Dancing under the Full Moon von hikabella ================================================================================ Kapitel 2: Alpha und Beta ------------------------- Wie von unsichtbaren Fäden gezogen landeten sie am alten Hale Haus. Derek lenkte Scotts Aufmerksamkeit auf sich und deutete auf den alten Keller. "Da können wir ihn besser unter Kontrolle halten." Stiles lag noch gefesselt über Scotts Schulter, aber er konnte einfach nicht ruhig bleiben. 'Konnte er ja noch nie', dachte Derek. Aber jetzt gepaart mit der Stärke eines Werwolfes konnte er sich und die anderen ernsthaft verletzen, wenn sie ihn nicht schnellstens anketten würden. Ihm entging dabei nicht die Ironie, wer es diesmal war, der angekettet den Mond anheulen würde. Wenn man bedachte, dass anfangs es Stiles gewesen war, der Scott an die Heizung gekettet hatte... "Karma ist 'ne Bitch, Stiles", flüsterte er grinsend vor sich hin. "Früher oder später fällt alles auf dich zurück." Er öffnete das neue Vorhängeschloss an der Gittertür und lies die anderen hinein, bevor er sie hinter ihnen wieder abschloss. Kurz horchte er in den Wald hinein, ob ihnen vielleicht Jäger gefolgt waren, aber alles blieb still. 'Gut', dachte Derek. 'Ein Problem ist auch wahrlich genug für heute Nacht.' Scott ging als Erster in die Katakomben, wie er die Keller mal genannt hatte, und schaute sich um. Durch die Gitterfenster kam genug Licht herein, das er mit seinem Werwolf Blick gut sehen konnte. Das letzte Mal war er hier gewesen, als er Derek aus den Klauen der Jäger befreit hatte. Da war er selber noch recht frisch als Werwolf unterwegs gewesen und er erinnerte sich mit leichtem Schrecken an den Anblick von Derek, wie er angekettet da stand, Stromkabel auf seinen Körper geklebt. Aber Derek hatte sicher Recht, für einen "Frisch gewandelten" wie Stiles gab es nichts Besseres als diesen Keller hier. Ihn frei im Wald rumlaufen zu lassen wäre jedenfalls keine so gute Idee. Das "Paket" auf seiner Schulter wurde immer ungestümer. Offenbar mochte Stiles es selbst im Mondrausch überhaupt nicht, wenn man ihn ignorierte. Scott fürchtete er würde sich noch ernstlich verletzten, falls sie nichts unternahmen. Die erste Verwandlung bei Vollmond war traditionell die schlimmste. Der Körper bäumte sich unter der Energie des Mondes auf und die Instinkte übernahmen die Führung. Seine erste Nacht im Wald... wow, hätte Derek ihm damals nicht geholfen und vor den Jägern gerettet, er wäre sicher nicht hier. Er musste damals mehr oder weniger alleine klar kommen. Peter, der ihn gebissen hatte war intellektuell nicht in der Lage gewesen ihm irgendetwas zu erklären (nicht, dass er es später groß je gemacht hätte, wenn er nicht etwas dafür bekam, toller Alpha...) und Derek hatte er nicht vertraut. Also mussten er und Stiles die meiste Zeit improvisieren. Scott nahm das strampelnde Paket Stiles von seiner Schulter und drückte ihn gegen die Eisenstangen. "Tut mir Leid Stiles, ist alles nur zu deinem eigenen Besten." Er drehte sich halb mit dem Kopf zu Malia um. Derek war noch nicht im Raum, also musste sie aushelfen. "Malia, hol bitte die Ketten von da hinten und hilf mir Stiles damit festzumachen." Sofort wurden ihm die Ketten gereicht. Zusammen mit Derek, der soeben dazu kam, wickelte Malia die Ketten um Stiles Brust, Arme und Beine, während Scott ihn weiterhin festhielt. 'Ein handliches Paket Stiles' dachte Scott und schüttelte innerlich grinsend den Kopf. 'Wie du mir, so ich dir.' **** Stiles mochte überhaupt nicht, was die anderen mit ihm vorhatten. Ein kleiner Teil von ihm wusste, dass es vernünftiger war, wenn man ihn ankettete. Himmel, er hatte das damals selber mit Scott gemacht bei den ersten ein-zwei Vollmonden, bis der das unter Kontrolle bekam. Dieser kleine vernünftige Teil war aber nur eine sehr einsame und leise Stimme im Ozean seiner aufbrausenden Werwolfs Instinkte, die von ihm verlangten sich zu wehren, sich zu befreien und zu jagen. "Scott", brachte er in einem tiefen gutturalen Ton hervor, der irgendwie nicht so ganz seine Stimme zu sein schien und doch aus seinem Munde kam. "Du musst mich losmachen. Lass mich raus. Du weißt doch, das ist der Vollmond... ich kann nichts dafür... lass mich raus..." Stiles fühlte sich fiebrig. Er bäumte sich unter einer Welle von Schmerz auf, als seine Wolfsnatur hervorzubrechen drohte. Alle Knochen taten ihm weh. Es war als wollten sie sich gewaltsam anders zusammensetzen... Was sie ja im Grunde auch irgendwie taten. Der Schmerz war so überwältigend, dass Stiles nicht mehr klar denken konnte. Es war ihm eigentlich auch im Moment völlig egal. Er konnte nur noch keuchend nach Atem ringen und hoffen, dass es bald vorbei war. Dann ebbte der Anfall ab und er konnte wieder etwas leichter atmen, auch wenn er vor Schmerzen die Augen zukniff. "S-Scott?", raunte er mit leiser Stimme. "Bist du da?" Sofort fühlte er die warmen Hände seines besten Freundes, der ihm die Haare aus der schweißnassen Stirn strich und dann die Hand auf seine Schulter legte. "Hey, Kumpel. Ich bin da, keine Sorge. Derek und Malia sind auch da. Wir kümmern uns um dich. Mach dir keine Sorgen. Ich passe auf dich auf. Weißt du noch? Damals hast du auf mich aufgepasst. Diesmal bin ich für dich da." Stiles nickte schwach. "S... sitzen?", fragte leise und sah Scott aus verkniffenen Augen flehend an. Ihm war klar, dass er die ganze Nacht hier zubringen würde, bis schließlich der Mond untergegangen war, aber er war bereits jetzt so fertig, er wusste nicht, ob das stehend aushalten konnte. Sofort wurde Scotts Blick besorgt. "Natürlich, versuch ganz ruhig und locker zu bleiben. Ich helfe dir." Stück für Stück zog Scott die Ketten tiefer an den Stangen herunter, bis Stiles schließlich sitzen konnte. Die Hände blieben aber weiter hinter seinem Rücken gefesselt. Er lehnte sich mit dem Kopf rücklings an die Stangen an und schloss kurz die Augen. Scott ließ sich neben ihm zu Boden sinken. "Danke", sagte Stiles schlicht und blickte seinem Freund in die Augen. In die rot-leuchtenden Augen seines Alphas. Er lachte bitter auf und schloss seufzend die Augen. "Also heißt das ich bin jetzt auch ein... ein Werwolf?" Scott zuckte mit den Schultern. "Sieht wohl so aus." Er schnaubte belustigt. "Aber sieh es doch mal positiv, stell dir mal vor, aus dir wär so was Ekliges wie aus Jackson damals geworden." "Ja, das wär extrem uncool... Nicht dass ich es mitbekommen hätte..." In Stiles Gesicht fing es an zu arbeiten. "Dann bin ich also dein... dein Beta?" "Wenn du es möchtest", antwortete Scott und legte den Kopf schräg. "Ich bin zwar der einzige Alpha hier in der Gegend, aber du kannst dich auch gerne anderweitig orientieren. Oder Solo bleiben so wie ich damals." Stiles schüttelte heftig mit dem Kopf. Die Ketten klirrten bei dieser Bewegung. "Scott, nein, Scott, du...", er fing wieder heftiger an zu atmen und zu krampfen, weil ihn die nächste Welle traf. "Ssssschhhhh...", machte Scott und drückte Stiles seinen Zeigefinger auf die Lippen. "Darum kümmern wir uns, wenn es dir besser geht und du wieder ganz bei Sinnen bist." Stiles reagierte ganz instinktiv und legte seinen Kopf in den Nacken und entblößte damit für Scott seine Kehle. Er ordnete sich ihm unter, erkannte ihn als einen Höhergestellten an. Und Scott seinerseits reagierte, in dem er sich vorbeugte, die Nase an Stiles Hals hielt und tief seinen veränderten Geruch einsog. Seine Augen leuchteten tiefrot. 'Mein Beta', sagte die Alpha-Stimme in ihm. Er fuhr mit seinem rechten Zeigerfinger mit ausgefahrener Kralle die Kontur von Stiles Halsbeuge nach, vom Ohrläppchen bis zudem Punkt wo dicht unter der Oberfläche sein Blut heftig pulsierend floss.  Dort hielt er inne. 'Meins'. Dann richtete er sich wieder etwas auf und zog Stiles Gesicht näher zu sich heran und lies ihn umgekehrt an seiner Kehle schnuppern. 'Meins'. Derek stand etwas abseits und beobachtete diese Bezeugung eines Alphas gegenüber einem neuen Beta mit gemischten Gefühlen. Er hatte seine Arme vor der Brust gekreuzt und versuchte mit den Erinnerungen, die dieser Anblick in ihm wachrief klar zu kommen. Er massierte sich die Nasenwurzel und seufzte. Jetzt könnte er wirklich ein Bier gebrauchen. Eines von denen, die schön gekühlt in seinem Kühlschrank daheim im Loft auf ihn warteten. Er überlegte schon, ob Scott lieber mit Stiles alleine sein wollte, da drehte sich der junge Alpha zu ihm um und bedachte auch ihn mit demselben intensiven Blick. Und genauso instinktiv wie Stiles reagierte auch er darauf und deutete seine Unterwerfung an. Scott nickte und hielt ihm eine Hand entgegen. Derek kniete sich auf die andere Seite neben Stiles und legte seine Hand auf die von Scott, so dass beide den Unterarm des anderen drückten. Derek konnte spüren, wie sich ihrer beider Puls anglich. Zittrig atmete er ein. Wann hatte er das letzte Mal so ein intensives, beinahe überwältigendes Gefühl der Gemeinschaft erlebt? Nicht mehr, seit er Laura verloren hatte. Nicht einmal mit seinem eigenem Rudel. Und dann war der Moment vorbei. Beide ließen den Arm des anderen los, aber Derek konnte fühlen, dass zwischen ihnen ein Band entstanden war. Auch wenn er jetzt die Augen, Nase und Ohren verschloss, er würde Scotts Nähe sofort spüren. Er würde spüren, wenn etwas nicht stimmte. Und umgekehrt würde auch Scott spüren wie es ihm ging. Wo er war. Auch ohne heulen würden sie zueinander finden. Ein bisschen machte ihm das Angst, weil er nach dem Verlust seiner Familie nie wieder so ein intensives Gefühl hatte spüren wollen, der durch den Tod von Rudelmitgliedern ausgelöst wurde. Wenn man sich so nah stand, war es als würde ein Teil deiner selbst mit dem Rudelmitglied sterben. Aber der einsame Wolf in seinem Inneren sehnte sich danach die Leere wieder auszufüllen, die erst durch den Tod seiner Familie und dann den Verlust seines eigenen kleinen Rudels entstanden war. Derek atmete einmal tief ein, nickte Scott mit ernstem Gesicht zu und legte ihm die Hand auf die Schulter, bevor er auf stand. Er ging einige Schritte beiseite. Musste sich erst mal wieder sammeln. Er trat an eines der vergitterten Fensterchen. Die kalte Nachtluft wehte ihm ins Gesicht und brachte den Duft von Regenwolken und feuchtem Laub mit sich. Derek genoss das weiße Licht des Vollmondes auf seinem Gesicht. Er spürte wie immer den sanften Lockruf. Doch heute und in dieser Gesellschaft hatte sich sein innerer Wolf gemütlich zusammengerollt. Er genoss es einfach nur nicht mehr alleine zu sein. 'Laura', dachte er traurig. 'Ich wünschte du hättest Scott noch kennengelernt. Er ist unserer Mutter so ähnlich, ihr hättet euch sicher gut verstanden...' Aber andererseits hätte Scott dann nie zu einem wahren Alpha werden können, wäre er damals nicht von dem unbekannten Alpha gebissen worden. Derek lauschte in sich hinein. Er fand nur leise Trauer in sich. Keinerlei Vorwurf für Scott. Nicht einmal mehr für seinen Onkel Peter. Was geschehen war, war geschehen. Und sowohl er als auch Peter hatten für ihren Verrat an der Familie, an ihrem Rudel, schwer büßen müssen. Nicht dass Derek wirklich auch nur einen Moment bereuen würde, dass er seinen Alpha-Status für das Leben seiner kleinen Schwester Cora eingetauscht hatte. Manche Werwölfe waren einfach nicht dafür geboren, ein Rudel anzuführen. Er war es nicht und sein Onkel ganz sicher auch nicht. Aber Scott war es. Und er war nun Dereks Alpha. 'Mein Alpha...'   Malia interessierte Dereks Gefühlsleben im Augenblick eher weniger. Sie kniete sich vor Stiles hin und beobachtete ihn eine Weile, wie er gegen die Ketten ankämpfte, wenn ihn wieder eine Welle traf und ihn hinterher keuchend und nassgeschwitzt zurücklies. Scott blieb die ganze Zeit an seiner Seite. Irgendwann wurde ihr das aber zu langweilig und sie drehte sich zu Scott und Derek um. "Das hat unsere Pläne ja nun über den Haufen geworfen für heute Abend..." Sie zog einen Schmollmund. "Du wolltest uns doch Pokern beibringen, Derek." Sie ging zu ihm hinüber und hängte sich bei ihm ein und schaute ihn von unten herauf mit großen Hunde- oder eher Coyoten Augen an. Derek sah Malia irritiert an. Er zog die Stirn kraus. "Meinst du nicht wir haben gerade andere Sorgen?" Er deutete auf Stiles. "Hör mal, du magst nach so langer Zeit vielleicht den Vollmond und seinen Einfluss auf uns gewohnt sein und damit umgehen können, aber ER kann das noch nicht. Erinnere dich mal an deinen ersten Vollmond. War das vielleicht witzig?" Über Malias Gesicht glitt ein Schatten und Derek verfluchte sich innerlich für diese Taktlosigkeit. Auch Malia hatte ihr Päckchen zu tragen. Und wer war er, dass er ihr sagen konnte, wie sie mit ihrer Vergangenheit umgehen sollte? Darin war er ja selber nicht gerade ein Experte.  "Wessen war das schon?", fragte sie leise. "Wenn die erste Verwandlung zuschlägt... sterben wäre vermutlich leichter zu ertragen." "Sorry", sagte er. "War nicht so gemeint." Er drückte sie tröstend und legte ihr eine Hand auf den Kopf. "Wenn es dir so wichtig ist, dann pokern wir halt. Wir haben nur ein Problem", er sah von Malia zu Scott. "Hat einer von euch vielleicht Spielkarten dabei?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)