnummer. Mehr nicht! Und in seinem Geiste tanzte er für sie, während Deathwing mit seinen Zerstörungstaten fortfuhr. Aber jetzt verschwanden die Stimmen, und Deathwings Griff wurde schwächer. Vielleicht gewährten sie ihm, in einem Anflug von Mitgefühl nach zehntausend Jahren seiner Gefangenschaft, ein paar letzte Worte an seine Schwester, bevor er starb. Er spürte seinen Körper wieder, den Wind im Rücken und unter den Flügeln. Er konnte die frische Luft rund um Wyrmruh riechen, während er stürzte. Seine Sicht wurde klarer, die Geräusche, welche seine Ohren erreichten wurden deutlicher. Er bekam die Kontrolle über seinen Körper. Aber für wie lange? Neltharion drehte seinen Kopf unter Schmerzen und sah den Boden mit enormem Tempo auf ihn zurasen. Seine Augen weiteten sich, und er mühte sich unter Schmerzen ab um sich neu auszurichten. Er schlug wild mit Flügeln und Schwanz, während er verzweifelt versuchte in der Luft zu bleiben. Es waren zehntausend Jahre vergangen, seit er selbst geflogen war. Hatte er es etwa seitdem verlernt? Jetzt verstand er wieso Deathwing und die Stimmen ihn verlassen hatten. Er hatte seinen Zweck erfüllt. Er war ihnen nicht mehr nützlich. Er war Nichts für sie. Just in dem Moment als sein Körper schmerzvoll aufprallte, resignierte er erneut. Alexstrasza würde nicht kommen und nach ihm sehen, nicht einmal für ein stilles Lebewohl. Sie würde seinen Tod gelassen hinnehmen. Er fragte sich, ob sie es bei Malygos, seinem Bruder und besten Freund, genau so getan hatte. Nahm sie seinen Tod auch so gelassen hin? Er kümmerte sich nicht um den Sturz, sondern ließ sich von der Dunkelheit berieseln. Diesmal war sie kalt und einladend. Tod! Endlich! Er wartete auf das grelle Licht, dass seine Sicht füllen sollte, das Leben nach dem Tod, das ihn einlud hinüber zu schreiten. Er hoffte, dass sein Jenseits ein Gutes sein würde, trotz der schrecklichen Dinge, die Deathwing begangen hatte. Er hoffte dass die Mächte des Jenseits Verständnis für ihn hatten. Aber da war immer noch Finsternis. Wo war das Jenseits? „Deathwing...“, sagte eine vertraute Stimme. „Neltharion.“ Neltharion schnüffelte. Er atmete noch. Er hustete. Er fühlte so viel Schmerz überall in seinem Körper. Neltharion öffnete die Augen und schaute nach oben. Er sah die blutrot geschuppte Form Alexstraszas über ihm stehen. Neben ihr war der Orkschamane und Ex-Kriegshäuptling Thrall. Neben ihm war ein anderer Ork mit brauner Haut, den er allerdings nicht kannte. Jedoch wusste er, dass Deathwing ein paar Mal mit ihr zu tun gehabt hatte. Auf Alexstraszas anderer Seite waren Ysera und der neue blaue Aspekt Kalecgos. Seine Augen wanderten über die Gruppe die ihn umgab, und wieder zu seiner Schwester. „Die Tode, die du verursacht hast, die Angst, den Schmerz, die Pein.. die du verursacht hast.“, sagte sie. „Es wurde beendet. Jetzt und für immer...“ Sie hob ihre Klaue, bereit zuzuschlagen und sein Leben zu beenden, als Neltharion den Kopf anhob. „Hör auf...“ sagte Neltharion. „Tu mir nichts... bitte... Verletz mich nicht...“ Alexstrasza hielt inne und schaute tief in seine Augen. Da war etwas merkwürdig an ihnen. Sie glühten nicht mehr vor glühendem Wahnsinn. Tatsächlich hatten sie nicht mehr die feurige orange Farbe, die sie normalerweise hatten. Sie waren abgekühlt zu einem smaragdgrün. Sie erinnerte sich an diese Farbe, die Farbe seiner Augen bevor der Wahnsinn kam. Auch ein Großteil seines Körpers hatte aufgehört zu glühen, auch wenn da noch einige Stellen waren wo es aus den Rissen seiner Schuppen, zwischen den Metallplatten, glühte. Er starrte zu ihr hinauf, und in seinen Augen bildeten sich Tränen. „Alex...stra...sza..“ sagte Neltharion, wobei seine Stimme schwach und leise klang. „Bitte... verletz... mich... nicht... Ich habe.... genug gelitten...“ „D-Du hast genug gelitten?!“, sprach die Drachenkönigin. „Wie kannst du es wagen so etwas zu sagen, nach dem was du getan hast! Du tötetest meine Gefährten, meine Kinder, du hast versucht sie in Monster zu verwandeln, du hast mich versklavt, du hast Azeroth entzwei gerissen. Du hast Mutationen, Krankheiten verursacht, und du sagst du hast gelitten?“ „Deathwing... tötete deine Kinder... Deathwing zerriss Azeroth... Deathwing versklavte... dich...“, flüsterte Neltharion. „Nicht... ich... ich versuchte... ihn zu stoppen... er verletzte mich. Dann.. benutzte er mich.“ „Was meint er?“, fragte Thrall. „Warum spricht er über Deathwing als wäre dieser eine andere Person?“ Alexstrasza fragte: „Wie kannst du... jemand anderem die Schuld geben?“ „Weil es jemand anders war!“, erklärte Neltharion, während er seine Stimme zwang ein wenig lauter zu klingen. „Nicht ich. Ich.. würde... solche Dinge nicht tun. Ich würde vorher sterben... Er... Sie... Sie wollten nicht dass ich sterbe. Sie wollten mich lebend. Sie zwangen mich... quälten mich... sie brachten mich an meine Grenzen... peitschten mich aus! Dann sagte ich Nein. Ich sagte Nein.. ich sagte ich würde... würde nicht für sie arbeiten... tun was sie wollten... Sie sagten du würdest mich meiden. Sie sagten... du würdest meinen Platz einnehmen, weil... ich wertlos bin... Ich bin nutzlos... niemand braucht mich... Ich wollte.. ihnen nicht glauben.. ich bekämpfte sie, so gut wie ich nur konnte. Dann passierte etwas. Mein Körper agierte von selbst... meine Stimme erklang und sprach ohne meinen Willen. Ich tat... was sie wollten... Ich tat, was sie wollten, was ich tat. Ich wurde... was sie wollten.. was ich werde aber ich war es nicht. Mein Geist war eingesperrt, mein Körper unter der Kontrolle von Etwas, dass aus all der Angst geboren wurde, der ganze Zorn, den sie mich gegen dich fühlen ließen, gegen alle... all der Hass... all die Trauer... all die Nutzlosigkeit... es nahm in mir Gestalt an. Und es... es... kontrollierte mich.“ Er schloss seine Augen fest, ließ den Tränen freien Lauf. „Ich versuchte zu kämpfen... es ließ mich nicht meine Handlungen kontrollieren. Ich versuchte... versuchte zu schreien... um Hilfe zu bitten... es sagte... niemand würde mir glauben. Ich sah mit meinen eigenen Augen... alles was mein Körper tat. Es sorgte dafür... dass ich euch alle... als Monster sehe.... um die Angst zu schüren... um mich weiter zu bändigen... damit ich.. gar nicht versuche nach Hilfe zu rufen... Ich habe... solche Angst...“ Er senkte seinen Kopf und begann zu schluchzen. „Du glaubst mir nicht...“, flüsterte er. „Keiner glaubt mir... Deathwing hatte recht. Die flüsternden Stimmen hatten recht.... Ich bin wertlos. Ich bin im Weg. Tu es einfach... Nimm mein Leben... Nimm meine Kraft... Nimm Sie! Ich will.. einfach mit dem letzten Rest Würde sterben, den Deathwing mir nicht genommen hat.“ Alexstrasza trat über ihn. Sie hatte ihn so lange nicht mehr weinen sehen. Er öffnete die klaren grünen Augen wieder. Sie schaute tief in ihn hinein. Dies war nicht Deathwing, dies war nicht der Weltenbrecher, der Zerstörer. Dies war Neltharion, der Erdwächter. Sie begann zu realisieren was über die zehntausend Jahre passiert sein musste. Deathwing und Neltharion waren zwei verschiedene Persönlichkeiten. Neltharion war die Hauptpersönlichkeit, während Deathwing die ganzen negativen Gefühle Neltharions verkörperte, verstärkt durch die alten Götter. Die alten Götter hatten ihn Neltharion in zwei Persönlichkeiten zersplittern lassen, die Eine, von der sie wussten, dass sie Sie kontrollieren konnten, während die Andere nur als Erinnerung diente, die den schwarzen Drachen zusammen hielt. Sie streckte die Klaue, um ihn an der Seite zu berühren, überrascht über die Tatsache, dass seine Schuppen Sie nicht verbrannten. Er war warm, aber nicht so heiß wie ein brodelnder Vulkan. Doch an einigen Stellen, wo seine Wunden waren, oder so seine Schuppen Risse hatten, aufgrund der Metallplatten, sickerte sein lavagleiches Blut aus ihm heraus. „Warum...“ begann Neltharion, „Warum hast du nicht gesehen, was nicht stimmte? Du hättest es aufhalten können, wenn du es gesehen hättest. Ich hätte nicht gelitten. Du... hättest nicht gelitten. Nichts... von alldem.. wäre dir zugestoßen.“ „Wir wussten es nicht.“, erklärte Alexstrasza. „Sie sagten... wenn sich irgendwer... von euch.. auch nur im geringsten.. für mich interessiert hätte.. hättet ihr es gemerkt...“, sagte er. Dann, schloss er die Augen, nur um sie direkt wieder zu öffnen. Sie begannen erneut vor Wahnsinn zu glühen, wie sie es zuvor getan hatten. „Es ist so schade... dass ihr es nie wusstet.“ Seine Stimme hatte sich zu der Stimme verändert, die sie alle nur zu gut kannten. Deathwing sprach wieder zu ihnen. „Du hättest es stoppen können, bevor es anfing, Lebensbinderin. Aber da war einer... der es wusste. Einer, der es geschehen ließ. Er war so dumm. Mit seinem Kopf im Sand vergraben, ließ er das Unvermeidliche einfach geschehen.“ Der Aspekt des Todes begann sich zu erheben, während er die Schmerzen des Sturzes ignorierte. „Neltharion...“, sagte Ysera. „Jetzt da ihr es wisst, werdet ihr sicher den folgenden Satz verstehen.“ sagte Deathwing. „Neltharion ist nicht da!“ Der schwarze Drache warf den Kopf in den Nacken und brüllte. Neltharion begann um die Kontrolle über die Stimme und die Kiefer des schwarzen Drachen zu kämpfen. „Alex... du musst mich töten.“, rief er, als er endlich die Kontrolle über seinen Körper erlangte. „Er wird nicht aufhören. Er wird nicht verschwinden. Er ist mein Werk, er... meine Finsternis, mein Zorn, mein Hass, meine Ängste. Geboren aus der einfachen Sorge um die Sicherheit unserer Welt. Eine einfache Sorge... Die Sorge eines Vaters um die Bestrebungen der Sterblichen. Ich meinte es gut... du weißt dass ich es tat. Ich wollte einfach jeden retten... jeden... dich... Ysera, Malygos... die Sterblichen... sie retten... alle retten! Aber er will es nicht! Es ist ihm egal.“ Schwankend kam Neltharion auf die Beine, während er darauf wartete, dass seine Schwester zuschlug. „Neltharion...“ hauchte Alexstrasza. „TÖTE MICH!“ Er begann Lava aus seinem Kiefer zu speien, während er spürte wie etwas ihn zwang seinen Kampfatem vorzubereiten. „Bitte....“ „Es gibt eine Chance ihn zu retten.“, sagte Ysera. Alexstrasza sah zur Erwachten Ysera, deren Augen in Myriaden von Farben funkelten. Ihr Gesicht schien heiter und hoffnungsvoll, vielleicht auch ein wenig verrückt. Sie hob ihren Kopf und studierte ihren älteren Bruder genau, mit einem kindergleichen Lächeln auf ihrem Gesicht. „Es ist sein innerer Dämon.“, sagte Ysera. „Er kann gerettet werden, aber er darf keine Angst vor seinem inneren Dämon haben.“ „Wie kannst du so etwas sagen?“, fragte der weibliche Ork, welcher neben Thrall stand. „Aggra.“, sagte Thrall. „Das macht doch keinen Sinn.“, sprach Aggra weiter. „Vergib mir, Grüner Traum, aber du sprichst als wäre der Aspekt des Todes ein Kind!“ „Er ist ein Kind.“, sagte Ysera. „In seinem Geist. Das ist was Deathwing aus ihm gemacht hat. Das ist es was Neltharion ängstlich und hilflos macht. Deshalb sagt er, dass ihm im schlimmsten Fall niemand glauben wird. So etwas sagen nur Kinder, weil sie nicht sicher sind ob die Erwachsenen ihnen helfen oder sie bestrafen werden.“ Der Körper des schwarzen Drachen erschauderte, und seine Augen glühten heftig auf. Aber als er versuchte Alexstrasza anzuspringen, reagierte sie zuerst. Seine Wunden verlangsamten ihn und erlaubten es ihr sich auf ihn zu stürzen. Sie knallte seine beiden Klauen mit voller Wucht auf den Boden, nagelte ihn regelrecht am Boden fest. „Lebensbinderin!“ Deathwing brüllte. „Ich werde dir das Herz raus reißen!“ „Mein Herz wurde schon heraus gerissen.“, sagte sie. „Dank dir! Du nahmst mir meinen geliebten Bruder, verwandeltest ihn in diese Farce aus Metall und Schuppen. Du hast ihn seinen engsten Freund betrügen lassen, tötetest seine Weibchen, oder machtest sie verrückt. Du hast ihn meinen Geliebten und meine Kinder töten lassen... und du hast ihn bei alledem zusehen lassen. Du hast meinen Bruder vergewaltigt und aus ihm nichts weiter als einen geschwächten Welpen gemacht, während du die Zerstörung deiner Meister über uns brachtest.“ Die rote Drachin schnappte nach Deathwing. „Ich sollte dich töten...“, sagte sie mit einem lauten Knurren. „Töte mich, und du tötest den armseligen Erdwächter.“ kicherte Deathwing. „Natürlich bettelt er gerade um den Tod. Es ist ihm also egal ob du es tust.“ „Das ist es was du willst... was sie wollen,“ sagte Alexstrasza. „Sie wollen uns alle tot, also brachten sie uns einen nach dem anderen gegen den Rest auf. Ich habe bis jetzt nie verstanden, was die Worte bedeuteten, die bei der Segnung an Neltharion gerichtet waren.“ Tränen begannen aus ihren Augen zu fließen, nur um auf Deathwings Gesicht zu tropfen. „Ich wusste es nie. Er war es, der diese Welt zusammenhielt. Er hatte so eine riesige Bürde. Aber sie wählten den richtigen Drachen für die Aufgabe. Er war der Stärkste von uns, nicht körperlich, aber in Herz, Geist und Seele. Der Meister der Welt, und all der tiefen Orte. Diese tiefen Orte waren das Herz. Sein Herz. Sie machten ihn zum Herzen Azeroths. Und mit jedem Schlag seines Herzens antwortete Azeroth ihm. Ein Rhythmus, dank dir aus dem Takt gebracht. Als du sein Herz brachst, brachst du das Herz Azeroths, unser aller Herz!“ Ihr Gesicht wurde sanfter. „Neltharion, wenn du mich hören... lass mich wissen dass du mich hören kannst.. du hast gehört was ich sagte...“ Sie hörte das Geräusch eines Daumens, der auf den Boden klopfte und wandte ihren Kopf in die Richtung. Die rechte Klaue des schwarzen Drachens klopfte auf den Boden in einer unkontrollierten Zuckung. Er hatte sie gehört. „Es ist nicht zu spät für dich,“ sagte Alexstrasza. „Nicht zu spät. Niemals zu spät.“ Sie senkte ihre Brust auf Deathwings Brust. „Spüre mein Herz, Bruder.“, sagte sie. „Spüre es. Selbst wenn du das Herz Azeroths nicht spüren kannst, spüre wenigstens meines.“ Ich... kann... nichts... spüren... Alexstrasza keuchte während eines Schluchzers. Einmal mehr hatte Deathwing Neltharion in seinem Inneren eingesperrt. Das Einzige was er tun konnte war sehen, auch wenn das kaum etwas war. Er konnte hören, doch die Stimmen waren erneut gedämpft. Neltharion wusste es wäre zu gut um wahr zu sein. Deathwing hatte ihm nur so lange erlaubt frei zu sein, um der Lebensbinderin nahe zu kommen. Neltharion war ein Köder gewesen. Jedoch... Alexstrasza gewann. Du bist schwach... Du bist armseelig... Du bist nichts... Niemand interessiert sich für dich... Niemand liebt dich... Sie wollen dich nicht.... Du bist eine Puppe. Du bist unsere Puppe. Tanz für uns, Neltharion! Tanz! NEIN! Neltharion rief vom Inneren seines Geistes aus. NEIN! Deathwing fühlte seine wieder erwachte Stärke, als die Kräfte der alten Götter in ihn flossen. Er stieß den roten Drachen zur Seite. „Wir müssen ihn aufhalten!“, rief Thrall. „Ob er nun gerettet werden kann oder nicht. Es ist besser es jetzt zu beenden. Beendet sein Elend!“ „Das werden wir.“ sagte Kalecgos. „Keine Sorge.“ „Du bist genau so schwach wie der Erdwächter, Lebensbinderin!“ Deathwing brüllte lachend. „Aber du trägst mehr Leben in dir... mehr Widerstand. Er fiel uns so leicht zum Opfer. Köstlich.“ Er sprang den roten Drachen an, und beharkte mit den Klauen ihre Brust. Alex! Neltharion schrie. Nein! Lass sie in Frieden! Du bist zu weit gegangen! Deathwing grunzte als er den scharfen Schmerzen in seinem Geist spürte. „Anscheinend hat das Gespräch mit dir ihm ein wenig von deinem Widerstand abgegeben, Lebensbinderin.“ sagte er. „Gut“, sagte sie. „Bekämpfe den Wahnsinn, Neltharion. Bekämpfe ihn! Bekämpfe sie! Lass sie nicht gewinnen. Du hast eine Chance!“ Neltharion ließ einen Brüller los und begann gegen die Dunkelheit, die ihn umgab, zu kämpfen, seine Gestalt leuchtete in hellem Licht. „Wir haben alle unsere dunklen Seiten, Neltharion“, sagte Alexstrasza. „Wir müssen sie akzeptieren. Lass das Böse nicht weiter in dich eindringen. Bekämpfe ihn!“ Deathwing richtete sich vor Schmerz auf, sein Kopf schmerzte. Neltharion kämpfte erneut um die Kontrolle über seinen Körper. Dies war sein Körper. Er war in ihm geboren, nicht Deathwing. Er stolperte rückwärts, bäumte sich auf und hielt seinen Kopf zwischen den Klauen. „Du kannst mich nicht loswerden!“ Deathwing brüllte. „Ich bin ein Teil von dir!“ „Du bist nur Teil meiner Gefühle, nicht meines rationalen Denkens.“, entgegnete Neltharion, welcher die Kontrolle über die Stimme gewann. „Du bist nicht ich. Ich bin. Dieser Körper gehört mir, nicht dir!“ Keiner interessiert sich für dich. „Alex tut es....“ sagte der schwarze Drache flüsternd. „Ysera tut es... nehme ich an. Kalecgos tut es auch. Ich weiß Malygos tat es. Du bist schwach. „Wenn ich das wäre, wäre ich dann der Erdwächter geworden?“, fragte Neltharion und setzte seine Logik gegen die Stimmen ein. Du hast nicht die Kraft die Welt vor ihrer Zerstörung zu retten. „Egal welche Zerstörung diese Welt heimsucht, sie entsteht aus euren Machenschaften heraus, nicht durch den Willen der Sterblichen.“ sagte Neltharion. „Und bestimmt nicht meiner. Mein Zweck ist es diese Zerstörung zu stoppen. Auch wenn es bedeutet, dass ich jeden einzelnen von euch schleimigen Bastarden vernichten muss!“ „Du hast keine Chance gegen uns!“ sagte Deathwing, der nun wieder um die Kontrolle über die Stimme des Schwarzdrachen kämpfte. „Nicht alleine.“ sagte Neltharion. „Aber zusammen. Dafür wurden wir zur selben Zeit erschaffen. Um zusammen zu arbeiten.“ „Du vermutest zuviel.“ sagte Deathwing. „Du wirst nie wieder mit den anderen zusammen sein. Sie hassen dich für alles was du getan hast. Wir sind deine einzige Gesellschaft und du wirst mit uns zusammen sterben.“ „Mein Elend...“ Neltharion spürte wie er wieder zurück in die Dunkelheit gezogen wurde. Er hatte es versucht. Er war so müde von den Versuchen. Thrall stand dort und beobachtete die inneren Kämpfe, bemerkte die Wechsel in der Höhe der Stimme des Aspekts wenn beide Persönlichen sprachen. Deathwings viel tiefere Stimme war knirschend und fürchterlich in den Ohren, während Neltharions hingegen warm, freundlich und einfühlsam war. Aber er hatte Angst, das konnte Thrall hören. Da waren wirklich zwei lebende Wesen in einem Körper. Ein Wesen, Deathwing, hatte die Kraft der alten Götter im Rücken, und daher war er stärker als Neltharion. Neltharion hatte, nach zehntausend Jahren der Folter und Unterwerfung, seine eigene Stärke vergessen. Dann... Thrall erinnerte sich an die Stimme in seinem Kopf, die Stimme die er durch den Geist der Erde gehört hatte, als ihm ein wenig von Neltharions Kraft gewährt wurde, nur für einen Augenblick. Er erinnerte sich in diesem Moment, dass er gefühlt hatte wie auch Neltharion ihm geholfen hatte, der Teil von ihm war noch nicht komplett verschwunden, der Teil von ihm kämpfte immer noch darum dass er existieren konnte in der metallenen Hülle. Diese Kraft war de facto eine große Macht. Neltharion hatte nicht die Macht über die Erde, nein, es war viel mehr als das. Der Drache hatte die Kraft über die Ökologie des Planeten. Er WAR Azeroth. Sein Boden, sein Himmel, sein Wasser, und natürlich der geschmolzene Kern aus dem das erneuernde Erdreich entstand, so dass Leben gedeihen konnte. Damit Azeroth ein Planet war, der Leben ermöglichte kontrollierte Neltharion die Luft um sie herum, so dass sie zum Atmen geeignet war. Er erschuf das Wasser als Getränk für Pflanzen, und Sterbliche, und nutzte das Wasser um die Welt zu formen. Die Oberfläche der Welt war ebenfalls ein Geschenk des Erdwächters, Erdreich auf dem Pflanzen wuchsen und gediehen. Und in den tiefen Orten kontrollierte er die Adern in den Felsen, so dass alle möglichen Ressourcen vorhanden waren. Genügend, damit keine Rasse darum kämpfen musste. Durch diese Kräfte erschuf er Frieden auf Azeroth. Als Deathwing erschuf er Krieg indem er diese Geschenke zurück nahm. Das war Neltharions grundlegende Kraft, aber dann war da noch die Kraft im Inneren, die Kraft die Thrall jedes Mal spürte, wenn er sich mit der Erde verband. Er fühlte sich als würde er sich mit jeder lebenden Seele auf Azeroth verbinden. Er verband sich mit dem schlagenden Herz des Erdwächters. Azeroth konnte ohne den Wächter der Magie leben bis ein Neuer gewählt worden war, aber er hatte Angst was passieren würde, wenn der Erdwächter getötet würde und keiner da war um die Kraft aufzunehmen. Würde Azeroth selbst völlig zerschmettert werden? Thrall trat vor, er wusste genau was er tun musste. Ja, den Erdwächter verschonen, aber Deathwing vernichten. Er wusste wie es getan wurde. Er schloss die Augen und erlaubte sich selbst abzudriften, er wurde eins mit dem Geist der Erde. Er konnte das schlagende Herz Azeroths in ihm hören, wie es mit seinem Eigenen im Takt schlug. Das war Neltharions Herz! Neltharion... begann er, während er verzweifelt versuchte die sich wehrende Seele in Deathwing zu erreichen. Dein Herz. Ich höre dein Herz. Höre ihm zu, wie ich es getan habe. Ich habe ihm zugehört. Es ist... schön. Stark. Du bist... stark. Der Erdgeist, den ich an dem Tag gerufen habe... das warst du. Ich habe dich gerufen. Du bist in mir und ich bin in dir. Stark? Thrall fing Neltharions mentale Stimme mit seinem Geist auf. Nein.. es war nicht sein Geist. Er hörte es mit seinem Herzen. Kannst du hören wie mein Herz in einem Takt mit deinem schlägt? fragte Thrall. Mein Herz... und deines... schlagen zusammen... das Lied, kannst du das Lied hören? Er kannte das Lied so gut. Es war das Lied, das alle hörten die sich mit der Erde verbanden. Das Lied von Azeroth selbst. Es brachte mir so viel Freude, sagte Neltharion. Außerhalb ihrer Gedanken, setzten Alexstrasza und Deathwing, zusammen mit Kalecgos und Ysera, ihren Kampf fort. Jedoch interessierte es keinen der beiden, sie waren eins in Herz und Geist. Ich hörte Azeroth früher immer singen, sagte Neltharion. Und ich hatte immer ein Lächeln auf den Lippen. Alexstrasza sagte immer ich wäre genau heiter wie Malygos, nur mit mehr Sarkasmus. Thrall erlaubte sich zu lachen. Der Erdwächter hatte einen Sinn für Humor. Wenn Thrall ihn nur vor seinem Wahnsinn gekannt hätte, vor der Spaltung der Persönlichkeiten, die Deathwing erschuf. Er konnte sich beinahe selbst sehen, wie er mit Neltharion und Malygos in einer Taverne saß, wie sie sich einen Drink gemeinsam einnahmen und sich Geschichten erzählten. Diese Gefühle die Neltharion nun fühlte, waren genau die Gefühle mit denen Thrall in Kontakt treten wollte. Doch dann flüsterten die alten Götter zu mir, sagte Neltharion, seine Stimme wurde düster. Thrall spürte die Anflüge von Traurigkeit und Schmerz. Sie brachten Dissonanz in das Lied. Es war... schrecklich. Ich weinte jede Nacht. Dann... verlor ich den Kontakt zu meinen Brüdern und Schwestern. Sie sahen die Veränderung nicht. Sie dachte nur ich wäre exzentrisch. Sie waren blind. Sie... interessierten sich nicht für mich. Ich sah was die Sterblichen taten.. und ich hatte Angst um ihre Sicherheit, denn sie waren die Einzigen die sich noch für mich interessierten. Ich fing an die Sterblichen als Teil der Familie zu sehen... neben meinem Schwarm. Ich wollte sie nur beschützen. Das ist alles. Ich wollte nicht dass sie sich selbst verletzten. Die alten Götter verdrehten meine Gedanken auf eine Art und Weise, damit Deathwing entstand, ein Wesen dass nur schwarze Drachen als lebenswerte Rasse erachtet. Wie gefühllos er ist... Er verdrehte mein liebendes Verlangen die Sterblichen, die hier lebten, zu schützen in Taten des Genozids. Ich schäme mich so. Schäme dich nicht, antwortete Thrall. Du hast getan was für alle das Beste war. Du hast Recht, denn nicht jeder Sterbliche weiß wann er aufhören muss. Manchmal schadet das was wir tun nicht nur uns selbst, sondern auch denen die wir lieben. Alles was ich wollte, war Frieden zwischen 2 Rassen zu fördern, da ich die Torheiten beider kannte. Hör nicht auf die alten Götter. Hör nicht auf die Ängste, die sie dir einreden. Und hab keine Angst vor Deathwing. Er ist nichts weiter als ein schrecklicher Schatten, erschaffen von den alten Göttern um dich in der Finsternis gefangen zu halten. Es ist Zeit dass du aufwachst. Wie Ysera sagte... hab keine Angst vor deinem inneren Dämon. Lass dich von der Stärke meines Herzens, und von der Stärke von Azeroths Herz finden, lass dir Mut geben. Tu was du musst um die Welt zu beschützen. Du bist Azeroth! Neltharion hörte den Herzschlag, in einem Takt mit seinem. Er fühlte wie seine Stärke zurückkehrte. Seine Ängste zerfielen langsam. Dann starrte er wieder in die Finsternis. Er hörte die gedämpften Stimmen der Aspekte, wie sie Deathwing bekämpften. Ich habe keine Angst vor dir, sagte er zu der Dunkelheit die ihn umgab. Ich bin beschäftigt, frecher Welpe, grollte Deathwing zurück. Geh wieder in deine Ecke. Ja! Zurück in die Ecke, Welpe! Wir sind deiner überdrüssig... Neltharion fühlte einen Schlag am Kiefer als die Dunkelheit ihn schlug. Aber er bewegte sich nicht. Er stand dort so stark, so fest und solide wie der Stein aus dem Azeroth bestand. Ich sagte... ICH HABE KEINE ANGST VOR EUCH! Und jetzt raus aus meinem Kopf! Mit diesem Aufschrei verlor Deathwing die Kontrolle über den Körper als Neltharion nach ihm schlug. Da war ein teuflisches Geräusch, als wenn Tausend Nägel über Metall kratzten. Er sprang Deathwing an und umklammerte ihn so fest er konnte. Die Zwei verschmolzen langsam miteinander und wurden langsam aber sicher wieder eine Geist im Innern eines Körpers. Da war keine Abgrenzung mehr zwischen den Beiden. Er war wieder Neltharion. Als es um ihn herum still wurde, bemerkte er wie er langsam die Kontrolle zurück erlangte. Jedoch war er unglücklicherweise wieder in der Luft. Seine Flügel strauchelten und er flatterte wie wild. Er konnte sich nicht in der Luft halten. Und so fiel er wie ein Stein. „ALEX!“, schrie er heraus. Alexstrasza fing sich selbst, als sie realisierte dass es Neltharions Stimme war, die da nach ihr rief. Sie, Kalecgos und Ysera flogen dem fallen Erdwächter hinterher. Ysera streckte die Klauen aus und schnappte seinen klingenartigen adamantinen Schwanz während Alexstrasza und Kalecgos seine Schultern zu fassen bekamen. Sie verlangsamten seinen Fall und legten den Schwarzen vorsichtig im Gras ab. Neltharion legte sich auf den auf den Rücken, die Flügel weit abgestreckt. Er erhob sich nochmal leicht um seinen Kopf auf einen Fels zu betten. Seine Brust hob und senkte sich. Aus den Wunden quoll erneut die Lava aus seinem geschmolzenen Kern. Einige der Metallplatten seines Körpers waren während des Kampfes herausgerissen worden, und auch hier blutete er. „Deathwing ist tot...“, sagte Neltharion als endgültige Feststellung. „Es ist also wahr?“, fragte Alexstrasza. „Nun... eigentlich war er von Anfang an nie lebendig.“ sagte Neltharion. „Er war.. ein Teil von mir und ist jetzt ein Teil von mir... der schlechte Teil von mir... Jetzt bin da nur noch ich.“ „Wirst du versuchen Azeroth zu zerstören?“ „Warum sollte ich mich selbst zerstören?“, fragte er und senkte seinen Blick. „Aber ich bin müde... traurig und müde.“ „Du denkst ich würde dich töten.“, begann die Lebensbinderin. „Du liegst falsch. Ich kann dich jetzt noch nicht sterben lassen, Erdwächter. Du magst geheilt sein, doch viele Mitglieder deines Schwarms sind es nicht.“ „Sie werden wieder normal werden,“ sagte Neltharion. „Ich war der Wahnsinn, der sie diesen Pfad entlang führte.“ Sein Gesicht verzerrte sich, und er schloss die Augen fest, als er in ihnen einen Stich fühlte. Er öffnete die Augen und schaute seinen Körper an, er sah die Metallplatten, welche mit seinen schwarzen Schuppen verschweißt waren. Die Platten auf seiner Brust spalteten sich und offenbaren den tropfenden, brennenden geschmolzenen Kern im Innern. Er war so aufgebläht, so riesig, dass er überrascht war sich überhaupt bewegen zu können. Er war weit größer als die anderen drei Aspekte, die zu ihm sahen, sein Körper länger, seine Hörner größer. Aber es war seine Masse, die ihn so riesig im Vergleich zu Ihnen machte. Auch wenn einige diese Masse mit Stärke gleichsetzen würden, so war es doch eher eine Schwäche. Wie Sterbliche an Übergewicht litten, so verursachte ihm sein massiver Körper einige Probleme, weswegen die Platten an ihn geschweißt worden waren. Jetzt wollte er diese hässlichen Platten am liebsten von seinem Körper abreißen, selbst wenn es bedeutete, dass er sich weiter ausdehnte und sich selbst auseinander riss. „Schaut was ich mit mir angestellt habe,“ sagte er. „Diese.. schrecklichen Platten.. Mein Körper... war einst so schlank, anmutig. Ich bin... fett. Sie haben mir dies angetan. Sie haben meinen Körper verschandelt.“ Langsam hob er die Klaue zu seinem Gesicht und fühlte das metallene Kinn. „Was ist mit mir passiert?“, fragte er. „Ehm.. also... das Metallkinn...“, begann Ysera, während sie sich über ihn beugte, und seinen Kopf an ihrer grün geschuppten Schulter stützte. „Ich weiß nicht ob du dich erinnerst, aber ein paar Jahre nachdem wir die Dämonenseele zerstörten, habe ich dir den Kiefer mit einem Schlag gebrochen.“ „Es wäre wohl nicht die beste Idee, diese Stütze zu entfernen.“, fügte Kalecgos hinzu. Neltharion lehnte sich gegen Ysera, er ließ einen Schluchzer heraus. Tränen flossen immer weiter aus seinen Augen, während er weinte, ein Zeichen der Trauer, welches Deathwing ihm immer verboten hatte. Frei von Deathwings Griff konnte Neltharion endlich weinen. Alexstrasza lehnte sich über ihn und begutachtete seinen Körper. „Ich kann einiges davon heilen,“ sagte sie. „Und die Platten dort entfernen. Aber bei weitem nicht alles.“ „Nach allem was ich getan habe... willst du es überhaupt?“, fragte er und fokussierte seinen neuen, wieder grünen Augen auf sie. „Ich bin die Königin des Lebens.“, antwortete Alexstrasza. „Es ist meine Pflicht Leben zu erhalten. Besonders solches, dass auf den richtigen Weg zurück gefunden hat. Ich kann dich nicht zu dem machen was du einst warst, aber ich kann viele der Platten entfernen, die du jetzt hast. Fürs erste würde ich deine Brust heilen.“ Doch sie wandte sich Thrall und Aggra zu. „Aber ich werde Hilfe brauchen.“ „Natürlich.“, sagte Thrall als er und Aggra an den riesigen schwarzen Körper von Neltharion herantraten. Sie streckten die Hände vor und konzentrierten sich, vereinten ihre Kräfte mit der, der roten Drachin. Alexstrasza berührte seine Brust und vergrub die Klauen dann tief unter den Platten. Neltharion knurrte, als er den Schmerz fühlte, denn als die Platten verschwanden, weitete sich seine Brust zu ihrer gesamten Masse aus. Eine nach der anderen riss sie heraus. Der schwarze Drache zuckte und krümmte sich. Ysera hielt ihn fest, legte ihren Kopf auf seinen, in einem Versuch ihn zu beruhigen. Während die Große Rote die Platten herausriss, kamen orange und goldene Funken aus ihrem Maul, welche zu seiner Brust flogen. Der goldene Schimmer ging außerdem auch von Thrall und Aggra aus. Die enorme klaffende Wunde, die Neltharions Brust weit gespalten hatte, wuchs langsam zusammen und seine natürlichen Panzerplatten schlossen sich über der Wunde. Endlich ließ Alexstrasza die letzte adamantine Platte fallen, als seine Brust sich komplett schloss. Sie begann nun an den anderen Platten zu arbeiten, riss sie heraus und heilte die Risse in seinen Schuppen. Jedoch konnten nicht alle Wunden geheilt werden. Seine Körper war viel zu zerstört, und sie war bei weitem zu schwach um sich allen Wunden in einem Durchgang zuzuwenden. Sie atmete schwer und legte eine Klaue auf seine dicke Brust. Der schwarze Drache weinte noch, während Ysera ihn eng an sich drückte und in ihren Vorderpranken hin und her wog. „Wirst du heute Nacht gute Träume haben, großer Bruder?“, fragte sie. Neltharion sah zu ihr empor, schaute in ihre mehrfarbigen, facettenreichen Augen. Der Regenbogen in ihnen wirbelte herum vor Freude und Erleichterung. Neltharion drückte seinen Kopf gegen ihre Brust, und ergab sich der Umarmung seiner kleinen Schwester. Alexstrasza fühlte ihre eigenen Tränen in den Augen, als ihre schuppige Unterlippe bebte. Da war er... Nach zehntausend Jahren der Versklavung in seinem eigenen Körper, war ihr Bruder zu ihr zurückgekehrt. Sie ließ all ihren Gefühlen für ihn freien Lauf, bevor sie sich auf seine Brust senkte, und mit ihren Vorderpranken ihn soweit umarmte wie sie um ihn herumreichen konnte. Ihr gesamter Schwarm senkte die Köpfe, fühlten sie doch die Trauer ihrer Königin in ihren eigenen Herzen. „Ich habe Drachen nie so häufig weinen sehen...“, merkte Aggra an. „Nach allem was sie durchgemacht haben...“, meinte Thrall. „..verdienen sie zu weinen. Er drehte sich zu Kalecgos, der in Stille dort stand, über den beiden weiblichen Aspekten und ihrem lange verlorenen Bruder. „Du schließt dich ihnen nicht an?“, fragte er, während er zu dem blauen Aspekt hinüber ging. „Thrall, ich war ein Welpe, der gerade erst geschlüpft war, als man uns berichtete, dass Neltharion Malygos betrogen und den Großteil des Schwarms vernichtet hatte.“ sagte Kalecgos „Ich weiß, das ist nicht mehr Deathwing, aber es ist schwer nicht Deathwing in ihm zu sehen, da ich ihn nie anders kannte. Ich werde dem Schwarm erzählen, dass der Erdwächter erlöst wurde, aber auch ohne den Großteil seiner Rüstung, sehe ich dort nur Deathwing vor mir.“ „Es ist das Kinn“, sagte Aggra mit einem Grinsen. „Er wird das Kinn niemals loswerden.“ „Eine Stütze für den gebrochenen Kiefer,“ entgegnete Kalecgos. Er schnaubte und schüttelte den Kopf. „Ich werde versuchen ihn als Neltharion und nicht als Deathwing zu sehen. Ich werde es versuchen. Aber wenn er auch nur einen Fuß ungeladen in mein Territorium setzt...“ „Etwas sagt mir, dass du ihm dann einen guten Tritt in den Hintern versetzen wirst“, sagte Thrall. „Einen kleinen..“, antwortete Kalecgos, während er sich zum Ork umdrehte und ein breites, aber verlegenes Grinsen erschien auf seiner Schnauze. Das Lächeln verschwand als er sich den anderen drei Aspekten zuwendete. Neltharion war müde. Seine Augen waren geschlossen, sein Gesicht entspannt. Silbrige, getrocknete salzige Linien zogen sich von seinen Augen über seine Wangen. Er hatte sich in den Schlaf geweint. Ysera tätschelte seinen Kopf. „Seine Träume sind traurig.“, sagte sie. „Aber sie sind nicht mehr erschreckend, wie sie es früher waren. Eine Sache, die ich niemals tat, war Deathwing zu besuchen wenn er schlief. Er war schlafend erschreckender als im wachen Zustand. Aber Neltharion... so traurige Träume. Reue.. das ist es was er fühlt, Bedauern.“ Sie schaute zu Alexstrasza auf, als sich auch ihre Augen langsam schlossen. „Hab ein Auge auf ihn Alex. Ich habe Angst um ihn. Deathwing mag verschwunden sein, aber das emotionale Trauma ist geblieben. Den Körper heilen ist einfach... Die Seele zu heilen.. ist etwas anderes.“ Mit diesen Worten bettete sie seinen Kopf langsam auf den Boden, bevor sie sich kurz an seiner Wange rieb. Nun verschwanden Ysera und die Mitglieder ihres Schwarms in einem Blitz aus leuchtendem Grün. „Ysera die Erwachte schläft einmal mehr.“, sagte Alexstrasza. „Aber nun gut, sie hat genug zu tun um den Schaden zu reparieren, den der Smaragdgrüne Alptraum angerichtet hat.“ Sie hob eine Kralle zu ihren Augen und wischte die Tränen weg. Sie senkte den Kopf und sprach zu ihrem Schwarm. „Der Erdwächter bleibt bei uns.“, verkündete sie weitgehend. „Ich weiß dass viele von euch protestieren werden. Aber es ist das Beste. Wir können ein Auge auf ihn haben, und sicherstellen dass das Wesen namens Deathwing komplett vergangen ist. Außerdem können wir ihn vor denen beschützen, die ihm schaden wollen.“ Ein roter Drache fragte: „Wer könnte so etwas tun?“ „Deathwings frühere Verbündeten.“, antwortete Alexstrasza. „Ohne Deathwing, der sie anführt, werden sie sich fragen, was sie tun sollen. Und wenn sie herausfinden, dass er sie hintergangen hat und wieder Neltharion geworden ist, haben wir alle Hände voll zu tun. Sie werden kommen und ihn holen wollen. Ohne Zweifel haben die alten Götter nicht nur zu ihm gesprochen, sondern auch zu anderen die für ihn gearbeitet haben. Sie informieren sie vielleicht während wir hier sprechen.“ Sie senkte den Kopf. „Ich weiß, dass viele von euch ihm nicht trauen. Ich verstehe das. Aber wir müssen ihm Verständnis entgegen bringen... das Verständnis, dass wir einst nicht hatten. Wir hätten ihm helfen können, wenn wir die Anzeichen des wachsenden Wahnsinns bemerkt hätten. Aber wir haben es nicht. Wir waren blind. Ich schulde ihm mindestens das!“ Es gab zögerliche Zustimmung durch ihren Schwarm, aber zumindest waren sie zufrieden damit, dass sie über ihn wachen konnten, um sicher zu stellen dass er sich benahm. Thrall und Aggra nickten zusätzlich. Es war das beste für den schwarzen Drachen. Er würde einiges neu lernen müssen, was er vergessen hatte, nachdem er in seinem eigenen Geist für so lange Zeit weggesperrt worden war. Thrall war aufgefallen, dass er selbst Probleme damit hatte sich in der Luft zu halten, weswegen er wie wild geflattert hatte. Aber seine Zeit endete bei Wyrmruh in gewisser Weise. Er hatte Azeroth vor Deathwing gerettet. Aber da waren andere Diener der alten Götter um die er sich kümmern musste. Die Elementare zum einen. Er ging zu Kalecgos. „Ich hab mich gefragt ob du mir und Aggra einen Rückflug zum Irdenen Ring anbietest.“, sagte Thrall. „Natürlich, es wäre mir eine Ehre, Freund Thrall,“ war die Antwort, die er erhielt. „Du bleibst nicht?“, fragte Alexstrasza. „Es gibt viel zu viel zu tun, Königin der Drachen.“, sagte Thrall. „Viele Orte Azeroths brauchen Heilung, und bis der Erdwächter in der Lage ist diese Aufgabe wieder zu übernehmen, werden wir, der Irdene Ring, weiter daran arbeiten.“ Er wandte sich dem ruhenden Körper Neltharions zu. „Ich nehme an es wird seine Zeit dauern, bis er wieder so weit ist.“ „Wir werden tun was wir können, um ihn zu heilen.“, sagte Alexstrasza. „Ich danke dir erneut, Freund Thrall. Du hast mein Herz geheilt, als es in Scherben lag, aufgrund des Todes meines Gefährten und meiner Kinder, jetzt hast du mir auch noch meinen Bruder zurück gebracht, der fast von der Finsternis verschlungen worden wäre. Und mit der Rückkehr des Erdwächters gibt es Hoffnung für Azeroth. Wir sind wieder fünf Aspekte, stark, wir werden die Welt beschützen können.“ „Wenn Nozdormu recht hat,“ begann Thrall. „...werdet ihr erneut nur zu viert sein.“ „Vier ist besser als Drei,“ sagte sie mit einem sorgenvollen Seufzer. „Neltharion war der weiseste von uns. Vielleicht kann er dem Lord der Zeit ins Gewissen reden.“ „Vielleicht“, sagte Thrall. „Aber wenn man bedenkt wie groß und stark er in seinem momentanen Zustand ist, kann es nicht schaden dem alten Nozdormu einen ordentlichen Klaps zu geben.“ Die Drachenkönigin lachte und lehnte sich über Neltharion um ihn wieder eng zu umarmen. „Du kennst Neltharion nicht,“ begann sie. Er war auch damals groß. Aber er war der friedlichste von uns. Der freundliche, sanfte Riese, wenn du so willst. Die bloße Vorstellung die Klaue gegen einen anderen zu erheben brachte ihn aus der Fassung.“ „Schwer vorstellbar, dass dieser sanfte Riese zur Verkörperung der Zerstörung wurde.“, sagte Thrall. Kalecgos legte sich hin, damit Aggra auf seinen Rücken steigen konnte, Thrall folgte ihr. „Ich wünsche euch alles Gute“, sagte Alexstrasza. „Und dir auch Kalecgos. Du bist immer hier willkommen.“ „Danke“ war seine Antwort, und er senkte respektvoll den Kopf. Eine Geste, die sie erwiderte. Dann hob er ab, während die Orks sich so eng an seine Schuppen klammerten, wie sie nur konnten. Alexstrasza schaute hinab auf Neltharion und umarmte ihn fest. Sie legte einen Flügel über seinen Körper, und bettete sich neben ihn, sanft schnurrend. Obwohl sie in diesem Krieg viel verloren hatte, so hatte sie doch ihren Bruder zurück erhalten. II Sie konnte nicht glauben wie viele Schäden ihr Bruder, oder Wyrmruh, ausgehalten hatte. Ihr Schwarm und einige verständnisvolle sterbliche Verbündeten waren sehr mit den Aufbauarbeiten beschäftigt. Zur selben Zeit reparierten sie auch Neltharions beschädigte Metallplatten. Weil man diese nicht entfernen konnte, war es das Beste sie zu reparieren. Der große Schwarze schlief.. genau genommen schlief er schon seit die Arbeiten begonnen hatten. Alexstrasza hatte ihn mit aller Kraft etwas vom Tempel weggezogen, um die Arbeiten zu erleichtern. Sie hatte ihn in der Nähe des Tempels bei einem Teich positioniert, der von der Sonne aufgetaut worden war. Die Platten wurden abgeschliffen, seine Schuppen poliert.Er sah so friedlich aus, wie er in der Nähe des Tempels lag. Alexstrasza streichelte seine Seite mit einer Klaue und nahm einen tiefen Atemzug. Er war abgeschliffen, gereinigt und poliert. Von dem Ruß und der Asche, die Deathwing immer bedeckt hatten, war nichts übrig geblieben. Sie hätte schwören können, dass er gerade geschnurrt hatte. Er hatte Frieden gefunden. Neltharion begann sich zu rühren und seine Augen öffneten sich langsam und zuckend. Langsam hob er den Kopf und sah seine Schwester an. „Was ist passiert?“, fragte er mit schwacher Stimme. „Wir haben dich vom Tempel weg bewegt,“ erklärte sie mit sanfter Stimme. „So kannst du dich besser ausruhen, während wir den Tempel reparieren.“ „Wie lange war ich bewusstlos?“, fragte er während er den Kopf leicht anhob. „Mehrere Tage,“ sagte Alexstrasza. „Aber das machte es auch einfacher dich zu reinigen, die Platten zu reparieren und deine Schuppen zu polieren.“ „Du hast mich... gewaschen und die Platten repariert?“, fragte er ungläubig. „Warum?“ „Weil es nötig war.“, sagte sie leise. „Du musstest vom Bösen befreit werden, dem Bösen, welches sich in deine Schuppen gebohrt hatte, wie die Metallplatten, die du anbringen ließt.“ „Wer hat die Platten repariert?“, fragte er nun. „Viele unserer sterblichen Verbündeten, die wir zur Hilfe riefen,“ war ihre prompte Antwort. Neltharion kämpfte sich auf die Füße, er zitterte. „Komm,“ sagte Alexstrasza. „Komm und schau was sie für dich getan haben. Deine Schuppen glänzen wie polierter Onyx, so wie sie es einst getan haben. Es ist als würde ich den alten Neltharion ansehen... wie er mich früher immer zum Lachen brachte.“ Neltharion stapfte langsam vorwärts zu dem reflektierenden Teich in der Mitte des Tempels und kniete sich hin um sein Spiegelbild zu betrachten. Da kräuselte sich sein Gesicht auf dem Wasser, teilweise hinter der Metallschiene versteckt, die seinen Kiefer stützte. Seine Schuppen waren poliert und glänzten ähnlich hell wie die stahlgrauen Adamantiumplatten, die hier und dort noch waren. Jedoch, sein Körper war immer noch aufgebläht, sein Hals dicker als normal und alle 4 Beine waren so muskulös, dass die Proportionen nicht mehr stimmten. Sein Unterarm war dicker als Alexstraszas Hüfte. Seine Flügel waren breiter, als er lang war und seine Länge war die Doppelte als die seiner Schwester. Er war nicht der alte Neltharion, egal wie sehr sie ihn polierten. Da waren immer noch Hinweise darauf, was Deathwing ihm hinterlassen hatte, glühende Risse seines Körpers, nur zusammen gehalten von Metallplatten. Obwohl die Risse nicht mehr so groß waren wie früher, waren sie doch immer noch sichtbar. Die Hitze seines geschmolzenen Inneren brachte die Luft dazu, sich wie eine Luftspiegelung zu kräuseln. „Du kannst ein Stück Scheiße polieren... aber es bleibt Scheiße.“, sagte er voller Abscheu vor seiner eigenen Spiegelung. Er schlug mit seiner Faust in die Wasser, bis sein Gesicht völlig verzerrt war. „Neltharion!“, rief Alexstrasza. „Wie kannst du so etwas nur von dir selbst sagen?“ „Ich habe das von Deathwing gelernt,“ sagte der Erdwächter. „Warum würden sie mir helfen? Warum sollte ich auch nur solche eine simple Geste, wie das Abwaschen des Rußes meiner Sünden, verdient haben? Was habe ich getan um es zu verdienen?“ Alexstrasza senkte ihren Kopf. „Nichts,“ antwortete er, als sie es nicht tat. „Ich habe nichts getan als ihnen Elend zu bringen.“ Er schaute wieder auf das Spiegelbild, welches sich beruhigte. „Ich habe unterbewusst gehört, was Kalecgos gesagt hat. Ich weiß was er meinte. Sie kennen nichts Anderes. Sie kennen Neltharion nicht, sie kennen nur Deathwing. Neltharion ist eine Erinnerung!“ „Du bist Neltharion,“ konterte sie. „Du hast es selbst gesagt.“ „Ich weiß wer ich bin.“, sagte er. „Ich weiß es. Aber wissen sie es? Sehen sie mich als Neltharion? Nein. Niemand tut das. Sie sehen alle noch Deathwing in mir.“ Er senkte den Kopf, begann zu weinen. „Das Monster ist fort, aber seine Taten verfolgen mich.“ „Dachtest du es wird leicht?“ fragte Alexstrasza. „Wir können nicht zurück zu den Dingen, wie sie gewesen sind. Schau deinen Körper an. Ich kann ihn nicht mal genau so aussehen lassen wie vor Jahrhunderten. Aber ich tat mein Bestes. Ich schaue in deine Augen, und ich sehe keinen Deathwing, ich sehe dich. Ich habe diese Smaragdaugen vermisst, so nett, so sanft, das ist es was ich sehe. Neltharion knurrte, senkte den Blick nach unten. Alexstrasza kam auf ihn zu, lehnte sich gegen seine Brust und legte die Flügel um ihn. „Was werde ich tun...?“, fragte er. „Du bist der Erdwächter,“ antwortete sie. „Das ist deine Pflicht. Du wirst dich Azeroth als dieser wieder zeigen müssen. Die Leute werden lernen dir wieder zu vertrauen.“ „Werden sie?“, fragte er leise. „Ich weiß, sie werden.“ war ihre Antwort. „Aber diese Dinge brauchen Zeit. Ruh dich aus, Bruder. Sprich mit den Sterblichen hier. Sprich mit ihnen. Lass sie dich für dich sehen.“ Neltharion senkte den Kopf, während er sich selbst auch wieder senkte und hinlegte. Er schloss seine Augen, rollte sich ein. „Steh auf!“, rief Alexstrasza. „Du wirst sicher nicht den ganzen Tag herumliegen.“ „Ich bin grade aus einem mehrtägigen Koma aufgewacht und du willst dass ich mich bewege?“ fragte Neltharion. „Ich bitte dich bei den Arbeiten zu helfen.“ sagte die Lebensbinderin. „Ich will dass du etwas tust. Wenn du später müde bist, kannst du für ein Nickerchen herkommen. Aber ich denke du hast erst mal genug geschlafen. Du musst deinen Körper wieder kennenlernen. Du hattest zehntausend Jahre keine Kontrolle über ihn.“ Neltharion erhob sich, versuchte den Rücken zu strecken als er auf die Füße kam. Er spürte das Gewicht seiner aufgeblähten Form. Trotz der Muskelmasse, die er durch die Verwandlung der alten Götter hinzugewonnen hatte, konnte er es noch nicht ausgleichen. Sein Gehirn dachte immer noch er wäre ein schlankerer, kleinerer Drache. Er atmete schwer, und in dem schweren Atem schwang ein keuchendes Geräusch mit. „Ich bin... so schwer...“, stellte er fest. „Kein Wunder, dass ich kaum fliegen konnte. Ich habe keine Ahnung wie Deathwing es angestellt hat.“ „Ich nehme an, er hat sich daran gewöhnt.“, sagte Alexstrasza. „Und es war ein langsamer Verlauf für ihn, das Wachstum, meine ich. Für dich ist es anders. Du bist an diese Größe, diesen Umfang nicht gewöhnt...“ „Sags einfach...“, spöttelte er grinsend. „Sags einfach. Ich bin fett. Ich bin eine aufgeblähte, korpulente Monstrosität. Ich bin so fett, dass ich mich kaum bewegen kann.“ „Das sage ich nicht,“ entgegnete sie. „Hör auf mit diesem Selbstmitleid.“ Sie packte ihn und brachte ihre Schnauze ganz nah an seine heran, so dass sie ihm so tief wie nur möglich in die Augen sehen konnte. „Hör mir zu, Neltharion,“ begann sie. „Du hast einen Job zu tun. Du hast deine Pflichten. Du musst dich um Azeroth kümmern. Es wird Zeit wegzuwerfen, was Deathwing tat. Du musst dich wieder mit seinen Bewohnern verbinden. Dinge haben sich geändert... Leute haben sich geändert... Wir haben uns geändert. Ich glaube an dich Neltharion. Bitte... genug von dem Selbstmitleid. Gib uns und dir eine Chance.“ Neltharion verlagerte seine Masse um sich an ihre Schnauze zu lehnen, sie gegen seine zu drücken. Dann riss er sich los, und stapfte mit seinem massiven Körper langsam von der Tempelbasis weg. Er fühlte bei jedem Schritt wie der Boden zitterte und erschüttert wurde. Er war so schwer, sogar für den Boden auf dem er stand. Er ließ seine Flügel leicht herabhängen. Sein Kopf hing hinab, als würde der Metallkiefer ihn davon abhalten ihn anzuheben. Allein das Gewicht seiner massiven Hörner war schon genug um seinem Hals Probleme zu bereiten. Jedoch war es nicht die physische Schwere, die ihm zu schaffen machte, es war die schwere Trauer tief in seinem Herzen. Als er in Schnee und Eis heraustrat, nahm er einen tiefen Atemzug. Er spürte wie Schnee und Eis unter ihm knirschten und brachen, was sein Herz noch mehr betrübte. Einst war er so leicht gewesen. Er schaute sich um, sah wie einige Rotdrachen und ihre sterblichen Verbündeten den Wiederaufbau des Wyrmruhtempels fortsetzten. Alexstrasza und ihrem Schwarm waren diesen Sterblichen sehr freundlich gesinnt, sie sahen sie fast als Familie. Und als solche, kümmerte sie sich um sie alle unter ihnen. Er sah einige Allianzbanner, hier und dort auch Hordebanner, aber die meisten Sterblichen hier standen zu beiden Fraktionen neutral. Die Rotdrachen waren Nachbarn, und als freundliche Nachbarn waren sie lediglich hier um zu helfen. Sie hörten allerdings auf zu arbeiten, als sie mitbekamen wie der riesige schwarze Aspekt sich erhob, und aus dem Tempel schaute um ihre Arbeit zu beobachten. Seine guten Ohren konnten die angsterfüllten Flüstereien hören, und ein paar Mal hörte er den Namen 'Deathwing' ausgesprochen. Sein Kopf sank noch tiefer. Das war alles was sie kannten. Deathwing. Nicht Neltharion. „Hört auf mich Deathwing zu nennen,“ flüsterte er zu sich selbst. Er drehte sich zu Alexstrasza um, welche ihr strahlendes Gesicht behielt. Neltharion seufzte und ging langsam weg, sein Kopf hing tief, der Schwanz schleifte über den Boden. Die metallische Schweifklinge, die an der Spitze saß, zog eine Spur durch den Schnee, während er sich vom Tempel weg bewegte. Alexstraszas strahlender Ausdruck verschwand, als sie ihn so davon schlendern sah. „Oh... Neltharion...“, sagte sie leise, kopfschüttelnd. Neltharion setzte seinen stapfenden Weg fort, sich vom Tempel entfernend, während er seine massiven Füße durch den Schnee zog. Als er erst einmal weit genug vom Tempel entfernt war, hörte er wie die Geräusche der Arbeit wieder einsetzten. Seine bloße Präsenz versetzte sie so sehr in Angst, dass sie ihre Aufgaben nicht erfüllen konnten. Langsam wandte er sich einem der Drachenschreine zu. Er konnte den Geruch von Schwefel und Rauch riechen, dort hinter dem Felsvorsprung, wo der Drachenschrein lag. Es war der Obsidian-Schrein. Der Ort, wo sein eigener Schwarm die letzte Ruhe fand. Mit Magie... Mit Willenskraft.. Egal wie, sie alle fanden ihren Weg hierhin, wenn die letzte Stunde schlug. Vor ihm erstreckte sich ein Tal aus geschwärzter Erde und vulkanischen Auslässen. Lava floss in Strömen, grenzte den Schrein vom Rest des Landes ab. Darüber zeichnete sich eine Caldera ab, welche immer wieder aus dem Erdinneren Lava nach oben spie. Neltharion betrat den Schrein. Niemand bewachte ihn. Er nahm an, dass das so war seit Deathwing alle Drachen zum Krieg gerufen hatte. Mittlerweile hatten sie diesen Ort vergessen. Völlig willkürlich lagen dort die Gerippe seines einst so stolzen Schwarms, die Wächter Azeroths. Seine Braue hob sich, als er spürte wie seine Augen erneut feucht wurde. Er zitterte, trotz der Hitze des Vulkans. Zwei besonders zerfetzte Schwarzdrachen lagen in der Nähe des Zentrums des Schreins. Er ging langsam hinüber. Er kannte die Beiden sehr, sehr gut und sein Kopf hing tiefer denn je. Onyxia und Nefarian, seine Kinder. Und dort, neben ihnen lag auch das verbrannte Skelett seiner Hauptgefährtin, Sintharia. Neltharion legte sich neben ihr auf den geschwärzten, aschebedeckten Boden, während er seine Flügel um sie legte. Die Klänge seines Atems, unterbrochen von seinen Schluchzern, echoten im gesamten Schrein. „Sintharia...“, flüsterte er. „Es tut mir so leid. Es tut mir so leid, dass ich dich verletzt habe… ich vergewaltigte dich. Die Freude der Vereinigung sollte es immer sein... aber.. Deathwing... ich... wieso... wieso... was habe ich getan um das alles zu verdienen? Warum mich bestrafen? Warum sie betrafen? Warum uns bestrafen? Warum uns so sehr verletzen?“ Er hob den Kopf und ließ den Blick über die Überreste seines fast ausgestorbenen Schwarms gleiten. Viele von ihnen waren andere Gefährtinnen, die er durch seine Libido im Wahnsinn getötet hatte. Deathwing hatte in einem Akt der Dominanz und des lustvollen Verlangens vergewaltigt und getötet. Nur Sintharia hatte überlebt, vernarbt, zerstört, und voller Rachegelüste gegen ihn, für das was er getan hatte. Und dann hatte Deathwing sie ohne ihr Wissen benutzt. Sie war nicht mehr als ein Bauer für ihn gewesen. Neltharion kehrte zu Sintharias Leib zurück. Er rollte seinen riesigen aufgeblähten Leib um sie herum, so gut es ging und weinte weiter. Seinen Metallkiefer legte er in ihren Nacken. „Alle die ich im Schwarm geliebt habe...“, flüsterte er. „Tot... Verloren... wegen mir... Nein, wegen Deathwing. Ich bin ein Monster. Ich sollte sterben... ich sollte genau hier sterben, damit wir alle erneut vereint sind.“ Die Tränen, denen er freien Lauf ließ, trafen auf den Boden. Als seine Tränen auf den schwarzen Fels trafen, ertönte ein Rumpeln aus der Erde, welches die Oberfläche erschütterte. In der Nähe des Zentrums sammelten sich seine Tränen zu einer Art Teich. Das Wasser war frisch, und dampfte mit einer einladenden Wärme. Während die heiße Quelle immer mehr Wärme von unten ans Tageslicht förderte, begannen kleine Pflanzen rundherum zu sprießen, die sich an den giftigen Dämpfen der Vulkane nicht im Geringsten störten. Aus Tod wurde Leben. Die Pflanzen waren klein, aber es waren viele und sie wuchsen zahlreich um die Ränder der Quelle. „Erdwächter...“, erklang eine eher sinnliche Stimme hinter ihm. Er hob den Kopf, Tränen flossen die Wangen hinab. Hinter ihm, im Eingang des Schreins, stand ein blauer Drache. „Was willst du?“, fragte Neltharion. „Die Königin des Lebens wünscht dass du zum Tempel zurückkehrst.“, sagte der weibliche Blaudrache. „Von dort komme ich gerade,“ antwortete er. „Lasst mich in Frieden um meine Familie trauern.“ „Ihr habt Ihnen ein großes Geschenk erwiesen, Erdwächter.“ sagte die blaue Drachin. „Ein liebevoller Ort, an dem sie jetzt in Frieden ruhen können.“ Neltharion wandte sich zu der Quelle, die seine Tränen geformt hatten. Immer noch flossen Tränen von seinen Augen. Dann wanderten seine Augen zu seiner verstorbenen Hauptgefährtin. Als er eine Klaue auf ihren Körper legte, tätschelte er ihren Hals. Langsam erhob er sich und stapfte zu dem blauen Drachen herüber. „Es tut mir leid,“ wisperte seine dunkle Stimme. „Um Malygos. Es tut mir leid, was ich ihm antat. Er war mein bester Freund... und ich habe ihn verraten!“ Die blaue Drachin senkte ihren Kopf. Beide Drachen gingen langsam zurück zum Tempel. Die Blaue hob ab, flog über Neltharion, während dieser langsam durch den Schnee lief. Er konnte nicht mal fliegen. Endlich erreichte er den Tempel, und erkannte Alexstrasza im Eingang des Tempels. Die prachtvolle Rote stand dort, mit geraden Schultern, die Flügel leicht gespreizt. Doch.. ihre Augen waren traurig als sie ihren Bruder ansah. „Du wolltest mich sehen, Schwester?“, fragte er. „Hast du deinen Schrein besucht?“, fragte sie. „Ja,“ antwortete er. Neltharions Augen senkten sich, sein Kopf folgte. Seine rechte Klaue fuhr über den Boden. „Tat ich. Alle sind tot... tot wegen mir. Meine Gefährtinnen... Meine Kinder...“ Er schaute zu Alexstrasza. „Deine Gefährten.. deine Kinder... Es tut mir so leid.“ „Das weiß ich,“ sagte sie leise. „Ich bin eine Last für dich...“, sagte Nel. „Ich kann nicht fliegen. Ich kann mich kaum bewegen und alle starren mich an. Dein Schwarm... die Sterblichen... jeder... alle starren... alle beobachten... 'Was macht er als Nächstes? Frisst er uns? Zerstört er uns? Tötet er Alexstrasza?' Sie vertrauen mir nicht. Du vertraust mir nicht. Ich weiß wieso. Ich werde mich nicht beschweren, dazu habe ich kein Recht.“ „Deathwing...“, sagte Alexstrasza. „Bitte...“ „Wie hast du mich genannt?“, fragte er ungläubig. Sie schluckte schwer. „Du hast mich Deathwing genannt.“, sagte er. „Ich meinte es nicht...“, versuchte sie zu erklären. „Du siehst mich auch als Deathwing!“, sagte Neltharion. „Ihr alle seht mich als Deathwing! Ich entkomme ihm nicht. Nicht einmal in seinem Tod.“ Seine Lippe bebte. Er schaute zu den Arbeitern hinaus. Sie beobachteten ihn mit prüfenden Blicken. Während er seinen Kopf senkte, wurden seine Augen deprimiert. Dann, als er sie fokussierte, war da ein Ausdruck von Ehrlichkeit, aber auch von der tiefen Trauer in seinem Herzen. Er legte seine Schwingen an, rollte den Schweif um seinen Körper. „Es tut mir leid.“, sagte er. „Alles. Dass ich fast Azeroth zerstört habe. Die Flüstereien. Sie folterten mich. Sie ließen mich diese Dinge tun. Ich... wollte nie jemandem schaden. Ich wollte alle beschützen. Sie wendeten diese Gedanken gegen mich, verdrehten meinen Wunsch euch zu beschützen. Es tut mir leid. Ich kann nicht zurückgeben was ich nahm. Ich kann Azeroth nur so dienen, wie ich es tat bevor die Alten Götter mich versklavten und zu Deathwing machten.“ Seine Augen verengten sich. „Ich will nicht, dass du mich als Deathwing siehst.“, sagte er. „Sieh mich nicht als Deathwing. Ich bin Neltharion. Ich bin der Wächter Azeroths. Meine Pflicht gilt euch, meine Existenz besteht darin so zu handeln wie ihr es von mir erwartet. Aber ich kann meinen Pflichten nicht nachkommen, wenn da noch Hass für mich ist. Ich werde von mir selbst geben, wie ich es in der Vergangenheit tat. Selbst wenn es bedeutet dass ich erst den Weg finden muss. Ich werde denen dienen, die mich brauchen. Ich werde die suchen, die mich am meisten brauchen. Ich werde dorthin gehen wo ich am meisten gebraucht werde.“ Mit diesen Worten erhob er sich auf die Beine und sprintete davon, um so schnell wie möglich Distanz zwischen ihn und Wyrmruh zu bringen. „Neltharion!“, rief Alexstrasza. Sie wandte sich an ihren Schwarm. „Folgt ihm!“ Neltharion sah zurück während er über die schneebedeckten Ebenen galoppierte. Er sah eine Gruppe aus roten und blauen Drachen, die ihm folgte. Während er sich herumdrehte, vergrub er seine Füße im Boden, stellte sich auf die Hinterbeine und spreizte die Schwingen. Mit einem schnellen Flügelschlag schickt er einen heftigen Windstrahl entgegen. Die Drachen verteilten sich, wurden im Wind gefangen. Diese Verwirrung nutzte der Schwarze um sich umzudrehen, und weiter vor den 2 Schwärmen zu flüchten. Wieder spreizte er die Flügel. Mit dem Vorhaben abzuheben, beschleunigte er seine Beinarbeit. Er sprang und schlug zum ersten Mal mit den Flügeln. Er flatterte kurz und glich sich selbst aus. Seine mächtigen Schwingen halfen ihm auf den warmen Thermalwinden zu segeln, während er über die eisigen Ebenen glitt. Jedoch flog er sehr niedrig, er war sich nicht sicher ob er ohne Gefahr höher fliegen konnte. Neltharion traute sich selbst noch nicht, wenn es darum ging die Flügel zu beherrschen. Er rief sich Erinnerungen ins Gedächtnis wie man flog, aber diese Erinnerungen reflektierten nur eine Zeit in der er schlanker, leichter und wendiger war, und nicht der aufgeblähte Koloss aus schwarzen Schuppen und Adamantium, der er jetzt war. Seine Schwingen trugen ihn ein gutes Stück, bevor sie beim boreanischen Fluss ihren Dienst versagten. Neltharion versuchte sie so anzuwinkeln, dass er sanfter landete, doch da war auch schon der Boden, und er landete unsanft. Der Schwarze Aspekt hechelte, sein Atem kam wie Dampf aus seinem Maul. Seine feinen Ohren hörten Flügelschläge. Über ihm erschien eine andere Gruppe aus Drachen, die diesmal fast nur aus blauen Drachen bestand. Neltharion hob den Kopf, während er immer noch schwer atmete. Sein Körper zitterte vom Aufprall, sein Herz hämmerte gegen die Wände seiner Brust. Mit der einen Pranke sammelte er Schnee, formte daraus einen Ball und schleuderte ihn nach einem der blauen Drachen, doch dieser wich ihm ohne große Anstrengung aus. „Geht weg!“, brüllte Neltharion. „Lasst mich alleine! Geht... Geht einfach weg! Ich brauche euch nicht. Ich brauche weder Alexstrasza, noch ihren Schwarm. Sie sagte ich solle meinen Job erledigen, und genau das habe ich jetzt auch vor. Ich werde es wieder gutmachen.. die Tausenden Jahre der Folter durch Deathwing. Ich lasse Azeroth ihn vergessen. Er wird eine Erinnerung sein und nur ich werde existieren. Niemand wird mich je wieder Deathwing nennen!“ „Ihr seid noch krank, Erdwächter.“, sagte einer der blauen Drachen. „Ihr solltet zur Lebensbinderin zurückkehren. Sie kann euch helfen.“ „Zur Hölle mit ihr!“ rief Neltharion. „Ich brauche ihre Hilfe nicht. Ich will ihre Hilfe nicht. Sie hat mich Deathwing genannt. Sie schaut mich mit Mitleid an. Ich bin erbärmlich. Ich bin nutzlos. Ich bin eine Last! Nicht mehr! Ich richte das. Ich heile Azeroth. Ich richte alles, was ich zerbrochen habe. Selbst wenn der Prozess mich tötet, ich werde die Welt retten, die ich zerstört habe. Ich werde den Leuten helfen, die ich verletzt habe. Ich muss bluten, damit es für alle besser werden kann.“ Neltharion wich vor ihnen zurück, während er mehrmals über sich selbst stolperte, weil er vom Fliegen so erschöpft war. Er stolperte nochmal, und fiel seitlich in den Schnee. Er erhob sich wieder und begann erneut, er versuchte verzweifelt dass sich seine Füße schnell genug bewegten, damit er die blauen Drachen abhängen konnte. Sie flogen ihm wieder nach. Neltharion hielt an, sein gewaltiger Körper fiel erneut zu Boden. Sein Körper zitterte, sein Kopf schwankte. Er rollte seinen schwarzen Körper so eng er konnte zusammen und legte seine Schwingen über sich selbst. Seinen Schwanz wickelte er um seine Beine. Die Blaudrachen landeten, umkreisten ihn. Neltharion rollte sich noch enger zusammen, als er spürte wie sie sich näherten. Dann spürte er etwas Riesiges heran fliegen. Als er aufsah, verschwamm seine Sicht aufgrund der Tränen und seines Deliriums. Wieso, Neltharion, was machst du hier? Neltharion wandte seinen pochenden Kopf der fröhlichen, bekannten Stimme zu. Seine Augen blinzelten, seine Sicht wurde nicht klarer. Aber für einen Moment hatte er das Gefühl, dass sich die Form eines bekannten, gewaltigen Drachen neben ihm niederließ. Ich bin so froh, dass du mich besuchen kommst. Es ist so lange her. Wir haben uns viel zu lange nicht gesehen. „M-Malygosss...“ fragte Neltharion, mit einer Stimme, die von der Flucht aus der Drachenöde geschwächt war. Natürlich bin ich Malygos. Wer sonst, wenn nicht dein alter Freund und Bruder Malygos?Bei den Titanen, was hast du mit dir angestellt? Geht es dir gut? Weißt du, ich sorge mich oft um dich, Neltharion.“ „Du bist... tot...“ Oh nein, bin ich nicht. Warum sollte ich das sein? Was würde die Magie von Azeroth nur ohne mich machen? Bekomme diese Gedanken aus deinem Kopf, alter Freund, sonst denken die anderen du wärst verrückt. Neltharion fühlte wie er leicht kichern musste, als er das hörte. Die schiere Ironie dieser Aussage war amüsant. Kann doch nicht zulassen, dass der Erdwächter seinen Verstand verliert. Du bist der eine, bei dem wir alle Rat suchen. Du bist der, zu dem wir am häufigsten kommen... wenn du den Verstand verlierst, wüsste ich nicht was wir tun sollten... „Neltharion!“, rief eine andere Stimme, die er zwar erkannte, aber er wusste dass sie nicht Malygos gehörte. „Malygosss...“ Neltharion sah zu der mächtigen Gestalt des beeindruckenden Blaudrachen auf. Der Drache ergriff ihn, und richtete ihn ein wenig auf. „Ich bin nicht Malygos, Neltharion.“, sagte der blaue Drache. „Ich bin Kalecgos. Ich bin der neue blaue Aspekt. Wach auf, Neltharion.“ „Mein Herr,“ begann einer der blauen Drachen. „Wir sollten ihn zum Nexus bringen, damit Alexstrasza ihn abholen kann.“ „Malygosss... Es... tut mir so leid...“ Was tut dir leid, alter Freund? „Ich habe dir weh getan,“ antwortete Neltharion mit kaum vorhandener Stimme. „Ich habe dich verletzt.“ Ich weiß, dass es dir leid tut. Ich... hätte für dich da sein müssen. Ich hätte die Zeichen sehen müssen. Ich hätte bemerken müssen, dass du meine Freundschaft am meisten gebraucht hättest. Vielleicht... hätte es Deathwing gestoppt. Neltharions leere Augen wurden feucht und feuchter. Er sah nicht Kalecgos an, er starrte einfach nur in die Luft. Aber seine Augen fokussierten die Erscheinung zu der er sprach. „Zu wem spricht er?“, fragte ein anderer blauer Drache. „Ich weiß es nicht,“ sagte Kalecgos. „Kommt, wir gehen zurück zum Nexus, und der Erdwächter kommt mit uns.“ „Wenn er wieder durchdreht, müssen wir tun, was getan werden muss,“ sagte ein dritter Drache. „Wir können nicht zulassen, dass Deathwing wieder aufersteht.“ „Er ist nicht verrückt.“, sagte Kalecgos. „Er ist schwach, voller Kummer und im Delirium.“ Es war nicht weiter schwer für die blauen Drachen, sich selbst und Neltharion zum Nexus, nach Kaltarra, zu teleportieren. Der Nexus selbst war ein beeindruckendes Gebilde aus arkaner Macht und Eis. Leuchtende Wellen aus blau-weißer Energie flossen durch die magisch schwebenden Ringe nach draußen. Arkane Glyphen, überall auf den Seiten der Gebilde verteilt, leuchteten blau vor Macht. Kalecgos erschien aus einem Blitz blauen Lichts mit Neltharion in seinen vorderen Pranken. Er brachte den Erdwächter auf die größte der schwebenden Plattformen, und begutachtete ihn hier genauestens. Die restlichen Blaudrachen erschienen und suchten sich auf den umliegenden schwebenden Plattformen Plätze an denen sie sich aufhalten konnten. „Neltharion.“, sagte Kalecgos. „Neltharion...“ „... so leid... Malygos...“ flüsterte Neltharion, während er eine Klaue nach Kalecgos ausstreckte. Kalec nahm sie. „Ich bin nicht Malygos,“ sagte er. „Neltharion...“ Neltharions Augen verdrehten sich, und dann wurde sein Körper schlaff, während sein Geist in den Zustand der Bewusstlosigkeit abglitt. „Der Flug muss ihn sehr angestrengt haben.“, sprach Kalecgos zu seinem Schwarm. „Ich hatte keine Ahnung, wie schwach er war.“ „Wir sollten ihn zu Alexstrasza zurückbringen,“ schlug einer der blauen Drachen vor. Kalecgos wandte sich ihm zu. „Vielleicht, Androgos.“, sagte er. „Vielleicht. Aber warum sollte er von ihr abhauen? Besonders in seinem Zustand?“ „Sie hatten einen Streit.“, sagte ein anderer blauer Drache. „Sie nannte ihn Deathwing.“ „Deathwing mag es nicht, Deathwing genannt zu werden.“, sagte Androgos. „Ich vermute, das Einzige was wir wirklich tun können im Moment, ist ihn ruhen zu lassen.“, erklärte Kalecgos. „Wenn er aufwacht und stark genug bei Bewusstsein ist, um uns Antworten zu geben, werden wir ihn fragen.“ „Vor vielen Tausend Jahren, war es das was wir immer taten, wenn Malygos uns zum Erdwächter brachte,“ begann eine sanfte Stimme. Kalecgos schaute auf, zu einer Drachin auf den höheren Etagen und erkannte, dass sie Haleh gehörte, Gefährtin des Malygos. „Niemand wusste die Antworten auf die unergründlichsten Fragen... nicht so wie Neltharion es tat. Jetzt.. in diesem Zustand.. glaube ich dass sein Denken noch weniger Sinn ergibt, als damals, als er Malygos überredete mit ihm die Dämonenseele zu erschaffen.“ „... Malygos...“ flüsterte Neltharion, schwach atmend, im Schlaf. „Ich werde über ihn wachen.“, beschloss Kalecgos. „Es ist meine Pflicht. Er ist ein Aspekt... wie ich...“ §§§ Er hörte den angsterfüllten Schrei eines Kindes, und beeilte sich zu helfen. Ein Kind war in Schwierigkeiten, ein Kind brauchte Hilfe, ein Kind musste von ihm beschützt werden. Das war seine Aufgabe. Er war der Beschützer. Er nahm es immer direkt auf sich selbst, die Aufgabe dass das Land sicher war. Diesmal war es das nicht. Er stoppte vor dem Kind, sah wie sie sich weinend vorbeugte und in ihre Hände schluchzte. Er näherte sich langsam, und sie sah zu ihm, die Augen weit geöffnet. Sie stand auf, bereit wegzurennen, doch er hielt ihr die schwarze Onyxklaue entgegen und schenkte ihr ein warmes, sorgendes Lächeln. „Hab keine Angst. Ich bin nicht hier um dich zu verletzen,“ sagte Neltharion. „Ich hörte dich weinen und kam um zu sehen was nicht stimmt.“ „Monster!“, rief sie. „Ich?“, fragte er nach. „Nein...“, sagte sie, während sie den Kopf schüttelte. „Ein Monster. Dort oben. Verbrennt mein Dorf.“ Der schwarze Aspekt trat langsam neben sie und schaute über den Hügel. Dort brannte ein Dorf in einem lodernden Flammensturm. Er hörte viele Menschen, die aufgrund der Pein der Hitze weinten, während andere eilten um diese zu retten. „Mama.. Papa...“, sagte die Kleine. „Sie sind noch im Dorf. Ich war nur kurz weg um Blumen zu pflücken, als... das Monster kam...“ „Keine Sorge,“ sagte Neltharion, als er zu dem Kind hinuntersah. „Ich rette dein Dorf, und ich finde deine Eltern.“ „Danke... Herr...“, sagte sie leise. „Bleib hier,“ sagte er während er mit der Klaue winkte. „Beweg dich nicht bis ich wieder her komme.“ Sie nickte als der schlanke und grazile Schwarzdrache sich in die Luft erhob. Neltharion flog schnell zu dem Dorf. Feuer war für ihn nicht schwer zu kontrollieren, der geschmolzene Kern Azeroths bestand immerhin aus Feuer und Lava. Er streckte seine Klaue nach dem Feuer aus, konzentrierte sich und löschte allein mit seinem Willen die Feuer, bis er eine schreckliche Stimme hinter sich hörte. „Erbärmlicher Welpe!“, rief die Stimme. „Du rettest diese kläglichen Menschen vor meiner Reinigung? Wie kannst du sie retten? Sie haben es nicht verdient in meiner Welt zu leben!“ Neltharion spürte einen Schlag quer über den Rücken und brüllte laut auf. Der Drache geriet ins Trudeln und wäre fast auf dem Boden aufgeschlagen. Er stoppte seinen Fall, und schaute mit erschreckten Augen empor. Er sah sich selbst über sich, wie er da schwebte, mit einem bösen Glimmen in den Augen. Der aufgeblähte Körper, die adamantinen Platten, die Schweifklinge... da war er... sein Alter Ego... Deathwing. „Zurück, Diener der alten Götter!“ brüllte Neltharion. „Ich lasse nicht zu, dass du auch nur eine weitere Seele auf diesem Planeten schändest. Lass diese Leute in Ruhe. Die Welt gehört ihnen so sehr, wie sie mir gehört.“ Nel landete, spreizte die Schwingen und stellte sich auf die Hinterbeine. Er nahm eine schützende Haltung zwischen Deathwing und dem Dorf ein. „Keinem von euch gehört die Welt.“, antwortete Deathwing. „NUR MIR!“ „Dann werde ich dich vernichten, Zerstörer.“, war Neltharions Antwort. „Ich bin Neltharion, Erdwächter, Beschützer der Welt Azeroths selbst. Nur eine Sache bringt mir mehr Freude als zu hüten, sie vor Abschaum wie dir zu beschützen, der versucht, sie zu zerstören. Ich werde dich zerstören!“ Der Aspekt des Todes brüllte und lachte gleichzeitig. „Das waren die Worte, die dich überhaupt erst zu Deathwing gemacht haben! Sie machten mich aus dir.“ Neltharion brüllte so laut er konnte, was den Boden zum Beben brachte. Die grasbewachsenen Ebenen zerbrachen und splitterten unter seiner eigenen Wut. „Ich bin nicht DU!“, rief er Deathwing zu. In seiner Wut, begann der Boden unter dem Dorf zu bröckeln. Die Leute schrien aus Angst, weil sie nicht verstanden, was passierte. Neltharion wandte sich den Schreien zu, nur um entsetzt festzustellen, dass das von ihm verursachte Erdbeben das gesamte Dorf im Erdboden verschwinden ließ. „Du. Bist. Ich.!“, brüllte Deathwing. Neltharion schaute zu ihm auf, er spürte wie sein Körper wuchs und unter dem Einfluss unkontrollierbarer Kräfte anschwoll. Seine Schuppen zersprangen und offenbarten das feurige, glühende Innere. Lava tropfte aus diesen Rissen. Neltharion stieß ein Brüllen der Pein aus, als sein Körper anschwoll, und größer und größer wuchs. Er hörte Deathwing über seine Pein lachen, während er mit Schadenfreude beobachtete wie sich Neltharion veränderte. Die Hitze seines Körpers setzte die Ebene erneut in Brand. Er schaute sich um, wie sich Risse im Boden öffneten, aus denen Lava und giftige Dämpfe empor stiegen. Die Berge der Umgebung zerfielen zu Staub, als er vor Pein erneut brüllte. „Nein!“, Neltharion schrie und weinte. „Hör auf! Bitte!“ „Deathwing!“, sagte eine bekannte Stimme. „Es tut mir im Herzen weh, aber ich muss dem ein Ende setzen.“ „Du wurdest erschaffen um Azeroth zu dienen, es zu beschützen, nicht um es zu zerstören“, sagte eine andere bekannte Stimme. „Wie konntest du uns verraten?“, fragte die nächste Stimme. „Besonders mich. Wir... waren Freunde!“ Jetzt, isssst deine Zeit gekommen.“ zischte die letzte Stimme. „Begrüße die Ewigkeit.“ Neltharion wandte sich zu den Stimmen um und sah dort die anderen vier Aspekte, Alexstrasza, Ysera, Malygos und Nozdormu vor ihm stehen. „Nein.“, sagte Neltharion. „Es tut mir leid. Es tut mir leid. Es tut mir leid euch verletzt zu haben. Bitte gebt mir eine Chance. Ich kann es zurechtbiegen.“ „Du hast genug getan!“, rief Malygos. „Du hast die meisten meines Schwarms getötet. Alexstrasza, ich habe genau soviel verloren wie du. Lass mich den Zerstörer ausschalten.“ Neltharion rollte sich zusammen, zitterte vor den vier Aspekten. „Bitte... tut mir nicht weh...“ Malygos war der Erste, der sich auf ihn stürzte und bei seinem wilden Angriff mehrere Metallplatten aus dem Körper riss. Dann Alexstrasza, die ihm die Flügel herausriss. Neltharion brüllte vor Schmerz und Pein. „NEIN!“, schrie er. Nun waren Ysera und Nozdormu dran um ihn fieberhaft mit den Klauen anzugreifen. „Nein!“ „Du bist ein Fehlschlag!“, brüllte Alexstrasza. „Du bist wertlos.“, sagte Ysera. „Du hast mich verraten.“ sagte Malygos. „Zeit Teil meiner Sammlung zu werden, Neltharion.“, fügte Nozdormu hinzu. „Nein...“ Neltharion schrumpfte in sich zusammen als die vier Aspekte auf ihn zustürmten. Er schloss die Augen so fest er konnte und hoffte dass der Alptraum enden würde, und die vier Monster verschwinden würden. §§§ Mit fest verschlossenen Augen hieb Neltharion nach seinen unsichtbaren Angreifern, während er sich auf der Plattform herum wälzte. Sein Körper zuckte und schwankte von den unsichtbaren Angriffen auf ihn. Die Metallplatten an seiner Wirbelsäule schrappten über die Oberfläche der Plattform, wo sie Kratzer und schwarze Male hinterließen. Aber das alles war nichts im Vergleich zu dem was rundherum geschah. Das Land Kaltarra bebte und zitterte in einer eigenen Art von Folter. Der Nexus schwankte, als der Boden, aus dem seine Energiequelle stammte sich verschob. Kalecgos packte Neltharion an den Schultern und versuchte verzweifelt ihn wachzurütteln. Er beobachtete wie ein Ring des Nexus mit einem anderen kollidierte. Nicht einmal die Macht von Malygos' Magie, die den Nexus seit Jahrtausenden zusammenhielt, konnte dem Erdbeben standhalten, dass ein verstörter Neltharion auslöste. „Neltharion!“, rief Kalecgos. „Neltharion! Wach auf! Beende dieses Beben! Beende ES!“ Unter ihnen brach der Boden auf, und plötzlich erwachte die schlummernde Caldera, in der das Tal lag zu neuem Leben. Kalec schaute über den Rand der Plattform, nur um zu sehen wie sich im Schnee Risse bildeten, aus denen der es orange glühte, weil dort immer noch der ruhende Vulkan schlummerte. Neltharion! Freund Neltharion! Bitte stoppe diese Zerstörung. Verletze meinen Schwarm nicht. „... Malygos....“, sagte Neltharion. Neltharion! Bitte! Ich vergebe dir. Ich vergebe dir. Ich vergebe dir. Ich hätte es merken müssen. Wir standen uns so nah. Wir waren Brüder. Ich hätte merken müssen, dass etwas nicht stimmt. Halt den Vulkan auf, Neltharion, das bist nicht du. Neltharion öffnete die Augen und sah Kalecgos an. Aber durch seine Augen sah er Malygos und nicht Kalec. Tränen flossen aus seinen Augen. Er spürte wie Malygos sich ihm näherte, und ihn umarmte um ihn zu beruhigen, wie es nur ein Bruder konnte. „Malygos.. es tut mir so leid...“, sagte Neltharion, während er den Kopf an Malygos' Brust legte. „Ich weiß... ich kann dir das niemals sagen...“ Bruder, Freund. „Ich wollte nie, dass das passiert.“, sagte Neltharion. Ich weiß. „Ich habe dich verletzt... ich habe Alex wehgetan.. ich habe... jedem wehgetan...“, sprach Neltharion weiter. Mein Freund, Neltharion, ich habe deiner Weisheit für Jahrhunderte gelauscht und ich hielt deinen Rat immer in Ehren. Nun höre meinen Rat. „Was Malygos?“ fragte der Schwarze. „Welchen Rat könntest du mir geben, womit ich den Schaden wieder gut machen kann, den ich angerichtet habe?“ Vielleicht bin es nicht ich, vor dem du Vergebung suchst, sondern vor dir selbst. Du musst dir selbst verzeihen. Höre meine Worte, Bruder, geh hinaus in die Welt und finde dich selbst. In der Welt wirst du Frieden finden. Sobald du dir selbst vergibst, findest du die Stärke, die du verloren hast. „Hinaus... in die Welt...“, sagte er leise als er sich aus Kalecgos Griff wand. Er trat an den Rand der Plattform. Die Erde beruhigte sich und der Nexus hörte langsam auf zu schwanken. „Neltharion?“, fragte Kalec. Ich fordere dich auf deine Stärke zu finden, und dir selbst zu vergeben, alter Freund. Sei der Erdwächter, der du immer sein solltest. Malygos lächelte den schwarzen Drachen an. Das Lächeln war fröhlich, so wie Malygos immer gewesen war. Neltharion atmete tief ein und seine Augen wurden klarer als die Vision von Malygos langsam verschwand. „Malygos!“, rief Neltharion. „Warte... geh... nicht...“ „Neltharion?“, fragte Kalecgos, als er sich dem Erdwächter näherte. Er legte dem Schwarzen eine Klaue auf die Schulter. „Bist du okay?“ Neltharion wandte sich dem neuen Zauberwirker zu, senkte den Kopf, erfüllt von Scham. Er wischte sich die Tränen aus den Augen. „Ich muss gehen.“, teilte er Kalecgos mit. „Es geht dir nicht gut.“, sagte Kalecgos daraufhin. „Ich muss gehen“, wiederholte er, während er mit dem Kopf schüttelte. „Du musst dich ausruhen.“, entgegnete der Blaue. „Alexstrasza wird bald hier sein. Wir haben sie gerufen.“ Der Schwarze schüttelte den Kopf energisch. „Ich gehe nicht zurück nach Wyrmruh“, sagte er. „Dort ist nicht mein Platz. Mein Platz ist... irgendwo dort draußen. Weit weg von euch allen... Ich muss mich selbst finden. Malygos sagte das.“ „Malygos?“, fragte Kalec nach. „Neltharion. Deinem Kopf geht es ebenfalls nicht gut. Du hörst wieder Stimmen. Du kannst nicht gehen. Du verletzt dich und andere.“ „Du denkst, ich werde wieder zu Deathwing.“, folgerte der Schwarze. „Du siehst mich als Deathwing. Es ist Zeit, dass du mit anderen Augen siehst, junger Zauberwirker. Die Stimme die ich gehört habe, kam nicht von den finsteren Gedanken der alten Götter. Ich hörte Malygos. Er war... fröhlich, wie zu der Zeit... bevor ich ihn... verriet... Er lächelte mich an. Er sagte ich müsse mir selbst vergeben.“ Kalecgos schaute tief in die leuchtenden grünen Augen des Drachen. Augen die ihn anflehten gehen zu können. „Bitte...“, sagte Neltharion. „Lass mich gehen. Lass mich einfach gehen.“ „Du bist noch nicht gesund,“ entgegnete Kalecgos. „Du solltest gar keine Stimmen in deinem Kopf hören. Du bist im Delirium. Du musst ausruhen.“ „Ausruhen?“ Der Schwarzdrache sah fragend zu Kalecgos. „Und mich zurücklehnen und zusehen wie die Welt zerbricht an meinen Torheiten?“ „Das sind die Gedanken, die die alten Götter schon einmal gegen dich benutzt haben.“, sagte Kalecgos. „Dann.. lass mich gehen... Lass mich gehen und mich selbst zerstören,“ sagte Neltharion. „Alles wird gut, wenn ich einfach sterbe. Ihr solltet mich längst getötet haben. Warum also lasst ihr mich mein Elend weiter erleben?“ Er schaute runter von der Hauptplattform. Jetzt sah er die spuckenden Geysire, die seine Alpträume erschaffen hatte. Er sah die Risse in der Erde, unter denen das Magma schlummerte, wie bei einigen Rissen seines Körpers. Neltharion atmete tief ein, und reckte seine gewaltige Brust vor. Während er die Klaue ausstreckte, konzentrierte er sich und verband sich mit der Erde, so wie er es vor Jahrhunderten schon getan hatte. Er hörte auf das Herz, und hörte es verstört beben. Er wusste, was er verursacht hatte. Er streckte seinen Geist nach dem Land unter ihm aus und flüsterte sanfte, beruhigende Worte, damit das Land seinen Frieden fand. Der Vulkan ignorierte seine Worte. Stattdessen schickte er Neltharion ein weiteres Erdbeben. Neltharion konzentrierte sich stärker, versuchte das Land zu beruhigen, befahl ihm sich selbst zu heilen, befahl der Caldera wieder zu schlafen. Er traf nur auf Widerstand. „Nein...“, flüsterte er. „Meine Kräfte haben mir auch nicht vergeben. Die Welt hat mir nicht vergeben.“ Neltharion wandte sich zu Kalecgos. „Deathwing hat mir sogar dieses Geschenk gestohlen.. Ich bin ein Nichts. Ich bin kein Erdwächter. Ich bin kein Aspekt. Ich bin Nichts.“ Du bist der Erdwächter, Bruder Neltharion. So wie ich der Zauberwirker war. Er hat dir die Kräfte nicht gestohlen. Du hast sie vergessen. „Malygos?“, fragte Neltharion. „Nicht schon wieder...“, meinte Kalecgos. „Du hörst Malygos nicht. Er ist nicht mehr da.“ Sag meinem Nachfolger, dass ich hier bin. Ich werde immer hier sein. Mein Geist wohnt im Nexus selbst. Ich habe mir selbst meine Taten vergeben, ich habe sie aus Angst um Azeroth begangen. Jedoch lag ich falsch. Du kannst mich hören, Neltharion, weil ich an Kaltarra selbst gebunden bin. „Kalecgos, ich kann ihn hören. Er ist überall, in den Felsen Kaltarras. Ich höre seine Stimme aus den Steinen, aus denen der Nexus gebaut ist.“ „Malygos' Geist ist in den Felsen?“, fragte der junge Zauberwirker. „Malygos... ist der einzige Aspekt, der je starb,“ sagte Neltharion. „Vielleicht ist seine Ruhestätte das Herz der arkanen Kräfte Azeroths, Hier. Ich höre ihn, junger Kalecgos. Er spricht voller Hass zu mir.“ Seine Augen waren immer noch feucht, aber die momentanen Tränen waren keine Tränen der Traurigkeit. „Er verflucht meinen Namen nicht. Er sagt, er hat mir vergeben. Er sagt, er habe falsch, aber aus damaliger Sicht zum Wohle Azeroths gehandelt. Er hat mir zugehört. Ich... gebe mir die Schuld.“ Gib dir nicht die Schuld. Ich hatte Angst, dass die Sterblichen, ohne Weisheit, die Kraft nutzten, die wir ihnen brachten, und Azeroth damit zerstören würden. Auf eine gewisse Art haben mich die alten Götter ausgetrickst. Sie verdrehten meine Gedanken der Sorge, um das Leben, das meine Magie nutzte, in Gedanken der Boshaftigkeit. Ich sollte mich auch bei Alexstrasza entschuldigen. Ich habe dieser Welt soviel angetan, genau wie du. Das ist nicht wofür wir erschaffen wurden. Wir sind nicht hier um den Wesen Azeroths, oder Azeroth selbst zu schaden. Wir sollten sie schützen, und anleiten. Sag Kalecgos, er soll dich gehen lassen! Geh hinaus in die Welt, Neltharion, geh! Verlass den Nexus, aber komm zurück und besuche mich, und erzähle mir deine Abenteuer. „Ich muss gehen.“, sagte Neltharion. „Er will, dass ich gehe. Aber er will dass ich zurückkehre, wenn ich mich selbst gefunden habe. Ich soll ihm Geschichten erzählen.. das ist es was Malygos will. Er hat es immer geliebt mir zuzuhören bei meinen Geschichten.“ Kalecgos konnte nicht anders, er musste lächeln. „Wenn es wahr ist, und du den Geist Malygos' hörst, dann wünschte ich, ich könnte ihn auch hören. Meine neue Rolle als Aspekt gewährt mir dieses Recht nicht.“ Neltharion straffte die Schultern, die Augen noch feucht. Der übergroße, gewaltige schwarze Drache legte eine Kralle auf die Schulter des kleineren blauen Aspekts. „Weil du nicht der Erdwächter bist.“, sagte er. „Du hörst die Steine nicht sprechen.“ „Ich höre die Steine nicht... sprechen...“, wiederholte Kalecgos, und musste zum ersten Mal über Neltharions sarkastischen Humor lachen. Er hatte Geschichten über Neltharions Sarkasmus gehört, und es war eines der Dinge, die Malygos immer genossen hatte. Malygos war der Narr der Freude, und Neltharion der humorvolle Sarkast. Zusammen wären sie wohl Azeroths erstes drakonisches Comedy-Paar gewesen. Neltharions Gesicht wurde ernst. „Du bist jetzt der Zauberwirker., sagte er. „Vielleicht wirst du seine Weisheiten durch die arkanen Energien des Nexus finden.“ „Vielleicht... Danke für den Rat, Erdwächter.“ „Dafür bin ich da.“, entgegnete dieser. „Und was sage ich Alexstrasza, wenn sie eintrifft?“, fragte der blaue Aspekt. „Sie wird sich fragen wo du bist.“ „Sag ihr, dass ich eine Mission für Malygos erfülle. Er ist mein älterer Bruder, ich kann ihn doch nicht enttäuschen.“ „Ich... schätze nicht.“, antwortete Kalecgos. Neltharion erlaubte sich hinter dem metallenen Kiefer ein Lächeln. Kalecgos konnte zumindest sehen, wie die Mundwinkel an den Rändern auftauchten. Der Erdwächter wandte sich um und streckte die enormen Schwingen. Diesmal startete er indem er sich von der Plattform fallen ließ, und der Wind ihm in die Flügel blies. Noch immer flog er recht seltsam, und bald überflog der riesige Drache den Rand der Caldera und wirbelte den Schnee an den Spitzen der Berge auf. Kalecgos schaute hinab zur Erde, wo etwas rumpelte. Der gespaltene Boden heilte. Die orangen Spalten verschwanden. Der Boden war wieder eins. III Es war Nacht und der verzauberte violette Schleier erfüllte die Stadt mit einem unheimlichen Leuchten. Jedoch sind die Bewohner so aufgewachsen, dass sie diese Farbe erfreute. Es machte fast den Eindruck als wäre es hier immer Nacht, egal ob es irgendwo sonst Tag war. Vielleicht war es ein Zauber der Druiden, die hier lebten, oder die Kraft von Ysera, oder etwas völlig anderes, aber es war immer Nacht. Die Nacht behinderte die Bevölkerung nicht, im Gegenteil, sie liebten die Nacht. Deshalb wurden sie auch Nachtelfen genannt. Darnassus, Hauptstadt der Nachtelfen auf Kalimdor, war ein ruhiger, friedlicher und entspannter Ort. Man sah dass einige Äste des Weltenbaumes Teldrassil sich auch über der Stadt erstreckten, während der Mond seine silbrigen Strahlen auf die Blätter warf. Er benutzte die Äste als Deckung, die Nacht als Tarnung. Er setzte ein gutes Stück von Darnassus entfernt zu seiner seltsamen Landung an, um weder den Elfen, noch ihren Freunden, eine Möglichkeit zu geben seine Gegenwart zu bemerken, während er sich auf den Weg zu der kleinen Taverne machte. Die Stimmen waren wieder da, sprachen zu ihm, lachten über ihn. Aber anscheinend wollten sie ihn nicht erneut kontrollieren, sondern genossen es dafür zu sorgen dass er sich miserabel fühlte. Nutzlos! Fehler! Schwach! Dummer Welpe! Jede Nacht, wenn er sich ausruhte und verzweifelt versuchte seine Stärke zurückzugewinnen, wurden aus seinen Träumen weitere Alpträume. Während des Fluges nach Darnassus war er, aufgrund seiner Schwäche, ein paar Wegstunden vor der Stadt ins Meer gestürzt. Er hatte keine Wahl, außer den Rest des Weges zu schwimmen. Aber er war froh so weit gekommen zu sein. Fehler! Neltharion schüttelte den Kopf und versuchte verzweifelt die Stimmen aus seinem Kopf zu bekommen. Du hättest sterben sollen! Du hättest dich von ihnen töten lassen sollen! Warum tötest du dich nicht selbst? Tu uns doch allen den Gefallen. Beende es jetzt. Warum es beenden? Warum sollte er es beenden, jetzt wo sein geliebter Bruder Malygos ihn mit einer Aufgabe betraut hatte. Wieso? Es musste doch einen Weg geben die Stimmen wieder zum Schweigen zu bringen. Langsam bewegte er seine gewaltige Gestalt zum Gasthaus hinüber, darauf achtend, dass er keine Wachen alarmierte. Dabei kam er an den Fässern mit den Zapfhähnen vorbei. Bier… Bier wird die Stimmen verstummen lassen. Während er nach einem der Fässer griff, schielte er immer wieder umher, darauf achtend dass keine Wache ihn bemerkte. Oh, das wird lustig! Der große Erdwächter will sich betrinken! Ja, das schauen wir uns an. Wenigstens bekommen wir von ihm noch Unterhaltung zu sehen. Bring uns zum Lachen, Neltharion! Und dann beende es! Ich werde euch schon aus meinem Kopf bekommen, dachte Neltharion, als er das Fass zum Maul anhob. Er zerrte den Deckel aus dem Fass und warf den Kopf zurück, ließ das Bier seine Kehle hinabfließen. Natürlich würde ein Fass nicht reichen, damit er betrunken wurde, ganz abgesehen vom sturzbesoffenen Zustand. Er wusste, er würde sich mehr holen müssen. Er hielt jedoch für einen Moment inne, als eine der Schankmaiden hinauskam um eines der Fässer hinein zu rollen. Neltharion konnte die freudige Stimmung aus dem Gasthaus hören, die klirrenden Gläser, mit denen auf Gesundheit, oder Geschichten angestoßen wurde. Auf eine Art und Weise verlangte es ihn danach sich dazu zu gesellen. Er konnte sich in einen Menschen verwandeln, doch die alten Götter hatten ihm selbst diesen Luxus genommen. Es würde eine Weile dauern, bis er wieder eine menschliche Gestalt würde annehmen können. Jedoch bedeutete das nicht, dass er sich nicht schrumpfen konnte. Aber selbst mit geschrumpfter Größe würden sie ihn immer noch erkennen. Die Freude würde verstummen und die Augen des Hasses würden sich auf ihn richten. Es war das Beste einfach hier draußen zu bleiben und ein paar Fässer zu stehlen. Neltharion schnappte sich das nächste Fass und schluckte das Bier herunter. Er trank immer mehr, leerte ein Fass nach dem Anderen. Plötzlich fühlte er eine gewisse Leichtigkeit in seinen Kopf Einzug halten. Dann hickste er. Neltharion hielt sich die Kralle vor den Mund als die Zuckung ihn ereilte. Genau in dem Moment als er hickste, bebte der Boden von einer irdenen Erschütterung aus dem tiefsten Inneren. Oh man… das war… seltsam… dachte Neltharion. Er blinzelte und nahm sich das letzte Fass, bevor die Schankmaid erneut kommen würde um ein Fass hinein zu rollen. Betrink dich, Neltharion. Vielleicht tust du ja etwas Dummes! Ja, versenke Darnassus mit deinen Hicksern im Meer! Das wäre die beste Unterhaltung, die du uns bieten kannst. Zum Teufel, NEIN!, antwortete Neltharion den Stimmen. Seine Hickser ließen den Boden weiter beben. Allerdings waren die Erschütterungen mehr nervig als wirklich bedrohlich. Unbemerkt blieben sie aber nicht. Die Klänge der Fröhlichkeit verstummten mit jeder Erschütterung und die Leute öffneten die Fensterläden um sich umzusehen und herauszufinden was vor sich ging. Neltharion hörte die Stimmen diverser Nachtelfen und einige der wenigen anderen Rassen hier, die miteinander sprachen und sich fragten, was wohl die Ursache der Beben sei. Er schluckte und versuchte sich wegzuschleichen, so gut das ein Drache seines Ausmaßes konnte. Während er sich davon stahl, stolperte er, dank seiner Beschwisptheit, über sich selbst und stieß dabei mit einem Gebäude zusammen. Sein Sturz schickte eine weitere Erschütterung durch den Boden und alarmierte die Wachen. Sie rannten in Richtung der Ruhestörung und fanden den schwarzen Drachen wie er neben dem beschädigten Gebäude lag. Neltharion hörte die alten Götter im Innern seines Kopfes lauthals lachen. Er schaute sich um, während die Wachen ihn umkreisten und ihre Schwerter, Armbrüste und Donnerbüchsen auf ihn richteten. Die alten Götter lachten noch immer. Langsam erhob sich der Drache, und die Holzstücke des Gebäudes fielen von seinen Schuppen ab. Er schüttelte leicht den Kopf dank des Schwips und hickste erneut. Der Boden erzitterte. Als er hickste, machte er außerdem einem lauten Rülpser Luft. In seiner Betrunkenheit kicherte er wie ein kleines Mädchen. Der schwarze Aspekt wich langsam zurück, nur um mit seiner Schweifklinge ein weiteres Gebäude zu beschädigen. Er hörte die Schreie der Leute, als das Haus, bei seinem Versuch den Schweif herauszuziehen, zusammenbrach. “Uups…”, sagte Neltharion. Er hörte die alten Götter weiterhin lachen. “Hört auf zu lachen…” Die Wachen näherten sich ihm weiterhin. Neltharion spreizte die Flügel und sprang in die Luft, gewann auf seltsame Art an Höhe. Der nach unten gerichtete Flügelschlag umgab die Wachen mit heulenden Winden. Durch die Vibration zerbarsten Fensterscheiben und die Wachen senkten die Köpfe, bedeckten ihre Gesichter, um sich vor den Splittern zu schützen, die überall umher flogen. Neltharion war in der Luft und stieg über den Weltenbaum auf. Er sah wie seine Äste sich gen Himmel reckten. Der Weltenbaum war größer als selbst Neltharion. Jedoch hatte dieser Baum nicht Nozdormus Segen der Zeitlosigkeit empfangen. Lange Zeit nach seiner Pflanzung hatte er allerdings Alexstraszas Segen des Lebens erhalten. Unter den südlichen Ausläufern der grünen Blätter und violetten Blüten des Baumes lag eine Hafenstadt, die einst mit dem Wurzelsystem des Baumes selbst gewesen war. Neltharion schaute nach unten zu der Stadt. Die Wurzeln des Weltenbaums waren kaputt und der Hafen war mittlerweile eine eigene Insel geworden. Die Zerschlagung hatte das verursacht… Seine Zerschlagung. Der Hafen hieß Rut’theran. Zerbrochene Teile von Fels und Holz waren im Wasser wie Trittsteine verteilt, an den Stellen wo der Hafen von Teldrassil abgebrochen war. Erneut hickste Neltharion und sah wie sich das Wasser unter ihm kräuselte, die wässrige Spur der Erschütterung. Selbst in der Luft hatten seine Hickser noch Auswirkungen auf Azeroth. Über die Verhüllte See fliegend, landete er am trüben Strand der Dunkelküste. Die felsige Küste und der dichte schattige Wald waren in dichten, kühlen Nebel gehüllt. Der Himmel war unnatürlich wolkenverhangen, als es in der Ferne donnerte. Dieser Ort ließ es selbst den tapfersten Männern eiskalt den Rücken hinunterlaufen, inklusive dem Erdwächter. Er war schon ewig lange nicht mehr an diesem Ort, und frei von seinem Alter Ego Deathwing war es noch länger her. In seinem momentanen, leicht verwirrten Zustand, erschien ihm der Wald schrecklich. Er wird dich holen kommen, Neltharion… Der Wald. Unheimlich! Neltharion schüttelte den Kopf und versuchte die Stimmen aus seinem Kopf zu bekommen. Er konnte nicht glauben, dass sie auf dem Flug vom Nexus hierher wieder aufgetaucht waren. Er hatte gehofft, dass sie ihn alleine lassen würden, nun wo er keinen Nutzen mehr zu bieten hatte. Obwohl er der Erdwächter war, wusste er dass er die Stimmen vielleicht niemals loswerden würde. So lange wie die alten Götter unter Azeroth schlummerten, würden ihre Einflüsterungen ihn und ganz Azeroth weiterhin plagen. Er senkte den Kopf und schloss die Augen fest. Wieso hatten die Titanen nicht gemerkt was sie taten, als sie ihm die Kräfte über die Erde selbst gegeben hatten. Hatten sie es vergessen? Sie wollten, dass du am meisten leidest! Nein… dachte Neltharion. Es ist ein Fehler. Sie machten einen Fehler! So einfach ist es. Wenn sie einen Fehler gemacht haben, wieso kamen sie nicht zurück um ihn zu korrigieren? Sie haben es vergessen, antwortete Neltharion. Hört auf mit mir zu reden. Ich bin nicht mehr eure Schachfigur. Bier. Muss mehr Bier finden. Muss sie ertränken… Muss die Stimmen ertränken. Auf die Weise kann ich Malygos’ Aufgabe fortführen. Als Betrunkener? Klappe! schrie Neltharion den Stimmen entgegen. Er entschied sich den Weg zu Fuß fortzusetzen und schwankte durch den dichten Wald. Sein gewaltiger Körper warf mehrere Bäume um, während er sich durch den Wald fortbewegte. Neltharion schaute sich um und bemerkte dass Großteile des Landes geflutetes Sumpfland waren, ein Ergebnis des gewaltigen Tsunamis, der das Land getroffen hatte. Er ließ den Kopf hängen als ihm einfiel, wer ihn verursacht hatte. Deathwings Kataklysmus hatte Azeroth stark verändert. Neltharion berührte den Boden und tastete mit dem Geist nach ihm. Er fühlte wie die Erde bei seiner Berührung torkelte, sie wusste was er ihr angetan hatte. Sie fühlte sich von ihm zurückgewiesen. Neltharion verzog das Gesicht als er erkannte wie sehr er die Erde anekelte. Und wieder rollte er sich ein. Vergib mir, bitte, Azeroth… Vergib mir.. Niemand wird dir vergeben. Nicht einmal Azeroth. Töte dich selbst. Betrink dich bis du nichts mehr spürst und ramm dir den härtesten existierenden Stein in die Brust. Lass dein Blut spritzen, lass es fließen. Vielleicht wird die Welt davon geheilt! “Seid ruhig,” rief Neltharion. “Seid ruhig! Lasst mich in Ruhe… Lasst mich einfach in Ruhe…” Er legte sich in das sumpfige Gras, während die Stimmen weiter über ihn lachten. Neltharion begann einmal mehr zu weinen. Schau, wie der kleine Welpe weint. Erbärmlicher Welpe. Lauf heulend zu Mami. Oh.. Warte... du hast keine. Keine Mutter... Keinen Vater. Du bist nur der genetische Klon einer riesigen Echse mit Flügeln. Kein Wunder, dass du erbärmlich bist. Reagenzglasbaby! Selbst die Sterblichen haben Eltern. Und du nicht! Neltharion hob den Kopf und schüttelte die Stimmen und ihren Spott ab. Er erhob sich vom Boden und setzte sein langsames Wandern durch den Wald fort. Schwingenspreizend und dabei einige weitere Bäume umwerfend, erhob sich der Schwarzdrache in die Luft. Er nahm eine Flugroute, bei der er den Wald der Dunkelküste umkreiste und begutachtete den Schaden, den er als Deathwing angerichtet hatte. Während seines Fluges bemerkte er im Süden einen aufragenden, immer noch aktiven Vulkan, welcher schwarze Asche über dem Land verteilte. Schnell fand er sich dort wieder, wo einst Auberdine gewesen war. Die einstige Hauptstadt der Dunkelküste war ein einziger Scherbenhaufen. Die Gebäude waren schwarz und verkohlt von dem Augenblick, als er in Gestalt Deathwings hier entlang geflogen war. Seine Flügel in Flammen und beißenden Rauch gehüllt. Die Brücke war unter dem heftigen Wind seiner Schwingen zerbrochen. Neltharion flog tiefer über die Stadt und erneut sorgten seine Schwingen dafür, dass die restlichen Trümmer sich Stück für Stück verstreuten. Er landete mit einem Bums, was eine heftige Schockwelle durch die Erde jagte. Schnell zog er die Schwingen zurück auf den Rücken und stand still, langsam schaute er sich mit dem Kopf um und schaute sich den Schaden an, den Deathwing verursacht hatte. Er senkte den Kopf und hob eine Klaue ans Gesicht. Die gesamte Stadt war leer, verlassen. Nicht einmal die Kreaturen der Dunkelküste trauten sich in die Stadt. Rund um Auberdine waren die Bäume nicht mehr als verbrannte Stäbe die aus dem Boden ragten. Ruß und Asche lagen rund herum auf dem Boden. Er rollte sich mitten in der Stadt ein. Nach allem was er durch die Wolken von der Sonne sah, ging sie gerade unter. Er wurde müde. Er schloss die Augen und hoffte dass er diesmal einen schönen Traum hätte. Ysera wollte dass er schöne Träume hatte.. aber er konnte nicht. Er legte seinen Klingenschweif und gab ein sonores Trommelgeräusch aus der Kehle von sich, bevor er den Metallkiefer auf einem Stein bettete. Die Welt verschwamm, während er einschlief. §§§ Ein glitzender goldener Schimmer lag in seinen Augen, als er in den Tiefen Azeroths aus seinem tiefen Schlummer erwachte. Neltharion atmete schwer, spürte er doch wie Deathwing sein Bewusstsein in die hinterste Ecke des Schädels drängte. Alles was er sehen konnte war verschwommenes Licht. Das war alles was er sehen durfte. Es war ein Zeichen, dass er die Kontrolle verlor. Deathwing hatte ihm befohlen aufzuwachen. Aber er wollte nicht aufwachen. Sein Körper hatte schon angefangen sich zu verändern, jedes Mal wenn er sich dem schrecklichen Artefakt näherte, das er unter den Befehlen Deathwings erschaffen hatte. Bisher konnte Deathwing Neltharions Persönlichkeit nicht verschwinden lassen, aber er konnte ihn zwingen seine Muskeln zu bewegen. Er brauchte Neltharion noch. Der Erdwächter näherte sich der goldenen Scheibe, die vor ihm lag. Seine Klauen zitterten, wusste er doch welche Macht der Scheibe ihre Kraft verlieh. Er wusste was Deathwing damit vorhatte, und es war das Letzte was er zulassen wollte. Neltharion spürte die Tränen aus seinen Augen tropfen, als er die Drachenseele aufhob. Eine simple Berührung und er spürte einen weiteren Riss in seinen Schuppen. Es war schmerzvoll, was Deathwing seiner erhabenen Gestalt antat. Beende es!, hörte er den Befehl seiner anderen Persönlichkeit. Beende es jetzt! Neltharion wollte es nicht. Sein Schicksal war besiegelt, sobald er das Ritual beendete. Er würde in seinem eigenen Körper gefangen sein, nur noch ein Schatten seiner Selbst, welches tief in Deathwings Bewusstsein angekettet, während dieser die komplette Kontrolle über den Körper des schwarzen Aspekts. Beende es und wir beenden dein Leiden, Neltharion. Neltharion blinzelte als er wieder die schrecklichen Stimmen in seinem Kopf hörte. Beende es und alles wird gut. Neltharion hob die Klaue und biss in den Ballen der Pranke. Sein feuriges Blut tropfte hinab, genau auf die goldene Scheibe. Er sah zu wie die Scheibe sein Blut trank und es von der Oberfläche absorbierte. Neltharion senkte die Klaue und sprach die Worte, welche die Flüsterstimmen ihm beigebracht hatten. Das Leuchten der Scheibe wurde heller und heller, bis sie die feurige Höhle in goldenes Licht tauchte. Neltharions Kopf hämmerte durch das Echo von Deathwings dunkler Lache. Sein Körper erntete noch mehr Risse als er die Drachenseele ins Leben rief. Lava tropfte von den Wunden. Neltharion schrie und weinte vor lauter Pein als die Kraft der Scheibe seinen Körper weiter dehnte und wachsen ließ. Er zog die Kralle weg von der Scheibe, sank an der Wand zusammen. Deathwing lachte wahnsinnig in seinem Geist. Sein Herz hämmerte, seine Sicht verzerrte sich immer weiter. Der Klang des Lachen, von der Höhle reflektiert, ließen ihm die Ohren klingen und er hielt sich den Kopf mit den Händen. Neltharion weinte, lehnte an der Wand, weit weg von dem Artefakt, dass er gerade erschaffen hatte. „Nein! Hört auf!“, sagte er, vor Pein und Kummer weinend. „Bitte. Hört auf. Hierfür wurde ich nicht gemacht. Ihr verdreht meine Kräfte, meine Geschenke. Bitte nicht. Ich will das nicht tun.“ Schweig, Welpe! Sagte Deathwing. Es ist Zeit, dass du in deine Ecke zurück kriechst, aber diesmal, für immer! Die Persönlichkeit, die Neltharion war, spürte wie ihr die Kontrolle über den Körper entrissen wurde. Er spürte eine stechende, stachelige Peitsche auf seinem geistigen Rücken, als Deathwing ihn angriff. Neltharion konnte nichts gegen die, nun stärkere, Persönlichkeit ausrichten. Deathwing hielt ihn unten, so dass er auf dem Rücken lag. Er spürte die Fesseln an seinen Handgelenken und an seinen Knöcheln, während sein Schweif in Ketten gelegt wurde. Er schaute seine geistige Gestalt an. Selbst hier war sein Körper verformt, die Risse zogen sich durch seine Schuppen, bedeckt von Metallplatten, genau wie er seine aufgeblähte, unpassende Größe sah. Selbst mit dieser enormen Größe hatte er nicht die Stärke gegen die neue Persönlichkeit zu kämpfen, die in seinen Geist eindrang. Deathwing schaute auf Neltharions gefesselten Körper hinab, während er mit einer Klaue durch seinen Nacken fuhr. Nicht... flehte Neltharion. Nicht... du kranker Bastard. Manchmal ist es besser die Augen zu schließen und es geschehen zu lassen. schnurrte Deathwing. Nein.. du hast versprochen, dass mein Leiden enden würde. sagte Neltharion. Bitte, tu das nicht mehr. Nicht! Ich habe getan was du wolltest. Ich habe es getan. Ich habe das verfluchte Ding erschaffen. Tu mir das nicht wieder an. Nein! Das Flehen des Erdwächters ist köstlich, Deathwing, flüsterten die Stimmen. Und wir lieben es zuzuschauen. Neltharion schloss seine Augen, und zog eine Grimasse, während Deathwing ihn in eine erzwungene Umarmung zog. Es war unaussprechlich, schrecklich, und beschämend. Er musste jeglichen abscheulichen Akt gegen sich erdulden, und er war hilflos. Er konnte nichts tun außer sich Deathwings stärkerem Willen zu unterwerfen. Das war es was ihn zerbrach. In seinem eigenen Geist, seinem eigenen Körper, war er gezwungen die verletzenden Akte zu erdulden. Deathwing verwüstete alles um die volle Kontrolle über Neltharions Körper zu bekommen. Neltharion schrie es heraus, Tränen flossen aus seinen Augen. Es befriedigte Deathwing nur umso mehr. Als der Akt vollendet war, übergab Neltharion die Kontrolle des Körpers an den neuen Befehlenden: Deathwing. Dieser öffnete seine neuen Augen zum ersten Mal und hob den massiven Kopf. Obwohl er die zerschmetterten Persönlichkeit des Erdwächters noch spüren konnte, machte er sich keine Sorgen. Falls Neltharion es auch nur wagen würde zu sprechen, wusste er genau wie er ihn unterwerfen konnte. Deathwing hatte die Kontrolle. Doch er wollte dass Neltharion bei Bewusstsein war. Es machte ihm regelrecht Freude zuzusehen, wie der Erdwächter vor Schrecken krümmte, jedes Mal wenn sein Körper etwas tat, dass gegen seine Moral sprach. Neltharion hatte keine Wahl, als sich den Fesseln zu ergeben, die sie banden. Sein Körper zerschmettert, sein Geist geschwächt. Er starrte auf den Boden, konnte die Tränen aus seinen Augen nicht stoppen. Er schaute nochmal hoch, sah die gedämpften, verdrehten Bilder, die seine Augen ihm lieferten. Deathwing flog über das Land. Er wusste wohin sie flogen, und Deathwing hatte die Scheibe bei sich. Vergib mir Azeroth... flüsterte Neltharion. Ich war nicht stark genug, diesen inneren Dämonen zu besiegen. Nun wirst du auch seinen Zorn spüren. Ich habe Angst um meinen Schwarm... Ich habe Angst um meine Geschwister. Ich kann nur hoffen, dass sie mich schnell töten, und das Monster stoppen... §§§ Neltharion atmete heftig, warf sich auf dem Boden hin und her. Die Alpträume setzten sich fort, verwüsteten seinen Geist, erinnerten ihn an alles was Deathwing einst getan hatte. Einmal mehr flossen die Tränen ungehemmt aus seinen Augen, während ihn die Träume der lang vergangenen Taten quälten. Er lag auf dem Rücken und drückte ihn durch, bäumte sich auf. Erneut sorgte seine Qual dafür, dass der Boden rumpelte und erschüttert wurde. Neltharion wachte, von dem Lärm den sein Erdbeben verursachte, auf. Er hörte auch wie die Ruinen Auberdines, ein Gebäude nach dem Anderen, zusammenstürzten. Neltharion wischte sich über die Augen, sah die Gebäude zusammenbrechen. Dann erhob er sich vom Boden. „Das ist es, was ich bin? Selbst jetzt wo Deathwing verschwunden ist?“ fragte er. Nichts mehr als eine Kraft der Zerstörung? Meine Präsenz alleine zerstört Dinge. Sogar Dinge die ich schon zerstört hatte...“ Er nahm einen tiefen Atemzug und hob wieder ab. Es war Zeit für einen weiteren Drink. Wenn er es schon nicht schaffte die Stimmen aus seinem Kopf zu bekommen, dann konnte er zumindest seinen Kummer in den wertvollen Spirituosen ertränken. Neltharion schaute sich, als er über einen Bereich voll schwarzem Holz und Feuer flog. Der Himmel nahm ein wütendes Orange an. Er wusste, dass hier einst der Irissee gewesen war, nun ausgetrocknet und voller Lavapfützen des ausbrechenden Vulkans. Vor der Zerschlagung war hier ein Stück Teufelswald. Vielleicht hatte Deathwing dem Land hier sogar einen Gefallen getan. Schließlich kam er an einer weiteren Siedlung der Nachtelfen vorbei. Es war die Siedlung, die Auberdine ersetzte, Lor'danel. Neltharions Gesicht erhellte sich, als er im südlichen Teil der Stadt ein Gasthaus erblickte. Er landete ein gutes Stück entfernt und konzentrierte sich auf seine Gestalt. Er spürte wie er sich selbst verkleinerte, und die Welt um ihn wuchs. Er schaute sich um, während die Bäume um ihn herum so aussahen als würden sie wachsen. Er schaute sich um, bemerkte seine Größe. Noch immer konnte er sich nicht in einen Menschen verwandeln. Er wollte nicht. Selbst in seiner menschlichen Gestalt hatte er der Welt so viel Leid zugefügt. Neltharion schlich sich ins Dorf, und erblickte ein kleines Haus, mit Wäsche auf einer Leine zum Trocknen. Da war ein großer Umhang und er streckte sich danach aus um ihn zu bekommen. Eine Nachtelfe kam aus dem Haus, mit einem Korb um die Wäsche ins Haus zu holen. Neltharion verschwand und duckte sich in den Büschen, wo er den Umhang begutachtete, ohne dass die lilahäutige Elfe ihn bemerkt hätte. Wohl wissend dass einige Nachtelfen Geweihe hatten, als Zeichen ihres druidischen Erbes, stach er Löcher in den Umhang, durch die seine Hörner passten. Er zog seinen Bauch so gut es ging ein, und legte seine Flügel um seine Brust. Jetzt warf er sich den Umhang über und bewegte sich schnell Richtung Lor'danel, bevor die Elfe ihn erwischen konnte. Er betrat Lor'danel und bewegte sich schnell in Richtung des Gasthauses, in der Hoffnung dass keiner der Elfen ihn bemerken würde. Neltharion duckte sich hinter dem Gasthaus, wo sie die Fässer mit dem Bier stapelten. Er traute sich nicht die Taverne zu betreten. Oh.. der Umhang steht dir richtig gut! Ja. Versteck deine hässliche Fratze! Du weißt dass sie dich so oder so finden werden. Zeit euch zum schweigen zu bringen, sagte Neltharion als er nach einem der Fässer griff. Er riss den Deckel des Fasses weg und legte die Kapuze in den Nacken. Dann begann er zu trinken, indem er seinen Kopf im Bier versenkte. Eine Sache auf die er bei seiner kleineren Größe hoffte, war dass er schneller betrunken wurde. Seine natürliche Größe hatte ihn nur beschwipst gemacht, nach 15 Fässern. Seine Hoffnungen hatten recht behalten. Nachdem das erste Fass trocken gesoffen war, kam der Schwips, das Gefühl der Leichtigkeit im Kopf. Er lächelte leicht, seine Augenlider wurden schwerer. Er näherte sich einem weiteren Fass, öffnete den Deckel und begann es zu leeren. Doch er wurde jäh unterbrochen als er die Hintertür des Gasthauses hörte. Eine Schankmaid trat nach draußen um ein Fass zu holen. Sie hielt inne, schnupperte. Neltharion hatte sich hinter dem Stapel Fässer versteckt, die Kapuze wieder über den Kopf gezogen. Er fühlte das Kitzeln in seiner Kehle, und dann entfleuchte ein Hickser seinem Kiefer. Der Boden erzitterte danach. „Hallo?“, fragte die Magd. „Jemand da?“ Neltharion hielt den Atem an, hielt die Kiefer mit den Klauen zusammen. Das beendete sein Hicksen allerdings nicht. Die Erde schüttelte sich wieder. Die Elfe stolperte vorwärts, schaffte es aber ihren Stand zu festigen. Langsam ging sie in Richtung der Fässer. „Wenn hier jemand Bier stiehlt, werde ich die Wachen rufen!“, rief sie. Neltharion hickste wieder und das Zittern war stark genug um ein Fass umzuwerfen, und sein Versteck zu offenbaren. Die Elfe sah ihn mit weit aufgerissenen silberblauen Augen an und schrie kurz darauf ohrenbetäubend. Neltharion keuchte, stolperte rückwärts und warf den Umhang weg, während er seine wahre Größe wieder annahm. Nun erkannte sie auch wer er war, schrie nun noch lauter. „Deathwing!“, schrie sie. „Deathwing!“ Neltharion keuchte wieder, schnappte sich die restlichen Bierfässer und schwang sich auf, erneut seltsame Weise, in die Lüfte. Gerade als der schwarze Drache Richtung Horizont verschwand kamen einige derer aus dem Gasthaus, die heute hier nächtigen würden. Sie eilten der Elfe zur Seite. „Was ist passiert?“, fragte ein Zwerg. „Deathwing,“ antwortete die Schankmaid. „Deathwing... hat das Bier gestohlen... Er hat alle Fässer mitgenommen und ist verschwunden.“ „Sagtest du Deathwing?“, fragte ein anderer Nachtelf. „Sicher dass es Deathwing war?“ „Wie viele Riesendrachen mit Metallkiefer fallen dir denn ein?“, fragte sie. „Natürlich war es Deathwing. Sein Hicksen hat ja sogar Erdbeben erzeugt.“ „Das waren also die Beben...“, sagte der Zwerg. „In welche Richtung flog er?“, fragte ein Mensch von hinter ihr. „Südosten“, antwortete sie. „Richtung Brachland.“ „Die Allianz ist im Brachland,“ sagte der Mensch. „Wir müssen sie warnen.“ „Jemand muss zum Ruhestein!“, rief der Zwerg. „Nehmt Kontakt auf! Sagt ihnen dass Deathwing kommt.“ Die Schankmaid lief in die Taverne, zum Ruhestein. „Ich dachte Deathwing wäre getötet... worden...“, sagte der Nachtelf. „Scheinbar hat derjenige, der ihn getötet hat keinen guten Job gemacht.“, sagte der Zwerg. „Macht keinen Unterschied. Wir töten ihn jetzt!“ §§§ Langsam flog Neltharion über das Nördliche Brachland, in Richtung Durotar. In seiner Pranke waren die Fässer, die er aus Lor'danel gestohlen hatte. Eines war offen. Er trank von diesem Fass. Wenn es leer war, warf er es weg und öffnete das Nächste. Seine Augen waren schwer und langsam verlor er an Höhe. Unter ihm lagen die weiten goldenen Steppen des Brachlands. Neltharion hickste und die Savanne erbebte. Bis hierhin funktionierte der Plan mit dem Trinken, die Stimmen waren entweder nur noch ein fernes Summen in seinem Kopf, oder unverständliches Gebrabbel, so wie seine eigenen Gedanken. Sein ziemlich bescheuertes Lächeln offenbarte eine gewisse Apathie ob der Tatsache, dass der Boden immer noch näher kam. Ein weiteres Fass leer, dass er wegwarf. Es zerbrach auf dem Boden und erschreckte die Tiere, die alle das Weite suchten. Er genoss die Wärme der Sonne in der Savanne, was ihn noch schläfriger machte. Er war froh, dass er so weit weg war vom kalten Northrend, und der Drachenöde. Je weiter er von Alexstrasza entfernt war, umso glücklicher wurde er. Je mehr er sich mit Bier vergiftete, umso ruhiger wurden die Stimmen, umso glücklicher wurde er. Hätte sein Gesicht nicht die Farbe von Holzkohle, so würde er von der Menge des Bieres wohl rot anlaufen. Neltharion wollte nach Orgrimmar, denn er war sich sicher, dass sie dort stärkeren Alkohol hatten. Er würde einen Weg finden müssen um sich hinein zu schleichen... oder er landete einfach mitten in der Stadt und schnappte sich soviel er konnte, bevor Kriegshäuptling Garrosh anordnen konnte ihn zu töten. Die Landschaft wechselte von der goldenen Savanne zur rostbraunen Wüste Durotars, und er hatte Probleme in der Luft zu bleiben, so betrunken war er mittlerweile. Der Boden näherte sich schnell während er über Durotar dahin flog, und noch bevor er die Tore Orgrimmars erreichen konnte, stürzte er in den braunen Sand, eine Staubwolke aufwirbelnd. Seine Flügel versagten, weit über den Boden ausgestreckt, während sein Körper schlaff wurde. Die Fässer rollten aus seiner Klaue, und Neltharion griff nach ihnen. Doch dieser Absturz blieb nicht ungehört. Orks rannten auf die Mauern von Orgrimmar, als der Absturz den Boden erschütterte und ihre Palisade ins Wanken brachte. Gewehre waren bereit und wurden auf den bewusstlosen Körper des Erdwächters gerichtet. Sein Kopf war zur Seite gedreht, sein Körper leicht verbogen von der harten Landung. Er hickste und der Boden bebte erneut. Die Tore öffneten sich und Garrosh, gefolgt von einigen seiner Elitekriegern, verließen die Stadt um den Körper zu inspizieren. Noch jemand folgte ihm, im Gewand eines Schamanen, doch er genoss den Respekt eines Großteils der Orks, der frühere Kriegshäuptling Thrall. Neben ihm ging Aggra. Was zur Hölle?“, brüllte Garrosh und drehte sich zu Thrall um. „Was macht ER hier?!“ „Ich habe keinen Plan...“, antwortete Thrall. „Du hast mir erzählt, du hättest diesen dummen Drachen in der Obhut dieser roten Lebensbinder-Schlampe gelassen,“, sagte Garrosh. „Also... Was macht er hier? Hat er sich entschieden dir nach Hause zu folgen? Was ist er, dein neues Haustier?“ „Das ist... höchst respektlos gegenüber dem Erdwächter, Garrosh.“, sagte Thrall. „Interessiert mich nicht! Was macht Deathwing vor den Toren meiner Stadt?“ Garrosh machte in seiner rauchenden Wut eine Pause, als seine Nase einen seltsamen Geruch an Neltharion wahrnahm. Er schnüffelte, und drehte sich angewidert ab, wedelte sich vor dem Gesicht und hielt sich die Nase zu. „Und wieso stinkt er wie ein Zwerg?“, fragte er. Thrall und Aggra sogen nun auch Luft ein, lehnten sich in Neltharions Richtung vor. Aggra schaute zu den , noch intakten, Fässern hinüber und ging dort hinüber. Sie stellte eines gerade hin und öffnete den Deckel. Langsam tauchte sie die Hand in die Flüssigkeit und probierte einen Schluck, nur um ihn wieder auszuspucken. „Warmes Bier“, erklärte sie. „Und es schmeckt echt beschissen...“ Garrosh trat an den Erdwächter heran und schlug ihm mit der Faust gegen das Metallkinn. Neltharions hickste nur erneut. Garrosh fühlte das Beben unter ihm, stolperte rückwärts und landete auf seinem Hinterteil. „Was war das?“, fragte er. „Ein Hickser?“, fragte Aggra. „Seine Hickser verursachen Erdbeben?“ „Er ist der Erdwächter“, sagte Thrall mit einem Achselzucken. Er ging zu dem enormen schwarzen Drachen hinüber und legte eine sorgende Hand auf seinen schuppigen Hals. Er tätschelte den Hals und ein leises Schnurren kam aus Neltharions Kehle. Thrall lächelte nur. „Schaff ihn weg von hier!“, rief Garrosh. „Ach.. und wie soll ich das anstellen?“, fragte Thrall mit sarkastischem Unterton. „Soll ich ihn am Schwanz auf der Stadt ziehen? Du siehst doch wie groß er ist.“ „Hast du eine bessere Idee, Ex-Kriegshäuptling?“, fragte Garrosh. „Irgendeinen Vorschlag?“ „Aufwecken und in die Stadt führen.“, sagte Thrall. „Und wie willst du das anstellen?“, fragte Garrosh zurück. „Ich hab da eine Idee,“, sagte Aggra. Sie legte den Deckel auf das Fass, und hob es mit all ihrer Stärke auf. Sie drehte sich um und näherte sich dem Haupttor der Orkstadt, und rief Neltharion etwas zu. „Hey, Nel! Erdwächter! Wach auf!“ Die Augenlider seiner grünen Augen flatterten leicht als er aufwachte. Seine Sicht war immer noch verschwommen und sein Kopf schwankte. Er hob den schweren Kopf. „Na, willst du dieses köstliche Bierfass?“, fragte Aggra. „Hmm? Na komm!“ Neltharion kam langsam auf die Füße, und ohne ein weiteres Wort zu den Anderen, folgte er Aggra. Sie ging langsam rückwärts, das Fass hoch über dem Kopf, während der Erdwächter ihr nach trottete. „So ist es gut. Folge mir.“, sagte sie. „Komm! Komm und hol es dir!“ Thrall kicherte, während er dem schwarzen Drache folgte, und Garrosh folgte ebenso. Als sie es alle wieder in die Stadt geschafft hatten, schloss sich das Tor hinter dem Erdwächter. Doch es konnte ihn nicht weniger interessieren. „Was nun?“, fragte Garrosh. „Sieh zu.“, sagte Aggra. Sie bewegte sich zum Gasthaus, in dem sie und Thrall gerade wohnten solange sie in Orgrimmar waren. Sie brachte das Fass mit sich ins Gasthaus. Als Neltharion das Gasthaus erreichte, blieb er stehen. Aggra kam wieder hinaus. „Du musst dich schon kleiner machen, wenn du das Fass willst, Erdwächter.“ Neltharions leere Augen starrten, dann nickte er. Sein Körper schrumpfte, aber er wechselte nicht in eine sterbliche Form. Bald war er nur noch so groß wie ein großes Kriegspferd. „Ich denke so dürfte es gehen.“, sagte Aggra. „Komm weiter.“ Neltharion machte einen weiteren Schritt, stolperte und landete flach auf der Brust, sein Gesicht erneut im Sand liegend. „Du verarscht mich doch oder?“, fragte Garrosh. „Wir hatten Angst vor ihm?“ „Wir hatten Angst vor Deathwing“, sagte Thrall. „Das ist nicht Deathwing.“ „Offensichtlich.“, sagte Garrosh. „Er ist dein Problem, Thrall. Pass auf, dass er keinen Ärger macht.“ Und so ging Garrosh in Richtung der Häuptlingshütte. Thrall und Aggra knieten sich hin, und packten sich Neltharions Vorderbeine. Sie hievten ihn ein wenig hoch und begannen ihn in das Gasthaus, genauer, in ihren Raum zu ziehen, wo sie ihn ins Bett hievten und auf den Rücken legten. Aggra zog die Felldecken über Neltharion. Der Drachenaspekt öffnete langsam die Augen und wandte sie Thrall zu. „Neltharion...“, sagte Thrall. „Schön dich wieder zu sehen.“ „Thrall?“, fragte er. „Wo... Wo bin ich?“ „Orgrimmar,“ sagte Thrall. „In meinem Raum des Gasthauses.“ „Was machst du hier?“, fragte Neltharion. „Ich könnte dich dasselbe fragen.“, antwortete Thrall. „Du solltest doch bei Alexstrasza sein.“ „Ich... bin weggerannt.“, sagte Neltharion. „Wohl eher weggeflogen,“ sagte Aggra. Neltharions Augen ermatteten erneut. „Schlaf...“, sagte Thrall. „Damit du ausgeschlafen bist, wenn du mir alles von deiner Flucht aus der Drachenöde erzählst.“ Der schwarze Aspekt schloss seine Augen und sein Körper fühlte sich wieder schlaff an. Thrall hörte wie der Erdwächter einige tiefe und beständige Atemzüge nahm, welche klimpernde Geräusche machten. Er legte eine Hand auf die Brust des Drachen und tätschelte ihn. „Er stinkt immer noch nach Zwerg,“ sagte Aggra. „Es ist das Bier.“, antwortete Thrall. „Du weißt wie Zwerge ihr Bier lieben.“ „Ich habe nie von einem betrunkenen Drachenaspekt gehört.“, sagte Aggra. „Ich wusste nie, dass sie betrunken werden können,“ sagte Thrall. „Ich nehme an, das beweist, dass sie genau wie wir lebende Geschöpfe sind, wie du und ich. Und ich bin umso glücklicher dass wir ihn verschont haben anstatt ihn zu töten.“ „Garrosh denkt da anscheinend anders.“, sagte Aggra. „Garrosh kann sich einfach nicht überwinden,“, sagte Thrall, seine Lippe kräuselte sich vor Abneigung. „Ich kümmere mich um den Erdwächter, nüchtere ihn aus und helfe ihm aus der Stadt raus. Vielleicht kann ich ihm den Weg zurück nach Wyrmruh weisen, wo er hingehört.“ Aggra schaute zu Neltharions friedvoll schlafender Gestalt und legte den Kopf leicht schief. Sie erlaubte sich ein weiches Lächeln und streichelte über eines seiner enormen Hörner. „Weißt du, er ist irgendwie süß wenn er schläft und nicht gerade Azeroth zerstört,“ sagte sie. Thrall lachte nur. IV Thrall beobachtete wie der Erdwächter laut schlief. Neltharion drehte sich im Bett und die Tonlage seines Schnurrens änderte sich als er in den tieferen Schlaf glitt. Dieses Mal hatte er angenehme Träume. Seine Alpträume waren unter dem Einfluss “Vergiftung” verschwunden. Eine Nacht war vergangen, seit der Erdwächter in Orgrimmar gelandet war und die Sonne ging gerade auf. Neltharion schnarchte als er langsam die Augen öffnete. Sein Ausdruck bestand aus einem verträumten, gelassenen Blick und er wandte seine grünen Augen Thrall zu. Er lächelte den Schamanen an und blinzelte den Schlaf aus den Augen. Neltharion streckte sich und gähnte, während er seine Zunge komplett ausstreckte. “Guten Morgen,” sagte Thrall. “Geht es dir gut?” “Mein Kopf tut ein wenig weh,” sagte Neltharion. “Was… Was ist passiert?” “Du warst betrunken und bist in das Stadttor von Orgrimmar gekracht,” sagte der Schamane erklärend. “Dann haben wir dich mit einem Fass Bier in die Stadt gelotst.” Neltharion kicherte: “Was?” “Du warst betrunken,” sagte Thrall. “Etwas wovon ich nie dachte dass Aspekte es sein könnten.” Neltharion kicherte wieder und hielt sich den Kopf. Es fühlte sich an als würde jemand den schwersten Hammer der Welt immer wieder gegen seinen Kopf schlagen. Neltharion stöhnte ein wenig und nahm einen tiefen Atemzug. Er drehte den Kopf und kuschelte sich in das Fellkissen. Der Drache schnurrte. “Es ist so weich,” sagte er. “Ich glaube du bist noch betrunken,”, sagte Thrall. “Nein, nur glücklich,” sagte Neltharion. “Ich… hatte einen guten Traum letzte Nacht. Es war der erste glückliche Traum nach zehntausend Jahren..” “Was war das für ein Traum?”, fragte Thrall. “Ich war auf einer friedlichen Insel und badete in der Sonne,” sagte Neltharion. “Ich hörte den Wellen zu wie sie auf den Strand trafen. Das war es. Sonst passierte nichts. Obwohl ich glaube, dass ich meine Schwester Ysera gesehen habe, wie sie mir zulächelt, glücklich darüber dass ich einen guten Traum hatte.” “Nichts?”, fragte Thrall. “Was ist das denn für ein Traum?” “Du verstehst nicht, Sterblicher,” Neltharion hob seinen Kopf leicht an. “Meine Träume waren Träume der Trauer oder des Schmerzes. Ich träumte jedes Mal von Deathwing und dem was er mir antat… wie er mich folterte… oder sogar… vergewaltigte. Und ich war hilflos, konnte ihn nicht stoppen. Dann sehe ich oft das was er Azeroth antat. Oder es waren traurige Träume.. Träume über den Tod meines Schwarms, mit dem Wissen dass wir nie wieder so zahlreich sein werden wie vor dem Verlust unserer Ehre. Zu Träumen wie ich einfach nur am Strand liege und den Wellen lausche ist da ein gewaltiger Schritt ins vorne. Ich war glücklich auf der Insel.” Er sah hinüber zu dem Fass Bier hinüber, dass Aggra im Raum platziert hatte. “Der Alkohol hat mir geholfen diesen Traum zu haben. Er hat mich glücklich gemacht.” “Unglücklicherweise kann Alkohol ebenso böse sein,” sagte Thrall “Er lässt Leute schreckliche Dinge tun ohne nachzudenken.” “Ich weiß”, sagte er. “Mein Geist war so abgestumpft, dass die alten Götter ihn nicht mehr foltern konnten.” “Die alten Götter?” fragte Thrall. Er lehnte sich mehr auf das Bett und platzierte eine Hand auf der Brust des Drachen. “Sprechen sie wieder zu dir?” “Ja,” sagte Neltharion. “Warum? Wollen sie dass Deathwing zurückkehrt?” “Nein,” sagte Neltharion. Sein sanftes Lächeln verschwand, seine Lippe bebte und seine Augen wurden wässrig, als er spürte wie ein Schluchzer aufkam. “Sie wollen nur dass ich mein Leben beende.” “Willst du es beenden?” “Ein Teil von mir, ja,” sagte Neltharion und wischte sich durch die Augen. “Aber als ich den Nexus besuchte, sprach Malygos zu mir. Er sagte ich solle in die Welt ziehen und mich selbst finden. Vielleicht… wenn ich mich selbst finde, finde ich die Kraft, die ich brauche um die alten Götter davon abzuhalten mich zu foltern und dann kann ich der Erdwächter sein, der ich sein sollte. Ich muss die Stärke finden, von der du mir erzählt hast, dass ich sie hatte.” Neltharion legte den Kopf zurück auf das Kissen. “Das Fass dort,” begann er. “Kann ich etwas zu trinken davon bekommen?” Er streckte seine schwarze Klaue nach dem Fass aus. “Ich lasse nicht zu dass du dich kaputt trinkst,” sagte Thrall. “Außerdem verursachen deine Schluckauf Erdbeben.” Neltharion kicherte wieder. “Das ist nicht witzig,” sagte Thrall. “Du bist Azeroth. Du hickst, es hickst. Und wenn du das tust, wird Garrosh mehr als nur wütend.” “Du glaubst, es interessiert mich was Garrosh denkt?”, fragte Neltharion. “Ich bin… der Erdwächter. Die gesamte Stadt ist auf meiner Erde gebaut. Wenn er mir quer kommt, könnte ich Azeroth mehr tun lassen, als nur zu hicksen." Thrall lehnte sich vor und starrte Neltharion in die Augen. "Bei deinem Ruf," begann er. "Glaube ich nicht, dass du das tun möchtest." Neltharion schaute seufzend weg, seine Augen wurden wieder schwer. "Du hast Recht. Will ich nicht. Thrall, bitte, ein Drink." Thrall seufzte und öffnete das Fass. Er tauchte eine Bronzetasse in das Fass und brachte sie dann zu Neltharion. Der Erdwächter nippte daran. Sobald er sie geleert hatte, reichte er sie Thrall und wollte Nachschub. Thrall füllte nach. "Ich glaube die Menschen nennen das Alkoholismus," sagte Thrall. "Ich nenne es die Schrecken betäuben, die mir zugefügt wurden," sagte Neltharion. Er setzte sich auf und nahm die Tasse wieder. Nach mehreren Leerungen der Tasse hickste der Drache wieder. Er kicherte und lief unter den Schuppen rot an. Aggra kam herein, als sie die Erschütterungen erneut spürte. “Hickst er wieder?” fragte sie. “Ja,” sagte Thrall. “Garrosh wird das nicht mögen,” sagte Aggra. “Wir müssen ihn aus Orgrimmar raus schaffen, Jetzt!” Thrall zog die Decken von Neltharion weg und griff seine Kralle. “Komm, wir gehen.”, sagte er. Neltharion stöhnte, als er aus dem Bett aufstehen sollte, im Kopf war ihm immer noch schummerig. Seine Sicht war voller Sterne, als er aufstehen wollte. Neltharion fiel aus dem Bett und schlug auf dem Boden auf. Thrall grunzte und hob die Hand vors Gesicht während er den Kopf schüttelte. Der Erdwächter stand auf, sein Körper zitterte, sein Blick füllte sich mit noch leuchtenderen Sternen. Aggra und Thrall nahmen ihn jeweils links und rechts in die Zange und führten ihn so langsam die Treppe runter. “Was ist mit dem Bier?” fragte Neltharion. “Vergiss das Bier!” sagte Aggra. Thrall und Aggra führten ihn aus dem Gasthaus und durch die Straßen von Orgrimmar. Neltharion hickste und erzeugte eine weitere Erschütterung. Thrall schaute nach oben und sah wie einige der Gebäude auf den oberen Bereichen der Wälle durchgerüttelt wurden. In dem Moment als sie den offenen Bereich vor den Palisadentoren erreichten, schüttelte Neltharion sowohl Thrall als auch Aggra ab und begann zu wachsen. Gerade als er seine wahre Größe erreichte, tauchte Garrosh, gefolgt von seiner Elite-Wache, auf. Der Blick des Kriegshäuptlings verfinsterte sich, als er Neltharions herabhängenden Kopf sah. Er konnte immer noch einen Hauch von Bier riechen. "Thrall!", brüllte er. "Was macht er immer noch hier?" "Wir gehen gerade," sagte Thrall. "Du brauchst dir keine Sorgen machen, dass der Erdwächter Orgrimmar noch weiter schadet." "Oh, Schade. Gerade wo ich dachte wir lassen Deathwing der Horde beitreten," sagte Garrosh. "Weißt du, Stormwind für uns angreifen und so..." "Garrosh," begann Aggra. "Der Erdwächter muss den Streitigkeiten, die wir Sterblichen ausfechten, immer als neutrale Kraft gegenüber stehen. Seine einzige Sorge gilt der Sicherheit von Azeroth selbst." Garroshs Gesicht lief rot an, während seine Hände sich zu engen Fäusten schlossen. Er brüllte so laut, dass Neltharions Kopf umso mehr pochte. Der schwarze Drache kniete sich hin, hielt den Kopf in den Händen und knurrte tief, während sich seine Lippen um seine Fänge kräuselten. “Seid ihr drei eigentlich totale Idioten?!” fragte Garrosh. “Natürlich will ich nicht dass dieses aufgeblasene Monster der Horde beitritt! Es wäre mehr Ärger mit ihm als es wert wäre. Schaff ihn endlich aus meiner verdammten Stadt!” “Wir gehen,” sagte Thrall. Die Tore der Stadt waren weit offen um die drei hinauszulassen. “Und ich will dieses wilde Tier nie wieder in der Nähe meiner Stadt sehen, haben wir uns verstanden?” fragte Garrosh. Neltharion blinzelte, seine Augen verengten sich, als er hörte wie Garrosh ihn als ’wildes Tier’ bezeichnete. Der gewaltige schwarze Drache senkte den Kopf zu der deutlich kleineren sterblichen Kreatur vor ihm, seine Mundwinkel zogen sich zu einem wilden Grinsen. Rauch erschien aus seinen Nasenlöchern, und seine Augen glitzernden vor glühender, feuriger Wut. “Wie hast du mich genannt, Weichhaut?” fragte er den Kriegshäuptling. “Ein wildes Tier,” antwortete Garrosh. “Das ist genau das was du bist.” “Ich... bin... kein.... wildes... Tier!”, sagte Neltharion, mit einem tiefen Knurren in der Stimme. “Neltharion?” fragte Thrall. “Einen Moment, Thrall,” sagte Neltharion. “Es ist höchste Zeit, dass dieser kleine Sterbliche eine Lektion in Sachen Respekt lernt. Hast du die leiseste Ahnung wer ich bin? Weißt du mit wem du sprichst?” Garrosh schnaubte und verschränkte die Arme. Die Krieger, die ihn umgaben, zogen ihre Klingen, bereit ihren Anführer zu verteidigen. Doch Garrosh winkte ab. “Senkt die Waffen,” sagte er. “Sag mir, Aspekt des Todes, wer bist du?” “Du liegst falsch,” sagte Neltharion. “Ich bin nicht Deathwing. Jedoch bin ich Neltharion, der Erdenwächter. Magst du den Luxus auf festem Boden zu stehen, Sterblicher?” “Ja.” “Gut,” sagte Neltharion. “Ich bin erfreut. Jedes Mal wenn du einen Schritt auf festem Grund machst, will ich dass du dich an mich erinnerst. Ich bin der Herr über die Erde auf der du läufst. Und wenn ich es wünsche, dann könnte ich entscheiden dass ein Vulkan in Durotar echt gut aussehen würde. Und das Zentrum liegt genau in deiner wertvollen Stadt. Kommt dir der Boden auf dem du wandelst immer noch so solide vor? Ich würde mir überlegen wie ich mit mir rede, Garrosh.” Garrosh hielt in seinen Gedanken inne, blinzelte für einen Moment. Er war es nicht gewohnt Angst zu kennen, aber als er so nah vor dem gigantischen schwarzen Drachen stand, lernte er diese Bedeutung sehr schnell. Er trat von einem Fuß auf den Anderen vor Unsicherheit, als er spürte wie sich die Augen des Erdwächters in sein Fleisch brannten. Neltharion hatte ihn in seinem Blick gefangen, und er konnte keinen Moment wegsehen. Hör mir zu, Ork. Du und deine Brüder sind Durchreisende auf meinem wertvollen Planeten. Ihr seid nichts weiteres als Bakterien, die hier nicht hingehören. Wenn du nicht willst, dass ich Azeroth dazu bringe euch abzustoßen, dann solltest du mich mit mehr Respekt behandeln. Garrosh fühlte wie sich sein Kiefer leicht bewegte, er öffnete und schloss sich, ähnlich eines Fisches, die an der Luft erstickte und nach Atem rang. Seine Arme waren schlaff, aber er stand vor Neltharion als wäre er als festem Fels geschlagen. Er konnte nicht mal vor dem Erdwächter zittern. Thrall schielte zu beiden, wie sie in ihrem Blick gefangen waren. Er begann zu verstehen was Neltharion mit Garrosh tat. Er hatte gehört, dass Neltharion diese Art von Kräften hatte, ob von den alten Göttern oder von den Titanen verliehen war unklar, er hatte sie nun mal. Auf eine gewisse Art hatte er Sorge was Neltharion mit Garroshs Geist anstellen konnte. “Neltharion,” begann Thrall. Neltharion blinzelte und befreite Garrosh so aus dem Zustand der ‘Versteinerung’. Garrosh atmete und spürte Erleichterung. “Thrall,” begann er und hielt sich eine Hand an den Kopf. “Bring den Drachen einfach weg.” Kein weiteres Wort wurde nach dem Befehl noch gesprochen. Garrosh und seine Männer zogen sich nach Orgrimmar zurück, so dass die drei frei ziehen konnten. Thrall schielte zu Neltharion nach oben. “Was hast du mit ihm gemacht?” fragte er. “Was ich mit vielen gemacht habe, die nicht wissen wie man Anderen Respekt erweist,” sagte Neltharion. “Ich gab Garrosh eine Lektion die er nie vergessen wird.” Die Tore schlossen sich erstaunlich schnell, als die Drei nach draußen getreten waren. Zu Fuß hatten sie schnell eine gewisse Distanz zwischen sich und Orgrimmar gebracht. Sie folgten der Straße Richtung Thunder Ridge, wo der Kataklysmus das Land wie einen Fächer gefaltet hatte. Vieles davon war auch überflutet worden, und auch der Fluss zwischen Durotar und dem Brachland führte nun deutlich mehr Wasser als früher. Hier und da waren ein paar orkische Zelte und Donnerechsen im roten Sand verteilt. “Ich nehme an, das war ich auch.”, sagte Neltharion, den gefluteten Graben begutachtend. “Ja, tatest du,” sagte Thrall. “Sag mir, einen Wüstengraben fluten,” begann der Erdwächter. “Gut oder schlecht?” “Hängt davon ab wen du fragst,” sagte Thrall. Auf der einen Seite sind viele Häuser zerstört worden,” sagte Aggra. “Auf der anderen Seite gibt es jetzt eine Fülle an Wasser. Durst ist kein Problem mehr, und der Sandstein reinigt es.” “Warum fragst du so etwas?”, fragte Thrall und begab sich vor Neltharion. “Weil ich mich frage ob ich den Schaden beheben sollte,” sagte Neltharion. Doch er drehte den Kopf, als er hörte wie spielende Orkkinder an der Küste des Grabens mit dem Wasser spritzten und spielten. Der schwarze Drache lächelte. “Vielleicht doch nicht.” “Du würdest diesem Land den Durst zurück geben.”, sagte Aggra erklärend. “Ich hoffe diese Kinder sind vorsichtig. Da sind Krokilisken in den Gewässern hier.” “Die kriegen mich nicht!” kündigte Neltharion an, als er zum Wasser rannte. Der riesige schwarze Drache tauchte in den Fluss und schlug im Wasser verspielt mit den Flügeln. Thrall und Aggra konnten nicht anders als zu lachen, als er sich im Southfury River hin- und her rollte. Neltharion hob den Kopf und prustete Wasser aus seinen Nasenlöchern. Als er aufstand perlten Ströme von Wasser von den Schuppen und den Adamantiumplatten ab. Er schlug mit den Flügeln und schüttelte das Wasser ab, schickte es ihm hohen Bogen zu den beiden Orks. Sein Kehlkragen kräuselte sich und schüttelte das letzte Wasser von ihm ab. Dann, lachte Neltharion laut, und diesmal sorgte allein seine Stimme dafür, dass der Boden bebte. Thrall spürte den Boden unter sich, und spürte diese Vibration der Freude von tief in der Wüste als Echo. Die Vibration kam von Neltharion. Zehntausend Jahre und dies war das erste Mal dass er sich selbst erlaubte zu lachen. “Komm schon Schamane,” rief Neltharion Thrall zu. “Das Wasser ist super!” “Nein danke.”, sagte dieser. “Die Krokilisken scheinen dich nicht zu mögen, aber mich mögen sie sicher.” “Der mächtige Thrall hat Angst nass zu werden?”, fragte Aggra spöttelnd. “Nein, ich lasse ihm nur seinen Spaß,” sagte Thrall. Neltharion beäugte ihn mit einem schelmischen Gedanken. Er drehte seinen Körper seitlich und hob seinen Schwanz aus dem Wasser. Thrall schaute genau in dem Moment nach oben, als der Schwanz hinab sauste, das Wasser aufwirbelte und eine mächtige Welle in seine Richtung schickte. Beide Orks duckten sich als die Welle über sie hinweg spülte und sie regelrecht durchnässte. Thrall zog seine Kapuze vom Kopf und schüttelte den Kopf, mit seinen Zöpfen das Wasser umherschleudernd. Er schaute zu Aggra, die lachte und das Wasser von sich abschüttelte. Die Luft war erfüllt von Neltharions ausgelassenem Lachen und der Boden vibrierte erneut. Er hatte seit zehntausend Jahren nicht mehr so gelacht. Er hatte es vermisst. “Du denkst du wärst witzig, hm?” fragte Thrall als er das letzte Bisschen Wasser abschüttelte. Der Schwarze erhob sich vom Flussbett und schüttelte den Rest des Wassers ab, erneut auf Thrall. “Ich bin umwerfend komisch,” antwortete er. “Abgesehen davon musst du irgendwann in den Fluss, außer du willst auf meinem Rücken reiten.” “Ich hatte gehofft, dass du deinen Rücken anbietest,” sagte Thrall. “Es würde unsere Füße schonen.” Neltharions, gerade noch, fröhliches Gesicht verdunkelte sich und er ließ den Kopf hängen. “Ich habe Probleme beim Fliegen...” “Hast du?”, fragte Thrall. “Ich hatte ewig keine Kontrolle über meinen Körper,” sagte Neltharion. “Ich habe vergessen wie man richtig fliegt. Ich fliege genauso seltsam wie ein junger Welpe.” “Nun, das wird aber auch nicht besser wenn du läufst.”, sagte Aggra. “Du brauchst die Übung. Also flieg uns über den Fluss.” “Je schneller wir in der Luft sind, umso schneller kommen wir an der großen Kluft an,” sagte Thrall. “Die große Kluft?”, fragte Neltharion, nahm jedoch einen tiefen Atemzug, als er verstand worauf sich Thrall bezog. “Oh... das. Warum willst du mir das zeigen?” “Weil du es sehen musst.”, sagte Thrall. “Es dient deiner Sichtweise...” “Meiner Sichtweise...” sagte Neltharion. Er senkte seinen Körper und streckte eines der muskulösen Vorderbeine für die beiden Orks aus. Sie begann das Bein empor zu klettern, nutzten dafür die Schuppen als Halt um die Spitze zu erreichen. Bald bekamen Aggra und Thrall die Metallplatten zu fassen, die mit der Wirbelsäule verbunden waren, von dort kletterten sie auf seine Schultern. Als Neltharion spürte, dass es sich beide ‘bequem’ gemacht hatte, erhob er sich langsam. Thrall wusste dass es riesiger Unterschied sein würde Neltharion im Gegensatz zu Kalecgos zu reiten. Kalecs Hals war nicht im Entferntesten so dick wie Neltharions. “Haltet euch so fest ihr könnt,” sagte Neltharion. Er begann zu galoppieren als er auf den Fluss zu rannte und dabei einiges an Staub aufwirbelte. Thrall sah zu den Seiten, als er beobachtete wie sich die riesigen schwarzen Flügel entfalteten. Er bemerkte dass an dem Knochenrahmen, zwischen dem sich die lederne Schwinge spannte, immer noch etwas von der Adamantiumrüstung geblieben war. Wie es schien konnte Alexstrasza wohl nicht alle entfernen. Obwohl es Neltharion Charakter verlieh, hatte Thrall das Gefühl, dass diese spezielle Art von Charakter nicht das war, was Neltharion sich wünschte. Er duckte sich als der Wind regelrecht gegen sein Gesicht stürmte. Aggra klammerte sich an Thralls Taille und drückte sich eng an ihn. Sie schloss ihre Augen fest und betete zur Erdenmutter, dass es schnell vorbei sein solle als Neltharion an Geschwindigkeit zunahm. Ein schneller Schlag seiner Flügel, und nach noch einem kräftigen Schlag waren sie in der Luft. Eine Zeit lang flog er recht nah über dem Boden, jeder Flügelschlag wirbelte Staub auf, aber langsam stieg er höher. Thrall konnte spüren wie die kraftvollen Muskeln im Innern des schwarzen Drachen harmonierten als sie höher und höher stiegen. Thrall brauchte einen Moment um zu realisieren was er tat. Er ritt auf Deathwings Rücken. Als Neltharion den Kopf kurz seitlich legte und Thrall ansah, korrigierte er sich. Dies war nicht Deathwing, und dies würde nie Deathwing sein wollen. Er war Neltharion, der Erdwächter, ein Wesen das von Schamanen wie Thrall für Respekt empfinden sollten, und das sie für seine Weisheit und die Liebe zur Erde und dem Leben darauf bewundern sollten. Es war eine Schande, dass es in den zehntausend Jahren in denen Deathwing die Kontrolle hatte nie dazu kommen hätte können. Thrall hoffte dass er der erste Schamane war, der dem Erdwächter diesen Respekt erweisen konnte, und irgendwann würde er es anderen zeigen. Immerhin hatten die Druiden Ysera... die Magier hatten Kalecgos... und die Heiler und Hüter des Lebens hatten Alexstrasza, welche ihre Ideale verkörperte. Die Schamanen hatten keinen Aspekt an den sie sich hilfesuchend wenden konnten, wenn sie sie brauchten. Meistens hatten sie sich Ysera zugewandt, aber das war nicht dasselbe. Bis jetzt. Es drehte sich alles darum sich nach all den Jahres des Nichts wieder mit ihm zu verbinden. Neltharion begutachtete den Boden unter ihm. Aus der Wüste war Savanne geworden, die Savanne, die er schon einmal betrunken überflogen hatte. Er hoffte, dass eine der Siedlungen im nördlichen Brachland das eine oder andere Fass Bier haben würde. Er konnte die Siedlungen nicht finden. Was er jedoch fand verstörte ihn zutiefst. Vor ihm zog sich eine lange, riesige, glühende Narbe durch das Land. Er roch den brennenden Gestank von Schwefel in der Luft und Wolken von stickigem Rauch stiegen aus dieser Narbe auf, die das Brachland teilte. Die Zerschlagung hatte dies verursacht, seine Zerschlagung. Der Aufruhr des Bodens, welcher die Teilung des Brachlands verursacht hatte, hatte scharfe Berghänge entlang der Spalte entstehen lassen. Neltharion landete an der äußersten Kante der großen Kluft, ein passender Name, und schaute über die Klippen. Aufgewühlte, blubbernde und brennende Flüsse aus geschmolzener Lava flossen aus einem tiefen Riss dort unten und flossen dann am Boden der Schlucht weiter. Teile des Flusses waren abgekühlt und hatten schwarze harte Schlacke gebildet, die jedes Mal wackelte, wenn Gas daraus hervorbrach. Er hörte den Abgrund zischeln und blubbern, und zum ersten Mal drehte sich ihm der Magen um. “Oh...” Neltharion schluckte seinen Zorn herunter, als er wegsah. “Oh... was hab ich getan? Was hab ich nur getan?” Er beugte sich zum Boden vor, Thrall und Aggra rutschten von seinem Rücken. “Warum wolltest du dass ich mir das ansehe?” fragte Neltharion. “Blickwinkel...” sagte Thrall. “Was bedeutet das?” “Schau dir alles an, was passiert ist,” sagte Thrall. “Nur weil du aus Tiefenheim emporgestiegen bist. Das sollte dir einiges sagen.” “Es sagt mir, dass das letzte was passieren sollte, meine Kräften in den falschen Händen sind,” sagte Neltharion. Er starrte wieder in den Abgrund. “Selbst in meinen...” “Das ist aber nicht alles,” sagte Thrall. “Dann sag es mir!”, sagte Neltharion schnappend. “Kalimdor... Vor langer Zeit gab es nur Kalimdor. Dann geschah es... die Große Teilung. Ich war teilweise verantwortlich dafür. Deathwings kleines ‘Gerät’, das ich erschaffen musste, als es in die falschen Hände fiel...” Er pausierte und streckte die Schwingen, lehnte sich auf seine Hüfte zurück und spreizte die Vorderpranken weit. “BOOM! Einfach... BOOM! Ich hatte einen Job zu tun... meinen Job... Ich sorgte dafür dass die Welt weder zu harsch noch zu gefährlich wurde. Ich sorgte dafür dass die Wesen die hier lebten nichts bemängeln mussten. Azeroth war ein Paradies! Es war meine Aufgabe dafür zu sorgen dass jeder hatte was er brauchte. Rohstoffe, Wasser, fruchtbares Land, saubere Luft... es musste keine Kriege geben. Niemand musste kämpfen um von etwas genug zu haben, denn sie hatten genug und noch mehr. Ich sorgte dafür dass sie die Freiheit hatten zu tun was immer sie wollten... dann kam die Große Teilung, herbeigeführt von einem gefallenen Titanen, aber ich half." Er machte eine Pause, als er spürte wie ein Schluchzer aufkam. Er wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. "Wir verbündeten uns alle gegen die Brennende Legion, zahlreich. Drachen und die Sterblichen, die wir schützten. Aber meine Dämonenseele, die Geheimwaffe die Deathwing mich erschaffen ließ, indem ich mein eigenes Blut darauf vergoss, sie tat mehr als nur die Dämonen zu zerstören. Sie erschuf Angst im Herzen Aller. Und ich konnte nur durch meine verdrehte Sicht zuschauen wie Deathwing meinen Körper befehligte und alle, inklusive unserer Verbündeten vernichtete. Und nach der Großen Teilung, senkte er die Berge ab und nahm die Ressourcen weg. Mit meinen Kräften verseuchte er die Lüfte, vergiftete die Wasser und machte das Land trocken und unfruchtbar. Die Bewohner Azeroths hatten keine Wahl, Bruder gegen Bruder kämpfte um das bloße Überleben und Deathwing lachte über ihre Probleme. Der Krieg der Ahnen war vielleicht der erste Krieg auf Azeroth, aber es war nicht der Erste in dem die Bewohner gegeneinander kämpften. Es war ein Krieg um Azeroth zu schützen, aber alle anderen Kriege..." Neltharion schüttelte den Kopf. "Ihr habt keine Ahnung wie viel Schmerz es mir bereitet hat," sagte er zu Thrall und Aggra. "Da zu sitzen und zuzusehen wie meine Welt auseinander gerissen wurde von einem Gefühl, dass jeder haben konnte. Jeder hat Zorn, jeder hasst etwas. Das ist normal. Aber zu sehen wie es sich personifiziert und die Kontrolle an sich reißt... und angekettet zu werden um zuzusehen wie dieser Dämon alles zerstört, dass ich zu schützen schwor. Es ist unentschuldbar. Zu sehen wie mein Schwarm von den anderen Schwärmen getötet wurde, ja auch das schmerzt mich. Aber nicht so sehr wie dies. Jedoch... es war nicht ihre Schuld. Sie wurden von der Boshaftigkeit Deathwings infiziert und haben nicht mehr als sie selbst gehandelt. Mein Schwarm wurde zu Schatten... zu Marionetten die nach Deathwings Schnüren tanzten. Ein wenig von mir war froh als sie starben, denn so konnten sie nicht mehr von ihm gequält werden." Er senkte sich selbst auf den Boden und starrte traurig in den gewaltigen Abgrund vor ihm. "Sagt, wie nennt ihr das hier?", fragte Neltharion. "Das ist die große Kluft," sagte Aggra. "Nein, das meinte ich nicht," sagte er. "Ich meine all das hier, was ich verursacht habe als ich aus Tiefenheim ausbrach wie ein lodernder Vulkan?" "Das, die Zerschlagung," sagte Thrall. "Dachte das weißt du." "Ich habe es hier und da gemurmelt gehört," sagte Neltharion. "Andere Namen?" "Kataklysmus," sagte Aggra. "Oder.. die zweite Große Teilung." "Perfekt," sagte Neltharion seufzend. "Ich half dabei die Erste zu verursachen. Wieso nicht auch die Zweite?" Er hob seinen gewaltigen Kopf und schaute ins Südliche Brachland hinüber. Grünes, fruchtbares Land erstreckte sich auf der anderen Seite der Kluft. Neltharion spürte ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht. Da entstand Leben auf der anderen Seite des Risses. "Was ist das?" fragte er. "Die Wucherung," sagte Thrall. "Sie wurde von einem Nachtelfendruiden erschaffen, der das Brachland wieder mit Leben füllen wollte. Dort gibt es Schatten, kühles Wasser, genügend Früchte. Es liegt auf der Seite des Brachlands, welche die Allianz kontrolliert und erstreckt sich bis zu den Bergen, die an die Düstermarschen grenzen. Im Zentrum soll der Smaragdgrüne Alptraum es infiziert haben, aber diese Teile sind sicher." "Da ist auch ein Allianzlager östlich von hier, direkt in der Wucherung," sagte Aggra. "Wo wir etwas zu essen und zu trinken finden könnten, falls sie zu Mitgliedern des Irdenen Rings so großzügig sind. Und da sie zu Theramore gehören, erhöht das unsere Chancen, sobald sie dich sehen, Thrall.” “Weil Jaina mich immer noch mag,” sagte Thrall. “Ich hoffe nur ihre Nettigkeit weiter sich auf die aus, die sie befehligt.” Aggra drehte sich zu Neltharion. “Jedoch denke ich, dass dasselbe nicht auf dich zutrifft.” Neltharion senkte den Kopf und die beiden kletterten wieder hinauf. “Du könntest ihnen erzählen, dass du mich gefangen hättest,” sagte er. “Und dass du mich nach Theramore bringst.” “Wieso Theramore?” fragte Thrall. “Sobald wir da wären könnte ich mich in der Taverne betrinken,” sagte Neltharion während er über den Abgrund sprang. “Wie erklären wir das alles mit ihm Jaina?”, fragte Aggra. “Wir können nicht einfach auf seinem Rücken mitten in Theramore auftauchen.” “Lass uns hoffen, dass das Lager einen Ruhestein hat,” sagte Thrall. “Dann kann ich mit jemandem reden.” §§§ Das Letzte was Korporal Teegan wollte, war noch ein paar Wochen in der Wucherung zu verbringen. Ursprünglich war der Plan gewesen, dass sie von der Feste Nordwacht aus marschierten und ins hordekontrollierte Nördliche Brachland einfielen. Aber seit sie Berichte über den plötzlich gewachsenen, unnatürlichen Wald zurück geschickt hatten, und auch aufgrund der Tatsache, dass ein riesiger, mit Lava gefüllter Riss sie von ihrem Ziel trennte, hatten sie hier ihr Lager aufgeschlagen. Und dann kamen auch die neuen Befehle, die Vorgänge in dem Bereich zu beobachten und alles Verdächtige direkt ihrem Kommandeur zu melden. Neben den zufälligen Angriffen am Tag durch Raptoren oder andere Kreaturen, die sich den neuen Dschungel als Lebensraum aussuchten, waren da noch die Nächte, die in der Wucherung schrecklich waren. Nachts hatte er Alpträume. Sie alle hatten Alpträume. Ein netter Druide hatte hier Rast gemacht und Teegan hatte sich mit ihm unterhalten. Er hatte gelernt was diese Alpträume verursachte. Das Ding, dass man den Smaragdgrünen Alptraum nannte, bahnte sich seinen Weg durch den Wald, und alles was sich hier schlafen legte, fiel ihm zum Opfer. Allgegenwärtig war die Gefahr, dass sie im Traum gefangen wurden und nie wieder erwachten, für immer gefangen in der verdrehten Art, die den Grünen Traum plagte. Also befahl er den Männern, dass sie der Reihe nach Wache hielten und sich beim Schlafen abwechselten. Der Smaragdalptraum hatte einen Teil der Oase freigegeben, jedoch konnten Träumer den Effekt immer noch spüren. Ol’Dirty Pete, ein weiß bärtiger Zwerg, der die Expedition begleitete, hatte ein Gebräu mischen können, dass die krankmachenden Effekte des Alptraums abwehrte. Unglücklicher Weise bestand es aus einem der widerlichsten Gebräue, die es gab, und einer Sorte halluzinogener Pilze aus der Oase. Es ließ den Trinker oft unzusammenhängendes Gebrabbel von sich geben oder seltsame Zeichen in den Sand malen. Nachdem der Korporal es einmal getrunken hatte, ordnete er an, dass es niemand mehr trank. Aber das hielt Pete nicht davon ab das Gebräu weiter zuzubereiten. Die Sonne ging unter, jedoch nahm das dem Dschungel nicht die stickige Hitze. Ein Moskito flog vorbei und landete auf Teegans Wange. Er hob die Hand und erschlug sie. Er stand von seinem Stuhl auf und strich sich den Wappenrock zurecht. Auf seiner Brust prangte das Wappen von Theramore, ein goldener Anker auf weißem Grund, der Ort an dem er gerade stationiert war. Teegan drehte sich herum als Hanna Bridgewater auf ihn zulief. “Sir,” begann sie. “Ich sah 2 Orks. Sie kommen in unsere Richtung.” “Orks?”, fragte er. “Goucho, Pete, holt eure Sachen! Wir haben Orks!” “Gerade richtig,” sagte Goucho als er zu dem Zelt kam und seine große Kriegsaxt trug. “Ich fing an mich zu langweilen.” “Korporal,” begann Hanna. “Da liegt der Punkt. Ich habe kein Banner der Horde gesehen, und sie sehen auch nicht aus als würden sie spionieren. Sie sehen aus als würden sie nur durch diesen Wald laufen, jedoch kommen sie zu unserem Lager.” “Dann sollten wir uns mit ihnen treffen,” sagte Teegan und zog sein Schwert. Er hörte Schritte im Wald um sie herum, als die zwei Orks auftauchten und näher traten. Einer der Orks hatte einen recht gewaltigen Hammer, den er aber auf dem Boden ablegte. Auch die andere Ork senkte ihre Waffen. “Wir sind keine Gefahr,” sagte der erste Ork. “Ich bin Thrall.” “Thrall?” fragte Teegan. “Kriegshäuptling Thrall von der Horde?” “Ex-Kriegshäuptling,”, sagte Thrall. “Ich diene nun dem Irdenen Ring. Wir sind neutral in den Belangen von Allianz und Horde, aber als ich noch Kriegshäuptling war, habe ich den Frieden unterstützt.” “Ja, ich weiß,” sagte Teegan. Er senkte sein Schwert, hielt er es doch für die klügere Idee den mächtigeren Ork nicht zu bedrohen. “Was führt euch in unser Lager?” “Ich habe mich gefragt ob ihr einen Ruhestein habt,” sagte Thrall. “Warum?”, fragte Goucho. “Damit du deine Hordenfreunde rufen kannst?” “Nein,” sagte Thrall. “Damit ich mit Jaina Proudmoore reden kann.” “Warum würdet ihr mit Jaina Proudmoore reden wollen?” fragte Hannah, während sie den Kopf vor Verwirrung schief legte. “Ich... habe einen Gefangenen, den ich ihr und Theramore übergeben möchte,” sagte Thrall. “Und da ihr das Emblem Theramores tragt, glaube ich dass ihr mir einen Weg bieten könnt, damit ich sie erreichen kann.” “Unser Stein erreicht nur eine Zentrale in der Nordwacht,” sagte Teegan. “Aber bevor ich euch unseren Stein benutzen lasse, was für einen Gefangenen wollt ihr der Allianz übergeben?” “Vielleicht solltet ihr ihn selbst sehen.” sagte Thrall. “Komm raus, Neltharion.” Sie spürten die Erschütterungen von großen Füßen, die auftraten, und hörten die Geräusche von Bäumen die umgeworfen wurden. Etwas enorm großes musste sich den Weg durch den verzauberten Wald bahnen. Thrall drehte sich um als er ein paar gewaltige Fehltritte im Wald hörte. Er sah den schwarzen Drachen an, als dieser sich tastend durch den Dschungel näherte und dabei seine Größe und die adamantinen Platten offenbarte. Aus irgendeinem seltsamen Grund sah es aus als würde der Drache auf seinen linken Knöcheln laufen. Teegan, Hanna und Goucho starrten ihn mit Entsetzen an, als sie realisierten, wer da vor ihnen stand. “Das kann nicht sein,” sagte Hannah als sie ein paar Schritte rückwärts machte um ihn komplett anzusehen. “Ich... glaub das nicht.” sagte Goucho. “Deathwing?” fragte Teegan. “Deathwing ist euer Gefangener?” “Irgendwie,” sagte Thrall. “Und du händigst ihn uns aus?”, fragte Hannah. “Ja,” sagte Aggra. “Wieso?”, fragte Hannah. “Weil Garrosh, der aktuelle Kriegshäuptling ihn rausgeworfen hat.”, sagte Thrall. “Rausgeworfen?” fragte Goucho. “Bin ich gerade eingeschlafen und jetzt in einem seltsamen Traum`?” “Ich sehe ihn auch.”, sagte Teegan. “Also Garrosh wollte ihn nicht, und nun möchtet ihr ihn der Allianz übergeben? Ehm... Wieso?” “Eigentlich möchten wir ihn Theramore übergeben,” sagte Aggra. “Wieso Theramore?”, fragte Teegan. “Ähm,” Thrall kratzte sich am Kopf. Er schaute zu Neltharion hoch, der ein seltsames vertrotteltes Grinsen auf dem Gesicht hatte. Da bemerkte er auch die hohle Pranke des Drachen. “Ehm... Neltharion... stimmt etwas nicht?” “Ich... wollte dich...” Neltharion pausierte und hickste. “dasselbe fragen. Thrall, wieso bist du lila und stehst auf dem Kopf?” Der Kopf des Erdwächters schwankte stark und die Hickser setzten sich fort. Thrall fühlte die Erde unter seinen Füßen beben. “Was was das?” fragte Hannah. “Ein Hickser.”, sagte Thrall. “Ich möchte gar nicht herausfinden, was passiert wenn er rülpst,” sagte Goucho. “Er würde vermutlich die Kluft verbreitern.” “Azeroth ist am Himmel!” Neltharion kicherte und zeigte mit einer Klaue nach oben in den röter werdenden Himmel der Dämmerung. “Ich... schwöre.. ich... ward nicht...” “Aggra, was ist mit ihm passiert?” fragte Thrall. “Ich sagte ihm er solle warten bis wir am Lager sind, das hat er getan...” Der schwarze Drache fiel auf den Rücken, trat Erde los, die umher flog. Tränen erschienen in seinen Augen, als er lachte, ein verrücktes Kichern, unterbrochen von Hicksern. “Hat er ein Fass, aus Orgrimmar versteckt?” fragte Thrall. “Ich hab keins gesehen.” antwortete Aggra. “Oh... Hallo... Mr. Schmetterling...”, sagte Neltharion und winkte mit seiner Kralle ins Nichts. “Kann ich was von der Shisha haben, die du rauchst?” “Okay,” begann Hannah, die ihre Hände hob bei dem Versuch die seltsame Szene zu beruhigen als sie an Thrall herantrat. “Abgesehen davon, dass das Deathwing sein müsste... ist er betrunken?” “Er halluziniert.” sagte Goucho. “Oh nein...”, Teegan seufzte, als er sich auf einen Baumstamm neben der Feuerquelle des Lagers setzte. Wie auf ein Stichwort, kam ein weiß bärtiger Zwerg aus dem Zelt und sah aus als hätte er etwas verloren. “Hat jemand meine Destille gesehen?” fragte er. Er pausierte als er bemerkte wie Teegan ihn ansah. “Sagte ich Destille? Ich meinte natürlich mein Chemielabor.” “Pete!”, rief Teegan. “Ich sagte dir doch, du solltest diesen pilzverseuchten Fusel loswerden!” “Ich... eh,” begann Pete als seine Augen umherschauten. Da entdeckte er seine metallische Fermentierungsmaschine in der Klaue des schwarzen Drachen, der es gerade anhob und den letzten Tropfen austrank. “Oh nein! Du hast doch nicht... Er hat doch nicht... Er hat nicht das gesamte Teil ausgetrunken oder?” “Was hat er getrunken?” fragte Thrall. “Eine Mixtur aus Badesalz, druidischer Medizin für Erkältungen, fermentierten Saft einiger lokalen Früchte, die wir als essbar erachten,” begann Teegan. “Und eine getrocknete Form der hier einheimischen halluzinierenden Pilze, die wir dafür pulverisieren.” “Die Druiden nutzen die Pilze in geringen Dosen um sich gegen den Smaragdgrünen Alptraum zu verteidigen,” sagte Hannah. “Wir benutzten es um uns... bei Laune zu halten... und um dafür zu sorgen nicht bei jedem Schlaf komatös zu werden. Dieser Ort ist vom Alptraum verflucht und jede Nacht wenn wir schlafen laufen wir Gefahr darin gefangen zu werden. Aber anscheinend mag der Alptraum keine nackten, halluzinierenden Vollidioten, die sich für König Wrynn halten und mit dem Schwert auf unsichtbare Felsmonster eindreschen.” Sie drehte sich zu Teegan, der ihr ein verlegenes Lächeln zuwarf. “Obwohl Felsmonster echt sind, warte ich noch auf Berichte über die Unsichtbaren. Daher denke ich, dass da nur der Rausch spricht.” “Nun... zum Glück ist er schon nackt,” sagte Thrall. “Da müssen wir uns schon mal nicht sorgen.” “Also, um genau zu sein, hat Neltharion ‘Mondschein’ getrunken?”, fragte Aggra. “Mondschein, gewürzt mit Pilzen, die Druiden für Halluzinationen nutzen,” sagte Teegan. “Ja, ich weiß, wir haben auch beschlossen es nicht mehr zu trinken. Zumindest die meisten von uns.” “Abgesehen davon schmeckt es wie brennender Teer,” sagte Hannah. Thrall drehte sich zu dem noch immer kichernden Neltharion um. “Es kann nicht sein, dass eine so kleine Destille etwas so großes beeinflusst.” sagte Thrall. “Neltharion, hast du... noch was anderes gegessen oder getrunken?” Neltharion drehte sich zu Thrall und grinste ein leeres Grinsen. “Nun.. ich wurde durstig... dann fand ich diese Destille..” Seine Stimme war verwaschen. “Was immer da drin war, es roch gut. “Aber nach dem Trinken dachte ich mir dass da noch was zugehört... also fraß ich einige Pilze und ein paar Wildschweine.” “Stop!”, rief Thrall und hob seine Hand dem Erdwächter entgegen. “Alexstrasza killt mich wenn sie erfährt dass ich dich nicht nur betrunken, sondern auch noch high bekommen habe.” “Alex... Alex... kann sich... eine große... Metallstange in den... Arsch schieben..” Neltharion prustete. Sein Kopf fiel wie ein Stein und sein Körper wurde schlaff. Die Augen waren geschlossen und Thrall konnte das laute Schnarchen des Drachen hören. “Okay,” sagte Thrall. “Der geht heute nirgendwo mehr hin. Stört es euch wenn wir mit euch lagern?” “Ich schätze wir haben keine Wahl”, sagte Hannah. “Sir?” “Ich schätze wir können das Feuer mit euch teilen.” sagte Teegan. “Und ich an der Nachricht für Theramore arbeiten.” Er ging zum Zelt mit dem Ruhestein. Hannah wandte sich Thrall zu, dann Neltharion. “Aber wie habt ihr Deathwing gefangen?”, fragte sie. “Und ich dachte er wäre tot.” “Es ist eine lange Geschichte,” begann Thrall. “Und schwer zu erklären. Aber deswegen muss ich mit Jaina reden. Wenn wir erst mal in Theramore sind, kann sie vielleicht Alexstrasza ausrichten, dass wir ihren Bruder hier haben.” “Also ist er nicht wirklich euer Gefangener?” sagte Hanna. “Nein.”, sagte Thrall. “Aber er muss zurück in die Drachenöde, bevor er in noch mehr Probleme verstrickt wird.” “Das klingt nach einer guten Idee”, sagte Hannah. “Je weiter er von allen bewohnten Gebieten weg ist, umso besser für uns alle.” “Lass ihn das bloß nicht hören,” sagte Thrall. “Ich denke er glaubt dass er auf einer Mission ist, um den Schaden der Zerschlagung wieder gut zu machen. Und sich selbst... mit Alkohol zu betäuben.” “Das ist... löblich von ihm,” sagte Hannah. “Bis auf den Part mit dem Trinken..” “Aye..” sagte Goucho. “Aber woher kommt dieser Sinneswandel? Deathwing interessierte sich nur Tod und Zerstörung.” “Weil...” begann Aggra. “Das nicht Deathwing ist, zumindest nicht mehr.” §§§ Kommandeur Tarc stand direkt auf, als er das Vibrieren des Steines auf seinem Tisch hörte. Er streckte den Arm und nahm ihn auf. “Kommandeur, hier spricht Korporal Teegan von Außenposten 58,” begann die Stimme, die aus dem verzauberten Stein kam. “Ich habe hier Kontakt mit zwei Orks vom Irdenen Ring.” “Irdener Ring?”, fragte Tarc. “Einer von ihnen ist Thrall,” sagte Teegan. “Und sie haben einen Gefangenen, den sie der Allianz übergeben wollen.” “Warum würden sie uns einen Gefangenen übergeben?”, fragte Tarc. “Nun... Kriegshäuptling Garrosh wollte ihn anscheinend nicht.” sagte Teegan mit einem Seufzer. “Wer ist der Gefangene?” “Es ist Deathwing.” “Wer?”, fragte Tarc. “Deathwing,” sagte Teegan. “Bist du sicher?”, fragte Tarc, während er sich vorbeugte und sich in seinem honigfarbenen Haar am Kopf kratzte. “Ich bin sicher.” sagte Teegan. “Wie viele schwarze Drachen mit Metallplatten auf dem Körper und einem großen Metallkinn kennen sie, Sir?” “Deathwing,”, sagte Kommandeur Tarc. “Und Thrall will ihn uns übergeben?” “Genau genommen, Sir,” begann Teegan. “Er hat ausdrücklich gesagt, dass er ihn Theramore aushändigen will.” “Wieso Theramore?” “Ehm... Da wurde er nicht genauer. Aber er wollte Lady Proudmoore in der Angelegenheit sprechen.” “Und wieso ist das so?” “Ich hoffe um Deathwing zurück in die Drachenöde zu bringen,” sagte Teegan. “Und weg von uns.” Tarc seufzte erneut und legte den Kopf in die Hände. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und brauchte einen Moment um das alles zu verdauen. “Verstanden. Ich informiere Lady Proudmoore.”, sagte er. “Und ich hoffe du sagst die Wahrheit und bist nicht wieder auf diesem Pilzgebräu von eurem Zwerg.” “Ich habs aufgegeben,” sagte Teegan. “Aber Deathwing fand den Ort wo Pete es lagert und tat uns den Gefallen, die gesamte Destille zu leeren.” “Er hat es getrunken?”, fragte Tarc. “Und...” “Total ausgeknockt.” sagte Teegan. “Nachdem er behauptete Azeroth wäre am Himmel, Thrall wäre lila und er eisern durchhielt einen Schmetterling nach seiner Shisha zu fragen. “Wäre ich nur da gewesen,” lachte Tarc. “Zumindest zerstört er nichts.” “Nein, er schläft nur, aber wenn er aufwacht, dürfte er die heftigsten Kopfschmerzen seines Lebens haben.” “Erneut muss ich anmerken, wie gerne ich das erlebt hätte.” sagte Tarc. “Nun gut, Korporal, ich werde zusehen dass ich Lady Proudmoore mit diesen Informationen erreiche und werde mich morgen melden mit deinen Befehlen, bezüglich des Ex-Kriegshäuptlings und seinem... neuen Haustier.” “Ja, Sir!”, sagte Teegan. “Hab ein Auge auf die Beiden.” “Das dürfte nicht schwer werden, Sir.” “Gut,” sagte Tarc. “Erwarte meine Nachricht morgen mit weiteren Befehlen. Gute Nacht, Korporal.” “Gute Nacht, Sir.”, sagte Teegan. V Calia Hastings lief so schnell sie konnte durch das Proudmoore-Anwesen. Sie schaute sich die verschwenderischen Wandteppiche an, während sie sich durch die zugigen Korridore bewegte. Die gefärbten Glasfenster zauberten eine Myriade an Farben auf die Steinböden. Jedes Design der Fenstern erzählte die Geschichte Proudmoores im Bezug auf Theramore, und wie sie diese Festung der Allianz auf Kalimdor sicherte. Ein roter Teppich mit dem Wappen Proudmoores führte sie in die Haupthalle des Anwesens, welche für Audienzen genutzt wurde. Dort stand eine goldhaarige, liebreizende Lady Jaina Proudmoore, die auf sie wartete. Sie trug eine Robe, welche das Zeichen der Kirin Tor auf die Schärpe gestickt bekommen hatte. Sie hielt ihren Stab in der rechten, eine Rolle in der linken Hand und näherte sich Calia, als diese stehen blieb und sich verbeugte. „Lady Proudmoore,“ sagte Calia. „Ich sollte mich vor dir verbeugen,“ sagte Jaina. Calia erhob sich wieder und lächelte: „In einem anderen Leben vielleicht.“ Ihr Lächeln verschwand. „Aber dieses Leben gibt es nicht mehr.“ In ihrer Stimme lag ein Hinweis des Bedauerns wenn sie ihre Vergangenheit erwähnte. Dieser Teil ihres Lebens war vorbei, etwas für das sie dankbar war. Einfache Erinnerungen daran wie es gewesen war, brachten ihr einiges an Schmerzen ein. Sie hatte soviel in diesem Leben verloren, ihren liebevollen Vater, ihren fürsorglichen Bruder, ihren Titel und ihr Zuhause. Calias blaue Augen verloren einen Moment ihren Fokus, als sie an diese Zeit zurück dachte und ihre Hand wanderte zu einem goldenen, mit Diamanten besetzten Ring an ihrer Hand. Jaina sah zu dem Finger hinab, entdeckte den Ring. „Ich sehe, ihr tragt noch den Ring, den er euch gab, Prinzessin Prestor.“ Calias Mund zog sich zu einer schmalen Linie zusammen und ihre Augen sprühten Funken als sie hörte, dass Jaina sie mit diesem Namen ansprach. „Nenn mich nicht so,“ sagte sie. „Warum trägst du den Ring?“, fragte Jaina. „Um mich zu erinnern wieso ich noch lebe,“ antwortete Calia. „Eines Tages werde ich das Monster töten, das mein Herz und das Herz meines Vaters gebrochen hat.“ „Ich würde euch gerne sagen, dass ihr eure Chance bekommt,“ begann Jaina, während sie um Calia herum ging. „Jedoch... wir brauchen ihn lebend.“ „Wieso?“ Jaina gab die Rolle aus ihrer Hand an Calia weiter, welche sie sofort öffnete, nachdem die Herrscherin Theramores sie ihr gegeben hatte. „Er lebt noch?!“ schluckte Calia. „Und er ist hier? Der Bastard ist hier?“ „Noch nicht,“ sagte Jaina. „Jedoch ist er auf dem Weg. Er wird von demjenigen hergebracht, der ihn besiegt hat.“ Calia warf ihr braunes Haar nach hinten und hatte für diese Neuigkeiten erst einmal ein schiefes Lächeln übrig. Sie tippte wieder auf den Ring. „Töte ihn nicht,“ sagte Jaina erneut. „Wir wollen ihn lebend.“ „Wieso?“ „Weil es keinen anderen für seinen Job gibt,“ sagte Jaina. „Nach dem was der Irdene Ring uns mitgeteilt hat, braucht man „Die Umarmung“ um einen neuen Aspekt zu wählen. Ein würdiger Kandidat muss gewählt werden, und der vorherige Aspekt tot. Aber die nächste „Umarmung“ findet erst in 300 Jahren statt und ich habe Angst um Azeroth, wenn wir so lange keinen Aspekt der Erde haben. Wir haben keine Wahl. Er muss für mindestens 3 Jahrhunderte am Leben bleiben.“ Calia seufzte, verschränkte die Arme vor der Brust. Jaina legte eine Hand auf ihre Schulter. „Das heißt nicht, dass du ihn nicht ein wenig hart ran nehmen kannst“, sagte sie. „Wenn man bedenkt was er dir angetan hat. Außerdem, er hält es aus. Er ist immerhin der größte und widerstandsfähigste Drache der Welt, er hält alles aus was du austeilen kannst.“ „Zumindest kriege ich die Chance ihn bewusstlos zu schlagen,“ sagte Calia. „Auf jeden Fall,“ sagte Jaina. „Wann wird er ankommen?“ fragte Calia. „Bald,“ sagte Jaina. „Er hat da eine neue Angewohnheit, soweit ich gehört habe. Anstatt Azeroth zerstören zu wollen, versucht er es mit Selbstzerstörung.“ „Wenn er sich entschließt sich selbst im stärksten Zwergengesöff zu ertränken, für das was er mir angetan hat,“ begann Calia. „Dann ist es so. Lass dieses Monster es doch einfach tun. Könnte lustig werden. Zumindest hat er seine Lektion gelernt. Wie konnte er es wagen meine Gefühle zu benutzen um meine Familie und mein Land zu zerstören!“ „Calia“, begann Jaina. „Da ist etwas, was du wissen musst über ihn. Thrall hat mir alles erzählt, was passierte nachdem sie ihn besiegt hatten. Lord Prestor, wenn wir ihn mal so nennen wollen, leidet unter einem Zustand, den man gespaltene Persönlichkeit nennt. Alles was er dir, Terenas, dem Hause Menethil und Lordaeron angetan hat um Herrscher über Alterac zu werden... wurde unter dem Befehl der anderen Persönlichkeit getan. Er könnte sich vielleicht nicht einmal erinnern dich verletzt zu haben. Auch wenn es zu dem Zeitpunkt nicht den Eindruck machte, er war definitiv seelisch krank.“ „Du machst Witze!“ sagte Calia. „Er ist... Er ist ein Drachenaspekt und er ist ein Vollkoffer?“ „Kein Vollkoffer... Es beeinflusst nicht seine Intelligenz, aber moralische Entscheidungen,“ sagte Jaina. „Von dem was ich gehört habe, war das alles das Werk der alten Götter. Thrall hat mir da einiges erzählt, nachdem er aus der Drachenöde wieder kam. Prestor... Neltharion der Erdwächter sollte zur Pflege bei seiner jüngeren Schwester Alexstrasza bleiben, bis er emotional wieder soweit auf der Höhe wäre um seine Aufgaben wieder zu übernehmen, nachdem der Einfluss der alten Götter von ihm verschwunden war. Er entkam. Was ich sagen will ist, wenn du ihn zusammenschlägst für das was Deathwing dir als Daval Prestor angetan hat, wird er verwirrt sein. Er wird nicht verstehen wieso du ihn angreifst. Sei... vorsichtig.“ „Du sagtest doch es wäre okay!“ sagte Calia. „Ich will dass diese zu groß geratene Eidechse bezahlt.“ Ihr Gesicht lief rot an. „Wenn er aus der Reihe tanzt, dann gib ihm einen deftigen Schlag auf den Hinterkopf, Calia,“ sagte Jaina. „Aber für den Moment, beobachte.“ „Fein,“ sagte Calia. „Aber ich verspreche nichts.“ §§§ Neltharion erwachte, sein Kopf fühlte sich schwer, seine Augen müde. Er hatte sich noch nie so wohl gefühlt indem er einfach da liegen konnte, und er wollte so lange er konnte eingerollt liegen bleiben. Er ließ ein leises Schnurren ertönen, drehte seinen Kopf Richtung Boden und rieb seine Wange am Gras. Das Gras war weich, fast wie das Fellkissen und die Decke unter der er in Orgrimmar geschlafen hatte. Er drückte sein Gesicht weiter ins Gras, genoss wie es ihn streichelte und grub dabei mit seinen Hörnern tiefe Furchen in die Erde. Nun rollte er sich herum und rieb seinen Rücken am Gras, während er freundlich knurrte und die dunklen Schwingen weit spreizte. Er hörte den Klang von Lachen in der Ferne, und sein Kopf zuckte hoch. Als er langsam wieder zu Bewusstsein kam, wurde er sich auch seiner Umgebung bewusst. Vor ihm breitete sich ein Tal voll üppiger grüner Wälder und sich windender, verdrehter, seltsamer Landformationen aus. Alles war in einen sanften mystischen grünen Nebel gehüllt. Die Sterne blinzelten am Nachthimmel und es schien fast so als tanzten sie freudig umher. Wieder hörte er das Kichern eines Mädchens von einem schattenhaften Fleck des Waldes aus und erhob sich langsam auf die Füße. Er bewegte sich langsam durch den leuchtenden grünen Nebel und die Bäume selbst schienen ihm Platz zu machen. Es war schön, was er da sah, fast als wäre es ein Traum. Der Grüne Traum, oder der Smaragdtraum... dies war das Heim seiner jüngsten Schwester, Ysera. Er hatte diesen Ort schon öfter besucht, und es war für ihn leicht zwischen der wachen Welt und dieser zu wechseln. Dies war Azeroth, oder besser, Azeroth bevor die Sterblichen es verändert hatte. Jedoch änderte sich der Traum jedes Mal wenn auch Azeroth sich veränderte um sich der Landschaft anzupassen. Es sah aus als wenn er immer noch in der seltsamen Oase stehen würde, nur anders. Neltharion sah hinter sich und da dort mehrere Schemen aus flackernden ätherischen Lichtern, die dort lagen und einen großen schwarzen Schemen, der genau daneben schlief. Der gewaltige schwarze Schemen war sein Körper, und die Kleineren waren seine Begleiter und die neuen Bekanntschaften, welche sie gemacht hatten. Er dachte er hätte sich schnarchen gehört, als er sich rum drehte um tiefer zu schlafen. „Schnarche ich wirklich so laut?“ fragte sich Neltharion selbst. Er schüttelte über sich selbst den Kopf und ging langsam weg um herauszufinden woher die kichernde Stimme des Mädchens kam. Neltharion hörte weiterhin einen lachenden verspielten Tanz in den Schatten der Bäume um ihn herum. „Neltharion!“ rief die Stimme ihm zu. „Neltharion! Ich bin so froh dass du mich besuchst!“ „Was?“ fragte Neltharion, während er sich umsah und die Quelle der Stimme suchte. „Neltharion, hier drüben!“ Er blieb stehen als mehrere Gründrachen aus den Bäumen sprangen, ein Lächeln auf ihren hellen Gesichtern. Neltharion schaute umher zu den kleineren Drachen und gab sein Bestes nicht zu imponierend zu wirken. „Ehm... Hallo,“ sagte er. „Ich bin nicht hier um Ärger zu machen...“ „Wissen wir, Erdwächter,“ begann einer der grünen Drachen. „Ysera ruft euch zu ihr. Kommt.“ Rund um ihn und die anderen Drachen waren glitzernde, leuchtende pinke, blaue und grüne Lichter. Sie flogen verspielt um seinen Körper, und er hatte das Gefühl sie jedes Mal kichern zu hören, wenn sie an seinem Kopf vorbei flogen. Er kam zu einem großen Hain, in dessen Mitte ein gewaltiger grüner Drache auf dem Bauch lag und friedlich ruhte. Obwohl sie nicht so groß war wie er, war sie doch größer als jeder andere Wyrm in ihrer Umgebung. Neltharion erlaubte sich ein süßes Lächeln als er seine jüngere Schwester dort in der Mitte des Hains liegen sah. Ysera die Träumerin. Sie hob ihren Kopf, obwohl ihre Augen noch immer geschlossen waren. Nur wenige Male in der Geschichte war es nötig gewesen, dass sie die Augen öffnete. Zuletzt um gegen ihn zu kämpfen. Doch nun konnte sie sie erneut schließen. Obwohl ihre Augen geschlossen waren, brauchte sie diese nicht zum sehen. Sie konnte ihn perfekt erkennen, wie er stattlich in ihrem grünen Nebel stand. Sie erhob sich langsam und ging auf ihn zu, ihr Lächeln wurde breiter. Dann, kurz vor ihm, stellte sie sich auf die Hinterpranken und legte die Arme um ihren älteren Bruder. „Du hast angenehme Träume!“ sagte sie. „Ich freue mich so für dich, großer Bruder!“ Neltharion erlaubte sich selbst seine gewaltigen Schwingen um sie zu legen und senkte das metallische Kinn auf ihren Kopf. „Manchmal sind meine Träume traurig, Ysera,“ sagte er. „Sie sind trotzdem noch besser als die Träume, die du als Deathwing hattest,“ sagte sie als sie sich zurück zog. „Es waren alles Alpträume... schreckliche Alpträume. Ich würde fast sagen, dass sie der Grund waren wieso ich erwachte. Ich bin so froh dass du hier bist.“ „Nun,“ begann Neltharion. „denke ich, dass ich einen seltsamen Traum habe, wegen des 'Mondschein' und den Pilzen.“ „Die Pilze helfen meinen Druiden sich mit dem Traum zu verbinden,“ sagte Ysera. „Aber es war sie geplant sie SO einzunehmen. Du bist so verrückt Neltharion. Selbst wenn du träumst während du wach bist, bist du verrückt.“ Neltharion kicherte. „Das hab ich an dir vermisst,“ sagte Ysera. „Ich glaube das habe ich am meisten vermisst. Du hattest immer verspielte und gute Träume. Es tut gut diese Träume wieder zu sehen, selbst wenn sie keinen Sinn ergeben. Sie sind farbenreich.“ Sie hob ihren Kopf gen Himmel. „Der Traum war ein wahres Feuerwerk, als du anfingst die Pilze zu essen,“ Ysera lachte. Ihr Gesicht wurde wieder finsterer und sie senkte den Kopf, starrte auf ihre Füße. „Aber es war nicht wegen deiner glücklichen Träume wegen denen ich dich hergeführt habt.“ „Stimmt etwas nicht?“ fragte er. „Es gibt viele Dinge, die nicht stimmen,“ antwortete sie. „Aber ich wollte dir sagen, dass sie dich immer noch liebt.“ „Sie?“ „Sie, deine Freundin in Theramore,“ sagte Ysera. „Tief im Innern liebt sie dich noch. Und mit dieser Liebe könnt ihr beide ein Ereignis abwenden, dass kurz davor ist Gegenwart zu werden. Und zusammen, rettet ihr Azeroth. Malygos ist so glücklich, weißt du? Er spricht davon, dass er seinen alten Freund wieder bekommen hat. Ich habe nie einen so lebhaften und beschwingten Geist erlebt.“ Malygos?“ fragte Neltharion. „Du hast auch mit ihm gesprochen?“ „Ja!“ antwortete Ysera. Sie lachte und hielt dabei Neltharions dickes Vorderbein. „Ich hörte ihn! Er dreht Kreise im Himmel. Ich denke die einzige, die sich noch aufregt ist Alexstrasza. Ich verstehe nicht wieso. Sie sorgt sich zu viel. Was hast du davon in Wyrmruh zu liegen und dir den Schwanz abzufrieren?“ Neltharion lachte wieder. „Und wie werdet ihr aufeinander treffen?“ fragte Ysera. „Ich weiß immer noch nicht wer 'sie' ist.“ „Deine Frau, Dummkopf! Meine Schwägerin.“ Neltharion zuckte von Ysera weg, zog sich etwas zurück. „Frau?!“ „Sie ist bezaubernd,“ sagte Ysera. „Für einen Menschen, meine ich. Deathwing wusste wie er sie aussuchen musste. Aber sie hat so viel mehr zu geben, als das was Deathwing für sie geplant hatte. Er verletzte sie so sehr, weißt du. Sie gibt dir die Schuld. Du musst ihr zeigen dass du dich um sie kümmerst und dass du da sein wirst, und dass du sie behandelst als wäre sie die speziellste Person Azeroths. Behandele sie nicht wie Deathwing es getan hat.“ „Ich.. Ich kann doch nicht mit einer Frau ausgehen, die ich nicht mal kenne!“ sagte Neltharion, während er sich wegdrehte von seiner Schwester. „Was ist damit eine Gefährtin zu finden, meinen Schwarm aufzubauen für die Zeit wo wir gegen die alten Götter kämpfen müssen? War das nicht der Grund warum ihr mich verschontet?“ „Du weißt... dass du nicht der alleinige Stammvater des Schwarms sein musst,“ sagte Ysera. Onyxia und Nefarian haben es auch so geschafft.“ „Durch Inzest!“ brüllte Neltharion. „Wie... wie konnte Deathwing so etwas zulassen?“ „Deathwing war krank,“ sagte Ysera. „Dein Schwarm hat seine eigenen Gedanken über dich, Bruder. Keine davon gut. Sie kehren auf die alten Wege des Schützens zurück, aber sie hassen dich für was du ihnen angetan hast. Ich bezweifle dass auch nur irgendeine von ihnen für dich als Brutmutter dienen wollen würde. Sie bauen den Schwarm ohne dich wieder auf.“ „Das... ist es also?“ fragte er. „Ich bin nutzlos? Die alten Götter hatten Recht. Ich bin nutzlos!“ Ysera stellte sich wieder auf und griff mit ihren Klauen um seine Schultern. „Nein!“ rief sie. „Nein bist du nicht. Du hast eine andere Aufgabe und die ist viel wichtiger als kleine Welpen zu machen. Azeroth ist deine Verantwortung. Lass sie den Wiederaufbau übernehmen. Sobald sie sehen dass du wieder schützt, und du ihr Vertrauen gewinnst, werden sie sich dir anschließen. Aber sie müssen es von selbst tun.“ Neltharion nahm einen tiefen Atemzug und nickte. Einmal mehr tauchte ein Lächeln auf seinen Lippen auf. Er konnte in der Nähe seiner dauerglücklichen Schwester einfach nicht betrübt sein. „Deine Frau wird es sein, die dich an deine Stärke erinnert und sie dir zurückgeben kann,“ sagte Ysera. „So wie Malygos es wollte.“ Neltharion legte einmal mehr seine Arme um sie um sie, rieb seine Schnauze an ihrer. Er schnurrte kurz, und Ysera stimmte mit ihrem Schnurren harmonisch mit ein. Yseras Augen öffneten sich, und ihr Gesicht zeigte eine wachsende Trauer, die in ihrem Herzen war. Da war ein Anflug von Schmerz in ihren Augen, und sie drückte sich langsam von ihm weg. Ihre farbenfrohen Augen sahen zu ihm auf und sie führte ihn zu einen Teich, der in der Nähe ihrer Ruhestatt war. „Du musst das sehen,“ sagte sie. „Ich weiß was die alten Götter wieder mit dir machen. Selbst wenn sie sagen, dass sie Deathwing nicht zurück holen wollen, ich weiß dass dies eine Lüge ist. Sie brauchen ihn mehr denn je! Ich hätte dich vor zehntausend Jahren beobachten sollen, aber jetzt, tue ich es, weil es damals auch mein Fehler war. Trotz dass wir dich wieder haben, hat sich die Vision kein bisschen verändert.“ Ihre Smaragdklaue berührte das Wasser und es kräuselte sich. Neltharion kniete sich hin um in das Wasser zu sehen. Sein Spiegelbild war nicht da, stattdessen etwas düsteres. Dort, im Wasser war die Aussicht auf eine verkohlte, schwarze und trostlose Landschaft. Neltharion spürte wie seine Lunge zitterte und sein Herz sich zusammenzog als er auf diese Landschaft vor ihm blickte. Er kannte die Landschaft sehr gut. Überall waren die Wirbelsäulen und Flügel von Drachen, alle tot. Das war die Drachenöde. Die Szene veränderte sich und zeigte einen grünen Drachen, gefesselt von engen Ranken, erwürgt, und doch in einem ewigen Alptraum gefangen. Dies war Ysera. Der Ausschnitt bewegte sich, zeigte einen bronzenen Drachen, gefangen in einer schmerzhaften Zeitschleife, er wurde jung, dann alt, dann wieder jung und das alles im selben Augenblick. Neltharion wusste, das musste Nozdormu sein. Das nächste Bild war genau so schlimm, die Gestalt eines blauen Drachen, eingefroren in festem Eis und magischen Energien, für immer. Das war Kalecgos. Das vierte Bild ließ ihn husten und um Atem ringen. Verbrannt, geschwärzt, nicht mehr als eine Mischung als gebratenem Fleisch und Knochen, da lag die Drachenkönigin selbst, die Lebensbinderin Alexstrasza. Überall um sie herum waren Elementare, die das Land in der Schwebe hielten, während Blitze aus den rußgefüllten giftigen Wolken einschlugen. Neltharion riss die Augen vom Wasser hoch. „Die Vision ist nicht zu Ende,“ sagte Ysera. „Schau! Sieh deine Zukunft!“ Neltharion schüttelte sich von Kopf bis Schwanzspitze, als er langsam und steif zu dem Teich zurückkehrte. Was er sah verdrehte ihm den Magen und Galle stieg ihm in die Kehle. Er wollte husten, er wollte sich übergeben, er wollte sich abdrehen und das Bild verjagen. Dort war der Wyrmruhtempel, ein verbrannter, knisternder Splitter seiner Selbst. Es war das einzige was ihm noch verriet, dass dies die Drachenöde war. Jedoch, dort oben, auf der höchsten Spitze aufgespießt, war der schlaffe, zerschmetterte und leuchtende Körper seiner Selbst, Neltharion. Lava floss aus seinen Kiefern, über die Tore des Tempels hinab, wo ein Fluss aus Lava vom Tempel fort führte. Seine Flügel waren zerrissen, leuchtend, voller Löcher, während sie die Seiten des Tempels leblos einhüllten. Nur der Wind verlieh ihnen ab und zu einen Hauch von Bewegung. Der Großteil seiner Rüstung war abgerissen worden, seine Schuppen sahen aus als würden sie innen heraus schmelzen. Rauch stieg von seinem Rücken auf. Seine Augen waren geschlossen. Die metallische Klinge, die einst das Ende seines Schweifs gewesen war, war abgerissen und weggeworfen worden, während sein Lavablut aus seinen Wunden floss. Neltharions Brauen hoben sich, und er ließ ein Brüllen des Entsetzens aus seinen Kiefern entkommen. In seiner Pein erschienen überall auf dem Körper leuchtende Ritzen, die zu Rissen aufbrachen. Er schmiss sich auf den Boden, rollte sich vor Schmerz ein, während sein Körper erneut zerrissen wurde. „Neltharion!“, rief Ysera. Sie versuchte ihn an kühlen Stellen zu umarmen. „Neltharion.“ Ysera legte die Flügel um ihren leidenden Bruder, während sie ihn schaukelte in der Hoffnung ihn zu beruhigen. „Shhh...“ flüsterte sie. Sie nahm sein Gesicht nah an Ihres und starrte tief in seine mit Tränen gefüllten grünen Augen. „Hör mir zu Neltharion. Du darfst nicht versagen. Das dort passiert wenn Deathwing gewinnt. Sie benutzen dich wieder und dann...“ Sie schaute wieder zu dem aufgespießten Bild ihres Bruders auf der Spitze des Tempels. „Werfen sie dich weg. In der Welt nach der Stunde des Zwielichts, die Elementare, die alten Götter werden keinen Nutzen für uns haben. Alle von uns, wir sind es die Azeroth davor beschützen, wir sind die Symbole für die Macht der Titanen. Du bist die Welt Azeroth selbst. Ich bin die Traumwelt Azeroths, Kalecgos ist die Magie Azeroths, Nozdormu ist die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Azeroths, und Alexstrasza ist das Leben Azeroths. Erinner dich immer daran, großer Bruder, bitte? Lass uns das nicht durchleben.“ Lass uns das nicht durchleben... Er fühlte wie sich sein Geist langsam aus der Traumwelt zurückzog und wieder in seinen eigenen Körper zurückkehrte. Neltharion atmete langsam, als sein Körper ins Leben fand und von dem Traum erwachte. Er setzte sich mit aller Macht auf, nach Luft schnappend als wenn er gewürgt würde. Da war ein sehr unbehagliches Gefühl in seiner Kehle. Er spürte wie das mulmige Gefühl wuchs, während sein Magen rebellierte. Er öffnete das Maul, würgte mehrmals. Jetzt kam er auf seine wackligen Füße. Sein Körper fror, seine Flügel zitterten. Er rannte in den Dschungel, sein Schwanz warf die Zelte um. „Hey!“ rief Korporal Teegan. „Was zur Hölle, wohin geht er?“ Thrall und Aggra wachten auf und folgten dem schwarzen Drachen so schnell sie konnten. Teegan und seine Männer taten es ihnen gleich. Sie stoppten am Rande der Wucherung, sie schauten zur Großen Kluft. Sie hörten die Geräusche, wie wenn jemand aufstöhnte und würgte, bevor er schlussendlich sich übergab. Thrall und Aggra sahen Neltharion dort liegen, sein Kopf über die Kante der Kluft ausgestreckt. Neltharion taumelte und stöhnte. Dann stieß er den Kopf wieder hinab Richtung Kluft und spie Lava. Thrall brauchte einen Moment um zu verstehen, was da geschah, was der schwarze Drache tat und er konnte noch nicht glauben was er sah. Deathwing kotzte Lava. Neltharion hustete und spuckte und spie gehärtete Splitter von Obsidian aus seinem Maul und in den Lavafluss darunter. „Verflucht. Er kotzt Lava,“ sagte Goucho. „Da fragt man sich doch ob er die ganze Zeit beim Verwüsten wirklich angegriffen, oder nur einen verdorbenen Magen hatte. „Was stimmt nicht mit ihm?“ fragte Teegan. „Kater,“ sagte Pete. „Ein schlimmer. Ich hätte auch einen, wenn ich meine ganze Destille getrunken hätte. Und diese Pilze. Die Verteidigung sagt seinem Körper, dass er das besser nicht getan hätte.“ „Das Innere seines Körpers besteht aus Magma,“ sagte Thrall. „Ich glaube nicht, dass das hier von einem Kater verursacht wird.“ Langsam ging er zu dem schwarzen Drachen hinüber. „Neltharion?“ Er antwortete nicht, und spie immer weiter alles aus ihm heraus, was in seinem Magen auch immer ihn krank machte. Nein, es war nichts was er gegessen oder getrunken hatte, es war der Traum. Er konnte den Traum nicht vergessen, die schreckliche Vision, die Ysera ihm gezeigt hatte. Seine Brüder und Schwestern waren tot, und er war auf der Spitze von Wyrmruh aufgespießt. Neltharion hob den Kopf aus der Kluft, Lava tropfte von seinen Kiefern. Seine Augen waren schwer, schlaff als er zu Thrall herüber sah. Er hustete wieder, spie erneut geschmolzene Lavabrocken aus seinem Maul. Sein Körper zitterte und schüttelte sich, und die Schuppen sahen eher aus wie das grau der Vulkanasche, als Schwarz wie feinstes Obsidian. Sein Atem zitterte und er legte den Kopf neben sich, rollte sich ein. Es gab nichts mehr was er ausspeien konnte, aber das mulmige Gefühl in der Magengrube blieb. Oh, hat der Welpe unsere Pläne gesehen? Meine Güte, wir müssen aufpassen wem wir etwas erzählen. Weißt du, Thrall kannte unsere Pläne ebenfalls. Lustig, dass er dir nichts sagte, Neltharion. Der Erdwächter, aufgespießt auf dem Wyrmruh. Du sagtest doch, du wolltest an die Spitze! Wir haben nur deine Wünsche erfüllt! Seine Ohren füllten sich mit dem verspottenden Gelächter der alten Götter. „Nein!“ sagte er. „Hört auf mit mir zu reden!“ Neltharion hielt sich die Ohren, rollte sich enger zusammen. „Ich rede nicht mit dir,“ sagte Thrall. „Ich habe gar nichts gesagt.“ Neltharion öffnete seine Augen und fokussierte Thrall. „Du!“ brüllte er, den Kopf anhebend. „Du wusstest es! Du wusstest was aus mir werden würde!“ „Was wusste ich?“ fragte Thrall. „Aufgespießt... auf Wyrmruh!“ sagte er. „Meine Schwestern und Brüder tot, und ich... aufgespießt, tot! Nicht mehr als ein nutzloser Bauer, den sie aus dem Weg haben wollten!“ „Die Stunde des Zwielichts,“ sagte Thrall. „Ja, ich sah die Vision. Aber ich dachte du wusstest es. Du wusstest, dass sie dich vermutlich töten würden.“ „Ich wusste, das würden sie,“ sagte Neltharion und nahm einen tiefen Atemzug um sich selbst zu beruhigen. „Aber niemals das! Meine Geschwister, mein Schwarm, deren Schwärme... alle tot. Meine Schuld. Es ist alles meine Schuld!“ „Nein, wir haben dich zurück als Erdwächter,“ sagte Aggra. „Die Stunde des Zwielichts wird nicht kommen. Wir haben Ruhe. Es ist vorbei.“ Neltharion erhob sich auf die Füße, spreizte die Flügel. „Du liegst falsch!“ brüllte er und sandte dabei ein Beben durch den Boden. „Sie kommt immer noch.“ Er hob den Kopf zum Himmel und zitierte eine bekannte und unheilvolle Zeile. „Die Sonne geht unter für diese sterbliche Welt, macht euren Frieden, denn die Stunde des Zwielichts fällt!“ Thrall atmete tief ein und zog seinen Hammer. „Ich hoffe ich spreche nicht mit Deathwing hier.“ Der schwarze Drache drehte sich zum Schamanen und senkte den Kopf zu Boden. „Tust du nicht,“ antwortete er. Seine Stimme war nicht mehr als ein sanftes, trauriges Wispern. „Ich bin noch Neltharion. Ysera hat mir ihre Vision gezeigt. Ich hatte keine Ahnung.“ Er rollte sich wieder ein. „Sie sagte die Vision hat sich noch nicht verändert. Ich nehme an, sie hat mit Nozdormu gesprochen. Sogar meine Erlösung kann die Stunde des Zwielichts nicht aufhalten.“ „Da muss etwas sein, dass es kann,“ sagte Thrall. „Theramore,“ sagte Neltharion. „Wir müssen nach Theramore gehen.“ „Und was ist in Theramore?“ fragte Teegan. „Du hast uns nie wirklich verraten was du in Theramore willst.“ „Meine... Meine Frau,“ sagte Neltharion, ein kleines schwaches Lächeln zeigte sich hinter dem Metallkiefer. „Frau?“ fragte Thrall. „Wann hast du eine Frau gehabt?“ „Es ist ein paar Jahrzehnte her,“ sagte Neltharion. „Und eine lange Geschichte...“ „Denkst du sie wird helfen?“ fragte Aggra. „Vielleicht nicht beim Aufhalten der Stunde des Zwielichts,“ sagte Neltharion. „Aber sie könnte mir helfen meine Stärke zu finden, die Malygos meinte, die ich verloren habe. Zumindest war es das, was Ysera sagte. Etwas dass sie und ich auf eine Reise gehen müssen, um etwas zu verhindern, dass die Welt bedroht. Aber ihr wisst dass... meine kleine Schwester zeitweilig ein wenig seltsam ist.“ „Ja,“ sagte Thrall. „Hinter jedem guten Mann steht eine Frau, sagt man,“ sagte Hannah. „Ich habe Nachricht nach Theramore geschickt,“ sagte Teegan. „Sie erwarten euch.“ „Kannst du fliegen?“ fragte Thrall. „Ja,“ sagte Neltharion, seine Flügel ausbreitend und sie zum Test flattern lassend. „Ich musste das nur aus meinem Körper loswerden.“ „Das ist das gute am Katerkotzen,“ sagte Pete. „Du fühlst dich danach besser!“ Neltharion erhob sich auf die Füße, schüttelte die Schuppen einmal und senkte seinen Körper, damit seine Reiter aufsitzen konnten. Sobald er spürte, dass sie saßen, gab er ein leichtes dankbares Nicken an die Allianzsoldaten. „Wir danken für die Gastfreundlichkeit,“ sagte Thrall. „Und entschuldigt, dass Neltharion euer Bier getrunken hat.“ „Oh.. ich kann jederzeit neues machen,“ sagte Pete. „Das wirst du nicht!“, rief Teegan. „Wenn du mehr machst, lass es mich wissen,“ sagte Neltharion. „Ich wäre ein großzügiger Kunde.“ „Du trinkst nichts mehr von dem Zeug,“ sagte Thrall. „Du bist noch nicht meine Mutter, Schamane,“ sagte Neltharion, während er den Kopf zum Ork umwandte. „Könntet ihr Zwei einfach mal ruhig sein?“ fragte Aggra. Neltharion spreizte die Schwingen wieder, stieß sich mit den Füßen vom Boden ab und machte den ersten Schlag. Der Windstoß warf die Allianzsoldaten zurück, als er schnell an Höhe gewann. Von hier nahmen sie Kurs Richtung Theramore. Während sie über die Düstermarschen dahin flogen erspähte Thrall schon bald die befestigte Insel auf der glasklaren See. Wellen schlugen gegen die Felsen eines Leuchtturms, der vor der Küste stand. Theramore war oft umstritten als die Heimat der Westlichen Allianz, da es die einzige größere Präsenz der Allianz außerhalb der Östlichen Königreiche hatte. Jedoch wollten viele der Bewohner Kalimdors, dass Theramores Anspruch hier umstritten würde, um Lady Jaina Proudmoore zu sagen sie solle dahin gehen wo sie herkam. Daher blieb Theramore stets eine Festung, welche dafür sorgte dass Eindringlinge nicht in die Stadt kamen, welche die Stadt für sich selbst wollten. Die Orks waren ein großes Problem, doch nicht als Thrall Kriegshäuptling gewesen war. Obwohl auch da schon raue Zeiten geherrscht hatten, hatten Thrall und Jaina das Beste daraus gemacht, und an einem wahren Abkommen zwischen Horde und Allianz gearbeitet. Theramore war eine leuchtende Stadt, fast wie Stormwind. Befestigt und mit Mauern aus weißem Stein, war ein Lichtstrahl für viele Verbündete der Allianz, die durch die Marschen reisten. Seine Banner wehten hoch über der Festungsmauer. Thrall schaute über Neltharions Schulter um die Allianzsoldaten zu sehen, die in einer Linie standen und mit Speeren und Schwertern außerhalb der Mauern standen. Sie warteten im wahrsten Sinne des Wortes auf sie. Neltharion änderte den Schlagwinkel der Flügel, als er tiefer ging um zu landen. Als er den Boden berührte, faltete er die Flügel zusammen und senkte sich selbst zu Boden, um seine Passagiere absteigen zu lassen. Er schaute zu den Menschen hinab. Von hinter der Soldatenreihe trat Jaina Proudmoore nach vorne. Als ihre Augen auf Thrall fielen, lächelte sie. Er war ein guter Freund von ihr und sie ehrte ihre Freunde. Dann schaute sie zu Aggra und nickte nur kurz. Sie war der Ork, der ihr eine Liebe aus dem Herzen gestohlen hatte, die dort lange anwesend gewesen war. Aber sie wusste, sie würde Thrall nur verletzen wenn sie einen Groll gegen Aggra hegen würde. Dann hob Jaina den Kopf und wandte sich dem enormen Gesicht von Neltharion dem Schwarzen zu. Sie schaute tief in seine Smaragdaugen. Sie brannten nicht, wie sie es sonst taten. Dies war in der Tat nicht der Deathwing, den man kannte. Thrall hatte also wirklich Deathwing getötet und die Kreatur verschont, in der Deathwing gelebt hatte. „Grüße, Aggra, Thrall,“ begann sie als sie die Brücke zur Hälfte überquerte. Thrall und Aggra überquerten die andere Hälfte. „Willkommen zurück in Theramore.“ Sie wandte sich wieder Neltharion zu. „Und ihr, Neltharion... Aspekt der Erde, einer der Wächter Azeroths. Ihr seid hier genau so willkommen.“ „Danke...“ sagte Neltharion zu ihrem Gruß. „Meine Güte, Lord Prestor,“ begann Jaina. „Habt ihr vergessen wie man eine Verbündete der Allianz richtig grüßt?“ Er fühlte sich selbst ein wenig in sich zusammen sinken, als er seinen menschlichen Alias ausgerufen hörte. Sie wussten es. Sie alle wussten als wer er sich vor 30 Jahren ausgegeben hatte. Er richtete sich auf, streckte die Brust heraus und schenkte ihr eine elegante Verbeugung. Jaina verschränkte die Arme und lachte. „Ich muss sagen, er ist süß,“ grinste sie. „Kommt rein. Ihr ebenfalls, werter Daval.“ Neltharion folgte, und jeder Schritt den er machte, ließ ihn weiter schrumpfen. Als sie durch die Tore hindurch waren, hatte er erneut die Größe eines Pferdes. „Ich muss gestehen, als man mir erzählte, dass du Deathwing als Gefangenen hättest, musste ich lachen,“ sagte Jaina. „Dann fiel mir ein, was du mir von der Drachenöde berichtet hast. Also haben wir nun wieder alle 5 Aspekte, die über Azeroth wachen.“ „Ja,“ sagte Thrall. „Was gut für uns ist. Alles was mit Azeroth passiert ist, auf die eine oder andere Art, ist das Werk der alten Götter. Nach allem was ich erfahren habe, können wir sie nicht alle töten, aber ihre Wirkung auf uns abwehren.“ „Interessant,“ sagte Jaina. „Alles wurde von ihnen in die Wege geleitet...“ „Die große Zerschlagung war das Erste was sie durch Manipulation von Leuten erreicht hatten,“ sagte Aggra. „Wir vom Irdenen Ring versuchen nur die Schäden zu reparieren, die sie aus Versehen mit Deathwings Ankunft angerichtet haben.“ Neltharions Kopf sackte ab. „Darüber habe ich ein paar Fragen,“ sagte Jaina. „Genau genommen haben die Kirin Tor Fragen dazu. Und jetzt wo wir denjenigen vor Ort haben, der es getan hat... kann ich die Antworten von ihm bekommen. Neltharion, sag mir, was genau hast du mit Azeroth gemacht, als du aus Tiefenheim heraus explodiert bist?“ Neltharion nahm einen tiefen Atemzug: „Der Grund warum die Elementare immer noch Amok laufen... ist weil die Sicherungsvorrichtungen der Titanen zerstört wurden, als ich aus Tiefenheim entkam. Meine Verbindung zum Innerstes des Planeten erlaubte es mir, diese Sicherungen zu zerschmettern.“ „Also hast du sie freigelassen,“ sagte Jaina. „Ja“, antwortete er. „Wieso?“ „Die Stunde des Zwielichts.“ „Ich glaube davon hattest du mir erzählt,“ sagte sie während ihre Augen zu Thrall wanderten. „Nur noch Elementare, Untote und so was beherrscht Azeroth, während wir nur verrottende Leichen sind.“ „Die Bedrohung durch die Stunde des Zwielichts ist noch präsent,“ sagte Thrall. „Azeroth ist schwach...“, sagte Neltharion. „Und viel davon ist meine Schuld. Ich habe es schwach gemacht. Und diese Schwäche fordert einen Tribut von mir. Ich bin hier um meine Stärke wieder zu finden, und vielleicht stärkt das dann ganz Azeroth. „Die Pflicht für Azeroth selbst,“ sagte Jaina. Sie ging um Neltharion herum und studierte ihn. „Du trägt die Platten noch.“ „Einige,“ sagte er. „Ich schätze nicht jede Wunde kann heilen. Bist du durstig, Neltharion?“ „Ja,“ sagte Neltharion und wandte sich ihr zu. „Dort hinten links hinter mir ist eine Taverne,“ begann sie. „Sag dem Barkeeper dass ich für jeden deiner Drinks bezahle, selbst wenn du die Taverne trocken säufst.“ „Ehm, Neltharion,“ begann Thrall. „Das ist keine...“ Neltharion kam sehr nah an Thrall, zeigte mit der Kralle auf ihn: „Du bist nicht meine Mutter!“ Mit diesen Worten huschte der schwarze Drache auch schon Richtung Taverne davon und verschwand hinter den schwingenden Türen. Thrall seufzte wieder, legte den Kopf in die Hände. „Lass ihn entspannen, Thrall,“ sagte Jaina. „Komm, du und Aggra, ihr seid in mein Anwesen eingeladen. Wir haben einiges nachzuholen.“ Thrall wandte der Taverne in der Neltharion verschwunden war den Rücken zu und seufzte nochmal aus Bestürzung. Er nickte zustimmend, hoffend dass der schwarze Drache sich keinen Ärger einfing. Er folgte Jaina und Aggra zum Anwesen in der Mitte der befestigten Stadt. §§§ In der Taverne bekam Neltharion gerade sein nächstes frisches Salzbier. Es hatte nicht denselben Kick, wie das Gebräu aus der Wucherung, aber es war gut. Er erfreute sich an den Geräuschen der Fröhlichkeit der Taverne. Gläser klirrten bei den Zwergen, verspielte Neckereien der Gnome, und Geschichten von hoher See von den Menschen. Neltharion lächelte, er fühlte sich zu Hause und von innen gewärmt. Er fühlte schon die bekannte Leichtigkeit im Kopf, während sein Blick sich etwas verzerrte. Ein einzelner Hickser kam und der Boden bebte. „Was war das?“, fragte ein Halbelf. Neltharion hielt sich mit der Pranke die Schnauze zu. Aber auch das verhinderte nicht die Hickser. Er hob den Becher, wollte den nächsten Drink und der Gnom hinter der Theke schenkte ihm nach und trat zurück als der Drache das schaumige Gebräu schluckte. Er hickste wieder und wollte nochmal Nachschub. „Immer her damit,“ sagte er. „Ich denke... sie hatten genug, Sir,“ sagte der Gnom. „Ich... Ich sag... Ich sag dir wenn ich genug hatte,“ sagte Neltharion. Sein Kopf schwankte, hoch und runter. Seine Augenlider flatterten und seine Sicht rotierte. Mit einer Klaue griff er eines seiner gepanzerten Hörner und versuchte den Kopf oben zu behalten. „Jetzt gib... gi... gib... mir noch.. ei... einen...“ Der Gnom schüttelte langsam den Kopf, doch Neltharion schlug auf die Bar. „Komm schon!“, brüllte er. „Jaina sagte... ich... kann... so vi... viel ich will. Ich will dass die Tentakelmonster nicht mehr mit mir reden!“ Er dachte er würde jemanden hinter sich lachen hören. „Ruhe... sie sind... hässliche... Tentakelmonster!“ sagte er. „Nun gieß ein.“ „Na gut,“ sagte der Barkeeper. Das nächste Bier kam und Neltharions Kopf fiel auf die Theke, die Lider hingen matt über den Augen. Seine Welt drehte sich und er spürte wie er langsam von der Theke glitt. Genau in dem Moment packte jemand seinen Flügel und drehte ihn um. Vor seinem schwankenden Kopf tauchte eine Frau mit braunen Haaren und kalten grünen Augen auf. Sie war gekleidet wie es normalerweise Schurken tun würden und in ihrer Hand war eine Steinschlosspistole. Sie zog an seiner Halskrause und zog ihn nah zu sich, während sie die Pistole unter sein Kinn hielt. In dem Moment trafen ihre Lippen seine. In seiner Alkoholbenommenheit fand er es seltsam befriedigend und angenehm, dass ihn eine Frau küsste, die die Waffe auf ihn richtete. Er hatte keine Sorge für die Welt. Neltharion verlor sich selbst in diesem simplen Kuss und seine Augen schlossen sich langsam. Der Rest der Anwesenden in der Taverne pfiffen und riefen als die Zwei sich umarmten. Dann ließ die Frau vom Kuss los, senkte die Waffe und erhob die Hand um ihm mit aller Kraft durchs Gesicht zu schlagen. Dann hob sie die Waffe wieder an sein Kinn. „Hallo Daval“, sagte sie. „Hast du mich vermisst?“ Neltharion lächelte in seiner Benommenheit immer noch zurück. „Ein Krug Wasser,“ begann die Frau. „Entschuldigung?“ fragte der Barkeeper. „Du hast mich gehört!“ sagte sie.“Wasser, Jetzt!“ Er gab ihr einen Krug und sie leerte ihn direkt in Neltharions Gesicht. Der schwarze Drache schluckte vor Erschrecken über den Schock des kalten Wassers, welches ihn aus der Benommenheit weckte. Er war immer noch ein wenig schwankend vom Alkohol, aber er nahm seine Umwelt wieder besser wahr. „Was in aller Welt...“ begann er. „Was in aller Welt ist los mit euch, Lady?“ Die Frau schwang herum, nur um ihm einen Roundhouse-Kick in den Kiefer zu verpassen, was ihn auf den Tisch warf, der in zwei Stücke brach. „Also wirklich!“ begann der Gnom. „Ich hoffe sie planen den zu bezahlen, Miss!“ „Schick mir die Rechnung später, ich muss einen Verbrecher festnehmen.“ Neltharion stand vom Boden auf, griff sich eine Gabel, bereit sich zu verteidigen. „Ah-hah!“, rief er vor Triumph, bevor sie ihm die Gabel mit der Pistole aus der Hand schoss. Neltharion schaute mit großen Augen auf seine, nun leere, Pranke. „Hm... Guter Schuss.“ Die Frau schoss erneut, weswegen er sich duckte. „Mensch!“ brüllte der schwarze Aspekt. „Hast du irgendeine Ahnung auf wen du gerade schießt?“ „Ja,“ antwortete sie. „Den Bastard, der mein Herz gebrochen hat!“ „Okay, dann!“, sagte Neltharion als er aus der Tür stürmte. Die Frau folgte ihm und hob die Waffe wieder. Sie fand ihn draußen in seiner wahren Größe. Neltharion schlug mit der Faust auf den Boden und ein Stein von der Mauer der Stadt landete zwischen den Beiden. Die Frau rollte mit den Augen und ging um die „Mauer“ herum um ihn auf der anderen Seite zu finden, wie er hinter der Mauer kauerte. „Eine Mauer funktioniert nur mit vier Seiten.“, sagte sie. „Ach... was du nicht sagst!“ Er beugte sich zu ihr herunter. „Nun, Sterblicher, ich habe genug von Spielchen...“ „Genau wie ich,“ sagte sie und hob die Pistole wieder. Nach diesem Schuss aus ihrer Pistole brüllte der Schwarzdrache vor Pein und bedeckte sein rechtes Auge. „Mein Auge!“ rief er. „Du hast mir ins Auge geschossen! Was... Was zum Inferno habe ich getan dass du mir ein Auge aus schießt?!“ Bei all dem Lärm kamen Jaina, Thrall und Aggra aus dem Anwesen gerannt. Jaina schluckte als sie sah wie der schwarze Drache vornüber beugte, während sein brennendes Blut aus seinem Auge auf den Boden tropfte und er vor Schmerz brüllte. Sie wandte sich der Frau zu, welche das verursacht hatte. „Hastings!“ sagte sie. „Was habe ich gesagt? Verletze ihn nicht!“ „Du sagtest, ich solle ihn nicht töten,“ sagte Hastings. „Ich habe nie versprochen ihn nicht zu verletzen. Ganz nebenbei, der Bastard hat mich zuerst verletzt. Ein kleines Auge ist ein geringer Preis für alles was ich erduldet habe über die Jahre!“ Neltharion öffnete das Auge und blinzelte das Blut weg. Es war angeschwollen, aber er sah noch etwas. Wichtiger war, dass es feurig glühte, wie zu Zeiten des Wahnsinns. Doch diesmal war es nur ein Zeichen dafür, dass es blutunterlaufen war. Bald würde seine rapide Heilung beginnen und das Auge wiederherstellen. „Was... Was habe ich dir getan?“ fragte er. „Erst küsst du mich, dann trittst du mich durch die halbe Taverne und nun schießt du mir das Auge aus. Womit habe ich das verdient?“ „Du erkennst mich nicht?“ fragte sie. „Hm? Daval? Oder sollte ich dich einfach Deathwing nennen. Komm, sag mir dass du dich nicht mehr an die schöne Frau erinnerst, die du geheiratet hast vor so manchem Jahr.“ Sie hob die Hand, zeigte den goldenen Ring, der mit Diamanten verziert war. Neltharion beugte sich vor und begutachtete den Ring. Seine Augen weiteten sich, sein Kiefer fiel nach unten. Er kannte sie. Sie war älter geworden, und um einiges harscher, aber es war sie. „Calia... Menethil?“ fragte er. „Richtig wäre Calia Prestor,“ sagte sie. „Aber mittlerweile ist es Calia Hastings. Ja Deathwing. Ich bin deine Frau!“ VI Sein Herz wurde schwer als er erkannte vor wem er da kniete. Er kannte sie sehr gut, diese blau-grünen Augen, das liebliche brünette Haar, die weiche Haut. Er kannte sie. Dann erinnerte er sich, was vor einigen Jahren passiert war. Deathwing. Deathwing verletzte sie wie jeden anderen. Neltharion konnte nur im Hintergrund sein und zuschauen wie das Monster die Unschuld eines unschuldigen Mädchens raubte, als Preis für seinen Rat, der ihm außerdem eine politische Ehe mit ihr einbrachte. Durch die Heirat mit ihr würde er der gekrönte König von Alterac werden und somit einen starken Einfluss auf die Allianz haben. Aber das bedeutete nicht, dass er nicht auch ein wenig Spaß mit seiner neuen jungen Frau haben konnte. Neltharions Augen schlossen sich fest, als er daran dachte was Deathwing dem jungen Mädchen alles angetan hatte, Prinzessin Calia Menethil. Jetzt stand hier vor ihm eine junge Frau, verbittert durch Zeit, ein hartes Leben und der Wunsch nach Rache für das was Deathwing ihr und ihrer Familie angetan hat. Ihr Bruder war Arthas Menethil, der später ein Todesritter, und dann der Lich-König wurde. Neltharion kicherte fast bei dem Gedanken, sein Schwager war der Lich-König, der die grauenhafte Armee der Geißel angeführt hatte um Lordaeron einzureißen und das Land in etwas zu verwandeln, wo nur noch der Tod lebte. Arthas wusste nie wer sein angeheirateter Schwager wirklich war. Aber Calia wusste es. Natürlich wusste sie es. In der einen Nacht die sie geteilt hatten, wusste sie wen sie geheiratet hatte. Sie hatte ein Monster geheiratet! Neltharion richtete seinen Kiefer und konzentrierte sich auf die Frau vorhin, welche Ihre Pistole auf ihn richtete. Das Lid seines geschwollenen Augen hing immer noch ermattet herab, während Tropfen seines heißen leuchtenden Blutes wie Tränen an den Rändern hinab flossen. Er liebte sie nicht, aber er hatte sich immer um sie gesorgt. Neltharion erinnerte sich das Calia das einzige war, was er durch seine verdrehte Sicht, die Deathwing verursachte klar sehen konnte. Sogar ihre nette Stimme konnte er klar hören, sie gab ihm Hoffnung. Und natürlich sorgte er sich um jemanden, der ihm Hoffnung brachte. Vielleicht war dies auch eine Form der Liebe, korrigierte er sich im Geiste. Jetzt stand sie vor ihm, mit einer schussbereiten Pistole. Er wollte eine Pranke ausstrecken und sie berühren, sie fühlen, weil er noch nie die Chance dazu gehabt hatte. Er wollte sie damals berühren, um zu wissen dass die klare Sicht kein Trick von Deathwing war. "Calia..." sagte er, er sprach ihren Namen aus, als wäre eine Freude dies zu tun. Er konnte ihren Namen laut aussprechen. "Calia..." „Sei ruhig!“ rief Calia. „Sei einfach ruhig! Du und deine verdammten Kinder habt mein Leben ruiniert, mein Königreich, du verkörperst alles was an der Allianz falsch ist, und du wolltest es verschlimmern. Ich weiß was Lady Katrana Prestor später getan hat, wer war sie, deine vorherige Frau?“ „Tochter Onyxia,“ sagte Neltharion. „Also meine Stieftochter, richtig?“, fragte Calia. „Die einzige Familie, die mir geblieben ist, bist du und deine Dämonenbrut! Drachen, die Familie ich noch habe, Drachen. Drachen, die ich nie getroffen habe, Drachen, die mich lieber fressen würden anstatt mich als Familie zu umarmen. Ich habe niemanden!“ Neltharion senkte seinen Leib, seinen Kopf zwischen den Pranken. Seine Augen schauten Calia an, spürten ihren Hass für ihn. Der Drache ließ ein seltsames, aber bemitleidenswertes Wimmern ertönen. Calia seufzte und drehte sich von ihm ab. Sie konnte nicht in diese Augen sehen, sie konnte ihn nicht ansehen. Sie senkte die Waffe und schloss die Augen. Sie hatten es nie beendet, hatten sich nie scheiden lassen. Sie waren am einen Tag verheiratet und dann, am nächsten, war er schon verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Er sollte der König von Alterac werden, derjenige der die tobenden Streitigkeiten beseitigen sollte, und nicht die Allianz zerstören sollte. Lord Daval Prestor, ein eleganter und schöner Mann, von dem sie ihrer jugendlichen Bewunderung einfach nur beachtet werden wollte. Sie verknallte sich total in ihn, kicherte still über die Vorstellung seine Frau zu werden. Von dem Moment an als sie ihn sah, war es das Einzige woran sie noch denken konnte. Sie wollte ihn. Sie wollte dass er sie bemerkte, sie ausführte auf Spaziergänge, und mit ihr auf verschwenderischen Bällen tanzte. Ihr Geist ging zurück zu diesen flüchtigen Gedanken. Da war er, er stand vor ihr, in einer der luxuriösesten Roben, gewoben aus der feinsten Seide, schwarze Haare und falkenhafte Züge. Er wandte sich ihr zu, bot ihr die Hand an, welche Calia nahm und ermöglichte ihm so sie mit sich zu ziehen. Prestor nahm sie in seine Arme und sie tanzten, drehten sich sie wild auf dem weißen Steinboden, die Musik spielte eine liebliche Ballade. Sie sprachen über nichts Bestimmtes, nur das Wetter, wie nett die Luft war, sprachen vielleicht über eine seiner Reisen. Und dann, als die Musik stoppte, stoppten sie auch. Er zog sie näher und sie küssten sich. Es war ein langer, feuriger Kuss, der sie dahinschmelzen ließ. Dann verzerrten sich ihre Gedanken. Prestors verzerrte und schwärzte sich. Sein Kopf erweiterte sich zu einem Drachenkopf, während oben auf mehrere lange dicke Hörner wuchsen. Feurige Augen glühten in ihren Höhlen. An seinem Unterkiefer war eine Metallschiene, die sein auffälligstes Merkmal noch unterstrich. Seine Hörner waren mit metallischen Platten verziert, Platten waren überall auf seinem Körper befestigt. Sein Körper schwoll an, wurde dick und rauchend, feurige Risse teilten seine schwarzen Schuppen. Calia trat zurück, während ihr netter, hübscher Ehemann sich in ein Monster aus Alpträumen der Kinder verwandelte. Schwarze Schwingen spreizten sich breit und der Drache lachte laut. Deathwing! Er war Deathwing! Calia Hastings jammerte vor Erschrecken, fiel auf ihre Knie. Sie lehnte sich vor und verdreckte das Gesicht mit den Händen, sie weinte. Die Waffe fiel ihr aus den Händen, auf den Boden. „Vergib mir...“ sie hörte ein trauerndes Flüstern von hinter ihr, spürte die Wärme des Atems des Schwarzdrachens in ihrem Nacken. Sie drehte sich herum und musterte den schwarzen Drachen hinter ihr. Er war nicht mehr wirklich der Alptraum an den sie sich so oft in den letzten Jahren erinnert hatte. Der Zauber den er auf ihr gehabt hatte, hatte sie mental geschädigt. Vor ihr, auch wenn er immer noch imposant und beeindruckend war, war keine Kreatur des Horrors, es war eine Kreatur der Trauer. Er hatte nicht mehr so viele Platten, wie er einst gehabt hatte, die Risse in den Schuppen waren kaum noch sichtbar, wenn sie überhaupt vorhanden waren. Grüne Augen funkelten mit Freundlichkeit und Verständnis als sie zu ihr sahen, keine feurigen, orangen, brennenden Augen des Hasses. Sie erinnerte sich an Geschichten, dass jeder der es wagte Deathwing zu berühren sich direkt verbrannte, wortwörtlich. Sie berührte ihre Seite, erinnerte sich an die Hochzeitsnacht. Er hatte sie verbrannt, während er sie gepeinigt hatte. Es hatte schreckliche Narben an ihrer Hüfte hinterlassen, die sie immer versteckt hielt unter ihrem Hemd. Manchmal schmerzten sie noch. Aber dann verließ er sie, und wurde nie wieder von Calia Menethil gesehen. Es musste Haut magisch erschaffen werden, damit die Heilung besser voranschritt. Aber in der Bar, da hatte sie ihn berühren, zu sich heranziehen können und sie hatte sich nicht verbrannt. Calia wagte es ihm näher zu kommen. Natürlich wagte sie es. Sie hatte ihn angeschossen, getreten und geschlagen. Natürlich hatte es ihn mehr verwirrt als geschadet, als ihre Hand gegen seine harten Schuppen schlug. Sie legte die Hand auf das metallische Kinn, es war nur warm. Die Sonne erwärmte es. Der Drache neigte leicht den Kopf, drückte seine Schnauze gegen ihre Hand. Er verbrannte sie nicht. Dann zog sich Neltharion zurück und wartete auf die Handlung des Menschen. „Das ändert nichts...“ sagte Calia. „Ich... ich hasse dich immer noch.“ Ihre Worte waren wie eisige Dolche, die sie ihm ins Herz stach. Er fragte sich was wohl schmerzvoller war, seine Pfählung auf Wyrmruh oder Calias kalte Schulter. Mit diesen Worten ging sie weg zu Thrall, Jaina und Aggra. Neltharions Kopf senkte sich, seine Augen schauten aus Scham in die andere Richtung. Als sie an Jaina vorbeiging, drehte sie sich der Magierin zu und nahm einen tiefen Atemzug. „Du liegst falsch,“ begann Calia. „Er erinnert sich an mich. Er erinnert sich was damals passiert ist.“ Jaina schaute zu Neltharion. „Du musst mit mir kommen,“ sagte sie. Daher nahm Neltharion wieder eine passendere Größe an. Sie führte sie alle in ihr Anwesen und in die Hauptkammer, wo sie auf ihrem schicken Stuhl Platz nahm. „Neltharion, Thrall erzählte mir etwas interessantes, während du dich mit deiner liebevollen Frau wieder bekannt gemacht hast.“ Neltharion schaute zu Calia und versuchte sie anzulächeln. Doch ihr mürrischer Gesichtsausdruck ließ sein Lächeln dahinschmelzen. Seine Schultern sanken. „Ich weiß, dass es eine Weile her ist, seit ihr Zwei euch gesehen habt,“ sagte Jaina. „Ich hatte keine Ahnung, dass er verheiratet ist,“ sagte Thrall. „Ich auch nicht,“ sagte Aggra. „Wie hast du es angestellt, eine Frau zu heiraten?“ „Es war Deathwings Plan, sich selbst in den Rat der Könige zu setzen, innerhalb der Allianz,“ begann Neltharion. „Dadurch dass der König von Alterac wurde, hätte er die Allianz von innen zerstören können.“ „Ein fehlgeschlagener Plan,“ sagte Calia. „Gott sei Dank. Ich war heilfroh, dass du weg warst, nach allem was in der Nacht geschehen war und als wir erkannten wofür du mich hattest benutzen wollen, ich konnte nicht anders als vor Freude zu tanzen als die anderen Aspekte dir den Arsch aufrissen!“ „Calia,“ begann Jaina. „Es war Deathwing, nicht Neltharion, der all dies tat...“ „Es ist dasselbe Gesicht!“, sagte Calia. „Egal wer die Kontrolle darüber hatte, du hast bekommen was du verdienst!“ Neltharion sackte weiter zusammen. „Okay,“ begann Jaina. „Wir lassen diesen Teil jetzt hinter uns. Ihr beiden könnt euch später unterwegs zerfleischen. Jedoch müssen wir vorankommen. Thrall hat mir etwas wichtiges erzählt. Anscheinend hatte Ysera dich kontaktiert um dir zu erzählen dass du hier her kommen sollst um Calia zu treffen. Wie sonst hättest du wissen sollen, dass sie hier ist. Und ihr Zwei habt eine wichtige gemeinsame Mission vor euch. Ich würde es ja normal als etwas abtun wo die Pilze aus dir gesprochen haben, aber der SI:7 hat sich gemeldet und es bestätigt. Etwas ist geschehen, etwas in Verbindung mit dir, Erdwächter, oder besser gesagt mit den Dienern, die dir gedient haben.“ Sie lief vor allen auf und ab, die Hände hinter dem Rücken. „Ich würde das alles ja als Zufall abtun, diese zwei Begebenheiten, aber bedenkt man Yseras Weise zu Handeln, ist das wohl nicht der Fall. Sendet nicht eigentlich ihr Aspekte uns herum wenn etwas wichtiges zu erledigen ist, und nicht umgekehrt? Ein Aspekt, der einen anderen Aspekt auf eine Mission schickt wie einen Botenjungen... die Mächtigen sind gefallen.“ Sie ließ ihre Augen zwischen Calia und Neltharion wandern. „Das ist eine wichtige Angelegenheit, die selbst König Varian Wrynn besorgt. Wenn ich das Zeichen bekomme, werde ich den König herbringen, und er wird euch selbst sagen was er von euch erwartet. „Varian Wrynn?“, fragte Neltharion. „Er schickt mich auf diese Mission?“ „Im Prinzip, Ja,“ sagte Jaina. „Oh, sehr gut. Direkt danach kann er deinen Kopf abschlagen, wie er es mit deiner Tochter tat,“ sagte Calia. „Und dann kommt er auf die Tore von Sturmwind, ich werde dabei helfen.“ „Ist das alles was du willst? Mir körperlichen Schaden zufügen?“ fragte Neltharion, während er zu der Frau schaute, die sich seine Frau nannte. „Das erscheint mir nicht sehr... liebevoll eurem Ehemann gegenüber.“ Calia nahm einen tiefen Atemzug und ging näher zu ihm heran, ihre Faust eng geschlossen. Sie packte sein Schnauzhorn und zog ihn näher zu sich, sanft wispernd. „Ich zeig dir gleich liebevoll!“ „Calia!“, rief Jaina. „Jetzt ist nicht die Zeit!“ Calia schob Neltharions Kopf weg und schenkte ihm ein düsteres Lächeln der Befriedigung. Das Lächeln... er kannte das Lächeln gut... ein Lächeln dass Deathwing ihr geschenkt hatte, als er wusste dass er sie für seine teuflischen Pläne benutzen würde. Neltharion nahm einen tiefen Atemzug und schnaubte eine winzige Wolke schwarzen Rauches aus seinen Nüstern. „Euch, Thrall und Aggra, danke ich dafür dass ihr uns den Erdwächter gebracht habt.“ „Ich hatte gehofft, dass er einfach zurück in die Drachenöde könne,“ sagte Thrall. „Alexstrasza will ihn sicher zurück.“ „Kein Zweifel daran,“ sagte Jaina. „So wie ich es verstehe, sind sie und die anderen Aspekte euch noch etwas schuldig, bei allem was ihr für sie getan habt. Du und ich könnten die sein, die ihr sagen wofür wir Neltharion brauchen. Natürlich, wenn es möglich ist, brauchen wir Yseras Hilfe.“ Thrall wandte sich dem schwarzen Drachen zu. „Nach dem was ich verstehe, alle fünf Aspekte können untereinander mit den anderen durch ihre Gedanken reden,“ sagte Thrall. „Weil sie alle aus demselben... Stoff sind. Sie sind alle miteinander verbunden. Wenn irgendwer Ysera erreichen kann für uns, lass es Neltharion tun.“ Neltharion senkte den Kopf. „Bisher ist sie mir nur in Träumen erschienen,“ sagte er. „Der lebhafteste davon war als ich komplett berauscht war. Sie zeigte mir meine Zukunft, oder das Ergebnis von allem. Ich kann versuchen meine Schwestern zu rufen, aber ich weiß, dass ich von Alex immer nur dieselbe Nachricht bekomme. 'Komm heim, Neltharion.'“ Er schnaubte. „Ich bin ihr älterer Bruder, nicht ihr verdammtes Kind! Sie wünscht sich dass sie mich wie einen Invaliden behandeln könnte, weil ich immer noch nicht richtig im Kopf bin, wie sie annimmt. Ihr alle seht es! Nicht richtig im Kopf... ein wenig verrückt. Verrückter alter Neltharion! Behandelt mich vorsichtig, die Art und Weise. Warum packt ihr mich nicht gleich in eine Zwangsjacke und sperrt mich weg bis die nächste 'Umarmung' stattfindet? Ich bin mir sicher dass ihr einen Kandidaten habt und dass wir nur auf die Monde warten, dass sie richtig stehen. Deswegen bin ich noch hier.“ Er sackte zusammen, fühlte sich noch etwas unwohl von dem Alkohol. Calia nahm sich einen Moment um sich zu beruhigen, dann trat sie vor. „Lady Proudmoore, ich werde alles tun um der Allianz zu helfen,“ begann sie. „Sogar wenn das bedeutet gewisse Opfer zu bringen... inklusive mich mit dem Wesen zu verbünden, das meine Unschuld stahl.“ „Und ich werde den Ruf Azeroths beantworten,“ sagte Neltharion. „Das ist das Mindeste was ich tun kann.“ „Ja, das Mindeste,“ sagte Calia. Neltharion sackte etwas zusammen, fühlte er doch Calias kalte Augen auf ihm. „Ich hätte gerne, dass du versuchst Ysera zu erreichen,“ sagte Jaina. „Ohne die Dröhnung, wenn es dir nichts ausmacht.“ „Ich... Ich schaffe das,“ begann er. „Aber manchmal wenn ich die Augen schließe, sehe ich immer noch die Tentakel der alten Götter.“ „Wenn sie versuchen dich zu übernehmen...“ sagte Jaina. „Wenn sie versuchen dich zu übernehmen, werde ich es dich mit Freuden davon erlösen, geliebter Ehemann!“ sagte Calia spottend. „Ich kann beide kontaktieren,“ sagte Neltharion. „Ysera kann dann Alexstrasza überzeugen.“ „Sehr gut,“ sagte Jaina. Neltharion senkte den Kopf und schloss die Augen. Er knurrte leise, als er seinen Körper entspannte. Der Drache atmete langsam. Er hatte das seit Jahrhunderten nicht getan. Er fragte sich ob er sich erinnerte wie es ging. Irgendwo tief in seinem Hinterkopf war sie, die gesuchte Information. Eine Klaue kratzte über den langen Teppich auf dem er stand, enthüllte den Steinboden darunter. Neltharion kratzte den Stein weiter, verwandelte ihn in feines Pulver in seiner Pranke. Das Pulver stieg auf und schwebte und wirbelte um ihn herum. Jaina und Calia schauten zum Holztisch, auf dem eine Glasvase stand. Der Tisch wackelte vor und zurück, als der Boden selbst unter ihren Füßen erbebte. Die Vase fiel um, zerbrach auf dem Boden und gab das Wasser frei. Das Wasser wirbelte ebenfalls auf Neltharion zu, gesellte sich zum Staub. Wasser, Wind und Stein... Thrall und Aggra wandten sich einer Reihe von Fackeln zu, deren Feuer vom Wind gestohlen wurde, welcher den schwarzen Drachen umgab. Die Flammen gesellten sich zum Rest. Fest, flüssig, gasförmig und Hitze, die Dinge die Azeroth zu dem machten was es war, wirbelten weiter um Neltharion. Sie entzündeten sich zu einem blau-lilanen, leuchtendem Nebel und wirbelten umher, um vier leuchtende, lila Kristalle zu bilden. Thrall begann zu verstehen, dass dies die Kraft des Erdwächters in sichtbarer Form war. Neltharion öffnete die Augen und wandte sich nach links. Auf seiner linken Seite erschien eine recht große Blutelfe, in roter Rüstung, mit feuerrotem Haar. Sie hatte Hörner auf dem Kopf, welche mit goldenen Ringen geschmückt waren. Neltharion wandte sich nach rechts, wo eine ebenfalls große Nachtelfe auftauchte. Sie trug grüne Rüstung, die der Rüstung der Blutelfe ähnlich war, hatte aber grüne Haare und farbenfrohe, leuchtende Augen. Wie die Blutelfe hatte sie Hörner. Zwei andere schattenhafte Formen erschienen hinter ihnen, waren aber nur Zeugen. Thrall verstand was er sah, als er die Elfenformen von Alexstrasza und Ysera zu ihrem älteren Bruder treten sah, beide streckten die Hand nach ihm aus. Neltharion streckte eine schwarze Klaue nach ihnen, und die Finger berührten sich. Eine stumme Nachricht wurde zwischen den Dreien vermittelt, für einen kurzen Moment. Alexstrasza nickte zögerlich und verschwand wieder aus der Kammer. Ysera war etwas ekstatischer, gab ihrem Bruder sogar eine Umarmung um den Hals. Dann wandte sie sich zu Calia und ihre farbenfrohen Augen weiteten sich vor noch mehr Freude. Die erwachte Träumerin winkte Calia zu und ihr Mund formte Worte... Wir reden später, Schwester! Calia hielt den Atem an, als sie realisierte wer sie da gerade „Schwester“ genannt hatte. Dann verschwand auch sie. Die Kristalle gaben ihre Kräfte wieder frei. Das Feuer verglühte, der Staub fiel zurück auf den Boden und das Wasser spritzte umher auf dem kalten Stein. Thrall spürte keinen Wind mehr hier. „Alex mag die Vorstellung nicht, dass ich auf diese Reise gehe,“ sagte Neltharion. „Aber Ysera sagte sie wird aus dem Traum auf mich achten. Das... hat sie etwas beruhigt.“ „Wenigstens etwas,“ sagte Jaina. Sie ging von der Gruppe weg und schaute aus einem der Fenster der Kammer. Die Sonne senkte sich schon. „Wir sollten uns alle für die Nacht fertig machen.“ Neltharion stand auf und ging Richtung Tür: „Wenn mich wer braucht, ich bin der Taverne.“ „Halt!“ rief Calia. „Nicht so schnell. Denk nicht mal dran vor mir abzuhauen, verstanden?“ „Ich will nicht abhauen,“ begann er. „Aber ich will mir noch ein paar Fässer des salzigen Theramore-Bieres gönnen, bevor ich ins Bett gehe.“ „Auch das wirst du nicht,“ sagte Jaina. „Ich will dich morgen nüchtern und aufmerksam wenn Varian auftaucht. Das heißt, dass ich nicht will dass du dich heute wegschleichst um im Keller oder in der Küche etwas zu trinken zu suchen. Calia, vielleicht solltest du ein Auge auf ihn haben.“ „Ich?“, fragte sie. „Du hast gerade noch gesagt er solle nicht vor dir abhauen, wer wäre also besser geeignet als du?“, fragte Jaina. „Immerhin seid ihr Zwei verheiratet. Es ist nur das Richtige für ein Pärchen, wenn sie im selben Schlafzimmer schlafen.“ „Ich teile sicher nicht dasselbe Bett mit ihm, geschweige denn das Schlafzimmer! Ich habe einmal das Bett mit ihm geteilt...“ „Dann stelle ich sicher, dass ihr getrennte Betten habt,“ sagte Jaina. „Da ihr Zwei auf dieser Reise zusammenarbeitet, ist es nur natürlich, wieder vertrauter miteinander zu werden.“ Neltharion schaute zurück zu Thrall, der ein wenig kicherte. „Willkommen im Club der Angeketteten, mein Freund,“ sagte Thrall. „Das Leben als Verheirateter ist nicht so schlecht wie du denkst.“ Der schwarze Drache ging zu ihm hinüber und seufzte: „Du sagst das so leicht. Deine Frau will dich ja auch nicht aufschlitzen oder mit einer Ladung Blei füllen.“ Thrall kicherte wieder und gab Neltharion einen leichten Klaps auf den Hals. Calia schaute hinter sich, schnippte mit den Fingern und befahl den Erdwächter so an ihre Seite. Neltharion knurrte verächtlich und mit hängendem Kopf folgte er ihr über einige Stufen zu den Gemächern für Gäste. Er versuchte sich durch die Flure zu quetschen, seine Flügel passten kaum hindurch. Als er sich endlich durchgeschoben hatte, schaffte er es auch noch mit seinen rauen Schuppen ein Stück aus der Wand zu reißen, sein wackelnder Schweif hinterließ Furchen im Stein. Hinter ihnen folgte Jaina, die sich mit einem Fingerschnippen vor den Drachen teleportierte, da sie anders nicht vorbeigekommen wäre. Calia seufzte. „Mein Gott, was hast du getan?“ fragte sie. „Hast du zugenommen oder so?“ „Ein... wenig,“ antwortete er. „Ich hab nen fetten Kerl geheiratet,“ Calia seufzte. „Wundervoll...“ Neltharion schnaubte eine Rauchwolke aus seinen Nüstern. Jaina öffnete die Tür für die Beiden und führte sie hinein. Das Gemach selbst war recht luxuriös mit Gemälden und Wandteppichen, die an den Wänden hingen. Es gab ein sehr geräumiges Bett in der Mitte des Raumes, Calia verschränkte erneut die Arme. „Weißt du was?“ begann sie. „Er kann auf dem Boden schlafen, wenn es nach mir ginge.“ Neltharion machte es sich schon auf dem Boden neben dem Bett bequem. „Er wird nicht auf dem Boden schlafen,“ sagte Jaina. Einer ihrer Diener kam herein und brachte eine Pritsche und Daunenbettwäsche in Wollbezügen mit. Die Pritsche selbst bestand aus einem rustikalen Metallrahmen mit gnomischem Design, so dass sie für den Gebrauch ausgezogen werden konnte. Aber sie sah nicht wirklich groß genug aus um auch nur Neltharions Körper zu halten. Jaina berührte sie kurz mit ihrem Stab und die Pritsche verdoppelte ihre Größe. „Da.. Zwei Betten. Du kannst ihn so gut im Auge behalten.“ „Meine Waffe ist geladen und bereit, für den Fall dass er sich entschließt sich zu bewegen,“ sagte Calia. Der schwarze Drache warf die Decken zurück und legte sich langsam auf die Pritsche, sie quietschte unter seinem Gewicht. Es war noch umso verletzender als er Calia kichern hörte. „Erholt euch gut,“ sagte Jaina. „Beide.“ „Werden wir,“ sagte Calia. Sie gab Neltharion einen verdächtigenden Blick und der Drache schrumpfte unter dem Blick regelrecht zusammen. „Und Calia... denk dran was ich sagte,“ sagte Jaina. „Er ist nicht genau der 'Mann' den du kanntest. Genau genommen ist er besser als der 'Mann' den du kanntest, nach allem was ich höre.“ „Das ändert garnichts,“ sagte Calia. „Gute Nacht, Lady Proudmoore.“ Jaina zog sich durch die Tür zurück und schloss diese. Neltharion hob den Kopf und lächelte süß zu dem Menschen hinüber. „Versuchs nicht,“ sagte Calia. „Und ich ziehe mich jetzt um, also kein spannen...“ „Ich.. habe dich schon... nackt gesehen,“ sagte Neltharion. Calia gab ihm einen gesalzenen Schlag auf die Wange. Er hielt sich diese Wange und sah zu wie sie vom Bett glitt. „Ich war sechzehn Jahre alt, du Perverser!“ rief sie. „Als mein Vater entschied mich mit dir zu verheiraten. Er wusste es damals nicht, aber er wusste es als du verschwunden warst. Wir alle wussten wer du warst, als du verschwunden warst. Arthas schwor dich selbst zu jagen und deinen Kopf unserem Vater zu bringen.“ Neltharion drehte sich weg und Calia zog ihren Waffenrock aus. „Du hast uns benutzt,“ sagte Calia. „Mich benutzt. Meine Gefühle, die ich für dich hatte gegen mich benutzt! Und für was? Alterac? Um die Allianz zu zerschmettern? Ich... Ich... mochte dich! Nein... Ich... war so dumm.. ich war richtig verknallt in dich. Ich wollte dass du mich bemerkst, mit mir redest... einfach bei mir bist... Wieso? Wieso hatte ich diese Gefühle? Hast du mich verhext... oder war es alles echt?“ Neltharion drehte sich zu ihr herum und entdeckte sie ohne Kleidung, aber immer noch in ihrer Lederunterwäsche. Es waren nicht ihre Brüste, die seine Aufmerksamkeit erhaschten, so liebenswert sie auch sein mochten, es war etwas anderes worauf er achtete. Die braunen, verbrannten Narben, der Anblick der geschundenen Haut an ihrer Hüfte und an ihren Seiten, und die seltsamen Flecken. Zwischen ihren Schenkeln waren Verbrennungsnarben und er wusste genau, wie die dort gelandet waren. Er starrte die Narben lange an, an die Nacht zurückdenkend. Da war er, angebunden in der Dunkelheit seines Geistes, während Deathwing den Ehering an den Finger der jungen Frau vor ihm steckte. Wie schon zuvor konnte er ihr Gesicht klarer sehen als irgendetwas anderes. Er konnte ihre Stimme hören. Sie hatte einen Blick der Angst auf ihrem Gesicht, Angst sich schon so jung an jemanden zu binden, Angst wie die erste Nacht zusammen wohl sein würde. Obwohl sie sich in ihn verknallt hatte, hatte sie ihn nie wirklich gekannt. Es war einfach so plötzlich. Selbst Neltharion stimmte zu, dass es nicht richtig war und hasste Deathwing dafür, dass so eine reizende junge Lady an sich riss, bevor sie für so etwas bereit war. Neltharion wollte dass dieses schöne Mädchen eine Chance bekam ihren eigenen Weg zu finden, aber das war nicht Deathwings Plan. Deathwing brauchte sie um König von Alterac zu werden. Am folgenden Morgen, nach der Hochzeit, würde er gekrönt werden. Jedoch wusste Neltharion was Deathwing in dieser Nacht mit dem Mädchen vorhatte und er wand sich in Abscheu deswegen. Deathwing wollte mit seinem neuen Spielzeug etwas Spaß haben und genau das tat er. Die Narben auf Calias Seiten bewiesen dies. Genau wie Sintharia, Neltharions Hauptgefährtin, überlebte Calia ihre sexuelle Erfahrung mit dem Aspekt des Todes, nur um so verbrannt zu werden. Es war schwer vorstellbar wie solch eine fragile Frau etwas überleben konnte, das mehrere weibliche Drachen getötet hatte. „Gefällt dir was du siehst?“ fragte sie. „Am Tag darauf warst du verschwunden und ich weinte vor Schmerz. Die Diener schickten nach meinem Bruder, der einfach nur erschrocken war als er diese Male auf mir sah. Und ich erzählte ihm alles. Ich erzählte ihm dass dieser tolle Mann, den ich geheiratet hatte, mich vergewaltigt hatte! Dann hatte sich dieser Mann in ein Monster mit schwarzen Schuppen, Fledermausflügeln und schwarzen glühenden Platten auf seinem Körper verwandelt. Und in dem Moment verbrannte er mich, von innen und von außen. Sie fragte sich ob ich wieder normal leben, oder normal gehen könnte. Du hast mir das angetan. Kein Mann würde so einen geschundenen Körper wieder anfassen!“ Sie ließ sich auf das Bett sinken, lehnte sich zu ihm und fasste ihn am Schnauzhorn. „Beschädigte Ware. Das bin ich. Mein Vater erkannte wer du warst. Er hat uns alle schwören lassen, dass wir nie wieder darüber reden, und falls jemand fragen würde, so hätte ich mich mit Wasser verbrüht. Aber selbst mit dieser Lüge... niemand hätte mich gewollt wenn sie die Narben gesehen hätten. Es war egal, denn einiges später tötete mein Bruder meinen Vater und erschuf eine untote Armee, die mein Reich zerstörte. Sagen wir einfach, du hast es nicht gerade besser gemacht. „Ich würde dir gerne sagen wie leid es mir tut, was er dir angetan hat,“ begann Neltharion. „Mit meinem Körper hat er dir so viel Leid gebracht...“ „Er,“ spottete sie. „Ja, das ist richtig. Nicht du, aber er. Er... Deathwing... nicht Neltharion. Es ist schwer zu glauben dass du zwei Persönlichkeiten hattest. Ich kann es nicht glauben. Ich kann es nicht. Du magst sie verarscht haben, aber mich täuscht du nicht. Wenn diese Reise vorbei ist, töte ich dich. Ich werde dich benutzen wie du mich benutzt hast, und wenn alles vorüber ist, werfe ich dich weg wie du mich weggeworfen hast. Sie legte ihren Kopf nieder, zog die Decken bis über die Schultern und drehte sich zu ihm. Sie begann langsam ihre Augen zu schließen. „Erwarte nicht, dass ich dir einen Gutenachtkuß gebe, mein Geliebter,“ sagte sie. Neltharion schaute zu wie sie dann die Augen schloss und legte seinen eigenen Kopf nieder auf das Kissen, dass man ihm gegeben hatte. Er rollte sich leicht ein und blinzelte, nur um kurz darauf wegzudösen. War es echt? Er fragte sich das in seinem eigenen Schlummer. Hatte sie sich wirklich für Deathwing interessiert? Oder mich? Oder war es Deathwings Manipulation. Wie sollte sie einen erbärmlichen kleinen Welpen wie dich mögen können? Der einzige Weg wie so eine hübsche Frau wie die Prinzessin ein Monster wie dich lieben könnte wäre wenn du sie verzauberst. Deathwing wusste das. Du bist so dumm, Neltharion. Ich hätte mich selbst bewusstlos trinken sollen, dachte Neltharion als er wieder die spottenden Stimmen der alten Götter im Kopf hörte. Trink dich wahnsinnig und schmeiß dich auf die Spitze des Tempels. Verbrenn sie mit deinem Blut! Lass dich einfach sterben, Neltharion! Nutzloser Welpe Neltharion! Neltharion warf sich auf der Pritsche hin und her, was sie lauter quietschen ließ. Die Stimmen in seinem Kopf waren ebenfalls lauter, lachten ihn aus, verspotteten ihn, drängten ihn dazu sich auf Wyrmruh aufzuspießen. Könnte er schwitzen, würde er es gerade tun. „Nein...“ stöhnte er. „Nein...“ Möchtest du den Rest sehen? Ysera hat dir nicht alles gezeigt! Lass uns dir die ganze Stunde des Zwielichts zeigen! Neltharion sah sich selbst auf schwarzem zerschlagenem Boden stehen. Alles war verbrannt. Am Himmel waren donnernde, schwefelige Wolken, die umher tobten und rumpelten. Es gab nirgendwo den Klang eines sich bewegenden Wesens. Jedoch lagen überall große Knochen herum, Drachenknochen. Neltharion wandte sich den Geräuschen eines Kampfes zu, der hinter dem nächsten Hügel toben musste und bewegte sich darauf zu. Dort, mitten in der bleichen Landschaft, waren die bekannten Silhouetten der anderen vier Aspekte. Drei von Vier waren schon tot, eingeschlossen in einer ironischen Art des Sterbens. Alexstrasza kämpfte alleine gegen die Elementare. Überall waren die alten Götter, ihre Tentakel peitschten aus dem Boden empor. Neltharion spreizte die Schwingen, sprang vor und griff die Elementare an, die seine Schwester attackierten. Krallen ausgestreckt, Kiefer aufgerissen, stürzte er sich auf sie. Er warf einen Elementar um, brachte ihn aus dem Gleichgewicht und brachte sich selbst zwischen sie und Alexstrasza, spreizte die Schwingen beschützend. „Niemand schadet meiner Schwester!“, brüllte er ihnen zu, schnappte mit den Kiefern nach ihnen. Schau wer da auftaucht. Besser spät als nie. Es ist egal. „Neltharion!“ rief Alexstrasza. „Zusammen, Alex,“ sagte Neltharion. „Für unsere Brüder und Schwestern.“ „Zusammen,“ sie nickte. Die beiden gewaltigen Drachen attackierten die Elementare einen nach dem anderen, spien ihnen ihre feurigen Atem entgegen. Jedoch war es nutzlos. Die dornigen Tentakel der alten Götter ergriffen Neltharion mitten im Flug und fesselten ihn an den Boden. Währenddessen griff Ragnaros, der Lord des Feuers nach Alexstraszas Schweif, packte sie und schmetterte sie auf den Boden. „Neltharion!“ schrie Alexstrasza. „Alex!“ rief Neltharion zurück, während er sich gegen seine Fesseln wehrte. Mit einem gewaltigen Schlag seines Hammers brach Ragnaros Alexstraszas Schädel. Als er ihre Kiefer zertrümmerte wurde ihr gesamter Körper schwarz, verkohlt und verbrannt. Sie fiel zu Boden, ihr Körper war nur noch ein Stück gehärtete schwarze Schlacke. Neltharions Augen wurden feucht vor Tränen, als er ihren toten Körper erblickte. „Nein!“, schrie er. „Alex! Alex!“ Sie kann dich nicht hören. Die Lebensbinderin ist zu sehr damit beschäftigt tot zu sein! Jetzt bist du an der Reihe, Erdwächter. Wir haben keinen Nutzen für dich. Alle Aspekte müssen sterben. Alles was die Kraft der Titanen oder ihre Technologie repräsentiert muss von der Welt verschwinden. Diese Welt gehört uns, hat sie immer, wird sie immer. Ihr Eindringlinge findet euren Tod. Nun hoben die stacheligen Tentakel ihn hoch, trugen ihn höher. Während sie ihn hoben kamen andere Tentakel, die Platten von seinem Körper rissen, so dass aus den Wunden das Lavablut austreten konnte. Die Tentakel brachten Neltharion hoch zum Wyrmruhtempel. „Nein, Nein!“, schrie er. „Nicht die Spitzen. Bitte! Nicht die Spitzen! Tut das nicht! Nicht!“ Ja, lieber Neltharion, Ja! Mit einem Schwung warfen die Götter ihn auf die Zwillingsspitzen des Wyrmruhtempels. Die Spitzen drangen durch Brust und Magen, traten auf der Rückseite aus. Neltharions Schwingen flatterten und zuckten vor Schmerz. Er hustete, spuckte und würgte für einen kurzen Moment, dann wurde sein Körper schlaff. Sein Blut triefte aus seinen Wunden, rann die Seiten des Tempels hinab und setzte sie in Brand. Aus seinem Maul floss Lava hinab und bildete unten einen Fluss, der vom Tempel weg floss. Sein letzter Gedanke, bevor sein Geist schwarz wurde war einfach: Bitte... tut mir nicht weh... Tut mir nicht weh... Tut mir nicht weh... „Tut mir nicht weh,“ sagte Neltharion, während er seinen Kopf auf der Pritsche hin und her drehte. „Bitte... Nicht... Nein...“ Calia wachte von den Geräuschen auf, die er machte und schaute hinüber. Sie sah wie der schwarze Drache zappelte und mit den Klauen unsichtbare Gegner in der Luft angriff. Tränen strömten aus seinen Augen. Sie seufzte, zog sich eine Robe über und rief via Glocke einen Diener herbei, der schnell vor Ort war. „Bringt mir ein Fass Bier,“ sagte sie. Als der Diener zurück kam, füllte sie einen Krieg mit Bier und lehnte sich zu dem schwarzen Drachen herüber. „Daval,“ flüsterte sie. „Daval. Nel... Neltharion. Wach auf.“ Neltharion schluckte als seine Träume unterbrochen wurden. Jedoch war er mehr als dankbar dass er sie los war. Er drehte sich zu Calia und war überrascht sie neben sich zu sehen. Tränen strömten noch aus seinen Augen und seine Wangen hinab. Als er sie sah, wollte er sie umarmen, er wollte dass sie ihn tröstete. Er wusste nicht wieso er wollte dass sie es tat, aber er wusste dass alles gut würde, wenn sie es tun würde. Calia reichte ihm den Krug entgegen. „Hier,“ sagte sie. „Es hilft gegen die Alpträume.“ „Bier?“, fragte er. „Ja,“ antwortete er. Neltharion nahm es und nippte daran. Dann trank er ihn aus. Calia gab ihm einen weiteren. Nach ein paar Krügen und einem halbleeren Fass fühlte Neltharion sich angeheitert. Calia nahm ihm den Krieg weg und drückte ihn langsam zurück auf die Pritsche. „Das reicht,“ sagte sie. „Danke,“ sagte er mit süßer Stimme zu ihr. „Nicht,“ sagte Calia. „Ich hab das nicht für dich getan. Ich habs getan damit du Ruhe gibst und ich schlafen kann.“ Sie ging zu ihrem Bett zurück und zog die Decken über sich. Neltharion hob den Kopf und legte ihn auf die Kante ihres Bettes, seine Augenlider flatterten, schwer vom Alkohol. Ein kleines Lächeln tauchte auf seinem Gesicht auf. Er konnte nicht anders, als sie anzulächeln. Er wusste nur noch nicht wieso. Er erinnerte sich zurück an die Zeit wo er sie das erste Mal gesehen hatte, als er sie durch seine Augen gesehen hatte, während Deathwing seinen Körper als Lord Prestor befehligte. Sie war liebreizend, ihre Stimme wie Gesang für ihn. Neltharion wusste nicht wieso, aber jedes Mal wenn sie ihn besuchen kam waren seine Gedanken nur bei ihr. Vielleicht war es einfach deswegen, weil ihre Anwesenheit ihn mit Hoffnung erfüllte. Doch er fragte sich immer ob es etwas anderes war. Doch Deathwing spürte was da vor sich ging. Diese Gefühle die Neltharion hatte, Deathwing stahl sie, und nutzte sie dann gegen Calia. Die Verknalltheit von der Calia sprach, das war die Verknalltheit, die Neltharion für sie empfand. Jetzt konnte Calia nichts anderes mehr denken, als dass sie bei Prestor sein wollte. Für Neltharion war es etwas anderes. Er wollte sich an ihr festhalten, sie niemals loslassen, nicht wegen der Liebe, sondern weil er fühlte dass er sich selbst wieder verlor, wenn er sie nicht festhalten würde. Ihre Gegenwart erlaubte es ihm sich selbst zu finden, nach zehntausend Jahren und er wollte das nicht aufgeben. Selbst wenn dies hieß sie nur als Freund zu haben, aber zumindest würde er bei ihr sein und würde sich selbst wieder haben. Er hätte wieder eine Identität und er dankte ihr dabei. Wie konnte Deathwing so ein liebevolles Gefühl, dass Neltharion für diese Frau fühlte nur in etwas so abscheuliches verwandeln? Diese Narben waren ein Nebenprodukt davon. Er fragte sich sonst noch das Ergebnis gewesen war. Es musste ein irgendein Kind geben, wegen dem sie so sauer auf ihn war, und weswegen der Zorn so lange anhielt. Sie hatten sich „gepaart“, es musste also ein Kind geben. Neltharion hob den Kopf vom Bett an und starrte seine Frau weiter an. Seine Frau. Das liebreizende Mädchen, dass ihm seine Identität wieder gab für diesen kleinen Moment war seine Frau geworden. Er streckte seine schwarze Klaue aus, er wollte sie berühren, so wie er es verzweifelt schon vor Jahren gewollt hatte. Er wollte ihr Gesicht spüren, ihre Haut, wissen dass sie berührbar war und keine Einbildung. Aber er zog die Klaue zurück. Sie würde nicht wollen dass er sie berührte. Neltharion sank zurück und legte den Kopf zurück auf die Pritsche, Tränen strömten aus seinen Augen. Wie konnte er nur etwas berühren dass ihm geholfen hatte ein Stück von sich selbst wieder zu finden. Er wusste, wenn er es tat würde er sie verletzten. Er wollte sie nicht berühren, fühlte sich dieser Erfahrung als unwürdig. Er begann sich dem Alkohol hinzugeben, fühlte wie sein Körper schwer wurde. Er schnurrte ein wenig, rieb den Kopf am Kissen. Er konnte sie nicht hassen. „Ich liebe sie...“, flüsterte er leise als er in den Schlaf driftete. Der Alkohol brachte einen unbewussten Gedanken zu Tage, den er selbst nie zugegeben hätte. „Ich liebe dich...“ Calia wachte auf, hörte wie er sich wiederholte. Er liebte sie? Da spricht nur der Alkohol, dachte sie. Dummer Drache. §§§ Am nächsten Tag kamen sowohl Calia als auch Neltharion gähnend aus dem Gemach und streckten sich. Neltharion streckte beide Flügel, schüttelte die Halskrause und schnappte mit den Kiefern. Calia griff eines der Hörner und zog ihn die Stufen hinab. „Musst du so stark ziehen?“ fragte er. „Du brauchst einfach zu lange!“ sagte Calia als sie ihn ins Erdgeschoss herunterzerrte. Neltharion stolperte über seine Füße als sie im Erdgeschoss ankamen. Er schüttelte seine Schuppen und hob die Pranken. „Schön, dass sie zu uns stoßen, Lord Prestor,“ begann eine kräftige Stimme. „Und sie, Agent Hastings.“ Neben Jaina und Thrall stand ein großer, mächtiger Mann mit langem braunem Haar, welches hinten zu einem Haarknoten gebunden war, der eine glänzende Rüstung trug. Auf seiner Rüstung waren Abbildungen von Löwen und Adlern, starke Tiere und Symbole für die Stärke der Allianz. Calia fiel schnell auf die Knie. Neltharion stand ruhig wie eine Statue, traute sich nicht zu bewegen. Sie griff nach oben, packte des Drachens rote Halskrause und zog ihn runter. Erneut griff sie hoch, nahm eines seiner Hörner und hielt ihn unten. Vor ihnen war der König von Sturmwind, Varian Wrynn. „Euer Hoheit,“ sagte Calia. „Euch beide zusammen zu sehen,“ begann Varian. „Das ist als würde man praktisch in der Zeit zurück gehen.“ Calia erhob sich vom Boden und zog Neltharion mit sich hoch. Sie zog ihn zu sich, als sie zum König hinüber ging. Neltharion lehnte sich zurück auf seine Hinterbeine und nahm einen tiefen Atemzug. „Ich weiß, was du von mir erwartest, Prestor,“ begann Varian. „Aber das wird nicht passieren. Ich werde dich nicht töten. Du bist zu wertvoll. Ich habe von Thrall und Jaina gehört wie wichtig es ist dass alle fünf Drachenaspekte leben. Jetzt wo du auf unserer Seite bist, kann all das vielleicht ein Ende finden.“ „Meine Erlösung kann die Stunde des Zwielichts nicht stoppen,“ sagte Neltharion. „Ysera sieht sie immer noch in ihren Visionen, und ich bin sicher Nozdormu würde es bestätigen.“ „Ich verstehe,“ sagte Varian. „Aber ich glaube dass die Zukunft noch nicht feststeht. Wir machen unsere eigene Zukunft. Nur wenn wir gar nichts tun ist die Zukunft so wie sie ist. Aber ich gedenke etwas zu tun. Ich wollte dich zuerst alleine schicken, Calia, aber als Jaina mir erzählte dass Thrall den Erdwächter nach Theramore bringen würde, begann ich zu überdenken wen ich schicken will. „Ich verstehe dass Ihr wollt, dass wir beide dorthin gehen,“ sagte Calia. „Ja,“ sagte Varian. „Wohin gehen?“ fragte Neltharion. „Wurdest du nicht informiert?“ fragte Varian. „Ich war beschäftigt damit... dass meine liebe Ehefrau... häusliche Gewalt ausübte,“ sagte Neltharion. „Werd mal nicht übermütig!“ rief Calia. „Genug, Beide,“ sagte Varian. „Calia, im Ernst. Schlag deinen Ehemann nicht, da gibt es ein Gesetz gehen.“ „Lass ihn für seine Vergehen an mir büßen, dann büße ich für meine,“ sagte Calia. „Ich lasse Prestor schon dafür bezahlen,“ sagte Varian. „Nicht nur für das was er dir angetan hat, sondern für alles was er der Allianz angetan hat, inklusive dem was seine Kinder mir persönlich angetan haben. Ich kann Onyxia und Nefarian nicht vergessen. Ich habe ihre Köpfe selbst abgeschlagen.“ Neltharion senkte seinen Kopf. „Also... was meinst du? Haben sie diese Strafe verdient oder nicht?“, fragte Varian. „Willst du gegen mich kämpfen weil ich sie getötet habe? Ich glaube das war einer der Gründe wieso Deathwing Sturmwind einen persönlichen Besuch abstattete, in der einen Nacht während der Zerschlagung.“ „Ihr habt sie nach euren Gesetzen hingerichtet, da sie euch betrogen haben,“ sagte Neltharion. „Sie haben viel Unheil in eurem Land angerichtet und waren für vieles verantwortlich, das falsch in der Allianz war. Ihr wolltet nur den Schaden reparieren, der entstanden war. Ich.. Ich bin traurig, dass meine Kinder tot sind. Ich... Ich habe mich in der Drachenöde von ihnen verabschiedet... habe sie ein letztes Mal gehalten.“ Er schloss seine Augen und erlaubte einer Träne zu fallen. „Ich sagte 'Leb wohl' zu meiner Gefährtin, bat sie um Vergebung für die Verletzungen. Ich habe meinen Kindern viel schlimmeres angetan als Ihr, König Varian. Ich habe sie zu Monstern gemacht... benutzte sie wie Werkzeuge anstatt sie wie Familie zu lieben... alles wegen Deathwing. Die Hinrichtung für ihre Verbrechen hat sie letztlich von all der Folter erlöst, die sie zu dem gemacht hat, was sie waren.“ Er senkte den Kopf. „Ihr hättet sie vor dem Wahnsinn kennen müssen... sie wären eine große Bereicherung für Stormwind gewesen.“ „Ich bin mir sicher, das hätten sie,“ sagte Varian. Neltharion nahm einen tiefen Atemzug und ließ ein Rumpeln hören. „Welche Strafe habt ihr für mich?“ fragte er. „Ich akzeptiere euer Urteil.“ „Gemeinnützige Arbeit,“ sagte Varian. „In der Art und Weise dass ihr nach Uldum geht. Seit der Zerschlagung, die du verursacht hast, wurden viele uralte Stätten, die anscheinend den Titanen gehörten, an die Oberfläche gebracht. Jaina hat eine Expedition nach Uldum geschickt, welche alles was archäologisch wertvoll sein könnte finden soll. Jedoch wurden die Landvermesser angegriffen bevor sie anfangen konnten. Es wurden Berichte geschickt, denen zufolge sowohl schwarze wie auch Zwielichtdrachen dort zugegen sind. Beide Schwärme gehören zu dir. Also Erdwächter, was ist in Uldum, das so wichtig für dich ist?“ Neltharion schloss die Augen und dachte zurück an das was Deathwing in Uldum als so wichtig erachtete. Er wusste über Uldum Bescheid, etwas über eine Einrichtung dort. „Ihr sagt ihr habt eine Titanenruine gefunden dort?“ fragte er. „Eine intakte Einrichtung,“ sagte Varian. „Du erinnerst dich nicht wieso du die Drachen schicktest?“ „Deathwing... als er ging...“ begann Neltharion, während ein Kopfschmerz sich in seinem Schädel breit machte. „Nahm einige Erinnerungen mit sich. Er wollte verhindern dass ich die Pläne, die er vor meiner Erlösung begonnen hatte, aufhalten könne.“ „Ich glaube kein bisschen davon!“ sagte Calia als sie sein Horn griff. „Du sagst uns besser was du vorhattest, Deathwing!“ Neltharion drückte sich selbst von ihr weg, schubste sie zurück. Er fing sich selbst, bemerkte aber wie Calia fiel und auf dem Boden aufprallte. Der schwarze Drache rannte zu ihr, streckte ihr die hilfreiche Klaue entgegen, die sie jedoch nur wegschlug. „Genug!“ rief Varian. „Ich kann nicht zusehen wie ihr beide euch zerfleischt.“ „Nicht ich,“ sagte Neltharion. „Ich...“ „Du was?“ fragte Calia. „Liebst mich? Ist es das? Dachte nicht dass ich sowas von dir hören würde wenn du... angetrunken bist.“ „Ich sagte ich liebe dich?“ fragte Neltharion. „Ja, hast du getan,“ sagte sie. „Aber ich denke das war nur der Alkohol, der da sprach, da ich dir genug gab um dich wenigstens auszuschalten. Das arme Baby hatte einen Alptraum und hat mich wach gehalten. Also hab ich ihn ausgeschaltet. Wie viele Leute können behaupten sie hätten Deathwing ausgeschaltet, damit sie schlafen gehen können? Nur ich.“ „Meine Güte,“ seufzte Varian. Thrall schüttelte seinen Kopf vor Bestürzung. „Ihr zwei müsst nun klar kommen,“ begann Jaina. „Ihr könnt nicht streiten. Egal was vor Jahrzehnten war, das ist jetzt nicht der Punkt. Wir müssen herausfinden für was du die Drachen dorthin entsandt hast.“ „Ich weiß es nicht,“ sagte Neltharion. „Ich... Ich weiß es ehrlich nicht.“ „Lügner,“ sagte Calia. „Nein!“ knurrte er. Neltharion packte die Menschenfrau am Arm und zog sie nah zu ihm heran. „Hör zu, Deathwing ist der Lügner, nicht Neltharion. Alles was ich sage ist was. Ich erinnere mich nicht. Ich weiß etwas über eine Einrichtung, aber nicht viel mehr, weil Deathwing nicht will dass ich es weiß.“ „Also ist das Teil des Plans für die Stunde des Zwielichts?“ fragte Thrall. „Womöglich ist es das,“ sagte Neltharion und schaute zu dem Ork. „Einer seiner vielen Pläne. Er benutzte meine Erinnerungen, mein Wissen darüber was die Titanen hier getan hatten um die Welt zu erschaffen dafür um sie zu brechen. Die Einrichtung in Uldum war für planetare Ökologie bestimmt, so viel weiß ich. Sie studierten wie man den Planeten für das Leben bewohnbar machte, dass sie hier haben wollten.“ „Uns,“ sagte Varian. „In gewissem Sinne,“ sagte Neltharion. „Zumindest für das Leben, dass ihr vor dem Fluch des Fleisches wart. Der Titan, der sich um die Ökologie kümmerte war mein Titan. Khaz'goroth. Er war damit beauftragt den Planeten bewohnbar zu machen und er übertrug dieses Wissen auf mich, als er mich erschuf. Meine Aufgabe ist es, dass er bewohnbar bleibt.“ „Erschuf?“ fragte Thrall. „Ich wurde nicht wie du geboren, Thrall,“ sagte Neltharion. „Ich wurde in einer Brutröhre aufgezogen. Mein Körper wurde speziell so geformt damit ich die Kräfte von Khaz'goroth nutzen konnte. Ich sagte dir, ich habe weder Mutter noch Vater. Ich bin nicht mal aus einem Ei geschlüpft. Er nahm das Fleisch eines riesigen Protodrachens, Galakrond und züchtete mich in einem Behälter.“ „Nicht die glorreiche Story, die wir über die fünf Aspekte kennen,“ sagte Thrall. „Hast du göttliches Licht erwartet? Dass die Titanen uns göttergleiche Kräfte gaben, nachdem die fünf besten auserwählten?“ fragte Neltharion. „Nein, sie züchteten was sie brauchten um über Azeroth zu wachen. Jeder aus einem Stück Galakronds gewachsen und in entsprechenden Einrichtungen wurden wir erschaffen, unser Altern beschleunigt, unsere Gehirne programmiert mit unglaublichem Wissen und angereichert mit einem Stück der Persönlichkeit des Titans dessen Rollen wir übernehmen würden. Das war es. Der Rest wurde geklont um unsere Schwärme zu erschaffen, damit wir unsere Population aufrecht erhalten konnten. Er seufzte und kratzte über eine Platte auf einem Rücken. Der Sand von Durotar war zwischen die Platten gewandert und begann ihn zu jucken. Er hatte nicht gebadet seit er hier war und er wünschte er könne sich den Staub von den Schuppen waschen. Der Fluss in dem er gespielt hatte, war angenehm gewesen aber er wollte ein warmes Bad. „Die Einrichtung sollte Wissen enthalten wie man die Ökologie des Planeten ändern kann,“ begann er. „Khazgoroths Wissen ist dort, zusammen mit ein paar seiner Maschinen. Seine Kräfte kontrollierten was der Planet tat, so wie meine es tun. Es gibt spezifische Dinge, die einfach passen müssen damit ein Planet Leben unterstützt, die Luft muss sein wie bei uns, das Wasser muss genau richtig sein und die Erde.. die Erde braucht die richtigen Nährstoffe. Der Planet muss 'leben' mit einer sich verändernden Kruste und einem sich bewegenden Mantel, sowie im Besitz eines Kerns aus geschmolzenem Fels, damit neue Erde und neues Wasser und neue Luft entstehen kann. Ohne das alles wäre der Planet nicht in der Lage euch zu beherbergen. Es sind die wichtigsten Dinge. Also, als die Titanen kamen um den Planeten neu zu formatieren mussten sie einiges tun. Sie änderten seine Zusammensetzung, zerstörten das vorhandene Leben, oder sperrten es ein, die alten Götter.“ Er schloss sie Augen und legte eine Klaue an seinen Kopf. „Sie zerstörten oder fingen das Leben, dass sie als unpassend erachteten und machten den Planeten passend für das Leben, dass sie wollten. Khaz'goroth kann so etwas. Ich kann so etwas. Aber der Prozess dauert sehr lange.“ „Was hat das alles mit Uldum zu tun?“ fragte Calia. „Warte,“ sagte Thrall. „Er erinnert sich.“ „Es wurde ein Gerät gebaut,“ sagte Neltharion. „Das kann das ganze auf globaler Ebene und sehr schnell.“ „Ein Gerät, das den Planeten umgestalten kann?“ fragte Varian. „Ja,“ sagte Neltharion. „Was für uns schlecht ist. Das Gerät würde das momentane Leben, welches auf Azeroth existiert zerstören und den Planet so umgestalten, damit das Leben darauf gedeihen kann, dass man darauf 'aussäen' möchte. Es ist als würdest du alles wegwischen bevor du neu anfängst. Dieses Gerät, Deathwing nutzte mein Gedächtnis, das hiervon wusste um die Drachen auszusenden und es zu finden.“ „Dann hier eine andere Frage,“ begann Varian. „Wenn du von dem Gerät weißt, dann sicher auch die anderen Drachen. Warum haben sie nicht realisiert was Deathwing vor hat um es zu verhindern oder uns zu beauftragen?“ „Sie wissen nichts von dem Gerät,“ sagte Neltharion. „Es.. Es gehört nicht zu ihrer Aufgabe davon zu wissen. Nur meine Aufgabe... Das wusste Deathwing auch.“ „Weißt du wo das Gerät ist?“ fragte Jaina. „Nein,“ sagte Neltharion. „Aber ich weiß wo man das findet, was man braucht um es zu benutzen. Es ist in Uldum. Es ist möglich, dass das Gerät auch dort ist, aber ich weiß nur von dem Schlüssel.“ „Deathwing wollte also dieses Gerät nutzen um alles Leben auf Azeroth zu zerstören,“ sagte Varian. „Nicht genau so,“ sagte Neltharion. „Er wollte unpassendes Leben zerstören, damit das Leben, das er auswählt überleben kann.... oder besser gesagt, das Leben dass die alten Götter wollten. Ich habe gesehen was die Stunde des Zwielichts anrichtet. Sogar mein schwarzer Schwarm wird vernichtet und ich auch getötet. Die einzigen die leben sollen sind die Elementare und die Zwielichtdrachen, und die Geißel. Nichts sonst. Wir sind das unpassende Leben in ihren Augen. Sie benutzten Deathwings egoistische, ethnische Denkweise dass Drachen die wahren Meister der Welt sind zu ihren Gunsten.“ „Glaubst du dasselbe, Neltharion?“ fragte Varian. „Nein, ich sah Sterbliche, die meinen Boden beackerten und daraus Dinge wachsen ließen als etwas wundervolles,“ sagte Neltharion. „Ich mochte es zu beobachten was die Sterblichen als Nächstes vorhatten. Und ich lernte dadurch sogar von euch. Ich liebte wie ihr das Land respektiertet. Es war nicht meine Aufgabe darüber zu richten was ihr getan habt, solange ihr es nur respektiert habt. Jedoch waren da einige die das nicht taten, und es machte mich traurig, aber deswegen hatte ich noch lange nicht den Wunsch euch zu zerstören aufgrund dieser Wenigen. Ich hatte allerdings Angst aufgrund einiger Ambitionen die manche Rassen hatten, die Azeroth Ärger bringen konnten, mehr nicht. Ich wollte zu Ihnen gehen und ihnen sagen dass sie vorsichtig sein mussten, weil sonst alle darunter leiden müssten. Diese Wesen von denen ich spreche waren die Anfänge der Nachtelfen und Königin Azsharas Hochgeborene. Und sie taten genau das was ich vermutet hatte, und was ich gefürchtet hatte, aber sie mussten mir auch danken, für meine Dämonenseele. Zu dieser Zeit erschufen die alten Götter aus meiner Angst um die Welt Deathwing den Zerstörer, der die sterblichen Rassen vernichten wollte.“ Varian nickte und fokussierte sich auf Neltharion, starrte ihm in die Augen. „Ich weiß wie Deathwing aussieht,“ sagte er. „Ich weiß wie er sich verhält. Ich kenne den Blick in seinen Augen. Ich weiß wie er sich selbst sieht. Ich weiß was für eine Kreatur er ist, nur wenn ich in seiner Nähe bin. Es ist kein Irrtum. Was ich hier sehe ist nicht Deathwing. Ich sehe die Platte, die sehe die Metallschiene am Unterkiefer, aber es ist nicht Deathwing. Ich kann dir nicht alles vergeben, was du als Deathwing getan hast, aber mit dieser Aufgabe kannst du darauf hinarbeiten deinen Ruf in den Reihen der Allianz zu bessern. Etwas sagt mir, Erdwächter, wenn du deine Aufgabe fortführen willst, dass du Verbündete brauchst.“ Er wandte sich an Calia. „Ich weiß es ist schwer, aber du musst deine Vergangenheit hinter dir lassen. Finde einen Weg, wie interessiert mich nicht. Die Aufgabe ist wichtig, wichtiger als diese eine Hochzeitsnacht, die du nicht wolltest. Es könnte das Ende von uns allen bedeuten. Du bist nicht erfolgreich und wir alle werden verschwinden.“ Calia nahm einen tiefen Atemzug und schaute zu Neltharion. Der schwarze Drache lächelte sie wieder an um ihr zu zeigen dass er glücklich war dass sie mitkam, trotz ihres Hasses. Er wollte dass sie sah dass er sie nicht hasste. Sie rollte nur mit den Augen bei dem Lächeln und seine Schultern sanken, sein Kopf ebenfalls. Er konnte sie nicht erreichen. „Ihr werdet beide nach Uldum fliegen“ sagte Varian. „Je eher ihr dort seid, umso schneller können wir diese Drachen davon abhalten Zugriff auf das Gerät zu erhalten. Wer arbeitet für sie?“ „Kommandeur Schnottz,“ sagte Jaina. „Wir verfolgen seine Goblins schon eine ganze Weile, aber als die Drachen auftauchten wurde es haarig. Vielleicht kann Neltharion dem einen Riegel vorschieben.“ „Hoffen wir, dass du noch die Kontrolle über deinen Schwarm hast, nun da du das Böse losgeworden bist,“ sagte Varian. „Ich könnte ein wenig Kontrolle haben,“ sagte Neltharion. „Die Zwielichtdrachen... ich bin mir nicht sicher. Obwohl ich sie erschaffen habe, agieren sie oft unabhängig. Sie gehorchen eher auf Befehle der alten Götter, als auf Befehle von Deathwing.“ „Was bedeutet dass die alten Götter dich nur benutzt haben um diesen Schwarm zu erschaffen,“ sagte Thrall. „Ohne Frage werden sie den alten Göttern gerne helfen dich auf die Spitze von Wyrmruh zu tragen, sobald alle Aspekte außer dir tot sind, damit du dort aufgespießt wirst.“ „Aufgespießt auf dem Tempel?“ fragte Calia. „Das ist es was ich letzte Nacht träumte,“ sagte er. „Die alten Götter packten mich und durchbohrten meinen Leib mit den Spitzen von Wyrmruh.“ Calia schnaubte, zeigte wenig Interesse an dem Thema. Neltharion fragte sich langsam ob sie den Anblick von ihm, aufgespießt auf Wyrmruh, wohl lieben und bewundern würde. Die Spitzen aus seinem Rücken ragend, sein Blut tropfte überall. Er hatte noch nie so viel Hass von einem Menschen gespürt, besonders ihm gegenüber. Neltharion seufzte und legte sich auf den kalten Stein. „Okay, wir fliegen nach Uldum,“ sagte Calia. „Aber wie soll ich ihn reiten?“ „Ich konnte ohne Probleme auf ihm reiten,“ sagte Thrall. „Ja, aber ich bin nicht gut im sattellosen Reiten,“ sagte sie. „Sattel ihn,“ sagte Varian. Neltharions Kopf schnellte hoch. „Was?“ „Auf einem Sattel reiten?“ fragte Calia. „Für etwas von seiner Größe denke ich eher an einen Harnisch,“ sagte Aggra. „Ein Sattel würde kaum passen. Du bekommst einen Gürtel, der um deine Hüfte geht, mit Halterungen die du am Harnisch einhaken kannst, welcher um seinen Hals geht. So kannst du nicht herunterfallen, wenn du ihn reitest.“ „Jetzt... Einen Moment,“ begann Neltharion. „Ich habe Thrall und Aggra aus Höflichkeit erlaubt auf mir zu reiten, weil ich wusste dass wir schneller sind wenn ich fliege, anstatt dass wir alle laufen. Aber ich lasse mich nicht satteln oder mir einen Harnisch verpassen... Ich bin kein verdammtes Pferd, ich bin ein Drachenaspekt.“ „Es geht aber darum dass Calia nicht runter fallen soll,“ sagte Jaina. „Oh, ich bin mir sicher es würde ihm gefallen wenn ich runter falle,“ sagte Calia. „Einfach so von den Schultern, er würde es nicht einmal bemerken.“ „Nein!“ sagte Neltharion. „Das ist es nicht, ich will auch nicht dass du runter fällst.“ „Dann, der Harnisch,“ sagte Jaina. „Wir fangen heute an ihn herzustellen, heute Abend machen wir einen Testflug und morgen sind die Beiden unterwegs.“ „Können wir Zügel daran anbringen?“ fragte Calia. Neltharion schnaubte: „Ich nehme an du willst auch gleich noch einen Ballknebel angenäht haben...“ „Jetzt da du es erwähnst...“ Calia grinste ihn finster an. „Sadistische Schlampe...“ flüsterte Neltharion und schaute weg. „Was hast du gesagt?“ „Nichts!“ „Keine Zügel,“ sagte Jaina. „Nur etwas damit du nicht runter fällst, Calia.“ „Wundervoll,“ sagte Calia. Neltharion schnaubte wieder. Er wollte dass dies angenehm wurde, aber er hatte das Gefühl, dass es das nicht wurde. So lange Calia ihn hassen würde gab es keine Chance dass diese Reise ruhig verlaufen würde. Jetzt hoffe er nur noch es hinter sich zu bringen. Zum ersten Mal seit er die Drachenöde verlassen hatte, tat es ihm leid es getan zu haben. Er wäre lieber wieder im schwarzen Drachenschrein, seine Geliebten betrauern als einen weiteren Moment mit jemand zu verbringen, dem es so egal war ob er existierte oder nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)