Im Eberkopf von Finvara ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Der Eberkopf war voll von zwielichtigen Gestalten. Um das Kaminfeuer rum saßen mehrere Magier, die vom Ministerium gesucht wurden, weil man sie des Todessertums beschuldigte. Mindestens eine Saberhexe war Anwesend, ebenso wie ein Vampir. Am Tisch neben ihr diskutierten Werwölfe darüber ob das Fleisch von Kindern besser schmeckte als das Fleisch Erwachsener. Allein der Gedanke sorgte dafür, dass ihr schlecht werden würde, wenn ihr nicht schon längst schlecht gewesen wäre. Sie passte gar nicht in diesen schäbigen Pub. Sie war zu gepflegt, zu hübsch und versuchte noch nicht einmal ansatzweise ihr Gesicht zu verbergen. Sie hatte schließlich nichts zu verbergen im Gegensatz zu einigen der anderen Besucher. Missmutig blickte sie in ihr Glas mit Elfenwein. Es war ein guter Jahrgang, aber das Glas mit den Fettflecken und dem gesprungen Rand hinderte sie den Wein zu trinken. „Daphne.“ Ein dunkelhaariger, junger Mann setzte sich zu ihr. Er passte genau so wenig in die Szenerie wie sie. „Theo“, sie lächelte einen Moment entzückt, bevor sie das Gesicht verzog, „wieso dieser Pub?“ Doch bevor Theodore etwas dazusagen konnte, setzte sich ein weiteres blondes Mädchen an den Tisch. Sie wirkte nicht so gepflegt wie Theodore oder Daphne. Ihr Haar sah splissig aus. Als hätte sie es zu oft gefärbt, ihre Nägel waren abgekaut und die Kleidung hatte die besten Zeiten schon längst hinter sich. „Hallo Pansy“, sagte Daphne mit einem bezaubernden Lächeln. Sie mochte keine Dinge, die ungepflegt waren. Und Pansy zählte ebenso wie dieser Pub zu den sehr ungepflegten Dingen. Normalerweise hätte sie diesen Ort schon längst verlassen. Aber heute war kein normaler Tag. Und sie war froh, dass sie der Siegesfeier entronnen war. Überall wurde gefeiert, dass vor fünf Jahren der dunkle Lord gestürzt worden war, es wurde der Opfer gedacht. Natürlich nur jener, die auf der richtigen Seite gestanden hatte. Und immer, wenn sie Pansy ansah, wusste sie, das der Krieg viele Opfer gefordert hatte. „Draco schafft es nicht?“, fragte Theo. „Hat er es jemals geschafft?“, entgegnete Pansy. „Greg kann heute nicht. Sie haben die Entlassung nach hinten verschoben. Als wenn er nicht schon lange genug in Askaban sitzen würde“, warf Daphne ein und sah traurig aus. Pansy fiel in sich zusammen und Theodore seufzte schwer. „Ein Name ist schon eine ziemliche Last.“ „Du hast gut reden. Wie viele ehemalige Slytherins hast du verraten um deinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen?“ „Genug um zu verhindern, dass du nach Askaban musst, liebste Daphne.“ „Hört auf! Wir haben alle Leichen im Kerker versteckt.“ Theodore und Daphne verstummten. Pansy hatte Recht. Schon allein weil sie Slytherin gewesen waren, waren sie verdächtig gewesen. Ihre Nachnamen hatte die Sache nicht leichter gemacht. Nachdem der Krieg vorbei gewesen war, war die Jagd auf Todesser und Sympathisanten eröffnet gewesen. Sie hatten alle dasselbe Ziel gehabt: Ihren Kopf aus der Schlinge ziehen und unauffällig bleiben. Draco hatte es am besten geschafft. Er hatte eine Stelle im Ministerium mit Aufstiegschancen. Blaise hatte sich ins Ausland abgesetzt, während Daphne Madame Malkins aufbaute. Millicent schrieb für den Propheten und Tracey teilte sich zusammen mit Gregory eine Zelle in Askaban. Angeblich hatte man die Dementoren abgeschafft, aber das glaubte Daphne erst, wenn sie es sah. Und im Moment konnte sie weder Gregory noch Tracey besuchen. Man hatte beide als Gefahr für die Allgemeinheit eingestuft. Aber Sirius Black bekam nachträglich noch Orden verliehen. Daphne fasste es nicht, wie ungerecht die Welt war! Pansy schob alles vom Tisch. Es war nicht viel. Nur Daphnes Glass, das klirrend zersprang und ein paar alte Servierten und Zettel. Sie kramte einen Moment in ihrer Umhangtasche. Bevor sie finden konnte, was sie suchte, fragte Theodore: „Pans, was machst du eigentlich?“ Sie blickte auf, schien einen Moment zu überlegen und sagte dann: „Ich bin auf der Flucht. Schließlich hab ich Potter verkaufen wollen. Und du, Theo?“ „Ich arbeite für ein kleines Buchgeschäft in Hogsmeade.“ Das Gespräch wurde fallen gelassen und Pansy kramte wieder in ihrer Tasche. Endlich fand sie, was sie suchte. Sie stellte eine grün-silberne Kerze auf den Tisch und legte ein in Leder gebundenes Buch daneben. Theo schlug es auf. Es war ein altes Schulbuch. In kritzliger Schrift stand dort „Vincent Crabbe“. „Es wird jedes Mal schwerer“, murmelte Pansy und strich über den Schriftzug. „Bald haben wir keine persönlichen Gegenstände mehr. Dabei ist der Krieg erst fünf Jahre her.“ Daphne strich ihr tröstend über den Arm und wischte sich danach heimlich die Hand an ihrem Taschentuch ab. Theodore entzündete die Kerze mit seinem Zauberstab. Eine Weile beobachteten alle drei die Flamme der Kerze, das Wache, welches langsam runtertropfte. Jeder hing seinen eigenen, trüben Gedanken nach. Als die Kerze fast runtergebrannt war, griff Daphne nach ihr und entzündete das Buch. „Für all jene, die kein Grab bekommen haben. Für all jene, die vermisst worden sind. Für all jene, die immer noch einen Krieg führen“, flüsterte Daphne. Die Seiten kräuselten sich, wurden schwarz und verbrannten. Sie fraßen alles auf, selbst den krakligen Schriftzugs eines Erstklässlers, der gerade schreiben lernte. Zurück blieb ein Haufen Asche. Wieder war es Pansy, die etwas vom Tisch schob. Diesmal war es die Asche des Buches. Einen Moment tanzte sie durch das trübe Licht im Pub. Dann legte sie sich zu dem Staub. Theodore erhob sich, sah seine Freunde an, legte einen Beutel mit Galleonen auf den Tisch und ging wortlos. „Wenn was brauchst Pans, Kleidung oder so, ich hab bestimmt was, was dir passt“, damit stand auch Daphne auf und ging. Pansy steckte den Beutel Galleonen ein und verlies ebenfalls den Pub. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)