Proof of her heat von Avalanche ================================================================================ Epilog: Play ------------ Einige Tage vergingen, bis Clay sich wieder traute, mir unter die Augen zu treten. Ich musste ihn vielfach ermutigen und ansprechen (natürlich nur per SMS), bis er wieder zu mit trat. Ich wusste selbst nicht so genau, warum ich die Nähe dieses Jungen nicht missen wollte. Vielleicht aus denselben Gründen, warum er mich zu meiden versucht? Mittlerweile hat er sich richtig hier eingefunden. Er kommt fast täglich her, wenn es die Zeit erlaubt und hilft mir ab und an mit den Pflanzen. Manchmal bringt er auch seine Unterlagen aus der Uni mit, um im Schatten der Bäume zu lernen. Wir haben im hinteren Abteil für diverse Gartenpartys mit der gesamten Belegschaft einen Tisch und Bänke wie Stühle aufgestellt und aufbewahrt, dort macht er sich meistens dann breit, während ich die Bäume um ihn herum bewässere. „Was lernst du da eigentlich, tagein, tagaus?“, frage ich ihn irgendwann einmal und setze mich neben ihm auf die weiße Holzbank. „Mh, ich?“, wiederholt er eher in Gedanken versunken als richtig anwesend und sieht mich leicht irritiert an, sagt danach aber doch noch: „Das ist der Stoff für das dritte Trimester …“ Und dann beginnt er, mir von seinem Studium zu erzählen. Nicht nur, wen er jeden Tag treffen muss, sondern auch was er sich davon erhofft. Wie er sich alles einzuprägen versucht. Was ihm eher Kummer bereitet. Wie er dahin gekommen ist. Was ihm Freude macht. Wie er sich selbst immer Mut zuspricht. Und so weiter. Ich habe ihn noch nie so viel von sich erzählen gehört. Auch wenn es nur sein Studium war, es war doch Teil von ihm selbst. Ich beobachte ihn beim Sprechen. Wie er seine Mundwinkel hebt, wenn er spricht. Wie seine Haare im seichtem Wind flattern. Die fröhlichen Augen, wenn er von etwas gutem erzählt. Diese verspielten Spangen im Haar, die mich so an sie erinnern, doch zugleich auch nur Bestandteil von ihm sind und sein können. Die weichen Gesichtszüge und das freundliche, heitere Lächeln. Vielleicht habe ich es früher bemerkt. Vielleicht merke ich es aber auch gerade jetzt. Dieses pochende Herz in meiner Brust. Und irgendwann … Ich beugte mich zu ihm vor, meine Hand berührte sein zartes Gesicht, und dann … küsste ich ihn. Er scheint ziemlich verschreckt zu sein, als ich sein Gesicht erneut betrachte, es läuft knallrot an. Und dann verabschiedet er sich rasch, vergisst aber dabei, seine Sachen alle mitzunehmen. Kichernd räume ich sie ordentlich weg. Es war eine unbestimmte Regung in mir gewesen. Er sah so … fröhlich aus, da kam es so über mich, schätze ich mal. Ich blicke den Pfad hinunter, den er begangen hat, schmunzelte. Reflexartig greife ich ihn meine Hosentasche und hole mein Handy heraus. Ich tippe eine Nachricht. Eine Nachricht an ihn. Meine Finger huschen über das Display und drücken schließlich „Senden“. Ich stecke es wieder weg und mache mich wieder an meine Arbeit. Es fühlt sich an, als hätte endlich jemand wieder auf die Play-Taste gedrückt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)