Im Schatten der Zukunft von Ankh_sun_Amun (Noel & Lightning) ================================================================================ Kapitel 8: Im Schatten der Zukunft VIII --------------------------------------- Der Blick seiner unendlich tiefen, meeresblauen Augen wanderte in die Höhe, verschwamm und verlor sich im weißen Nichts. Seine Hände verkrampften sich, Fingernägel bohrten sich kneifend in die empfindliche Haut der Innenflächen, während ungewollte Eindrücke auf ihn einströmten, seinen erschöpften Verstand nicht die leiseste Chance auf eine ruhige Minute ließen. Ihn quälten, ihn einfach nicht los lassen wollten und Erinnerungen immer wieder aufs Neue ans Licht lockten. Eine verzweifelte Geste, wie sein Kopf niedergeschlagen gegen die hebende Bewegung seiner rechten Hand sank und sich in ihr verbarg. Ein gebrochener Laut, der seine Lippen verließ. Der junge Jäger atmete zischend durch seine Zähne. Nicht mehr als ein hoffnungsloser Versuch, sich aus diesem bedauernswerten Zustand zu befreien. Endlich nicht mehr in der Vergangenheit leben zu müssen, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick. Nur um für einen Augenblick nicht mehr zu erinnern, zu verzweifeln oder zu trauern. Ein Wunsch, ein unbedingtes Wollen, das er trotz aller Mühen nicht erreichen konnte… niemals. Egal wie oft er es schon versuchte, es blieb ihm einfach verwehrt. Und er wusste, er war sich sicher, an dem Tag, dem es ihm endlich gelingen sollte, würde es jedoch auch kein Zurück mehr geben. Denn es würde seinen Tod bedeuten… Und alles andere, bis es soweit war… nichts weiter als Verrat. Ein Verrat an seine Freunde, die Menschen, die ihm etwas bedeuteten und er trotzdem nicht retten konnte. Weder seine Eltern, noch seine Freunde. Jul. Caius. Serah. Niemanden von ihnen hatte er retten können, absolut niemanden. „Ich hatte meine Chance, Lightning.“, fing Noel mühevoll einige Fetzen seiner zerstreuten Gedankenwelt zusammen, atmete ein weiteres Mal hörbar und laut aus. „Und was habe ich erreicht? Ich habe die Welt zerstört, eine tolle Leistung. Genau das, was ich doch zu verhindern versucht hatte. Das, was du verhindern wolltest und mir deshalb vertrautest.“ Er schluckte, sein Gesicht verzog sich schmerzerfüllt, während die Lider seiner Augen ihm einfach ergeben zufielen. „Aber ich habe versagt...“, flüsterte er, nicht mehr als ein düsterer Hauch, der seine Lippen verließ und in der erdrückenden Stille, dieser so angespannten Ruhe um ihn unterging und seinen Unmut um nichts zu mildern vermochte. „Ich habe versagt. Für einen kurzen Moment dachte ich, alles sei in Ordnung, doch ich hatte mich getäuscht. Ich hatte einer Illusion geglaubt, für die selbst, wenn sie wahr gewesen wäre, doch der Preis einfach zu hoch war. Es tut mir leid, Lightning, aber ich habe niemanden gerettet. Und Serah…“ Die leise Reaktion in Form eines entlockten Lautes Lightnings, doch der junge Mann schaffte es nicht, seinen Kopf zu drehen, sich der jungen Frau zuzuwenden. Er fand einfach nicht den Mut dazu, ihr ins Gesicht zu sehen, fürchtete sich vor dem, was er erblicken könnte. „Ich habe sie sterben lassen, ließ zu, dass diese Illusion sie tötete…“ Sein Kopf fuhr hoch, machte eine schüttelnde, schnelle Bewegung, als könnte er dadurch den Schmerz seiner Erinnerungen nur irgendwie abschütteln, sie zu Boden fallen und im Nichts verschwinden lassen. Aber das unerträgliche, qualvolle Gefühl in seiner Brust, das sich immer mehr ausbreitete, nicht zuließ, dass seine Gedanken sich woanders hin ableiteten, machte ihm nur einmal mehr deutlich, dass es einfach nicht funktionierte. „Aber Snow…“, seine Stimme versagte, war nur noch ein gehauchtes Krätzen, das er mühevoll unter einem widerlichen Gefühl wie erstickter Tränen in seinem Hals hervorbrachte. „Kein einziges Mal gab er mir die Schuld daran. Nicht ein einziges Mal. Und ich kann es bis heute nicht verstehen.“ Noel seufzte leise, fast eine Spur enttäuscht, wie er selbst feststellte und blies schwach in die Luft, wirbelte die einzelnen, braunblonden Strähnen seines Haares auf. Bilder schossen ihn durch den Kopf, Szenarien, Visionen. Er sah einmal mehr, wie er auf die Prophezeiung traf, sah, wie Lightning durch seine Hand starb. Ersann das Gemisch an Verzweiflung, Hoffnung und Hass, das ihn seit jenem Tag auf Schritt und Tritt begleitete, ihn nie wieder los ließ. Den Moment, an dem er seit so langer Zeit das erste Mal wieder in seinem Leben Zuversicht und Bestimmtheit verspürte. Einen Weg, all seine Fehler wieder ungeschehen zu machen. Der kleine Funken lichtende Hoffnung, den er so sehr brauchte… „Dich zu töten und meinen Traum zu erfüllen, Jul eine schöne Zukunft zu erschaffen, war mein einziges Ziel…“ „Warum hast du dann so schnell aufgegeben?“ Fassungslos schnappte der junge Jäger nach Luft, stieß ein gurgelndes Geräusch durch seinen Hals, als er sich angesichts Lightnings Worte jäh verschluckte. Sein Blick wanderte entgeistert über das schöne Gesicht der jungen Frau vor ihm, wollte etwas erwidern, aber fand keinen einzigen, vernünftig geordneten Gedanken, fühlte sich nicht fähig, auch nur irgendwas zu sagen. Konnte sehen, wie Lightning ihn mit einen für ihn nicht genau definierbaren, aber ruhigen Ausdruck in ihren eisblauen Augen entgegenblickte, ihren gleichmäßigen Atem durch die Stille hören. Ungewollt zuckte er zurück, als sie sich ihrer Nähe bewusst wurde, meinte sogar ihren sanften, liebhaften Duft vernehmen zu können. War sie ihm die ganze Zeit über schon so nah gewesen? „Weil-“, nur eine überforderte, zum Scheitern verurteilte Bemühung, ihr einen guten Grund nennen zu können, warum er es tatsächlich nicht tat. Aber die Vorstellung, Lightning zu töten… Egal wie sehr er es gewollt hatte, wie sehr er sich eine neue, bessere Zukunft wünschte, er hatte nie seine letzten Zweifel und jeglichen Skrupel gegenüber seiner verlangten Tat dazu ablegen, sich nicht vollständig in seiner Verzweiflung und seinen Hass gegen das Schicksal verlieren können. Er konnte es einfach nicht. Nicht schon wieder, nicht so bewusst und vor allem… nicht sie. „Ich kann es nicht.“ Seine Stimme war nur ein leises Wispern, als er es endlich wieder zu sprechen schaffte, den so sehr erforderlichen Mut und die benötigte Kraft fand, sich nicht von dem Gesicht der jungen Frau abzuwenden. Diesen Kontakt und dem emotionalen Chaos, der ihn dieser bescherte, nur irgendwie auszuhalten. „Eins ist mir klar geworden. Ich kann dich nicht töten, Lightning.“ „Und was ist mit Jul?“ Abermals schüttelte Noel seinen Kopf. Nein, auch für sie nicht. Er konnte es nicht tun. Er konnte diese innerliche Mauer in sich einfach nicht überwinden, fühlte sich beim Gedanken daran, der Vorstellung, der jungen Frau auch nur irgendwas anzutun, so schmutzig, so unwiderruflich schuldig. Nein, das wollte er nicht. Nicht noch einmal . „Noel, du gehörst in die Zukunft. Du und Jul, ihr beide. Niemand verdient mehr einen Neuanfang in einer neuen, besseren Welt wie du.“ Der Anflug eines schweren, bitteren Lächelns bildete sich auf seinen Lippen, während sein Blick kurz durch die weiße, unendliche Stille um ihn glitt. „Eine neue Welt also. Hat dein Gott etwa vor uns ein Paradies zu bauen? Vielleicht sowas… wie das hier?“, Skepsis schwang in seiner Stimme mit, ein schwaches Lächeln, denn es war eine absurde Vorstellung. „Weißt du, dann doch lieber Walhalla, da gibt es wenigstens Sand und Wasser.“ „Noel…“, die Stimme Lightnings an seinem Ohr klang mit diesen einen Wort, seinen Namen, kurz amüsiert, bevor sie mit ihrer sonst gewohnten, ruhigen Art weitersprach. „Diese Welt kennt ihre eigenen Sünden nicht, du wirst dich, wenn du in ihr weiterhin verweilst, nur verlieren, vergessen und sterben. Das hast du nicht verdient.“ „Was denn sonst?“, fragte er, vielleicht eine Spur zu energisch, viel zu wütend, obwohl es gar nicht seine Absicht war, doch es kam einfach so rausgerutscht und war nicht wiederrufbar. „Tut mir leid…“, setzte er ruhiger mit an. Doch das einzige, was er nur noch tun konnte, war abzuwarten. Auf den dreizehnten Tag zu warten, den Tag, an dem der Untergang bevorstand, das Chaos, das er damals selbst über diese Welt zerstreute, jedes letzte Licht und Leben verschlang. Es war unabwendbar und was danach geschehen würde, hatte für ihn keine Bedeutung mehr. Den es gab nichts mehr, was er noch machen konnte und die Zeit lief ab, solange sie es noch selbst konnte, es ihr noch möglich war. Glück verlor da seine Bedeutung… Er war für all das verantwortlich. Und selbst wenn es irgendwo Hoffnung für ihn gab, wenn Lightnings Worte stimmten und sie ihm wirklich helfen konnte, hätte er es tatsächlich verdient? Glücklich zu sein…? Er wünschte er könnte sie unterdrücken, seine Verzweiflung und Hilfslosigkeit, würde sie nicht wie ein altes, offenes Buch in seinen Augen tragen und Lightning so die Gelegenheit geben, mühelos aus ihnen zu lesen. Vergrub sein Gesicht zwischen seinen beiden Händen, ledernen Schutzstoff, Bändern und Klimpern, bis seine Finger sich ungeschickt in seinen Haaren versenkten. Und nach einer kurzen Weile spürte er, wie sich sanfte, schlanke Finger um seine Handgelenke schlossen, warme Haut auf seiner eigner. „Noel, niemand hat es mehr verdient als du, glücklich zu sein. Bitte glaub mir.“, hörte er Lightnings Stimme, weich und anschmiegsam, wieder einmal, ihm eine Spur zu nah. „Du musst nur selbst dran glauben.“ Nervös versuchte der junge Mann seine Anspannung runterzuschlucken, konnte nicht verhindern, dass der Ton, der dabei unfreiwillig seinen Hals verließ, wie ein unkontrolliertes Wimmern klang. Fühlte sie plötzlich wie genfangen, als ein Empfinden, ein Gefühl jäh durch seinen ganzen Körper strömte. Etwas ihm eigentlich völlig fremdes, und doch bekanntes, irgendwie vertrautes. Etwas, das er glaubte, erst vorkurzem gespürt zu haben… Wärme und Nähe… Geborgenheit… Verdammt, warum überliefen ihn diese Gefühle ausgerechnet jetzt, wo es unpassender doch gar nicht sein konnte, es keinen Grund dafür gab? „Bitte Noel, reiß dich zusammen…“, vernahm er die leise Bitte der jungen Frau und fuhr erschrocken auf, blickte direkt in ihr wunderschönes Gesicht, in sanftes Eisblau. Er schluckte, fühlte eine ungewöhnliche Unruhe in sich aufsteigen. Bei Etros gefallener Macht, was für einen Eindruck musste er gerade nur auf Lightning machen? Seine plötzliche Verwirrtheit? Sie musste glauben, er verlor grad den letzten Funken klarer Besinnung, seinen Verstand. Auch wenn das ja nicht so ganz gelogen wäre… Verflixt, was war denn auf einmal los mit ihm? „Es ist alles in Ordnung.“, antwortete er abwesend, ein bisschen unecht. „Hmm… so geht es wohl nicht.“ Direkt neben, vor sich hörte er das leise Rascheln von Stoff, starrte etwas gedankenlos auf die junge Frau vor ihr, verfolgte ihre Bewegungen. Fühlte, wie das warme Gefühl ihrer Finger von seinem Gelenk verschwand sah, wie sie sich vorsichtig vor ihm erhob. Und er war außerstande irgendwas zu sagen, diese plötzliche Situation auch nur ansatzweise in seinem Kopf zu ordnen. Verstand sich selbst, seine eigenen Gedanken gerade nicht. Und das gefiel ihm nicht, so überhaupt nicht. Er musste das Durcheinander, das auf einmal so in seinem Kopf aufgetaucht war, unter Kontrolle kriegen. Diese Unsicherheit in seinem Inneren. Diese vage Sehnsucht, stille Bewunderung und leise Erleichterung, die seinen Körper so plötzlich überfielen, in ihm zusammenbrachen. Versuchte sich dagegen zu wehren, gegen diese Empfindungen, die eigentlich gar nicht so unangenehm waren. Nur lästig, verhindernd, gefährlich. Etwas, das er in den letzten Jahren einfach nicht zulassen durfte, nicht wollte… „Noel, bitte sag mir was du willst. Sag mir, wie ich dir helfen kann.“ Sein Kopf drehte sich und Noels meeresblauen Augen folgten Lightnings Hand, beobachteten, wie sie sich in einer gezielten Bewegung auf seinen linken Oberarm legte. „Was wünscht du dir am allermeisten?“, fragte ihn die junge Frau, ernst und gleichzeitig so sanft, hielt ihn über die Zeit immer noch an seinem Arm. Der junge Jäger öffnete seinen Mund, haderte, wollte antworten, doch einen wirklichen Ton bekam er erst nach einigen Versuchen zustande, hielt seinen Kopf gesenkt nach unten. „Hoffnung… Ich… Ich will eine Zukunft… Ich will Jul… ich will Serah zurück… Ich will-“, seine Stimme war zittrig, schwach und er schaffte es nicht seinen Blick zu heben. Er wollte… Energisch schüttelte Noel seinen Kopf, schickte einen verbissenen Atemzug während dieser Bewegung durch seine Lippen. Er wollte… Sein ganzes Leben lang hatte er sich selbst angelogen, die letzten Jahre immer mehr geglaubt, dass Gefühle nur eine Schwäche waren, ein Manko, das mit nur einer Tat, einem Wort jemanden verletzen, vernichten konnte. Und doch hatte er es nie verhindern können. Obwohl er sich so viel Mühe gegeben hatte, er hatte versagt… In einem Umfeld, in dem es nicht viel gab. Keine Hoffnung, keine Liebe. Das Glück auf eine Zukunft. Die einzigen Personen, die er je in sein Herz gelassen hatte… waren alle tot. Bis auf eine Ausnahme… Der Kopf des jungen Mannes senkte sich weiter, seine Augenlider kniffen sich verzweifelt zusammen, während sein linker Unterarm sich langsam, abwesend in die Höhe hob, die Finger seiner Hand sich auf die Lightnings auf seinem Oberarm legte. Eine hilflose Geste, ein schmerzhaftes Realisieren. Etwas, das er weder kontrollieren, noch beeinflussen konnte. Ein Gefühl, ein Empfinden, welches er immer mehr wahrnahm, immer mehr verstand. Er wollte… Für einen kurzen Moment verselbstständigten sich seine Gedanken, drangen in Erinnerungen ein, holten Bilder zuvor. Den Tag, an dem er nach Walhalla gerufen wurde, er Lightning das erste Mal traf. Wie er sie das erste Mal vor sich im Himmel erblickte, sie ihm zur Rettung eilte. Auf Odin, gekleidet in silbernen Schimmer und mit weißen Gefieder. Anmutig, stolz, stark. Nur ein Augenblick, ein winziger Atemzug, mit dem sie ihn völlig in ihren Bann gezogen und ihn seit daher nie wieder losgelassen hatte. Es war zu spät, zu spät um zurückzukehren. Warum hatte er nur nicht besser aufgepasst? Verhindert, dass sich stille und heimliche Bewunderung, vielleicht nicht zur Liebe, aber zu etwas entwickelte, das dem schon ziemlich nach kam. Begehrende Verfallenheit… „Ich...“, seine Stimme brach wieder, denn es waren Verzweiflung, Sehnsucht und Selbsthass, die sie in dem Moment unter ihren Gewicht untergraben, während sein Geist um eine Entscheidung rang… Noel seufzte geschlagen, bevor der Blick seiner Augen nach oben wanderte. Entlang an langen, nackten Beinen, weißbeigen, dicken Stoff, der sich an einer schlanken, wohlgeformten Hüfte schmiegte, einen in komplettem Schwarz gekleideten Bauch, einer Brust. Der verführerischen Line eines schlanken Halses, bis in das hübsche Gesicht Lightnings. Über sinnliche Lippen zu den warmherzigen Blick zweier kristallklaren Augen. Er wollte… Wärme… und Nähe… Unverhofft musste der junge Mann schlucken, ein Mal und zweites Mal, als er bemerkte, wie er die junge Frau vor sich ansah, sich sicher war, in stummes Starren verfallen gewesen zu sein. Seine Gedanken nicht mehr zu kontrollieren wusste. „Was ist, wenn das, was man sich wünscht… nicht möglich ist...?“, flüsterte, fragte seine Stimme, konnte nicht nur sehen, sondern auch auf ungewöhnlich intensive Art spüren konnte, wie Lightning ihn einfach nur verwundert ansah. Die Wärme ihrer Hand entfernte sich von ihm, entzog sich seinem eigenen, lockeren Kontakt, als sie ihren Arm etwas unschlüssig zurückzog. „Was für ein Wunsch?“, war die unerwartete Frage der jungen Frau, die Noels Körper leicht erschrocken zusammenzucken ließ. Immer und immer wieder konnte der junge Jäger nichts anderes tun, als seinen Kopf zu schütteln. Wusste nicht, woher diese ihm gar geheimnisvoll vorkommende, magische Faszination, die diese Frau aus ihm ausübte, herrührte. Doch er wusste, dass sie da war. Ihn verwirrte, ihn verrückt machte und eine Neugier, ein Begehren nach tieferen, ihn unbekannten Empfinden weckte. Und es war so ungewohnt, solche Momente, in den man sich nicht kontrollieren konnte, Gedanken eine Richtung nahmen, die das Herz, aber nicht der Verstand sprach. Gedanken über warme Haut, die Nähe eines Körpers, die man nur einmal zu berühren wünschte. Wenn man etwas so falsches zu akzeptierten anfing… „Noel?“, Lightnings helle, sanfte Stimme riss ihn unerwartet aus seiner Gedankenwelt, ließ ihn aufschrecken, feststellen, dass er für einen Augenblick unaufmerksam gewesen war und die Finger seiner linken, mit Leder behandschuhten Hand ballte sich krampfhaft zur Faust, nur um kurz darauf sofort wieder etwas zu entspannen. Er wollte… „Manche Wünsche sollten vielleicht besser unausgesprochen bleiben…“, schaffte er es jedoch sich endlich wieder ein kleines bisschen zur Klarheit zu reißen, wagte gleichzeitig einen genaueren, weiteren Blick in das Gesicht der jungen Frau vor ihm. Er wollte, aber er durfte nicht… nichts riskieren, Lightning nicht vielleicht enttäuschen, sie nicht benutzen. Und konnte sich trotzdem einfach nicht erwehren, sich nicht abwenden. Konnte nicht die Kraft aufbringen, sich wegzudrehen, als sanfte, eisblaue Augen direkt in die seine blickten und jeden Gedanken der Vernunft wieder verbuffen ließen. Fühlte sich der jungen Frau schutzlos ausgeliefert, war nicht in der Lage, noch irgendein Gedanken und Gefühl , der ihr galt, zu verbergen, zu ignorieren. Noel stöhnte gequält auf, war aufgebracht aufgesprungen und hatte sich verzweifelt abgewendet. Ein ersticktes, unzufriedenes Knurren entkam seinem Mund, während seine beiden Arme sich schnell in die hoben und die Finger seiner Hände sich grob in seinen Haaren vergruben. Was sollte er nur tun? Und was… durfte er tun? „Noel, was ist denn bloß los mit dir?“, hörte er Lightning neben sich ihn etwas schärfer als sonst sagen, spürte im nächsten Moment, wie jene nach seinen Arm fasste, ihn ungewohnt grob umgriff, so stark, dass wenn er nicht wusste, wie stark diese Frau wirklich wahr, es ihn vermutlich überrascht hätte. Er stieß einen erstickten Laut über seine Lippen, fühlte die Hand Lightnings, ihre warmen Finger, die sich fest um seinen Oberarm geschlossen hatten, eine Berührung, die seine Gedanken in ein noch viel größeres Chaos als ohnehin schon stürzte, sein überrumpeltes Herz einen Schlag aussetzten, und ihn das Atem vergessen ließ. Und bevor der junge Mann die Gefühle, diese Empfindungen, die so wahnsinnig haltlos über ihn hereinbrachen, irgendwie benennen, sie nur ansatzweise verstehen konnte, war es um ihn geschehen. Das, was hier gerade geschah, er wollte es! Die Bewegung seines ausgesteckten Armes, nur um die junge Frau hinter, neben ihm, genauso mit seiner Hand am Arm zu packen, Finger sich um weiche, warme Haut schließen zu lassen. Sie mit einen Ruck zu sich zu ziehen, um sich selbst, auf der gleichen Stelle stehend, umzudrehen, die andere, freie Hand in den Nacken zu legen und Finger suchend in morganitfarbendes Haar zu stecken. Um sich zu holen, wonach es ihm verlangte… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)